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Helping savings and retail banks thrive. Q3 DE Verhältnismäßigkeit hilft Banken und ihrem Personal Steigende Nachfrage nach erfahrenen Arbeitnehmern, da EU-Banken auf der Suche nach versiertem Personal sind (Seite 9) Ein Bericht von Nordic Financial Unions über die Perspektiven der Beschäftigten im Hinblick auf Regulierung und Compliance (Seite 15)

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Helping savings and retail banks thrive.

Q3 DE

Verhältnismäßigkeit hilft Banken und ihrem Personal

Steigende Nachfrage nach erfahrenen Arbeitnehmern, da EU-Banken auf der Suche nach versiertem Personal sind (Seite 9)

Ein Bericht von Nordic Financial Unions über die Perspektiven der Beschäftigten im Hinblick auf Regulierung und Compliance (Seite 15)

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ESV IN ZAHLEN

ESV-Mitglieder in der EU führen

€500 Mrd. an KMU-Darlehen in ihren Büchern. Dies entspricht rund einem Drittel des Marktes.

Bei uns liegt der Anteil der Darlehen am Vermögen bei 67% und ist damit höher als im restlichen EU-Banken -sektor. Das zeigt, dass wir besser als andere Einlagen in Darlehen umwandeln.

939 Banken 56.000 Geschäftsstellen 780.000 Mitarbeiter

Ein Drittel

der Europäer auf der Suche nach Bankdienstleistungen kommt zu unseren Mitgliedsbanken.

n Kreditvergabe durch die ESV

n Andere Banken

DIE NÄCHSTEN TERMINE 2.-4. Oktober – 2. Workshop über finanzielle Inklusion in ländlichen Gebieten, Bangladesh 12. Oktober – WIS-Empfang beim Meeting von Weltbank und IWF 2018, Bali Nusa Dua, Indonesien 26. Oktober – WIS Innovations-Workshop, Istanbul, Türkei 14. November – WIS Vorstandssitzung und Hauptversammlung, Neu-Delhi, Indien 15.-16. November – Weltkongress der Sparkassen und Retailbanken in Neu-Delhi, Indien

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news & views

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Die jüngsten Feierlichkeiten in Berlin zum 200jährigen Bestehen der Berliner Sparkasse und der Caisses d'Epargne in Frankreich haben mich und andere WIS-Mitglieder daran erinnert, dass Sparkassen und Retailbanken sich stets umfassend um Kundennähe bemüht und dabei auf die Wurzeln der Sparkassen mit der Hilfe zur Selbsthilfe aufgebaut haben. Das ist in unserer heutigen schnelllebigen Welt nicht anders. Es bedarf harter Arbeit, Innovationsfreude und regulatorischer Rahmenbedingungen, die unser Streben begünstigen und nicht behindern, um bedarfsgerecht zu handeln und dabei Haushalten, örtlichen Gemeinden und Volkswirtschaften durch einen regionalen Ansatz zur Seite zu stehen.

Damit die Bemühungen von Sparkassen und Retailbanken an ihren Einsatzorten Wirkung zeigen, müssen die Regulierungs -behörden unseren einzigartigen Ansatz im Bankensektor berücksichtigen. Sie haben für Universalbanken sehr präzise Regeln aufgestellt, die deutlich komplexer sind als für Sparkassen und Retailbanken erforderlich wäre. Deshalb kann hier der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit helfen.

In dieser Ausgabe von News & Views beleuchten wir das Thema Verhältnis -mäßigkeit aus zwei Blickwinkeln: Zum einen aus der Warte der Beschäftigten. Dazu basieren wir uns auf zwei aktuelle Berichte, die unseren Appell nach einem ausgewogenen Regulierungsansatz stützen. Beide enthalten Informationen, aus denen die negativen Folgen eines extrem belastenden Regulierungssystems für Banken und vor allem für ihre Mitarbeiter hervorgehen. Ein Bericht kommt von den Nordic Financial Unions (NFU) und zeigt auf, dass Compliance den Druck auf die Beschäftigten der Finanzbranche erhöht und sie zwingt, sich zwischen gutem Kundenservice und der Einhaltung der Gesetze und Bestimmungen zu entscheiden.

Die zweite von der ESV und europäischen Sozialpartnern herausgegebene Studie zeigt, dass sich die Einstellungskriterien geändert haben und auf Grund des gestiegenen regulatorischen Drucks

inzwischen vor allem Wert auf gut ausgebildete Mitarbeiter gelegt wird. Aus dem Bericht ergibt sich ein Anstieg des Durchschnittsalters und des Bildungsniveaus von Bankangestellten seit der Finanzkrise von 2007/2008.

Gleichzeitig ist ein deutlicher Rückgang bei den Einstellungen von Nachwuchs zu verzeichnen. Nach Meinung der beteiligten Sozialpartner tragen die in rascher Abfolge verabschiedeten Bestimmungen dazu bei, dass die Compliance immer schwieriger wird.

Die beiden Studien untermauern unseren Standpunkt, dass Verhältnismäßigkeit dringender denn je erforderlich ist. Das brachte auch der neue ESV-Präsident Helmut Schleweis zum Ausdruck, als er feststellte, wie wichtig es ist, politischen Entscheidungsträgern den Bedarf an angemessenen und besseren Bestimmungen zu vermitteln, die für dezentralisierte Institute wie Sparkassen und Retailbanken geeignet sind, die als treibende Kräfte für die Finanzierung der Realwirtschaft fungieren. Diese Argumente werden von allen WIS-ESV-Mitgliedern in rund 80 Ländern geteilt.

Die zweite Sicht auf die Verhältnis mäßig keit kommt aus den USA, wo der Prosperitäts -plan unseres US-amerikanischen Mitglieds ICBA die Politiker zur Verabschiedung eines neuen Gesetzes inspirierte:

dem überparteilichen Economic Growth, Regulatory Relief and Consumer Protection Act für Wirtschaftswachstum, Entlastung und Verbraucherschutz.

Dieses Gesetz enthält regulatorische Maßnahmen zur Entlastung von Lokal -banken. Dazu äußerte sich auch Rebecca Rainey als neuer CEO von ICBA.

Auch in Europa kommt die Verhältnis -mäßig keit voran, wie unlängst bei mehreren Treffen mit EU-Politikern festgestellt werden konnte. Wir haben mit ihnen die Lage in groben Zügen und in hochtechnischen Bereichen erörtert. Im Hinblick auf die gesetzliche Verankerung der jüngsten Reformen im Zuge von Basel IV wiesen wir darauf hin, dass der Mangel an Risikosensitivität, die die Einführung eines Output Floor mit sich bringen würde, höchst problematisch ist. Die Risiko -sensitivität darf in Europa nicht den Basel IV-Reformen geopfert werden.

Wir müssen den politischen Entscheidungs -trägern auch klar machen, dass der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit bei der Regulierung des Bankwesens Sparkassen und Retailbanken dabei helfen kann, dafür zu sorgen, dass sich die Globalisierung positiv für alle auswirkt, was im Übrigen auch das Thema unseres Weltkongresses 2018 in Indien ist. l

LEADERS

Verhältnismäßigkeit gewinnt an Bedeutung

WSI-ESV-GESCHÄFTSFÜHRER CHRIS DE NOOSE

Die Regulierungs -behörden müssen unseren einzig -artigen Ansatz im Bankwesen berücksichtigen.

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World Savings and Retail Banking Institute European Savings and Retail Banking Group aisbl

Rue Marie-Thérèse, 11 • B-1000 Bruxelles Phone + 32 2 211 11 11 • Fax + 32 2 211 11 99 [email protected] • www.wsbi-esbg.org

News and Views erscheint vierteljährlich; Herausgeber: WIS-ESBG in Brüssel, Belgien. Die Zeitschrift wird an Privat -personen und Unternehmen aus dem Finanzsektor in über 50 Ländern, einschließlich aller WIS-ESBG-Mitgliedsinstitute, verteilt. Eine elektronische Ausgabe dieser Ausgabe von News and Views finden Sie auch auf unserer Website www.wsbi-esbg.org

Verantwortlicher Redakteur: Chris De Noose, Geschäftsführer WIS-ESBG Redakteure: James Pieper, Senior Communications Adviser und Dirk Smet, Communications Manager Design & Layout: altera

news & views

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VERHÄLTNISMÄSSIGKEIT

WIS-Geschäftsführer Chris De Noose erläutert, wie ein angemessener Ansatz in der Bankenregulierung Banken dabei hilft, innovativ zu sein und ihre Kunden besser zu bedienen.

„In dieser Ausgabe von News & Views beleuchten wir das Thema Verhältnis -mäßigkeit aus zwei Blickwinkeln.“

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LEADERS 3 Verhältnismäßigkeit gewinnt an Bedeutung

6 WIS-Mitgliederprofil: Einblick in die Pläne von Rebecca Romero Rainey von ICBA für die erfolgreiche Entwicklung von Lokalbanken

7 Ernennung von Helmut Schleweis zum ESV-Präsidenten

8 Sieg der Lokalbanken: Gesetzliche Veran -kerung der Verhältnismäßigkeit in den USA

FEATURE

9 Suche von EU-Banken nach erfahrenem Personal führt zu steigender Nachfrage nach älteren Arbeitnehmern

10 Französische und deutsche Sparkassen feiern gemeinsam ihr 200jähriges Bestehen

11 WIS-ESV als Unterstützer der UNEP-Finanz -initiative

ESV-UPDATE

12 EU-Politiker treffen ESV-Mitglieder beim Lunch der Retailbanken

13 Standpunkt der ESV zum FinTech-Aktions -plan der EU-Kommission

14 NFU-Bericht: Einblicke des Präsidenten der Nordic Financial Unions Michael Budolfsen

15 Bericht der Nordic Financial Unions zu den Aussichten für Arbeitnehmer im Rahmen von Regulierung und Compliance

16 NFU-Bericht: Ansichten eines ESV-Mitglieds

18 Finanzbildung: Quo Vadis?

20 Offenlegung notleidender Risikopositionen (NPE): Höhere Kosten würden vor allem kleine Institute treffen

21 Unnötig: EBA-Leitlinien zu CRR-Hochrisiko -positionen

22 DSGVO: Neun Fragen zum Datenschutz

WIS-UPDATE

23 Haasis von WIS: Mehr Wirtschaftswachstum in der EU durch erhöhten Stellenwert von Lokalbanken

24 Sparkassen und Retailbanken im Zeitalter der Digitalisierung: Entwicklung einer erfolgreichen Strategie

27 Studienbesuch: Besuch von BTN bei Postal Savings Bank of China

28 Für die Postbanken geht es um alles oder nichts

30 Neue Broschüre: ‚Banking. Serving. Thriving.‘ in Asien

FINANZIELLE INKLUSION

31 Postbank Kenya im Rampenlicht: Unter -stützung von Spartätigkeit und Finanzbildung

32 Advans Cote d’Ivoire und WIS unterzeichnen ein MoU zur Unterstützung der Spartätigkeit von Kleinbauern

33 Brief an The Economist zum Thema finanzielle Inklusion: Die Banken dürfen nicht abgeschrieben werden!

34 Ernüchternde Informationen zum Thema finanzielle Inklusion

35 WIS bei den European Development Days

36 Afrikanische Postämter: An vorderster Front bei Geldsendungen und Finanz dienst -leistungen in ländlichen Gebieten

38 Das WIS unterstützt den Internationalen Tag der Überweisung an Familienangehörige

INNOVATION HUB

39 Start des Podcast mit einem Austausch über finanzielle Inklusion

40 Ein WIS-ESV-Workshop befasst sich mit den aktuellen Herausforderungen für das Bankwesen

41 B-HIVE und WIS-ESV unterzeichnen eine Partnerschaftsvereinbarung

TERMINE

42 Diesen November: Weltkongress der Sparkassen und Retailbanken 2018 in Neu-Delhi

INHALT

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IN ALLER KÜRZE

Suche der EU-Banken nach erfahrenem Personal führt zu gestiegener Nachfrage nach älteren Arbeitnehmern Finanzkrise, Digitalisierung, Markt verän -derungen und zunehmend komplexere EU-Regulierung haben zu neuen Einstellungstrends im Bankensektor geführt. Insgesamt schrumpfende Beschäftig -tenzahlen im Finanzdienstleistungssektor, Chancen für ältere Arbeitnehmer für eine späte Karriere im Bankensektor, ein gleichzeitig deutlicher Rückgang bei der Einstellung von Nachwuchs und eine Mehrheit weiblicher Beschäftigter in der europäischen Bankenbranche sind die Hauptergebnisse einer Studie, die am 28. Juni von den Sozialpartnern der europäischen Bankenbranche veröffentlicht wurde. Seite 9 l WIS-ESV als Unterstützer der UNEP-Finanzinitiative WIS-ESV trat unlängst dem Umwelt -programm der Vereinten Nationen - Finanzinitiative (UNEP FI) bei, einer Partnerschaft zwischen dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen und einem weltweiten Netzwerk mit Finanzinstituten. Im Rahmen von UNEP FI unterstützen über 200 Finanzinstitute ein nachhaltiges internationales Finanzwesen. Seite 11 l

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Von Taos, N.M., nach Washington, D.C.: Die unglaubliche Reise der neuen ICBA-Präsidentin und CEO Rebeca Romero Rainey. Nachstehend äußert sie sich zur Branche der Lokalbanken und verrät uns, warum deren Erfolg ihr so viel bedeutet. Einer von Rebeca Romero Raineys wichtigsten Charakterzügen ist ihre felsenfeste Überzeugung, dass Heraus -forderungen und Chancen ein und dasselbe sind. Auf meine Frage nach ihrer Ansicht zu den größten aktuellen Herausforderungen für Lokalbanken spricht sie deshalb mit einem freundlichen Lächeln eine Reihe von Chancen an. Rebeca Romero Rainey, die den Posten als ICBA-Präsidentin und CEO im Mai übernahm, verweist auf drei kritische Faktoren für das Wachstum der Branche: Förderung von Innovation, Entlastung bei der Regulierung und Nachfolgeplanung.

Diese Aspekte sind ihres Erachtens die Schlüssel zum Erfolg auf einem Marktplatz, der sich rasant wandelt, sei es im Hinblick auf FinTech, Compliance oder die neuen Erwartungen der Millennials und der Generation Z an die Arbeitswelt.

Erstens: Innovation. Für Rebeca Romero Rainey geht es darum, wie Lokalbanken Technologie nutzen können, um eine außergewöhnliche Kundenerfahrung zu bieten, während sie gleichzeitig effizient genug sind, um neue Produkte und Dienstleistungen einzuführen und im Wettbewerb mit FinTech-Anbietern und Großbanken zu bestehen. Insbesondere spricht sie Technologien an, die in die „Regtech“-Kategorie fallen und bei der Vereinfachung der Compliance-Vorgänge in den Kulissen helfen, damit Bankan ge -stellten mehr Zeit für Kundenpflege bleibt.

Zweitens: Lockerung der Regulierung. Laut Rebeca Romero Rainey ist das amerikanische Gesetz für Wirtschafts -wachstum, regulatorische Entlastung und Verbraucherschutz (S.2155) Grund zu Optimismus. (Hinweis des Herausgebers: Die endgültige Fassung dieses Gesetzes wurde erst nach der Veröffentlichung im Independent Banker Magazine verabschiedet. Siehe nächsten Bericht.).

„Das zeigt, dass es überparteiliche Unterstützung für Lokalbanken gibt,“ so Romero Rainey, „und ich hoffe, dass uns dies weitere Chancen bietet, spezifische Aspekte der regulatorischen Belastung anzugehen und gleich berechtigte Chancen für Lokalbanken zu schaffen.“

Ihr letzter Schwerpunktbereich ist die Nachfolgeplanung, ein Bereich, mit dem sie Erfahrung aus erster Hand hat. Als Lokalbankerin in dritter Generation übernahm Rebeca Romero Rainey bereits in jungen Jahren die Leitung der Centinel Bank of Taos.

„Ich habe mich umgesehen und kaum junge Menschen gesehen,“ so ihre Feststellung. „In der heutigen Zeit ist die Nachfolgeplanung in Bezug auf Unter -nehmensführung und Besitzverhältnisse von kritischer Bedeutung. Wie können wir Lokalbanken bei der Entwicklung künftiger Führungspersönlichkeiten und bei der Schaffung eines Umfelds unterstützen, das Interesse am Engagement in dieser Branche weckt?“

Diese Faktoren, so Romero Rainey, sind entscheidend, wenn wir Nachwuchs für die Lokalbankbranche gewinnen wollen. Ihres Erachtens ist das Branchen -wachstum ein „riesiges Problem“, vor allem in Gemeinden ohne Lokalbankpräsenz.

BRANCHENFÜRSPRECHERIN

Die Liebe zu ihrem Beruf weckte bei Romero Rainey das Interesse an der Lokalbankbranche im weitesten Sinne.

WIS-Mitgliedsprofil Einblick in die Pläne von Rebecca Romero Rainey von ICBA für die erfolgreiche Entwicklung von Lokalbanken DER NACHSTEHENDE ARTIKEL IST EIN AUSZUG AUS EINEM BERICHT IM INDEPENDENT BANKER MAGAZINE.

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Das zeigt, dass es überparteiliche Unterstützung für Lokalbanken gibt.

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Ernennung von Helmut Schleweis zum ESV-Präsidenten

Dreijährige Amtszeit im Zeichen der Digitalisierung und komplexer EU-Bestimmungen für die europäischen Sparkassen und Retailbanken. Der Vorstand der Europäischen Sparkassenvereinigung (ESV) ernannte am 28. Juni den Vorsitzenden des deutschen Sparkassenverbandes Helmut Schleweis zum Präsidenten der Vereinigung für eine mit sofortiger Wirkung beginnende Amtszeit von drei Jahren.

Seine Ernennung kommentierte Helmut Schleweis wie folgt: „Während meiner Amtszeit werden wir den Austausch mit politischen Entscheidungsträgern über angemessenere und bessere Bestimmungen fortsetzen, die für dezentralisierte Institute wie Sparkassen und Retailbanken besser geeignet sind, die die treibenden Kräfte für die Finanzierung der Realwirtschaft sind. Wir begrüßen die Fortschritte der Gesetzgeber in der EU, aber weitere Maßnahmen sind erforderlich. In wirtschaftlicher Hinsicht sollten die Rahmenbedingungen zur Förderung des Wachstums die Bemühungen der ESV-Mitglieder berücksichtigen, ihren Bestand an KMU-Darlehen in Höhe von € 500 Mrd. zu erhöhen.“

Der neue Vorstand unter Leitung von Herrn Schleweis wird auf die wertvolle Arbeit des scheidenden ESV-Präsidenten Isidro Fainé aufbauen. Die neu ernannte Führungs -spitze übernimmt das Steuer in einer Zeit, in der die ESV den Ideenaustausch unter ihren Mitgliedern und die politische

Unterstützung fördert, damit Sparkassen und Retailbanken in einer digitalisierten Welt bestehen können.

Der Vorstand: PRÄSIDENT

• Helmut Schleweis, ESV-Präsident; Präsident des deutschen Sparkassenverbandes (Deutschland)

VIZEPRÄSIDENTEN

• Isidro Fainé, ESV-Vizepräsident; Präsident, Ceca (Spanien)

• Laurent Mignon, ESV-Vizepräsident; Vorsitzender des Verwaltungsrates, Groupe BPCE (Frankreich)

• Birgitte Bonnesen, ESV-Vizepräsidentin; Präsidentin & CEO, Swedbank (Schweden)

• Gerhard Fabisch, ESV-Vizepräsident; Präsident, Österreichischer Sparkassenverband (Österreich)

• Giuseppe Ghisolfi, ESV-Vizepräsident und Schatzmeister; Präsident, ACRI (Italien)

Dazu WIS-ESV-Geschäftsführer Chris de Noose: „Helmut Schleweis bringt 45 Jahre Erfahrung in der Arbeit mit den deutschen Sparkassen mit. Er hat im Laufe seiner Karriere ein aufrichtiges Engagement für lokal verankerte, innovationsgetriebene Retailbanken an den Tag gelegt. Ich freue mich darauf, eng mit Präsident Schleweis zusammenzuarbeiten und die ESV als europäische Stimme der Sparkassen und Retailbanken voranzubringen. l

Sie war Mitglied des FDIC Advisory Committee on Community Banking und des Kansas City Federal Reserve Community Depository Institution Advisory Council. Sie war Vorsitzende und Vorstandsmitglied der Independent Bankers Association of New Mexico. Sie traf sich mit dem neuen ESV-Präsidenten Helmut Schleweis sowie mit den Präsidenten Obama und Trump, um über Lokal banken zu diskutieren. Für ICBA saß sie in zahlreichen Ausschüssen, von denen sie mehrere leitete, darunter das Federal Delegate Board und der Minority Bank Council des Verbands. 2016 wurde sie zur ICBA-Vorsitzenden gewählt.

Als ICBA den Posten als Präsidentin und CEO an sie herantrug, so Romero Rainey, habe sie sofort Demut und eine große Ehre empfunden. Dabei gab es einiges zu berücksichtigen, ein -schließlich eines Umzugs ans andere Ende des Landes mit Ehemann John und den beiden kleinen Töchtern, sowie der Aufgabe ihrer Führungs -position bei Centinel Bank. Romero Rainey sagt, ihre endgültige Entscheidung sei von der Chance getragen worden, eine starke Zukunft für Lokalbanken sicherzustellen. l

Von Andrea Lahouze. Foto: Stephen Gosling.

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LEADERS

NÄHERE EINZELHEITEN ZU REBECA RAINEY IM INDEPENDENT BANKER MAGAZINE UNTER BIT.LY/2NRVAE6 ODER DURCH SCANNEN DIESES QR-CODES.

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Ein wachstumsförderndes Gesetz soll Lokalbanken jeder Größe helfen. WSI-Mitglied The Independent Community Bankers of America® (ICBA) dankte US-Präsident Donald Trump für die Unterzeichnung des überparteilichen Economic Growth, Regulatory Relief and Consumer Protection Act (S. 2155). Durch das neue Gesetz soll der Zugang von Verbrauchern zu Krediten und Geschäfts -darlehen auf lokaler Ebene im ganzen Land verbessert werden, so der Verband. Das amerikanische Repräsentantenhaus verabschiedete das auf dem ICBA-Wohl -stands plan basierende Gesetz wenige Tage zuvor mit 258 zu 159 Stimmen, nachdem der Senat im März bereits mit 67 zu 31 Stimmen zugestimmt hatte.

„Dieses wegweisende Gesetz, das heute vom Präsidenten unterzeichnet wurde, stellt eine deutliche Entlastung für die Lokalbanken unseres Landes dar, die damit erheblich besser aufgestellt sind, um ihr umfassendes wirtschaftliches Potenzial zum Vorteil ihrer Kunden und der Gemeinden zu nutzen,“ so ICBA Präsidentin und CEO Rebeca Romero Rainey.

„Während sich dieses neue Gesetz positiv auf die Lokalbanken auswirken wird, liegt noch viel Arbeit vor uns, um ein gestaffeltes und verhältnismäßiges regulatorisches Umfeld sicherzustellen, das es Lokalbanken und lokalen Gemeinschaften ermöglicht, erfolgreich zu sein.“

Aus einer neuen Übersicht geht der Kampf der ICBA für regulatorische Entlastung hervor. Sie zeigt auch, dass das Gesetz nach jahrelanger Öffentlichkeitsarbeit von ICBA und Lokalbanken unterzeichnet wurde.

Die unermüdliche Unterstützungskampagne der ICBA umfasste mehrere hundert Treffen mit Politikern im Kapitol und im Weißen Haus, zehntausende Botschaften von lokalen Bankern an Abgeordnete, Einlassungen vor dem Kongress, Verbandsrundschreiben, Petitionen, Artikel und Kommentare. Kürzlich legte die ICBA dem Repräsen -tanten haus eine Petition vor, die von über 10.000 Lokalbankangestellten und -partnern unterzeichnet wurde und die sofortige Verabschiedung des Gesetzes zur regulatorischen Entlastung verlangt.

„Dieses Gesetz enthält positive regulatorische Entlastungsmaßnahmen für Lokalbanken

jeder Größe,“ so ICBA Chairman Tim Zimmerman, CEO von Standard Bank in Monroeville, Pa. „Wir danken dem Präsidenten für die Unterzeichnung dieses wichtigen Gesetzes zur regulatorischen Entlastung der Lokalbanken sowie den Kongressmitgliedern, die sich durch ihre Unterstützung des Gesetzesentwurfs für die Mittelschicht stark gemacht haben. Es ist eine umfassende Hilfestellung für Banker wie mich, um die Bedürfnisse unserer Kunden und Gemeinden zu erfüllen.“ l

Sieg der Lokalbanken: Gesetzliche Verankerung der Verhältnismäßigkeit in den USA

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LEADERSnews & views

ÜBER ICBA

Die Independent Community Bankers of America® vertritt als Stimme der Nation für fast 5.700 Lokalbanken jeder Größe und Organisationsform ausschließlich die Interessen der Lokalbanken und ihrer Mitglieder durch effektive Unterstützung, optimale Aus- und Weiterbildung sowie hochwertige Produkte und Dienstleistungen.

„Dieses Gesetz enthält positive Entlastungs-maßnahmen für Lokalbanken jeder Größe.“

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Finanzkrise, Digitalisierung, Marktveränderungen und zunehmend komplexere EU-Regulierung haben zu neuen Einstellungstrends im Bankensektor geführt. Insgesamt schrumpfende Beschäftig -tenzahlen im Finanzdienstleistungs- sektor, Chancen für ältere Arbeitnehmer auf eine späte Karriere im Banksektor, ein gleichzeitig deutlicher Rückgang der Einstellung jüngerer Beschäftigter und eine Mehrheit weiblicher Beschäftigter in der europäischen Bankenbranche sind die Hauptergebnisse einer neuen Studie, die am 28. Juni von den Sozialpartnern der europäischen Bankenbranche veröffentlicht wurde.

Heute wurden im europäischen sozialen Dialogausschuss für das Bankwesen erstmals die Ergebnisse eines neuen von der Europäischen Kommission finanzierten Berichts vorgestellt. Die Datenanalyse zeigt einen Anstieg des Durchschnittsalters und des Bildungs -niveaus unter Bankangestellten seit der Finanzkrise 2007/2008. Die Einstellungen von Menschen über 55 sind um 35% gestiegen. Gleichzeitig ging die Zahl der Einstellungen von unter 24jährigen um 38% zurück, während die Einstellungen von 25- bis 39jährigen um 19% zurück -gingen. Der Trend verlangsamte sich bei den 40- bis 50jährigen auf 5%.

Dazu EBF-BCESA-Präsident Dr. Jens Thau: „Der Einstellungsschwerpunkt in der Nachkrisenzeit liegt auf Grund des gestiegenen regulatorischen Drucks auf gut ausgebildeten Arbeitskräften. Verstärkt wird der Trend durch neue Technologien und regulierungsbasierte Geschäftsmodelle sowie durch gestiegene Anforderungen in den Einstellungsverfahren, die die Einstellung von Mitarbeitern, die noch am Anfang ihres beruflichen Werdegangs stehen,

erschweren. Der Wettbewerb durch neue Marktteilnehmer wie FinTechs erschwert die Einstellung von Arbeitssuchenden in den jüngeren Altersgruppen.

Der Ausschuss, dem die europäischen Sozialpartner EBF-BCESA, ESBG und EACB von Arbeitgeberseite und UNI Europa Finance von gewerkschaftlicher Seite angehören, lud auch die Interessen -vertreter zu der Sitzung ein, um sie über das von der EU finanzierte Studien projekt und die Folgen der Bankenregulierung für die Beschäftigung zu informieren.

SCHRUMPFENDE BELEG -SCHAFT, KONSOLIDIERUNG DES BRANCHENNETZWERKS

Die Studie errechnete einen Rückgang der Mitarbeiterzahlen im Bankensektor der EU28 zwischen 2007 und 2016 von 444.200 Angestellten. In diesem Zeitraum stieg die Zahl der Mitarbeiter pro Geschäftsstelle auf Grund der Konsolidierung der Filialbanken, die zum Teil auf die finanzpolitischen Entscheidungen der EU und Markttrends wie Digitalisierung zurückzuführen ist. Um dieser neuen Normalität Rechnung zu tragen, passen Finanzinstitute ihre Geschäftsmodelle an, um eine größere Kundennähe zu gewährleisten, während sie ihr Filialnetz neu strukturieren.

Dazu der Präsident der Malta Union of Bank Employees (MUBE) William Portelli, der im sozialen Dialogausschuss für den Bankensektor von UNI Europa Finance als Koordinator fungiert: „Die Ergreifung umfassender regulatorischer Maß nahmen zur Abschwächung der durch die Krise verursachten ungerechtfertigten Umstände verlangte nach sofortigen Änderungen der Arbeitsplatz -beschreibungen auf Grund der neuen Risiko- und Compliance-Anforderungen.

Säule 2 des Projektes könnte sich mit der kontinuierlichen persönlichen und beruflichen Entwicklung als Schlüssel zu Beschäftigung und Wachstum im Finanzsektor befassen, da sie die Möglichkeit einer Weiterbeschäftigung in anderen Bereichen der Branche verbessert, insbesondere für diejenigen, die die neuen Kompetenzanforderungen nicht erfüllen.“

Die Arbeitsmarktzahlen zeigen einen Rückgang des Beschäftigungsniveaus in den Bereichen Verwaltung, Zentrale, Retail- und Business-Banking. Das wird durch die wachsende Stellenzahl in den Bereichen Compliance, IT und Vermögensverwaltung wettgemacht. Dazu die Sozialpartner: „Der Umfang der Arbeitsplatzverluste trägt den Bemühungen der Sozialpartner zur Begrenzung der Einschnitte und zur Vorwegnahme der Veränderungen nicht Rechnung.“ >

Hohe Nachfrage nach älteren Arbeitnehmern, da EU-Banken auf der Suche nach erfahrenen Mitarbeitern sind DIE EINSTELLUNG VON NACHWUCHS GEHT ZURÜCK, FRAUEN STELLEN DIE MEHRHEIT DER BANKANGESTELLTEN.

FEATURE

UMFRAGE-METHODE Die internationale Consultingfirma Kantar wurde mit der Datenerfassung beauftragt, um statistisches Material über die Bankenbranche zusammenzutragen, darunter Daten zur Beschäftigungslage im Bankensektor nach Ländern in der EU28. Die Daten von 2016 wurden mit 2013 und 2007 verglichen, sofern vorhanden.

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Die französischen und die deutschen Sparkassen feiern gemeinsam ihr 200jähriges Bestehen Ein einzigartiges Treffen in Berlin soll der künftigen Kooperation den Weg bereiten. Anfang Juni kamen Vertreter der franzö -sischen und deutschen Sparkassen in Berlin zusammen, um das zweihundert -jährige Bestehen der Berliner Sparkasse und der französischen Caisses d’Epargne zu feiern.

An der Feier nahmen Vertreter beider Sparkassen sowie WIS-ESV-Mitglieder vom Deutschen Sparkassenverband (DSGV), dem Französischen Verband der Sparkassen (FNCE) und der BPCE teil. Auch die WIS-Führungsspitze war vertreten.

Der Verwaltungsrat des FNCE, dem die 16 französischen Sparkassen angehören, besuchte Berlin, um zweihundert Jahre gemeinsame Geschichte zu feiern und den Grundstein für eine stärkere künftige Kooperation zwischen deutschen und französischen Sparkassen zu legen.

FNCE, DSGV und WIS organisierten mehrere Begegnungen im „Haus der Sparkassen“ in der deutschen Hauptstadt, trafen mit dem deutschen Staatsminister Hendrik Hoppenstedt zusammen und wurden von der französischen Botschafterin in der Bundesrepublik Deutschland, Anne- Marie Descôtes, empfangen.

Die Sparkassen spielen eine wichtige Rolle beim Zugang der Bürger beider Länder zu Finanzdienstleistungen. Sie setzen sich für regionale Entwicklung ein und zeichnen sich durch ein starkes gesellschaftliches Engagement aus. Ihr Geschäftsmodell leistet einen wichtigen Beitrag zur Stabilität des Finanzsystems.

Dazu Karl-Peter Schackmann-Fallis, Vorstandsmitglied des DSGV und Teilnehmer der Veranstaltung: „Gemeinsame Merkmale führen zu gemeinsamen Interessen: Unterstützung eines kontinentaleuropäischen Bankenmodells, Bedeutung von Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit,

Suche nach einem landesweiten Einlagengarantiesystem und Schaffung der Rahmenbedingungen für fairen Wettbewerb in Europa und auf einzelstaatlicher Ebene.“

FNCE-Präsident Jean Arondel und WIS-Präsident Heinrich Haasis betonten die Bedeutung einer Stärkung der Kooperation zwischen den Organisationen im Rahmen des deutsch-französischen Dialogs und im Rahmen von WIS-ESV. HISTORISCHE WURZELN Die Wurzeln der deutschen und franzö -sischen Sparkassen, die ihr 200jähriges Bestehen feiern, gehen auf die Ideen der Aufklärung zurück. Sie entstanden als Reaktion auf den sozialen Umbruch am Ende des 18. und während des 19. Jahrhunderts. l

HOHE NACHFRAGE NACH ÄLTEREN ARBEITNEHMERN…

DIE REGULIERUNG BEEINTRÄCHTIGT DIE EINSTELLUNGSPRAXIS DER BANKEN

Die Studie befasst sich mit den direkten Auswirkungen der Regulierungs-/Aufsichts -politik auf die Einstellungs entscheidungen der Banken. Die in der Studie enthaltenen qualitativen Informationen aus dem Banksektor der Europäischen Union weisen auf Sparmaßnahmen der Regierungen und Einschränkungen in der Steuerpolitik hin, die die Einstellungspolitik beeinflussen. Die neue aktualisierte EU-Banken -regulierung, die seit der Finanzkrise eingeführt wurde, betrifft Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen. Nach Meinung der Sozialpartner erschweren die in rascher Folge verabschiedeten neuen Regeln die Compliance.

FRAUEN STELLEN NACH WIE VOR DIE MEHRHEIT DER BESCHÄFTIGTEN IM BANKENSEKTOR

Frauen stellen mit 54% und sogar bis zu 70% in einigen mittel- und osteuro -päischen EU-Ländern nach wie vor die Mehrheit der Beschäftigten im EU-Bankensektor. Teilzeitverträge sind für Frauen attraktiv, was dazu führt, dass eine größere Zahl von ihnen Stellen in Banken annimmt. Aus den qualitativen Informationen ergibt sich, dass dies zum Teil der Flexibilität zu verdanken ist, die durch diese Verträge geboten wird. Obwohl es immer Optimierungsbedarf gibt, zeigt die gläserne Decke angesichts der Zunahme gehobener Stellen für Frauen erste Risse.

Die Sozialpartner kamen zu folgendem Schluss: „Die harten Fakten und qualitativen Erkenntnisse zeigen, dass es erforderlich ist, den Zusammenhang zwischen Regulierung des Finanzsektors und Beschäftigung besser zu verstehen. Wir sollten versuchen, in der zweiten Phase des Projektes zusätzliche Informationen zu erfassen, um über eine akkuratere Grundlage für spezifischere Schlussfolgerungen zu verfügen.“ l

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ERFAHREN SIE MEHR ÜBER DIE GESCHICHTE DER SPARKASSEN AUF DER WIS-WEBSEITE UNTER WWW.WSBI-ESBG.ORG/ABOUT-US/HISTORY

IN SECHS SPRACHEN VERFÜGBARER BERICHT UNTER HTTPS://BIT.LY/2UUG6TS ODER DIESEN QR CODE SCANNEN.

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FEATURE

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WIS-ESV als Unterstützer der UNEP-Finanzinitiative BEITRAG ZUM ERFOLG DER INITIATIVE DURCH UNTERSTÜTZUNG DER NACHHALTIGKEIT DES SEKTORS UND UMSETZUNG ENTSPRECHENDER MASSNAHMEN.

WIS-ESV trat unlängst dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen - Finanzinitiative (UNEP FI) bei, einer Partnerschaft zwischen dem Umwelt -programm der Vereinten Nationen und einem weltweiten Netzwerk von Finanzinstituten. Im Rahmen von UNEP FI unterstützen über 200 Finanzinstitute ein nachhaltiges internationales Finanzwesen.

Als aktiver Unterstützer will WIS-ESV durch die Verabschiedung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Banken -sektor, durch Erfahrungsaustausch und die Bereitstellung einer relevanten Plattform zum Erfolg von UNEP FI beitragen, über die die Aktivitäten von UNEP FI bekannt gemacht und unter den Mitgliedern verbreitet werden können. WIS-ESV wird ferner von einem breiten Spektrum an Mitteln, Aktivitäten und dem weltweiten Netzwerk von UNEP FI profitieren.

Die WIS-ESV-Mitglieder teilen eine lange Geschichte im sozial verantwortlichen Bankwesen. Sie engagieren sich für Nachhaltigkeit und sehen die soziale Verantwortung von Unternehmen (CSR) als vollwertigen Bestandteil ihrer Geschäfts -tätigkeit. Die kürzlich geänderte WIS-ESV- Charta für verantwortungsbewusstes Geschäftsgebaren bringt den nachhaltigen geschäftlichen Ansatz der Mitglieder zum Ausdruck. Die Charta wurde präziser und bringt das aktive Wirken und das Engagement der WIS-ESV-Mitglieds -institutionen zum Ausdruck, sich an weltweite Entwicklungen, Marktrealitäten und Herausforderungen anzupassen.

WIS-ESV arbeitet weiter an der Unter -stützung für ein pluralistisches Banken- modell, ein strukturierendes Umfeld für finanzielle Inklusion und Modelle, die ökologischen Herausforderungen und dem Klimawandel Rechnung tragen. „Die Zusammenarbeit mit und Unter -stützung von UNEP FI ist ein logischer nächster Schritt, um diese Ziele zu erreichen,“ so WIS-ESV Geschäftsführer Chris De Noose.

Nach Angaben von UNEP FI-Vertretern soll diese Partnerschaft beiden Seiten die Bekanntmachung und Unterstützung der Nachhaltigkeit durch eine kontinuierliche Verbesserung des Finanzsystems und seiner Rolle in der Gesellschaft ermöglichen.

UNEP FI arbeitet derzeit an einer Reihe von Grundsätzen für das Bankwesen, die auf die Errichtung einer Benchmark abzielen und die Rolle und die Zuständigkeiten der Bankenbranche bei der Strukturierung und Finanzierung einer nachhaltigen Zukunft im Einklang mit international vereinbarten Zielvorgaben festlegen sollen. l

ÜBER UNEP FINANZINITIATIVE

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen - Finanzinitiative (UNEP FI) ist eine Partnerschaft zwischen dem Umwelt -programm der Vereinten Nationen und dem weltweiten Finanzsektor, die nach dem Weltgipfel 1992 mit dem Ziel entstand, ein nachhaltiges Finanzwesen zu fördern. Über 200 Finanzinstitute, darunter Banken, Versicherungen und Investoren, arbeiten mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen zusammen, um die heutigen Herausforderungen in puncto Umwelt, Gesellschaft und Regierung zu begreifen und zu verstehen, warum sie für das Finanzwesen wichtig sind und wie sie aktiv behandelt werden können.

SIEHE WIS-ESV-CHARTA FÜR VERANTWORTUNGSVOLLES GESCHÄFTSGEBAREN UNTER BIT.LY/2NT6PRE ODER DURCH SCANNEN DIESES QR CODES.

NÄHERE EINZELHEUTEN ZU UNEP FI UNTER WWW.UNEPFI.ORG/ABOUT ODER DURCH SCANNEN DIESES QR-CODES.

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EU-Politiker treffen sich mit ESV-Mitgliedern beim Retailbank-Lunch DAS GEMEINSAME POSITIONSPAPIER UMFASST STELLUNGNAHMEN ZU BASEL IV, DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGER FINANZ

Rund 40 Personen nahmen am 28. Juni am „ESV Retailbanking-Lunch“ im Europäischen Parlament teil.

Der Veranstaltung unter Leitung von Jonas Fernández, Mitglied des Europäischen Parlaments (MEP), wohnten weitere europäische Abgeordnete sowie Vertreter der Europäischen Kommission, der Europäischen Bankenaufsichts -behörde, der Europäischen Zentralbank, der österreichischen Zentralbank und des Europäischen Wirtschafts- und Sozial -ausschusses bei, die sich mit offiziellen Vertretern und Mitgliedern der ESV über wegweisende Regulierungsthemen und die Politik austauschten, die die Zukunft des Retailbanking bestimmen könnte.

In seiner Begrüßungsrede unterstrich MEP Fernandez die Notwendigkeit, die Regulierung verhältnismäßiger und zweck -dienlicher zu machen. Diese Forderung wurde auch vom Vorstands mitglied des deutschen Sparkassenverbandes Karl-Peter Schackmann-Fallis hervorgehoben. MEP Peter Simon, der Berichterstatter zu CRR II und CRD V und Unterstützer des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit, verlieh seiner Zufriedenheit darüber Ausdruck, dass das Thema Verhältnis mäßigkeit in den letzten Monaten im Wirtschafts- und Sozialausschuss des Parlaments an Fahrt aufnahm. Er erkannte die bürokratische Belastung kleiner, nicht komplexer Banken bei der Einhaltung unverhältnismäßiger EU-Bankenregulierung an.

Die Diskussion befasste sich mit den so genannten Risikominderungsmaßnahmen (RMM). Der BPCE-Manager für Öffentlich -keitsarbeit Nicolas Duhamel zollte den MEPs Anerkennung für mehrere wichtige Gesetzesänderungen, die sie beispiels -weise für Software-Investitionen und in Verbindung mit Sanierung und Abwicklung vorgeschlagen haben. Die Herren Merlin und Simon rechnen damit, dass das RMM-Paket bis Ende des Jahres zum Abschluss gebracht wird.

Im Hinblick auf die gesetzliche Verankerung der letzten Regulierungsreformen in Verbindung mit Basel („Basel IV“) wies der Swedbank-Finanzvorstand Karlsson darauf hin, dass der Mangel an Risiko -sensitivität, den die Einführung eines Output Floor mit sich bringen würde, höchst problematisch wäre, da die Risikosensitivität nicht der Implementierung der Basel IV-Reformen in Europa geopfert werden dürfe. Als Antwort auf die Sorgen der ESV erinnerte Martin Merlin von der Europäischen Kommission und dort zuständig für Regulierung und aufsichts -rechtliche Überwachung von Finanz- instituten, die Teilnehmer an die schwierigen Gespräche über Basel IV mit anderen Ländern, allen voran den USA. EBA Executive Director Adam Farkas erläuterte den Bedarf zur Reparatur interner Modelle, unabhängig von Initiativen unter Leitung von Basel. Farkas ergänzte, dass ein Output Floor die Rolle eines Sicherheitsnetzes spielen und keine Verpflichtung sein sollte.

Im Hinblick auf die Digitalisierung im Retailbanking betonte der Geschäftsführer des Verbands der spanischen Sparkassen (CECA) José Maria Méndez die grund -legende Rolle der Digitalisierung für eine größere soziale und finanzielle Inklusion. Der Grundsatz „gleiche Geschäfte, gleiche Risiken, gleiche Regeln“ sollte für Banken und andere Marktteilnehmer gelten, die ebenfalls im Bereich Finanzdienst -leistungen tätig sind.

Frau Dejmek-Hack, Wirtschaftsberaterin von Jean-Claude Juncker, bestätigte, dass die aktuelle Kommission keine neuen Gesetzesvorschläge im Bereich der Finanzdienstleistungen vorlegen werde. Eine neue Kommission wird Ende 2019 ihre Tätigkeit aufnehmen. l

VERÖFFENTLICHUNG DES POSITIONSPAPIERS

Ein Positionspapier zu diesen Themen wurde von der ESV veröffentlicht und an politische Entscheidungsträger verteilt, die an dem Meeting teilnahmen. Zu den Themen des 20seitigen Büchleins gehörte der Standpunkt der Vereinigung zu Themen wie Verhältnismäßigkeit, Risikominderung, Auswirkung von Basel IV, Digitalisierung im Retailbanking und nachhaltiges Finanzwesen.

LESEN SIE DAS DOKUMENT ZU DEN "ESV-POSITIONEN" UNTER BIT.LY/2LW0P0H ODER SCANNEN SIE DIESEN QR- CODE.

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ESV-UPDATE

ESV äußert sich zum FinTech-Aktionsplan der EU-Kommission FÜR CROWDFUNDING UND PEER-TO-PEER-KREDITE SOLLTEN DIE GLEICHEN GESETZE GELTEN WIE FÜR BANKEN.

Für Crowdfunding und Peer-to-Peer-Kredit-Plattformen sollte Chancen- gleichheit gelten, so der Europäische Sparkassenverband am 25. Juni in seiner Antwort an den kürzlich von der EU-Kommission veröffentlichten FinTech-Aktionsplan. Der Verband verwies auf die eventuell erforderliche Vereinheitlichung in Bezug auf die Offenlegungspflichten für Crowd -funding-Plattformen, Meldepflichten, Risikomanagement und Regeln für Verbraucher-/Anlegerschutz. Die ESV hatte diese Aspekte bereits in einer Antwort an das von der Kommission verwaltete „Have Your Say“-Verfahren vorgelegt.

In Bezug auf die EU-Blockchain-Initiative, die aus dem FinTech-Aktionsplan hervorgeht, hofft die ESV, dass die Bemühungen zum Aufbau von Know-how beitragen, nicht nur auf Seiten der Regulierungsinstanzen, sondern auch für die Finanzbranche. In diesem Zusammenhang stellt die ESV fest, dass sich die Kommission unbedingt mit Initial Coin Offerings und Vermögen in Kryptowährungen befassen muss, um angemessene Ergebnisse aufzuzeigen. Der Anlegerschutz sollte vereinheitlicht werden, während regulatorische Chancen -gleichheit gewährleistet sein sollte.

KEINE VERHÄLTNIS -MÄSSIGKEIT BEI INTERNET SICHERHEIT:

Im Hinblick auf Internetsicherheit sollten politische Entscheidungsträger von der Anwendung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit absehen.

Sie argumentieren damit, dass der Grundsatz zerstört wird, weil Cyber-Attacken in einem vernetzten System eintreten, das nur so stark ist wie sein schwächstes Glied. Digitale Fähigkeiten sind wichtig, und die ESV bietet dazu

umfassende Ansichten und Mitglieder -erfahrungen. In der Antwort des Verbandes heißt es ferner, dass ein „Europäisches Zentrum für Internetsicherheit im Bank- und Finanzwesen“ erforderlich ist, ähnlich wie ein EU-gestütztes Zentrum für die Luftfahrt, das als Europäisches Zentrum für Internetsicherheit in der Luftfahrt (ECCSA) firmiert.

Die ESV vertritt 939 Lokalbanken in der Europäischen Union und stellt fest, dass ein koordinierter EU-Ansatz gegenüber künstlicher Intelligenz (KI) zurecht in die letzten Mitteilungen der EU-Kommission über KI einbezogen wurde. Sie argumentiert damit, dass es keine spezifischen Bestimmungen für Finanzinstitute in Bezug auf KI oder Maschinenlernen geben sollte. Solche Bestimmungen könnten sich nämlich für die Finanzdienstleistungs -branche nachteilig auswirken, da die Marktteilnehmer in diesem Sektor für die Verwendung derselben Technologie strengere Anforderungen erfüllen müssten als andere Branchen. Der Aufbau von Innovation-Hubs / Sandboxes auf EU-Ebene ist erforderlich.

Das Papier, das an alle Interessenvertreter geschickt wurde, ist Teil umfassender Bemühungen, politische Entscheidungs -träger mit nützlichen Informationen von Sparkassen und Retailbanken zu versorgen, die ein Drittel des Retailbanking-Marktes in der EU versorgen. Dazu erstellt die Vereinigung Unterstützungsschreiben für fünf ESV-Mitglieder, die an einer Expertengruppe der Kommission für die Überarbeitung der regulatorischen Rahmen -bedingungen für Finanzdienstleistungen in der EU mitwirken sollen. Die Kommission entschied sich für einen von der ESV unterstützten Kandidaten. l

FINTECH-AKTIONS -PLAN: BISHERIGES GESETZGEBUNGS-VERFAHREN IN DER EU

Das Europäische Parlament bat die Kommission, im Einklang mit den Berichten zur Eigeninitiative zu handeln, von denen der wichtigste den Titel „Bericht über FinTech: Einfluss von Technologie auf die Zukunft des Finanzsektors“ trägt. Er wurde vom ECON-Komitee erstellt und von der Vollver -sammlung am 28. April 2017 verabschiedet. Der Rat stellte dann in seinen Schluss -folgerungen vom 19. Oktober 2017 fest, dass neue Trends wie Blockchain und ICOs mit einer gewissen Dringlichkeit behandelt werden müssen. Auf dieser Grundlage veröffentlichte die Kommission ihren FinTech-Aktionsplan am 8. März 2018. Der Aktionsplan befasst sich mit mehreren Themen, darunter den geplanten Maßnahmen zur Beseitigung von Hindernissen bei der Implementierung von FinTech-Lösungen. Weitere Themen umfassen einen konkreten Vorschlag zu Crowdfunding und Initiativen zur Blockchain, ICOs, Entwicklung von APIs, die sowohl mit DSGVO und PSD2 als auch mit Internetsicherheit im Einklang stehen.

LESEN SIE DAZU: ESV-ANTWORT AUF FINTECH-AKTIONSPLAN UNTER BIT.LY/2JXIPZ7 ODER SCANNEN SIE DEN NACHSTEHENDEN QR-CODE.

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NFU-Bericht Äußerungen des Präsidenten der Nordic Financial Unions Michael Budolfsen EINBLICKE IN UMFRAGEERGEBNISSE UND POLITISCHE KONSEQUENZEN

Warum erfolgte die Umfrage genau jetzt? Mit welchen Herausforderungen waren die Nordic Financial Unions und das Bankenpersonal in Nordeuropa konfrontiert?

In diesem Jahr jährt sich die verheerende Finanzkrise von 2008 zum zehnten Mal, nach der die Europäische Kommission eine umfassende Erneuerung der Finanz -gesetze in der EU initiierte. Diese Reform war in vielerlei Hinsicht erforderlich und mit guten Absichten verbunden. Anscheinend wurden aber kaum Gedanken darauf verwendet, welchen Effekt die Bestimmungen nach ihrem Inkrafttreten haben würden.

Deshalb begannen die Nordic Financial Unions, zu beobachten, wie regulatorische Anforderungen der EU in Bezug auf Unter -lagen, Informationen für Verbraucher und „Know your Customers“ die Arbeit nehmer in den Finanzsektoren Nordeuropas beeinflussen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Verbraucherschutz -reformen im Finanzsektor nicht wie geplant funktionieren, da die Mitarbeiter Schwierig -keiten haben, die Compliance-Vorgaben einzuhalten und gleichzeitig hochwertige Beratung und Kundendienst zu bieten. Welche Ergebnisse haben Sie am meisten überrascht?

Dass über 80% berichten, dass die Arbeitslast gestiegen ist, und 75%, dass der Stress für die Mitarbeiter auf Grund der Anforderungen zugenommen hat, finde ich nicht nur überraschend, sondern auch extrem besorgniserregend.

Denn durch den Druck werden nicht nur Gesundheit und Wohlbefinden unserer Mitglieder gefährdet, sondern auch die Serviceleistungen, die sie für Kunden erbringen. Aus unseren Informationen geht

hervor, dass dies ein riesiges Problem für den Finanzsektor insgesamt ist. Hier tut ein besseres Gleichgewicht eindeutig Not. Hinzu kommt, dass ganze 49% auf einen Interessenkonflikt zwischen Compliance-Aufgaben und Kundenservice verweisen, was eine überraschend hohe Zahl und natürlich ausgesprochen problematisch ist. Welche Ergebnisse haben Sie nicht so sehr überrascht?

Leider überrascht es mich nicht, dass 38% sagen, dass Bankangestellte mit negativen Kundenreaktionen konfrontiert sind, wenn sie versuchen, ihre Arbeit zu machen und KYC-spezifische Fragen stellen. Mit den neuen Bestimmungen zur Bekämpfung von Geldwäsche sind Finanzinstitute quasi mit Polizeiaufgaben ausgestattet worden. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Mitglieder gerne ihren Beitrag zu einem gesunden, nachhaltigen und gut regulierten Finanzsektor leisten, aber dafür brauchen sie die Unterstützung von Vorgesetzten, Aufsichtsbehörden und Gesetzgebern. Die Datenanalyse scheint zu zeigen, dass die Mitarbeiter des nordeuro -päischen Finanzsektors mehr Zeit und Mittel brauchen, um „anständige Arbeit“ leisten zu können. In der Pressemitteilung werden Sie so zitiert. Könnten Sie genauer erklären, was dies zur Folge hat?

Genug Zeit, Mittel und Schulung sind die Voraussetzung dafür, dass Arbeitnehmer im Finanzsektor in der Lage sind, angemessene Arbeit zu leisten. Unsere Mitglieder wollen sich darauf konzentrieren, ihren Kunden guten Service zu bieten, und nicht Stunden mit sinnlos erscheinenden Verwaltungsaufgaben zuzubringen. Allerdings geht aus den Daten auch hervor, dass zeitraubende Compliance-Aufgaben

Vorrang haben vor der übrigen Arbeit der Mitarbeiter und dass kaum die Möglichkeit besteht, die Perfomance-Ziele entsprechend anzupassen. Da die regulatorischen Anforderungen steigen, muss die Gesamt -belastung entsprechend angepasst werden, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter ausreichend Zeit und Mittel haben, um die Bestimmungen einzuhalten und Kunden mit angemessener Finanz -beratung zu versorgen. Der Bericht stellt einen „Interessen -konflikt“ zwischen Mitarbeitern fest, die guten Kundenservice bieten, während sie gleichzeitig die Regeln und Bestimmungen einhalten. Wie lassen sich diese Spannungen abbauen? Was können Finanzinstitute und/oder Ihre Mitglieder tun, um mit diesen Spannungen umzugehen?

Die Bereitstellung von gutem Kunden -service und die Einhaltung der Regeln und Bestimmungen sind zwei gleich wichtige Aufgaben für Finanzinstitute und Finanzangestellte sollten nicht gezwungen sein, sich zwischen ihnen zu entscheiden. Um damit umzugehen, sind Kooperation und Dialog zwischen der Geschäftsleitung und den Gewerkschaften und ihren Vertretern auf Sektoren- und Unter nehmens ebene entscheidend. Dadurch könnten potenzielle Interessenkonflikte für Angestellte erkannt und aktiv behandelt werden.

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ESV-UPDATE

Letztendlich - und das ist eine wichtige Frage - werfen die Ergebnisse die Frage auf, ob die Bestimmungen die ursprüngliche Absicht des Gesetz gebers erfüllen, dass das kunden -seitige Verständnis für Finanzprodukte durch die Regulierung im Bankensektor verbessert, die Qualität der Finanz beratung dadurch angehoben und die allgemeine Finanz -stabilität gestützt wird. Dieser Sachverhalt passte gut zum Standpunkt von WSI-ESV in Bezug auf die Verhältnismäßigkeit der Bestimmungen. Denn wenn dies nur von wenigen Ange stellten vertreten wird und die Ergebnisse für die Kunden fragwürdig sind, stellt sich die Frage, ob die Bestimmungen überarbeitet werden und die Verhältnis -mäßigkeit genutzt werden sollte, damit die Regulierung besser funktioniert.

Grundsätzlich sollte Regulierung Wert für Gesell -schaft, Arbeitnehmer und Unternehmen schöpfen. Dabei glaube ich fest daran, dass übertrieben komplexe Finanzgesetze vermieden und faire, ausgewogene und transparente Rahmen -bedingungen, die hochwertige Finanzberatung und Nachhaltigkeit unterstützen, gefördert werden sollten. Das ist heute offensichtlich nicht der Fall, da Finanzangestellte mit der Einhaltung der Compliance kämpfen, die weder Wert schöpft, noch für den Kunden eine Bedeutung hat. Erforderlich ist eine gründliche Überprüfung der kumulativen Effekte der Finanzregulierung in der Praxis, um sicherzustellen, dass die Rahmen -bedingungen verhältnismäßig und zielführend sind.

Als Gewerkschaften und Vertreter der großen Mehrheit der Finanzangestellten in Nordeuropa beteiligen wir uns gerne an diesen Diskussionen, kooperieren mit dem Sektor und stellen künftig mehr Detailwissen zu dem Thema zur Verfügung. l

NFU-Bericht Der Bericht der Nordic Financial Unions befasst sich mit der Einhaltung der Bestimmungen aus Sicht des Personals. ER ZEIGT AUF, DASS EIN VERHÄLTNISMÄSSIGER ANSATZ GEGENÜBER DER BANKENREGULIERUNG ERFORDERLICH IST

Compliance erhöht den Druck auf Finanzangestellte und zwingt sie, sich zwischen gutem Kundenservice und Einhaltung der Gesetze und Bestimmungen zu entscheiden, wie aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Nordic Financial Unions (NFU) hervorgeht. Die Ergebnisse basieren auf der Analyse einer neuen NFU-Erhebung über die Auswirkungen der regula to -rischen Anforderungen auf die Arbeit und das Wohlbefinden der Arbeitnehmer. Der Bericht mit dem Titel „Coping with Compliance“ gewährt Einblick

in die Auswirkung der EU-Regulierung auf die nordeuropäischen Finanz -sektoren. Er vermittelt eine genauere Vorstellung von dem Sektor und erläutert, wie Finanzangestellte und Verbraucher, die Finanzberatung und -dienstleistungen benötigen, von den Compliance-Anforderungen der EU-Bestimmungen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Laut den Teilnehmern, die über 35.000 Finanzangestellte aus Nordeuropa vertreten, haben die regulatorischen Anforderungen in Bezug auf Unterlagen, Verbraucherinformationen und KYC (Know Your Customer) in den letzten zwei Jahren stark zugenommen. Die Folgen für die Mitarbeiter sind eine erhöhte Arbeitsbelastung, die von über 80% der Befragten genannt wird, sowie mehr Stress nach Angabe von drei Viertel dieser Teilnehmer.

„Finanzangestellte wollen sich auf die Erbringung von Dienstleistungen konzentrieren, die dem Kunden einen Wert bieten, anstatt sich stundenlang mit sinnlosen Verwaltungsaufgaben zu beschäftigen“, so NFU-Präsident Michael Budolfsen. Ausreichend Zeit und Mittel sind die Voraussetzung dafür, dass die Angestellten gute Arbeit leisten können. Das ist auch entscheidend, um Vertrauen in den Finanzsektor aufzubauen."

Der NFU-Bericht kommt zum den Schluss, dass zwar starke regulatorische Rahmenbedingungen erforderlich sind, um die Stabilität des Finanzsektors zu gewährleisten, dass aber die vielen detaillierten Anforderungen zu Konflikten zwischen der Erbringung eines guten Kundenservice und der Einhaltung der Gesetze und Bestimmungen schaffen. Die Ergebnisse werfen auch die Frage auf, ob die Regeln der ursprünglichen Absicht des Gesetz gebers gerecht werden, nämlich das Verständnis der Verbraucher für Finanzprodukte zu verbessern, die Qualität der Finanzberatung zu erhöhen und die allgemeine Finanzstabilität zu verbessern. l

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NFU-Bericht Ansichten eines ESV-Mitglieds REAKTION AUF DEN NFU-BERICHT: INTERVIEW MIT OLE MORTEN GEVING, DIREKTOR, NORWEGISCHE SPARKASSENVEREINIGUNG

Der NFU-Bericht gab etliche Denk -anstöße hinsichtlich der Belastung von Bankangestellten bei der Einhaltung der EU-Banken regulierung und hinsichtlich des Erfordernisses eines verhältnis mäßigen Ansatzes. Was war für Sie der Kernpunkt?

Der Kernpunkt ist, dass dabei auf sehr praktische Art und Weise die Folgen einer komplizierten und belastenden Finanz -regulierung aufgezeigt werden. Der Bericht vermittelt einen einzigartigen Einblick, da er Angestellte in nordeuropäischen Banken fragt, wie viel Zeit sie auf Compliance verwenden und wie sich dies auf das Verhältnis zwischen Berater und Kunde auswirkt. Daraus ergeben sich interessante Einblicke, die in der laufenden Diskussion mit den politischen Entscheidungsträgern über den Bedarf an Verhältnismäßigkeit durchaus hilfreich sind. Meines Erachtens stützt der Bericht den ESV-Standpunkt umfassend und verweist auf dieselben Zielvorgaben, mit denen wir uns befasst und die wir verteidigt haben.

Beispielsweise haben Analysen gezeigt, dass Mitarbeiter selbst erlebt haben, dass Kunden den Nutzen bestimmter Elemente der Regulierung in Frage stellen. Das ist interessant und zeigt aus erster Hand, wie die Dinge laufen. Das zeigt auch, dass es diesbezüglich ein breites Einverständnis zwischen Branchen -vertretern und Gewerkschaften gibt. Stimmen die Schlussfolgerungen aus dem NFU-Bericht mit dem überein, was die Mitgliedsbanken von Finance Norway vor Ort feststellen?

Ich glaube, dass wir im Wesentlichen dieselbe Situation feststellen, wie aus den Umfrageergebnissen hervorgeht. Wir stellen eine deutliche Zunahme der Berichte fest, die ausgefüllt werden müssen, der Zeit, die man mit dem Lesen neuer Bestimmungen zubringen muss, und man braucht mehr

Zeit, um diese Themen intern zu bearbeiten, auch wenn man nur eine kleine, einfache Lokalbank betreibt. Ich glaube, dass die Anforderungen vor allem beim Reporting in vielfacher Hinsicht erdrückend sind. Ich glaube, man könnte sogar die Nutzung der Informationen in Frage stellen, die den Finanz -behörden vorgelegt werden. Die Umfrage ergebnisse zeigen, dass der Stress der Angestellten zugenommen hat. Konnten Sie das aus erster Hand beobachten?

Es gibt norwegische Umfrage teilnehmer, so dass die Zahlen eine gute Vorstellung vom Stress -niveau in Norwegen vermitteln dürften. Wie würden Sie auf ein Bericht -ergebnis antworten, das auf das Dilemma der Mitarbeiter hinweist, die einerseits guten Kundenservice bieten und andererseits die gesetzlich verankerten Bestimmungen und Verfahren einhalten müssen?

Der Bericht enthält eine interessante Zahl: 49% der Teilnehmer stellen fest, dass ein oder mehrere ihrer Mitglieder in den letzten zwölf Monaten einen Konflikt zwischen der Bereitstellung von gutem Kundenservice und der Einhaltung der Bestimmungen und Verfahren festgestellt haben.

Das ist ein interessantes Thema, das die Frage aufwirft: Wie kann man die gute Absicht des Personals schützen und gleichzeitig den Kunden eine echte Hilfestellung bieten? Und welchen Grenzen unterliegt diese gute Absicht in gewisser Hinsicht?

Ich glaube, wir sehen uns gerne als Vertreter von Banken, die ihre Kunden wirklich an die erste Stelle setzen. Wenn Sie Kundenberater in einer typischen norwegischen Sparkasse fragen, zeigt sich, dass sie Finanzprodukte nur dann bewerben, wenn sie feststellen, dass dies im besten Interesse des Kunden ist. Ich glaube deshalb, dass der Kunden -ansatz der Sparkassen etwas breiter aufgestellt ist und sich nicht ausschließlich auf Produktverkauf und Geldverdienen beschränkt. Haben Sie einen Anstieg bei der Zahl der Lehrgänge festgestellt, seit die neue europäische Bankenregulierung eingeführt wurde?

Ja. Diese werden zwar von Finance Norway nicht direkt durchgeführt, aber unsere Banken organisieren sie intern und über norwegische Bankbündnisse. Unsere Banken organisieren die Schulung und Entwicklung ihrer Mitarbeiter tagtäglich und in großem Maßstab.

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OLE MORTEN GEVING, DIREKTOR, NORWEGISCHER SPARKASSENVERBAND

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ESV-UPDATE

Es gibt auch ein System innerhalb der norwegischen Finanzbranche, das ein Genehmigungs-/Zertifizierungssystem für Finanzberater bereitstellt. Bevor man zum Bankberater wird, muss man eine Ausbildung absolvieren und eine Prüfung ablegen. Es gibt ein Anschlussprogramm für die Vertiefung bestimmter Aspekte. Wie reagieren Sie auf die Skepsis zahlreicher Teilnehmer, dass die Bestimmungen, die darauf abzielen, Kunden besser zu informieren, um ihnen ein besseres Verständnis für Finanzprodukte und -dienstleistungen zu vermitteln, ihre Ziel nicht erreichen?

Das ist ein echtes Problem. Wir leben in einer komplexen Welt, und das gilt nicht nur für die Bankbranche, sondern auch für andere Aspekte des täglichen Lebens. Nehmen Sie zum Beispiel mobile Apps. Die Menschen sind mit dem gleichen Problem der Informationsüberflutung konfrontiert, wenn sie eine App auf ihr Smartphone laden. Vor dem Download hat der Nutzer die Möglichkeit, rund 25 Seiten „Nutzungsbedingungen“ durchzulesen, das Kleingedruckte also, das die meisten Menschen vor dem Download einfach überspringen. In der Bankenwelt verwirrt der Umfang der erforderlichen Informationen die Kunden möglicherweise mehr als sie Dinge klarstellen. Wenn das der Fall ist, hat die Regulierung offensichtlich versagt, weil sie die Dinge für den Kunden nicht vereinfacht, sondern übermäßig kompliziert macht. Deshalb müssen die Bestimmungen die Belastung des Kunden ebenso berücksichtigen wie die der Bank und des Personals.

Dabei kann die Branche dazu beitragen, die Informationen zu vereinfachen. Der Sektor sucht nach Möglichkeiten, um besser zu erklären und besser mit den Kunden zu kommunizieren. Auch die Gesellschaft spielt dabei eine Rolle.

Ich halte es für erforderlich, dass die Gesell -schaft in Finanzdingen besser bewandert ist, dass die Menschen grundlegende Finanzkonzepte und -produkte besser verstehen, wissen, was es bedeutet, einen unbesicherten Kredit zu haben oder eine Lebensversicherung. Wenn Sie die Leute auf der Straße fragen, ob Sie etwas über die Basiskonzepte wissen, würden die meisten das wohl verneinen. Dabei ist es wirklich wichtig, dass die Menschen sich mit ihren Finanzen auseinandersetzen, aber gerade das wird immer komplexer.

Technologie kann das Finanzverständnis fördern. Ein vielseitiger Ansatz unter Nutzung von Technologie könnte an zahlreichen Fronten helfen. Ein Beispiel ist die Compliance: Durch die Verwendung von Technologie kann die Compliance weniger belastend werden und davon würden Mitarbeiter und Kunden gleicher -maßen profitieren. Wir entwickeln uns in diese Richtung. Woran sollten politische Entscheidungs -träger, Sparkassen und Retailbanken sowie Interessenvertreter angesichts der Umfrageergebnisse in Zukunft denken?

Grundsätzlich an drei Dringe. Erstens müssen wir die Folgen der Regulierung berücksichtigen und darüber nachdenken, wie die Dinge wegen dieser Bestimmungen eigentlich funktionieren. Wir müssen folgende Frage stellen und beantworten: „Werden die Zielsetzungen der Regulierung erfüllt?“

Zweitens müssen die Banken selbst bessere Möglichkeiten für den Umgang mit komplexeren Bestimmungen und ihre Wechselwirkung mit den Kunden entwickeln.

Und last but not least Technologie. Die Verwendung eines breiten Spektrums an Kanälen und Ansätzen könnte den

Kunden helfen, im Bedarfsfall angemes -senen Zugriff auf Informationen zu haben. Die Nutzung von mehr Technologie im Bankwesen kann die Belastung durch „eintönigere“, banalere Aufgaben reduzieren. Dadurch hätten die Mitarbeiter mehr Zeit und könnten sich verstärkt auf ihre Tätigkeit als Finanzberater konzentrieren. Und wahrscheinlich würde dies auch die Unsicherheit reduzieren, die Mitarbeiter empfinden, wenn sie mit komplexen Anforderungen konfrontiert sind.

Der Grund dafür ist, dass diese Unsicher heit und die Frustration, die die Beschäftigten empfinden, dadurch abgebaut würde, dass Computer Formulare scannen, erforderliche Informationen erfassen und Überprüfungen sicher und effizient Art durchführen.

Es steht zu hoffen, dass der Bericht zu Fortschritten in allen drei Bereichen führt. l

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Wir alle dürfen die Folgen der Regulierung nicht aus den Augen verlieren.

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Finanzbildung: Quo Vadis? Politische Entscheidungsträger, Regulierungsinstanzen, Forscher, Vertreter von Verbrauchern, gemein -nützigen Verbänden, internationalen Organisationen und Finanzmuseen sowie Mitglieder von WIS-ESV kamen am 22. Mai in den Räumen vonWIS-ESV in Brüssel zusammen, um über Finanzbildung zu sprechen. Die Debatten konzentrierten sich auf die Unterstützung von Finanzbildung und Überlegungen, wie sie die Menschen in Bereichen wie Unternehmertum, nach -haltiges Finanzwesen und Entwicklung befähigen kann. Sie befassten sich ferner mit den Herausforderungen und prüften die Forschung und die Erfahrungen mit der Bewertung von Finanzbildungs -programmen sowie mit den Chancen im Hinblick auf die Komplementarität der Finanzbildung mit Verbraucher- und Anlegerschutzbestimmungen.

Die Veranstaltung begann mit einer Eröffnungsrede von Chris De Noose, Geschäftsführer von WIS-ESV. „Bei WIS-ESV glauben wir fest daran, dass die Verbesserung der Finanzbildung in der Bevölkerung einen deutlichen Beitrag dazu leisten kann, gerechtere und inklusivere Gesellschaften zu schaffen. Wie? Durch die Unterstützung von Unternehmertum, finanzielle Inklusion, Gleichstellung von Frauen und Männern, besser informierte Verbraucher, Ausstattung der Jugend mit dem notwendigen Rüstzeug, um im Leben

Erfolg zu haben, aber auch Beitrag zum Verständnis der Rolle, die das Finanz -wesen spielen sollte,“ so De Noose.

Die Grundsatzreferentin Silvia Singer, CEO des Interaktiven Museums für Wirtschaft in Mexiko (MIDE), warf ein Schlaglicht auf die Bedeutung der Programme und Initiativen für Finanzbildung und unterstrich die Rolle der Finanzmuseen im breiten Universum der Schlüsselakteure. „Finanz- und Wirtschaftsbildung ist entscheidend. Das müssen wir bekannt machen. Jeder verdient diese Bildung. Ich glaube, dass das ein Recht ist, und wir müssen das in jedermanns Hände legen,“ so Silvia Singer. Sie unterstrich auch die wichtige Rolle, die Finanzbildung bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen spielt, darunter der Abbau von Armut und Ungleichheit oder die Unterstützung der Gleichberechtigung.

VERKNÜPFUNG VON FINANZ -BILDUNG MIT INDIVIDUELLER BEFÄHIGUNG

Die erste Podiumsdiskussion der Konferenz befasst sich mit dem Thema Finanzbildung und ihrer Rolle bei der individuellen Befähigung. Junior Achievement Europe CEO Caroline Jenner, deren Organisation sich die Schaffung von mehr Unternehmern zum Ziel gemacht hat, um die Einsatz bereit -schaft zu erhöhen und die Finanzbildung zu verbessern, hob die Bedeutung der Finanzbildung bei jungen Menschen hervor.

„Eine gründliche Auseinandersetzung mit Wirtschaft und Finanzen ist ein extrem wichtiger Lernprozess. Sie bringt jungen Menschen bei, wie Finanzbildung zu persönlicher Befähigung in puncto Beschäftigungsfähigkeit, Finanzbildung und unternehmerischer Initiative führt,“ so Caroline Jenner.

Eszter Salamon, Executive Director von Parents International, erinnerte daran, dass es viele Akteure gibt, die in der Finanzbildung eine Rolle spielen. Sie schlug vor, dass die Hauptzielgruppe Eltern sein sollten, da sie für ihre Kinder als Vorbild dienen. Außerdem könnten Finanzinstitute und Banken verstärkt in die Befähigung der Lehrer einbezogen werden. Im Übrigen ergänzte Aleksandra Maczynska, Executive Director von Better Finance, dass auch die Bildung der Anleger äußerst wichtig ist und dass Finanzbildung eine Ergänzung zu den Verbraucherschutz -bestimmungen sein sollte.

Die Bedeutung von Finanzbildung vor dem Hintergrund von Mikrofinanzdienst -leistungen und -programmen wurde auch von Elwin Groenevelt, Präsident von European Microfinance Network, betont. „Wenn man Auto fahren will, braucht man einen Führerschein. Wenn man Finanz -produkte verwenden will, braucht man als erstes eine Finanzbildung wegen der Risiken.“

Robin Edme, Koordinator für umwelt -freundliches, nachhaltiges Wachstum bei

der Europäischen Kommission, regte an, dass die öffentliche Diskussion von Unterrichtsmethoden für Finanzbildung umschwenken sollte auf finanzielle Befähigung vor dem Hintergrund nachhaltiger Finanzen. Cédric Turini, CSR-Direktor beim französischen Sparkassenverband, bot einen Einblick in die Arbeit, die von der Tochtergesellschaft „Finances & Pedagogie“ geleistet wird, die jedes Jahr 40.000 Menschen in Frankreich, sowohl Jugendliche als auch Erwachsene, zu Finanzthemen in allen Lebens -lagen schult.

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ESV-UPDATE

BEWERTUNG DER ERGEBNISSE

Die zweite Podiumsdiskussion befasste sich mit den Herausforderungen der Folgen von Finanzbildungsprogrammen. Philip List, Direktor von FLiP – Financial Life Park –, der seinen Besuchern eine interaktive Museumserfahrung bietet, gab einen Einblick in die unmittelbare Auswirkung eines Besuchs in seinem Museum. „Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass 80% unserer Besucher mit mehr Finanzwissen gehen, als sie gekommen sind. Sind wir damit zufrieden? Ja, aber das ist nur ein kurzfristiger Effekt. Wir streben eine längerfristige Wirkung an. Das schaffen wir aber nur, wenn wir Finanzbildung in Klassenzimmer und Familien bringen," so List.

„Wir verfügen über sehr viele Informationen, aber wir müssen bewerten, was diese Informationen uns sagen. Es geht nicht nur um Zahlen, sondern auch um Verhaltensweisen, die wir beurteilen müssen," fügte Singer hinzu. Laut Singer sollte Finanzbildung sich im Einklang mit aktuellen Trends wie Digitalisierung entwickeln, um sicherzustellen, dass die Bewertungsinstrumente dem neuesten Stand entsprechen.

Danièle Vander Espt, Direktorin für Finanz -bildung bei der belgischen Aufsichtsbehörde für Finanzdienstleistungen und Märkte (FSMA), stellt ein Beispiel aus ihrem Finanzbildungsprogramm Wikifin vor. Die Webseite erreicht über 2 Millionen Besucher pro Jahr und laut Vander Espt ist das ein eindeutiger Beleg dafür, dass die Menschen Informationen und Beratung brauchen, bevor sie Finanz -entscheidungen treffen.

Kristof De Witte, Associate Professor bei KU Leuven und Wikifin Lehrstuhl für Finanzbildung, sagte, dass Experimente, die von Wikifin in Schulen durchgeführt werden, dabei helfen, zu bewerten, welche Praktiken funktionieren und Wirkung haben. Wie können wir den Generationen konflikt in der Forschung lösen? Durch maß -geschneiderte Lehrmittel für Studenten, Einbeziehung der Eltern, denen ebenfalls Lehrmittel zur Verfügung gestellt werden,

Verbesserung der Qualität und des Wissens der Lehrer," so De Witte.

WICHTIGE ROLLE DER WSI-ESV-MITGLIEDER

Die letzte Podiumsdiskussion der Konferenz befasste sich mit der Frage, wie Finanzbildung die Bestimmungen zum Verbraucher- und Anlegerschutz ergänzen kann. „Finanzbildung sollte eine Ergänzung sein. Die Finanzkrise hat gezeigt, dass Transparenz allein nicht reicht. Wie sollen wir vorgehen? Wenn wir die Anbieter von Finanzdienstleistungen mit mehr Verantwortung ausstatten, müssen wir an die Verbraucher denken und ihnen zusätzliche Tools an die Hand geben, um sie in der Entscheidungsfindung zu unterstützen," so Bankenexperte Santiago Escudero von der Europäischen Banken -aufsichtsbehörde, der die Diskussion eröffnete.

Als Managerin für Kommunikation und externe Beziehungen von CECA erinnerte Monica Malo die Zuhörer daran, dass Finanzbildung eine Stütze für Verbraucher bei den wichtigen Finanzentscheidungen in ihrem Leben sein kann und dass auch eine Anlegerbildung erforderlich ist. In diesem Zusammenhang wurde die Rolle der Sparkassen von Wolfgang Neumann, Direktor der deutschen Sparkassen vereinigung, angesprochen: „Finanzbildung muss angemessen funktionieren. Die Bildungssysteme erziehen die Menschen nicht richtig im Hinblick auf die Wirtschaftslage, in der sie sich gerade befinden. Da können wir ansetzen.“

Laut dem Chef der belgischen Finanz dienst -leistungs- und Marktaufsichtsbehörde, Jean-Paul Servais, gibt es drei Schlüssel -aspekte, die die aktuelle Lage und die nationale Strategie für Finanzbildung verbessern können: eine ehrgeizige Führungspersönlichkeit (Politiker, Institution, Organisation oder vergleichbar), die Menschen einstellt und sich im Rahmen einer Kooperation zwischen privaten und öffentlichen Interessen vertretern und klarer, kurzer Führungsgrundsätze umfassend mit dem Thema befasst.

Carlos Trias Pinto, Mitglied des Euro päischen Wirtschafts- und Sozialausschusses, regte ferner an, dass die umfassende Einbeziehung der Interessenvertreter wichtig und mehr politische Kohärenz erforderlich ist.

„Wir müssen unsere Bemühungen anpassen besser und kombinieren. Finanzbildung sollte das wichtigste Instrument für die Vermittlung eines neuen Ansatzes in Finanzexperimenten sein, das sicherstellt, dass schutzlose Menschen Zugang zu neuen und nachhaltigen Basisfinanzprodukten haben.“

Die Konferenz endete mit Worten von Wilhelm Krätschmer, dem Vorsitzenden des Nachhaltigkeits-ausschusses von WIS-ESV. „Wir stellen fest, wie wichtig es ist, dass wir unsere Bemühungen in der Finanzbildung aufrecht erhalten, und dass es viele aktive Gestalter in diesen Bemühungen gibt, was den Sinn von Finanzbildungsinitiativen unter Einbeziehung vielseitiger Interessen -vertreter vor Augen führt. Wir brauchen politische Entscheidungsträger, die mit gutem Beispiel vorangehen, um die Finanzbildung der Bevölkerung in Europa und weltweit voranzubringen.“ l

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NÄHERE EINZELHEITEN ZU DER VERANSTALTUNG UND DEM PROGRAMM

UNTER BIT.LY/2JY2ABV ODER DURCH SCANNEN DES QR-CODES.

UNGEKÜRZTE REDE VON CHRIS DE NOOSE, GESCHÄFTSFÜHRER WIS-ESV

UNTER BIT.LY/2LPLF11 ODER DURCH SCANNEN DES QR-CODES.

Page 20: DE - wsbi-esbg.org€¦ · 18 Finanzbildung: Quo Vadis? 20 Offenlegung notleidender Risikopositionen (NPE): Höhere Kosten würden vor allem kleine Institute treffen 21 Unnötig:

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Offenlegung notleidender Risikopositionen (NPE): Überhöhte Kosten würden vor allem kleine Institute treffen ANTWORT DER ESV AUF DIE EBA-KONSULTATION

Die ESV betonte, dass der vorgeschlagene Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, in dessen Rahmen Banken in „signifikante“ und „nicht-signifikante“ Institute aufgeteilt werden, zu unverhältnismäßigen Kosten für kleinere Institute in der nicht-signifikanten Gruppe führt. Die ESV schlug deshalb vor, die Verhältnismäßigkeitsschwelle zu erhöhen, damit nicht-signifikante Institute mit einem Gesamtvermögen unter € 1,5 Milliarden weniger Offenlegungsanforderungen unter -liegen, die nur den Gesamtanteil an NPL und die nominellen NPL- und NPE-Beträge umfassen.

In ihrer Antwort wies die ESV unter anderem darauf hin, dass die vorgeschlagenen Modelle die Reporting-Anforderungen für Konzepte erhöhen, die bereits im

Pflicht-Reporting enthalten sind, darunter FINREP. Diesbezüglich schlug die ESV eine Vereinheitlichung der Rahmenbedingungen vor, um Redundanzen zu vermeiden.

Im Rahmen der Überarbeitung der CRR-Richtlinie bestätigte die Europäische Kommission zusammen mit dem Europäischen Parlament und dem Europäischen Rat das Erfordernis einer Entlastung mittlerer und kleiner Institute, allen voran in den Bereichen Reporting und Offenlegung. Die ESV wies auch darauf hin, dass es eigenartig erscheint, wenn einerseits mit einem deutlichen Rückgang der Offen -legungen bei kleinen und mittleren Instituten gerechnet wird, andererseits aber umfassende neue Offenlegungspflichten eingeführt werden sollen. l

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25th World Congress of Savings and Retail Banks Sustainable retail banking: Making globalisation inclusive for all

n 15-16 November 2018 New Delhi, India

NÄHERE EINZELHEITEN UNTERT WWW.WSBI-ESBG.ORG/EVENTS/WORLDCONGRESS_2018 ODER DURCH SCANNEN DES QR-CODES.

Die ESV beantwortete am 27. Juli eine EBA-Konsultation zur Offenlegung von Informationen über Risikopositionen und Zugeständnissen gegenüber Schuldnern durch Kreditinstitute.

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ESV-UPDATE

Unnötig: EBA-Leitlinien zu CRR-Hochrisikopositionen ANTWORT DER ESV AUF EBA-KONSULTATION: KOMMENTARE ZU IMMOBILIEN, BETEILIGUNGSKAPITAL UND AKTIEN-ENGAGEMENT

Laut ESV ist es nicht erforderlich, Leitlinienentwürfe für Engagements zu veröffentlichen, die mit Hochrisiko -positionen gemäß Artikel 128(3) Eigenkapitalverordnung verknüpft sind. In ihrer Antwort vom 17. Juli auf eine Konsultation der Europäischen Banken -aufsicht zu diesem Thema wies die Vereinigung, die Sparkassen und Retailbanken in rund 20 europäischen Ländern vertritt, darauf hin, dass die Aufsichtsstellen die Arbeit an den Leitlinien nicht als prioritär eingestuft haben, nachdem sie 2013 ein entsprechendes Mandat erhalten hatten.

Im Hinblick auf Immobilien erachtet die ESV die Einstufung sämtlicher ADC-Positionen für Kauf, Entwicklung und Errichtung von Immobilien – ungeachtet der Bonität des Bauträgers – als spekulative Immobilien -finanzierung ohne Risikosensitivität. Das bedeutet, dass Kreditinstitute im Rahmen des vereinheitlichten Ansatzes für Kreditrisiken eine Risikogewichtung von 150% auf diese Engagements anwenden müssen, ungeachtet der Bonität des Kunden, der vorgelegten Hypotheken -qualität oder des Reorganisationsgrades der Transaktion. Es erscheint erforderlich, hierzu die Abschlussfassung von Basel III für ADC-Kredite zu erwähnen, in der diese Engagements zu 150% risikogewichtet werden, es sei denn, bestimmte Kriterien werden erfüllt. Daher können ADC-Engagements in Wohnimmobilien zu 100% risikogewichtet werden, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen, darunter Vorverkaufs- oder Vorvermietungsverträge, auf die ein bedeutender Teil der Gesamtverträge oder des Kapitals entfällt. WEITERE IN DER ESV-ANTWORT ANGESPROCHENE BEREICHE

• Definition von Beteiligungskapital mit hohem Risiko: Die ESV macht geltend,

dass die aktuellen Spezifikationen für Beteiligungskapital, das im Sinne von Art. 128(c) CRR als Hochrisiko gilt, klar definiert werden müssen, um Miss -verständnisse oder Auslegungsspielräume zu vermeiden. Die aktuelle Definition lässt nämlich in Bezug auf die Frage, ob alle Engagements in Investitionen, z.B. indirekte Investitionen in Beteiligungskapital, als Hochrisiko im Sinne dieses Artikels gelten sollen, einen Auslegungsspielraum zu.

• Spezialkredite: In Bezug auf bestimmte Spezialkredite, die laut dem Richtlinienentwurf (Paragraf 5 (b)) als Hochrisikopositionen gelten sollen, stellt die ESV auch angesichts der Tatsache, dass die Abschlussfassung von Basel III eine Sonderbehandlung für Spezial kredite vorsieht, die hinter der Umsetzung der Regeln stehende Logik in Frage, insbesondere für Aufwendungen, die bereits als geändert/ergänzt gelten. Aus ihrer Sicht werden Rechtsträger dadurch unnötig belastet und es entsteht eine ungerechtfertigte Kapitalvolatilität.

• Equity-Engagement: In Paragraf 7 des Richtlinienentwurfs heißt es: „Jedes Eigenkapital-Engagement muss dahingehend geprüft werden, ob es als Hochrisiko eingestuft werden muss, wenn die Risikogewichtung eines Engagements gegenüber demselben Emittenten 150% beträgt oder wenn eine beliebige Verschuldung dieses Emittenten eine Risikogewichtung von 150% erhalten würde, wenn diese Schuldverschreibungen Engagements des Instituts darstellen.“ Nach Ansicht der ESV ist die vorgeschlagene Behandlung dieser Equity Exposures extrem nachteilig, insbesondere für ADC-gelistete Unternehmen, da jedes ADC-Darlehen laut Aufsichtsinstanz als Hochrisiko-Engagement zu erachten ist. Deshalb verlangt die ESV die Aufhebung dieser Bestimmung. l

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HINTERGRÜNDE ZU DEN GRUNDSÄTZEN DER EBA-LEITLINIEN

- Artikel 128 (3) CRR sieht ein Mandat für die EBA vor, Leitlinien herauszugeben, die festlegen, welche Arten von Engagement, abgesehen von den in Artikel 128 (2) angesprochenen, mit besonders hohen Risiken verknüpft sind und unter welchen Umständen.

- Die EBA hat jedoch auf ihre eigene Initiative hin beschlossen, in dem Leitlinienentwurf bestimmte Engagements klarzustellen, auf die in Artikel 128 (2) Bezug genommen wird, d.h. Investitionen in Wagniskapitalfirmen und in Beteiligungs -kapital.

HTTPS://WWW.WSBI-ESBG.ORG/PRESS/ LATEST-NEWS/PAGES/UNNECESSARY-CRR-HIGH-RISK-EXPOSURES-EBA- GUIDELINES-.ASPX ODER QR-CODE SCANNEN.

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DSGVO: Neun Fragen zum DatenschutzDie Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) trat am 25. Mai in Kraft und gilt für alle Unternehmen, die Daten über Privatpersonen, die in der Europäischen Union leben, erfassen. Die neuen Bestimmungen ändern die Datenschutzgesetze in der EU und sollen den Verbrauchern in Europa und darüber hinaus mehr Kontrolle über die Verwendung ihrer Daten geben.

Martin Okorn, Senior Legal Adviser bei WIS-ESV, bringt Licht ins Dunkel der DSGVO, erläutert die gesetzlichen Änderungen und die wichtigsten Grundsätze der neuen Bestimmungen. Was ist die DSGVO und warum gibt es sie?

DSGVO steht für Datenschutzgrund ver -ordnung. Sie wurde 2016 verabschiedet und gilt ab dem 25. Mai 2018. Die DSGVO ersetzt eine Richtlinie von 1995. Deshalb ging es bei der Verabschiedung der DSGVO um die Aktualisierung der Datenschutzbestimmungen und ihre Anpassung an den technischen Fortschritt und die zunehmenden Auswirkungen der Globalisierung. Wer ist von der DSGVO betroffen?

Wie schon ihr Name sagt, handelt es sich um grundlegende Bestimmungen. Sie gelten für jedes Unternehmen, unabhängig von seiner Größe, das personenbezogene Daten von EU-Bürgern speichert (Name, E-Mail-Adresse, Geburts datum usw.), nicht nur die Finanz dienstleistungsbranche. Was bedeutet das konkret für Unternehmen?

Unternehmen müssen ihre interne und externe Praxis bei der Verarbeitung personenbezogener Daten anpassen, um die DSGVO einzuhalten. Dazu fällt ganz am Anfang einiges an Arbeit an. Aber wenn sich erst einmal alle an die neuen Bestimmungen gewöhnt haben, müsste theoretisch alles reibungslos funktionieren. Was bedeutet das für die europäischen Bürger?

Durch die DSGVO erhalten europäische Bürger mehr Kontrolle darüber, wie mit

ihren persönlichen Daten umgegangen wird. Beispielsweise kann eine Person jederzeit verlangen, dass ihre Daten aus einer Datenbank gelöscht werden. Dieses Recht gab es vorher nicht. Bezeichnet wird dies als Recht auf Löschung oder Recht auf Vergessen. Können Sie die wichtigsten Grundsätze der DSGVO erläutern?

Dazu gehört zunächst der Grundsatz der Transparenz mit dem Ergebnis, dass eine Person jederzeit verlangen kann, zu sehen, welche personenbezogenen Daten von einem Unternehmen gehalten werden. Ein weiterer Grundsatz ist das Prinzip der Datenminimierung, das den Umfang der aufbewahrten und verarbeiteten personen -bezogenen Daten auf das beschränkt, was zu legitimen Zwecken erforderlich ist. Dieser Grundsatz ist verknüpft mit dem Prinzip der Zweck beschränkung, laut dem personenbezogene Daten nur zu einem Zweck verarbeitet werden dürfen, der im Voraus transparent angegeben wird. Welche wichtigen praktischen Maßnahmen und Initiativen planen Unternehmen normalerweise im Zusammenhang mit der DSGVO?

Unternehmen beurteilen normalerweise zunächst den Umfang und die Art der personenbezogenen Daten in ihrem Besitz. Danach müssen sie entscheiden, welche gesetzliche Grundlage verwendet werden kann, um die verschiedenen Teile dieser Daten in ihrer Datenbank zu belassen. Die offenkundigste gesetzliche Grundlage ist die Einwilligung, was wiederum bedeutet, dass E-Mails an die Betroffenen geschickt werden, was jeder von uns bestimmt schon feststellen konnte. Allerdings gibt es auch andere gesetzliche Grundlagen wie vertragliche Verpflichtungen,

gesetzliche Anforderungen aus EU- oder Landesrecht sowie legitime Interessen. Wie unterscheidet sich die DSGVO von aktuellen einzelstaatlichen Daten schutzgesetzen oder von der Datenschutzrichtlinie, die sie ersetzt?

Erstens ist die Definition personen -bezogener Daten im Vergleich zur alten Richtlinie in der DSGVO erheblich weiter gefasst. Daher können alle Daten, anhand deren eine Person identifiziert werden kann, als personenbezogene Daten eingestuft werden. Ein praktisches Beispiel hierfür könnte eine IP-Adresse sein. Zweitens wird das vorstehend genannte Recht auf Löschung eingeführt. Eine weitere wichtige Ergänzung sind die Datenverarbeiter. Dabei handelt es sich um Organisationen und Unternehmen, die Daten im Auftrag anderer Unter -nehmen oder Organisationen verarbeiten. Ein Beispiel hierfür wäre die Verwendung eines externen Unternehmens für den Versand von Einladungen zu einer Veran -staltung. Letztendlich wird die DSGVO eine umfassendere Wirkung haben.

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WIS-Präsident Heinrich Haasis drängte die politischen Entscheidungsträger in der Europäischen Union am 25. Mai, sich das amerikanische Gesetz für Wirtschaftswachstum, gesetzliche Entlastung und Verbraucherschutz zum Vorbild zu nehmen, das gestern von US-Präsident Donald Trump unterzeichnet wurde. „Dank der unermüdlichen Bemühungen unseres amerikanischen Mitglieds Independent Community Bankers of America erkannten amerikanische Politiker, dass Lokalbanken unverhältnismäßig unter den Bestimmungen gelitten haben, die nach der Finanzkrise eingeführt wurden," so Haasis. „Es ist weder fair noch wirtschaftlich effizient, dass Lokalbanken - die an der Krise keine Schuld tragen - einen unverhältnismäßigen Preis bezahlen, um ihre Tätigkeit weiter zu verfolgen.“

Haasis fügte hinzu, dass Sparkassen und Retailbanken die Finanzinstitute sind, die den Bedürfnissen der Privathaushalte, der KMU und der Lokalbehörden in allen europäischen Regionen Rechnung tragen. Durch die Befreiung dieser Institute von übermäßiger Bürokratie, so Haasis weiter, erhalten Haushalte sowie kleine und mittelständische Unternehmen in Europa die benötigte Finanzierung, um ihre Projekte durchzuführen und so das Wachstum in Europa zu sichern.

Sein Fazit: „Ein einheitlicher Regulierungsansatz für alle lässt die außerordentliche Vielfalt des wirtschaftlichen und finanziellen Gefüges Europas außer acht. Ein verhältnismäßiger Regulierungsansatz ist der einzige Weg.“ Das Gesetz über Wirtschaftswachstum, regulatorische Entlastung und Verbraucherschutz (Economic Growth, Regulatory Relief and Consumer Protection Act)

• vereinfacht die Kapitalanforderungen für Lokalbanken, • befreit die meisten Lokalbanken von der Volcker-Regel, • bietet Entlastung für größere Lokalbanken, einschließlich höherer ögensschwellen • für die Ernennung systemrelevanter Finanzinstitute und einer Lockerung der

Stresstests und der formalen Risikoausschuss-Anforderungen. l

MARTIN OKORN, WIS-ESV

Insbesondere fällt die Verarbeitung personenbezogener Daten von EU-Bürgern in ihren Zuständig keits -bereich, egal wo diese stattfindet.

Welche Folgen hat es, wenn die Anforderungen der DSGVO nicht eingehalten werden? Wer überwacht oder prüft, ob Unternehmen die Vorgaben einhalten?

Wenn ein Unternehmen die DSGVO nicht einhält, kann dies finanzielle Folgen haben. Der entsprechende Beschluss wird durch einzelstaatliche Datenschutz -behörden gefasst, die sicherstellen müssen, dass die DSGVO korrekt angewendet wird. Parallel dazu überwacht der Europäische Datenschutz-beauftragte die DSGVO-Einhaltung in EU-Institutionen und Gremien. Ferner muss im Einklang mit den Bestimmungen der DSGVO eine europäische Datenschutz-stelle errichtet werden. Sie soll eine Orientierungs-hilfe bei der korrekten Umsetzung der DSGVO bieten. Was bedeutet die DSGVO für Sparkassen und Retailbanken?

Die DSGVO gilt für Sparkassen und Retailbanken ebenso wie für andere Unternehmen aus verschiedenen Sektoren. Bei der ESV setzen wir uns gemeinsam mit unseren Mitgliedern dafür ein, den größtmöglichen Grad an Transparenz bei der Verarbeitung personenbezogener Daten zu bieten. Deshalb sehen wir die DSGVO weniger als Hindernis, sondern vielmehr als Chance, um zu beweisen, dass wir uns für verantwortungsbewusste Bankdienste einsetzen. l

ESV-UPDATE

Haasis vom WIS: Erhöhung des EU-Wirtschafts-wachstums durch mehr Einfluss für Lokalbanken DIE EUROPÄISCHEN REGULIERUNGSBEHÖRDEN SOLLEN SICH DAS AMERIKANISCHE GESETZ FÜR WIRTSCHAFTSWACHSTUM, GESETZLICHE ENTLASTUNG UND VERBRAUCHERSCHUTZ ANSCHAUEN.

WIS-UPDATE

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Sparkassen und Retailbanken im Zeitalter der Digitalisierung: Entwicklung einer erfolgreichen Strategie

Über 40 Teilnehmer von WIS-Mitgliedern aus Asien, Afrika und der EU trafen sich am 17. und 18. April in Hongkong zum Meeting der WIS-Asiengruppe 2018. Ziel der Veranstaltung war es, Mitgliedern mit besonders innovativen Banken in Asien sowie externen Experten zusammen -zubringen. Im Anschluss an das Regional- Meeting fanden ein Innovations-Workshop und ein Studienbesuch bei der in Hongkong ansässigen Bank of East Asia statt.

Das Meeting begann mit der administrativen Agenda des WIS und einem Überblick über die Bankenlandschaft in der Region. WIS-Mitglieder hatten Gelegenheit, zu erläutern, wie sie die Digitalisierung nutzen, um die Kundennähe zu optimieren. Außerdem ließen sie die Erfolgsfaktoren Revue passieren, um ihre Institute zu „Banken der Zukunft“ zu machen. Die Diskussionen befassten sich ferner mit den Differenzierungsstrategien für Banken mit lokalem Schwerpunkt, darunter Produkte und Dienstleistungen.

BANKEN IM ZEITALTER DER DIGITALISIERUNG

Die Teilnehmer stimmten darin überein, dass Technologie der Motor der moder -nisierten und industrialisierten Welt ist. Gleichzeitig „kann Technologie nicht durch menschliches Verhalten ersetzt werden“, so Chandran Nair, Gründer und CEO des Global Institute for Tomorrow. Er regte an, dass Finanzinstitute die „soziale Bedeutung des Bankwesens“ berücksichtigen müssen, um sich im Zeitalter der Digitalisierung neu zu bestimmen.

„Die Veränderungen werden immer schneller und komplexer,“ so Jeff Hackeson, Geschäftsführer bei Change Enablement. Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung könnte eine Veränderung der Aufgaben der Geschäftsstellen sein, „von der Bereitstellung von Finanzprodukten und

-dienstleistungen zur Bereitstellung von Beratungsdiensten für Kunden,“ so Santhan Yoosiri, Executive Vice-President für Personalentwicklung bei der Government Savings Bank of Thailand.

INNOVATION INSIGHTS: APIS UND MEHR

Die Veranstaltungen am zweiten Tag vermittelten Einblicke in Innovations -projekte und Best Practices. Auch gab es Gelegenheit zum Austausch im Rahmen von Podiumsdiskussionen über die Möglichkeiten für Innovations-Ökosysteme und regulatorische Rahmenbedingungen für FinTechs, e-KYC und Onboarding, Optimierung der Vertriebskanäle, Entscheidungstechnologie für Darlehen und Kreditvergabe, Kooperation und API.

„Banken unterscheiden sich von anderen FinTech-Giganten durch Vertrauen,“ so Saket Saith, Head of External APIs bei DBS Bank. „Das ist ein Element, bei dem Banken niemals Kompromisse eingehen dürfen.“ Als preisgekrönte Bank für digitale Finanzdienste, Innovation und Kunden -service führte DBS unlängst die größte API-Plattform für das Bankwesen mit 155 APIs in über 20 Kategorien ein und arbeitete mit über 50 Unternehmen zusammen, darunter Marktführer wie AIG, McDonalds, MSIG, und PropertyGuru.

VORTEIL FÜR KUNDEN: LEICHT ZU VERWEN -DENDER, STETS VERFÜGBARER SERVICE DURCH MOBILE APPS, SOZIALE NETZWERKE

Am zweiten Tag wurde von Praveen Gupta, Geschäftsführer für Retail- und Digital -banking bei State Bank of India, aus indischer Warte über Innovation berichtet. Er stellte die YONO App vor, die im November 2017 eingeführt wurde.

YONO – eine Abkürzung, die für „You Only Need One“ steht – soll den Lifestyle-Bedürfnissen in einem breiten Spektrum von Kategorien Rechnung tragen. Diese integrierte Banking-Plattform ermöglicht den Nutzern den Zugriff auf eine Vielzahl von Finanz- und anderen Dienstleistungen wie Online-Shopping, Bezahlung von Arztrechnungen und sogar das Bestellen eines Taxis. SBI arbeitet mit über 60 E-Commerce-Anbietern wie Amazon, Uber und Airbnb zusammen.

Außerhalb Asiens kam ein Beispiel von der spanischen Caixa Bank, die ebenfalls jüngere Bevölkerungsgruppen mit spezifischen Dienstleistungen und Produkten ansprechen will. Àngels Valls, Vertriebsleiter bei ImaginBank für das Digitalgeschäft von CaixaBank, berichtete den Zuhörern über die erste rein mobile Bank Spaniens: ImaginBank. Die rein digitale Plattform bietet Bankdienst -leistungen ausschließlich über mobile Apps und soziale Netzwerke mit einem Onboarding-Verfahren, das zu 100% online abläuft. Auch die sozialen Medien kommen zum Einsatz, um Kundendienst zeitnah zu erbringen, beispielsweise mit Twitter, Facebook und WhatsApp.

AMP Creditech CEO Thomas DeLuca erklärte, dass Banken auf der Suche nach einer Verbesserung der Effizienz in einigen asiatischen Ländern mit einer Reihe scheinbar widersprüchlicher Zielvorgaben zwischen dem Angebot von Online-Kreditvergabe und dem Erfordernis, Analogkunden zu bedienen, konfrontiert sind. Ob man im digitalen Zeitalter gewinnt oder verliert, hängt davon ab, wie die Banken zur Technologie stehen. Dabei steht Asien laut dem Bericht ‘Global Payments Innovation Jury 2017’ an der Spitze, wenn es um Durchbrüche digitaler Technologien im Bankwesen geht. Asien konnte mehr Geld für FinTech-Investitionen gewinnen als Nordamerika und Europa, zum Teil getrieben durch die rasch

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expandierende Mittelschicht und „digital Natives“, die sich für die neueste Technologie begeistern.

DIE STRATEGIE FÜR DEN ERFOLG: DREI ELEMENTE

Bei der Veranstaltung wurde klar, dass die Bedeutung der Digitalisierung außer Frage steht. Die drängende Frage ist, wie man sie am besten nutzt und neuen Bedürfnissen und Erwartungen Rechnung trägt. Traditionelle Banken sollten die Digitalisierung mit ihrer traditionellen einzigartigen Identität verknüpfen.

Drei Elemente wurden für das Herangehen an eine Digitalisierungsstrategie genannt: grundsätzlich digital sein; Legacy-Probleme lösen; die Bank in die Entwicklung des Kunden einbetten und berücksichtigen, was Kunden erreichen möchten. Das Geschäftsmodell für ein neues Bankwesen basiert damit auf drei gewinn -bringenden Entwicklungen: für die Kunden, für die Banken und für die Partner.

REGULATORISCHE ASPEKTE DER DIGITALISIERUNG

Tag 2 der Veranstaltung endete mit einem Vortrag über die regulatorischen Rahmenbedingungen, die beim digitalen Onboarding eine wichtige Rolle spielen. Joseph Delhaye, Leiter der Rechts -abteilung und Senior Vice President bei BCEE Luxembourg, vermittelte in seinem Vortrag europäische und internationale Einblicke in die Schaffung einer Brücke zwischen Europa und Asien. Er erläuterte die Ansichten der EU-Aufsichtsbehörden zur Verwendung innovativer Lösungen

durch Banken im Customer Due Diligence-Verfahren (CDD) und bei der Suche nach umfassenden Initiativen in Bezug auf DSGVO (Datenschutz) und PSD2 (Open Banking) in Verbindung mit Digital Banking.

Kommentar zu den regulatorischen Aspekten der Digitalisierung von WIS-Geschäftsführer Chris De Noose: „Während der Veranstaltung war es wichtig, die regulatorische Dimension von FinTech aufzuzeigen, insbesondere die geänderten Bestimmungen der Europäischen Union. Durch den Austausch über diese regulatorische Entwicklung bieten wir unseren Mitgliedern in den Asien-Pazifik-Märkten zusätzliche Einblicke, wie Gesetze die Innovation im Banksektor fördern oder bremsen können.“

BANK OF EAST ASIA: HERAUSRAGENDE INNOVATION

Das Meeting endete am dritten Tag mit einem Besuch in der Zentrale der Bank of East Asia. Der Komplex verfügt über eine außergewöhnliche Ausstattung, um Kundeninformationen, Onboarding und Beratungsdienste zu bearbeiten. BEA, eine der innovativsten Banken in Hongkong, führte vor Augen, wie sie einen umfassenden Wandel ihres Filialnetzes durchführte, indem sie Innovationskultur mit einer Optimierung des Kundenservice verknüpft. >

WIS-UPDATE

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DIE NÄCHSTEN TERMINE

A seminar on corporate governance and risk management in Singapore on 1-2 August. BANKEN IN ASIEN: DIGITAL VERSIERT

WIS-Mitgliedsbanken haben sich der Digitalisierung angenommen und neue Möglichkeiten gefunden, um rund 1,1 Milliarden Kunden zu erreichen, die Bankdienstleistungen im Asien-Pazifik-Raum benötigen. Beispiele für diese neue Kundennähe kommen mittlerweile auch aus der Volksrepublik, wo die chinesische Postbank ihr Produkt- und Dienstleistungs -angebot unter Nutzung der E-Commerce- Plattform der chinesischen Post innovativ aufbereitet. Sie hat außerdem eine Partnerschaft mit dem führenden Internet-Finanzierungsdienst von Alibaba, Ant Finance, entwickelt, um ihre Dienstleistungen auch in ländlichen Gebieten Chinas anzubieten. Parallel zum YONO-Angebot der indischen Staatsbank investiert sie ebenfalls in FinTech-Startups. In Japan brachte SMBC ihre erste Open-Innovation-Basis namens „Hoops Link Tokyo“ auf den Weg, die als Treffpunkt für Pitch-Events, Meet-ups und Seminare mit externen Organisationen in Verbindung mit dem Startup-Ökosystem dient.

NÄHERE EINZELHEITEN ZU DER VERANSTALTUNG UNTER HTTPS://WWW.WSBI-ESBG.ORG/EVENTS/ ASIA_REGIONAL_GROUP_MEETING_2018 ODER QR-CODE SCANNEN.

ERFOLGREICHE DIGITALISIERUNG IM HONGKONG-STIL

WFür das WIS war Hongkong der ideale Ort für das Meeting. Die chinesische Sonderverwaltungszone gilt als eines der international führenden Finanzzentren und bietet ein Umfeld, das der Finanztechnologie förderlich ist. Hongkong bietet mit seinen offenen Märkten, seinem transparenten und international anerkannten Regulierungssystem sowie einer Vielzahl an gut ausgebildeten, dreisprachigen Fachkräften eine interessante Basis für den Aufbau eines Innovations-Ökosystems. Zudem steht das FinTech-Umfeld unter genauer Beobachtung und wird von der Regierung umfassend gefördert. In regulatorischer Hinsicht hat die Hongkonger Finanzaufsicht HKMA sieben Initiativen auf den Weg gebracht in dem Bemühen, FinTech zu fördern und in Hongkong ein „Smart Banking“-System zu errichten. Erwähnung verdient unter diesen Initiativen ein Plan zur Einführung einer Politik, die die Entwicklung und groß angelegte Einführung von API (application process interfaces) im Bankwesen erleichtern soll.

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SPARKASSEN UND RETAILBANKEN IM ZEITALTER DER DIGITALISIERUNG

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ÜBER BANK OF EAST ASIA

Über Bank of East Asia, Limited. Die 1918 gegründete BEA gehört zu den führenden Finanzdienstleistern Hongkongs und bedient Kunden in ganz China und darüber hinaus mit einem konsolidierten Gesamtvermögen von HKD 808,9 Mrd. (USD 103,5 Mrd.) per 31. Dezember 2017. Die an der Hongkonger Börse notierte Bank gehört zu den auf dem Hang Seng Index geführten Unternehmen. BEA bietet ihren Kunden ein umfassendes Angebot an Bankdienstleistungen für Unternehmen und Privatkunden, Vermögens -verwaltungs- und Anlagedienste über ein großzügiges Filialnetz mit Geschäftsstellen in Hongkong und China, Südostasien, Großbritannien und den USA. Nähere Einzelheiten erhalten Sie in jeder beliebigen BEA-Geschäftsstelle oder auf der Webseite der Bank unter www.hkbea.com.

WIS REGIONALGRUPPE ASIEN-PAZIFIK

Ziel der WIS-Regionalgruppe Asien-Pazifik ist die Erstellung und der Austausch von Informationen und die Verbesserung der Bekanntheit des WIS und seiner Positionen bei den Menschen in der Region. Die WIS-Regionalgruppe Asien-Pazifik stammt aus einer Region, in der sich ein Viertel der G20-Länder befindet, und vertritt Mitgliedsbanken durch Austausch über und Unterstützung von finanzieller Inklusion, Innovation im Banksektor und Digitalisierung.

Die Gruppe wurde als Vertreterin der Finanzinstitute und -verbände in der Region errichtet und soll den regelmäßigen Austausch zwischen den Mitgliedern in der Region zu spezifischen Themen und Best Practices fördern und Chancen für geschäftliche Zusammenarbeit schaffen. Die Gruppe vertritt 26 Finanzinstitute aus 17 Ländern und ihre Mitglieder treffen sich mindestens einmal jährlich bei den Jahrestreffen der Regionalgruppe.

Die Kooperation der WIS-Mitglieder in der Gruppe reicht von Kontakten und Informations -austausch bis hin zur Entwicklung konkreter Geschäftschancen auf bilateraler oder multilateraler Ebene. Beispielsweise veranstalten Mitglieder Seminare für andere Mitglieder, unterzeichnen Vereinbarungen für geschäftliche Kooperation, tauschen Fachwissen aus und schließen gegenseitige geschäftliche Partnerschaften.

Verbundene Informationen WIS-ESV-Podcast mit Schwerpunkt Asien

BLICK AUF EINE NEUE WIS-BROSCHÜRE IM ASIEN-PAZIFIK-RAUM

Episode Nr. 3 eines WIS-ESV-Exchange-Podcast von Anfang Juli befasst sich mit Asien, einer Wachstumsregion, in der sich WIS-Mitglieder um finanzielle Inklusion und Innovation bemühen.

Eine neue Veröffentlichung zeigt einige der Erfolge von WIS-Mitgliedern dort auf. WIS-Vertreterin Mina Zhang befasst sich eingehend mit der Materie und stellt eine neue Broschüre über die dortigen Mitglieder vor, die in örtlichen Gemeinden große Wirkung erzielen.

Als nächstes steht eine Aktualisierung der WIS-Partnerschaft mit der Mastercard-Stiftung mit Blick auf die Unterstützung kleiner Sparer in Afrika an. Das WIS unterzeichnete eine weitere Vereinbarung mit einem neuen Partner, diesmal in der Elfenbeinküste.

Das dritte Thema von Episode 3 ist der FinTech-Aktionsplan der EU, in dessen

Rahmen Martin Okorn von der ESV die Antwort der ESV auf den Vorschlag der EU-Kommission vorstellt. Darin wird der Standpunkt des europäischen Verbandes zu Themen wie Internetsicherheit dargestellt.

Episode 3 endet mit aktuellen Informationen von der ESV: Moderator James Pieper erläutert, wie die Finanzkrise, die zuneh -mende Digitalisierung, Marktveränderungen und zunehmend komplexe regulatorische Rahmenbedingungen in der EU zu neuen Beschäftigungstrends im Bankensektor geführt haben. Die Ergebnisse einer neuen Studie der Sozialpartner in der euro -päischen Bankbranche zeigen insgesamt schrumpfende Mitarbeiterzahlen im europäischen Finanzdienstleistungssektor, Chancen für ältere Arbeitnehmer auf eine späte Karriere im EU-Bankensektor, zugleich drastischer Einbruch bei der Einstellung jüngerer Arbeitnehmer und eine Mehrheit weiblicher Angestellter im EU-Bankensektor. l

DER PODCAST IST AUCH AUF DEM WIS-ESV YOUTUBE KANAL UNTER BIT.LY/2UKECEB VERFÜGBAR ODER QR-CODE SCANNEN.

PODCAST ANHÖREN AUF SOUNDCLOUD.COM/ WSBI_ESBG ODER QR-CODE SCANNEN.

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Studienbesuch: Besuch von BTN bei Postal Savings Bank of China

Austausch unter WIS-Mitgliedern aus Indonesien und China.

Drei Vertreter von BTN Bank unternahmen am 11. und 12. April einen Studienbesuch, um Einblick in die Strategie und die betrieb -lichen Best Practices der chinesischen Postbank PSBC zu erhalten. Die Ergebnisse des Besuchs des indonesischen WIS-Mitglieds im Reich der Mitte sollen in das bestehende strategische und operative Management übernommen werden, insbesondere im Retailsegment. Ein Team von PSBC begrüßte das Trio von BTN. Die Leitung des Teams lag bei Zhu Yuanrong, Leiter der Abteilung für internationales Geschäft der chinesischen Bank, Li Yuntao, stellvertretender Manager, und Chen Ying, Abteilungsleiter für internationale Beziehungen, und anderen freundlichen Kollegen. Am ersten Tag des Besuchs gab es Präsentationen und produktive Diskussionen mit den Vertretern der verschiedenen PSBC-Abteilungen.

Zu den teilnehmenden Abteilungen gehörten auch die Geschäftsbereiche der

PSBC, die sich auf Finanzierung in ländlichen Gebieten, Privat -sparer, Verbraucherkredite, Finanzierung kleiner Unter -nehmen und die Anwendung digitaler Technologie im Privatkundengeschäft konzentrieren. Am zweiten Tag besuchten die Gäste von BTN Geschäftsstellen, die mit der chinesischen Post in Vororten und Stadtgebieten arbeiten, und die „Smart Branch“

von PSBC, die unzählige digitale Vorrichtungen im Kundenservice bietet. Der Besuch endete mit einem Besuch in der IT-Zentrale von PSBC, wo die BTN-Vertreter einen Einblick in das Management von Big Data im Support erhielten.

WARUM STUDIENBESUCHE FUNKTIONIEREN

Im Rahmen von Studienbesuchen erfahren WIS-Mitglieder zahlreiche innovative und inspirierende Neuheiten. Außerdem beruhen die Besuche auf Gegenseitigkeit: PBSC wird eine Einladung zu einem künftigen Besuch erhalten und Erfahrungen bei Bank BTN austauschen, vor allem um zu erfahren, wie die indonesische Bank ihr Retailgeschäft ausbaut. Wenn Sie einen Studienbesuch organisieren möchten, wenden Sie sich bitte an Ihren Vertreter der WIS-Regionalgruppe. l

ÜBER DIE WIS-REGIONAL-GRUPPE ASIEN-PAZIFIK

Die WIS-Regionalgruppe Asien-Pazifik stammt aus einer Region, in der sich ein Viertel der G20-Länder befindet, und vertritt Mitgliedsbanken durch Austausch über und Unterstützung von finanzieller Inklusion, Innovation im Bankensektor und Digitalisierung. Die WIS-Regionalgruppe Asien-Pazifik soll den regelmäßigen Austausch zwischen den Mitgliedern in der Region zu spezifischen Themen und über Best Practices fördern und Chancen für geschäftliche Zusammenarbeit schaffen. Die Gruppe vertritt 26 Finanz -institute aus 17 Ländern und ihre Mitglieder treffen sich mindestens einmal jährlich bei den Jahrestreffen der Regionalgruppe. Die Kooperation der WIS-Mitglieder in der Gruppe reicht von Kontakten und Informations austausch bis hin zur Entwicklung konkreter Geschäftschancen auf bilateraler oder multilateraler Ebene. Beispielsweise veranstalten Mitglieder Seminare für andere Mitglieder, unterzeichnen Vereinbarungen für geschäftliche Kooperation, tauschen Fachwissen aus und schließen gegenseitige geschäftliche Partnerschaften.

WIS-UPDATE

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Für die Postbanken geht es um alles oder nichts BEI EINER VON WIS MODERIERTEN PODIUMSDISKUSSION TAUSCHEN SICH EXPERTEN ÜBER DEN WANDEL DER POSTBANKEN AUS

Postbankexperten aus der ganzen Welt kamen am 29. Mai in den WIS-Büros in Brüssel zusammen, um sich über den Wandel der Post -bank institute (PFI) auszutauschen. Bei dem ganztägigen Meeting von 16 Vertretern der Postbanken, internationaler Organisationen und des WIS wurde unter -sucht, wie sich der Wandel in Ländern wie Marokko, Tansania und China vollzieht. Die Teilnehmer befassten sich außerdem mit dem Entwurf eines Forschungsberichts von Postbank-Berater Hans Boon, der die Ergebnisse des Papiers vorstellte.

Sabasaba Moshingi, CEO des WIS-Mitglieds TPB Bank in Tansania, führte in die Vormittagssitzung ein mit einem Vortrag über das Potenzial der Postbanken und ihren Beitrag zur finanziellen Inklusion. Moshingi stellte fest, dass das öffentliche Bankwesen eine besondere Rolle in der finanziellen Inklusion spielt. Er ergänzte, dass das Postbank-Management sich mit drängenden Fragen befassen muss, beispielsweise ob die Postbankmarke auf dem Markt stark genug ist. Er drängte die Geschäftsleitung, darüber nachzudenken, ob die Postbanken gut sind in Produkt -innovation und Rentabilität. Gewinne können nur dann erzielt werden, wenn die richtige Struktur vorhanden ist, verbunden mit einer angemessen verwendeten Technologie und einem kosteneffizienten Betrieb, der ausreichend mit Kapital ausgestattet ist und über eine gute Governance verfügt. Der Wandel erfordert den Willen aller beteiligten Interessenvertreter, allen voran der Regierungen. Auch eine Roadmap internationaler Organisationen kann den Wandel der Banken begünstigen.

WAS HÄLT DIE POSTBANKEN ZURÜCK?

Laurie Dufay vom WIS fragte, warum Postbanken in Asien so gut funktionieren, in Afrika dagegen deutlich schlechter.

Die Governance bleibt eine große Heraus forderung für Postbanken, die in Schwierigkeiten stecken. In der Zwischenzeit erfordert der Wandel der Postbanken einen starken Willen seitens der Geschäftsleitung und der Regierung. Ein gutes Beispiel hierfür ist die chinesische Regierung, die den Willen gezeigt hat, das Modell der Postspar kassen als Instrument für finanzielle Inklusion zu verwenden. Das WIS-Mitglied Postal Savings Bank of China ist eine echte Erfolgsgeschichte, was zum Teil der Tatsache zu verdanken ist, dass es über die richtige Finanz infrastruktur, ein Filialnetz mit einer starken Logistik und eine physische Präsenz, vor allem in ländlichen Gebieten, verfügt.

Dufays erläuterte auch die Erfolgs -elemente für den Wandel der Postbanken. Ein Erfolgs faktor ist die Einstellung leitender Führungskräfte von außerhalb der Post organisation oder der Postbank. Ein weiteres Element ist die Einstellung von Managern mit geeigneten Kompetenzen für den Wandel der Organisation. Leitende Führungskräfte müssen von dem Wunsch getragen sein, ihre Postbank zu verändern.

FINANZINKLUSION DURCH POSTBANKEN: GRENZEN VERSCHIEBEN

Der Entwurf einer vom WIS in Auftrag gegebenen Studie über den Wandel von Postbanken war Teil eines Vortrags von Consultant Hans Boon, der das Papier verfasste. Mit ihren 1,8 Millionen Konten und 1,1 Milliarden Kunden werden Postbanken von Regierungen oft fälschlich als Teil der Post- oder Telekommunikationsdienste definiert anstatt als Bankinstitute, so seine Feststellung. Die von Boon als „riesiges Loch“ bezeichnete Postbank-Definition sollte eher unter Bankinstitute fallen. In Bezug auf die Geschäftstätigkeit von Postbanken erläuterte Boon, wie sie im - physischen und digitalen - Multichannel-Banking Fuß fassen und mit jedem beliebigen Zahlungs -

system verknüpft werden können. Postbanken bleiben ein Zugangspunkt für Zahlungen und andere Dienstleistungen.

Teilnehmer an der Podiumsdiskussion erfuhren auch etwas über den „Lebens -zyklus“ der Postbanken, der mit traditionellen Basisdiensten beginnt und bis hin zu bargeldlosen digitalen Instituten der Zukunft reicht. Der Großteil der Postbanken liegt irgendwo dazwischen, insbesondere im „unreformierten“ Stadium, befindet sich meist in Staatsbesitz und unter Leitung der Post. Im Zuge des Wandels werden Postbanken oft von den Postämtern getrennt. In diesem „Reform“-Stadium nutzen Sie Postämter als Vermittler, unterstehen einer separaten Leitung und werden zu regulierten Banken.

Der Wandel von Postämtern nimmt zwei bis drei Jahre in Anspruch, wenn sie bei einem Dutzend veranschaulichter Bereiche bleiben. Erforderlich ist ein hochrangiger „Champion“, der die Veränderungen von innen vorantreibt. Boon warnte die leitenden Angestellten von Postbanken vor den Grenzen internationaler Organisationen bei der Unterstützung des Änderungsprozesses.

ERGEBNISSE DER INITIATIVE AFRIKANISCHER POSTBANKZDIENSTE

Mauro Martini von IFAD sprach eine weitere Dimension der Postfinanzdienste an: Geldsendungen und die damit verbundenen Herausforderungen. Dieses Thema wurde von IFAD und Partnern wie WIS über die African Postal Financial Services Initiative (APFSI) angesprochen. IFAD berichtete, wie sich die enge Zusammenarbeit mit einzelstaatlichen Postbetreibern in vier Ländern bezahlt gemacht hat: Ghana, Benin, Madagaskar und Senegal.

Die Überweisungskosten sanken um 24%, wenn Geld durch Postämter über -wiesen wurde.

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Alle vier Länder erreichten eine Kosten -senkung auf dem Markt, die nahe oder unter dem Ziel von 3% lag. Die Geldsendungen durch Postämter stiegen um 60%. In Ghana verdoppelte sich der Marktanteil. Worauf ist dieser Erfolg zurückzuführen? Ein Grund ist, dass Konten eröffnet wurden und die Volumen stiegen. Marketing-Bemühungen brachten neue Kunden. Vor allem in ländlichen Gebieten war der Erfolg spürbar. IFAD fand heraus, dass Postämter von den Menschen in allen vier Ländern als freundlicheres Umfeld empfunden wurden als Banken. Auch zeigte sich, dass die Transaktions -volumen und die Geldbeträge nach einem Umbau der Postämter ebenfalls stiegen. Über 100.000 Erwachsene ohne Bankkonto eröffneten Konten für Finanzdienstleistungen.

Youssouf Sy von der Universal Postal Union (UPU) berichtete bei der Podiumsdiskussion über Fortschritte in der FITAF-Einrichtung für technischen Support, der mit Unter -stützung der Bill & Melinda Gates Stiftung und von Visa angeboten wird. Die Einrichtung bemüht sich um die Digitalisierung von Banken durch 20 digitale Finanzdienstleistungsprojekte.

FALLSTUDIEN: AL BARID BANK, TPB BANK

Im weiteren Verlauf des Meetings wurden Fallstudien von Erfolgsgeschichten vorgestellt, mit Beispielen für den Wandel von Postbanken*. Die aktive Digitalisierung ist bei beiden Instituten, die Gegenstand der Fallstudie waren, offensichtlich: Al Barid Bank (ABB) in Marokko und TPB Bank in Tansania. Verfahrensmodernisierung, Multichannel-Strategien und ein klarer Auftrag waren die ausschlaggebenden Elemente für den Erfolg. Die ABB-Fallstudie, über die der Leiter der Abteilung für internationales Geschäft, Zakia Hazzaz, berichtete, befasste sich mit den wichtigsten Hebeln zur Stärkung der finanziellen

Inklusion, die sich als erfolgreich erwies. Die Fallstudie von TPB Bank wurde von Sabasaba Moshingi vorgestellt und zeigte auf, wie Performance-Management Veränderungen vorantreiben und die finanzielle Gesamtleistung stützen kann.

DEBATTE UNTER DEN TEILNEHMERN

Eine Debatte unter Leitung von Incofin Investment Management Geschäftsführer Loic De Canniere gab den Teilnehmern Gelegenheit, auf die Präsentationen zu reagieren und sich mit potenziellen Initiativen zu befassen.

WEITERE ENTWICKLUNG

Unter den Teilnehmern bestand umfassende Einigkeit darüber, dass eine Art Koordinationsplattform eingerichtet werden sollte, beispielsweise eine Arbeitsgruppe mit Interessenvertretern. Im ersten Quartal 2019 besteht die Gelegenheit, der Kommission der Afrikanischen Union (AUC) bei ihrem hochrangigen Forum, bei dem sich afrikanische Finanzminister mit dem Wandel der Postämter mit Blick auf finanzielle Inklusion und E-Commerce befassen, einen Einblick in die Heraus -forderungen für Postbanken zu geben. Danach treffen sich die Staatschefs der Afrikanischen Union, um die Lage zu analysieren und zu beurteilen. Von der Podiumsdiskussion erstellte Studien oder Toolkits werden für das Treffen der AUC-Finanzminister in Betracht gezogen, an dem zumindest einige der an der Podiumsdiskussion beteiligten Institute mitwirken dürften. Die Podiumsdiskussion vertritt die Ansicht, dass das Thema im Anschluss an die AUC-Meetings auf die Regierungs-Agendas gesetzt werden muss, wenn über Hilfspakete mit internationalen Finanzinstituten wie der Weltbankgruppe diskutiert wird. l

WIS-REGIONAL-GRUPPE AFRIKA UMFASST POSTBANKEN

Wie in anderen Regionen auch sind viele der 36 Mitglieder der WIS-Regionalgruppe Afrika Postbanken. Gemeinsam mit anderen Mitgliedsbanken in der Region führen sie regelmäßige Diskussionen über spezifische Themen, fördern den Austausch über Best Practices und schaffen Möglichkeiten für geschäftliche Zusammenarbeit. Den Vorsitz der WIS-Regionalgruppe Afrika mit ihren Mitgliedern aus 22 Ländern führt der CEO der Tanzania Postal Bank Sabasaba Moshingi. Unter der Leitung von Moshingi treffen sich die Mitglieder der Gruppe mindestens einmal jährlich zu den Jahres -treffen der Regionalgruppe. Diese Meetings dienen als Plattform für den Erfahrungs -austausch unter den Mitgliedern und informieren potenzielle Mitglieder oder andere interessierte internationale oder regionale Organisationen darüber, wofür Sparkassen und das WIS stehen.

„Erforderlich ist ein erstklassiger „Champion“, der die Veränderungen von innen vorantreibt.“

NÄHERE EINZELHEITEN ZUR REGIONALGRUPPE AFRIKA UNTER HTTPS://BIT.LY/2M2GPNZ ODER QR-CODE SCANNEN.

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Neue Broschüre ‘Banking. Serving. Thriving.’ in Asien NEUE BROSCHÜRE MIT INFORMATIONEN ZU WIS-MITGLIEDERN IM ASIEN-PAZIFIK-RAUM

WIS veröffentlichte Mitte Juni eine neue Broschüre, die erstmals die Wirkung asiatischer Sparkassen und Retailbanken zur Förderung der Realwirtschaft in lokalen Gebieten aufzeigt und wie sie den Gemeinden, die sie bedienen, etwas zurückgeben. Die Broschüre mit dem Titel Banking. Serving. Thriving. bietet eine Moment -aufnahme der 26 WIS-Mitglieder aus der Region durch konsolidierte Daten und spezifische Fallstudien. Aus den Informationen geht hervor, dass die asiatischen WIS-Mitglieder einen großen Teil der Bevölkerung versorgen, die über Bankkonten verfügt. Zusammen versorgen die 26 Mitglieder in 17 Ländern 1,1 Milliarden Kunden und damit knapp zwei Drittel aller Kunden, die von sämtlichen WIS-Mitgliedern in 80 Ländern bedient werden. Das Gesamtvermögen der Mitglieder im Asien-Pazifik-Raum ist auf USD 3,5 Billionen gestiegen, was ungefähr der Hälfte des Vermögens der europäischen WIS-Mitglieder entspricht. Zusammen kommen die Mitglieder in der wohl dynamischsten Wirtschaftsregion der Welt auf 66.827 Filialen / Geschäftsstellen und damit mehr als andere Regionen mit

Mitgliedern des Instituts, sowie 602.477 Mitarbeiter.

FALLSTUDIEN AUS SECHS ASIATISCHEN LÄNDERN

Die in dem 12seitigen Dokument enthaltenen Fallstudien zeigen auf, wie WIS-Mitglieder ihre Kunden in der Gemeinde bedienen und wie ihre Bemühungen das Wachstum auf regionaler Ebene über ein weitläufiges Bankennetzwerk in ganz Asien anregen. Die Fallbeispiele kommen von Mitglieds -banken in China, Indonesien, Indien, Malaysia, Südkorea und Thailand. Diese Fallstudien führen den Lesern vor Augen, welchen Beitrag die Mitglieder zur nachhaltigen inklusiven Entwicklung der Region leisten.

SHOWCASING SERIES: BERICHTERSTATTUNG ÜBER EINZELNE WELTREGIONEN

Die Broschüre ist die dritte einer vierteiligen Berichtreihe von WIS und ESV, die sich mit den wichtigsten Regionen befasst, in denen WIS-ESV-Mitglieder Bankdienst -leistungen erbringen.

Die erste „Banking.Serving. Thriving“-Broschüre befasste sich mit Europa und brachte die ESV-Mitglieder und ihren Beitrag zu den Bevölkerungsgruppen zur Geltung, die wir versorgen. Es folgte eine weitere Broschüre, die vom WIS veröffentlicht wurde und einen Einblick in die sozialen Wertvorstellungen der Sparkassen und Retailbanken in der Region Lateinamerika und Karibik vermittelte. Auf Spanisch hieß sie „Bancarizando. Sirviendo. Prosperando.“ (En español | English), und hebt die Wirkung von Sparkassen und Retailbanken in der Region hervor, um die Realwirtschaft zu fördern und den Gemeinden, die sie versorgen, etwas zurückzugeben. Ebenso wie die Ausgaben für Europa und Asien gibt sie politischen Entscheidungs -trägern einen Einblick, welche besondere Rolle Sparkassen und Retailbanken im Leben der Menschen spielen. l

26 Mitglieder

1,1 Milliarden Kunden

66.827 Filialen / Geschäftsstellen

ZUM KENNENLERNEN: WIS ASIEN-BROSCHÜRE

UNTER HTTPS://BIT.LY/2JYC1TW ODER SCANNEN SIE DIESEN QR-CODE.

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Das WIS-Mitglied The Kenya Post Office Savings Bank (Postbank) entwickelte maßgeschneiderte Sparlösungen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Eines ihrer erfolgreichsten Produkte ist das „SMATA“-Jugendkonto für junge Menschen zwischen 12 und 18 Jahren. Es bietet ihnen ein kostengünstiges und erschwingliches Bankprodukt, mit dem sie aktiv ihre Finanzen kontrollieren können. Der Eröffnungssaldo von KSh 200 (rund € 1,70 / USD 2) ist erschwinglich und trägt dazu bei, junge Menschen in das Finanzsystem zu bringen. Postbank Kenya bietet außerdem das „STEP“-Konto, ein intelligentes, trendiges, elektronisches und tragbares Konto für junge Menschen”. Der Eröffnungssaldo ist sehr niedrig, für Einzahlungen werden keine Gebühren erhoben und natürlich gibt es Internetbanking.

JUGENDLICHE ALS ZIEL -GRUPPE, UM SPAREN UND FINANZIELLE INKLUSION VORANZUTREIBEN

Studenten beziehen ihr Einkommen normalerweise aus Zuschüssen wie Taschengeld, Vorzugstarifen bei Telefon und Verkehrsmitteln usw., Studentenjobs wie Babysitting oder Autowaschen sowie Geldgeschenken zu besonderen Gelegenheiten wie Geburtstage.

Trotzdem legen sie nicht systematisch Geld auf die Seite. Das Fördern einer Sparkultur unter jungen Menschen ist entscheidend: Sparen hilft ihnen, langfristige Ziele zu erreichen, unerwartete Ausgaben zu bestreiten, künftige Investitionen zu erleichtern, Wohlstand zu mehren und das finanzielle Überlegen zu sichern. Sparen ist außerdem eine der vier Säulen der finanziellen Unabhängigkeit, neben Investitionen, Disziplin und Vermeiden überhöhter Schulden. Wenn es ums Sparen geht, sind die Menschen mit mehreren Hindernissen konfrontiert: mangelnde Planung, mangelndes Budget, Verbrauch, Lebensstil usw. Finanzbildung ist daher die Lösung zur Überwindung dieser Herausforderungen und zur Schaffung guter Gewohnheiten bereits in jungen Jahren.

In Kenia fungieren Schulen als besondere Vertriebskanäle für die Bekanntmachung von SMATA-Konten. Alle 99 Geschäfts -stellen von Postbank Kenya identifizieren ein oder zwei Schulen in ihrem Einzugsgebiet und vereinbaren mit der Schulleitung geeignete Termine für ihre Workshops. Die meisten Aktivitäten in den Schulen finden während der Global Money Week statt. Jedes Jahr wird ein anderes Motto gewählt. 2018 standen die Aktivitäten unter dem Motto „Money Matters Matter“ (Geldangelegenheiten sind wichtig) und umfassten Theater-Workshops, Zeichnen, Aufsatzschreiben usw. All diese Aktivitäten sollen den jungen Menschen im Land eine Sparkultur vermitteln. l

Bilder: ©The Kenya Post Office Savings Bank

(Postbank)

Postbank Kenya im Rampenlicht: Unterstützung von Spartätigkeit und Finanzbildung

WIS-MITGLIEDSBANK ORGANISIERT UMFASSENDE AKTIVITÄTEN IN SCHULEN IM GANZEN LAND, UM FÜR SPAREN UND FINANZBILDUNG ZU WERBEN

FINANZIELLE INKLUSION

TREFFEN MIT EINEM SMATA SMART SAVER

Als Fatumah Abdi Ibrahim im Jahr 2014 im Alter von fünfzehn Jahren ihr Smata-Konto eröffnete, wusste sie nicht, dass sie dadurch finanzielle Unabhängigkeit erlangen und gleichzeitig eine Disziplin erlernen würde, die ihr für den Rest ihres Lebens nützlich sein wird.

In einem Interview sagte Fatumah, dass es ihr gelang, diese Angewohnheiten zu ihrem Hobby zu machen, obwohl sie aus äußerst bescheidenen Verhältnissen stammt. „Es ist wie ein Hobby für mich, es fühlt sich gut an, und dann ist da das Gefühl der Erfüllung," sagt sie. Sie berät auch andere Kinder und sogar Erwachsene, damit sie für Gegenstände sparen, die sie wirklich brauchen, anstatt Geld für überflüssige Dinge auszugeben. Ihre Ersparnisse haben ihr den problemlosen Übergang von der Grundschule aufs Gymnasium ermöglicht, da sie einen Teil ihrer Ersparnisse für die notwendige Ausrüstung verwendete.

Fatumah leistet ihre wöchentlichen Einzahlungen in Begleitung ihrer jung aussehenden Großmutter. „Es fühlt sich gut an, und ich verspreche, weiter zu sparen, auch wenn ich die weiterführende Schule besuche,“ sagte die Erstgeborene von drei Geschwistern, als sie ans Gymnasium kam. Ihre Familie unterstützt diese selbst gewählte Disziplin, da sie sehen konnte, wie sie Früchte trägt.

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Advans Elfenbeinküste, WIS unterzeichnet MoU zur Unterstützung der Spartätigkeit von Kleinbauern ZIEL DES PROJEKTES IST VERBESSERTE KUNDENNÄHE, NUTZUNG UND WIRKUNG DURCH MOBILE FINANZDIENSTLEISTUNGEN IN LÄNDLICHEN GEBIETEN

Advans Côte d’Ivoire und WIS haben am 6. Juli eine Vereinbarung unterzeichnet, die sich mit finanzieller Inklusion über in der Elfenbeinküste organisierte Wertschöpfungsketten befasst und den Schwerpunkt auf Kleinbauern legt, die Kakao anbauen. Advans fällt unter das von der Mastercard-Stiftung unterstützte WIS-Programm „Making Small Scale Savings Work“ und will auf das aktuelle Internet-Angebot aufbauen, um digitalbasierte Ernte -zahlungen für Bauern ausweiten, damit die Händler / Genossenschaften die Bauern direkt auf ihr Sparkonto bezahlen können.

Dazu Advans Côte d’Ivoire’s Chief Executive Officer Gaël Briot: „Ziel von Advans ist es, bis in vier Jahren über 120.000 Kunden auf dem Land zu versorgen. Dazu wollen wir sie mit für ländliche Gebiete optimal geeigneten Vertriebskanälen versorgen, insbesondere mobiles Banking und Geschäftsstellen.“

Im Rahmen des Projektes soll außerdem ein komplettes Spektrum an Produkten und Dienstleistungen für Bauern entwickelt werden, darunter Mikroversicherung, Kredite und Sparkonten. Darüber hinaus sollen die Bauern in finanziellen Kompetenzen geschult werden, um sie zum Sparen zu motivieren.

Und Gaël Briot ergänzt: „Durch den Zugang zu Finanzdienstleistungen können diese Kunden ihr Einkommen erhöhen, ihre finanzielle Sicherheit und Stabilität verbessern und sie werden durch geeignete Instrumente in die Lage versetzt, ihre Haus -haltsfinanzen besser zu verwalten.

Dies wird 720.000 Menschen in ländlichen Gebieten indirekt betreffen.“

Ivorische Bauern und finanzielle Inklusion Advans hat sich dafür entschieden, sich auf ländliche Kunden in der Elfenbeinküste zu konzentrieren, insbesondere im Kakao -sektor, weil dieser Zielmarkt wichtig für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung ist, aber von Finanzdienstleistern bisher kaum versorgt wird. Rund 800.000 Kakao-Kleinbauern leisten einen Beitrag von bis zu 10% zum ivorischen Bruttoinlands -produkt. Rund 6 Millionen Menschen hängen indirekt vom Kakaosektor ab.

Über vier Fünftel (86%) der Kleinbauern besitzen ein Mobiltelefon, was ein Pluspunkt ist, auf den Finanzdienstleister aufbauen können, um geeignete Vertriebskanäle zu entwickeln. Einige Genossenschaften haben Sparprogramme für Bauern, um sie dazu anzuhalten, lieber Geld auf die Seite zu legen, statt sich welches zu leihen, aber sie verwahren diese Ersparnisse in bar und tragen damit das Risiko. Sie haben nicht unbedingt exakte Aufzeichnungen über die Abhebungen der Bauern. Andere Bauern nutzen traditionelle Banken in der nächst -gelegenen Stadt, müssen aber erst dorthin reisen, oder sie haben eine mobile Geldbörse mit einem begrenzten Sparbetrag.

Dazu WIS Geschäftsführer Chris De Noose: „Mit diesem Projekt will Advans die Herausforderungen angehen, mit denen Finanzdienstleister früher bei der Bereit -stellung von Finanzdienstleistungen für die Landbevölkerung konfrontiert waren.

Innovation spielt in dem Projekt eine entscheidende Rolle, um die Abschluss -fristen für die Kunden zu verkürzen, bestimmte Hindernisse für die Konto -eröffnung auszuräumen - insbesondere die Erfordernis eines biometrischen Personalausweises - und auf das Potenzial des mobilen Banking aufzubauen.

ÜBER ADVANS GROUP

Advans Group mit Sitz in Paris will den Bedürfnissen kleiner Unternehmen und anderer Bevölkerungsgruppen Rechnung tragen, die einen schlecht geeigneten, begrenzten oder überhaupt keinen Zugang zu regulären Finanzdienstleistungen haben. Das 2005 gegründete Unternehmen mit Filialen in neun Ländern in Afrika und Asien legt seinen strategischen Schwerpunkt auf die Landbevölkerung. Das Mikrofinanzinstitut von Advans, Advans Côte d’Ivoire, wurde 2009 errichtet und eröffnete 2012 in der Elfenbeinküste, wo es mit einem Filialnetz von 19 Geschäftsstellen in den Städten 100.000 Kunden versorgt. Sein Kredit -bestand beläuft sich auf € 92 Mio. und sein Einlagenbestand auf € 50 Mio.

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FINANZIELLE INKLUSION

IVORISCHE KLEIN BAUERN UND ZUGANG ZU FINANZ -DIENST LEISTUNGEN

Auf die ivorische Landwirtschaft entfällt knapp ein Fünftel des Brutto -inlandsproduktes des Landes, sie beschäftigt 68% der erwerb stätigen Bevölkerung und verkörpert 40% der Exporteinahmen (CGAP-Daten). Obwohl sie einen entscheidenden Beitrag zur Volkswirtschaft leisten, leben 72% der Bauern unterhalb der Armutsgrenze und weniger als 10% haben ein Konto bei einem regulären Finanzinstitut (CGAP-Daten).

Studien haben gezeigt, dass, obwohl Bauern keinen Zugang zu Finanz dienst -leistungen haben, großes Interesse an allen Arten von Dienstleistungen besteht. Eine CGAP-Erhebung ergab unlängst, dass die Mehrheit der ivorischen Kleinbauern glaubt, dass der Zugang zu Versicherungen (85%), einem Bank-/Girokonto (82%), einem mobilen Geldkonto (80%), Sparkonto (76%) und Krediten (63%) äußerst wichtig für ihre Haushalte sind.

Laut International Food Policy Research Institute (IFPRI) sind Kleinbauern in Entwicklungsländern das Rückgrat der landwirtschaftlichen Produktion. IFPRI stellt fest, dass in kleinen landwirtschaftlichen Familienbetrieben die Mehrheit der Menschen in absoluter Armut und die Hälfte der unterernährten Bevölkerung der Welt leben. Vier Fünftel der Nahrungsmittel von Entwicklungsländern werden durch Kleinbauern erzeugt, so die Ernährungs- und Landwirtschafts -organisation der UNO (FAO). l

Brief an The Economist zum Thema finanzielle Inklusion: Die Banken dürfen nicht abgeschrieben werden!

Der nachstehende Brief an den Herausgeber wurde am 16. Juni in The Economist veröffentlicht und von WIS Direktor Ian Radcliffe unterzeichnet. Er ist eine Reaktion auf den Sonderbericht der Zeitung vom 3. Mai zum Thema finanzielle Inklusion mit dem Titel „Exclusive Access.“

IAN RADCLIFFE, WIS-DIREKTOR Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihr Sonderbericht vom 3. Mai zum Thema finanzielle Inklusion vermittelte einen klaren Überblick über die Fortschritte, die bei der Bereitstellung von Finanzdienstleistungen für Menschen ohne Bankkonto gemacht wurden. Leider ging er nicht auf die wichtige Rolle der Banken bei den Fortschritten ein, die in Entwicklungs -ländern erzielt wurden. Sparkassen, Post- und Retailbanken, die Mitglieder des Weltinstituts der Sparkassen WIS sind, sind auf dem besten Wege, zwischen 2014 und 2020 400 Millionen neue Konten zu eröffnen. Menschen in entlegenen Gebieten, aber auch in Städten benötigen Basisdienste, insbesondere in Form von Transaktionskonten. Die 1,7 Milliarden Menschen auf der Welt, die über keinerlei Bankkonto verfügen, sind dabei am schwierigsten zu erreichen. Innovation und Digitalisierung können helfen, um diese Herausforderung des „letzten Kilometers“ zu überwinden.

Wir glauben, dass die Verbesserung von Sparmöglichkeiten zu den größten Heraus -forderungen gehört. Die Verwahrung von Geld, beispielsweise durch traditionelle Banken, und die Vermittlung von Sparergruppen in Dörfern an Banken sind nach der Nutzung eines einfachen Transaktionskontos die nächsten Schritte. Nachforschungen haben gezeigt, dass ärmere Gemeinden, ebenso wie reichere, lieber sparen als sich Geld zu leihen. Das ist vernünftig.

Wenn Afrika und andere Regionen größere Fortschritte machen sollen, brauchen sie bessere finanzielle Rahmenbedingungen und Regulierung. Verbraucherschutz sollte an erster Stelle stehen. Auch die bereits bestehenden Regeln müssen sorgfältig überarbeitet werden. Westafrika beispielsweise braucht dringend eine Vereinfachung der Regulierung, um die Bereitstellung von Finanzdienstleistungen dort zu verbessern. Ein weiterer Bereich sind Application Programming Interfaces (APIs) und Open Banking, wobei gemeinsame Standards in Schwellen -ländermärkten zum Schutz derjenigen beitragen würden, die am stärksten gefährdet sind und sich am wenigsten mit Digitaltechnik auskennen.

Dank einer Kooperation aller Beteiligten, darunter Banken, FinTech-Newcomer und Regulierungsbehörden, ist eine umfassende finanzielle Inklusion machbar. l

NÄHERE EINZELHEITEN ZUM THEMA FINANZIELLE INKLUSION UNTER

WSBI-ESBG AT HTTPS://BIT.LY/2MUS7CM ODER QR-CODE SCANNEN.

SIEHE SONDERBERICHT IN THE ECONOMIST UNTER ECON.ST/2RLGN9U

ODER QR-CODE SCANNEN.

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Ernüchternde Informationen zum Thema finanzielle Inklusion INTERNATIONALE FINDEX-DATEN DER WELTBANK

Der folgende Beitrag erschien als erstes auf der Blogseite Accion. Der neuste internationale Findex-Bericht der Weltbank stellte fest, dass seit 2014 515 Millionen neue Finanzkonten weltweit eröffnet wurden. Das hört sich zunächst nach einem soliden Fortschritt an. Neueste Forschungsarbeiten und Analysen des Center for Financial Inclusion at Accion (CFI) fanden jedoch heraus, dass etwa die Hälfte dieser neuen Konten, nämlich fast 235 Millionen, im vergangenen Jahr nicht benutzt wurde.

Tatsächlich stieg die Zahl der aktiven Kontoinhaber nur um 285 Millionen und damit deutlich weniger als das Gesamt -wachstum der Kontoeröffnungen zwischen 2011 und 2014. Das Tempo der Fortschritte wird langsamer.

Zudem ist der CFI-Bericht in vielerlei Hinsicht ernüchternd. Seit 2014 wurden in Entwicklungsländern folgende Fest -stellungen gemacht:

• Die Spartätigkeit ist zurückgegangen. • Die Nutzung regulärer Kredite ist

unverändert. • Die Menschen sind weniger belastbar.

Besonders verstörend sind die Angaben zur Belastbarkeit. Findex fragte, ob ein Einzelner im Notfall einen Betrag in Höhe seines Monatseinkommens zur Verfügung hat. Die Zahl der Menschen, die dazu in der Lage waren, ging in den letzten drei Jahren zurück. Das bedeutet, dass die schwächsten der Welt noch schwächer geworden sind.

Obwohl sich die Entwicklung verlangsamt, haben heute mehr Menschen Zugang zu Finanzkonten als je zuvor. Digitale Zahlungen sind ein weiterer Pluspunkt in der CFI-Analyse: mehr Menschen nutzen Handys (vor allem in Afrika), Bankkarten und das Internet, um Zahlungen zu erhalten und durchzuführen. Diese Erfolge sollten wir feiern.

Es ist aber auch klar, dass dies erst der Anfang in einem langwierigen und komplexen Prozess ist, um sicherzustellen, dass die Kontakte zu Finanzinstituten im Leben der Menschen tatsächlich einen Mehrwert bieten.

Mindestens drei Milliarden Menschen sind noch immer aus dem Finanzsektor welt -weit ausgegrenzt oder schlecht versorgt. Obwohl wir in einer Zeit spektakulärer Innovationen in Bezug auf finanzielle Inklusion leben, erhalten Familien und Kleinunternehmen weltweit noch immer nicht die Finanzprodukte und Dienst -leistungen, die sie für ein besseres Leben brauchen.

Manche haben geglaubt, dass digitale Finanztools zwangsläufig zu einer größeren finanziellen Inklusion führen, aber laut dem CFI-Bericht ist dieser Fortschritt nicht garantiert. Klar ist, dass mehrere hundert Millionen inaktive Konten nicht besonders nützlich oder positiv sind für die Menschen, denen sie dienen sollten. Wir müssen besser darin werden, die Dienstleistungen zu entwickeln und zu erbringen, die die Menschen und kleine Unternehmen wirklich brauchen, um erfolgreich zu sein. Es gibt noch viel zu tun.

Wir danken der Weltbank für die Veröffentlichung des Global Findex und dafür, dass sie Banken, FinTech-Startups, Regulierungsbehörden und Forscher auf der ganzen Welt dazu anhält, auf finanzielle Inklusion hinzuarbeiten. Allerdings macht der CFI-Bericht auch klar, dass wir unsere Bemühungen zur Schaffung einer finanziell inklusiven Welt beschleunigen müssen. Unsere Arbeit ist wichtiger denn je. l SIEHE CFI-BERICHT UNTER HTTPS://BIT.LY/2JO3CBF Von Michael Schein, Chief Executive Officer, Accion

WARUM IST FINDEX FÜR WIS UND SEINE MITGLIEDER WICHTIG

Der FINDEX-Bericht der Weltbank über finanzielle Inklusion ist für die WIS-Mitglieder wichtig, weil er die wichtigste Informations -quelle über finanzielle Inklusion und damit einen strategischen Bereich für den Verband ist. Die Informationen sind insbesondere wichtig, weil sie dem WIS dabei helfen, Informationen aus 144 Volkswirtschaften basierend auf einer gemeinsamen Methodik zu vergleichen, unabhängig von Rechts -system oder Region, und bieten einen wertvollen Einblick in demografische Daten, darunter Geschlecht, Wirtschaftsstatus und Vertriebskanal wie Mobiltelefon.

DRITTEN INTERNATIONALEN FINDEX-BERICHT LESEN UNTER GLOBALFINDEX.WORLDBANK.ORG

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FINANZIELLE INKLUSION

WIS bei den European Development Days EIN INSTITUT BERICHTET, WIE DIE VERKNÜPFUNG VON BANKWESEN UND SPARERGRUPPEN FRAUEN HELFEN KANN

Das WIS-Programm „Making Small Scale Savings Work“ wurde bei den diesjährigen European Development Days am 5. und 6. Juni in Brüssel vorgestellt. Das Institut verfügte erstmals über einen Stand mit dem Titel „Linkage banking with savings groups: Empowering women,“ im Einklang mit dem diesjährigen EDD-Thema „Women and Girls at the Forefront of Sustainable Development: protect, empower, invest“.

Die von der Europäischen Kommission organisierte dreitägige EDD-Veranstaltung bringt jedes Jahr die Entwicklungs -gemeinschaft zusammen, um Ideen und Erfahrungen auszutauschen, die als Inspiration für neue Partnerschaften und innovative Lösungen für die drängendsten Herausforderungen der Welt dienen. Das Programm „Making Small Scale Savings Work“ ist eine Partnerschaft mit der Mastercard-Stiftung, um finanzielle Inklusion und wirtschaftliche Entwicklung in sechs afrikanischen Ländern voranzubringen. UNTERSTÜTZUNG AUS -GEWÄHLTER PROGRAMME IN AFRIKA DURCH WIS UND PARTNER

Nachhaltiger Zugang zu und Unterstützung von Sparinstrumenten wie Sparkonten tragen zum Wohlbefinden der Menschen bei. Das gilt ganz besonders für Frauen, die oft für Haushaltsfinanzen und Kinder -erziehung zuständig sind. Dabei stehen Frauen für fast 60% der Menschen ohne Bankkonto weltweit. In Afrika ist ihr Anteil ganz besonders hoch.

Angesichts dieser und anderer Heraus -forderungen in Verbindung mit der finanziellen Inklusion zielt ein Programm im Rahmen einer Partnerschaft zwischen WIS und Mastercard-Stiftung mit der Bezeichnung „Making Small Scale Savings Work“ auf die Einrichtung von Sparkonten in sechs afrikanischen Ländern ab: Uganda, Kenia, Nigeria, Marokko, Senegal und Elfenbeinküste.

Die Stärkung von Frauen durch finanzielle Inklusion ist Gegenstand zahlreicher Projekte,

die das Bankwesen mit Sparergruppen verknüpfen. Dadurch erhalten Frauen die Möglichkeit, für gemeinschaftliche und individuelle Ziele zu sparen, ihre Finanzen präzise digital zu überwachen, bessere Ausrüstungen für Aufgaben im Haushalt und von wirtschaftlichem Nutzen zu beschaffen und Geld für Versicherungs -schutz für ihre Kinder sowie für Kreditrück - zahlungen zu sparen. Spezielle Projekte für Frauen gibt es in Uganda, Nigeria und Kenia, Ländern also, in denen Frauen gegenüber Männern einen Rückstand von bis zu 20% haben, wenn es darum geht, Zugang zu herkömmlichen Bankdienst -leistungen zu haben. IM MITTELPUNKT DES INTERESSES: SPARER -GRUPPEN, FRAUEN UND FINANZIELLE INKLUSION

Das Wachstum von Finanzdienstleistern wie Banken wird auf vielen Märkten in hohem Maß davon abhängen, wie sie unterversorgte Niedriglohnempfänger einschließlich Frauen erreichen. In diesem Marktsegment schätzt man die Zahl der Mitglieder informeller Sparergruppen (SG) in 75 Ländern weltweit auf knapp 14 Millionen. Mit einem Gesamtvermögen zwischen USD 430 Mio. und 1,2 Mrd. sind die Sparergruppen ein vielversprechender Weg für die Bereitstellung regulärer Finanzdienstleistungen in neuen und unterversorgten Märkten. BEFÄHIGUNG VON FRAUEN: BEITRAG VON WIS ZU DEN EUROPEAN DEVELOPMENT DAYS

Das WIS-Programm „Making Small Scale Savings Work” wurde bei den diesjährigen European Development Days (EDD) am 6. und 7. Juni in Brüssel vorgestellt. Erstmals verfügten die WIS-Experten für finanzielle Inklusion über einen Stand mit dem Motto „Linkage banking with savings groups: Empowering women,“ im Einklang mit dem diesjährigen EDD-Thema „Women and Girls at the Forefront of Sustainable Development: protect, empower, invest l EUROPEAN DEVELOPMENT DAYS, MAKING SMALL SCALE SAVINGS WORK

Die von der Europäischen Kommission organisierte dreitägige EDD-Veranstaltung bringt jedes Jahr mehrere tausend Menschen aus der Entwicklungs -gemeinschaft zusammen, um Ideen und Erfahrungen auszutauschen, die als Inspiration für neue Partnerschaften und innovative Lösungen für die drängendsten Herausforderungen der Welt dienen.

MEHR ZU DIESEM THEMA: MAKING SMALL-SCALE SAVINGS

WORK-PROGRAMM DURCH SCANNEN DIESES QR-CODES.

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Afrikanische Postämter: An vorderster Front: Überweisungen und Finanzdienstleistungen in ländlichen Gebieten VERÖFFENTLICHUNG DES WIS-GESTÜTZTEN IFAD-BERICHTS AM TAG VOR DEM INTERNATIONALEN TAG DER ÜBERWEISUNGEN AN FAMILIENANGEHÖRIGE POSTBANKEN SPIELEN EINE WICHTIGE ROLLE

Postdienste spielen eine wichtige Rolle bei Geldsendungen, indem Überweisungskosten gesenkt und Zugang zu Basisfinanzdienstleistungen in Afrika sichergestellt werden. Dies geht aus einem Bericht hervor, der am 15. Juni vom International Fund for Agricultural Development (IFAD) und der Europäischen Kommission anlässlich des morgigen Internationalen Tages der Überweisungen an Familienangehörige veröffentlicht wurde.

Der Bericht mit dem Titel „Eine Erfolgs -geschichte über Geldsenkungen bei Postämtern in Afrika analysiert die Ergebnisse, die von der African Postal Financial Services Initiative (APFSI) erzielt wurden, einem gemeinsamen Programm unter Federführung von IFAD und finanziert von der Europäischen Union (EU). Das Programm wurde in 11 afrikanischen Ländern in Kooperation mit der Weltbank, dem United Nations Capital Development Fund und dem World Savings and Retail Banking Institute implementiert. Das APFSI-Gemeinschaftsprogramm hat Postämtern dabei geholfen, effizientere Geschäftsmodelle zu entwickeln, ihre Computertechnologie zu verbessern und ihr Fachwissen zu optimieren, um Echtzeit -zahlungen zu bearbeiten und Finanzdienst- leistungen anzubieten und zu managen. „Der Überweisungsmarkt ändert sich rasant,“ so Pedro De Vasconcelos, Koordinator der Finanzierungsfazilität für Überweisungen bei IFAD. „Die Technologie verändert die Zahlungssysteme und digitalisierte Finanzdienstleistungen schaffen neue Chancen. Vor diesem Hintergrund spielen Postbetreiber eine wichtige Rolle bei der Durchführung von Geldsendungen an Migrantenfamilien auf dem Land, die sie mit Finanzdienst -leistungen versorgen, zu denen sie früher kaum Zugang hatten.“

Laut De Vasconcelos ist die starke Präsenz von Postämtern in entlegenen ländlichen Gebieten ein echter Segen. Ihre historische Verankerung schafft Vertrauen in die Bereitstellung von Finanzdienstleistungen auf dem Lande. Allein 2017 haben afrikanische Wander -arbeiter über USD 70 Mrd. an ihre Familien zu Hause überwiesen. Dies entspricht einem Anstieg von über 10% gegenüber 2016 und über 36% über das letzte Jahrzehnt. Afrika südlich der Sahara bleibt die teuerste Region der Welt für Geld -sendungen in die Heimat. 2017 beliefen sich die Durchschnittskosten auf 9,3% des überwiesenen Betrags. Als Ergebnis des AFPSI-Programms, das in den letzten fünf Jahren implementiert wurde, sanken die Kosten für den Erhalt von Geldsendungen über Postämter in den vier Pilotländern Benin, Ghana, Madagaskar und Senegal um 42% und Postämter erbrachten Überweisungs -dienste zu Durchschnittskosten von unter 5%. Das bedeutet, dass Migrantenfamilien zwischen 2014 und 2016 zusätzlich USD 35 Mio. zur Verfügung standen. „Die EU engagiert sich für die Zusammen -arbeit mit Partnern, um die Kosten für Überweisungen zu senken und schnellere, billigere und sicherere Transfers zu gewährleisten.

MEHR ÜBER IFAD

IFAD investiert seit 40 Jahren in die Landbevölkerung mit dem Ziel, Armut zu bekämpfen, Ernährungssicherheit zu erhöhen, Nahrung zu verbessern und Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Since 1978, we have provided US$19.7 billion in grants and low-interest loans to projects that have reached about 474 million people. IFAD is an international financial institution and a specialized United Nations agency based in Rome – the UN’s food and agriculture hub.

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MEHR ZU DIESEM THEMA: GELDÜBERWEISUNGEN BEI DER POST IN AFRIKA UNTER BIT.LY/2TCEL2JODER QR-CODE SCANNEN.

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Unser gemeinsames Ziel ist es, die Transaktionskosten auf unter 3% zu senken und Überweisungskorridore zu beseitigen, in denen die Transferkosten über 5% betragen, wie auch in der Agenda 2030 und dem Europäischen Konsens für Entwicklung festgestellt wird“, so Stefano Signore, Abteilungsleiter für Migration und Beschäftigung im General -direktorat für Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung bei der Europäischen Kommission. Finanzielle Inklusion ist in Afrika nach wie vor eine Herausforderung. Laut jüngsten Schätzungen haben nur 41% der Bevölkerung über 15 Jahre ein Konto und Zugang zu regulären Finanzdienst -leistungen. Vor diesem Hintergrund spielen Postbetreiber eine wichtige Rolle, vor allem in ländlichen Gebieten.

Im Rahmen des gemeinsamen Programms haben mindestens 100.000 Erwachsene neue Konten bei der Post eröffnet, über die sie erstmals Zugang zu Finanzdienst -leistungen erhalten. „Über ein Sparkonto und Zugang zu Krediten zu verfügen ist für Familien entscheidend, damit sie in Aktivitäten investieren können, die ihnen ein Auskommen sichern, und damit sie ihre Zukunft aufbauen können,“ so Mauro Martini, ein IFAD-Experte für Über -weisungen und Investitionen von Migranten und Mitverfasser des Berichts. „Überweisungen können die treibende Kraft für Entwicklung sein.“ Schätzungen zeigen, dass zwar 75% der Überweisungen für gewöhnlich für Grundbedürfnisse wie Nahrung,

Unterkunft, Gesundheit und Bildung verwendet werden, dass aber weitere 25% in Vermögensbildung oder Aktivitäten investiert werden können, die Einkommen und Arbeitsplätze schaffen und Volks -wirtschaften verändern, allen voran in ländlichen Gebieten.

„Überweisungen können die treibende Kraft für Entwicklung sein.“

Die Europäische Kommission begann ihre Zusammenarbeit mit IFAD 2004 mit dem Ziel, die positive Wirkung von Über -weisungen zu erhöhen und gleichzeitig ärmeren Haushalten in ländlichen Gebieten Zugang zu Finanzdienstleistungen zu verschaffen. Seit 2005 hat die Europäische Kommission Euro 9,5 Mio. für die IFAD-Finanzierungsstelle für Überweisungen bereitgestellt. Ein neues 15-Millionen-Programm mit Schwerpunkt Afrika soll demnächst auf den Weg gebracht werden, um die Kosten weiter zu senken und die finanzielle Inklusion und künftige Entwicklungen zu verbessern. l

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FINANZIELLE INKLUSION

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FINANZIELLE INKLUSION

Das WIS unterstützt den Internationalen Tag der Überweisungen an Familienanbehörige UNTERSTÜTZUNG VON ÜBERWEISUNGEN FÜR MENSCHEN, DIE AM MEISTEN DAVON ABHÄNGEN

Die nachstehende Einlassung ist eine Unterstützung des WIS für den International Fund for Agricultural Development (IFAD) als Teil seiner Unterstützung für den Internationalen Tag der Überweisungen für Familienangehörige am 16. Juni. Das WIS ruft alle Interessenvertreter und Beteiligten der Überweisungsbranche dazu auf, uns bei der Unterstützung des „Internationalen Tags der Überweisungen für Familienangehörige“ zu unterstützen. Dieser Tag, der vor drei Jahren eingeführt wurde, soll auf den dringenden Bedarf an verstärkter finanzieller Inklusion aufmerk -sam machen. Verstärkte Inklusion kann auf vielfältige Weise erfolgen, auch durch Sparkassen und Retailbanken, die als WIS-Mitglieder darum bestrebt sind, mehr Menschen aus der finanziellen Einöde in das etablierte Bankwesen zu bringen. Das tun sie durch einen „zweigleisigen Ansatz“ im Bankwesen, der den Bedarf an finanzieller Nachhaltigkeit mit einer Rückgabe an die Gesellschaft vereint.

Weltweit versorgen WIS-Mitglieder über 1,5 Milliarden Kunden mit rund 2,3 Milliarden Transaktionskonten. Damit sind sie der größte Bereitsteller von Konten - einschließlich für Menschen mit niedrigem Einkommen - weltweit. Sie spielen eine wichtige Roll bei gesellschaftlichen Interessenvertretern von der ersten bis zur letzten Meile, indem sie internationale Über -weisungen bearbeiten, sichere Einlagen bereitstellen und damit Familien helfen, ihren

Lebensstandard zu erhöhen.

Familienüberweisungen und insbesondere Geldsendungen von Gastarbeitern an ihre Verwandten in der Heimat sind überlebens -wichtig. Rund 750 Millionen Menschen hängen von diesen Geldsendungen von 250 Millionen Gastarbeitern weltweit ab, die außerhalb ihres Heimatlandes leben. Laut Weltbank erreichten die offiziell erfassten Überweisungen in Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen 2017 USD 466 Mrd. Dies ist ein Anstieg um 8,5% nach USD 429 Mrd. 2016. Die weltweiten Überweisungen, die auch Geldbewegungen in Hochlohnländer umfassen, wuchsen um 7% von USD 573 Mrd. 2016 auf USD 613 Mrd. 2017. Unter Berücksichtigung der informellen Kanäle dürften es deutlich mehr sein.

Trotz des Erfolgs der weltweiten Geld -sendungen bestehen nach wie vor Probleme. Internationale Überweisungen sind noch immer mit überhöhten Kosten verbunden, während der Wettbewerb begrenzt ist.

Hier können Politiker, Regulierungs -instanzen und andere Behörden helfen, indem sie ein Umfeld schaffen, das von ungebührlichen Hindernissen befreit ist, Marktkräfte freisetzen und Wettbewerbs -gesetze verabschieden, überhöhte Steuern vermeiden und die Rolle der Banken anerkennen, um Menschen und Gemeinden zum Erfolg zu verhelfen.

Die Zahl der Wanderarbeiter steigt weiter und damit auch der Bedarf, dass Regierungen, Regulierungsbehörden und Entwicklungsinstanzen die Sparkassen und Retailbanken und die Überweisungs -branche insgesamt unterstützen. Dadurch helfen sie den Marktteilnehmern des Überweisungsmarktes, Wanderarbeiter dabei zu unterstützen, ihre Familien und Gemeinden zu Hause zu versorgen und dadurch zur nachhaltigen Entwicklung ihrer Heimatländer beizutragen. Wir setzen uns weiter für die Unterstützung von Überweisungen ein für Menschen, die am meisten davon abhängen.

Dem WIS gehören Sparkassen und Retailbanken aus 80 Ländern an, die die Interessen von rund 6.000 Banken in allen Ländern vertreten. Als internationale Organisation stellt das WIS Themen von allgemeiner Bedeutung in den Vordergrund, die die Bankbranche betreffen. Es unterstützt die Ziele der G20 bei der Erreichung eines nachhaltigen, inklusiven und ausgewogenen Wachstums und von Arbeitsplatzschaffungen auf der ganzen Welt, sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern. l

NÄHERE EINZELHEITEN UNTER WWW.WSBI-ESBG.ORG.

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WIS-ESV startete Ende Mai seinen ersten Podcast in SoundCloud. Der erste „WIS-ESV Exchange Podcast“ befasst sich mit der Frage, wie das WIS und seine Mitglieder in 80 Ländern die Herausforderungen der finanziellen Inklusion angehen.

Die WIS-Experten Ian Radcliffe, Weselina Angelow und Céline Stevens sprechen mit Moderator James Pieper 45 Minuten über Fakten und aktuelle Informationen zu den effektiven Fortschritten, die von WIS-Mitgliedern mit Blick auf das Versprechen eines universellen Zugangs zu Finanzdienstleistungen bis 2020 gemacht wurden. Der Podcast befasst sich auch mit dem WIS-Programm „Making Small Scale Savings Work“, eine Partnerschaft mit der Mastercard-Stiftung, um finanzielle Inklusion und wirtschaftliche Entwicklung in sechs afrikanischen Ländern voranzubringen.

ÜBER DIE PODCASTS

WIS-ESV plant zwei Podcasts pro Monat und steht gerade in Vorbereitung der jeweils zwei Episoden für Juni, Juli und August. Zu den geplanten Themen gehören Innovation, der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit und die DSGVO. Die Podcasts wenden sich an WIS-ESV-Mitglieder und ihre Mitarbeiter,

Interessenvertreter und politische Entscheidungsträger. Die Podcasts sind jetzt auf einer spezifischen SoundCloud-Seite abrufbar. Auch künftige Episoden sind auf dieser Seite zu finden. Der Verband plant, die Podcasts auf seiner Webseite und Über den WIS- ESV-Newsroom zu bewerben.

WARUM PODCASTS?

Nach einigen Nachforschungen und mehrjährigen Erfahrungen als Zuhörer erachtete das WIS Podcasts als kosten -günstige, wirkungsvolle Möglichkeit, auf uns aufmerksam zu machen. Die Menschen finden es angenehmer, sich Podcasts anzuhören, als Filme anzuschauen oder zu lesen. Nach -forschungen haben ferner gezeigt, dass Menschen vor allem auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause Podcasts anhören. WIS-ESV lädt alle, die sich für die Welt des Sparens und des Retail -bankings interessieren, ein zum Zuhören.

PODCAST #2: EXPERTENDISKUSSION ÜBER DIGITAL GESTEUERTE INNOVATION, FINTECH UND NEUE EU-REGULIERUNG

Episode 2 des WIS-ESV-Exchange Podcast vom 1. Juni befasst sich mit den Innovationsbemühungen des WIS und seiner Mitglieder in 80 Ländern. Der erste Gast Natalie Staniewicz spricht über das Innovationsprogramm von WIS-ESV (00:58). Der WIS-ESV-Zahlungsexperte Diederik Bruggink (14:01) schließt sich ebenfalls dem Podcast an mit den neuesten Informationen zu den Folgen der DSGVO für Banken; insbesondere in Verbindung mit PSD2. Sabasaba Moshingi, Chief Executive von TPB Bank in Tansania, spricht im Studio mit Moderator James Pieper über Innovation bei der Postsparkasse (22:22). l

Start des Podcast: Einführung mit einem Austausch über finanzielle Inklusion DER ERSTE WIS-ESV-PODCAST BEFASST SICH MIT DEM UFA2020-ZIEL ZUR UNTERSTÜTZUNG KLEINER SPARER.

INNOVATION HUB

PODCAST ANHÖREN AUF SOUNDCLOUD.COM/WSBI_ESBG ODER QR-CODE SCANNEN.

DIEDERIK BRUGGINK, SENIOR ADVISER FÜR ZAHLUNGSMITTEL, WIS-ESV

Diederik Bruggink ist bei den beiden Sparkassen- und Retailbanking-Verbänden für alle Zahlungsthemen aus inter nationaler Perspektive zuständig. In dieser Rolle analysiert er die vielfältigen Dimensionen des Zahlungsmarktes, macht Vorschläge und unterstützt die Zulassung von Mitgliedern in Bezug auf ihre Zahlungs- und verbundenen Geschäfte. Er unterstützt ferner die Standpunkte der Verbände bei Zahlungen gegenüber Politikern, Regulierungsbehörden, Normungsgremien und Branchenverbänden und ermöglicht einen konstanten Dialog zwischen den Mitgliedern über Entwicklungen mit Schwerpunkt Innovation. Bevor er 2017 zu WIS-ESV kam, leitete er seit 2012 seine eigene Consultingfirma, die internationale Expertise für Karten, Zahlungen und Marktinfrastrukturen anbot.

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WIS-ESV-Workshop über aktuelle Herausforderungen im Bankwesen DIE VERANSTALTUNG BEFASST SICH MIT OPEN BANKING, REGTECH UND KUNDENORIENTIERUNG VON DIENSTLEISTUNGEN

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Über 300 Bank- und FinTech-Experten kamen am 8. Mai in Brüssel zur Retailbanking-Konferenz The Banking Scene zusammen. Dieses Jahr befasste sich die Veranstaltung mit den Themen Open Banking, RegTech und kundenorientierten Dienstleistungen und lud Teilnehmer aus dem Benelux und anderen Ländern ein. Während der eintägigen Veranstaltung hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, an Workshops, Podiumsdiskussionen und Diskussionen mit bekannten Rednern und Experten in diesem Bereich teilzunehmen. WIS-ESV wirkte an der Konferenz mit und leitete einen Workshop zum Thema Plattformen und Bedeutung von Kooperation in der Finanzdienst leistungsbranche unter Leitung von Natalie Staniewicz, Managerin für Innovation und Business Development bei WIS-ESV.

Die Diskussion befasste sich mit der Frage, wie sich der Trend zur „Entflechtung des Bankwesens“ auf Grund neuer Markt -teilnehmer, neuer Kunden erwartungen und neuer Regulierung allmählich umkehrt, was es bedeutet, dass die Institute Kunden wieder stärker an sich binden und Mittel entwickeln, um digitale und physische Mittel zu nutzen, um die Kundennähe zu verbessern und bedeutsame Wechsel -wirkungen mit den Kunden zu schaffen. Kooperation, Open Banking und Plattform -bildung wurden als Möglichkeiten gesehen, die Umkehr der Entflechtung zu verstärken.

Konkrete Beispiele wurden angesprochen, um das Geschäftsmodell von Super -plattformen und BigTechs wie Alibaba und Alipay zu veranschaulichen. „Super“ beschreibt in diesem Fall nicht nur die Größe der Unternehmen, sondern auch und vor allem ihre Fähigkeit, ihren Kunden im Alltag branchenübergreifende Angebote, Daten- und Informationskapazitäten sowie „Lifestyle Services“ anzubieten.

Über Open Banking wurde nicht nur als Compliance-Thema gesprochen, sondern auch als Chance für Banken, APIs für optimierte Integration zu nutzen und dadurch auch andere Ökosysteme zu erreichen und die Wechsel -wirkung mit Kunden sowie die Angebote zu verbessern. Dieses positive Bild wurde durch Beispiele aus anderen Branchen, die bereits APIs verwenden, darunter Reisebüros, Einzelhandel oder Versicherungen, veranschaulicht.

Der Workshop bot Gelegenheit zu Gruppen -diskussionen und Debatten über mehrere Unterthemen wie:

• Kooperation zwischen Banken und Lösungsanbietern, Startups und FinTech-Newcomern;

• Wettbewerb zwischen Banken und vermeintlichen Gegenspielern wie BigTech Playern (GAFA und BAT);

• mögliche Partnerschaften und Kooperationsmöglichkeiten zwischen Banken;

• Möglichkeiten für Banken, von großen Plattformen zu lernen und Plattformen und Lifestyle-Banking in ihr Geschäftsmodell zu übernehmen.

Die Ergebnisse dieses interaktiven Austausches wurden bei einer abschließenden Podiumsdiskussion vorgestellt, bei der Natalie Staniewicz von WIS-ESV an einer Diskussion mit Don Ginsel (Holland FinTech), Xavier de Pauw (MeDirect Belgium), Alexandra Vanhuyse (KBC) und dem Moderator Bjorn Cumps (Vlerick Business School) über Kooperationsmöglichkeiten und FinTech in einem offenen Bankwesen teilnahm.

Auch einige WIS-ESV-Mitglieder waren anwesend und stellten ihre innovativen Ansätze vor, darunter Fanny Solano von CaixaBank, die erläuterte, wie RegTech bei CaixaBank und ImaginBank eingesetzt wird.

WIS-ESV UND INNOVATION

Sparkassen und Retailbanken suchen im Angesicht der Digitalisierung des Sektors nach neuen Ansätzen. Dazu investieren sie in Finanztechnologie (FinTech) und entwickeln Lösungen, um angemessene, sichere, kundenorientierte Dienstleistungen für ihre Kunden zu erbringen. Mit rund 110 Mitgliedern in 80 Ländern weltweit unterstützt WIS-ESV seine Mitglieder im Rahmen von Branchengesprächen und Austausch über Best Practices sowie die neuesten Trends und Herausforderungen in Innovation und geschäftlichem Wandel, aber auch Öffentlichkeitsarbeit und Engagement. l

NATALIE STANIEWICZ, MANAGERIN FÜR INNOVATION UND BUSINESS DEVELOPMENT BEI WIS-ESV

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B-HIVE und WIS-ESV unterzeichnen Partner -schaftsvereinbarung ZIEL IST DIE VERBESSERUNG VON KNOW-HOW UND EIN ERFAHRUNGS -AUSTAUSCH IN DEN BEREICHEN INNOVATION & TECHNOLOGIE

WIS-ESV unterzeichnete am 15. Mai eine Partner -schafts vereinbarung mit B-Hive, einer europäischen FinTech-Innovationsplattform mit Sitz in Belgien, an der führende Banken, Versicherungs -gesellschaften und Markt infrastruktur -vertreter beteiligt sind.

Mit seinem umfassenden internationalen Netzwerk unterstützt B-Hive den Wissens- und Erfahrungs -austausch im Bereich Innovation und Technologie. Seine verschiedenen Arbeitsprogramme befassen sich mit partnerschaftlichen Projekten für die Entwicklung greifbarer Ergebnisse oder Standards und die Errichtung von Kooperationen zwischen Banken und FinTechs, Forschung, öffentliche Veranstaltungen und Seminare sowie Informationsaustausch. Für WIS-ESV und seine Mitglieder ist Innovation ein wesentlicher strategischer Bereich. WIS-ESV wird zu dieser Partnerschaft sein Fachwissen und seine Aktivitäten im Best Practice-Austausch sowie Brancheneinblicke in das Retail -banking und den geschäftlichen Wandel in Europa und weltweit beisteuern, sowie sein Know-how in politischen und regulatorischen Angelegenheiten. Die Partnerschaft zwischen WIS-ESV und B-Hive wird die Stärken der beiden Netzwerke nutzen, um Synergien zu schaffen, Diskussionen zu fördern und Einblicke mit zusätzlichen Informationen und Mehrwert dank der vielfältigen ergänzenden Ansichten der Partner geben.

Dazu WIS-ESV-Geschäftsführer Chris de Noose: „B-HIVE und WIS-ESV haben eine Vielzahl an gemeinsamen Themen im Innovationsbereich. Deshalb wollen wir Synergien fördern und unsere beiden Netzwerke zusammenbringen, um vertiefend zu eruieren, was Finanz -technologie (FinTech), Digitalisierung und geschäftlicher Wandel konkret für Finanzdienstleistungen heute bedeuten.“ Dazu B-Hive Executive Chairman Fabian Vandenreydt: „Das ist der Beginn einer großartigen Kooperation. Da B-Hive eine globale Innnovations- und Kooperations -plattform schaffen will, freuen wir uns über die Errichtung unserer Partnerschaft mit WIS-ESV und auf die Zusammenarbeit, um nicht nur den Wissensaustausch, sondern auch unser Netzwerk durch gegenseitige Kooperation zu fördern.“ l

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INNOVATION HUB

WICHTIGER TERMIN: NÄCHSTER INNOVATIONS-WORKSHOP AM 26. OKTOBER IN ISTANBUL

Der nächste Innovations-Workshop findet in Istanbul statt, einer Stadt mit einem in puncto Digitalisierung, FinTech und Innovation bei Bankdienstleistungen besonders aktiven Finanzsektor. Ziel des Workshops ist die Vorstellung von Regionen, die noch nicht im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stehen, darunter die Türkei, Mittel- und Osteuropa, die GUS-Länder, der Nahe Osten und Nordafrika. Der Workshop wird sich mit Kooperation, Open Banking, Innovation im KMU-Banking, Digitalisierung, Kundenorientierung und anderen Themen befassen. Nähere Einzel -heiten erfahren Sie auf der Veranstaltungsseite der WIS-ESV-Webseite. Wenn Sie schon jetzt Ihr Interesse bekunden und per E-Mail informiert bleiben wollen: [email protected] Erfahren Sie mehr über FinTech und Innovation im Bankensektor, erkunden Sie eine äußerst dynamische Region und tauschen Sie sich mit Gleichgesinnten aus!

NÄHERE EINZELHEITEN ZUM INNOVATIONS- UND DIGITALISIERUNGSPROGRAMM VON WIS-ESV UNTER HTTPS://WWW.WSBI-ESBG.ORG/ KNOWLEDGESHARING/INNOVATIONHUB/ ODER QR-CODE SCANNEN.

B-HIVE EXECUTIVE CHAIRMAN FABIAN VANDENREYDT UND WIS-ESV GESCHÄFTSFÜHRER CHRIS DE NOOSE.

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In diesem November: Weltkongress der Sparkassen und NACHHALTIGES RETAILBANKING: INKLUSION FÜR ALLE DURCH GLOBALISIERUNG

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Der für den 15. und 16. November in Neu-Delhi, Indien, anberaumte WIS-Weltkongress soll WIS- und ESV-Mitglieder und alle interessierten Retailbanker zusammenbringen, um über Themen zu diskutieren, die für die Zukunft des Retailbanking-Sektors entscheidend sind, und um der internationalen Gemeinschaft der politischen Entscheidungsträger eine wichtige Botschaft zu übermitteln. Zu den Rednern und Diskussions -teilnehmern des Kongresses gehören WIS-Mitglieder ebenso wie Experten aus dem Bankensektor weltweit. Die Teilnehmer erhalten bei hochkarätigen Podiums -diskussionen interessante Einblicke.

DAS DIESJÄHRIGE THEMA: NACHHALTIGES RETAILBANKING: INKLUSION FÜR ALLE DURCH GLOBALISIERUNG

Wendet sich das Blatt gegen die Globalisierung? Fühlen sich zu viele Menschen von der Globalisierung im Stich gelassen? Diese Fragen werden immer öfter gestellt und verstärkt durch den Trend einiger Länder hin zum Protektionismus. Globalisierung hebt den Lebensstandard und ist damit eine positive Kraft und in der Lage, zahlreiche Menschen aus der Armut zu führen. In den letzten fünfzig Jahren brachte die Globalisierung viele Vorteile für die Weltwirtschaft. Die Öffnung des Handels verstärkte den Wettbewerb und verbreitete die Technologie; Einkommen und Arbeitsplätze verbesserten sich. Höhere Einkommen führten dazu, dass die weltweite Armut und Diskrepanzen zwischen den Ländern abgebaut wurden. Allerdings stellen nur wenige Bürger diese positive Kraft in ihrem täglichen Leben fest. Nach wie bestehen Ungleichheiten, und sie nehmen zu.

TEILNEHMER

Am 25. Weltkongress des WIS nehmen Redner und Diskussionsteilnehmer aus der ganzen Welt teil und tauschen sich über ihre Erfahrungen und Ansichten zum Thema Globalisierung, finanzielle Inklusion und die Rolle der Sparkassen und Retailbanken in diesem Rahmen aus. Die Kongressteilnehmer, unter ihnen WIS-Mitglieder, politische Entscheidungsträger und andere Branchenvertreter, werden erfahren, wie diese Banken eine funktionierende Infrastruktur im Bereich Zahlungen, Kreditentscheidungen und Finanzberatung erfolgreich einsetzen können und gleichzeitig die Vorteile der Globalisierung in jede Straße und jedes Haus bringen. Sie werden mehr erfahren über die Durchbrüche der Robotertechnik in der Herstellung und über den Umgang mit den Bedrohungen dieser Innovationen: Was bleibt von der menschlichen Dimension der Arbeit, wie müssen die Arbeitnehmer geschult werden, wie steht es mit sozialer Absicherung und was bedeutet das für die Banken? Ein besonderes Schlaglicht wird auf Indien geworfen, ein Land, dem es gelungen ist, in nur zehn Jahren über eine Milliarde Bürger mit einer elektronischen Kennnung auszustatten. Die Teilnehmer werden sehen, wie die finanzielle Inklusion verbessert werden kann. Sie werden außerdem verschiedene Modelle von Finanzinstituten in Entwicklungsländern und ihren europäischen Pendants vergleichen können.

WICHTIGE ROLLE DER LOKALEN SPARKASSEN UND RETAILBANKEN

Der Finanzsektor spielt in der Globalisierung eine wichtige Rolle. Handel benötigt finanzielle Verbindungen (für Zahlungen, Investitionen usw.) und schafft zusätzliche finanzielle Verbindungen, er regt

ausländische Direktinvestitionen an. Man könnte sagen, dass der Finanzsektor eine Symbiose mit dem Welthandel eingeht. Auf lokaler Ebene ermöglicht die Globalisierung den Bürgern Zugang zu vielfältigeren Waren, während inländische Investitionen Arbeitsplätze und Kompetenzen für Arbeitnehmer schaffen. Und während Länder, die sich dem Handel öffnen, schneller wachsen, steigt auch ihr Lebensstandard. Die Globalisierung wirkt sich positiv auf KMU und lokale Gemeinden aus. Sie bietet Beschäftigungschancen, verleiht Zugang zu größeren Märkten und zu einer größeren Warenvielfalt. Im Gegenzug sorgen Unternehmen für Innovation und schaffen neue Arbeits plätze, was sich positiv auf die Arbeitnehmer auswirkt. Oft ist das Haupthindernis für solche Entwicklungen die Finanzierung. Hier kommen die Retailbanken ins Spiel: sie bieten die notwendige Unterstützung. Sparkassen und Retailbanken sind die Banken mit der stärksten regionalen Präsenz. Ein großes Filialnetz, ergänzt durch digitale Kundenkanäle, zeugt von dieser Präsenz. Als traditionelle Partner ihrer lokalen privaten und gewerblichen Partner sind Sparkassen und Retailbanken optimal aufgestellt, um ihre Kunden bei ihrer internationalen Expansion zu begleiten und die Vorteile der Globalisierung an die lokalen Gemeinschaften weiterzugeben. Retailbanken sind ideal aufgestellt, um dem privaten Sektor bei der Anpassung an neue wirtschaftliche Realitäten zu helfen und dabei auch auf die soziale Nachhaltigkeit zu achten. Sie bieten Finanzierung für lokale KMUs, damit sie ausziehen und die Welt erobern können. Denn wenn globale und lokale Kräfte sich zusammentun, schaffen sie eine bessere Zukunft für uns alle.

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Retailbanken 2018 in Neu-Delhi

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Diese Banken basieren ihre finanziellen Entscheidungen auf die Bedürfnisse der Menschen und der KMU, sie finanzieren Unternehmen auf positive Art und Weise, so dass die gesamte Gesellschaft davon profitiert. Im aktuellen Kontext nach der Wirtschaftskrise gewann nachhaltiges Retailbanking an Bedeutung und erscheint als angemessener Kompromiss zwischen Einzelpersonen, Unternehmen und Investoren. Damit jeder von der Globalisierung profitiert, muss die einheimische Politik eine ausgewogenere Umverteilung des von der Globalisierung erzeugten und beförderten Wachstums sicherstellen. Dazu IWF-Direktorin Christine Lagarde: „Um eine nachhaltigere und inklusivere Weltwirtschaft zu errichten, muss die Weltwirtschaft auf einem Fundament aus gesunder einzelstaatlicher Politik basieren, verknüpft mit einem unverbrüchlichen Engagement zu internationaler Zusammen arbeit.“ l

TERMINE

DER KONGRESS IN ZAHLEN

5 Vollversammlungen & 2 Master Classes

8 zielführende Networking-Gelegenheiten

über 45 Redner

Rund 400 Teilnehmer

BESUCHEN SIE DIE WEBSEITE DES WIS-WELTKONGRESSES 2018 UNTER BIT.LY/2UWSXCP ODER SCANNEN SIE DIESEN QR-CODE.

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Retailbanking mit Leib und Seele.

www.wsbi-as.org