80
DIE PRAWDA Flucht aus dem Stu- dio: Rock am Ring & Rock im Park 2007 Geheimakte Pizza-Ex- press: Der Studiobe- richt Silvester im Sta- dion: Ärzte statt Böller Die ganze Wahrheit: Die Entstehung des Fanclubs Die Gefähr- ten: Interview mit Fabsi # 1 Juli 2007 DEN die rzte IHR OFFIZIELLES FAN-MAGAZIN DIE PRAWDA # 1 2007 01-84.indd 1 17.03.11 18:55

DEN IHR OFFIZIELLES FAN-MAGAZIN · 2013. 8. 29. · FarinbringtBildbandraus Eswarjaklar,dass erirgendwanndie SachemitdemBuch desMonatstoppen musste. Dass am 1. Mai allerdings gleichdas„FUchdes

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • DIE PRAWDA

    Flucht aus dem Stu-dio: Rock am Ring &Rock im Park 2007Geheimakte Pizza-Ex-press: Der Studiobe-richt Silvester im Sta-dion: Ärzte statt BöllerDie ganze Wahrheit:Die Entstehung desFanclubs Die Gefähr-ten: Interview mit Fabsi

    #1 |Juli2007

    DEN die ärzte IHR OFFIZIELLES FAN-MAGAZIN

    DIE

    PRAW

    DA

    #1

    |200

    7

    01-84.indd 1 17.03.11 18:55

  • ÄDITORIAL 3

    „Ihr habt bestimmt geradewas Besseres zu tun als unszuzuhören“

    Das erste Äditoral der Welt

    So, nun endlich ist es soweit, ihr haltet sie in Hän-den, „DIE PRAWDA“: Das Magazin für alle, dieDÄOF – den die ärzte ihr of zieller Fanclub seitnunmehr vier Monaten die Treue schwören. Voll-gepackt mit exklusiven Exklusivitäten aus demKosmos des BELAFARINROD sowie nützlichenInformationen für und aus allen Lebenslagen.

    Mit der DIE PRAWDA seid ihr also direkt ander Ader des Geschehens. So haben wir zumBeispiel tief in die Trickkiste gegriffen, unsdie Suchtverhalten der die ärzte zu Nutzengemacht und können darum exklusiv und un-dercover aus dem Studio berichten, in demdas von Bela B. bereits an Silvester inKöln angekündigte Album zusammenge-schustert wird. Silvester ist natürlich auchsonst noch nicht vergessen. Lest hier, wasFarin Urlaub dazu sagt, die Veranstalter derConcertTeam NRW GmbH und vor allemihr selbst.

    Dass es um Bela, Farin und Rod herumnoch andere Menschen gibt ist ja seitderen Soloaktivitäten offensichtlicherdenn je. Aus diesem Grund wollen wireuch hier auch Bela B.’s Liveband LosHelmstedt etwas näher bringen undlassen Wayne Jackson und Ina PauleKlink zu Wort kommen. Des Weiterenführten wir auch Gespräche mit ManuelAndrack, Sidekick von Harald Schmidt undlangjähriger die ärzte-Fan, wie auch mitFabsi vom Weserlabel und den Beat-steaks.

    Nach so vielen neuen sowie bekann-ten Gesichtern bleibt dann nur noch zuklären, wer oder was überhaupt hinterDÄOF steckt. Alle 21 Delinquenten werdenpräsentiert, die Entstehungsgeschichtedieses Fanclubs tritt ans Licht der Weltund vor allem lüftet sich endlich undausführlich der Mythos um den sagen-umwobenen Mops, der schon zu einigenDiskussionen und Vermutungen führte.

    Erfahrt hier exklusiv, was es mit diesemgeheimnisvollen Tier wirklich auf sich hat.

    Doch genug der vielen Worte nun, wir wün-schen euch viel Freude mit der allererstenAusgabe von DIE PRAWDA, dem Magazin desDÄOF - den die ärzte ihr of zieller Fanclub,und verabschieden uns mit einem kräftigen:

    Halt’s Maul und les!

    Euer DÄOF – Team

    INHALT

    Äditorial Seite 3

    Aktuelles Seite 4

    FC-Gründung Seite 9

    Das Team Seite 10

    Ärzte statt Böller Seite 14

    Die Gefährten: Fabsi Seite 34

    Studiobericht Seite 41

    RiP & RaR 2007 Seite 46

    Interview mit den Beatsteaks Seite 56

    Hirnschwund Seite 63

    Los Helmstedt Seite 68

    Musik zum Hören Seite 76

    Buch zum Lesen Seite 77

    Der Mops Seite 78

    Crädits Seite 80

    Impressum Seite 81

    © Coverbilder: Farin: _P4e_ ); Bela:Susi S.; Rod: Evil Acker

  • 4 AKTUELLES

    Der Graf vs. HorrorpunksBela B. & Balzac

    Obiges konnte man vor einigen Monaten aufder Homepage von Balzac lesen - sofern mandes Japanischen mächtig ist. Hier die sinnge-mäße Übersetzung:

    "Die Veröffentlichung der Split-Single von BelaB. (Schlagzeuger der deutschen Band DieÄrzte) und Balzackommt immer näher.Die Ärzte sind in Ja-pan zwar nicht sehrbekannt, aber dafür inDeutschland äußerstpopulär. Dort füllen sieriesige Hallen und Sta-dien. Auf ihrer erstenEuropatour spieltenBalzac ein Konzertim Vorprogramm derÄrzte vor ca. 20.000Menschen."

    Das angesprocheneKonzert fand im Rah-men der Unrockstar-Tour 2004 in Kölnstatt. Und auch wennBalzac viel besser ineinen dunklen, schmuddeligen Rockclub pas-sen, als auf eine große Openair-Bühne am hel-lerlichten Nachmittag, war das Gastspiel mehrals erfolgreich. Denn dort wurde der Grundsteinzu einer Zusammenarbeit zwischen Bela B. undBalzac gelegt.

    Betrachtet man Balzac etwas genauer, so istes nicht überraschend, dass gerade Bela B. eingroßer Fan dieser Band ist. Balzac selbst sindstark inspiriert von der amerikanischen Horror-punk-Band Mis ts, deren abgewandeltes Logo

    schon seit Jahren Belas Basstrommel ziert.Balzac werden oft als die "japanischen Mis ts"angesehen, was ihnen einen Ruf weit überJapan hinaus bescherte. Sie treten in Skelett-anzügen auf, die Bühne ist mit Horrorutensiliendekoriert und der Sänger Hirosuke fegt wie einDerwisch über die Bretter.

    Nun also kames endlich zueiner Zusam-m e n a r b e i t .Bela B. spieltezwei Songsvon Balzac ein,während sich dieJapaner zwei Lie-

    der des Grafen vornahmen.Das Ergebnis ist überzeugend:Balzac verwandelten die beidenBela-Songs in rotzige Punkver-sionen. Sie singen die Liederauf Englisch (allerdings ist derGesang kaum zu verstehen),dabei wird "Versuch's dochmal mit mir" zu "So Why notTry Me Instead" und "Tag mitSchutzumschlag" zu "The Daywith Dust Cover". Beide Versio-nen klingen unverkennbar nachBalzac. Der Graf nahm sich diebeiden Lieder "Wall" und "To-morrow" (letzteres im Duett mitLula) vor und verpasste ihneneinen ganz neuen Stil. Ruhig,fast countrymäßig, und so me-lodisch, dass sogar Balzac sie

    "zum Heulen schön" nden... Susi S.

    Zum Mitsingen:Wall

    Toki ha yami no naka - Off the wallSuicide or misery

    Kioku no hashi ni nokoruKeshiki no kage ni

    Yume ha yami no hate - Off the wallSuicide or misery

    Kyo zoo ha iro aseSore ha mada mi ne yami ni

    Subete ga owaru mono no hate niNani ga nokoru no ka

    Mattaku shiru nai - I don’t careSubete ga owaru mono no hate ni

    Nani ga nokoru no kaBoku ha mattaku shiru nai - I don’t

    careOff the wall - Who will survive

    Horror from another side

    Wir verlosen drei von Bela B.himself signierte Exemplare der Split-CD. Um zu gewinnen, müsst Ihr aufwww.daeof.de folgende Frage beant-

    worten:

    Wie heißt der Fanclub von Balzac?

    Einsendeschluss: 5. August 2007.

    Viel Glück!

  • Der König ist tot,es lebe der König!

    Bela B. liest „Last Train To Memphis“, dieElvis Presley Biographie von Peter Gural-nick

    Keine andereKünstler-Biogra-phie ist wohl sovielschichtig wiedie von ElvisPresley, demlegendären“King ofRock’n’Roll“.Die Liste der

    Künstler, die sich auf Elvis als Initialzün-dung berufen, würde nicht nur den Rah-men dieses Magazins sprengen, sondernsie unterstreicht auch die Einmaligkeit die-ses Künstlers. Schillernd, hart arbeitend,zurückgezogen und am Ende sehr fett– Elvis ist Amerika und Amerika ist Elvis.Unzählige Biographien sind seit seinemTod im Jahr 1977 erschienen. In Bran-chenkreisen ist man sich jedoch darübereinig, dass die beiden Biographien „Last TrainTo Memphis“ und „Careless Love“ wohl zu denbesten unde ind r ing -l i c h s t e nin ihremG e n r ez ä h l e n .Das deut-sche LabelBear Mu-sic konntesich dieHörbuch-r e c h t ean derdeutschenA u s g a b eder beidenB ü c h e rs i c h e r n .Bei derWahl desSprechers el die Entscheidung auf Bela B.

    AKTUELLES 5

    Felsenheimer. „Als Elvis 1977 starb, war ichgrade 14 Jahre alt und gab mich voll der Revol-te des Punkrock hin. Doch schon bald erkannteich, dass all das ohne Elvis nicht passiert wäre.Elvis hat mehr in dieser Welt verändert als diemeisten Kriege oder Regierungswechsel. PeterGuralnicks Buch gab mir das Gefühl, Elvisnäher zu sein als ich es für möglich gehaltenhatte.“, so Bela B..Im ersten Teil der Biographie „Last Train ToMemphis“ beschreibt Peter Guralnik den An-fang der Presley-Lebensgeschichte von seiner

    Geburt in Tupelo, Mississippi im Jahr 1935,den folgenden Weg zum Ruhm, bis zum Tod

    seiner Mutter im Jahr 1958. Der zweite Teil,„Careless Love“ über die Jahre 1958-1977erscheint im August 2007 zu Elvis‘ 30. To-destag am 16. August.

    Das Amt des Vorlesers hat Bela B. dabeispürbar berührt: „Es war manchmal so, alsstünde ich direkt neben ihm.“. Genau diesesGefühl ist der größte Verdienst von Bela,denn es hält das Hörbuch über mehrereStunden hinweg spannend. Evil Acker

    ©20

    07C

    hris

    tian

    Vagt

    /Bea

    rFam

    ilyR

    ecor

    ds

    ©20

    07C

    hris

    tian

    Vagt

    /Bea

    rFam

    ilyR

    ecor

    ds

    Auf www.daeof.de könnt ihrzwei Hörbücher des ersten Teils,

    „Last Train To Memphis“, gewinnen,wenn ihr wisst wie das legendäreAnwesen von Elvis in Memphis, Ten-

    nessee heißt.

    Einsendeschluss: 5. August 2007.

  • Farin bringt Bildband raus

    Es war ja klar, dass er irgendwann dieSache mit dem Buch des Monats toppenmusste. Dass am 1. Mai allerdingsgleich das „FUch desJahres“ angekündigtwurde, kam für vieleFans überraschend.

    Die Ausmaße desWerks (480 Seiten)sowie sein stolzerPreis (98 Euro) spre-chen allerdings fürdiese Beschreibung:Je nach Bücherregal-maßen und/oder Budget der Fangemeindedürfte es sich bei dem Bildband „Indien undBhutan“ tatsächlich um das Buch des Jahresfür so einige Leute handeln – das einzigeBuch nämlich, das sie dieses Jahr kaufenwerden.

    Aber hey, bis zum 1. Oktober dauert es janoch ein bisschen, Zeit genug also, mit demTaschengeldsparen anzufangen, sich einengut bezahlten Sommerjob zuzulegen oderAusschau nach einer allfälligen Erbtante zuhalten.

    Denn auch wenn die wenigsten unter unseine extensive Sammlung von hochwertigenBildbänden unser eigen nennen oder sichwahnsinnig für diesen spezi schen Teil desasiatischen Kontinentes in-teressieren und damit wederzur einen noch zur anderenZielgruppe des ersten FarinUrlaubschen Schriftwerkesgehören, so gibt es doch dreiGründe dafür, sich die Anschaf-fung des FUchs zumindest zuüberlegen.

    Erstens:Man kann nach Lektüre derTexte zu den Bildern hoffentlich mit Insi-derwissen zum Thema Indien und Bhutanglänzen. Hier schon mal ein paar Infos zuletzterer Gegend: In der Landessprache

    6 AKTUELLES

    heißt das Land Druk Yul, was übersetztReich des Drachen bedeutet. Chef ist der-zeit der vierte König Jigme Singye Wang-chuk, und in Bhutan herrscht ein generellesRauchverbot. Was vielleicht eine Erklärung

    für Farins Faszination für dasLand ist. So, jetzt könnt ihr denHerrn U. in eurer nächsten Mail anihn mit eurem Insiderwissen ganzdoll beeindrucken!

    Zweitens:Auch wenn wir alle den dreiKommerzschweinen mit Ver-gnügen unser sauer verdientes(erspartes, geerbtes) Geld in denRachen stopfen – diesmal hat derHerr Urlaub gar nichts davon. Wieden meisten bekannt sein dürfte,

    spendet er sein gesamtes Honorar aus demVerkauf des Bildbandes an die Organisati-on Médecins Sans Frontières. Und nein, bei„Ärzte Ohne Grenzen“ handelt es sich nichtum Farins privaten Ferien-Finanzierungs-Fonds, sondern um ein privates Hilfswerk,das seit 1971 international aktiv ist. MSFleistet in Kriegs- und Katastrophengebie-ten medizinische Nothilfe. Die deutscheSektion existiert seit 1993, und sie kanneure Hilfe auch dann gebrauchen, wennihr keine Lust habt, 98 Euro in ein Buch zuinvestieren, das dann doch nur auf dem Re-gal verstaubt – sei es in Form einer Spendeoder durch Teilnahme an einer Aktion.

    Drittens:Das Ding ist vom fu.

    Viertens:(Was ist? Drei Grün-de? Also bitte, ichhatte hier nicht mitder spanischen In-quisition gerechnet!)Guckt euch mal euerBücherregal an. Totalschief, nicht wahr?Dort wo das Meer-schwein steht, hängtes total durch, was?Jetzt stellt euch mal

    vor, ihr hättet auf der anderen Seite desRegals auch so ein Riesending von einemBuch stehen, das würde die ganze Sachedoch wunderbar grade biegen. Ich hätte daeinen Vorschlag für euch… Natollie

    ©S

    chw

    arzk

    opf&

    Sch

    war

    zkop

    f

  • Panda - freche Berliner Schnauzemit Beat

    Panda sind eine junge fünfköp ge BerlinerBand, bestehend aus Sascha Nieman (Gitarreund Backing Vocals), Christian Lippert (Gitarre),Oskar Alpen (Schlagzeug), Christopher Brandt(Bass) und Anna Fischer (Gesang).

    Um den Beat der Panda Songs kümmert sichniemand geringerer als Rodrigo Gonzàlezselbst. An den zornig-zärtlichen Hassliebe-Texten und Kompositionen von Anna feiltedann auch noch Luci van Org (Ex-Lucilectric)mit. In Zusammenarbeit mit diesen beidenMusikgrößen, welche auch als Produzentenagieren, entstanden so also Songs mitunverwechselbarem Beat, die an denrebellischen Sixties-Sound der Yardbirds undder Small Faces erinnern lässt.

    Das Album von Panda soll im Spätsommer(voraussichtlich September) erscheinen. Umdie Zeit bis zum Albumrelease ein wenig zuverkürzen, gibt es auf der neuen Bandhomepa-ge www.jehtkacken.de einen Fotowettbewerb.Gesucht wird hier Deutschlands coolstes Klo...!Zu gewinnen gibt es dabei u.a. ein Konzert vonPanda in deinem Wohnzimmer!

    Hörproben, Tourdaten sowie das Video zur Sin-gle gibt es auf www.myspace.com/allespanda..Heike

    AKTUELLES 7

    In Zusammenhang mit diesem kleinen Berichtnutzen wir auch gleich die Gelegenheit, umPanda ein paar Fragen zu stellen:

    DÄOF: Wie war es für euch, mit Luci und Rodzusammenzuarbeiten?

    PANDA: Es war eine tolle Erfahrung mit diesenbeiden erfahrenen, professionellen Musikernaus dem Business zusammenzuarbeiten. Beideverstehen ihr Handwerk bis ins Letzte. Wennman die Augen und Ohren aufmacht und auf-passt, nimmt man als Musiker einen riesigenBatzen Erfahrung aus der Sache mit.

    Was konntet ihr von Rod lernen?

    Rod hat den Sound seiner musikalischen Vorbil-der quasi studiert und wusste ganz genau, wiejeder einzelne Titel auf dem Album klingen soll- einfach weil er einen riesigen musikalischenBackground hat. Durch diese klaren Vorstellun-gen und einer gehörigen Portion Rock‘n‘Roll liefdie Zusammenarbeit sehr entspannt. Im Studioübernahm er dadurch die Rolle eines leitendenMasterminds, der trotzdem viel Raum für unsereIdeen und Experimente ließ. Hierbei sei aucherwähnt, dass nicht nur die Arbeit mit Rod, son-dern auch das Beraten und Wirken Marco Birk-ners auf die Produktion ihren entscheidendenTeil zur Verwirklichung des Albums hat.

    Hat es euch überrascht/verblüfft, dass quasivon einen Tag auf den anderen so viele Leutean euch und eurer Musik interessiert sind?

    Ganz so einfach war/ist es ja nicht - jederFan will hart erkämpftsein, und zur Zeittouren wir ziemlichviel um genau das zurealisieren. Man mussden Leuten Authentizi-tät bieten, was Beson-deres. Wir haben zumBeispiel eine Website,auf der wir nach dembesten Klofoto suchen.Der/die GewinnerIn

    kriegt ein spezielles PANDA - Wohnzimmer-konzert. Wer macht sowas schon? Checktwww.jehtkacken.de

    Wie soll es weitergehen, was wollt ihr errei-chen?

  • Die Leute sollen die Musik nicht nur hören, son-dern auch verstehen. Darum geht es: mit demAlbum etwas zu bewegen, den Menschen aufdie Kleinigkeiten hinzuweisen, die ihn umgeben- unabhängig davon, ob sie wahnsinnig tolloder grundlegend beschissen sind. Am bestenerreicht man dies von der Bühne aus. Genaudas ist der Grund weshalb wir eine vernarrteLive - Band sind: Wir lieben es! Touren, Men-schen, der direkte Kontakt - schrei der Personvor dir ins Gesicht, wenn sie nicht versteht wasdu sagst! Das ist unser Anspruch, damit sind wirglücklich.

    BÄST OF - Songbook

    Für alle, denen schon immer ein kleiner Lager-feuer-Rockstreber innewohnte, gibt es jetzt dieMöglichkeit sich auf amtlichen Weg ordentlichStoff zum Angeben draufzuschaffen. Seit Aprilist das „Bäst Of“ Songbook der die ärzte im

    Handel erhältlich.

    Darin enthaltensind alle 25Hitsingles des„Bäst Of“-Albums,angefangen von„Schrei nachLiebe“ bis hinzu „Die klügstenMänner der Welt“.Der Musikliebha-ber kann dabeizwischen denMelodie- und Ge-sangsnoten (bei-

    des in Standardnotation) und den Tabulaturender einzelnen Songs wählen. Das Songbookgibt es sowohl als praktische Totschläger-Va-riante in gebundener Ausgabe sowie in loserBlattsammlung als Ergänzung für den die ärzteNotenfreund Ringordner. Nach dem Beherr-schen des kompletten „Bäst Of“ Songbooks

    empfehlen führende Musikpädagogen übrigensden direkten Übergang zum Köchelverzeichnisdes Wolfgang Amadeus Mozart – um den Sinnfür die Realität nicht gleich komplett zu verlie-ren. Evil Acker

    die ärzte auf Tour!

    Nachdem die letzte Tour nunauch schon wieder über 3Jahre her ist, ist es endlichsoweit, die ärzte betretenEnde 2007 wieder die Bretter,die die Welt bedeuten undpräsentieren ihr im Herbstescheinendes Album. ImRahmen der

    „Es wird eng“ - Tour 2007/2008

    machen sie in folgenden Städten halt:

    Man darf gespannt sein, ob der gewählte Tourti-tel auch in solch großen Hallen, seinem Namenalle Ehre macht.

    Na, wenn das keine guten Nachrichten sind!Euer DÄOF-Team

    8 AKTUELLES

    Ihr könnt bei uns 3 Exemplare derBuch-Version des „Bäst Of“-Songbooks

    gewinnen, wenn ihr auf www.daeof.de dieFrage beantworten könnt, welches die ärzte-

    Mitglied als Einziger Noten lesen kann.

    Einsendeschluss: 5. August 2007Wir verschenken drei Fanpakete, be-

    stehend aus je einer Single „Jeht kacken“,einem Button und einem Sticker. Um zugewinnen, müsst ihr auf www.daeof.de nur

    folgende Frage beantworten:

    In welcher Band spielten die Panda-Jungs früher?

    Einsendeschluss: 5. August 2007

    14.11.07 - Trier - Arena20.11.07 - Dortmund - Westfalenhalle20.11.07 - München - Olympiahalle

    22.11.07 - Köln - Kölnarena23.11.07 - Freiburg - Rohausarena24.11.07 - Stuttgart - Schleyerhalle

    26.11.07 - Frankfurt - Festhalle28.11.07 - Leipzig - Arena

    30.11.07 - Bremen - AWD Dome04.12.07 - Friedrichshfn. - Messehalle

    05.12.07 - Zürich - Hallenstadion09.12.07 - Erfurt - Messehalle

    11.12.07 - Hannover - TUI Arena12.12.07 - Hamburg - Color Line Arena15.12.07 - Mannheim - Maimarkthalle

    16.12.07 - Düsseldorf - ISS Dome30.05.08 - Berlin - Wuhlheide

  • FC-GRÜNDUNG 9

    DÄOF - Der neue Fanclub

    Es gibt mehrere Sorten von E-Mails, die manempfangen kann: 1. Mails mit Informations-gehalt, der sich auf einzelne Worte wie „OK“,„Nein“ oder „Supi“ beschränkt; 2. Mails, dieman gar nicht gewünscht hat (der Laie sprichthier von „Spam“) wie „Healthy living with lessfat“ oder „Penis enlargement right now“ oder3. Mails, die eine ganze Menge Staub aufwir-beln und gut gemeinte Vorsätze ad absurdumführen. Zu letzterer Sorte gehört mit Sicherheitdie Mail, die wir Anfang Januar von Axel Schulz,seines Zeichens der bestaussehende Managerin der deutschen Musiklandschaft, erhielten.Darin stand zu lesen, dass Markus Karg dieStafette im Fanclub weitergeben wird und wirrecht herzlich zu einem gemeinsamen Arbeits-essen in Berlin eingeladen sind, um einen klei-nen „Gehirn-Stürm“ über die Neustrukturierungdes Fanclubs abzuhalten.

    Nach dem Durchlesen hielten wir kurz die Luftan (aber nur kurz,sonst würdet ihrdiese Zeilen nichtlesen können…), umdirekt im AnschlussFlüge nach Berlin zubuchen. Das besagtegemeinsame Abend-essen fand in einerschicken Eckkneipein Berlin-Kreuzbergstatt (wo auch sonst).

    Anwesend waren außer uns u. a. noch zwei Mit-arbeiter von Hot Action Records, deren Namenaus informationspolitischen Gründen hier nichtweiter genannt werden. Axel kam etwas später,da er noch ein paar Paparazzi abschüttelnmusste. Ziemlich schnell war man sich darübereinig, dass die neue Struktur des Fanclubs kei-ne Monarchie mehr, sondern eher eine „Poly-gamie“ sein sollte. Wir waren sehr beruhigt underleichtert unsere gut dotierten Management-Posten in der New Ecomony nicht aufgeben zu

    Düsseldorf

    müssen und begaben uns kurz darauf mit vielVergnügen in die kompetenten Hände einesfachkundigen Sommeliers – und das in einerKreuzberger Eckkneipe, crazy!

    Der Abend endete mit dem Absingen des ly-rischen Meisterwerks „Bis zum bitteren Ende“einer populären deutschen Rockformation, de-ren Name uns leider entfallen ist. In den frühenMorgenstunden torkelten wir vom Wein beseeltin unser Quartier.

    In den nächsten Wochen schickten wir nununsere Headhunter quer durch den deutsch-sprachigen Raum, um geeignete Kandidatenfür das Fanclub-Team brutal zu entführen.Als Spionagemedium leisteten vor allem dieobskure E-Mail Adresse namens [email protected] sowie das Forum aufwww.bademeister.com beste Dienste. Hierwimmelte es nur so von potenziellen Opfern,

    die noch nichts von ihrem Schicksalahnten.

    Die Anwärter wurden zusammengetrieben und anschließend in einemabgedunkelten Hinterzimmer einerüblen Düsseldorfer Stadtteil-Spelun-ke zusammen gepfercht. Hier wurdeden Anwärtern ihre ausweglose Lageerst so richtig bewusst. Durch ober-gäriges Bier in kleinen Gläsern undVortäuschung guter Laune wurden den

    Anwesenden auch die letzten guten Ideen ausden Rippen geleiert und Fingern gesogen (oh,was wurde geleiert und gesaugt!).

    Der Schlussstrich wurde schließlich in Form jeeiner Unterschrift mit dem Blut der Opfer untereinen üblen Gruppen-Knebelvertrag gezogen.Der Rest ist Geschichte und auf www.daeof.dezu sehen.

    Anja und Evil Acker

    Berlin

  • RUDE FLO. Liebt Musik mit ausgefeiltenArrangements: Wenn Töne dreidimensionalwerden, sich zu Formen entwickeln und Emotionenverursachen. Außerdem lacht er sehr gerne undmag intelligenten Humor - am meisten den von AndyKaufman. Trotz dieser Vorlieben war er Feuer undFlamme, bei DÄOF mithelfen zu können.

    Das ist LINE. Line spielt Posaune und wird mitihrer Band 'kleinSkariert' die Welt erobern. Siesteht auf 'Ritter Rost' und erlernt gerade, wieman eine gute Sozialpädagogin wird. Line hasstWeihnachten und Lakritze und gerät bei Kontakt

    mit Zimt in ekstatische Zustände. Klingt ko-misch, is aber so.

    HEIKE. 27, Sozialistisches Arbeiterkind. Klein,nein: kurz. Markenzeichen: strahlendes Lachen.Langzeit-glücklich-verliebt in ihren singendenHalbspanier! Gambas- & Olivensüchtig. Bereits

    gepilgertes Superwanderschatzi mit tollstemHund der Welt - Don Poperzo. Arachnophobikerin.

    M*A*S*H-Fan. Royal to some.

    ST. PAULI +++ Christian Petrausch +++ Lüneburg+++ 35 Jahre +++ Sozialpädagoge +++ gerne am Mil-lerntor +++ Erster Kontakt ARD 84 +++ Erstes DÄ-Konzert: 25.11.1993 +++ Bestes DÄ-Konzert: MTV-Unplugged +++ Bands: Beatsteaks, Incubus, AC/DC,Queens of the stone age, Motörhead,… +++ FC St.Pauli, Bücher, Konzerte +++ You‘ll never walkalone

    10 DAS TEAM

    Aktenzeichen DÄOF - ungelöstDa ihr bis hierher gekommen seid, habt ihr sicher schon gelesen, wiedas neue FC-Team angeblich zustande gekommen ist. Nun aber ist esZeit für die schreckliche Wahrheit: Die Leute hinter DÄOF haben sichnicht zum geselligen Beisammensein in der Kneipe getroffen. Sie sindin Wahrheit Teil eines Resozialisierungsprogramms, Versuchskanincheneines Pilotprojekts der Musikindustrie. Hartgesottene Kriminelle,rekrutiert aus dem Hochsicherheitstrakt für Raubkopierer einerdeutschen Justizvollzugsanstalt. Nachdem sie monatelang damitbestraft wurden, in ihren Zellen Rohlinge zu schnitzen, Booklets zuheften und Hidden Tracks zu verstecken, sollen diese Querulanten nunauf spektakuläre Weise in den Dienst der Gemeinde gestellt werden,die sie jahrelang missbraucht haben. Hart – aber fair.

  • NATOLLIE. Mag lange Mondscheinstrandspaziergän-ge, Patchouli-Räucherstäbchen und Diddl. Hobbies:Pseudologie beim Ausfüllen von Steckbriefen sowiegenerelle Klugscheißerei on- und of ine. Emp ehlt

    gerne Google und Wikipedia, vor allem wenn manwissen will, was Pseudologie ist. Lieblingsarzt:

    Dr. Alex Karev.

    LE SPRING. Hält das Amt des CH-Botschafters beiDÄOF inne. Ist langsam und neutral, spricht kaumDeutsch, sieht manchmal müde aus und ist meistensein angenehmer Zeitgenosse. Macht Musik und hörtDBBDW. Was er wirklich will oder soll, darüberist er sich als klischeebewusster Eidgenosse lei-der auch nicht im Klaren.

    SUSI S. Konzertjunkie. Exil-Saarlandfrontlerin.Sprachenfan. Internetsüchtig. Norwegenverrückt.

    Rechthabewoman. Festivalhasser. Nemifan. Webmis-tress. Ständig auf Tour. Schokoladensüchtig. Li-nux-User. Daueronline. Musikliebhaber. Dagegen.Linguistin. CD-Käufer. Individualist. Sportver-

    weigerer. ärztefan.

    SOUL306. Geboren wurde ich am 9. März 1984. Ichlebe genau wie Mariella in Himberg. Ich bin eben-falls aus Österreich. Zu die ärzte kam ich durchmeinen Bekanntenkreis. Nun sind es auch schoneinige Jahre. Beim DÄOF bin ich auch für die Fansin Österreich zuständig.

    MICHA. Ich bin 19 Jahre alt und komme aus Han-nover. ärzte höre ich seit 4 Jahren nun! Bin imMoment noch Schüler und fange nächstes Jahr miteiner Ausbildung an. In meiner Freizeit bin ich

    außerdem noch beim THW aktiv. Wenn ihr mehr übermich wissen wollt, dann schreibt mir einfach ne

    PN oder ne E-Mail.

    DAS TEAM 11

    LARS. Aufgewachsen in Berlin, inzwischen in Frank-furt zwecks Studium ansässig. Zu sehen während derKonzerte: Entweder im Pogokreis oder surfend überder Masse. Kenne Die Ärzte seit 93. Bewusst hörentue ich sie seit 98. Seitdem auch kompletter Samm-lerwahn, welcher zu einer der größten DÄ-Discosgeführt hat.

  • MANU, ursprünglich aus Mecklenburg-Vorpommern,inzwischen seit einem dreiviertel Jahr in Mün-chen wohnhaft. Bin durch meinen Bruder auf die

    ärzte gekommen und inzwischen seit vielen JahrenFan der besten Band der Welt und jetzt im DÄOF-Team dabei, um mich aktiv am Fanclub-Geschehen

    zu beteiligen.

    Name: JESPERINE; Alter: 22; Merkmale: kriegtihre Haare selten unter Kontrolle, verbringtviel Zeit vor/in/bei Konzerthallen, zu spon-tan für diese Welt, hört ständig mit dem Rau-chen auf, denkt öfter mal laut, „Ich sterb‘ dannmal"; Bisherige Straftaten: bei Rot über die Am-pel gegangen ohne Gewissensbisse!

    MONSIEUR. Jeder, der selbst Musik macht, hateine Band, die der Grund ist, warum man über-

    haupt ein Instrument in die Hand genommen hat.Bei mir waren es die ärzte. Ich habe der Band

    somit persönlich viel zu verdanken. Somit reich-te nur Fan sein nicht mehr aus. Deshalb habe ich

    die Chance genutzt, im Fanclub zu arbeiten.

    12 DAS TEAM

    MARIELLA. Ich wurde am 12. April 1983 geboren.Ich bin verheiratet und bin gerade nach Him-berg gezogen. Himberg ist in der Nähe von Wien.Richtig, ich komme aus Österreich. Ich bin schonseit einigen Jahren die ärzte – Fan, mehr dazuwäre etwas zu lang. Beim DÄOF bin ich für dieFans in Österreich zuständig.

    Hmm... Ja... UWE-STRUWE, 31 Jahre, verheiratet,zwei Kinder. Schon lange dä-Fan. Fanclub ist necoole Sache. Höre auch andere Musik. Echte Mu-sik. Gute Musik. Liebe Filme. Gute Filme. Rau-cher. Trinke selten. Esse (viel) Fleisch. Gerne.Ich esse keine Blumen. Schöne Grüße aus E.

    MARTIN. Durch die Bestie bin ich erstmals aufdie ärzte gestoßen. Richtig Fan wurde ich abererst mit dem 15-Jahre-Netto Konzert. Durch Er-fahrungen beim Aufbau des Madsen-Fanclubs bin

    ich ins Team gekommen. Zurzeit schreibe ich meinDiplom und rette in Zukunft zwar keine Wale,

    schalte aber Atomkraftwerke aus.

  • LIONNI. Wie genau ich zu den Ärzten gekommenbin, weiß ich gar nicht mehr, aber sie waren

    irgendwie schon immer da. Meine neue Heimat istseit neustem Hamburg, eine wunderschöne Stadtund ein sehr großer Unterschied zu meiner Ge-

    burtstag Bremen, in der ich 26 Jahre gelebt undals Arzthelferin gearbeitet habe.

    JUMPIE. 22 Jahre alt. Ihre Hausnummer: 11. 1.Konzert im Alter von 9. Sie wohnte in 3 verschie-denen Bundesländern, hält es nie lange an einemOrt aus, mag Musik (am liebsten von 3 älteren &5 nicht ganz so alten Herren aus Berlin) & alleswas dazu gehört. Ihre Lieblingszahl ist die 4.

    EVIL ACKER. Meine erste konkrete die ärzte Er-fahrung hatte ich 1995, als ich das „Schunder-Song“ Video zum ersten Mal sah. Danach solltenichts mehr so sein, wie es einst war, und dasist auch gut so. die ärzte haben nicht nur fürmeinen hervorragenden Musikgeschmack gesorgt,

    sondern mir auch die „Eine" beschert.

    DAS TEAM 13

    WODKARITTER. Mein Name ist Maik und ich bin 26Jahre alt. Ich bin 1988 durch meinen Cousin inden die ärzte Knast gekommen. Zum FC bin ichgestoßen, weil ich mich einfach beworben habe.Ich bin für den Bereich Ruhrgebiet zuständigund kümmere mich ums Organisatorische und umAngebote.

    Karen-ANJA Groeger, bald Üblacker: Hat denDÄ die Liebe ihres Lebens, Hirnschwund undviele echte Freundschaften zu verdanken.Steht auf The Busters. Ist verliebt inBerlin. Kommt aus Hilden (was liegt näher?).Singstarqueen. Vorstrafen: Darbietung des Liedes„Abenteuerland" als Death-Metal-Version.

    Wenn das Team mal Freilauf hat,...

    dann hält es nach neuen WappentierenAusschau!

  • 14 ÄRZTE STATT BÖLLER: WARM-UP

    Erstens kommt es anders und zweitens als mandenkt. Gerade hatte man die Fresserein der Weih-nachtsfeiertage hinter sich gelassen, da platze dieBombe: am Mittwochabend ging es in der RadioFritz-Sendung „Blue Moon“ um das Thema dieärzte. Dort wurden auch Tickets für das Silvester-Konzert verlost. Gegen 22 Uhr kam ein Gast in dieSendung, der behauptete, dass am 29. Dezemberin Berlin „etwas“ statt nden werde, für das es abMitternacht bei KOKA36 in Kreuzberg Karten ge-ben werde. Dann war der Mann, es handelte sichum die ärzte-Manager Axel Schulz, auch schonwieder verschwunden. Augenzeugenberichten zu-folge soll die Schlange vor der Konzertkasse meh-rere Blöcke lang gewesen sein. Die Tickets selber

    waren wieder eine graphische Meisterleistung ausdem Hause Schulz, denn es handelte sich um „lie-bevoll“ überschriebene MUSE-Tickets.

    Durch die Art und Weise der Ticketvergabe war amKonzerttag das Treiben vor dem SO36 erstaunlichruhig, denn die meisten hatten es wohl eingese-hen, dass sie ohne Karte hier keine Chance hattenreinzukommen. Die Security sagte auch jedem,der noch keine Karte für das Konzert hatte, dasser oder sie besser nach Hause gehen sollte, dennan diesem Abend kam nur rein, wer ein Ticket beiKOKA36 oder beim Fanclub erworben hatte, aufdem seine persönliche Ausweisnummer eingetra-gen war.

    Das SO36 platzte förmlich aus allen Nähten, alsdie ärzte ganz unglamourös und ohne Intro dieBühne betraten, um mit „Die Instrumente desOrchesters“ und „Super Drei“ loszurocken. Manmerkte ihnen aber den Kaltstart an, denn es haper-te doch mit den Textkenntnissen und so manchemEinsatz. Die Band ließ sich aber nicht den Spaßverderben und kokettierte öfters mit den oft insGespräch gebrachten Trennungsgerüchten. Soließ Rod Farin wissen, dass sein Lieblings-Farin-Song noch nicht geschrieben sei und Bela verrietFarin zugleich, dass er ihn eigentlich überhauptnicht leiden kann.

    Farin beteuerte dann auch, dass das BerlinerPublikum auf keinen Fall das Versuchskaninchenfür das Silvester-Konzert sei. Das Set selbst wareine seltsame Zusammenstellung. So bewies dieBand politische Aktualität als sie nach langer Zeitwieder einmal „Helmut K.“ zum Besten gab. Komi-scherweise fand sich „Westerland“ schon sehr frühim Set wieder (ganz ohne Feuerwerk). Der Vogelwurde dann mit einer „Déjà-vù Version“ von „Ra-dio brennt“ abgeschossen, denn statt irgendeinerCoverversion ng die Band in der zweiten Strophenoch mal mit der ersten Strophe an, was zur Folgehatte, dass sich die Band am Ende selbst überlis-tete und keinen gescheiten Ausstieg aus dem Songfand. Als Schmankerl für alle B-Seiten Freaks wur-de dann „Rettet die Wale“ uraufgeführt. Mit einerminutenlangen Quatsch-Version von „Zu spät“endete dann derreguläre Part.Als Zugabensetzte es dannunter anderemspontan „RoterMinirock“. Bei„ U n r o c k b a r “war Farin sogarselbst erstaunt,wie gut sie denSong hinbekom-men hatten.Es folgte noch„Schwanz ab“,und eigentlichwähnte sich dieBand danachdann schon imBackstage unddie Einlassmu-sik ertönte auchwieder, dochein kritischerBlick auf dieUhr ließ dieBand noch malauf die Bühnezurückkommen,um mit „EinLied für Dich“und „Schrei nach Liebe“ den Abend zu beenden.

    Fazit: Hätten wir mal besser proben sollen, aberwäre dies dann noch Punk?

    Evil Acker

    SETLIST BERLIN29.12.06

    Die Instrumente desOrchesters/Super Drei

    HurraIgnorama

    Sweet Sweet GwendolineHelmut K.

    Nichts in der WeltKäfer

    WesterlandZitroneneisGeisterhaus

    FriedenspanzerDer Graf

    Radio brennt (Déjà-vù)Schunder-Song

    BlumenRettet die Wale

    Mach die Augen zuZu spät

    Deine SchuldRoter Minirock

    Rock Rendezvous

    Manchmal haben Frauen...Unrockbar

    Feminin (Schwanz ab)Gute Nacht

    Ein Lied für dichSchrei nach Liebe

    So sahen die begehrten Eintrittskarten aus.

    ...unter anderem Namen

  • Wie könnte der letzte Tag im Jahr2006 besser enden als mit einemKonzert der besten Band der Welt?die ärzte hatten zur Silvester-Galains Rhein-Energie-Stadion in Kölngeladen und über 45.000 Fans ha-ben dies dankend angenommen.Die Meisten der Anwesenden hat-ten die ärzte seit über 1 Jahrennicht mehr live gesehen und dem-entsprechend hoch waren natürlichdie Vorfreude und die Partylaune.

    Schon vormittags konnte man am Stadion dieersten Fans antreffen, die bei so einem Ereignisnatürlich unbedingt in die erste Reihe wollten. Da-für wurden sie dann auch noch vor Einlassbeginnmit den entsprechenden Bändchen für den Bereichvor dem ersten Wellenbrecher ausgestattet - esgab insgesamt zwei. Für alle anderen, die pünkt-lich mit dem Einlass um 17.00 Uhr ins Stadionkamen, begann um 18.00 Uhr ein Warm-Up-Pro-gramm, das u.a. aus dem traditionellen "DinnerFor One"-Schauen in der Original- und "Bernddas Brot"-Version bestand. Letztere Version wurdeübrigens mit einer extra für das Konzert gedrehtenBegrüßung von Bernd gezeigt. Außerdem gab esnoch einen DJ sowie einen Akkordeon-Spieler, derÄrzte-Songs zum Besten gab. Die Anreisewellezum Stadion erreichte zu der Zeit ihren Höhepunkt.Die Busse und Bahnen aus der Kölner Innenstadtplatzten aus allen Nähten, und die gesamte Aache-ner Straße vor dem Stadion war voll von parken-den Autos und Menschen. Im Stadion erwarteteeinen eine wirklich beeindruckende Kulisse.Pünktlich um 21 Uhr legten die ärzte dann mit

    „Schrei nach Liebe" undeinem Wahnsinns-Feuer-werk los. Bela hatte sichextra für diesen Abendin Smoking und Fliege

    geworfen. Es folgte „Ein Lied für Dich", in demerklärt wurde, wie man Millionär wird und warumSahnie die Gelegenheit dazu verpasst hat. dieärzte waren sichtlich beeindruckt von der Stadion-Atmosphäre und strotzten nur so vor Spielfreudeund Elan. Sie machten von Anfang an klar, dasshier und heute die Korken knallen werden! Richtiggut gelungen waren auch die Video-Effekte, die aufden beiden Leinwänden links und rechts gezeigtwurden. Die Band erklärte auch, dass sie heute mit38 Songs die längste Setlist in der Geschichte derdie ärzte dabei hätten. Am Ende spielten sie sogar40 Songs. Bei „Ausserirdische" mutierte Farin in

    der ersten Strophe kurz zu Till Linde-mann von Rammstein und Bela schienes bei „Ignorama" egal zu sein, ob sichBAP und die Höhner endlich aufgelösthaben. Als Rod dann „1/2Lovesong"anstimmte, ging das Stadion in einemregelrechten Meer aus Feuerzeugenund Wunderkerzen unter - ein richtigesGänsehaut-Erlebnis. Wie zwei Tage zu-vor das Berliner Publikum kamen auchdie Kölner in den Genuss der "Déjà-vùVersion" von "Radio brennt" und erstnachdem die erste Strophe dreimalwiederholt wurde ging der Song weiter.Aus „ Ich ess Blumen" wurde kurzer-hand "Ich trink Kamillentee", denn

    Bela wollte endlich mal wissen, was der gute Farindennimmer so in seinen Porzellantassen zu sichnimmt. Während Bela dies ausprobierte, bedien-te Farin Schlagzeug und Gitarre gleichzeitig. Daschließende „Omaboy" erhielt dann noch mal einz u s ä t z l i -ches Gitar-rensolo vonFarin - dieärzte sindund bleibenhalt dieMeister desZeit-schin-dens. Danndurfte sicheine Personim Stadion ein Lied wünschen. Farin wählte denjungen Tim aus und dieser traf mit „Zitroneneis"eine hervor-ragende Ent-an und spielte sogleichden Song. Dann stand eine wahre Perle auf derSetlist – „Müngersdorfer Stadion" von Jürgen Zel-

    ©D

    ein.

    Vam

    pyr#

    1691

    ©Ic

    eDev

    il#

    510

    Silvester mit der bestenBand der Welt

    ÄRZTE STATT BÖLLER 15

  • tinger. Ein Kölner Klassiker, der weit über die Stadt-g r e n z e nh i n a u sBerühmtheiterlangt hatund übri-gens nichtdas Stadionselbst, son-dern dasgleichnami-ge Freibadmeint. DerKölner Mu-siker JürgenZeltinger, dersich gerne als "Assi mit Niveau" bezeichnet, nahmden Song einst mit der Melodie von „RockawayBeach" von den Ramones auf. Farin entschuldig-te sich dann auch gleich im Vorfeld, dass seineKölsch-Kenntnisse nicht die besten sind. Dannwurde aber op kölsch losgerockt und schnellwurde ersichtlich, wer im Publikum aus Köln kam,denn die Kölner feierten den Song tierisch ab unddie ärzte spielten auch tatsächlich die kompletteVersion. Die meisten Fans aber schienen bei demSong ein wenig paralysiert zu sein. Mit „Ist das Al-les?" endete dann gegen 23 Uhr das reguläre Set,doch Bela machte erst gar nicht den Versuch dasPublikum aufzufordern nach "Zugabe" zu rufen.Tatsächlich konnte man dies in der kurzen Pausedann auch kaum hören. Als Zugabe gab es dannunter anderem „Der lustige Astronaut" zu hören, indas die Band noch mal kurz "Mein Freund Michael"einbaute. Mit „Teenager Liebe" ging dann der ersteZugabenblock zu Ende.

    Der nächste Zugabenblock ng mit einem Klassi-ker von Rod an. Zusammen mit 45.000 Fans nger an „Dinge von denen" zu singen. Pünktlich zurzweiten Strophe kamen dann Farin und Bela inHasen- bzw. Huhn-Ganzkörper-Kostümen auf dieBühne. Dass Rod das Lied dann trotzdem einiger-maßen gut zu Ende bringen konnte, war wohl nurstrikter Disziplin geschuldet, denn sein Lachkrampfwar enorm. Auf Wunsch des Publikums ließ Farinsein Kostüm dann auch beim folgenden „Mach dieAugen zu" an, was dem Song ein wenig von seinerMelancholie nahm, wie auch Farin amüsiert fest-stellen musste. Im „Rock Rendezvous" verrietenFarin und Bela dann ihre Hochzeitspläne in Las Ve-gas. Der letzte Zugabenblock ng mit „Unrockbar"und „Westerland" an. „Zu spät" wurde dann kurzunterbrochen um gemeinsam mit dem Publikumden Countdown zum neuen Jahr 2007 herunterzu zählen. Dann stieß die Band standesgemäß mitSekt an, wobei Farin natürlich ein anderes Getränk

    für sein Glas wählte. Außerdem gab es ein wunder-schönes Feuerwerk. die ärzte brachten„Zu spät" noch zu Ende und verabschiedeten sich standesgemäß mit „Dauer-welle vs. Minipli". Bela gab den Fansaber noch ein echtes Geschenk mit aufdie Heimreise, als er verriet, dass es imHerbst 2007 ein neues die ärzte-Albumg e b e nw i r d .A u fWunschdes Pu-blikumsspieltensiedann

    anschließend, lautFarin zum letztenMal, noch "Elke"und entließen dasPublikum dannin das neue Jahr,welches gleich mitleichtem Regenbegann.

    Es waren sichwohl alle anwe-sen-den Fansdarüber einig,dass dies wirk-lich ein geilesKonzert gewesenist und für vielewar es sicher diebisher beste Sil-vester-Party ihresLebens. Vielleichterwächst darausja eine jährlicheTradition, dennSilvester mit dieärzte könnte mandurchaus jedesJahr feiern.

    Evil Acker

    ©ka

    lle14

    05#

    409

    SETLIST KÖLN31.12.06

    Schrei nach LiebeEin Lied für dich

    Du willst mich küssenBravopunks

    HurraAusserirdische

    IgnoramaKomm zurück

    Wie am ersten TagDeine Schuld

    Yoko OnoTeddybär

    1/2 LovesongFriedenspanzer

    Der GrafRadio brennt (Déjà-vù

    Version)Rettet die Wale

    BlumenNichts in der Welt

    OmaboySchunder-Song

    PunkbabiesManchmal haben Frauen...

    ZitroneneisWie es geht

    RebellMüngersdorfer Stadion

    (Zeltinger-Cover)Ist das alles?

    GeisterhausMysteryland

    Der lustige Astronaut inkl.Mein Freund Michael

    Teenager Liebe

    Dinge von denenMach die Augen zuRock Rendezvous

    UnrockbarWesterland

    Zu spätDauerwelle vs. Minipli

    Elke

    16 ÄRZTE STATT BÖLLER: WARM-UP

  • FANBERICHTEDie ärzte unter falschem Na-men... und statt Böller!

    Gäbe es im Januar einen Weih-nachtskalender, hätte ich heute dassechste Türchen geöffnet. Und erstjetzt entschließe ich mich dazu, dieturbulenten Tage vom 28.12.06 biszum 1.1.06 zusammenzufassen.Seit dem Frühling hatten wir dieKarten für das Konzert des Jahres- Ärzte statt Böller - Das Silves-terkonzert. Die Gurkentruppe ausBerlin vor über 50.000 Leuten imRhein-Energie-Stadion in Köln.Monatelang war alles geplant, vorallem aber noch so weit weg. Nunneigte sich der Dezember demEnde und wir uns damit unseremFlug nach Köln entgegen.

    Berlin, Donnerstag - 28.12. Ich sit-ze in der S-Bahn und fahre zur Probe, als plötz-lich mein Handy klingelt. Anna ist dran. „Hörstdu mich?!“, „Ja“, „Sitzt du?!“, „Ja“ .. „Die Ärztespielen morgen im SO36.“ ... ... ... Ähm.. Ja.Nach kurzer, vergeblicher Suche nach Wortenfragte ich dann nach den wichtigsten Informa-tionen. Ganz oben auf der Liste war natürlichdie Frage, wo zum Teufel wir Karten herkriegen.Man sollte also ab 19 Uhr beim Captain anrufenund hoffen, eine zu bekommen. Verdammt! Ichhaaasse diesen Hotline-Mist. Aber es half janichts. Kurzes Planen.. Die Probe würden wiralso früher abbrechen müssen, damit ich 19Uhr zu Hause bin, um mich der Herausforde-rung dieses esen Hotline-Psychoterrors zustellen.Nach einer unruhigen Bahnfahrt kam ich dannalso, mit immer noch erstauntem Gesichts-ausdruck mit Mund offen und allem drum unddran, im Proberaum an. Mein Bandkollege Paulmerkte mir (seltsamerweise?!) meine Nervosi-tät an. Ich erzählte ihm, was los war. Nicht ganzso überraschenderweise hatte er auch Lustund versuchte erstmal, einen befreundetenTicketverkäufer anzurufen, um sich eine Kartezu sichern. Nebenbei erfuhren wir, dass es ab 0Uhr im KOKA36 einen Kartenvorverkauf gebenwürde. Wir hatten also eine Alternative, fallsdas mit der Hotline nicht klappt, was mir einekurze Erleichterung verschaffte. Dieses furcht-bare Gefühl der Ungewissheit wollte aber nichtweggehen (und ich wusste, es würde erst weg

    sein, sobald ich das SO36 betreten hatte).Jörn, Bandkollege Nr. 2, verspätete sich leichtund fand zwei völlig durchgedrehte Bandkolle-

    gen vor. Als wir fest-stellten, dass keinersein Gitarrenkabeldabei hat, konnten wirdie Probe endgültigvergessen. Es hättedoch ohnehin keinenSinn gemacht!Paul und ich fuhrenzurück. Es wurde eif-rig telefoniert, bis erschließlich auch fürmich eine Karte reser-vierte. Trotzdem trauteich der ganzen Sachenicht, unbegründetzwar, aber es war so.Als ich mein Handyrausholte, um Annadie Neuigkeiten überden 0 Uhr Vorverkaufzu erzählen, hatte ich

    einige verpasste Anrufe auf dem Display. Ichrief zurück und sie erzählte mir genau das glei-che. Mist! Es hatte sich also schon herumge-sprochen. Wir hofften, zu einer kleinen Gruppevon Schlauen zu gehören und entschieden, 0Uhr vor Ort zu sein, auch um für Stef (die inHamburg wahrscheinlich Todesängste ausstehen musste) eine Karte zu besorgen.

    Da ich mei-ne Kartesicher hatte,war dieHotline fürmich glück-licherweiseerledigt undich fuhr baldlos, um mich20 Uhr, wievereinbart,mit AnnaWarschau-er Straßezu treffen.Unterwegsrief ich nocheinige Malebeim Fan-club an, umeventuell für Anna die Karte zu reservieren.Vom Besetztzeichen hypnotisiert kam ich an,

    ©M

    agda

    #46

    6

    ©M

    agda

    #46

    6

    ÄRZTE STATT BÖLLER 17

  • und wir machten uns auf den Weg nach Kreuz-berg. Dort noch schnell ins Internetcafé, einpaar Ausweis-Kopien ausdrucken und schonstanden wir vorm KOKA - allein. Tolle Wurst.Kein Mensch weit und breit, nur wir. Und nochdreieinhalb Stunden vor uns. Kurzes Rumlau-fen, was zu Essen holen, auf‘s Klo, wartenund Tee trinken (Nein, nicht der übertragendeSinn. Thermoskannen am Start). Irgendwanngesellten sich nach und nach einige Gestaltenzu uns. Voll wurde es erst, als bei Radio Fritz imÄrzte-Blue-Moon Tipps gegeben wurden. Allesnatürlich ganz geheim und, wie auch dezent aufder Eintrittskarte angedeutet, unter falschemNamen.

    Wir standen also ganz vorn an der Tür undbrauchten uns im Prinzip nicht die geringstenSorgen machen. Ich tat es trotzdem. Was wennmit der Reservierung wasschief gelaufen ist?! Ich riefPaul an und sagte ihm, ersolle meine Reservierungrückgängig machen, da ichja ohnehin vorne stehe undmir die Karte in Kürze selbstkaufen könne. Im Nachhin-ein freute sich Phil darüber,der so im Endeffekt auch inden Genuss dieses Konzer-tes kommen durfte. Wie liebvon mir. Punkt 0 Uhr gingdie Tür auf und wir hieltenunser Ticket in der Hand.Boah! Wir würden da wirk-lich hingehen! Wahnsinn.So weit so gut, wir hatten esgeschafft. Das Warten hattesich gelohnt und wir liefenzu Anna, wo wir uns erstmalmit Tee aufwärmten. Schnellein paar Stunden schlafen undfrüh aufstehen, um vor dem Konzert nochschnell die Tasche für Silvester zu packen.

    Freitag - 29.12.06 Packen, Duschen, Essen,noch ein bisschen schlafen, und schon war derTag vorbei und ich machte mich auf zum SO36.Warschauer Straße traf ich Anna und eine sehrglückliche Stef . Vor dem Franken wurde aufden Captain gewartet, der allen erfolgreichenHotline-Menschen noch ihre Karten aushändi-gen musste, bevor wir uns in die Warteschlangevor dem Club einreihen konnten.Das SO, zumindest der Bereich unmittelbarvor der Bühne, füllte sich nur langsam, sodass wir nach drei Stunden Wartezeit in der

    zweiten Reihe standen und sehr gute Sichtauf die wunderbar kleine Bühne hatten. Nachknapp anderthalb Jahren würden wir die Dreiin wenigen Momenten wieder zusammen aufder Bühne sehen. Ganz unspektakulär kamensie und ngen an mit „Die Instrumente des Or-chesters“, gingen nach kurzem Anspielen abersofort zu „Super Drei“ über. Das war ein Be-grüßungssong, der einem förmlich ins Gesichtbrüllte, dass die Drei sowas von zurück waren.Mit „Hurra“ und „Ignorama“ ging es unmittelbarweiter. Das Konzert war wirklich gut, von Zeit zuZeit merkte man Farin und Bela allerdings an,dass sie noch dabei waren, sich aufeinandereinzuschießen. Bereitwillig gaben sie zu, dasssie den ein oder anderen Song lieber nocheinmal mehr geprobt hätten. Es stimmte, tat derStimmung allerdings kaum einen Abbruch. Eingroßer Spaß war „Radio Brennt“, ein Moment

    in dem man einfach wusste,warum man diese Band soliebt. Herrlich. Nach 27 Songs,also etwa zwei Stunden, warSchluss. Mit einem Grinsenim Gesicht bewegten wir unsdoch recht zügig heimwärts.Schließlich ging‘s am nächs-ten Morgen mit dem Fliegernach Köln. Wieder kaumSchlaf. Müdigkeit am Start!Mit Bahn und Bus gelangtenwir zum Flughafen, wo wirtrotz relativer Ahnungslosig-keit verhältnismäßig schnelleincheckten und warteten.Zwischendurch bestand Annadarauf, dass wir uns eineüberdimensionale Tobleronekaufen, was ich ihr letztend-lich nicht abschlagen konnte.Lustige Sache das. Nach etwa50 Minuten Flug kamen wir

    im völlig verregneten Köln an. Mit der S-Bahnmussten wir nun nach Köln-Deutz zur Jugend-herberge, die wir, obwohl wir unmittelbar davorstanden, einfach nicht nden konnten. Man ver-leihe uns einen Pokal dafür. Die Herberge warwirklich schön. So schön wie Jugendherbergenhalt sein können. Einfach aber sauber. Schnelldie Sachen abgelegt kauften wir uns erstmaleinen Stadtplan, um herauszu nden, wo sichdas Stadion befand. Es war leider nicht drauf.Wir befanden uns also deutlich weiter weg,als wir angenommen hatten. Klasse. Da wirschon mal in Köln waren, entschieden wir unsfür einen kleinen Aus ug. Wenigstens den Domsollte man schließlich gesehen haben. Zum

    ©M

    agda

    #46

    6

    18 ÄRZTE STATT BÖLLER

  • Glück befand sich dieser in unmittelbarer Näheder Herberge. In der Altstadt fanden wir, vomHunger gezeichnet, endlich eine Möglichkeit,sich etwas zu Essen zu kaufen. Noch nie hattenPommes so gut geschmeckt. Wir kauften nochein paar Brötchen und Wasser für den nächstenTag und machten uns auf den Rückweg, um inder Jugendherberge endlich ein bisschen zuschlafen.Am Abend dann das nächste Problem. Nirgend-wo im Haus war es möglich, kochendes Wasseraufzutreiben, was wir jedoch dringend zum Teekochen benötigten. Schließlich wollten unserespacy Thermoskannen auch benutzt werdenund wir uns beim Warten vorm Stadion außer-dem nicht den Hintern abfrieren. Also musstenwir nochmal los und fanden schließlich ein Re-staurant, in dem nette Leute bereit dazu waren,uns heißes Wasser abzufüllen. Sehr schön.Vielen Dank.

    Es blieb uns noch Zeit, etwas zu entspannen,bevor es zum Stadion ging. Durch einen Anruf(es seien schon voll viele Leute da) machten wiruns doch früher auf den Weg als geplant. Alswir ankamen, waren die voll vielen Leute wohlalle auf dem Klo oder so. Wie dem auch sei,es war fast niemand da, und wer da war, durf-te sich nicht bei den Schleusen aufhalten, dadie Securities uns wegen des starken Windes

    von möglicherweise herunterfallenden Ästenbedroht sahen. Also ließen wir uns erst einmalauf der Wiese auf unserer mitgebrachten Maler-plane nieder. Schlafsäcke waren auch am Start.Alles warm, alles schick.

    Die Stunden bis zum Einlass waren turbulentüber grausam bis ermüdent. Über Walkie-Tal-kies versuchten wir FBIesk den Überblick überdie Menschen an den verschiedenen Eingän-gen zu behalten, um letztendlich festzustellen,dass wir uns auf der falschen Seite befanden.Da rannten sie also, die vielen Fans, eine schö-ne große Runde um das halbe Stadion. Eine aufgeniale Weise ausgeklügelte Arbeitsverteilungsicherte uns Plätze vorne an den Schleusen. Al-les andere wäre sehr unfair und außerordentlichärgerlich gewesen. Aber Konjunktiv fuck off, wirhatten gute Plätze.Jetzt hieß es warten. Verspätet teilte die Securi-ty (laut Jacke die Säcurity) die Bändchen für dieerste Welle aus. Es dauerte ewig und war furch-bar unorganisiert, gab uns aber letztendlich dieSicherheit, zumindest im Bereich direkt vor derBühne zu stehen.

    Von Stunde zu Stunde wurde es kälter. Gegen17 Uhr begann endlich der Einlass. Die Se-curities ließen sich Zeit beim Abtasten, allesrannte, panische Menschen überall. Ständigwurde man aufgehalten, man solle nicht ren-nen. Humor hatten die Jungs. Nicht rennen?!Pah! Durch die Gänge ge itzt fanden wir unswenig später in der ersten Reihe sitzend wie-der. Ein Moment der Erleichterung. Wir hattenes geschafft. In dem Moment löste sich eineordentliche Portion Anspannung. Wir wussten,wir stehen vorne. Toll!

    Jetzt waren es noch vier Stunden bis Beginn.Und ich musste mal nötig wohin. Ich schaffte esalso tatsächlich noch, mich durch die Leute zuquetschen und aufs Klo zu gehen. Und danachhatte ich ein rundum gutes Gefühl. Ha! Es konn-te losgehen!

    Die Wartezeit wurde uns mit „Dinner for one“,

    ©D

    ein.

    Vam

    pyr#

    1691

    „Die Ärzte waren zurück, alleswas diese Band ausmacht warzurück, und erst jetzt wurde mir

    klar, wie sehr ich es vermissthatte.“

    ÄRZTE STATT BÖLLER 19

  • „Dinner for Brot“ und einem unglaublich selbst-verliebt albernen DJ vertrieben. Außerdemspielte je-mand, des-sen Na-men ichvergessenhabe, Ärz-t e - S o n g smit dem Ak-kordeon. 21Uhr - jetztgeht‘s los.D i e s m a lmit „Schreinach Lie-be“, mite i n e mwahnsinniggeeignetenAkkord amA n f a n g- soforthe r r sch teeine superStimmung.Nach 40 Songs war Schluss. Höhepunktezu benennen würde zu lange dauern, dochdie Freitag noch recht auffällige Unsicher-heit war weg. Die Ärzte waren zurück, alleswas diese Band ausmacht war zurück, underst jetzt wurde mir klar, wie sehr ich esvermisst hatte. Es gab ein Feuerwerk zumJahreswechsel, und die Deja-vu-Versionvon „Radio Brennt“ war wieder am Start.Ich liebte es. Ein Wahnsinnsgefühl, so vielSpaß und eines der tollsten Konzerte, dieich je erleben durfte. Hinterher trafen wirnoch einmal mit Stef , Oli, Jule, July undSarah zusammen.Da wir am nächsten Morgen früh unserZimmer verlassen mussten, fuhren wirschnell wieder zurück in die Jugendher-berge. Schlafen. Aufstehen. Und Frühstü-cken! Mein Körper gab mir mittlerweile zuverstehen, dass er dringend was zu essenbrauchte. Und das bekam er. Ich habe rein-gehauen wie noch nie. Es war aber auchausgesprochen lecker.Da unser Flug erst gegen 17 Uhr ging, hattenwir 'ne Menge Zeit zu überbrücken. Wir saßenalso am Flughafen (ich ließ mich zwischendurchvon einem großen T!!! erschrecken) und schlie-fen bzw. lasen ein wenig. Am Abend des erstenJanuars waren wir dann zurück in Berlin.

    Heute ist der 9. Januar und noch immer spüreich die Folgen des Konzertes in Form einer hüb-

    schen Erkältung. Unangenehm, aber daswar‘s wert. Vielen Dank. Gerne wieder.

    Met-chen, # 942

    Heute noch Los Angeles morgenbei die ärzte

    Was kann ich dazu sagen? Es war derbeste Tag in meinem bisher 22-jährigenLeben. Die gesamte Erfahrung übertrafalle meine Erwartungen, die eigentlichnur darin bestanden hatten, die Jungslive zu sehen. Mein Name ist Nicole undich og den gesamten Weg von LosAngeles nach Köln, nur um Die Ärzte livezu sehen. Nach meinem ersten Die Ärzte-Konzert 2004 wusste ich genau, dass dasnicht das letzte Mal gewesen sein würde.Sofort als die Nachricht über das Ärztestatt Böller-Konzert kam, kaufte ichmeine Flugtickets. Ich kam am 28. Dez-ember am Frankfurter Flughafen an. Dort

    traf ichm e i n e nFreund ausDänemark,der auchmit zumKonzert ge-hen würde.Am 30.Dezemberm a c h t e nwir uns aufden Wegnach Kölnund trafenu n s e r e nF r e u n d ea u sD e u t s c h -land undItalien. Wirverbrach-ten denTag damit,u n s e r e

    Ärzte-Stories auszutauschen, Essen zu kaufenund Köln zu erforschen. Abends sahen wiruns die Traceelords im Köln Yard Club an.Am 31. wachten wir alle schon um 8 Uhr auf.Wir machten uns fertig und starteten RichtungRhein Energie Stadion. Die restlichen ca. 11Stunden Wartezeit verbrachten wir draußenund redeten mit den anderen DÄ-Fans. Als

    Die Ärzte eben!

    Die Ärzte geben ein Konzert,mit Glühwein und mit Feuerwerk,

    im kalten Winter, Open-Air...Was wollen wir mehr?

    Dick eingepackt in warme Sachen,lassen wir‘s im Stadion krachen,

    ganz Köln rocken wir zu Brei!Was ist dabei?

    Ich habe eißig schon gespartFür die 2-Tage-Kölle-Fahrt!

    Ne Freundin nehm ich auch noch mit -Das wird ein Hit!

    Wie ich mich auf Silvester freue!Ich will dann in die erste Reihe...

    ...und wenn ich mir die Arme brech!Das ist dann Pech!

    Ein guter Rutsch ins neue Jahr...wird das auf jeden Fall, na klar!

    Das alte ist dann einerlei...Wir sind dabei!!!

    Wir Ärzte-Fans, wir sind die Harten,wenn wir dann in der Kälte warten

    und hoffen, dass wir nicht erfrieren...kann passieren!!!

    Na ja, dann müssen wir halt springen,und all die Ärzte-Lieder singen,

    die in unserem Gedächtnis sitzen...damit wir schwitzen!!!

    Das wird ne Super-Ärzte-Fete,und kostet‘s auch nen Haufen Knete!

    Was gönnt man sich denn sonst imLeben?

    Die Ärzte eben!!!

    binemaus71, #149

    20 ÄRZTE STATT BÖLLER

  • man endlich an ng, uns ins Stadion zu lassen,rasten wir alle los, um es in die erste Reihezu schaffen. Und wir schafften es in die ersteReihe, sogar genau in die Mitte. Bela, Farin undRod bemerkten das Banner, das ich gemachthatte. Darauf stand: „Von Los Angeles nachDeutschland um mit den Ärzten zu feiern”. Rodlächelte, zeigte auf mich und machte sein „I loveYou”-Handzeichen. Farin lächelte auch. Belakam von der Bühne runter und lief die ersteReihe entlang, um Hände zu schütteln, bis zumeinem Banner. Er nahm es, las es und gabes dann der Menge. Außerdem bekam ich dannnoch einen weiteren Drumstick und ein Plek vonRod! Es gab so viele lustige Momente währendder ganzen Show. Eine meiner Lieblingsstellender Show war, als sie das Intro von ‚Radiobrennt’ vier oder fünf mal spielten. Genial! Einanderer schöner Moment war, als Farin undBela als Osterhasen und als Hühner auf dieBühne kamen, während ‚Dinge von Denen’. Daswaren nur zwei der lustigsten Momente...aberes gab viele mehr. Ich habe seit dieser Showgar nicht mehr aufgehört zu lächeln. Außerdem

    hat Bela angekündigt, dass es im Herbst einneues Die Ärzte-Album geben wird – undals sei das alles nicht genug, habe ich’s jetztauch noch in die deutsche Zeitung geschafft!

    Nicole Shuman

    Die lange Zeit des Wartens ist vor-bei!

    Als 2006 klar wurde, dass die beste Band derWelt tatsächlich ein Silvesterkonzert in Kölnspielen würde, war für mich sofort klar, dassich als Fan unbedingt dabei sein muss. MitDie Ärzte ins neue Jahr, so eine Gelegenheitbekommt man nicht alle Tage. Also kaufte ichsofort eine Karte und setzte mich schließlich amVormittag des 30. Dezember in den Zug undfuhr zu Freunden nach Düsseldorf, mit denenich die bisher wohl außergewöhnlichste Jahres-wende meines Lebens im RheinEnergieStadionverbringen wollte.Der Konzerttag begann für uns früh. Gegen 5Uhr fuhren wir mit dem Auto los, da wir gehörthatten, dass vor dem Stadion die heiß begehr-

    ten Armbändchen für die 2 Pits im vorderenStehplatzbereich verteilt würden. Leider hattevor Ort angeblich keiner eine Ahnung, werdiese Dinger wie, wann und wo herausgeben

    wollte. Dazu ng es auch noch an in Strömen zuregnen, wir standen schlotternd auf dem Rasenvor dem riesigen Gebäude und wussten wederein noch aus. Schon um diese Uhrzeit waren wireinigen Mädchen begegnet, die sich mit Skian-zug und Thermoskanne vor den Absperrungenpostiert hatten, um auch ja beim Konzert in derersten Reihe stehen zu können. Uns war das al-lerdings zu kalt, zu nass und auch irgendwie zublöd, weil die anwesenden Fans eher schlechtgelaunt wirkten (was unter den Bedingungen jaauch irgendwie verständlich ist). Stattdessenentdeckten wir, dass die mitreisende Securitywirklich unschlagbar ist, wenn es darum geht,verzweifelte und ratlose Ärzteliebhaber aufzu-heitern. Ein äußerst sympathischer Mann mitMütze und berlinerischem Akzent erzählte unskleine Anekdoten von seinen früheren Aufent-halten in der Gegend („...ick hatte ja keene Ah-nung wa, denn hab ick in ner Düsseldorfer Knei-pe ma nach nem Kölsch jefragt, alter Schwede,hab ick da eene uffs Maul jekricht.“) und erklärteuns, dass er so einen großen Aufriss um eineBand „bei den Stones oder so“ ja verständlichfände, aber doch nicht „bei den drei Hanselnaus Berlin“. Nach einer halben Stunde trenntenwir uns schweren Herzens und gingen erstmalfrühstücken, mit dem Plan, später noch einmalwiederzukommen. Vielleicht bestand ja danneine Chance auf die Bändchen. Nach einigerZeit liefen wir also wieder über die große Wiese,direkt auf 3-4 Securities zu, die wir fragen woll-ten, ob die Sache inzwischen klarer sei. Wir be-merkten die neidischen Gesichter von den jetztschon zahlreichen, wartenden Fans erst etwasspäter. Offensichtlich waren wir, ohne es darauf

    ©N

    icol

    eS

    hum

    an

    „Ich habe seit dieser Showgar nicht mehr aufgehört zu

    lächeln.“

    ÄRZTE STATT BÖLLER 21

  • angelegt zu haben, irgendwie im gesichertenBereich des Stadions gelandet. Das heißt, wirstanden da, wo die Fans eigentlich erst nachdem Einlass sein dürften. Die Blicke der Mäd-chen, die wir am frühen Morgen schon getrof-fen hatten, waren unvergesslich. Die dachtensicherlich, wir hätten V.I.P-Pässe. Hatten wiraber nicht. Darauf machte uns die Security, dieimmer noch keine Ahnung von der Bändchen-vergabe hatte, auch schmunzelnd aufmerksam,aber sehr leise und sichtlich belustigt über diearmen und ehrlichen Hardcorefans, die sicherschon geschlagene 4 Stunden im Regen stan-den und uns ansahen, als wollten sie uns ganzlangsam und schmerzhaft umbringen. Wir ent-schieden uns erstmal ganz cool weiterzulaufenund die Chance zu nutzen, dem ganzen Treibenetwas zuzuschauen. Viel Interessantes gab esallerdings nicht zu sehen, nur Busse, LKWs undAbsperrung-en. Schließlich wurden wir dannfreundlich aufgefordert, das Gelände zu verlas-sen. Taten wir auch, allerdings auf der anderenSeite, ohne, dass die wartenden Fans etwasbemerkten. Schadenfreude ist doch einfachzu schön ;) Gegen 10 Uhr gaben wir auf, dieganze Fragerei hatte nichts gebracht, und wirsehnten uns alle nach einem Bett. Schließlichmussten wir für den Abend t sein. Später er-fuhren wir, dass ein paar Minuten, nachdem wirgegangen waren, die ersten Armbänder verteiltwurden. Die Welt ist schlecht.

    Am Nachmittag fuhren wirwieder nach Köln, diesmalallerdings mit der Bahn. DieSuche nach einem Parkplatzin der Nähe des Stadions wäresowieso aussichtslos gewesenund außerdem war der Anblickin der Innenstadt viel zu herrlich.Am Bahnhof, vor dem KölnerDom, in Geschäften, an Pom-mesbuden... überall standen,saßen oder lagen Menschenmit Ärzteshirts, die schon ganzhibbelig vor Vorfreude auf denkommenden Abend waren.Köln im Ausnahmezustand. Wirnahmen uns einer Gruppe vonweniger ortskundigen Mädchenan und fuhren mit ihnen zumStadion. Dafür bekamen wirsogar einen Glühwein ausgege-ben. Ich merkte zum ersten malbei einem Konzert, was Fan-gemeinschaft eigentlich heißt.Die Schlangen vor den 3 ver-

    schiedenen Eingängen waren schon unendlichlang und wir stellten uns ganz hö ich und ohneSchummeln hinten an. Leute aus dem ganzenLand waren angereist, wir trafen Fankollegenaus Hamburg, vom Chiemsee, sogar 2 aus derSchweiz. Zu meiner großen Freude wartetehinter uns ein lustiges Völkchen aus Mannheim,meiner Gegend also, mit denen ich mich ange-regt unterhielt. Die Wartezeit ging schnell vorbeiund um 17 Uhr durften wir endlich ins Stadion.Alles lief sehr angenehm und ohne Gequet-sche ab, schließlich bekamen wir einen Platzdirekt hinter der 2. Absperrung, also relativ weitvorne. Wir waren zufrieden und schauten unsbegeistert Dinner For One auf den Leinwändenan. Die Bernd das Brot-Version verpennten wirallerdings, weil wir uns in dieser Zeit auf denBoden gesetzt hatten und mit einem Mädchenaus Schleswig-Holstein darüber fachsimpelten,ob es möglich sei, dass manche Menschen ein-fach mehr Zähne haben als andere (ich glaube,ich muss nicht erwähnen, welches Gebiss unszu dieser Unterhaltung angeregt hatte...). Wirwurden von der Showeinlage eines Musikersabgelenkt, der auf der Bühne Ärztesongs aufseinem Akkorden zum Besten gab. Wie geil wardas denn bitte???!!! Noch in der Warteschlangehatten wir Zettelchen mit einem abgewandeltenSongtext von „Langweilig“ ausgeteilt bekom-men, den ein paar Leute vom Bademeister-

    ©Vo

    ssy

    #99

    0

    22 ÄRZTE STATT BÖLLER

  • board gemeinsam mit dem ganzen Publikumim Stadion zum Zeitvertreib anstimmen wollten.Allerdings klappte das, als es drauf ankam, lei-der nicht wirklich, da der Beginn des Singenstotal unklar war und alles in einem seltsamenDurcheinander endete. Der DJ, der die Warte-zeit mit ganz netter Musik überbrückte, hörte

    sich das Ganze kurz an, sprang dann aberhinter sein Mischpult und beendete die Sachemit einer schnellen Ansage. Wirklich schade,aber wie sagt man so schön: Der gute Willezählt. Natürlich muss auch der Moderator, derzwischen den einzelnen Beiträgen immer wie-der auf die Bühne kam, erwähnt werden. Es warnämlich kein Geringerer als der Darsteller desShowmasters aus dem „Dinge von denen“-Vi-deo. Einige reagierten nach einer gewissen Zeitetwas gereizt auf besagten Herrn, wir hingegenfanden diese schmierige Entertainment-Num-mer ziemlich belustigend.

    Natürlich zogen sich dieStunden von 17 bis 21 Uhrwie Gummi, aber Gott seiDank hatte man genügendverschiedene Leute ausverschiedenen Regionen umsich, mit denen man sichunterhalten oder Süßigkeitentauschen konnte (ich bedankemich hiermit bei den großzü-gigen Bayern für die Scho-koriesen). Wenn es gar nichtmehr ging, las man eben dieSicherheitshinweise auf dengroßen Monitoren.Doch dann: Die lange Zeitdes Wartens ist vorbei! DasLicht geht aus, im gesamtenStadion ist es stockdunkel.Natürlich bekommt jetzt jederdas berühmte Kribbeln imBauch bevor es losgeht, dochdie Ärzte lassen uns noch einwenig schmoren. Es werdenschon Countdowns im Publi-kum angestimmt, als das Schlag-zeug von Bela alle Fangesänge übertönt. Ganz

    klar: Der Anfang von Schrei nach Liebe. Farinsetzt ein und genau in dem Moment, in dem dasGitarrenriff des Liedes startet, schießen riesigeFlammen in die Höhe, für einen Moment langsieht es so aus, als sei die Bühne explodiert.Das Publikum rastet aus. Ich persönlich kannes erst einmal gar nicht fassen, dass ich seit derUnrockstar Tour 2004 wieder auf einem Ärzte-konzert stehe und brauche einige Augenblicke,um zu realisieren, dass das alles hier wirklichwahr ist. Die Stimmung ist einfach der Hammer,es wird gepogt, getanzt, gegrölt, gelacht, teil-weise bestimmt auch ein bisschen geweint (vonFreude versteht sich) und es scheint, als seienBand und Publikum gleichermaßen aufrichtigfroh, sich gegenseitig wiederzusehen.

    Jeder, der die beste Band der Welt schon mallive erlebt hat, weiß, wie schwierig es ist, einKonzert mit allem drum und dran in Worte zufassen (wer hätte gedacht wie geil eine Schreila-ola klingt?). Man kann wohl getrost sagen, dassdas Konzert schon von Anfang an ein absoluterErfolg ist. Die Ärzte sind einfach richtig gut draufund spielen neben den Klassikern auch Liederwie „Teddybär“, „Rettet die Wale“ oder „Punk-babies“, worüber sich manche Fansbesonders freuen.

    Bei „1/2 Lovesong“werden die Ge-sich-ter von Bela, Farinund Rod mit-hilfe ei-ner lustigen Anima-tion in rote Herzeneingerahmt, Feuer-zeuge leuch-ten imPublikum auf undes ist so kitschig,dass man alles zeit-weise aus Prinzipgar nicht mehr sowunderschön ndenmöchte, wie man eseigentlich tut. Aller-dings haben Prinzi-pien an dem Abendwohl generell wenigzu melden. That‘sPunkrock, Alter.

    Die Lieder ziehennur so an mir vorbeiund ich singe undspringe, was das

    Zeug hält. Ein Fan der jüngeren Generationdarf einen Musikwunsch abgeben. Die Wahl

    ©D

    er-G

    raf#

    1307

    „Ich merkte zum ersten malbei einem Konzert,

    was Fangemeinschaft eigentlichheißt.“

    ÄRZTE STATT BÖLLER 23

  • fällt auf Zitroneneis, das Lied, bei dem er lautBela gezeugt wurde und in dem Bereich, in demwir stehen, brichtdas Tanz eber aus.Traditionell wird bei„soll ich jetzt frust-riert sein? NEE!“ ge-hüpft und die Faustin die Luft geschla-gen. Danach folgtmein persönlichesLied aller Lieder,„Wie es geht“. Farinkommt nicht wirklichzu Potte, verarschtvorher noch einbisschen U2, abertrotzdem und auchgerade deswegenist es toller als toll.Jetzt ist mir auchein bisschen zumHeulen zumute,aber ich lasse es.Da würde ich mirwie ein stofftierwer-fendes Pubertätsbündel vorkommen und das istso ziemlich das Letzte, was ich sein will.Etwas später, bei „Dinge von denen“, realisiereich endgültig, dass ich wirklich auf einem Ärz-tekonzert stehe. Rod sitzt alleine am Klavierund motiviert das Publikum mitzusingen. Farinund Bela kommen erst zu ihrem Einsatz auf dieBühne. Um genau zu sein, kommt ein seeeehrgroßer weißer Hase auf die Bühne gehoppeltund hängt sich eine Gitarre um, während eingelbes Huhn mit seinem Schnabel ein bisschenauf die Klaviertasten hackt und sich dann hinterdie Drums stellt. Rod liegt währenddessen vorLachen quer über seinem Instrument und kannnicht mehr richtig spielen. In diesem Momentemp ndet, glaube ich, das ganze Stadion tiefsteSympathie für diesen Mann.

    Nachdem Farin sich von seiner Maske getrennthat, geht das Konzert weiter. Bei „Mach dieAugen zu“ verwandelt das Publikum den Innen-raum des Stadions einmal mehr mit Feuerzeu-gen in einen riesigen Sternenhimmel, welcher inKombination mit den dunkelroten Scheinwerferneinfach traumhaft schön aussieht. Ansagen undLieder wechseln sich ab, es wird festgestellt,dass Köln de nitiv rockbar ist, und als Farinschließlich nach „Westerland“ die ersten Tönevon „Zu spät“ spielt, ahnen auch diejenigen,die während des Konzerts nicht auf die Uhrzeit,die manchmal auf den Monitoren eingeblendet

    wird, geachtet haben, dass sich 2006 langsamaber sicher dem Ende zuneigt. Nach langem

    Hin-und Hergereime entsteht eine Situation, dienur ein Farin Urlaub so gekonnt meistern kann:Die letzten 10 Sekunden von 06 beginnen undich mache mir schon seit einiger Zeit Sorgen,dass sich die beste Band der Welt im Eifer desGeschehens eventuell mit der Zeit vertan hatund jetzt den Jahresbeginn verbummelt. Dochmit Farins genialer Überleitung („Bela, ich mussdir jetzt leider deinen Witz versaun‘, denn ichfang an mit dem COUNTDOWN!“), beginnt dieganze Halle die letzten 5 Sekunden von 2006herunterzuzählen. Um 0.00 Uhr gibt es einFeuerwerk und Lichtfontänen, meine Freundeund ich umarmen uns, drücken uns gegensei-tig Küsse auf die Wangen und gerade, als ichbeginne, ein bisschen melancholisch zu wer-den, versaut Farin Gott sei Dank die Romantik(„Jaja, da geht sie hin, unsre Ozonschicht...undwer hat‘s bezahlt?? IHR!“). Die Ärzte trinkenSekt (zumindest Rod und Bela, bei Farin tippeich auf Kamillentee im Champagnerglas ;) ) undwünschen uns ein frohes neues Jahr. Gerademöchte ich die Zeit anhalten und ein bisschenin diesem Standbild bleiben, es ist einfach allesviel zu toll, als dass es vorbeigehen dürfte.

    Nachdem sich alle wieder etwas beruhigt ha-ben, schenkt Bela dem Jahr 2007 zum Geburts-tag „im Herbst eine neue Ärzteplatte“. In diesemMoment möchte ich ihn wirklich knutschen,allerdings bleibt mir nichts anderes übrig, als

    ©N

    emas

    #13

    29

    24 ÄRZTE STATT BÖLLER

  • meine Glücksgefühle durch Schreien, Hüpfen,Tanzen und Lachen auszudrücken. Das gehtzur Not auch. Die anderen sind natürlich genau-so aus dem Häuschen wie ich, vor allem, weildie ganzen bescheuerten Trennungsgerüchtejetzt endlich, endlich aus der Welt sind. DieÄrzte spielen „zu spät“ fertig, und die Zugabe„Dauerwelle vs. Minipli“folgt. Die beste Bandder Welt bedankt sichbeim ganzen Team unddem besten Publikumder Welt. Wir merkenalle, der Abend geht zuEnde, aber keiner hatso wirklich Lust, jetztschon wieder zu gehen.„Elke“ wird gespielt, unddie beste Band der Weltverabschiedet sich, wirwerden noch einmal vonFarin erinnert, dass Roduns alle ganz dolle liebhat, und die drei gehenvon der Bühne. Jemandschaltet das Stadionlichtan. Die letzten Zugabe-Rufe verlieren sich, undauf den Monitoren erscheintin großer Schrift der Satz „baut keinen Scheiß“.Und das sagen uns Bela, Farin und Rod. Nasicher doch^^

    Wir sind alle ein bisschen traurig, weil allesschon vorbei ist, aber die Heiterkeit überwiegtde nitiv. Wir quetschen uns in die viel zu vol-le Bahn, in der man schon allein von der Luftbesoffen wird. Ein Teil von uns ist noch viel

    zu energiegeladen und entscheidet sich, inder Düsseldorfer Innenstadt noch etwas feiernzu gehen, der andere Teil, dem ich angehöre,hat keine Lust mehr und fährt gemeinsam insWohngebiet, um bei einer Freundin zu Hausezu duschen, sich dann gemütlich zusammenzu-setzen und alles noch einmal Revue passieren

    zu lassen. Also steigen wir aus der Bahn undrennen durch den Regen, bis wir nicht mehrkönnen vor Lachen, Seitenstechen und Mus-kelkater.

    Das waren meine Erinnerungen vom31.12.2006. Natürlich konnte ich nicht jedesLied vom Konzert genau beschreiben und alles,was passiert ist, au isten, allerdings glaube ich,dass das gar nicht nötig ist. Hiermit nochmal ein

    Dankeschön an BelaFarinRod fürden de nitiv besten Abend 2006/2007. Ihr seid und bleibt die besteBand auf diesem verdammtenPlaneten. ;)

    Maxi, # 1792

    ©S

    chna

    tt#

    1334

    ©ka

    tja20

    11,#

    770

    ÄRZTE STATT BÖLLER 25

  • DÄOF führte ein Interviewmit Jochen Breit-Tiffe undSaskia Zumbaum vom Ver-anstalter des Konzerts, derConcertTeam NRW GmbH,um mehr über die Organi-sation des ÄSB-Konzertes

    zu erfahren.

    DÄOF: Was war euer ers-ter Gedanke, als die Bandbzw. das Management mitihrem Plan, ein Open Airzu Silvester zu spielen, aneuch herangetreten ist?

    Jochen: Ich fand die Ideegleich super. Sehr gut fandich vor allem, dass die Banddas Konzert auch wirklich„Open Air“ statt nden las-sen und nicht nur einfach nur sozu Silvester spielen wollte, denn dann hätte manauch z.B. in der LTU Arena in Düsseldorf spielenkönnen, wo es ein Dach gibt.

    Wie lange haben die Vorbereitungen bis zumTag X bei euch in Anspruch genommen.

    Saskia: Wir waren gut ein halbes Jahr mit der Ver-anstaltung beschäftigt.

    Was war das Zeitintensivste an der ganzenPlanung?

    Saskia: Besonders intensiv waren natürlich dieletzten 1 Monate.Jochen: Da mussten wir ziemlich oft ins Stadionfahren um u.a. Begehungen mit den verschiedens-ten Leuten und Organisationen zu machen. Dabeiwollen natürlich alle am Konzert beteiligten Gewer-ke zufrieden gestellt werden.

    Wo liegen die Interessen der einzelnen Gewer-ke?

    Jochen: Das ist natürlich höchst unterschiedlich.

    Den Behörden geht es natürlich um die Einhaltungder Gast- und Versammlungsstättenverord-nung sowie die Sicherstellung der Fluchtwege imStadion. Die Feuerwehr war natürlich an einem sosensiblen Tag wie Silvester unverzichtbar. Es gingdabei nicht nur um das Feuerwerk um Mitternacht,sondern auch um einen möglichen Katastrophen-fall, der hätte eintreten können. Die ganzen Gas-tronomiegewerke wollen natürlich ihre Plätze fürdie verschiedenen Getränke- und Imbissständemitgeteilt bekommen – das gleiche gilt auch fürden Merchandise. Letztlich sind wir als örtlicherVeranstalter dafür zuständig, alle diese Gewerke

    für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltungzu koordinieren.Wie zufrieden wart ihr mit dem Veranstaltungs-ort – dem RheinEnergie Stadion?

    Jochen: Die Kooperation mit dem Stadion undihren Betreibern war sehr gut. Die waren alle sehrprofessionell und es waren auch sehr nette Leute.Gerade beim Dialog mit den Behörden und derStadt Köln haben sie uns sehr unterstützt.Saskia: Die Betreiber haben auch schon ihreErfahrungen mit Rockkonzerten in dem Stadiongemacht. Zuvor hatten die Rolling Stones dort ge-

    „Fast wie beim Kirchentag“

    "Wahnsinn. Und das alles ohne Drogen." (Jochen)

    26 ÄRZTE STATT BÖLLER

    ©C

    once

    rtTea

    mN

    RW

  • spielt. Im Gegensatz dazu war „Ärztestatt Böller“ eine verhältnismäßigkleine Produktion – vor allem vomProduktionsvolumen. Die Bühnen-konstruktion war ja z. B. um einigeskleiner als bei den Stones.

    Was für Schwierigkeiten bereiteteeuch die Tatsache, dass das Kon-zert ausgerechnet am Silvestera-bend stattfand?

    Jochen: Da war natürlich zum einendie Unwägbarkeit des Wetters. Wirmussten alle möglichen Eventuali-täten in unsere Planungen einbe-ziehen. Was machen wir, wenn esz. B. Blitzeis vor dem Stadion gibt?Extreme Wetterkapriolen kann mannatürlich nicht ausschließen, d.h. im Extremfallhätten wir sogar das Konzert absagen müssen. Bisauf diesen Extremfall waren wir aber tatsächlichauf alles vorbereitet. Es standen sogar Schnee-schieber und Sand gegen Glatteis parat. Zumzweiten galt unser besonderes Augenmerk auchder Kälte. Wir mussten dafür sorgen, dass dasStadion dicht und gut beheizt war. Das gleiche galtfür den Backstagebereich, der zum größten Teil vordem Stadion lag.Saskia: Insgesamt hatten wir aber Glück mit demWetter. Wir hatten während des Aufbaus zwarzeitweise heftigen Regen aber das Konzert selbst

    stand bis auf ein bisschen Nieselregen unter einemguten Stern.

    Wann ng der Aufbau für das Konzert konkretan?

    Saskia: Am 23. Dezember wurden schon die

    Trucks mit dem Bühnenequipment vor dem Sta-dion geparkt. Am 26. Dezember wurden danndie Bodenplatten im Stadion verlegt, damit danneinen Tag später der eigentliche Aufbau losgehenkonnte.

    Eine Stunde vor Beginn des Konzerts kam aberdraußen am Einlass etwas Hektik auf, denn dieSchlangen dort waren etliche Meter lang. Hattetihr mit diesem Ansturm gerechnet?

    Saskia: Wir hatten schon damit gerechnet, dassdie Leute früher ins Stadion kommen. Die Schlan-gen waren aber auch deswegen so lang, weil die

    Leute noch lose stehen konnten und eskein großes Gedränge gab. Es war alsonicht so schlimm, wie es vielleicht denAnschein hatte.Jochen: Trotzdem kam natürlich schonleichte Panik auf, als uns kurz vor Beginnnoch etliche tausend Leute im Stadionfehlten, die gerade noch anreisten. Daliefen natürlich die Drähte heiß zwischenPolizei/Feuerwehr, Security, Band unduns. Am Ende war dann aber 10 Minutennach Beginn des Konzerts das Stadion zu99% besetzt.Saskia: Es ist natürlich auch immer eineigenes Risiko, wenn Konzertbesucherbei einem Konzert mit 45.000 Besuchernmeinen, unbedingt um Punkt 21 Uhr amPlatz zu sein. Das können wir trotz hoher

    Erfahrungswerte eben nicht garantieren.

    Gab es denn trotz aller eindeutigen Hinweise imVorfeld groß angelegte Versuche, Böller u.ä. insStadion zu schmuggeln?

    ÄRZTE STATT BÖLLER 27

    ©C

    once

    rtTea

    mN

    RW

    ©C

    once

    rtTea

    mN

    RW

  • Saskia: Nein, eigentlich nicht. Es gab verschwin-dend wenige Leute, die versuchten Böller mit reinzu nehmen. Das lief alles sehr friedlich ab.

    Gibt es sonst etwas Nennenswertes zu be-richten, dass sich unplanmäßig während desKonzertes ereignete?

    Jochen: Nein, es war eine wirklich homogene Ver-anstaltung. Eindeutiger Beweis ist allein die Tatsa-che, dass wir nur75 Sanitäter-Ein-sätze am Abendhatten, was bei45.000 Leuten ex-trem wenig ist. Wirhaben da manch-mal bei Konzertenmit 2000 Leutenmehr Einsätze.Die Leute wolltenhalt einfach feiernund mittlerweilewird das ja bei dieärzte sogar überganze Generatio-nen hinweg getan– fast wie beim Kir-chentag (lacht).

    Was könnt ihr über die Verkehrssituation rundum das Stadion sagen?

    Saskia: Ich glaube, das lief alles den Umständenentsprechend rund. Jedenfalls war die Beschwer-delage dahingehend sehr entspannt. Es ist mirauch von keiner Stelle etwas Negatives berichtetworden. Dass man natürlich bei so einer großenVeranstaltung mal etwas länger braucht, um vomParkplatz wegzukommen, sollte auf der Handliegen.

    Was wäre passiert, wenn die ärzte noch nachMitternacht wesentlich länger gespielt hätten?

    Jochen: Da wäre wohl nicht so viel passiert. Es istja normaler Weise so, dass innerstädtische OpenAir-Veranstaltungen nur bis 22 Uhr, in Ausnahme-fällen bis 23 Uhr, gehen dürfen. An Silvester ist dasso ein bisschen außer Kraft gesetzt, da um 12 Uhrniemand wirklich ins Bett geht und es eh um Mitter-nacht einen Riesenlärm gibt. Da hätten die ärztewohl auch nicht mehr groß gestört. Die Behördenwaren da auch sehr zugänglich.

    Würdet ihr so eine Veranstaltung mit die ärztenoch mal durchführen?

    Jochen: Jederzeit. Ich habe ja gleich nach Endedes Konzerts vorgeschlagen daraus eine jährlicheSitte zu machen. Bisher beiße ich da leider aufGranit.

    Ihr betreut ein ziemlich breites Künstlerspek-trum. Was ist das Besondere im Umgang mitdie ärzte?

    Jochen: Mitder Band selberhaben wir nichtallzu viel zu tun,wobei ich natür-lich selbst auchein großer Fander Band bin.Was das Umfeldder Band betrifft,ist der Kontaktaber schon sehrfamiliär und lan-ge gereift, denngerade Axel,den Manager,oder Kiki, denTourleiter, kenneich schon sehr

    lange. Das ist dann schon immer etwas anders alsbei sonstigen Künstlern.

    Hat sich die Band euch gegenüber nach demKonzert geäußert?

    Saskia: Ja, wir haben super Feedback be-kom-men. Die Band und das Management haben sichherzlich bei uns bedankt, was uns natürlich ammeisten freut.Jochen: Wahnsinn. Und das alles ohne Drogen(lacht).

    Evil Acker

    Zur Person: Saskia Zumbaum, geborenam 19.12.1969 in Bendorf am Rhein,

    zuvor angestellt bei der Prime EntertainmentGmbH, seit 2005 als Produktionsleiterin bei

    ConcertTeam NRW tätig.

    Zur Person: Jochen Breit-Tiffe, geborenam 18.09.1966 in Köln, jahrelang als

    Booker im Kölner Luxor (heute Prime Club)tätig. Seit 1994 fungiert er als Veranstalter und

    Geschäftsführer bei ConcertTeam NRW.

    28 ÄRZTE STATT BÖLLER

    ©C

    once

    rtTea

    mN

    RW

  • Ein Interview mit Manuel Andrack, Sidekick vonHarald Schmidt und bekennender die ärzte-Fan.

    DÄOF: Was geht dir durch den Kopf, wenndu an „Ärzte statt Böller“ zurückdenkst?

    Manuel: Da geht mir viel durch den Kopf. Zumeinen war es eigentlich das beste Silvester, wasich je in Köln hatte und das, obwohl ich eigent-lich Silvester hasse. Ich kann Farin sehr gut ver-stehen, wenn er um 11 Uhr schon im Bett liegt.Mit meiner Familie bin ich die letzten 5 Jahreimmer in die Eifel gefahren, und wir haben dortSilvester auf einem Reiterhof verbracht. DiesesJahr hatte sich das nicht ergeben, da meineMutter 70 geworden ist, und „Ärzte statt Böller“passte somit perfekt in unsere Abendplanung.Zum anderen hätte es auch kein Konzert voneiner anderen Band sein können, um sämtlicheFamilienmitglieder unter einen Hut zu bringen.Irgendwer hätte immer gestreikt. die ärzte sindaber eben generationenübergreifend.

    War für dich gleich klar, dass dumit deiner Familie an Silvester imStadion sein wirst?

    Ich hatte frühzeitig von dem Vorhabender Band erfahren, und dann war na-türlich der Ort ein großer Pluspunkt.Wenn das Konzert irgendwo andersals in Köln stattgefunden hätte, wärees schon schwierig gewesen, meineFamilie davon zu überzeugen. Daes aber vor der Haustür war, war dieVorfreude und Begeisterung natürlichriesig.

    Es muss für dich eine besondereFreude gewesen sein, dass einedeiner Lieblingsbands in deinemHeimatstadion gespielt hat?

    Ja, de nitiv. Das war natürlich wasBesonderes. Ich habe beim letztenHeimspiel des FC Köln, das wiedermal ein Grauen für die Augen war,zu meinen Kollegen gesagt: „Schönerwird’s an Silvester. Da wird bessergespielt.“ (lacht). Es war für mich als

    eißiger Stadiongeher schön, eine andere Fa-cette des Stadions zu erleben. Es war ein ganzanderes Publikum, und das Stadion selbst wardabei richtig dunkel, während es bei Spielen amAbend durch Flutlicht hell erleuchtet ist.

    Wann bist du im Stadion gewesen?

    Wir sind erst sehr spät gekommen. Ich kommeja noch aus der Generation, wo man der Auffas-sung ist, dass Rockkonzerte immer mindestenszwei Stunden später anfangen als angekündigt,und habe von daher nicht damit gerechnet,dass die Band wirklich um 9 Uhr pünktlich aufder Bühne steht. Als die ersten Songs liefenstand, ich dann auch noch an der Bierbude.

    Wie fandest du die Stimmung im Stadion?

    Mich hat es gewundert, wie selbst die Leute aufder Nordtribüne, die also genau gegenüber vonder Bühne saßen bzw. standen, abgegangensind. Das war sehr beeindruckend.

    „Es war großartig, Farin Urlaub aufkölsch rocken zu sehen.“

    ÄRZTE STATT BÖLLER 29

  • War als bekennender FC Köln-Fan dasKonzert das schönste Erlebnis für dich indiesem Stadion?

    Das würde ich nicht sagen. Wir haben imDFB-Pokal Schalke 4:2 geschlagen. Das warauch großartig und vomÜberraschungsmomenther nicht zu vergleichenmit einem Konzert.

    Wie beurteilst du„Ärzte statt Böller“ imVergleich zu anderenKonzerten von dieärzte/Farin Urlaub?

    Ungewöhnlich war, dassman schon den Eindruckhatte, dass die Band ihrMaterial strecken mussteum auf 12 Uhr zu kom-men. Vom Programmher war es nicht wirklichwesentlich anders. Ichhabe die Band im Febru-ar 1983 im Kölner Luxorzum ersten Mal gesehenund seitdem etliche Kon-zerte gesehen. Die Kon-zerte von Farin Urlaub nde ich insgesamt abermusikalisch schon dichter und wuchtiger als dievon die ärzte. Ich musste mich als Teil des Köl-ner Publikums auch schon beschimpfen lassen,warum denn hier keine Stimmung sei aber ichkann mich mit einigen Songs aus ihrer letzten

    Schaffensperiode nun mal beim besten Willennicht anfreunden. Das sollte die Band auch maleinsehen (lacht).

    Was war das Highlight an dem Konzert fürdich?

    Besonders war natürlich die Tatsache, dasses Stadionrock war. Für mich als Kölner wares aber auch ein echtes Erlebnis, als die Band„Müngersdorfer Stadion“ von Jürgen Zeltingergespielt hat. Das kam aber nicht wirklich beimPublikum an, da wenige Kölner da waren und

    die wenigsten davon die-sen Song noch kannten.Die Band musste sehr vielerklären, und während desSongs kam auch nicht wirk-lich Stimmung auf. Für mei-ne Frau war es aber auchdas absolute Highlight, undwir sind zusammen richtigschön abgegangen. Es wargroßartig, Farin Urlaub aufkölsch rocken zu sehen.

    Wie stehst du als Kölnerzu Zeltinger?

    Der galt in seiner großenZeit Ende der 70er, Anfangder 80er Jahre schon als derkölsche Punk, und auch dieärzte sind natürlich in ihren

    30 ÄRZTE STATT BÖLLER

    ©M

    ahin

    al#

    132

    ©N

    emas

    #13

    29

  • Anfangstagen damit in Be-rührung gekommen. Heuteirrt er eher als Untoter durchdie Gegend. In meinemneuen Buch „Die Ruhe derSchlammkröte“ gibt es übri-gens auch eine schöne Storyüber Zeltinger, und natürlichkommen in dem Buch auchdie ärzte vor. Könnte manalso kaufen! (lacht)

    Warst du denn textsicher?

    Ging so, ich bin aber eh eineTextnulpe. Ich habe es abernoch ganz gut zusammenbekommen (fängt an denText zu singen…)

    Wie kamst du überhaupt daserste Mal mit die ärzte in Berührung?

    Ich war Anfang der 80er in einer Clique, wo wirsehr viel Musik gehört haben und auch oft aufKonzerten waren. Irgendwann kamen danndie ärzte zum ersten Mal nach Köln ins Luxorund waren genial. Kurze Zeit später kamen siewieder, und dann war das Konzert auch schonausverkauft. Danach kam dann schnell die Bra-vo-Entwicklung, wo ganze Haufen kreischenderTeenies auf die Konzerte gingen. Beim erstenKonzert haben wir auch noch backstage mit den

    Jungs zusammen gesessen. Seitdem verfolgeich natürlich die Entwicklung der Band mit gro-ßem Interesse und besuche auch alle Konzerte,derer ich habhaft werden kann.

    Wie beurteilst du die Entwicklung derBand?

    Sie sind einfach großartig. Es macht z. B. gro-ßen Spaß, sich mit Farin zu unterhalten und zuspüren, wie viel Energie und Ideen er noch hat.Man spürt auch, dass es ein großes Geschenkfür die Jungs ist, dass sie immer noch so einenenormen Fankreis haben und stetig neue Fans

    dazubekommen. Das seheich auch an meinen Kindern,die fast alles auswendig ken-nen. Ich nde natürlich nichtjeden Song gut, und geradein den letzten Jahren gab esdoch immer wieder Songs,die ich überhaupt nicht leidenkonnte, wie z. B. „MichaelSchumacher“ auf der „PlanetPunk“-Platte.

    Der Humor von die ärztedürfte dir sehr zusagen.Welche Ähnlichkeiten siehstdu zum Humor in der „Ha-rald Schmidt“-Show?

    Da gibt es viele Ähnlichkei-ten. Es hat mal ein schlauerAnalytiker geschrieben, dassHarald Schmidt „Punkrock desFernsehens“ wäre. Die spon-

    ©M

    ahin

    al#

    132

    ÄRZTE STATT BÖLLER 31©

    änne

    #35

    9

  • tanen Elementeder Band sowieder Pseudo-Kon-ikt zwischen

    Farin und Belatauchen in abge-wandelter Formauch in unsererSendung auf.

    die ärzte warenöfters zu Gast ineurer Sendung.Was blieb bei dirdavon hängen?

    Da fällt mirvorrangig derAuftritt mit demWerkschor bei„Dinge von de-nen“ ein. Das warschon eine große Ehre, weil es eine der letztenSendungen der großen Sat 1-Zeit und auch dervorletzte Auftritt des Werkschors war. Ich denke

    auch gern an die Performance zu „Wie es geht"zurück, wo sie dem Publikum den Rückenzugedreht und nur für Harald gespielt haben.

    Gibt es bei dir Lieblingssongs bzw. Liebling-salben von die ärzte?

    „Die wunderbare Welt des Farin U.“ ist einermeiner Favoriten. Ich tue mich aber schwermich festzulegen, da mich das schlechte Ge-wissen plagen würde, doch einen Song ver-gessen zu haben, der vielleicht noch einen Tickbesser ist.

    Zur Person: Manuel Andrack, geboren am 23.Juni 1965 in Köln, studierte Theater-, Film- und

    Fernsehwissenschaft, Germanistik mit NebenfachKunstgeschichte in Köln und schloss mit MagisterArtium ab, arbeitete anschließend als Redakteurfür diverse Fernsehformate wie „Familienduell“oder „Geh auf’s Ganze“, bevor er 1995 als verant-wortlicher Redakteur zur „Harald Schmidt Show“kam. Im Jahr 2000 war er das erste Mal nebenHarald Schmidt als dessen Sidekick vor derKamera zu sehen. Veröffentlichte seitdem zwei

    Wanderbücher sowie eines ü