Der auferstandene Christus als unser Seelsorger

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  • 8/8/2019 Der auferstandene Christus als unser Seelsorger

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    David Jaffin

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    ISBN 3 88002 310 7Alle Rechte vorbehalten, auch der auszugsweisenWiedergabe und Fotokopie Copyright 1986 by Verlag der Liebenzeller Mission,Bad LiebenzellUmschlagbild: Grnewald, Die Auferstehung,Isenheimer Altar, Museum Unterlinden, ColmarHerstellung: Druckhaus Gummersbach, Gummersbach/DerschlagPrinted in W.-Germany

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    InhaltDie Begegnung mit Maria Magdalena 7Emmaus 24Thomas 44Petrus am See Genezareth 60

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    Die Begegnung mit Maria MagdalenaAm ersten Tag der Woche komm t Maria Magdalena frh,als es noch finster war, zum Grab und sieht, da der Steinvom Grab weg war. Da luft sie und kommt zu Simon Pe-trus und zu dem andern Jnger, den Jesus lieb hatte, undspricht zu ihnen: Sie haben den H errn weggenom men ausdem G rab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.(Joh. 20, 1.2)Maria aber stand drauen vor dem Grab und weinte. Als sienun weinte, schaute sie in das G rab und sieht zwei Engel inweien Gewndern sitzen, einen zu Hupten und den an-dern zu Fen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten.Und sie sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zuihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ichwei nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte,wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und wei nicht,da es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte siesich um und spricht zu ihm auf hebrisch: Rabbuni!, dasheit: Meister! Spricht Jesus zu ihr: Rhre mich nicht an!denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aberhin zu m einen Brdern und sage ihnen: Ich fahre auf zumeinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zueurem Gott. Maria von Magdala geht und verkndigt denJngern: Ich habe den H errn gesehen, und das hat er zu mirgesagt.(Joh. 20, 11-18)Bei den Juden fngt der Tag mit dem Abend an, im Sonnen-untergang. Der jdische Sabbat beginnt bei Sonnenunter-gang am Freitagabend. Der neue Tag fngt abends an. Beiuns Christen aber fngt wegen dieses sterlichen Gesche-hens der neue Tag in der Frhe an. Der Sabbat ist die Fei-er der Vollendung der alten Schpfung. Da ruhte Gott.Auch wir, die Gemeinde, soll sich ausruhen und am Sabbatauf ihren Messias, ihren Heiland, warten. Wir Christen wis-sen, wer das ist, das ist der gekreuzigte und auferstandene

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    gehen mu ohne den Toten. Tod bedeutet in Israel Ende.Deswegen ist die Aussage in Psalm 118 sehr merkwrdig sie wird im Neuen Testament wiederholt: Jesus ist unserEckstein geworden. Man benutzt ein Bild, das fr jeden Ju-den Tod bedeutet. Das ist die Krnungsstufe des Todes: derEckstein. Der Eckstein zu dem neuen Tempel ist sein ge-kreuzigter und auferstandener Leib. Der Eckstein ist dieletzte Besiegelung des Todes, denn Stein bedeutet Tod. Je-sus in seinem Tod zerstrt den Tod und macht den Tod le-bendig. Vom Eckstein schreibt ja schon Jesaja (Jes. 28, 16)und auch Paulus (Eph. 2, 20).Der Stein war vom Grabe weg. Da luft Maria Magdalenaund kommt zu Simon Petrus und zu dem anderen Jnger,welchen Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie habenden Herrn weggenommen aus dem Grabe und wir wissennicht, wo sie ihn hingelegt haben. Warum geht sie zu Si-mon Petrus und zu Johannes, der diesen Bericht schreibt,dem Lieblingsjnger, dem einzigen bei dem Kreuz Jesu?Warum geht sie gerade zu den zwei Jngern? Weil man zweiZeugen brauch t, um etwas zu besttigen. D arum erhrten eszwei Zeugen bei dem Kreuz Jesu, da er Gott ist. Der eineist ein jdischer M rder und der andere ein heidnischer Sol-dat. Das bedeutet: Es wird bezeugt von beiden, vom VolkIsrael und von der heidnischen Welt, von einem Mrder unddem erklrten Feind Israels, da dieser Mann fr alle Men-schen, fr die ganze Menschheit, gestorben ist am Kreuz.Einer Frau Aussage, so hart das heute im Blick auf die Frau-enrechtsbewegung tnt, galt in Israel vor Gericht nichts. Diejdischen Frauen haben immer die Macht in der Familie ge-habt. Ich habe in meiner vierten Klasse im Unterricht ge-sagt: Ist es nicht so, da zu Hause das letzte Wort dieMutter spricht? Die Schler haben gedacht, ich mache ei-nen Witz (denn der Jude hat Humor). Aber, es stimmt, zuHause spricht Mutter das letzte Wort, das ist unter Judenselbstverstndlich. Der Vater hat nicht die letzte Entschei-dung. Er kommt zur Beratung, und die Mutter entscheidet.In der Synagoge hat der M ann Vollmacht. Aber wo ist manmehr, in der Synagoge oder zu Hause? Auch bei denfrmmsten Juden ist man doch mehr zu Hause, und da hatdie Mutter Vollmacht. In Glaubenssachen hat die Mutter,

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    haben die Frauen nicht zu bestimmen. Eine Zeugenaussageeiner Frau gilt in Israel nicht, auch wenn die Frauen die do-minierende Rolle in der jdischen Familie spielen, obwohldiese das Zentrum fr das berleben des jdischen Volkesist. Aber vor Gericht gilt die Zeugenaussage einer Fraunicht. Deswegen sucht bei den Juden diese unmndige Frauzwei mnnliche Zeugen, die das Geschehene bezeugen kn-nen. Sie mssen besttigen, da er, Jesus, weg ist.Hier wird auch Marias tiefe Treue zu Jesus gezeigt. UnserThema hat mit einer Hure zu tun. Sie war die berchtigtsteFrau in ganz Israel. Ich darf sagen, wir Juden haben wenigeHuren. Es gab im 19. Jahrhundert Psychologen, die wolltenStudien ber jdische Huren m achen, aber sie fanden keine.In Deutschland war keine einzige zu finden. Sie fandendann in einem Slum-Viertel in Irland eine. Leider gibt esheute, am Ende der Tage, in Israel, in Tel Aviv, so etwas.Aber Maria Magdalena war berchtigt. Sie war geplagt vonsieben Geistern. Sie war total verdorben. Dann war sie vonJesus Christus gerettet worden. Seither hing sie mit unwan-delbarer Treue an ihm. Sie kam als erste zum Grab, als esnoch dunkel war. Sie wollte genau sehen , was los ist.Wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Merk-wrdig, es gibt sehr wenige humorvolle Stellen in der Bibel,hier ist eine, denn jeder, der das liest, wei sehr genau, wasmit Jesus passiert ist. Es ist noch finster. Licht ist noch nichtin dieses Geschehen gefallen. Wir sehen die hineintastendenMenschen. Sie sind nahe bei Jesus, knnen es aber nicht er-fassen und begreifen. Sie kennen zwar Jesaja 53, haben abernoch nicht gemerkt, da diese Schilderung von Jesus han-delt. Auch gibt es mehrere Psalmen (z.B. Psalm 49), dieber einen Helden reden, der dem Tod nicht endgltig ber-geben wird. Das sind fr Juden sehr dunkle Stellen, fr unsChristen nicht, denn wir wissen, da das mit Jesus zu tunhat. Wenn man heute mit einem Juden ber die Auferste-hung redet, denkt er sofort an Daniel 12 oder Hesekiel 37.Dort wird berichtet von der Auferstehung des ganzen Vol-kes zum Gericht. Die Vorstellung, da einer allein auferste-hen knnte, ist fr einen Juden fremd. Jesus hatte mehr-mals zu seinen Jngern gesagt, da er gekreuzigt und da erauferstehen werde, aber sie haben weder seine Kreuzigung

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    begreifen wollen, noch seine Auferstehung. Vom Kreuzhielten sie sich auer Johannes alle fern, der aus Pflicht undLiebe dablieb. Warum blieben sie weg? Verflucht ist der,der am Holze hngt (5. Mose 21,23). Das heilige Gesetzsprach anscheinend eine Verfluchung ber Jesus aus, deswe-gen kam en sie nicht in die Nhe. Es geschah, was in Sachar-ja 13,1 (s.a. Joh. 16,32) steht: Zerstreut werdet, einjeglicher in das Seine, und mich allein lat. Es ist eine Er-fllung eines prophetischen Wortes. Sie begreifen nicht, daJesus erhht werden mu durch die Kreuzigung. Sie wolltenJesaja 53 und Psalm 22 nicht wahrhaben. Warum? WeilZehntausende von Juden gekreuzigt worden sind zur ZeitJesu. berall im Land standen Kreuze. Und nun wurde Je-sus gekreuzigt, war also verflucht von Gottes heiligem Ge-setz, und auf die Auferstehung waren sie berhaupt nichtvorbereitet. In der Bergpredigt hatte Jesus gezeigt, da keinMensch Gottes Gesetz erfllen kann. Die Bergpredigt spitztsich zu mit dem Satz: Ihr sollt vollkommen wie Gott sein.Das ist, was Gott von uns haben will. Nur Jesus erfllte das ,da er anstelle des Gesetzes steht und die Verfluchung desunerfllbaren Gesetzes auf sich nimmt. Die Juden habendas alles nicht verstanden, weder sein Kreuz noch seine Auf-erstehung. Sie tappten hier wie Maria Magdalena total imDunkeln.Wir gehen zu Vers 11. Maria aber stand vor dem Grabeund weinte drauen. Warum weinte sie? Sie weinte, weilihr alles, was sie hatte, genommen war. Maria hat nur einesin dieser Welt, das ist Jesus. Jesus hat sie geheilt. Sie klam-mert sich an ihn, weil sie merkt: ohne ihn bin ich dem Satanausgeliefert. Und jetzt ist Jesus tot. Darum weinte sie. Siehatte ihr ganzes Leben Christus als Dank geweiht. Wenn je-mand stirbt, m u m an als Klageweib weinen. Auch die Tr-ken halten es heute so . Ich kenne eine Frau, die beim RotenKreuz arbeitet. Wenn jemand unter den Trken stirbt, wei-nen alle Frauen. Zu Jesu Zeiten gab es Klageweiber, beimJngling zu Nain und bei Jairus' Tochter. Dieses Weinen istgewi oft einfach eine Form. Maria weinte, weil die Trauerin die letzte Tiefe ihrer Person ging. Sie hat alles verloren.Sie steht drauen vor dem Grab. Sie hat die Schlssel zurTr des Verstndnisses der Auferstehung noch nicht. So,

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    geht an die Heiden in alle Himmelsrichtungen.Sie sieht zwei Engel in weien Kleidern dasitzen, den ei-nen zu den Hupten und den anderen zu den Fen, wo sieden Leichnam Jesu hingelegt hatten. Die sprachen zu ihr:Weib, was weinst du? Sie antwortete: Sie haben meinenHerrn weggenommen, ich wei nicht, wo sie ihn hingelegthaben. Und als sie das sagte, wandte sie sich zurck undsieht Jesus stehen und wei nicht, da es Jesus ist. Jesusspricht zu ihr: W eib, was weinest du? Eine W iederholung immer wenn sich in der Bibel etwas wiederholt, bedeutetdas eine Steigerung und eine Untermalung dieses Gesche-hens. Die Frage: Was weinst du? ist eine Schlsselfrage.Sie weint, so denkt sie, weil der Leichnam weggenommenist. Sie weint auch, weil ihr damit alles genommen wurde,ihr Jesus Christus. Aber dieses Weinen wird in Freude ver-wandelt: Die mit Trnen sen, werden mit Freuden ern-ten. Dieser Satz hat eine vielschichtige Bedeutung: von derBibel an (Psalm 126) ber Ausschwitz bis zur Rckkehr derJuden nach Israel. Er gilt auch fr Maria. Sie mute in dieletzte Tiefe, bis die Traurigkeit in Freude verwandelt wurde.So mu Paulus drei Tage blind bleiben. Warum drei? Ermu in das ganze Kreuzesleiden hineingezogen werden: 1. indie Dunkelheit der Snde, da ihm bewut wurde, 2. ich ha-be gegen Gott gekmpft, und 3. ich bin ein Mrder Stepha-nus gegenber. Er wurde in die letzte Tiefe der Schuld undSnde gefhrt. Die mit Trnen sen, werden mit Freudenernten. Ich erlebte das in der letzten Zeit. Ich betreute vielesterbende Menschen in unserer Gemeinde. Ich habe alsPfarrer sehr viele sterbende Menschen auf ihrem letztenWeg begleitet. Manche waren, Gott sei Dank, glubigeMenschen. Ich sprte, wie manche nicht mehr an dieserWelt hingen. Sie freuten sich auf Gottes Reich und die neueWelt. So ging es mit Christus. Er hat fr uns die letzte Tiefedurchlitten und damit den Weg geffnet fr seine Auferste-hung. Er hat unsere Leiden und unsere Verzweiflung aufsich genommen. So geht Maria jetzt in die letzte Tiefe desVerlustes, um die wahre Perle , die wahre Zukunft zu findenund das endgltige Leben. Sie will wissen, wo er ist. W arumdiese Betonung auf seinen Leichnam? Ohne Jesus hat siekeine Orientierung mehr. So braucht sie sogar seine Leiche,

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    um den rechten Weg zu finden. Man sieht das heute beimanchen Leuten in der Gemeinde, die in guter Ehe lebten.Immer wieder suchen sie das Grab des verstorbenen Part-ners auf, um bei ihm zu sein, auch wenn er tot ist. So ist dasbei Magdalena. Sie hat in dieser Welt berhaupt keineOrientierung mehr ohne Jesus.Und als sie das sagte, wandte sie sich zurck und siehtJesus stehen und wei nicht, da es Jesus ist. Warum weisie das nicht? Sie hat immer noch eine Binde vor den Augenwie alle Juden. Paulus sagt in Rmer 11: Blindheit ist Is-rael zum Teil widerfahren, so lange bis die Flle der Heideneingegangen ist.... Es wird kommen aus Zion der Erlser,der da abwende das gottlose Wesen von Jakob. EinzelneJuden werden schon jetzt aus dieser Dunkelheit herausgeru-fen. Gott sei Dank, ich gehre dazu, mir ist die Binde vonden Augen genommen w orden. Fr M aria Magdalena ist al-les noch geheimnisvoll und verhllt. Wie kommt sie berdiese Grenze? Wie kommt sie aus der Finsternis ans Tages-licht? W ie kom mt sie zum Verstndnis, was diese zwei Zeu-gen wirklich bedeuten? Wie zu der letzten Tiefe des Leidens,wie zur letzten Kenntnis der Tiefe der Freuden? Es mu ihrdas Licht aufgehen: Mein Herr ist Christus. Er ist auferstan-den von dem Tod. Er hat meinen Tod besiegt, nicht nur denseinen. Das ist die Frage fr alles, was hier passiert. Das istviel spannender als ein Krimi. Ein Krimi fhrt zu groer u-erer Spannung. Unser Geschehen bringt uns ber die letzteTiefe zu grter innerer Spannung. Da zeigt sich Licht, erstklein, bescheiden, wie die aufgehende Sonne, dann immergrer, strahlender.Spricht Jesus zu ihr: Weib, was weinst du? Wen suchstdu? Sie meint, es sei der Grtner. Sie hatte recht, es warder Grtner. Ich habe das ausgelegt in Israel, da war einGrtner dabei, der hat gesagt: Das habe ich nie gewut,da Jesus der Grtner ist. J a, sicher, Jesus ist ein Grtner,er befiehlt ber zwei Grten: ein Garten des Leidens, Geth-semane, welcher zum endgltigen Garten fhrt, dem Para-dies. Sicherlich, Maria meint, er ist uerlich ein Grtner.Aber: Jesus ist der Grtner im Garten Gethsemane, demGarten der Todesangst und des Leids. Von dort fhrt derWeg ber das Kreuz: Heute wirst du mit mir im Paradies

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    sein. Merkwrdig ist, da der grte aller Dichter, derauch ein Christ war, William Shakespeare, in seinem tief-sten poetischen Stck Richard II. das Bild des Gartens alsBild fr das Knigreich benu tzt. M erkwrdig, aber biblisch.Er wei, was er tu t. Er sieht den Knig als jemand , der vonGott eingesetzt ist, und sieht die Verbindung vom irdischenzum endgltigen, ewigen Reich. Das ist zwar eine weltlicheVerwandlung, lt sich aber biblisch begrnden. Nmlich:Jesus ist der Grtner, er herrscht ber das Leben, bis hinzum Paradies. Der einzige W eg zu diesem Paradies gehtber das schrecklichste Leid. Es ist das Merkmal aller dieserTexte, die wir behandeln. Nur wenn wir ber den Gekreu-zigten Bescheid wissen, knnen wir dem auferstandenen Je-sus begegnen. Keiner kann den auferstandenen Jesusverstehen, der den Gekreuzigten nicht bis in die letzte Tiefebegriffen hat. Das bedeutet: Wer mir nachfolgen will, dernimmt sein Kreuz auf sich, der verleugnet sich und folgt mirnach. Maria sprt dieses Kreuzes-Leiden. Sie hat alles ver-loren. Sie weint. Sie sucht. Sie ist to tal verloren in ihrer letz-ten Not. Jetzt kann sie dem auferstandenen Christusbegegnen. N ur wer mit Christus gekreuzigt ist, wird mit ihmauferstehen. Alle diese Geschichten, die wir hier behandeln,haben mit diesem Thema zu tun. Der Weg zu dem aufer-standenen Jesus geht allein ber den gekreuzigten Jesus.Darum habt bitte kein Selbstmitleid, wenn ihr leidet. DieJnger waren glcklich, wenn sie mit Christus leiden konn-ten. Von Petrus wird erzhlt, als man ihn kreuzigen wollte,habe er gesagt: Ich bin nicht wrdig, gekreuzigt zu werdenwie mein Herr! Daraufhin habe man ihn mit dem Kopfnach unten gekreuzigt. Wer in der rechten Stellung deschristlichen Glaubens steht, wei, da das Geheimnis diesesGlaubens nicht ber die Auferstehung geht, sondern berdas Kreuz. Wer mit Christus leidet, wird dieses Geheimnisder Auferstehung erfahren.Ich mu betonen: man soll nicht Leiden suchen. Wir lei-den, wenn wir wirklich als Christen offen und ehrlich sind,vor allem an uns selbst. Uns schmerzt unsere Schwachheit,unsere Unzulnglichkeit, da wir das Bessere, wie Paulus inRmer 7 sagt, was wir vollbringen wollen, fters nicht voll-bringen. Die letzte Tiefe des christlichen Leidens, seelsor-

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    gerlich gesehen, erleide ich an mir selbst. Ich mchte bessersein, als ich bin. Ich bin es aber nicht. Ich habe zu leben intglicher Bue, wie Luther sagt, nicht in tglicher Herrlich-keit. Das ist der Proze der Heiligung. Den vollzieht Jesusin mir. Dabei komme ich immer nher zu ihm. Nun merkeich, je mehr ich in sein Licht tre te, wie dunkel es in mir aus-sieht. Das bedeutet fr mich: leiden an mir selbst. Das mujeder rechte Christ durchmachen. Auch Maria Magdalenamute es. O, sie litt schrecklich.Die Gemeinde Jesu war immer am strksten, wenn sieverfolgt wurde. So ist es noch heu te. In Deutschland werdenwir heute nicht uerlich verfolgt, aber innerlich. Wir lebenin einer Welt, in der der Glaube nicht ernst genomm en w ird.Jeder von uns, der ein wahrer Christ ist, leidet. Wir leidenan uns selbst, wir leiden an der unglubigen W elt, und in derTat auch bei uns werden manche ihres Glaubens wegen l-cherlich gemacht, ausgelacht.Maria meint, es sei der Grtner und spricht zu ihm:Herr, hast du ihn weggetragen? So sage mir, wo hast duihn hingelegt, so will ich ihn holen. Eigenartig. Imm er wie-der geht Maria an der Grenze der Wirklichkeit vorbei. Siesteht drauen vor dem Grab, es ist noch finster. Hier suchtsie den Gekreuzigten, der doch auferstanden ist. Merkwr-dig, wie lange es dauert, Schritt um Schritt, bis sie wirklicherfat hat, da Jesus auferstanden ist. Interessant ist auch,da die Betonung auf dem Satz: Was weinst du? liegt.Dieser Satz kommt in unserem Text dreimal vor.Wie ging es mit Petrus am See Genezareth? D reimal fragtJesus ihn: H ast du mich lieber als mich die anderen Jngerhaben?Die Drei hat auch mit drei Tagen zu tun, der Dauer desWeges vom Kreuz bis zur Auferstehung. Pau lus ist drei Ta-ge blind. Maria versteht das alles aber nicht. Trotz dreifa-cher Wiederholung Warum weinst du? versteht sie nurihren eigenen Verlust. Wissen Sie, wo die zentrale Stelle imAlten Testament steht, die Vordeutung dieser Drei in Bezie-hung auf das Kreuz und die Auferstehung? Es kommt garnicht im Neuen Testament vor, nur im Alten. Mose sagt zuPharao : La uns ziehen, wir wollen drei Tage in die Wstegehen, damit wir unserem Herrn opfern knnen. Wir

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    und das Unsichtbare, und Johannes beginnt sein Evangeli-um mit der Feststellung, alles sei durch Gottes Wort ge-macht worden. Durch dieses W ort hat Jesus auch M aria neugemacht, hat sie gereinigt von ihrer Schuld. Maria standdrauen vor dem Grab, im Dunkel der Wahrheit. Pltzlichwei sie: Er ist auferstanden.Nun fragen wir uns: Wieso nennt sie ihn in ihrer Antwortnicht bei seinem gttlichen Titel. Warum sagt sie nicht:Mein Gott, du mein Heiland, du Messias der Juden? KeinW ort davon, sie nennt ihn m it einem menschlichen Titel. Sienennt ihn Rabbuni. Warum? Du M eister. Warum? Im gan-zen Neuen Testament wird in bestimmten Zusammenhn-gen Jesus gegenber der bestimmte Titel benutzt. Warumnennt sie ihn Rabbuni? Das ist kein gttlicher Titel. Sie hatgemerkt: das ist mein Lehrer, mein Meister, der mich ge-lehrt hat ber wahres Leben, der mich gefhrt hat aus derMacht des Bsen und der mir jetzt meine Unsicherheit zeigtund wie es wirklich ist. Jesus ist ihr Lehrer. Sie sagt nicht:Mein Herr und mein Gott wie Thomas. Das hat einenganz anderen Sinn und einen ganz anderen Zusam menhang.Sie sagt: Mein Lehrer, du hast mich belehrt ber meineUnsicherheit, du hast mir meine Schuld gezeigt und michherausgeholt. Jetzt bist du mein Meister, der, der mir denWeg zeigt, Schritt fr Schritt. Der Meister in Israel ist der,der in der Thora den Weg des wahren Lebens zeigt. Undhier hat Jesus nicht nur gezeigt, wer er ist, sondern da erder Auferstandene ist.Eine Hauptaufgabe die jeder Pfarrer, jeder Diener Jesuhat, ist, da die Gemeinde durch seine Arbeit vertieft wirdin Gottes W ort. Geschieht das, so merkt m an, da das Wortdas Leben selbst ist, da C hristus der Schpfer und der erl-sende Gott ist. In verschiedenen Handlungen Jesu im NeuenTestament wird deutlich, da er auch der Schpfer-Gott ist.Die Kraft des Wortes nimmt Maria die Binde von den Au-gen. Nun und darum nennt sie ihn ihren Meister.Spricht Jesus zu ihr: Rhre mich nicht an, denn ich binnoch nicht aufgefahren zum Vater. Das ist ein schwer ver-stndlicher Text. Ich nehme an, da Jesus als Auferstande-ner sexuell nicht mehr versuchbar war. Als Mensch war eres gewi auch, er lebte im Fleisch. Ich glaube nicht, da das

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    Zukunft. Jesus fordert Maria auf: Du sollst das sagen.Das bedeutet, der erste Verkndiger der Auferstehung ist ei-ne Frau, deren Aussage keine Gltigkeit in Israel hat. Aus-gerechnet eine Frau! Wenn wir wissen wollen, welchenStellenwert Jesus einer Frau (im Neuen Testament und wei-terhin) gibt, hier ist es zu sehen. Auch in seinem Verhltniszu Maria natrlich, seiner Mutter. Maria Magdalena aberist die erste, der der Weg zur neuen Welt gezeigt wird, undder der Meister, der uns dahinbringt, begegnet. Sie ist die er-ste Verkndigerin, eine Frau, die bis heute keine Aussage-kraft hat in Israel. Bis heute sagen die Rabbiner, wirakzeptieren die Aussage von Maria Magdalena nicht. Jesusgibt ihr diese besondere Rolle. Denn: Von all den Men-schen, die Jesus begegneten, war keiner so tief gefallen, wiediese Maria M agdalena. Sie war eine H ure, to tal verdorbenund verloren. Ist ihr noch zu helfen? Gilt ihr vielleicht wiedem M rder am Kreuz, dem zweiten Schacher: Heute wirstdu mit mir im Paradies sein, als er Bue tat und Jesus alsGott anerkannte? Hier ist es eine ganz und gar verdorbenePerson, die diesen Weg zur absoluten Reinheit der neuenSchpfung findet in Christus, und es ist sogar eine Frau.Maria Magdalena kommt und verkndigt den Jngern:Ich habe den Herrn gesehen, und solches hat er zu mirgesagt.Was bedeutet dieser Text fr uns? Zielsetzung ist, da wirlernen, die Bibel selbst neu zu lesen. Ich kann nur eines sa-gen: Es gibt kein W ort in der B ibel, das nicht dasteht aus ei-nem ganz bestimmten Grund. Die Bibel besteht aus tiefen,vielschichtigen Wahrheiten. Immer wieder sieht man dasneu: Singet dem Herrn ein neues Lied. Ich mu sagen,wer das immer wieder neu erlebt, wird es auch immer wiederneu bezeugen, denn er begegnet seinem gekreuzigten undauferstandenen Herrn. Dann erlebt er keinen Leerlauf inder Verkndigung. Immer wieder neu wird ihm das Wortdurch den Heiligen Geist aufgehen, nur durch das W ort, wieLuther sagt. Das W ort erneuert mich. Es ruft mich bei mei-nem N amen, wie Maria bei ihrem Nam en gerufen wurde , esruft mich zur Rettung, zu einer neuen Begegnung mit mei-nem Meister, mit dem Gekreuzigten und Auferstandenen.Nur dann kann ich das Wort wirklich verkndigen. Nur

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    dann kann ich von C hristus in die Tiefe gefhrt werden, daich auch das richtige W ort zu meinem Nchsten sagen kann,so wie Christus das richtige Wort zu mir sagt. Es geht nichtnur um Verkndigung. Es gibt Leute, die ihr Leben langpredigten und niemanden berzeugten. Nur wenn ich michdurch das Wort habe in die Tiefe fhren lassen, nur dannkann der andere durch meine Worte mit Gottes W ahrheitenwirksam getroffen werden.Dies bedeutet zuerst fr mich: Wenn wir mit Jesus leben,wird er uns den Weg zeigen und uns auf dem Weg halten.Maria hat das mit Jesus erlebt. Ich war zu gleicher Zeit mitvier Sterbenden beschftigt. Ich sagte ihnen immer wieder:Euren Kampf verliert ihr, aber Christus hat ihn fr euchgewonnen. Es ist sehr wohl mglich, da man durch dieschrecklichsten Leiden geht. Eine Frau, die sehr schlimmeMetastasen hatte, sagte: Die Schmerzen sind oft soschlimm, da ich nicht einmal mehr an den Herrn Jesusdenken kann, ich kann nur noch schreien. Ich habe sie ge-trstet: Trotzdem haben die Schmerzen dich nicht besiegt.Du hast mit Christus gelebt, und er wei, wie es mit dirsteht. Nach solchen Schmerzen hat sie ihm gedankt, dasie neue Kraft bekommen habe. Wer mit Christus in dieserWelt Tag um Tag lebt, wird erleben, da Christus zu ihmstehen wird im Gericht. Wer nur so halbherzig mit ihm ge-lebt hat, darf nicht erwarten, da Christus fr ihn einstehenwird. Er wird nur einstehen fr die, die wirklich mit ihm le-ben, auch in ihrem Todeskampf. Wir verlieren diesenKampf, der Tod gewinnt. Wir haben keine Macht gegen dieSnde in uns selbst. Und der Tod ist der Snde Sold.Manchmal gewinnen die Schmerzen Macht ber uns, dawir glauben, das nicht durchstehen zu knnen. Wir habenkeine Macht mehr ber uns, wir haben nur Schmerzen.Trotzdem kmpft Jesus fr uns. Deswegen hat Jesus aucham Kreuz kein Betubungsmittel genommen, keinen Wein,wie es jedem Gekreuzigten zustand. Jesus hat unvorstellbareSchmerzen getragen. N un ist sein Sieg unser Sieg. Zu Mariasund zu unser aller Trost sagt er: Zu meinem Vater und zueurem Vater gehe ich hin, Maria.

    Meine Schafe hren meine Stimme, und ich gebe ihnendas ewige Leben. Auch dieser Text pat hierher. Wer auf

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    Gottes Wort hrt, bei dem erfllt er sich jeden Tag. HatMaria darauf gehrt? Bis Jesus sie beim Namen genannthat, waren ihre Ohren verschlossen, sogar als sie ihn sah.Meine Schafe hren meine Stimme, und ich gebe ihnen dasewige Leben. Das ist genau das, was hier geschehen ist.Maria Magdalena ist ein Schaf. Jesu Schaf sein bedeutetwehrlos sein. Wir sind in der Tat wehrlos gegen Snde, Teu-fel und Tod. Wie Maria seine Stimme hrt: Du Unsiche-re, erkennt sie ihren Herrn. Er gibt ihr im Erkennen dasewige Leben, er hat es ja fr sie gewonnen. Das ewige Le-ben! Einer Frau in ihrer merkwrdigen Rolle: Vollmacht zuHause, keine Macht in der Synagoge, nichts zu sagen habenals Zeuge im Glauben. Und nun das ewige Leben.La den Toten bei den Toten, komm und folge mirnach. Auch dieser Text ist hier erfllt. Hier geht es um Je-sus. M aria sucht den toten Jesus. Sie findet nicht den Toten,sondern den auferstandenen Herrn, den, der den Tod, denEckstein, die letzte Tiefe des Todes ergriffen und berwun-den hat. Unsere Antwort kann nur heien: Du mein Mei-ster, Rabbuni. Das sagte auch Maria mit einem Wort:Jesus ist mein Meister. Das bedeutete: Das ist mein Wegim Leben. W issen Sie, ich habe viele Jahre studiert, vierund-zwanzig Semester, aber ich halte nichts davon. Die Wissen-schaftler knnen die tiefsten und zentralsten Fragen nichtbeantworten. In der Wissenschaft der Geschichte und auchder nicht bibeltreuen theologischen W issenschaft ist die letz-te Tiefe der Wahrheit nicht zu finden. Kann man mit men-schlicher Vernunft Gott analysieren und in menschlicheKategorien einreihen? So viel hher der Himmel ist als dieErde, so viel hher sind Gottes Gedankenwege als unsereGedankenwege. Darum habe ich zu meinem Professor nachmeiner Doktorandenprfung gesagt: Dies wird nicht meinWeg sein. Hier ist die Wahrheit nicht. Er konnte mir nichtsagen, was Leben ist. Er konnte mir nicht sagen, wer ichbin, auch nicht, was die Liebe ist, woher sie kommt. Erwute auch nicht, welchen Sinn das Leiden hat, und wutekeinen Bescheid ber den Tod . Ich wollte das wissen, genauwissen. Nur wenn ich das wei, kann ich den Weg im unddurch das Leben finden. Dann als Christus mich rief, fandich meinen Meister. Um das geht es, um diese Aussage:

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    Rabbuni. Wer wirklich ein Jnger Jesu ist, hat seinenMeister in Christus gefunden durch seinen Trster, denHeiligen Geist, allein durch diese Schrift, welche uns tg-lich fhrt. Jesus sagt: Ich bin die Thora, ich bin der Weg,die Wahrheit und das Leben. Das ist dasselbe, als wenn ersagt: Ich bin die Thora. Die Thora gilt fr einen Judenals Wegweisung zum Leben, als die Wahrheit Gottes selbstund als der einzige Weg zum wahren Leben in die Zukunft.Deswegen sagt Jesus: Ich bin die Thora, ich stehe anstelleder Thora fr euch, ich bin der Weg, die Wahrheit und dasLeben. Ich bin euer Meister. Lebt mit mir. Und wir ant-worten, indem wir mit Maria Magdalena sagen: Rabbuni,mein Meister. Ohne diese Erkenntnis sind wir verloren.

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    EmmausUnd siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tag in einDorf, das war von Jerusalem etwa zwei Wegstunden ent-fernt; dessen Name ist Emmaus. Und sie redeten miteinan-der von allen diesen Geschichten. Und es geschah, als sie soredeten und sich miteinander besprachen, da nahte sich Je-sus selbst und ging mit ihnen. Aber ihre Augen wurden ge-halten, da sie ihn nicht erkannten.Er sprach aber zu ihnen: Was sind das fr Dinge, die ihrmiteinander verhandelt unterwegs? Da blieben sie traurigstehen. Und der eine, mit Namen Kleopas, anwortete undsprach zu ihm: Bist du der einzige unter den Fremden in Je-rusalem, der nicht wei, was in diesen Tagen dort geschehenist?Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zuihm: Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war,mchtig in Taten und Worten vor Gott und allem Volk, wieihn unsre Hohenpriester und Obersten zur Todesstrafeberantwortet und gekreuzigt haben. Wir aber hofften, ersei es, der Israel erlsen werde. Und ber das alles ist heuteder dritte Tag, da dies geschehen ist. Auch haben uns er-schreckt einige Frauen aus unserer Mitte, die sind frh beidem Grab gewesen, haben seinen Leib nicht gefunden, kom-men und sagen, sie haben eine Erscheinung von Engeln ge-sehen, die sagen, er lebe. Und einige von uns gingen hin zumGrab und fanden's so, wie die Frauen sagten; aber ihn sahensie nicht.Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren und trgen Herzens,all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben!Mute nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeiteingehen? Und er fing an bei Mose und allen Propheten undlegte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagtwar. Und sie kamen nahe an das Dorf, wo sie hingingen.Und er stellte sich, als wollte er w eitergehen. Und sie ntig-ten ihn und sprachen: Bleibe bei uns; denn es will Abendwerden, und der Tag hat sich geneigt. Und er ging hinein,bei ihnen zu bleiben.

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    den Augen, auch uns geht es nicht besser! Wir leben fters,als ob Jesus nicht bei uns wre. Die Em mausjnger sind mitihren Gedanken auf ihrem Wege! Sie sinnen dem Geschehe-nen nach. Und Jesus Christus ist direkt neben ihnen. Erkennt die Wahrheit, er wei das Ziel und die Erlsung. Dasgilt nicht nur fr diese Jnger, das ist wahr fr jeden Men-schen, ob Jude oder aus den Vlkern. Es ist eine allgemeineseelsorgerliche Wahrheit: wir sind auf unserem Wege, Jesusist mit uns, und er will uns eines bewut m achen, da er mituns geht und da er uns fhren will auf seinem schmalenWeg zu seinem Reich. Es kann lange dauern, bis wir mer-ken, da Jesus da ist und uns fhrt. Viele merken das ber-haupt nicht.Wie ist es mit Ihnen gewesen, warum tun Sie dies oderdas, zum Beispiel, warum lesen Sie jetzt dieses Buch? WeilJesus Sie auf seinen Weg fhren will. Den Weg haben nichtSie bestimmt. Erst langsam wurde es Ihnen bewut: Ich ge-he nicht allein. Der W eg, auf dem ich gehe, ist der Weg mei-nes Heilands; er fhrt mich, und ich gehe mit ihm. Das istdie seelsorgerliche Tiefe dieses Textes. Ich bin der Weg,sagt Jesus.Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tag aneinen Ort, der lag von Jerusalem bei zwei Stunden Wegs,des Name heit: Em maus. Und sie redeten miteinander vonallen diesen Geschichten. Von was fr Geschichten? Wohlber das Kreuz, auch ber die Berichte von Engeln, da ermglicherweise auferstanden sei.Diese Emmausj nger waren Jnger im breitesten Sinnedes Wortes, sie gehren nicht zum inneren Kern, aber siehngen an Jesus. Was hat er zu den Zwlfen gesagt, stndiggesagt, dreimal direkt zu seinen Jngern: Ich gehe nach Je-rusalem, um gekreuzigt zu werden und am dritten Tage auf-zuerstehen. Niemand hat das verstanden. Sicher haben siezugehrt, sie haben Ohren gehab t, doch sie hrten nicht. Siewollten nicht hren: Das Ziel meines Weges ist zu leiden,gekreuzigt zu werden und aufzuerstehen. Warum bereitetees ihnen Mhe, das zu erfassen? Warum? Weil in der ZeitJesu in Israel Krieg herrschte. Zehntausend Freiheitskmp-fer sind gestorben im Kampf gegen die Rmer. Sie wolltenIsrael mit Gewalt den Weg bereiten fr den Messias.

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    Das war nicht der W eg, den Jesus gehen wollte. Sie habenberall Gekreuzigte gesehen, doch das Kreuz als Weg zurErlsung kam fr sie nicht in Frage. Fr sie war das Kreuzein Zeichen der Schwachheit und der Niederlage. Und eineAuferstehung? Sicher gibt es in Psalmen die Behauptung,z. B. Psalm 49, 10.16, da einer dem Tod nicht auf ewigbergeben werde. Aber bis heute erwartet Israel eine allge-meine Auferstehung von den Toten (Dan. 12), und das istauch unsere Hoffnung.Jesus erfllt die Schrift, ist aber zugleich mehr als dieSchrift. Auf einer Seite erfllt er sie, und gleichzeitig fngter etwas total Neues an. ber was reden die beiden Jnger?Sie sind en ttuscht. Er ist gekreuzigt. Er ist tot wie jeder an-dere, der seinen Weg gegen die Rmer gegangen ist. Er gingeinen anderen Weg als die sogenannten Freiheitskmpfer,aber er ist tot, es ist zu Ende, er ist erledigt. Doch sie sindverwirrt, denn sie haben von den Frauen Geschichten ge-hrt, unglaubliche Geschichten, vor allem ber unser eige-nes Selbstverstndnis; so ist das der erste Schritt zumwahren Glauben. Die Em mausjnger sind verwirrt. Sie wis-sen nicht, was sie glauben sollen. Sollen sie glauben, was dieFrauen sagen? Es gibt alle mglichen Geschichten und Ge-rchte. Jesus hat Dinge gesagt, und die passen zu dem, wasdie Frauen sagen, da er auferstanden sei. Andererseits wis-sen die Jnger , da er tot ist. Wie ist nun alles zugegangen?Was stimmt nun?

    Die Jnger und ganz Israel haben gesehen, da es aus istmit ihm. Er ist am Kreuz. Es ist zu Ende mit ihm. Das istihre Auffassung. Jetzt hren sie Geschichten, eben un-glaubliche Geschichten , und sie sind innerlich verunsi-chert. Das ist der Glaubens weg fr jeden. Kein Menschkommt zum wahren Glauben an Jesus Christus, ohne inner-lich verwirrt zu sein. Es kann nur ein paa r Sekunden dauernwie bei Paulus: Wer bist du? , als er vor Damaskus stand.Er war innerlich verwirrt ber seine Selbstsicherheit, mit derer die Christen als Gotteslsterer verfolgte. Es geht bei Pau-lus nur eine sehr kurze Zeit, bis es ihm klar wird. Aber beivielen von uns, die zum Glauben kommen, hat die Verwir-rung lngere Zeit gedauert.Was bedeutet diese Verwirrung? Meine Art, die Welt zu

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    sehen, mein Selbstverstndnis, die ganze Welt um mich herund der Glaube ist in Frage gestellt, wenn da einer kommtund behauptet: Der ist der Knig der Juden, mein Knigund Knig der Welt, und er ist auferstanden von den To-ten. Das hat mich verwirrt, diese Botschaft, meine ganzeA rt, Dinge zu sehen und doch: das ist der Weg zum wah-ren Glauben.Was halten Sie von Menschen, die sagen: Wir sind guteChristen. Zwar gehen wir nicht in die Kirche. Wir beten sel-ten . W ir lesen nicht in der Bibel. Aber wir versuchen, so gutund gerecht zu leben, wie wir knnen? Das ist die schlimm-ste Art von Pharisertum, skulares Pharisertum, garnicht wie die Phariser in Israel, die waren glubige Men-schen in ihrer Art. Was soll man tun mit diesen skularenPharisern? Sie mssen total verunsichert werden. Daskann geschehen durch eine biblische Predigt. Die sprichtauch ber Verdammnis. Da hrt man von einem ernstenGott. Da man nicht so an Gott vorbeileben kann und sa-gen: Ich lebe mein Leben, ich gehe auf meinen Wegen, undselbstverstndlich kommt Jesus mit, so, wie ich ihn habenwill.Keine Rede! Es geht genau umgekehrt. Jesus geht seineWege. Er ist nah bei uns und er will uns fhren und wartet,bis wir bewut in seine Nachfolge treten.Dann fingen die Jnger an, weiterzureden. Sie mssendiese Verwirrung weitergeben. Was da geschieht, ist halbeMission. Mission bedeutet, die Gewiheit ber den gekreu-zigten und auferstandenen Jesus weiterzusagen. Hier han-delt es sich um eine Ungewiheit. Ist das Erzhlte wirklichgeschehen? Sie stecken die anderen an mit der Ungewiheitihrer eigenen jdischen Sicht der Dinge. Halb missiona-risch, weil es der halbe Schritt auf dem Weg zum Glaubenist.

    Erst m u unser k larer, selbstsicherer Weg in Frage gestelltwerden; wir mssen innerlich verwirrt sein, bis wir die neueWelt bejahen knnen. Der Weg zu Jesus Christus ist einhalb missionarisches Miteinanderreden, weil die Ungewi-heit ansteckt. Die Ungewiheit ber die eigene Selbstsicher-heit. Unsere menschliche Selbstsicherheit mu gettetwerden, damit wir die feste Gewiheit ber Jesu Kreuz und

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    Auferstehung, berhaupt ihre ganze Heilsbedeutung anzu-nehmen bereit werden. Wir mssen uns selbst in Frage stel-len, sonst leben wir als Mastab aller Dinge: Ich sehe es so,ich wnsche es so.Lesen wir weiter in Vers 15: Und es geschah, da sie soredeten und besprachen sich miteinander, da nahte sich Je-sus selbst und ging mit ihnen. Das ist ein Beweis dafr, daVerwirrungen dieser Art der erste Schritt sind, zum Glaubenzu kommen. Gerade als sie verwirrt sind, verunsichert sindin ihrem alten Verstndnis, gerade dann ist Jesus besondersnah. Er kom mt zu ihnen, aber sie kennen ihn nicht, weil sieeine Binde vor den Augen haben und weil sie noch nicht dieSicherheit haben in der Beurteilung der Bedeutung vonKreuz und Auferstehung. Um das geht es in diesem Text.Sie sollen sicher werden um Kreuz und Auferstehung. Es istinteressant, wie bei Maria Magdalena der einzige Weg zudem auferstandenen Jesus allein ber das Kreuz geht.Bei den Emmausjungern verluft es auf eine ganz andereArt. Sie mssen lernen, was Kreuz bedeutet, bis sie verste-hen knnen, da Jesus auferstanden ist. Ist das nicht bei je-dem so? Kennen wir einen Menschen, der zum Glauben anden Auferstandenen gekommen ist, ohne innerlich gekreu-zigt worden zu sein? Mute nicht ein jeder seine Selbstsi-cherheit, seinen Stolz, seine Lebensauffassung drangeben?Keiner komm t auf direktem Weg zu dem auferstandenenChristus, wir gelangen alle nur hin ber das Kreuz. Das istein Grund, warum Luther sagte: Bupredigt ist wahre Pre-digt. Die Bupredigt bezeugt, da wir Jesus gekreuzigt ha-ben, da wir an ihm schuldig sind. Nur wenn wir wissen,da sein Kreuz nicht nur ein historisches Ereignis ist, son-dern mein historisches Ereignis, nur dann ist der Weg offenzum Verstndnis der Auferstehung. So ist diese ganze Ge-schichte zu verstehen.

    Die beiden Jnger sind auf dem Weg zu einem neuen Ver-stndnis der Wirklichkeit. Die geht nur ber den gekreuzig-ten Herrn. Dann knnen sie den Auferstandenen sehen.Schauen wir weiter. Es ist eigentlich ein unheimlicher Ge-danke, da Jesus pltzlich zu den Jngern tritt und weitermit ihnen geht, und sie wissen nicht, da er da ist. Aber ih-re Augen wurden gehalten (Rom. 11), sie haben eine Binde

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    vor den Augen. Warum ausgerechnet eine Binde vor denAugen? Der Prophet heit unter anderm in der Bibel derSeher. Sie haben Augen und sehen doch nicht. Hier gehtes nicht um fleischliches Sehen, sondern um geistliches. Sieknnen ihn als den Auferstandenen nicht erkennen, weil sieden Heiligen Geist nicht empfangen haben. Sie sehen ihn,und sie kennen ihn doch nicht. Das wird auch Petrus undden anderen Jngern passieren am See Genezareth, nach-dem sie dem Auferstandenen schon mehrmals begegnetsind. Sie gehen fischen und merken nicht, da Jesus da ist,weil sie zurck zu ihrem alten Leben gehen und nicht damitrechnen, da Jesus da ist. Sogar bei Menschen, die den auf-erstandenen Jesus mehrmals erlebt haben, kann das gesche-hen. Da steht Jesus, und wir kennen ihn nicht. Wir habeneine Binde vor unseren Augen, auch wenn wir Jnger Jesusind. Wenn das bei Petrus passiert, kann es bei jedem vonuns passieren, obwohl er uns immer neu ins Bewutseinruft: Ich bin fr dich gekreuzigt, ich bin der auferstandeneund lebendige Herr.Aber ihre Augen wurden gehalten, da sie ihn nicht er-kannten . Er sprach aber zu ihnen: Was sind das fr Reden,die ihr zwischen euch handelt unterwegs?Fragt er es, weil er es nicht wei? O nein! Jesus wei ge-nau, was sie reden. Das ist seine seelsorgerliche Art. Er will,da sie die Verwirrung, in der sie befangen sind, erkennen.Dann kann er zeigen, was Wahrheit ist.Ich habe in meiner ersten Gemeinde eine Frau besucht,die war 40 Jahre alt, und m an vermutete bei ihr B rustkrebs,eine unheimliche Krankheit. Man mute einen Teil ihrerBrust entfernen, um festzustellen, ob es tatschlich Krebssei. Sie lebte in tiefster Verwirrung und Ungewiheit, wiedie Emmausjnger. Als ich sie im Krankenhaus besuchte,betete ich: Herr, meine gutgemeinten christlichen Wrterhelfen niemand, nur wenn du fr mich sprichst, kann ich ihrhelfen. Herr, la mich nichts sein, da dein Wort lebendigwird durch m ich, da ich nicht vernnftig denke, seelsorger-lich denke, das ist nichts, sondern rede du fr mich.Ich kam in ihr Zimmer. Da herrschte die gleiche Art vonUngewiheit wie bei den EmmausJngern. Ich betete still frmich: Herr, gib mir die rechten Worte. Leite mich, da ich

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    die Ungewiheit der Kranken klren kann. ber was redetihr, was fr Geschichten sind das?, fragte Jesus die Jn-ger. Und ich fragte sie: Wovor haben Sie Angst? Ich wu-te sehr genau, wovor sie Angst hatte. Sie sah mich an. Daswar, menschlich gesehen, die dmmste Frage, eine Kranke,die bei sich Brustkrebs verm utet, zu fragen, wovor sie Angsthtte . Aber so hat m ich Jesus geleitet zu fragen, da sie sichbewut wurde ber diese Ungewiheit und Verwirrung insich selbst. Und sie fing an zu erzhlen: Ich habe Angst,da ich sterben mu. Ich habe Angst, da ich leiden muwegen der Metastasen. Ich habe noch junge Kinder. Undsie fing an zu schwitzen vor lauter Angst und Unsicherheit.Es ist keine Seelsorge, wenn man sagt: Es ist bestimmtnicht Krebs, und alles wird wieder in Ordnung kommen.Nein, ich habe sehr genau betont, was es sein knnte. Undpltzlich habe ich gesagt: Jetzt schauen wir auf den ge-kreuzigten Jesus, und wir denken an seine Angst und an seinVerlassenwerden und seine Verzweiflung und an seineSchmerzen. Man sah ihr an , sie dachte ganz an ihn. Weitersagte ich: Geben Sie ihm alles, Ihre ganze Angst, Ihre gan-ze Not. In dem Moment, als ich das sagte, war es, als obdas ganze schwere Gewicht von mir selbst genommen wre,als ob mich Licht durchstrahlt htte, als ob alles Dunkle inmeinem Inneren pltzlich hell wrde. Da sah mich die Frauan und sagte: Ich habe keine Angst mehr. Ich habe Gotterlebt, Jesus ist bei mir. Ob ich leiden und sterben m u , ichgehre ihm, er ist bei mir. So stark war ihr Erlebnis, daich das selbst gesprt habe. Das waren Jesu Seelsorgewegehier. Er sagt nicht: Ach, das sind Geschichten und zu denLeidenden: O, es wird bestimmt bald besser sein. Es hilftniemand, sie halb anzulgen und menschlich nett zu sein.Jesus ist kein solcher Seelsorger, er redet Wahrheit undKlarheit aus der tiefsten Liebe. Das ist Liebe in Beziehungauf des Kranken Heil. Das ist sein Weg hier: die wahre Seel-sorge, die die Wahrheit sagt. Im Gesprch mit seinen Jn-gern tritt diese Wahrheitsliebe immer wieder hervor.Er aber sprach zu ihnen : Was sind das fr Reden, die ihrzwischen euch handelt unterwegs? Ist es nicht auch so imBittgebet? Jesus wei im voraus alles, was wir ihm sagenwollen. Warum will er es dann auch noch von uns hren?

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    Es geht genau um das gleiche. Er will, da wir ihm felsenfestvertrauen. Da blieben sie traurig stehen. Warum bliebensie traurig stehen? Es hat, wie so vieles in der Bibel, einephysische Bedeutung und eine geistige. Warum also? Weilsie selber nicht weiterwuten. Sie hatten keine Antwort indieser verwirrenden Geschichte. Jesus ist to t. Es ist aus. Siebleiben traurig stehen.Das geschieht stellvertretend fr jeden von uns. Wie oftsind wir in einer schwierigen Lage und versuchen, das selbstzu erklren , selbst zu bewltigen und letzten Endes kommenwir nicht weiter. Da gilt fr uns auch: Sie blieben traurigstehen, wir kommen nicht weiter. Ohne Jesus geht's nichtmehr.Und der eine, mit Namen Kleopas, antwortete undsprach zu ihm : Bist du allein unter den Fremdlingen zu Jeru-salem, der nicht wisse, was in diesen Tagen darin geschehenist. Das ist Ironie und paradox . Er ist der einzige, der wei,was passiert ist, und da sagt dieser Mann: Du bist der einzi-ge, der nicht drauskommt. Man schmunzelt ber so einenSatz. Aber man schmunzelt ber sich. Mit wieviel erhabe-nem Stolz beurteilen wir manche Ereignisse und bringen dasin unsere politischen und sozialen Kategorien hinein, wennwir, was dahintersteht, nicht verstehen, weil es aus GottesHand kommt. Sehr lustig ist das, aber nur uerlich. Manredet zu und von Jesus, als ob er der einzige wre, der nichtversteht, was geschehen ist. Jesus ist gekreuzigt. Warum?Dabei ist Jesus in Wirklichkeit der einzige, der versteht, wasuns dieses Kreuz bedeutet.Das ist unsere berheblichkeit und Gewiheit. Wirwissen von dem Gekreuzigten und haben groe Erwartun-gen, und du bist der einzige, der nicht wei. So ungefhrmeinen wir es. Du kommst aus dem Hinterland und ver-stehst gar nicht, was los ist, hier sind wir in Jerusalem in derHauptstadt Israels, im Mittelpunkt der Welt. Doch er istder einzige, der es versteht.So ging es im Dritten Reich, als die meisten Hitler zuju-belten, alle verwirrt und nicht mehr auf dem Boden der Wirk-lichkeit. So geht es in Ruland mit dem Komm unismus heute.So geht es bei allen diesen Massenbewegungen. Jeder machtmit. Wer bist du, da du nichts weit und mitmachst?

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    Und nur dieser eine versteht, der, der immer angeklagtwird. Ach, dieser Jesus, hat m an im Dritten Reich gesagt,das ist kein Kmpfer, kein richtiger H eld, kein Germane.So ist es mit dem Kommunismus. Dieser Jesus! Manmacht eine Geschichte mit ihm, als ob das Gott wre. Alsob es berhaupt einen Gott gbe... Und er ist der einzige,der alles versteht und der uns lehren knnte.Bist du allein unter den Fremdlingen zu Jerusalem? Je-sus hat bestimmt in seinem galilischen Dialekt gesprochen,deswegen galt er als Fremdling. Er kam aus Galila, wassollte er wissen! Sie muten es ihm erklren, denn sie warenJerusalemer, sie wuten Bescheid. Ein guter Seelsorger hltmit seiner Meinung zurck. Er will, da die andern zuerstetwas sagen. Er drngt sich selbst nicht auf, er warte t, wennmglich, bis die Menschen zu ihm kommen und reden.Vor zwei Jahren kam in meiner Gemeinde ein Mann zumir und sagte: Herr Pfarrer, ich will, da es niemand wei,da ich hier war, und erwarten Sie niemals, da ich in dieKirche komme. Ich habe mit Jesus und der Kirche nichts imSinn, aber meine Frau hat Krebs, und ich habe Angst undwill, da Sie fr mich und sie beten. Er kam also zu mirheimlich, bei Nacht, wie seinerzeit Nikodemus zu Jesus; erwollte nicht gesehen w erden, und er wollte, da ich bete, ob-wohl er nicht an Jesus g laub t. Er will nichts mit Jesus zu tunhaben, trotzdem sollte ich fr ihn beten. Er kam mehrmalszu mir. Ich hoffe, da er den Weg zum Glauben findenwird, das wre ja das Wichtigste. Seither bete ich fr ihn,aber ich mu warten und geduldig sein. Ich bin von Naturaus kein geduldiger Mensch; ein Seelsorger mu aber vielGeduld haben.Und Jesus sprach zu ihnen: 'Was denn?', als ob er esnicht wte. Er will, da die Leute sich deutlich ausdrcken.Sie aber sprachen zu ihm: 'D as von Jesus von Nazareth, wel-cher war ein Prophet.' Das war ein unerhrter Ausdruckfr einen Juden in jener Zeit. Die Prophtie war doch zu En-de, wie sollte Jesus ein Prophet sein? Die Prophtie hat auf-gehrt im 4. Jahrhundert v. Chr. Man wei, da es keinePropheten mehr gab im Alten Bund. Johannes der Tuferist ein Pro phet fr den Neuen Bund, und die Vollendung desAlten Bundes die Prophtie ist zu Ende.

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    Es machten viele diesen Fehler, die auer den Pharis-ern und den Schriftgelehrten, die es genau wuten, da eskeinen Propheten m ehr gibt folgerten: Entweder ist JesusGott oder ein Gotteslsterer, dazwischen gibt es nichts.Und er sprach zu ihnen: Was denn?, sie aber sprachenzu ihm: Das von Jesus von Nazareth, welcher war ein P ro-phet, mchtig von Taten und Worten vor Gott und allemVolk.Sie bemerkten prophetische Mchte in ihm, auch wenn eskeine Propheten mehr gibt. Die Juden sagten sich: Alles istmglich bei Gott, vielleicht tritt wieder ein Prophet auf,

    auch wenn wir geglaubt haben, da es keine mehr gibt.Wie ihn unsere Hohepriester und Obersten berantwor-tet haben zur Verdammnis des Todes und gekreuzigt. Wa-rum Verdammnis? 5. Mose 21, 23: Verflucht ist der, deram Holze hngt. Das bedeutet, das heilige Gesetz hat dasVerdammungsurteil Gottes ber diesen Mann ausgespro-chen, von dem wir glaubten, da er ein Prophet sei. Hiergeht es nicht um einen normalen Tod, hier geht es um denTod eines Menschen, der von Gottes heiligem Gesetz zumTode verurteilt ist. Das heilige Gesetz hat das letzte Wort ge-sprochen ber Jesus, er ist verdam mt. Ein zentraler Text frPaulus im Galaterbrief zum Beispiel. Hier geht es nicht umetwas dazwischen. Entweder ist er ein Prophe t, der ganz un-zeitgem auftritt, weil es ja gar keinen mehr gibt, oder erist nicht von Gott, sondern vom Satan, und er ist verdammt.Das Gesetz hat das letzte W ort ausgesprochen. Kein Menschkann das Gesetz, geistlich ausgelegt von Jesus in der Berg-predigt, erfllen, und deshalb erfllt Jesus das Gesetz imGeist und im Fleisch fr uns. Er bernimmt damit unsereVerfluchung vom Gesetz fr un s. Das Gesetz ist in Israel dieWegweisung zum ewigen Leben. Jesus Christus ist mit sei-nen ausgestreckten Hnden am Kreuz die Wegweisung zumewigen Leben fr uns.Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlsen wrde.Spren Sie hier die Verwirrung? Auf einer Seite steht, er seiein Prophet, auf der zweiten, er ist verdammt und auf derdritten, er knnte vielleicht der Messias sein.Ein P rophet kann Israel nie erlsen. Das gab es nie. Mansieht eine starke innerliche Verwirrung ber diesen drei Aus-

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    sagen: ein Prophet, ein vom Gesetz Verdammter und derErlser, auf den wir immer gewartet haben.Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlsen wrde.Und ber das alles ist heute der dritte Tag, da solches ge-schehen ist. Das bedeutet: es ist gesiegelt. Er ist den Totengegeben, entweder als Prophet, als Verdammter oder alsvermutlicher Erlser.Warum hat Israel Jesus nicht angenommen? Warum ha-ben ihn die Hohenpriester zum Tod bergeben? Nicht weilsie bse waren, das ist kindisches Denken. Sie waren sehrkluge und sehr glubige Menschen in ihrer Art und Weise.Warum haben sie es dann getan? Weil nach prophetischerAussage eine Aufgabe des Erlsers Israels unter anderemdie war, da er Israel den Frieden bringen werde, da dieVlkerwelt nach Jesaja, Kapitel 2, hinpilgern werde nachJerusalem zu dem Gott Israels und da das messianischeReich (Jes. 11) anbrechen werde. Jesus hat sich aber gewei-gert, das Volk von den Rmern zu befreien. Er war alsonicht der Messias, gestand es sich zhneknirschend ein. Nunhing Jesus da am K reuz. Das war ihr Verstndnis. Es warnicht bser Wille, aber es war falsch.Jesus wird wiederkommen und dann werden die Schrift-gelehrten und Phariser ihn annehmen. Jesus kam, den letz-ten Feind zu zerstren, und das sind nicht die Rmer oderdie Russen oder was man will, das sind wir selbst, wir sindunser grter Feind. Die Snde, die Schuld, der Satan lebtin uns selbst, und das wollte und will keiner sehen, weil wiralle selbstgerecht sind. Jesus soll fr mich da sein, er solltun, was ich haben will, er ist fr mich da. Wie viele Chri-sten denken so: Jesus, gib mir, was ich will, und ich glaubean dich! Das ist gerade das, was die Schriftgelehrten undPhariser auch dachten. Es gibt aber vor allem zwei Stellenin der Bibel, die ber einen anderen Jesus berichten, Psalm22 und Jesaja 53.Gott hat die Hohenpriester und Schriftgelehrten verstockt,hat ihnen eine Binde vor die Augen gelegt, damit der Glaubean Jesus Christus zu allen Vlkern der Erde gehen knne.Durch dich werden gesegnet alle Vlker auf Erden.Wenn die Juden Jesus angenommen htten zu Jesu Zeit,wre das nicht geschehen. Was sie wollten, war eine Befrei-

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    keit, das sind diejenigen, die wir ansprechen knnen mit un-serer Botschaft wenn wir den Mut haben, die wahre Bot-schaft zu sagen. Nicht mit klugen, menschlichen Aussagen,sondern mit klaren, biblisch begrndeten Feststellungenknnen wir dem andern deutlich zeigen: es gibt nur einenWeg vorwrts zum wahren Verstndnis und zur Bewlti-gung unserer Probleme, der Weg mit Jesus Christus.Was ist mit unserer Umwelt? Dieses aktuelle Problem,welches heute so viel Verwirrung stiftet. Warum haben wirdieses Baum sterben? Weil es die Schuld und den Schmutz inuns spiegelt. Unsere Welt ist uns gegeben, wir sollen ber sieherrschen, wie Gott ber uns herrscht, mit Liebe, im Be-wutsein unseres Auftrages. Tun wir das im Umgang mitden Tieren, mit unserer Natur? Die Welt um uns ist ver-schmutzt, weil wir schmutzig sind. Der einzige Weg zur Ret-tung ist Bue, mit einer nderung in uns selbst, nicht mitunserer Auffassung von der Natur, sondern mit unserenAnsichten von Gott und Jesus Christus.Wie viele Menschen ergehen sich in der Natur, um zu ih-rem Gott zu beten. Mit dieser Einstellung machen sie sichdie Natur zum Gtzen. Ich brauche am Sonntag nicht indie Kirche zu gehen, H err Pfa rrer, ich gehe in die Natur, inden Wald. Das ist das, was diesen Wald verschmutzt. DerWald ist zum Gtzen geworden. Der Herr zerstrt die Gt-zen. Weil wir innerlich schmutzig sind, ist unser ganzes Le-benselement verschmutzt. Wir leben am Ende der Tage. Wirwerden dieses Problem nicht beseitigen. Was wir tun kn-nen und sollen ist, uns zu beugen in wahrer Bue und eineneue Beziehung zum Herrn zu finden, der nicht nur in derNatur, sondern vor allem in dem gekreuzigten Jesus ange-boten wird. Dann knnen wir praktisch und physisch diesesProblem anpacken. Das ist der einzige Weg, auf dem etwaserreicht werden kann.Sonst wird pltzlich etwas Neues ausbrechen, ein neuesbel, das noch viel grer ist als das vermeintlich Besiegte.So ist es, wenn M enschen, die nicht erlst sind, ihre Proble-me anpacken. So war es mit diesen Jngern. Sie kommennicht weiter, weil sie noch nicht zu ihrem Heiland gekom-men sind.

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    Und etliche von ihnen gingen hin zum Grab, und fan-den's so, wie die Frauen sagten, aber ihn sahen sie nicht.Wir gehen einen Schritt weiter. Etliche von ihnen, sogarMnner, gehen hin, sehen ihn aber nicht. Wir mssen ihnsehen. Das ist die Ironie, sie sehen Jesus vor sich und erken-nen ihn nicht. Sie schauten ins Grab und sahen ihn nicht.Das will sagen: Wir wollen ihn sichtbar erleben, nur dannglauben wir. So war es bei dem verzweifelten Thomas. Aberdie Jnger haben Jesus direkt vor sich und sehen ihn nicht.Sie haben Augen und sehen nichts, sie haben eine Binde vorihren Augen. Ist es nicht so mit vielen, vielen Menschen umuns, wenn wir versuchen, in ihnen das Verstndnis fr Jesuszu wecken. Und Jesus ist da, wartet auf sie, aber sie erken-nen ihn nicht, sie gehen ihrer Wege. Das ist die Grundfragedieses Textes: Auf welchem Weg stehen die Emmausjnger?Sehen und erkennen sie Jesus? Stecken sie noch in der Ver-wirrung drin, oder sind sie auf Jesu Weg? Doch, halbwegssind sie mit Jesus gegangen, und es scheint, es werde immermehr Jesu Weg sein. Erst d ie Verdeutlichung ihrer Verwir-rung und dann die Klrung durch Gott selbst.Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren und trgen Her-zens, zu glauben alledem, was die Propheten geredet ha-ben. Er redet gut, direkt, so soll man reden, so spricht Gottselbst. Er redet nicht wie leider viele Pfarrer heute so un-klar, da man, wenn man aus einer Predigt kommt, garnicht wei, was er gesprochen hat. Jesus redet klar unddeutlich: O ihr Toren und trgen Herzens. So sollten wirpredigen. E in deutliches, klares B wort.Jesus redet klipp und klar wie die wahren Propheten. Diehaben deutlich und klar und scharf Gottes Wort verkndigt.Warum ist das in unseren Kirchen so wenig zu hren? Wieviele Pfarrer haben wir, die die sozialistische M ode, die gr-ne Mode, die feministische Mode, die Friedensmode alsAusweg suchen und wollen nicht die klare Wahrheit, die inder Schrift steht? Das ist doch ein wunderbarer Satz, einewunderbare Besttigung fr die, die wirklich Jesus verkn-digen wollen: O ihr Toren und trgen Herzens, zu glaubenalledem, was die Propheten geredet haben! Mute nichtChristus solches leiden und zu seiner Herrlichkeit einge-hen? Das ist doch selbstverstndlich, das ist der einzige

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    Weg: Er mu sterben, er mu gekreuzigt werden. Und erfing an bei Mose und den Propheten und legte ihnen in derganzen Schrift aus, was darin von ihm gesagt war.Wahrheit kommt allein durch die Schrift. Sie kommtnicht durch eine Modebewegung, nicht durch Zeitgeist, siekommt von der Schrift, wie Luther sagt, als ganzes, durchdie ganze Schrift.Wie ist Jesus zu erkennen, da er der gekreuzigte und auf-erstandene Herr Israels ist? Durch das Alte Testament. KeinWort vom Neuen Testament, das bestand noch nicht. Sehroft zitierte Jesus das Alte Testament. Jede Theologie, diedas Alte Testament heruntersetzt das gilt auch fr diemodernistische Bewegung , verkennt Jesu eigene Aussa-gen ber sich selbst.Manche Menschen kaufen ein Neues Testament mit Psal-men. Es gibt sogar Christen, die glauben, da die Psalmenim Neuen Testament stehen. Das Neue Testament mit Psal-men: das ist keine Bibel, man braucht das ganze WortGottes.

    Mute nicht Christus solches leiden und zu seiner Herr-lichkeit eingehen? Und er fing an bei Mose und allen Pro-pheten und legte ihnen die ganze Schrift aus , was darin vonihm gesagt war. Wir waren nicht dabei, aber wir knnenungefhr wissen, was er gesagt ha t. Aufgezhlt werden Mo-se, Propheten, ganze Schriften, das bedeutet die Psalmenund andere Schriften. Wenn Jesus ber das Kreuz redete,hat er bestimmt zwei Schriften in den Mittelpunkt gestellt,nmlich Jesaja 53 und Psalm 22. Jesaja 53 ist die einzigeSchrift in der ganzen Bibel (es gibt im N euen Testament soetwas nicht), welche Jesu Kreuz beschreibt und zugleich ver-deutlicht. Es gibt in den Evangelien alle mglichen Beschrei-bungen: die Passion Jesu, sein Kreuz, und in den Epistelnwird Kreuz stndig erklrt es gibt aber keine einzige Stelleim Neuen T estament, welche in der letzten Tiefe beides zu-sammenbringt.Psalm 22: Jesus hat den ganzen Psalm 22 am Kreuz gebe-tet, da habe ich keinen Zweifel. Ich kann Ihnen zwei Bewei-se dafr erbringen, da Jesus den gesamten 22. Psalm amKreuz gebetet ha t, nicht nur Mein G ott, m ein Gott, warumhast du mich verlassen?.

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    er stellte sich, als wollte er weitergehen. Hier merkt man,wie geschickt der Seelsorger Jesus vorging. Ich gehe weiter,wenn ihr mich nicht braucht. Aber Jesus wei sehr genau,sie brauchen ihn unbed ingt. E r zwingt sich nicht auf. Er sagtnicht: Ich komme mit hinein und werde zeigen, wie daswar. Er stellt sich, als ob er weitergehen mch te. Er wartetauf eine Schlufolgerung von uns. Glaube kommt letztenEndes von ihm, aber er will, da uns bewut ist, da er derist, der Israel erlst hat, der der Heiden Heiland und Knigder ganzen Welt ist.Er wollte weitergehen, und sie ntigten ihn. Sie hieltenihn fest und sprachen: Bleibe bei uns, denn es will Abendwerden, und der Tag hat sich geneigt. In Israel fngt einneuer Tag mit dem Sonnenuntergang an . H ier knnen dieseJuden im Untergang ihrer alten Welt einen neuen Tag her-einbrechen sehen, eine neue W elt. Gerade als es Abend wur-de, war die bisherige Vergangenheit verdunkelt, und derneue Tag fing an. Wir wollen, da du bei uns bleibst, wirbrauchen dich. Die beiden Mnner sind glubig geworden.Ohne dich, der du uns fremd bist, kommen wir nicht weiter.Ich kann nicht in meinen Beruf gehen ohne Jesus. Ich kannmeine Kinder nicht erziehen ohne Jesus.Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben. Da er mitihnen zu Tische sa, nahm er das Brot. Es geschah etwas,was nicht geschehen sollte. Wer sollte das Brot brechen?Der Hausherr. Da stellt sich Jesus als Herr dieses Hauseshin. Das ist das neue Haus Israel, der neue Bund. Er brichtdas Bro t. Wir denken sofort an das Brot des Lebens. Die Ju-den beten zu Tisch ber dem Brot und teilen es aus. Wirdrfen alle Anteil haben an diesem Mahl, am Gott derSchpfung. Jesus hat das gedeutet: Ich bin der Herr, derGott der Schpfung. Das ist mein Leib, der fr euch gege-ben ist.

    Hier erinnern wir uns an seine endgltige Tischgemein-schaft bei der Einsetzung des Heiligen Abendmahls. Undgerade bei diesem Tischgebet erkennen die Jnger Jesus.Wehe uns, wenn wir das Tischgebet versumen, wenn wirdie Gaben der Schpfung als Selbstverstndlichkeit anneh-men. Psalm 104 warnt uns, da dann diese Gaben von unsgenommen werden knnen. Jesus zeigt sich hier bei dem

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    Tischgebet als der Herr, um zu verdeutlichen, da er derewige Vater ist, der Herr der Schpfung, und durch sei-nen Leib, seinen gekreuzigten Leib, der Weg zur neuenSchpfung.Da wurden ihre Augen geffnet, und sie erkannten ihn,und er verschwand vor ihnen. Die Binde ist jetzt von ihrenAugen genommen, und zugleich zeigt der gekreuzigte undauferstandene Herr sich als Herr ber die Schpfung, dennweder Zeit noch Raum verfgen ber ihn, sondern er ver-fgt ber sie. Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.Anfang bedeutet Zeit und Himmel und Erde Raum.Jesus als Schpfer-Gott steht ber beidem, Zeit und Raum.So kann er hier verschwinden und in Sekunden ganz wo an-ders erscheinen.Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unserHerz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege, als er unsdie Schrift ffnete. Herz bedeutet in der Bibel unser We-sen, der Ort der Wahrnehmung, von beidem der Gedankenund Gefhle. Durch sein Wort, durch seine Schriftausle-gung haben sie ihn als ihren auferstandenen Herrn erkannt.Nur durch sein Wort knnen wir zum Glauben kommen.Der Heilige Geist wirkt durch das Wort wie bei der Pfingst-predigt des Petrus.Da erkannten sie ihn, den Gekreuzigten. Sie nahmen ihnwahr im tiefsten Sinne seines Kreuzes, als Jesus das allesselbst auslegte, und deswegen konnten sie ihm begegnen.Der Herr ist wahrhaftig auferstanden. ber das Kreuz al-lein fhrt der Weg zu dem Auferstandenen. Dann gingen sienach Jerusalem zu den Zwlfen (jetzt nur noch elf, ohne Ju-das), um weiterzuerzhlen. Durch dieses Weitergeben desgepredigten Wortes von Jesus selbst durch den HeiligenGeist, aus dem gepredigten Wort vom Kreuz hier von Je-sus selbst entstand, ja war schon Mission. Welch ein Ju-bel: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden!

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    ThomasDas sagte er, und danach spricht er zu ihnen: Lazarus, unserFreund, schlft, aber ich gehe hin, ihn auf zuerwecken. D asprachen seine Jnger: Herr, w enn er schlft, wird's bessermit ihm. Jesus aber sprach von seinem Tode; sie meintenaber, er rede vom leiblichen Schlaf. Da sagte es ihnen Jesusfrei heraus: Lazarus ist gestorben; und ich bin froh um eu-retwillen, da ich nicht dagew esen bin, damit ihr glaubt.Aber lat uns zu ihm gehen! Da sprach Thom as, der Zwil-linggenannt wird, zu den Jngern: Lat uns mit ihm gehen,da wir mit ihm sterben!(Joh. 11,11-16)Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt anmich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.Wenn 's nicht so wre, htte ich dann zu euch gesagt: Ich ge-he hin, euch die Sttte zu bereiten ? Und wenn ich hingehe,euch die Sttte zu bereiten, will ich wieder kommen undeuch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin. Und w o ichhingehe, den Weg wit ihr. Spricht zu ihm Thomas: Herr,wir wissen nicht, wo du hingehst, wie knnen wir den Wegwissen? Jesus spricht zu ihm : Ich bin der Weg und dieWahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denndurch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihrauch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihnund habt ihn gesehen.(Joh. 14,1-7)Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer der Zwlf,war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten d ie andernJnger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er abersprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Hnden die N-gelmale sehe und meinen F inger in die Ngelmale lege undmeine Hand in seine Seite lege, kann ich's nicht glauben.Und nach acht Tagen waren seine Jnger abermals drinnenversamm elt, und Thomas war bei ihnen. Kom mt Jesus, alsdie Tren verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und

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    spricht: Friede sei mit euch! Danach spricht er zu Thomas:Reiche deinen Finger her und sieh meine Hnde und reichedeine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht un-glubig, sondern glubig! Thomas antwortete und sprach zuihm: Mein Herr und mein Gott! Spricht Jesus zu ihm: W eildu mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Seligsind, die nicht sehen und doch glauben! Noch viele andereZeichen tat Jesus vor seinen Jngern, die nicht geschriebensind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, damit ihrglaubt, da Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und da-mit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinemNamen.(Joh. 20,24-31)Thomas ist der Mensch unserer Zeit. Es gibt keinen Men-schen in der Bibel, der so beschrieben wird, wie dieser Tho-mas. Was war das fr einer, dieser Thom as? Thomas glaubtnur, was er sieht und berhrt, er ist ein reiner Materialist.Wir haben unter uns, grob gesehen, zwei Arten von Mate-rialismus. Da ist der theoretische Materialismus, der Mar-xismus, welcher materielle Gter nicht hervorbringt. Dergroe Widerspruch des Marxismus ist seine materialistischeIdeologie, die zu materialistischem Bankrott fhrt, und da-neben haben wir den Materialismus unseres weltlichen Le-bens: Wir sagen, wir bekennen uns mit unseren Lippen zuGott, leben aber letzten Endes fr die Gter dieser Welt.Thomas ist der endzeitliche Mensch. Fr ihn existiert nur,was er sehen und hren kan n. Das bedeutet: Thomas ist derM astab fr sich, fr alle Dinge. Er lebt in Erbsnde, kenntaber Jesus. Er ist nicht Ju das . Er ist nicht der, der Jesus ver-r t, gewi nicht. Wenn dieser wir mchten sagen hoff-nungslose Fall, Thomas, geheilt und gerettet werden kann,dann kann jeder geheilt und gerettet werden.Vor der Konfirmation whlen meine Konfirmanden dreiSprche aus der Bibel. Dann lade ich sie einzeln zu mir ein.Nach einem langen Glaubensgesprch darf jeder seinenSpruch wnschen. Einen Spruch habe ich immer reserviertfr die , von denen ich glaube, da sie hoffnungslose Fllesind wie Thomas. Am Schlu sagt Jesus zu diesem: Seligsind, die nicht sehen und doch glauben. Diesen Spruch ge-

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    be ich meinen unglubigsten Konfirmanden, soweit ich dasbeurteilen kann vom Gesprch her. Er soll ihnen als Weg-weisung dienen.Aber: Diesen Thomas kennen wir alle. Die Mehrzahl derMenschen, mit denen wir zu tun haben, sind solcheThomas-Menschen. Ist er tief genug gesunken, kann er nocherrettet werden.Johannes 11,11-16: Solches sagte Jesus, und danachsprach er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, schlft. Aber ichgehe hin, da ich ihn aufwecke. Manche sagen: Meint Je-sus wirklich, da er schlft? Selbstverstndlich meint er das.Er hat auch das gleiche ber des Jairus Tochter gesagt. InGottes Augen gibt es jetzt keinen Tod. Jesus wei, erkommt wieder, und alle Toten werden auferweckt werden.Tausend Jahre sind nur ein Augenblick vor Gott. Dieser La-zarus ist in Jesu Augen nicht tot, er schlft, bis er gewecktwird. Er mu aber nicht warten bis zum Jngsten Gericht,er wird von Jesus jetzt auf erweckt. So ist es mit unseren To-ten. Jeder, der stirbt, schlft in Gottes Augen nur. Das drftIhr Euch sagen als Trost, wenn einer Eurer Ehegatten, einesder Eltern oder Groeltern stirbt, sie schlafen nur. Zum Ge-richt, da werden sie auferweckt. Natrlich wissen wir, daes Menschen gibt, die direkt zu Gott in sein Reich hinge-rckt werden. Es gibt andere, die werden vor das Gerichtkommen. Stephanus ging direkt in Gottes Reich. Bei ande-ren Menschen nehmen wir an, da sie im Gericht vor Gotterscheinen mssen. Das alte Bild: die Geretteten und dieVerdammten. Wir drfen und knnen nicht zuteilen.Der Pfarrer, der mich getauft hat, hat mir von einer Frauerzhlt, die hatte ein verpfuschtes Leben. Sie ging zu einemPsychologen, wie man es heutzutage m acht, und dann wirddas Leben oft noch verpfuschter. Und als die Frau zu demPfarrer kam mit allen mglichen Schuldgefhlen und auchder ganzen psychologischen Terminologie (das hatte dieDinge noch schwieriger gemacht als alles zusammen:schwierig mit den Eltern, schwierig in der Ehe), da kam sieSchritt um Schritt zum Glauben an Jesus Christus zu ihremwahren Heil. An dem Tag, an dem sie sich fr Jesus ent-schieden hatte, hat sie erfahren, da sie Krebs habe. Einemerkwrdige Geschichte. Der Tag, an dem sie gerettet wur-

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    de, wird fr ihren Leib zum Tode bestimmt. Ihr Pfarrer warbei ihr, als sie im Sterben lag. Sie blickte ihn an mit einemstrahlenden Gesicht, und ihre letzten Worte waren: Ich zie-he in eine Wohnung ein, lchelte strahlend und starb. DieWohnung des Herrn gehrt zum himmlischen Jerusalem.Sie ging direkt zum Herrn. Sie brauchte nicht im Tod zuschlafen, sie war sogleich bei ihm. Jesus redet immer berden Tod als Schlaf. Das bedeutet: ber den lebendigen GottIsraels hat der Tod keine Macht. Gerade wenn Jesus das sosagt, mssen wir wissen, da er ja sowieso der Herr der Auf-erstehung ist. Der lebendige Gott Israels kennt keinen Todals endgltigen Zustand fr die Seinen. Er hat uns zum Le-ben geschaffen, nicht zum Tod. Von vornherein redet er indiesem Sinn. Thomas natrlich versteht ihn nicht.Aber ich gehe hin, da ich ihn aufwecke. Herr,schlft er, so wird's besser mit ihm. Die Jnger meinten,das sei ein guter medizinischer Rat. Rege dich nicht auf, erbraucht Schlaf, er wird sich erholen, so meinten die Jnger.Er schlft jetzt, alles ist gut, das ist fein. So sind die Jngerimmer, nur allzu menschlich. Auch Petrus bei der Verkl-rungsgeschichte dachte so: Lat uns eine Htte bauen. Es istschn, bei Mose und Elia zu bleiben. Ja, das htte ihnengepat.Wie einer der grten deutschen Dichter unseres Jahr-hunderts, Joseph Roth, sagt: Gott brauchte kein Genie, erwirkt in den einfachsten Menschen auf die einfachste Artund Weise. So sehen wir Petru s, ebenso Jak ob . Es sind ge-rade zentrale Gestalten in beiden Bnden, im Alten wie imNeuen Testament. Wie der allzu menschliche Jakob, der davoller Fehler und Schuld ist, der schlielich Israel heienwird. Jakob bedeutet der Betrger. Er ist nicht der Be-sondere wie David, aber er ist der, der Israel, Gotteskmp-fer, heien wird. So ist es mit Petrus. Er ist nicht derBesondere wie Paulus. Paulus hat sicher auch sehr vielSchuld, aber er ist ein besonders Begabter. Jakob und Pe-trus sind Alltagsmenschen. Das heit: so wie wir auch.Glaubt Ihr, da groer Verstand die Voraussetzung fr dieNachfolge Christi ist? Die Hauptgegner Jesu Christi sind dieintelligentesten Menschen, die ganz hochgelehrten Mnnerund Frauen.

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    Petrus ist ein Mensch von sehr durchschnittlicher oder so-gar unterdurchschnittlicher Intelligenz, und er ist einer derwichtigsten Jnger geworden, nicht der ppstliche Petrus,sondern der sinkende Petrus, der ganz und gar abhngig istvon Jesus. Aber er eiferte fr Christus wie kein anderer.Zurck zu Lazarus. Da sprachen seine Jnger: Herr,schlft er, so wird's besser mit ihm.Jesus merk t, da er nicht weiterkommt mit dieser Art vonGesprch. Jesus hatte tatschlich von des Lazarus Tode ge-sprochen. Sie meinten aber, er rede vom leiblichen Schlaf.Da sagte es ihnen Jesus frei heraus. Jetzt hat er genug, sichmit seiner tiefsinnigen Art auszudrcken. Er gibt eine medi-zinische Diagnose: Er ist tot. Ja, hier kann kein Zweifelbestehen. Lazarus ist gestorben. Und ich bin froh um eu-retwillen. Was fr eine ungeheuerliche Aussage: Lazarusist tot, und ich bin dankbar und froh, da das so ist. Werredet ber den Tod so?Eine kleine hierher passende Zwischengeschichte.Bei meiner frommen jdischen Gromutter habe ich soetwas erlebt. Sie hatte auch meine Ehe mit einer deutschenFrau akzeptiert, was erst nach mhsamen und schwierigenVerhandlungen angenommen wurde. Sie sagte: Der Herr,der Gott Israels, wird wissen, warum er das zult. Alsnach mehr als fnfzig Jahren sehr glcklicher Ehe derGrovater starb, erzhlte mir meine Mutter, ging die Gro-

    mutter strahlend zu der Beerdigung. Sie ha tte sich schn an-gezogen in schwarz und strahlte, als ob das ein schnerFesttag wre. Alle haben geweint, weil er ein sehr guterM ann gewesen war. Meine Grom utter strahlte und hat allegetrstet und gesagt: Der Herr gibt, und der Herr nimmt,geheiligt sei der Name des Herrn. Sie meinte das auch so,es war nicht nur Lippenbekenntnis. Sie sagte: Wenn derHerr meinen Mann nimmt, dann nimmt er ihn. Ich kannnur glcklich sein, weil Gott das tut. Er wei viel besser alsich, was gut ist. Warum soll ich traurig sein? Das ist wah-rer Glaube.

    Lazarus ist gestorben, und ich bin froh um euretwillen.Warum um euretwillen? Er will mit diesem Tod etwas zei-gen. Er gehrt zu seiner Verkndigung. N atrlich ist es eine

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    wissen wir, da der Tod keine Macht mehr ber uns hat. Sowie meine Gromutter, die hat sogar nur an den Gott Israelsgeglaubt, sie kannte ja Jesus nicht, aber sie hat den Todnicht ernst genommen. Sie hat gesagt: Gott gibt es. Ich ak-zeptiere es.Wir Christen knnen noch viel weiter gehen. Paulus lachtber den Tod: Du hast keine Macht ber mich. Ebenso re-det Jesus in Vollmacht im selben Sinne: Ich bin froh, daer tot ist, da ich meine Macht zeigen kann. Ich bin der le-bendige Gott Israels. Wir mssen merken, welche Aussa-gen es gibt ber den Gott Israels. Er hat hier mit Juden zutun. Er ist der gerechte Gott, deswegen die Bergpredigt. Da

    wird die majesttische Gerechtigkeit Gottes gezeigt. Er istder lebendige Herr, deswegen die Auferstehung, die Auf er-weckung, die er bewirkt, und dann auch seine eigene Aufer-stehung von den Toten. Er ist natrlich auch der Gott derBarmherzigkeit, der Liebe und der Gott der Geschichte. Dashaben wir alles in Jesus.Wir haben in Jesus noch m ehr. Jetzt kann er an dem totenLazarus seine Macht als der lebendige Gott Israels zeigen.Er will ihn auferwecken von dem Tod. Dazu ist Jesus ent-schlossen. Da kommt Thomas mit einem Einwand, derschwer zu verstehen ist: Lat uns mitziehen, da wir mitihm sterben. Was meint er damit? Vielleicht: Er knntemeinen, nach jdischem Brauch wolle er sieben Tage da sit-zen, da der Tod an uns selbst mitwirkt, da wir seinen Todvollziehen in unserem eigenen Erlebnis, damit er auch in unsstirbt. Das wre eine annehm bare Auslegung. W ir sitzen sie-ben Tage lang, und dieser Tod wird m itbewirkt in uns. Wirwollen mit ihm sterben in seinem Tod.Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubtan mich... (Joh. 14, 1-7). Wir brauchen keine Angst vordem Tod zu haben, wenn wir an den Gott Israels in JesusChristus glauben. Wir haben keinen Grund, Angst zu habenvor dem Tod und erschreckt zu sein, wenn er kommt. Ob-wohl der Tod eine erschreckende Sache ist. Er ist der bewe-gendste Verkndiger. Ich war einmal als Dichter in einenPub eingeladen in einem Arbeiterviertel in Newcastle, ummeine Lyrik zu lesen. Diese ist sehr modern und recht kom-pliziert und alles andere, als was man sonst in einem Pub

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    liest. Aber ich ging trotzdem hin und las Gedicht um Ge-dicht ber den Tod. Viele junge Mnner waren mit ihrerFreundin und mit ihrem Bier da, es war recht laut. Nachfnf Minuten herrschte eine Totenstille in dem Saal. DieLeute waren gefesselt. Ich habe nur Gedichte ber den Todgelesen. Der Tod bringt jeden in seinen Bann. Ich sprechesogar in der Schule in der vierten Klasse ber Texte, die vomTod handeln. Die Schler sind ganz Auge und Ohr. Der Todspricht jeden an. Das hat eine doppelte Bedeutung. Er wirdauch jeden von uns beschlagnahmen. Es gibt keinen Men-schen, der nicht vom Tod angesprochen wre, denn der Todhat Allmacht ber den Menschen ohne Gott. Er ist der Ver-kndiger gegen den Materialismus unserer Zeit.In dem M om ent, in dem wir wahrnehm en, was Tod wirk-lich bedeutet, sind wir auf dem Scheideweg, wie die Jngerauf dem W eg nach Emm aus. Wenn wir sagen, es gibt keinenGott, oder ich glaube nicht an Gott, dann hat der Tod All-macht und spricht das letzte Wort. Das Leben ist dann nurein bser Witz, wie Nietzsche das ausdrckte. Wenn wiraber an Gott glauben und wir wissen, was Jesus von uns ver-langt, nmlich die Nachfolge, mit ihm Tag um Tag leben,dann wissen wir sehr genau, um was es geht. Entweder lebeich mit Christus jeden Tag, dann werde ich mit Christussterben und mit ihm auferstehen, oder alles, was ich habeund will, wird von mir genommen werden. Dieses ThemaTod ist das zentrale Thema im Kam pf gegen den Materialis-mus. Alles, was mit Materie zu tun hat, auch unsere feisch-liche Person, wird vom Tod gefressen werden. Das ist eineGrundwahrheit. Jesus aber sagt: Erschrecket nicht berden Tod . P aulus lacht gar den Tod aus. Wir Christen kn-nen gelassen dem Tod gegenbertreten. Das ist aber leichtergesagt als getan. Wir wissen jedoch, dieser Tod hat keineMacht mehr ber uns, wenn wir wirklich an Jesus glauben.Euer Herz erschrecke nicht. Herz bedeutet nicht eineWelt der Gefhle in der Bibel, sondern Wahrnehmungsort.Das ist nicht nur Gefhls-, sondern auch Verstandessache.Diese Gefhlswelt ist die Niere. Die Schler der neuntenKlasse in der Hauptschule malten ein Herz an die Wandtafelund schrieben zwei Nam en hinein. Ich sag te: Weg mit demHerz, malt eine Niere fr mich. Sie fragten: Warum eine

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    Niere? Ich meinte: Wenn ihr etwas ber Liebe aus-drcken wollt, mt ihr eine Niere malen, denn das ist derOrt des Gefhls in der Bibel, nicht das H erz . Diese Herzens-sache als Gefhl kommt aus der Romantik.In meines Vaters Hause sind viele W ohnungen. Warumsagt Jesus dies? Weil es unter seinen Jngern einen gibt, dersich abtrennen wird. Nicht endgltig wie Judas, sondernThomas. In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen,das bedeutet, dort wird auch eine Wohnung fr Thomassein. Es gibt eine fr jeden von uns, der mit Jesus lebt, mitallen unseren Schwchen, mit unserem Kleinglauben, solan-ge wir aus Bue leben und immer wieder den Weg zurckzu Christus finden. Da ist eine W ohnung schon jetzt fr unsbereit.Der Neujahrstag in Israel bedeutet: an diesem Tag ent-scheidet G ott , wer dieses Jah r berleben wird und wer nicht.Christlich gesehen, kann man sagen, dieser Tag ist GerichtGottes . Es wird entschieden, wer sterben wird in unserer Ge-meinde im kommenden Jahr. Da bereitet Gott die Wohnun-gen fr die, die ihm gehren. Vielleicht werden sie imGericht spter einziehen, vielleicht sogleich. Da gibt es keineProbleme der Sozialwohnungen und keine der erhhtenMieten. Auch fr Thomas gibt es hier eine Wohnung. Inmeines Vaters Hause sind viele Wohnungen (fr alle mgli-chen Menschen). Wenn es nicht so wre, wrde ich zu euchgesagt haben: Ich gehe hin, euch die Sttte zu bereiten?Euch, dann gehrt auch Thomas dazu. Und wenn ich hin-gehe, die Sttte zu bereiten, so will ich wiederkommen undeuch zu mir nehm en, damit ihr seid, wo ich bin. Und wo ichhingehe, den Weg wisset ihr. Jesus hat das alles zusam-mengebracht wie ein L ehrer. Der Weg zu seinem Reich gehtber sein Kreuz. Und wo ich hingehe, den Weg wisset ihr:Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Und werda redet, gerade an diesem zentralen Punkt, wo Jesus alleserklrt hatte, ist Thomas: Herr, wir wissen nicht, wo duhingehst, wie knnen wir den Weg wissen? Jesus hat dasschon fters erklrt: da er zum Sterben geht. Das hat erjetzt in Beziehung zu Lazarus gebracht. Aber Thomas weidas nicht, wohin Jesus will (und m u ). Das gleiche Problemwie bei den EmmausJngern. Sie sind auch auf einem Weg,

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    gern, und Thomas ist nicht da. Hat er eine Entschuldigung?W arum wohl ist Thomas nicht bei ihnen? Pflegte er nur einelose Beziehung zu den andern Jngern? Geht er manchmalhin, wie manche in unseren Kreisen? Manchmal ist er daund manchmal nicht? Und er fehlt hier im entscheidendstenMoment! Es gibt keine Entschuldigung dafr. Trotzdemnimmt Jesus ihn an. Er aber, Thomas, sprach zu ihnen:Wenn ich nicht in seinen Hnden die Ngelmale sehe undlege meinen Finger in die Ngelmale und lege meine Handin seine Seite, kann ich's nicht glauben. Ich bin der Ma-stab der Wirklichkeit, ich, Thomas. Ihr knnt schwtzenwas ihr wollt, ich will das selbst sehen. Was fr eine frch-terliche Aussage! Hren wir das nicht imm er wieder heutzu-tage? Was ist das mit Jesus? Sogar einige russische Kos-monauten haben gesagt: Wir waren im Weltall und sahenGott nicht. Was fr eine lcherliche Aussage ist das! Dasist das Tiefste des Sndenfalls. Ich werde bestimmen, ob Je-sus auferstanden ist oder nicht und ob das Gott ist odernicht. Ich werde Gott richten. Das ist der Sndenfall desmodernen Menschen: Ich werde entscheiden, ob Jesus Gottist oder nicht! Das ist Blasphemie, Lsterung!Thomas macht sich zum Richter: Ich entscheide, ich willdas mit meinem Finger spren. Ein Wunder, da Jesus ihnnicht aufgibt! Dieser Thomas ist der Mensch unserer Zeit.Da Jesus zu diesem trotzdem hlt! Jeder von uns wrde sa-gen: Dann la ihn. Er kann sehen, was aus seinen Fehlernwird, wenn er stirbt. Der ewige Tod steht ihm bevor. Ge-schieht ihm recht! Lassen wir ihn . Das wre die Reaktion ei-nes jeden von uns. Das ist, was er verdient hat! Wenn erverlangt, da er zu beurteilen hat, wer wirklich Gott ist undsich an Gottes Stelle setzt. Aus mit ihm! Jesus reagiert nichtso. Warum? Ich verstehe es nicht. Manche Leute sagen, dasgroe Problem unserer Zeit sei, warum Jesus soviel Bseserlaubte? Fr mich ist das kein Problem. Das groe Pro-blem, das ich nicht verstehe, ist: Warum hat er nicht lngstuns alle gerichtet und umgebracht? Warum hat er nicht alleaufgegeben, Juden wie Heiden und Christen? Alles Bse,das wir getan haben, alle die Verfehlungen, allen Unsinnund alle Dummheit, wessen wir uns schuldig gemacht ha-ben, wie Thomas, damit haben wir nichts Besseres verdient.

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    Das Bse in der Welt kommt nicht von Jesus, sondern vonuns. Jesus hat nicht Auschwitz eingerichtet und auch nichtdie russischen Straflager, das taten Menschen. Er wird kom-men zu richten; es wird gerecht gerichtet werden. D as ist frmich kein Problem. Aber warum sagt Jesus ja zu diesem Tho-mas? Es gibt keinen Grund, da er zu jedem von uns Glu-bigen ja sagt. Keiner von uns hat das verdient. Das ist frmich das ungeheure G eheimnis des christlichen Glaubens. DerVernunft wegen, um der Gerechtigkeit willen mte so einGott uns alle lngst aufgegeben haben. W ie oft sind wir wieThom as? U nd Jesu gibt uns nicht auf. Das ist das Wunder-bare an unserem Gott, da er eine ungeheure Geduld hat,da er jedem , der ihm gehrt, einen Weg und eine Wohnungbereitet hat und da er uns alle ans Ziel bringen wird. Er gibtuns, was wir gar nicht verdient haben.Und ber acht Tage... Warum acht Tage? Warum nichtsieben. Warum nicht zehn Tage? Warum gerade acht Tage?Was bedeutet acht bei den Juden? Acht ist der Tag der Blut-taufe, das ist die Beschneidung. Am achten Tag wird das Kn-blein beschnitten. Als Gott Mose berfiel, ihn zu tten , nahmseine Frau einen scharfen Stein und beschnitt ihren Sohn. DieBeschneidung hat hier mit dem Kreuz zu tun , m it dem Neu-geborenwerden, der Wiedergeburt von Thom as. Und beracht Tage waren abermals seine Jnger drinnen und Thom asmit ihnen. Mindestens will er sehen, was da los ist. Manchegehen fort und kommen niemals zurck. Thomas jedenfallsist da. Das ist ein kleiner Fortschritt. Kommt Jesus, da dieTren verschlossen waren, tritt mitten ein und spricht Sha-lom! Das bedeutet: Friede sei mit euch! Jesus geht durchdie Wnde und die verschlossenen Tren und spricht Sha-lom. Warum? Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.Das bedeutet, vor dem Anfang war Gott da. Zeit bedeutetAnfang , Himm el und E rde Raum . Jesu als der Auferstande-ne ist nicht mehr durch Zeit und R aum begrenzt, sondern ersteht ber beidem. Alle diese Auferstehungsberichte zeigen:Zeit ha t keine M acht mehr ber Jesus und R aum auch nicht.Er kann durch Tren und Wnde, er kann pltzlich an ei-nem ganz anderen O rt sein, es gibt fr ihn keine Grenze mehr.Wir leben in Zeit und Raum.

    Die Wissenschaftler, die nicht glubig waren, haben sehr

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    ber diese Sache gelacht. Einstein mit seiner Relativittsthe-orie hat aber bewiesen, da bei sehr hoher Geschwindigkeitdie Zeit langsamer geht. Wir knnen das nicht fassen, weilwir in der Geschichte leben, in Zeit und Raum . Aber die mo-derne Physik hat uns gezeigt, da weder Zeit noch Raumabsolute Begriffe sind. Jesus, als der Gott Israels, steht Zeitund Raum vor. Er geht durch verschlossene Tren, tritt mit-ten ins Zimmer und sagt: Shalom, Friede. Was bedeutetdas? H at er pltzlich Frieden zwischen den Rmern und denJuden gestiftet? Nein. Er sagt: Ich habe die Welt berwun-den. Ich bin der Weltberwinder, ich war tot und bin wiederlebendig geworden. Shalom bedeutet: Ich bin am Ziel. DieEngel sangen Shalom, als er geboren war. Gott hat uns sei-nen Sohn gegeben, damit er uns mit ihm vershne. Jetzt istJesus am Ziel, er hat den Tod berwltigt fr uns. Er stehtber dem Tod. Wir reden von Wohnungen, weil wir dasnicht fassen knnen. Hier werden die Menschen nicht lter.Es gibt keine Zeit mehr. Tausend Jahre sind wie ein Hauchfr Gott. Das knnen wir nicht fassen.

    Ich bin H istoriker. Es ist fr mich eine ungeheuer schwie-rige Sache, mir vorzustellen, da die Geschichte au fhrt. InGottes Reich gibt es keine Geschichte mehr. Es gibt nurnoch Sein und Wirklichkeit, Gerechtigkeit, Frieden undFreude im Heiligen Geist (Rom. 14, 17). Danach spracher zu Thomas: Reiche deinen Finger her und siehe meineHnde und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seiteund sei nicht unglubig, sondern glubig!Ich htte Thomas aufgegeben. Ich denke, jeder von unshtte ihn abgeschrieben. Nur Jesus gibt ihn nicht auf. Wa-rum nicht? Weil er einen Bund geschlossen hat mit seinenJngern. Judas verrt ihn, geht fort und erhngt sich. Dasist nicht Verleugnung, sondern Verrat. Jesu Bund bedeutet:Ich halte zu euch. Er hat den Alten Bund nie aufgegeben.Gott stiftete den Bund. Der ist kein demokratischer Kom-promi. Gott sagt nicht zu Petrus: Wir reden miteinanderund machen einen Kompromi, und er sagt das auch nichtzu Mose, sondern er stiftet einen Bund und brgt auch frdessen Einhaltung. Und Gott b leibt treu, auch wenn Israelversagt, und er hlt die Treue auch zu dem neuen Israel,auch wenn wir versagt haben. So hlt er die Treue Thomas

  • 8/8/2019 Der auferstandene Christus als unser Seelsorger

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    gegenber. Er spricht zu ihm: So reich deinen Finger herund siehe meine Hnde und reich deine Hand her und legesie in meine Seite und sei nicht unglubig, sondern glubig!Ich werde dir die Beweise geben, die du verlangst. Wie erMaria beim Namen nennt, und sie merkt, ja, ich bin dieseUnsichere, und sie nimmt ihn an; wie er sich beim Tischge-bet den Emmausjngern als der lebendige Gott der Schp-fung, der Gott Israels, zeigt, so gibt er hier Thomas genau,was er braucht, dam it er glubig wird. Luther sagt es mit ei-nem Satz: Allein durch Gnade, nicht