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Der Blutdruck in der Arteria brachialis bei verschiedenen Lagen des Armes und des Kiirpers. Von Yrjo Renqviat. (Ans dem Physiologischen Institut der Universitiit Helsingfors.) Es ist eine altbekannte Tatsache, daD der Blutdruck in den Arterien auch von der Korperlage abhangt. Verschiedene Physiologen wie auch Kliniker haben diese Erscheinung untersucht. Longoaoyl, Hensen2, Waldvoge13, John4, van der Velden5 haben in ihren klinischen Untersuchungen, mehr im Vorubergehen, festgestellt, daB der in der A. brachialis gemessene systolische Blutdruck sinkt, wenn die Versuchs- person aus liegender, horizontaler Lage in sitzende Stellung iibergeht. Auch Cybulskis hat nachgewiesen, da8 der Blutdruck bei Hunden sowohl in der A. carotis, als auch in der A. fernoralis sinkt, wenn der ~ Vorderkiirper aus der Horizontalebene emporgehoben wird, und im . Gegenteil steigt, wenn der Vorderkorper unter diese Ebene gesenkt wird. Als hauptsachlichste Ursache dieser Veranderungen des Blutdruckes m r d e die in verschiedenen Lagen verschieden groDe Speisung des Her- zens angesehen. Verschiedene Beobachtungen und Versuche stutzen diese Annahme wie auch die von Lindhard' ausgefuhrten direkten 1 Longowoy, Deutsch. Arch. f. kl. Ned. 1900. Bd.LXVII1. S.290. * Hensen, ebenda. 1900. Bd. LXVII. S. 466. Waldvogel, Miinch. med. Wochnechr. 1908. S. 1677. John, Deufsch. Arch. f. k2. Ned. 1908. Bd. XCIII. S. 544. van der Velden, Zentralbl. f. Hem- u. Gefapkr. 1920. Bd. XII. 8.95; Cybulski, zitiertnach Jahreaber. d. Anut. u. Physiol. 1879. Bd. 11. S. 43. Lindhard, zitiert nach R. Tigerstedt, Physiologic 02s Kreislaufes. dtiert nach Beriehte d. gea. Physiol. Bd. IT. S. 426. Bd.IrI. s.73.

Der Blutdruck in der Arteria brachialis bei verschiedenen Lagen des Armes und des Körpers

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Page 1: Der Blutdruck in der Arteria brachialis bei verschiedenen Lagen des Armes und des Körpers

Der Blutdruck in der Arteria brachialis bei verschiedenen Lagen des Armes und des Kiirpers.

Von

Yrjo Renqviat. (Ans dem Physiologischen Institut der Universitiit Helsingfors.)

Es ist eine altbekannte Tatsache, daD der Blutdruck in den Arterien auch von der Korperlage abhangt. Verschiedene Physiologen wie auch Kliniker haben diese Erscheinung untersucht. Longoaoyl, Hensen2, Waldvoge13, John4, van der Velden5 haben in ihren klinischen Untersuchungen, mehr im Vorubergehen, festgestellt, daB der in der A. brachialis gemessene systolische Blutdruck sinkt, wenn die Versuchs- person aus liegender, horizontaler Lage in sitzende Stellung iibergeht. Auch Cybulskis hat nachgewiesen, da8 der Blutdruck bei Hunden sowohl in der A. carotis, als auch in der A. fernoralis sinkt, wenn der

~ Vorderkiirper aus der Horizontalebene emporgehoben wird, und im . Gegenteil steigt, wenn der Vorderkorper unter diese Ebene gesenkt wird.

Als hauptsachlichste Ursache dieser Veranderungen des Blutdruckes m r d e die in verschiedenen Lagen verschieden groDe Speisung des Her- zens angesehen. Verschiedene Beobachtungen und Versuche stutzen diese Annahme wie auch die von Lindhard' ausgefuhrten direkten

1 Longowoy, Deutsch. Arch. f. kl. Ned. 1900. Bd.LXVII1. S.290. * Hensen, ebenda. 1900. Bd. LXVII. S. 466.

Waldvogel, Miinch. med. Wochnechr. 1908. S . 1677. John, Deufsch. Arch. f. k2. Ned. 1908. Bd. XCIII. S. 544. van der Velden, Zentralbl. f . Hem- u. Gefapkr. 1920. Bd. XII. 8.95;

Cybulski, zitiertnach Jahreaber. d. Anut. u. Physiol. 1879. Bd. 11. S. 43. Lindhard, zitiert nach R. Tigerstedt, Physiologic 02s Kreislaufes.

dtiert nach Beriehte d. gea. Physiol. Bd. IT. S. 426.

Bd.IrI. s.73.

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Bestiniiiiungen tles Minutenvolumens des Blutes in der Aorta bei vcr- schiedenen Korperlagen.

Auch scheint der Kontraktionsgrad der Hlutgefabe und der hierauf brruhende Grad der Blutfiillung reflektorisch von der Korperlage ab- zuhangen. Kach L. Hill1 werden bei Hunden die BlutgefaSe des Splanch- iiicusgebietes liontrahiert, wenn der Vorderkorper iiber die Horizontal- cbene erhoben ist, dagegen werden sie enveitert, wenn der Vorderkorper unter diese Ebene gesenkt ist (in dieser letzteren Lage sinkt auSerdem die Pulsfrequenz).

Die Veranderung des Blutdruckes, welche eintritt, wenn der Korpor ails einer Lage in eine andere iibergeht, konnte also teilweise von Varia- tionen im Minutenvolumen des Herzens bedingt sein. Die Widerstands- veranderung, welche hierbei ip Splanchnicusgebiete eintzitt, Wirkt da- gegen in entgegengesetzter Richtung auf den Blutdruck. Doch ist zu bemerken, daD der Widerstand im GefaBsystem nicht notwendigerweisc in derselben Rjchtung verilndert zu werden braucht, wie im Splanchnicus- gebiet, im Gegenteil, man kann sich denken, daB die in diesem Gebiete vorsich gehende Kontraktion bzw. Dilatation teilweise durch in andcren Korperteilen statthabende entgcgengesetzte Veriinderungen kompensiert aird.

Da die Abhangigkeit des Blutdruckes in der Brachialerterie von ver- schiedenen Korperlagen mir nicht vollstiindig Hargestellt erscheint, habe ich die unten angefuhrten, diese Frage beruhrenden Versuche vorgenomrnen und daneben auch untersucht, in welchem Grade die Armstellung eke Einwirhng auf den Blutdruck in dieser Arterie ausubt, eine F r e e , welche, . sovielmir bebnnt, nicht fruher systematisch be- handelt worden iet.

Der Blutdruek in der A. brachi& wurde mit dem Apparat von Riva-Rocci-Recklingshausen bedhunt. Der Itadialispds mde nicht mit den Fingern palpiert, sondern das Verwhwindea wurde durch die Anwendung der Frankschen Herztonkapeel fes€gmtellt, welche mit einem, iiber der A. radialie angebrachten Gummibaflh ver- bunden wurde.

Im allgemeinen wurden die Blutdruckbestimmungen m*md mch- einander ausgefiihrt, und die erhaltenen Werte unterschieden . sich

L. Hill, zitiert nach R. Tigerstedt, Phyiologie dcs &ei8hU,fe8. Bd. 111. S. 74.

Bhndin. ArCUir. XLIII. 9

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130 YkJ6 HENQVIST.

nieistens nieht voneinander, oder betrug der Vnterschied nur 2 mm Hg. In 8 Versuchen, von welchen die Halfte auf die Versuchsserie 4 fallen, gelang die Restimmung nicht so gut, da die Versuchsperson in gewissen extremen Lagen sich nicht ganz still verhalten konnte. In diesen Fallen ist der Druck in den Grrnzen angegeben. in welchen er sich niit Sicherheit befand.

Rei aufrechter Korperlage wurde zuweilen der EinfluB der Re- spirationshewegungen auf den Blutdruck konstatiert. In diesrn Fallrn wurde der hochste systolische Jlruck vrrnierkt.

Die Versuchsperson lag riicklings auf einem Hett, welches uin cine horizontale Querachse gedreht werden konntc. Yersuche wurden i n folgenden Lagen angestellt : in horizontalcr Lage, in schrlger Lage (etwa :30! zur Horizontalehene) koyfaufwlrts, .in schrager Lage (etwa 30° zur Horizontalen) ltopfabwarts und schlieljlich in aufrcchter L a p . Ini letztgenannten Falle stand die Person frei, oder lehnte sich an das zur Stiitze in beinahe vertikale Lage gebrachte Rett an, oder auch salj sic auf einem gewohnlichen Stuhle.

In jeder dieser verschiedenen Korperlagen wurde darauf die Stellung des linken Armes, mit Hilfe einer veranderbaren schiefen Ebene, weichen Kissen odcr eines geeignetcn Griffes fiir vertikale Stellungen, verandert. Die bei den Versuchen rorkommenden Arnistellungen waren folgendc : vertikal aufwarts, Arm in Sagittalebene schriig aufwarts (etwa 30° zur Horizontalen), Arm in Sagittalebene sehriig abwarts (etwa 30° zur Horizontalen), Arni in Sagittal-Horizontalebene, zuweilen auch in Frontal-Horizontalebene und schlieljlich Arm vertikal abwarts, odcr in den Korperlagen, wo dieses unniiiglich war, soviel abwarts gerichtrt, wit. dieses moglich war.

Die Hestimmung des Blutdruckes wurde in jedeni Versuch erst dann vorgenommen, wenn die Versuchsperson die bzw. Stellung schon ctwa 5-6 Minuten innegehalten hatte. I)a es sich jedoch zeigte, dalj der Rlutdruck schon binnen 3 Minuten vollkommen konstant war, wnrdr wahrend der spateren Yersuche die Bestimmung des Rlntdruclws 3 his 4 Minuten nach eingenommener hzw. Lagc untrrnommen.

Dic Yersuche wurden mit ,5 verschiedenen, ganz gesunden, normalrn Miinnern in1 Alter von 20--22 Jahren angestellt.

Die Resultate sind in folgenden ‘l’abrllen zusaniniengrstellt. I & angegebenen Arnistellungm hefinden sirh in der Sagittalebcne; sind sic1 in Frontalebene, so ist d i e m besonders vennerl<t.

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-131

V e r s u c h 1. V e r s u c h s p r r a o n A.

Kopf gerade aufwarts r.-p. stehend allfwilrts , lage abwarts

Kopf schriig I Horizontal- Kopf schrig

V r r s u c h 2. V c r s i i c h s p ~ r ~ o ~ i A.

.Arm geradat, aufwarts Arm schriig aufwarts

Arm horizontal . h i sclirag abwdrts ,\m gerade ahwilrts

Arm horizonta 1 (in Frontalebene)

90 100 112

130 140 1.30 1 44

-

120 1 in

100 118

Horizontal - lagc

1 08 120 1.34 142 146 136

Kopf srl1riig abwiirts

110 1.30 134 140 1 42 124

Y c r s u c h 3. V r r s u c h s p c r s o n 13.

! Kopf I: aufwarts , aufwilrts lage ~ abwiirts j V..P. sitzend j

Arni ge. adc aufwarts .~. loo-- 11 0 116 ' ctwa 120 .\mi schrag aufwiirtn i o i ) ' 118 130 1.10

Arin horizontal 1 i n 128 140 140 Arni schrilz abwartfi I30 140 144 146 Arm gerade abwiirts 1.34 156 1.52-154 1.50

Arm horizontal 116 1 124 136 I80

I Kopf schrilg Horizcntal- ~ Kopf schriifi

I

(in Frontalebenc) , -

1 In dicser Lagr konntr keine Messung vorgenommen werden, da sowvohl Registrierung als Palpierring des Radialpulses unmoglich war, wahrscheinlicli infolge der geringen Blutfiillung des Uefiihs.

a In diesen Lepen wurde der Blutdruck zweirnal gemessen; das zweite Ma1 ganz am Knde tlcr Versuchsserie. Beidemal wurde dasselbe Resnltat erzislt, 'was zeigt, dai3 andere auf den Druck einwirkende Momente, als die Veriinderring ( 1 ~ . I.a.gr aiihtend drs Veluiiclis nicht liinzugekoniinen waren. L

9 *

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,132

Arm horizontal 114 Arm schriig abwiirts 118 Ann geradc abwiirts 1341

1 '

YRJO HENQVIST.

120 132 124**) 1341 j 134 I 130**) 120**) , 138 130**) I

Versuch 4. Vcrsucbspcrson C'.

Arm gerade aufwiirts - Arm schriig aufwiirts 110

Arm horizontal 120 Arm schriig abwiirts 136 Arm gerade abwiirts 136

Arm horizontal I20 (in Frontalebene)

Kopf gerade '

V.-P. sitzend 1 aufwiirts lagc abwiirts I Kopf schriig Horizontal- Kopf schriifi

~ __ __ 100 100 112 116 118 132 136 144 146 152 118 132

Versuch 5. Versuchsperson n. --

V.-P. sitzend abwiirts

Versuch 6. Versuchsperson E.

-___.

120 124 134 146 146 146

KOPf 4 n..:..

_ _ .. - - ____ . - -

Arm gerade aufwiirts ' Arm schriig eufwiirts

Arm horizontal Arm schriig a b w a . Arm gerade abwitrts

Arm horizontal (in Fronhlebene)

-.

-

70-80 90

I10 130 100

!

i 80-90 ' 108

130 j 120

110 118 136 148 148 134

KO f schriig atmiirts

110 132 138 144 152 140

1 lo diesen Lagen wurde der Blutdruck wiihrend des Versuches zweinial bestimmt, wobei dasselbe Resultat erhalten wurde. Als etwas spiiter der Blut- druck in schriig abwiirts gerichteter Stellung init den1 Arm schriig aiifwarts zuin aweitenmal bestimint murde, erhielt ich einen Wert von 120 statt wie vorhin 130 mm/Hg; *) in der Tabelle. Eine Verminderung des Blutdruckes scheint also

. der letztgcnannten Restimmung voransgegasgen zii sein und hierdurch ist cs auch erkliirlich, dal3 dic wiihrend des iibrigcn Teils des Versuchrs erhaltenen unit mit **) bezeichneten Werte durchgehend niedrig sind.

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DER BLUTDRUCK IN DER ARTERIA BRACHIALIS usw. 133

Atis den Tabellen kiiniien wir folgendes erseheii : I n j eg lic h e r Kiirperlage sinkt der Druck in dcr Brachialisarterie, menn der Arm aus horizontaler Lage aufwarts erhoben wird und die Druckabnahme ist llnl SO groDer, je mehr der Arm aufwarts gerichtet ist. Wird der Arm wiederunl unter die Horizontalebenc gesenkt, so steigt der Ilruok im allgerneinen ; ist die Korperlage vertikal, mit dem Kopfe aufwarts oder mit dein Kopfe schrag aufwarts gerichtet, so stcigt der Druck immer bci (iieser Arnibewegung und um SO mehr, je niedriger der Arm gesenkt wird, iluch bei Kiii-perlage mit abwarts gerichteteni Kopf steigt der Druck, \Venn auch in dcr Regel nur unbedcntcnd, menn der Arm gesenkt wird.

Ini allgenieinen scheint die Differenz zwischen dem in verschiedenen llrnilagen herrschendcn Drucke in aufrechter Lage am groaten zu sein. Ihgegen wird derselbe geringer, uin so nwhr als sich die Kiirperlagc tier Stellung mit dem Kopfe abwarts gerichtet nahert.

Die in Prage stchendcn L)ruckverandrrungen sind im allgenieinen griiDer, w n n die Arnibewegung aus der Horizontalebene in der Richtung aafwhrts geschieht, als wenn sie in der Richtung abwarts ausgefuhrt wird. Die hier envahnte Tatsache tritt besonders dentlich hervor, wenn dir bctreffende Armbewegung bei schrag ahwarts gerichteter Korperlagc vor sich geht.

13ei jeder gegebenen Armlage sinkt der Ilruck in der Hrachial- iuterie, wenn der Kijrper aus horizontaler Lage in cine Stellung niit den1 Kopfc aufwarts gebracht wird, und die Drucksenhng ist desto groBer, jo liiihcr das Kopfende gehoben wird. Wird das Kopfende des Korpers unter die Horizontale gesenkt, steigt dcr Blutdruck, wenn der Arm auf- warts gerichtet ist. 1st dagegen der Am1 abwiirts gerichtet, so sinkt der Druck i p Gegenteil oft bei dieser T,ageveriinderung. Die Differenz des Druckes bei zwei verschiedencn Kiirperlagen scheint um so groaer zu sein, je hiiher der Arni aufwarts gerichtet ist.

Wir sehen also, daD cine in derselben Richtwig (z. B. aufwarts von der Horizontalebene) gehcnde Vcriinderung der Arm- uiid Korperlage eine gleichartige Wirkung suf den Driick in iler Hrachialarterie ausub t.

Man konnte die Yrage aufwerfen, aelchc voii diesen Lageverande- rungen, die in ihrer Wirkung sich so nahe stehen, cine groBcre Druck- vrriinderung in der Braeliialarterie hervorrufen.

Beim Vcrgleich der Druckwerte, welche bei xwei entgegengesetzten Korper- und Armlagen erhaltep murden. when wir, daS dieselbcn hiiufig beinshe gl&h grolj sind, oder auch, und d iem scheint die Regel zu scin,

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134 TRJO HENQVIST.

ist derjenige Wert etwas grofier, wolcher sich auf Versuchc hezieht, wo der Arm sich in einer mehr ab\\arts gerichteten Stellung hefand, als der Kijrper. 1)asselbe Verhaltnis wird auch dadurch ausgedriickt, daB die 1)ruckwertc derselben GriiDenortlnung in den ‘I’ahcllen von rechts obcn nach links unten gerichtctc licihen bildcn.

Spczicll sind die in den ‘I‘ahellen kursiv gesetzten Wcrte, welche sich auf Versuche tmiehen, in ~vclchen bci versehiedenen Kbrpeilagen dic Versuchsperson den Arni Jiings dcr Scitc gchaltcn hat, \-on bemcrkcns- wert gleichcr GriiBc. Ilicses zcigt, daS eine durch gcwiwc 1,ageverilnde- rung des Armes hervorgcrufcne I)r i i r l iver lnd(~r~i~i~ sofort t)rinahe voll- standig durch einc in cntgegcngesctzter J{ichtnng gchendr I’cranderung der Kiirperlagc kompensiert wird.

1 )ie TJnistandc, \vclchc bei J,agcvcriinderungcn cincn 1GnfluB auf den J3lutdrrick ausiibcn, sind natiirlieh schr mannigfaltig. Bei ver- schiedenen Arni lagcn sind die Monicntc dcs Hlutstronies in der Pds - ader dcs Arrnes, welche haiiptsachlich dcn 13lutdriick bestiinnien, d. h. das Stronivolunicn und der Widerstand in den Xrinartcricm von vcr- schiedener GriiBc. AuBerdeni liiinnte vitllcicht die Arinlage auf das Minutenvolunirn dcs Hcrzrns rind such viellcicht iiberhaupt aaf die Verhaltnisse dcs 13lutkrrislaufcs ini ganzcn cinwirkcn.

Die rrrschiedcncn Kiirper lsgcn wirlicn natiirlich auf die Ter- haltnisse inncrhalh dcs ganzcn lJlutkreislaiifes, also such auf die Blot- stromung und den ])ruck in der Arnipulsadcr.

l h das Poiscuilleschc Gcsctz die 1~ichtungsver~ndcruiigeii dcr Momente angibt, wclche die l~lutstriiniung charnkterisieren - wid ini folgenden ist nnr die liedc von I~ichtiingsrer~nclrrrlngcn - , so wollrn wir versuchcn, an dcr Hand d i e m Gesetzes die ohcnerwiihnten 1 )ruck- veranderungcn zit hetrachtpn. Auficrdeni n ~ u D die statisclie Seitc des Problenis hcachtet werden, indeni h i rcrschietlcncn 1,agrn dcr hpdro- statische I)riick des Hlutes in dcr 13rnrhialartcric \vechsdt.

Sach Poiseui l l r s Gesetz ist drr I)ruclc ( P ) proportional d ~ n i Stroni- rolunien (i) und den1 IViderstand (w). Also I’ = i. 11.. 1st das Jbhr , in welchem die Striiniung vor sich geh t, nicht horizontal, so hangt tlcr l~liissigkeitsdriick anBcrdrni vom hpdrostatischcn I)riicli dcr Fliissig- lwit ( h ) ah. Oh tlicser I h ~ c l i einfach znni vorhergchcnden I h i c k suni- niiert werdrn kann, ist fraglich P Wcnn dieses auch nicht der Fall ware. SO kann nian doch init dicscm Schema ( P = i . i r + h) vor Aiigcn die Vcrhaltnissc lcichter iihcrschcn.

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DER RLUTDRUCK IN DER ARTERIA BRACIIIALIS usw. 136

Da die Brachialarterie eine Abzweigung der Aorta bildet , miissen \ t ~ zuerst untersuchen, mie die verschiedenen Kiirper- und Armlageri allf die Verhaltnisse in der Aorta wirken.

Bleibt die Korperlage unveriindert und 1viu.I nur die Armlage ver- Sndert, so ist es wahrscheinlich, daQ der I3lutdruck in der Aorta nicht beeinfluBt wird. Die Griinde fur diese Annahme sind in einer von l?laskamp' bei P r a n k geschriebenen Dissertation clargelegt, und dcr Gedankengang ist ungcfahr der, daQ die GefaBe des Armes bei Lage- veranderung wegcn ihres relativ geringen Volnmens nicht auf die Blut- striimung und den Druck in den iibrigen Teileii des Zirkulationsapparates tinwirken.

Die Zirkulationsverhailtiiissc in den ArmgefaBrn werden dagegen I)ci Lagcveranderungen des Arnies verandert. Wenn cler Arni erhohen w i d , crfahrt das Striimungsvolumen der Brachialarterie wahrscheinlich tine Verminderung. Durch dicses Moment wird also eine Verminderung tlcs Druclres angestrebt.

1)agegcn wird nach 121 askaiiip diescr I)riicksenlrung vidleicht cinigermaBen cntgegengruirkt durch die Steigerung des Widrrstandes, wlche eine Polge der Senkung des hydrostatischen I)ruckes und der damit im Zusaninienhang stehenden passivcn GefaBverengung ist.

Wenn wiedcruni dcr Arm unter die Horizontalc gesenkt wird, werden illlc diesc Monieiitc in cntgegengesetzter Richtung wirken.

Die Ursache dafiir, daB der artcrielle Hlutdruck in einern aufwlrts gerichteten Arnmc geringer ist und in cinem abwarts gerichteten hoher als i n cineni horizontal gchaltencn, ist also wahrscheinlich sowohl in dcr Veranderung des Stiiiniungsvoluiii~~n~ als auch dcs hydrostatischen 1)ruckcs zu suchen.

Hine ungefahre Srhbtzung der JJcd(vitung tlicscr heiden Momento kiinnte man erhaltrn, w n n nian die Ihckveranderung berechnete, welchc rein hydrostatisch vcrursacht wird bei ciner gewissen Verande- rung der Armlagc und darauf dicsc niit der experimentell bestimmten Uruckveranderung verglichc.

Die hydrostatisch in l h g r konimendc Blutsaulr rrstreckt sich u ~ i - gefahr von drr Hiihc des ~\rcus aortae bis zur Mittc dcs Obcrarnic.s, die Liinge dersclben w8rr also 15-25 em. Uei ver t ib l auf- oder abwarts gerichtetem Arni wiirdtx also hicrdurch der 1)ruck fallen oder steigen mit 15-25 cni/Rlut = 12- 20 mni/Hg im Verhaltnis zum Rlutdruck in

1 W. Flaskaiiip, Der ftzdialispuls bei verschiedrner Haltung des Armeu. I)is.rtrtn/zon. GirVen 1nO.i.

--

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336 YRJO RENQVIST.

einem horizontalen Arm. Die experimentell gefundenen Druckveriillde- rungen sind im allgemeinen groBer, was zum mindesten darauf deutet, daB auch die Yerandcruiigen des Striimungsvolumens in der A. brachialis mitwvirken. AuBerdeni ist die Drucksenltung bei erhobeneni Arnie groSer als die Drucksteigcrung bei entsprechend gesenktcm Armc, was auch seinerseits dafiir spricht, daB auller den hydrostatischen noch anderc Momente mitspielen.

Bei schriig aufwarts oder abwarts gerichtetem Arnie (etwa 30° zur Horizontalebene) betragt die hydrostatische Drucksenkung bzw. Stekerung 6-10 nini 'Hg. Die Druckdifferenzen in der Brachialis sind in1 allgemeinen griiBer, \win auch von der gleichen GroBenordnung.

Wenn die Armstellung unveriindert bleibt, abcr die Korperstellung qeiindert wird, steigt bzw. sinkt der Blutdruck in der Aorta augenschein- lich infolge von Veranderungcn des Minutenvoluniens, des Widerstandcs und des hydrostatischen Druckes.

Bei aufrechter Korperlagc ist, wic Lindhard ' gezeigt hat, das Minutenvolumen in der Aorta geringer als in der horizontalen Lage, wahr- scheinhh darauf beruhend, daD in letzterer Idage eine groBere Blutmenge dein Herzen zur Verfugung steht. Wie die am Anfang dieser Arbeit zitierten Verfasser im allgcmcinen hervorgehoben haben, erstrebt dieses Moment den Druck in der Aorta und also auch in der Brachialarterir zu steigern, wenn der Kijrper aus aufrechter Stellung in horizontalc Lagc versetzt bird.

Bei schriig abwarts gerichteter Korperlage wird in Analogir niit L indha rds Resultaten die Syeisung des Herzens mit Hlut wahrschein- lich reichlichcr als in horizontaler Lage. 1)ieses ware also cin druck- steigerndes Moment. In meincn Tcrsuchcn fallt jedoch oft der Druck beim Ubergang in abwarts gerichtrte Lagr, was vielleicht dadurch be- dingt sein kiinnte, daD die Entleerung dcs Herzcns in dieser nichts wnigcr als normalen Kiirperlage erschwert wird.

SchlicDlich wird natiirlich auch der hydrostatische Druck in Aorta und Brachialis bei verschiedcncn Kiirpcrlagcn verandert. Da der Aorta-

, hogen naher zum Kopfendc als Zuni FuDende des Korpers belegen ist, ist es naturlich, daB das hydrostatisuhe Moment darin verringert wird, wenn das Kopfende des Kiirpers gehoben wird, und erhiiht wird, wenn es gesenkt wird, ein Unistand, der zu den festgestellten Druckvrrandcrungcn beitragen muB.

Lindhard , a. a. 0.

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DER BLUTDRUCK IN DER ARTERIA BIIACHIALIS usw. 137

Ich habe sehon darauf hingewiesen, daS bei in entgegengesetzter Kichtung gehendcn Lageveranderungen des Armes und des Korpers die aitf die Hijhc des Blutdruckes einvirkenden Monicnte in hohem Gradc cinander kompensicren, und daS in Stellungen. wo der Arm langs der Seite gehalten wird, besondcrs konstante Drurkwerte erhalten wurdcn, trotzdem daB die Kiirperstellung in1 Verhaltnis zur Horizontalebenc ,rerandert v-urdr.

I)iese Kompensation steht wahrscheinlich ini Zusamnienhange sowohl Init dcni hlinutenvolumrn, \vie auch niit den1 hydrostatischen Drucke, und die groSc Ubcrcinstimniiing niadit uns geneigt, in erster Hinsicht drn hydrostatischen Moinenten groBe Bedrutung beizulegen.

\Venn der Arm liings dcr Seitc des Kijrpers gehalten wird, so be- findct sich der Oberarm und die A. brachialis in allen Korperlagen un- gefahr ini selbcn Rivcauplaiie als der Mittelpunkt der Langsachse tles Kijrpcrs. In cliescr 15bcnc ist der hydrostatischc Druck bei zmci zur Horizontallage syninietrischen Korperlagen gleich groS. Kim crwiesen jedoch die Versnehe. daB der Drurlt in der Brachialarteric nicht nur in zwei zur Horizontallagc symmetrischcn Kiirperlagen (die cine niit s chrag aufwarts, die andere niit schrag abiviirts gerichteteni Kopfe) glcich groS ist, sondern dnD d i e m auch in alllen Kiirpcrlagen der Fall ist, ~ v c n n der Arm langs cler Seite gehaltcn wirtl. 1)ieses spricht stark tlafiir, daS hydrodynamischc Monientc, \‘criinderungen des Strijmungs- volumens und clcs Riderstandes, bri der Kompensation niitwirlten.

\Vie es sich damit auch verhaltcn mag, so ist doch die Tatsachc, (lab dcr 1)ruck von dcr Kiirperlage bei erwahntcr A iistellung unabhangig ist von praktischrr I3edcutung hri der Bestiniirinng des Blutdruckes in Itlinischcn Fallen. Tin zu verschiedencr Zcit odcr bei vcrschicdcnrn Krankcn crhaltciir I )ruclr\wrtc vergleichcn ~ I I I i i j ~ i i i ~ t i , ist cs natiirlich a in bestcn. die 13cstimniiuig bei horizontaler Kiirperlagc niit langs der Seite gclagci tcni 12rni auszufiihrcn. Wo d i e m iiicht ausfiihrbar ist, kann die l<in\virliung dw Kiirpcrlagc auf den I3lutdruck dadurch cliniiniert \verden, daW der ;\rill tlrs Kranltcn Iangs dcr Scitc gclagcrt wircl.

‘?