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02 |
2008
SWISSMEMNETWORK
Energie mit Zukunft. Zukunft mit EnergieKontroverse Ansichten am 2. Swissmem Industrietag
«Das beste Fahrzeug ist immer noch das Velo»ETH-Professor Lino Guzzella über Energiefragen und den Stellenwert der Technik
Getriebe für die höchsten Achterbahnen der WeltTradition und Innovation am Beispiel des Familienunternehmens L. Kissling & Co. AG
Das
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des
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Präzision und Qualität sind bei derFirma Kissling oberstes Gebot.
Der frühere deutsche AussenministerJoschka Fischer am Industrietag.
2 Fakt | SWISSMEM 3Inhalt
Kluge Köpfe sind gefordertWir wissen es schon lange, aber jetzt beginnt es zuschmerzen. Ich rede vom Ölpreis. 144 Dollar kostetedas Fass kürzlich, und es ist die Rede davon, dasssich dieser Preis verdoppeln könnte. Ob diese Prog -nosen so eintreffen werden oder nicht: Tatsache ist,dass unsere Branche Preissteigerungen auch bei wei-teren Rohstoffen empfindlich spürt. Jetzt sind klugeKöpfe und innovative Betriebe gefordert. Der 2. Swissmem Industrietag (siehe Seiten 6–9) wardeshalb ganz dem Thema Energie gewidmet. Es gehtdarum, Alternativen zu entwickeln, die uns unabhän-giger machen von den fossilen Brennstoffen. DieErsetzung durch Strom ist der Ansatz. Das bedeuteterstens, dass wir auch Kapazitäten zur Strom erzeu -gung sicherstellen: die Erneuerung bisheriger und derBau neuer Kraftwerke. Zweitens müssen wir sparen.Es muss unser Ziel sein, Techno logien zu entwickeln,um die vorhandene Energie effizienter zu nutzen.Unsere Industrie kann das, sie steigert ihre Energie -effizienz jährlich. Drittens muss es darum gehen,neue Möglichkeiten der Energiegewinnung zu finden,die erneuerbaren Energien zu fördern.Neben den Unternehmen sind Swissmem und ins- be sondere die Politik gefordert, gute Rahmen bedin -gun gen zu gewährleisten: Über die Sicherung derEnergie versorgung hinaus müssen z.B. Verstössegegen den freien Markt, die sich stark preistreibendauf die Roh stoffe auswirken, bekämpft werden – fürdas nötige Gewicht zusammen mit der EU.
Peter Dietrich, Direktor Swissmem
04 Panorama
Elektroantriebe: Potenzial
für Energieeinsparungen
06 Fokus
«Energie mit Zukunft» hiess
das spannungsvolle Thema
am 2. Swissmem Industrietag
10 Vis-à-vis
ETH-Professor Lino Guzzella
über innovative Technologien
und einfache, bewährte Mittel
12 Thema
Swissmem-Direktor Peter
Dietrich über die Kernfragen
für die Industriebranche
14 Perspektive
Seit über 80 Jahren behauptet
sich die L. Kissling & Co. AG
in umkämpften Märkten
16 Palette
Die Arbeitssicherheit ist und
bleibt ein zentrales Thema
18 Service
Neue Gesichter in der
Swissmem-Geschäftsleitung
20 Moment mal
Impressum
Herausgeberin:
Swissmem, Kirchenweg 4,
Postfach, CH-8032 Zürich
www.swissmem.ch
Der Werk- und Denkplatz
Schweiz
Verantwortliche Redaktorin:
Gabriela Schreiber,
Kommunikation Swissmem
Konzept und Realisation:
Infel AG, Zürich;
Peter Christoph (Redaktion),
Bernadette Schenker (Layout)
Druck:
Theiler Druck AG, Wollerau
Editorial
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Prominenter Gast am Industrietag:Bundesrätin Doris Leuthard.
100 000
200 000
300 000
400 000
500 000
600 000
700 000
800 000
900 000
1 000 000 ■ Gas ■ Erdölprodukte ■ Kohle/Koks
Zielpfad gemäss CO2-Gesetz
Trend
1990
Tonn
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91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 2007
CO2-Emissionen der Schweizer MEM-Industrie
Der Energieverbrauch der Swiss-
mem-Mitgliedfirmen ist in den
letzten zwei Jahrzehnten stark
zurückgegangen. Gegenüber
dem Vorjahr sanken trotz guter
Konjunkturlage und stark ausge-
lasteter Produktion sowohl der
Strom- als auch der Heizöl -
verbrauch. Der Gesamtverbrauch
betrug 2007 rund 18 000 TJ
(5 x 109 kWh); 37 Prozent weni-
ger als 1990.
5 000
10 000
15 000
20 000
25 000
30 000
35 000 ■ Elektrizität ■ Fernwärme ■ Gas ■ Erdölprodukte ■ Kohle/Koks ■ Holz/Abfälle
1990
Tera
joul
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91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 2007
Energieverbrauch der Schweizer MEM-Industrie
Gegenwärtig liegt der CO2-Aus-
stoss der Swissmem-Mitglied -
firmen 44 Prozent unter dem
Niveau von 1990. Damit sind in
der MEM-Industrie die Zielvorga-
ben des CO2-Gesetzes bereits
deutlich unterschritten. Rund
65 Prozent des Energiever -
brauchs der Mitglied fir men sind
in Zielvereinbarungen im
Rahmen der Energieagentur der
Wirtschaft (EnAW) eingebunden.
5
90 Prozent der weltweit produzierten
Kugelschreiberspitzen entstehen auf
Maschinen des Unternehmens Mikron,
das sein 100-Jahr-Jubiläum feiert.
Den Prototyp des Kugelschreibers entwi -
ckelte der Ungar Laszlo Biro in den
1930er-Jahren. Die mit einer Kugel verse-
hene Spitze machte das Eintauchen des
Füllfederhalters ins Tintenfass überflüssig.
US-Soldaten brachten den Kugelschreiber
in der Nachkriegszeit in die Schweiz, wo er
die Aufmerksamkeit der Tessiner Sauro
Albertini und Guido Bertoglio fand. Die
Gründer der Maschinenfabrik Albe in Luga-
no-Viganello konstruierten eine Maschine
für die Produktion erstklassiger Kugel-
schreiberspitzen in hohen Stückzahlen.
Damit machten sie den teuren Kugelschrei-
ber zum erschwinglichen Massenprodukt.
1965 zog die Maschinenfabrik Albe
SA nach Agno und wurde 1986 Teil der
Mikron-Gruppe. Heute werden weltweit
Oerlikon zählt zu den forschungsintensi-
ven Industriekonzernen der Welt. Der
Aufbau eines Wissensnetzwerkes soll die
Perspektiven weiter verbessern.
Innovationen sind die Voraussetzung, um
international eine Spitzenposition einzu-
nehmen. Deshalb haben Forschung und
Entwicklung in den Industrieunternehmen
einen hohen Stellenwert.
Zur Stärkung der Innovationsfähig-
keit gründete der Oerlikon-Konzern im
Frühjahr ein hochrangig besetztes Scienti-
fic Advisory Board. Ziel ist, damit die For-
schungstätigkeit effizienter auszurichten.
Bislang konzentrierten sich die F&E-Bestre-
bungen von Oerlikon auf produktnahe Tä-
tigkeiten. Die Vernetzung mit der weltweit
führenden Wissenschaftsszene wurde
nicht systematisch betrieben. Mit dem Auf-
bau eines weltweiten Wissensnetzwerkes
soll sich dies ändern: Basis dazu bietet der
Einsitz international renommierter Wissen-
schaftler im Scientific Advisory Board.
Bereits heute zählt das Unternehmen
zu den forschungsintensiven Industriekon-
zernen der Welt. 1500 Wissenschaftler und
Ingenieure arbeiten an den Produkten von
morgen. Forschungsschwerpunkte sind die
Entwicklung umweltfreundlicher Technolo-
gien sowie eine intensivere Anwendung
von Nanotechnologien.
Oerlikon zählt weltweit zu den erfolg-
reichsten Hightech-Industriekonzernen mit
einem Fokus auf Maschinen- und Anlagen-
bau. Das Spektrum reicht von Lösungen für
die Herstellung von Solarmodulen aus
Dünnschichtsilizium bis zur Antriebs-, Prä-
zisions- und Vakuumtechnologie. Als Un-
ternehmen mit schweizerischem Ursprung
und einer 100-jährigen Tradition ist Oerli-
kon mit fast 20 000 Mitarbeitenden an
170 Standorten in 35 Ländern heute ein
Global Player.
� Weitere Informationen zum Unterneh-
men finden Sie unter www.oerlikon.com
� Die Haltung von Swissmem zur For-
schungs- und Innovationspolitik ist abruf-
bar unter www.swissmem.ch > Positionen
jedes Jahr rund 40 Mrd. Kugelschreiber -
spitzen produziert – 90 Prozent davon auf
Maschinen des Unternehmens Mikron.
Mikron feiert in diesem Jahr ihr 100-
jähriges Bestehen. Das Unternehmen zählt
heute zu den führenden Anbietern von
kundenspezifischen Bearbeitungs- und
Montagesystemen. Zu den Kunden zählen
unter anderem die Automobilzuliefer- und
Medizinaltechnikindustrie. Das heutige
Kerngeschäft bilden zwei Geschäftsberei-
che, die erst im Verlauf der Zeit als Zukäufe
zur Gruppe gestossen sind: Nebst der er-
wähnten Maschinenfabrik Albe (heute
Mikron SA Agno) mit ihren Schalttellerauto-
maten ist dies die Maschinenfabrik Haesler
(heute Mikron SA Boudry), die in ihren An-
fängen Präzisions- und Transfermaschinen
für die Uhrenindustrie produzierte. Die
Mikron-Gruppe beschäftigt heute rund
1000 Mitarbeitende in zwölf Gesellschaf-
ten und fünf Ländern weltweit.
Am günstigsten ist das Energiespar-
potenzial bei der Planung von Neuanlagen
zu erschliessen. In einer energetisch opti-
mierten Anlage sind Antriebskomponenten
oft billiger, weil sie kleiner dimensioniert
werden können; zudem können Jahr für
Jahr Betriebskosten eingespart werden.
Oft zeigt sich, dass der Mehraufwand bei-
spielsweise für drehzahlvariable Antriebe
schon nach relativ kurzer Betriebsdauer zu-
rückfliesst. Grosse Antriebe mit frequenz-
gesteuerter Drehzahl sparen gegenüber
konventioneller Steuerung bis zu 30 Pro-
zent Energie. In Systemen mit langen Be-
triebszeiten, die an unterschiedlichen Be-
triebspunkten laufen müssen, lohnen sich
deshalb drehzahlvariable Antriebe.
Bei bestehenden Anlagen ist die Er-
schliessung der Energiesparpotenziale auf-
wändiger. Die grössten Möglichkeiten be-
stehen bei der Optimierung der Steuerung,
so dass die Antriebe nur laufen, wenn sie
wirklich gebraucht werden. Die Einspa -
rungen können durchaus bei 25 Prozent
liegen.
Viele Systeme mit elektrischen Antrieben
verpuffen Energie. Dabei würde sich das
Ausschöpfen des Energiesparpotenzials
auch finanziell lohnen.
Schätzungsweise 65 Prozent des Stromver-
brauchs der Industrie fallen bei Elektroan-
trieben an. Typische Anwendungsgebiete
sind Pumpen, Kompressoren, Ventilatoren,
Gebläse, Wasser-/Abwasserbehandlung,
Förderanlagen, Lagersysteme, Fabrika -
tionsanlagen usw.
Viele Systeme mit elektrischen An-
trieben sind ineffizient, weil die Leistung
des Motors nicht dem benötigten Bedarf
des Systems angepasst ist. Ein Elektro -
motor, der nicht an seinem optimalen Be-
triebspunkt läuft, hat einen schlechten
Wirkungsgrad. Fehlendes Fachwissen,
Zeitmangel und unsystematische Vorge-
hensweisen sind die wichtigsten Faktoren,
warum Energiesparpotenziale ignoriert
werden.
Mit verbesserten Antriebssystemen
können jährlich Millionen von Tonnen CO2
gespart werden.
Zahlreiche Auszeichnungen unterstreichen
die Innovationskraft des Weltkonzerns
Hilti. Wir gratulieren.
Die renommierten, internationalen Fach -
jurys des «iF product design award» und
des «red dot award» haben die Hilti-Pro-
dukte mit noch mehr Designpreisen ausge-
zeichnet als 2007. Rekordverdächtig
ist die Tatsache, dass 13 von insgesamt
14 eingereichten Geräten einen «iF product
design award» erhalten haben. Diese
Awards zählen weltweit zu den wichtigsten
Designpreisen. Mehr als 2000 Wettbe-
werbsbeiträge pro Jahr aus rund 40 Län-
dern bestätigen das eindrucksvoll.
Um eine solche Auszeichnung zu er-
langen, kommt es auf weit mehr als das
Erscheinungsbild an. Zu den Auswahl -
kriterien gehören Gestaltungsqualität,
Verarbeitung, Materialwahl, Innovations-
grad, Umweltverträglichkeit, Funktionali-
tät, Ergonomie, Gebrauchsvisualisierung,
Sicherheit sowie Markenwert/Branding.
Hilti beliefert die Bauindustrie welt-
weit mit technologisch führenden Produk-
ten, Systemen und Dienstleistungen. 1941
als Familienunternehmen gegründet, hat
sich Hilti seither zum Weltkonzern mit
rund 20 000 Mitarbeitenden in mehr als
120 Ländern entwickelt.
� Weitere Informationen zum Unter -
nehmen finden Sie unter www.hilti.com
� Über die Designwettbewerbe können
Sie sich unter www.ifdesign.de und
www.red-dot.de orientieren
Beim Kugelschreiberkommt es auf die Spitzean: Mikron ist da absoluterWeltmarktführer.
Innovationen sind für Oerlikon entscheidend, um dieSpitzenposition auf dem Weltmarkt zu behaupten.
Ein Frequenzumrichter wird im ABB-Forschungszentrum getestet.
Dieser Hilti-Rotationslasererhielt den Preis ProductDesign 2008 am«red dot award».
Die verflixte Spitze
Suche nach dem Megatrend
Hilti-Produkte holen19 Designpreise
Potenzial für Energieeinsparungenbei Elektroantrieben
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� Weitere Informationen zum Unterneh-
men sowie die Jubiläumspublikation
«Präzision in Bewegung» sind zu finden
unter www.mikron.com/100
4 Panorama | SWISSMEM
7SWISSMEM | Fokus
Zeit für einen TechnologieschubHohe Preise als Fluch oder Segen? Ja oder Nein zur Kernenergie? Nichtin allen Fragen herrschte am 2. Swissmem Industrietag zum Thema Energie Einigkeit. Unbestritten war, dass sich das Energieproblem nur mittechnischen Innovationen und einer höheren Effizienz lösen lässt.
Energie war für die moderne Gesellschaft
lange eine Selbstverständlichkeit, über
die nicht viele Worte verloren wurden.
Doch die Situation hat sich verändert:
Angesichts des Klimawandels und seiner
Folgen, des ungebremst wachsenden
Energiehungers aufstrebender Nationen
wie China und Indien sowie von Schwei-
zer Benzinpreisen jenseits der 2-Fran-
ken-Marke ist dieses Thema an Aktuali-
tät und Brisanz kaum zu überbieten.
Der 2. Swissmem Industrietag in
Zürich unter dem Titel «Energie mit Zu-
kunft» folgte wiederum der Idee, keine
absoluten Wahrheiten zu verkünden,
sondern ein Forum für unterschiedliche
Ansichten zu bieten. Die renommierten
Referenten, die am 26. Juni im Messe-
zentrum Zürich vor über 1000 Gästen
aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft
ihre Standpunkte darlegten, waren sich
deshalb nicht in allen Punkten einig.
Es blieb zum Beispiel offen, ob ho-
he Energiepreise vor allem eine Belas -
tung für die Wirtschaft mit negativen
Folgen für das Wachstum darstellen oder
ob sie zu begrüssen sind, weil sie jenen
Leidensdruck erzeugen, der die Mensch-
heit zum Umdenken und zu innovativen
Lösungen zwingt. Ebenso umstritten
blieb, ob die Kernenergie eine unver-
zichtbare Option ist, weil bei der Bewäl-
tigung der gewaltigen Nachfrage bewähr-
te Technologien eine Schlüsselrolle
einnehmen, oder ob sie als Auslauf -
modell mit beträchtlichen Risiken zu
betrachten ist.
Effizienz als Antwort auf hohe Preise
Trotz unterschiedlicher Perspektiven bil-
dete sich quer durch das Meinungsspek-
trum aber auch ein Konsens heraus.
Praktisch alle Referenten waren sich ei-
nig, dass der technische Fortschritt für
die Zukunft der Energieversorgung ent-
scheidend ist und dass die Energieeffi-
zienz massiv verbessert werden muss.
Bundesrätin Doris Leuthard beton-
te, dass die sich abzeichnende Ressour-
cenknappheit zugleich Chancen bietet.
«Mit einem offenen Innovationsklima
können wir, wie einst bei der Wasser-
kraft, zum Pionierland für neue Techno-
logien werden», sagte sie und rief die In-
dustrie auf, sich in diesem Bereich zu
engagieren: «Es ist Zeit für einen Tech-
nologieschub.» Leuthard unterstrich die
Bedeutung von Industrie und Technik
für eine florierende Schweiz: «Allein mit
Bankern, Versicherern und Anwälten
lässt sich keine gesunde Volkswirtschaft
bauen. Es braucht eine Vielfalt der Bran-
chen, und es braucht eine produzieren-
de Industrie.»
Der ehemalige deutsche Aussenmi-
nister und Vizekanzler Joschka Fischer
legte den Schwerpunkt auf die Verwen-
dung der Energie und forderte in einem
leidenschaftlichen Plädoyer eine «Effi-
zienzrevolution». Er räumte dabei ein,
persönlich über höhere Energiepreise
keineswegs traurig zu sein. «Energie ist
so billig, faktisch subventioniert, dass wir
sie wegwerfen», kritisierte er. «Der Ener-
gienutzungsgrad muss ein ganz anderer
werden, sonst wird uns die weltweite
Entwicklung überrollen.» Er forderte,
Europa müsse seine führende Rolle bei
der Effizienz behaupten und ausbauen,
dann lasse sich der Lebensstandard erhal-
1 Zwiegespräch der politischen Prominenz:Bundesrätin Doris Leuthard mit Johann Schneider-Ammann, Nationalrat und Swissmem-Präsident.
2 Kompetente Wortmeldungen in der Podiums -diskussion: Der Schweizer Uno-Botschafter PeterMaurer analysiert die Energieproblematik.F
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Plädoyer für eine «Effizienzrevolution»: der früheredeutsche Aussenminister Joschka Fischer.
9SWISSMEM | Fokus
Dirk Schütz, Chefredaktor der Zeitschrift «Bilanz»,über Konzept und Qualität des Industrietags.
Reizvolle KontroversenMAN AG, in die Debatte ein. Er betonte
die Einheit von Ökonomie und Ökolo-
gie. «Ein Unternehmen, das seinen CO2-
Ausstoss reduziert, wird wettbewerbsfä-
higer. Deshalb sollten wir nicht darüber
diskutieren, ob das notwendig ist oder
nicht.» Er betonte die Chancen von in-
novativen Konzepten: «Der technische
Fortschritt hat ein riesiges Potenzial. Wir
werden mit Sicherheit umso kreativer, je
teurer die Energie wird.»
Der Markt schafft die besten Lösungen
In diesem Zusammenhang machte sich
ETH-Professor Lino Guzzella dafür stark,
der Ingenieurskunst einen höheren Stel-
lenwert einzuräumen (siehe auch Inter-
view auf Seite 10/11). «Naturwissen-
schaften und Technik sind die grössten
kulturellen Errungenschaften der
Menschheit», meinte er. Er empfahl, im
Fern sehen sollte man die Ärzte- durch
Ingenieursserien ersetzen: «Das wäre
spannender und würde uns helfen.»
Es ist das Konzept des Industrietags,
profilierten Köpfen aus unterschiedli-
chen Bereichen eine Plattform zu geben.
Das bedeutet aber nicht, dass Swissmem
nicht auch die eigene Stimme einbringen
würde. Swissmem-Energieexperte Ru-
dolf Hug sprach bei der Präsentation des
Grundsatzpapiers «Energie-Manifesto»
Klartext und forderte die rasche Planung
sowie kurze Verfahrenswege für den Er-
satz der bestehenden Schweizer Kern-
kraftwerke. Neben dem sorgfältigeren
Umgang mit Energie würden vor allem
technologische Lösungen helfen, das Kli-
maproblem zu bewältigen. Die Redukti-
onsziele müssten in erster Linie über frei-
willige Massnahmen erreicht werden.
Swissmem-Präsident Johann
Schneider-Ammann konkretisierte die-
sen Standpunkt in seiner Ansprache:
«Energie- und Klimapolitik brauchen
Markt. Wir vertrauen dem Markt. Im
Wettlauf werden die besten Lösungen
gefunden.» Peter Christoph
� Die Referate und weitere Fotos zum
Anlass sind unter www.swissmem.ch/
industrietag abrufbar
Herr Schütz, wie finden Sie als
Wirtschaftsjournalist das Konzept des
Industrietags mit Referenten, die
politisch sehr unterschiedliche
Positionen vertreten?
Ich finde das Konzept gut. Die Kontro-
versen machen doch den Reiz einer sol-
chen Veranstaltung aus. Wenn alle der
gleichen Meinung sind, wird es schnell
langweilig. Das besonders strittige The-
ma war an diesem Industrietag sicherlich
die Atomkraft. Es war extrem, aber auch
sehr belebend, wie weit die Ansichten da
auseinandergingen.
Welcher Referent hat Sie speziell
beeindruckt?
Ganz ehrlich: Alle waren wirklich gut.
Aufgefallen ist mir der ETH-Professor
Lino Guzzella mit seinem leidenschaftli-
chen Plädoyer für die Wissenschaft. Beim
Streit um die Atomkraft wurden sowohl
die Pro- als auch die Contra-Argumente
sehr prägnant vertreten. Joschka Fischer
ist einer der renommiertesten Atomkraft-
gegner überhaupt und war rhetorisch
brillant. Aber es war auch spannend, zu
hören, wie Wolfgang Clement als SPD-
Mitglied für die Atomkraft plädierte und
sagte, er habe sich eben lange Zeit ge-
täuscht. Swissmem selber hat sich mit
dem «Energie-Mani festo» ja ebenfalls
klar für die Atomkraft ausgesprochen.
Ist es opportun, dass Swissmem nicht
nur anderen eine Plattform bietet,
sondern auch selber Stellung bezieht?
Das ist eine Gratwanderung. Es ist rich-
tig, dass der Präsident in der Begrüs-
sungsrede die Marschrichtung von Swiss-
mem vorgibt. Ebenso finde ich es
passend, dass ein Vertreter von Swiss-
mem an der Podiumsdiskussion mit-
wirkt. So wie jetzt ist es also in Ordnung,
mehr aber wäre nicht gut. Die Besucher
einer solchen Veranstaltung dürfen nicht
das Gefühl haben, ein «Brainwashing»
verpasst zu bekommen.
Kann ein Anlass wie der Industrietag
dazu beitragen, dass die Industrie in der
Öffentlichkeit vermehrt als kraftvolle
Branche wahrgenommen wird?
Dieses Gefühl habe ich schon. Bei den
zwei bisherigen Industrietagen war die
Teilnehmerliste – mit Josef Ackermann
und Christoph Blocher im Vorjahr, mit
Joschka Fischer und Doris Leuthard in
diesem Jahr – für schweizerische Mass-
stäbe absolut top. Solche Prominenz
garantiert ein grosses Medienecho.
Wie nehmen Wirtschaftsjournalisten
heute die Industriebranche wahr?
Als spannende und innovative Branche.
Die Renaissance der Industrie hat schon
vor einigen Jahren begonnen. Die Zeiten,
als alle nur auf Finanzen und Pharma
schauten, sind vorbei. Während die Fi-
nanzbranche in einer furchtbaren Krise
steckt, ist die Industrie kerngesund.
ten: «Günstiger wird die Energie in Zu-
kunft nie mehr werden, also heisst die
Antwort darauf Effizienz.»
Energie mit Zukunft. Zukunft mit Energie
Nach wie vor ablehnend zeigte sich Fi-
scher gegenüber der Kernenergie und
nannte als Hauptgründe die Entsor-
gungsfrage, das Schadenrisiko und die
Proliferationsgefahr. Doch hier wider-
8
gegen internationale Lösungen wird in
den USA abnehmen.»
Die globale Perspektive betonte
auch Wolfgang Clement, früherer deut-
scher Wirtschaftsminister und Kollege
von Fischer in der rot-grünen Regierung.
Neue Technologien mit dem Ziel einer
«sauberen Kohle» – mittels einer CO2-
Abscheidung und -Speicherung – könn-
ten nach seiner Auffassung entscheiden-
de Verbesserungen bringen. Clement ist
heute in der freien Wirtschaft tätig und
Aufsichtsrat im Energiekonzern RWE.
Die Kernenergie stuft er als Notwendig-
keit ein, und einer ungebremsten Förde-
rung von Alternativenergien steht er
skeptisch gegenüber: «Wir befinden uns
in Europa auf dem Weg zu einer gewal-
tigen Ökobürokratie.»
Die Kreativität steigt mit dem Preis
Ebenfalls aus dem Blickwinkel der Wirt-
schaft brachte sich Hakan Samuelsson,
Vorstandsvorsitzender der Münchner
sprachen mehrere Referenten. Jürgen
Thumann, Präsident des Bundesverban-
des der Deutschen Industrie, sagte zum
Beispiel: «Wir müssen alle Energieträger
und Technologien einsetzen – fossile, re-
generative und nukleare. Die steigende
Energienachfrage lässt uns gar keine an-
dere Wahl.» In Anlehnung an das Motto
der Veranstaltung forderte er: «Wir wol-
len Energie mit Zukunft. Und wir wollen
eine Zukunft mit Energie.» Thumann
wies darauf hin, dass der Anteil von
Kohle und Gas bei der weltweiten Ener-
gieproduktion weiter steigen werde und
deshalb die Klimaproblematik zentral sei.
Die weltweit grössten Schadstoffemitten-
ten müssten das Problem aber endlich
ernst nehmen.
Diesbezüglich überbrachte der
Schweizer Uno-Botschafter Peter Maurer
gute Nachrichten aus New York: «Unab-
hängig vom Wahlausgang wird die neue
Regierung eine grundlegend andere Ein-
stellung zum Thema Klimawandel ha-
ben», prophezeite er. «Der Widerstand
Am Industrietag leitete Dirk Schütz die erstklassigbesetzte Podiumsdiskussion.
«Wir müssen alle Energieträger und Technologieneinsetzen. Die Nachfrage lässt uns gar keine andere Wahl.»Jürgen Thumann, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie
Hakan Samuelsson von der MAN AG betontedie Chancen, die der technische Fortschritt bietet.
Der ehemalige deutsche Wirtschaftsminister WolfgangClement warnte vor einer «Ökobürokratie».
Zwischen den hochwertigen Referaten gab es für dieGäste Stärkung auf hohem kulinarischem Niveau.
Der deutsche Industrieverbandschef Jürgen Thumannerachtet die Klimaproblematik als zentrale Aufgabe.
«Der beste Brennstoff ist die Bildung»
10 Vis-à-vis | SWISSMEM 11
Herr Guzzella, weltweit wird momentan
viel in Umwelttechnologien investiert.
Bewegen wir uns genügend schnell?
Die Schweiz hat traditionell relativ stark
in eine klimafreundliche Energieversor-
gung investiert. Bei der Wasserkraft
waren wir Pioniere, und auch der öffent -
liche Verkehr ist im Verhältnis gut ausge-
baut. Wenn wir bestehende Techno -
logien optimal nutzen, ist schon viel
gewonnen. Zudem verfügen wir über di-
verse, sehr innovative Unternehmen, die
international erfolgreich sind. Wir sind
grundsätzlich gut aufgestellt.
Im Bereich der Informationstechnologien
spricht man auch von verpassten
Chancen. Zürich hätte, so Stimmen, das
Silicon Valley Europas werden können.
Da darf man die Dimensionen nicht aus-
ser Acht lassen. Kalifornien ist die siebt-
grösste Volkswirtschaft der Welt und ver-
fügt über mindestens drei Hochschulen,
die gleich gut oder gar besser als die ETH
sind. Da ist es nur selbstverständlich, dass
nicht die gleiche Innovationskraft ent-
steht. Unsere grundsätzlich gute Position
darf aber sicherlich nicht dazu führen,
dass wir uns zurücklehnen und in eine
Wohlstandsträgheit verfallen. Wir müs-
sen, zumindest in einigen Bereichen,
weltweit ganz vorne mitspielen können.
Die USA scheinen sich allmählich zu
bewegen. Ein Drittel des Risikokapitals
fliesst bereits in klimafreundliche
Technologien. Findet die Umsetzung von
Ideen bei uns genügend Unterstützung?
Wenn sie gut sind, ja. Wichtig ist die
Qualität der Innovation, und hierfür
braucht es Fleiss und Kreativität. Die
ETH hat in den letzten Jahren Dutzende
Spin-off-Firmen hervorgebracht, die zei-
gen, dass intelligente Ansätze auch hier-
zulande zu marktreifen Produkten wei-
terentwickelt werden können.
Ohne junge Forscher keine neuen Ideen.
Wie stehts mit dem Nachwuchs?
Der Grossteil der Studenten an der ETH
ist sehr gut. Im Bereich des Maschinen-
baus konnten wir zudem in den letzten
zehn Jahren die Zahl der Studierenden
fast verdoppeln. Sicherlich fehlen der In-
dustrie insgesamt Ingenieure, und wir
könnten noch mehr Studenten brau-
chen. Es wäre nun aber für die ETH der
falsche Weg, das Niveau zu senken, um
mehr Studierende anzuziehen. Wir müs-
sen uns um Spitzenleistungen bemühen.
Sollte sich der Staat mehr engagieren,
um Umwelttechnologien zu fördern?
Eine starke Lenkung durch den Staat ist
immer etwas fraglich. Grundsätzlich aber
plädiere ich für gute Rahmenbedingun-
gen und eine Re-Industrialisierung der
Wirtschaft. Wenn wir die Herausforde-
rungen der Zukunft wie Energie, aber
auch Nahrung, Mobilität und Wasser lö-
sen wollen, braucht es Technologien. Al-
lein mit Dienstleistungen ist dies nicht zu
erreichen. Hierfür ist die Bildung zentral.
Die Technologien sollten also auch in der
Schule stärker zur Sprache kommen?
Auf jeden Fall. Ohne die technischen In-
novationen ist unsere Zivilisation in der
heutigen Form nicht denkbar. Man muss
den Jugendlichen bereits früh die Zu-
sammenhänge aufzeigen. Die Technik
sollte auch im Sinne eines Kulturver-
ständnisses im Unterricht mehr Platz ha-
ben. Naturwissenschaft und Technik sind
die wichtigste Basis für den wirtschaftli-
chen Erfolg der Schweiz. Diese Grundla-
gen müssen in Erinnerung gerufen und
stets neu erarbeitet werden.
In der Klimadiskussion sind die CO2-
Emissionen ins Zentrum gerückt und
haben das Ziel einer 2000-Watt-Gesell -
schaft etwas verdrängt. Können wir
beliebig viel Energie produzieren, solan-
ge wir keine Klimagase verursachen?
Nein, die 2000-Watt-Gesellschaft bzw.
die 1-Tonnen-Gesellschaft, wenn wir von
CO2 sprechen, sind sozusagen die zwei
Seiten der gleichen Medaille. Weltweit
wird der Energiehunger in den nächsten
Jahren enorm anwachsen, denn die auf-
strebenden Nationen werden ihren be-
rechtigten Anspruch nach Energie ein-
fordern. Energie bedeutet Komfort.
Wenn wir allen einen gewissen Lebens-
standard ermöglichen wollen, müssen
wir effizienter und sparsamer werden.
In der Schweiz stammen die meisten
Klimagase vom Verkehr, weltweit sind
es immer noch mit fossilen Brennstoffen
befeuerte Kraftwerke. Macht es da Sinn,
Er baute das sparsamste Fahrzeug der Welt und erachtet das Fahrrad alsnach wie vor bestes Verkehrsmittel. ETH-Professor Lino Guzzella plädiert im Umgang mit Energie ebenso für neue, innovative Technologienwie für einfache, altbewährte Mittel.
Wünscht sich eine Re-Industrialisierungder Wirtschaft: ETH-Professor Lino Guzzella.
Persönlich
Professor Dr. Lino Guzzella (1957) ist seit 1999 or-
dentlicher Professor für Thermotronik an der ETH Zü-
rich und seit 2004 Leiter des Instituts für Mess- und
Regeltechnik. Er studierte Maschinenbau und arbei-
tete nach der Promotion in der Konzernforschung
bei Sulzer, anschliessend als Leiter der Entwick-
lungsabteilung bei Hilti. Öffentlich bekannt wurde
er mit der Entwicklung des Fahrzeugs PAC-Car II, das
mit einem Gramm Wasserstoff 20 km weit fuhr;
also mit acht Litern Benzin um die Erde fahren
könnte. Lino Guzzella trat am 2. Swissmem Indus -
trietag als Referent auf.
Elektroautos oder Brennstoffzellen
stark zu fördern?
Je nachdem, wie der Energiemix in ei-
nem Land aussieht, macht dies keinen
Sinn. Ich habe meinen Studenten mal
aufgezeigt, dass der mit Kohle produzier-
te Strom für ein Elektroauto mehr CO2
verursacht, als ein Dieselfahrzeug an CO2
ausstösst. So sind auch grosse, schwere
Autos für den Stadtverkehr völlig un-
zweckmässig. Das beste Fahrzeug ist in
dieser Hinsicht immer noch das Velo.
Wenn der Staat etwas unternehmen
kann, dann zum Beispiel Velowege bau-
en. Für einen intelligenten Umgang mit
unseren Ressourcen müssen solche Zu-
sammenhänge bereits in der Schule ver-
mittelt werden. Der beste Brennstoff ist
immer noch die Bildung.
Strom wird – gerade auch durch den
Ersatz fossiler Brennstoffe – in Zukunft
der wichtigste Energieträger sein. Wie
sehen die Perspektiven aus?
Beim Strom steht für mich neben der
CO2-Bilanz die Versorgungssicherheit im
Vordergrund. Ich plädiere nicht für eine
ausgeprägte Tiefpreispolitik, aber auch
aus Gründen der Versorgungssicherheit
für den Ersatz der bestehenden Kern-
kraftwerke. Mit Blick auf das umliegen-
de Ausland ist die langfristige, saubere
Stromversorgung noch ungelöst. Nur
wenn wir über wirtschaftlichen und ge-
nügend Strom verfügen, ergibt sich für
uns der nötige Handlungsspielraum, um
neue, klimafreundliche Technologien zu
entwickeln. Interview: Jonas LangF
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13SWISSMEM | Thema12
StandortDer Industriestandort Schweiz ist ein
Standort mit Zukunft. Dies beweisen un-
sere Unternehmen tagtäglich, indem sie
sich immer wieder mit ihren hochent-
wickelten Produkten gegen harte inter-
nationale Konkurrenz durchsetzen kön-
nen. Parallel dazu wird es auch Platz für
Industriebetriebe geben, die eher tradi-
tionelle Arbeiten verrichten.
Nicht nur für die Bewältigung von
sehr anspruchsvollen Tätigkeiten können
wir die erforderlichen Arbeitskräfte nicht
mehr vollständig im Inland rekrutieren.
Dies gilt mehr und mehr auch bezüg -
lich gut ausgebildeter Facharbeiter. Die
Schweizer Industrie ist deshalb auf den
internationalen Arbeitsmarkt angewie-
sen. Eine vernünftige Einwanderungs -
politik und der freie Personenverkehr
mit der EU sind deshalb von höchster
Bedeutung, um die Attraktivität unseres
Industriestandorts zu erhalten.
GlobalisierungIn einer Branche mit einer Exportquote
von gegen 80 Prozent ist Globalisierung
eine zentrale Herausforderung. Die aller-
meisten unserer Mitglieder stehen vor
der Frage, wie sie sich im internatio -
nalen Wettbewerb weiterhin durchset-
zen können. Die Schweiz hat Erfahrung
darin, trotz unterschiedlicher kultureller,
sprachlicher und religiöser Hintergründe
eine funktionierende Gesellschaft zu
errichten. Diese Kompetenz ist entschei-
dend, wenn es darum geht, mit Vertre-
tern anderer Kulturen Wirtschaftsbezie-
hungen aufzubauen. Damit sind die
Schweiz und unsere Industrie in der sich
mehr und mehr globalisierenden Wirt-
schaftswelt hervorragend aufgestellt.
Swissmem unterstützt dabei ihre
Mitgliedfirmen: Wir machen uns beim
Bund dafür stark, dass bei internationa-
len Kontakten das Anliegen der Wirt-
schaft für einen möglichst ungehinder-
ten Marktzugang eingebracht wird.
Wenn beispielsweise unsere Wirtschafts-
ministerin nach Russland reist, informie-
ren wir das Departement vorgängig, auf
welche Hindernisse Schweizer Unter-
nehmen in diesem Markt stossen.
DemografieDie Alterspyramide ist eine Tatsache, der
sich auch die Industrie nicht entziehen
kann. Swissmem engagiert sich, damit
die Unternehmen die demografische
Herausforderung besser bewältigen kön-
nen: Wir motivieren unsere Mitglieder,
die älteren Mitarbeitenden wieder mehr
zu schätzen und zu pflegen. Eine vorzei-
tige Pensionierung als Normalfall und für
fast alle werden wir uns in Zukunft nicht
leisten können, erstens wegen der Fi-
nanzierung und zweitens wegen des
Know-how-Verlusts. Es braucht neue
Formen wie Altersteilzeit. Wichtig ist al-
lerdings, dass die Unternehmen indivi-
duelle Konzepte entwickeln können und
ihnen keine Pauschallösungen aufge-
zwungen werden.
Beim knapp werdenden Berufs-
nachwuchs ist es entscheidend, die Vor-
züge unserer Branche besser bekannt zu
machen. Die Industrie kann und will bei
den Löhnen nicht mit Banken oder Ver-
sicherungen mithalten, aber sie bietet ei-
ne Vielfalt an Tätigkeiten und gute Ent-
wicklungsmöglichkeiten an. Lernende
sind bei uns öfters schon im 3. oder
4. Lehrjahr im Ausland unterwegs. Es ist
für einen 18-Jährigen doch eine tolle Er-
fahrung, an einer Endmontage in Brasi-
lien dabei zu sein. Wir müssen vermehrt
solche Perspektiven aufzeigen.
Tatsache ist, dass wir auch auf aus-
ländische Fachkräfte angewiesen sind.
Weil unsere Nachbarländer alle mit den-
selben Schwierigkeiten kämpfen, stehen
wir hier aber ebenfalls in Konkurrenz.
Das Potenzial ist folglich begrenzt. Eine
gute Integrationspolitik ist deshalb sehr
wichtig.
EnergieDie sichere Energieversorgung ist eine
zentrale Forderung der Industrie. Die
Gefahr einer Stromlücke ist unbedingt
abzuwenden, wozu es einen breiten
Energiemix braucht.
In erster Linie müssen wir Techni-
ken entwickeln und anwenden, die zur
Steigerung der Energieeffizienz beitra-
gen. Unsere Industrie ist aber auch in der
Lage, mit ihrer Innovationskraft erneu-
erbaren Energien zum Durchbruch zu
verhelfen. Doch damit allein werden wir
nicht zum Ziel kommen. Swissmem
spricht sich klar dafür aus, die Kapazitä-
ten der bestehenden Kernkraftwerke
durch neue zu ersetzen. Diese Technolo-
gie ist sauber, sicher und praktisch CO2-
frei. Es geht nicht ohne sie, vor allem
auch mit Blick auf den Klimawandel.
InnovationDie Innovationskraft ist der entscheiden-
de Erfolgsfaktor für unsere Industrie und
zeichnet uns gegenüber ausländischen
Standorten aus. Die Schweiz ist gut po-
sitioniert, darf aber in den Bemühun-
gen nicht nachlassen. Wir unterstützen
Massnahmen, die den Forschungsplatz
Schweiz stärken, und pflegen Kontakte
zu wichtigen Stellen bei der ETH/EPFL,
Universitäten und Fachhochschulen.
Es ist uns wichtig, dass die Mittel
sinnvoll eingesetzt werden. Sie sollen
nicht nur der Grundlagenforschung, son-
dern genauso der praxis- und lösungs -
orientierten Forschung zugutekommen.
Wir setzen uns speziell für den Techno-
logietransfer ein und fördern den Kon-
takt zwischen Wissenschaft und Praxis.
PositionierungSwissmem ist beides: ein Dienstleister für
die Mitglieder und gleichzeitig der Opi-
nion Leader für die Branche.
Die Dienstleistungen für die Unter-
nehmen haben sich bewährt. Die Unter-
stützung beispielsweise in wirtschafts-
oder arbeitsrechtlichen Fragen wird sehr
geschätzt. Doch die politische Arbeit ist
ebenso unverzichtbar. Swissmem muss
als Sprachrohr der Branche auftreten
und den Einfluss der Mitgliedunterneh-
men geltend machen. Angesichts des
permanenten Wandels und der schneller
werdenden Gesetzesmaschinerie wird
die politische Arbeit in Zukunft noch an
Bedeutung gewinnen.
ImageZwar sind die Zeiten vorbei, als von der
Indus trie als «Old Economy» gesprochen
wurde, und es wird vielerorts anerkannt,
dass die Industrie auch in der Schweiz
eine Branche mit Zukunft ist. In den
letzten Jahren verzeichnete die Industrie
ein starkes Wachstum, es wurden zahl-
reiche Arbeitsplätze geschaffen. In einer
Boomphase ist es relativ einfach, eine
Branche erfolgreich darzustellen.
Es ist meines Erachtens jedoch zu
wenig bekannt, welche faszinierenden
Problemlösungen die Industrie anbietet.
Wir müssen deshalb grosse Anstren -
gungen unternehmen, das Image der In-
dus trie so zu verbessern, dass sie in allen
Bevölkerungsschichten als Problem -
löserin und Anbieterin spannender Jobs
wahrgenommen wird.
Aufgezeichnet von Peter Christoph
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Der neue Swissmem-Direktor Peter Dietrich äussert sich zu sieben Stichworten, welche die zentralen Herausforderungen für die SchweizerIndustrie beschreiben. Dietrich möchte die Attraktivität der Branche noch besser in derÖffentlichkeit darstellen.
«Die politische Arbeit wirdan Bedeutung gewinnen»
Persönlich
Im Frühling 2008 wurde Peter Dietrich (41)
zum neuen Direktor von Swissmem gewählt.
Er war zuvor bereits zwölf Jahre für den
grössten schweizerischen Industrieverband
tätig gewesen. Seit 2000 war er Leiter des
Bereichs Arbeitgeberpolitik und Mitglied der
Geschäftsleitung.
Dietrich hat an der Universität Fribourg Jus
studiert und 1992 mit dem Lizentiat abge-
schlossen. 1995 erwarb er das Anwalts -
patent des Kantons Aargau und 2002 den
Master of Law in internationalem Wirt-
schaftsrecht. Peter Dietrich ist verheiratet
und Vater einer Tochter.
Die Maschinenindustrie war in den letzten Jahren sehr erfolgreich, muss aber fit bleiben für die Zukunft.Peter Dietrich: «Es ist zu wenig bekannt, welchefaszinierenden Lösungen die Industrie anbietet.»
60 Prozent. «Unterdessen hat sich das
Umfeld allerdings stark verändert», weiss
Jens Westh, Leiter Verkauf und Marke-
ting. «Zwei Anbieter beherrschen den
Seilbahnmarkt, Leitner-Poma und Dop-
pelmayr-Garaventa.» Und beide haben
«ihre» Getriebelieferanten.
Bei Poma ist das Kissling, was dem
Zürcher KMU einen immer noch stolzen
Weltmarktanteil von fast 30 Prozent er -
möglicht.
Qualität ist das oberste Gebot
Kissling wäre nicht Kissling, hätte das
Unternehmen nicht auf diese Verände-
rungen reagieren können. «Das ist eine
unserer Stärken», betont die Firmen -
chefin, «wir sind klein und entsprechend
flexibel.» Und innovativ. Kissling-Getrie-
be werden längst nicht mehr nur im Seil-
bahnbau eingesetzt. Stark gefragt sind
die Produkte auch in vielen produzieren-
den Branchen wie Lebensmittel-, Pa -
pier-, Chemie- oder Zementindustrie. Im
Portfolio finden sich zudem einige eher
exotische Anwendungen. Die höchsten
und schnellsten Achterbahnen der Welt
15SWISSMEM | Perspektive14
Von Pioniertaten hat sich Esther Kissling
noch nie abschrecken lassen. Und schon
gar nicht von Männerwelten. «Ich war
die erste Forstbeamtin der Schweiz und
später die erste Kreisförsterin im Kanton
Zürich», blickt die Forstingenieurin ETH
und Dr. sc. techn. auf ihre Laufbahn zu-
rück. Auch der Mut zu grossen Verände-
rungen zeichnet die Unternehmerin aus.
Nach 20 Jahren Forstdienst wechselte sie
in die Reformierte Landeskirche Zürich,
wo sie sechs Jahre die Diakonie und
Seelsorge leitete. Und seit April 2008
steht sie an der Spitze der L. Kissling &
Co. AG, die von ihrem Grossvater ge-
gründet und von ihrem Vater ausgebaut
worden war. Eine absehbare Rückkehr
ins Familienunternehmen? «Keines-
wegs», lacht sie, «das hätte ich mir
früher nie träumen lassen.»
Spontane Idee beim Spaziergang
Als in den letzten Jahren die Nachfolge-
frage drängender wurde, kam ihr auf ei-
nem Spaziergang am Zürcher Limmat-
ufer plötzlich die spontane Idee: «Das
wäre was für mich!» Unterstützt wird die
neue CEO von ihrem Bruder Martin
Kissling, der seit 25 Jahren im Unterneh-
men tätig ist, den Verwaltungsrat präsi-
diert und die Bereiche Technik, Diagnos -
tik und Beschaffung leitet. Nun haben es
spontane Ideen manchmal an sich, dass
man sie später bereut ... «Ganz im Ge-
genteil», verneint Kissling. «Ich habe
hier eine exzellente Firma mit qualifizier-
ten und motivierten Mitarbeitenden,
einer starken Marktstellung und viel
Potenzial angetroffen.» Kurz: «Es ist
enorm spannend hier.»
Mit ihrer wechselvollen Vita passt
die neue Chefin gut ins Familienunter-
nehmen, das in seiner über 80-jährigen
Firmengeschichte einige Auf und Ab er-
lebt hat. In den 60er- und 70er-Jahren
eroberten die Kissling-Getriebe die Ski-
gebiete in Europa und den USA. Im
Kerngeschäft Getriebe für Seilbahnanla-
gen erarbeitete sich das dynamische
KMU so einen Marktanteil von nahezu
etwa setzen auf die Kissling-Qualität. Zu-
dem war das Unternehmen auch in der
Entwicklung des Swatch-Mobils, des
Vorgängers des Smart, beteiligt.
Stillstehen wird das Innovationska-
russell auch in Zukunft nicht. «Grosses
Potenzial sehen wir im hochdrehenden
Bereich», sagt Jens Westh. Mit Getrieben
für Biomasse-Kraftwerke etwa ist das
Zürcher KMU bei der Entwicklung von
Zukunftstechnologien an vorderster
Front mit dabei. Die Kissling-Getriebe
bringen die 24 000 Umdrehungen pro
Minute der Turbine auf 1500 Umdrehun-
gen für den Generator herunter. Absolu-
te Präzision und Qualität sind da oberstes
Gebot. Dass dieser Markt Potenzial hat,
erlebte Westh kürzlich an einer Messe in
Mailand. «Wir waren das erste Mal dabei
und wurden förmlich überrannt.»
Neue Produkte, neue Märkte, neue
Anwendungen, neue Strukturen – in der
über 80-jährigen Firmengeschichte wer-
den immer wieder neue Kapitel geschrie-
ben. Das war in den 90er-Jahren so, als
die Produktion ausgelagert wurde. Und
das wird nächstes Jahr so sein, wenn das
KMU seinen neuen Firmensitz im Ba-
chenbülach beziehen wird. «Dort haben
wir alles, was wir brauchen», sagt Esther
Kissling. Der bestehende Standort, wo
man seit bald 50 Jahren tätig war, genüg-
te den Ansprüchen nur noch teilweise.
Eines aber wird bei aller Veränderungs-
bereitschaft gleich bleiben. «Wir stehen
zum Standort Schweiz!» Martin Stutz
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Führend in Seilbahngetrieben
Die L. Kissling & Co. AG (Kissgear) wurde
1925 von Albert Glutz gegründet. 1934 tritt
Leander Kissling in das Unternehmen ein
und übernimmt dieses später. Seit April
2008 wird der traditionsreiche Getriebeher-
steller in dritter Generation von Esther Kiss-
ling geleitet. Das Unternehmen ist führend
in Seilbahngetrieben und stellt Techno-
logien für die Lebensmittel-, Papier-, Ze-
ment-, Kunststoff- und Chemie-Industrie her.
Zudem sind Achterbahnen in aller Welt mit
Kissling-Getrieben ausgestattet. Zusammen
mit den rund 50 Mitarbeitenden erwirtschaf-
tete das Unternehmen 2007 über 17 Mio.
Franken Umsatz. Mittelfristig möchte CEO
Esther Kissling diesen Wert auf rund 24 Mio.
Franken erhöhen.
Klein, fein, flexibelDer traditionsreiche Getriebehersteller L. Kissling & Co. AG bewährt sich in umkämpften Märkten – seit über 80 Jahren. Mit Esther Kissling istim Familienunternehmen die dritte Generation am Ruder.
«Rückkehr ins Familienunternehmen? Dashätte ich mir nie träumen lassen.» Esther Kissling
Getriebe für einen Sessellift in den Werkhallen der L. Kissling & Co. AG. Flexibilität als Wettbewerbsvorteil: CEO Esther Kissling und Jens Westh, Leiter Verkauf und Marketing.Präzises Arbeiten ist absolute Pflicht.
Arbeitssicherheit ist ein her-
ausragendes Thema. Swiss-
mem leistet Unterstützung zur
Einhaltung der Bestimmungen
und bei der Ausbildung von
Sicherheitsverantwortlichen.
Mit dem Ziel, Arbeitgeber, Ar-
beitnehmer, Lernende und die
Öffentlichkeit für die lauernden
Vorbeugen ist besser als heilen
Der russische Markt hat ein
enormes Potenzial. Die füh -
rende Werkzeugmaschinen -
ausstellung in Moskau war für
Swissmem deshalb ein Anlass
mit grosser Bedeutung.
An der wichtigsten Werkzeug-
maschinenausstellung in Mos-
kau waren über 60 Schweizer
Unternehmen in einer von
Swissmem organisierten
Schweizer Halle präsent. Sie
machten damit die zweitgröss-
te Messebeteiligung aus. Die
Teilnehmer äusserten sich
mehrheitlich zufrieden über
den Verlauf, wenngleich bei
den Geschäftsabschlüssen sek-
torielle Unterschiede auszu -
machen waren. Die Bereiche
Energie und Luftfahrt verzeich-
neten eine gute Nachfrage,
während im Automobilsektor
die Erwartungen nicht ganz
erfüllt wurden.
Der russische Markt liegt
für die Schweizer Werkzeug -
maschinenindustrie bei den Ex-
porten zwar nur auf Platz 11,
ist aber auf Grund seiner Dyna-
mik und seines Potenzials aus-
serordentlich wichtig. Mit
Exporten von über 120 Mio.
Franken gehörte die Schweiz
2007 zu den wichtigsten vier
Werkzeugmaschinenlieferanten
in Russland. Im vergangenen
Jahr konnte die Industrie ihre
Exporte nach Russland massiv,
um fast 40 Prozent, steigern.
Damit lag die Wachstumsrate
zum dritten Mal in Folge im ho-
hen zweistelligen Bereich.
An einem eigens durchge-
führten Schweizer Tag organi-
sierte Swissmem nebst dem of-
fiziellen Besuch des Schweizer
Botschafters Erwin Hofer für die
Rektoren der 15 wichtigsten
Universitäten Russlands einen
speziellen Messerundgang und
schaffte so die Möglichkeiten
für den Kontakt der Hochschu-
len zu Schweizer Unternehmen.
Starke Präsenz an derMetalloobrabotka
Das Thema Energie stand
im Zentrum des EUROPUMP
Annual Meeting, welches die-
ses Jahr von der Swissmem-
Fachgruppe organisiert wurde.
Im Mai fand in Luzern das
EUROPUMP Annual Meeting
statt, an dem 125 Pumpenher-
steller aus 18 europäischen
Ländern sowie Gäste aus den
USA und Indien teilnahmen.
Die Swissmem-Fachgruppe
Pumpen ist seit der Gründung
im Jahr 1960 Mitglied des Ver-
bandes. Allein innerhalb der EU
beträgt der Umsatz aller Mit-
glieder rund 8 Mrd. Euro pro
Jahr. EUROPUMP vertritt die
Interessen der europäischen
Pumpenindustrie – insbeson-
dere gegenüber der Europäi-
schen Kommission.
Zurzeit besteht die Aufga-
be des Verbandes vor allem in
der Unterstützung der EU bei
der Erarbeitung einer neuen
Gesetzgebung, die grosse Aus-
wirkungen auf die Pumpenin-
dustrie haben wird: die Verbes-
serung der Energieeffizienz von
Pumpen. Erfolgversprechend
werden in Zukunft Pumpen
sein, die energiesparend arbei-
ten. Hier ist die Kombination
aus drehzahlvariablen Antrie-
ben, Sensoren und integrierter
Regelungstechnik interessant.
Dies reduziert die Energiekos -
ten und erhöht auch die Verfüg-
barkeit.
EUROPUMP hat drei Pu-
blikationen erarbeitet, um
Pumpensysteme hinsichtlich
des Energieverbrauchs zu opti-
mieren: «Variable Speed Pum-
ping», «Pump Life Cycle Costs»
und «Systems Efficiency».
� Die Publikationen können
unter www.europump.eu > eco-
pump bezo gen werden.
Weitere Informationen zur Fach-
gruppe Pumpen sowie zum
Verband EUROPUMP erhalten
Sie bei Brigitte Waernier-Gut,
Ressortleiterin Fachgruppen,
Tel. 044 384 48 52,
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Die Leitlinien der Wirtschaft
für Bildung und Forschung sind
ein wichtiges Instrument.
Swissmem hat an der Entwick-
lung des Papiers mitgewirkt.
In den im Frühjahr vor gestellten
Leitlinien der Wirtschaft für
Bildung und Forschung legt der
Wirtschaftsdachverband econo-
miesuisse fest, wie in den
nächsten drei Jahren gehandelt
werden muss. Swissmem hat
an diesem Papier mitgearbeitet
und konnte eigene Vorstellun-
gen und Forderungen zu einem
grossen Teil einbringen; Diffe-
renzen in Details sind selbst-
verständlich zu diskutieren. So
konnte angeregt werden, dass
der Berufsbildung eine stärkere
Bedeutung beigemessen wird.
Derzeit werden zwei Drittel
der Ingenieure in der MEM-
Indus trie aus Fachhochschulen
rekrutiert.
Die Schweizer Wirtschaft
setzt insgesamt auf mehr Qua-
lität und Leistungsorientierung.
Das Papier legt den Fokus auf
folgende Aspekte: Der Wettbe-
werb zwischen den Hochschu-
len soll gestärkt und ihnen
mehr Autonomie eingeräumt
werden. Durch leistungsabhän-
gige Studiengebühren auf
Masterstufe könnten erfolgrei-
che Studierende belohnt wer-
den. Mit der Harmonisierung
der Schulstruktur und Leis -
tungsvergleichen in der obliga-
torischen Schulzeit sollen Un-
terschiede aufgedeckt und so
die Qualitätssteigerung geför-
dert werden. Verwaltung und
Politik sollen möglichst wenig
Rektoren von russischen Universitäten besichtigen die Schweizer Messestände.
Pumpen, die energiesparend arbeiten, werden in Zukunft erfolgreich sein.
Gefahren am Arbeitsplatz zu
sensibilisieren, hat die Eidg.
Koordinationskommission für
Arbeitssicherheit (EKAS) im
April eine Kampagne gestartet.
Ihre Hauptaufgabe besteht
darin, Arbeitnehmer so gut wie
möglich gegen Betriebsunfälle
und berufsbedingte Krankhei-
ten zu schützen. In der Verord-
nung über die Verhütung von
Unfällen und Berufskrankhei-
ten (VUV) ist festgehalten, dass
der Arbeitgeber Arbeitsärzte
und andere Spezialisten der
Arbeitssicherheit beiziehen
muss, wenn es zum Schutz der
Gesundheit und für die Sicher-
heit der Arbeitnehmenden er-
forderlich ist. Die EKAS hat da-
zu die ASA-Richtlinie erarbeitet
und am 1. Januar 1996 in Kraft
gesetzt. Diese sieht vor, dass
die Arbeitgeber ein Sicherheits-
konzept erarbeiten müssen,
das die Gefahrenpotenziale in
ihren Unternehmen ein-
schliesst. Diese Richtlinie wur-
de 2006 auf eine Vereinfa-
chung der Abläufe und eine
Erleichterung für die Unterneh-
men hin überarbeitet.
Swissmem bietet Semina-
re zur Anwendung der Richtlinie
sowie Kurse zur Ausbildung von
Sicherheitsverantwortlichen
an. Im Herbst sind wieder zwei
Seminare vorgesehen: am
28./29. Oktober sowie am
4./5. November 2008.
� Weitere Informationen unter
www.ekas.ch; Details zu den
Seminaren: www.swissmem.ch
Gefahren am Arbeitsplatz jederzeit im Griff haben: eine Daueraufgabe für alle Beteiligten.
Die Berufsbildung muss zwingend einen höheren Stellenwert erhalten.
in die Themenfestlegung ein-
greifen, die Forschungs- und
Innovationspolitik soll sich auf
die Optimierung der Rahmen-
bedingungen konzentrieren.
Swissmem fordert zusam-
men mit economiesuisse und
anderen die Überführung der
Kommission für Technologie
und Innovation (KTI) in eine
Stiftung.
� Die Leitlinien können unter
www.economiesuisse.ch > Pu-
blikationen abgerufen werden.
Die Swissmem-Positionspapie-
re zur Bildungspolitik sowie zur
Forschungs- und Innovations -
politik sind zu finden unter
www.swissmem.ch > Positio-
nen. Bei Swissmem ist Peter
Stössel zuständig für Bildung
und Innovation:
Tel. 044 384 48 23
Für Höchstleistungen in Bildung und Forschung
17SWISSMEM | Palette
Energieeffizienz von Pumpen verbessern
Das jährlich publizierte Nach-
schlagewerk «Panorama» ver-
mittelt auch in der Ausgabe
2008 aktuelle Zahlen und Fak-
ten zur Schweizer Maschinen-,
Elektro- und Metallindustrie.
Das Jahr 2007 verlief sehr er-
folgreich. Die Exporte konnten
um 11,7 Prozent gesteigert
werden und erreichten über
78 Mrd. Franken. Die hohen
Wachstumsraten bei den Expor-
ten und Auftragseingängen
führten zudem zu einer mar-
kant erhöhten Beschäftigung in
der Industrie.
� Die statistische Branchen-
publikation ist unter
www.swissmem.ch > Medien >
Publikationen abrufbar oder
kann bei [email protected]
bezogen werden
Hintergründe zu einem Erfolgsjahr
19SWISSMEM | Service
Seit Anfang Juni 2008 leitet lic.
iur. Daniella Lützelschwab (40)
den Bereich Arbeitgeberpolitik;
sie nimmt damit gleichzeitig
Einsitz in die Geschäftsleitung
und ersetzt Peter Dietrich, der
neu dem Verband als Direktor
vorsteht.
Daniella Lützelschwab ar-
beitet seit dem 1. Juli 2000 im
Bereich Arbeitgeberpolitik von
Swissmem und verfügt über
grosse Erfahrung und ver-
bandspolitisches Know-how. In
den letzten Jahren war sie
nebst der Firmenberatung für
die Betreuung der sozialpoliti-
schen Themen zuständig.
Regional betreute sie den
Raum Basel, Zentralschweiz
und Tessin, wobei es von den
Tessiner Mitgliedunternehmen
geschätzt wird, eine Ansprech -
person in ihrer Sprache auf der
Geschäftsstelle zu haben.
Nach ihrem Studium in
Basel absolvierte Daniella Lüt-
zelschwab Praktika in Verwal-
tung, Advokatur und Gericht
und arbeitete in der kantonalen
Amtsstelle für Arbeitslosenver-
sicherung des Kantons Basel-
Stadt und danach bei einer
Rechtsschutzversicherung. Sie
bekleidet heute auch das Amt
der Präsidentin der Vorsorge-
stiftung der Verbände der Ma-
schinenindustrie und ist Mit-
glied zahlreicher arbeitgeber-
sowie sozialpolitischer Kom-
missionen und Arbeitsgruppen.
In ihrer neuen Funktion wird sie
für alle arbeitgeber- und sozial-
politischen Themen sowie die
fachspezifischen Beratungs-
dienstleistungen für Mitglied-
unternehmen zuständig sein.
� Daniella Lützelschwab
ist erreichbar unter
Tel. 044 384 42 03,
� Sämtliche Geschäftsleitungs-
mitglieder sind zu finden unter
www.swissmem.ch > Der Ver-
band > Porträt > Geschäftsstelle
Ziel gesetzt, tatkräftig sowohl
die Geschäftsleitung zu unter-
stützen als auch mit einem
kompetenten Team die vielsei-
tigen Aufgaben des Bereichs
Wirtschaftspolitik wahrzuneh-
men. Er freut sich darauf, die
Maschinen-, Elektro- und Me-
tallindustrie in ihrer ganzen
Breite näher kennenzulernen
und sich in diesem überaus in-
teressanten Umfeld zwischen
Privatwirtschaft und Politik den
neuen Herausforderungen zu
stellen.
� Jean-Philippe Kohl ist
erreichbar unter
Tel. 044 384 48 15,
Jean-Philippe Kohl leitet den BereichWirtschaftspolitik.
Daniella Lützelschwab leitet den BereichArbeitgeberpolitik.
Vom Industriekapitän bis zum Nobelpreisträger
Wie man mit kosteneffizienter
Produktion zu konkurrenz -
fähigen Spitzenprodukten
kommt, erfahren Sie am
6. Swissmem Symposium im
Casino Lake Side in Zürich. Die
Auswahl der Referenten kann
sich sehen lassen.
Am Donnerstag, 28. August
2008, wird bereits zum sechs -
ten Mal das mit hochkarätigen
Rednern dotierte Swissmem
Symposium stattfinden. Auch
dieses Jahr werden sich an die
150 Unternehmensführer und
Industriekapitäne aus der
Von einem starken Netzwerk profitieren
Unter dem Titel «Swissmem –
Wir machen uns stark für Sie»
stellt eine neu erschienene Bro-
schüre das Spektrum der Ver-
bandsaktivitäten vor. Konzen-
trieren Sie sich als Mitglied auf
Ihre Kernkompetenzen und
schaffen Sie so optimale Vor-
aussetzungen für Ihren Markt-
erfolg. Wir unterstützen Sie
dabei mit praxisorientierten
kostenlosen Dienstleistungen,
beobachten und analysieren
für Sie die politische, rechtliche
und wirtschaftliche Entwicklung
und handeln entschlossen,
wenn es die Interessen der
MEM-Industrie zu wahren gilt.
Profitieren Sie von einem star-
ken Netzwerk und dem Erfah-
rungsaustausch und nutzen Sie
die Möglichkeiten unseres Aus-
und Weiterbildungsangebots.
� Die Publikation kann über
[email protected] in den vier
Sprachen Deutsch, Franzö-
sisch, Italienisch oder Englisch
bezogen werden. Weitere Infor-
mationen zum Verband finden
Sie unter www.swissmem.ch.
Gerne zeigen wir Ihnen auch
persönlich in einem Gespräch
Ihren Nutzen als Mitglied von
Swissmem auf. Sie erreichen
uns unter Tel. 044 384 41 11
oder über [email protected]
Neue Gesichter in der Swissmem-Geschäftsleitung
Mit Jean-Philippe Kohl und
Daniella Lützelschwab
verstärken zwei jüngere Fach-
kräfte seit Frühling 2008
die Geschäftsleitung von
Swissmem.
Jean-Philippe Kohl (42) ist im
Mai 2008 zur Geschäftsleitung
bei Swissmem gestossen; er
leitet neu den Bereich Wirt-
schafts politik.
Nach seinem Studium der
Volkswirtschaftslehre an der
Universität Zürich hat er an der
Universität Basel eine Disserta-
tion verfasst, um anschliessend
berufliche Erfahrungen in der
Privatwirtschaft und in der öf-
fentlichen Verwaltung zu sam-
meln. Zunächst arbeitete er
rund 3½ Jahre beim Migros-
Genossenschafts-Bund in der
Direktion Wirtschaftspolitik und
Konsumentenfragen. Anschlies-
send war er während knapp
acht Jahren als stv. General -
sekretär in der Finanzdirektion
des Kantons Bern tätig, wo er
zum engsten Mitarbeiterstab
des bernischen Finanzdirektors
gehörte. Seit fünf Jahren nimmt
er zudem einen kleinen Lehr-
auftrag an der Fachhochschule
Nordwestschweiz wahr.
In seiner neuen Funktion
hat sich Jean-Philippe Kohl zum
Schweizer MEM-Industrie im
Casino Lake Side in Zürich zu
einem mit interessanten Refe-
raten angereicherten, auf die
nachhaltig gewinnbringende
Produktion fokussierten Ge-
dankenaustausch treffen, und
zwar unter dem Motto «Best
Production Practice».
Dieses Jahr präsentiert sich die
Auswahl der Referenten inter-
national: Wichtige Exponenten
der Industrie, zum Beispiel
Masahiko Mori (Präsident, Mori
Seiki Co. Ltd.) aus Japan oder
Mathias Kammüller (COO,
Trumpf GmbH + Co. KG) aus
Deutschland geben dem Publi-
kum ihre An- und Einsichten als
Anstoss. Neben der Darstellung
verschiedener Industriebei -
spiele aus der Schweiz wird
auch die Wissenschaft (Prof.
Konrad Wegener, iwf/inspire
AG, und Prof. Reimund Neuge-
bauer, IWU, Chemnitz) Akzente
setzen. Den Schlusspunkt
bildet das Referat von Nobel -
preis träger Prof. Andreas
Fischlin (ETH Zürich) zum Span-
nungsfeld «Industrie – Klima –
Umwelt».
� Weitere Informationen
unter www.swissmem.ch >
Veranstaltungen.
Auskünfte erteilen gerne
Christoph Blättler, Ressort -
leiter Fachgruppen,
Tel. 044 384 48 25,
oder Doris Kern, Sekretariat,
Tel. 044 384 48 34,
Interessante Ansichten und Einblicke am Swissmem Symposium.
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Laudatio für Weltmeister. Adrian Trachsel und Ciril Stefanini wurden am2. Swissmem Industrietag für ihre Goldmedaillen an den Berufs-Welt -meisterschaften in Japan geehrt. Die Lobrede auf die beiden Automatikersprach Swissmem-Präsident Johann Schneider-Ammann.
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