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PD Dr. Diana Hummel ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung BiK-F Biodiversität und Klima Forschungszentrum Vortragsreihe Planet 3.0 – Klima.Leben.Zukunft Senckenberg Naturmuseum Frankfurt/Main 09. Oktober 2013
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Demographischer Wandel –
Chance für die Nachhaltigkeit?
PD Dr. Diana Hummel
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
BiK-F Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Vortragsreihe
Planet 3.0 – Klima.Leben.Zukunft
Senckenberg Naturmuseum Frankfurt/Main
09. Oktober 2013
Diskursverschiebungen
Von der „Bevölkerungsexplosion“ zur
„demographischen Schrumpfung“
Polarisierte Problembeschreibung
Entwicklungsländer
Effekte des Bevölkerungswachstums
auf Umwelt und Entwicklung
Industrieländer
Effekte des Bevölkerungsrückgangs
auf Wirtschaft und Gesellschaft
„In dieser Minute leben …. 7.174.545.355…
Menschen auf unserem Planeten“ (5. Oktober
2013, 14:15)
Quelle: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung www.dsw-online.de
Weltbevölkerungsentwicklung
Demographischer Wandel – Chance für die Nachhaltigkeit? PD Dr. Diana Hummel, 09.10.2013 2
Alternative Problemsicht
Globale und regional differenzierte Perspektive auf Demographie
und Nachhaltigkeit
Demographischer Wandel als komplexes Phänomen - Prozesse auf
verschiedenen zeitlichen, räumlichen und sozialen Ebenen
Nachhaltige Entwicklung umfasst vielschichtige Transformationen –
demographische Umbrüche zwingen, alte Konzepte zu überdenken
und neue Lösungen in einzelnen Bereichen zu finden
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Das Anthropozän
Mensch als geologische Kraft
innerhalb des Erdsystems
Klimawandel und
Bevölkerungsdynamik zentrale
Treiber
„Menschliche Aktivität übt einen
derartigen Druck auf die
natürlichen Funktionen der Erde
aus, dass die Fähigkeit der
Ökosysteme unseres Planeten,
zukünftige Generationen zu
versorgen, nicht länger als
selbstverständlich vorausgesetzt
werden kann“
(Millennium Ecosystem Assessment 2005)
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„Planetary Boundaries“ – Planetarische
Leitplanken
Demographischer Wandel – Chance für die Nachhaltigkeit? PD Dr. Diana Hummel, 09.10.2013
Quelle: Rockstroem et al. 2009
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Gleichgewichtsparadigma
„Werden in einer Gesellschaft dauerhaft
weniger Kinder geboren als Menschen
sterben, ist das Prinzip der demographischen
Nachhaltigkeit verletzt“ (Kaufmann 2005)
Ausgeglichener Naturhaushalt
An Zuständen und Erhalt orientiert
Geschlossene Zukunft, technisch-
organisatorisch erreichbar
Bild einfacher Kausalbeziehungen
mehr/weniger Menschen =
mehr/weniger Ressourcenausbeutung
Transformationsparadigma
„Nachhaltige Entwicklung heißt, künftigen
Generationen möglichst viele Freiheitsgrade
zu erhalten“ (Hauff/Bachmann 2006)
Natur-Gesellschafts-Beziehungen
Orientiert an Fortsetzbarkeit von
Prozessen
Auf offene Zukunft und
Entwicklungsfähigkeit bezogen
Systemische Perspektive
Wechselwirkungen zwischen
demographischen, sozialen,
ökonomischen und ökologischen
Prozessen
Paradigmen der Nachhaltigkeit
Demographischer Wandel – Chance für die Nachhaltigkeit? PD Dr. Diana Hummel, 09.10.2013 6
Veränderungen der Zahl,
Zusammensetzung und räumlichen
Verteilung der Bewohner einer
Region (Bevölkerungsgröße und
Bevölkerungsstruktur)
Bestimmungsfaktoren der
Bevölkerungsentwicklung
Geburtenentwicklung (Fertilität)
Sterblichkeit (Mortalität)
Migration (Zuwanderung und
Abwanderung)
Bevölkerungsdynamik
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Globale Bevölkerungsdynamik
Übergreifende weltweite Trends
Rückgang der Wachstumsraten, sinkende Geburtenraten, steigende
Lebenserwartung, veränderte Altersstrukturen, Migration, Urbanisierung
Vom „Jahrhundert des Bevölkerungswachstums“ (20. Jh.) zum
„Jahrhundert der Bevölkerungsalterung“ (21. Jh.)
Wachsende Disparität und Diversität auf regionaler Ebene
Heterogene Entwicklungen zwischen und innerhalb einzelner Erdteile,
Länder und Regionen
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Historische Entwicklung der
Weltbevölkerung
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Weltbevölkerungsprojektionen 1950–2100
Demographischer Wandel – Chance für die Nachhaltigkeit? PD Dr. Diana Hummel, 09.10.2013
Quelle: UN / DESA 2013
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Fertilität 1950–2100
Demographischer Wandel – Chance für die Nachhaltigkeit? PD Dr. Diana Hummel, 09.10.2013
Quelle: UN / DESA 2013
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Lebenserwartung 2005–2100
Demographischer Wandel – Chance für die Nachhaltigkeit? PD Dr. Diana Hummel, 09.10.2013
Quelle: UN / DESA 2013
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Internationale Migration
Demographischer Wandel – Chance für die Nachhaltigkeit? PD Dr. Diana Hummel, 09.10.2013
Quelle: BIB 2011
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Urbanisierung
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Quelle: BIB 2011
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Rückgang bis 2060 von heute 81
auf 65 bis 70 Millionen Menschen
Abnahme der Bevölkerung seit
2003
Seit 1972 mehr Sterbefälle als
Geburten
Niedrige Fertilität:
Durchschnittliche Kinderzahl pro
Frau 1,4 Kinder
Hoher Anteil von Personen mit
Migrationshintergrund
Trends zukünftiger Migration
schwer abschätzbar
Demographischer Wandel in Deutschland
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Entwicklung der Geburtenraten 1960–2009
Entwicklung der Bevölkerungszahl in Deutschland 1950–2060
Quelle
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2011
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Veränderter Altersaufbau
Änderungen des Anteils der
Altersgruppen
Rückgang der Bevölkerung im
erwerbsfähigen Alter
Zunahme der Privathaushalte
Rückgang der Haushaltsgrößen
Steigende Anzahl kinderloser
Haushalte
Änderungen der Altersstruktur
Demographischer Wandel – Chance für die Nachhaltigkeit? PD Dr. Diana Hummel, 09.10.2013
Bevölkerung nach Altersgruppen 2008-2060
Altersaufbau 1910-2060
Quelle: Bundesministerium des Innern 2011
Quelle: Statistisches Bundesamt 2009
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Große räumliche Vielfalt
Nebeneinander von Wachstums-
und Schrumpfungsregionen
Unterschiedliche Auswirkungen
auf ländliche und städtische
Regionen
Verbunden mit unterschiedlichen
Siedlungsstrukturen
Alterung überall, aber
unterschiedlich schnell
Regionale Muster des demographischen
Wandels
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Quelle: Bundesministerium des Innern 2011
Übergänge zur Nachhaltigkeit
„Transformation in klimaverträgliche Zukunft“ (WBGU 2011)
Fortsetzung der Megatrends beeinträchtigt Welternährung
Aus Entwicklungsfortschritten erwachsen erhöhte Ansprüche &
ressourcenintensive Lebensstile
Übertragung des in reichen Ländern vorherrschenden Lebensstils
auf alle Menschen unrealisierbar
Industrieländer sollten als „Pioniere“ fungieren und zeigen, dass
nachhaltige Wege beschritten werden können
Drei zentrale Transformationsfelder
Energiesysteme
Urbane Räume
Landnutzungssysteme
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Ein Viertel des Endenergiebedarfs in EU entfällt auf Privathaushalte
Größter Anteil in Privathaushalten für Raumwärme (75%)
Deutschland: jährlich 1,4 t CO2EQ
Bedürfnisfeld Ernährung
Zunahme des Fleischanteils an Ernährung um 20% in EU (1970-2000)
7-12% des Energiebedarfs privater Haushalte für Lagerung & Zubereitung von Lebensmitteln
Sozio-demographische Faktoren (Alter, Bildung, Geschlecht, Einkommen) und Lebensstile beeinflussen Umweltbewusstsein & -verhalten
Energie und Konsum
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Energieverbrauch
in Deutschland
Quelle: dena/Energiedaten BMWi
CO2-Ausstoß im Alltag in Deutschland
Quelle: UBA 2010
Verändertes Mobilitätsverhalten
Weniger Menschen – nicht
weniger Autos
Lebensphase, Familienform und
Altersstruktur bedeutsam
Änderung des Verhaltens und der
Bedürfnisse der Altersklassen
Elementares Bedürfnis nach
Mobilität bei Senioren
Mobilität
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Verkehrsmittelnutzung 2002 und 2008 in Kernstädten mit mehr als
100.000 Einwohnern, Veränderung der Anteile in Prozentpunkten
(in Klammern Ist-Werte 2008)
Quelle: Bundesministerium des Innern 2011
Bevölkerungsentwicklung in
Ostdeutschland:
Bevölkerungsrückgang
Rückgang der Siedlungsdichte
Anstieg der Haushaltszahlen/
Rückgang der Haushaltsgröße
Nebeneinander von Wachstums-
und Schrumpfungsregionen
Bevölkerungsrückgang und
Wasserversorgung – Beispiel Ostdeutschland
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Quelle: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung 2009
Bevölkerungsentwicklung und Wasserverbrauch
Vergleich Hessen und Sachsen-Anhalt
Quelle: Lux / Hummel 2007
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Gleichung „Weniger Menschen = weniger Wasserverbrauch“ geht nicht auf
Bevölkerungsrückgang -
Rückkopplungen und verstärkende Effekte
Quelle: vereinfacht nach Lux 2007 Demographischer Wandel – Chance für die Nachhaltigkeit? PD Dr. Diana Hummel, 09.10.2013 23
Quelle: vereinfacht nach Lux 2007
Systeminnovationen für
Wasser, Abwasser und
Energie
Semizentrale Systeme
Flexibel für
Nachfrageveränderungen
Nachhaltige
Ressourcennutzung
Ökonomisch rentabel
Prozessorientierung und
Partizipation erforderlich
Gelegenheitsfenster für neue
Verknüpfungen und Innovationen
Demographischer Wandel – Chance für die Nachhaltigkeit? PD Dr. Diana Hummel, 09.10.2013 24
Quelle: ISOE/ Networks3 2013
Ausblick
Globale Kurve des Bevölkerungswachstums neigt sich –
Schreckensszenarien durch Forschung nicht gedeckt
Neben Klimawandel bestehen weitere gute Gründe für
Transformationsprozesse
Demographischer Wandel eröffnet Chancen für Innovationen und
nachhaltige Entwicklung, die sonst nicht gesehen werden
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