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Leseprobe aus: Joseph O'Neill Der Hund Mehr Informationen zum Buch finden Sie auf rowohlt.de. Copyright © 2016 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

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Leseprobe aus:

Joseph O'Neill

Der Hund

Mehr Informationen zum Buch finden Sie auf rowohlt.de.

Copyright © 2016 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

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JOSEPHO’NEILL DER

HUNDROMANAus dem Englischen vonNikolaus Stingl

ROWOHLT

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Die Originalausgabe erschien 2014

unter dem Titel «The Dog»bei Pantheon Books, New York.

1. Auflage Mai 2016

Copyright © 2016 by Rowohlt Verlag GmbH,Reinbek bei Hamburg

«The Dog» Copyright © 2014 by Joseph O’NeillSatz aus der DTL Haarlemmer PostScript bei

Dörlemann Satz, LemfördeDruck und Bindung CPI books GmbH, Leck, Germany

ISBN 978 3 498 05043 6

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Für M, P, O und G

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Noch immer riecht es hier nach Blut:Alle Wohlgerüche Arabiens würden dieseHand nicht wohlriechend machen.Shakespeare, Macbeth

Mir ist zu Mute, wie einemSteine im Schachspiel es sein mag,wenn der Mitspieler von ihm sagt:Der Stein kann nicht mehr gerückt werden.Kierkegaard, Entweder/Oder

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Vielleicht empfand ich das Leben zu Lande und in der Luftimmer stärker als ineffektiv, vielleicht hatte ich immer stär-

ker das Gefühl, dass die Anhäufung von Erfahrungen schließ-lich und endlich, wenn man alles bedenkt, schlicht auf zu-sätzliches Gewicht hinausläuft, sodass man sich am Endedahinschleppt, als wäre man in einem dieser Winnie-der-Pu-Anzüge gefangen, wie sie Erforscher der Tiefsee tragen, undfing deshalb mit dem Tauchen an. Wie nicht anders zu erwar-ten, verschärfte diese Entscheidung anfangs das Problem derIneffizienz. Da war das mit einer neuen Beschäftigung verbun-dene Herumstümpern, und da war die Erschöpfung, die dasübermäßige Betrachten von Jacques-Cousteau-Filmen her-vorruft. Doch sobald ich einen Tauchkurs für Fortgeschritteneund einen Fischerkennungskurs absolviert hatte und richtig, jabei jeder Gelegenheit zu tauchen begann, lernte ich, dass dieUnterwasserwelt ein nahezu reiner Ersatz für die Welt seinkann, von der aus man in sie eintritt. Ich kann nicht umhin, dar-auf hinzuweisen, dass dieser Ersatz sich dergestalt auswirkt,dass er begrenzt, was man die biographische Bedeutung desLebens nennen könnte – die Tragweite, zu der jedes einzelneAtemholen verdammt zu sein scheint. Fast ohne metaphori-schen Sinn ein Fisch im Wasser zu sein: welche Befreiung.

Ich tauchte gern in Musandam. Mein Partner war unwei-gerlich Ollie Christakos, der aus Cootamundra in Australienstammt. Eines Morgens folgten wir draußen bei einer der In-seln in etwa dreizehn Meter Tiefe einer Felswand. An derSpitze der Insel herrschten starke Strömungen, und sobald wirsie durchschwommen hatten, blickte ich auf und sah, so schienes einen Moment lang, eine riesige Motte im offenen Wasserüber mir dahineilen. Es war bemerkenswert, und ich drehtemich, um Ollie darauf aufmerksam zu machen. Er war mitetwas anderem beschäftigt. Er deutete unter uns, weiter die

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Wand hinunter in grünviolettes, abgrundtiefes Wasser. Ich sahhin: Da war nichts. Mit ganz untypischer Erregung zeigte Ol-lie immer wieder hin, und wieder schaute ich und sah nichts.Auf dem Motorboot erzählte ich ihm von dem Adlerrochen.Er erklärte, er habe etwas viel Besseres als einen Adlerrochengesehen und sei ganz ehrlich gesagt etwas enttäuscht darüber,dass ich es nicht bestätigen könne. Ollie sagte: «Ich habe denMann aus Atlantis gesehen.»

So hörte ich zum ersten Mal von Ted Wilson – als demMann von Atlantis. Der Spitzname entstammte der Fernseh-serie gleichen Namens aus den Siebzigern. Sie zeigt in derHauptrolle Patrick Duffy als einzigen Überlebenden eineruntergegangenen Unterwasser-Zivilisation, der in diverseAbenteuer verwickelt wird, in denen er seine ungewöhnlichenaquatischen Fähigkeiten nutzbringend einsetzt. Aus meinerKindheit habe ich nur noch folgende Erinnerung an den Mannaus Atlantis: Der amphibische Held bewegt sich nicht mit Hilfeder Arme, die seitlich angelegt bleiben, durch das flüssige Ele-ment, sondern durch eine kräftige, wellenförmige Bewegungvon Oberkörper und Beinen. Niemand behauptete, Wilson seiein Supermann. Aber es hieß, er verbringe mehr Zeit unter alsüber der Wasseroberfläche, er gehe stets allein tauchen, undseine Vorliebe gelte Tauchgängen, darunter auch nächtliche,die für einen Alleintaucher viel zu riskant seien. Es hieß, ertrage einen Neoprenanzug, dessen Färbung – olivgrün mitblassen Wirbeln in Hellgrün, Dunkelgrün und Gelb – ihn inden Riffen und drum herum, wo das Versteckspiel nun mal dienatürliche Lebensweise ist, praktisch unsichtbar machte. Un-ter den fanatischeren Tauchern vor Ort bildete eine Unterwas-ser-Sichtung von Wilson einen Grund dafür, eine E-Mail anInteressierte zu schicken, in der die relevanten Einzelheitendes Ereignisses aufgeführt wurden, und für kurze Zeit richtete

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irgendein Spaßvogel eine Internetseite mit einer Graphik ein,in der bestätigte Sichtungen durch ein grinsendes Emoticonund unbestätigte durch ein Emoticon mit zweifelndem Ge-sichtsausdruck dargestellt wurden. Was soll’s. Die Leute tunalles Mögliche, um eine Beschäftigung zu haben. Wer weiß, obdie Graphik, die meiner Meinung nach eine regelrechte Hetz-jagd darstellte, überhaupt irgendeine faktische Grundlage hatte:Vielleicht ist es überflüssig zu erwähnen, dass der Mann ausAtlantis und seine Beweggründe Anlass zu vielerlei Spekula-tionen und bloßen Meinungsäußerungen gaben und dass mandemzufolge – zumal im Lichte all der anderen Dinge, die überihn gesagt wurden – kaum sicher sein kann, wo bei Wilsonsunterseeischem Leben die Wahrheit endete und die Legendebegann; aber es scheint außer Frage zu stehen, dass er unge-wöhnlich viel Zeit unter Wasser verbrachte.

Ich muss hier sehr darauf achten, mich deutlich davon ab-zugrenzen, wie dieser Mann, Wilson, durch die Mühle desGerüchts gedreht wurde. Es ist eine Sache, aufdringliche Ver-mutungen über die Freizeitbeschäftigungen eines Menschenanzustellen, und eine ganz andere, ihn in eine Maschine zustecken, die durch Mahlen zerkleinert. Genau das passiertemit Ted Wilson. Er wurde zu Staub zerredet. Das ist Dubai,nehme ich an – ein Land des Klatsches. Vielleicht schließt dieGeheimnistuerei des Herrschers jeden anderen Zustand aus,vielleicht auch nicht. Es ist keine Frage, dass es überall im Emi-rat ausgedehnte Undurchsichtigkeiten gibt, die mich, da wirgerade beim Thema sind, an unterseeische Tiefen denken las-sen. Und so macht uns das Land, ob uns das gefällt oder nicht,zu Klatschbasen, und es macht uns anfällig für Leichtgläubig-keit und Bescheidwisserei. Ich bin mir nicht sicher, ob es einegute Methode gibt, dem entgegenzuwirken; es kann sogarsein, dass ein Moment eintritt, da der Veteran des niemals en-

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denden Kampfes um solide Fakten weniger Ahnung dennje hat. Vor nicht allzu langer Zeit hörte ich, in Satwa sei eintasmanischer Tiger zu verkaufen, und glaubte die Geschichtehalb.

Ted Wilson, stellte sich heraus, hatte eine Wohnung im«Situation» – dem Apartmentgebäude, in dem auch ich wohne.Seine Wohnung lag in der neunzehnten Etage, zwei über mei-ner. Unsere Interaktion bestand aus einem kurzen Gruß imFahrstuhl. Dann pflegten wir während der Hinauf- oder Hin-unterfahrt die ägyptischen Hieroglyphen zu betrachten, diedie Edelstahlwände der Fahrstuhlkabine zieren. Diese Begeg-nungen reduzierten meine Neugier, was ihn anging, praktischauf null. Wilson war ein Mann in den Vierzigern von durch-schnittlicher Größe und durchschnittlichem Gewicht, mitgrößtenteils kahlem Kopf. Er hatte die Art von Gesicht, die ichals rein angelsächsisch empfinde, d. h. bar aller Farbe und allertypischen Merkmale, und vielleicht war es eine Reaktion aufdiesen Mangel, dass er, wie ich bemerkte, damit herumpro-bierte, sich Ziegenbärtchen, Vollbärte, Schnurrbärte, Kotelet-ten wachsen zu lassen. Von Kiemen oder Schwimmhäutenzwischen den Fingern war nichts zu sehen.

Das Auffällige an ihm war sein amerikanischer Akzent.Amerikaner ziehen nur wenige hierher, was normalerweisedamit erklärt wird, dass wir Bundessteuern auf weltweitesEinkommen bezahlen müssen und daher relativ wenig von densteuerlichen Vorteilen profitieren, die die Vereinigten Ara-bischen Emirate ihren Einwohnern bieten. Diese Theoriestimmt, glaube ich, nur zum Teil. Eine weitere Erklärung mussdarin liegen, dass der typische amerikanische Kandidat für einLeben am Golf, der sich ohne abwertende Absicht als der mit-telmäßige Büroarbeiter bezeichnen ließe, wenig Neigung zumAuswandern hat. Um es anders zu formulieren, ein Mensch

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braucht normalerweise einen besonderen Anreiz, um hier zusein – oder, vielleicht noch genauer, um nicht anderswo zusein –, und das gilt bestimmt umso mehr für den Amerikaner,der, anstatt sein Glück in Kalifornien, Texas oder New Yorkzu suchen, beschließt, in diese seltsame Wüstenmetropole zukommen. So oder so, das Schicksal wird die erwartete Rollespielen. Ich sage das wohl aus Erfahrung.

Anfang 2007 lief ich in einem Garderobenraum in NewYork einem ehemaligen College-Kommilitonen, Edmund Ba-tros, über den Weg. Ich hatte seit Jahren nicht mehr an Eddiegedacht, und natürlich fiel es schwer, diesen Siebenunddrei-ßigjährigen ohne Verblüffung mit seinem Gegenstück in derErinnerung gleichzusetzen. Während er im College ein pum-meliger junger Libanese gewesen war, dem ein Glas Bier dieSprache zu verschlagen schien und der allen ein bisschen leid-tat, machte der erwachsene Eddie in jeder Hinsicht – bis zumBrustbein aufgeknöpftes rosa Hemd, Sonnenbräune, glamou-röse Begleiterin, Zwanzig-Dollar-Trinkgeld für die Gardero-benfrau – den Eindruck eines unverschämt zufriedenen Man-nes von Welt. Wenn er mich nicht angesprochen und sich zuerkennen gegeben hätte, hätte ich ihn gar nicht erkannt. Wirumarmten einander, und es gab ein großes Hallo um die wun-derbare Unwahrscheinlichkeit des Ganzen. Eddie war nurkurz in der Stadt, und wir kamen überein, uns am nächstenTag zum Essen im Asia de Cuba zu treffen. Dort, an dem an-geblich holographischen Wasserfall, ergingen wir uns in Erin-nerungen an das Jahr, in dem wir in einem Haus in Dublin ge-lebt hatten, bewohnt von College-Studenten, deren einzigeGemeinsamkeit darin bestand, dass sie keine Iren waren: Au-ßer mir und Eddie gab es noch einen Belgier, einen Engländerund einen Griechen. Eddie und ich waren keineswegs dickeFreunde, aber wir hatten als zufälliges Bindeglied die französi-

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sche Sprache: Ich sprach sie wegen meiner frankophonenSchweizer Mutter, Eddie, weil er wie viele Libanesen mehr-sprachig aufgewachsen war und flüssig, wenn auch leichtfremdartig Französisch, Englisch und Arabisch sprach. In Ir-land pflegten wir einander Bemerkungen auf Französisch zu-zumurmeln und hatten das Gefühl, dem käme eine besondereBedeutung zu. Ich hatte keine Ahnung, dass seine FamilieHunderte von Millionen Dollar schwer war.

Jetzt bestellte er einen Drink nach dem anderen. Wie einpaar alte Dokumentare kamen wir nicht umhin, die diversenSchicksale zu betrachten, die längst aus den Augen verlorenenFreunden oder Beinahe-Freunden widerfahren waren. Eddiemit seinem Facebook-Account war viel mehr auf dem Laufen-den als ich. Von ihm erfuhr ich, dass ein armer Kerl zwei au-tistische Kinder hatte, dass ein anderer sich beim FlughafenDublin von einer Fußgängerbrücke gestürzt hatte. Währender erzählte, sah ich mich mit einer seltsam schmerzhaften idio-synkratischen Erinnerung konfrontiert – wie während derRugby-Saison in regelmäßigen Abständen eine riesige, chaoti-sche Menschenmenge die Straße füllte, in der unser Haus lag,und anscheinend dank eines arithmetischen Wunders ohneRest in das Stadion am oberen Ende hineinging, eine verhäng-nisvolle Massensubtraktion, die mich mit meiner ausgiebigenjugendlichen Melancholie an die tapfere kollektive Heiterkeitunserer Spezies angesichts des Todes denken ließ. Aus demStadion kam ab und zu der berühmte irische Refrain:

Alive, alive-oAlive, alive-o.

Diesen Flashback behielt ich Eddie gegenüber natürlich fürmich.

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Er zog eine Sonnenbrille aus seiner Brusttasche und setztesie mit großem Zeremoniell auf.

«Das ist ja wohl nicht dein Ernst», sagte ich. Der jungeEddie hatte albernerweise ständig ebendiese Brille getragen,sogar im Haus. Er gehörte zu den Leuten, für die Top Gun eintoller Film war.

Eddie sagte: «O doch, ich rocke immer noch die Aviators.»Er sagte: «Erinnerst du dich noch an den Zoff mit dem Statis-tikdozenten?»

Und ob ich mich erinnerte. Der Mann hatte Eddie verbo-ten, in seiner Vorlesung eine Sonnenbrille zu tragen. Das Ver-bot hatte Eddie niedergeschmettert. Seine Sonnenbrille warmit Gläsern für seine Kurzsichtigkeit ausgestattet; eine nor-male Brille tragen zu müssen hätte ihn vernichtet. Ich riet ihm:«Der kann dich mal. Du machst dein Ding. Wir leben in einerfreien Welt.»

«Das ist ein richtiger Arsch. Bestimmt schmeißt er michaus seiner Veranstaltung.»

Ich sagte: «Soll er doch! Du beschließt, Sonnenbrille zu tra-gen, also trag Sonnenbrille. Was will er eigentlich – hat er etwazu bestimmen, was du trägst? Eddie, manchmal muss maneine Linie im Sand ziehen.»

Linie im Sand? Was quatschte ich da? Was wusste ich dennvon Linien im Sand?

Der junge Eddie erklärte: «Je vous ai compris!» Er hielt daranfest, seine Sonnenbrille zu tragen. Der Dozent unternahmnichts.

«Das war eine echte Lektion», sagte mir Eddie im Asia deCuba. «Bekämpft sie auf den Stränden. Bekämpft sie an denLandungsabschnitten.» Er nahm die Ray-Ban ab – er hatte sieals Talisman aufbewahrt und besaß eine Sammlung von Hun-derten von Bifokalbrillen mit getönten Gläsern für den täg-

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lichen Gebrauch; auf Reisen beförderte er seine Sonnenbrillenpersönlich in einer eigens dafür angefertigten Fototasche –und erzählte mir, er habe von seinem Vater die Leitung ver-schiedener Batros-Unternehmen übernommen. Im Gegenzugerzählte ich ihm ein wenig von meiner eigenen Situation. Ent-weder war ich dabei offenherziger, als ich gedacht hatte, oderEddie Batros hatte inzwischen etwas von einem Psychologen,denn bald darauf schrieb er mir und bot mir einen Job an. Ererklärte, er habe schon seit einiger Zeit vor, einen Familien-treuhänder zu bestellen («der ein Auge auf unsere diversenHoldings, Trusts, Wertpapierbestände etc. hat»), habe bisheraber noch niemand Geeigneten gefunden, der sowohl bereitsei, nach Dubai (dem offiziellen Sitz der Batros Group wieauch einiger Mitglieder der Familie Batros) zu ziehen, alsauch – wie es ein solcher Mensch per definitionem müsse –das «unbegrenzte Vertrauen» der Familie genieße. «Wider alleHoffnung», wie er es formulierte, frage er sich, ob ich vielleichtbereit sei, die Stelle in Betracht zu ziehen. In seiner E-Mail ver-sicherte er:

Ich kenne keinen ehrlicheren Menschen als dich.

Für diese Feststellung gab es keine vernünftige Grundlage,aber ich war davon gerührt – einen Moment lang weinte ich so-gar ein bisschen. Ich schrieb zurück und bekundete mein In-teresse. Eddie antwortete:

OK. Du wirst Sandro treffen und dich dann entscheiden

müssen. Er wird sich bald mit dir in Verbindung setzen.

Sandro war der ältere der beiden Batros-Brüder. Ich hatte ihnnie kennengelernt.

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Sofort fasste ich einen Plan. Der Plan war, New York –[Dubai] zu fliegen. Das heißt, ich hatte kein Interesse anDubai an sich. Ich hatte Interesse daran, aus New York heraus-zukommen. Wenn Eddies Job in Dschibuti gewesen wäre, hätteder Plan gelautet, New York – [Dschibuti] zu fliegen.

Natürlich kommt mir Dschibuti nicht von ungefähr in denSinn. Die französische Fremdenlegion war dort lange

präsent, und zu den frühesten und tadelnswert naivsten Äu-ßerungsformen meines Wunsches, New York zu fliehen, ge-hört meine Begeisterung für die Légion étrangère. Die Männerohne Vergangenheit! Ich empfand sie plötzlich als wunder-bar, diese Internationalen mit dem weißen Képi, deren Vor-gänger, wie meine Online-Recherchen ergaben, ruhmreich beiMagenta, Puebla und Dien Bien Phu, bei Kolwezi und Bir Ha-keim, bei Aisne, Narvik und Fort Bamboo gekämpft hatten.Vous, légionnaires, vous êtes soldats pour mourir, et je vous envoieoù l’on meurt. Sofern die Wikipedia-Seite nicht in die Irreführt, konnten solcherlei Aufrufe einen Menschen in dieSchlacht schicken, der aus irgendeinem beliebigen Winkel derWelt stammte, doch den obligatorischen Loyalitäten seinesHerkunftslandes keineswegs verpflichtet, sondern einzig durchdie aufrichtige Kameradschaft gebunden war, in die er sichfreiwillig und demütig begeben hatte, eine brüderliche Bin-dung, die sein Ehrenkodex mit bewegender Direktheit auf denBegriff bringt. Ich hatte große Lust, in ein Flugzeug nach Pariszu steigen und zu unterschreiben.

Obwohl eher Gelächter angezeigt wäre, blicke ich mitErstaunen und Besorgnis auf diesen Möchtegernsoldaten

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zurück. Wie konnte dieser Mann, der kein Verbrechen began-gen hatte und sich meines Wissens und meiner Überzeugungnach nicht viel mehr hatte zuschulden kommen lassen, als diedem Menschen innewohnende Eigenheit, Verletzungen zuzu-fügen – wie konnte er sich zu dieser absurden Gesellschaft vonDesperados und Ausreißern hingezogen fühlen? Ich erinneremich, dass ich mich nach einem fernen, einsamen Schicksalsehnte, das niemandem Scham und Ungelegenheiten berei-tete, nach einem Leben, das weder im Recht noch im Unrechtwar. Dann kam Eddie Batros des Weges.

Während die Wochen verstrichen und ich weder von Eddienoch von seinem Bruder irgendetwas hörte und täglich gegenden Drang ankämpfte, Eddie um ein Update anzuschreiben,kam es mir so vor, als würde alle fünf Minuten mein neuer Be-stimmungsort – Dubai – erwähnt. «Gott, inzwischen könnteich schon in meinem Pool in Dubai liegen», stöhnte eine eng-lische Flugbegleiterin während einer Startverzögerung. Deralbanische Geschäftsführer des Baumarkts in meinem Viertelsagte zu jemandem: «Dort gibt es ein Hotel auf dem Meeres-grund. Dort gibt es Millionäre, Milliardäre. Beckham wohntdort, Brad Pitt wohnt dort, dort krachen jeden Tag Lambor-ghinis in andere Lamborghinis, dort scheint jeden Tag dieSonne, das Benzin ist praktisch umsonst, es gibt keine Steuern,es ist der Himmel auf Erden.» Dubai war plötzlich allgegen-wärtig, sogar im Büro. Ein Team von Capital Markets flog zueiner zweitägigen Konsultation hin, die sich auf zehn Tage aus-dehnte, und die ganze Geschichte geriet zu einer derartigenExplosion von Kostennoten, dass Karen von der Verwaltungsich die Sache näher anschauen musste. Die reisenden Partner,Dzeko und Olsenburger, berichteten, dass man das Quantuman Honoraren und Erstattungen innerhalb der entsprechen-den faktischen Matrix sehen müsse, nämlich dass der Mandant

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das Team in einem Sieben-Sterne-Hotel in Maisonette-Suitenzu zweitausend US-Dollar pro Nacht untergebracht habe, dieunter anderem ein Kissenmenü mit zwölf verschiedenen Kis-sen, einen 42-Zoll-Plasmafernseher in einem Blattgoldrah-men, einen Regenraum, einen Butler-Service und Duschgel,Shampoo und Cremes von Hermès boten. Für die Herstellungeiner angemessenen Bezugsgröße für die Kostennoten seiaußerdem bedeutsam, dass der Mandant vollkommen hem-mungslos den hoteleigenen Rolls-Royce-Chauffeurservice undmehr als einmal auch den hoteleigenen Hubschrauber-Servicein Anspruch genommen habe. Überdies könne man übermä-ßige Zurückhaltung bei den Kostennoten vonseiten der Kanz-lei als tendenzielle Unterberechnung betrachten, was in denAugen dieses Mandanten ganz offensichtlich nicht zu einerKanzlei von Weltniveau passe. Hinterher, als er sich mit Cock-tails volllaufen ließ, erklärte Dzeko etwas informeller, dassdiese Öl-Araber – er wolle das nicht verallgemeinern, es gebenatürlich auch noch andere Arten von Arabern –, dass diesespeziellen Öl-Araber entweder überhaupt keinen Begriff da-von hätten, wie Geld funktionierte, keine Ahnung von Gewinnoder Wert, oder dass sie alles darüber wüssten, aber einfachdarauf schissen und ein perverses Vergnügen daran fänden, diedämlichen Abendländer wie Schweine herumrennen und aufallen vieren Bargeld aufschnobern zu sehen.

Dzeko war das, was wir einen Wühler nannten, d. h. dieSorte Anwalt, deren enormer Fleiß auf dem gleichen intellek-tuellen Niveau stand wie der eines Arbeiters, der einen Gra-ben aushebt, weshalb es überraschend war, dass er mit diesenÜberlegungen herauskam. Aber Dubai hatte seinen innerenTheoretiker zum Vorschein gebracht. Solcherart war die Wir-kungsmacht der Marke, die natürlich niemals wirkungsmäch-tiger war als 2007. Mitten in einer dieser aufgeregten und

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manchmal beängstigenden Google-Anfälle, mit denen ich sei-nerzeit meine Abende verbrachte, gab ich schließlich «dubai»anstatt, beispielsweise, «fruchtbarkeit + alter» oder «psychopa-thie» oder «narzissmus» oder «riesig + brüste» oder «tritt +sanft + träume» in das Suchfeld ein.

Ich traute meinen Augen nicht, teils weil ich ihnen gar nichttrauen sollte bzw. ihnen auf besondere Weise trauen sollte,denn viele der Bildersuchergebnisse waren keine Fotos desrealen Dubai, sondern von Darstellungen eines Dubai, das imBau oder noch bloßes Konzept war. Jedenfalls gewann ich denEindruck einer phantastischen schon bestehenden und/oderzukünftigen Stadt, einer Abrakadabrapolis, in der Gebäudegegeneinanderflatterten und Wolkenkratzer wackelig aussa-hen oder zerknittert oder womöglich doppelt so hoch undschlank wie das Empire State Building waren, einer Stadt, de-ren Küstenlinie bizarre künstliche Halbinseln sowie die be-reits berühmten und allgemein als «Die Welt» bekannten Insel-chen aufwies, so genannt, weil sie derart angeordnet waren,dass sie aus der Vogelperspektive eine physische Weltkarte bil-deten; einer Stadt, in der riesige Stelzen aus der Erde ragtenund dreihundert Meter höher wie Hans’ Bohnenranke in einersynthetischen Wolke verschwanden. Anscheinend enthielt dieWolke eine Plattform mit einem Park und anderen Annehm-lichkeiten – oder würde sie zu gegebener Zeit enthalten.

Die Marketing-Strategen rechneten offenbar damit, dassich, der elektronische Reisende, die Kunde – Dubai! – verbrei-tete. Aber wenn es möglich wäre, einen antonymen Eigenna-men zu Marco Polo zu bilden, dann trüge ich diesen Namen.Für mich war dieses Wunderland das Gleiche wie jeder anderevon Menschen bewohnte Ort – es lief auf einen Haufen Zim-mer hinaus. Über Zimmer hatte ich ein, zwei Theorien. Siestanden mir noch deutlich vor Augen, die Abende, an denen

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Jenn in Kreisen durch unsere Zweizimmerwohnung in Gra-mercy Park tigerte, um deren langfristige Unbrauchbarkeit zudramatisieren und die von ihr vorgebrachte Analyse zu unter-streichen, dass nämlich alles gut würde, wenn sie und ich unserstens geistig von unserer Wohnung, dem historischen undmietpreisgebundenen Ort unserer Liebe, lösten; zweitens ein-sähen, dass es sinnvoll war, eine Wohnung zu kaufen, in dersich das Kind oder die Kinder leichter unterbringen ließen,die zu bekommen sie sich im Widerspruch zu ihren früherenEmpfindungen in dieser Angelegenheit nun eindeutig bereitfühle; und demgemäß drittens alles gut würde, sobald wir unseine Wohnung mit mehr Zimmern besorgten. Ich muss wohlwenig gesagt haben. Ganz sicher unterließ ich es, die folgendeEinsicht zu erwähnen: Wenn man auf der ganzen Welt keineinziges Zimmer benennen kann, in das einzutreten einen mitFreude erfüllt – wenn man unter den Milliarden von Zimmernauf der Welt auf kein einziges zeigen und wahrheitsgemäß er-klären kann: In diesem Zimmer werde ich Freude finden –, tja,dann hat man einen sinnvollen Maßstab dafür gefunden, woman in Sachen Freude steht. Und in Sachen Zimmer auch.

Eine Möglichkeit, die Dummheit dieser Phase meines Le-bens – eine Phase, die, fürchte ich, noch andauert – zusam-menzufassen, bestünde darin, sie die Phase der Einsichten zunennen.

Während meiner ersten Internet-Begegnung mit Dubaihatte ich (Sache eines Sekundenbruchteils) eine Vision vonmir selbst, wie ich, irgendwie körperlos, von hohem Gebäudezu hohem Gebäude und von Stockwerk zu Stockwerk undZimmer zu Zimmer eilte, endlos durch einen Raum nach demanderen hastete, ohne je guten Grund zum Bleiben oder auchnur Innehalten zu finden. Ich assoziierte diesen geisterhaftEilenden mit einem jener vom israelischen und/oder amerika-

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nischen Geheimdienst geschaffenen Computerwürmer, derenFunktion darin besteht, spurlos von einem Computer zumanderen zu wandern und immer weiterzusuchen, bis sie gefun-den haben, worauf sie aus sind – und dann Schaden anzurich-ten. Vielleicht als Korrektiv zu dieser unerfreulichen Vorstel-lung entwickelte ich einen überaus erfreulichen Tagtraum voneiner zurückgezogenen Existenz auf einer der äußeren Inselnder «Welt», sagen wir, auf einem Teil von «Skandinavien» oder«Grönland», wo ich in einer schlichten, wenn auch bequemenund fast CO2-neutralen Hütte wohnte, allein bis auf vielleichteinen Hund (eine dieser Züchtungen, die darauf spezialisiertsind, immerzu ins Wasser zu rennen), ein, zwei Palmen undgelegentlichen Besuch von einem Vogel. Ich durchlief einePhase der Islomanie, zu deren Symptomen zählte, dass ichden Begriff «Islomanie» entdeckte, «biene + laut + lichtung»und «islands + stream + bee + gees» googelte und jede Nachtbeim Einschlafen «La Isla Bonita» hörte.

Irgendwann knickte ich ein – ich rief Eddie an und bat ihnum ein Update.

Er sagte mir, alles laufe nach wie vor nach Plan, nur dieTimeline sei, hauptsächlich wegen Sandros Terminschwierig-keiten, ein bisschen ungewiss, aber unterm Strich sei alles inbester Ordnung. «Hör zu, das Ganze tut mir wahnsinnig leid,ich habe deswegen ein furchtbar schlechtes Gewissen, ichwerde mich umgehend darum kümmern, es ist totaler Scheiß.»Er entschuldigte sich dermaßen ausführlich, erging sich inderart übertriebenen Selbstvorwürfen, dass ich mit Verwir-rung untermischte Schuldgefühle bekam. War mir etwas ent-gangen? Hatte Eddie etwas falsch gemacht? Das hatte er nicht;und wie ich Eddie inzwischen kenne, ist mir klar, dass daswahrscheinlich ein taktisches Mea culpa war und er einfach somit mir umging, wie man mit einem x-beliebigen Problem um-

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geht. Ich will damit nicht andeuten, Eddie habe eine niedrigeGesinnung; ich glaube nur, dass er keine Bedenken hat, ge-schäftlichen Zielen den Vorrang vor privaten einzuräumen.(Später gestand er das mir gegenüber ein, ja beharrte geradezudarauf.) Er sagte (am Telefon): «Über eines muss Klarheit zwi-schen uns herrschen. Ich werde dich nicht mit einem Nasen-wasser abspeisen. Du kriegst einen super Deal. Setz deinenVertrag selber auf. Aber sowie du auf der gepunkteten Linieunterschrieben hast, spielst du mit den großen Jungs. Zwi-schen mir, meinem Bruder und meinem Vater gilt das Gleiche:keine Gefälligkeiten, keine zweiten Versuche, es werden keineGefangenen gemacht.» Eddie lachte ein bisschen, und auch ichlachte ein bisschen, zum Teil über den Gedanken, dass meinerwachsener Freund die Piratenflagge des Geschäftslebenshisste. «Geht klar», sagte ich. «Absolut.»

«Keine Sorge», sagte ich zu ihm. «Solche Sachen brauchenimmer Zeit.» Das meinte ich ehrlich. Ich kreidete Eddie dieVerzögerung nicht an. Er sollte nicht erfahren, dass das Ver-streichen der Zeit ungewöhnlich qualvoll für mich war, dassdie Verhältnisse bei der Arbeit unerträglich waren, nun daJenn und ich uns getrennt hatten und wir unsere Tage damitzubringen mussten, einander im Büro aus dem Weg zu gehen,und uns die Nähe des anderen geradezu folterte.

Soweit ich es mitbekam, litt Jenn zusätzlich zum Kern-schmerz über das Ende der Beziehung schrecklich unter der«Demütigung», die sie niemals heftiger empfand als bei der Ar-beit, umgeben von den Kollegen, in deren Augen sie sich uner-träglich herabgesetzt fühlte. Ich begann der wichtigen Frageder Demütigung nachzugehen, die ich nicht völlig verstand(obwohl es auch für mich fast unerträglich war, mich im Bürozu zeigen und mich dort, wie ich feststellte oder mir einbildete,den verständnislosen Blicken bestimmter Leute ausgesetzt zu

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sehen). Mir schien, dass es heutzutage ein begründetes, weit-hin akzeptiertes Verständnis eines so alten psychischen Zu-standes geben musste. Ich fühlte mich berufen, Internetseitenzu besuchen, die sich modernen psychologischen Fortschrit-ten widmeten, und mich in Diskussionsforen einzuschalten,wo ich mit einer in der Geschichte menschlichen Strebens bis-lang nicht verfügbaren Effektivität Nutzen aus der Weisheit,Erfahrung und Gelehrsamkeit eines selbstgeschaffenen globa-len Netzwerks oder einer Community der persönlich und ab-strakt am stärksten an Demütigung Interessierten ziehen, aufdiese Weise auf den Schultern von Riesen stehen und, wennich denn wollte, einen noch nie dagewesenen, umfassendenBlick auf das Thema gewinnen konnte. Ich kann nicht behaup-ten, dass es sich so ergab, wie ich gehofft hatte. Es dürfteschwerfallen, eine bösartigere und gehässigere Ansammlungvon Starrköpfen und Eiferern zu finden als diese Gruppe vonKommunitaristen, die sich, vielleicht deformiert von einerbitteren, innigen Vertrautheit mit Demütigung und/oder vomBarbarischen in ihrer Wesensart, dem verbalen Niederbrennenjedes Versuchs vernünftiger Argumentation und konstrukti-ven Umgangs widmeten. Es war ehrlich gestanden groteskund erschreckend mit anzusehen. Offensichtlich befand sichdas Licht der Erkenntnis, das durch alle Zeiten hindurch vonMönchen und Gelehrten bewahrt und von den vornehmstenGeistern der Moderne zum Leuchten gebracht worden war,inzwischen in den Händen einer unaufhaltsamen Horde vonBrandstiftern.

Ende März bekam ich einen Anruf von einer Frau, die sichim Auftrag von Sandro Batros an mich wandte. Sie wollte dasTreffen auf den morgigen Sonntag verschieben.

«Welches ‹Treffen›?», sagte ich.«Ich stelle Sie jetzt durch», sagte sie.

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Ich hörte Sandro sagen, wie sehr er sich darauf freue, end-lich den Freund seines kleinen Bruders kennenzulernen. Ersagte: «Hören Sie, nur eine Vorwarnung. Ich bin dick. Dasheißt, richtig fett. Vielleicht hat Eddie Ihnen das gesagt. Ichwollte Sie nur darüber informieren. Keine Überraschungen.Karten auf den Tisch.»

Als Nächstes sagte mir die Assistentin, der Termin sei auf10 Uhr in Sandros Suite im Claridge’s verschoben.

Ich sagte: «Claridge’s in London?» Ich hörte keine Ant-wort. Ich sagte: «Ich bin in New York. Ich bin in den USA.»

«Okay», sagte sie nach längerem Schweigen, offenbar ganzund gar von etwas anderem in Anspruch genommen.

Ich legte auf, erwischte ein Flugzeug nach London undnahm ein Taxi von Heathrow nach Mayfair. Ich kann dieschrecklich rasenden roten Zahlen des Taxameters nicht ausmeinem Gedächtnis löschen. Um 9 Uhr 07 kam ich am Cla-ridge’s an. Ich entsinne mich deutlich, dass das Taxi hintereinem Bentley zum Stehen kam. Um 9 Uhr 08 präsentierte ichmich am Empfang des Claridge’s. Die Empfangschefin sagtemir, Mr. Batros habe ausgecheckt. Sie zeigte auf den Eingang.«Da fährt er», sagte sie, und wir sahen zu, wie der hoteleigeneBentley losfuhr.

Sandros Assistentin erwiderte meine Anrufe nicht. Eddieebenfalls nicht.

Mein Rückflug ging erst am Abend. Was sollte ich tun?Es war ein elender, verregneter Tag, und ein Spaziergang kamnicht in Frage. Außerdem war das hier London, eine Stadt, ander ich nie Gefallen gefunden habe, vielleicht weil selbst einKurzbesuch hier bedeutet, wie ein Sparschwein umgedrehtund so lange geschüttelt zu werden, bis man auch die letztekleine Münze losgeworden ist. Ich nahm die U-Bahn zurücknach Heathrow.

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Als ich im Abflugbereich von meiner Zeitung aufblickte,sah ich zwei französisch sprechende kleine Mädchen theatra-lisch umherschleichen, während sie versuchten, ihrem Vatereinen Papierfisch ans Jackett zu heften. Die Mutter war in denScherz eingeweiht, und auch der Vater war offensichtlich nichtahnungslos, obwohl er so tat, als bemerkte er nichts. Irgendet-was Altmodisches an der Szene veranlasste mich, nach demDatum auf meiner Zeitung zu sehen. Es war der 1. April 2007.

Solange ich genügend Beinfreiheit habe, fliege ich gernlange Strecken. Den Rückflug nach New York verbrachte ichdurchaus zufrieden: Ich sah mir Bourne-Filme an, von denenich aus irgendeinem Grund nie genug kriege, trank kleine Fla-schen Rotwein aus Argentinien und verfasste in Gedanken eineReihe imaginärer E-Mails an Eddie Batros. Indem ich nach-einander Formen von Empörung, Gutmütigkeit, Kälte, Reu-mütigkeit und geschäftsmäßiger Knappheit aufbot, informierteich ihn immer wieder über das Londoner Debakel und dessenunvermeidliche Konsequenz, nämlich, dass ich mich aus demKreis der Kandidaten für die Stelle in Dubai zurückzog.

Ich habe mehr denn je die Angewohnheit, E-Mails zu formu-lieren, die keine Entsprechung im Faktischen haben. Derzeit

stelle ich mir (unter anderem) folgende vor:

Eddie – ich finde, wir sollten uns über Alain unterhalten.Ich verstehe vollkommen, dass der Junge Hilfe braucht, aberich kann ehrlich gesagt nicht den Babysitter für ihn spielen.Könntest du Sandro bitte informieren, dass er eine andereRegelung treffen muss?

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Und:

Sandro – Bitte bestätige, dass ich im Gegensatz zu dem,was mir Gustav in Genf sagt, durchaus bevollmächtigt bin,MM. Trigueros und Salzer-Levi für ihre Arbeit in derWohnung in Divonne zu bezahlen. Mme. Spindler, dieReinigungskraft, hat ebenfalls unstreitig Anspruch aufBezahlung. Oder ist unsere Position die, dass sie vertraglicheVerpflichtungen einhalten müssen, wir dagegen nicht?

Und:

Sandro – Du kannst mich nicht in Regelungen betr. deineYacht einbeziehen, sofern du von mir verlangst, der Crewgegenüber wissentlich falsche Angaben zu machen. Das istprofessionell und persönlich unerträglich. Jetzt weist man mich(wie ich höre) an, Silvio darüber zu informieren, dass dieLiegegebühren in seine Zuständigkeit fallen, dabei ist das garnicht der Fall, war es nie und kann es auch niemals sein. MeineAntwort an dich lautet daher: (1) ich werde Silvio nichts der-gleichen sagen; (2) es reicht mir; und (3) der erste Satz wirdhiermit wiederholt.

Und:

Sandro – in Beantwortung deiner Anweisung von heuteMorgen («Sieh zu, dass es klappt»), kann ich nur wiederholen,dass es derzeit unmöglich ist, eine maltesische Staatsbürger-schaft für deine Cousins zu kaufen. Das maltesische Recht lässtdas noch nicht zu, und ich kontrolliere das Parlament vonMalta nicht. Ich bin den auf der Welt herrschenden Gegeben-heiten unterworfen.

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Dass ich diese E-Mails nicht abschicke, ja nicht einmal tippe,liegt daran, dass es sinnlos, ja kontraproduktiv wäre. Die Brü-der Batros lassen sich nicht beeinflussen und schon gar nichtkorrigieren. Und selbst wenn, dann nicht per E-Mail, undselbst wenn per E-Mail, dann nicht von mir. Anfangs, als ichdiesen Job übernommen hatte, pflegte ich ihnen oft zu schrei-ben, taktvoll Argument A und B vorzutragen, X anzuregen,den Versuchsballon Y zu starten oder schließlich nachdrück-lich Z anzuraten, und die Konsequenz war in allen Fällen null.Es ist beunruhigend, in einer Position zu sein, in der das Aus-führen von Aktionen nicht mehr den Effekt hat, einen zum Ak-teur zu machen. Das Problem haben wir alle, die wir – wie wirdas nennen – auf dem Planeten Batrosia arbeiten, und ich binmir sicher, ich bin nicht der einzige Batrosianer, der als Reak-tion darauf Phantom-Mitteilungen verfasst.

Es ist wohl schon leicht verrückt, heimlich ein körperlosesUniversum der Offenheit und des Zuspruchs zu bewohnen.Echte Verrücktheit aber wäre es, das Zelt seiner Selbstheit inder Welt des Außen aufzuschlagen. Ich möchte die These um-drehen: Nur ein Verrückter würde nicht zwischen sich selbstund seinem repräsentativen Selbst unterscheiden. Diese ba-nale Unterscheidung ist vielleicht am offensichtlichsten amArbeitsplatz, wo man sich unweigerlich einer ausgeglichenen,anormal fleißigen, als Platzhalter fungierenden Attrappe be-dienen muss, die, eben weil sie eine Attrappe ist, das Leben füralle anderen leichter macht, die ebenfalls präsent sind, d. h. vonihren eigenen Attrappen repräsentiert werden. Ein seltsamesPhänomen an der ganzen Sache mit Jenn war, dass, als dieNeuigkeit von unserer Trennung herauskam – d. h., als Jennmit ihrer Version von ihrer Neuigkeit herauskam; ich behieltmeine Fakten für mich –, einige Leute im Büro, und ich glaubenicht, dass das Paranoia ist, aus ihrem Attrappendasein her-

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austraten. So ging ich etwa in meiner grundsätzlich optimisti-schen Büro-Rolle einen Flur entlang, als aufgrund des feind-seligen Blicks, den eine vorbeikommende Kollegin mir zuwarf,deutlich wurde, dass das normale Verhältnis von Attrappe zuAttrappe durch eine unfreundliche Beziehung von Person zuPerson – oder Frau zu Mann, wie ich schließlich widerstre-bend glaubte – ersetzt worden war. Ich war dazu ausgebildetworden, so gut wie jede konstruierte Geschlechterunterschei-dung als faktisch, moralisch und rechtlich ungültig anzuse-hen – und doch gab es, wie ich zu entdecken meinte, eine ge-heime, weibliche Rechtsprechung, die die Verdammung vonMännern im Hinblick auf Vergehen zuließ, die nur Männerbegehen konnten! Mehr als einmal liefen, wenn ich einenRaum betrat, die Frauen darin auseinander und unterdrücktenihr Gelächter, und wohin ich auch ging, so schien es mir, gabman mir durch angelegentliches Schweigen und mokante Ges-ten der Freundlichkeit zu verstehen, dass man mich durch-schaut hatte – bis auf meinen abscheulichen männlichen Kerndurchschaut hatte. Diese subtile Durchdringung meines We-sens war meine Bestrafung. Derweil blieben die Männer in ih-rem Panzer – im Verborgenen, so mein Eindruck. Einmal aller-dings, in der Toilette, gab mir einer mit einem gewissen Gradvon Mitgefühl stumm einen Klaps auf den Rücken.

Es hatte eine gewisse Ironie, dieses unheimliche Zum-Le-ben-Erwachen meiner Kollegen, weil Jenn und mir die umge-kehrte Entwicklung den Garaus gemacht hatte: Irgendwannwar unsere authentische menschliche Interaktion vollstän-dig durch eine Umgangsweise ersetzt worden, die nur un-sere Körper-Doubles betraf. Die Denkfigur, die sich mir auf-drängte, als ich darüber nachzudenken begann, was mit unspassierte, war, dass wir in Zombies verwandelt worden waren,die, es konnte nicht anders sein, vom Zauberwerk der Evolu-

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tion beherrscht wurden. Will sagen, nachdem die Kinderfrage(dachten wir) beantwortet war – wir konnten uns nicht ohnekomplizierte medizinische Intervention fortpflanzen und be-schlossen deshalb, es nicht zu tun –, wurde unser Zusammen-sein zu etwas Äußerlichem, sodass wir, ob wir nun nett mitFreunden aßen oder, im Bett, nach dem Körper des anderentasteten, genauso gut leblos, mit von unseren Gesichtern ab-fallendem Fleisch, den Broadway hätten entlanghampeln undPanik auslösen können; und als wir es uns wegen des Babys an-ders überlegten, oder vielmehr Jenn es sich anders überlegte,war es zu spät. In diesem Sinne war es eine Erleichterung, alses sich ergab, dass Jenn im Spätherbst 2006 die mietpreisge-bundene Zweizimmerwohnung in Gramercy allein in Besitznahm und ich nach einer kurzen Standortwechselkrise in eineLuxusmietwohnung mit Blick auf den Verkehr des Lincoln-Tunnels zog. Dieser Umzug, der mit einigen außerordentlichschmerzvollen, anstrengenden und unglaublichen Szenen ein-herging, verhalf unserer Situation wenigstens zu räumlichemRealismus, wie man das vielleicht nennen könnte.

In diese Wohnung der Realität kehrte ich von der umsonstnach London unternommenen Reise zurück. Ich war zu demSchluss gekommen, dass die wirkungsvollste Erklärung, dieich den Brüdern Batros gegenüber abgeben konnte, darin be-stand, überhaupt keine Erklärung abzugeben. Jedenfalls wärees ein Widerspruch in sich gewesen, ihnen zu sagen, dass ichihnen nichts mehr zu sagen hatte. Außerdem war ich zu keinerMitteilung verpflichtet und gerade dermaßen von ihnen ver-arscht worden, dass schwerlich zu erkennen war, welche ver-nünftige Basis für eine künftige Kommunikation über irgend-ein Thema noch bestehen könnte. Der springende Punkt: Mirblieb nichts anderes übrig, als meinen Dubai-Planungen ein-seitig ein Ende zu machen – eine Verdrängung, die nicht ohne

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Nebenwirkungen geblieben sein kann. Es war etwa um dieseZeit, dass ich jeden Abend nach der Arbeit von der Eingangs-halle des Gebäudes, in dem ich wohnte, bis zu meiner Luxus-wohnung im siebzehnten Stock hinaufzurennen versuchte. Ichmuss die Absicht gehabt haben, fitter zu werden, mich leis-tungsfähiger zu fühlen, meine Gedanken zu ordnen etc.

Ich benutzte die Feuertreppe. Zu Anfang schaffte ich es nurbis in den zweiten Stock und kroch praktisch den Rest der Stre-cke hinauf. Obwohl ich mich rasch verbesserte, wurde es nachetwa zehn Stockwerken immer sehr mühsam, und vermutlichum mich zu pushen, verfiel ich in die Gewohnheit, mir vorzu-stellen, ich wäre ein Feuerwehrmann, im siebzehnten Stockwütete ein Feuer und zwei junge Schwestern säßen dort obenim Rauch und in den Flammen fest. Das Problem mit dieserMotivierungsphantasie war, dass sie außerordentliche Anfor-derungen an meine realen sportlichen Fähigkeiten stellte, so-dass ich mich, wenn ich meine Luxuswohnung schließlich er-reichte, in einem Zustand sehr realer Not befand, weil ich zuspät dran war, um die beiden kleinen Mädchen zu retten, derenvergeblicher Überlebenskampf mir in schrecklichen Sekun-denbildern durch den Kopf schoss, während ich mich verzwei-felt und schwitzend hinaufmühte. Eine Dusche und ein BudLight spülten dieses Aufgewühltsein so gut wie weg, aber ichbezweifle, dass es ein Zufall war, dass ich mich während dieserZeit öfter beim Brüten über der Geschichte des Subway-Sa-mariters ertappte – des New Yorker Bauarbeiters, der im Ja-nuar vor einer herankommenden U-Bahn auf das Gleis ge-sprungen war, um einen Mann zu retten, der aufgrund einesAnfalls dorthin gestürzt war. Genauer gesagt hatte der Sub-way-Samariter den gestürzten Fahrgast in den Graben zwi-schen den Schienen geschubst und sich auf ihn gelegt, währenddie Bahn mit kreischenden Bremsen über sie hinwegraste.