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Denis Guillomo – Baraques/Berührungen

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In his new project „Baraques – Berührungen“, french artist Denis Guillomo discovered a new way of placing his art. Instead of using regular canvas and oil, he uses his 50 square meter studio-wall to arrange many small objects made of plastic, wood and tape to a new total work of art. The design of this documentation-book picks up the idea of arranging and re-arranging Denis’ works and transforms the big studio-wall to the smaller paper-sheets. In a kind of circuit, the reader/viewer is guided from the close-ups of the single parts with their special atmosphere over the re-arrangements of the artworks to a written analysis of Denis’ work in the middle of the book. From here, the book goes backwards and brings the reader/viewer out in the same way, he came in – but with the knowledge what the project is about. Also important for the design was the projects subline „Berührungen“ (touches) that can be found in the use of white space and the relation between the objects on the sheets.

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DENIS GUILLOMO

BARAQUES —BERÜHRUNGEN

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Berührungen waren in der Kunst schon immer mit einer besonderen Magie verbunden. Auf Michelangelos

berühmtem Deckenfresko der Sixtinischen Kapelle ist es der ausgestreckte Zeigefinger Gottes, der Adam durch

seine nahende Berührung das Leben einflößt und auf dem Porträt der «Seconde École de Fontainebleau», das

Gabrielle D’Estrées und ihre Schwestern im Bad darstellt, wird durch die Berührung zugleich ein erotisches Spiel

von Distanz und Intimität eröffnet. Berührungen

sind – allgemein gefasst – lebendige Schnittpunkte,

welche sowohl Figuren als auch Bilder in ihrer

wechselseitigen Beziehung zueinander darzustel-

len vermögen und einen Zusammenhang herstel-

len, ohne jedoch die Individualität der einzelnen

Figuren oder der einzelnen Werke aufzuheben.

Denis Guillomo kreiert durch die vielseitigen Berührungen individuell gestalteter Einzel-

stücke ein Ensemble, das besonders in Hinblick auf die Licht-, Form- und Raumgestaltung

als Grenzerfahrung zu verstehen ist. Im Mittelpunkt seines Werkes stehen dabei – nach

wie vor – der Mensch und die ihn prägenden Erfahrungen des Krieges. Der französische

Begriff «baraque», der charakterisierend eines seiner Leinwand Module tituliert, galt als

allgemeine Bezeichnung der Flüchtlingslager infolge des Krieges. Die Gefangenschaft der

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Menschen und das eingepfercht Sein auf engstem Raum schaffen einen Lebensraum ohne Horizont und Perspek-

tive, den Denis Guillomo in seinen Collagen reflektiert. Eine Lebenserfahrung, die den aus Algerien stammenden

Künstler und seine Kunst nachhaltig geprägt hat. Lichtblicke zeigen sich im-

mer wieder in der Öffnung des Raumes. Sie verweisen sinnbildlich auf das

Wegfallen der territorialen Grenzen und auf die Hoffnung auf ein Leben in

Europa, das besonders von der ärmeren Bevölkerungsschicht in Afrika als

funkelndes Wunderland phantasiert wird. Doch die strahlende Hoffnung auf

eine bessere Welt, die ihren Ausdruck in der leuchtenden und reflektierenden

Oberfläche der Spiegelfoliencollagen wiederfindet, droht an einer Realität

zu scheitern, die mit dem ersehnten Leben im fernen Europa nichts mehr ge-

mein hat. Die Installation der verschiedenen Materialien und geometrischen

Formen ermöglicht dem Betrachter eine aktive Licht- und Raumerfahrung.

Die Spiegelfolie bezieht den Betrachter einerseits in die Komposition mit

ein und suggeriert andererseits die verzerrte Wahrnehmung Europas, die

ausgehend von der Position des

Betrachters als körperliche Verzerrung des eigenen Körpers empfun-

den wird. Die mit schwarzem Lack aufgetragenen schrägen Streifen

werfen die Raumkonstruktionen immer wieder auf ihre Grenzen und

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somit auf ihre innere Geschlossenheit zurück und verweisen im übertragenen Sinne auf die territorialen Grenzen.

Die schwarzen geometrischen Formen stellen die Kehrseite der hoffnungsvollen Lichtblicke dar und spielen auf die

Bruchstelle zwischen Illusion und Realität an, darüber hinaus bestimmt der Hell-Dunkel-Kontrast überwiegend die

Raumkompositionen. Die minimale Sicht auf die leeren Lagerräume, welche sich häufig lediglich durch einen Licht-

einbruch als solche zu erkennen geben und die radikale Farbreduk-

tion schaffen eine Reihe von stilisierten Räumen, die dem Betrachter

das eingeschränkte Leben in einer «baraque» näher bringen sollen.

Denis Guillomo greift in Hinblick auf die Ästhetik ganz bewusst

auf das von Theo van Doesburg geprägte Konzept der konkre-

ten Kunst («Art concret») zurück und auf sein berühmtes holländisches Vorbild Piet Mondrian. Im Mittelpunkt

steht für den Künstler dabei die Wirkungsästhetik der Kunst der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. So

ermög-liche das Wechselspiel von geometrischer Form, Licht und Schatten eine unmittelbarere Kunsterfahrung

als dies bei narrativen Bildkompositionen der Fall ist. Während der Betrachter bei narrativen Bildkompositionen

sowohl auf seine Erfahrung als auch auf sein weltliches Wissen zurück-

greift und die Interpretation in erster Linie geistig erschließt, wird die

nicht-darstellende und abstrakte Kunst primär durch die Empfindung des

Betrachters erschlossen; durch ein immediates Einfühlen in die Bildkomposition.

Diese Rezeption macht sich Guillomo zunutze, indem der Betrachter

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sich nicht nur in die Ästhetik einfühlen kann, sondern selbst mit in die Komposition einbezogen wird. Der Titel

«Berührungen» betrifft folglich nicht nur die Bilder, sondern zugleich den Betrachter, der von den Bildern «berührt»

werden soll. Dadurch wird das brisante sozial und politisch motivierte

Thema gefühlsmäßig erfahrbar. In Hinblick auf die Zielsetzung, unter-

scheidet sich Guillomos Konzept von den Doktrinen der konkreten

Kunst vor allem durch die Betonung des

Gefühls und der Erfahrung, welche nach

van Doesburg durch die an die Mathema-

tik angelehnten geometrischen Formen

gerade ausgeklammert werden sollten,

zugunsten einer rein geistigen Dimension.

Die Bilder selbst stellen schließlich wie-

derum menschliche Erfahrungen und Gefühle dar, die sich innerhalb der Collage auf

engstem Raum berühren und in ihrem Empfinden widerspiegeln. Das Material besteht

überwiegend aus wiederverwendetem Material und Materialresten von schwarzem und

rotem Holzlack, Kreppklebeband, transparentem Klebeband, Papierresten, Leinwän-

den sowie Plastik-, Isolier- und Spiegelfolie. Durch die verschiedenen Materialien wer-

den reflektierende und fein strukturierte Oberflächen geschaffen, die ihr Aussehen –

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ähnlich einem Chamäleon – abhängig von der Umgebung, von der

Position des Betrachters und den Lichtverhältnissen, verändern.

Während die Spiegelfolie und das transparente Klebeband reflek-

tierende Flächen entstehen lassen, wird durch den schwarzen bzw.

roten Lack auf Plastik- und Spiegelfolie eine organisch anmutende

Oberfläche erzeugt, die an die natürliche Struktur von Rinde oder

Haut anklingt. Die individuelle Gestaltung der einzelnen Elemente

zeigt sich insbesondere anhand der Oberflächenstruktur, die sogar

bei analogen Bildern unterschiedlich gestaltet ist. Das reflektierende

Spiel der Folien und Bilder erstreckt sich nicht nur innerhalb einer

Collage, sondern wird wie in einem Spiegel auf die andere Wand

projiziert, auf welcher sich die gleichen geometrischen Formen und

Folien wiederfinden. Der Betrachter findet sich in der Mitte des Raumes in einem Spiegelsaal wieder, der sowohl

den Betrachter als auch sich selbst reflektiert und multipliziert, wodurch die Raumkonstruktion immer wieder

auf sich selbst und den Betrachter zurückverweist. Die Hoffnung auf die Überwindung der territorialen Grenzen

sowie das Spiegelbild des Individuums in einer fernen Welt manifestieren sich als verzerrte und illusionistische

Trugbilder, die ostinat auf die Grenzen und die Grenzerfahrung zurückgeworfen werden aus denen sie resultieren.

Die abstrakt gehaltenen Raumkonstruktionen greifen die fotorealistischen Arbeiten thematisch wieder auf, rücken

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jedoch die Raumerfahrung stärker in den Vordergrund. Dadurch tritt die inhaltliche Provokation – wie sie

sich zum Beispiel in dem Werk «Déjeuner sur l’herbe II» (Tusche auf Leinwand, 2007/2008) in Anknüpfung

an Édouard Manets gleichnamiges Gemälde offenbart – zugunsten einer vom Betrachter erfahrbaren Raum-

installation zurück. Anstelle der Dokumente, Zeitungsau-

schnitte und Vor-Ort-Fotographien dienen dem Künstler

nun überwiegend geometrische Formen als Vorlage, die

an die Formensprache Kasimir Malewitschs erinnern.

Die früheren Arbeiten Denis Guillomos sind auf seiner

Homepage unter www.denisguillomo.de zu sehen.

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Denis Gui l lomowww.denisgui l lomo.deinfo@denisgui l lomo.de +49.177. 2 148 691

TextOlga Goro lo lga .goro [email protected]

Fotos und Gesta l tungAlex Ketzer & Ina Kur thenwww. a lexketzer.comhel [email protected]

Bi ldbearbei tungMar t in Johnamar t in [email protected]

Erste Auf lage Köln im Januar 2012

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