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Der Lauenburger Rufer Projekt zum Thema Denkmäler vom Geschichtsgrundkurs des 13. Jahrgangs am Otto-Hahn-Gymnasium Geesthacht Frühjahr 2006 Lehrkraft: Frau Falkson Autoren: Nino Hoffmann, Andreas Arvidsson, Fabian Fengler

Der Lauenburger Ruferkrais.de/downloads/rufer.pdf · Der Lauenburger Rufer - Projekt zum Thema Denkmäler im Geschichtsunterricht 5 Betrachten wir den Oberkörper von seiner linken

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  • Der Lauenburger Rufer

    Projekt zum Thema Denkmäler vom Geschichtsgrundkurs des 13. Jahrgangs am

    Otto-Hahn-Gymnasium Geesthacht

    Frühjahr 2006 Lehrkraft: Frau Falkson

    Autoren: Nino Hoffmann, Andreas Arvidsson, Fabian Fengler

  • Der Lauenburger Rufer - Projekt zum Thema Denkmäler im Geschichtsunterricht

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    1 Inhalt 1 Inhalt................................................................................................................................... 1 2 Lage des Denkmals ............................................................................................................ 2 3 Ikonographie und Ikonologie ............................................................................................. 4 4 Der Künstler ....................................................................................................................... 6 5 Entstehungsgeschichte ....................................................................................................... 7 6 Denkmalsinterpretationen ................................................................................................ 11 7 Quellen und Dank............................................................................................................. 13

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    Rufer

    Ruferplatz

    2 Lage des Denkmals Der Lauenburger Rufer steht in Lauenburg in der Altstadt direkt an der Elbe. In der Elbstraße, der Straße durch Lauenburgs malerische Altstadt, gibt es neben dem Rufer noch weitere Sehenswürdigkeiten, weswegen der Rufer von vielen Touristen bewundert wird. Direkt an dem nach dem Denkmal benannten Ruferplatz gibt es einen Schiffsanleger, von dem Ausflugsfahrten z.B. zum Schiffshebewerk in Scharnebeck gemacht werden können. Weiterhin gibt es die Möglichkeit im direkt an den Platz grenzenden Café „Zum Rufer“ mit Blick auf die Elbe zu essen und zu trinken. Mit Tischen und Stühlen vom Café und öffentlichen Bänken ist für Sitzmöglichkeiten auf dem Platz gesorgt. Die Fahnen von Deutschland, Schleswig-Holstein und Lauenburg wehen auf dem Platz im Wind. Der Rufer selbst steht in der Mitte des Platzes an der Elbe und blickt bzw. ruft über den Strom. Der Platz liegt zwar

    nicht im Stadtzentrum, aber Touristen, die die Altstadt besuchen, können den Rufer nicht übersehen.

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    Altstadt

    Lauenburg

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    3 Ikonographie und Ikonologie Der Rufer mit einer ungefähren Höhe von 185 cm ist eine Bronzeplastik, die mit Patina (grünlicher Überzug) beschichtet ist. Man kann erkennen, dass die Figur schon eine längere Zeit dort steht, d.h. sie ist mit der Zeit verwittert, ist aber trotzdem noch gut erhalten. Sie steht auf einem Podest aus Beton mit den Maßen 165x165x40cm, auf der eine Bronzetafel mit einer Inschrift befestigt ist. Von der Bauweise her lässt sich sagen, dass es ein Gemisch aus realistischer Plastik (19. Jahrhundert) und dem antiken Vorläufer ist. Ebenso deutet sie auf ein volkstümliches Werk hin. Bei der Betrachtung des Rufers erkennt man auf den ersten Blick, dass er schlank ist und die Haltung eines Rufenden einnimmt. Betrachtet man die Plastik von allen Seiten und besonders von vorne, so stellt man fest, dass die Gestaltung der Figur sehr realistisch mit der eines männlichen Körpers übereinstimmt, vor allem die Anatomie und die proportionsgemäße Darstellung der Kleidung. Der

    Rufer trägt eine Latzhose, Stiefel mit Krempen, ein hochgekrempeltes Hemd, eine „Elbschiffermütze“ und einen Schifferknoten. Man kann also sagen, dass der Rufer die typische Binnenschifferkleidung trägt. Die Gestaltung der freiliegenden Arme, Hals und Gesicht sowie die einfachen Formen des Rufers sorgen dafür, dass der Rufer jeden Menschen darstellen kann. Es ist auch kein Alter erkennbar. Hieraus folgt, dass dies eine Typisierung ist, d.h. er stellt kein Individuum dar, sondern eine Figur, die eine bestimmte Handlung ausführt. Die Typisierung wird auch dadurch unterstützt, dass wenig Details vorzufinden sind. Dies hat auch zur Folge, dass der Schwerpunkt bzw. Blick auf das Wesentliche gerichtet wird. Auf dem zweiten Blick erkennt man, dass der rechte Fuß mit der rechten Schulter eine Senkrechte bildet. Dies ist ein Kontrapost, da der linke Teil des Körpers angehoben ist. Die Füße sind so angeordnet und auf der Grundplatte aufgesetzt, dass sie mit der Platte verschmelzen. Besonders das Standbein sorgt für die Erdverbundenheit. Das Spielbein ist angehoben und der Fuß steht auf einem rd. 25 cm hohen Sockel. Der zweite Kontrapost besteht in der Anordnung der Füße, da der rechte Fuß in normaler Stellung nach vorne zeigt, während der linke Fuß mit 90° in die links drehende Richtung gerichtet ist.

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    Betrachten wir den Oberkörper von seiner linken Seite, so ist zu erkennen, dass der Rufer eine nach vorne rechts geneigte Haltung einnimmt. Es ist noch anzumerken, dass der linke Oberarm von der anatomischen Richtigkeit abweicht. Dies verstärkt aber den Ausdruck der Rufhaltung des gesamten Körpers. Durch den nach rechts gedrehten Körper kommen die Intensität und die Kraft des entschiedenen Rufes stärker zum Vorschein. Von hinten betrachtet, scheint der Rufer angespannt zu sein. Er ist auch einfach gestaltet, da wenig Falten der Kleidung vorzufinden sind. Dadurch wird auf der Vorderseite auf mehr Details geachtet. Aus dem Blickwinkel der rechten Seite des Rufers ist zu erkennen, dass er eine gewisse Lässigkeit ausstrahlt, indem der rechte Fuß und die Hüfte eine Senkrechte bilden und die Hüfte und der rechte Oberarm schräg nach rechts oben geneigt sind. Aus dieser Perspektive ist auch deutlich zu sehen, dass die linke Handkontur parallel zum Gesicht verläuft und

    dessen Daumen in Richtung Kinn zeigt.

    Ebenso zeigt der bronzefarbene rechte Daumen in eine ganz bestimmte Richtung. Er zeigt auf den linken Unterarm, wodurch ein Kreis gebildet wird. Der

    Daumen ist golden, da die Patinaschicht von Passanten abgerieben worden ist, da viele denken, dass es Glück brächte, wenn man den Daumen des Rufers reibt, wie bei der Till-Eulenspiegel-Plastik in Mölln. Die Finger der rechten Hand befinden sich in der Tasche der Latzhose. DD

    Das Gesicht des Rufers zeigt einen geöffneten und weitreichenden Blick. Dieser Blick korrespondiert mit dem Ruf, der durch den geöffneten Mund dargestellt wird. In die Fußplatte ist der Name des Künstlers, „Goedtke“ eingraviert.

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    Die Bronzetafel unter dem Rufer gibt einen Interpretationsansatz für die Plastik, indem der Rufer zu einem Schiffer gemacht wird. Was er denn nun ruft, wird durch drei verschiedene Fragen offen gelassen.

    4 Der Künstler Im Folgenden wird der Künstler Karlheinz Goedtke kurz vorgestellt, der die Ruferstatue geschaffen hat. Karlheinz Goedtke wurde am 15. April 1915 in Kattowitz geboren. Er absolvierte sowohl ein Studium an der Werkkunstschule in Stettin als auch eine Lehre als Steinbildhauer. Hinzu kam dann noch ein Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Sein erster öffentlicher Auftrag ist auch gleichzeitig einer seiner bekanntesten neben dem Lauenburger Rufer. Hierbei handelt es sich um “Till Eulenspiegel“, welcher auf dem Marktplatz in Mölln steht. In Mölln verbrachte Goedtke auch den Großteil seines Lebens, da er im Jahre 1951 nach Mölln zog und am 23. August 1995 auch in Mölln starb. Insgesamt hat Goedtke in seinem Leben über 200 Denkmäler geschaffen und erhielt auch zahlreiche Auszeichnungen. Dazu zählen unter anderem der Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf und der Kulturpreis der Stiftung Herzogtum Lauenburg.

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    Spendenquittungen und Sparkassenbuch

    Erster Entwurf

    5 Entstehungsgeschichte Die Geschichte vom Lauenburger Rufer beginnt im Jahre 1956. In diesem Jahr nahm der damalige Bürgermeister Richard Reuter Kontakt mit dem Bildhauer Karlheinz Goedtke auf. Denn Reuter war entschlossen dafür zu sorgen, dass Lauenburg, welches zu dieser Zeit über so gut wie kein nennenswertes Denkmal verfügte, endlich ein zur Stadt passendes Denkmal bekommt. Daher ging auch Reuter schon bald mit dem ersten Entwurf der Plastik auf Stimmenfang. Seine Bemühungen wurden auch belohnt, da er rasch den damaligen Magistrat und auch den Verschönerungsverein der Stadt für sein Projekt gewinnen konnte. Durch diese Unterstützung gestärkt, verfasste Reuter noch im Jahr 1956 einen öffentlichen Spendenaufruf an die Bevölkerung, welcher sehr schnell schon über 1000 DM einbrachte.

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    „Shipper“

    Der Künstler arbeitet an der Gipsform

    Doch neben der Unterstützung für sein Projekt gab es auch Widerstand in der Stadt. Denn der Lauenburger Schiffer-Verein hatte den Entwurf von Goedtke mit der Begründung, dass die Figur des Rufers einen “echten” Lauenburger Schiffer darstellen müsse, einstimmig abgelehnt. Ein weiteres Argument des Schiffer-Vereins war, dass die entworfene Figur zu mager sei und somit ein schlechtes Bild von der Gastfreundschaft in Lauenburg geben würde, was somit auch negative Folgen für den Fremdenverkehr haben könnte. Die Schiffer haben einen skizzenhaften Entwurf angefertigt, wie ihrer Meinung nach ein „Lauenburger Shipper“ aussehen müsste und diesen an den Magistrat der Stadt geschickt. Weiterhin kam die Idee auf, dass der „Rufer über den Strom“ das Kostüm der lustigen Person, dem Lauenburger Hanswurst tragen sollte, allerdings besteht das Kostüm nur aus bunten Stofffetzen, was bei einer Darstellung in einer Bronzeplastik schlecht darstellbar gewesen wäre, und Goedtke bemängelte, dass der Rufer dann der Till-Eulenspiegel Plastik zu ähnlich sehe. Es gab auch nach einer Ausschreibung noch andere Entwürfe für eine Bronzeplastik „Rufer über den Strom“, aber der Entwurf Goedtkes setzte sich letztendlich durch. Über den Standort jedoch gab es nie Diskussionen, denn dieser stand von Anfang an fest. Hierbei handelte es um den Dampferanlegeplatz, welcher seine eigene Geschichte hat. Denn von da aus ragte die “Steinkiste”, bei welcher es sich um eine historische Uferbefestigung handelt, in die Elbe hinein. Doch neben diesem Aspekt hat dieser Ort noch einen weiteren historischen Hintergrund, da genau an dieser Stelle die einzigen drei Häuser standen, welche beim Angriff der britischen Truppen im Jahre 1945 so stark beschädigt wurden, dass sie nicht wieder aufgebaut werden konnten. Auf Grund dessen entstand der freie Platz zur Elbe hin. Aber die Entscheidung über das genaue Aussehen des Denkmals fiel erst im Sommer 1958. Bei der damaligen Abstimmung wurde der Entwurf einstimmig angenommen, obwohl es gegen die Forderung des Schiffer-Vereins keine Änderungen am Entwurf gegeben hat. Die Lauenburger Schiffer haben sich anscheinend doch für den Goedtkes Entwurf begeistern lassen. Doch es gab noch ein großes Problem. Denn die 4000 DM, welche die Stadt zur Verfügung stellte, und die Spendensumme reichten nicht aus, um das Projekt abzuschließen. Somit mussten weitere Gelder von Kreis und Land beantragt werden. Ende 1958 hatte man dann die benötigten 7500 DM zusammen und man konnte somit Goedtke beauftragen, den Bronzeguss fertig stellen zu lassen.

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    Programm zur Einweihungsfeier

    Einweihungsfeier am Dampferanlegeplatz

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    Alt-Bürgermeister Reuter Enthüllung der Plastik

    aufgestellter Rufer

    Die feierliche Einweihung erfolgte dann am 23. März 1959. Anwesend waren zahlreiche Politiker von Stadt und Kreis, sowie der Künstler Goedtke und über 300 Bürger. Neben zahlreichen anderen Ansprachen hielt natürlich auch Alt-Bürgermeister Reuter eine Ansprache und brachte den Ruf des Rufers auf einen kurzen aber eindrucksvollen Satz: ,,Macht uns den Strom wieder frei!“

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    6 Denkmalsinterpretationen Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es mehrere Kriegerdenkmäler in Lauenburg, wie es überall in Deutschland üblich war. Nach dem Krieg unter der englischen Besatzungsmacht waren diese monumentalen Kriegerdenkmäler nicht mehr erwünscht und wurden daher abgerissen. In Lauenburg wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Denkmalskultur geschaffen, da nun das Bedürfnis entstand, die Lage Lauenburgs als Grenzstadt darzustellen, zunächst an der Zonengrenze, später dann am „Eisernen Vorhang“, der Grenze zwischen den Weltmächten und ihren Blöcken. Am 26. Oktober 1952 wurde auf dem Hasenberg, dem höchsten Punkt der Stadt Lauenburg, das „Kreuz des Ostens“ aufgestellt, das die Teilung Deutschlands mahnte, ein Ehrenmal für die Flüchtlinge war, die auf der Flucht vor der Roten Armee ihr Leben gelassen hatten und an die bei dem Arbeiteraufstand in der DDR am 17. Juni 1953 Gestorbenen erinnern sollte. In diese neue Denkmalskultur ist auch der Lauenburger Rufer einzuordnen. Die Idee zu der Bronzefigur „Rufer über den Strom“ veröffentlichte 1956 der amtierende Bürgermeister Lauenburgs, Richard Reuter. Von Anfang an war der „Rufer über den Strom“ so konzipiert, dass die Bedeutung der Figur weitgehend offen blieb. Sollte sie an die Fährverbindung erinnern, die vor dem Bau der Elbbrücke zwischen Hohnstorf und Lauenburg existierte? Die Fähre lag stets auf der anderen Elbseite in Hohnstorf und wenn jemand von Lauenburg auf die andere Seite gelangen wollte, war dort ein Mann, der dann über die Elbe rief: „Fährmann hol över!“ Oder sollte die Figur die Schiffer grüßen, die auf der Elbe an Lauenburg vorbeifahren, da die Schifffahrt Lauenburg zu einer reichen Stadt gemacht hatte? Vielleicht ist der „Rufer über den Strom“ als Wahrzeichen für Lauenburg errichtet worden, und stellt einen „Lauenburger Schipper“ dar. Die Schiffer sollen stets ein lustiger Haufen gewesen sein, dann machte der Rufer einen derben Spaß, da die Statue durchaus vergnügt aussieht. Der Platz, auf dem der Rufer steht, ist dadurch entstanden, dass drei Häuser direkt an der Elbe neben der alten Dampferanlegestelle in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs beim Beschuss Lauenburgs durch die Engländer zerstört und nicht wieder aufgebaut worden sind. Stellt der Rufer also ein Mahnmal gegen den Krieg und seine schrecklichen Auswirkungen dar? Die wichtigste historische Bedeutung hat der Rufer dadurch erhalten, dass der Alt-Bürgermeister Reuter ihm bei der Einweihung auf die Frage, was er denn rufe, die Worte „Macht uns den Strom wieder frei!“ in den Mund gelegt hat. „Möge nun der ,Rufer über den Strom’ den an Lauenburg vorbeifahrenden Schiffern einen Gruß von der alten Schifferstadt mit auf die Fahrt geben, damit sie auch weiterhin dem Schifferstand die Treue halten. Den Brüdern in der Zone aber möge er zurufen, auch die Treue ihrem Vaterland zu wahren und mitzuhelfen, dass die Zonengrenzen zugunsten eines endlich wieder geeinten Deutschlands bald fallen“, hieß es weiter in der Rede Reuters, was die Stimmung der Bevölkerung am Grenzstrom Elbe über die Bedeutung der Plastik zu der damaligen Zeit zusammenfasste. Schon vor der Fertigstellung der Bronzestatue verbreitete sich die Botschaft des Rufers, die Düsseldorferin Ida Elisabeth Blume schrieb dem Rufer ein Gedicht mit dem Titel „Der Rufer“:

    Du Rufer am breiten Strome ruf’ laut ins weite Land, daß tröstend die nahe Zone in Deinen Ruf gebannt!

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    Es klinge Dein Ruf am Strome in alle Herzen hinein. – Die Glocken am fernen Dome, sie stimmen mahnend mit ein! Frei ziehen am Himmel droben Die Wolken ihre Bahn – Mit unseren Wünschen umwoben Ist vieles schon getan! Ein Schiffer zieht nah’ dem Ufer Den breiten Strom entlang, ihn tröstet der ferne Rufer, sein Heimweh ist gebannt.

    Die Feier zur Einweihung des Rufers sollte eigentlich im Januar 1959 während der Feiern der Lauenburger Schiffer, der „Schipperhöge“ stattfinden, da es aber einen Fehlguss gab, wurde der Rufer am Sonntag den 23. März 1959 eingeweiht, wodurch auf der Feier zu seiner Einweihung noch stärker auf die politische Aussage des Rufers, die Forderung zur Aufhebung der Trennung Deutschlands, eingegangen wurde. Es wurden patriotische Lieder, wie „Land unserer Liebe“ und das „Schleswig-Holstein-Lied“ gesungen, was zur Stimmung der Veranstaltung beigetragen hat. Auch der Kreis und der Bund erkannten die Bedeutung des Lauenburger Rufers als Mahnmal zur Teilung Deutschlands durch Zuschüsse für die Errichtung an. Schon wenige Monate nach der Einweihung der Ruferstatue war der Lauenburger Rufer in vielen Deutschen Zeitungen abgebildet worden, da die Aussage „Macht uns den Strom wieder frei“ bei vielen Menschen in der BRD Anklang fand und auch in den USA ist in einer New Yorker Zeitung ein Artikel zum Lauenburger Rufer erschienen, da seine Forderung nach Freiheit in der ganzen westlichen Welt unterstützt wurde. Der Rufer ist nunmehr seit 47 Jahren zu einem Bestandteil des „kulturellen Gedächtnisses“ der Stadt Lauenburg/Elbe geworden, die als Beispiel für alle Städte an der innerdeutschen Grenze gesehen werden kann, da er Kritik an der Teilung Deutschlands übt. Heute ist der Rufer zu einem Mahnmal geworden, das an die Teilung Deutschlands erinnert. Bei Gesprächen mit Lauenburgern auf dem Wochenmarkt haben wir festgestellt, dass die meisten älteren Lauenburger dem Rufer die Worte des Fährmanns in den Mund legen und ihn als ein Symbol oder Wahrzeichen für Lauenburg ansehen. Dass der Rufer den Fährmann darstelle, der die Fähre in Hohnstorf ruft, sei in den Lauenburger Schulen im Heimatkundeunterricht gelehrt worden. Die Lauenburger Lokalzeitung, der „ Lauenburger Rufer“, und ein Taxiunternehmen sind nach der Bronzestatue benannt. Zunächst war dieser Platz als Dampferanlegeplatz bekannt, bald nach dem Aufstellen des Rufers sprachen alle Lauenburger nur noch vom Ruferplatz, wie er bis heute genannt wird. Im Jahr 2003 ist der Ruferplatz saniert worden, um die Lauenburger Altstadt besser gegen das Elbhochwasser zu schützen. Der Rufer ist dabei auf dem komplett neu gestalteten Platz näher an die Elbe gestellt worden. Weiterhin schmückt der Rufer viele Ansichtskarten und Broschüren über Lauenburg, womit deutlich wird, wie verbunden die Lauenburger mit ihrem Rufer sind. Sollte daher durch öffentliche Aufmerksamkeit mehr auf die historisch bedeutende Aussage des Rufers eingegangen werden? Oder sollte man die Interpretation weiterhin möglichst offen lassen? Auf jeden Fall könnte die interessante historische Bedeutung des Rufers als Mahnmal für die ehemalige Teilung Deutschlands mit den anderen Interpretationsmöglichkeiten öffentlich dargestellt werden, damit die Lauenburger ihren Rufer noch mehr zu schätzen lernen.

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    7 Quellen und Dank Dr. Boehart, William, Fundort Archiv – Berichte aus dem Stadtarchiv Lauenburg/Elbe, Was ruft der Rufer? – Zur Geschichte eines Lauenburger Wahrzeichens Gespräche mit Lauenburgern auf dem Wochenmarkt und z.T. privat Stadtarchiv der Stadt Lauenburg/Elbe Besonderes danken wir Dr. William Boehart, der uns umfangreiches Archivmaterial als Grundlage für diese Arbeit zur Verfügung gestellt hat.