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Biicherschau 639 Die Wissenschaft von den Fermenten ist in den letzten Jahren in um gewohnlicher Weise angeschwollen, so da8 sie nur noch fur einen kleinen Kreis von Spezialisten einigermaBen ubersehbar ist. Andererseits ist ihre Bedeutung gewachsen, je mehr man erkannte, in wie mannigfacher Weise das Ferment Leben und Geschehen in der Natur beherrscht. Zugleich mit den Arbeiten experimenteller Natur, welche die Auffindung und Systenatk sierung neuer Fermente zur Aufgabe hatten, ihr Vorkommen und ihre Win kmgen ermittelten und sie fur die mannigfachsten Zwecke nutzbar zu machen suchten, hat auch die Spekulation iiber das Wesen der Fermente und das Wie ihrer Wirkung eingesetzt. Die Klarung dieser Fragen ist noch nicht sc weit gediehen, wie es im Interesse der Wissenschaft liegt. Ubcrblickt man allein das Heer der hydrolisierenden Fermente, denen iusbesondere das vorliegende Werk gewidmet ist, so stoBt man auf eine groBe Zahl von Individuen; denn entsprechend dem heutigen Stande der Fermentforschung mu8 man fast fur jeden ProzeB, der sich enzymatisch an einem Substrat vollzieht, ein besonderes Ferment verantwortlich machen. So kommt es, da8 man bei einem chemisch verhaltnisma8ig leicht zu iiberc srhendcn ProzeB, wie die Hydrolyse der Disaccharide, welche im allgemeinen spielend von Wasserstoffionen bewirkt wird, bereits eine groBere Anzahl von Fcrmenten kennt, die, an Stelle des Wasserstoffions tretend, die gleiche Kcaktion wie dieses vollziehen, zum Unterschied von jenem jedoch keine allgemeine, sondern eine spezifische, auf ein einziges Substrat gerichtete Wirkung aufweisen. Wir haben hier die Invertase, das Rohrzucker spaltende Ferment, die Maltase, Trehalase, Lactase, Melibiase, Turanase, Gentiobiase, Cellobiase. Jhre Zahl wachst bei Hineinbeziehung anderer Stoffe in den Kreis der Unters suchungen. Wir finden bei den Trisacchariden die Trisaccharasen, z. R. Raffinase, weiterhin Tetras und Polysaceharasen, z. B. Diastase und Inulinase. Glucoside werden von Glucosidasen, EiweiBstoffe von Proteasen gespalten, von denen Pepsin, Lab und Trypsin allgemein bekannt sind. Man erinnere sich ferner daran, da8 zur Bewaltigung bestimmter Aufgaben, z. B. beim Abbau von Eiweiastoffen zu resorbicrbaren Bausteinen, nicht ein Ferment allein gcniigt, sondern das Zusammenwisken einer Vieiheit erforderlieh ist, da8 wir weiterhin Kofermente kennen, welche die Tatigkeit des einzelnen Ferments begiinstigen, und Antifermente, welche sie hemmen. Das Material, welches sich hier auftiirmt, schwillt zu volliger Undurchsichtigkeit an, wenn man die mannigfaltigen Verhaltnkse, die beim Aufbau von Fett, EiweiB und Kohlenhydrat in der Zelle herrschen, sowie die Lebensvorgange iiberhaupt in den Bereich der Untersuchung zieht. Die Fermente sind mit den wichtigsten Naturvorgangen eng verkniipft. Sic mu8 der Mediziner kennenlernen, wenn er das Leben und seine Funktion studiert, der Chemiker, dem sie fur seine Untersuchungen notwendig sind, der Techniker, dessen Betrieb auf der Tat& keit der Fermente aufgehaut ist, auch der Pharmazeut, der Fermente auf ihrc Wirksamkeit zu priifen hat. In dem vorliegenden Bande ist ein enormes Wissensmaterial auf vers haltnismaBig kleinem Raum vereinigt. Sein Studium ist durch die Menge gebrachter Einzelbeobachtungen und Zitate etwas erschwert, doch wird man durch die Lebhaftigkeit der Darstellung, die eine Ermiidung nicht aufkommen lafit, entschadigt. Man tut einen Blick in diese miihsamste aller Wissens schaften, man fmdct Methodik und Mcthnden, Erkliirung und Belehrung. Der kleine Brockhaus. Handbuch des Wissens in einem Bande. In zehn Lieferungen zu je 1.90 Mark. Leipzig 1925. Verlag von F. A. Brockhaus. Der ,,kleine Brockhaus" wird enthalten: iiber 40 000 Stichworter, etv-s-a 5400 Abbildungen und Karten im Text und auf 90 einfarbigen und buntcn Tdel- iind Kartenseiten sowie 37 Ubersichten und Zeittafeln.

Der kleine Brockhaus. Handbuch des Wissens in einem Bande. In zehn Lieferungen zu je 1.90 Mark. Leipzig 1925. Verlag von F. A. Brockhaus

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B i i c h e r s c h a u 639

Die Wissenschaft von den Fermenten ist in den letzten Jahren in um gewohnlicher Weise angeschwollen, so da8 sie nur noch fur einen kleinen Kreis von Spezialisten einigermaBen ubersehbar ist. Andererseits ist ihre Bedeutung gewachsen, je mehr man erkannte, in wie mannigfacher Weise das Ferment Leben und Geschehen in der Natur beherrscht. Zugleich mit den Arbeiten experimenteller Natur, welche die Auffindung und Systenatk sierung neuer Fermente zur Aufgabe hatten, ihr Vorkommen und ihre Win kmgen ermittelten und sie fur die mannigfachsten Zwecke nutzbar z u machen suchten, hat auch die Spekulation iiber das Wesen der Fermente und das Wie ihrer Wirkung eingesetzt. Die Klarung dieser Fragen ist noch nicht sc weit gediehen, wie es im Interesse der Wissenschaft liegt.

Ubcrblickt man allein das Heer der hydrolisierenden Fermente, denen iusbesondere das vorliegende Werk gewidmet ist, so stoBt man auf eine groBe Zahl von Individuen; denn entsprechend dem heutigen Stande der Fermentforschung mu8 man fast fur jeden ProzeB, der sich enzymatisch an einem Substrat vollzieht, ein besonderes Ferment verantwortlich machen. So kommt es, da8 man bei einem chemisch verhaltnisma8ig leicht zu iiberc srhendcn ProzeB, wie die Hydrolyse der Disaccharide, welche im allgemeinen spielend von Wasserstoffionen bewirkt wird, bereits eine groBere Anzahl von Fcrmenten kennt, die, an Stelle des Wasserstoffions tretend, die gleiche Kcaktion wie dieses vollziehen, zum Unterschied von jenem jedoch keine allgemeine, sondern eine spezifische, auf ein einziges Substrat gerichtete Wirkung aufweisen.

Wir haben hier die Invertase, das Rohrzucker spaltende Ferment, die Maltase, Trehalase, Lactase, Melibiase, Turanase, Gentiobiase, Cellobiase. Jhre Zahl wachst bei Hineinbeziehung anderer Stoffe in den Kreis der Unters suchungen. Wir finden bei den Trisacchariden die Trisaccharasen, z. R. Raffinase, weiterhin Tetras und Polysaceharasen, z. B. Diastase und Inulinase. Glucoside werden von Glucosidasen, EiweiBstoffe von Proteasen gespalten, von denen Pepsin, Lab und Trypsin allgemein bekannt sind. Man erinnere sich ferner daran, da8 zur Bewaltigung bestimmter Aufgaben, z. B. beim Abbau von Eiweiastoffen zu resorbicrbaren Bausteinen, nicht ein Ferment allein gcniigt, sondern das Zusammenwisken einer Vieiheit erforderlieh ist, da8 wir weiterhin Kofermente kennen, welche die Tatigkeit des einzelnen Ferments begiinstigen, und Antifermente, welche sie hemmen. Das Material, welches sich hier auftiirmt, schwillt zu volliger Undurchsichtigkeit an, wenn man die mannigfaltigen Verhaltnkse, die beim Aufbau von Fett, EiweiB und Kohlenhydrat in der Zelle herrschen, sowie die Lebensvorgange iiberhaupt in den Bereich der Untersuchung zieht. Die Fermente sind mit den wichtigsten Naturvorgangen eng verkniipft. Sic mu8 der Mediziner kennenlernen, wenn er das Leben und seine Funktion studiert, der Chemiker, dem sie fur seine Untersuchungen notwendig sind, der Techniker, dessen Betrieb auf der Tat& keit der Fermente aufgehaut ist, auch der Pharmazeut, der Fermente auf ihrc Wirksamkeit zu priifen hat.

In dem vorliegenden Bande ist ein enormes Wissensmaterial auf vers haltnismaBig kleinem Raum vereinigt. Sein Studium ist durch die Menge gebrachter Einzelbeobachtungen und Zitate etwas erschwert, doch wird man durch die Lebhaftigkeit der Darstellung, die eine Ermiidung nicht aufkommen lafit, entschadigt. Man t u t einen Blick in diese miihsamste aller Wissens schaften, man fmdct Methodik und Mcthnden, Erkliirung und Belehrung.

Der kleine Brockhaus. Handbuch des Wissens in einem Bande. In zehn Lieferungen zu je 1.90 Mark. Leipzig 1925. Verlag von F. A. Brockhaus.

Der ,,kleine Brockhaus" wird enthalten: iiber 40 000 Stichworter, etv-s-a 5400 Abbildungen und Karten im Text und auf 90 einfarbigen und buntcn Tdel- iind Kartenseiten sowie 37 Ubersichten und Zeittafeln.

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Die vorliegende erste Lieferung enthalt Karten von Afrika, Asien und -%merika, vier bunte Tafeln: Mensch, und je zwei schwarze Tafeln iiber Saw kuhst und Bergbau, sowie die Stichworte von A bis ,,Bolschewismus". Heft 2 enthalt Karten iiber Altertum und das Deubchc Reich, zwei bunte Tafeln uber Nahrungsmittel, eine schwarze Tafel iiber Dampfkessel und Dampfs maschinen und zwei schwarze Tafeln uber Leibesiibungen sowie die Stichworte bis ,,L)ruck". Die einzelnen Artikel sind zeitgemaR, treffend zusammenfassend, durch eine groRe Anzahl von Abbildungen unterstiitzt. In Anbetracht des aufierordentlich reichen sachlichen und graphischen Inhalts ist der Preis des Werkes als erstaunlich billig zu bezeichnen.

Die Eisengewinnung von den altesten Zeiten bis auf den heutigen Tag. Von Prof. Dr. M. v o n S c h w a r z und Dr. F. D a n n e m a n n . Miinchen und Berlin 1925, Verlag von R. Oldenbourg. 51 Seiten. Preis 1.60 Mark.

Seit kurzem erscheint im obigen Verlag eine Sammlung, bctitelt: ,@er Werdegang der Entdeckungen und Erfindungen", von der die vorliegende Arbeit dm vierte Heft bildet. Die Verfasser beginnen mit der Gewinnung des disens bei den alten Agyptern, Jahrtausende vor unsrer Zeitrechnung, und schlieBen mit der modernen Stahlerzeugung. Sie liefern uns eine ansprechende, klare Entwickelungsgeschichte des Eisens, von dem Plinius sagt, daR es das niitzlichste und zugleich das verderblicbte der Metalle sei.

Chemische Trinkwassers und Harnanalyse. Von Dr. C. R u p p , Ureslau. 4. und 5. Auflage. Stuttgart 1925, Verlag der ,,Suddeutschen Apothekers aitung". 37 Seiten. Preis geb. 2,50 Mark.

Das in Taschenformat gehaltene, mit Schreibpapier durchschossenc be5 wahrte Buchlein bildete in seiner ersten Auflage einen Sonderabdruck aus Siiddeutsche ApothekersZeitung 1906, Nr. 89 und 90. Seitdem ist der Inhalt mehrfach durchgesehen bzw. neubearbeitet worden. Besonderes Gewcht 1st auf praktische Auswahl der Methoden und dercn Ausfuhrbarkeit mit den I-lilfsmitteln der Apotheken gelegt. Fur eine neuc Auflage sei der Wunsch nach Aufnahme von Abbildungen der wichtigeren Harnsedimente suss gesprochen.

Kleine homoopathische Arzneimittellehre oder kurzgefante Beschrcibuiig der gebrauohlicheren homoopathiscben Arzneimittel zum Gebiauch fur Nicht. arzte. Hilfsbuch zu den homoopathischen Hands und Lehrbiichern zur Be< handlung der Krankheiten der Menschen und Tiere. Von A. v o n F e 11 e n : b e r g 5 2 i e g 1 e r. 10. Auflnge. Leipzig 1925, Verlag von Willmar Schwabe. 357 Seiten. Preis geb. 5,50 Mark.

Seitdem die Homoopathie neuerdings durch Prof. B i e r wieder cine miichtige Anregung gefunden hat, kann jedes neue, dem Gebiet gewidmcte Buch auf ein erhohtes Interesse reehnen. So auch das vorliegende, das 307 Arzneistoffe beschreibt. Bei diesen finden sich die erforderlichen Angaben iiber Abstammung, Praparate, Antidote, Wirkung und An+ wendung bei Menschen und Tieren. Allgemeine Ausfiihrungen finden sich iiber Hauptmittel, Pflanzen. und Tiermittel, Wirkungsdauer, Potenz, Wiederholung, GroRe der Mittelgaben, Berechnung der Mittel usw. Das Buch ist zwm fur Nichtarztc bestimmt, es wird aber auch jedem homoos pathischen Arzte gute Dienste leisten konnen, ebenso auch den Apotheken /:ur Auskunft iiber so manche an diese geste!lten Fragen. Wiinschenswcrt ware das Vorhandensein eines therapeutischen Registers.