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Aus der Abteilung für Schmerztherapie (Ltd. Arzt Prof. Dr. C. Maier)
In der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Palliativ- und Schmerzmedizin
Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Direktor: Prof. Dr. med. M. Zenz
Der Einfluss von niedrig dosiertem S-(+)-Ketamin/Ketamin auf die
perioperative Hämodynamik bei aortokoronaren Bypass-Operationen –
Ergebnisse einer doppelt verblindeten, placebokontrollierten Studie
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Elisabeth Conrad-Opel
aus Kiel
2007
Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr
Referent: Prof. Dr. med. Ch. Maier
Koreferent: Prof. Dr. med. M. Tryba
Tag der mündlichen Prüfung: 28.01.2008
Inhaltsverzeichnis
1
1. EINLEITUNG 4
1.1. Fragestellung 5
1.2. Einführung ins Thema 61.2.1. Pharmakologische Aspekte 71.2.2. Wirkmechanismus von Ketamin 71.2.3. Schmerztherapeutische Einsatzgebiete 101.2.4. Bedeutung einer Schmerztherapie in der Kardiochirurgie 111.2.5. Neuroprotektive Aspekte 12
2. METHODIK 14
2.1. Zielsetzung 14
2.2. Patientenkollektiv 14
2.3. Hämodynamische Parameter 16
2.4. Extrakorporale Zirkulation 17
2.5. Labordiagnostik 18
2.6. Neuropsychologische Tests 18
2.7. Prämedikation, Operation, Narkose sowie intensivmedizinische Betreuung 19
2.8. Studiendesign und Messzeitpunkte 20
2.9. Statistik 22
3. ERGEBNISSE 23
1. Studienunabhängige Ausgangs- und Verlaufsdaten 231.1. Klinische Daten der Patienten und präoperative Diagnosen 231.2. Extrakorporale Zirkulation (EKZ) 26
2. Intraoperative Hämodynamik unter Studienmedikation 27
3. Postoperative Daten 333.1. Hämodynamik unter Studienmedikation 333.2. Postoperative Ischämie – Diagnostik 353.3. Postoperatives Schmerzniveau und psychomimetische Effekte 35
4. Psychometrische Tests 36
4. DISKUSSION 38
4.1. Intraoperative hämodynamische Effekte 40
4.2. S-(+)-Ketamin im Vergleich zu Ketamin Razemat 44
4.3. Postoperative hämodynamische Effekte 45
Inhaltsverzeichnis
2
4.4. Postoperative myokardiale Ischämien 47
4.5. Hämodynamische versus schmerztherapeutische Aspekte 47
4.6. Einfluss auf die kognitiven Funktionen 51
5. ZUSAMMENFASSUNG 53
6. LITERATURVERZEICHNIS 55
Danksagung
Lebenslauf
Abkürzungsverzeichnis
3
Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen
HF Herzfrequenz
SAP systolischer arterieller Druck
DAP diastolischer arterieller Druck
MAP mittlerer arterieller Druck
ZVD zentral venöser Druck
PAP pulmonal arterieller Druck
PCWP pulmonal arterieller Verschlussdruck
CI Cardiac Index
ES Effektstärken
NMDA N-Methyl-D-Aspartat
HLM Herz-Lungen-Maschine
EKZ Extrakorporale Zirkulation
CK Creatininkinase
NYHA Stadieneinteilung der Herzinsuffizienz der New York Heart Association
CCS Stadieneinteilung der Angina pectoris der Canadian Cardiovascular Society
BMI Body Mass Index
ACT Activated Clotting Time
1.Einleitung
4
1. Einleitung
Um kardial kompromittierte Patienten vor schädigenden Einflüssen während der
Narkose zu schützen, werden einige Narkosemittel, die üblicherweise im
anästhesiologischen Alltag Verwendung finden, in der Kardioanästhesie nicht
eingesetzt. Grund dafür ist einen erhöhten myokardialen Sauerstoffverbrauch zu
verhindern und eine hämodynamische Stabilität zu garantieren [12,14,16,25,49,79].
Eines der Medikamente, die daher keinen festen Platz in der Kardioanästhesie
gefunden haben, ist Ketamin und sein Enantiomer S-(+)-Ketamin. Diese
Substanzen führen in narkotischer Dosierung zu einer Erhöhung des
Sympathikotonus und haben einen direkten negativen Effekt auf das Myokard.
Erhöhungen von Herzfrequenz und Blutdruck, sowie des pulmonalvaskulären
Widerstandes sind als Nebenwirkungen regelhaft und schränken die Indikation bei
Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen ein [79,91,92].
Einer der Vorteile von Ketamin ist seine hohe analgetische Potenz. Dies führte zu
vielen Untersuchungen die darstellen konnten, dass Ketamin auch in niedriger,
subnarkotischer Dosierung, im so genannten low-dose Bereich, eine gute
schmerztherapeutische Wirkung zeigt. Die Erkenntnisse über ein
Schmerzgedächtnis, welches sich nach wiederholten Schmerzreizen bilden kann
und an dem der N-methyl-D-aspartat-Rezeptor (NMDA-Rezeptor) beteiligt ist, hat
Ketamin als potenten NMDA-Rezeptor-Antagonist vor allem in der präventiven
Schmerztherapie etabliert. Die Vorstellung, eine perioperative Blockade des
NMDA-Rezeptors führt zu einer Vermeidung der synaptischen
Langzeitpotenzierung und der damit verbundenen zentralen Sensibilisierung für
Schmerzen, kommt hier zum tragen. Vermieden werden dadurch postoperative
Hyperalgesie und Allodynie, die in ein chronisches Schmerzsyndrom führen
können [18,23,40,55,71,76,85].
Anhaltende postoperative Schmerzen im Bereich des Operationsfeldes sind kein
seltenes Phänomen und können, neben der subjektiven Belastung für den
Patienten, den Heilungsverlauf und das operative Ergebnis nachhaltig
einschränken. Es konnte gezeigt werden, dass es ein vermehrtes Aufkommen
solcher negativen Entwicklungen nach bestimmten Eingriffen gibt. Dazu zählen
unter anderem Extremitätenamputationen, Operationen wie Mastektomien,
1.Einleitung
5
Cholezystektomien, laterale Thorakotomien, aber auch kardiochirurgische
Operationen mit Sternotomie [54,63,64].
Wie in der Kardioanästhesie sind auch der Schmerztherapie in der Kardiochirurgie
durch die Grund- und Begleiterkrankungen der Patienten Grenzen gesetzt. Viele
Möglichkeiten zur Analgesie verbieten sich, entweder um Organsysteme zu
schonen oder um Komplikationen zu vermeiden. Da nach kardiochirurgischen
Eingriffen die Stabilisierung der Hämodynamik, eine ausreichende Lungen- und
Nierenfunktion im Vordergrund steht, wird eine suffiziente Schmerzbehandlung
meist vernachlässigt [17,63]. Dies kann aber zu den oben genannten
Schmerzsyndromen führen. Nahe liegend wäre hier auch das Konzept der
präventiven Analgesie durch eine NMDA-Rezeptor-Blockade anzuwenden.
Bis jetzt ist nicht geklärt, ob eine low-dose Ketamingabe aus hämodynamischer
Sicht für diese Patientengruppe unbedenklich ist.
Wenn eine niedrig dosierte Ketamingabe für das kardiochirurgische
Patientenkollektiv geeignet wäre, könnte man damit nicht nur einen
schmerztherapeutischen Effekt erzielen, sondern auch versuchen darüber Einfluss
auf mögliche kognitive Defizite auszuüben.
Neuropsychologische Einschränkungen nach kardiochirurgischen Operationen,
besonders unter Verwendung der Herz-Lungen-Maschine, sind keine Seltenheit
und stellen ein großes Problem für den postoperativen Alltag, sowohl des
Patienten als auch der Behandelnden dar [53,70,90]. Es konnte gezeigt werden,
dass Ketamin eine zerebroprotektive Wirkung auf schädigende Einflüsse hat
[24,36,65,67]. Könnte man durch eine unbedenkliche perioperative Ketamingabe
hier einen positiven Einfluss nehmen, wäre das ein großer Erfolg für die
Behandlung kardiochirurgischer Patienten.
1.1. Fragestellung
In dieser placebokontrollierten und doppelverblindeten Arbeit sollten folgende
Fragen geklärt werden:
1. ob die zusätzliche Gabe von Ketamin-Razemat oder von S-(+)-Ketamin
Patienten, die sich einem koronarchirurgischen Eingriff unter Zuhilfenahme
der Herz-Lungen-Maschine unterziehen müssen, in niedriger Dosis als
Zusatz zur Allgemeinnarkose und zur postoperativen Schmerz- und
1.Einleitung
6
Kreislauftherapie im Vergleich zum Placebo unterschiedliche
hämodynamische Effekte auslösen;
2. Führen die intra- oder postoperativen Reaktionen insgesamt oder auch nur
in Einzelfällen zu einer Verschlechterung der rechts- und linksventrikulären
Funktion;
3. Gibt es direkte oder indirekte Hinweise auf eine vermehrte oder auch
verringerte Inzidenz kardialer Ischämien;
4. Werden andererseits die kognitive Funktionen von Patienten nach
extrakorporaler Zirkulation durch S-(+)-Ketamin/Ketamin positiv oder
negativ beeinflusst;
5. Unterscheiden sich die beiden Substanzen (S-(+)-Ketamin und Razemat) in
einem der vorgenannten Wirkeffekten;
1.2. Einführung ins Thema
1962 wurde Ketamin von C. L. Stevens synthetisiert, um das stark
nebenwirkungsträchtige Phenzyclidin (PCP, „Angels Dust“) für medizinische
Zwecke weiterzuentwickeln. Ketamin wird seit 1965 als Anästhetikum verwendet
und ist seit 1969 in Deutschland zugelassen.
1.2.1. Pharmakologische AspekteDie Substanz Ketamin stellt biochemisch ein Razemat dar, welches zu gleichen
Teilen aus den beiden optischen Enantiomeren S-(+)-Ketamin und R-(-)-Ketamin
besteht.
Synthetisch hergestellte Stoffe liegen häufig als Stereoisomere vor. Das sind
Moleküle mit gleichem Aufbau, die sich aber in der räumlichen Anordnung
unterscheiden. Sie sind bis auf die verschiedene Drehung des polarisierten
Lichtes identisch und gelten daher als optisch aktiv. Wenn sie sich wie Bild und
Spiegelbild unterscheiden, werden sie als Enantiomere bezeichnet. Das stärker
wirksame Enantiomer wird als Eutomer und das schwächer wirksame als Distomer
bezeichnet. Das Gemisch heißt Razemat. Die unterschiedlichen Wirkstärken
erklären sich durch die unterschiedlichen Rezeptoraffinitäten [4].
Es konnte gezeigt werden, dass das Eutomer S-(+)-Ketamin eine 3-4fach stärke
Bindung an der Phenzyklidin-Bindungsstelle des NMDA-Rezeptors hat als das
Distomer. Trotzdem konnte in vielen Studien nachgewiesen werden, dass die
1.Einleitung
7
pharmakologischen Qualitäten sowohl des Razemats als auch des Eutomers
vergleichbar sind und der wesentlich Unterschied in der Wirkstärke liegt. Daher
wird eine halbierte Dosierung von S-(+)-Ketamin im Gegensatz zum Razemat
empfohlen wird [2,5,10,26,35].
Auch die Elimination von S-(+)-Ketamin ist schneller, so dass es als besser
steuerbar gilt [35,44]
Insgesamt ist aber zu bemerken, dass sowohl das Razemat, wie auch das
Eutomer sichere Medikamente darstellen, welche erst nach einer 25fachen
Dosierung toxisch wirken [4]. Die kurze Wirkzeit nach einmaliger Gabe wird durch
die Umverteilung und weniger durch die vornehmlich hepatische Metabolisierung
erreicht. Eine Kumulation bei repititiven Gaben ist möglich, da der Hauptmetabolit,
das Norketamin ebenfalls wirksam ist [25].
Leider scheinen aber die unerwünschten Nebenwirkung, die weiter unten noch
beschrieben werden, unverändert auch bei S-(+)-Ketamin aufzutreten, so dass der
Vorteil in einer verminderten Substanzbelastung und schnelleren Clearance liegt
[3]
1.2.2. Wirkmechanismus von KetaminDie anästhetische Wirkung von Ketamin unterscheidet sich grundsätzlich von
anderen Narkotika. Schon in subnarkotischer Dosis zeigt Ketamin eine
ausgeprägte analgetische Wirkung. In narkotischer Dosierung führt Ketamin zu
einer so genannten „dissoziativen Anästhesie“. Dieses Phänomen kennzeichnet
den Zustand eines unvollständigen Bewusstseinsverlustes mit fehlender
Assoziations- und Kooperationsfähigkeit. Man geht davon aus, dass dieser
kataleptische Zustand durch eine elektrophysiologisch induzierte Depression der
thalamoneokortikalen Leitungsbahnen bei gleichzeitiger Stimulierung des
limbischen Systems verursacht wird. Diese simultane Stimulierung und
Depression des Zentralen Nervensystems soll für die psychomimetischen und
lokomotorischen Nebenwirkungen verantwortlich sein [24,45].
Die Spontanatmung wird bei weitgehend erhaltenen Schutzreflexen nur gering
beeinflusst. Diese Eigenschaft kombiniert mit der starken analgetischen Wirkung
hat den Einsatz von Ketamin in der Notfallmedizin etabliert. Des Weiteren führt
Ketamin zu einer ausgeprägten Bronchodilatation, was zur Behandlung eines
Status asthmaticus ausgenutzt werden kann [25].
1.Einleitung
8
Im Gegensatz zu den meisten anderen Narkosemitteln zeigt Ketamin in
anästhetischer Dosierung einen sympathomimetischen Effekt, so dass eine
mögliche hämodynamische Instabilität bei Narkoseinduktion kompensiert wird [1,
3,78,79,80,92]. Aus ähnlichen Gründen wird Ketamin in Kombination mit einem
Benzodiazepinen auch zur Analgosedierung intensivmedizinisch betreuter
Patienten benutzt [3].
Da Ketamin zu einer Erhöhung des intraokulären Druck führt, ist die Gabe bei
Augenverletzung und Vorhandensein eines Glaukoms kontraindiziert [25].
Ketamin steigert bei spontanatmenden Patienten den intrazerebralen Druck,
weshalb es zunächst bei Schädigungen des zentralen Nervensystems
kontraindiziert war [25].
Es konnte aber nachgewiesen werden, dass Ketamin unter kontrollierten
Bedingungen, das heißt wenn Patienten mit zerebralen Affektion kontrolliert
beatmet, mit GABA-Agonisten sediert werden und der Kreislauf stabilisiert ist, den
intrazerebralen Druck senkt. Die zerebrale Perfusion kann sogar unter einer
Ketamingabe zunehmen und die Autoregulation bleibt erhalten [36].
Das ehemals aufgestellte Dogma, Ketamin sei prokonvulsiv, wurde widerlegt. Ein
EEG nach Ketamingabe zeigt dosisabhängige Zunahme des Theta- und
Deltabandes und eine Beta-Aktivierung als typische Veränderung. Eine
Unterbrechung von generalisierten Krämpfen ist durch die Gabe von Ketamin
möglich [24].
Allein verabreicht kann Ketamin eine ausgeprägte psychotrope Wirkung
entwickeln [25,45,82]. Im Vordergrund stehen dabei unangenehme
Traumerlebnisse und eine Hyperakusis [4,24]. Zwar lassen sich diese Phänomene
durch die additive Gabe eines Benzodiazepins meistens unterdrücken, haben aber
trotzdem Ketamin als Standardnarkosemittel vom Markt verdrängt. Diese
psychomimetische Wirkung stellt eine Kontraindikation für Patienten mit einer
manifesten Psychose oder Angststörung dar.
Als weitere meist unerwünschte Nebenwirkung induziert Ketamin in anästhetischer
Dosis eine sympathomimetische Reaktion.
Die anfängliche Vermutung, die hämodynamische Aktivierung würde durch einen
Anstieg des Katecholaminspiegels ausgelöst, konnte widerlegt werden. Ketamin
führt in kokainähnlicher Weise zu einer Hemmung der Wiederaufnahme von
1.Einleitung
9
Katecholaminen durch die Neuronenmembran und verstärkt dadurch die Wirkung
von endogenen und exogen zugeführten Katecholaminen [57].
Wegweisend waren die Ergebnisse von Ivankovich et al., die in einem
Tierversuch beweisen konnten, dass eine direkte zentrale sympathomimetische
Reaktion auf Ketamin ausschlaggebend für die hämodynamischen Reaktionen ist
[41].
In vitro wirkt Ketamin speziesabhängig am Myokard direkt schwach negativ
chronotrop und inotrop. Diese Effekte werden aber bei der klinischen Anwendung
durch den erhöhten zentralen Sympathikotonus kompensiert [3,10].
Klinisch lässt sich in anästhetischer Dosierung eine Erhöhung von Herzfrequenz,
Blutdruck und pulmonalvaskulärem Widerstand nachweisen, welche durch die
gleichzeitige Gabe von Benzodiazepinen gemildert und durch Propofol
aufgehoben werden kann [3,20,79].
Aufgrund der sympathomimetischen Reaktion besteht eine Kontraindikation für
Ketamin in anästhetischer Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter
Koronarreserve, Herzinsuffizienz, Hypertonie und bei einem Phäochromozytom,
da die Herzfrequenz, die myokardiale Wandspannung (Vorlast und Nachlast als
wichtigste Determinanten) und die myokardiale Kontraktilität einen
entscheidenden Einfluss auf den myokardialen Sauerstoffverbrauch haben.
Untersuchungen bei Patienten mit KHK über perioperative myokardiale Ischämien
zeigen eine kritische Grenze bei Herzfrequenz und Blutdruckerhöhung von mehr
als 20% zum Ausgangswert. Werden diese Werte überschritten, ist eine kardiale
Schädigung durch funktionelle Minderversorgung nicht auszuschließen
[12,14,79,92].
Zum Thema der kardialen Präkonditionierung sind in der vorliegenden Literatur
unterschiedliche Meinungen vertreten. Neben Berichten positiver Effekte durch
Ketamin konnte im Tierversuch gezeigt werden, dass Ketamin, nicht S-(+)-
Ketamin einen negativen Einfluss auf die späte Präkonditionierung ausübt, welche
das Herz in ischämischen Phasen schützt [33,60].
Patienten die vor einem Infarktereignis pectanginöse Beschwerden hatten, das
heißt eine myokardiale Ischämie durchlebten, zeigten ein kleineres Infarktareal,
als Patienten, die symptomlos, also ohne vorbestehende Ischämie einen Infarkt
erlitten. Diese Beobachtung führte zu Studien, die beweisen konnten, dass durch
eine passagere Minderversorgung ein gewisser Zellschutz am Herzen für spätere
1.Einleitung
10
Ischämien auftritt. Dieser Prozess wird als ischämische Präkonditionierung
bezeichnet. Eine frühe Präkonditionierung tritt nach 2-3 Stunden auf, eine spätere
wirkt nach 24 Stunden. Letztendlich sind die Mechanismen nicht endgültig geklärt.
Es konnte aber gezeigt werden, dass dieser Effekt auch nach der Gabe von
einigen Medikamenten auftritt und somit zur myokardialen Protektion ausgenutzt
werden könnte [15].
Die meisten dieser oben genannten Kontraindikationen beziehen sich auf einen
Dosisbereich, in dem Ketamin als Induktionsmittel benutzt wird. Bis heute ist nicht
hinlänglich untersucht, ob diese Empfehlungen auch für den low-dose Bereich
ausgesprochen werden müssen.
In klinischen Untersuchungen zum Einsatz von low-dose Ketamin bestehen
unterschiedliche Ergebnisse zum Kreislaufverhalten [34,46, 47,88].
Die psychomimetische Komponente soll in diesem Dosisbereich keine Bedeutung
haben, es ist sogar berichtet worden, dass es unter diesem Regime postoperativ
zu einer Verbesserung der Stimmung gekommen sei [47,55,59].
1.2.3. Schmerztherapeutische EinsatzgebieteDie analgetische Wirkung von Ketamin in subnarkotischer Dosis hat diesem
Medikament auch einen Platz in der Schmerztherapie eingeräumt. Besonders die
nicht-kompetitive antagonistische Bindung von Ketamin an der Phenzyklidin-
Bindungsstelle des NMDA-Rezeptors, soll einen positiven Einfluss auf die
Vermeidung chronischer Schmerzen haben [23,40, 71,76, 88].
Die komplizierten Vorgänge am NMDA-Rezeptor sind verantwortlich für
aktivitätsabhängige Prozesse, wie zeitliche Summation, für die Verarbeitung von
Information und für die Langzeitpotenzierung in den Nervenzellen. Wiederholte
Reizungen an den NMDA-Rezeptoren führen zu einer Potenzierung der Erregung
(„wind-up“), welche mitverantwortlich ist für die Entstehung von Hyperalgesie,
Allodynie und chronischer Schmerzsyndrome [18]. Eine Blockade an diesem
Rezeptor durch geeignete Medikamente kann diese Entwicklung verhindern.
In diesem Zusammenhang wurde der Begriff des „Schmerzgedächtnis“ geprägt
und hat in der Schmerztherapie zu neuen Ansätzen in der Behandlung geführt.
Eine der Ideen, die sich daraus entwickelte, ist die präemptive bzw. präventive
Anlagesie, welche im Rahmen der perioperativen Schmerztherapie eine
wesentliche Rolle spielt. Sie bedeutet, dass vor oder während eines
1.Einleitung
11
Schmerzreizes (z.B. einem chirurgischen Trauma) eine Beeinflussung der
Schmerzverarbeitung durchgeführt wird und nicht erst in der postoperativen Phase.
Es konnte gezeigt werden, dass durch dieses Regime das postoperative
Schmerzniveau und die Inzidenz von chronischen Schmerzsyndromen nach
operativen Eingriffen gesenkt werden können [22,68,74]
Um diesen Effekt zu erreichen, kann Ketamin als NMDA-Rezeptorantagonist in
subnarkotischer Dosierung, im so genannten low-dose Bereich, sowohl als Bolus
wie auch kontinuierlich eingesetzt werden. [23, 56,71]. Durchgesetzt hat sich dazu
das Dosierungsschema von Stubhaug et al. [76].
1.2.4. Bedeutung einer Schmerztherapie in der KardiochirurgieDie Inzidenz chronischer Schmerzen nach operativen Eingriffen liegt bei einer
inguinalen Herniotomie bei bis zu 37% und steigert sich bei größeren Eingriffen
wie eine Mastektomie mit axillärerer Lymphknotenentfernung oder Thorakotomie
auf über 50% [54,64].
Da bis zu 40% der Patienten, die sich einem kardiochirurgischen Eingriff
unterziehen, chronische Schmerzen wie Dyästhesien, Allodynie oder Hyperalgesie
im Bereich des Operationsgebiets aufweisen, wird die Notwendigkeit einer
Auseinandersetzung mit diesem Thema deutlich [6,29,37,48,58,89]. Neben den
körperlichen Einschränkungen, die solche Schmerzsyndrome mit sich bringen,
leidet auch die Stimmung der betroffenen Patienten in einem erheblichen Maß.
Die postoperative Schmerztherapie in der Kardiochirurgie wird vornehmlich
systemisch durchgeführt [17,63]. Etabliert ist die Gabe von Opioiden in Form
einer Patienten-kontrollierten Analgesie. Als Nebenwirkungen sind unter anderem
Atemdepression, Übelkeit, Juckreiz, Motilitäts- und Miktionsstörung zu nennen.
Daneben kommen auch periphere Analgetika zur Anwendung, obwohl hier die
Kontraindikationen bei den überhäufig vorkommenden Begleiterkrankungen den
Einsatz limitiert. Nebenwirkungen wie gastrointestinale Störungen, negative
Einflüsse auf Nierenfunktion und Hämodynamik und die antikoagulatorischen
Effekte sind besonders für diese Substanzgruppen zu erwähnen.
Auch lokale Verfahren, wie Nervenblockaden und epidurale oder intrathekale
Techniken finden Anwendungen [37]. Besonders hervorzuheben sind aber Risiken
wie Blutungen und Infektionen, so dass bei kardiochirurgischen Patienten
besondere Einschränkungen in der Anwendung zu finden sind [17].
1.Einleitung
12
Neben einem verbesserten Patientenkomfort durch eine effektive postoperative
Schmerztherapie können dadurch auch pulmonale Komplikationen oder
streßinduzierte Reaktionen vermieden werden. Außerdem konnte gezeigt werden,
dass eine befriedigende postoperative Analgesie die Inzidenz von chronischen
Schmerzsyndromen senkt [48, 54, 64].
Da die Entwicklung chronischer Schmerzen auch nach Herzoperationen den
gleichen, oben genannten Mechanismus zeigt, liegt das Konzept der präventiven
Analgesie mittels einer NMDA-Rezeptor-Blockade nahe.
Durch die oben beschriebenen hämodynamischen Nebenwirkungen hatte Ketamin
im Bereich der Kardioanästhesie bisher jedoch keinen festen Platz. Nach
anästhetischen Dosierungen bei Patienten, die sich einem koronarchirurgischen
Eingriff unterziehen mussten, überschritten die sympathomimetische
Aktivierungen pathologische Grenzen, so dass man den Einsatz in diesem
Dosisbereich für diese Patientengruppe nicht befürworten kann [79,92].
Unbekannt ist bis jetzt ob die oben genannten sympathomimetischen Effekte auch
in einer niedrigen Dosierung auftreten, oder ob der Einsatz von Ketamin in
subnarkotischer Dosierung risikoarm zur Vermeidung eines Post-
Sternotomiesyndroms bei dieser Risikogruppe eingesetzt werden könnte.
1.2.5. Neuroprotektive AspekteNeben den schmerztherapeutischen Effekten durch die Bindung am NDMA-
Rezeptor scheint Ketamin auch einen neuroprotektiven Charakter zu haben.
In Tierversuchen konnte ein neuroprotektiver Einfluss durch eine Blockade von
NMDA-Rezeptoren nachgewiesen werden. Durch Glutamin induziert, kann über
den NMDA-Rezeptor nach einem zerebralen Trauma jeglicher Art eine
intrazelluläre Kaskade ausgelöst werden, welche schließlich zum Zelluntergang
führt. Diese scheint durch eine Antagonisierung am NMDA-Rezeptor unterbrochen
oder mindestens gemildert zu werden. In in vitro Versuchen ließ sich dieser
positive Effekt für Ketamin dosisabhängig nachweisen. Außerdem nimmt S-(+)-
Ketamin einen positiven Einfluss auf apoptose-induzierende Proteine. Inwieweit
eine neurotoxische Wirkung in einem hohen Dosisbereich einem solchen Einsatz
entgegensteht und ob der neuroprotektive Charakter auch in niedriger Dosierung
zum Tragen kommt, ist bis jetzt nicht geklärt. Hoffnungsvoll erscheint der Ansatz
eines neuroregenerativen Einfluss von Ketamin, welcher sich bei degenerativen
Erkrankungen wie z.B. M. Alzheimer positiv auswirken könnte[ 65,67].
1.Einleitung
13
Es ist bekannt, dass Patienten nach Operationen unter Zuhilfenahme einer
extrakorporalen Zirkulation ein kognitives Defizit aufweisen können [53,70,90].
Dementsprechend erscheint die Vorstellung, hier einen positiven Einfluss durch
die Wahl der Narkosemittel ausüben zu können, beachtenswert.
In einigen Veröffentlichungen konnte ein antiinflammatorischer Effekt durch eine
Ketamingabe nach einem kardiochirurgischem Eingriff nachgewiesen werden
[7,93]. Ob dieser auch Einfluss auf die neurologische Situation der Patienten hat,
wurde nicht untersucht. Da aber ein schlechteres neuropsychologisches Ergebnis
nach einer Herzoperation auch durch eine inflammatorische Reaktion
hervorgerufen werden kann, wäre eine positive Beeinflussung durch eine
Ketamingabe denkbar.
2.Methodik
14
2. Methodik
2.1. Zielsetzung
In dieser Studie soll geprüft werden, ob die niedrig dosierte Gabe von S-(+)-
Ketamin oder Ketamin-Razemat im Vergleich zu einem Placebo Einfluss auf die
rechts- und/oder linksventrikulären Funktion hat und damit eine negative
Veränderung der hämodynamischen Parameter induzieren könnte.
Diese Studie ist eine Pilotstudie, die die Unbedenklichkeit der Gabe von low-dose
Ketamin bei Patienten mit kardialen Risikofaktoren prüft, um im Anschluss die
analgetische Wirkung von low-dose Ketamin zur Vermeidung des Post-
Sternotomiesyndroms in einem derartigen Kollektiv untersuchen zu können.
Als Nebenzielkriterium wurden die kognitiven Funktionen der ausgewählten
Patienten untersucht.
2.2. Patientenkollektiv
Nach positiver Prüfung durch die Ethikkommission der Ruhr Universität Bochum
wurden in dieser Studie 43 Patienten untersucht, die sich im Zeitraum von Januar
2003 bis Januar 2004 einer aortokoronaren Bypass (ACVB) Operation
unterziehen mussten. Die Patienten wurden mündlich und schriftlich aufgeklärt
und gaben ihre schriftliche Einwilligung.
Untersucht wurden Patienten mit Angina pectoris und Herzinsuffizienz, deren
Schweregrad nach den Richtlinien der New York Heart Association (NYHA) bzw.
der Canadian Cardiovascular Society (CCS) klassifiziert wurde:
NYHA Klassifikation der Herzinsuffizienz ->
I.: Herzerkrankung ohne körperliche Limitation; alltägliche körperliche
Belastung verursacht keine inadäquate Erschöpfung, Rhythmusstörungen,
Dyspnoe oder Angina pectoris.
II.: Patient mit Herzerkrankung und leichter Einschränkung der körperlichen
Leistungsfähigkeit; keine Beschwerden in Ruhe, alltäglich körperliche
Belastung verursacht Erschöpfung, Rhythmusstörungen, Dyspnoe oder
Angina pectoris.
2.Methodik
15
III.: Patient mit Herzerkrankung und höhergradiger Einschränkung der
körperlichen Leistungsfähigkeit; keine Beschwerden in Ruhe, geringe
körperliche Belastung verursacht Erschöpfung, Rhythmusstörungen,
Dyspnoe oder Angina pectoris.
IV.: Patient mit Herzerkrankung und starker Leistungseinschränkung,
Ruhebeschwerden
CCS Klassifikation der Angina pectoris
I.: Gewöhnliche körperliche Tätigkeit wie Spazierengehen und
Treppensteigen verursachen keine Angina pectoris, jedoch anstrengende,
schnelle oder ausgedehnte Tätigkeiten in der Arbeit oder in der Freizeit.
II.: Geringe Einschränkungen von gewöhnlichen Tätigkeiten wie schnelles
Spazierengehen oder Treppensteigen, Bewältigung von Steigungen ,
Gehen oder Treppensteigen nach Mahlzeiten, in der Kälte, im Wind unter
emotionalem Druck oder nur in den ersten Morgenstunden nach dem
Aufstehen. Möglich sind ebenerdiges Spazierengehen, Treppensteigen mit
normalem Tempo.
III.: Deutliche Einschränkung von gewöhnlichen körperlichen Tätigkeiten.
Möglich sind ebenerdiges Spazierengehen und langsames Treppensteigen.
IV.: Unfähigkeit irgendeine körperliche Tätigkeit auszuführen ohne dabei
Unbehagen zu verspüren; Angina pectoris Beschwerden können auch in
Ruhe vorliegen.
2.2.1. Ausschlusskriterien
Die präoperative Herzinsuffizienz und Angina pectoris durfte das Stadium NYHA
III bzw. die Klassifikation CCS III nicht überschreiten
Ausschlusskriterien waren Herzinsuffizienz oder Angina pectoris im einem
höheren Stadium, fehlende Einwilligung, psychiatrische Erkrankungen oder
Persönlichkeitsstörungen, Unfähigkeit ein strukturiertes Interview durchzuführen,
anamnestisch bekannte Unverträglichkeit gegen S-(+)-Ketamin oder Ketamin
Razemat, notwendige Revision, Rethorakotomie innerhalb eines Jahres,
lebensbedrohliche Komplikationen in der postoperativen Phase (Herzinfarkt,
höhergradige Herzrhythmusstörungen, Nachblutung) oder ein geplantes
operatives Verfahren ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine.
2.Methodik
16
2.3. Hämodynamische Parameter
Herzfrequenz (HF): Die Herzfrequenz wurde mittels eine 5 Kanal EKG mit ST-
Strecken Analyse erfasst
Normwerte =60-120 Schläge/min
Systemischer Blutdruck, systolisch, diastolisch, mittlerer (SAP, DAP, MAP):
Der systemische Blutdruck wurde intraarteriell gemessen. Der mittlere arterielle
Blutdruck ergibt sich aus dem Produkt von Herzzeitvolumen und totalem
peripheren Widerstand. Berechnet wird er aus der Formel:
MAP= diastolischer Blutdruck + 1/3 (systolischer Druck-diastolischer Druck)
Neben der kontinuierlichen Überwachung des Blutdruckes, der Schlag-für-Schlag-
Registrierung, der Beurteilung der Myokardkontraktilität aus der
Druckanstiegsgeschwindigkeit der Aortenkurve und der Ableitung des
Schlagvolumen aus dem systolischen Anteil der Druckkurve, diente die
intraarterielle Druckmessung auch als Abnahmeort für arterielle Blutproben.
Normwerte = systolisch/diastolisch 100-140/60-90mmHg MAP 70-105 mmHg
Pulmonalvaskulärer Druck (PAP): Mittels eines Pulmonalis-
Einschwemmkatheters, welcher in die Pulmonalarterie eingeschwemmt wurde,
konnte der Blutdruck des kleinen Kreislaufes und indirekt die Füllung des linken
Ventrikels und das Herzzeitvolumen gemessen werden.
Normwerte = systolisch/diastolisch 15-30/4-12 mmHg PAP 9-16 mmHg
Pulmonalvaskulärer Verschlussdruck (PCWP): An der Spitze des Pulmonalis-
Einschwemmkatheters ist ein Ballon, der mit Luft gefüllt werden kann. Liegt das
Ende des Katheters in der Pulmonalarterie, kann durch Aufblasen des Ballons ein
künstlicher Gefäßverschluss ausgelöst werden. Der Druck der nun an der Spitze
abgeleitet werden kann, entspricht beim gesunden Herzen dem linksatrialen Druck.
Der Druck unterliegt Schwankungen durch Druckveränderungen im Thorax.
Normwerte = 5-12 mmHg
Herzindex (Cardiac Index, CI): Der CI ist das Herzzeitvolumen bezogen auf die
Körperoberfläche (Herzzeitvolumen/m²Körperoberläche). Es wurde über den
2.Methodik
17
Pulmonalis-Einschwemmkatheter mittels der Thermodilutionsmethode gemessen.
Nach Gabe einer kalten Kochsalzlösung wird der Wechsel der Bluttemperatur im
zeitlichen Verlauf vom Thermistor an der Spitze des Katheters gemessen und die
Werte an einen Computer weitergeleitet wo sie berechnet werden.
Normwerte = 2,8-4,2 l/min/m²
Zentralvenöser Druck (ZVD): Der Zentralvenöse Druck wurde kontinuierlich über
den ZVD-Schenkel des Pulmonalis-Einschwemmkatheters abgeleitet, welcher in
der oberen Hohlvene zum liegen kommt. Über diese Werte kann man die
rechtsventrikuläre Funktion erkennen, sowie Aussagen über das Blutvolumen und
den Venentonus treffen. Durch Druckschwankungen im Thorax (z.B. kontrollierte
Beatmung mit positivem - endexpiratorischen Druck) wird der ZVD-Wert
beeinflusst.
Normwerte = 2-8 mmHg
[49]
2.4. Extrakorporale Zirkulation
Alle Patienten wurden mit der gleichen Herz-Lungen-Maschine (Terumo Sarns
59000) nach dem gleichen Standard perfundiert. Zur Antikoagulation an der Herz-
Lungen-Maschine erhielten die Patienten 300IE Heparin pro kg/KG und zur
Antagonisierung des Heparins die gleiche Menge Protamin nach
Maschinenabgang. Eine suffiziente Antikoagulation wurde mittels ACT (Activated
Clotting Time) ca. alle 30 Minuten überprüft. Die Zeitdauer der extrakorporalen
Zirkulation (EKZ) ist eine der Determinanten für das postoperative Ergebnis [72].
Während der extrakorporalen Zirkulation wird die Aorta abgeklemmt
(Aortenklemmzeit). Diese Aortenklemmzeit sollte so kurz wie möglich gehalten
werden, da in dieser Zeit das Herz nicht perfundiert wird. Der Ziel Hb-Wert liegt
während der extrakorporalen Zirkulation bei 8 g/dl und zum Abgang der Herz-
Lungen-Maschine bei 10 g/dl. Abweichungen nach unten werden durch die Gabe
von Erythrozytenkonzentraten kompensiert. Am Ende der extrakorporalen
Zirkulation wird die Volumenbilanz für diesen Zeitraum berechnet (HLM-Bilanz).
Entsprechend dieser Bilanz ist der Volumenstatus der Patienten nach Abgang von
der Herz-Lungen-Maschine einzuschätzen.
2.Methodik
18
2.5. Labordiagnostik
Zur Überwachung kardialer Durchblutungsstörungen wurde die Creatininkinase
(CK/CKMB) herangezogen. Die Creatininkinase (CK) lässt sich in vier
Untergruppen nachweisen (CK-MB = Myokardtyp, CK-MM = Skelettmuskeltyp,
CK-BB = Hirntyp und CK-MiMi = Mitochondrientyp), wobei der Untertyp CK-MB
führend in der Diagnose von myokardialen Schädigungen ist. Die Höhe der
Creatininkinase ist proportional zum Schaden am Herzen. Ein CK-MB Anteil von
der Gesamt CK von mehr als 10% ist beweisend für eine Enzymfreisetzung aus
der Herzmuskulatur.
2.6. Neuropsychologische Tests
Benton Test: Mit diesem Test kann das unmittelbare Behalten von visuellen
Stimuli untersucht werden. Nachdem der Patient für eine kurze Zeit eine der zehn
Stimuluskarten gesehen hat, wird er aufgefordert, diese so genau wie möglich
nachzuzeichnen. Die Auswertung erfolgt über ein definiertes Auswertungssystem
in dem neben den positiven Lösungen auch die Fehler dokumentiert werden.
Neben der Zeichenfähigkeit kann hiermit die Merkfähigkeit geprüft werden.
Trailmaking Test A+B: Mit diesen beiden Tests wird die kognitive
Verarbeitungsgeschwindigkeit (Teil A) oder die geteilte Aufmerksamkeit (Teil B)
geprüft.
Im ersten Teil (Teil A) muss der Patient so schnell wie möglich eine Anordnung
von Zahlen von 1-25 miteinander verbinden. Im zweiten Teil (Teil B) sollen
Zahlen (1-13) und Buchstaben (A-L) in alternierender Reihenfolge möglichst
schnell miteinander verbunden werden. Die Zeit die der Patient jeweils benötigt,
wird festgehalten.
Zahlennachsprechtest: Der Zahlennachsprechtest ist eine Teil des „Hamburg-
Wechslers Intelligenztests“. Dem Patienten werden Zahlenreihen mit ansteigender
Anzahl vorgelesen, welche er erst vorwärts und im zweiten Durchgang rückwärts
wiederholen soll. Sind zwei Ergebnisse hintereinender falsch, wird der Test
abgebrochen.
Zahlen Symbol Test: Der Zahlen-Symbol-Test stammt ebenfalls aus dem
„Hamburg-Wechsler-Intelligenztest“. Der Patient erhält 90 Sekunden Zeit, die
2.Methodik
19
Zuordnung von 9 Zahlen zu jeweiligen Symbolen zu lernen, um sie danach in
einer Tabelle mit 100 Ergänzungsfeldern zu reproduzieren.
2.7. Prämedikation, Operation, Narkose sowie
intensivmedizinische Betreuung
Alle Patienten wurden am Tag vor der Operation für die Narkose und für diese
Studie aufgeklärt.
Der Ablauf der Operation und der Narkose wurde bis auf die Gabe des
Studienmedikamente und der damit verbundenen häufigeren Messung der
hämodynamischen Parameter nicht beeinflusst. Die Auswahl des
Operationsverfahrens lag in der Verantwortlichkeit des zuständigen Chirurgen.
Entsprechend wurde die Narkose nach dem Standard der Klinik für
Anästhesiologie, Intensiv-, Palliativ- und Schmerzmedizin der
Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil Bochum durchgeführt.
Im Rahmen der Prämedikation erhielten die Patienten zur Sedierung am Abend
vor und am Morgen der Operation 1-2mg Flunitrazepam per os. Eine bestehende
Beta-Blocker Therapie wurde weitergeführt, alle anderen Medikamente wurden
abgesetzt.
Vor Narkosebeginn bekam jeder Patienten ein venösen und ein arteriellen
Zugang. Über die arterielle Kanüle wurde der Blutruck kontinuierlich abgeleitet.
Die Narkose wurde dann mit Midazolam (0,1-0,2 mg/kg/KG), Sufentanil
(0,1µg/kg/KG) und Pancuronium (0,1mg/kg/KG) induziert. Danach erfolgte die
Intubation und kontrollierte Beatmung mit 80-100% Sauerstoff. Anschließend
wurden die Patienten mit einer Magensonde, einem Blasenkatheter inkl.
Temperatursonde und einem Pulmonalis-Einschwemmkatheter versehen.
Das hämodynamische Monitoring lief über einen Hewelt Packard Monitor Model
68S und die Beatmungsparameter registrierte ein Datex Capnomac Ultiva Monitor.
Beatmet wurden die Patienten in dem Einleitungsraum mit einem KION /Siemens
und im Operationssaal mit einem Servo 990S/Siemens. Die einfachen
hämodynamischen Parameter wie Blutdruck und Herzfrequenz wurden nach
Ankunft des Patienten im OP-Bereich alle 2 Minuten erfasst. Zentralvenöser und
2.Methodik
20
pulmonalarterieller Druck wurden nach Einschwemmung des Pulmonalis-
Katheters alle 10 Minuten dokumentiert.
Alle Patienten erhielten 2 Mio.IE Aprotinin und 2g Cephazolin vor der
Extrakorporalen Zirkulation (EKZ). Die Antibiotikagabe wurde danach wiederholt.
Aufrechterhalten wurde die Narkose durch die kontinuierliche Gabe von
Sufentanil (0,1µg/kgKG/h) und Propofol (3-4 mg/kgKG/h).
Neben den Narkotika standen vornehmlich folgende Medikamente zur
hämodynamischen Regulierung zur Verfügung: Noradrenalin, Adrenalin,
Enoximon, Nitroglycerin, Metoprolol, Clonidin und Urapidil.
Intraoperativ wurden regelmäßig Blutgasanalysen, die Bestimmung des aktuellen
Hb-Wertes und der Blutelektrolytkonzentrationen durchgeführt. Bei Bedarf wurde
dies durch Blutzuckerwertmessungen ergänzt.
Nach Operationsende wurden die Patienten für 24 h auf der Intensivstation der
Herz-Thorax Chirurgie überwacht.
Die Beatmung erfolgte bis zur Extubation mit einem Servo 300, das
hämodynamische und das respiratorische Monitoring entsprachen dem
intraoperativen.
Die postoperative Schmerztherapie erfolgt mit Metamizol (5g/50ml 2ml/h)
kontinuierlich via Perfusor und Bolusgaben von Piritramid bei Bedarf. Die
hämodynamisch wirksamen Medikamente entsprachen in der Regel denen der
intraoperativen.
Acht Stunden postoperativ erhielten die Patienten eine weitere Gabe von 2g.
Cephazolin.
2.8. Studiendesign und Messzeitpunkte
Es handelt sich um eine dreiarmige Studie, bei der alle Patienten doppelblind
randomisiert einer der folgenden Gruppen zugewiesen wurden:
Gruppe1 = S-(+)-Ketamin Gruppe
Gruppe 2 = Ketamin-Razemat Gruppe
Gruppe 3 = Placebo Gruppe
Alle Lösungen wurden in der Hausapotheke unserer Klinik hergestellt und so
verdünnt, dass die zu verabreichenden Volumina für alle Gruppen gleich war. Die
2.Methodik
21
Verblindung des Studien-Medikamentes war für die beteiligten Ärzte, das
Pflegepersonal und für die Patienten nach der Narkose nicht erkennbar, da die
Injektionsspritzen nur mit der Aufschrift „Studienmedikament“ und einem
Namenscode versehen waren.
Nachdem einmalig, wie oben dargestellt, alle hämodynamischen Parameter
erfasst wurden, bekamen die Patienten das Studienmedikament appliziert.
Dies geschah erst als Bolus und danach als kontinuierliche Gabe für 24h über
eine Spritzenpumpe.
Die Dosierung der Studienmedikation war für
Gruppe 1 = 0,25mg S-(+)-Ketamin/kg KG/h S-(+)-
Ketamin über 24h
Gruppe 2 = 0,5mg Ketamin-Razemat/kg KG/h Ketamin-
Razemat über 24h
Gruppe 3 = die entsprechenden Volumina als Bolus und via Spritzenpumpe über
24h
Die Verdünnung der Medikamente mit Kochsalzlösung war für die
Bolusapplikation 25mg S-(+)-Ketamin auf 10ml, 50mg Ketamin-Razemat auf 10ml,
und 10ml Kochsalzlösung.
Für die Spritzenpumpe wurden 50mg S-(+)-Ketamin auf 50ml, 100mg Ketamin-
Razemat auf 50ml und 50ml Kochsalzlösung für die Placebogruppe präpariert.
Die für die Untersuchung gewählten Messzeitpunkte waren:
1. Messzeitpunkt (Prä Bolus) nach Narkoseeinleitung und vor Applikation des
Studienmedikamentes (Ausgangswert)
2. Messzeitpunkt (post Bolus1) ca. 5 Minuten nach Bolusgabe und nach Start der
kontinuierlichen Gabe des Studienmedikamentes
3. Messzeitpunkt: (post Bolus2) ca. 20 Minuten später
4. Messzeitpunkt: (post Bolus3) ca. 30 Minuten später
Messzeitpunkte 1 +2 waren vor Operationsbeginn, die Messzeitpunkte 3+4 nach
Operationsbeginn (Hautschnitt), aber vor der Thorakotomie
Auf der Intensivstation wurden folgende Messzeitpunkte festgelegt:
1.Messzeitpunkt: bei Ankunft auf der Intensivstation
2.Methodik
22
2. Messzeitpunkt: 6 Stunden nach der Bolusgabe
3. Messzeitpunkt: 12 Stunden nach der Bolusgabe
4. Messzeitpunkt: 24 Stunden nach der Bolusgabe
Die Blutentnahme zur CK/CK-MB Kontrolle wurde an diese Zeiten gekoppelt.
Die neuropsychologischen Tests wurden im Anschluss an die Prämedikationsviste
und 5-6 Tage postoperativ durchgeführt. Die Ausführung erfolgte bedside im
Stationsbetrieb.
2.9. Statistik
Unterschiede zwischen den drei Gruppen wurden lediglich für die vier
intraoperativen Messzeitpunkte geprüft, da hier die Gesamtkonstellation relativ
homogen war und Änderungen daher vermutlich nur auf die Studienmedikation
zurückzuführen waren. Die Messergebnisse im postoperativen Verlauf wurden
wegen fehlender standardisierter Therapie nicht statistisch geprüft.
Primär wurden bei intervallskalierten Variablen Unterschiede zwischen den
Gruppen mittels ANOVA geprüft, wobei die Gruppenzugehörigkeit als
unabhängiger Faktor und die Messzeitpunkte als Messwiederholungs-Faktor
innerhalb jeder Gruppe analysiert wurden. Zusätzlich erfolgte aufgrund der kleinen
Fallzahl und der Zielsetzung der Studie, frühzeitig mögliche Risiken bei den
Patienten zu erkennen, eine Analyse der Veränderung innerhalb jeder Gruppe,
wobei der Messzeitpunkt vor der Bolusgabe als Baseline-Wert gewählt wurde.
Geprüft wurden Unterschiede innerhalb der Gruppen mittels nicht-
parametrischemTest (Wilcoxon Vorzeichen-Rangtest). Unterschiede zwischen den
einzelnen Gruppen zu einzelnen Messzeitpunkten wurden explorativ mittels t-
Tests für nicht verbundene Stichproben geprüft. Es wurde ein Signifikanzniveau
Um Veränderungen der Variablen vor und nach der Intervention in Beziehung auf
die Streuung der Ausgangswerte darzustellen, wurden für die psychometrischen
Tests jeweils die Effektstärken errechnet.
3.Ergebnisse
23
3. Ergebnisse
1. Studienunabhängige Ausgangs- und Verlaufsdaten
1.1. Klinische Daten der Patienten und präoperative DiagnosenInsgesamt wurden 43 Patienten in die Studie nach oben genannten Kriterien
aufgenommen. Zwei mussten ausgeschlossen werden, da die Operation ohne zu
Hilfenahme der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt wurde. 8 Patienten schieden
aus, weil die Nachuntersuchung wegen Ablehnung oder vorzeitiger Verlegung
nicht möglich war. Letztendlich wurden so 33 Patienten in diese Studie
eingeschlossen.
Die präoperativen Daten sind tabellarisch aufgeführt (Tab 1A).
In den drei Behandlungsgruppen (Gruppe I= S-(+)-Ketamin n=12, II= Ketamin-
Razemat n=12; Gruppe III= Placebo n=9) lag das Durchschnittsalter um 60 Jahre
ohne wesentliche Gruppenunterschiede (Tab 1A).
Der Anteil der Frauen lag mit 58% in Gruppe II am höchsten, war im Vergleich
aber nicht signifikant erhöht.
Größe und Gewicht waren in Gruppe I gering, aber nicht signifikant höher als in
den anderen Gruppen und erklären sich vermutlich aus dem höheren Anteil an
Männern. Der hieraus berechnete BMI (BMI 29 vs. 30,2 vs. 27,5) war ähnlich und
lag sogar in der Ketamin-Razematgruppe mit den meisten Frauen am höchsten.
In Gruppe II waren die meisten Patienten (8,3% vs. 25% vs. 11,1 %) in der
niedrigeren NYHA II Gruppe eingestuft und es befanden sich in dieser Gruppe
auch die meisten Patienten mit einem geringerem Schweregrad der Angina
pectoris Beschwerden, entsprechend CCS-Grad I/II (23% vs. 28% vs. 0%, nicht
signifikant). Bei Bewertung des hämodynamischen Verlaufs muss trotz fehlender
Signifikanz in der Verteilung beachtet werden, dass die Patienten der Gruppe I
und III einen höheren Ausprägungsstand der Grunderkrankung aufwiesen. In
Gruppe III hatten nahezu alle Patienten eine 3-Gefäßerkrankung (94%).
Im präoperativen EKG ist die Häufigkeit pathologischer Veränderungen nahezu
gleichmäßig über die Gruppen verteilt. Insgesamt wies hier die Ketamin-
3.Ergebnisse
24
Razematgruppe (Gruppe II) die meisten Fälle mit pathologischer Veränderung auf,
während sich in der Placebogruppe trotz der höheren Anzahl von Patienten mit
schlechteren Koronarstatus prozentual die wenigsten Störungen zeigten.
Die Ko-Morbidität war in der Placebogruppe leicht erhöht, so fiel hier der Anteil der
Patienten, die an einem Diabetes mellitus leiden, fast doppelt so hoch aus wie in
den beiden anderen Gruppen.
28 von 33 Patienten standen unter einer Dauerbehandlung mit Beta-Blockern,
welche perioperativ weitergeführt wurde (Gruppe I = 11, Gruppe II = 9, Gruppe III
= 8 Patienten). Die Verteilung zeigte keine signifikanten Unterschiede,
Zusammenfassend ist somit der Anteil von Patienten mit erkennbaren höheren
Risikofaktoren in Gruppe III etwas höher.
Insgesamt repräsentierten die Patienten aller drei Gruppen ein typisches
herzchirurgisches Patientengut. [30,32,38,81]
3.Ergebnisse
25
TAB 1A Klinische Daten der Patienten und Angaben zur präoperativen Morbidität (Absolute Zahlen und prozentuale Angaben bei Häufigkeiten, Mittelwerte und Standardabweichungen bei Messwerten) Abkürzungen: BMI = Body Mass Index ; NYHA= Einteilung der Herzinsuffizienz; CCS= Stadieneinteilung der Angina pectoris; *:Malignome, chronische Lungenerkrankung, Niereninsuffizienz
TAB 1 A Präoperative Daten
I II III
Anteil von Frauen 4 (33,3%) 7 (58,3%) 4 (44,4%)
Alter 59,7 (±11,3) 63,7 (±9,2) 62,2 (±8,9)
Größe (cm) 171,2 (±14,8) 161,7 (±11,3) 166,1 (±10)
Gewicht (kg) 84,7 (±12,3) 77,8 (±12,1) 76,6 (±14,8)
Basisdaten
der Patienten
BMI 29,1(±6,4) 30,18(±5,1) 27,52(±3,5)
Stad. II 1 (8,3%) 3 (25%) 1 (11,1%)Herzinsuffizienz
(Einteilung
nach NYHA)Stad. III 11 (91,7%) 9 (75%) 8 (88,9%)
Stad.I/II 2 (22,7%) 4 (28,3%) (0%)Angina pectoris
(nach CCS) Stad.III 10 (77,3%) 8 (71,7%) 9 (100%)
1 -- 1 (4,8%) 1 (5,2%)
2 4 (41,8%) 4 (38,2%) --
KHK
(Anzahl betroffener
Gefäße)3 8 (58,2%) 7 (57%) 8 (94,8%)
Diabetes mellitus 2 (16,7%) 2 (16,7%) 4 (44,4%)
Art. Hypertonie 11 (90%) 9 (79%) 9 (100%)
Art. Durchblutungs-
störung2 (20,9%) 3 (15,1%) 4 (26,4%)
sonstige
Begleiterkrankungen
Sonstige relevante
Komorbidität (*)6 (50%) 4 (33,3%) 4 (44,4%)
Blockbild 3 (25%) -- --
Erregungsrückbildungs
störung3 (25%) 8 (66,7%) 5 (55,6%)
Herzrhythmusstörungen 2 (16,7%) 1 (8,3%) --
Kein pathologischer
Befund2 (16,7%) 2 (16,7%) 1 (11,1%)
EKG- Veränderungen
unbekannt 2 (16,7%) 1 (8,3%) 3 (33,3%)
3.Ergebnisse
26
1.2. Extrakorporale Zirkulation (EKZ)Alle Patienten wurden unter Zuhilfenahme der Herz-Lungen-Maschine (HLM)
operiert. In der Volumenbilanz sind sowohl freie kristalloide und kolloidale
Flüssigkeiten wie auch Erythrozytenkonzentrate einbezogen.
Die erfassten Zeiten unterschieden sich nicht signifikant, auch wenn sie wie die
Volumenbilanz am niedrigsten in Gruppe II ausfielen (TAB 2 A).
TAB 2A Kenndaten der Extrakorporalen Zirkulation Mittelwerte ± Standardabweichung; HLM Zeit=Zeitdauer der Extrakorporalen Zirkulation, Aortenklemmzeit = Zeitdauer der Abklemmung der Aorta zum Nähen der Anastomosen, HLM Bilanz= Errechnete Volumen Bilanz während der extrakorporalen Zirkulation, OP Zeit= Gesamte Operationszeit
TAB 2 A intraoperative Daten zur EKZ
I II III
HLM Zeit (min.) 89,4 (±21,6) 71,8 (±22,6) 89,3 (±25,6)
Aortenklemmzeit(min.)
48,9 (±12,1) 40,7 (±16,4) 54,7 (±19,7)
HLM Bilanz (ml) -955 (±447) -617 (±697,4) -780,7 (±474)
OP-Zeiten (min) 194(±49) 180(±41) 189(±35)
3.Ergebnisse
27
2. Intraoperative Hämodynamik unter Studienmedikation
Alle intraoperativen Messwerte sind in Tabelle 2 B abgebildet.
TAB 2B (Mittelwerte ± Standardabweichung), MAP = mittlerer arterieller Blutdruck, PAP = pulmonal arterieller Druck, PCWP= pulmonalarterieller Verschlussdruck, CI = Cardiac Index (Herzzeitvolumen bezogen auf die Körperoberfläche(KOF)), ZVD = zentralvenöser Druck, * :p-Wert <0,05 innerhalb der Gruppe
TAB 2 B Intraoperative Daten -Hämodynamik
I II III
MAP prä Bolus (mmHg) 73,5 (±11,7) 70,3 (±13,2) 70,1 (±13)
MAP post Bolus 5min (mmHg) 74,3 (±11,5) 71,8 (±13,4) 72 (±12,1)
MAP post Bolus 20min (mmHg) 79,2 (±11,5) 76,8 (±10,6) 78,3 (±10,1)
MAP post Bolus 30 in (mmHg) 71,8 (±15,1) 67,8 (±11,2) 73,7 (±8,5)
HF prä Bolus (Schläge/min) 58,7 (±10,6) 63,8 (±8,9) 64 (±8,1)
HF post Bolus 5min (Schläge/min) 58,6 (±10,4) 60,9 (±7,1) 63,1 (±4,8)
HF post Bolus 20 min (Schläge/min) 55,6 (±9,2) 59,2 (±7) 58,3 (±8,6)
HF post Bolus 30 min (Schläge/min) 53,9 (±6,9) 62 (±5,4) 55,9 (±5,6)
PAP prä Bolus (mmHg) 19 (±3,5) 16,6 (±5,4) 19,6 (±6,3)
PAP post Bolus 5min (mmHg) 18,8 (±3,5) 16 (±6) 19,7 (±7,3)
PAP post Bolus 20min (mmHg) 20,3 (±4,8) 18,5 (±5,8) 20,9 (±6,9)
PAP post Bolus 30 min (mmHg) 22,3 (±3,3)* 18,4 (±3,5) 19,2 (±3,1)
PCWP prä Bolus (mmHg) 12,5 (±3,4) 10,3 (±3,4) 13,1(±7,7)
PCWP post Bolus 5min (mmHg) 13,3 (±3,8) 10,3 (±3,6) 13,3 (±7,9)
PCWP post Bolus 20min (mmHg) 13,5 (±5,6) 12,5 (±4,4) 14,5 (±6,9)
PCWP post Bolus 30 min (mmHg) 15,6 (±4,4)* 12,8 (±5,5) 12,6 (±2,8)
CI prä Bolus (l/min/m²KOF) 1,8 (±0,38) 1,9 (±0,45) 1,9 (±0,22)
CI post Bolus 5min (l/min/m²KOF) 1,8 (±0,44) 1,8 (±0,31) 1,8 (±0,25)
CI post Bolus 20min (l/min/m²KOF) 1,8 (±0,34) 1,8 (±0,26) 2 (±0,39)
CI post Bolus 30min (l/min/m²KOF) 1,7 (±0,43) 1,7 (±0,33) 1,8 (±0,26)
ZVD prä Bolus (mmHg) 10,2 (±3) 8 (±3) 10 (±4)
ZVD post Bolus 5min (mmHg) 10 (±3) 8 (±4) 9 (±3)
ZVD post Bolus 20min (mmHg) 11 (± 4) 9 (±2) 11 (±1)
ZVD post Bolus 30min (mmHg) 12 (± 3)* 10 (±3) 11 (±3)
3.Ergebnisse
28
Die Herzfrequenz fiel in allen drei Gruppen während des Messzeitraumes ab. Es
traten keine Tachykardien auf. Insgesamt neigten die Patienten eher zu einer
bradykarden Herzfrequenz. (TAB 2 B, Abb. 1, TAB 2 C)
Der zentralvenöse Druck (ZVD) stieg in allen drei Gruppen geringgradig an (TAB
2 B, Abb. 1+3). Im gepaarten T-Test konnte im Vergleich vom Ausgangswert zum
letzten Messwert ein signifikanter Unterschied innerhalb der S-(+)-Ketamin
Gruppe nachgewiesen werden.
In allen drei Gruppen kam es nach einem initialen Anstieg bis zum zweiten
Messzeitpunkt zu einem Abfall des arteriellen Mitteldruckes am Ende des
Messzyklus. Systolischer und diastolischer Blutdruck verhielten sich gleichsinnig
(TAB 2 B, Abb.1, Abb.2+3).
präBolus
10
min30
minICU 6 h 12 h 24 h20
min
6
8
10
12
14
16
8
10
12
14
16ZVDmmHg Placebo S(+)Ketamin Ketamin-RacematPlacebo S(+)Ketamin Ketamin-Racemat
Abb1: ZVD = Zentralvenöser Druck in mmHg (Mittelwerte) über 24 Stunden vor und nach der Bolusgabe
3.Ergebnisse
29
präBolus
10
min30
minICU 6 h 12 h 24 h20
min
60
70
80
90
100 MAPmmHg
Placebo S(+)Ketamin Ketamin-Racemat
präBolus
10
min30
minICU 6 h 12 h 24 h20
min
60
70
80
90
100 MAPmmHg
Placebo S(+)Ketamin Ketamin-Racemat
Abb 2: MAP = Mittlerer arterieller Druck in mmHg (Mittelwerte) über 24 Stunden vor und nach der Bolusgabe
50
60
70
80
90
100
präBolusMAP postB1MAP postB2MAP postB3MAP
404550556065707580
präBolusHF postBolus1HF postBolus2HF postBolus3HF
2
6
10
14
18
ZVDpräB ZVDpostB1 ZVDpostB2 ZVDpostB3
PlaceboS(+)KetaminKetamin (R)
50
60
70
80
90
100
präBolusMAP postB1MAP postB2MAP postB3MAP
404550556065707580
präBolusHF postBolus1HF postBolus2HF postBolus3HF
2
6
10
14
18
ZVDpräB ZVDpostB1 ZVDpostB2 ZVDpostB3
PlaceboS(+)KetaminKetamin (R)
Abb. 3: Darstellung als Boxplots der Mediane und Quartile; Herzfrequenz Schläge/min (HF), mittlerer arterieller Blutdruck mmHg (MAP) und zentralvenöser Druck mmHg (ZVD) in drei Behandlungsgruppen während der perioperativen Messungen.
3.Ergebnisse
30
In der Placebogruppe stieg der pulmonalarterielle Druck (PAP) zuerst leicht an,
um dann zum dritten Messzeitpunkt wieder bis auf das Ausgangsniveau zu
fallen. Im Gegensatz dazu nahm in der S-(+)-Ketamin Gruppe der
pulmonalarterielle Druck (PAP) während des gesamten Messzeitraums
kontinuierlich zu. In der Ketamin Razematgruppe erreichte er, nach einem
Anstieg nach der Bolusgabe, ab dem zweiten Messzeitpunkt ein
gleichbleibendes Niveau. In dieser Gruppe war der PAP schon zu Beginn
niedriger als in den beiden anderen Gruppen (TAB 2 B, Abb.2+4).
Im gepaarten T-Test innerhalb der Gruppen zeigte sich im Vergleich vom
Ausgangswert zum Endpunkt ein signifikanter Unterschied in der S-(+)-Ketamin
Gruppe für den pulmonalarteriellen Druck (PAP).
präBolus
10
min30
minICU 6 h 12 h 24 h
Placebo S(+)Ketamin Ketamin-Racemat
20
min
14
16
18
20
22
24
26
28PAPmmHg
präBolus
10
min30
minICU 6 h 12 h 24 h
Placebo S(+)Ketamin Ketamin-RacematPlacebo S(+)Ketamin Ketamin-Racemat
20
min
14
16
18
20
22
24
26
28
14
16
18
20
22
24
26
28PAPmmHg
Abb. 4 : PAP= pulmonalarterieller Druck in mmHg (Mittelwerte) über 24 Stunden vor und nach der Bolusgabe
3.Ergebnisse
31
Der pulmonalarterielle Verschlussdruck (PCWP) verhielt sich in der
Placabogruppe gleichsinnig wie der pulmonalarterielle Druck (PAP). In den
beiden Verumgruppen stieg der pulmonalarterielle Verschlussdruck (PCWP)
nach der Bolusgabe kontinuierlich an. Dieser Effekt war innerhalb der S-(+)-
Ketamin Gruppe signifikant. (Abb.5).
Der Cardiac Index (CI) blieb in der Placebogruppe nahezu konstant und fiel in
beiden Verumgruppen nicht signifikant ab (Abb.6)
präBolus
10
min30
minICU 6 h 12 h 24 h
PCWPmmHg
8
10
12
14
16
18
20
20
min
Placebo S(+)Ketamin Ketamin-Racemat
präBolus
10
min30
minICU 6 h 12 h 24 h
PCWPmmHg
8
10
12
14
16
18
20
20
min
Placebo S(+)Ketamin Ketamin-RacematPlacebo S(+)Ketamin Ketamin-Racemat
Abb.5: PCWP = pulmonalvaskulärer Verschlussdruck in mmHg (Mittelwerte) über 24 Stunden vor und der Bolusgabe
präBolus
10
min30
min
ICU 6 h 12 h 24 h20
min
1
1, 5
2
2, 5
3
3, 5
4CIl/min²KOF
Placebo S(+)Ketamin Ketamin-Racemat
präBolus
10
min30
min
ICU 6 h 12 h 24 h20
min
1
1, 5
2
2, 5
3
3, 5
4
1
1, 5
2
2, 5
3
3, 5
4CIl/min²KOF
Placebo S(+)Ketamin Ketamin-RacematPlacebo S(+)Ketamin Ketamin-Racemat
Abb.6: CI = Cardiac Index in l/min/m²KOF (Mittelwerte) über 24 Stunden vor und nach der Bolusgabe
3.Ergebnisse
32
TAB 2 C: Grenzwertverletzungen in Absolutzahlen und Prozentangaben. MAP= mittlerer arterieller Blutdruck, PAP=
pulmonal arterieller Druck, PCWP= pulmonalarterieller Verschlussdruck, ZVD= zentralvenöser Druck
TAB 2C Grenzwertverletzungen
I II III
PräBolus 8 (66,67%) 2 (16,67%) 3 (33,33%) 13 (39,39%)
PostBolus1 8 (66,67%) 5 (41,67%) 3 (33,33%) 16 (48,48%)
PostBolus2 8 (66,67%) 6 (50%) 3 (33,33%) 17 (51,51%)
Bradykardie PostBolus3 9 (75%) 7 (58,33%) 6 (66,67%) 22 (66,67%)
PräBolus 6 (50%) 7 (58,33%) 4 (44,44%) 17 (51,51%)
PostBolus1 4 (33,33%) 6 (50%) 3 (33,33%) 13 (39,39%)
PostBolus2 4 (33,33%) 1 (8,33%) 1 (11,11%) 6 (18,19%)
MAP PostBolus3 5 (41,67%) 8 (66,67%) 2 (22,22%) 15 (45,45%)
PräBolus 10 (83,3%) 6 (50%) 6 (66,67%) 22 (66,67%)
PostBolus1 10 (83,33%) 4 (33,33%) 7 (77,78%) 21 (63,64%)
PostBolus2 9 (75%) 6 (50%) 6 (66,67%) 21 (63,64%)
erhöhter PAP PostBolus3 11 (91,67%) 7 (58,33%) 6 (66,67%) 24 (73,74%)
PräBolus 6 (50%) 3 (25%) 3 (33,33%) 12 (36,36%)
PostBolus1 9 (75%) 4 (33,33%) 3 (33,33%) 16 (48,48%)
PostBolus2 5 (41,67%) 5 (41,67%) 5 (55,56%) 15 (45,45%)erhöhter PCWP PostBolus3 9 (75%) 4 (33,33%) 3 (33,33%) 16 (48,48%)
PräBolus 7 (58,33%) 7(58.33%) 6 (66,67%) 20 (84,85%)
PostBolus1 10 (83,33%) 7 (58,33%) 8 (88,89%) 25 (75,76%)
PostBolus2 10 (83,33%) 8 (66,67%) 9 (100%) 27 (81,82%)
ZVD PostBolus3 11 (91,67%) 10 (83,33%) 7 (77,78%) 28 (84,85%)
In der Tabelle 2 C sind die Fälle von Grenzwertüber- bzw. unterschreitungen
dokumentiert. Als Grenzwerte wurden die Bereiche gewählt, die im Kapitel
Methodik dargestellt werden.
Die Abweichungen für die Herzfrequenz bewegten sich nur im bradykarden
Bereich. Die Werte für zentralvenösen Druck, pulmonalarteriellem Druck und
pulmonalarteriellem Verschlussdruck waren unter dem Einfluss einer kontrollierten
Beatmung zu bewerten und fielen somit überhäufig falsch erhöht aus. Der Cardiac
Index war in fast allen Fällen erniedrigt und spiegelte die bestehende
Herzinsuffizienz wider.
Bis auf die oben genannten signifikanten Veränderungen während des
Messzeitraumes, waren alle anderen Veränderungen wie Herzfrequenz, Blutdruck,
Zentralvenösem Druck und Cardiac Index nicht signifikant.
Insgesamt zeigte sich in den Ergebnissen, dass es in den beiden Verumgruppen
zu einer messbaren, wenn auch geringen Einschränkung der myokardialen
Funktion kam.
3.Ergebnisse
33
3. Postoperative Daten
3.1. Hämodynamik unter StudienmedikationAlle intraoperativen Messwerte sind in Tabelle 3 A abgebildet.
TAB 3A: (Mittelwerte ± Standardabweichung), MAP= mittlerer arterieller Blutdruck, PAP= pulmonal arterieller Druck, PCWP= pulmonalarterieller Verschlussdruck, CI= Cardiac Index (Herzzeitvolumen bezogen auf die Körperoberfläche(KOF)), ZVD= zentralvenöser Druck; h= Stunde
TAB 3A postoperative Daten -Hämodynamik-
I II III
MAP ICU (mmHg)79,8 (±13,7) 88,7(±19) 89,6(±10,3)
MAP 6h (mmHg)83,5(±10,2) 87(±11,4) 83,1(±12,6)
MAP 12h (mmHg)76,1(±8,6) 78,9(±11,7) 84(±9,9)
MAP 24h (mmHg)82,8(±12,6) 89,1(±15) 79,3(±12,7)
PAP ICU (mmHg)23,8(±6,9) 24(±4,7) 23,1(±4,3)
PAP 6h (mmHg)25,5(±6,7) 25,7(±6) 23,8(±2,1)
PAP 12h (mmHg)24,1(±4,6) 22,6(±4) 21,5(±5,7)
PAP 24h (mmHg)23,6(±7,1) 22(±6,8) 20(±6,2)
PCWP ICU (mmHg)13,2(±3,2) 13,5(±3,8) 11,6(±2,5)
PCWP 6h (mmHg)14,6(±4,2) 16(±7,4) 11,8(±3)
PCWP 12h (mmHg)14,9(±4,8) 14(±2,8) 12,3(±2,7)
PCWP 24h (mmHg)13,8(±5,1) 15,8(±4,6) 13,3(±4,8)
CI ICU (l/min/m²KOF)3,3(±0,6) 3,1(±0,9) 3(±0,4)
CI 6h (l/min/m²KOF)3,5(±0,7) 3,3(±0,9) 2,9(±0,6)
CI 12h (l/min/m²KOF)3,1(±0,7) 3,2(±0,8) 3(±0.5)
CI 24h (l/min/m²KOF)2,9(±0,7) 2,3(±0,4) 2,9(±0,6)
ZVD ICU (mmHg)10,9(±3,1) 11,3(±3,7) 12,8(±4,3)
ZVD 6h (mmHg)13,2(±2,4) 11,5(±4,1) 12,9(±3,4)
ZVD 12h (mmHg)11,9(±2,5) 11,1(±3,5) 10,9(±3,9)
ZVD 24h (mmHg)10,7(±3,6) 11,7(±4,1) 10(4,2)
3.Ergebnisse
34
Die hier aufgezeichneten hämodynamischen Parameter entsprachen, bis auf die
Herzfrequenz, den intraoperativen. Die Herzfrequenz wurde nicht einbezogen, da
die meisten Patienten nach Beenden der extrakorporalen Zirkulation einer
Schrittmachertherapie bedürfen und die Werte nicht zu verwerten waren.
Der mittlere arterielle Druck (MAP) war in der Placebogruppe nach 24 Stunden
niedriger als bei Ankunft auf die Intensivstation. Er erreichte in den beiden
Verumgruppen nach 24 Stunden wieder das Niveau des postoperativen
Ausgangswertes.
Der zentralvenöse Druck verhielt sich gleichsinnig
In der Placebogruppe fiel der pulmonalarterielle Druck innerhalb von 24 Stunden
deutlich ab. In den beiden Verumgruppen stieg der pulmonalarterielle Druck in
den ersten 6 Stunden in beiden Gruppen an, fiel dann aber in der Ketamin-
Razematgruppe schließlich unter das Ausgangsniveau ab. In der S-(+)-Ketamin
Gruppe erreichte er nach 24 Stunden wieder das Ausgangsniveau wie bei Ankunft
auf der Intensivstation. Alle Werte waren normwertig.
Der pulmonalarterielle Verschlussdruck stieg in allen drei Gruppen postoperativ
an, blieb aber in der Placebogruppe absolut am niedrigsten und in der Ketamin-
Razematgruppe am höchsten. Insgesamt waren die Werte in allen drei Gruppen
leicht erhöht.
Der Cardiac Index blieb innerhalb des Messzeitraumes in der Placebogruppe
annähernd konstant. In beiden Verumgruppen fiel der Cardiac Index ab. Dieser
Effekt war in der Ketamin-Razematgruppe am ausgeprägtesten und erreicht nach
24 Stunden sogar einen pathologisch erniedrigten Wert.
In der postoperativen Phase war der Verlauf durch verschiedene
intensivmedizinische Maßnahmen gekennzeichnet. Neben der Gabe von positiv
inotropen Substanzen und Vasopressoren nahm auch die Entwöhnung vom
Respirator und das Beenden der kontrollierten Beatmung Einfluss auf die
erhobenen Daten. Somit konnten die dokumentierten Verläufe nicht alleine mit der
Gabe der Studienmedikamente in Zusammenhang gebracht werden.
Aufgrund der kleinen Fallzahl und der Streuung der Daten wurde auf eine
statistische Auswertung verzichtet.
3.Ergebnisse
35
3.2. Postoperative Ischämie – DiagnostikBei einem Patienten der Ketamin-Razematgruppe kam es zu einer relevanten
CK/CKMB Erhöhung (Quotient CK/CKMB>10%) nach 12 Stunden (10,26%) und
24 Stunden (10,76%) postoperativ. Bei Betrachtung der hämodynamischen
Parameter zeigten sich keine Auffälligkeiten.
In drei anderen Fällen war der Quotient CK/CKMB zwar rechnerisch erhöht, die
absoluten Werte dieser Patienten waren aber so niedrig, dass sie nicht als Beleg
für eine myokardiale Ischämie gewertet werden konnten.
3.3. Postoperatives Schmerzniveau und psychomimetische EffekteDie Patienten wurden 5 Tage nach der Operation gefragt, wie hoch ihr
Schmerzniveau ist und ob sie mit der Narkose oder der postoperativen Zeit
unangenehme Traumerlebnisse verbinden. In der S-(+)-Ketamin Gruppe hatten
drei Patienten von unangenehmen Traumerlebnissen berichtet, in der Ketamin-
Razematgruppe waren es zwei und in der Placebogruppe ein Patient (25% vs
16,7% vs 11,1%). In allen drei Gruppen lag das Schmerzniveau nach fünf Tagen
auf der numerischen Analogskala um den Wert 3 (2,9 vs 3,1 vs 3 im Durchschnitt).
3.Ergebnisse
36
4. Psychometrische Tests
In Tabelle 4A sind die Ergebnisse der neuropsychologischen Tests dargestellt.
TAB 4A: Darstellung der Neuropsychologischen Tests (Mittelwerte ± Standardabweichung): Bentontest, aufgeteilt in Lösungen und Fehlern prä- ond postoperativ, ZNS = Zahlennachsprechtest, aufgeteilt in vorwärts und rückwärts prä- und postoperativ, ZST =Zahlen-Symbol-Test prä- und postoperativ, TMTA/B = Trailmaking Test A+B prä- und postoperativ
TAB4A Neuropsychologische Tests
I II III
Bentontest
Lösung präOP3±2,6 3,3±2,7 2,4±1,9
Bentontest
Lösung
postOP
3,5±2,9 3,7±2,9 2,8±3,1
Bentontest
Fehler präOP9,6±5,8 11,5±6,6 9,2±6,8
Bentontest
Fehler postOP9,8±5,4 10,6±6,5 7,9±6
ZNS vorwärts
präOP8,9±2,4 8,3±1,9 7,8±1,6
ZNS vorwärts
postOP7,7±3,9 7,6±2,5 6,4±3,8
ZNS rückwärts
präOP6,9±2 5,8±2,3 6,1±2
ZNS rückwärts
postOP5±2,6 6,1±2,1 4,9±2,8
ZSTrpäOP 4,5±10,2 2,7±6,2 2,2±3
ZST post OP 2,7±4,4 7,5±14,6 2,56±4,9
TMT A
präOP(sek)53,2±33,8 87,3±60,3 41,22±9,8
TMT A
postOP(sek)51,5±37,3 68,4±72,5 32,6±19,7
TMT B
präOP(sek)166,6±81,4 175,2±99,7 118±73
TMT B
postOP(sek)162,6±87,3 170,2±120 95,4±72,1
3.Ergebnisse
37
Bei der Auswertung der neuropsychologischen Tests zeigte sich, dass die
beiden Verumgruppen im Gesamtergebnis kein besseres Resultat als die
Placebogruppe erzielt hatten. Tendenziell ließ sich in den Verumgruppen
erkennen, dass die Ketamin-Razemat Gruppe etwas besser abschnitt als die S-
(+)-Ketamin Gruppe.
In der statistischen Auswertung der Effektstärken zeigte sich bei der Mehrzahl
der Tests kein signifikanter Unterschied. Die Ergebnisse lagen nahezu alle im
Bereich der normalen Streuung (± 0,3). Es ließ sich in der Gesamtbetrachtung,
ohne die Gruppen zu unterscheiden, ein signifikanter Unterschied zu Gunsten
des präoperativen Ergebnisses im Zahlennachsprechtest vorwärts errechnen.
Im t-Test konnte ein signifikanter Unterschied in der Beziehung Ketamin-
Razemat zu S-(+)-Ketamin beim Zahlen-Symbol Test zu Gunsten vom Ketamin-
Razemat dargestellt werden. Dazu ist aber zu bemerken, dass dieser Test in
der Durchführung die kognitiven Fähigkeiten der Patienten fast immer
überforderte und daher überhäufig ohne Ergebnis blieb (22 Patienten ohne
Ergebnis vor und 21 Patienten ohne Ergebnis nach dem operativen Eingriff).
ES ZNS vor
ES ZNS rückES Lösung
ES Fehler
ES ZST
ES TMZ
ES TMB
-2
-1,5
-1
-,5
0
,5
1
1,5
PlaceboKetamin (S)Ketamin
ES ZNS vor
ES ZNS rückES Lösung
ES Fehler
ES ZST
ES TMZ
ES TMB
-2
-1,5
-1
-,5
0
,5
1
1,5
PlaceboKetamin (S)Ketamin
Abb. 7 : Effektstärken der Einzelnen Gruppen und Tests; ES Lösung= Bentontest Lösung, ES Fehler= Bentontest Fehler, ES ZST= Zahlen Symboltest, ES ZNS vor= Zahlennachsprechtest vorwärts, ES ZNS rück= Zahlennachsprechtest rückwärts, ES TMA= Trailmaking Test A, ES TMB= Trailmaking Test B
4.Diskussion
38
4. Diskussion
Die hier vorgelegte Untersuchung war ein Pilotprojekt, in dem die Risiken einer
niedrig dosierten S-(+)-Ketamin- und Ketamingabe bei Patienten während eines
koronarchirurgischen Eingriff mit Herz-Lungen-Maschine geprüft werden sollte, um
danach in einer größeren Studie die analgetische und antihyperalgetische Wirkung
dieser Substanzen für dieses Patientenkollektiv zu überprüfen.
Da eine Vielzahl von Hinweisen vorliegen, dass eine perioperative Ketamingabe
die Inzidenz von chronischen postoperativen Schmerzen generell zu vermindern
vermag, stand die Idee dahinter, die Effektivität dieser Therapie an einer
Patientengruppe zu testen, in der es zu einer erhöhten Frequenz von
postoperativen Schmerzsyndromen kommt [18,68,74,76,85]. Es ist nicht selten,
dass Patienten nach einem operativen Eingriff im Bereich des Operationsfeldes
Hyperalgesie oder Allodynie verspüren, welche persistieren kann und dann in ein
chronisches Schmerzsyndrom mündet [29,48,54,64]. Hierzu zählen verschiedene
Syndrome, die nach dem primären Eingriff beispielsweise als Postmastektomie-
oder Post-Thorakotomiesyndrome bezeichnet werden. Im Falle der
kardiochirurgischen Patienten hat man diesen Zustand, aufgrund des
Zugangsweges des Operateurs, Post-Sternotomiesyndrom benannt. Durch diese
negative Entwicklung kann das gewünschte Operationsergebnis nachhaltig
geschädigt und die Lebensqualität der Betroffenen eingeschränkt werden. In der
Literatur wird die Inzidenz solcher Schmerzsyndrome ein Jahr nach der Operation
mit 14 bis 33% angegeben [6,48]. Diese Zahlen verdeutlichen, dass ein Eingreifen
in diesen Prozess nötig ist und rechtfertigen dahingehende Untersuchungen.
Eine Überprüfung möglicher Nebenwirkungen von Ketamin war im Vorfeld
unverzichtbar, weil der Einsatz dieses Medikaments in narkotischer Dosierung in
der Kardioanästhesie aufgrund der sympathomimetischen Nebenwirkungen, wie
kritische Anstiege von Herzfrequenz, Blutdruck und pulmonalvaskulärer
Widerstand mit konsekutiver Abnahme der Herzleistung und erhöhtem
Sauerstoffverbrauch, nicht empfohlen wird [79,92]. Auch die neue Substanz S-(+)-
Ketamin weist ein ähnliches Nebenwirkungsprofil auf [2,3,26,91,92] Es gibt jedoch
nach der uns vorliegenden Literatur bislang keine Untersuchungen in dieser
Patientengruppe, die bewiesen hat, ob S-(+)-Ketamin oder Ketamin in der von
Stubhaug et al. empfohlenen Niedrigdosis unbedenklich ist [76].
4.Diskussion
39
In einer Arbeitsgruppe unseres Hauses wurde der hämodynamische Einfluss von
S-(+)-Ketamin in oben genannter Dosierung bei Patienten untersucht, die ein
Regionalverfahren erhalten hatten und zusätzlich in steigender Dosierung
kontinuierlich Propofol erhielten. Es konnte gezeigt werden, dass die
unerwünschten sympathomimetischen Effekte von S-(+)-Ketamin durch
ausreichend hoch dosiertes kontinuierlich verabreichtes Propofol komplett
kupierbar waren [34].
Dadurch war die Erwartung berechtigt, dass unter einer Vollnarkose, wie sie
während einer Herzoperation durchgeführt wird, eine niedrig dosierte S-(+)-
Ketamin oder Ketamingabe unproblematisch sein müsste.
Somit war das Ziel dieser randomisierten, doppelblinden und
placebokontrollierten dreiarmigen Untersuchung, die Sicherung der
hämodynamischen Unbedenklichkeit von Ketamin und S-(+)-Ketamin bei
Koronarpatienten, wobei wir das Niedrig-Dosisschema von Stubhaug et al. für
Ketamin verwendeten und entsprechend den Empfehlungen in der S(+) Ketamin–
Gruppe die Dosis halbierten [4].
Zusätzlich untersuchten wir den Einfluss der drei Studienmedikamente für die drei
Patientengruppen in Hinblick auf die postoperativen kognitiven Funktionen. Ein
hoher Prozentsatz von Patienten, die sich einem koronarchirurgischen Eingriff
unterziehen, entwickeln ein teilweise persistierendes, teilweise passageres
neuropsychologisches Defizit [28,53,70,90]. Dies kann von kognitiven
Einschränkungen oder Verhaltensauffälligkeiten (24-70%) bis zu schweren
neurologischen Störungen im Sinne einer zerebralen Minderversorgung mit den
dazugehörigen Ausfällen (1,2-8,4%) reichen. In einigen Untersuchungen konnte
gezeigt werden, dass Ketamin eine neuroprotektive Wirkung auf die zerebrale
Integrität nach schädigenden Einflüssen hat, so dass ein prophylaktischer Einsatz
dieser Substanz sinnvoll sein könnte [24,65,67]
4.Diskussion
40
4.1. Intraoperative hämodynamische Effekte
Die klinischen Daten und auch die Verteilung der kardiovaskulären Risikofaktoren
für unerwünschte kardiale Reaktionen waren in den drei Behandlungsgruppen
annähernd gleich (Tab.1A). Sie sind typisch für das koronarchirurgische
Patientengut [30,32,38,81]. Bis auf eine Häufung von Patienten mit einem
Diabetes mellitus in der Placebogruppe, verteilen sich auch die
Begleiterkrankungen ohne nennenswerte Unterschiede. Wichtig für die spätere
Diskussion ist der Umstand, dass fast 85% Prozent der Patienten unter einer
Dauertherapie mit Beta-Blockern standen, welche entsprechend der heutigen
Leitlinien bei koronarer Herzerkrankung perioperativ weitergeführt wurde
[12,13,16,69,84].
Die diskutierten Unterschiede in den Ergebnissen erklären sich somit nicht durch
eine ungleiche Verteilung von Risikofaktoren in den Patientengruppen oder
Unterschieden in der Narkoseführung, zumal alle die gleichen Narkotika in
gleicher Dosierung erhielten.
Alle in dieser Studie herangezogenen hämodynamischen Parameter wurden vor
der Gabe von S-(+)-Ketamin/Ketamin oder dem Placebo und im Zeitraum während
der Gabe erfasst. Der Operationsablauf war in allen drei Gruppen gleich.
Operationszeiten, Zeitdauer der extrakorporalen Zirkulationen und der
Aortenklemmzeit sowie die intraoperativen Volumenbilanzen unterschieden sich
nur marginal (TAB 2A).
Nach der Bolusgabe der Studienmedikamente fielen die Herzfrequenz und der
Blutdruck in allen drei Gruppen quantitativ vergleichbar ab. Das Ausbleiben einer
Herzfrequenzsteigerung ist vermutlich Folge der medikamentösen Blockade der
oben beschriebenen β-adrenergen Rezeptoren, da alle Patienten während des
gesamten Messzyklus eine niedrige Herzfrequenz mit einem maximalen Wert im
Mittel von 64bpm in der Placebogruppe und niedrigsten Wert von 54bpm in der S-
(+)-Ketamingruppe (TAB 2A, TAB 2C, Abb.2+3) aufweisen. Mit diesen Daten
bestätigen wir auf den ersten Blick die Ergebnisse der Untersuchung von
Heinrichs, die unter einer ausreichend hohen Begleitnarkose auch keine
Steigerung von Herzfrequenz und Blutdruck nach einer low-dose Ketamingabe
erkennen [34].
4.Diskussion
41
Allerdings wurde in der damaligen Untersuchung die kardiale Funktion nicht näher
analysiert, zumal bei diesen Patienten, im Gegensatz zu unserer Arbeit, kein
erweitertes Monitoring mittels Pulmonalis-Einschwemmkatheter eingesetzt wurde.
Durch diese Untersuchungsmöglichkeit wurde aber offensichtlich, dass in allen
Gruppen schon vor der Gabe der Studienmedikamente ein erniedrigtes
Herzzeitvolumen bestand (TAB 2B, Abb.6). Dies spiegelt eine vorbestehende
Herzinsuffizienz in diesem Patientenkollektiv mit ischämischer Herzerkrankung
wieder, welche durch die negative Inotropie der Anästhetika akzentuiert wird.
Dieser Parameter zeigt im Messzyklus zwar keine weiteren signifikanten
Unterschiede zwischen den Gruppen, dennoch konnten wir ungünstigere
hämodynamische Reaktionen in den Verumgruppen nachweisen, die im Trend
den unerwünschten Kreislaufreaktionen von S-(+)-Ketamin/Ketamin ähneln, die
bei Verwendung von höheren Dosierungen zur Anästhesie auftreten.
Der zentralvenöse Druck steigt in allen drei Gruppen leicht an, wobei dieser Effekt
in beiden Verumgruppen etwas stärker ausgeprägt ist, aber in der S-(+)-
Ketamingruppe signifikant erhöht ist. (TAB 2B, Abb.1). Der pulmonalarterielle
Mitteldruck und der pulmonalarterielle Verschluss-Druck nehmen in beiden
Verumgruppen während des intraoperativen Messzeitraumes zu, auch wenn keine
behandlungsbedürftigen pathologische Werte erreicht wurden (TAB 2B, Abb.4+5).
Dieser Effekt ist in der S-(+)-Ketamin Gruppe ausgeprägter als in der Ketamin
Gruppe und die Steigerung zum Ausgangswert signifikant.
Wir können daher festhalten, dass zwar die Herzfrequenz und der Blutdruck nach
der low-dose S-(+)-Ketamin/Ketamingabe, anders als in narkotischer Dosierung
unter den genannten Bedingungen gesenkt werden, die kardialen Füllungsdrücke
und die pulmonalvaskulären Widerstände aber ohne wesentliche Beeinflussung
des Herzzeitvolumens geringgradig zunehmen und so ein ungünstiger
hämodynamischer Effekt auch in diesem Dosisbereich auftritt, der in
ausgeprägterer Form für die narkotische Dosierung wegweisend von Tarnow [79]
beschrieben wurde.
Dieser konnte darstellen, dass Ketamin in narkotischer Dosierung (1,5 mg/kgKG)
zu einer unerwünschten Erhöhung von Puls, Blutdruck und vor allem des
pulmonalvaskulärem Widerstand führt.
4.Diskussion
42
Zickmann et al. verglichen den Einsatz von S-(+)-Ketamin und Ketamin in
narkotischer Dosierung (S-(+)-Ketamin: 1,5 mg/kg KG; Ketamin 3 mg/kg KG) in
der Kardioanästhesie im Rahmen der Narkoseinduktion und konnten, trotz
halbierter Dosierung von S-(+)-Ketamin keinen signifikanten Vorteil im
hämodynamischen Profil erkennen. In beiden Gruppen kommt es zu einem
Anstieg der Herzfrequenz und Blutdruck nach der Intubation und die Herzleistung
nimmt in der S-(+)-Ketamin Gruppe ab. Betrachtet man die gemessenen Werte
erkennt man eine Ähnlichkeit zu unseren Ergebnissen. Nach der Gabe der
Studienmedikamente steigen der pulmonalarterielle Mitteldruck und der
pulmonalarterielle Verschluss-Druck in der S-(+)-Ketamingruppe stärker an, als in
der Ketamingruppe. Abschließend empfiehlt der Autor den Einsatz von S-(+)-
Ketamin und Ketamin in dieser Dosierung nicht für den kardiochirurgischen
Patienten [91].
Zu diesem Ergebnis kommen auch Zielmann et al., die ebenfalls den Einsatz von
S-(+)-Ketamin mit dem Einsatz von Ketamin in narkotischer Dosierung (S-(+)-
Ketamin Bolus: 2 mg/kg KG, kontinuierlich: 4 mg/kg/h; Ketamin Bolus: 4 mgkg KG,
Kontinuierlich: 2 mg/kg/h) in der Kardioanästhesie verglichen haben und die vom
Razemat bekannten sympathomimetischen Nebenwirkungen auch beim Eutomer
feststellten [92]. In dieser Studie kam es sogar zum Abbruch der Untersuchung, da
die kreislaufaktivierenden Effekte den tolerablen Rahmen deutlich überschritten
hatten und eine Gefährdung der kardial kompromittierten Patienten nicht
ausgeschlossen werden konnte. Hier standen Tachykardien mit
Herzrhythmusstörungen sowie deutliche Blutdrucksteigerungen, welche sich
teilweise auch nicht durch Vertiefung der Narkose mittels Midazolams
beherrschen ließen, im Vordergrund.
Wie wir untersuchten Lathinen et al. den Einsatz von S-(+)-Ketamin im low-dose
Bereich unter einem schmerztherapeutischen Aspekt bei Patienten, die sich einem
kardiochirurgischen Eingriff unterziehen mussten [47]. Die Dosierung für die
Bolusgabe war niedriger (75 µg/kgKG), für die kontinuierliche Gabe über 48
Stunden etwas höher (1,25 µg/kg/min). Wie in unserer Untersuchung wurden
keine Tachykardien dargestellt, aber entgegen unseren Ergebnissen wurde von
keiner Erhöhung der pulmunalarteriellen Drücke berichtet. Leider werden keine
Angaben über das verwendete hämodynamische Monitoring und auch keine
4.Diskussion
43
dezidierten Messwerte dargestellt, da dies nicht die Zieldaten der Untersuchung
waren, so dass ein Vergleich mit unseren Ergebnissen nicht erfolgen kann.
Weitere Arbeiten, die eine hämodynamische Beeinflussung im low-dose Bereich
von S-(+)-Ketamin/Ketamin untersucht haben, sind selten. Neben der oben
genannten Arbeit von Heinrichs, in der dargestellt wurde, dass es auch in dieser
niedrigen Dosierung zu einem Anstieg von Herzfrequenz und Blutdruck kommt,
welcher dann durch eine Steigerung einer kontinuierlichen Propofolrate auf
mindestens 3mg/kg/h unterdrückt werden konnte, liegt uns nur noch eine Arbeit
von Pfenninger et al. [34,66] vor.
Hier zeigte sich unter dem gleichen Dosisschema wie wir es benutzten eine initiale
Erhöhung von Herzfrequenz und Blutdruck nach der Bolusgabe, die für Ketamin
ausgeprägter waren als für S-(+)-Ketamin.
In diesen beiden Untersuchungen wurden allerdings nur gesunde Patienten
untersucht, die keine kardiovaskulären Begleiterkrankungen mit entsprechender
Medikation hatten, so dass die Kreislaufreaktionen nicht uneingeschränkt mit
unseren Ergebnissen zu vergleichen sind.
Geht man daher davon aus, dass eine Erhöhung der Herzfrequenz ohne
beeinflussende Medikamente nach einer low-dose S-(+)-Ketamin/Ketamin-
Bolusgabe wahrscheinlich ist, müsste man diese bei Patienten ohne Beta-
Blockade und ohne ausreichend tiefe Begleitnarkose folglich regelmäßig erwarten
und müsste in diesem Fall eine solche Gabe bei kardial gefährdeten Patienten
unter diesen Bedingungen ablehnen, um eine hämodynamische Dekompensation
durch die Wahl eines ungeeigneten Narkosemittel zu verhindern [14].
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass Hanouz et al. nachweisen
konnten, dass bei Patienten mit einer bestehenden Beta-Blockade durch Ketamin
eine direkte negative inotrope Wirkung induziert wird, so dass der Einsatz dieser
Substanz bei einem Patientenkollektiv mit einem hohen Prozentsatz an beta-
blockierten Patienten auch unter diesem Aspekt kritisch zu beurteilen ist [33].
In anderen Untersuchungen wurde dargestellt, dass die Kombination von Ketamin
mit einem sympatholytischen Anästhetikum zu einer hämodynamischen Stabilität
führt, die auch in der Kardioanästhesie ausgenutzt werden könnte.
4.Diskussion
44
Dazu verabreichten Botero et al. in ihrer Untersuchung Patienten, die sich einer
Bypassoperation unterziehen mussten, im Rahmen einer totalen intravenösen
Anästhesie Propofol mit Ketamin ( Ketaminbolus zur Narkoseinduktion 2 mg/kgKG,
in der ersten Stunde kontinuierlich 25 µg/kg/min, ab der zweiten Stunde 18,75
µg/kg/min und ab der dritten Stunde bis zum Operationsende 12,5 µg/kg/min. Die
ersten vier Stunden auf der Intensivstation erhielten die Patienten kontinuierlich 5
µg/kg/min Ketamin) und dokumentierten eine verbesserte Kreislaufstabilität mit
niedrigerem Bedarf an inotropen Substanzen und Vasopressoren, eine niedrigere
Ischämierate und ein schnellere Erholungszeit mit früherer Extubation [11]. Nach
der Gabe von Propofol/Ketamin kam es in der dargestellten Untersuchung auch zu
einer Erhöhung der Herzfrequenz, die Herzleistung und die pulmonalarteriellen
Drücke blieben aber unbeeinflusst. Diese Untersuchung ist als methodisch
problematisch einzustufen, da die Kontrollgruppe ein anderes Narkoseregime mit
Fentanyl und Enflurane erhielt als die Verumgruppe. Benzodiazepine wurden in
beiden Gruppen nach subjektiver Einschätzung der Anästhesisten gegeben. Bei
Betrachtung der intraoperativen Daten fällt auf, dass der Verbrauch von
Midazolam in der Kontrollgruppe ungefähr doppelt so hoch lag als in der
Verumgruppe.
Ebenso problematisch ist eine ältere Untersuchung von Jackson et al., die die
Kombination von Ketamin (2 mg/kgKG) und Diazepam in narkotischer Dosierung
zur Kardioanästhesie beschrieben und eine Kreislaufstabilität ohne unerwünschte
Nebenwirkungen dokumentierten. In dieser Untersuchung gab es keine
Kontrollgruppe und das Patientenkollektiv war inhomogen, da es sich aus
Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung und einem Klappenvitium
zusammensetzte [42].
4.2. S-(+)-Ketamin im Vergleich zu Ketamin Razemat
Mit unseren intraoperativen Ergebnissen können wir einen Trend zu ungunsten
von S(+) Ketamin im Gegensatz zu Ketamin darstellen. Auf keinen Fall können wir
für die hämodynamischen Nebenwirkungen einen Vorteil in der S(+) Ketamin
Gabe sehen. In unserer Untersuchung kommt es zu einem signifikanten Anstieg
des zentralvenösen Drucks, des pulmonalarteriellen Mitteldruckes und des
pulmonalarteriellen Verschluss-Drucks in der S-(+)-Ketamingruppe 30 Minuten
4.Diskussion
45
nach der Bolusgabe im Vergleich zum Ausgangswert (TAB 2B, Abb. 4+5). Trotz
halbierter Dosierung ist der negative hämodynamische Effekt von S-(+)-Ketamin
ausgeprägter als der von Ketamin. Dies ließe sich durch eine deutlich höhere
Rezeptoraffinität und damit stärkeren Wirkung auch in halbierter Dosierung
erklären [4].
Dagegen stehen Untersuchungen von Adams, Bornscheuer und Doenicke et al.
in denen von einem gleichen hämodynamischen Profil in anästhetischer
Dosierung berichtet wird und der Vorteil von einer S-(+)-Ketamingabe im
Gegensatz zum Razemat in einem verbesserten Aufwachverhalten, einer
verminderten Substanzbelastung und einer verbesserten Clearance liegt
[3,10,26,27].
Es wurde in diesen Untersuchungen im Vergleich den beiden Substanzen (S-(+)-
Ketamin/Ketamin) weder eine signifikante Erhöhung der endokrinen
Stressparameter, noch der gemessenen hämodynamische Werte festgestellt.
Im Gegensatz zu unseren Ergebnissen wird in der Untersuchung von Pfenninger
ein ungünstigeres hämodynamisches Ergebnis (Herzfrequenz- und
Blutdruckanstieg) für das Razemat gezeigt, wobei das Ziel der Studie nicht in der
Untersuchung dieser Parameter lag und das Monitoring nicht ausreicht, um mit
unseren Ergebnissen verglichen zu werden [66].
Zu ähnlichen Ergebnissen wie wir, wenn auch unter einer anderen Dosierung von
S-(+)-Ketamin/Ketamin kommt Zickmann wie oben erwähnt [91]. Er sieht 5
Minuten nach Bolusgabe eine signifikante Abnahme von Schlagvolumenindex und
Herzzeitvolumen und einen nicht signifikanten Anstieg von pulmonalarterieller
Druck und pulmonalarterielle Verschlussdruck nach einer S(+) Ketamingabe im
Gegensatz zum Razemat, auch wenn die Unterschiede in seiner Arbeit wie bei
uns marginal sind. Da in dieser Studie ein ähnliches hämodynamisches Monitoring
an einer ähnlichen Patientengruppe angewendet wurde, ist ein Vergleich möglich.
Aufgrund der höheren Dosierung kommt es in dieser Untersuchung zu einem
Herzfrequenzanstieg nach der Bolusgabe, der bei uns fehlt.
4.3. Postoperative hämodynamische Effekte
Die Patienten erhielten nach der initalen Bolusgabe eine kontinuierliche Gabe der
Studienmedikamente über 24 Stunden. Nach Ende der Operation wurden die
4.Diskussion
46
Patienten analgosediert und kontrolliert beatmet auf die Intensivstation verlegt, auf
der die weitere Versorgung durchgeführt wurde. Im Vordergrund dieser frühen
postoperativen Phase standen die hämodynamische Stabilisierung und das
Entwöhnen vom Respirator. Die Schmerztherapie wurde kontinuierlich mit
Metamizol und nach Bedarf mit Piritramid-Bolusgaben durchgeführt.
Im postoperativen Verlauf fällt vor allem eine leichtgradige Abnahme der
Herzleistung in den Verumgruppen und insgesamt höhere pulmonalarterielle und
pulmonalarterielle Verschlussdrücke als in der Placebogruppe auf (TAB 3A, Abb.
6). Im postoperativem Verlauf lässt sich kein ungünstigeres Ergebnis für S-(+)-
Ketamin als für Ketamin darstellen. Die Werte sind alle bis auf den Cardiac Index
normwertig und können nur als eine Tendenz gewertet werden. Da die Patienten
in dieser Phase revaskularisiert sind und daher eine ausreichende
Koronarperfusion aufweisen, sind diese postoperativen Werte als unkritisch zu
betrachten.
Da die postoperativen Ergebnisse variablen Einflüssen, wie die der künstlichen
Beatmung und deren Beendigung, der Volumengabe und dem individuellen
Stressniveau des einzelnen Patienten unterliegen, haben wir auf eine statistische
Auswertung dieser Werte verzichtet und beurteilen die Ergebnisse nicht mit der
gleichen Strenge wie die intraoperativen.
In der oben erwähnten Untersuchung von Botero et al. wird auch der
hämodynamische Verlauf in der postoperativen Phase dokumentiert [11]. Sie
stellten insgesamt in der Propofol/Ketamin Gruppe einen über den ganzen
Zeitraum höheren Blutdruck fest. Der zentralvenöse Druck und der
pulmonalarterielle Mitteldruck waren in der Verumgruppe niedriger als in der
Kontrollgruppe und der Herzindex war gering höher. Es ist nicht ersichtlich wie die
Volumengabe gesteuert wurde. Aufgrund der Darstellung ist anzunehmen, dass
die Patienten der Verumgruppe aufgrund eines höheren Blutdrucks weniger
Flüssigkeit erhalten haben. Somit könnten die niedrigeren Pulmonalisdrücke auch
dadurch erklärbar sein. Er beschreibt einen geringeren Katecholaminbedarf in der
Verumgruppe und eine frühere Extubation. Da die Patienten in der Kontrollgruppe
eine deutlich höhere Opioid- und Benzodiazepindosis erhalten haben, könnte die
verzögerte Extubation auch dadurch zu erklären sein. Da diese Untersuchung
nicht operationalisiert ist, sind die Ergebnisse bedingt zu verwerten.
4.Diskussion
47
Interessant wäre eine Untersuchung mit einem Studiendesign wie dem unseren,
die prüfen würde, ob der postoperative Katecholaminbedarf unter S-(+)-Ketamin
oder Ketamin im Vergleich zum Placebo verändert ist, denn die postoperativen
hämodynamischen Zielparameter zum Erreichen einer stabilen Kreislaufsituation
werden durch die individuelle Gabe von inotropen Substanzen und Vasopressoren
erreicht.
4.4. Postoperative myokardiale Ischämien
Ein Patient aus der Ketamingruppe entwickelte eine signifikante Enzymkinetik
(max. 10,76% nach 24 Stunden) ohne dass er hämodynamisch beeinträchtigt war.
Da eine myokardiale Ischämie mit einer myokardialen Wandbewegungsstörung
und dementsprechender Abnahme des Herzzeitvolumens einhergeht, ist diese
milde Enzymkinetik bei unauffälliger Kreislaussituation eher als Operationsfolge
und nicht als kardiale Durchblutungsstörung zu werten. Ansonsten ließen sich in
keiner der Gruppen ischämischen Komplikationen nachweisen.
Damit können wir keinen Unterschied zwischen der Verum- und der
Kontrollgruppe darstellen und daher auch keinen Vorteil für eine S-(+)-
Ketamin/Ketamingabe in Bezug auf eventuelle ischämische Ereignisse. Daher
können wir die Ergebnisse von Botero et al. nicht bestätigen, die unter einer
Ketamingabe eine erniedrigte Inzidenz von myokardialen Ischämien beobachtet
haben.
Ob eine mögliche Präconditionierung des Herzen durch eine S-(+)-
Ketamin/Ketamingabe hier einen Einfluss ausgeübt hat, so wie es in den
Untersuchungen von Müllenheim et al. oder Hanouz et al für diese Medikamente
beschrieben wurde und ob die von uns eingesetzte Dosierung dafür ausreichen
würde, lässt sich anhand unserer Ergebnissen nicht diskutieren [33,60].
4.5. Hämodynamische versus schmerztherapeutische Aspekte
Wir haben uns nach den intraoperativen erhobenen Ergebnissen gegen eine
Weiterführung der Untersuchung an diesem Patientenkollektiv entschieden, weil
4.Diskussion
48
nach unserer Meinung eine Gefährdung der Patienten nicht sicher auszuschließen
ist.
Auch wenn in jüngster Zeit eine ausgeprägte Sympathikolyse während einer
Narkose als unerwünscht angesehen wird und gezeigt werden konnte, dass eine
Kontrolle des Sympathikotonus mit erhaltenem sympathischen
Reaktionsvermögen für kardial eingeschränkte Patienten eine sichere Methode
darstellt, können wir dem Einsatz von S-(+)-Ketamin/Ketamin im low-dose Bereich
bei Patienten mit einem kardiovaskulären Risikoprofil nicht zustimmen [83].
Entgegen diesen hämodynamischen Überlegungen steht der Wunsch nach einer
kompetenten und effektiven Schmerztherapie in der Kardiochirurgie und der
Vermeidung von postoperativer Hyperalgesie, Allodynie oder chronischen
Schmerzsyndromen.
Postuliert man eine NMDA-Blockade zur präemptiven oder präventiven Analgesie
als richtigen Weg zur Vermeidung solcher negativen Entwicklungen für Patienten
nach Herzoperationen mit Sternotomien, muss der Einsatz von Ketamin zu diesem
Zweck mit den oben genannten Ergebnissen diskutiert werden [6,40,47,74, 89].
Auch unter dem Aspekt der initialen postoperativen Schmerztherapie ist zu
erwähnen, dass ein höheres initiales postoperatives Schmerzniveau die Inzidenz
von Hyperalgesien und chronischen Schmerzsyndromen erhöht, so dass eine
effektive peri- und postoperative Analgesie notwendig ist [48,54,64].
Oft stehen bei kardiochirurgischen Patienten andere Aspekte, wie
hämodynamische Stabilität, eine ausreichende Nieren- und Lungenfunktion oder
eine zerebrale Integrität im Vordergrund, so dass der schmerztherapeutische
Aspekt unzureichend beachtet wird [17].
Da rückenmarknahe Verfahren, welche eine suffiziente Schmerzausschaltung
garantieren würden und bewiesenermaßen einen antihyperalgetischen Effekt
haben, mit hohem Aufwand und erheblichen Risiken verbunden sind, haben sie
sich in der Kardioanästhesie nicht durchgesetzt [5, 37,51].
Opioide sind zwar die meist verwendeten Analgetika in der postoperativen Phase
von kardiochirurgischen Patienten, zeigen aber auch eine limitierte Anwendung
durch die Nebenwirkungen und können selber zur Hyperalgesie führen.
4.Diskussion
49
Nichtsteroidale Antiphlogistika sind aufgrund der Ko-Morbidität meist
kontraindiziert.
Lathinen et al. können einen positiven Effekt unter einer low-dose Gabe von S-(+)-
Ketamin nach einem koronarchirurgischem Eingriff darstellen. Neben einem
reduzierten Verbrauch von systemischen Schmerzmitteln (hier Oxycodon) wird
eine verbesserte Patientenzufriedenheit in der S-(+)-Ketamin Gruppe betont [47].
Subramaniam et al. und Bell et al. stellen in ihren Reviewartikeln Ketamin in
niedriger Dosierung als ein sinnvolles Medikament zur Unterstützung einer
postoperativen Opiodbehandlung dar und unterstreichen, dass gerade dieses
Schmerzmanagement Patientengruppen zu Gute kommt, die erwartungsgemäß
starke postoperative Schmerzen und eine hohe Wahrscheinlichkeit zur
Entwicklung von chronischen Schmerzen haben [8,77]. Sie bemerken aber auch,
dass die Datenlage für den Einsatz von Ketamin nicht eindeutig ist, da die in den
Metaanalysen eingegangen Untersuchungen sehr heterogen sind und fordern
daher eine große randomisierte Studie um diese Frage endgültig zu klären.
Auch Pogatzki-Zahn und Zahn [68] empfehlen in ihrer Veröffentlichung Ketamin
als ein effektives Medikament zur Schmerzbekämpfung. In dieser Arbeit wird der
Zeitpunkt der Medikamentengabe zur Vermeidung von Schmerzen diskutiert und
von der Idee der präemptiven Analgesie abgewichen. Es wird dargestellt, dass
eine effektive antihyperalgetische Therapie auch während oder nach dem
schmerzauslösenden Ereignis erreicht werden kann.
Lavand`homme et al. und Aida et al. sehen eine effektive präemptive Analgesie in
der Kombination von einem rückenmarknahem Anästhesieverfahren und der
intravenösen low-dose Ketamingabe. In der Arbeit von Aida et al., in der Patienten
die sich einer Gastrektomie unterziehen mussten, wird die alleinige Gabe von
epiduralem Morphin, intravenösem Ketamin und die Kombination beider Verfahren
untersucht und für die alleinige Gabe von Ketamin zwar eine
schmerztherapeutischer Effekt erkannt, der aber alleine nicht ausreicht [5,51].
Im Gegensatz zu den Befürwortern einer perioperativen Analgesie durch Ketamin,
stehen einige überzeugende Arbeiten die keinen ausreichenden
schmerztherapeutischen Effekt durch eine additive Gabe dieser Substanz zur
Narkose oder zur Behandlungen bei chronischen Schmerzen sehen
[21,31,39,43,52,62].
4.Diskussion
50
Dass Ketamin eine sinnvolle schmerztherapeutische Ergänzung in der
postoperativen Schmerztherapie sein kann, vor allem bei unbefriedigender
Opioidwirkung oder Dosiseskalation, ist nachgewiesen, auch wenn der Effekt
nicht sehr stark ausgeprägt ist [86].
Überblickt man die aktuelle Datenlage wird aber deutlich, dass die These einer
präemptiven Analgesie zur Vermeidung chronischer Schmerzen durch eine
perioperative S-(+)-Ketamin/Ketamingabe so nicht aufrecht gehalten werden kann.
Der Langzeiteffekt, die Vermeidung von Hyperalgesie und chronischen
Schmerzsyndromen, durch eine analgetischen Ketamingabe als NMDA-
Rezeptorantagonist ist letztendlich nicht gesichert. Insgesamt lässt sich nach der
Durchsicht der Literatur feststellen, dass eine große standardisierte Untersuchung
notwendig wäre, um eine Wirkung Ketamins unter den oben genannten
Vorzeichen zu beweisen.
Wir können diese Frage hier nicht beantworten, da dies nicht Ziel unserer
Untersuchung war. Beim postoperativen Interview wurde aber unter anderem, die
Zufriedenheit in Bezug auf postoperative Schmerzen befragt. Wir konnten hier
keinen Vorteil durch die Gabe von S-(+)-Ketamin/Ketamin feststellen. Die
durchschnittliche Schmerzstärke auf der numerischen Analogskala lag in allen
Gruppen um drei und spiegelt insgesamt ein relativ niedriges Schmerzniveau in
unserem Patientenkollektiv wieder, so dass wir von einer ausreichenden
Analgesie in allen drei Patientengruppen ausgehen können.
Lathinen et al. bemerken in ihrer Veröffentlichung, dass sie eine höhere
Patientenzufriedenheit in der S-(+)-Ketamin erkannt haben und setzen dies mit
dem Aspekt einer antidepressiven Wirkung in Zusammenhang [47]. Auch Mortero
et al. konnten eine Verbesserung der Stimmung nach einer perioperativen low-
dose Ketamingabe in seiner Untersuchung feststellen [59].
Dass Ketamin einen antidepressiven Effekt hat, ist unbestritten [9,19,46]. Ob man
diesen für ein verbessertes postoperatives Outcome nutzen könnte, ohne dabei
negative Wirkungen in Kauf zu nehmen, bleibt zu überprüfen, denn es wird auch
über das Vorkommen von Halluzinationen und unangenehmen Traumerlebnissen
im Niedrig-Dosis-Bereich berichtet [8,34,46,47,86].
4.Diskussion
51
In unserer Untersuchung gaben 25% der Patienten aus der S-(+)-Ketamingruppe
und knapp 18% der Ketamingruppe Traumerlebnisse an, dagegen stehen 11% in
der Placebo Gruppe. Diese Ergebnisse sind zwar nicht signifikant und aufgrund
unserer kleinen Fallzahl nur eingeschränkt zu bewerten, doch sind sie nicht zu
verharmlosen, da sie für das Individuum sehr traumatische Auswirkungen haben
können.
Ob es sinnvoll ist ein schmerztherapeutisches Verfahren einzusetzen, welches
nicht garantiert den gewünschten Effekt zeigt und zudem ein unsicheres
Nebenwirkungsprofil aufweist, ist zweifelhaft und wird von uns zum jetzigen
Zeitpunkt abgelehnt.
4.6. Einfluss auf die kognitiven Funktionen
Nebenziel unserer Studie war die Untersuchung von kognitiven Funktionen vor
und nach dem Eingriff um einen möglichen Einfluss der Studienmedikamente zu
erfassen.
Neurologische Defizite nach einer Herzoperation reichen von kognitiven
Einschränkungen bis zu fokal-neurologischen Ausfällen. Die Häufigkeit ist nach
Bypassoperationen niedriger und steigert sich für Klappen- bzw.
Kombinationseingriffe. Die Ursachen werden als multifaktoriell angesehen. Als
Risikofaktoren können symptomatische zerebrovaskuläre Erkrankungen, hohes
Alter, Diabetes mellitus, Aortensklerose, Dauer der Aortenklemmung, die
inflammatorische Antwort auf den Eingriff und eine eingeschränkte
Ventrikelfunktion genannt werden. Neben einer optimalen Perfusion und
antiarrhythmischen Maßnahmen, wurden auch neuroprotektive Medikamente
untersucht. Zu diesem Zweck wurde Ketamin als NMDA-Rezeptorantagonist
eingesetzt [28,53,70,90]. In in vitro Versuchen konnte eine neuroprotektive
Wirkung für eine NMDA-Rezeptorblockade gezeigt werden [24,65,67].
In unserer Studie wurden alle Patienten einen Tag vor der Operation und 5-6 Tage
nach der Operation untersucht. Neben dem Abfragen von Schmerzen, Träumen
und Allgemeinbefinden wurden definierte neuropsychologische Tests durchgeführt.
Mit dieser Testbatterie sollte die Aufmerksamkeit und das Erinnerungsvermögen
4.Diskussion
52
untersucht werden. Eingesetzt haben wir den Benton Test, den
Zahlennachsprechtest, den Trailmaking Test A+B und den Zahlen-Symboltest.
Insgesamt stellen sich kaum nennenswerte Unterschiede in den Gruppen dar
(TAB 4A, Abb. 7). Signifikant verändert war ohne Gruppenvergleich der
Zahlennachsprechtest vorwärts und der Zahlen-Symboltest im Vergleich S-(+)-
Ketamin zu Ketamin zugunsten von Ketamin. Leider ist aber gerade dieser Test
bei der Auswertung überhäufig ergebnislos geblieben, weil er die Patienten in den
meisten Fällen intellektuell überforderte.
Nagels et al. haben in ihrer Untersuchung an kardiochirurgischen Patienten auch
keinen zerebroprotektiven Einfluss für S-(+)-Ketamin nachweisen können. In ihrer
Untersuchung wurden Patienten ausgewählt, die sich komplexeren
kardiochirurgischen Eingriffen wie Herzklappen- und Kombinationseingriffen
unterziehen mussten. Die S-(+)-Ketamin Dosierung lag höher als in unserer Studie
(Bolus 2,5mg/kg, kontinuierlich 125 µg/kg/min).
Unsere Ergebnisse sind unter dem Vorzeichen einer nicht standardisierten
Untersuchungsumgebung zu bewerten, da sie bedside durchgeführt wurden und
so die Patienten in der täglichen Stationsroutine insgesamt sehr abgelenkt waren.
In der Studie von Nagels et al. wurden dagegen die Patienten unter
standardisierten Bedingungen von trainierten Untersuchern getestet, ohne dass
das Ergebnis günstiger ausfällt als unseres [61].
Daher bewerten wir unsere Ergebnisse dahingehend, dass eine niedrig-dosierte
S-(+)-Ketamin-/Ketamingabe keinen Einfluss auf mögliche postoperative
neurologische Einschränkungen hat.
5. Zusammenfassung
53
5. Zusammenfassung
Ketamin ist ein Medikament mit vielfältiger Wirkung. Es konnten
schmerztherapeutische, neuroprotektive, antidepressive, antiinflammatorische
oder auch Wirkungen in Bezug auf die myokardiale Präconditionierung
nachgewiesen werden.
In dieser Arbeit wurde die Frage einer hämodynamischen Reaktion nach der Gabe
von niedrig dosierten S-(+)-Ketamin oder Ketamin-Razemat bei kardialen
Risikopatienten und einer möglichen Neuroprotektion behandelt.
Nach Beurteilung der Ergebnisse muss festgehalten werden, dass kein Vorteil in
der Gabe dieser Substanzen unter den genannten Bedingungen zu erkennen ist.
Es ist sogar zu bemerken, dass ein negativer, wenn auch schwacher
hämodynamischer Effekt im low-dose Bereich nachgewiesen werden kann, der
den sympathomimetischen Nebenwirkungen in anästhetischer Dosierung ähnelt.
Zwar konnte, wie in vielen Veröffentlichungen bestätigt werden, dass in dieser
Dosierung unter laufender Allgemeinnarkose keine Tachykardien oder
Blutdruckanstiege auftreten, doch kann mittels des erweiterten Monitorings durch
einen Pulmonalis-Einschwemmkatheter erkannt werden, dass es zu einer
signifikanten Erhöhung von zentralvenösem und pulmonalarteriellem Druck und
pulmonalarteriellem Verschlussdruck kommt und somit eine Gefährdung
myokardial kompromittierter Patienten nicht auszuschließen ist.
Die Frage ob das Eutomer S-(+)-Ketamin ein günstigeres Profil als das Razemat
hat, kann nur verneint werden, es tritt sogar eine ausgeprägtere negative
Kreislaufwirkung als bei dem Razemat auf.
Die aktuelle Diskussion um einen nachhaltigen schmerztherapeutischen Effekt zur
Vermeidung von postoperativen chronischen Schmerzen scheint sich gegen
Ketamin zu wenden. Bewiesen ist eine effektive Prävention von chronischen
postoperativen Schmerzen nur in der Kombination eines rückenmarknahem
Regionalverfahren und einer systemischen low-dose Ketamingabe.
Die postoperative Ketamingabe zur Behandlung akuter Schmerzen kann bei
unbefriedigender Wirkung von Opioiden und Nichtsteroidalen Antiphlogistika
sinnvoll sein.
5. Zusammenfassung
54
Ob in einer großen randomisierten Studie in Zukunft nachgewiesen wird, ob eine
alleinige perioperative Ketamingabe die negative Entwicklung wie Hyperalgesie
und Allodynie doch sicher verhindern kann, bleibt abzuwarten.
Bis zu diesem Zeitpunkt müssen wir uns bei dem genannten risikoreichen
Nebenwirkungsspektrum und nicht gesichertem Wirkprofil gegen eine S-(+)-
Ketamin/Ketamingabe im Rahmen der präemptiven Analgesie für gefährdete
Patientengruppen mit kardiovaskulären Vorerkrankungen aussprechen und haben
dementsprechend die geplante Hauptstudie, in der die schmerztherapeutische
Potenz einer präemptiven low-dose Ketamingabe zur Vermeidung eines Post-
Sternotomiesyndroms überprüft werden sollte, nicht durchgeführt.
Bei fehlendem Vorteil für die Gabe des teureren S-(+)-Ketamin und dem
steigendem Kostendruck im Gesundheitssystem ist der Einsatz dieser Substanz
generell nicht zu empfehlen.
Auch die Antwort auf einen möglichen neuroprotektiven Wirkmechanismus fällt
nach der Auswertung unserer Ergebnisse negativ aus, wobei in diesem Fall zu
erwähnen bleibt, dass unsere neuropsychologischen Untersuchungen nicht in dem
Rahmen ausgefallen sind, in dem weitere Einflusskriterien auszuschließen wären
und die Dosierung zu diesem Zweck zu niedrig gewählt sein könnte. Eine weitere
Untersuchung im veränderten Design mit sensitiveren Parametern und
unterschiedlichen Dosierungen wäre interessant. Auch könnte dabei der Fokus auf
den nachgewiesenen antidepressivem Effekt zur Ausnutzung einer verbesserten
postoperativen Stimmung und damit verbundenem positiveren Heilungsverlauf
gesetzt werden.
6. Literaturverzeichnis
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Danksagung
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich ganz besonders Herrn Professor Dr. Maier danken,
der mich während dieser Arbeit kompetent und sehr geduldig betreut und
unterstützt hat.
Auch möchte ich Frau Dr. Anne Lukas danken, die mir die Idee und das Thema zu
dieser Arbeit überließ, mir in der Anfangsphase mit Rat zur Seite stand und mich
vor allem immer sehr motivierte.
Meinem Chef Herrn Professor Dr. Zenz und dem Leitenden Oberarzt Herrn Dr.
Weiß möchte ich meinen Dank sagen für die Unterstützung in der Durchführung
der klinischen Untersuchungen.
Gleiches gilt für Herrn Professor Dr. Laczkovics; ohne die Zusammenarbeit
zwischen den Kliniken für Herz-Thoraxchirurgie und für Anästhesiologie wäre
diese Untersuchung nicht zu realisieren gewesen.
Dem anästhesiologischen Team im Herz-OP und dem Team auf der
Intensivstation für Herz-Thoraxchirurgie des Berufsgenossenschaftlichen
Universitätsklinikums Bergmannsheil Bochum möchte ich ganz herzlich danken,
weil ich mit ihrer Geduld und Mitwirkung diese Untersuchung durchführen konnte.
Für die Hilfe bei der statistischen Auswertung möchte ich Frau Dipl.-Psych.
Claudia Schaub danken.
Zum Schluss möchte ich meinem Sohn Nils und meinen Freunden danken, die
während dieser Arbeit akzeptiert haben, dass ich wenig Zeit hatte, sehr abgelenkt
war und die mich dennoch unermüdlich unterstützt haben, dieses Projekt
erfolgreich zu beenden.
Lebenslauf
Elisabeth Conrad-Opel geb.: 12.05.1966 in Kiel
Wohnhaft: Erlenstr.3d44795 Bochum0234/300173
Schulausbildung: Abitur 1986 Tilemannschule Limburg/Lahn
Studium: 1986-1987 Studium der Geschichte und GermanistikUniversität Bamberg
1987-1994 Studium der HumanmedizinUniversität Würzburg
Facharztausbildung: 1995-1996 AIP Knappschaftskrankenhaus RecklinghausenKlinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Direktorin Prof. Dr. Schlimgen
1997-1998 Paracelsusklinik HemerAnästhesiologische Abteilung, Chefarzt Dr. Schilling
1998-2000 Elisabeth Krankenhaus DorstenAnästhesiologische und Schmerztherapeutische Abteilung, Chefarzt Dr. Summent
2000-2001 St. Anna Hospital HerneAnästhesiologische Abteilung, Chefarzt Dr. Bott
Seit 2001 Bergmannsheil BochumKlinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Palliativ- und Schmerztherapie, Direktor Prof. Dr. Zenz
Facharztprüfung: 2002
Zusatzbezeichnung: 2005 Spezielle Schmerztherapie2007 Anästhesiologische Intensivmedizin
Fachkunde: Rettungsdienst und StrahlenschutzInsgesamt von 1997-2001 regelmäßig als Notärztin im Einsatz
Auslandseinsatz: 2003 dreiwöchiger Einsatz in Suriname als Kardioanästhesistin