39
Der Holocaust in multi-ethnischen Lerngruppen Beispiel: Lernportal zum Warschauer Ghetto Holocaust Education in Multi-Ethnic Classrooms Example: Learning Platform / Warsaw Ghetto Andreas Weinhold, Kurt-Tucholsky-Gesamtschule, Krefeld

Der Holocaust in multi-ethnischen Lerngruppen Beispiel ......Der Holocaust in multi-ethnischen Lerngruppen Beispiel: Lernportal zum Warschauer Ghetto Holocaust Education in Multi-Ethnic

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • Der Holocaust in multi-ethnischen LerngruppenBeispiel: Lernportal zum Warschauer Ghetto

    Holocaust Education in Multi-Ethnic ClassroomsExample: Learning Platform / Warsaw Ghetto

    Andreas Weinhold, Kurt-Tucholsky-Gesamtschule, Krefeld

  • 1. Problem und These2. Narrative Identität und die

    Interpretation von Bildern3. Passanten (Foto)4. Bild und Erzählung (Übungen)

    5. Bildkonstruktion (Übungen)6. Bild und historisch-politischer

    Kontext (Übungen)7. Lernportal zum Alltag im

    Warschauer Ghetto8. Wer bin ich? (Übungen)9. Analogien / Unterschiede?

    (Übungen)

    1. Problem and Thesis2. Narrative Identity and the

    Interpretation of Images3. Passers-by (Photo)4. Image and Narrative (Activities)

    5. Image Construction (Activities)6. Image and Historical / Political

    Context (Activities)7. Learning Platform / Warsaw

    Ghetto8. Who am I? (Activities)9. Analogies / Differences?

    (Activities)

  • 1.Problem:• Das Geschichtsbewusstsein junger Migranten ist häufig von nationalistischen, antidemokratischen und antisemtischenEinstellungen geprägt.

    • Eine gemeinsame Erinnerungskultur von Mehrheitsgesellschaft undMigranten gibt es nicht.

    • Klassischer Unterricht, der von den jungen Migranten eine kritische Identifikation mit der „Deutschen Geschichte“ erwartet, ist zum Scheitern verurteilt. (Beispiele: Schulgesetz / Zentralabitur NRW!)

    Viola B. Georgi: Entliehene Erinnerung. Geschichtsbilder junger Migranten in Deutschland. Hamburger Edition, 2003.

  • 1.Problem:• The historical consciousness of young migrants is often markedby nationalistic, antidemocratic and antisemtic attitudes.

    • A general commemorative culture, shared by both the society´smajority and the migrants, doesn‘t exist.

    • Classical teaching concepts, that want the migrants to criticallyidentify with „German History“, are doomed to fail.

    Viola B. Georgi: Entliehene Erinnerung. Geschichtsbilder junger Migranten in Deutschland. Hamburger Edition, 2003.

  • These: Der Holocaust-Unterricht in multi-ethnischen Lerngruppen sollte an die Migrationserfahrung der Lernenden anknüpfen.

    Thesis: Teaching about the Holocaust in multi-ethnic classrooms should be linked to the migration experience of the learners.

  • Grunderfahrungen:

    • Flucht / Vertreibung / sich verstecken• Deportation / Displacement• Elend / Hunger / Bettelei• Minderheiten-Status• Diskriminierung / Marginalisierung / Stigmatisierung / Segregation / Inhaftierung• Drohungen / Willkür / Hass / Rassismus• Misshandlungen / Gewalt / Terror• Entrechtung / Enteignung / Illegalität• Verlust / Zurücklassen von Familie, Freunden und Eigentum• Dilemmata•Traumata• Identitätswandel, -krise, -verlust• Unsicherheit / Ungewissheit / Zukunftsangst / Todesangst• etc.

    • Solidarität / Humanität / Rettung / Gerechtigkeit• Zivilcourage / Widerstand• „Networking“• Überleben• Neuanfang / neue Identität• etc.

    Essential Experiences:

    • escape / expulsion / hiding• deportation / displacement• misery / starvation / begging• minority status• discrimination / marginalization / stigmatization / segregation / incarceration• threat / arbitrariness / hatred / racism• maltreatment / violence / terror / murder• deprivation of rights / expropriation / illegality• loss / leaving behind family, friendsand property• dilemmata• traumata• transition, crisis, loss of identity• fragility / uncertainty / anxiety aboutthe future / fear of death• etc.

    • solidarity / humanity / rescue / righteousness• resistance / civil courage• „networking“• survival• new beginning / new identity• etc.

  • 2. Narrative Identität und die Interpretation von Bildern

    2. Narrative Identity and the Interpretation of Images

  • Foto „Ankunft in Auschwitz“*, aus: U. Scholz (Hg.), Deutschland im 20. Jahrhundert – Zwischen Diktatur und Demokratie, Braunschweig (Schroedel) 2005.

    *In dieser Präsentation werden zur Wahrung von Bildrechtenkeine Originalbilder gezeigt

  • Bildunterschrift des Fotos „Ankunft in Auschwitz“ aus:U. Scholz (Hg.), Deutschland im 20. Jahrhundert – Zwischen Diktatur und Demokratie, Braunschweig (Schroedel) 2005:

    „Die Selektion auf der Rampe. Ärzte und Krankenpfleger wählen nach eigenemErmessen und flüchtiger Betrachtung die arbeitsfähigen Juden aus einem neuen Transport aus. Diese werden ins KZ gebracht. Die übrigen, meistens 70 bis 75 Prozent, werden sofort in die Gaskammern geschickt.

    Folgende Begriffe werden unterstrichen bzw. eingekr eist und sind Gegenstand der Analyse: • Ärzte und Krankenpfleger• wählen• die arbeitsfähigen Juden• werden ins KZ gebracht• die übrigen• werden in die Gaskammern geschickt

  • Frage zum Foto „Ankunft in Auschwitz“(U. Scholz (Hg.), Deutschland im 20. Jahrhundert – Zwischen Diktatur und Demokratie, Braunschweig 2005, Schroedel):

    Wer war der Fotograf?

  • Fotos zum Thema „Kinder unter dem Nationalsozialismus“*, aus: F.Bahr (Hg.), Horizonte III – Geschichte für die Oberstufe, Braunschweig (Westermann) 2006

    > Diskussion der Bilder (siehe nächste Folie)

    *In dieser Präsentation werden zur Wahrung von Bildrechtenkeine Originalbilder gezeigt

  • Zwei Fotos zum Thema „Kinder unter dem Nationalsozialismus“, aus: F. Bahr (Hg.), Horizonte III – Geschichte für die Oberstufe, Braunschweig (Westermann) 2006

    Vergleich zwischen Kind in SA-Uniform und Kind bei Razzia in Warschau

    Besprechung verschiedener Bildausschnitte:• Kopfbedeckung• Hände: Hitlergruß versus erhobene Hände• Fußstellung

  • Besprechung der Rolle von Fotos:

    Bild = Illustration/Dekoration des Textes> zum Bildausschnitt „Junge bei Razzia“

    wird das ganze Foto gezeigt > Kontext

  • “Who somebody is or was we can know only by knowing the story of which he is himself the hero – his biography, in other words.” (Hannah Arendt)

    Pedagogical Approach / Yad Vashem

    Hannah Arendt , Vita Activa / The Human Condition (1958)Paul Ricœur , Soi-même comme un autre (1990) und Temps et

    Récit / Zeit und Erzählung / Time and Narrative (1983)

    “Wer jemand ist oder war, können wir nur erfahren, wenn wirdie Geschichte hören, deren Held er selbst ist, also seine Biographie.” (Hannah Arendt)

    Pädagogisches Konzept / Yad Vashem

    Narrative Identität Narrative Identity

  • 3. Passanten

    3. Passers-by

  • Foto von Passanten aus unterschiedlichen sozialen Schichten und Nationen, die eine Straße entlang gehen*(Quelle / Source: http://parisparfait.typepad.com/paris_parfait/2007/08/index.html)

    *In dieser Präsentation werden zur Wahrung von Bildrechtenkeine Originalbilder gezeigt

  • 4. Bild und Erzählung

    4. Image and Narrative

  • Wer? Was? Wo? Wann? Warum?Who? What? Where? When? Why?

    Foto von Passanten aus unterschiedlichen sozialen Schichten und Nationen die eine Straße entlang gehen(Quelle / Source: http://parisparfait.typepad.com/paris_parfait/2007/08/index.html

  • Foto von Passanten aus unterschiedlichen sozialen Schichten und Nationen die eine Straße entlang gehen(Quelle / Source: http://parisparfait.typepad.com/paris_parfait/2007/08/index.html

    • Wie könnte die Bildunterschrift lauten?• Was könnten die einzelnen Personen denken (Sprechblasen und Standbilder)?• Was denkt der Betrachter (Schülerperspektive)?• Wie ist die Kameraperspektive?• Wie kann das Bild in Raster eingeteilt werden (Querformat, Längsformat)?• Welche Beziehungen bestehen zwischen den abgebildeten Personen?• Wie sieht der Hintergrund aus?• Wie sind Farben und Kontraste?• Wie ist die Bildkomposition?• Was war die Intention des Fotografen?• Wie sehen die rechtlichen Bedingungen aus?• Welche Lebensgeschichte haben die Menschen auf den Bildern?• Verdeutlichung der Unterschiede in den Lebensgeschichten• Eigene Perspektive? Einordnung der eigenen Person in Kontext• Frage der Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit, Gleichheit/Ungleichheit

  • 7. Lernportal zum Alltag im Warschauer Ghetto

    7. Learning Platform / Warsaw Ghetto

  • 8. Wer bin ich?

    8. Who am I?

  • SelbstporträtSelf-Portrait

  • FamilienbaumFamily Tree

  • Porträt einesFamilienmitgliedsPortrait of aFamily Member

    Mein Großvater

  • Krefeld

    Afyon

    Großvaters erster Brief Grandfather‘s first letter

  • 9. Analogien / Unterschiede?

    9. Analogies / Differences?

  • Vergleich von Foto einer Roma im Nationalsozialismus und einer Roma, die heute in Paris lebt*

    *In dieser Präsentation werden zur Wahrung von Bildrechten keine Originalbilder gezeigt

    • Welche Analogien und Unterschiede gibt es zwischen den beiden Personen?

    • Welche Perspektive hat der Betrachter im Vergleich zu den beiden abgebildeten Personen?

  • Festung EuropaFortress Europe

  • MenschenrechtserziehungHuman Rights Education

  • … conceive the better state as one in which people can be different without fear.

    … den besseren Zustand aber denken als den, in dem man ohne Angst verschieden sein kann.

    Theodor W. Adorno, Minima Moralia, Aphorismus Nr. 66 (1944)

  • Es gibt einen Organismus, Mensch geheißen, und auf denkommt es an. Und ob der glücklich ist, das ist die Frage. Dass der frei ist, das ist das Ziel. Gruppen sind etwas Sekundäres – der Staat ist etwas Sekundäres. Es kommt nicht darauf an, dass der Staat lebe – es kommt darauf an, dass der Mensch lebe.

    There is an organism, called the human being, that is the one that counts. Whether he is happy, that is the question. That he is free, that is the objective. Groups are something secondary - the State is something secondary. We shouldnot be focused on the fate of the state - but ratherof the individual.

    Kurt Tucholsky (Ignaz Wrobel), Die Weltbühne (1930)