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Kne,rs SrscBN-WITrcpNsrprN Der Kreis Siegen-Wittgenstein - eine Binführung Der Kreis Siegen-Wittgenstein ist durch die kommunale Gebietsreform in Nordrhein-Westfa- len entstanden. Am 01.01.1975 wurden der Kreis Siegen - 1815 aus dem ehemaligen Fürstentum Nassau-Siegen gebildet und 1817 der preußi- schen Provinz Westfalen zugeteilt - und der Kreis Wittgenstein - 1816 aus den beiden Grafschaften Sayn-Wittgenstein-Berleburg und Sayn-Wittgen- stein-Hohenstein hervorgegangen und ebenfalls Westfalen zugeordnet - zum neuen Kreis Siegen zusammengefaßt. Auf Wunsch der Wittgenstei- ner Bevölkerung, der Eigenart und Eigenständig- keit Wittgensteins auch im Namen des Kreises Ausdruck zu verleihen, erfolgte am 01.01.1984 die Umbenennung in Kreis Siegen-Wittgenstein. Seine Fläche beträgt l.l3l,4 qkm (Siegen: 649,6 qkm - 5l ,4Vo; Wittgenstein: 481,8 ekm = 42,6Vo). Am 30.06.1994 zählte er 298.698 Ein- wohner (Siegen: 253.726 E. = 84,97oi Wittgen- stein: 44.912 E. = 15,lVo). Die historisch ge- wachsene Eigenart der beiden Teilräume Siegen bzw. Siegerland und Wittgenstein wird auch in der unterschiedlichen Bevölkerungsdichte deut- lich. Sie beträgt - bei einem Wert für den ge- samten Kreis von 264 E.lqkm - für das Sieger- land 390 E./qkm und für Wittgenstein nur 93 E./qkm. Der Kreis liegt im Nordostflügel des Rheini- schen Schiefergebirges, im sog. Bergisch-Sauer- ländischen Gebirge oder Süderbergland, und zwar im Südosten dieses Großraumes. Benach- barte naturräumliche Haupteinheiten sind im Südwesten das Mittelsieg-Bergland, im Westen und Nordwesten das Südsauerländer Bergland und im Osten der Ostsauerländer Gebirgsrand. Im Süden und Südosten grenzt er an den Groß- raum des Westerwaldes. und zwar an dessen na- turräumliche Haupteinheiten Hoher Westerwald, Dilltal und Lahn-Dill-Bersland. Der Kreis besteht aus zwei Gebirgskammern in unterschiedlichen Höhenlagen. Die westliche Kammer, der ehemalige Kreis Siegen, entspricht der naturräumlichen Haupteinheit "Siegerland" bzw. "Siegerländer Bergland". Die östliche, die "Wittgensteiner Kammer" im Altkreis Wittgen- stein, gehört fast ganz zur naturräumlichen Haupteinheit "Rothaargebirge", an der außerdem noch das Hochsauerland in den Nachbarkreisen Olpe und Hochsauerlandkreis Anteil hat. Die bei- den Gebirgskammern werden von den südwestli- chen Ausläufern des Rothaargebirges, einer mar- kanten, hier in NW-SO-Richtung verlaufenden Schwelle mit Höhen von über 670 m. voneinan- der getrennt. Diese Schwelle ist zugleich Wasser- scheide zwischen der Sieg einerseits und der Eder und Lahn andererseits, die die beiden Ge- birgskammern entwässern. Das Siegerland deckt sich mit der großen Quellmulde der Sieg. Ihre Randhöhen steigen im Norden und Osten auf über 650 m, im Süden auf über 620 m und im Westen auf über 480 m an (Abb. 1). Im Innern ist das bis 500 m hohe Bergland durch die Sieg und ihre Zuflüsse vielfach zertalt und kleinräumig ge- kammert. Die Sieg, ihr einziger natürlicher Aus- fluß, durchbricht in einem Engtal die Randhöhen im Südwesten auf einer Höhe von 220 m und fließt in den Rhein. Die Wittgensteiner Kammer, eine bergig-hügelige Hochmulde mit Höhen von über 600 m, deren höchste Randhöhen im Nord- westen und Norden auf über 700 m aufragen, hat zwei Ausflüsse im Osten. Der südliche Ausfluß, die Lahn, tritt auf einer Höhe von 300 m aus und wendet sich zum Rhein; der nördliche, die Eder, gehört zum Einzugsgebiet der Weser und verläßt den Kreis auf einer Höhe von 350 m (Abb. 1). Aufgrund der unterschiedlichen Höhenlagen sin- ken die Jahresmittel der Temperatur von 7-8"C im Siegerland auf 6-7'C innerhalb der Wittgen- steiner Kammer und auf 5-6'C auf den Rothaar- höhen. Umgekehrt steigen die Jahresniederschlä- ge von den tiefstgelegenen Tälern des Siegerlan- des und des Wittgensteiner Landes von 900- 1.000 mm bis zu den Höhen des Rothaargebirges auf 1.200-1.300 mm an. Hinsichtlich der Flächennutzung ist der Kreis überwiegend ein ländlicher Raum. Der Wald, in dem das Nadelholz mit mehr als 60Vo überwiegt, bedeckt rund 657o des Kreisgebietes. Die land- wirtschaftliche Fläche, an der das Grünland einen Anteil von ca. 807o hat, und andere naturnahe Flächen umfassen dazu noch ca.23Vo des Krei- ses. Wegen des hohen Anteils naturnaher Flächen sind 708,9 qkm (= 62,7Vo) Natur- und Land- schaftsschutzgebiete. Allein 681 qkm (= 60,2Vo) gehören zum Naturpark Rothaargebirge (Stand 1994). Aus diesem Grund ist der Kreis auch Fremdenverkehrsgebiet mit besonderer therapeu- tischer Bedeutung für Erholung und Rekonvales- zenz. Im Jahre 1993 wurden 1.155.957 Frem- denübernachtungen gezählt, davon 795.993 (= 68,9Vo) im Wittgensteiner Land, woran die beiden Kneippheilbäder Bad Berleburg und Bad Laasphe den weitaus größten Anteil hatten. Trotz der Dominanz der naturnahen Flächennutzungen hat die Land- und Forstwirtschaft nur geringe Be- deutung. Am 31.12.1993 waren 53,87o der 134.97 6 Erwerbstätisen im Dienstleistunessek- von Hartmut Eichenauer

Der Kreis Siegen-Wittgenstein - eine Binführung Hartmut · Kne,rs SrscBN-WITrcpNsrprN Der Kreis Siegen-Wittgenstein - eine Binführung Der Kreis Siegen-Wittgenstein ist durch die

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Kne,rs SrscBN-WITrcpNsrprN

Der Kreis Siegen-Wittgenstein - eine Binführung

Der Kreis Siegen-Wittgenstein ist durch diekommunale Gebietsreform in Nordrhein-Westfa-len entstanden. Am 01.01.1975 wurden der KreisSiegen - 1815 aus dem ehemaligen FürstentumNassau-Siegen gebildet und 1817 der preußi-schen Provinz Westfalen zugeteilt - und der KreisWittgenstein - 1816 aus den beiden GrafschaftenSayn-Wittgenstein-Berleburg und Sayn-Wittgen-stein-Hohenstein hervorgegangen und ebenfallsWestfalen zugeordnet - zum neuen Kreis Siegenzusammengefaßt. Auf Wunsch der Wittgenstei-ner Bevölkerung, der Eigenart und Eigenständig-keit Wittgensteins auch im Namen des KreisesAusdruck zu verleihen, erfolgte am 01.01.1984die Umbenennung in Kreis Siegen-Wittgenstein.Seine Fläche beträgt l.l3l,4 qkm (Siegen: 649,6qkm - 5l ,4Vo; Wittgenstein: 481,8 ekm =42,6Vo). Am 30.06.1994 zählte er 298.698 Ein-wohner (Siegen: 253.726 E. = 84,97oi Wittgen-stein: 44.912 E. = 15,lVo). Die historisch ge-wachsene Eigenart der beiden Teilräume Siegenbzw. Siegerland und Wittgenstein wird auch inder unterschiedlichen Bevölkerungsdichte deut-lich. Sie beträgt - bei einem Wert für den ge-samten Kreis von 264 E.lqkm - für das Sieger-land 390 E./qkm und für Wittgenstein nur93 E./qkm.

Der Kreis liegt im Nordostflügel des Rheini-schen Schiefergebirges, im sog. Bergisch-Sauer-ländischen Gebirge oder Süderbergland, undzwar im Südosten dieses Großraumes. Benach-barte naturräumliche Haupteinheiten sind imSüdwesten das Mittelsieg-Bergland, im Westenund Nordwesten das Südsauerländer Berglandund im Osten der Ostsauerländer Gebirgsrand.Im Süden und Südosten grenzt er an den Groß-raum des Westerwaldes. und zwar an dessen na-turräumliche Haupteinheiten Hoher Westerwald,Dilltal und Lahn-Dill-Bersland.

Der Kreis besteht aus zwei Gebirgskammernin unterschiedlichen Höhenlagen. Die westlicheKammer, der ehemalige Kreis Siegen, entsprichtder naturräumlichen Haupteinheit "Siegerland"bzw. "Siegerländer Bergland". Die östliche, die"Wittgensteiner Kammer" im Altkreis Wittgen-stein, gehört fast ganz zur naturräumlichenHaupteinheit "Rothaargebirge", an der außerdemnoch das Hochsauerland in den NachbarkreisenOlpe und Hochsauerlandkreis Anteil hat. Die bei-den Gebirgskammern werden von den südwestli-chen Ausläufern des Rothaargebirges, einer mar-kanten, hier in NW-SO-Richtung verlaufendenSchwelle mit Höhen von über 670 m. voneinan-

der getrennt. Diese Schwelle ist zugleich Wasser-scheide zwischen der Sieg einerseits und derEder und Lahn andererseits, die die beiden Ge-birgskammern entwässern. Das Siegerland decktsich mit der großen Quellmulde der Sieg. IhreRandhöhen steigen im Norden und Osten aufüber 650 m, im Süden auf über 620 m und imWesten auf über 480 m an (Abb. 1). Im Innern istdas bis 500 m hohe Bergland durch die Sieg undihre Zuflüsse vielfach zertalt und kleinräumig ge-kammert. Die Sieg, ihr einziger natürlicher Aus-fluß, durchbricht in einem Engtal die Randhöhenim Südwesten auf einer Höhe von 220 m undfließt in den Rhein. Die Wittgensteiner Kammer,eine bergig-hügelige Hochmulde mit Höhen vonüber 600 m, deren höchste Randhöhen im Nord-westen und Norden auf über 700 m aufragen, hatzwei Ausflüsse im Osten. Der südliche Ausfluß,die Lahn, tritt auf einer Höhe von 300 m aus undwendet sich zum Rhein; der nördliche, die Eder,gehört zum Einzugsgebiet der Weser und verläßtden Kreis auf einer Höhe von 350 m (Abb. 1).

Aufgrund der unterschiedlichen Höhenlagen sin-ken die Jahresmittel der Temperatur von 7-8"Cim Siegerland auf 6-7'C innerhalb der Wittgen-steiner Kammer und auf 5-6'C auf den Rothaar-höhen. Umgekehrt steigen die Jahresniederschlä-ge von den tiefstgelegenen Tälern des Siegerlan-des und des Wittgensteiner Landes von 900-1.000 mm bis zu den Höhen des Rothaargebirgesauf 1.200-1.300 mm an.

Hinsichtlich der Flächennutzung ist der Kreisüberwiegend ein ländlicher Raum. Der Wald, indem das Nadelholz mit mehr als 60Vo überwiegt,bedeckt rund 657o des Kreisgebietes. Die land-wirtschaftliche Fläche, an der das Grünland einenAnteil von ca. 807o hat, und andere naturnaheFlächen umfassen dazu noch ca.23Vo des Krei-ses. Wegen des hohen Anteils naturnaher Flächensind 708,9 qkm (= 62,7Vo) Natur- und Land-schaftsschutzgebiete. Allein 681 qkm (= 60,2Vo)

gehören zum Naturpark Rothaargebirge (Stand1994). Aus diesem Grund ist der Kreis auchFremdenverkehrsgebiet mit besonderer therapeu-tischer Bedeutung für Erholung und Rekonvales-zenz. Im Jahre 1993 wurden 1.155.957 Frem-denübernachtungen gezählt, davon 795.993(= 68,9Vo) im Wittgensteiner Land, woran diebeiden Kneippheilbäder Bad Berleburg und BadLaasphe den weitaus größten Anteil hatten. Trotzder Dominanz der naturnahen Flächennutzungenhat die Land- und Forstwirtschaft nur geringe Be-deutung. Am 31.12.1993 waren 53,87o der134.97 6 Erwerbstätisen im Dienstleistunessek-

von Hartmut Eichenauer

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Knnrs Srrce:{-WtrrcnrsrntN

Abb. l: Höhenschichtenkarte

tor. .1-5.lc/c in'r procluzierenden Sektor und nurl.lc/c it'r der Land- und Forstwirtschaft täti-e. Denproduzierenden Sektor prägen die Grundstoff-und Produktionsgüter- sowie die Investitionsgti-terindustrien: sie zählen mehr als 907c aller Indu-striebeschäfti-eten. Doch trotz der Gemeinsam-keiten in Flächennutzung und Wirtschaftsstrukturgliedert sich der Kreis - bedingt durch unter-schiedliche Lage, Landesnatur und Ressourcensowie nolitische. ökonomische und kulturelle

Entwicklung - in Teilriiume unterschiedlicherStruktur. Funktion und regionaler Identität. Auf'-

-crund der hohen Einwohner- und Arbeitsplatz-dichte zählt das westliche Siegerland, vor allerldie Stadt Siegen mit Teilen ihrer Nachbarge-meinden. zu den deutschen Verdichtungsgebie-ten. Das übri-ee Siegerland und vor allem das

Wittgensteiner Land sind wegen ihrer geringenDichtewerte der Gebietskategorie "LändlicherRaum" zuzurechnen. Das Verdichtunsssebiet im

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Fer

Bad (Berleburg

100

Eiserfeld

Kommunale Verwaltungs- Kommunale Verwaltungs-gliederung 1955 gliederung 1995

Grenzen Grenzen

-

Kreis / kreislr. Stadt

-

Kreis

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Amt / amtsfreie Gemeinde

-

Gemeinde

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Gemeinde

Verualtungssitze

(L Kreisvemaltungv

Q nmtsvemattung

Kreise,kreislr.Stadt o z 4 6 BKm!4.!| | Krers wrngenstern

f--l xr"i" si.s"nEntwurt: H. Eichenauer

LJ Kreisfr. Stadt Siegen Kartographie: ceogGp.hische Kommission

Abb. 2: Kommunale Verwaltungsgliederung 1955 und 1995

Westen des Kreises hat durch die elektrifiziertenBahnlinien Hagen-Siegen-Gießen und Siegen-Köln sowie durch die Bundesautobahn A 45(Sauerlandlinie) und die im benachbarten KreisOlpe nach Westen abzweigende A 4 eine guteLage im überregional bedeutsamen Verkehrsnetzzwischen den großen Verdichtungsräumen Ruhr-gebiet, Köln und Rhein-Main (vgl. Abb. 5). DasWittgensteiner Land dagegen liegt relativ ver-kehrsfern (vgl. Abb. 3).

Drei kommunale Gebietsreformen in den Jah-

ren 1966, 1969 und 1975 haben die historisch ge-

wachsene kommunale Verwaltungsstruktur tief-greifend verändert. Von ehemals 182 kommuna-len Gebietskörperschaften - 2 Kreisen, ll Am-tern, 169 Gemeinden und weiteren gemeindefrei-en Gebieten - sind nur noch l2 übriggeblieben: IKreis und l1 Gemeinden (Abb. 2). Die durch-schnittliche Fläche der Gemeinden wuchs von 6,7qkm (1961) auf 102,8 qkm (1994), die durch-

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Kasrs SrpcsN-WlrrcENsre,IN

I Gescntossen bebaute Fläche

Entwurl: H. Eichenauer

Straßen

I Bundesautobahn

:i::r: Bundesstraße

-

Sonstioe klassifiz.Straßd(Auswahl)

0

Eisenbahnllnlen

-

DB-Hauptstrecke, 2-gleisig,elektrifiziert

-

DB-Nebenstrecke, 1-gleisig,nicht elektrifiziert

-

Privatbahn. 1-oleisio. nicht1O km elektrifiziert (nür Gü'iärverkehr)

Grenzen

r

-. Lano

-

Kreis

Gemeinde

Kartographle: Geogr. Kommission für Westlalen

Abb. 3: Siedlungsstruktur und Verkehrsnetz

schnittliche Einwohnerzahl von 1.527 (1961) auf21 .154 (1994). Statt Heiligenborn im AltkreisWittgenstein mit 22 Einwohnern ist nun Erndte-brück mit 8.127 Einwohnern bevölkerungsmäßigdie kleinste Gemeinde. Die Kreisstadt Siegen,immer schon mit Abstand größte Gemeinde,wuchs durch Eingliederung von Nachbargemein-den von 49.404 ( l96l ) zur Großstadt mit 1 I I .936Einwohnern (1994); dadurch stieg ihr Anteil an

der Bevölkerung im neuen Kreisgebiet von

19,|Vo auf 31,5Vo. Ihre historisch eindeutige zen-

tralörtliche Bedeutung hat sich in unterschiedh-cher Weise entwickelt. Vor 200 Jahren war diealte Residenzstadt innerhalb des FürstentumsNassau-Siegen, das ganz auf sie zentriert war,konkurrenzlos das regionale Hauptzentrum. SeinVersorgungsbereich ging über die Grenzen des

Territoriums nicht hinaus. Im benachbarten Witt-gensteiner Land, das territorial zweigeteilt war,waren Berleburg und Laasphe Residenzen und

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Knnrs SrscEN-WrrrcnNSruN

Kreis Altenkirchen

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Die zentralörtliche Gliederungim Verf Iechtungsbereich

des Oberzentrums Siegen, 1990GRENZEN

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GEBIETSKATE@RIE (nach Land€splanu^s Xr)

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|\S]| | Landrich€ zon€

KartoqraPhie: €ichenäuer

Abb. 4: Zentralörtliche Gliederung

alleinige Zentr alorte der Grafschaften S ayn -Witt-genstein-Berleburg und Sayn-Wittgenstein-Ho-henstein. Inzwischen ist Siegen - neben Kreis-stadt auch Universitätsstadt und Sitz unterer Bun-des- und Landesbehörden sowie von Körper-schaften des öffentlichen Rechts und von Ver-bänden - solitäres Oberzentrum, dessen Einzugs-bereich über das neue Kreisgebiet hinaus in dieNachbarkreise der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen hinein-reicht (Abb. 4 u. 5). Es konkurrieren jedoch diedurch die kommunale Gebietsreform neu gebil-deten Gemeinden mit der Stadt Siegen auf mittel-zentraler Ebene. Im Wittgensteiner Land sind diealten Zentralorte Bad Berleburg und Lad LaaspheMittelzentren, auf die der überwiegende Teil ih-rer Bevölkerung sowie der NachbargemeindeErndtebrück orientiert ist. Im Siegerland habenmittlerweile neben der Stadt Siegen die neuenGemeinden Burbach, Freudenberg, Hilchenbach,Kreuztal, Netphen, Neunkirchen und Wilnsdorfvollständig oder teilweise mittelzentrale Bedeu-tung (Abb. 4). Sie binden einen großen Teil derregionalen Nachfrage, die vor Beginn der kom-munalen Gebietsreform überwiegend auf Siegen

ausgerichtet war.

Der Kreis Siegen-Wittgenstein ist Grenzraumim Dreiländereck Nordrhein-Westfalen, Hessenund Rheinland-Pfalz. Jenseits der 220 km langenKreisgrenze grenzen die hessischen Kreise Wal-deck-Frankenberg, Marburg-Biedenkopf und

Lahn-Dill-Kreis, die rheinland-pfiilzischen Krer-se Westerwaldkreis und Altenkirchen sowie in-nerhalb Nordrhein-Westfalens die Kreise Olpeund Hochsauerlandkreis an (Abb. 4). Noch vor200 Jahren waren Siegerland und WittgensteinerLand relativ geschlossene Räume gegenüber den

Nachbarterritorien, und auch in der neuen poli-tisch-administrativen Raumorganisation sind dieLandesgrenzen noch wirksame Trennlinien, überdie die Verwaltungsbezirke staatlicher Behördenund der funktionalen Selbstverwaltung nicht hin-ausreichen. Dagegen bildet der Kreis Olpe,früher als kurkölnisches Territorium vom nas-sauischen Siegerland durch die deutliche Territo-

osoest - -- oP"d"rborn\iDortmund \

Ni e f e r -\ .^vr

ebirge

Abb.5: Lage im Raum

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Kners Sir,cex-Wrrrcrn srr rrrr

rial-, Konfessions- und Sprachgrenze des sog."Kölschen Hecks" getrennt, mit dem Kreis Sie-gen-Wittgenstein bei zahlreichen unteren Bun-des- und Landesverbänden sowie Körperschaftendes öffentlichen Rechts und Verbänden eineneinheitlichen Verwaltunesbezirk.

Im Gegensatz zur politisch-administrativenRaumorganisation gibt es vielfältige wirtschaftli-che und zentralörtliche Beziehungen über dieLandesgrenzen hinweg, begünstigt durch über-örtlich und überregional bedeutsame Verkehrs-wege, so vor allem durch die Bahnlinien Siegen-Gießen, Siegen-Köln und Betzdorf-Neunkirchen-Burbach-Haiger sowie die Autobahn A 45. Diewirtschaftlichen Beziehungen, nämlich Konzern-und Firmenverflechtungen sowie Pendlerbezie-hungen, sind am engsten mit dem Ostteil des

rheinland-pfälzischen Kreises Altenkirchen, derseit langem mit dem alten Kreis Siegen zum"Siegerländer Wirtschaftsraum" gerechnet wird.Nennenswerte Berufspendlerverflechtungen gibtes dazu noch mit den Kreisen Marburg-Bieden-kopf und Lahn-Dill-Kreis in Hessen sowie demnordrhein-westfälischen Nachbarkreis Olpe. Zen-tralörtliche Beziehungen zu den Nachbarkreisenbestehen auf der grund- bzw. mittelzentralen undauf der oberzentralen Ebene. Während der Ein-zugsbereich des Oberzentrums Siegen in alleNachbarkreise hineinreicht, überschreitet dieNachfrage nur an wenigen Stellen in nennens-weftem Maße die Kreis- bzw. Landesgrenze zumnächstgelegenen Zentralort mit grund- bzw- mit-telzentraler Bedeutung; und zwar von Bad Laas-phe nach Wallau/Biedenkopf im Kreis Marburg-Biedenkopf und umgekehrt, von Burbach nachHaiger und Dillenburg im Lahn-Dill-Kreis, vonNeunkirchen nach Herdorf im Kreis Altenkir-chen und umgekehrt sowie aus der Verbandsge-meinde Kirchen im Kreis Altenkirchen nach Sie-

gen und Freudenberg (Abb.4). Politische und re-gionalplanerische Beziehungen gibt es zu denNachbarkreisen im Plangebiet des "Gebietsent-wicklungsplans Regierungsbezirk Arnsberg,Teilabschnitt Siegen-Wittgenstein/Olpe" sowieräumlich umfassender im "Raum Siegen-Betz-dorf-Dillenburg" der "GrenzüberschreitendenLandesplanung Hessen, Nordrhein-Westfalen,Rheinland-Pfalz".

Literatur

Becker, G., A. Mayr u. K. Temlitz (Hg.) (1989): Sauerland-Siegerland-Wittgenstein. Münster (= Spieker, 33)

Bürgener, M. (1969) (Bearb.): Die naturräumlichen Einhei-ten auf Blatt I l0 Arnsberg. Institut für Landeskunde (Hg.):Geographische Landesaufhahme I :200.000. NaturräumlicheGliederung Deutschlands. Bonn-Bad Godesberg

Eichenauer, H. (1983): Das zentralörtliche System nach derGebietsreform. Geographisch-empirische Wirkungsanalyseraumwirksamer Staatstätigkeit im Umland des Verdichtungs-gebietes Siegen. (= Beiträge zur Kommunalwissenschaft 11.

München

Eichenauer, H. (1991): Die Auswirkungen der kommunalenGebietsreform auf das Zentrensystem. Am Beispiel des Ober-zentrums Siegen und seines Versorgungsbereichs im Dreilän-dereck Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen.Westfälische Forschungen 4l, S. 44-64

Fischer, B. (1912) (Bearb.): Die natunäumlichen Einheitenauf Blatt 124 Siegen. Institut für Landeskunde (Hg.): Geogra-phische Landesaufnahme I :200.000. Naturräumliche Gliede-rung Deutschlands. Bonn-Bad Godesberg

Kreis Siegen-Wittgenstein. Der Oberkreisdirektor ( I 987):Umweltbericht des Kreises Siegen-Wittgenstein. Siegen

Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe (1 988): Struk-turgutachten über die Land- und Forstwirtschaft im Kreis Sie-gen-Wittgenstein. Münster

Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe (1992): DieLandwirtschafi im Kreis Siegen-Wittgenstein. Fortschreibung1992 des Strukturgutachtens von 1988. Münster

Siegerland Consult SIC (1990): Analysen zur Strukturent-wicklung in der Region Siegen-Wittgenstein. Teil l. Grund-strukturen: Wirtschaft und Beschäfiigung. Siegen