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“Der Homo oeconomicus in seiner Jugend” Kooperation zwischen der Universität Innsbruck und sieben Tiroler Schulen Beschreibung des Projektes Erste Forschungsergebnisse und Ausblick Projektleitung: Univ.-Prof. MMag. Dr. Matthias Sutter, MMMag. Daniela Rützler, Institut für Finanzwissenschaft, Universität Innsbruck, [email protected] , [email protected] , http://www.uibk.ac.at/experiment Mit dem Forschungsprojekt „Der Homo oeconomicus in seiner Jugend“ wurde im Oktober 2007 eine einzigartige Kooperation zwischen 7 Tiroler Schulen und der Universität Innsbruck begonnen. Über 2 Jahre hinweg erforschen die beiden Ökonomen Univ.Prof. MMag. Dr. Matthias Sutter und MMMag. Daniela Rützler vom Institut für Finanzwissenschaft der Universität Innsbruck den Einfluss des Lebensalters auf ökonomische Entscheidungen und wie sich Geschlechterunterschiede auf Risikoeinstellungen oder Verteilungsgerechtigkeit auswirken. Die langfristige Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Finanzwissenschaft der Universität Innsbruck und dem Landesschulrat für Tirol wird ermöglicht durch die Kooperation aller beteiligten Lehrerinnen und Lehrer und ihrer Schülerinnen und Schüler sowie durch die Unterstützung folgender Persönlichkeiten: Landesschulinspektor Hofrat Dr. Thomas Plankensteiner (Landesschulrat für Tirol), Landesschulinspektor Hofrat Dr. Reinhold Wöll (Landesschulrat für Tirol), Landesschulinspektor Hofrat Dr. Anton Zimmermann (Landesschulrat für Tirol), Direktor Prof. Mag. Max Gnigler (Bundesgymnasium, Bundesrealgymnasium und Sportrealgymnasium Reithmannstraße Innsbruck), Direktor Dipl. Päd. Sigmund Heel (Volksschule der Barmherzigen Schwestern Kettenbrücke Innsbruck), Direktor Gottfried Heiss (Volksschule Hans Sachs Schwaz), Direktorin Ulrike Künstle (Volksschule Völs), Direktor Hofrat Prof. Mag. Hermann Lergetporer (Bundesrealgymnasium und Bundesoberstufenrealgymnasium Schwaz), Direktor Hofrat Prof. Mag. Dr. Bernhard Schretter (Bischöfliches Gymnasium Paulinum Schwaz), Direktor Prof. Mag. Peter Paul Steinringer (Wirtschaftskundliches Realgymnasium Ursulinen Innsbruck) Beteiligte Schulen Gymnasium der Ursulinen Innsbruck; Gymnasium Reithmannstraße Innsbruck; Bischöfliches Gymnasium Paulinum Schwaz; BORG/BRG Schwaz; Volksschule Völs; Volksschule Kettenbrücke Innsbruck; Volksschule Hans Sachs Schwaz Beteiligte SchülerInnen Ca. 930 Schülerinnen und Schüler im Alter von 8 bis 18 Jahren aus 36 Schulklassen. Ziele des Projekts Die Studie soll zum einen neue wissenschaftliche Erkenntnisse dazu liefern, wie sich beispielsweise Risikoeinstellungen, soziale Präferenzen und Sparentscheidungen von Kindern und Jugendlichen mit zunehmendem Alter entwickeln. Im Rahmen des Projekts sollen die Schülerinnen und Schüler Einblicke in universitäre Forschung durch die aktive Teilnahme an einem Forschungsprojekt gewinnen. Damit soll auch ihr Interesse an Wissenschaft geweckt werden. Die beteiligten Schulen sollen über die Ergebnisse des Projekts informiert werden. Dies kann Grundlage für weitere Diskussionen und Projekte im Rahmen des Unterrichts werden. Die beteiligten Schulen werden nach Abschluss des Projekts für den Unterricht aufbereitete Materialien erhalten, um sie gegebenenfalls in den Unterricht integrieren zu können. Wesentliche Ergebnisse im ersten Projektjahr Verteilungsgerechtigkeit: Für Mädchen ist eine faire Verteilung von Geld wichtiger als für Burschen. Jüngere Schüler und Schülerinnen wählen auch häufiger gleiche Verteilungen, während ältere zugunsten von Effizienz Ungleichheit in Kauf nehmen. Die Einstellung zu Verteilungsgerechtigkeit wurde erhoben, indem die Schüler und Schülerinnen beispielsweise wählen mussten zwischen einer Verteilung, die 4€ für sich selbst und 4€ für eine unbekannte zweite Person vorsah, und einer zweiten Verteilung, die 3€ für sich selbst und 7€ für eine andere Person ergab. Mädchen und jüngere Schüler wählen häufiger die erste Verteilung. Gleichheit ist damit bedeutsamer für jüngere Schüler und Schülerinnen, während die Größe des „Kuchens“ mit zunehmendem Lebensalter wichtiger als die Verteilung des „Kuchens“ wird. Zentrale Forschungsfragen im weiteren Projektverlauf Sparverhalten: Sind jüngere oder ältere Schüler und Schülerinnen sparsamer und geduldiger beim Sparen? Verhalten im Wettbewerb: Konkurrieren Burschen mehr als Mädchen, selbst wenn beide Geschlechter die gleichen Fähigkeiten haben? Entscheidungen in Gruppen und Risikoverhalten : Sind Entscheidungen, die von zwei oder mehr Schülern und Schülerinnen getroffen werden, risikofreudiger oder risikoscheuer als individuelle Entscheidungen? Risikoverhalten: Jüngere Kinder sind risikofreudiger als Jugendliche. Mädchen sind deutlich risikoscheuer als Burschen. Die Erforschung des Risikoverhaltens erfolgte mit Hilfe eines ökonomischen Experiments, in dem die Schüler und Schülerinnen entscheiden mussten, für welchen Betrag sie ein Los mit einer 50%igen Wahrscheinlichkeit auf einen Gewinn von 10€ verkaufen. Mädchen bzw. ältere Schüler verlangen geringere Preise. Dieses Ergebnis zeigt, dass mit zunehmendem Alter Schüler und Schülerinnen rationaler mit Risiko umgehen, was eine große Bedeutung etwa für Freizeit- oder Konsumaktivitäten hat. Paulinum Volksschule Hans-Sachs Schwaz Volksschule Völs Volksschul e Kettenbrüc ke

Der Homo oeconomicus in seiner Jugend Kooperation zwischen der Universität Innsbruck und sieben Tiroler Schulen Beschreibung des Projektes Erste Forschungsergebnisse

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Page 1: Der Homo oeconomicus in seiner Jugend Kooperation zwischen der Universität Innsbruck und sieben Tiroler Schulen Beschreibung des Projektes Erste Forschungsergebnisse

“Der Homo oeconomicus in seiner Jugend”Kooperation zwischen der Universität Innsbruck

und sieben Tiroler Schulen

Beschreibung des Projektes

Erste Forschungsergebnisse und Ausblick

Projektleitung: Univ.-Prof. MMag. Dr. Matthias Sutter, MMMag. Daniela Rützler, Institut für Finanzwissenschaft, Universität

Innsbruck, [email protected], [email protected], http://www.uibk.ac.at/experiment

Mit dem Forschungsprojekt „Der Homo oeconomicus in seiner Jugend“ wurde im Oktober 2007 eine einzigartige Kooperation zwischen 7 Tiroler Schulen und der Universität Innsbruck begonnen. Über 2 Jahre hinweg erforschen die beiden Ökonomen Univ.Prof. MMag. Dr. Matthias Sutter und MMMag. Daniela Rützler vom Institut für Finanzwissenschaft der Universität Innsbruck den Einfluss des Lebensalters auf ökonomische Entscheidungen und wie sich Geschlechterunterschiede auf Risikoeinstellungen oder Verteilungsgerechtigkeit auswirken.

Die langfristige Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Finanzwissenschaft der Universität Innsbruck und dem Landesschulrat für Tirol wird ermöglicht durch die Kooperation aller beteiligten Lehrerinnen und Lehrer und ihrer Schülerinnen und Schüler sowie durch die Unterstützung folgender Persönlichkeiten:Landesschulinspektor Hofrat Dr. Thomas Plankensteiner (Landesschulrat für Tirol), Landesschulinspektor Hofrat Dr. Reinhold Wöll (Landesschulrat für Tirol), Landesschulinspektor Hofrat Dr. Anton Zimmermann (Landesschulrat für Tirol), Direktor Prof. Mag. Max Gnigler (Bundesgymnasium, Bundesrealgymnasium und Sportrealgymnasium Reithmannstraße Innsbruck), Direktor Dipl. Päd. Sigmund Heel (Volksschule der Barmherzigen Schwestern Kettenbrücke Innsbruck), Direktor Gottfried Heiss (Volksschule Hans Sachs Schwaz), Direktorin Ulrike Künstle (Volksschule Völs), Direktor Hofrat Prof. Mag. Hermann Lergetporer (Bundesrealgymnasium und Bundesoberstufenrealgymnasium Schwaz), Direktor Hofrat Prof. Mag. Dr. Bernhard Schretter (Bischöfliches Gymnasium Paulinum Schwaz), Direktor Prof. Mag. Peter Paul Steinringer (Wirtschaftskundliches Realgymnasium Ursulinen Innsbruck)

Beteiligte SchulenGymnasium der Ursulinen Innsbruck; Gymnasium Reithmannstraße Innsbruck; Bischöfliches Gymnasium Paulinum Schwaz; BORG/BRG Schwaz; Volksschule Völs; Volksschule Kettenbrücke Innsbruck; Volksschule Hans Sachs Schwaz

Beteiligte SchülerInnenCa. 930 Schülerinnen und Schüler im Alter von 8 bis 18 Jahren aus 36 Schulklassen.

Ziele des ProjektsDie Studie soll zum einen neue wissenschaftliche Erkenntnisse dazu liefern, wie sich beispielsweise Risikoeinstellungen, soziale Präferenzen und Sparentscheidungen von Kindern und Jugendlichen mit zunehmendem Alter entwickeln.Im Rahmen des Projekts sollen die Schülerinnen und Schüler Einblicke in universitäre Forschung durch die aktive Teilnahme an einem Forschungsprojekt gewinnen. Damit soll auch ihr Interesse an Wissenschaft geweckt werden.Die beteiligten Schulen sollen über die Ergebnisse des Projekts informiert werden. Dies kann Grundlage für weitere Diskussionen und Projekte im Rahmen des Unterrichts werden.Die beteiligten Schulen werden nach Abschluss des Projekts für den Unterricht aufbereitete Materialien erhalten, um sie gegebenenfalls in den Unterricht integrieren zu können.

Wesentliche Ergebnisse im ersten Projektjahr

Verteilungsgerechtigkeit: Für Mädchen ist eine faire Verteilung von Geld wichtiger als für Burschen. Jüngere Schüler und Schülerinnen wählen auch häufiger gleiche Verteilungen, während ältere zugunsten von Effizienz Ungleichheit in Kauf nehmen. Die Einstellung zu Verteilungsgerechtigkeit wurde erhoben, indem die Schüler und Schülerinnen beispielsweise wählen mussten zwischen einer Verteilung, die 4€ für sich selbst und 4€ für eine unbekannte zweite Person vorsah, und einer zweiten Verteilung, die 3€ für sich selbst und 7€ für eine andere Person ergab. Mädchen und jüngere Schüler wählen häufiger die erste Verteilung. Gleichheit ist damit bedeutsamer für jüngere Schüler und Schülerinnen, während die Größe des „Kuchens“ mit zunehmendem Lebensalter wichtiger als die Verteilung des „Kuchens“ wird.

Zentrale Forschungsfragen im weiteren Projektverlauf

Sparverhalten: Sind jüngere oder ältere Schüler und Schülerinnen sparsamer und geduldiger beim Sparen?

Verhalten im Wettbewerb: Konkurrieren Burschen mehr als Mädchen, selbst wenn beide Geschlechter die gleichen Fähigkeiten haben?

Entscheidungen in Gruppen und Risikoverhalten: Sind Entscheidungen, die von zwei oder mehr Schülern und Schülerinnen getroffen werden, risikofreudiger oder risikoscheuer als individuelle Entscheidungen?

Risikoverhalten: Jüngere Kinder sind risikofreudiger als Jugendliche. Mädchen sind deutlich risikoscheuer als Burschen. Die Erforschung des Risikoverhaltens erfolgte mit Hilfe eines ökonomischen Experiments, in dem die Schüler und Schülerinnen entscheiden mussten, für welchen Betrag sie ein Los mit einer 50%igen Wahrscheinlichkeit auf einen Gewinn von 10€ verkaufen. Mädchen bzw. ältere Schüler verlangen geringere Preise. Dieses Ergebnis zeigt, dass mit zunehmendem Alter Schüler und Schülerinnen rationaler mit Risiko umgehen, was eine große Bedeutung etwa für Freizeit- oder Konsumaktivitäten hat.

Paulinum

Volksschule Hans-SachsSchwaz

Volksschule Völs

Volksschule

Kettenbrücke