3
Einsatz und Ausbildung Franz Nager, Patrick Hofstetter Das genannte Einsatzverfahren steht exemplarisch für neue Bedrohungen, auf die eine zeitgemässe infanteristische Aus- bildung antworten muss. 2 Denn das heutige Einsatzumfeld stellt für Führer und Soldaten eine komplexe Wirklichkeit dar. Es ist gekennzeichnet durch • eine Vielzahl von Akteuren; • Grauzonen, die sich in alle Richtungen weiterentwickeln können; • Geschwindigkeit beim Übergang von Eskalation und Deeskalation; dauernde Präsenz der Zivilbevölkerung; • dauernde Präsenz von Medien; • Komplexität der rechtlichen Lage. 3 Der Lehrverband Infanterie ist für die Ausbildung der Infanterie nach Vorga- ben der Grundbereitschaft verantwort- lich. 4 Um die Umsetzung dieses Auftra- ges in seinen verschiedenen Kommandi zu vereinheitlichen, hat der Lehrverband Infanterie einen Übungsrahmen entwi- ckelt, der im laufenden Jahr 2018 als ein- heitliche Grundlage für alle Übungen sei- ner Schulen und Kurse eingeführt wird. Chancen und Gefahren eines solchen Vor- gehens liegen auf der Hand. Einerseits führt es zu einer Entlastung der Übungs- leiter wie auch der Beübten, wenn in allen Ausbildungen vom Rekruten in der RS bis zum angehenden Bataillonskomman- danten im Technischen Lehrgang (TLG II) eine einheitliche Ausgangslage vermit- telt wird. Andererseits ist der Ausgestal- tung dieses Rahmens eine besondere Be- deutung beizumessen: was in diesem ein- heitlichen Rahmen nicht abgebildet wird, droht bei der Ausbildung unterzugehen. Gleichzeitig muss aber auch verhindert werden, dass der Lehrverband Infanterie eine von der übrigen Armee entkoppelte Ausbildung entwickelt. Es ist daher nur konsequent, dass die- ser Übungsrahmen direkt auf den beste- henden Unterlagen der Höheren Kader- ausbildung (HKA) basiert. Entsprechend wurde der Einsatzbefehl «DOMUM» als Grundlage für alle Übungen im Lehrver- band Infanterie aus dem operativ-tak- tischen Rahmenwerk der HKA mit dem Namen «LUCERNA 17» hergeleitet. 5 Kon- kret wurde der Einsatzbefehl «DOMUM» in der Infanterie Offiziersschule 10 (Inf OS 10) entwickelt und in der zweiten Jahreshälfte 2017, gleichsam mit der ers- ten Schule nach neuem Ausbildungsmo- dell, getestet. Die Erfahrungen im Rah- men der Taktikausbildung, der Einsatz- übungen und der Gefechtsschiessen wa- ren positiv, so dass nach einer ersten Über- arbeitung dem Lehrverband nun ein er- Der Lehrverband Infanterie und die aktuelle Bedrohungslage Etwas versteckt, in der Einleitung des Zugseinsatzverfahrens «Trennen von Akteuren», beschreibt das Reglement «Einsatz der Infanterie» die Herausforderung für den heutigen Infanteristen akkurat. Hier wird die Bedrohung, so wie sie in den Führungsreglementen der Armee beschrieben steht, auf die Stufe Soldat heruntergebrochen 1 . ELBONIA GARONNIA RHONIA DRAVA DANUBIA ADRIATICA HeBü NW Schweiz FEP DAE gz Schweiz ziv FEP E E E E E E E E E E E E E E Abb.1: Angenommene Lage zum Zeitpunkt K-6 bis K+0 Monaten im Einsatzbefehl «DOMUM» Inf Bat 10. Quelle: Ausbildungsunterlagen Militärischer Nachrichtendienst MND. Weiterentwicklung der Infanterie Der vorliegende Bericht ist der erste von zwei Artikeln, welche die Schweizer In- fanterie im Angesicht der aktuellen Be- drohungslage beschreiben. Dabei ist der Fokus auf den Lehrverband Infanterie gerichtet, und wie er die Ausbildung sei- ner Soldaten und Kader an dieser Be- drohung heute und in Zukunft ausrich- tet. Der erste Artikel setzt sich schwer- gewichtig mit der Bedrohung und dem Auftrag der Infanterie auseinander. Der zweite Artikel umfasst einen Ausblick auf die Meilensteine, welche in der Schwei- zer Infanterie in den nächsten Jahren an- stehen und den Konsequenzen, welche aus dieser Entwicklung und der aktuel- len Bedrohungslage resultieren. Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2018 18

Der Lehrverband Infanterie und die aktuelle Bedrohungslage 2018/Der LVb Inf und... · Einsatz und Ausbildung Franz Nager, Patrick Hofstetter Das genannte Einsatzverfahren steht exemplarisch

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Page 1: Der Lehrverband Infanterie und die aktuelle Bedrohungslage 2018/Der LVb Inf und... · Einsatz und Ausbildung Franz Nager, Patrick Hofstetter Das genannte Einsatzverfahren steht exemplarisch

Einsatz und Ausbildung

Franz Nager, Patrick Hofstetter

Das genannte Einsatzverfahren stehtexemplarisch für neue Bedrohungen, aufdie eine zeitgemässe infanteristische Aus-bildung antworten muss.2

Denn das heutige Einsatzumfeld stelltfür Führer und Soldaten eine komplexeWirklichkeit dar. Es ist gekennzeichnetdurch• eine Vielzahl von Akteuren;• Grauzonen, die sich in alle Richtungen

weiterentwickeln können;• Geschwindigkeit beim Übergang von

Eskalation und Deeskalation;• dauernde Präsenz der Zivilbevölkerung;• dauernde Präsenz von Medien;• Komplexität der rechtlichen Lage.3

Der Lehrverband Infanterie ist für dieAusbildung der Infanterie nach Vorga-ben der Grundbereitschaft verantwort-lich.4 Um die Umsetzung dieses Auftra-ges in seinen verschiedenen Kommandizu vereinheitlichen, hat der LehrverbandInfanterie einen Übungsrahmen entwi-ckelt, der im laufenden Jahr 2018 als ein-heitliche Grundlage für alle Übungen sei-ner Schulen und Kurse eingeführt wird.Chancen und Gefahren eines solchen Vor-gehens liegen auf der Hand. Einerseitsführt es zu einer Entlastung der Übungs-leiter wie auch der Beübten, wenn in allenAusbildungen vom Rekruten in der RSbis zum angehenden Bataillonskomman-danten im Technischen Lehrgang (TLGII) eine einheitliche Ausgangslage vermit-telt wird. Andererseits ist der Ausgestal-tung dieses Rahmens eine besondere Be-

deutung beizumessen: was in diesem ein-heitlichen Rahmen nicht abgebildet wird,droht bei der Ausbildung unterzugehen.

Gleichzeitig muss aber auch verhindertwerden, dass der Lehrverband Infanterieeine von der übrigen Armee entkoppelteAusbildung entwickelt.

Es ist daher nur konsequent, dass die-ser Übungsrahmen direkt auf den beste-henden Unterlagen der Höheren Kader-ausbildung (HKA) basiert. Entsprechendwurde der Einsatzbefehl «DOMUM» alsGrundlage für alle Übungen im Lehrver-band Infanterie aus dem operativ-tak-tischen Rahmenwerk der HKA mit demNamen «LUCERNA 17» hergeleitet.5 Kon-kret wurde der Einsatzbefehl «DOMUM»in der Infanterie Offiziersschule 10 (InfOS 10) entwickelt und in der zweitenJahreshälfte 2017, gleichsam mit der ers-ten Schule nach neuem Ausbildungsmo-dell, getestet. Die Erfahrungen im Rah-men der Taktikausbildung, der Einsatz-übungen und der Gefechtsschiessen wa-ren positiv, so dass nach einer ersten Über-arbeitung dem Lehrverband nun ein er-

Der Lehrverband Infanterieund die aktuelle BedrohungslageEtwas versteckt, in der Einleitung des Zugseinsatzverfahrens «Trennen

von Akteuren», beschreibt das Reglement «Einsatz der Infanterie»

die Herausforderung für den heutigen Infanteristen akkurat. Hier wird

die Bedrohung, so wie sie in den Führungsreglementen der Armee

beschrieben steht, auf die Stufe Soldat heruntergebrochen1.

ELBONIA

GARONNIA

RHONIA

DRAVA

DANUBIA

ADRIATICA

HeBü

NW Schweiz

FEP

DAE

gz Schweiz

ziv

FEP

EEEEEEEEEEEEEE

Abb. 1: Angenommene Lage zum Zeitpunkt

K-6 bis K+0 Monaten im Einsatzbefehl

«DOMUM» Inf Bat 10.

Quelle: Ausbildungsunterlagen Militärischer

Nachrichtendienst MND.

Weiterentwicklungder InfanterieDer vorliegende Bericht ist der erste von

zwei Artikeln, welche die Schweizer In-

fanterie im Angesicht der aktuellen Be-

drohungslage beschreiben. Dabei ist der

Fokus auf den Lehrverband Infanterie

gerichtet, und wie er die Ausbildung sei-

ner Soldaten und Kader an dieser Be-

drohung heute und in Zukunft ausrich-

tet. Der erste Artikel setzt sich schwer-

gewichtig mit der Bedrohung und dem

Auftrag der Infanterie auseinander. Der

zweite Artikel umfasst einen Ausblick auf

die Meilensteine, welche in der Schwei-

zer Infanterie in den nächsten Jahren an-

stehen und den Konsequenzen, welche

aus dieser Entwicklung und der aktuel-

len Bedrohungslage resultieren.

Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/201818

Page 2: Der Lehrverband Infanterie und die aktuelle Bedrohungslage 2018/Der LVb Inf und... · Einsatz und Ausbildung Franz Nager, Patrick Hofstetter Das genannte Einsatzverfahren steht exemplarisch

19Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 06/2018

Einsatz und Ausbildung

probtes Instrument für die Ausbildungzur Verfügung steht.

Es scheint daher gerechtfertigt, diesenEinsatzbefehl «DOMUM» einer genaue-ren Betrachtung zu unterziehen, um zuverstehen, auf welche Bedrohungsspek-tren sich die Ausbildung des Lehrver-bands Infanterie heute ausrichtet. Dieverwendeten Formulierungen und Abbil-dungen beziehen sich dabei auf die Versi-on «DOMUM», wie sie am KommandoInf OS 10 mit Standort Liestal verwendetwird. Es liegt auf der Hand, dass der Ein-satzbefehl an den anderen Standorten derInfanterie den jeweiligen geographischenBegebenheiten angepasst wird, um eineStimmigkeit mit den verwendeten Schiess-und Übungsplätzen zu erhalten.

Zwei Aspekte sind dabei hervorzuhe-ben: die angenommene geostrategischeLageentwicklung und die berücksich-tigten Akteure. Darüber hinaus umfasstder Einsatzbefehl «DOMUM» nicht nurdie Absicht und Aufträge des fiktiven,der Ter Div 2 unterstellten «Inf Bat 10»,sondern auch ausführliche besondere An-ordnungen und Beilagen, vom Befehl für

den Sensor-Wirkungs-Verbund (inklusi-ve Raumordnung für die Nachrichtenbe-schaffung) bis hin zum Kulturgüterschutz-inventar. Diese Beilagen sind zur Schulungder Spezialisten wie zum Beispiel der an-gehenden Führungsstaffeloffiziere an derInfanterieoffiziersschule unabdingbar.

Die angenommene Lageentwicklungbasiert auf einer regionalen Destabilisie-rung in einem neugeordneten Europa, indem die Schweiz verstärktem politischenDruck aus dem Nachbarstaat ELBONIAund verstärkten Fluchtbewegungen aus-gesetzt ist. Die Abbildung 1 zeigt dabei,dass mit den ELBONISCHEN Streitkräf-ten auch staatliche Akteure in das Szena-rio integriert sind.

In der Terminologie von «LUCERNA17» befindet sich das fiktive Inf Bat 10am Beginn der Operation «KRYPTON»(vgl. Abbildung 2) und somit im Rahmender Armeeaufgabe «Unterstützung zivilerBehörden».6 Diese kann zwar eine dissu-

assive Präsenz am Boden umfassen, dochstehen schützende Aktionen und die Be-kämpfung bewaffneter Gruppen im Vor-dergrund.

Entsprechend bildet der konkrete Be-drohungskatalog die ELBONISCHENStreitkräfte zwar ab, fokussiert jedoch aufden diversen nichtstaatlichen Akteuren.Diese sind so ausgewählt, dass die ver-schiedenen nicht-staatlichen, militärischrelevanten Gewaltakteure im Sinne derTaktischen Führung 17 (Ziff 3019–3050)abgebildet werden. Der ROTE KREIS(RK) stellt dabei eine gewaltbereite Grup-pe dar, die HELVETISCHE BÜRGER-WEHR (HeBü) und die FRONT FORELBONIAN POWER (FEP) zwei mitei-nander verfeindete bewaffnete Gruppen,die ELBONIAN TIGERS (ELTI) eineterroristische Gruppe und die elbonischeorganisierte Kriminalität (OK-ELB) einekriminelle Gruppe. Auf die Abbildungweiterer, differenzierter Akteure und ins-besondere der privaten Sicherheits- undMilitärfirmen (Ziff 3047–3049) wurdeverzichtet, da mit der getroffenen Aus-wahl alle auszubildenden Szenarien ab-gedeckt sind. Wenn beispielsweise ein In-fanterieoffiziersaspirant das eingangs er-wähnte Einsatzverfahren «Trennen vonAkteuren» in einem Gefechtsschiessen be-handelt, stellt er in seiner Übungsanlagedie FEP und die HeBü einander gegen-über. Gleichzeitig verwendet der am sel-ben Kommando ausgebildete angehendeOffizier der Militärpolizeigrenadiere dieELTI, um eine Intervention im Rahmeneiner Einsatzübung zu schulen.

Dem Übungsleiter steht damit eine Pa-lette zu Verfügung, die breit genug ist, umdie Mannigfaltigkeit des aktuellen Einsatz-umfeldes abzubilden, und schmal genug,um die Ausgangslage für Ausbilder undAuszubildende nicht unnötig komplexzu gestalten. Letztlich geht es darum, dassder Auftrag der Infanterie ganzheitlich ge-schult werden kann. Auf diesen Auftragwird im Folgenden näher eingegangen.

Die neue Taktische Führung 17 um-schreibt zu Beginn des Kapitels 4 «Glie-derung der Armee» die einzelnen Trup-pengattungen. Ziffer 7 4007 hält fest:

Infanterie…• umfasst Infanteristen, Infanteriebesat-

zer, Späher und Mörserkanoniere;

Chamblon

Bière

Colombier

Kdo LVb Inf

Kdo VBA Inf 18

Kdo Inf S 2

Aarau

Komp Zen Mil Musik

Andermatt

Komp Zen Geb D A

Sion

MP S 19

Chur

Inf S 12

Inf DD S 14

Birmensdorf

Inf OS 10

Liestal St. Gallen

Inf S 11

SSSSSSSSSS

BBBBBBBBBBBBBBBiiiiii

Ei Bf «LUCERNA»

Op «KRYPTON»

Op «KOSAK» Erhöhte Bedrohung

Abb.2: Der Einsatzbefehl «DOMUM» orien-

tiert sich an einem Szenario der «erhöhten

Bedrohung» im Rahmenwerk «LUCERNA 17».

Abb. 3: der Lehrverband Infanterie umfasst

seit dem 1.1.2018 insgesamt 10 Kommandi

mit Standorten fast in der ganzen Schweiz.

Op «KEVLAR»

Ei Bf «DOMUM»

Grenznahe Show of Force

Stoss über

die Landesgrenze

Grafik: LVb Inf

Grafik: LVb Inf

Page 3: Der Lehrverband Infanterie und die aktuelle Bedrohungslage 2018/Der LVb Inf und... · Einsatz und Ausbildung Franz Nager, Patrick Hofstetter Das genannte Einsatzverfahren steht exemplarisch

Major i Gst

Patrick Hofstetter

Berufsoffizier

Kdo Ausb – LVb Inf

2555 Brügg BE

Brigadier

Franz Nager

LVb Inf – Kdt

6033 Buchrain

• zeichnet sich aus durch Vielseitigkeit,splittergeschützte Beweglichkeit undausgeprägte Befähigung zum abgeses-senen Einsatz;

• schützt Räume sowie militärische undzivile Infrastruktur;

• sperrt Achsen, nimmt und hält taktischgünstige Geländeteile;

• eignet sich besonders zum Einsatz imüberbauten, bedeckten, gekammertenoder gebirgigen Gelände;

• eignet sich aufgrund ihrer vielfältigenAusrüstung und Ausbildung zur diffe-renzierten Gewaltanwendung im zivi-len Umfeld.

Es bietet sich an, den Lehrverband In-fanterie in seiner Aufstellung seit dem1.1.2018 entlang dieser knappen und kla-ren Aufzählung darzustellen.

Die zunächst erwähnten Funktionenwerden durch und mit ihren Kadern in vierSchulen ausgebildet; von Westen nach Os-ten die Inf S 2 mit Sitz in Colombier undAussenstandorten in Bière und Chamblon,die Inf S 11 in St.Gallen, die Inf S 12 inChur sowie die Infanterie-DurchdienerSchule 14 in Birmensdorf. Hinzu kommtdie Infanterieoffiziersschule 10 in Liestal,das für Ausbildungsunterstützungen zu-ständige Kdo VBA 18 in Colombier, wosich auch das Kommando des Lehrverban-des befindet, die MP S 19 in Sitten sowiedie beiden Kompetenzzentren Militärmu-sik in Aarau bzw. Gebirgsdienst der Armeein Andermatt (siehe Abbildung 3).

Die in Ziffer 4007 zusammengefasstentaktischen Fähigkeiten von Infanteriever-bänden lassen sich in zwei Arten untertei-len. Einerseits sind dies Aufträge, welcheden Schutz von Räumen und Infrastruk-turen umfassen. Andererseits gehörenauch Kampfaufträge, sowohl für defen -sive («sperrt Achsen») wie auch für offen-sive («nimmt und hält») Aktionen, zumLeistungsspektrum der Infanterie.

Der Übergang zwischen den verschie-denen Aufträgen ist dabei fliessend; sohält Ziff 7086 fest, «Schützen kann eineeigenständige Aufgabe […], aber auchBestandteil der Verteidigung sein». Um-gekehrt kann die Bekämpfung bewaffne-ter Gruppen (Ziff 7093ff ) erfolgen, ohnedass es zu einer weiteren Eskalation, näm-lich der Abwehr eines terrestrischen Vor-stosses kommt. Das zu wählende Vorge-hen wird dem Taktiker dabei – militärstra-tegische und operative Überlegungen vor-weggenommen – von einem vielfältigenGegner aufgezwungen, der sich nicht mitdoktrinellen Definitionen aufhalten wird.

Der letzte Punkt der obigen Aufzählunggreift dabei genau diese Bedrohung auf;die «differenzierte Gewaltanwendung imzivilen Umfeld» ist dabei nichts anderesals eine Zusammenfassung dessen, was daseingangs zitierte Einsatzumfeld bedeutet.So lässt sich ein Bogen schliessen mit derFeststellung, dass die Schweizer Infante-rie heute mit ihrer Ausrichtung auf dieaktuelle Bedrohung nicht nur in Bezugauf die Führungs- und Einsatzreglementeuneingeschränkt mit der gesamten Armeeüberein stimmt. Darüber hinaus wurdemit dem Einsatzbefehl «DOMUM» ge-zielt eine Übungsgrundlage geschaffen,welche im Lehrverband Infanterie eineeinheitliche und mit der Ausbildung derHKA kompatible Schulung von Füh-rung und Einsatz ermöglicht. Im folgen-den Artikel, der in der ASMZ 07/2018erscheint, wird die Frage beantwortet, welche Mittel die Infanterie zur Bewälti-gung der wachsenden Bedrohung erhält,und wie deshalb die Ausbildung über denheutigen Stand hinaus angepasst werdenmuss. ■

1 Vgl. Regl 50.030, TF 17, Ziff 2006 zum Einsatz-umfeld: «Militärische Aktionen am Boden findenhäufig in einem hoch dynamischen und komple-xen Umfeld statt. Im selben Raum können staat-liche und nichtstaatliche Akteure sowie die Zivil-bevölkerung präsent sein.» und ausführlicher inZiff 3074 zur Bedrohung.

2 Zur Erläuterung dieses Verfahrens kann Ziff 2468herangezogen werden: «[es] geht um das Tren-nen von zwei Akteuren, die einem Zug […] ge-genüber stehen. Es geht dabei nicht um das Tren-nen von Konfliktparteien in einem grösseren Rah-men, sondern um eine taktische Notwendigkeitauf engstem Raum […].»

3 Regl 53.005.03 Einsatz der Infanterie, Teil 3:Einsatz des Zuges, Ziff 2459.

4 Befehlsgebung Kommando Ausbildung 2018.5 Vgl. Michael Arnold: «SCOS/Operative Schu-

lung: Der Chef der Armee nimmt Stellung». InASMZ 11/2016, S. 39-41.

6 Vgl. Regl 50.020, Operative Führung 17, Abb. 4.7 Alle nachfolgenden Ziffern beziehen sich auf die

Taktische Führung 17.

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