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~t. JANUAR I923 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 2. JAHRGANG. Nr. i 33 verschfitten, welche sic durch ,,Fortschritt" ebensooft verschfitten, wie ans Licht bringen. ,,Die Klugheit des Herzens" mag sie ent- deeken helfeli -- aber sie ist die Entde™ selbst noch nicht Der Vitalismus der Gesinnung ist vielleicht ein Bahnbrecher zu ihnen, aber er ist noch fernab vom Ziel. Wer Mur bat, sie zu ver- kiinden, m6ge es tun, aber es wird nur m6glich sein durch Beispiel, nicht dureh BegrifI allein, durch Existenz, nieht durch Ansehanung allein, dureh Gabe, nieht dureh Tnn allein. DER REFERATEN KREATIN-KREATININSTOFFWECHSEL DES Abbau verfallen k6nnen. Die Konsequenz aus diesen Versuchen MENSCHEN UND SEINE STORUNGEN. gon MAX BORGER. Aus der Medizinischen Klinik KieL (Direktor: Prof. A. SCItlTTENHELM.) Der Kreatin-Kreatininstoffwechsel bat ft:r die mensch~che Physiologie und Pathologie ans versehiedenen Grtinden Bedeutung. Wir wissen seit FOLINS Untersuchungen, dal3 wir unter physiolo- gischen Bedingungen zwei Arten des Stickstoffwechsels unter- scheiden k6nnen: einen S• des Organeiweil3es, welcher unter normalen Bedingungen in den KrMtstoffwechsel nicht ein- greift, sondern ausschlieBlich dem Ern~hrungsstoffwechsel der Zelleu dient, durch deu lebendes Gewebe in rotes Eiweil3 zerfallt und totes NahrungseiweiB (VorratseiweiB) wieder zu lebendem Gewebe wird. Dieser von FOLIN1) sogenannte endogene oder Ge- websstof has als Endprodukte Kreatinin und Neutral- schweIel, wXhrend der andere, exogene EiweiBstoffwechsel als we- sentliehes Endprodukt haupts• Harnstoff und anorganische Schwefelsi~ure liefert. Den gr6Bten Anteil an diesem Gewebsstoffwechsel hat die Muskulatur, Sie liefert beim gesunden Mann in 2 4 Stunden rund I g I™ Unter den stickstoflhaltigen Harnbestandteilen, die nicht Harnstoff sind, dominiert somit des Kreatinin, woraus allein schon seine Bedeutung erhellt. Die Ausscheidung von Kreatinin ist bel kreatin- und kreatinin- freier ~ d. h. fleischfreier -- Kost von dem EiweiBgehalt der Nah- rung unabh~ngig, abhXngig dagegen in weitem MaBe von der Konst~tution des Ind;~viduums. Wenn wir zunAchst die Yerh~lt- ~lisse bel Erwachsenen berticksichtigen, so ist bekannt, dal3 auch ira Hunger t~glich Kreatinin ausgeschieden ~rd. VAN HOOG~N- HUIZE und VE~PLOX~H ~) fanden bei der Hungerk Tosca ti~gliche Kreatininmengen von 0,4--0, 7 g. Bel fleischfreier Di~t wechselt die Menge ffir verschiedene Personen. Die Quan~ita~ aber ist ]iir ein und dieselbe Person konstant und bleibt sich Jahre hin- durch gleieh. Frauen geben im allgemeinen kleinere Werte Ms M~nner, bettl~gerige Menschen niedrigere Werte als Leute, die sich Bewegung maehen. Die Mut~ersubstanz de~ Krec~inin8. Als Mut~ersubstanz des Harnkreatinins ist ietzt allgemein das KreaHn angesehen. AnfAnglich wurde dioe von LIEBm staln- mende Auffassung von berufener Seite bek~mpIt [KLx~KER~), ~r LEFMANN5)~. FOLIN selbst gelangte auf seinen -b- lehnenden Standpunkt durch den Ausfall von Ftitt• mit Kreatin. Gab FOLIN Kreatin per os, so blieb die Kreatinin- ausscheidung unver~ndert. Das Kreatin selbst wurde zum Teil im Kreatin Kreatinin Methylguanidinessigsgure Methylguanidinessigs/Lure- anhydrid /N(CH~)--CH 2 /N(CHz)--CH 2 COOH NH--CO Harn wiedergefunden. ]3ei ungent~gende EiweiBzufuhr wurde d Gesamtmenge des Kreatins retiniert, ohne daB der Harnstick- stoff entspreehend vermehrt wurde. Das gleiehe fand CI, XRCKER in Selbstversuchen. Das KreatiI1 fuligiert nach FOLINS Anschau- ungen als Nahrungss~o]], wXh Krea• als nicht weiter angreif- bares End~roduk$ endogener Stoffweehselvorgange aufgefal3t wird. Demgegenfiber finden VAN HOOGE~I~ClZE und VX~PLO~GH doch nach Einnahme von ~e 2 g Kreatin eine allerdings geringe Vermehrung des Harnkreatinins. Eiu wichtiger Einwand wnrde in der Folge von Two~~ und MELLAIq~Y~)gemacht. Sie zeigten, dag Darmbakterien in vitro das IZreatin zerst6ren, und schlie~en daraus, dal3 auch bel Ftitte- rungsversuehen nnbekannte Mengen Kreatins dem bakterielleu Klinische Wochenschrift, 2. Jahrg. ist die ~)arenterale Einverleibung des t™ Sie wurde in re- fracta dosi an Hunden und t™ von PEKELttARING und VAN HOOGENHUlZE 7) dnrchgeffihrt mit dem Erfolg einer pronvpten Vermehrung des Harnkreatinins. Schliel31ich haben GOTTLI~B und STANGASSlNGER in Autolyse- und Leberdurchblutungsversuchen den Ube von I™ in Kreatinin dargetan. MYERS and FINE s) stellten bei Menschen und verschiedenen Tieren durch- gefiihrte Vergleiehsbestimmungoe zusammen von Muskelkreatin einerseits und Harnkreatininmengen in Milligramm andererseits. Es verhalten sich die frit Muskelkreatin gewonnenen Werte wie: Kaninchen 1,4 : Mensch I,O5 : Hund I,O, die Harnkreatininzahlen wie: Kaninchen 1, 7 : Mensch 1,o 7 : Hund i,o. Man sieht daraus, dal3 der Kreatingehalt der Muskeln und Harn- kreatininmengen einander entsprechen, was man wohl als einleuch- tenden Beweis itir d,ie innige Beziehung des Harnkreatinins zum Muskelkreatin anerkennen muB. Ieh bereehnete nach in der Lite- ratur niedergelegten Daten den Kreatingehalt der Organe und den der Muskulatur und rand, daB nur 2,I% des Muskelkreatins als Nichtmuskelkreatin vorhanden sind. Die Quellen des Kreatins. Ober die Muttersnbstanz des Kreatins in der Muskulatur sind wir bisher nur mangelhaft untoe Die Mteste Annahme geht dahin, dat3 das Kreatin sich von den Nueleinsubstanzen herleite. Doch wurde weder bei der Lenk~mie noch bel Thymuswncherung eine Erh6hung der Kreatininausscheidung gefunden. Einig ist man sich darfiber, daB die Kreatinbildung eine l~unk- tion des endogenen Sto]]wechsels ist. Eine naheliegende Annahme ist, daB der Guanidinkern des Kreatins sich vom Arginin, der 7-Guanidino-y herleite. Sie isr nach Un• suchungen von KOSSEL und seinen Schiilern das weitestverbreitete von den Spaltungsprodukten des Eiweil3es. Aber schon JAFF~ bat den Gedanken der Entstehung des Kreatins aus Arginin fallen lassen, weil es n~mlich nicht gelungen ist, die Guanidin-Essigsaure oder -Buttersiiure Ms Zwisehenprodukt des oxydativen Arginin- abbaues im Organismus zu fassen. AuBerdem gelang es K. THOMAS und GOERNE s) ~) bei Durchblutungsversuchen an fiberlebenden ttundemuskeln mit 7-GuanidobuttersAure nicht, den Abbau dieser Substanz zu t™ darzutun. Auch die methylierte Substapz ffihrte im Tierversuch zu keiner Vermehrung der Kreatininaus- seheidung. Neuerdings bat OTTO RIESS~R in Anlehmmg an die von JAFF~ auIgestellte Hypothese der Entstehung des Glykocya- tains (Guanidinessigs~ure) aus Cyanamid und Glykokoll gezeigt, dal3 die gleiche :Reaktion auch mit Harnstoff und Glykokoll vor sich geht, indem Harnstoff nnter Abgabe von HaO in s fibergeht Das aus Harnstoff und Glykokoll gebildete Glykocyamin wird dann unter naehtr~glicher Methylieruug zu Kreatin tibergeffihrt. Die direkte Synthese des I™ aus Sarkosin (Methylglykokolt) und Cyanamid wu bereits von VOL~tA~D dargetan. In Ahnlieher Weise stellt RIESSER 1~ sichdie Synthese des I™ aus Harnstoff und Cholin (resp. Betain) unter Abspaltung von Methylalkohol vor. In der Tat erzielte er durch Injektion von Cholin (2, 5 g in Dosen vou o,5 g innerhalb 4 8 Stunden) Kreatinzunahmen der lVluskulatur bis I5,7%. U~aNO n) zeigte ira tIofmeistersehen Laboratorium, dag der frische Muskel in bezug auf die Abgabe des Kreatins sich bel der Dialyse vom abgestorbenen verschieden verhMt. Im ]rgsehen Muskel ist das Kreatin zum grol3en Teile in einer adialysablen Form vor- handen. Durch Kochen oder meehanische Zertrgmn~erung des Mua- kels wird das nichtdialysable Kreatin in dialysables umgewandelt. Ich bezeichne diese noch unbekannte Vorstufe des Kreatins mit dem niehts pr~judizierenden Ausdruck Kreatinogen. Beim Lageru auf Eis erfolgt eine allmahliche Umwandlung des Kreatinogens in Kreatin. Unter ~welcheli Bedingungen sich diese Um- 3

Der Kreatin-Kreatininstoffwechsel des Menschen und Seine Störungen

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~t. JANUAR I923 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . N r . i 33

verschfitten, welche sic durch , ,Fortschrit t" ebensooft verschfitten, wie ans Licht bringen. ,,Die Klugheit des Herzens" mag sie ent- deeken helfeli -- aber sie ist die Entde™ selbst noch n i ch t Der Vitalismus der Gesinnung ist vielleicht ein Bahnbrecher zu

ihnen, aber er ist noch fernab vom Ziel. Wer Mur bat, sie zu ver- kiinden, m6ge es tun, aber es wird nur m6glich sein durch Beispiel, nicht dureh BegrifI allein, durch Existenz, nieht durch Ansehanung allein, dureh Gabe, nieht dureh Tnn allein.

DER

R E F E R A T E N � 9 KREATIN-KREATININSTOFFWECHSEL DES Abbau verfallen k6nnen. Die Konsequenz aus diesen Versuchen

MENSCHEN UND SEINE STORUNGEN. g o n

MAX BORGER. Aus der Medizinischen Klinik KieL (Direktor: Prof. A. SCItlTTENHELM.)

Der Kreatin-Kreatininstoffwechsel bat ft:r d ie mensch~che Physiologie und Pathologie ans versehiedenen Grtinden Bedeutung. Wir wissen seit FOLINS Untersuchungen, dal3 wir unter physiolo- gischen Bedingungen zwei Arten d e s Stickstoffwechsels unter- scheiden k6nnen: einen S• des Organeiweil3es, welcher unter normalen Bedingungen in den KrMtstoffwechsel nicht ein- greift, sondern ausschlieBlich dem Ern~hrungsstoffwechsel der Zelleu dient, durch deu lebendes Gewebe in rotes Eiweil3 zerfallt und totes NahrungseiweiB (VorratseiweiB) wieder zu lebendem Gewebe wird. Dieser von FOLIN 1) sogenannte endogene oder Ge- websstof�8 has als Endprodukte Kreatinin und Neutral- schweIel, wXhrend der andere, exogene EiweiBstoffwechsel als we- sentliehes Endprodukt haupts• Harnstoff und anorganische Schwefelsi~ure liefert.

Den gr6Bten Anteil an diesem Gewebsstoffwechsel hat die Muskulatur, Sie liefert beim gesunden Mann in 2 4 Stunden rund I g I™ Unter den stickstoflhaltigen Harnbestandteilen, die nicht Harnstoff sind, dominiert somit des Kreatinin, woraus allein schon seine Bedeutung erhellt.

Die Ausscheidung von Kreatinin ist bel kreatin- und kreatinin- freier ~ d. h. fleischfreier -- Kost von dem EiweiBgehalt der Nah- rung unabh~ngig, abhXngig dagegen in weitem MaBe von der Konst~tution des Ind;~viduums. Wenn wir zunAchst die Yerh~lt- ~lisse bel Erwachsenen berticksichtigen, so ist bekannt, dal3 auch ira Hunger t~glich Kreatinin ausgeschieden ~ r d . VAN HOOG~N- HUIZE und VE~PLOX~H ~) fanden bei der Hungerk�9 Tosca ti~gliche Kreatininmengen von 0,4--0, 7 g. Bel fleischfreier Di~t wechselt die Menge ffir verschiedene Personen. Die Quan~ita~ aber ist ]iir ein und dieselbe Person konstant und bleibt sich Jahre hin- durch gleieh. Frauen geben im allgemeinen kleinere Werte Ms M~nner, bettl~gerige Menschen niedrigere Werte als Leute, die sich Bewegung maehen.

Die Mut~ersubstanz de~ Krec~inin8. Als Mut~ersubstanz des Harnkreatinins ist ietzt allgemein das

KreaHn angesehen. AnfAnglich wurde diœ von LIEBm staln- mende Auffassung von berufener Seite bek~mpIt [KLx~KER~), ~r LEFMANN5)~. FOLIN selbst gelangte auf seinen -b- lehnenden Standpunkt durch den Ausfall von Ftitt• mit Kreatin. Gab FOLIN Kreatin per os, so blieb die Kreatinin- ausscheidung unver~ndert. Das Kreatin selbst wurde zum Teil im

Kreatin Kreatinin Methylguanidinessigsgu re Methylguanidinessigs/Lure-

anhydrid

/N(CH~)--CH 2 / N ( C H z ) - - C H 2

COOH N H - - C O

Harn wiedergefunden. ]3ei ungent~gende�9 EiweiBzufuhr wurde d�9 Gesamtmenge des Kreatins retiniert, ohne daB der Harnstick- stoff entspreehend vermehrt wurde. Das gleiehe fand CI, XRCKER in Selbstversuchen. Das KreatiI1 fuligiert nach FOLINS Anschau- ungen als Nahrungss~o]], wXh�9 Krea• als nicht weiter angreif- bares End~roduk$ endogener Stoffweehselvorgange aufgefal3t wird. Demgegenfiber finden VAN HOOGE~I~ClZE und VX~PLO~GH doch nach Einnahme von ~e 2 g Kreatin eine allerdings geringe Vermehrung des Harnkreatinins. Eiu wichtiger Einwand wnrde in der Folge von Two~~ und MELLAIq~Y~) gemacht. Sie zeigten, dag Darmbakterien in vitro das IZreatin zerst6ren, und schlie~en daraus, dal3 auch bel Ftitte- rungsversuehen nnbekannte Mengen Kreatins dem bakterielleu

Klinische Wochenschrift, 2. Jahrg.

ist die ~)arenterale Einverleibung des t™ Sie wurde in re- fracta dosi an Hunden und t™ von PEKELttARING und VAN HOOGENHUlZE 7) dnrchgeffihrt mit dem Erfolg einer pronvpten Vermehrung des Harnkreatinins. Schliel31ich haben GOTTLI~B und STANGASSlNGER in Autolyse- und Leberdurchblutungsversuchen den Ube�9 v o n I™ in Kreatinin dargetan. MYERS and FINE s) stellten bei Menschen und verschiedenen Tieren durch- gefiihrte Vergleiehsbestimmungœ zusammen von Muskelkreatin einerseits und Harnkreatininmengen in Milligramm andererseits. Es verhalten sich die frit Muskelkreatin gewonnenen Werte wie:

Kaninchen 1,4 : Mensch I,O 5 : Hund I,O,

die Harnkreatininzahlen wie:

Kaninchen 1, 7 : Mensch 1,o 7 : Hund i,o.

Man sieht daraus, dal3 der Kreatingehalt der Muskeln und Harn- kreatininmengen einander entsprechen, was man wohl als einleuch- tenden Beweis itir d,ie innige Beziehung des Harnkreatinins zum Muskelkreatin anerkennen muB. Ieh bereehnete nach in der Lite- ratur niedergelegten Daten den Kreatingehalt der Organe und den der Muskulatur und rand, daB nur 2,I% des Muskelkreatins als Nichtmuskelkreatin vorhanden sind.

Die Quellen des Kreatins. Ober die Muttersnbstanz des Kreatins in der Muskulatur sind

wir bisher nur mangelhaft untœ Die Mteste Annahme geht dahin, dat3 das Kreatin sich von den Nueleinsubstanzen herleite. Doch wurde weder bei der Lenk~mie noch bel Thymuswncherung eine Erh6hung der Kreatininausscheidung gefunden.

Einig ist man sich darfiber, daB die Kreatinbildung eine l~unk- tion des endogenen Sto]]wechsels ist. Eine naheliegende Annahme ist, daB der Guanidinkern des Kreatins sich vom Arginin, der 7-Guanidino-y herleite. Sie isr nach Un• suchungen von KOSSEL und seinen Schiilern das weitestverbreitete von den Spaltungsprodukten des Eiweil3es. Aber schon JAFF~ bat den Gedanken der Entstehung des Kreatins aus Arginin fallen lassen, weil es n~mlich nicht gelungen ist, die Guanidin-Essigsaure oder -Buttersiiure Ms Zwisehenprodukt des oxydativen Arginin- abbaues im Organismus zu fassen. AuBerdem gelang es K. THOMAS und GOERNE s) ~) bei Durchblutungsversuchen an fiberlebenden ttundemuskeln mit 7-GuanidobuttersAure nicht, den Abbau dieser Substanz zu t™ darzutun. Auch die methylierte Substapz ffihrte im Tierversuch zu keiner Vermehrung der Kreatininaus- seheidung. Neuerdings bat OTTO RIESS~R in Anlehmmg an die von JAFF~ auIgestellte Hypothese der Ents tehung des Glykocya- tains (Guanidinessigs~ure) aus Cyanamid und Glykokoll gezeigt, dal3 die gleiche :Reaktion auch mit Harnstoff und Glykokoll vor sich geht, indem Harnstoff nnter Abgabe von HaO in s fibergeht Das aus Harnstoff und Glykokoll gebildete Glykocyamin wird dann unter naehtr~glicher Methylieruug zu Kreatin tibergeffihrt. Die direkte Synthese des I™ aus Sarkosin (Methylglykokolt) und Cyanamid wu�9 bereits von VOL~tA~D dargetan. In Ahnlieher Weise stellt RIESSER 1~ sichdie Synthese des I™ aus Harnstoff und Cholin (resp. Betain) unter Abspaltung von Methylalkohol vor. In der Tat erzielte er durch Injektion von Cholin (2, 5 g in Dosen vou o,5 g innerhalb 4 8 Stunden) Kreatinzunahmen der

lVluskulatur bis I5,7%. U~aNO n) zeigte ira tIofmeistersehen Laboratorium, dag der

frische Muskel in bezug auf die Abgabe des Kreatins sich bel der Dialyse vom abgestorbenen verschieden verhMt. Im ]rgsehen Muskel ist das Kreatin zum grol3en Teile in einer adialysablen Form vor- handen. Durch Kochen oder meehanische Zertrgmn~erung des Mua- kels wird das nichtdialysable Kreatin in dialysables umgewandelt. Ich bezeichne diese noch unbekannte Vorstufe des Kreatins mit dem niehts pr~judizierenden Ausdruck Kreatinogen. Beim Lageru auf Eis erfolgt eine allmahliche Umwandlung des Kreatinogens in Kreatin. Unter ~welcheli Bedingungen sich diese Um-

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wandlung im lebende~ K6rper vollzieht, wissen wir nicht. Im be- sonderen sind diese Umwandlungsverh/~Itnisse ira arbeitenden Muskel bis heure in tiefes Dunkel gehi/ilt. Hier miissen die ]3emt~- hungen einsetzen, die das Schicksal des I™ w~hrend und nach der Arbeit aufhellen wollen.

Beziiglich des Auftretens von Kreatin im Harn sind die gegen- seitigen Umwandlungsverh~ltnisse von I™ und I™ von Bedeutung. Zum Urin in saurer Reaktion zugesetztes I™ wird nieht ver/indert. Noch nach Tagen kann der sich aus der prMormierten und der zugesestzten Menge sich ergebende Kreatinin- wert gefunden werden (HAHN und BAI~KAN). Setzt man zum sterilen Harn des Erwachsenen I™ so findet sich innerhalb 24- und 48 stiindiger Bebrfitung keine &nderung des I™ und I™ ningehalts (BEVMER). Es ist dies frit die Bedeutung der Kreatin- befnnde ira Harn von "Wichtigkeit, weiI damit die Abwesenheit Kreatin in I™ nmwandelnder Fermente sichergestellt ist.

Die Beziehungen der endogenen Kreatininausscheidu~g zut K5rper- konstitution.

Vergleicht man die endogenen Harnkreatininwerte bel muskel- starken Individnen einerseits und muskelschwachen t~-obanden andererseits, so zeigt sich, daB pro K6rperkilo das muskelstarke stets erheblich mehr Kreatinin ausscheidet als ein gleichschweres, aber muskelschwaches Individuum. Bezeichnet man die Anzahl der pro Kilogramm K6rpergewicht ausgeschiedenen Milligramm

Der Kreatininkoeffizient als Indexzahl frit

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system abh/ingige Funktion aufzufassen sein. Mit de�9 Zunahme dieses Tonus soli nach den Vorstellungen von PEKELHARING und RIESS~R die t™ des Muskels erheblich wachsen. Diese Anschauung beruht auf dem Nachweis, daB zentralsympa- thisch erregende Gifte, wie Tetrahydronaphthylamin und Coffein die Menge des Muskelkreatins stark erh6hen. Auch das sympathicus- reizende Adrenalin, das Veratrin und Nicotin und CaCla wirken einerseits tonussteigernd, andererseits kreatinvermehrend. Auch bei der Enthirnungsstarre und der Muskelstarre bei Tetanus- infektion wurde eine Zunahme des Kreatins gesehen. Dieser Zu- nahme des Muskelkreatins entsprach nach li~ngerem Einhalten straffer K6rperhaltung eine u des IKreatinins im Harn. Unter dem bisher vorliegenden Material sind die physiologisch vor- kommenden dauernden Verkiirzungszust~mde des Muskels bisher wenig untersucht. I™ hat an einem typischen Beispiel von Dauer- verkiirzung, n/~mlich bei dem sogenannten Umklamme�9 die tonisch verkiirzten Muskeln der vorderen Extremit~t des Frosches auf ihren t™ untersucht. ZumVergleich wurden die Hinterbeinmuskeln, welche nicht in tonischer Verkfirzung sich befanden, herangezogen. Die Untersuchung ergab das unerwartete Resultat, daB der Kreatingehalt der umklammernden Muskeln regelm~Big wesentlich geringer war als jener der ruhenden. Es ist dabei zu bedenken, daB, wie KAHN 15) hervorhebt, im blut- durchstr6mten Muskel der Kreatingehalt nichts ~ber die Kreatin- bildung auszusagen braucht. Eine st/~rkere Durchblutung der im

die quanti tat ive Bewertung der Muskulatur.

Mittehverte aus den Zahlen der Tabelle:

I I I I I IV V Vl ! VII I VI I I 1 I X

43 Jahre alter 43 Jahre alter 26 Jahre airer 59 Jahre alter 52 J. alter Mann 154J. alteFraumit] 45 Jahre airer I ~9 Jahre altes Mann mit sehr Mann, Kessel- Mann. Mann, kr~ftiger mit schwacher Adipositasuniver- I abgemagerter I Miidchen, kr~ftiger Mus- schmied, mit Sehr muskulSser Bauernkneeht Muskulatur und salis und schlecht I Mann mit gut- J Adipositas dolo-

kulatur krfiftiger Mus- Schlosser stark entwickel- entwickelter Mus- erhaltener Mus- rosa kulatur rem Fettpolster kulatur kulatur

K6rpergewicht . . . 91,6 6o,5 81.2 K6rpergr6Be . . . . . 177,0 17 o, 5 180,0

Gesamtkreatininmenge 1,777 1,499 1,755 Kreatininkoeffizient 19,4 24, I 21,6 Kreatininquofient 6, 2 9,6 9, 3

Fiarnkreatinin als Kreatininkoeffizienten, so zeigt sich, wie mieh eigene Untersuchungen fiber ,,die Bedeutung des Kreatininkoeffi- zienten fiir die quanti tat ive Bewertung der Muskulatur Ms K6rper- gewichtskomponente" lehrten, daB der Kreatininkoef�9 stets bel Abwesenheit von mnskelstoffwechselst6renden Momenten bel muskelkrAftigen Individuen hoch, bei muskelschwachen Individuen niedrig liegt. Wenn die Hauptquelle des Harnkreatins das Muskel- kreatin ist, muB iiberall da, wo wenig Muskelgewebe vorhanden, der Muskelanteil also gegent�8 den anderen I™ nenten vermindert ist, ein niedriger I™ resultieren, und der Kreatininanteil am Harnstickstoff kann ceteris paribus ein nur geringer sein. Md, ne Untersuchungen waren darauf ge- richtet, den Kreatininkoeffizienten als Indexzahl ffir die quantita- tive Bewertung der Muskulatur Ms K6rpergewichtskomponente zu verwerten. Unter den obengenannten Einschr~nkungen seheint das durchaus m6glich. SCI~IFF und BALINT 5~) an der Czernyschen Klinik haben diesen Gedanken weiter verfolgt. Ste best~tigen meine Auf- fassnng, dag der KreatininkoeIfizient als ein Index ffir die :Beteili- gung der Muskelmasse am K6rpergewieht angesehen werden kann. So ha t te z. 13. ein Kind mit stark entwiekelter Muskulatur, das an Idiotie lift, einen Kreatininkoeffizienten von 4 o, 5. Ein I™ mit exsu- dativer Diathese und past6s› Habitus ha t te bei gleichem K6rper- gewicht einen Gesamtkreatininkoeffizienten von 21,3. Es ist also niehL wie FoLnq !riiher meinte: ,,The chief factor determining the amount of k rea t in in diminated appears fo be the weight of the person." Die Beziehungen zut Gesamtmuskelmasse machen es verst~ndlich, daB Frauen ira allgemeinen niedrigere Kreatinin- koeffizie~ten geben Ms M~nner, bettl~gerige Menschen mit atrophischer Muskulatur kleinere als Leute, die sich Bewegung machen und ihre Muskeln gebrauchen.

Die Beziehu~wen des Kreatininsto]]wechsels zut To~us]rage. Nach der -con DE Bo:aR entwickelten Hypothese soli der Tonus

der quergestreiften Muskulatur als eine vom sympathischen Nerven-

i 63,I 94,8 IOI,O 66,7 I 54, ~ J

I65,o 172,0 155,o I77,o 152,5 L36o 0,809 0,824 1,442 ] 0,584

21,6 8,I 8~2 21,7 I 10,8

7,2 3,9 4,0 5,3 , 6,4

Umklammerungstonus befindlichen Muskulatur k6nnte aueh bel regerer Kreatinbildung zu einer Verarmung des Muskels an Kreatin ftihren. Dieser Befund spricht eher gegen die Pekelharingsche Anffassung. Neuere Untersuchungen von RIESSER zeigen aber, daB der I™ der verschiedenen Muskeln ungleich ist und der der Vorderbeine der Fr6sche stets niedriger liegt als der der Hinterbeine; damit sind die von KAHX gemachten SchluB- folgerungen hinffdilig. Die Hauptsti~tze fiir die kreatinvermeh- rende Wirkung der Tonuserh6hung im Muskel fand PEKELttARING bel Iolgender Versuchsanordnung: Er durchschnitt nach SHER- RINGTON bel Katzen den Gehirnstamm in der Gegend der hinteren Corpora quadrigemina. Kurze Zeit nach dieser Operation t r i t t die sogenannte , ,Enthirnungsstarre" (Decerebrate rigidity) auf, die er als ,,eine dauernde tonischeVerkiirzung bestimmter Muskel- gruppen, unter denen die Streckmuskeln der GliedmaBen sowie die Heber x, on Kopf und Nacken besonders betroffen werden", auffaBt. Dieser Zustand ist abhgngig von sensiblen Impulsen, die in den befallenen K6rperteilen selbst entstehen und auf dem Wege der afferenten Nerven dem Rfickenmark zustr6men. Durchschnei- dung der hinteren Wurzeln hebt diesen Znstand ira zugeh6rigen Versorgungsgebiet auf resp. ]~tBt ihn gar nicht zustandekommen. Vergleichende Untersuchungen in den schlaffen und tonisch starren Muskeln ergaben folgendes:

Milligramme Kreatinin pro I g Muskel:

I . . . . . . . . . .

II . . . . . . . . . . I I I . . . . . . . . . . IV . . . . . . . . . .

~T . . . . . . . . . .

Tonus

3,690 4, 340 4,219 3,806 3,I98

Schlaff

3,090 3,848 3,902 3,185 2,963

Differenz

o,6oo 0 , 4 9 2 o,317 O,621 0,235

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Gegen die T0nushypothese des Kreatinstoffwechsels sind in ji~ngster Zeit gewichtige Einwande gemacht worden. Zun~chst betonen DussER DE BARENNE and COHEN TERVAERT16), daB die Fortnahme des Sympathicus nicht von einer merkbaren Abnahme des Muskeltonus befolgt zu sein braucht. Sie lassen den Aus- drnck tonische Innervation ganz fallen und sprechen von kon- Nnuierlichen und phasisehen Hyperinnervationen. Ihre mit ein- wandfreier Technik durchgefiihrten Untersuchungen ergeben, daB die Enthirnungsstarre den t™ der quergestreiften Muskeln, als Gesamtkreatinin bestimmt, unverXndert laBt. Die entsprechenden Versuche ergaben zwar auch einen Unterschied in dem Kreatingehalt des starren und des schlaffen Muskels, derselbe wird aber nicht durch eine Vermehrung auf der Seite, in weleher die Enthirnungsstarre wirksam war, sondern durch eine Verminderung in der durch die Durchschneidung der hinteren Wurzeln erschlafften Muskulatur bedingt, Tieren,. denen nach SItERRINGTONS Methode das Rtickenmark ara ersten Cerviealseg- ment durchschnitten war, wurde der zentrale Stumpf des durch- schnittenen Nervus peroneus l~ngere Zeit rhythmiseh faradisch gereizt. Vorher wurde der Gastrocnemius der kontralateralen Seite exstirpiert und nach Ablauf der Versuche der Gastrocnemius der gereizten und der ungereizten Seite vergleichsweise auf I™ nntersucht. Dabei ergah sich, daB der t™ der Muskeln durch diese phasische Hyperinnervation sich nicht in eindeutiger Weise ver~ndert. Wurde aber die kontinuierliche Hyperinner- vation bei der Enthirnungsstarre mit der phasischen Innervation

kombiniert, dann t ra t eine deutliche Erh6hung des Muskel- kreatins auf.

RII~SSER zweifelt auf Grnnd seiner Befunde tiber die Kreatinver- teilung neuerdings gleiclifalls, ob sieh die Hypothese von der Bedeu- tung des I™ ftir den,,Tonusstoffwechsel" aufrecht erhalten 1~t31.

Ein weiterer Befund, der mit der Tonushypothese des t™171 tinstoffweehsels schwer in Einklang zu bringen ist, ist die Tatsache, dag die glatte Muskulatur, deren Verktirzungszustand am ehesten dem gleichkommt, was wir als Tonus der quergestreiften Muskulatur bezeichnen, einen sehr geringen t™ aufweist. Eigene, ara Uterus des Menschen und des Rindes durchgefiihrte Bestim- mungen lehrten mich, daB der Gesamtkrea~iningehalt der Uterus- muskulatur nur eine geringen Teil derjenigen der quergestreiften Muskulatur betrXg�9 Das gleiche fanden SAIXI, CAB:ELLA, BEl{ER, RIESSER. Zudem zeigen, wie spXter noch zu er6rtern sein wird, Zust~inde, welche mit typischer Tonussteigerung einhergehen, durchaus nicht ein gleichsinniges Verhalten beztiglieh der Kreatin- und Kreatininausseheidung.

Zusammenfassend 15A31 sich sagen~ dal3 die Hypothese eines besonderen Tonusstoffwechsels in bezug auf den t™ durch die neuesten tierexperimentellen Untersuehungen und klinische Erfahrungen erschtittert ist; die Diskussion wird er- schwert durch den Mangel einer scharfen Definition des Tonus- begriffs, besonders nachdem sich gezeigt hat, daB auch das Elektro- myogramm eine strenge Trennung zwischen Tonus und Tetanus nicht durchfiihren 1/tBt. (SehluB folgt.)

E I N Z E L R E F E R A T E UND

ALLGEMEINES. O Die allgemeine Biologie als Lehrgegenstand des medizinischen Studiums. Ein Gutachten yorgelegt den Regierungen Mittel- europas. Von VLAD. RUZICKA. (Vortr/ige und Aufsgtze liber Entwicklungsmechanik der Organismen. Hrsg. v. Wilhelm Roux, HeIt 29. ) 32 S. Berlin: Julius Springer 1922. Geh. Grundzahl 1,5.

In der um die Reform des medizinischen Studiums, besonders der naturwissenschaftlichen Vorbildung, gefiihrten Diskussion ergreift der Vert. das Wort zugunsten der allgemeinen Biologie an Stelte der Botanik und Zoologie. Die Biologie soli ein selbst/in- diges Lehrfach der medizinischen Fakult/iten und ihrem Vertreter das uneingeschrS.nkte und einzige Prfifungsrecht einger/iumt wer- den. Verlangt wird eine fiinfstfindige, /iber zwei Semester sich er- sCreckende Vorlesung mit einem zweistiindigen einsemesterigen Praktikum und dazu in Stichworten ein Programm gegeben. Der Verf. geht von den in Osterreich und seinen Folgestaaten bestehen- den VerhSltnissen aus. Uber die Lage in Deutschland und der Schweiz siehe des Nef. Darstellung iiber die allgemeine und ex- perimentelle Biologie bei der Neuordnung des medizinischen Studiums. (Jena t92I.) SCI~AXEL, Jena. O The medieal department of the United States army in the world war. Vol. XV. Statistics. Part I : Army anthropology. By CHARLES B. DAVENPORT and ALBERT G. LOVE. 635 S. VCashington: Government printing office 1921.

Es handelt sich hier um eine sehr sorgf~ltige Stafistik iiber die an den Angeh6rigen der amerikanischen Armee von Fachleuten vorgenommenen anthropologischen Messungen. Gr6ge, Gewicht, Brustumfang, Gesamtbau, daneben zahlreiche EinzelmaBe wurden an einer Million Rekruten und unter besonderer Beriicksichtigung krankhafter Antagen an einer weiteren Million Eingestellter, schlieBlich noch an einer Million Demobilisierter gemessen. Be- merkenswert sind die Vergleiche mit den Zahlen aus dem Bfirger- kriege. Die DurchschnittsgrSBe ist nahezu die gleiche geblieben (1,174 m). Das Durchschnittsgewicht hat von 136,o 5 auI 141,54 Pfund zugenommen usw. Besonderer Wert wurde auf vergleichende Messungen der Weil3en und der Neger gelegt. Aber auch die ein- zelnen Nationen wurden genau ber/icksichtigt, ebenso die Vertei- lung der einzelnen anthropologischen Merkmale anf die verschie- denen Staaten Nordamerikas. So n immt - - trotz des Rassenge- misches - - die K6rpergr613e von den nlehr n6rdlichen Staaten nach den Sfidstaaten immer zu. In den Zeiten des Bfirgerkrieges lagen ganz andere Verh/~ltnisse �87 Die Grfinde dieser Ver- schiebung werden er6rtert. Wegen der :Einzelheiten muB auf das Werk selbst verwiesen werden. Bei dem Gewicht spielt die Phthise bereits eine merkbare Rolle, Dieser Umstand zwang zur genauen Berflcksichtigung der pathologischen Erscheinungen iiberhaupt. Es werden die Zah lder Phthisiker (IO 7Ol), ihre MaBe und Gewiehte (gr6Bere H6he, geringeres Gewicht als der Durchschnitt), ihre Ver- tš auf die einzelnen Staaten mitgeteilt, t™ fanden sich 7o99. DurchschnittsgrSBe /iber dem Standard. Skandinavier be-

BUCHBESPRECHUNGEN. sonders befallen. Die I™ stalnm%~ vor allem aus den Staaten Wisconsin und Minnesota. Basedow hat ten 262o Mann. AuI- �9 ist die Angabe, daB Basedow haupts/ichlich in der Kropf- gegend vorkomme. Es folgen Angaben /iber Myopie, Hyperopie und Astigmatismus. Wichtiger erscheint die Angabe flber das Vorkommen der hypertrophischen Tonsillen. Sie fanden sich nur bei 32 792 Mann nnter einer 5Iillion Rekruten. Da man heure versucht, die hypertrophischen Tonsillen als Zeichen des St” lymphaticus zu einem Normalzustand zu stempeln, so geben die amerikanischen ZaMen zn denken. Die folgenden Angaben fiber die H/hlfigkeit der Herzfehler, des Asthmas haben nur statisfisches Interesse. Wichtiger ist der Befund an Caries der Z/ihne. An sich ist die Zahl der Cari6sen sehr gering, etwa I8 ooo auf 2 Millionen. Unter diesen Cari6sen sind nur sehr wenig die Deutschen und Skandinavier vertreten, ara h//ufigsten die Franzosen. Die letzten Kapitel betreffen die Hernien, den Kryptorchismus, die Fet tsucht usw. Die Sorgfalt, mit welcher hier das soldatische Material fiir die Beantwortung wissenschaftlicher Fragen herangezogen worden ist, verdient Mies Lob. L. ASCHOFF, Freiburg.

BAKTERIOLOGIE UND SEROLOGIE. (D L e Bact› Son rSle dans l 'immunit› (Der Bakteriophage und seine Bedeutung ftir die Immunit~it.) Von F. d 'HERELLE. Masson & Cie. 192I.

In dieser Monographie faim d'HlgRELL]-: aile Mitteilungen zusammen, wetche er im Zeitraume von 1917--1921 /iber das Wesen und die Bedingungen des von TWORT und ihm entdeckten Ph/inomens der Bakteriophagie in verschiedenen Zeitschriften ver6ffentlicht hat. Er bemiiht sich zu zeigen, wie er, ohne von einer vorgefal3ten Meinung beherrscht zu sein, durch die Macht der Tatsachen zu der Uberzeugung gebracht wnrde, dag die Ur- sache der fibertragbaren Lyse in einem obligaten Endoparasiten der Bakterien von submikroskopischer Dimension gesucht werden ratisse; die Ergebnisse seiner auBerordentlich intensiven experi- mentellen T/itigkeit, in deren UmIang etst dieses Buch Einblick verschafft, scheinen ihm in ihrer Totalit~t nur mit seiner Kon- zeption vereinbar und nicht ganz mit Unrecht tadelt el an seinen Gegnern, dag sie die von ihm geleistete, hSchst anerkennenswerte Arbeit bel der Formulierung abweichender Theorien nicht geniigend berficksichtigen, ja vielfach die Widerlegung von TatbestS~nden untellassen. Die Eigenschaften der Bakteriophagen, die Methoden ihrer Isolierung und ihres quantitativen Nachweises, die tReziprozi- t/~t ihres Verh~iltnisses zu den Bakterien, die Schwankungen ihrer XVirkungsintensitš der Ablauf der Bakteriolyse, die E~• resistenter Bakterienrassen, die ~rirkungen der antibakteriophagen Sera werden eingehend und unter Wiedergabe zahlreicher genauer Versuchsprotokolle analysiert; am Schtusse des 4. Kapitels des ersten Telles werden da~ar~ noehmals alle Argumente zngunsten der belebten Ne�8 des bakteriophagen Agens .eingehend gewfirdigt. Der zweite Teil handelt von der Rolle der Bakteri0phagen in der

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