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Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko Branche

Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien ... · Unternehmer finden dort Expertenwissen zu den Exportchancen auf den weltweiten Zielmärkten. ... deutschen Unternehmen

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Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

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Germany Trade and InvestGesellschaft für Außenwirtschaftund Standortmarketing mbH

Villemombler Straße 7653123 Bonn

T. +49 (0)228 24993-0F. +49 (0)228 [email protected]

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Über uns

Germany Trade & Invest ist die Gesellschaft zur Außenwirt-schaftsförderung der Bundesrepublik Deutschland. Sie un-terstützt deutsche Unternehmen, die ausländische Märkte erschließen wollen, mit Außenwirtschaftsinformationen.

Germany Trade & Invest wird gefördert vom Bundesministe-rium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

www.gtai.de

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Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

Die Produkte und Dienstleistungen der deutschen Gesundheitswirtschaft sind in vielen Ländern der Welt sehr gefragt. „Health made in Germany“ steht für Qualität, Innovation und Erfahrung. Um insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen beim Auslandsgeschäft zu unterstützen, hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie die Exportinitiative Gesundheitswirtschaft lanciert. Ziel ist es, Deutschlands Position als eines der führenden Exportländer im Bereich der Gesundheitswirtschaft zu stärken.

Umfassendes UnterstützungsangebotErstmals werden die bestehenden Aktivitäten im Bereich der Außenwirtschaftsförderung zentral vernetzt. Die neu entwickelte Website www.exportinitiative-gesundheitswirtschaft.de bietet umfassende Informations- und Service-angebote. Unternehmer finden dort Expertenwissen zu den Exportchancen auf den weltweiten Zielmärkten. Eine Übersicht über Ausschreibungen und Förderprogramme oder ein Veranstaltungskalender mit Messen, Kongressen, Geschäfts- und Delegationsreisen ergänzen den Service.

Vermarktung im AuslandDie Stärken der deutschen Gesundheitswirtschaft stellt die Exportinitiative Gesundheitswirtschaft auf dem englischen Internetportal www.health-made-in-germany.com dar. Ausländische Kunden, Partner und Meinungs-träger erfahren dort, warum es sich lohnt, mit Anbietern aus Deutschland zusammenzuarbeiten. Um die deutschen Unternehmen im Ausland zu vermarkten, erstellt die Exportinitiative Firmenverzeichnisse, die sie an die Zielgruppen verteilt. Eigene Veranstaltungen auf Messen und Kongressen verhelfen den Unternehmen zu einer stärkeren öffentlichen Präsenz.

Verschiedene Branchen im FokusDie Exportinitiative ist breit abgestützt, zu den Partnern gehören Bundesministerien, Verbände und die Bundesländer. Im Fokus stehen zunächst die folgenden Branchen:

n Medizintechnik

n Pharma

n Medizinische Biotechnologie

n Telemedizin und Gesundheitsbezogene Dienstleistungen

Weitere Branchen werden in Zukunft hinzukommen. Mit der Umsetzung der Exportinitiative ist Germany Trade & Invest beauftragt, die Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing der Bundesregierung.

Zusammenarbeit mit den FachverbändenDie Exportinitiative richtet sich an den konkreten Bedürfnissen der Industrie aus und arbeitet deshalb eng mit den Fachverbänden zusammen. Die vorliegende Studie zur lateinamerikanischen Gesundheitswirtschaft ist auf Anregung der im Arbeitskreis Medizintechnik vertretenen Verbände entstanden.

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Germany Trade & Invest www.gtai.de 3

Vorwort Germany Trade & Invest 6

Vorwort Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie

7

1. Einführung in die Absatzregion Lateinamerika

8

1.1 Die Wirtschaftsregion im Überblick 81.2 Außenhandel 111.3 Bevölkerungsentwicklung und

Gesundheitsausgaben

13

2. Der Markt für Medizintechnik in Argentinien

15

2.1 Marktüberblick 152.2 Marktentwicklung und -bedarf 162.2.1 Rahmenbedingungen und Nachfrage

bestimmende Faktoren

16

2.2.2 Marktvolumen und Importbedarf 212.3 Produktion und Branchenstruktur 252.4 Außenhandel 302.5 Geschäftspraxis 322.5.1 Vertrieb 322.5.2 Zulassungsbedingungen, Normen,

Einfuhrverfahren

33

2.6 Kontaktanschriften 34

Inhalt

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4 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

Inhalt

3. Der Markt für Medizintechnik in Brasilien 37

3.1 Marktüberblick 373.2 Marktentwicklung und -bedarf 383.2.1 Rahmenbedingungen und Nachfrage

bestimmende Faktoren

38

3.2.2 Marktvolumen und Importbedarf 433.3 Produktion und Branchenstruktur 443.4 Außenhandel 483.5 Geschäftspraxis 503.5.1 Vertrieb 503.5.2 Zulassungsbedingungen, Normen,

Einfuhrverfahren

52

3.6 Kontaktanschriften 54

4. Der Markt für Medizintechnik in Chile 564.1 Marktüberblick 564.2 Marktentwicklung und -bedarf 574.2.1 Rahmenbedingungen und Nachfrage

bestimmende Faktoren

57

4.2.2 Marktvolumen und Importbedarf 634.3 Produktion und Branchenstruktur 654.4 Außenhandel 674.5 Geschäftspraxis 684.5.1 Vertrieb 684.5.2 Zulassungsbedingungen, Normen,

Einfuhrverfahren

69

4.6 Kontaktanschriften 70

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Germany Trade & Invest www.gtai.de 5

5. Der Markt für Medizintechnik in Mexiko 715.1 Marktüberblick 715.2 Marktentwicklung und -bedarf 725.2.1 Rahmenbedingungen und Nachfrage

bestimmende Faktoren

72

5.2.2 Marktvolumen und Importbedarf 795.3 Produktion und Branchenstruktur 805.4 Außenhandel 805.5 Geschäftspraxis 825.5.1 Vertrieb 825.5.2 Zulassungsbedingungen, Normen,

Einfuhrverfahren

83

5.6 Kontaktanschriften 84

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6 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

Vorwort

Mit der Exportinitiative Gesundheitswirtschaft hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ein schlagkräftiges Instrument geschaffen, um das Auslandsgeschäft einer leistungsfähigen deutschen Wachstums-branche zielgerichtet zu unterstützen. Die Initiative zeichnet sich dadurch aus, dass die Ziele und sektorspezifischen Konzepte aller Fördermaß- nahmen im engen Dialog mit Unternehmen und Branchenvertretern ent- wickelt werden. Darüber hinaus sind sie in eine übergreifende Markt- erschließungsstrategie eingebunden, die speziell auf kleine und mittel- ständische Betriebe zugeschnitten ist.

Germany Trade & Invest wurde vom Bundeswirtschaftsministerium damit beauftragt, den Koordinierungs- und Entscheidungsprozess in der Ini- tiative zu moderieren und für eine effiziente Umsetzung der beschlossenen Maßnahmenpakete zu sorgen. Hierbei kommen der Bundesgesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing die Erfahrungen aus über 60 Jahren Außenwirtschaftsförderung zugute.

Die vorliegende Marktstudie zu wichtigen Medizintechnik-Märkten in Lateinamerika baut auf der fachlichen Fokussierung in der Exportinitiative auf. Im Arbeitskreis Medizintechnik wurde der außenwirtschaftliche Infor-mationsbedarf definiert, an dem sich die Marktbeobachter von Germany Trade & Invest bei ihren Recherchen orientierten.

Lateinamerika gilt als Region, in der für deutsche Medizintechnikunter-nehmen ein besonders großes Geschäftspotenzial gesehen wird. Fundierte Länderinformationen sind dabei eine wichtige Grundvoraussetzung, um in diesem schwierigen Markt erfolgreich zu bestehen.

Wir wünschen Ihnen bei Ihren Aktivitäten in Lateinamerika viel Erfolg!

Ihr

Dr. Jürgen FriedrichGeschäftsführer Germany Trade & Invest

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Vorwort

Die Nachfrage nach Gesundheitsprodukten und -dienstleistungen wächst weltweit. Bis 2030 könnte sich der Umsatz mehr als verdreifachen – eine große Chance für die deutsche Gesundheitswirtschaft und damit auch für die Medizintechnik, die zu den größten und wichtigsten Branchen gehört. 2010 verbuchten die über 11.000 Unternehmen einen Umsatz von rund 20 Milliarden Euro; dies mit einem Exportanteil von 64 Prozent.

Mit der Exportinitiative Gesundheitswirtschaft unterstützt das Bundes- ministerium für Wirtschaft und Technologie die deutsche Gesundheitswirt-schaft noch stärker als bisher. Deutschlands Unternehmen sollen von der weltweit steigenden Nachfrage nachhaltig profitieren können.

Die Exportinitiative richtet sich dabei nach den konkreten Bedürfnissen der Industrie. Angesprochen sind insbesondere kleinere und mittlere Unter-nehmen. Sie sind über ihre Fachverbände in den Arbeitskreisen der Export-initiative vertreten und bestimmen so deren Ausrichtung mit. Die vor- liegende Studie ist auf Anregung des Arbeitskreises Medizintechnik ent-standen. Sie bietet deutschen Unternehmen einen fundierten Überblick über den Gesundheitsmarkt Lateinamerikas.

Erfolgreiche Auslandgeschäfte wollen gut vorbereitet sein: Nur wer die Zielmärkte kennt, kann auch die richtigen Entscheidungen treffen. Deshalb wurde mit der Umsetzung der Studie Germany Trade & Invest beauftragt, die Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing der Bundes-regierung. Deren Experten haben die aktuelle Marktsituation direkt vor Ort recherchiert und die Informationen zu den Rahmenbedingungen aus erster Hand zusammengetragen. Ihre Einschätzungen basieren auf jahrlanger Erfahrung. Ich bin überzeugt, dass mit diesem Expertenwissen ein solider Grundstein für viel versprechende Auslandsgeschäfte in Lateinamerika gelegt ist.

Ernst Burgbacher, MdBParlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Mittelstands- und Tourismusbeauftragter der BundesregierungFo

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8 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

wicklungs- und Schwellenländern führen können. Der IWF zieht in seiner Regionalbetrachtung den Schluss, dass die Abhängigkeit Lateinamerikas von den inter- nationalen Rohstoffmärkten nach wie vor erheblich ist.

Indes haben viele Staaten der Region den Aufschwung der letzten Jahre genutzt, um die Defizite ihrer öffentlichen Haushalte zurück- zuführen. 2010 lag in Lateinamerika einschließlich der Karibik der durchschnittliche Anteil der öffent-lichen Schulden am BIP bei einem Wert von lediglich circa 50%. Dies war deutlich weniger als etwa in den USA oder anderen westlichen Industriestaaten und weist auf die vergrößerten finanziellen Spiel- räume lateinamerikanischer Länder hin, auf künftige makro- ökonomische Schocks reagieren zu können.

Die komfortablere Kassenlage ermöglicht es zudem vielen Regierungen, die Gesundheits- versorgung der Bevölkerung zu verbessern. Außer von öffentlichen Investitionen in diesem Bereich profitiert die örtliche Gesundheits- wirtschaft aber auch von den wachsenden privaten Gesund- heitsausgaben. Mit den zuletzt realisierten Kaufkraft- und Einkommenszuwächsen haben sich in der örtlichen Bevölkerung nicht nur die finanziellen Möglich-keiten, sondern auch die Bereit-schaft vergrößert, in eine bessere medizinische Versorgung zu investieren.

1. Einführung in die Absatzregion Lateinamerika

1.1 Die Wirtschafts- region im Überblick

Nach der durch den Zusammen-bruch von Lehman Brothers im September 2008 ausgelösten welt-weiten Finanz- und Wirtschafts-krise fanden die führenden Volks-wirtschaften Lateinamerikas ver-gleichsweise schnell wieder auf einen Wachstumspfad zurück. Die Region profitierte von einer star-ken Nachfrage nach Rohstoffen, die durch weltweit aufgelegte Konjunk-turprogramme und eine robuste Nachfrage aus asiatischen Wachs-tumsländern angetrieben wurde. Hinzu kamen extrem lockere Geld-politiken westlicher Industrie- staaten, die dafür sorgten, dass große Mengen internationalen An- lagekapitals nach Lateinamerika flossen und die Nachfrage nach lokalen Vermögensgütern, Roh- stoffen und Agrarprodukten bis 2011 zusätzlich anheizten.

Nachdem das aggregierte Brutto-inlandsprodukt (BIP) Lateinameri-kas einschließlich der Karibik 2009 um 1,7% schrumpfte, erzielte die Region 2010 wieder einen realen BIP-Zuwachs von 6,1%. Die wirt-schaftliche Expansion fußt jedoch inzwischen nicht mehr nur auf der Nachfrage aus Drittländern nach lokalen Produkten. Einkommens- zuwächse, günstigere Wechsel-

Einführung in die Absatzregion Lateinamerika

kursrelationen und eine gestiegene Kaufkraft haben insbesondere in den rohstoffreichen Staaten dazu geführt, dass auch die Binnen-nachfrage kräftig wächst. Länder wie Brasilien oder Chile sahen sich sogar dazu veranlasst, ihre Leitzins-sätze zu erhöhen, um eine zuneh-mende Überhitzungsgefahr und aufkommenden Inflationsdruck zu bekämpfen.

Der IWF geht in seinem Regional Economic Outlook vom Oktober 2011 davon aus, dass die Region ihren Aufschwung 2012, wenn auch mit etwas geringerer Dynamik, fortsetzen wird. Nach einem Real-wachstum 2011 von 4,5% prognos-tiziert der Fonds für Lateinamerika und die Karibik im kommenden Jahr eine Zunahme des regionalen BIP in Höhe von 4%. Vor allem der lokale Konsum sollte das Wachstum weiter anschieben. Etwas schwächer sieht der IWF die Entwicklung in Mexiko und in einigen Staaten Zentral- amerikas, da diese Länder wirt-schaftlich enger den USA ver- flochten sind.

Das zunehmende Risiko eines erneuten, weltweiten Konjunktur-einbruchs trübt den Ausblick des IWF. Eine Rezession in Nord- amerika oder Europa dürfte auch in den Schwellenländern Latein- amerikas nachhaltige Auswirkun-gen zeigen. Die Marktturbulenzen im Frühherbst 2011 haben bereits gezeigt, wie schnell aufkommende Konjunkturängste zu einem Ein-bruch der Rohstoffpreise und einem massiven Kapitalabzug aus Ent-

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Einführung in die Absatzregion Lateinamerika

2 3 4 5 6 7 8 9 10

6,14,5

n Reales BIP-Wachstum 2010 n Reales BIP-Wachstum 2011 *) n Reales BIP-Wachstum 2012 *)

Lateinamerika und die Karibik (ohne Kuba)

Brasilien

Mexiko

Argentinien

Venezuela

Kolumbien

Chile

Peru

Ecuador

Dominikanische Republik

Guatemala

Die zehn größten Volkswirtschaften Lateinamerikas und der Karibik: Reale BIP-Wachstumsraten 2010, 2011 und 2012 (%)

1

4,0

5,43,8

3,6

9,28,0

4,6

-1,52,8

3,6

4,34,9

4,5

5,26,5

4,7

8,86,2

5,6

3,65,8

3,8

7,84,5

5,5

7,53,8

3,6

2,82,8

3,0

*) Prognose

Quelle: IWF - Regional Economic Outlook, October 2011

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10 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

und dem Bergbau sind auch die Landwirtschaft beziehungsweise Fischerei und Viehzucht von Bedeu-tung. Die Industrie konzentriert sich häufig auf die Weiterverarbeitung dieser Rohstoffe. Daher sind die Sektoren Chemie, Nahrungsmittel und Getränke, Metalle sowie nicht-metallische Mineralien, in einigen Ländern auch Leder oder Papier, sehr ausgeprägt. Darüber hinaus wird auch die Kfz-Industrie für die Region immer wichtiger.

per annum). Damit konnten sie Mexiko und Brasilien (+2,0% beziehungsweise +4,2% im Jahres-durchschnitt) deutlich auf Abstand halten. Das höchste Pro-Kopf-BIP der größten Wirtschaftsnationen Lateinamerikas weisen Argentinien, Chile und Mexiko auf.

Wesentliches Standbein vieler re-gionaler Volkswirtschaften sind die umfassenden natürlichen Ressour-cen. Neben der Erdölindustrie

Die zehn größten Volkswirtschaften Lateinamerikas und der Karibik: Ausgewählte wirtschaftliche Rahmendaten 2010

Land BIP (Mrd. US$)

Anteil am nominalen

BIP der Region (%)

Pro-Kopf-BIP (US$) 1)

Öffentliche Schulden/ BIP (%) 2) Inflation (%) 3)

Lateinamerika und die Karibik (ohne Kuba) 4.833,9 100 11.280 50,7 6,6

Brasilien 2.090,3 43,2 11.273 66,8 5,9

Mexiko 1.034,3 21,4 14.406 42,9 4,4

Argentinien 370,0 7,7 15.901 49,1 10,9

Venezuela 293,3 6,1 12.048 38,4 27,2

Kolumbien 289,4 6,0 9.593 36,0 3,2

Chile 203,3 4,2 15.040 9,2 3,0

Peru 153,8 3,2 9.358 24,5 2,1

Ecuador 58,0 1,2 7.828 20,7 3,3

Dominikanische Republik 51,6 1,1 8.860 28,7 6,2

Guatemala 41,2 0,9 4.907 24,2 5,4

1) auf Kaufkraftparitätenbasis; 2) Bruttoschulden; 3) Konsumentenpreisinflation Dezember 2010 (für die Gesamtregion einfache Durchschnittsbildung)

Quelle: IWF - Regional Economic Outlook, Oktober 2011

Wirtschaftliche Schwergewichte in Lateinamerika sind Brasilien und Mexiko, die zusammen auf fast zwei Drittel der regionalen Wirtschafts-leistung kommen. Als weitere be-deutende regionale Volkswirt- schaften folgen Argentinien, Venezuela, Kolumbien, Chile und Peru. Argentinien und Peru ver-zeichneten unter den Genannten im Zeitraum 2005 bis 2010 die größten durchschnittlichen Wachstumsraten (jeweils +7,2% reale BIP-Zunahme

Einführung in die Absatzregion Lateinamerika

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Einführung in die Absatzregion Lateinamerika

bringt eine hohe Konjunkturabhän-gigkeit und Krisenanfälligkeit mit sich.

Die deutschen Exporte nach Latein-amerika machten 2010 einen kräf-tigen Sprung. Insgesamt legten sie gegenüber dem Jahr zuvor um fast die Hälfte auf einen Wert von knapp 28 Mrd. Euro zu. 62% der deutschen Lieferungen in die Region gingen in die beiden wirtschaftlich stärksten Länder, Brasilien und Mexiko. Die Importe aus der Region erreichten 2010 rund 22 Mrd. Euro, knapp ein Viertel mehr als 2009.

laut CEPAL (Comisión Económica para América Latina) einen Wert von 687 Mrd. US$ (-30% gegenüber 2008). Dem standen Güterimportevon 629 Mrd. US$ (-25%) gegenüber. Die Dienstleistungsbilanz der Re- gion war zugleich mit 34 Mrd. US$ im Minus.

Die hohe Abhängigkeit von Roh- stoffpreisen und Primärgüter- exporten sowie eine geringe geo-grafische Diversifikation der Aus-fuhren spiegeln sich auch in den starken Schwankungen der Han-delsbilanz wider. Dies wiederum

Wirtschaftliche Zusammenschlüsse mit lateinamerikanischen Mitgliedstaaten (Auswahl)

Bezeichnung Mitglieder

Mercosur (Mercado Común del Sur); portugiesisch: Mercosul

Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay; assoziiert: Chile, Bolivien, Peru, Kolumbien, Ecuador; im Beitritts-prozess: Venezuela

Andengemeinschaft CAN (Comunidad Andina de Naciones)

Bolivien, Kolumbien, Ecuador, Peru; assoziiert: Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay, Uruguay

NAFTA (North American Free Trade Area) Mexiko, USA, Kanada

MCCA (Mercado Común Centroamericano) Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica

DR-CAFTA (Dominican Republic-Central America Free Trade Agreement)

Costa Rica, Dominikanische Republik, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua, USA

SELA (Sistema Economico Latinoamericano y del Caribe)

Argentinien, Bahamas, Barbados, Belize, Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Costa Rica, Kuba, Chile, Ecuador, El Salvador, Grenada, Guatemala, Guyana, Haiti, Honduras, Jamaika, Mexiko, Nicaragua, Panama, Paraguay, Peru, Dominikanische Republik, Surinam, Trinidad und Tobago, Uruguay, Venezuela

ALADI (Asociación Latinoamericana de Integración) Argentinien, Kolumbien, Paraguay, Bolivien, Brasilien, Kuba, Peru, Ecuador, Uruguay, Venezuela, Mexiko, Chile

Quelle: Germany Trade & Invest

1.2 Außenhandel

Eine gute Weltkonjunktur, die an-haltend hohe Nachfrage nach Roh-stoffen und deren immer höhere Preise ließen den Außenhandel Lateinamerikas (ohne Karibik) bis 2008 stetig anschwellen. In der weltweiten Finanz- und Wirtschafts-krise brachen dann die Handels-überschüsse kräftig ein. Dennoch konnte die Region als Ganzes auch 2008 und 2009 noch positive Au-ßenbeiträge erzielen. Im Krisenjahr 2009 erreichten die Güterexporte Lateinamerikas ohne die Karibik

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12 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

Einführung in die Absatzregion Lateinamerika

0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 8.000 9.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000

19.106

27.913

7.263

10.401

5.095

6.939

1.380

2.400

1.214

1.812

n 2009 n 2010

Quelle: Destatis

Lateinamerika

Brasilien

Mexiko

Argentinien

Chile

Deutsche Exporte nach Lateinamerika und in ausgewählte Länder 2009 und 2010 (in Mio. Euro)

+46,1%

+43,2%

+36,2%

+49,3%

+73,9%

Einfuhr von medizintechnischen Produkten nach Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko (in Mio. US$;Veränderung in %) *)

Land 2009 2010 Veränderung 2010/09 aus Deutschland (2010)

Argentinien 358,6 405,4 13,1 45,4

Brasilien 1.610,6 2.196,8 36,4 298,0

Chile 319,3 405,5 27,0 47,5

Mexiko 2.213,2 2.459,0 11,1 147,1

*) Für die zugrundeliegenden Warengruppen und weitere statistische Erläuterungen siehe die detaillierten Tabellen in den Außenhandelsabschnitten der

Länder

Quellen: Nationale Statistikämter der Länder, Comtrade

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Einführung in die Absatzregion Lateinamerika

Anzahl der Personen zu, die sich eine bessere gesundheitliche Ver-sorgung leisten können. Darüber hinaus korrelieren die staatlichen Gesundheitsausgaben wie auch anderswo stark mit der öffentlichen Kassenlage. Bei guter Konjunktur steigen die Staatseinkünfte und damit auch die Möglichkeiten, in die öffentlichen Versorgungssysteme zu investieren.

Die Gesundheitsausgaben sind in Brasilien, Mexiko und Chile zwi-schen 2000 und 2008 stärker als das jeweilige BIP gewachsen. Le-diglich in Argentinien, das um die Jahrtausendwende eine gravierende Finanz- und Wirtschaftskrise zu be-wältigen hatte, deren Auswirkungen noch lange Zeit später zu spüren waren, lag der Anteil der Gesund-heitsaufwendungen am BIP 2008 noch niedriger als im Jahr 2000.

die Altersstruktur der Einwohner zwischen Feuerland und Mexiko. Das Durchschnittsalter der im Ver-gleich zu westlichen Industrie- ländern noch recht jungen Bevölke-rung der Region wird weiter an-steigen. In den vier in dieser Studie betrachteten Ländern lag der Anteil der über 60-jährigen mit 15% in Argentinien am höchsten, danach folgte Chile mit 13%. Bis 2020 wird für Lateinamerika eine Gesamt-einwohnerzahl von rund 670 Mio. prognostiziert.

Die sich verändernde demogra-phische Struktur der Bevölkerung mit einer steigenden Zahl älterer Menschen wird sich positiv auf die zukünftige Nachfrage nach Gesund-heitsleistungen auswirken. Bleiben die wirtschaftlichen Rahmenbedin-gungen für die Region weiter vor-teilhaft, nimmt tendenziell auch die

Die deutschen Medizintechnik-Lieferungen in die Region legten 2010 ebenso kräftig zu. Allerdings ist hier die deutsche Marktposition insbesondere gegenüber den US-amerikanischen Herstellern noch ausbaufähig.

1.3 Bevölkerungsent-wicklung und Gesund-heitsausgaben

Lateinamerika hatte 2009 insge-samt etwa 582 Mio. Einwohner. Die meisten Menschen des Kontinents lebten in Brasilien (194 Mio.) und Mexiko (110 Mio.). Die lateiname-rikanische Bevölkerung wuchs mit einer jährlichen Rate von etwa 1,1% (2008: 1,2%). Zukünftig wird sich diese Quote weiter rückläufig ent- wickeln. Dadurch ändert sich auch

Einwohnerzahl und Altersstruktur in Lateinamerika 2009

Region/LandEinwohner 2009

(in Mio.)

Bevölkerungs-wachstum

(in % p.a.) 1)Anteil der unter

15-Jährigen (in %)Anteil der über

60-Jährigen (in %)

Prognose Einwohner

2025 (in Mio.)

Lateinamerika 582,4 1,1 2) k.A. k.A. 669,5

Argentinien 40,3 1,0 25,0 15,0 46,1

Brasilien 193,7 1,2 26,0 10,0 213,8

Chile 17,0 1,1 23,0 13,0 19,2

Mexiko 109,6 1,1 28,0 9,0 124,0

1) durchschnittliche jährliche Wachstumsrate 2000 bis 2009; 2) 2005 bis 2010

Quelle: World Health Statistics 2011, Cepal

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14 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

Einführung in die Absatzregion Lateinamerika

n Gesamte Gesundheitsausgaben in % des BIP

n Private Gesundheitsausgaben in % des BIP

Gesundheitsausgaben in ausgewählten Ländern Lateinamerikas (% des BIP)

Quelle: WHO World Health Statistics 2011

10,0

9,0

8,0

7,0

6,0

5,0

4,0

3,0

2,0

1,0

0 Argentinien Brasilien Chile Mexiko

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7,4

3,2

7,2

4,3

8,4

4,7

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3,2

7,5

4,2

5,1

2,7

5,9

3,1

2000 2008 2000 2008 2000 2008 2000 2008

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Einführung in die Absatzregion Lateinamerika

n Gesamte Gesundheitsausgaben in % des BIP

n Private Gesundheitsausgaben in % des BIP

Der Markt für Medizintechnik in Argentinien

ranten von Medizintechnik zukom-men. Allerdings würde dieses Sze-nario für hoch spezialisierte Pro-dukte vermutlich nicht zum Tragen kommen.

Der Aufschwung der argentinischen Wirtschaft in den vergangenen acht Jahren - mit einem durchschnitt- lichen Wachstum des realen Brutto-inlandsprodukts (BIP) um mehr als 7% per annum - hat eine starke Zu-nahme der Beschäftigung und der Einkommen erzeugt. Die Arbeits- losenrate sank von 21,5% (2002) auf 7,3% (2011), die Reallöhne stiegen nach Schätzungen von Germany Trade & Invest zwischen 2003 und 2010 um 24%. Mit der Zunahme der Beschäftigung und der Löhne sind auch die Beitragszahlungen an die privaten und gewerkschaftlichen Krankenkassen deutlich gestiegen. Das stärkte die Investitionskraft und -bereitschaft dieser Institutionen.

Für 2012 wird eine Abschwächung des BIP-Wachstums auf etwa 5% erwartet, nach 7 bis 8% im Jahr 2011. Die Entwicklung der Gesamt-

weiterhin ein großer Nachholbedarf an Investitionen in die Gesundheits-versorgung. Allerdings bemängeln Skeptiker, die Entwicklung des Ge-sundheitswesens gehöre nicht zu den Prioritäten der Politik in Argen-tinien.

Für deutsche Anbieter gestaltet sich das Geschäftsumfeld teilweise schwierig. Jüngste Änderungen am Regulierungsrahmen des argenti- nischen Gesundheitswesens könn-ten zu einer stärkeren Nivellierung der Leistungen auf niedrigerem Niveau führen. Auf dem Medizin-technikmarkt herrscht ein starker Preiswettbewerb, bei dem Quali-tätsaspekte oft in den Hintergrund treten. Auch ein Angebot günstiger Finanzierungsbedingungen wird immer wichtiger, um Aufträge zu ergattern.

Die in anderen Branchen bereits geltenden Forderungen nach der Substitution von Importen durch lokal produzierte Güter oder nach dem Ausgleich der Einfuhren durch Exporte könnten auch auf die Liefe-

2. Der Markt für Medizintechnik in Argentinien

Autor: Carl Moses, Buenos Aires

2.1 Marktüberblick

Argentiniens Nachfrage nach Me-dizintechnik steigt stark an. Die Einfuhren, die etwa zwei Drittel der Inlandsnachfrage abdecken, haben sich in den letzten acht Jahren auf US$-Basis im Durchschnitt um 21% pro Jahr erhöht. Nach einer Wachs-tumsabschwächung 2009 und 2010 expandierten die Auslandsbezüge in den ersten acht Monaten 2011 sogar um 33% im Vergleich zur Referenz-periode im Vorjahr.

Strukturelle Faktoren sprechen für ein mittel- und langfristig kräftiges Wachstum der lokalen Medizin-techniknachfrage um 5 bis 10% per annum (auf US$-Basis). Der Anteil älterer Menschen an der Bevölke-rung nimmt stetig zu. Es besteht

Wichtige Daten zu Argentinien

Bruttoinlandsprodukt (BIP, nominal) 2010: 370 Mrd. US$

BIP-Wachstum (real) 2010: 9,2 2011 *): 8,0%; 2012 *): 4,6%

Inflation (Dezember 2010) 2010: 10,9%

Pro-Kopf-BIP 2010: 15.901 US$

Währung Argentinischer Peso (arg$); 1 arg$ = 100 Centavos

Devisenkurs (Oktober 2011) 1 US$ = 4,210 arg$; 1 Euro = 5,686 arg$

Durchschnittlicher Devisenkurs 2010 1 US$ = 3,901 arg$; 1 Euro = 5,177 arg$

Länderbonität (gemäß Institutional Investor) Sept. 2011: Rang 87/178 (Sept. 2010: Rang 94) Bonitätsindex 40,7 (+7,3 ggü. Sept. 2010)

Geschäftssprachen Spanisch, Englisch

*) Prognose

Quellen: IWF - Regional Economic Outlook (Oktober 2011), Germany Trade & Invest

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16 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

66,4% an, im Vergleich mit anderen Ländern Lateinamerikas ein relativ hoher Wert.

Argentiniens Gesundheitssektor weist eine komplexe Struktur auf. Im Wesentlichen wird das System von drei Subsektoren getragen:

Erstes Standbein ist das staatliche Gesundheitswesen, das durch Steuermittel finanziert wird und hauptsächlich in der Verantwortung von Provinzen und Gemeinden (ein-schließlich der Hauptstadt Buenos Aires) liegt. Seine Leistungen stehen allen Bürgern kostenlos zur Verfügung. Zum staatlichen System wird auch das Rentner-Sozialwerk Instituto Nacional de Servicios Sociales Para Jubilados y

Die Gesamtausgaben im argen- tinischen Gesundheitssektor haben nach Schätzung des Markt-forschungsunternehmens Key Mar-ket 2010 einen Wert von 116,4 Mrd. arg$ (rund 29,8 Mrd. US$) erreicht. Das entsprach rund 8% des BIP und bedeutete einen nominalen Zu-wachs um 28,6% gegenüber dem Vorjahr - dies bei einer allgemeinen Preissteigerungsrate, die 2010 laut amtlicher Statistik (Indec) 10,9% erreichte (nach Schätzungen von Germany Trade & Invest: etwa 24%). Für 2011 erwartet Key Market beiähnlichen Inflationsraten eine Aus-gabensteigerung um 32% auf 153,7 Mrd. arg$. Die Weltbank gibt den Anteil des öffentlichen Sektors an den gesamten Gesundheitsausga-ben in Argentinien für 2009 mit

wirtschaft wird sich ab 2012 zwar verlangsamen, sollte jedoch mit realen Steigerungsraten von 3 bis 5% in den kommenden Jahren recht kräftig bleiben. Zudem wertet der argentinische Peso in realer Be-trachtung tendenziell gegenüber dem US-Dollar auf. Dies erhöht die Kaufkraft für die Anschaffung von Importgütern, die den lokalen Medi-zintechnikmarkt dominieren.

2.2 Marktentwicklung und -bedarf

2.2.1 Rahmenbedingungen und Nachfrage bestimmende Faktoren 2.2.1.1 Das Gesundheitssystem in Argentinien

Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Argentinien

Indikator Wert (Jahr)

Einwohnerzahl (Mio.) 40,9 (2011) *)

Bevölkerungswachstum (% p.a.) 0,9 (2011) *)

Altersstruktur der Bevölkerung

Anteil der unter 15-Jährigen (%) 25 (2009)

Anteil der über 60-Jährigen (%) 15 (2009)

Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (Jahre) 75 (2008)

Gesundheitsausgaben pro Kopf (US$) 663 (2007)

Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (%) 7,4 (2008)

Ärzte/100.000 Einwohner 320 (2008)

Zahnmedizinische Fachkräfte/100.000 Einwohner 92 (2000-2010)

Krankenhausbetten/100.000 Einwohner 410 (2000-2009)

*) Schätzung

Quellen: Indec, Worldbank, World Health Organization

Der Markt für Medizintechnik in Argentinien

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Germany Trade & Invest www.gtai.de 17

und eine zusätzliche private Pre-paga, sind 5% der Patienten. Die übrigen 28% der Bevölkerung (11,5 Mio. Personen) sind ausschließlich auf die Leistungen der öffentlichen Krankenhäuser angewiesen, die ihre Dienste kostenlos anbieten. Die jährlichen Ausgaben je Patient sind bei den Prepagas mit rund 852 US$ je Kopf etwa doppelt so hoch wie die Pro-Kopf-Aufwendungen der Obras Sociales (400 US$). Über-durchschnittlich hoch sind auch die Aufwendungen für die Patienten des Pami (rund 860 US).

Insgesamt existieren rund 250 ver-schiedene Obras Sociales für unter-schiedliche Berufsgruppen und Ge-meinschaften. Davon sind indes nur wenige von größerer Bedeutung, der Sektor ist stark konzentriert. Allein die 15 größten Obras Sociales verei-nigen die Hälfte aller Mitglieder auf sich. Nur 17 Organisationen haben mehr als 100.000 Mitglieder. Die größte dieser Institutionen, OSECAC (Obra Social der Handelsangestell-ten), zählt 1,2 Mio. Mitglieder. Zu den größten Sozialkassen gehören ferner OSPRERA (Landarbeiter),

Von den gesamten Gesundheits-ausgaben werden laut Key Market 29% über die Obras Sociales kanali-siert, 25% gehen auf Rechnung des öffentlichen Sektors und 13% ent-fallen auf das Rentner-Sozialwerk Pami. Über die privaten Kranken-versicherungen (Medicinas Pre-pagas) werden 14% der Ausgaben abgewickelt. Die restlichen rund 20% verteilen sich auf andere pri-vate Aufwendungen - dazu gehören neben den direkten Zahlungen der Haushalte auch die betrieblichen Gesundheitsaufwendungen von Unternehmen und anderen Einrich-tungen für deren Angestellte und Mitglieder.

Rund 72% der 40,9 Mio. Argentinier werden von mindestens einer der verschiedenen Arten von Kranken-versicherungen erfasst. Etwa 54% (22,1 Mio. Personen) sind über die halb öffentlichen, halb privaten Obras Sociales versichert, 12% (4,9 Mio.) über eine private Medicina Prepaga und 11% (4,5 Mio.) über das Rentner-Gesundheitsprogramm Pa-mi. Doppelt abgesichert, also zum Beispiel über eine Obra Social

Gesundheitsausgaben in Argentinien 2005-2011 (Veränderung in %)

Jahr Ausgaben in arg$ Veränderung zum Vorjahr Ausgaben in US$ Veränderung zum Vorjahr

2011 153.660 32,0 37.205 25,0

2010 116.409 28,6 29.772 22,7

2009 90.490 19,8 24.260 1,5

2008 75.560 33,0 23.911 31,3

2007 56.812 30,6 18.208 28,5

2006 43.501 29,6 14.169 23,3

2005 33.563 11,4 11.494 12,2

Quelle: Germany Trade & Invest auf Basis von Key Market

Pensionados mit seinem Gesund-heitsprogramm „Programa de Atención Médica Integral“ (Pami) gerechnet, das aus Zwangsbeiträ-gen der Arbeitgeber (0,5% der Brut-tolöhne) und aus staatlichen Haus-haltsmitteln finanziert wird.

Der zweite Pfeiler sind die obliga-torischen Krankenversicherungen (Obras Sociales), die von Pflichtbei-trägen der Arbeitnehmer (3% des Bruttolohns) und der Arbeitgeber (6%) finanziert werden und über-wiegend unter der Verwaltung der Gewerkschaften stehen.

Der dritte Bereich umfasst eine Vielzahl von privaten Gesundheits-dienstleistern, zu denen die privaten Krankenversicherungen (Medicinas Prepagas) und die von verschiede-nen Gemeinschaften getragenen privaten Krankenhäuser zählen. Darunter fallen auch das auf die deutsch-argentinische Klientel spe-zialisierte Hospital Alemán sowie entsprechende Häuser der italieni-schen, spanischen, britischen und französischen Gemeinschaften in Argentinien.

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18 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

zu erlassenden Durchführungsbe-stimmungen geregelt werden.

Die Prepagas klagen über eine zunehmende Diskrepanz in der Entwicklung von Kosten und Ein-nahmen. Während die allgemeine Preissteigerung 2010 und 2011 nach Schätzungen von Germany Trade & Invest bei etwa 24% lag, gestand die Regierung den Prepagas 2011 lediglich eine Erhöhung ihrer Bei-tragssätze um bis zu 18% zu. Allein 2010 hätten die Kosten um 33,8% zugenommen, kalkuliert die Ver-einigung der privaten Klinik- und Krankenhausbetreiber Asociación de Clínicas, Sanatorios y Hospitales Privados de la República Argenti-na (Adecra). Getrieben wurde der Kostenanstieg laut Adecra vor allem von den Lohnkosten, die 2010 um 40,4% gestiegen seien.

Die Prepagas gehören zu den wich-tigsten Betreibern von Privat- kliniken im qualitativ höchsten Segment. Die mit mehr als 1,5 Mio. Mitgliedern größte Privatversiche-rung Osde betreibt allerdings keine eigenen Gesundheitseinrichtungen. Andere führende Medicinas Pre-

holt und bei der Krankenkasse zur Genehmigung vorgelegt werden.Wenn der Patient etwa bei Mate-rialien oder Implantaten aufgrund ärztlicher Empfehlungen einen hö-heren Qualitätsstandard als den von der Krankenkasse vorgesehenen wünscht, muss er die Kostendiffe-renz aus eigener Tasche decken.

Die Medicinas Prepagas und die betriebseigenen Krankenversi-cherungsprogramme von privaten Krankenhäusern wickelten 2010 Zahlungen von insgesamt rund 16 Mrd. arg$ ab. Die Marktforscher von Key Market rechnen damit, dass die Mitgliederzahl der Prepagas 2011 erstmals leicht zurückgehen wird (-2%). Durch ein neues Ge-setz, das die Prepagas zwingt, jeden Bewerber unabhängig von seinem Gesundheitszustand aufzunehmen, könnten die Patienten einen Anreiz erhalten, erst dann einer (relativ teuren) privaten Kasse beizutreten, wenn es sich wirklich „lohnt“. Kri-tiker des neuen Regulierungsrah-mens befürchten eine Nivellierung der Leistungen auf niedrigerem Niveau. Details der neuen Kondi- tionen müssen indes durch die noch

Construir Salud (Bauarbeiter), OSPCN Unión Personal (Staatsbe-dienstete), OSUTHGRA (Beschäftigte der Gastronomie) und Obras Social de Chofers de Camiones (Last- wagenfahrer). Jede der 23 argen-tinischen Provinzen unterhält eine Obra Social für ihre jeweiligen öf-fentlichen Bediensteten.

Auch die bei einer Obra Social oder einer Medicina Prepaga versicher-ten Patienten müssen oft erhebliche Beträge aus eigener Tasche zahlen. Die Krankenkassen schließen Ab-kommen mit bestimmten Ärzten, Zahnärzten, Krankenhäusern und sonstigen Gesundheitsdienstleis-tern („Prestadores“). Nur unter diesen gelisteten Prestadores kön-nen die Kassenmitglieder wählen, ansonsten müssen sie die Behand-lung selbst bezahlen. Auch sind bei vielen Leistungen zum Teil erhebli-che Zuzahlungen erforderlich. Bei den Prepagas gibt es sehr unter-schiedliche Versicherungspläne, die differenzierte Leistungspakete zu unterschiedlichen Preisen anbieten. Vor einem chirurgischen Eingriff oder einer aufwendigen Behandlung muss ein Kostenvoranschlag einge-

Die größten privaten Krankenversicherungen in Argentinien (Umsatz in Mio. arg$, Veränderung in %)

Unternehmen 2009 2010Veränderung

2010/09 Internetadresse

OSDE 4.940 6.496 31,5 www.osde.com.ar

Swiss Medical 3.081 3.550 15,2 www.swissmedical.com.ar

Galeno 2.539 3.000 18,2 www.e-galeno.com.ar

Omint 1.118 1.405 25,7 www.omint.com.ar

Medicus 696 1.065 53,0 www.medicus.com.ar

Sociedad Italiana de Beneficencia 580 690 16,4 www.hospitalitaliano.org.ar

Medifé 422 485 14,9 www.medife.com.ar

Quelle: Mercado

Der Markt für Medizintechnik in Argentinien

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anspruchsvoller Ausstattung um Kunden.

Zu den expandierenden Betreibern von eigenen Gesundheitsdienstenzählen auch einige gewerkschaft- liche Krankenkassen wie beispiels-weise die Obras Sociales der Ge-werkschaften der Lastwagenfahrer (Obra Social de Chofers de Camiones) oder die Krankenkasse

Die privaten Krankenhäuser konzentrieren sich vornehmlich auf planbare Dienstleistungen wie die Betreuung von Geburten, Herzoperationen, Rehabilitation oder „Luxusangebote“ wie Schönheitsoperationen oder Reproduktionsmedizin. Die führenden privaten Versorgungs- anbieter wie Galeno oder Swiss Medical konkurrieren mit besonders

pagas sind Swiss Medical, Galeno, Omint, Medicus und Medifé. Da- neben existieren die Gesund- heitspläne (Planes de Salud), mit denen einige Krankenhäuser ihre Kunden an sich binden (Hospital Italiano, Hospital Alemán, Hospital Británico). Auf die ge- nannten Versicherer entfallen 96% des Gesamtumsatzes sowie 85% der Versicherten aller Prepagas.

Führende private Betreiber von Krankenhäusern und Kliniken in Argentinien (Auswahl)

Einrichtung Internetadresse

Krankenhäuser argentinischer Betreiber:

Centro de Educación Médica e Investigaciones Clínicas “Norberto Quirno” (CEMIC) www.cemic.edu.ar

Swiss Medical (Clinica y Maternidad Suizo Argentina, Sanatorio de los Arcos, Clínica Olivos, San Lucas, Sanatorio Agote) www.swissmedical.com.ar

Galeno (Sanatorios de la Trinidad: Mitre, Palermo, Quilmes, San Isidro; Sanatorio Dupuytren) www.e-galeno.com.ar

Medicus (Sanatorio Las Lomas) www.medicus.com.ar

Omint (Clínica Santa Isabel, Clínica del Sol, Clínica Bazterrica) www.omint.com.ar

Sanatorio Mater Dei www.sanatoriomaterdei.com.ar

Clínica Adventista de Belgrano www.clinicaadventista.com.ar

Sanatorio Otamendi y Miroli www.sanatorio-otamendi.com.ar

Fundación Favaloro www.fundacionfavaloro.org

Instituto Argentino de Diagnóstico y Tratamiento (IADT) www.iadt.com

Hospital Universitario Austral www.hospitalaustral.edu.ar

Sanatorio Allende (Córdoba) www.sanatorioallende.com

Krankenhäuser ausländischer Gemeinschaften in Argentinien:

Hospital Italiano (Sociedad Italiana de Benefeciencia) www.hospitalitaliano.org.ar

Hospital Alemán (Krankenhaus der deutschen Gemeinschaft in Argentinien) www.hospitalaleman.com.ar

Hospital Británico www.hospitalbritanico.org.ar

Hospital Francés -

Hospital Español www.hospitalespanolar.com.ar

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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20 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

Argentinien verfügte laut der Welt-bank im Zeitraum 2000 bis 2009 pro 100.000 Einwohner über durch-schnittlich 410 Krankenhausbetten, die sich zu etwa gleichen Teilen auf öffentliche und private Anbieter verteilten. Im Privatsektor gibt es insgesamt eine größere Zahl von Einrichtungen, die jedoch im Durch-schnitt über eine geringere Anzahl von Betten verfügen (im Mittel 35 Betten bei den privaten, 64 bei den öffentlichen). Indec zählte 2004 insgesamt 8.000 öffentliche Ge-sundheitseinrichtungen, darunter 1.321 Einrichtungen mit stationärer Behandlung, die insgesamt über 78.057 Betten verfügten (davon rund 46% in Stadt und Provinz Buenos Aires, 9% in Córdoba und 7% in Santa Fé).

Arztpraxen (Consultorios) sind in Argentinien meist spartanisch aus-gerüstet und dienen lediglich der Erstuntersuchung und Beratung durch den Arzt. Selbst für ein EKG oder eine Blutabnahme wird der Patient in der Regel an ein Diagno-sezentrum oder ein Krankenhaus überwiesen. Viele Ärzte wirken an mehreren Arbeitsplätzen, etwa in einem Krankenhaus und in der eigenen Praxis. Häufig anzufinden sind Gemeinschaftspraxen, die sich mehrere Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen teilen (auch diese sind jedoch in der Regel kaum aus-gerüstet).

Diagnosedienstleistungen werden meist von spezialisierten Unter-nehmen erbracht. Im Bereich der Diagnose sind nach Angaben der Branchenkammer Cadime 10.000 kleine und mittlere Unternehmen mit insgesamt 50.000 Beschäftigten tätig (15.000 medizinische Fach- kräfte).

amerikas einen hohen Standard-der medizinischen Versorgung und Ausbildung. Das Land verfügt über 3,2 Ärzte je 1.000 Einwohner, was die mit Abstand höchste Ärztedichte in Südamerika bedeutet. Dagegen gibt es nur 0,5 Krankenschwestern je 1.000 Einwohner. Die jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit (Kaufkraftunterschiede bereinigt) waren 2008 mit 1.062 US$ deutlich höher als in Brasilien (875 US$) und Mexiko (837 US$). Argentinien ver-fügt über 2.554 Operationssäle und 7.650 Betten auf Intensivstationen. 15 öffentliche und 14 private Univer-sitäten bilden Ärzte aus.

Beim letzten Wirtschaftszensus (2004) zählte das nationale Statis-tikinstitut Indec landesweit 21.740 Arztpraxen, 10.763 Zahnarztpraxen, 5.044 Diagnosezentren, 3.559 Be-handlungszentren sowie 709 „inte-grierte Gesundheitszentren“ (mit Beratungs-, Diagnose- und Behand-lungsleistungen).

der Staatsangestellten (Unión Personal Civíl de la Nación).

Auch viele Privatpatienten landen in akuten Notfällen in staatlichen Krankenhäusern. Diese verfügen vielfach über hervorragende Ärzte und zum Teil auch über eine recht gute Ausstattung, vor allem in der Stadt Buenos Aires. Oft fehlt es je-doch an Verbrauchsmaterialien und an Medikamenten. Auch die War-tung der Ausrüstungen lässt viel-fach zu wünschen übrig. In vielen öffentlichen Krankenhäusern ist die Infrastruktur veraltet, die Kapazi- täten sind überlastet. Patienten stehen teilweise früh morgens Schlange, um einen Behandlungs-termin zu ergattern. Häufig müssen sie Instrumente und Verbrauchsma-terial selbst beschaffen und zu Ope-rationen oder sonstigen Behandlun-gen mitbringen.

Insgesamt hat Argentinien im Ver-gleich zu anderen Ländern Latein-

Der Markt für Medizintechnik in Argentinien

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waren laut Indec 2008 Herz-Kreis-lauf-Krankheiten (Anteil: 29,9%), Krebs (18,9%) und Atemwegser-krankungen (14,4%). Die Kinder-sterblichkeit lag 2008 bei 12,5 Fällen je 1.000 Lebendgeburten, bei starken Abweichungen zwi-schen den einzelnen Regionen des Landes. In Nordargentinien ist die Rate deutlich höher als im Süden des Landes oder in der Hauptstadt Buenos Aires (7,7 Fälle in Buenos Aires, 6,8 in Feuerland, aber 19,2 in Formosa).

Viele Krankheiten im Land werden durch das Rauchen und schlechte Essgewohnheiten verursacht. Etwa jeder dritte Mann und eine von vier Frauen unter allen Argentiniern über 15 Jahren sind Raucher. Rund 27% der Männer und 31% der Frau-en im Alter von mehr als 20 Jahren sind übergewichtig.

Ein wichtiger Faktor für die Gesund-heitswirtschaft ist die hohe Konzen-tration der Bevölkerung in städti-schen Ballungsräumen. Rund 92% der Argentinier haben sich in Städ-ten niedergelassen. Allein 46% der 40,9 Mio. Argentinier leben in der Stadt und der Provinz Buenos Aires.

2.2.2 Marktvolumen und Import- bedarf

Das Volumen des argentinischen Medizintechnikmarktes ist mangels genauer Daten zur lokalen Pro-duktion nur schwer zu bestimmen. Einer groben Schätzung zufolge be-trug es 2010 etwa 636 Mio. US$. Die Nachfrage wird zu etwa zwei Drit-teln durch Importe gedeckt. In den ersten acht Monaten 2011 expan-dierten die Einfuhren nach vorläu-figen Angaben um 33% gegenüber der gleichen Vorjahresperiode.

nach Angaben des Nationalen Statistikinstituts Indec 2010 bei 4.222 arg$ im Monat. Für 2011 prognostizieren Ökonomen eine durchschnittliche Erhöhung der Löhne um 26% (nominal). Nach amtlichen Angaben lebten 2010 noch 12% der Einwohner unterhalb der Armutsgrenze - Germany Trade & Invest schätzt die Rate indes wesentlich höher ein (zwischen 23 und 30%).

Bisher ist das Gesundheitsbewusst-sein im Land jedoch noch ver-gleichsweise gering ausgeprägt. Die meisten Argentinier gehen nur dann zum Arzt oder ins Krankenhaus, wenn es nicht mehr anders geht. Selbstmedikation ist weit verbreitet. In den oberen Einkommensschich-ten wird dagegen zum Teil sehr viel Geld für Schönheitsoperationen ausgegeben. Auch die Reprodukti-onsmedizin wird stark in Anspruch genommen.

Die demographische Entwicklung im Land dürfte den Trend zu stei-genden Gesundheitsausgaben be-stärken. Das Durchschnittsalter der Argentinier liegt derzeit bei 30 Jah-ren. Argentinien weist im Vergleich zu anderen Ländern Lateinamerikas einen relativ hohen Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung auf. Nach Angaben des Statistikinsti-tuts Indec waren 2010 rund 4,1 Mio. Einwohner älter als 65 Jahre (10,2% der Gesamtbevölkerung). Bis 2015 dürfte der Anteil der Senioren auf 10,7% steigen. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 75 Jah-ren (für Frauen 79, für Männer 72 Jahre).

Die häufigste Todesursache bei den insgesamt 302.133 Sterbefällen

Ein Großteil der öffentlichen Inves-titionen im Gesundheitswesen wird durch Mittel multilateraler Kredit-geber (teil)-finanziert. Die Inter- amerikanische Entwicklungsbank (IADB) gewährte 2007 einen Kredit von 230 Mio. US$ für die Stärkung der primären Gesundheitsversor-gung, dessen Mittel zur Jahresmitte 2011 erst zu 30% ausgezahlt worden waren. Das argentinische Gesund-heitsministerium verpflichtete sich im gleichen Schritt, 57,5 Mio. US$ für das Programm bereitzustellen. Schwerpunkte sind vorbeugende und Behandlungsmaßnahmen zur Bekämpfung chronischer Krank- heiten, die Stärkung von Basis- Gesundheitsdiensten, Ausbildungs-programme für Gesundheits- personal sowie die Verbesserung der Beschaffungs- und Verwal-tungsprozesse. Die Weltbank stellte unter anderem ein Kreditprogramm von 230 Mio. US$ für die Bekäm- pfung der Grippe A/H1N1 und ähn-licher Krankheiten zur Verfügung (Laufzeit bis März 2012). Ferner unterstützt sie mit 300 Mio. US$ ein Regierungsprogramm zur besseren Gesundheitsversorgung von Müttern und Kindern (Plan Nacer). Anfang 2011 sagte die Weltbank überdies einen Kredit in Höhe von 400 Mio. US$ für die Entwicklung des Kran-kenversicherungssystems auf der Ebene der Provinzen sowie für die Stärkung der Gesundheits- behörden auf nationaler und provinzieller Ebene zu (läuft bis Ende 2015).

2.2.1.2 Weitere Einflussfaktoren

Mit steigenden Einkommen nimmt auch in Argentinien die Bereitschaft zu, in eine bessere Gesundheits- versorgung zu investieren. Der durchschnittliche Bruttolohn lag

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US$ zu erzielen und eine Freigabe neuer Kredite und Bürgschaften zu ermöglichen.

Die Sozialwerke Obras Sociales ver-halten sich bei ihrer Nachfrage eher wie die privaten Institutionen. Die Technologieanforderungen liegen auf mittlerem bis niedrigem Niveau. Neben der Beziehungs- pflege sind ein guter Service und günstige Preise wichtig. Anders als bei den rein privaten Abnehmern sind die Finanzierungsbedingungen bei den zahlungskräftigen Obras Sociales nicht so entscheidend.

Die Gewerkschaften und deren Sozi-alkassen haben unter den peronis-tischen Regierungen von Ex-Prä-sident Néstor Kirchner und dessen Gattin Cristina, die seit Ende 2007 als seine Nachfolgerin amtiert, eine deutliche Stärkung erfahren. So kann es sich ein gewerkschaftlich betriebenes Krankenhaus leisten, mehr als die Hälfte eines neuen Auftrags für OP-Ausrüstungen in Vorkasse zu bezahlen. In jüngerer Zeit mehren sich jedoch Konflikte zwischen den Gewerkschaften und der Regierung. Gewerkschaftsver-treter warfen dem Gesundheitsmi-nisterium vor, Beitragsgelder zu-rückzuhalten. Staatschefin Cristina Kirchner ging im Wahljahr 2011 auf Distanz zur wenig populären Ge-werkschaftsführung. Es kursierten sogar Gerüchte, wonach die Regie-rung eine Verstaatlichung der Obras Sociales ins Auge fassen könnte. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Regierung die Gewerkschafts-kassen weiter fördern wird.

Von den insgesamt rund 3.300 Krankenhäusern stuft ein führender

nach Abnehmerkreis gibt es jedoch erhebliche Unterschiede im Nach-frageverhalten und bei den Kaufkri-terien.

Qualitativ hochwertige Erzeugnis-se würden fast nur von besonders renommierten Privatinstitutionen nachgefragt und machten höchsten 10% des Marktes aus, bekundet ein Marktkenner. Bei den Staatsbetrie-ben zählt dagegen vor allem der An-schaffungspreis. Um an Aufträge zu kommen, seien vor allem gute Kon-takte zu öffentlichen Institutionen entscheidend. Mehr Transparenz herrsche bei Projekten mit interna-tionaler Finanzierung (durch Welt-bank und ähnliche Institutionen).

Hinderlich für deutsche Anbieter ist, dass Geschäfte mit dem argentini-schen Staat und seinen Dependan-cen aufgrund der seit 2002 fort-bestehenden Zahlungsrückstände gegenüber öffentlichen und privaten Auslandsgläubigern nicht durch die staatlichen Ausfuhrkreditversiche-rungen (in Deutschland: Euler/Her-mes) gedeckt werden. Argentinien hat jedoch Verhandlungen mit den Regierungen des Pariser Clubs auf-genommen, um eine Regelung der Außenstände von fast 9 Mrd.

Der Markt für Medizintechnik in Argentinien (in Mio. US$; Veränderung in %) 1)

Kennziffer 2009 2010 Veränderung 2010/09

Lokale Produktion 230 266 15,7

Import 376 429 14,1

Export 65 59 -9,2

Marktvolumen 2) 541 636 17,6

1) Schätzung; 2) rechnerisch: lokale Produktion + Import - Export

Quelle: Germany Trade & Invest auf Basis von Daten des Centro de Estudios para la Producción (CEP)

Die Abnehmer von Medizintech-nik gliedern sich in drei wichtige Gruppen: Zum einen ist dies der öffentliche Sektor (Krankenhäuser und Gesundheitszentren, die vom Bundesstaat, den Provinzen oder den Gemeinden betrieben werden) einschließlich des Rentner-Sozi-alwerks Pami, das zu den größten Direktimporteuren von Medizintech-nik gehört. Zum anderen sind es die von den Gewerkschaften ver-walteten Sozialwerke (Obras Soci-ales), die aus den Pflichtbeiträgen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber finanziert werden und vielfach ei-gene Krankenhäuser betreiben. Zu guter Letzt kaufen auch die privaten Krankenversicherungen (Medici-nas Prepagas), die aus freiwilligen Beiträgen finanziert werden, sowie Privatkliniken und andere private Gesundheitsdienstleister (Prestado-res) Medizinprodukte ein.

Nachgefragt werden in aller Regel Ausrüstungen mit niedrigem bis mittlerem Niveau. Internationale Neuentwicklungen kommen in Ar-gentinien oft erst mit einem Rück-stand von vier bis fünf Jahren auf den Markt. Entscheidendes Krite-rium sei in den meisten Fällen der Preis, sagen Brancheninsider. Je

Der Markt für Medizintechnik in Argentinien

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setzt. Vor allem in der Provinz wür-den immer wieder Anlagen in sehr fragwürdigem Zustand gekauft und zum Einsatz gebracht. Abnehmer für gebrauchte Geräte sind zudem Firmen, die sich auf den Verleih von Ausrüstungen spezialisieren. Es würden praktisch keine Kontrollen des Zustands und der Funktions-tüchtigkeit von Geräten durch die Behörden durchgeführt, beobachten Kenner. Öffentliche Stellen kaufen grundsätzlich keine gebrauchten Ausrüstungen, in einigen Provinzen habe es jedoch Ausnahmen gege-ben.

Marktausblick und Zukunftstrends

Argentiniens Markt für Medizin-technik dürfte in den kommenden Jahren mindestens im Tempo des gesamtwirtschaftlichen Wachstums um 3 bis 5% pro Jahr expandieren. Je nach Entwicklung der branchen-spezifischen Rahmenbedingungen erscheinen auch höhere Steige-rungsraten möglich. Das starke Wachstum während der letzten acht Jahre (Importwert: +21% jährlich in US$), das aus dem großen Nach-holbedarf wegen der Krise 1999 bis 2002 und der sehr guten gesamt-wirtschaftlichen Entwicklung re-sultierte, wird sich in diesem Maße allerdings auf längere Sicht kaum fortsetzen können. Im günstigen Fall erscheint in den kommenden Jahren eine Zuwachsrate des Me-dizintechnikmarktes mit knapp zweistelligen Raten auf US$-Basis möglich.

Im Jahr 2011 herrschte allerdings noch Hochkonjunktur. In den ersten acht Monaten lag die Einfuhr nach vorläufigen Daten in US$-Werten um 33% über dem Vorjahr. Nachdem sich für die Präsident-schaftswahlen am 23.10.11 eine

Gesamtmarktes geblieben (durch-schnittliches Importwachstum von 2004 bis 2008: 25% jährlich). Das geringste Wachstum verzeichneten im genannten Zeitraum die Importe von Verbrauchsgütern (+12% per annum).

Deutsche Anbieter haben in Argen-tinien eine starke Marktposition. Mit einem Anteil von rund 12% an der Gesamteinfuhr ist Deutschland nach den USA das zweitwichtigste Lieferland vor der VR China, Ja-pan, verschiedenen europäischen Ländern sowie Brasilien und Me-xiko. Besonders stark ist die deut-sche Position bei Röntgengeräten, Magnetresonanzgeräten, Über-wachungsapparaten, künstlichen Nieren und anderen Instrumenten der HS-Position 9018.90, augen-ärztlichen Instrumenten, Herz-schrittmachern und Medizinmöbeln. Geringe Chancen haben deutsche Erzeugnisse auf dem Markt für Ver-brauchsgüter, der vornehmlich von US-amerikanischen, brasilianischen und chinesischen Lieferanten ver-sorgt wird.

Ein großer Markt besteht in Argenti-nien für gebrauchte Ausrüstungen. Nach Schätzung eines führenden internationalen Herstellers elekt-romedizinischer Geräte entfallen rund 30% der Gesamtnachfrage auf gebrauchte Geräte. Den Vorschrif-ten nach dürfen diese nur nach vollständiger Überholung und mit entsprechenden Garantien des Ori-ginalherstellers eingeführt werden. Es bestehe jedoch ein großer grauer Markt, der sich den Kontrollen der Behörden und der Originalhersteller entziehe, sagen Branchenexperten. Häufig würden gebrauchte Ausrüs-tungen in Teilen importiert und in Argentinien wieder zusammenge-

internationaler Hersteller von hoch-wertigen Spezialgeräten rund ein Drittel als potenzielle Kunden ein. Ein anderer führender Anbieter von elektromedizinischen Ausrüstungen zählt im privaten Sektor Argen- tiniens 20 mögliche Kunden mit einem Jahresumsatz von mehr als 8 Mio. US$, 60 mit einem Umsatz von 3 bis 8 Mio. US$ und 320 potenzielle Kunden mit einem Umsatz von weniger als 3 Mio. US$.

Nachfrageentwicklung in den wich-tigsten Sparten der Medizintechnik

Gemessen an den Importwerten in US$ ergab sich 2010 ein besonders kräftiger Anstieg der Nachfrage bei medizinischen Möbeln (+137% ge-genüber 2009), Rollstühlen (+40%), Zahntechnik (+31%) und ophthal- mologischen Instrumenten (+29%). Auch die Nachfrage nach Ver-brauchsmaterialien stieg über-durchschnittlich (+16%). Die Im- porte von Elektrodiagnoseaus- rüstungen (+12%) sowie Prothesen und Orthopädietechnik (+11%) blieben dagegen 2010 leicht hinter dem Wachstum des Gesamtmarktes (+13%) zurück, während die Einfuhr von Atmungs- und Therapiegerä-ten weitgehend stagnierte. Für die kommenden Jahre erwarten Bran-chenexperten das größte Nach-fragewachstum bei bildgebenden Ausrüstungen für Diagnosezwecke (diagnostic imaging).

Schon von 2004 bis 2008 war die Einfuhr von bildgebenden Ausrüs-tungen für Diagnosezwecke am stärksten gewachsen (durchschnitt-lich um 44% jährlich). Die Importe von Zahntechnik (+23% per annum) sowie von orthopädischen Pro- dukten und Prothesen (+21% pro Jahr) waren nur leicht unter dem durchschnittlichen Zuwachs des

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24 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

die Regierung die Sozialwerke nicht antastet, sondern weiter fördert.

Ein Damoklesschwert über dem bis-lang florierenden Geschäft der Im-porteure ist die zunehmende Forde-rung der argentinischen Regierung nach der Substitution von Importen durch lokal produzierte Güter bezie-hungsweise nach der Kompensation von Einfuhren durch Exporte. An-ders als in vielen anderen Branchen ist die Medizintechnik bisher kaum von entsprechenden Forderungen betroffen. Das könnte sich jedoch schnell ändern, da ein Teil der Importe grundsätzlich durch eine lokale Produktion (wenn auch zum Teil von minderer Qualität) ersetzt werden könnte.

gabenfreude und -kapazität bei der öffentlichen Hand vorherrschen.

Die künftigen Rahmenbedingun-gen des Gesundheitssektors waren zuletzt mit einer gewissen Un-sicherheit behaftet. Im Mai 2011 verabschiedete das argentinische Parlament ein neues Gesetz zur Regulierung der privaten Kranken-versicherungen, das den Prepagas unter anderem untersagt, Patienten aufgrund vorhandener Krankheiten oder aufgrund ihres hohen Alters nicht als Mitglieder zu akzeptie-ren. Zudem wurden obligatorische Mindeststandards für die Leistungs-angebote festgelegt. Gleichzeitig werden die Kontrollen von Gebühren und Leistungsentgelten durch die Behörden verstärkt. Die Prepagas befürchteten eine hohe finanzielle Zusatzbelastung. Zudem werde das Gesetz möglicherweise eine Nivel-lierung der Leistungen auf niedrige-rem Niveau bewirken. Wie sich das Gesetz konkret auswirke, werde je-doch von den bis Redaktionsschluss noch nicht erlassenen Durchfüh-rungsbestimmungen abhängen.

Im September 2011 kursierten zu-dem hartnäckige Gerüchte, wonach die Regierung eine Übernahme der bisher von den Gewerkschaften verwalteten Obras Sociales in staat-liche Hand plane. Unter Verweis auf die vor drei Jahren erfolgte Ver-staatlichung der privaten Pensions-fonds äußerten Branchenfachleute die Befürchtung, dass die Regierung die Krankenversicherungsbeiträge möglicherweise zur Finanzierung anderer Ausgaben (außerhalb des Gesundheitswesens) heranziehen könnte. Dies könne die Kaufkraft und die Investitionsbereitschaft der Obras Sociales verringern. Andere Beobachter erwarten indes, dass

klare Mehrheit für eine Wiederwahl der amtierenden Staatspräsidentin Cristina Kirchner abzeichnete, ha-ben viele Gesundheitsunternehmen ihre Projekte aus den Schubladen geholt. Zwar wird die Gesundheits-politik Kirchners von Privatunter-nehmen vielfach kritisiert, doch die Kontinuität wird offenbar der poten-ziellen Unsicherheit vorgezogen, die mit einem Regierungswechsel hätte einhergehen können.

Strukturelle Faktoren sprechen für ein mittel- und langfristig kräftiges Wachstum des lokalen Medizintech-nikmarktes. Auch in Argentinien nimmt der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung stetig zu. Ex-perten konstatieren überdies einen anhaltend hohen Nachholbedarf bei der Modernisierung und dem Aus-bau der Infrastruktur im Gesund-heitswesen. Vor allem im öffent- lichen Sektor seien viele Aus- rüstungen veraltet. Ob und wann sich dieser Bedarf in konkreten Ausschreibungen und Aufträgen niederschlägt, ist indes schwer ab-zuschätzen. Nach den Boom- jahren stehen die öffentlichen Kassen vermutlich nun erst einmal wieder vor einer Zeit knapperer Mittel.

Auch im privaten Sektor werden die Einnahmen vermutlich spärlicher wachsen und kaum den Anstieg der Kosten decken. Insgesamt erwarten Experten jedoch - wie schon in der Vergangenheit - eine relativ stabile Entwicklung der privaten Nach- frage, während im öffentlichen Sektor je nach Wahlkalender und politischer Opportunität mit größeren Schwankungen zu rech-nen ist. Nach den Präsidentschafts-wahlen vom Oktober 2011 dürfte zunächst eine gedämpfte Aus-

Der Markt für Medizintechnik in Argentinien

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Philips und Toshiba bedient denMarkt fast ausschließlich aus Importen. Fresenius Medical Care produziert in Argentinien Lösungen, Salze, Desinfektionsmittel und Zu- behörteile (BiBags) für die Dialyse.

In den 1990er Jahren hatte die lokale Medizintechnikindustrie eine schwere Krise durchlebt. Zwischen 1991 und 2001, als der Argen- tinische Peso eins zu eins an den US-Dollar gebunden war, büßten viele lokale Hersteller ihre Wett-bewerbsfähigkeit ein und mussten aufgeben. Die Produktion sank um 6,3% pro Jahr. Seit der starken Abwertung der argentinischen Währung zu Beginn des Jahres 2002 geht es wieder aufwärts. Von 2003 bis 2007 legte die Produktion mit einer durchschnittlichen Jahres- rate von 24% zu. Im Jahr 2008 schwächte sich das Wachstum ab, durch die Krise kam es 2009 zu einem leichten Rückgang, 2010 erholte sich die Fertigung um etwa 11%. Das Produktionsvolumen und den Beschäftigungsstand von 1991 hat die Branche indes noch nicht wieder ganz erreicht.

zustellen. Etwa 200 Branchen- unternehmen erzielen nach Er-hebung der CAEHFA einen durch-schnittlichen Jahresumsatz von 7 Mio. arg$, was einen Gesamtumsatz von 1.400 Mio. arg$ (330 Mio. US$) ergibt.

Gemäß einer Analyse der Volks- wirtin María Lucia Lobroff vom staatlichen Studienzentrum CEP gibt es etwa 250 Branchenunter-nehmen mit insgesamt 3.650 Be-schäftigten, die einen jährlichen Bruttoproduktionswert von 1.040 Mio. arg$ erwirtschaften. Es handelt sich überwiegend um Kleinstunter-nehmen: 87% der Unternehmen be-schäftigen weniger als 20 Personen, nur 5% der Firmen haben mehr als 50 Mitarbeiter. Über 60% der Be- triebe sind in der Stadt und der Provinz Buenos Aires angesiedelt. Weitere regionale Schwerpunkte sind die Provinzen Santa Fé (10%) und Córdoba (8%)

Eine kleine Anzahl von Nieder- lassungen internationaler Konzerne wie Siemens, General Electric,

Die Zeit einer starken Unterbewer-tung der argentinischen Landes-währung ist zunächst einmal vorbei, so dass ausländische Anbieter wie-der besser mit lokalen Herstellern konkurrieren können. Die zuneh-menden Finanzierungsengpässe der argentinischen Regierung könnten allerdings ab 2011 wieder zu einer Abwertung des Argentinischen Peso gegenüber dem US-Dollar führen. Wie stark dies auch eine Abwertung gegenüber dem Euro bedeutet, wird von der Entwicklung der US-Dollar-Euro-Relation abhängen. Argenti- nien ist und bleibt (zumindest vor-erst) ein Dollarmarkt.

2.3 Produktion und Branchenstruktur

In Argentinien existiert eine Vielzahl inländischer Hersteller, die nach Angaben des Fachverbandes Cámara de Equipamiento Hospi- talario de Fabricación Argentina (CAEHFA) in der Lage sind, etwa 80% der medizinischen Produkte für moderne Krankenhäuser und am-bulante Rettungsdienste bereit-

Führende Hersteller von Medizintechnik in Argentinien

Sparte Unternehmen

Geräte und Instrumente Medix, Meditea Electromedica, Tecme, Gran Buenos Aires Rayos X, San Up, Denimed, Ecleris, Industrias Hogner, Silvestrin Fabris, Oxigenoterapia Norte, Dental San Justo, Feas Electrónica

Verbrauchsmaterial und sonstige Produkte Sagima, Silmag, Lexel

Möbel Destrade, Quiro Med, Medix

Prothesen, Orthesen, Implantate Promedon, B&W, Villalba Hnos, Imeco, Implantes Fico, Cidob, Laboratorios SL

Quelle: CEP

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26 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

1,14% ihres Umsatzes für For-schung und Entwicklung (F&E) aus. Das ist zwar deutlich mehr als andere Industriezweige in Argenti-nien für F&E aufwenden, liegt aber ebenso deutlich unter dem interna-tional üblichen Standard der Bran-che. Auch eine Zusammenarbeit der Unternehmen mit Universitäten oder anderen Forschungseinrich-tungen existiert bisher kaum.

Viele lokale Produzenten sind zu-gleich Repräsentanten von aus- ländischen Unternehmen. Mitunter bieten sie sich auch als Partner für eine betriebliche Kooperation an. Sollte die argentinische Regierung ihre für verschiedene Branchen

steigendem Maße die Wettbewerbs-position der lokalen Industrie.Wettbewerbsvorteile haben die lokalen Anbieter vor allem im Lan-desinneren bei Aufträgen von Pro-vinz- und Gemeindekrankenhäu-sern. In der Stadt Buenos Aires und bei Privatkliniken kommen eher die Technologieführer zum Zuge. Auch bei Ausschreibungen, die mit Kre-diten der Weltbank oder ähnlicher Institutionen finanziert werden und die Beachtung internationaler Qua-litätsstandards verlangen, haben die inländischen Anbieter häufig einen schweren Stand.

Die argentinischen Hersteller von Medizintechnik gaben 2004 etwa

Die inländischen Medizintechnik-hersteller fertigen einfache Pro-dukte reifer Technologien, die sie zumeist von ausländischen Firmen adaptieren. Dabei müssen die ar-gentinischen Branchenunterneh-men in großem Umfang auf impor-tierte Komponenten und Vorproduk-te zurückgreifen. Die lokale Zulie-ferbasis ist schwach, Vorprodukte sind meist qualitativ minderwertig und/oder teuer. Die Hersteller in Argentinien arbeiten in der Regel auf einem mittleren oder niedri-gen technischen Niveau, sind aber mitunter erheblich billiger als die ausländische Konkurrenz. Der star-ke Anstieg der inländischen Kosten schwächt indes seit einiger Zeit in

Wichtige Medizintechnikhersteller in Argentinien (Auswahl)

Unternehmen (Internetadresse) Produkte Internetadresse

Adox S.A. Anästhesie- und Beatmungsgeräte www.adox.com.ar

Akonic S.A. EMG-ENG-Geräte, analoge EEG Polygrafie-Geräte

www.akonic.com

Apema S.R.L. Blutdialysegeräte, Infusionspumpen, Wasseraufbereitung für Labors

www.apema.com.ar

Baguette J.A. e Hijos SAIC Anästhesiegeräte und Zubehör www.baguette.com.ar

Diseños y Componentes Electrónicos S.A. Monitoringgeräte und -stationen, Defibrillatoren

www.dyce.com.ar

Faeta S.A. Sterilisationsgeräte und –ausrüstun-gen, Autoklaven, Waschapparate

www.faeta.com.ar

Implantes Fico SRL Implantate für die orthopädische Chirurgie

www.implantesfico.com.ar

Industrias Högner S.A. Sterilisationsgeräte und –ausrüstun-gen, Autoklaven

www.hogner.com

Invap S.E. Koblttherapiegeräte, Strahlentechnik

www.invap.com.ar

Laboratorio Gasana SRL Verbandsmaterial www.gasana.com.ar

Manrique Hnos. SRL Waagen und andere Messgeräte für den medizinischen Bedarf

www.balanzascam.com

Mario H. del Giudice SRL Dampfsterilisatoren www.delgiudice.com.ar

Meca-Dent SRL Zahnbohrer und andere Zahntechnik www.kmdargentina.com.ar

Der Markt für Medizintechnik in Argentinien

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sind nicht verfügbar. Da die Einfuhren in vielen Segmenten jedoch den Markt beherrschen, geben die folgenden Ranglisten der größten Importunternehmen (gemäß dem für 2010 geschätzten Importwert) für die unterschied- lichen Produktgruppen eine An- näherung an die jeweilige Ver- teilung der Marktanteile. Einer der größten Lieferanten (General Electric) taucht auf den vorderen Plätzen nicht auf, weil die Kunden vielfach auf eigene Rechnung importieren.

strumente. Argentiniens Medizin-technikexporte entfallen zu 72% auf Geräte und Instrumente, zu 20% auf Prothesen, Orthesen und Implan-tate, zu 7% auf Verbrauchsmaterial und zu 1% auf Möbel. Zu den erfolg-reichsten Unternehmen gehörenMedix, die staatliche Invap, Tecme (Neumovent) sowie Baguette und Adox. Medix wurde 2010 von der US-amerikanischen Gruppe Natus Medical übernommen.

Angaben zu den lokalen Umsätzen von Herstellern und Importeuren-

Wichtige Medizintechnikhersteller in Argentinien (Auswahl) (Forts.)

Unternehmen (Internetadresse) Produkte Internetadresse

Medical Engineering Corporation S.A. Kanülen für Biopsie, Katheter, Zangen; Verbrauchsgüter

www.medical.com.ar

Medix ICSA Inkubatoren www.medix.com.ar

Nardi y Herrero SRL Zahnarztpraxen www.nardiherrero.com.ar

Ortopédicos San Andrés Rollstühle, orthopädische Betten, Gehhilfen

www.osanandres.com.ar

Pettinari Metal S.A. integrierte Ausrüstungen für Krankenhäuser und Arztpraxen

www.pettinari.com.ar

Productos Médicos Descartables S.A. Spritzen, gynäkologische Instrumente www.pmd-sa.com.ar

Promedon SRL Penisprothesen und Messsysteme für den Harnapparat

www.promedon.com.ar

Rayos X Dinan S.A. Röntgengeräte, Geräte für Angio- graphie und Mammographie

www.rayosxdinan.com.ar

San Up S.A. Nebulisatoren, Vaporisatoren, Wärmekissen

www.sanup.com.ar

Silvestrin Fabris SRL Nebulisatoren, Vaporisatoren, sterile Gefäße und andere Verbrauchsgüter

www.silfab.com.ar

Tecme S.A. Beatmungsgeräte www.neumovent.com.ar

Villalba Hnos. SRL Instrumente und Implantate für die orthopädische Chirurgie und die Traumatologie

www.caehfa.org.ar/SociosES/Villalba.htm

Quelle: CAEHFA

(oder auch einzelne Unternehmen) bereits aufgestellte Forderung nachder Substitution von Importen durch Exporte oder lokale Investitionen auch auf die Medizintechnikbranche ausweiten, könnte die Zusammen-arbeit mit lokalen Herstellern für Importeure sogar zu einer „Überle-bensstrategie“ werden.

Einige inländische Branchenfirmen sind seit Längerem erfolgreich im Export tätig (Gesamtausfuhr 2010: 59 Mio. US$). Knapp vier Fünftel von ihnen produzieren Geräte und In-

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28 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

Führende Importeure nach Produktgruppen (Importwert in 1.000 US$ fob)

HS-Position Unternehmen Importwert 2010 *)

9018.11-.20 Philips Argentina S.A. 8.743

Siemens S.A. 3.448

Esaote Latinoamericana S.A. 3.384

Intec S.R.L. 3.230

Griensu S.A. (Toshiba) 3.048

9021 Boston Scientific Argentina S.A. 11.199

St. Jude Medical Argentna S.A. 8.662

Johnson & Johnson Medical S.A. 7.734

Promedon S.R.L. 5.582

Biomédica Argentina S.A. 4.798

9022.12-14 Siemens S.A. 5.636

Philips Argentina S.A. de Lámparas Eléctricas y Radio 5.585

Griensu S.A. (Toshiba) 5.312

Schlumberger Argentina SA 1.781

9018.31-39 Becton Dickinson Argentina S.R..L. 8.677

American Fiure S.A. 4.453

Boston Scientific Argentina S.A. 3.018

Propato Hermanos S.A.I.C. 2.740

Laboratorios Bagó S.A. 2.348

9018.41-49 Dencorp S.A. 890

Dentsply Argentina S.A.C.I. 779

Plus Dental S.A. 573

Latinmarket SA 494

Dental Medrano S.A. 481

Der Markt für Medizintechnik in Argentinien

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Führende Importeure nach Produktgruppen (Importwert in 1.000 US$ fob) (Forts.)

HS-Position Unternehmen Importwert 2010 *)

9019-20 Air Liquide Argentina S.A. 2.190

Ceragem Argentina SA 2.007

3M Argentina S.A.C.I.F.I.A. 1.724

Cipar SA 1.622

D.C.D. Products S.R.L. 1.466

9022.12-14 Siemens S.A. 5.636

Philips Argentina S.A. 5.585

Griensus S.A. (Toshiba) 5.312

Schlumberger Argentina SA 1.781

PC-Arts Argentina SA 1.660

*) Schätzungen

Anmerkung: Ausführlichere Listen der wichtigsten Importeure für bestimmte Zolltarifpositionen können bei Germany Trade & Invest angefordert werden.

Quelle: Nosis auf Basis von Zolldaten

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30 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

verschiedene europäische Staaten.Deutschland hatte einen Import- anteil von 11,2% an der Gesamt- einfuhr von Medizintechnik. Die argentinischen Exporte gehen zu 56% in andere Länder Lateinamerikas. Weitere wichtige Abnehmer sind die USA und Spanien.

Vorjahresvergleich). In den ersten acht Monaten 2011 lag der Einfuhr-wert nach Daten der Agentur Nosis um 33% über dem entsprechenden Vorjahreswert.

Wichtigste Lieferländer sind die USA, Deutschland, die VR China, Japan, Brasilien und Mexiko sowie

2.4 Außenhandel

Argentiniens Importe von medizin-technischen Produkten haben 2010 nach Angaben von CEP einen Wert von 429 Mio. US$ er-reicht (+14,1% gegenüber Vorjahr). Dem standen Exporte im Wert von 59 Mio. US$ gegenüber (-9,2% im

Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Argentinien (in 1.000 US$ fob; Veränderung und Lieferanteil in %)

HS Warenbezeichnung 2009 2010Veränderung

2010/09

Lieferanteil Deutschland

(2010)

9018.12 Ultraschalldiagnosegeräte 17.339 21.836 25,9 0,1

9018.13 Magnetresonanzgeräte 18.876 16.639 -11,9 13,2

9018.11, .14 Elektrokardiografen, Szintigrafiegeräte

3.898 7.893 102,5 2,5

9018.19 Überwachungsapparate für 2 oder mehr Parameter

15.698 13.695 -12,8 13,3

9018.20 Ultraviolett- oder Infrarotbestrahlungsgeräte

4.326 7.131 64,8 16,9

9018.31-.39 Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc.

45.285 52.654 16,3 3,6

9018.41 Dentalbohrmaschinen 2.114 3.007 42,2 3,9

9018.49 Teile von Dentalbohrmaschinen 3.301 4.093 24,0 15,4

9018.50 Ophthalmologische Instrumente 7.093 9.183 +29,5 16,9

9018.90 Andere Instrumente, Apparate und Geräte

52.127 62.732 19,0 17,8

9019, 9020 Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. 28.845 28.867 +0,1 5,3

9021.10 Orthopädietechnik 14.964 17.905 19,7 5,7

9021.21-29 Zahnprothetik 2.735 3.452 26,2 0,1

9021.31-.39 Andere künstliche Körperteile und Organe

32.463 41.044 26,4 5,9

9021.40 Schwerhörigengeräte 10.093 8.478 -16,0 4,7

9021.50 Herzschrittmacher 11.788 8.808 -25,3 32,6

9021.90 Teile und Zubehör etc. 39.109 44.038 12,6 9,6

Der Markt für Medizintechnik in Argentinien

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Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Argentinien (in 1.000 US$ fob; Veränderung und Lieferanteil in %) (Forts.)

HS Warenbezeichnung 2009 2010Veränderung

2010/09

Lieferanteil Deutschland

(2010)

9022.12 Apparate für die Computertomografie 13.928 15.025 7,9 12,5

9022.13, .14 Andere Röntgenapparate (für medizinische, chirurgische, zahnärztliche oder tierärztliche Zwecke) 17.497 15.454 -11,7 30,4

9022.21 Medizinische Geräte, die Alpha-, Beta- oder Gammastrahlen verwenden 118 334 183,1 0

9022.30 Röntgenröhren 7.219 7.918 9,7 25,8

9022.90 Teile und Zubehör von Röntgenröhren 3.843 5.098 32,7 25,2

9402 Medizinmöbel etc. 2.640 6.263 137,2 32,7

8713 Rollstühle 2.199 3.071 39,7 2,4

8419.20 Sterilisierapparate 456 748 64,0 3,9

Insgesamt 358.554 405.366 13,1 11,2

Quelle: Germany Trade & Invest auf Basis von Nosis

Argentinische Importe von Medizinprodukten nach wichtigsten Ursprungsländern 2010 (in Mio. US$ cif)

Ursprungsland InsgesamtGeräte und

AusrüstungenVerbrauchs-

material Möbel

Prothesen, Orthesen,

Implantate

USA 124,8 69,7 10,5 1,5 43,2

Deutschland 52,3 37,1 2,0 2,1 11,2

VR China 38,2 28,5 6,2 0,7 2,8

Japan 29,2 23,5 5,3 0,0 0,4

Irland 20,7 1,0 1,6 0,0 18,0

Schweiz 18,7 3,7 1,1 0,0 13,8

Brasilien 17,7 4,4 7,4 0,1 5,8

Niederlande 16,1 12,3 0,0 0,0 3,8

Mexiko 11,5 7,1 3,5 0,0 0,9

Frankreich 10,8 3,6 0,7 0,0 6,4

Andere 89,0 49,8 17,3 2,3 19,6

Insgesamt 429,0 240,7 55,6 6,7 125,9

Quelle: María Lucia Lobroff (CEP) auf Basis von Daten des Indec

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32 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

als beim Staat. Wichtig ist die Über-zeugungsarbeit bei medizinischen Koryphäen, die im privaten Sektor meinungsbildend sind und Maßstä-be setzen können.

Die argentinische Bundesregierung, die Stadt und die Provinz Buenos Aires sowie einige andere Provinzen veröffentlichen ihre Ausschreibun-gen im Internet. Über öffentliche Tender mit internationaler Finanzie-rung informiert die Abteilung Uni-dad de Financiamiento Internacio-nal de Salud (UFI-S) beim argentini-schen Gesundheitsministerium.

Lieferanten des Staates haben sich in der Vereinigung Unión Argentina de Proveedores del Estado (UAPE) zusammengeschlossen. Die UAPE reicht Informationen über Aus-schreibungen an ihre Mitglieder weiter.

Marktzugang und Vertriebswege

Der Vertrieb erfolgt im Allgemeinen über Händler und Distributoren. Nur wenige ausländische Unternehmen unterhalten in Argentinien eigene Vertriebsstrukturen. Aus Deutsch-land sind Siemens, Dräger Medical, Carl Zeiss und Fresenius Medical Care mit Niederlassungen ver-treten. Auch die in Argentinien niedergelassenen Unternehmen decken Teile des großen Landes über Handelsvertreter ab. Zwar ist die Nachfrage im Großraum Buenos Aires und einigen wenigen anderen Ballungsräumen konzentriert, doch erfordert der Vertrieb in den übrigen Provinzen ebenfalls lokale Präsenz, die mit einem eigenen Vertriebsnetz zu teuer wäre. Besonders wichtige Provinzmärkte sind Córdoba, Santa Fé und Mendoza. Händler, die über ausreichende technische und finan-zielle Kapazität verfügen und für die erforderliche politische Lobbyarbeit

men mit der Beschaffung der in den Projektunterlagen vorgesehenen Ausrüstungen beauftragen.

Im öffentlichen Sektor werden Beschaffungen und Projekte aus-geschrieben. Bei Projekten mit (teilweiser) Finanzierung durch multilaterale Kreditgeber sind die technischen Anforderungen oft hö-her als bei Vorhaben, die vollständig aus lokalen Budgets bezahlt wer-den. Um sich an öffentlichen Aus-schreibungen beteiligen zu können, muss der Anbieter lokal vertreten und bei den Behörden als Lieferant registriert sein. Im privaten Sektor sind Ausschreibungen eher selten. Dort werden in der Regel mehrere Lieferanten direkt eingeladen, ihre Angebote abzugeben.

Argentinische Hersteller werden bei Einkäufen staatlicher Institutionen bevorzugt, sofern ihr Angebot ge-genüber der ausländischen Konkur-renz nicht mehr als 5% teurer ist. Diese Vorschrift des „Compre Naci-onal“ gilt allerdings nur bei Projek-ten ohne internationale Finanzie-rung. Für ausländische Anbieter von hochwertiger Technologie bedeute die Compre-Nacional-Regel kein bedeutendes Hindernis, sagen Branchenkenner. Häufig seien die technischen Spezifikationen derge-stalt, dass es keine entsprechenden lokalen Anbieter gebe.

Im Privatsektor sind die Entschei-dungswege je nach Unternehmen sehr unterschiedlich. Generell wird jedoch der Führungsebene (Gene-raldirektor, Einkaufsleiter, Finanz-chef) ein größeres Gewicht beige-messen als den Anwendern auf fachlicher Ebene (Ärzte, Betreuer). Vor einer Anschaffung werden auch im Privatsektor in der Regel meh-rere Angebote eingeholt, der Ent-scheidungsprozess ist jedoch kürzer

2.5 Geschäftspraxis

2.5.1 Vertrieb

Entscheider und Ansprechpartner bei Medizintechnik-Beschaffungen

Das öffentliche Gesundheitswesen liegt ganz überwiegend im Zustän-digkeitsbereich von Provinzen und Gemeinden. Auch auf nationaler Ebene gibt es jedoch einige wichtige Gesundheitseinrichtungen. Zudem werden international finanzierte Programme auf nationaler Ebene ausgehandelt und abgewickelt.

Im öffentlichen Sektor werden die Kaufentscheidungen eher auf der politischen als auf der fachlichen Ebene getroffen. Es empfehlen sich enge Kontakte zu Ministerien und Behörden auf nationaler Ebene sowie in Provinzen und Gemeinden. Das lässt sich in der Praxis nur mit einer gut vor Ort verankerten Ver-triebsstruktur leisten. Interessierte Unternehmen versuchen, bereits bei der Ausarbeitung der Aus-schreibungsbedingungen Einfluss zu nehmen. Dabei sind lokale Fir-men häufig im Vorteil, vor allem im Landesinneren. Auch bei privaten Projekten oder bei Beschaffungen der halbstaatlichen Obras Sociales gehe es nicht immer transparent zu, sagen Branchenkenner. Vor allem auf der mittleren Ebene kann es Nebenforderungen geben.

Der Ausschreibungsprozess ist im öffentlichen Sektor meist langwie-rig. Für größere Projekte werden Fachkommissionen gebildet, die das Anforderungsprofil für Beschaffun-gen ausarbeiten. Staatliche Aufträ-ge werden häufig an einen General-unternehmer vergeben. In der Regel sind dies große Baufirmen wie Ca-puto, Roggio, Tecsa oder Calcaterra/Iecsa, die mitunter Subunterneh-

Der Markt für Medizintechnik in Argentinien

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Rahmen der Regeln des Mercosur durch ein akkreditiertes Labor zu bestätigen. Die Bedienungs- anleitung muss von der Geschäfts-führung und dem technischen Leiter unterschrieben werden.

Lokale Anwälte und spezialisierte Beratungsunternehmen können bei den Zulassungsverfahren helfen. Es wird empfohlen, solche Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Die Anmat kann sich bis zu sechs Monate Zeit lassen, die Zulassung für ein neues Produkt zu erteilen. Die Regierung setze dieses „Instrument“ mitunter bewusst ein, um die Einfuhr zu bremsen und die lokale Produktion zu schützen, klagen Importeure.

Die Zulassungsbestimmungen der Anmat für medizinische Produkte sind in der Verfügung 5267/2006 (www.anmat.gov.ar; Pfad: Legis- lación, Productos Médicos, Registro de Productos Médicos) und zahl- reichen spezifischen Dekreten ge-regelt. Die einzelnen Stationen des Zulassungsprozesses können im Internet verfolgt werden. Für die Einfuhr von medizinischen Produk-ten gelten eine Reihe zusätzlicher Bestimmungen. Der Genehmi-gungsprozess ist durch das Dekret 724/2007 (www.anmat.gov.ar; Pfad: Legislación, Productos Médicos, Comercio Exterior) definiert. Der Handel und Umgang mit ge-brauchter Medizintechnik wird durch die Verfügung 806/2007 der Anmat bestimmt (www.anmat.gov.ar; Pfad: Legislación, Productos Médicos, Productos Médicos Usados).

Die Einfuhrzollsätze für Medizin-technik variieren je nach Zolltarif-

Kaufverträge werden in aller Re-gel in US$ abgeschlossen. Darum haben Wechselkurserwartungen ein großes Gewicht. Etliche Marktteil-nehmer erwarteten eine beschleu-nigte Peso-Abwertung nach den Wahlen. Da sie ihre eigenen Leis-tungen in lokaler Währung abrech-nen, mindert die Erwartung einer bevorstehenden Peso-Abwertung die Bereitschaft der Gesundheits-dienstleister zu Investitionen, die in US$ finanziert werden.

2.5.2 Zulassungsbedingungen, Normen, Einfuhrverfahren

Die beim Gesundheitsministeri-um angesiedelte Aufsichtsbehörde Administración Nacional de Medi-camentos, Alimentos y Tecnología Médica (Anmat) orientiert sich bei der Aufstellung von Normen und Vorschriften an den Vorgaben der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) und der EU. Die meisten Zulassungsbestimmun-gen sind innerhalb des Wirtschafts-verbundes Mercosur harmonisiert. Die einschlägigen Vorschriften der Anmat können auf der Internetseite http://www.anmat.gov.ar/Produc-tosMedicos/ProductosMedicos.asp abgerufen werden.

Die Zulassung bei der Anmat ist zeit- und kostenaufwendig. Jedes Produkt (Modell) muss einzeln zu-gelassen werden. Der Verkauf und der Betrieb des zu importierendenGerätes müssen im Herkunftsland genehmigt sein. Gehört das Her-kunftsland nicht zu Ländern mit hohen Standards in der medizi- nischen Aufsicht, muss die Geneh-migung durch ein anderes Land, das solchen Standards genügt, nach- gewiesen werden. Die Funkti-onstüchtigkeit des Gerätes ist im

hinreichend vernetzt sind, sind nicht leicht zu finden. Kontakte können besonders gut auf den Fachmessen Expo Medical und Expodent ge-knüpft werden.

Erfolgsfaktoren im Markt

Entscheidend ist im Allgemeinen der Preis. Nur wenige Kunden, überwiegend im privaten Sektor, sind für Argumente wie Folgekosten und Effizienz aufgeschlossen. Für viele Politiker im öffentlichen Sek-tor sei es oft wichtiger, rasch etwas „Sichtbares“ vorweisen zu können, als auf Effizienz in langfristiger Be-trachtung zu achten, berichten Insi-der. Unverzichtbar ist vor allem bei privaten Abnehmern ein guter Ser-vice, der bei entsprechender Quali-tät auch honoriert wird. Argentinien ist dagegen (bisher) kein Markt für technische Spitzenprodukte oder für prozessoptimierende Lösungen, die entsprechend teuer in der Anschaf-fung sind.

Wichtig ist im privaten Sektor ein attraktives Finanzierungsangebot. Ein führender Hersteller gewährt Lieferantenkredite zu 7 bis 11% Zins in US$ mit zwei bis fünf Jahren Laufzeit. Ein anderer Anbieterbietet je nach Produkt und Kunde Zahlungsziele von vier Wochen bis 24 Monaten in US$, ein weiteres Un-ternehmen akzeptiert die Zahlung in bis zu 36 Monatsraten. Zahlungs-ausfälle sind eher selten, wohl aber kann es (vor allem im öffentlichen Sektor) zu erheblichen Zahlungs-verzögerungen kommen. Viele Pri-vatkunden haben aus unterschied-lichen Gründen keinen Zugang zu Bankkrediten oder Leasing - nicht zuletzt aufgrund eines hohen An-teils von informell getätigten Ge-schäften.

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34 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

Rollstühle mit Antrieb zahlen 2%, solche ohne Antrieb 12% Zoll.

Die Einfuhr aus anderen Ländern des Wirtschaftsverbundes Merco-sur (Brasilien, Paraguay, Uruguay) ist zollfrei. Einige namhafte inter-nationale Hersteller wie Siemens, Philips und General Electric haben in jüngster Zeit eine Produktion im Nachbarland Brasilien aufgebaut oder zumindest entsprechende Schritte angekündigt.

von 14 bis 16% belastet. Der Import von Zahnbohrern ist zollfrei, für andere Dentaltechnik liegen die Zollsätze meist bei 14 bis 16%. Für Zahnarztstühle werden sogar18% fällig. Augenärztliche In- strumente sind zollfrei, bis auf Teile der Zolltarif-Position 9018.50.90.900, die mit 14% belastet sind. Bei Medizinmöbeln reichen die Zollsätze von 0 bis 18%, Operationstische und mechanische Krankenhausbetten sind zollfrei.

position zwischen 0 und 18%. Zu-sätzlich zu den Zollabgaben fallen die Statistiksteuer von 0,5% sowie verschiedene Steuervorauszah- lungen an. Die meisten Investitions-güter sind von Einfuhrzöllen befreit,so auch viele elektromedizinische Geräte wie Röntgen- und Ultra-schallgeräte oder Computer- tomografen. Einige Ausrüstungen (solche für die es eine bedeutende lokale Produktion gibt) sowie diemeisten Teile sind mit Zollsätzen

2.6 Kontaktanschriften

Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen

Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

www.exportinitiative-gesundheitswirtschaft.de Offizielles Portal der Export-initiative des Bundeswirt-schaftsministeriums (BMWi)

AHK Argentinien www.ahkargentina.com Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Deutsche Botschaft www.buenos-aires.diplo.de -

Administración Nacional de Medicamentos, Alimentos Y Tecnología Médica (ANMAT)

www.anmat.gov.ar Aufsichtsbehörde für Arznei- und Nahrungsmittel sowie Medizintechnik

Ministerio de Salud de la Nación

www.msal.gov.ar Gesundheitsministerium

Superintendencia de Servicios de la Salud

www.sssalud.gov.ar Aufsichtsbehörde für das Gesundheitswesen, kontrolliert vornehmlich die Krankenkassen

Unidad de Financiamiento Internacional de Salud (UFI-S)

www.msal.gov.ar/htm/site/lista_licitaciones.asp Information über öffentliche Ausschreibungen mit inter-nationaler Finanzierung

Oficina Nacional de Contrataciones (ONC)

www.argentinacompra.gov.ar Informationen über öffent- liche Ausschreibungen

Der Markt für Medizintechnik in Argentinien

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Germany Trade & Invest www.gtai.de 35

Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen

Gesundheitsministerien der Provinzen

http://www.msal.gov.ar/htm/site/min_prov.asp -

Confederación Argentina de Clínicas, Sanatorios y Hospitales (Confeclisa)

www.confeclisa.com Dachverband regionaler Ver-einigungen von Gesundheits-dienstleistern

Asociación de Clínicas, Sanatorios y Hospitales Privados de la República Argentina (ADECRA)

www.adecra.org.ar Vereinigung von führenden privaten Gesundheitsunter-nehmen (250 Mitglieder)

Asociación de Entidades de Medicina Privada (ADEMP)

www.ademp.com.ar Vereinigung privater Gesund-heitsdienstleister

Cámara de Entidades de Diagnóstico y Tratamiento Ambulatorio (CEDIM)

www.cedim.com.ar Kammer der Zentren für Diag-nose und ambulante Behand-lung

Cámara de Instituciones Médico Asistenciales de la República Argentina (CIMARA)

www.cimara.com.ar Kammer der führenden Pri-vatkliniken und Medicinas Prepagas (etwa zwei Dutzend Mitgliedsunternehmen)

Asociaciones de Clínicas y Sanatorios de la Provincia de Buenos Aires Federadas (ACLIFE)

www.aclife.com.ar Kammer privater Kliniken und Sanatorien in der Provinz Bu-enos Aires

Cámara Argentina de Empresas de Salud (CAES)

www.caes.org.ar konzentriert sich auf Bera-tung, Aus- und Fortbildung

Deutsches Hospital Buenos Aires

www.hospitalaleman.com.ar Krankenhaus der deutsch-stämmigen Gemeinde in Bu-enos Aires

Asociación Odontológica Argentina

www.aoa.org.ar zahnärztliche Vereinigung, 11.500 Mitglieder, eigene Fachzeitschrift „RAOA“

Confederación Odontológica de la República Argentina

www.cora.org.ar Dachverband der Zahnärzte und ihrer regionalen Vereini-gungen (ca. 20.000 Mitglieder), gibt die Fachzeitschrift „Saludbucal“ heraus

Unión Argentina de Proveedores del Estado (UAPE)

www.uape.org.ar Vereinigung der Lieferanten des Staates (Liste der Zuliefe-rer des Gesundheitswesens: http://www.uape.org.ar/institucional/asoc1.html?rubro=16)

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36 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen

Cámara Argentina del Co-mercio e Indústria Dental (CACID)

www.cacid.org Kammer der Händler, Im-porteure und Hersteller von Zahntechnik, Veranstalter der Fachmesse Expodent

Asociación Argentina de Arquitectura e Ingeniería Hospitalaria (AADAIH)

www.aadaih.com.ar Vereinigung von Architekten und Ingenieuren für Gesund-heitseinrichtungen

Key Market Investigación y Análisis

www.keymarket.com.ar Marktforschungsunter- nehmen, das regelmäßig auch die Gesundheitsbranche analysiert

Temas Hospitalarios www.temashospitalarios.com.ar führende lokale Fachzeitschrift

Equipamiento Hospitalario www.emmafiorentino.com.ar Fachzeitschrift

El Hospital www.elhospital.com überregionale Fachzeitschrift für ganz Lateinamerika

Expomedical www.expomedical.com.ar Fachmesse für Gesundheit und Medizintechnik, nächster Termin: September 2012

Expodent www.expodent.com.ar Fachmesse für Zahntechnik, nächster Termin: 5. bis 8.9.12

Der Markt für Medizintechnik in Argentinien

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Germany Trade & Invest www.gtai.de 37

vativer Medizintechnik kann aus der inländischen Produktion nicht gedeckt werden. Vor allem im Be-reich der Diagnostik und auch in der Zahnmedizin ist der Bedarf hoch. Außer in den Metropolen São Paulo und Rio de Janeiro sowie im Süden des Landes ist das Netz von Zahn-arztpraxen sehr lückenhaft.

Der Importbedarf an Medizintechnik ist enorm und wird nach Experten-einschätzungen auch in den nächsten Jahren auf einem ähnlich hohen Niveau bleiben. Die Brancheneinfuhren wuchsen 2010 im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel. Auch der Bedarf an medizinischem Personal in den neuen Hospitälern, Praxen und Laboren ist erheblich. So wurden 2010 im Vergleich zum Vorjahr in diesem Bereich rund 80.000 neue Vollzeitarbeitsplätze geschaffen.

für die private Gesundheitsvorsorge auszugeben. Der Anspruch an eine umfassende und qualitativ hoch- wertige Gesundheitsversorgung sowie an eine schnelle Verfüg- barkeit von medizinischen Leistungen nimmt kontinuierlich zu. Somit dürfte auch die Nachfrage nach hochwertiger Medizintechnik in den kommenden Jahren in Brasilien stetig anwachsen.

Der öffentliche Gesundheitssektor Brasiliens befindet sich in einer Phase intensiven Ausbaus. Auch die privaten Anbieter stellen sich auf die zunehmend zahlungs- kräftigen Patienten ein. Derzeit sind mehr als 40 neue große private Hospitäler in zehn Bundesstaaten im Bau. Daraus ergeben sich für deutsche Medizintechnikhersteller vielversprechende Absatzmöglich-keiten. Die steigende Nachfrage nach hochwertiger und inno-

3. Der Markt für Medizintechnik in Brasilien

Autorin: Susann Kreutzmann, São Paulo/ Berlin

3.1 Marktüberblick

Der Gesundheitssektor ist eine der Wachstumsbranchen in Brasilien. Grund sind die guten Wirtschafts-daten mit einem erwarteten Wachs-tum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 2011 von 3,8%, von dem auch breitere Bevölkerungsschichten durch Reallohnerhöhungen und eine sinkende Arbeitslosigkeit profitieren. Etwa 36 Mio. Menschen werden nach Berechnungen der Getulio-Vargas-Stiftung in den kommenden vier Jahren in die Mit-telklasse aufsteigen. In diesem Kontext steigt die Bereitschaft, Geld

Wichtige Daten zu Brasilien

Bruttoinlandsprodukt (BIP, nominal) 2010: 2.090,3 Mrd. US$

BIP-Wachstum (real) 2010: 7,5% 2011 *): 3,8%; 2012 *): 3,6%

Inflation (Dezember 2010) 2010: 5,9%

Pro-Kopf-BIP 2010: 11.273 US$

Währung Real (R$); 1 R$ = 100 Centavos

Devisenkurs (Oktober 2011) 1 US$ = 1,838 R$; 1 Euro = 2,483 R$

Durchschnittlicher Devisenkurs 2010 1 US$ = 1,754 R$; 1 Euro = 2,327 R$

Länderbonität (gemäß Institutional Investor)

Sept. 2011: Rang 39/178 (Sept. 2010: Rang 41) Bonitätsindex 69,5 (-0,5 ggü. Sept. 2010)

Geschäftssprachen Portugiesisch, Englisch

*) Prognose

Quellen: IWF - Regional Economic Outlook (Oktober 2011), Germany Trade & Invest

Der Markt für Medizintechnik in Brasilien

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38 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

nischen Leistungen. Gleichzeitig ist geregelt, dass sich private Anbieter frei entfalten können. Derzeit werden etwa drei Viertel aller Brasilianer nur über das SUS ver-sorgt. Die restlichen 24% der Be- völkerung sind im Besitz einer privaten Krankenversicherung (Plano de Saúde), die eine Behand-lung in privaten Einrichtungen entweder teilweise oder vollstän-dig abdeckt. Das SUS ist eines der größten Gesundheitssysteme welt-weit. Innerhalb des SUS wurden 2010 insgesamt 3,2 Mrd. ambulante Behandlungen und Konsultationen durchgeführt sowie11,4 Mio

privat finanziert. Davon bezahlen zwei Drittel der Patienten ihre Rechnungen aus ihrer eigenen Tasche (out of pocket), während ein Drittel durch Versicherungs- leistungen aufgebracht wird.

Mit der Verfassungsreform 1988 wurden in Brasilien der Rechtsan-spruch auf Bildung und Gesundheit verankert sowie das öffentliche Ge-sundheitssystem SUS (Sistema Único de Saúde) geschaffen. Es ga-rantiert einen allgemeinen, voll-ständigen und kostenlosen Zugang der Bevölkerung zu allen medizi-

3.2 Marktentwicklung und -bedarf

3.2.1 Rahmenbedingungen und Nachfrage bestimmter Faktoren

3.2.1.1 Das Gesundheitssystem in Brasilien

Seit dem Jahr 2000 hat sich der Anteil der Gesundheitsausgaben in Brasilien bei etwa 8% des BIP stabilisiert. Rund 45% der Aufwen- dungen für medizinische Güter und Dienstleistungen kommen aus öf- fentlichen Mitteln und 55% werden

Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Brasilien

Indikator Wert (Jahr)

Einwohnerzahl (Mio.) 192,2 (2010)

Bevölkerungswachstum (% p.a.) 1,7 (2010)

Altersstruktur der Bevölkerung

Anteil der unter 14-Jährigen (%) 24,0 (2010)

Anteil der über 65-Jährigen (%) 7,3 (2010)

Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (Jahre)

Frauen 77 (2009)

Männer 70 (2009)

Gesundheitsausgaben pro Kopf (US$) 943 (2010)

Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (%), davon 8,4 (2010)

öffentlich 4,6 (2010)

privat 3,7 (2010)

Ärzte/100.000 Einwohner, davon 172 (2010)

innerhalb des SUS *) 94 (2010)

Zahnärzte/100.000 Einwohner 82 (2010)

Krankenhausbetten/100.000, davon 432 (2010)

öffentlich 153 (2010)

privat 279 (2010)

*) Sistema Único de Saúde (SUS); öffentliches Gesundheitssystem

Quellen: Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística (IBGE), Cadastro Nacional de Estabelecimentos de Saúde do Brasil (CNES), WHO

Der Markt für Medizintechnik in Brasilien

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Germany Trade & Invest www.gtai.de 39

aufnehmen können. Der brasilia-nische Ärzteverband klagt zudem über einen Mangel an Anästhesis-ten, weshalb eine Vielzahl von Ope-rationen nicht durchgeführt werden kann.

Die Probleme des staatlichen Gesundheitssystems werden in der brasilianischen Öffentlichkeit kritisch diskutiert. Auch innerhalb des SUS ist man sich der Defizite bewusst und strebt eine Verbesse-rung der Situation durch das Inves-titionsprogramm PAC (Programa de Aceleração do Crescimento) an. Insgesamt stehen dafür Mittel in Höhe von 3,9 Mrd. R$ bereit, wie die Nationale Gesundheitsstiftung Fu-nasa (Fundação Nacional de Saúde) bekannt gab.

Zu den wichtigsten Herausforde-rungen, die die brasilianische Re-gierung innerhalb des SUS angehen will, gehört der Ausgleich der geo-grafischen Ungleichgewichte in der Gesundheitsversorgung. Im Nordos-ten des Landes und im Amazonas-gebiet sind mehr als 90% der Men-schen vom staatlichen Gesundheits-system abhängig, das dort auch die größten Mängel aufweist. Weiterhin bemüht sich die Regierung, neue Partnerschaften mit privaten Ein-richtungen aufzubauen, um den Einsatz technologisch innovativer Produkte zu fördern.

Schwerpunkt ist auch der Ausbau der UPA (Unidades de Pronto Aten-dimento), einer 24-Stunden-Versor-gung für eine schnelle medizinische Hilfe in Notfällen. Bis Ende 2010 wurden 500 neue Einrichtungen ein-geweiht. Für Bau und Ausstattung jeder Einheit werden 1,4 bis 2,6 Mio. R$ von der Bundesregierung bereit gestellt.

sind private Einrichtungen ver-pflichtet, auch SUS-Patienten zu behandeln. Sie erhalten dafür eine Kompensation ihrer Aufwendungen. Nach Angaben des Gesundheitsmi-nisteriums haben etwa 67,2% aller privaten Einrichtungen inklusive medizinischer Labors Verträge für die Behandlung von SUS-Patienten abgeschlossen. Hintergrund ist, dass private Gesundheitsdienst- leister oft spezielle Behandlungen oder Diagnoseverfahren anbieten, die im öffentlichen Gesundheits- system noch nicht möglich sind.

Eines der größten Probleme des SUS sind die langen Wartezeiten, bis Patienten eine Behandlung bei einem Facharzt erfahren (vor allem in der Orthopädie, Radiologie, Zahn-medizin und Chirurgie). Es fehlt an spezialisierten Einrichtungen, die auch komplexe Operationen und Behandlungen vornehmen können. Für Spezialuntersuchungen müssen Patienten oft sehr lange Warte- zeiten, über Monate bis zu zwei Jahren in Kauf nehmen bezie-hungsweise zu Spezialkliniken in die großen Metropolen reisen. Ein Beispiel ist das größte Krankenhaus Lateinamerikas, das Hospital das Clínicas in São Paulo. Dort kommen mehr als 60% der stationär aufge-nommenen Patienten aus anderen Bundesstaaten.

In vielen Gegenden des Landes herrscht zudem ein eklatanter Ärz-temangel, auch, da das SUS-System für viele Fachärzte - vor allem auf-grund der vergleichsweise niedrigen Gehälter - von geringerem Interesse ist. Immer wieder gibt es Medienbe-richte, nach denen Krankenhäuser aufgrund von fehlenden Medizinern vorübergehend schließen müssen oder keine Notfallpatienten mehr

Patienten stationär aufgenommen. Zwischen 2005 und 2009 stieg die Gesamtzahl der Gesundheitsein-richtungen in Brasilien um 22% auf 94.000. Davon sind etwa 52.000 (knapp 55%) staatlich. Der Bestand an medizintechnischer Ausrüstung verteilt sich nach Angaben der Da-tenbank CNES (Verzeichnis der Ge-sundheitseinrichtungen) zu 60% auf private und zu 40% auf öffentliche Einrichtungen. Insgesamt sind rund 12 Mio. Menschen in der brasiliani-schen Gesundheitswirtschaft tätig. Etwa 55,7 % aller Ärzte arbeiten im Privatsektor, so das Brasilianische Institut für Geografie und Statistik IBGE.

Ausgangspunkt für alle Untersu-chungen innerhalb des SUS sind die drei Basis-Gesundheitseinrich-tungen Postos de Saúde, Centros de Saúde und Unidades de Saúde da Família, die es in allen Städten und Gemeinden gibt. Diese Basis-Gesundheitseinrichtungen (UBS - Unidades Básicas de Saúde) sind erste Anlaufstelle für die Patienten und sollen 80% der Behandlungen selbst durchführen. Von dort aus werden die Patienten an spezia- lisierte Einrichtungen wie Kranken-häuser überwiesen. Um eine inte- grierte Behandlung zu ermöglichen, wurde 2008 mit der Einrichtung der Familiengesundheitszentren NASF (Apoio à Saúde da Família) begonnen. Hier soll eine gemein-same und abgestimmte Betreuung durch Kinderärzte, Gynäkologen, Psychologen, Sozialarbeiter und Ernährungsexperten gewährleistet werden. NASF-Zentren sind heute in 95% aller Städte und Gemeinden vorhanden.

Durch Abkommen und PPP-Ver- träge (Public-Private-Partnerships)

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40 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

um 125% an. Damit einhergehend wächst auch die Nachfrage nach Ultraschall- und anderen Geräten der bildgebenden Diagnostik. In das Netz der staatlichen Vorsorge-programme wurde auch die Mam-mografie neu aufgenommen. In der Gruppe der 50 bis 59-Jährigen steigt die Untersuchungsrate lan-desweit jährlich um 75%, wie das Gesundheitsministerium mitteilt. Um den Bedarf zu decken, sind auch in den kommenden Jahren sehr gute Absatzchancen für Rönt-genapparate zu erwarten.

Große Anstrengungen will Bra-silien in den kommenden Jahren unternehmen, um die Zahl der Organtransplantationen zu stei-gern. Voraussetzung dafür ist eine technische Modernisierung und Umrüstung von Operationssälen in staatlichen Kliniken sowie die Qua-lifikation des Personals. Innerhalb des Programms Qualidott (National Qualification Program to Organ and Tissue Donation for Transplantation) werden dafür insgesamt 6,02 Mio. US$ zur Verfügung gestellt. Im Jahr 2003 wurden noch 12.722 Organe transplantiert, 2009 waren es schon 20.253. Damit ist die Zahl der Trans-plantationen innerhalb dieses Zeit-raumes um 59,2% angestiegen.

Die stetig wachsenden Einkommen in Brasilien führen auch zu einer Erhöhung der privaten Gesundheits-ausgaben. Die Anzahl der privat Krankenversicherten kletterte 2010 um 9% nach oben. Dies spiegelt sich auch im Umsatz der großen privaten Krankenkassen wieder. So stieg dieser im 1. Halbjahr 2011 bei Bradesco um 23%, bei Porto Segu-ro um 20% und bei Sul América um 19%. Laut der Nationalen Agentur für komplementäre Versicherungen

Länder und Gemeinden für deren Umsetzung. Auf jeder Ebene gibt es verschiedene Kommissionen und Beiräte, die über die Realisierung der vorgegebenen Ziele wachen. Städte und Gemeinden können dabei mit anderen Gemeinden oder mit privaten Anbietern, zum Beispiel Spezialkliniken, über Quoten ver-handeln und Verträge abschließen.

Der Fokus des Gesundheitsminis-teriums hat sich in den vergange-nen Jahren in Richtung Prävention verschoben. Rund 80 Mrd. R$ und damit die Hälfte der Gesundheits-ausgaben wurden 2010 für Vorsor-gemaßnahmen bereitgestellt, die Impfkampagnen, Aufklärung über sexuell übertragbare Krankheiten und Familienplanung sowie eine bessere Betreuung von Schwange-ren und Neugeborenen umfassen.

Die groß angelegten Impfkam- pagnen werden von der Bevölkerung gut angenommen. Als erstes Land in Lateinamerika konnte Brasilien die Masern vollständig ausrotten. Auch Erkrankungen an Röteln gin-gen signifikant zurück. Insgesamt wurden nach Ministeriumsangaben 95% der Risikopatienten geimpft. Das Gesundheitsministerium führte 2010 eine groß angelegte Impfkam-pagne gegen H1N1 durch, bei der 89,4 Mio. Brasilianer immunisiert wurden. Insgesamt stellte die Re-gierung 2,02 Mio. US$ für die Kam-pagne zur Verfügung.

Ein weiterer Schwerpunkt der brasilianischen Gesundheitspoli-tik ist der Ausbau der pränatalen Diagnostik, um die Sterblichkeits-raten von Mutter und Kind weiter zu verringern. Im Vergleich zu 2003 stiegen bis 2010 die diagnostischen Untersuchungen von Schwangeren

Große Anstrengungen unternimmt das Gesundheitsministerium auch, um die Effizienz innerhalb des SUS zu fördern. Ein wichtiger Schritt ist die Dezentralisierung der Finanzie-rung, die Städten und Gemeinden mehr Autonomie gibt. Um Büro-kratie abzubauen und erstmals Evaluierungsmaßnahmen im Kran-kenhausmanagement einzuführen, wurden Partnerschaften mit den sechs führenden privaten Kliniken des Landes eingegangen (Hospital Sírio-Libanês, Hospital do Coração, Oswaldo Cruz, Samaritano, Hospi-tal Albert Einstein in São Paulo und Hospital do Moinhos de Vento in Porto Alegre).

Mit dem bereits 2006 geschlosse-nen Pakt für Gesundheit wurde das Prinzip der Zentralverwaltung auf-gehoben und die Gemeinden für die allgemeine Gesundheitsversorgung verantwortlich gemacht. Die Aus-gaben des SUS werden zur Hälfte von der Bundesregierung sowie von den Bundesstaaten und Gemeinden getragen. Die Bundesstaaten sind gesetzlich verpflichtet, mindestens 12% aller Einnahmen dem Gesund-heitswesen zur Verfügung zu stel-len. Für die Gemeinden gilt eine Quote von 15%. Überwacht wird die Umsetzung der Quoten durch die Einrichtung SIOPS (Sistema de In-formações sobre Orçamentos públi-cos em Saúde). Alle Bundesstaaten und Gemeinden haben Beiräte, die die Ausgaben und Zuweisungen an das staatliche Gesundheitssystem kontrollieren. Von 2000 bis 2006 haben sich im SUS die Gesundheits-ausgaben pro Kopf auf etwa 450 R$ verdoppelt.

Die Regierung ist für die Formulie-rung der Zielsetzungen und Ge-sundheitsprogramme zuständig,

Der Markt für Medizintechnik in Brasilien

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Germany Trade & Invest www.gtai.de 41

und 1970er Jahren eine junge Al-tersstruktur. Der Anteil der Men-schen im erwerbsfähigen Alter (15-60 Jahre) ist dadurch mit 64% relativ hoch. Nach demografischen Berechnungen soll der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung bis 2030 weiter steigen. Der erhöhte Anteil dieser Personengruppe stellt nicht nur ein größeres Potenzial an Arbeitskräften dar, sondern bedeu-tet auch eine größere Kaufkraft und Nachfrage nach privaten Gesund-heitsdienstleistungen.

Ein Prozess der Verstädterung schreitet in Brasilien weiter fort. Eine Bevölkerungsexplosion in den Metropolen durch Landflucht kann jedoch heute nicht mehr beobach-tet werden. Die Metropolregionen verloren aufgrund von hoher Krimi-nalität, Infrastrukturproblemen und Verschmutzung an Attraktivität und Lebensqualität. Mittlere Großstädte wurden zum bevorzugten Migra- tionsziel.

Die erheblichen Fortschritte in der Gesundheitsversorgung Brasiliens werden anhand mehrerer Indika- toren deutlich. In einem Zeitraum von weniger als 20 Jahren - von 1990 bis heute - nahm die durch-schnittliche Lebenserwartung bei Geburt um sechs Jahre zu, und der Anteil der Kindersterblichkeit sank um mehr als die Hälfte.

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Apparates nehmen in Brasilien laut dem Gesundheitsministerium den ersten Platz ein. Weitere sogenann-te Wohlstandserkrankungen wie Diabetes und Fettleibigkeit haben inzwischen alarmierende Ausmaße erreicht. So haben Diabetes-Er-krankungen in den vergangenen 20 Jahren um 67% zugenommen.

etwa 7,5 Mrd. R$ (+16% im Vergleich zum Vorjahr). Rund 90% des Um- satzes wurden durch Zuzahlungen der Patienten aus eigener Tasche und durch die Leistungen privater Krankenversicherer generiert, die restlichen 10% entfielen auf das SUS. Für 2011 erwartet der Bran-chenverband ein Plus von mehr als 20%. Als Gründe führt ANAHP die hohen Investitionen und den Neu-bau von zahlreichen privaten Krankenhäusern auf.

Kooperationsmodelle, durch die staatlich versicherte Brasilianer auch in privaten Gesundheitsein-richtungen behandelt werden kön-nen, hält der ANAHP für ausbaufä-hig. So könnten die SUS-Patienten von dem höheren Spezialisierungs-grad der privaten Krankenhäuser und Labore profitieren. Vor allem für die Magnetresonanztomografie und Ultraschalldiagnostik besteht laut ANAHP Bedarf, der von SUS nicht gedeckt werden kann.

Größtes Wachstumshindernis auch für den Privatsektor ist laut ANAHP fehlendes qualifiziertes medizi-nisches Personal. Vor allem an medizinisch-technischen Assisten-ten und Krankenschwestern sowie Physiotherapeuten besteht nach Verbandsangaben ein Mangel. Dabei verweist ANAHP zwar auf die vie-len neu gegründeten medizinischen Schulen, kritisiert aber fehlende Qualitätsstandards. Unter Ärzten fehlen vor allem Spezialisten, die auch bereit sind, außerhalb der gro-ßen Metropolen São Paulo und Rio de Janeiro zu arbeiten.

3.2.1.2 Weitere Einflussfaktoren

Brasilien hat aufgrund hoher Be-völkerungszuwächse in den 1960er

ANS (Agência Nacional de Saúde Suplementar) gaben die Versicherer 2010 insgesamt 72,7 Mrd. R$ für stationäre und ambulante Behand-lungen aus (+13,2 % gegenüber dem Vorjahr).

Die ANS reguliert den Marktzu-gang von privaten Versicherern. Ein gesetzlich festgelegtes, sehr breites Spektrum an Krankheiten ist abzusichern, was zu hohen Bei-tragskosten führt. Inzwischen ist ein Wechsel zwischen den Krankenkas-sen ohne Wartefristen (bei mehr als zwei Jahren Versicherungszugehö-rigkeit) möglich. Private Kranken-versicherungen werden entweder individuell oder als Gruppenverträ-ge, in die der Arbeitgeber einzahlt, abgeschlossen.

Die ANS zeigt sich besorgt darüber, ob die privaten Gesundheitseinrich-tungen den Patientenansturm noch bewältigen könnten. Schon jetzt hätten die Beschwerden über lange Wartezeiten zugenommen, heißt es. ANS reagierte 2011 mit der Reso-lution 259, in der die maximalen Wartezeiten für eine Behandlung festgeschrieben wurden. So darf ein Patient auf eine allgemeine Be-handlung maximal sieben Tage, bei einer Spezialbehandlung höchstens 14 Tage warten. Eine Konsultation von Physiotherapeuten, Psychothe-rapeuten und Ernährungsberatern muss innerhalb von zehn Tagen er-folgen. Allerdings ist kein Kontroll-system installiert. Patienten können sich aber bei Überschreitung der Wartezeiten beschweren.

Die im Verband der privaten Hos- pitäler ANAHP (Associação Nacional de Hospitais Privados) zusammen-geschlossenen 408 Gesundheitsein-richtungen erwirtschafteten 2010

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42 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

schaftspraxen SINOG (Sindicato Na-cional de Empresas de Odontologia) in Brasilien 219.575 Zahnärzte tätig. Allerdings gibt es ein großes regio-nales Ungleichgewicht. So konzen-trieren sich 59% der Zahnärzte auf die drei südlichen Bundesstaaten und nochmals 33% auf São Paulo. Zwei Drittel aller Zahnärzte arbeiten nur in privaten Einrichtungen.

Brasilien ist nach Angaben von SINOG Rekordhalter bei Mund-, Kiefer- und Zahnerkrankungen. Der Nachholbedarf bei Zahnarztbehand-lungen wird auch anhand folgender Daten sichtbar, die das Gesund-heitsministerium veröffentlichte: nur 4% aller Kinder über 5 Jahren haben kein Karies, 40% der Bevöl-kerung benutzen keine Zahnbürste oder diese nur sehr unregelmäßig, ein Fünftel aller Brasilianer habenbereits einen Großteil ihrer Zähne verloren und 12% der Bevölkerung waren noch nie beim Zahnarzt. Diese dramatischen Zahlen veran-lassten das Gesundheitsministe-rium, das landesweite Programm Brasil Sorridente ins Leben zu rufen. Hauptzielgruppe sind Schul-kinder von sechs bis zwölf Jahren, die aufgeklärt, angeleitet und zu Vorsorgeuntersuchungen geschickt werden. Erste Erfolge der groß angelegten Kampagne sind bereits sichtbar.

Im Rahmen des SUS wurde ein Programm für die Einrichtung von Zentren für Zahnmedizin CEO (Cen-tros de especialidade odontológicos) entwickelt. Bis Ende 2009 gab es landesweit 674 solcher Einrich-tungen, die 17 Mio. Konsultationen durchführten. Die Zahl der Zahnärz-te innerhalb des SUS wurde verdop-pelt. Derzeit arbeiten nach Ministe-riumsangaben 50.000 Zahnärzte im

Prävalenz liegt bei 0,6% der Bevölkerung.

Exkurs: Rahmenbedingungen und Nachfrage bestimmende Faktoren im Bereich Dentaltechnik

Im staatlichen Gesundheitssystem SUS herrscht ein starker Mangel an Zahnärzten und Zahnpraxen. So ha-ben die meisten Erwachsenen nur Zugang zu einer Zahnbehandlung in einer allgemeinen Notfallambulanz von Hospitälern. Vorsorgeuntersu-chungen waren im Rahmen des SUS bislang nicht vorgesehen. Das soll sich aber mit der neuen Schwer-punktsetzung auf die Prävention ändern. Seit 2003 wird die flächen-deckende Implementierung des Nationalen Programms für Mund-gesundheit (Política Nacional de Saúde Bucal) angestrebt. Innerhalb des staatlichen Gesundheitssystems sollen zahnmedizinische Gesund-heitszentren aufgebaut und Zahnla-bors eingerichtet werden.

Derzeit sind nach Angaben des Ver-bandes der zahnärztlichen Gemein-

Brasilien belegt mit 7,6 Mio. Pa-tienten inzwischen Platz fünf der weltweiten Liste mit den meisten Diabetes-Erkrankungen. Die Re-gierung startete deshalb zahlreiche Aufklärungskampagnen über ge-sunde Ernährung. Inzwischen leiden schon rund 30 % aller Kinder über neun Jahre und mehr als die Hälfte der Erwachsenen an Übergewicht. Seit 2007 läuft auch ein Programm zur Kontrolle von Malaria. Mit mehr als 314.000 Infektionen pro Jahr (2009) sind vor allem die nördlichen Bundesstaaten und das Amazonas-Gebiet betroffen. Impfungen gegen Gelbfieber, Masern, Röteln, Grippe und Hepatitis werden landesweit angeboten und sind kostenlos. International hohe Anerkennung genießt Brasilien mit seiner Stra- tegie zur Bekämpfung von HIV. Bereits 1992 wurde ein Aufklä-rungsprogramm gestartet, durch das die Zahl der Neuinfektionen erheblich gesenkt werden konnte. Brasilien stellt als einziges Schwellenland Medikamente und therapeutische Begleitung für die Patienten kostenlos bereit. Die

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Die Abnehmer von medizintech- nischen Produkten in Brasilien sind die staatlichen Einrichtungen des SUS sowie private Hospitäler, Praxen und Laboratorien. Die größte Nachfrage besteht bei Geräten mit niedrigem und mittlerem tech- nischen Niveau, die für Basisunter- suchungen eingesetzt werden können. In den brasilianischen Gesundheitseinrichtungen herrscht grundsätzlich ein Mangel an moder-ner Medizintechnik.

Nach Angaben des Gesundheits-ministeriums gibt es innerhalb des SUS den größten Nachholbedarf bei nuklearmedizinischen Behand-lungsverfahren, der Magnetreso-nanztomografie, Dialyseverfahren, Herzkatheteruntersuchungen und Lithotripsieverfahren, die beispiels-weise für die Behandlung von Harn-steinen gebräuchlich sind. Nur 30% aller Röntgenuntersuchungen wer-den im öffentlichen Gesundheits-sektor getätigt.

Entscheidende Kriterien bei An-schaffungen von Medizintechnik sind laut Branchenkennern in erster Linie Preis und Service. Qualitativ sehr hochwertige Produkte werden

3.2.2 Marktvolumen und Import-bedarf

Bei Betrachtung des gesamten Marktes für Medizinprodukte (Dentaltechnik, Laborausrüstungen, bildgebende Systeme, Ausrüstun-gen für Krankenhäuser, Implanta-te, Verbrauchsmaterial) ergab sich 2010 ein Marktvolumen von rund 8,0 Mrd. US$. Das Handelsdefizit stieg in diesem Sektor von 2009 auf 2010 nochmals um 36% auf 3,03 Mrd. US$.

Nationale Hersteller bedienen heute rund 60% der lokalen Nachfrage nach Medizinprodukten. Um deren Marktposition zu stärken, ergriff die brasilianische Regierung eine Reihe protektionistischer Maßnahmen. Durch das neue Gesetz 12.349, das im Dezember 2010 unterschrie-ben wurde, sollen Hospitäler und Gesundheitszentren innerhalb des SUS verstärkt Medizinprodukte von nationalen Anbietern erwerben - auch wenn diese um bis zu 25% teu-rer als Importprodukte sind. Dieser Umstand erschwert zunehmend den Marktzugang auch von deutschen Branchenherstellern.

öffentlichen Gesundheitswesen. Al-lerdings konnte das Programm noch nicht flächendeckend ausgeweitet werden. In 15% aller Gemeinden in Brasilien gibt es noch keine Zentren für Zahnmedizin.

Großer Mangel herrscht in Brasilien darüber hinaus an zahnmedizini-schen Laboren und Zahntechnikern. Die Regierung hat deshalb einen Schwerpunkt auf deren Förderung gelegt. In ganz Brasilien gab es 2007 nur 197 solcher Labore. Im Jahr 2009 waren es immerhin schon 323, die aber nicht einmal einen Bruchteil der Nachfrage decken können.

Die Anbieter von privaten Zahn-versicherungen verzeichnen hohe Zuwachsraten. Für dieses Jahr wird ein Plus von mehr als 20% erwartet. Schon 2010 stieg die Zahl der ab-geschlossenen Verträge um 15,3% an. Derzeit sind 8% der Brasilianer im Besitz einer privaten Zahnversi-cherung. Für Dentalbehandlungen erstatteten die Versicherer 2010 Leistungen in Höhe von 1,7 Mrd. R$. Der Anstieg von 23,5% war damit der höchste in den vergangenen Jahren.

Markt für Medizinprodukte in Brasilien (in Mio. US$, Veränderung in %) 1) 2)

Kennziffer 2008 2009 2010Veränderung

2010/09

Umsätze lokaler Firmen 3.960,7 3.864,6 4.791,7 24,0

Importe 2.735,4 2.772,9 3.667,1 32,2

Exporte 580,9 541,1 633,1 17,0

Marktvolumen 3) 6.115,3 6.096,3 7.825,7 28,4

1) Schätzung; 2) umfasst hier folgende Segmente (abweichende Abgrenzung im Vergleich zur im Abschnitt Außenhandel aufgeführten HS-Einfuhrta-

belle): Dentaltechnik, Laborausrüstungen, bildgebende Systeme, Ausrüstungen für Krankenhäuser, Implantate, Verbrauchsmaterial; 3) rechnerisch:

Umsätze lokaler Firmen + Importe - Exporte

Quelle: www.brazilianhealthdevices.com

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44 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

in der Regel nur von spezialisierten Privatinstitutionen oder Vorzeige-kliniken des SUS wie dem Hospital das Clínicas oder dem Institut für Krebstherapie (Instituto do Câncer) in São Paulo nachgefragt. Hier lassen sich Qualität, lange Halt- barkeit und langfristige Kosten- ersparnisse als Verkaufsargumente einsetzen. Verlässliche Service- leistungen und die schnelle Be-schaffung von Ersatzteilen sind bei diesen Einrichtungen wichtige Argumente für eine Kaufent- scheidung.

Die brasilianische Nachfrage nach technologisch hochwertiger und innovativer Medizintechnik steigt ständig und kann von lokalen Herstellern nicht gedeckt werden. Vor allem in der Diagnostik sowie in der Dentaltechnik ist der Bedarf hoch. Bei der Ausstattung und Umrüstung von dentalme- dizinischen Einrichtungen sind in den kommenden Jahren über- proportionale Investitionen zu er-warten. Zudem werden laut Natio-nalem Gesundheitsplan im öffent- lichen Sektor hohe Investitions- summen in den nordöstlichen Bundesstaaten erfolgen. In diese Region fließen ein Großteil der Mittel aus den Sozialprogrammen der Regierung und die Gelder aus dem Investitionsförderprogramm PAC. In allen nordöstlichen Bundes-staaten, die beim Sozialindex unter dem brasilianischen Durchschnitt liegen, sind viele Großprojekte für den Bau öffentlicher Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen an-geschoben worden. Daraus ergeben

sich auch für deutsche Medizin-technikhersteller vielversprechende Absatzmöglichkeiten.

Da die Bundesstaaten für die Ge-sundheitsversorgung verantwortlich sind, bemühen sie sich auch mit separaten Initiativen, die Moder- nisierung der Hospitäler zu fördern. Ein Beispiel ist der Bundesstaat São Paulo, der für importierte medizinische Geräte die Steuer ICMS (Imposto sobre Circulação de Mercadorias e Prestação de Serviços) in Höhe von 25% aussetzt, die ansonsten vom Einkäufer bezahlt werden muss. Der Vorstoß soll die Modernisierung der medizinischen Einrichtungen in São Paulo vorantreiben und gilt für Einrichtungen innerhalb des SUS und private Hospitäler, die auch SUS-Patienten betreuen. Die Regelung läuft vorerst bis Dezember 2012.

3.3 Produktion und Branchenstruktur

Brasilien nimmt unter den Schwel-lenländern nach der VR China Platz zwei in der Produktion von medizi-nischen Produkten ein. Von 2003 bis 2010 stieg der Umsatz des brasili-anischen Sektors um etwa 200%. Nach einem geringen Minus von 2,5% im Jahr 2008 erhöhte sich das Absatzvolumen 2010 auf US$-Basis um rund 24% im Vergleich zumVorjahr und erreichte mit 4,79 Mrd. US$ (umgerechnet 8,42 Mrd. R$) eine neue Höchstmarke. Der Bran-chenverband Abimo (Associação Brasileira da Indústria de Artigos e Equipamentos Médicos, Odonto- lógicos, Hospitalares e de Labo-ratórios) erwartet 2011 ein Wachs-tum auf Real-Basis von 12% und einen Umsatz von 9,34 Mrd. R$ (Prognose 2012: 10,40 Mrd. R$; 2013: 11,78 Mrd. R$).

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Orthopädie (16%), Zahntechnik (5%) und andere medizinische Produkte (34%). Ihre Hauptabnehmer sind zu 65% die privaten Gesundheitsein-richtungen. Für die Zukunft wollen sich die Branchenunternehmen stärker auf den Export konzentrie-ren. Abimo schätzt, dass die Aus-fuhren der brasilianischen Industrie 2015 die Marke von 1 Mrd. US$(2010: 633 Mio. US$) überschreiten werden.

Firmen. Die Mehrheit der Herstel-ler (76,8%) ist im Bundesstaat São Paulo angesiedelt. In den südlichen Bundesstaaten Santa Catarina, Pa-raná und Rio Grande do Sul haben sich insgesamt 11,1% der Unter-nehmen niedergelassen.

Abimo untergliedert die Branche in die Sparten diagnostische Instru-mente (Anteil an der Produktion: 23%), Verbrauchsgüter (23%),

Umsatzvolumen der brasilianischen Hersteller von Medizinprodukten (in Mrd.US$, Veränderung in %)

Jahr Umsatz Veränderung gegenüber dem Vorjahr

2006 3,09 25,6

2007 3,74 21,0

2008 3,96 5,9

2009 3,86 -2,5

2010 4,79 24,1

Quelle: www.brazilianhealthdevices.com

Abimo vereint 320 der rund 460 Hersteller von Medizinprodukten in Brasilien. Die beim Fachverband vertretenen Produzenten erwirt-schaften circa 80% des Umsatzes der gesamten Branche. Bei knapp drei Viertel der Mitglieder handelt es sich um kleinere und mittle-re Unternehmen. Rund 90% der Betriebe arbeiten mit rein inlän-dischem Kapital und nur bei 6,5% handelt es sich um multinationale

Exporte von Medizinprodukten aus Brasilien, untergliedert nach Segmenten (in Mio. US$, Veränderung in %) *)

Bereich 2009 2010 Veränderung 2010/09

Dentaltechnik 70,4 84,5 20,0

Laborausrüstungen 32,0 55,8 74,4

Bildgebende Systeme 22,6 25,2 11,5

Ausrüstungen für Krankenhäuser 46,0 47,3 2,8

Implantate 94,8 103,6 9,3

Verbrauchsmaterial 275,3 316,7 15,0

Insgesamt 541,1 633,1 17,0

*) Abweichende Abgrenzung im Vergleich zur im Abschnitt Außenhandel aufgeführten HS-Außenhandelstabelle

Quelle: www.brazilianhealthdevices.com

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46 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

produkte entfallen teilweise die Industriesteuer IPI (Imposto sobre Produtos Industrializados) sowie Einfuhrsteuern.

Der auf diagnostische Instrumente spezialisierte brasilianische Her-steller Gnatus (www.gnatus.com.br) dominiert mit etwa 30% den Ex-portmarkt von Medizintechnik. Auch andere hoch spezialisierte Unter- nehmen haben ihre Ausfuhrakti-

geschäft der nationalen Hersteller und ermöglicht andererseits aus-ländischen Anbietern günstigere Absatzpreise. Der Medizintechnik-verband Abimo beklagt außerdem, dass die bestehende Gesetzgebung inländischen Branchenproduzenten zwar steuerliche Investitionsan- reize biete, ausländische Erzeug-nisse jedoch auf der anderen Seite durch Steuerbefreiungen begün- stige. Für importierte Medizin-

Derzeit weist der Sektor in Brasili-en ein wachsendes Handelsdefizit auf. Zwar konnten die Ausfuhren von Medizinprodukten 2010 um 17% gesteigert werden. Dennoch liegt dieser Anstieg deutlich unter dem Wachstum der Importe: NachBrasilien wurden entsprechende Erzeugnisse im Wert von 3,67 Mrd. US$ eingeführt (+32% im Vergleich zu 2009). Der derzeit starke Real erschwert einerseits das Export-

Wichtige brasilianische Produzenten von Medizinprodukten (Auswahl)

Unternehmen Produkte

Fanem, Gigante Inkubatoren

Baumer, Fanem, Quimis, Gnatus, Ortosintese, Sercon, Dabi Atlante, Odontobras

Sterilisatoren

Baumer, Mercedes-Imec, Ortosintese, Metahospitalar, MHL, KSS, Barrfab, Gigante, Lanco, Sismatec und weitere kleinere Hersteller

Medizinmöbel

Baumer, Mdt, Ortosintese, Sin, Biomecanica Prothesen und andere orthopädische Produkte

Baxmann Jaguaribe Rollstühle

Braile Biomédica Kanülen, Katheter, Sonden und andere kardiovaskulare und endovaskulare Implantate

Deltronix, Loktal, Wem Chirurgische Instrumente (z.B. elektronische Skalpelle)

Abzil, Dentscler, Dabi Atlante, Dental Morelli, Gnatus Dentaltechnik

JG Moriya Atemtherapiegeräte

JG Moriya, Intermed, Takaoka, Dixtal, Braile Biomédica Sauerstoffgeräte und Apparate für die Anästhesie

NS Inhalationsgeräte

Dixtal, Lynx, Instramed; nur Elektrokardiografie: Teb Apparate der Elektroenzephalografie und Elektrokardiografie

Teb, Imftec, Instramed Defibrillatoren und Apparate zur Kardioversion

Imftec, Instramed, Dixtal, Takaoka Monitoring

Gnatus, Dixtal, VNI, Braile Biomédica, Dabi Atlante Röntgenapparate und Apparate für die Computertomografie

VMI Ultraschall-, Mammografie- und Magnetresonanzgeräte

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Der Markt für Medizintechnik in Brasilien

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dical.com.br) noch keine Produkti-onsstätte in Brasilien. Alle medizi-nischen Geräte werden aus Japan importiert. Neben der Zentrale in São Paulo hat das Unternehmen ein breites Vertriebsnetz in Rio de Janeiro, Minas Gerais, Brasília, Rio Grande do Sul, Ceará und Pernam-buco aufgebaut.

Der Ausbau der brasilianischen Industrie wird durch staatliche Initiativen forciert. So hat die Ent-wicklungsbank BNDES ein Inves-titionsprogramm (Apoio ao Desen-volvimento do Complexo Industrial da Saúde) für die Förderung von Unternehmen im Gesundheitssek-tor auf den Weg gebracht. Damit erhalten die Firmen Unterstützung bei Investitionen, um ihre Exportak-tivitäten auszubauen, strategische Partnerschaften einzugehen oder langfristige Investitionen im Aus-land zu tätigen. Ein Schwerpunkt ist auch die Förderung der Forschung und Entwicklung innovativer medi-zintechnischer Produkte. Das Pro-gramm ist vorerst bis zum 31.7.12 befristet.

Auch im Rahmen des Produktions-entwicklungsplanes PDP (Política de Desenvolvimento Produtivo) wird die medizintechnische Industrie neben 24 weiteren Industriezweigen besonders gefördert. Unterstützung erhalten die Branchenunternehmen in diesem Fall von der BNDES, dem Wirtschaftsministerium und der Nationalen Entwicklungsagentur für die Industrie ABDI (Agência Brasi-leira de Desenvolvimento Indust-rial). Einer besonderen Förderung unterliegt die Fertigung von Geräte- typen, die bislang einen hohen Importanteil haben - wie digitale Bildtechnik, Röntgenapparate sowie

General Electrics Healthcare (www.ge.com.br) weihte im Juli 2010 seine erste brasilianische Produktionsan-lage am Standort Contagem (Minas Gerais) ein. Insgesamt will GE in den kommenden zehn Jahren In-vestitionen in Höhe von 50 Mio. US$ für den Ausbau der neuen Fabrik tätigen. In einer ersten Produktions-linie wurde mit der Fertigung von Röntgen- und Mammografiegeräten begonnen. In den kommenden Jah-ren sollen noch Geräte für Compu-tertomografie, Magnetresonanzto-mografie und andere Monitoring-Apparate hinzukommen.

Als weiteres wichtiges Medizintech-nikunternehmen ist B. Braun (www.bbraun.com.br) auf dem brasiliani-schen Markt vertreten. Innerhalb ei-ner weltweiten Expansionsstrategie baut B. Braun auch sein Filialnetz in Brasilien aus und will so die Prä-senz des Unternehmens stärken. In São Gonçalo (Bundesstaat Rio de Janeiro), entsteht ein neues Logis-tikzentrum, das 2012 eingeweiht werden soll. Auch Dräger Medical (www.draeger.com.br) ist in Brasilien aktiv.

Siemens Healthcare (www.siemens.com.br) hat ebenso mit Investitio-nen seine Marktposition im Land ausgebaut. Der Konzern profitiert vor allem von der gestiegenen Nachfrage nach bildgebenden diag-nostischen Geräten beispielsweise für die Magnetresonanztomografie, für Ultraschall- und Röntgenunter-suchungen sowie für die Compu-tertomografie. Siemens fertigt in Brasilien bereits seit 2001 Röntgen-apparate.

Als einziger der großen globalen Medizintechnikhersteller unterhält Toshiba Medical (www.toshibame-

vitäten ausgeweitet. So liefert bei-spielsweise Braile Biomédica (www.braile.com.br) 15% seiner Produkti-on in mehr als 30 Länder.

Grundsätzlich sind brasilianische Hersteller für Kooperationen aufge-schlossen. Allerdings sind sie sich zunehmend ihrer eigenen Markt-präsenz bewusst und wehren sich gegen eine Ausweitung der Import-konkurrenz. Zudem investieren sie verstärkt in Forschung und Entwick-lung. Interesse bestehe laut Abimo vor allem an einem technologischen Transfer und an Partnerschaften, um das eigene Angebot qualitativ zu ergänzen und eine stärkere inlän-dische Marktposition aufzubauen. Internationale Kooperationen sind zum Beispiel Istramed und Wem eingegangen. Die Unternehmen repräsentieren teilweise mehrere ausländische Hersteller über ihr eigenes Vertriebsnetz.

Im Jahr 2007 kaufte Philips (www.philips.com.br) den brasilianischen Hersteller VMI - Sistemas Médicos (VMI) und sicherte sich damit die Marktführerschaft auf dem Gebiet der digitalen Medizintechnik (Magnetresonanz- und Computer-tomografie, Ultraschallgeräte, Röntgenapparate) in Brasilien. Mit einem Investitionsvolumen von 300 Mio. US$ am Produktionsstandort Lagoa Santa (Minas Gerais), strebt Philips bis 2014 eine Verdreifachung der Produktionskapazitäten an. Hauptabsatzmarkt sind Brasilien und die Mercosur-Länder. Bereits jetzt dominiert VMI mit Anteilen von 30 bis 35% bei Geräten der digitalen Medizintechnik den brasilianischen Markt. Vor allem durch das beste-hende breite Vertriebsnetz von VMI konnte Philips seine Präsenz in Brasilien schnell ausbauen.

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48 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

In der engeren Abgrenzung der nachstehenden HS-Importtabelle summierte sich die Einfuhr medizintechnischer Produkte nach Brasilien 2010 auf 2.197 Mio. US$, was einen Zuwachs von 36% gegenüber 2009 bedeutete. Besondere Nachfrage-schübe wurden bei medizinischen Geräten, die Alpha-, Beta- oder Gammastrahlen verwenden (HS 9022.21; + 640%), bei Thera-pie- und Atmungsgeräten (HS 9019, 9020; +157%) sowie bei Medizin- möbeln (HS 9402; +122%) verzeich-net. Das 1. Halbjahr 2011 verlief ebenfalls vielversprechend. Bis Juli beliefen sich die Branchen- importe auf rund 1.291 Mio. US$. Deutsche Medizintechnikunter- nehmen lieferten 2010 in den aufgeführten Güterkategorien Waren im Wert von 298 Mio. US$ nach Brasilien und hatten damit einen Importanteil von ins- gesamt 13,6%. Besonders erfolg-reich waren sie bei Herzschritt- machern (Lieferanteil: 62%), Röntgenröhren (30%) und Medizinmöbeln (25%).

Größter Handelspartner sowohl bei den Exporten (22,4%) als auch den Importen (32,2%) von Medizinpro-dukten waren die Vereinigten Staa-ten. Sie haben 2010 Branchengüter im Wert von 1.179 Mio. US$ nach Brasilien geliefert. Auf Platz zwei folgte Deutschland mit Einfuhren in Höhe von 550 Mio. US$. Das ent-sprach einem Wert von 15% an den Gesamtlieferungen. Auf Platz drei lag die VR China mit Importen in Höhe von 246 Mio. US$, vor Japan mit einem Volumen von 224 Mio. US$.

Marktbeobachtern zufolge ist auch in den kommenden Jahren mit zweistelligen Steigerungsraten bei den Einfuhren von Medizinproduk-ten zu rechnen. Tendenziell dürften diese wegen des wachsenden Engagements der brasilianischen Branchenunternehmen und ihrer zunehmenden Wettbewerbsfähig-keit allerdings geringer als im Jahr 2010 ausfallen. Brasilien wird sich außerdem immer mehr als Sprung-brett in andere Märkte des Wirt-schaftsverbandes Mercosur profilieren.

Apparate für Ultraschall und Mam-mografie. Langfristiges Ziel ist auch hier die Erweiterung der inländi-schen Produktionskapazitäten und die Gewinnung von Marktanteilen.

3.4 Außenhandel

Die brasilianischen Importe von Medizinprodukten stiegen in einer breiten Abgrenzung 2010 auf ein Rekordvolumen von knapp 3,7 Mrd. US$ (2009: 2,8 Mrd. US$). Dersprunghafte Anstieg der Auslands-bezüge von Ausrüstungen fürKrankenhäuser (+65% im Vergleichzum Vorjahr) und bei Verbrauchs-materialien (+33%) begründet sich mit dem allgemeinen Ausbau des Gesundheitswesens sowie dem Neubau von Krankenhäusern und anderen Gesundheitszentren. Hohe Zuwächse verzeichneten auch die Lieferungen von Dentaltech-nik (+29,5%), Laborausrüstungen (+22,8%) und Radiologie (+26,4%), für die innerhalb des öffentlichen und privaten Gesundheitswesens auch weiterhin eine anhaltend hohe Nachfrage besteht.

Importe von Medizinprodukten nach Brasilien, untergliedert nach Segmenten (in Mio. US$, Veränderung in %) *)

Bereich 2009 2010 Veränderung 2010/09

Dentaltechnik 45,8 59,3 29,5

Laborausrüstungen 720,0 883,8 22,8

Bildgebende Systeme 539,2 681,4 26,4

Ausrüstungen für Krankenhäuser 439,3 726,2 65,3

Implantate 453,0 550,5 21,5

Verbrauchsmaterial 575,7 766,0 33,1

Insgesamt 2.773,0 3.667,2 32,2

*) Abweichende Abgrenzung im Vergleich zur nachfolgenden HS-Einfuhrtabelle

Quelle: www.brazilianhealthdevices.com

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Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Brasilien (in Mio. US$ fob)

HS Warengruppe 2009 2010Januar bis

Juli 2011

davon aus Deutschland

(2010)

9018.12 Ultraschalldiagnosegeräte 93,1 109,7 59,4 0,4

9018.13 Magnetresonanzgeräte 94,7 137,2 63,1 26,2

9018.11,.14 Elektrokardiografen, Szintigrafiegeräte 12,8 25,7 16,4 0,03

9018.19 Überwachungsapparate für 2 oder mehr Parameter 91,1 161,0 79,8 17,2

9018.20 Ultraviolett- oder Infrarotbestrahlungsgeräte 7,8 13,5 10,4 1,2

9018.31-.39 Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc. 225,5 282,3 189,5 24,1

9018.41 Dentalbohrmaschinen 1,1 1,6 1,2 0,2

9018.49 Teile von Dentalbohrmaschinen 13,6 16,3 12,2 1,9

9018.50 Ophthalmologische Instrumente 23,4 35,3 26,1 6,2

9018.90 Andere Instrumente, Apparate und Geräte 263,0 345,5 229,7 67,6

9019,9020 Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. 58,7 151,0 57,7 10,4

9021 Orthopädietechnik, Prothesen etc. 79,8 103,4 68,3 9,6

9021.21-.29 Zahnprothetik 6,4 9,1 7,4 2,0

9021.31-.39 Andere künstliche Körperteile und Organe 123,0 152,0 90,1 7,3

9021.40 Schwerhörigengeräte 38,6 51,4 34,7 2,2

9021.50 Herzschrittmacher 38,2 42,3 25,1 26,0

9021.90 Teile und Zubehör etc. 192,2 222,4 141,8 32,6

9022.12 Apparate für die Computertomografie 81,8 91,3 47,4 11,9

9022.13,.14 Andere Röntgenapparate (für medizinische, chirurgische, zahnärztliche oder tierärztliche Zwecke) 85,6 93,8 65,1 21,4

9022.21Medizinische Geräte, die Alpha-, Beta- oder Gammastrahlen verwenden 4,8 35,5 11,6 3,0

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schnell beschafft werden können. Die Lebensdauer des Produktes und ein effizienter Einsatz spielen eine zunehmend wichtige Rolle. Auch Referenzen, wenn beispielsweise Medizintechnik in renommierten an-deren Hospitälern bereits eingesetzt wird, sind bei einer Kaufentschei-dung meinungsbildend. Der Aufbau einer von Vertrauen und persön-lichen Begegnungen geprägten Beziehung zu Entscheidungsträgern ist im brasilianischen Geschäftsle-ben die Grundlage für Erfolg.

Der Vertrieb von Medizinprodukten in Brasilien erfolgt im Allgemeinen über Händler. Aufgrund der geo-grafischen Verteilung erfordert der Markt ein dezentrales Netzwerk an Vertragshändlern. Da in den kom-menden Jahren vor allem im Nor-den des Landes zahlreiche Großpro-jekte im Gesundheitssektor geplant sind, empfiehlt es sich, zumindest in den Hauptstädten der nördlichen Bundesstaaten durch Händler Prä-senz zu zeigen.

Den Vertrieb und den After-Sales-Service wickeln große brasilianische

Ein großes Problem in brasilia- nischen Krankenhäusern ist, dass technologisch hochwertige Pro-dukte zwar oft angeschafft wurden, aber diese wegen fehlender Ersatz-teile oder durch nicht ausreichend qualifiziertes Bedienpersonal nicht eingesetzt werden können. Deshalb soll künftig auch innerhalb des SUS verstärkt Wert auf Qualitätsma-nagement und ein breites Service-angebot gelegt werden. Branchen-kenner erwarten aber, dass öffent-liche Beschaffungen in Ausschrei-bungsverfahren auch weiterhin vorrangig über den Preis bestimmt werden. Welche Auswirkungen dabei das neue Gesetz zur Bevor- zugung der nationalen Produzenten auf den Vertrieb von importierten Medizintechnikprodukten haben wird, bleibt abzuwarten.

Private Einrichtungen sind in ihrer Kaufentscheidung in der Regel autonom. Normalerweise wird diese vom Chefarzt oder dem Leiter der Gesundheitseinrichtung getroffen. Es wird verstärkt darauf geachtet, ob Serviceleistungen angeboten, Mitarbeiter geschult und Ersatzteile

Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Brasilien (in Mio. US$ fob) (Forts.)

HS Warengruppe 2009 2010Januar bis

Juli 2011

davon aus Deutschland

(2010)

9022.30 Röntgenröhren 21,6 22,2 14,5 6,6

9022.90 Teile und Zubehör von Röntgenröhren 25,7 35,1 21,4 5,7

9402 Medizinmöbel etc. 23,7 52,7 13,8 13,3

8713 Rollstühle 1,0 1,3 1,2 0,2

8419.20 Sterilisierapparate 3,4 5,2 3,3 0,8

Insgesamt 1.610,6 2.196,8 1.291,2 298,0

Quelle: Informationsdatenbank Alice des Außenhandelsbüros Secex

Bei den brasilianischen Ausfuhren von Medizinprodukten sind neben den USA die lateinamerikanischen Länder Argentinien, Mexiko, Kolum-bien und Chile die bevorzugten Ex-portziele. Von den rund 450 lokalen Medizintechnikherstellern liefern-laut Abimo 56% einen Teil ihrer Produkte ins Ausland. Rund 82% haben dafür eigene Service- und Vertriebsnetze in anderen Ländern aufgebaut.

3.5 Geschäftspraxis

3.5.1 Vertrieb

Kaufentscheidungen im öffentlichen Sektor werden in Brasilien nach wie vor in erster Linie durch den Preis beeinflusst. Über Investitio-nen in Krankenhäusern entschei-den die Behörden in den Städten und Gemeinden. Ein guter Kontakt zu den Ansprechpartnern ist dabei erfolgversprechend. Auch persön-liche Kontakte zu den fachlichen Entscheidern wie den Chefärzten, Direktoren und Verwaltungschefs sind ausschlaggebend.

Der Markt für Medizintechnik in Brasilien

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hält. Aber auch in diesem Fall sind zahlreiche Ausnahmen zu beachten. So würden für technisch komplizier-te Aufträge Qualität und fachliche Kompetenz höher geschätzt, be-tont Renato Pacheco Neto von der Anwaltskanzlei Fraga, Bekierman und Pacheco Neto. Gesetzlich sei auch genau festgelegt, wann auf Ausschreibungen verzichtet werden kann. Das treffe in Not- und Krisen-situationen und bei hoher Dring-lichkeit zu. Auch bei sehr speziellen Aufträgen, wenn nur ein Anbieter alle Kriterien erfüllt, kann auf eine Ausschreibung verzichtet werden. Im Gesetz sind diese Ausnahmen unter Artikel 25 festgelegt.

Seit 2006 werden kleine und mitt- lere Unternehmen (KMU) im Ver- fahren begünstigt. Um die Markt-präsenz von KMU zu erhöhen, können die Ausschreibungskriterien jeweils unterschiedlich gestaltet sein, erklärt Ernani Teixeira Ribeiro von der bereits genannten Anwalts-kanzlei. Mittelständler würden bei öffentlichen Ausschreibungen be-vorzugt behandelt, wie in Artikel 47 festgelegt ist. Außerdem bräuchten KMU während der Ausschreibung keine Dokumentation über dieZahlung von Steuerverpflichtungen vorlegen. Das sei erst bei Vertrags-unterzeichnung notwendig.

Investitionen, die über den Na-tionalen Gesundheitsfonds FNS finanziert werden, sind auf dem Internetportal der Regierung www.comprasnet.gov.br ausgeschrieben. Detailliert sind dort Teilnahmebe-dingungen und Vergabeverfahren aufgelistet. Außerdem können sich die Teilnehmer nach Abgabe ei-nes Angebotes über den Stand des Vergabeprozesses informieren. Die Fonds der Bundesstaaten verwalten

Eine gute Plattform für Kontakte und Werbung sind die vielen Messen in Brasilien, im Bereich Medizin-technik insbesondere die Hospitalar in São Paulo (www.hospitalar.com.br) und die Hospitalbusiness in Rio de Janeiro (www.hospitalbusiness.com.br). Auf der Internetseite www.ubrafe.org.br findet sich ein Überblick über weitere Messen und Veranstaltungen.

Wichtige Verbände mit eigenen Fachzeitschriften und Newslet-tern sind unter anderem der bra-silianische Ärzteverband ABM, der Verband der Zahnärzte ABO, der Verband der Kieferchirurgen ABCD, der Verband der Hospitäler von São Paulo SINDHOSP und der Verband der privaten Krankenhäuser ANAHP.

Öffentliche Anschaffungen im Wert von mehr als 8.000 R$ werden grundsätzlich über Ausschreibun-gen vergeben und in den Gesetzes-blättern des Bundes, des Staates oder der Gemeinde veröffentlicht. Die erforderlichen Dokumente zur Teilnahme an Vergabeverfahren sind vorgeschrieben und umfassen rechtliche, technische und kauf-männische Dokumente. Zudem dür-fen keine Steuerschulden vorliegen. Für ausländische Unternehmenbietet sich die Möglichkeit an, mit brasilianischen Firmen zu koope-rieren und als Konsortium an einem Vergabeverfahren teilzunehmen.

Die genauen Voraussetzungen und Normen für öffentliche Ausschrei-bungen des Staates, der Bundes-staaten, Gemeinden und Kommu-nen sind im Gesetz 8666 (http://www.planalto.gov.br/ccivil_03/leis/L8666cons.htm) geregelt. Allgemein gilt, dass der Anbieter mit dem niedrigsten Preis den Vorrang er-

Hersteller sowie multinationale Unternehmen meist über ein breites Netz an Unternehmensvertretungen ab. Insbesondere private Nachfra-ger legen großen Wert auf Bera-tungs-, Reparatur- und Wartungs-dienstleistungen. Auch die Lieferzeit spielt eine entscheidende Rolle bei der Kaufentscheidung. Die Grün-dung einer eigenen Vertriebsnie-derlassung, die kostenintensiv und zeitaufwendig ist, empfiehlt sich erst nach erfolgreicher Marktposi- tionierung.

Als geeignete Strategie, das Ver-trauen der Kunden zu gewinnen, hat sich die Bereitstellung von Testgeräten über einen zuvor de-finierten Zeitraum etabliert. Dies ermöglicht es dem Personal, sich mit der Handhabung der Techno-logie vertraut zu machen und die Einsatzmöglichkeiten zu testen. Vor allem Gemeinschaftspraxen erwar-ten solche Angebote. Besuche von Handelsvertretern, sei es aus dem Medizintechnik- oder dem Pharma-bereich, gehören in den Praxen zum Alltag und werden in der Regel gern gesehen. Anders als in Deutschland spielt auch in diesem Fall der per-sönliche Kontakt eine entscheiden-de Rolle. Das Zusenden von Kata-logen ohne vorherige persönliche Ansprache führt in den wenigsten Fällen zum Erfolg.

Von den Kunden wird oftmals eine Vermittlung von Finanzierungsange-boten und Krediten mit langer Lauf-zeit inklusive etwaiger Fördermög-lichkeiten gewünscht. Da in Brasi-lien fast jeder Konsumartikel über Ratenzahlungen zu keinen oder sehr niedrigen Zinssätzen erworben werden kann, ist eine dementspre-chende Erwartungshaltung auch im Medizintechnikmarkt üblich.

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52 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

english/international/mutual.asp veröffentlicht.

Der Handel mit und die Einfuhr von gebrauchter Medizintechnik sind in Brasilien grundsätzlich verboten. Die Nationale Agentur für Gesund-heitsaufsicht Anvisa erteilt nur unter den restriktiven Bedingungen des Beschlusses RDC Nr. 25 Aus-nahmegenehmigungen. Gebrauchte Medizintechnik wird nur vereinzelt und dann auch nur von privaten Ge-sundheitsversorgern nachgefragt. Wiederverkaufsmöglichkeiten er-geben sich hauptsächlich für hoch-wertige Röntgen- und Ultraschall-geräte. Allerdings wollen die brasi-lianischen Medizintechnikhersteller ein generelles Verbot der Einfuhr von „Second-hand-Medizintechnik“ politisch durchsetzen. Sie argumen-tieren mit den verbundenen Risiken vor allem im Bereich der Strahlen-medizin, zielen mit der Initiative jedoch auf die hohen Gewinnmargen der Händler zum Nachteil der inlän-dischen Produzenten ab.

Der Export nach Brasilien wird durch tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse, komplizierte Zollbestimmungen, eine zum Teil sehr unübersichtliche Bürokratie verbunden mit vielen Behörden- gängen sowie unterschiedliche, sich zum Teil überschneidende Steuer-vorschriften erschwert. Bei einem Markteintritt bietet eine Kooperati-on mit einem lokalen Handelsunter-nehmen deshalb viele Vorteile.

Der deutsche Medizintechnik-Fach-verband Spectaris kritisiert beste-hende Hemmnisse im Exporthandel mit Brasilien. So müssten Her-

Behörden (Alvará de Funcionamen-to), eine Handelsgenehmigung der Bundesregierung (Autorisação de Funcionamento), technische Infor-mationen, Etiketten, Muster und ein Vertrag mit einem brasilianischen Labor für die Qualitätskontrolle vorgelegt werden. Weitere Details über Kosten und die genaue Doku-mentation finden sich auf der Seite von Anvisa (www.anvisa.gov.br). Ausländische Unternehmen sollten sich außerdem ihre Marke und die Zusammensetzung der Produkte von einem Rechtsanwalt in Brasilien patentieren lassen.

Auch für Verpackung und Etikettie-rung gelten Sonderbestimmungen. Dort müssen unter anderem fol-gende Daten aufgeführt sein: Re-gistrierungsnummer, Handelsname des Produkts, Name der Hauptbe-standteile, Seriennummer, Name des Herstellers, Herstellungsdaten, Nummer oder Code des oder der Batches (Fertigungsreihe), beson-dere Hinweise für Einwegprodukte, spezielle Angaben für die Lagerung und Hinweise für den sicheren Ge-brauch.

Produkte, für die in Brasilien eine Zertifizierung verlangt wird, müssenbei einer vom Nationalen Institut für Messtechnik, Standardisierung und Qualitätskontrolle Inmetro (Instituto Nacional de Metrologia, Normalização e Qualidade Industri-al) akkreditierten Institution geprüft und zertifiziert werden. Informa-tionen und Übereinkommen über eine gegenseitige Anerkennung von Prüfergebnissen zwischen europä-ischen Ländern und Brasilien hat Inmetro unter www.inmetro.gov.br/

ihre Aufträge über eigene Seiten. Unter www.dinheiropublico.com.br findet sich eine Übersicht aller bun-desstaatlichen Ausschreibeportale.

3.5.2 Zulassungsbedingungen, Normen, Einfuhrverfahren

Eine Vielzahl von Regelungen und Bestimmungen sowie unterschied-liche Zuständigkeiten machen Brasilien zu einem komplizierten Importmarkt. Die Einfuhrzölle für medizintechnische Produkte liegen in der Regel zwischen 14 und 16%. Zollfrei sind unter anderem Endo-skope, Magnetresonanzgeräte und Gammakameras.

Die Gesundheitsaufsicht Anvisa (Agência Nacional de Vigilância Santária) ist in Brasilien für den Markt von pharmazeutischen, me-dizintechnischen und kosmetischen Produkten zuständig. Herstellung, Import und Export sind nur solchen Unternehmen gestattet, die bei Anvisa registriert und eine entspre-chende Zulassung erworben haben. Jedes Produkt, das in Kontakt mit dem menschlichen Körper kommt, muss bei Anvisa registriert sein. Produktregistrierungen werden von den lokalen Vertretungen der aus-ländischen Unternehmen beantragt. Ein Registrierungsprozess soll laut brasilianischer Gesetzgebung in-nerhalb von 120 Tagen abgeschlos-sen sein.

Für die Produktregistrierung, die Einfuhr und den Vertrieb von Medizintechnikprodukten müssen bei Anvisa unter anderem eine Handelsgenehmigung der bundes-staatlichen und kommunalen

Der Markt für Medizintechnik in Brasilien

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Germany Trade & Invest www.gtai.de 53

abfertigung bei Siscomex akkreditieren.

Auf Importe nach Brasilien wird ein Importzoll (Imposto de Importação) erhoben, der sich nach der Ein- reihung der Ware in die Nomen- klatur des Mercosur (NCM) richtet. Der gemeinsame Außenzolltarif des Mercosur ist unter www. desenvolmento.gov.br zu finden. Zollvorteile kann es beispiels- weise für IT- und Telekommunika-tionsprodukte geben, wenn keine gleichwertige inländische Produk-tion („Regime Ex-Tarifário“) exis-tiert. Der Importzoll variiert je nach Ursprungsland der Ware. Weitere vom Importeur zu zahlenden Ab-gaben sind die Industriesteuer IPI, die Warenumsatz-steuer sowie die Sozialabgaben PIS und CONFIS, die Bundessozial-abgaben sind und der Finanzierung der sozialen Sicher-heit dienen. Bei fast allen Importen beträgt der PIS-Satz 1,65% und der CONFIS-Satz 7,60%. Für Einfuhren über Häfen wird derzeit noch ein Frachtzuschlag zur Modernisierung der Handelsmarine AFRMM (Adicio-nal de Frete para a Renovação da Marinha Mercante) erhoben.

Wichtig ist auch, sich über Steuererleichterungen in den einzelnen Bundesstaaten zu informieren. So gibt es beispiels-weise in den 26 Bundesstaaten und dem föderativen Distrikt Brasília unterschiedlich hohe Warenumsatzsteuersätze. Deshalb sollte beispielsweise im Vorfeld entschieden werden, wo die Ware in Umlauf gebracht wird, um die genauen Steuersätze kalkulieren zu können.

wachen so die verschiedenen Stufen der Import- und Exporttätigkeit von Unternehmen.

Um Waren über den Siscomex-Radar (Registro e Rastreamento da Atuação dos Intervenientes Adu-aneiros) zu importieren, ist eine Registrierung für die Datenbank und die Akkreditierung des mit der Zollabfertigung beauftragten Ver-treters notwendig. Wenn ein Unternehmen nach Überprüfung die Genehmigung zum Außen-handel erhalten hat, wird es beim Finanzministerium (Receita Federal) registriert. Danach kann mit dem Akkreditierungsverfahren der juris-tisch verantwortlichen Person (zum Beispiel Geschäftsführer oder Ver-triebschef) begonnen werden. Diese Person muss dann den Vertreter des Unternehmens für die Zoll-

steller ihre Waren auf Anweisung von Anvisa einer besonderen Prü-fung unterziehen. Die zu erfüllen-den Anforderungen (RDC 59/2000) entsprächen zwar denen, die auch in Europa, Kanada und Asien gängig wären (ISO 13485). Allerdings wür-de die Forderung der Europäischen Kommission nach der Anerkennung bereits vorhandener Zertifikate eu-ropäischer Produzenten abgelehnt. Mit dem neuen Prozedere verzögere sich die Einfuhr für Medizintechnik-produkte um mehrere Monate.

Unbedingt notwendig ist es in Bra-silien, die steuerlichen, rechtlichen und administrativen Vorschriften genau zu befolgen. Bei Nichtbeach-tung drohen Strafen und es kann zu enormen Zeitverzögerungen kom-men. Außerdem sollte die Haupt-ferienzeit in den Monaten Dezem-ber, Januar und Februar ins Kalkül gezogen werden. Behörden und auch Unternehmen können dann geschlossen sein oder ihre Tätigkeit auf das Notwendigste beschränken. Mit einer schnellen Abwicklung von Anfragen ist in dieser Zeit auf kei-nen Fall zu rechnen.

Alle Importvorgänge werden in Brasilien im so genannte Sicomex-System (Sistema Integrado de Comércio Exterior) digital erfasst. Es wurde per Dekret 660/92 ein-gerichtet und fasst Registrierung, Überwachung und Kontrolle in einem digitalen System zusammen. Dadurch wurden Parallelstrukturen ausgeschaltet, die Zahl der erfor-derlichen Dokumente reduziert und die Datenverwaltung beschleunigt. Außerdem ermöglicht Siscomex den schnellen Zugriff auf statistischeInformationen. Die Behörden über-Fo

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Guarulhos, über den 60% aller Importgüter für Forschungs-zwecke abgewickelt werden. Güter, die ein spezielles Siegel haben, werden bevorzugt abgefertigt. Exporteure können sich über die Bestimmungen online informieren.

Um Erleichterungen bemüht sich Brasilien bei der Zoll- abfertigung von Produkten, die für die Forschung bestimmt sind. Das Ministerium für Wissenschaft und Technologie initiierte das Pilotsystem CNPq Express auf dem internationalen Flughafen

Der Importeur muss außerdem noch die lokalen Gebühren beach-ten. Dazu zählen unter anderenLagergebühren, die Flughafenge-bühr „ATA“ beziehungsweise die Terminalgebühr „THC“ bei Seehä-fen, Gebühren für Zollagenten sowie von Fall zu Fall eine Gewerkschafts-gebühr für Zollagenten „SDA“.

3.6 Kontaktanschriften

Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen

Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

www.exportinitiative-gesundheitswirtschaft.de

Unterstützung für die deutsche Gesundheitswirtschaft

AHK Brasilien http://brasilien.ahk.de Anlaufstelle für deutscheUnternehmen

Deutsche Botschaft Brasília www.brasilia.diplo.de -

Ministério da Saúde www.saude.gov.br Gesundheitsministerium

Conselho Nacional de Saúde (CNS)

www.saude.gov.br nationaler Gesundheitsrat

Agência Nacional de Vigilância Sanitária (Anvisa)

www.anvisa.gov.br Gesundheitsaufsicht

Instituto Nacional de Metrologia, Normalização e Qualidade Industrial (INMETRO)

www.inmetro.gov.br nationales Institut für Messtechnik, Standardisierung und Qualitäts-kontrolle

Associação Brasileira de Cirurgiões-Dentistas (ABCD)

www.abcdbrasil.org.br brasilianischer Verband der Kieferchirurgen

Der Markt für Medizintechnik in Brasilien

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Germany Trade & Invest www.gtai.de 55

Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen

Associação Brasileira dos Importadores de Equipamentos, Produtos e Suprimentos Médico-Hospitalares (Abimed)

www.abimed.org.br Verband der Importeure von medizinischen Ausrüstungen

Abimo www.abimo.org.br, www.brazilianhealthdevices.com

brasilianischer Verband der Her-steller von Ausrüstungen und Geräten für Ärzte, Zahnärzte, Krankenhäuser und Labore

Associação Brasileira de Odontologia (ABO)

www.abo.org.br brasilianischer Verband der Zahnmedizin

Associação Brasileira de Medicina de Grupo (Abramge)

www.abramge.com.br brasilianischer Verband der Gemeinschaftspraxen

Associação Médica Brasileira (AMB)

www.amb.org.br, (Liste mit Kontakten der Verbände und Gesellschaften aller medizinischen Fachgebiete in Brasi-lien: http://www.amb.org.br/teste/so-ciedades_de_especialidade.html)

brasilianischer Ärzteverband

Associação Nacional de Hospitais Privados (ANAHP)

www.anahp.com.br nationaler Verband privater Krankenhäuser

Federação Brasileira de Hospitais (FBH)

www.fbh.com.br brasilianische Krankenhausvereinigung

Sindicato dos Hospitais, Clínicas, Casas de Saúde, Laboratórios de Pesquisas e Análises Clínicas e demais Establecimentos de Serviços de Saúde do Estado de São Paulo (Sindhosp)

www.sindhosp.com.br Verband der Krankenhäuser, Kliniken, Forschungs- und Analyselabore sowie weiterer Gesundheitseinrichtungen des Bundesstaates São Paulo

Sindicato Nacional das Empresas de Odontologia de Grupo (Sinog)

www.sinog.com.br Vereinigung der zahnärztlichenGemeinschaftspraxen

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56 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

sogar auf rund 38 Mrd. US$ steigern.

Nachfragezuwächse bei höherwer-tigen gesundheitsbezogenen Gütern und Dienstleistungen sind zu erwar-ten, wenn die Einkommen steigen. Damit ist unter den derzeit günsti-gen makroökonomischen Rahmen-bedingungen auch in den nächsten Jahren zu rechnen. Stärker in den Fokus könnten in der Zukunft vor allem zahnmedizinische, psychiatri-sche und psychologische Dienstleis-tungen rücken. Auch der Bedarf an sportmedizinischen Behandlungen sollte deutlich zunehmen.

Zusätzliche Impulse für den Ge-sundheitssektor gehen von den Wiederaufbauarbeiten nach dem schweren Erdbeben von Februar 2010 aus. So beinhaltet ein Regie-rungsprogramm bis 2013 den Neu-bau von mindestens 13 Hospitälern sowie von hunderten von Praxen und Erste-Hilfe-Stationen für ins- gesamt 2,1 Mrd. US$.

4. Der Markt für Medizintechnik in Chile

Autor: Siegfried Ellermann, Santiago de Chile

4.1 Marktüberblick

Chiles Gesundheitswesen ist auf Expansionskurs. Prognosen des Beratungsunternehmens Altura Management zufolge dürfte sich der Anteil der Gesundheitsaus- gaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2011 bis 2021 von 8,4% auf 9,2% erhöhen. Auf Grundlage von Daten des Internationalen Wäh-rungsfonds (IWF) und zu Preisen von 2011 könnten damit die jähr- lichen Aufwendungen für Gesund-heitsleistungen von 19,4 Mrd. US$ auf einen Betrag von knapp 31 Mrd. (bei einer erwarteten durchschnitt-lichen Wachstumsrate von 4%) oder im günstigsten Fall (6% Wachstum)

Wichtige Daten zu Chile

Bruttoinlandsprodukt (BIP, nominal) 2010: 203,3 Mrd. US$

BIP-Wachstum (real) 2010: 5,2% 2011 *): 6,5%; 2012 *): 4,7%

Inflation (Dezember 2010) 2010: 3,0%

Pro-Kopf-BIP 2010: 15.040 US$

Währung Chilenischer Peso (chil$); 1 Peso = 100 Centavos

Devisenkurs (Oktober 2011) 1 US$ = 519,40 chil$; 1 Euro = 701,45 chil$

Durchschnittlicher Devisenkurs 2010 1 US$ = 501,13 chil$; 1 Euro = 664,66 chil$

Länderbonität (gemäß Institutional Investor) Sept. 2011: Rang 19/178 (Sept. 2010: Rang 23) Bonitätsindex 82,6 (+2,0 ggü. Sept. 2010)

Geschäftssprachen Spanisch, Englisch

*) Prognose

Quellen: IWF - Regional Economic Outlook (Oktober 2011), Germany Trade & Invest

Nach wie vor besteht in Chile im Be-reich der Gesundheitsfürsorge eineArt Zweiklassengesellschaft. Die große Mehrheit der Einwohner ist infolge starker sozialer Unterschie-de auf das staatliche Gesundheits-angebot angewiesen. Durch einen ständigen Anstieg der öffentlichen Gesundheitsaufwendungen will die Regierung die Versorgungslage schrittweise verbessern. Dazu zählt auch die garantierte Behandlung von schweren und damit für das System teuren Erkrankungen, die den Einsatz von modernen Techno-logien erfordern.

Auch unter den Anbietern von me-dizinischen Dienstleistungen ist die Struktur zweigeteilt: Einerseits dominieren den Markt einige weni-ge große Akteure, darunter staat-liche Einrichtungen sowie private Großkonzerne, die oft Angebote im Versicherungswesen und den Be-trieb von Krankenhäusern und Ge-sundheitszentren unter einem Dach zusammenschließen. Daneben

Der Markt für Medizintechnik in Chile

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Germany Trade & Invest www.gtai.de 57

sowie die Förderung der Präven-tivmedizin gemeint. Zudem soll die staatliche Krankenversicherung Fo-nasa (Fondo Nacional de Salud) auf eine solide finanzielle Basis gestellt werden und ihre Rolle als wichtige Säule im nationalen Versicherungs-wesen zurückgewinnen. Darüber hinaus müssen die Schulden der staatlichen Hospitäler erheblich reduziert werden.

Generell erhöhen sich die Ausgaben der öffentlichen Haushalte seit ge-raumer Zeit beträchtlich. So beläuft sich der Etat für 2011 auf 3.921,8 Mrd. chil$ oder umgerechnet rund 7,8 Mrd. US$. Dies entspricht in na-tionaler Währung einem Anstieg von 17,7% gegenüber 2010. Für 2012 verlangten zahlreiche Volks-vertreter der Regierungskoalition weitere Erhöhungen im Budget des Gesundheitsministeriums. Auch auf regionaler Ebene planen die nach-geordneten Gebietskörperschaften

4.2 Marktentwicklung und -bedarf

4.2.1 Rahmenbedingungen und Nachfrage bestimmende Faktoren

4.2.1.1 Das Gesundheitssystem in Chile

Die Gesundheitspolitik Chiles ori-entiert sich im Wesentlichen an den Grundsätzen der Chancengleichheit, der Leistungsfähigkeit (schnelle und wirksame Behandlung) und der Bedarfsgerechtigkeit. Zu den kurz-fristigen Zielen des chilenischen Staatsoberhaupts Piñera zählen eine „würdige“, zeitgemäße und qualitativ hochwertige Versorgung in privaten wie öffentlichen Gesund-heitseinrichtungen. Konkret sind damit die Verringerung der umfang-reichen Wartelisten, der Ausbau der Infrastruktur im Krankenhausbe-reich und bei der Grundversorgung

existiert eine Vielzahl von unabhän-gigen Ärzten und Zahnärzten.

Zwar fehlt es in Chile in einigen Bereichen immer noch an Spezia-listen, aber Ärzte- sowie Zahnärzte-kammer fürchten, dass angesichts hoher Studentenzahlen langfristig ein Überangebot an medizinischen Fachkräften entsteht.

Für ausländische Unternehmen ist der chilenische Gesundheitssek-tor ein offener Absatzmarkt mit geringen Eintrittsbarrieren. Trotz einer geringen lokalen Produktion an Medizinprodukten muss indes in sämtlichen Marktsegmenten mit einem scharfen Wettbewerb gerechnet werden. Auch Fusionen und Übernahmen bieten ein inte-ressantes Betätigungsfeld: So hat der schwedische Krankenhauskon-zern Diaverum im 3. Quartal 2011 zwei Kliniken im chilenischen Süden aufgekauft.

Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Chile

Indikator Wert (Jahr)

Einwohnerzahl (Mio.) 17,4 (2011) *)

Bevölkerungswachstum (% p.a.) 0,9 (2011) *)

Altersstruktur der Bevölkerung

Anteil der unter 15-Jährigen (%) 22,3 (2010)

Anteil der über 60-Jährigen (%) 12,9 (2010)

Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (Jahre) 78 (2010)

Gesundheitsausgaben pro Kopf (US$) 615 (2007)

Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (%) 8,4 (2011)

Ärzte/100.000 Einwohner 109 (2000-2010)

Zahnmedizinische Fachkräfte/100.000 Einwohner 43 (2000-2010)

Krankenhausbetten/100.000 Einwohner 210 (2000-2009)

*) Schätzung

Quellen: Altura Management, Instituto Salud y Futuro, Worldbank, WHO, Ministerio de Salud

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58 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

räumten Vertreter des Gesundheits-ministeriums ein, dass zur Beseiti-gung der derzeitigen Mängel in der Gesundheitsversorgung deutlich mehr Investitionen erforderlich sei-en: mindestens 7 Mrd. US$.

Die Privatwirtschaft stellt sich auf staatliche Initiativen wie die Gewäh-rung des „bono auge“ ein, der es Versicherten der Fonasa ermöglicht, bei Überlastung des staatlichen Gesundheitssystems für eine ra-schere Behandlung auch zu privaten Dienstleistern zu gehen. Außerdem setzt sie auf eine bessere gegensei-tige Ergänzung von öffentlichen und privaten Einrichtungen. Infolgedes-sen sind Investitionen in Höhe von rund 600 Mio. US$ für den Ausbau der Krankenhausinfrastruktur ge-plant (Stand: Mitte 2011). Unter an-derem beabsichtigt Red Salud, ein Unternehmen des Baufachverbands Cámara Chilena de la Construcción (CChC), in Santiago eine neue Klinik zu bauen und auf regionaler Ebene vorhandene Gesundheitseinrich-tungen zu erweitern - darunter in Puerto Montt, Temuco, Talca und Valparaíso. Die Aufwendungen sum-mieren sich auf rund 100 Mio. US$. Einen ähnlich hohen Betrag will die Masvida-Gruppe aufbringen, um zwei Gesundheitszentren (Santiago) sowie ein Hospital zu errichten und ein weiteres zu erweitern (jeweils Concepción).

Die private Krankenversicherung Banmédica führt ebenfalls ein In-vestitionsprogramm im Umfang von rund 60 Mio. US$ durch. Das Pri-vatkrankenhaus Clínica Las Condes verweist auf seinen Dreijahresplan, der Ausgaben von etwa 180 Mio. US$ beinhaltet. Die Klinik will da-mit einerseits ihre bisherigen Be-handlungskapazitäten verdoppeln sowie in anderen Stadtteilen der

hen. Bereits in der Bauphase befin-den sich die hauptstädtischen Hos-pitäler der zweiten Versorgungsstu-fe La Florida und Maipú mit Investi-tionen von zusammen 250 Mio. US$. Konzessionär ist die spanische San José Tecnocontrol.

Voraussichtlich nächster Kan-didat für eine Ausschreibung ist das Hospital Leonardo Guzmán im nordchilenischen Antofagasta. Interessenten für die Durchführung des Projekts (Investitionen: 298 Mio. US$) haben sich zur Jahres-mitte 2011 präqualifiziert. Zu den weiteren Krankenhausbauten der Maximalversorgungsstufe zählen in der näheren Zukunft innerhalb der Hauptstadtregion der Comple-jo Hospitalario Salvador (383 Mio. US$), der Complejo Asistencial Dr. Sótero del Río (371 Mio.) sowie das Hospital Clínico Metropolitano Sant-iago Occidente (168 Mio. US$).

In Maule (VII. Region) stehen die Modernisierung und der Ausbau von vier Krankenhäusern auf Kon-zessionsbasis bevor, die insgesamt 293 Mio. US$ kosten sollen. Dabei handelt es sich um Einrichtungen in Curicó (Maximalversorgung) sowie in Constitución, Cauquenes und Parral (jeweils Schwerpunktversor-gung). Schließlich werden im Groß-raum von Viña del Mar zwei Konzes-sionen für zusammen 200 Mio. US$ vergeben, so Luis Barrios von der Konzessionsabteilung des Gesund-heitsministeriums. Bei diesen Hos-pitälern handelt es sich um Einrich-tungen der Maximalversorgung.

Der öffentliche Sektor nahm 2011 zahlreiche weitere Projekte in An-griff, auf deren Preiszettel unabhän-gig von einzelnen Haushaltsjahren eine Summe von insgesamt 1,5 Mrd. US$ steht. Dies betrifft den Bau von 25 Behandlungsstätten. Jedoch

für 2012 eine Anhebung der Auf-wendungen für die medizinische Versorgung.

Diskutiert wird eine erneute Reform des Gesundheitssektors, um bishe-rige Defizite zu überwinden. Davon ist möglicherweise das gesamte chilenische Krankenkassenwesen betroffen. Im Gespräch ist unter anderem die Schaffung eines ein-heitlichen Plans (plan universal) für die Grundversorgung, die über den Abschluss von Zusatzversicherun-gen ergänzt werden müsste.

Neu gestaltet werden müssen in diesem Rahmen vor allem die Vorschriften für die privaten Kran-kenkassen. Aufgrund eines Urteils des chilenischen Verfassungsge-richts wurden die von ihnen bisher verwendeten Risikotabellen als Grundlage für die Tarifgestaltung und Leistungspalette außer Kraft gesetzt. Denn zahlreiche Gruppen fühlten sich aufgrund ihrer de-mographischen Merkmale (zum Beispiel Alter von 60 Jahren oder mehr; Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren) durch überhöhte Preise und der Notwendigkeit zum Abschluss von Zusatzversicherungen diskrimi-niert.

Beim Ausbau der Krankenhaus-infrastruktur setzt Chile künftig verstärkt auf öffentlich-private Partnerschaften und dabei beson-ders auf das Betreibermodell DBOT (Design-Build-Operate-Transfer) mit einer Konzessionsfrist von 15 Jahren. Gefragt sind unter anderem eine moderne, energiesparende und umweltfreundliche Architektur sowie der Einsatz neuer Technolo-gien, insbesondere Informations-technologien. Für den Zeitraum bis einschließlich 2013 sind auf DBOT-Basis Ausschreibungen in Höhe von insgesamt 1.714 Mio. US$ vorgese-

Der Markt für Medizintechnik in Chile

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Sämtliche Einrichtungen der Ge-sundheitsversorgung sowie die Krankenversicherungen stehen unter der Aufsicht der Superinten-dencia de Salud. Diese Behörde ist ebenfalls für die Einhaltung der rechtlich verankerten Gesund-heitsgarantien zuständig (garantías explicitas de salud, GES). Die GES (vormals „plan auge“) beinhalten eine staatliche Garantie - auch unter finanziellen Gesichtspunkten - für die Behandlung von zurzeit 69 Krankheitsbildern, und dies unab-hängig von Geschlecht, Alter, Wohn-sitz und Einkommensverhältnissen. Dabei handelt es sich um einen Ka-talog von Krankheiten, die eine auf-wendige Behandlung erfordern und dementsprechend mit erheblichen Kosten verbunden sind. Dazu zählen unter anderem Krebserkrankungen, Beeinträchtigungen der Atemwege, AIDS, Diabetes, arterielle Hyperto-nie oder Augenverletzungen.

Neben der Krankenkasse des öf-fentlichen Sektors Fonasa bieten die privaten Anbieter von Versiche-rungsleistungen, die Instituciones de Salud Previsional (Isapres), ihre Dienste an. In den letzten Jahren hat sich die Beliebtheit der staatli-chen Krankenkasse spürbar erhöht: Waren 2000 etwa 65,6% von insge-samt 15,5 Mio. Chilenen durch den Fonasa abgesichert, so waren dies 2009 ungefähr 73,5% von knapp 17 Mio. Bei den Isapres ging die Anzahl der Leistungsberechtigten im glei-chen Zeitraum von 3,1 Mio. auf 2,8 Mio. Personen zurück. Die restliche Bevölkerung war entweder nicht versichert oder gehörte den Streit-kräften an. Deren Anteil sank von 2000 bis 2009 von 14,4 auf 10,2%, so Quellen der Superintendencia de Salud.

(Gesundheitsministerium) kommen noch schätzungsweise 40 Kliniken von Versicherungsvereinen auf Ge-genseitigkeit, 16 weitere von Univer-sitäten, Streitkräften und sonstigen Betreibern sowie 46 Fachkranken-häuser beispielsweise in den Berei-chen der Altersfürsorge und Psychi-atrie hinzu, so Quellen des Fachver-bands Clínicas de Chile.

In Chile waren 2011 bei der Auf-sichtsbehörde Superintendencia de Salud 28.760 Ärzte und 10.835 Zahnärzte registriert. Die tatsäch-liche Anzahl der Ärzte schätzen allerdings manche Landeskenner auf ungefähr 30.000. Die Zahl der Zahnärzte variiert je nach Quelle erheblich und kann sich auf bis zu 15.000 belaufen. Insgesamt arbeiten im chilenischen Gesundheitswesen etwa 110.000 Fachkräfte.

Seit der Reform von 2005 sind im chilenischen Gesundheitswesen die einzelnen Funktionen organisato-risch mehr oder weniger voneinan-der getrennt: Innerhalb des Ge-sundheitsministeriums befasst sich die Secretaría de Salud vor allem mit gesundheitspolitischen Fragen, die Secretaría de Redes Asisten-ciales ist für den Betrieb und den Ausbau der Versorgungsinfrastruk-tur zuständig. Die eher politischen Aufgaben sind teilweise regional verteilt, und zwar in den Secretarías Regionales Ministeriales (Seremis). Für die Verwaltung und Finanzie-rung der staatlichen Gesundheits-einrichtungen sind die insgesamt 29 regionalen Servicios de Salud zu-ständig. Es ist vorgesehen, dass der Betrieb von bis zu 56 öffentlichen Krankenhäusern auf mehr oder weniger autonomer Basis erfolgen soll.

Hauptstadt aktiv werden. Die Clínica Indisa hat vor, bis 2016 gut 125 Mio. US$ für den Bau eines zusätzlichen Hospitals in Santiago sowie für die schrittweise Erhöhung vorhandener Kapazitäten auszugeben. Die Grup-pe Cruz Blanca schließlich will in Antofagasta, Arica, La Serena und Reñaca expandieren, was mindes-tens 20 Mio. US$ kosten dürfte.

Chiles Gesundheitssystem unter-teilt sich sowohl im öffentlichen wie auch im privaten Bereich in Ein-richtungen der Grund- (asistencia primaria de salud), Regel- (mediana complejidad) und Maximalversor-gung (alta complejidad).

Zuständig für die Grundversorgung sind vielfach die Gemeinden, die von höheren Gebietskörperschaften für ihre Leistungen entweder auf der Basis ihrer Größe (per capita) oder durch einen Pauschalbetrag (costo fijo) zumindest teilweise entschädigt werden. Auf dieser Ebene sind rund 2.000 Einrichtungen vorhanden. Dabei handelt es sich um ländliche und städtische Praxen, ländliche Versorgungsstellen („postas de salud“) sowie Gesundheitszentren („centros de salud familiar“ und „centros comunitarios de salud“). Diese Einrichtungen werden durch 183 Allgemein- und 19 Fachkran-kenhäuser (hospitales) ergänzt.Auf privater Ebene arbeiten im Be-reich der Grundversorgung unter anderem 739 Gesundheitszentren. Die Ärzte werden von 765 klinischen Labors, 599 auf die bildgebende Diagnose spezialisierte Firmen sowie 180 Dialysebetrieben unter-stützt. Knapp 6.000 Betten verteilen sich in allen Versorgungsstufen auf 84 Krankenhäuser (clínicas). Au-ßerhalb des öffentlichen Sektors

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unterhalb der Armutsgrenze. Sie fallen deshalb in die Kategorie A der Staatsversicherung. Hohe Belastun-gen ergeben sich für den Fonasa, so Uriarte Plazaola, vor allem bei der Behandlung von Kleinkindern, schwangeren Frauen sowie Perso-nen mit einem Alter von 60 Jahren und darüber. Etwa 14% der Fonasa-Mitglieder oder circa 1,8 Mio. Per-sonen sind Senioren. Die staatliche Krankenkasse deckt diesen poten-ziellen Patientenkreis damit zu gut 85% ab.

Die Isapres bieten stärker maßge-schneiderte Tarife und Leistungen an. Zu den für jedermann zugängli-chen privaten Krankenversicherun-gen zählen als größte ihrer Branche (von insgesamt sieben Unterneh-men) die Consalud des Baufachver-bands CChC mit einem Anteil von 24% an den Versicherten, Banmé-dica mit 22%, Cruz Blanca mit 20% sowie Colmena mit 16%. Sämtliche Isapres finanzieren sich fast aus-schließlich durch die Beiträge ihrer Mitglieder: Etwa 71% der Einnah-men stammen aus den bereits erwähnten Pflichtabzügen auf die monatlichen Gehälter, weitere 26% entstehen durch den Abschluss von Zusatzversicherungen, heißt es in Quellen des Fachverbandes Clínicas de Chile.

Den Markt der betrieblichen Unfall-versicherungen dominiert gegen-wärtig die Asociación Chilena de Seguridad (AChS). Diesem Versi-cherungsverein auf Gegenseitigkeit gehören rund 40.000 chilenische Betriebe an. Mit Beitragszahlungen von umgerechnet mehr als 400 Mio. US$ im Jahr für etwa 2 Mio. Arbeit-nehmer hat die AChS einen Anteil an dem privaten Markt von schät-zungsweise 53%, meinen Branchen-

Der Fonasa und die Isapres finan-zieren sich zum Teil durch den gesetzlichen Beitrag zur Sozialver-sicherung, der 7% des jeweiligen Bruttoeinkommens entspricht. Darüber hinaus erhält der Fonasa umfangreiche Mittel vom Finanz-ministerium. Laut Mikel Uriarte Plazaola, Direktor des Fonasa, erreichte das Budget umgerechnet rund 8 Mrd. US$. Davon entfielen im Haushaltsjahr 2011 lediglich 36% der Gelder auf Beitragszahlungen, weitere 58% auf Steuergelder und der Rest auf sonstige Einnahmen. Von der genannten Summe fließen circa 22% in die Grundversorgung, weitere 56% in die Regel-, Schwer-punkt- und Maximalversorgung.

Der Fonasa offeriert für die Gewäh-rung von Versicherungsleistungen einen Basisplan sowie einen „plan de libre elección“. In letzterem Fall besteht die Möglichkeit, einen Arzt oder ein Krankenhaus der eigenen Wahl aufzusuchen, wobei der Fo-nasa lediglich einen festen Betrag erstattet und der Versicherte even-tuelle Mehrkosten aus eigener Tasche bezahlen muss. Im Fonasa-Haushalt für 2011 entfallen auf die-se Art der Kostenerstattung weitere 11%. Der Basisplan („plan institu-cional“) deckt sämtliche Kosten ab, verpflichtet aber zur Inanspruch-nahme eines vorgeschriebenen staatlichen Dienstleisters.

Die freie Wahl eines Arztes und einer Gesundheitseinrichtung steht innerhalb des Fonasa lediglich solchen Beitragszahlern zu, die ein monatliches Gehalt nach Hause bringen und damit in bestimmte Ka-tegorien fallen. Etwa 4 Mio. Fonasa-Mitgliedern jeglichen Alters fehlen die notwendigen Einkünfte für eine Beitragszahlung oder sie leben

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etwa 1,9 Kinder lebend zur Welt. Die Sterblichkeitsrate beläuft sich auf etwa 0,5%.

Zu den wichtigsten Todesursachen zählten 2008 Herz- und Kreislaufer-krankungen sowie bösartige Tumo-re. Mit Abstand folgten Probleme mit dem Verdauungsapparat und den Atemwegen sowie sogenannte „externe“ Ursachen. Überdurch-schnittliche Werte bei Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Tu-moren wurden für die Region Val-paraíso festgestellt. Weit über dem Mittelwert lagen die meisten Regi-onen des chilenischen Südens bei den externen Ursachen.

Gemäß dem Gesundheitsministeri-um suchten die Chilenen 2007 etwa 6,68 Mio. Mal einen Facharzt auf. Von besonderer Bedeutung waren in diesem Zusammenhang (und in die-ser Reihenfolge) die Traumatologie, die Ophthalmologie, die innere Me-dizin, die Gynäkologie, die Psychiat-rie, die Neurologie, die Kardiologie, die Obstetrik sowie die Chirurgie für Erwachsene. Insgesamt wurden im genannten Jahr 39,31 Mio. ambu-lante Fälle bekannt: In den Bereich der Grundversorgung fielen dabei 16,75 Mio. Behandlungen, in den Notaufnahmen erschienen die Chi-lenen 15,88 Mio. Mal.

Größere Sorgen machen sich die lokalen Ärzte gegenwärtig über das verbreitete Übergewicht in der Bevölkerung. Offiziellen Untersu-chungen zufolge bringt ungefähr ein Viertel aller Chilenen eine Körper-masse auf die Waage, die deutlich über den als normal erachteten Werten liegt. Unter Frauen lag der Anteil bei 30,7%, unter Männern bei 19,2%. Aber auch unter den Erst-klässlern in den Grundschulen war

kenner. AChS investiert ebenfalls in Gesundheitseinrichtungen (darunter Kliniken) und finanziert sich durch den obligatorischen Lohnabzug von 0,9% des monatlichen Einkommens für die Betriebsunfallversicherung.

Zu den weiteren privaten Anbietern im Segment der betrieblichen Un-fallversicherung gehören die Mutual de Seguridad des CChC sowie das Instituto de Seguridad de Trabajo, die ebenfalls die Rechtsform eines Versicherungsvereins auf Gegen-seitigkeit besitzen. Auf staatlicher Seite übt diese Funktion das Insti-tuto de Seguridad Laboral (ISL) aus. Dieses erhielt im 1. Quartal 2011 Beiträge von circa 350.000 Betrie-ben, in denen 1,1 Mio. Personen beschäftigt waren.

4.2.1.2 Weitere Einflussfaktoren

Unter demographischen Gesichts-punkten haben in Chile Regionen, die entweder im äußersten Norden oder Süden liegen, einen hohen Überschuss an Männern. Im Norden beruht dies auf der starken Rolle des Bergbaus und im rauen Klima des Südens auf der Bedeutung der Lachszucht, der Erdöl- und Gasin-dustrie sowie der Forstwirtschaft. Im Großraum von Santiago wieder-um überwiegen ebenso signifikant die Frauen.

Der Anteil der unter 15-jährigen in der Bevölkerung war in Chile 2010 mit rund 22% vergleichsweise hoch. Dagegen waren erst knapp 13% der Chilenen 60 Jahre oder älter. Von den rund 17 Mio. Einwohnern lebten 2010 circa 13% in ländlichen Gebie-ten. Der Anteil war unter Männern höher als unter Frauen. Quellen des Gesundheitsministeriums zufolge bringt eine Chilenin im Durchschnitt

die Fettleibigkeit schon zu rund 20% vertreten. Infolgedessen erhöht sich künftig das Risiko, an Störungen des Herz-Kreislaufsystems, an ar-terieller Hypertension, an Diabetes, an Gallensteinen, an Hautinfektio-nen sowie im Falle von Frauen an Gebärmutterkrebs, unregelmäßiger Menstruation und Unfruchtbarkeit zu erkranken. Zunehmend treten unter diesen Voraussetzungen auch Depressionen auf.

Angesichts der wachsenden Bedeu-tung der Adipositas kündigte das auf diese Krankheit spezialisierte Centro de Tratamiento de la Obe-sidad der katholischen Universität von Santiago die Gründung einer Forschungseinrichtung („Corpora-ción Nacional para la Investigación, Tratamiento y Prevención de la Ob-esidad“) an, die sich mit der Erfor-schung, Behandlung und Prävention von Übergewicht beschäftigt.

In den kommenden Jahren wird die Veränderung der Altersstruktur das Angebot und die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen we-sentlich beeinflussen. Vertreter des Instituto Salud y Futuro gehen davon aus, dass sich die Anzahl der Per- sonen mit einem Alter von 60 Jahren oder darüber von 1,9 Mio.2010 auf 2,7 Mio. 2020 erhöhen wird. Anteilsmäßig bedeutet dies einen Anstieg von 12,9 auf 17% der Bevöl-kerung. Umgekehrt verringert sich der Anteil der Kinder und Jugend-lichen (15 Jahre oder weniger) von 22,3 auf 20,2%. Die durchschnittli-che Lebenserwartung betrug nach Schätzungen des Gesundheits-ministeriums 2010 etwa 78 Jahre (Männer: 75; Frauen: 81).

Wegen der demographischen Ent-wicklung gewinnen altersbedingte

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62 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

vor allem auf zwei Effekte zurück. Zum einen sollen die langen Warte-listen im öffentlichen Krankenhaus-system verringert werden, zum anderen waren die Auswirkungen des Erdbebens von Anfang 2010 (Zerstörung von Behandlungs-kapazitäten) deutlich zu spüren. Branchenkenner betonen indes auch, dass chilenische Patienten angesichts der umfangreichen Informationen, beispielsweise aus dem Internet, ihre eigenen Krank-heitssymptome mittlerweile besser beurteilen können und so in der Lage sind, die von den Medizinern vorgeschlagenen Therapien kritisch zu bewerten.

Exkurs: Rahmenbedingungen und Nachfrage bestimmende Faktoren im Bereich Dentaltechnik

Sowohl im staatlichen als auch im privaten Versicherungsbereich ist die Behandlung beim Zahnarzt nur teilweise abgedeckt. Die Inan-spruchnahme eines solchen Spe-zialisten ist beim Fonasa lediglich im Rahmen des „plan institucional“ (Basisversorgung) möglich. Es muss also eine ärztliche Grundversor-gungsstelle, die für den jeweiligen Wohnsitz zuständig ist, aufgesucht werden. Die Gesundheitspläne beispielsweise der privaten Kran-kenkasse Consalud decken eine Behandlung beim Zahnarzt nur bis zu 40% ab. Alle darüber hinausge-henden Leistungen müssen daher aus dem eigenen Geldbeutel bezahlt oder durch Zusatzversicherungen abgesichert werden. Diese bieten in Chile sowohl die Isapres als auch reguläre Versicherungsgesellschaf-ten an. Eine besondere Regelung besteht für Kinder: Die zahnme-dizinische Kontrolle ab Geburt ist Bestandteil der Garantías Especia-les de Salud.

die Kluft zwischen Arm und Reich im Vergleich zu vorangegangenen Untersuchungen deutlich vertieft. Gemessen an den sogenannten autonomen Monatseinkommen verdienten die „obersten“ 10% der Haushalte 2009 etwa 46,2-mal so viel wie diejenigen mit den niedrigs-ten Einkommen (Faktor 2006: 31,3; Faktor 1990: 30,5). In diesem Rah-men berücksichtigt das Planungs-ministerium (Mideplan) nur Löhne und Gehälter sowie Kapitaleinkünfte und dergleichen.

Für die Spitzenverdiener nahmen die so definierten Bezüge zu Prei-sen vom November 2009 gegenüber 2006 um 9,1% auf 2,95 Mio. chil$ zu. Dass die Lücke unter Kaufkraftge-sichtspunkten etwas weniger mar-kant ausfiel, liegt an den umfang-reichen Unterstützungszahlungen der öffentlichen Hand an Haushalte mit einem geringen Einkommen: Unter diesem Aspekt verdienten die wohlhabendsten 10% der Haushal-te 2009 lediglich 25,9 Mal mehr als das einkommensschwächste Zehn-tel (2006: 23,9; 1990: 27,1). Insge-samt hat die Armut im Land wieder zugenommen. So leben jetzt 15,1% der Chilenen unterhalb der Armuts-grenze (2006: 13,7%).

Steigende Kosten im Gesundheits-wesen sind auch in Chile ein wach-sendes Problem. Nach Auffassung des Beratungsunternehmens Altura Management verlangen viele Ärzte eine Reihe von zum Teil unnötigen Untersuchungen in Laboratorien und ähnlichen Einrichtungen, bevor sie eine Diagnose erstellen. Eben-falls fiel auf, dass in den zurück-liegenden Jahren bei Geburten der Kaiserschnitt erheblich an Beliebt-heit gewonnen hat. Die gestiegene Anzahl von chirurgischen Eingriffen im 1. Halbjahr 2011 ging dagegen

Krankheiten an Bedeutung. Dazu gehören in erster Linie Sehschwä-chen und Erblindung sowie Beein-trächtigungen des Gehörs. Darüber hinaus dürfte die Anzahl von Pati-enten mit arterieller Hypertension, Muskel- und Knochenbeschwerden, Krankheiten des Verdauungsappa-rats sowie Karies steigen.

Gemäß Untersuchungen der Auf-sichtsbehörde Superintendencia de Salud wird der Aufwand für die Betreuung älterer Chilenen von 2010 bis 2020 von 1,4 auf 2,1% des Bruttoinlandsprodukts zulegen - bei einem unterstellten realen Wirt-schaftswachstum von durchschnitt-lich 4% pro Jahr. Insbesondere die Kosten für die Pflege in Kranken-häusern und für die ambulante Ver-sorgung dürften in diesem Rahmen exponentiell ansteigen.

Chiles Einkommen sind nach wie vor in hohem Maße ungleich ver-teilt. Innerhalb der Organization for Economic Cooperation and Deve-lopment (OECD) trug Chile 2010 mit einem Gini-Koeffizienten (Maß für Ungleichverteilung) von 0,50 die rote Laterne hinter Mexiko mit 0,48 (Durchschnitt aller Mitglieds-staaten: 0,31). Unter den größe-ren Staaten Lateinamerikas gaben jedoch Paraguay, Brasilien, Bolivien und Kolumbien 2009 ein teilweise noch deutlich schlechteres Bild ab, so das United Nations Development Program. Ein Wert von 1,0 auf einer logarithmischen Skala bedeutet extremste Ungleichheit, während einer von 0,0 auf absolute Gleichheit hinweist.

Gemäß der im Drei-Jahres-Rhyth-mus durchgeführten Erhebung Caracterización Socioeconómica (CASEN) 2009, die die sozialen Ver-hältnisse in Chile erfasst, hat sich

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Generell besteht bei der zahnärzt-lichen Versorgung der chilenischen Bevölkerung noch Nachholbedarf, speziell auch beim wachsenden Kreis der Senioren. Angehörige des Instituto Salud y Futuro waren der Ansicht, dass etwa 37,1% der älte-ren Chilenen Zahnprothesen tragen sowie weitere 33,4 ohne Zähne oder mit Zahnlücken leben müssen. Bei dem Rest häufen sich Kariesbe-handlungen, besonders bei Män-nern.

4.2.2 Marktvolumen und Importbedarf

Angesichts der beschränkten loka-len Produktion entspricht der Im-port von medizintechnischen Gütern annähernd auch dem tatsächlichen Marktumfang. Die Einfuhren von Medizintechnik (Abgrenzung der Zollpositionen siehe Tabelle im Ab-schnitt Außenhandel) beliefen sich 2010 auf insgesamt 405 Mio. US$ (2009: 319 Mio. US$). Im 1. Halbjahr 2011 erhöhten sie sich im Vergleich zur Referenzperiode des Vorjahres sprunghaft, und zwar von 178 Mio.

hieß es in akademischen Kreisen, bestehe die Gefahr, dass sich die Einkommenssituation vieler Odon-tologen weiter verschlechtert. Schon 2009 verringerten sich die Durchschnittseinkommen um ein Fünftel auf rund 900.000 chil$. Ein scharfer Wettbewerb mit Preis-nachlässen und Qualitätsverlusten bei der Behandlung wird ebenfalls befürchtet.

Grundlage für die Berechnung der zahnärztlichen Tarife ist die Rech-nungseinheit Unidad Referencial Clínica Odontológica (UCO), die 2011 einen Gegenwert von 13.900 chil$ oder umgerechnet rund 30 US$ besitzt (zum Durchschnitts-devisenkurs von Januar bis August 2011: 1 US$ = 470,24 chil$). Die als Referenz gedachte Tabelle reicht dabei von 1 UCO für eine zahn- medizinische Kontrolle oder periodische Untersuchungen bis zu 120 UCO für kieferchirur- gische Maßnahmen. Tatsächlich in Rechnung gestellte Leistungen können von diesen Werten durchaus abweichen.

Fachleute der Universidad de Chi-le gehen davon aus, dass sich nur gut ein Fünftel der Bevölkerung bei Bedarf an einen Zahnarzt wendet. Etwa 60% der Zahnmediziner (An-zahl registrierter Zahnärzte 2011: 10.835; Schätzungen gehen von 15.000 aus) arbeiten im Privatsek-tor. Vielfach haben sich die Ärzte in Gemeinschaftspraxen oder odon-tologischen Kliniken zusammenge-tan. Das Online-Register Mercantil.com listete für die größeren Städte Chiles Mitte 2011 rund 500 derarti-ge Fachkliniken auf. Viele von ihnen verwenden Technologien auf dem neuesten Stand, vor allem die re-nommierte Clínica Odontológica der Universidad de Chile.

An den 32 zahnmedizinischen Fakultäten im Lande waren 2010 insgesamt 11.887 Studenten im-matrikuliert, so eine Untersuchung der Ärztekammer (Colegio Médico). Davon werden, so hieß es auf der Fachmesse Salón Dental 2011, bis 2014 voraussichtlich 5.900 Studien-abgänger das zahnärztliche Ange-bot erhöhen. Infolgedessen, so

Markt für Medizintechnik in Chile (in Mio. US$, Veränderung in %)

Kennziffer 2009 2010 Veränderung 2010/09

Lokale Produktion k.A. k.A. k.A.

Import (cif) 319,3 405,5 27,0

Export (fob) 13,0 11,2 -13,8

Marktvolumen *) 306,3 394,3 28,7

*) ohne lokale Produktion, rechnerisch: Import-Export

Quellen: Servicio Nacional de Aduanas, Berechnungen von Germany Trade & Invest

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64 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

Großteil als Joint Venture mit der Immobiliaria de Clínicas Regionales (AChS) und der Servicios Médicos Dial (Dial-Gruppe) betrieben wer-den. Alle Gesundheitsdienstleistun-gen der CChC werden unter dem Dach des Red Salud angeboten. Die Krankenkasse Masvida besitzt im Augenblick neun Kliniken, eine Im-mobiliengesellschaft, ein Finanzie-rungs- und ein IT-Unternehmen.

Die privaten Kliniken Chiles ver-folgen das Ziel, mit einem hohen Niveau der medizintechnischen Ausrüstungen und der fachlichen Qualifikation des Personals das öffentliche Gesundheitsangebot zu ergänzen. So setzt die Clínica Indisa bereits seit 2009 Roboter bei chirur-gischen Eingriffen ein, unter ande-rem in der Urologie, Gynäkologie oder bei der Behandlung von Darm-krankheiten. Die Clínica Santa María hat wiederum 2011 einen Roboter vom Typ „da Vinci Si“ erworben. Ferner arbeitet die Privatfirma Insti-tuto de Salud y Tecnología mit dem spanischen IT-Konzern Indra und dem Krankenhaus der Universidad Católica auf dem Gebiet der Tele-medizin zusammen: Schwerpunkt der Tätigkeit ist die Kardiologie. Zu den größten Betreibern von privaten Krankenhäusern zählt die Clínica Alemana mit zwei Hospitälern im Großraum von Santiago. Sie ist im Besitz der Corporación Chileno-Ale-mana de Beneficiencia, die mittler-weile Ableger des gleichen Namens in Temuco und Valdivia sowie einige zahnmedizinische Zentren unter-hält.

Die privaten Anbieter von Gesund-heitsdienstleistungen wollen zudem in Chile einen Markt für Gesund-heitstourismus innerhalb Latein-

tionen 294,0 Mrd. chil$ (2010: 186,3 Mrd. chil$).

Im Privatsektor sind viele Kliniken und Gesundheitszentren Bestandteil einer größeren Unternehmens- gruppe. Beispielsweise gehören zur Versicherung Banmédica in San-tiago die Clínica Santa María, die Clínica Dávila, die Clínica Vespucio sowie in Viña del Mar die Clínica Ciudad del Mar und in Talcahuano die Clínica Biobío, ferner der Ret-tungsdienst „Help“ und der Dienst-leistungsbetrieb für zu Hause unter-gebrachte Patienten „Home Medical Clinic“. Der Unfallversicherer AChS wiederum ist Eigentümer des Hos-pital del Trabajador in Santiago, das sich unter anderem auf traumatolo-gische Behandlungen konzentriert. Ferner besitzt die AChS weitere 19 Kliniken, die sich vom extremen Norden bis zum äußersten Süden von Chile verteilen. Bestandteil der Unternehmensgruppe sind darüber hinaus ein landesweites Netz von klinischen Laboratorien (Bionet), neun Firmen für die bildgebende Di-agnostik sowie der Sanitäterdienst ESAChs.

Der nationale Verband der Bau-wirtschaft CChC nennt den privaten Gesundheitsfürsorger Megasalud sein eigen. Dieses Unternehmen ist landesweit in der klinischen, ärztlichen und zahnärztlichen Ver-sorgung aktiv. Megasalud betreibt landesweit 35 Gesundheitszentren, davon 15 in der Hauptstadtregion. Zu dem Konzern des Fachverbands zählen des Weiteren die Hospitäler Clínica Tabancura, Clínica Bicente-nario, Clínica Avansalud und Clínica Arauco Salud in Santiago sowie 13 regionale Krankenhäuser, die zum

auf 277 Mio. US$. Gleichzeitig ver-blieben die Ausfuhren auf einem niedrigen Niveau.

Hauptabnehmer von Medizintechnik in Chile ist der öffentliche Sektor. Dieser ist seit 1979 dezentralisiert und umfasst 29 regionale Verwal-tungen (Servicios de Salud) sowie drei zusätzliche Sondereinheiten in der Región Metropolitana, die „Cen-tros de Referencia de Salud“ (CRS) Hospital Padre Alberto Hurtado, Peñalolén und Maipú. Fonasa-Quel-len zufolge waren Ende 2009 fünf der sechs Servicios de Salud der Hauptstadtregion sowie die Bezirke Viña del Mar-Quillote und Maule für die Betreuung von jeweils mehr als 1 Mio. Personen zuständig. Über 0,7 Mio. potenzielle Patienten be-diente der Fonasa des Weiteren in den Distrikten Libertador Bernardo O´Higgins, Araucanía Sur, Coquim-bo und Metropolitano Norte.

Der Großteil des Budgets des Ge-sundheitsministeriums 2011 entfällt mit 2,52 Bill. chil$ (rund 5 Mrd. US$; 2010: 2,18 Bill. chil$; 2009: 2,05 Bill. chil$) auf die 29 regionalen öffent-lichen Servicios de Salud, die unter anderem für den Betrieb von Kran-kenhäusern, Arztpraxen und ländli-chen Hilfsstationen verantwortlich sind. Davon sind für die Beschaf-fung von Mobiliar und Ausrüstun-gen (inklusive der Geräte für die elektronische Datenverarbeitung) 17,5 Mrd. chil$ vorgesehen (2010: 12,4 Mrd. chil$). Für den Erwerb von Verbrauchsgütern und Dienstleis-tungen stehen 2011 im Etat 815,9 Mrd. chil$ (2010: 671,8 Mrd. chil$) zur Verfügung. Die Fachabteilung für das Netz der Gesundheitsein-richtungen (Subsecretaría de Redes Asistenciales) erhält für ihre Investi-

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Madegom (Artikel für die Chirurgie) sowie Munchen Medical, Andres Schatoff Glasner, Donoso Muebles, Fabimed, Gonzalo Lasch Rojas und Maravill (Medizinmöbel). Im „Directorio de Salud“ (www. direcmed.cl) finden sich darüber hinaus die Firmen ICR Electro- medicina (Medizinmöbel, Aus- stattungen für die Neonatalogie) und Tecnocal (Überwachungsgeräte für Atem- und Kreislaufsysteme). Angaben über Marktanteile liegen nicht vor.

Aufgrund des offenen Einfuhr- marktes herrscht in Chile generell ein scharfer Wettbewerb. Die meisten der nachstehend ge- nannten 20 wichtigsten Importeure konzentrieren sich auf medizin- technische Teilbereiche - beispiels-weise Philips auf elektromedi- zinische Geräte, Cencomex auf Möbel oder Alcon Labora- tories auf prothetische Produkte und Spezialapparate. Einschließ- lich der direkt importierenden Kliniken und Universitäten waren im Sektor schätzungs- weise mindestens 1.000 Importeure tätig.

zukünftig unter anderem im Bereich der Dentaltechnik erwartet.

4.3 Produktion und Branchenstruktur

Der lokale Herstellerkreis in Chile beschränkt sich im Bereich der Medizintechnik auf wenige Unter-nehmen. Zu deren Produktpaletten gehören unter anderem Elektro- kardiografen, Ultraschalldiagnose-geräte, Kunststoffspritzen, Metall-nadeln, Katheter, Sonden, Dialyse- apparate und Blutbeutel. Einige dieser Produkte werden auch in die Nachbarländer Argentinien, Bolivien, Peru sowie nach Uruguay exportiert.

Zu den lokalen Herstellern, die auch ins Ausland liefern, zählen Inversiones y Comercializadora Kabal SA (Rollstühle, Krankenhaus-betten), Blunding S.A. (orthopädi-sche Produkte) und Inmed (medi-zinische Einwegprodukte). Zu den Mitgliedern des Industriellenver-bandes Sofofa (Sociedad de Fomen-to Fabril) gehören Borzutzky Frid-man und Munnich Pharma Medical (medizinische Einwegprodukte),

amerikas schaffen. Gute Vorausset-zungen versprechen sich die chile-nischen Ärzte dabei zum Beispiel im Bereich der Diagnose und Therapie von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Verdauungsapparats oder der Fettleibigkeit. Besonders aktiv sind auf diesem Gebiet bereits die Universidad Católica, die Clínica Alemana und die Clínica Las Condes.

Im Zuge des stetigen Ausbaus des chilenischen Gesundheitssystems und der damit verbundenen steigen-den Investitionen in Medizintechnik ergeben sich zahlreiche Geschäfts-chancen für ausländische Bran-chenanbieter. Durch das steigende Niveau der medizinischen Ver- sorgung werden nicht nur im Privatsektor immer häufiger lang-lebige und innovative Medizingeräte nachgefragt. Dies eröffnet deut-schen Lieferanten interessante Ab-satzmöglichkeiten. Eine gute Markt-stellung in Chile hatten Unterneh-men aus Deutschland 2010 bereits bei bildgebender Technik sowie bei anderen Instrumenten, Apparaten und Geräten (HS 9018.90). Wach-sende Geschäftschancen werden

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Wichtige Importeure von Medizintechnik in Chile (Auswahl, Importwert in Mio. US$ cif)

Importeur 2008 2009 2010 Internetadresse

Alcon Laboratories 12,37 13,25 14,64 www.alcon.com

Comercial Kendall 10,86 12,88 13,81 www.kendallchile.cl

B.Braun Medical 8,33 10,16 11,92 www.bbraun.cl

Johnson & Johnson de Chile 6,72 7,48 9,94 www.jnj.com

Philips Chilena 14,50 4,85 9,55 www.philips.cl

Stryker Corp. Chile 6,35 6,70 9,38 www.strykerlatinamerica.com

Importadora Helico 7,87 8,14 9,22 www.helico.cl

PV Equipment 5,17 3,98 8,90 www.pvequip.cl

Siemens 9,82 5,82 6,51 www.siemens.cl

3M Chile 4,08 4,28 6,29 www.3m.com

Nipro Medical 5,96 4,68 5,99 www.nipro.com

Tecnoimagen 0,45 0,48 5,97 www.tecnoimagen.cl

Becton Dickinson 4,10 4,32 5,79 www.bd.com/chile

Cencomex 4,51 5,10 5,23 www.cencomex.cl

Hemisferio Sur 3,32 3,43 5,19 www.hemisferiosur.cl

ECM Ingeniería 5,07 3,03 4,86 www.ecm.cl

Promedon 3,74 3,75 4,81 www.promedon.com

Promex 3,95 4,06 4,79 www.promex.cl

General Electric Int. 4,37 2,48 4,34 www.ge.com/cl/

Baxter Chile 4,98 4,51 4,49 www.baxter.cl

Mellafe y Salas 3,35 3,67 4,13 www.mellafeysalas.cl

Terumo 3,21 3,52 4,06 www.terumochile.cl

Biomet 3,37 3,14 4,02 www.biomet.com

Reich S.A. 3,21 4,49 4,00 www.reich.cl

Quellen: Datasur, Recherchen von Germany Trade & Invest

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besaßen darüber hinaus die Nie-derlande (knapp 6 Mio. US$; +261%) sowie Japan (rund 5 Mio. US$; +60%). Die Gesamteinfuhr von bild-gebenden Geräten einschließlich Teilen belief sich 2010 auf ungefähr 58 Mio. US$ (+57%).

Zu den bedeutendsten Import- bereichen zählten zudem Pro- thesen inklusive Zahnprothe-tik (wichtigste Lieferländer: USA, Schweiz, Irland und Dänemark) sowie die Warengruppe der Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc. (USA, VR China, Deutschland und Brasilien). Ferner besitzt in Chile die Lieferung von Teilen und Zubehör ein großes Gewicht.

Rubrik der sonstigen Instrumente(HS 9018.90), die aus einer Vielzahl von Spezialprodukten besteht. Ge-nerell wiesen deutsche Lieferanten in diesem weit gefächerten Be-reich im Vergleich zu anderen Pro-duktgruppen die höchsten Verkaufs-zahlen auf. Diese reichten an das Ergebnis der US-amerikanischen Konkurrenz bei Weitem nicht heran, lagen aber deutlich vor den Resul-taten der japanischen, chinesischen und schweizerischen Wettbewerber.

Bildgebende Technik wurde eben-falls in größerem Umfang aus Deutschland geordert (2010: über 9 Mio. US$; +45%). Importmarktfüh-rer blieben aber die USA mit knapp 20 Mio. US$ (+45%). Einiges Gewicht

4.4 Außenhandel

Nach dem Einbruch von 2009 haben sich die Lieferungen von medizin-technischen Produkten 2010 wieder erholt und sind um 27% auf 405 Mio. US$ gestiegen. Am Gesamtimport waren Güter „made in Germany“ mit circa 47 Mio. US$ beteiligt (+21%). Als wichtigste Anbieternation pro-filierten sich mit einem Einfuhran-teil von rund 146 Mio. US$ (+13%) abermals die USA. Auf Rang drei bis fünf lagen die VR China (35 Mio. US$, +55%), Japan (18 Mio. US$; +12%) sowie die Schweiz (18 Mio. US$; +21%).

Wichtigste Importkategorie war in den zurückliegenden Jahren die

Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Chile (in Mio. US$ cif)

HS Warenbezeichnung 2009 2010davon aus

Deutschland (2010)

9018.12 Ultraschalldiagnosegeräte 9,97 12,03 0,08

9018.13 Magnetresonanzgeräte 2,23 10,18 2,61

9018.11, .14 Elektrokardiografen, Szintigrafiegeräte 2,38 2,86 0,16

9018.19 Überwachungsapparate für 2 oder mehr Parameter 11,41 15,36 2,47

9018.20 Ultraviolett- oder Infrarotbestrahlungsgeräte 0,77 0,86 0,02

9018.31-.39 Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc. 64,34 69,54 4,86

9018.41 Dentalbohrmaschinen 0,16 0,40 0,04

9018.49 Teile von Dentalbohrmaschinen 10,59 14,55 2,08

9018.50 Ophthalmologische Instrumente 13,39 13,84 2,16

9018.90 Andere Instrumente, Apparate und Geräte 71,46 86,59 17,25

9019, 9020 Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. 26,00 31,61 1,90

9021.10 Orthopädietechnik 8,01 9,96 0,79

9021.21-.29 Zahnprothetik 9,06 12,37 0,21

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insbesondere bei kostspieligen undtechnologisch hochwertigen Gerä-ten und Ausrüstungen.

Medizintechnikimporteure arbeiten häufig im Auftrag mehrerer, gele-gentlich zahlreicher ausländischer Herstellerfirmen. Daher umfasst die Produktpalette chilenischer Absatz-mittler neben US-Artikeln auch Pro-dukte aus der VR China, Deutsch-land oder sonstigen Ländern.

Grundsätzlich kann jede Firma an einer Ausschreibung im öffentlichen Sektor teilnehmen. Die staatliche Beschaffungsstelle Cenabast und andere staatliche Organe verlangen dabei allerdings, dass ein poten-

Regel der Firmenchef der maß- gebliche Ansprechpartner - vor allem bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen.

Oft verfügen die lokalen Distribu-toren über Filialen in wichtigen Absatzzentren wie Antofagasta, Concepción oder Valparaíso/Viña del Mar. Zwar ist bei Geschäften mit staatlichen Stellen die Inanspruch-nahme eines Absatzmittlers vor Ort nicht gesetzlich erforderlich. Den-noch erleichtert ein ortskundiger Unternehmer unter anderem schon wegen der anfallenden bürokra-tischen Prozeduren die Arbeit er-heblich. Manche private Abnehmer kaufen auch direkt im Ausland ein -

Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Chile (in Mio. US$ cif) (Forts.)

HS Warenbezeichnung 2009 2010davon aus

Deutschland (2010)

9021.31-.39 Andere künstliche Körperteile und Organe 29,96 37,71 1,95

9021.40 Schwerhörigengeräte 6,78 15,40 0,17

9021.50 Herzschrittmacher 3,70 4,01 0,44

9021.90 Teile und Zubehör etc. 6,27 7,04 0,57

9022.12 Apparate für die Computertomografie 4,42 7,31 0,76

9022.13, .14 Andere Röntgenapparate (für medizinische, chirurgi-sche, zahnärztliche oder tierärztliche Zwecke) 9,27 12,64 2,29

9022.21 Medizinische Geräte, die Alpha-, Beta- oder Gamma-strahlen verwenden 0,14 2,02 0,08

9022.30 Röntgenröhren 4,26 3,82 1,44

9022.90 Teile und Zubehör von Röntgenröhren 6,34 8,97 1,65

9402 Medizinmöbel etc. 13,70 18,78 2,37

8713 Rollstühle 2,55 3,91 0,36

8419.20 Sterilisierapparate 2,10 3,71 0,75

Insgesamt 319,26 405,47 47,46

Quellen: Servicio Nacional de Aduanas, Recherchen von Germany Trade & Invest

4.5 Geschäftspraxis

4.5.1 Vertrieb

Im öffentlichen Sektor werden die Beschaffungsentscheidungen de-zentral, das heißt auf lokaler oder regionaler Ebene getroffen. Im Privatsektor ist jede Institution selbst für ihren Einkauf zuständig, was eine Kontaktaufnahme mit dem einzelnen Abnehmer erforderlich macht. Für einen ausländischen Anbieter empfiehlt sich in der Regel die Verpflichtung eines fachkundi-gen Vertreters oder eines Distribu-toren, der dann die lokale Markt-bearbeitung übernimmt. Bei einer ersten Kontaktaufnahme ist in der

Der Markt für Medizintechnik in Chile

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Germany Trade & Invest www.gtai.de 69

spanischem Wortlaut erforderlich. Auf den Etiketten ist das Gütesiegel des ISP einzufügen.

Die Anforderungen Chiles an Medi-zinprodukte, die rechtlich im De-creto Supremo 825/98 verankert sind, beruhen auf Regelungen, wie sie auch in den USA oder in Europa üblich sind. Je nach der einschlä-gigen Risikoklassifikation benötigt ein chilenischer Importeur unter anderem einen Nachweis über die betriebliche Qualitätskontrolle, eine Ausfuhrbescheinigung des Liefer-landes, einen Nachweis über die Befolgung von ISO-9002-Normen oder zumindest über die Einhaltung von „Good Manufacturing Practi-ces“ (GMP) sowie die Vorlage von wissenschaftlichen Studien über die Sicherheit und Wirksamkeit des jeweiligen Produkts.

Seit 1.2.03 ist ein Handelsabkom-men zwischen Chile und der Euro-päischen Union (EU) in Kraft. Die Lieferung von medizintechnischen Waren mit einem Ursprung in der EU ist daher von der Entrichtung des Einfuhrzolls befreit. Folgende Voraussetzungen müssen für den Erhalt dieser Vergünstigung er-füllt werden: Entweder muss die Warenverkehrsbescheinigung EUR 1 vorliegen oder bei Warensen-dungen mit einem Warenwert von unter 6.000 Euro eine Ursprungser-klärung auf der Handelsrechnung erscheinen. Zudem ist die direkte Beförderung von Waren von der EU nach Chile zu gewährleisten.

Darüber hinaus hat Chile mit einer Reihe weiterer Staaten oder Regionen Vergünstigungen im Rahmen von Handels- oder um- fassenderen Wirtschaftsabkommen vereinbart. Zu diesem Kreis zählen

langfristiges Geschäft in Südameri-ka aufzubauen. Die nächste Expo Hospital 2012 soll vom 27. bis 29.6.12 stattfinden.

Die nächste Ausgabe des Salón Dental, einer Fachmesse für die zahnmedizinische Versorgung, ist vom 14. bis 16.6.12 geplant. Auch hier handelt es sich um eine in-ternationale Messe. Im Jahr 2011 präsentierten auf rund 10.000 qm 133 Aussteller ihre Waren. Die Messe wurde von gut 8.000 Perso-nen frequentiert. Eine Vortragsserie befasste sich im Wesentlichen mit zahnmedizinischen Fachthemen.

4.5.2 Zulassungsbedingungen, Normen, Einfuhrverfahren

Zum Verkauf der meisten medizin-technischen Produkte benötigen Importeure in Chile eine Beschei-nigung der Genehmigungsstelle für Medizintechnik, dem Instituto de Salud Pública (ISP). Gemäß dem „Reglamento de Control de Pro-ductos y Elementos de Uso Médico“ (Decreto No. 825/98) sind sämtliche Instrumente und Geräte, die zur Prävention, Diagnose und Thera-pie von Erkrankungen verwendet werden, einer staatlichen Kontrolle unterworfen.

Im Falle von medizintechnischen Geräten und Materialien muss bei einer unabhängigen Stelle eine Konformitätsbescheinigung einge-holt werden, um zu gewährleisten, dass das jeweilige Produkt den na-tionalen und internationalen Quali-tätsanforderungen genügt. Erst im Anschluss daran stellt das ISP das „Certificado de Calidad“ aus. Dieses gestattet dann die Vermarktung in-nerhalb Chiles. Für den Vertrieb ist zudem eine Bedienungsanleitung in

zieller Anbieter im Register der zentralen Stelle „Chile Compra“ der Dirección de Compras y Contrataci-ón Pública eingetragen ist.

Präferenzen bei den Beschaffun-gen scheinen auch durch den Stu-dienort der chilenischen Mediziner beeinflusst zu werden. So verweisen US-amerikanische Quellen häufiger darauf, dass der hohe Marktan-teil von US-Firmen im Bereich der Medizintechnik unter anderem dem Umstand geschuldet sei, dass zahl-reiche chilenische Ärzte ihre me-dizinischen Kenntnisse ganz oder zumindest teilweise in den Vereinig-ten Staaten erworben hätten.

Gute Kontaktmöglichkeiten zu chilenischen Abnehmern bieten mehrere lokale Messen, darunter die Expo Hospital. Dort präsentier-ten 2011 auf 6.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche 134 nationale und internationale Firmen neueste Technologien, Produkte, Geräte und Dienstleistungen für Krankenhäu-ser und Gesundheitszentren. Rund 3.500 Fachbesucher nutzten die Möglichkeit, ihre Geschäftsinteres-sen zu verfolgen. Zu dem Begleit-programm zählten Kontaktbörsen, Fachseminare und Konferenzen über Themen wie Informations- und Kommunikationstechnologien im Krankenhausbereich, Gesundheits-reform, Krankenhausinfrastruktur sowie Konzessionen.

Deutschland war über chilenische Repräsentanten mit diversen Mar-ken vertreten (unter anderem Miele Professional, Meiko, M+M). Als Direktaussteller waren RMF und Nora sowie LOGMED Cooperation GmbH mit einem eigenen Stand präsent. Die Firmen zeigten großes Interesse daran, von Chile aus ein

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70 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

zintechnischen Produkten keine Beschränkungen oder Verbote.

Zollfreizonen, aus denen Waren nach Chile verbracht werden können, liegen im äußersten Nor-den (Arica, Iquique) und extremen Süden (Punta Arenas) des Landes. Von Iquique aus gelangen Produk-te ebenfalls in die Nachbarstaaten Bolivien und Peru. Die Zollfreizonen eignen sich im Wesentlichen für logistische Zwecke (unter anderem Lagerhaltung) oder zur Weiterver-arbeitung.

Einheitszoll von 6% auf den cif-Wert. Unabhängig von den Zoll- regelungen wird grundsätzlich eine Mehrwertsteuer in Höhe von 19% fällig.

Ferner entsteht bei der Einfuhr sowohl von zollfreien als auch von zollbegünstigten Waren eine Abfertigungsgebühr („tasa de despacho“) in Höhe von 5% des cif-Wertes. Werden Waren auf dem Luftweg eingeführt, wird eine Flughafengebühr von 2% des Einfuhrzolls erhoben. Generell bestehen beim Import von medi-

beispielsweise die europäische Freihandelszone EFTA, Japan, Kanada, Korea (Rep.), der Mercado Común del Sur (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay), Mexiko, die USA sowie die VR China. Auch hier sind einschlägige Ur-sprungsregeln zu beachten.

Stammen die Güter aus Ländern, die nicht der Asociación Latinoame-ricana de Integración (Aladi) ange-hören und mit denen keine einschlägigen Übereinkünfte getroffen worden sind, so verlangt die chilenische Zollbehörde einen

4.6 Kontaktanschriften

Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen

Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

www.exportinitiative-gesundheitswirtschaft.de

Unterstützung für die deutsche Gesundheitswirtschaft

AHK Chile http://chile.ahk.de Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Deutsche Botschaft Santiago de Chile www.santiago.diplo.de -

Ministerio de Salud www.minsal.cl Gesundheitsministerium

Instituto de Salud Pública www.ispch.cl Genehmigungsstelle für Medizintechnik

Superintendencia de Salud www.supersalud.cl Aufsichtsbehörde

Servicio Nacional de Aduanas www.aduana.cl Zollbehörde

Fondo Nacional de Salud www.fonasa.cl staatliche Krankenkasse

Asociación de Industrias Metalúrgicas y Metalmecánicas www.asimet.cl Verband der Metallindustrie

Asociación de Instituciones de Salud Previsional www.isapre.cl Verband der Privatkrankenkassen

Clínicas de Chile www.clinicasdechile.cl Verband privater Krankenhausbetreiber

Asociación de Clínicas y Prestadores de Salud Privados www.agreclin.cl Verband privater Krankenhausbetreiber

Colegio Médico de Chile www.colegiomedico.cl Ärztekammer

Colegio de Cirujano Dentistas www.colegiodentistas.cl Zahnärztekammer

Expohospital www.expohospital.cl Ausstellung für Krankenhauswesen

Salón Dental www.salondentalchile.cl Ausstellung für die Zahnmedizin

Der Markt für Medizintechnik in Chile

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Germany Trade & Invest www.gtai.de 71

noch geringe Kaufkraft großer Teile der Bevölkerung. Entsprechend belegte Mexiko beim Human Deve-lopment Index des UNDP von 169 Plätzen nur den 56. Rang (drei Plät-ze schlechter als 2009).

Die mexikanische Regierung hat in den letzten Jahren erhebliche Investitionen in den Ausbau der öffentlichen Gesundheitsinfra- struktur getätigt. Durch die Auswei-tung der Basis-Krankenver- sicherung Seguro Popular auf ein-kommensschwache Bevölkerungs-schichten dürfte bis 2012 nahezu die gesamte Bevölkerung im Land Zugang zu öffentlichen Gesund-heitseinrichtungen erhalten. Deren Kapazitäten haben mit dieser Ent-wicklung allerdings nicht Schritt gehalten. In den kommenden Jahren müssen deshalb zusätzliche Mittel in die medizinische Versor-gung der neuen Versicherten fließen. Allerdings ist hierfür auch eine Verbesserung der Finanzlage

Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1.034 Mrd. US$ erzielte Mexiko 2010 die zweitgrößte Wirt-schaftsleistung Lateinamerikas. Das NAFTA-Mitglied steht an vier-zehnter Stelle der größten Volks-wirtschaften der Erde, ist die bedeutendste Exportnation La-teinamerikas und die zwölftgrößte Handelsnation der Welt. Darüber hinaus ist Mexiko auch der siebt-größte Ölexporteur der Welt.

Der Binnenkonsum hat sich 2010 zwar um 2% verbessert, gilt aber weiterhin nicht als nachhaltiger Wachstumstreiber. Die Ursachen sind Armut, Erwerbslosigkeit und erhöhte Verbraucherpreise auf-grund von Monopolstrukturen. Nach unterschiedlichen Schät-zungen arbeiten 30 bis 60% der erwerbstätigen Bevölkerung im informellen Sektor. Diese Erwerbs-situation und die vergleichsweise niedrigen Renten (38% des letzten Gehalts) sind ursächlich für die

5. Der Markt für Medizintechnik in Mexiko

Autor: Peter Buerstedde, México D.F.

5.1 Marktüberblick

Nach der Finanz- und Wirtschafts-krise, die für Mexiko 2009 einen BIP-Einbruch von über 6% mit sich brachte, hat sich die Wirtschaft 2010 mit einem Plus von 5,4% über- raschend schnell erholt. Für 2011 rechnen die Regierung und unab-hängige Experten mit einem Real-wachstum von 3,5 bis 5,0%. Motor des Aufschwungs ist vor allem der Export, der von einer sich konsoli-dierenden Nachfrage aus den USA profitiert. Die Ausfuhren zogen 2010 um 32% gegenüber dem Vorjahr an. Dies ist der steilste Anstieg seit 17 Jahren.

Wichtige Daten zu Mexiko

Bruttoinlandsprodukt (BIP, nominal) 2010: 1.034,3 Mrd. US$

BIP-Wachstum (real) 2010: 5,4% 2011 *): 3,8%; 2012 *): 3,6%

Inflation (Dezember 2010) 2010: 4,4%

Pro-Kopf-BIP 2010: 14.406 US$

Währung Peso (mex$)

Devisenkurs (Oktober 2011) 1 US$ = 13,758 mex$; 1 Euro = 18,582 mex$

Durchschnittlicher Devisenkurs 2010 1 US$ = 12,625 mex$; 1 Euro = 16,755 mex$

Länderbonität (gemäß Institutional Investor) Sept. 2011: Rang 41/178 (Sept. 2010: Rang 43) Bonitätsindex 68,2 (+0,6 ggü. Sept. 2010)

Geschäftssprache Spanisch

*) Prognose

Quellen: IWF - Regional Economic Outlook (Oktober 2011), Germany Trade & Invest

Der Markt für Medizintechnik in Mexiko

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72 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

führung einer Basis-Krankenversi-cherung (Seguro Popular) für bei-nahe die gesamte Bevölkerung in Mexiko.

Damit wurde das bereits komplexe, mehrgleisige Gesundheitssystem in den letzten zehn Jahren noch ein-mal erweitert.

Im Juni 2011 waren nach Angaben des Gesundheitsministeriums SSa (Secretaría de Salud) 49,2 Mio. Menschen in der Seguro Popular

5.2 Marktentwicklung und -bedarf

5.2.1 Rahmenbedingungen und Nachfrage bestimmende Faktoren 5.2.1.1 Das Gesundheitssystem in Mexiko

Die wichtigste gesundheitspoliti-sche Maßnahme der Regierung un-ter Präsident Felipe Calderón, der seit 2006 im Amt ist, war die Ein-

der öffentlichen Krankenkassen erforderlich.

Generell bietet der Gesundheitssek-tor Mexikos deutschen Unterneh-men interessante Geschäftschan-cen. Nach Schätzungen von Markt-forschungsunternehmen könnte das Marktvolumen für Medizintechnik in Mexiko von 2,7 Mrd. US$ im Jahr 2010 bis 2013 auf etwa 3,7 Mrd. US$ ansteigen. Mexiko ist gleichzeitig ein wichtiger Exportstandort für den US-Markt.

Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Mexiko

Indikator Wert (Jahr)

Einwohnerzahl (Mio.) 112,3 (2010)

Bevölkerungswachstum (% p.a.) 0,8 (2010)

Altersstruktur der Bevölkerung

Anteil der unter 15-Jährigen (%) 27,3 (2010)

Anteil der über 60-Jährigen (%) 5,7 (2010)

Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (Jahre) 75,4 (2010)

Gesundheitsausgaben pro Kopf (US$) 852 (2010)

Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (%) 5,9 (2010)

Ärzte/100.000 Einwohner 230 (2010)

Zahnärzte/100.000 Einwohner 76 (2010)

Krankenhausbetten/100.000 Einwohner

privat ca. 10 (2010)

öffentlich 68 (2010) *)

*) Die WHO gibt die Gesamtzahl der Krankenhausbetten im öffentlichen und privaten Bereich in Mexiko mit circa 160 pro 100.000 Einwohner an (Durch-

schnittswert 2000-2009).

Quellen: Secretaría de Salud, Statistikamt INEGI, Consejo Nacional de Población (Conapo)

Der Markt für Medizintechnik in Mexiko

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Germany Trade & Invest www.gtai.de 73

Die hohen privaten Zuzahlungen liegen zum Teil an einer schwach entwickelten Vorsorge- und Versi-cherungskultur in der Bevölkerung sowie an einem hohen Anteil infor-meller Arbeitsverhältnisse. Gene-rell ist die mexikanische Bevölke-rung an die private Bezahlung von Gesundheitsleistungen gewöhnt. Gleichzeitig leidet das öffentliche System an Überlastung und büro-kratischen Erschwernissen. Hinzu kommen qualitative Mängel in der medizinischen Versorgung und zum Teil auch eine schlechte Verfügbar-keit von Medizingeräten und Phar-mazeutika. Daher entscheiden sich viele Patienten - oder sehen sich vielfach auch dazu gezwungen - mit privaten Mitteln nachzubessern.

Insgesamt gab es nach den letztver-fügbaren Daten (2009) des Gesund-heitsministeriums in Mexiko 1.222 öffentliche und 3.560 private Kran-kenhäuser. Insbesondere die priva-ten Einrichtungen verfügten über relativ geringe Bettenkapazitäten. Von den staatlichen Häusern hatten 44% weniger als 30 Betten, bei den privaten lag die Quote bei mehr als 90%. Direkt dem Gesundheitsres-sort unterstanden 637 mexikanische Kliniken mit 36.166 Betten und 35 Krankenhäusern mit mehr als 180 Betten. Spezialbehandlungen in größerem Umfang bieten vor allem die sechs größeren Kliniken (Hos-pitales Federales de Referencia) im Hauptstadtbezirk und die fünf regio-nalen Großkrankenhäuser (Hospita-les Regionales de Alta Especialidad, HRAE) an.

Die Qualität der medizinischen Versorgung in öffentlichen Kranken-häusern gilt als sehr unterschied-lich. Ländliche Einrichtungen sind vielfach unzureichend ausgerüstet.

Dabei besaßen 5,88% der Bevöl-kerung eine Zusatzversicherung zumeist über den Arbeitgeber (Se-guros de Gastos Médicos Mayores), die zusätzlich zu den öffentlichen Kassenleistungen verschiedene Behandlungen abdeckt, und 0,25% eine umfangreichere Gesundheits-versicherung.

Die Anzahl der privat versicherten Mexikaner nimmt jedoch zu. Im Jahr 2005 waren es erst 4,9 Mio. Personen im Land, 2010 erreichte ihre Zahl bereits 6,7 Mio. Im Zuge der Wirtschaftskrise reduzierte sich die Anzahl der individuell privat Versicherten vorübergehend. Die Kollektivverträge, über die 70% der Privatversicherten abgedeckt sind, haben aber auch in Krisenzeiten Zuwächse verzeichnet.

Für die medizinische Versorgung zahlen die Mexikaner neben den Kassen- oder Versicherungsleistun-gen erhebliche Beträge aus eigener Tasche. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit lagen 2009 bei etwa 852 US$. Insgesamt wurden nach Da-ten des Gesundheitsministeriums 2009 in Mexiko etwa 6,4% des BIP für Gesundheit aufgewendet. Davon entfielen 48% auf die öffentlichen Kassen und das staatliche Budget. Die restlichen 52% waren private Zahlungen, die zu einem Anteil von lediglich 5,8% über Privatversi-cherungen abgedeckt waren. Alle anderen Kosten wurden privat aus eigener Tasche hinzugezahlt. Der Anteil der Gesundheitsausgaben, der von der Bevölkerung direkt pri-vat gezahlt wird, ist in den vergan-genen Jahren unter anderem wegen der Ausweitung des Seguro Popular leicht gesunken. Im Jahr 2006 be-trug er noch 53,1%.

registriert. Hinzu kamen 42,6 Mio. Mexikaner in der öffentlichen Sozi-alversicherung für Beschäftigte in der Privatwirtschaft IMSS (Instituto Mexicano del Seguro Social) und 8,2 Mio. in der öffentlichen Kranken-versicherung für Staatsbedienstete ISSSTE (Instituto de Seguridad y Servicios Sociales de los Trabajado-res del Estado). Eigene Krankenkas-sen und auch Gesundheitseinrich-tungen unterhalten außerdem das Verteidigungsministerium SEDENA (Secretaría de la Defensa Nacional) mit 1,0 Mio. Versicherten, der staat-liche Erdölkonzern Pemex (Petró-leos de México) mit 0,8 Mio. sowie das Marineministerium SEMAR (Se-cretaría de la Marina) mit 0,2 Mio. Insgesamt zählt das Gesundheits-ministerium somit 102,0 Mio. über öffentliche Kassen Versicherte. Bei einer Bevölkerung von etwa 113,3 Mio. zur Jahresmitte 2011 erreicht die Abdeckung damit rund 90%. Bis 2012 soll annähernd die Marke von 100% erreicht werden.

Nichtversicherte Frauen und Klein-kinder aus einkommensschwachen Familien sind über zusätzliche Pro-gramme versichert, die für die Kos-ten von Schwangerschaft und Me-dikamenten für die ersten Lebens-jahre aufkommen. In der „Seguro Médico para una Nueva Generación“ waren im Juli 2011 etwa 5,1 Mio. Kinder erfasst, deren Behandlungen im Krankheitsfall damit abgesichert sind.

Nur wenige Mexikaner verfügen ausschließlich über eine private Krankenversicherung. Nach An-gaben des Verbandes der Versi-cherungsträger AMIS (Asociación Mexicana de Instituciones de Segu-ros) waren 6,13% der Gesamtbevöl-kerung Ende 2010 privat versichert.

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74 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

teilung im Lande. Auch deren Nutzung sei ineffizient. Im Durch-schnitt kamen in Mexiko im Jahr 2008 lediglich 69 Krankenhaus- entlassungen auf ein Bett.

Generell sind Krankenhäuser in der Hauptstadt deutlich besser aus- gerüstet als entsprechende Ein- richtungen in den restlichen Bundesstaaten. Nach der Studie standen 2008 im öffentlichen Sek-tor 201 Computertomografen (CT) zur Verfügung und damit 1,9 CT je 1 Million Einwohner (OECD-Durch-schnitt: 20,6). Gleichzeitig gab es in öffentlichen Einrichtungen 267 Geräte für die Röntgenmammogra-phie, 34 Kernspintomografen (MRT) und 27 Stoßwellenlithotripsiegeräte zur Zertrümmerung von Nieren- steinen.

Die Statistik zur privaten Gesund-heitsinfrastruktur ist weniger um-fassend. Nach jüngster Zählung des Statistikamts INEGI gab es 2009 in Mexiko 3.560 private Krankenhäu-ser. Davon verfügten lediglich rund 80 über mehr als 50 Betten, über 90% von ihnen hatten weniger als 25 Betten. Etwa 1.945 der privaten Einrichtungen waren als Allgemein-krankenhäuser und 1.590 als Spezi-alkliniken klassifiziert. Hinzu kamen 25 psychiatrische Einrichtungen.

Die öffentlichen Gesundheitsaus- gaben in Mexiko sind zwischen 2005 und 2010 real um durchschnittlich 7% per annum gestiegen. Beson-ders die Zuwendungen für Nichtver-sicherte wuchsen stark. Sie haben jährlich um 15% zugelegt, wobei der Großteil für die Seguro Popular ver-wendet wurde. Im 1. Halbjahr 2011 nahmen die staatlichen Ausgaben für Gesundheit real um 4,5%

vorwiegend kleinere ambulante Zentren für die lokale Grundversor-gung mit medizinischen Dienstleis-tungen, die zweite Stufe beinhaltet das Gros der Krankenhausbetten mit 261 Einrichtungen und auf der dritten Stufe folgen 37 Spezial- kliniken.

Zu den staatlichen Krankenhäusern und denen des IMSS kommen 119 Gesundheitseinrichtungen der Ver-sicherung für Staatsbedienstete (ISSSTE) mit insgesamt 6.680

Betten. Die Krankenhäuser des ISSSTE und auch deren technische Ausrüstung gelten als deutlich besser als die des IMSS. Die staat-lichen Universitäten des Landes haben 14 Kliniken mit 1.270 Betten.

Periodisch führt die Dirección Ge-neral de Evaluación del Desempeño (DGED), eine nachgeordnete Behör-de des Gesundheitsministeriums, eine Leistungsstudie der öffentli-chen Krankenhäuser durch. In der jüngsten Erhebung aus dem Jahr 2009 bemängelte die DGED eine zu geringe Anzahl von Betten sowie deren ungleiche geografische Ver-

In den städtischen Zentren bewegt sich die medizinische Versorgung auf einem deutlich höheren Niveau. Es bestehen aber auch hier erheb-liche Unterschiede zwischen den Hospitälern. Die Statistik des Ge-sundheitsministeriums zählte für das Jahr 2009 in öffentlichen Kran-kenhäusern 4.643 Brutkästen, 3.422 Operationssäle, 5.198 Kreißsäle, 2.499 klinische Labors, 1.566 Steri-lisierungsräume, 615 Intensivstati-onen, 2.938 Krankenwagen und 339 Blutbanken.

Öffentliche Krankenhäuser in Mexiko nach Bettenzahl 2009

Krankenhausgröße Anzahl Krankenhäuser

Weniger als 30 Betten 538

30 bis 59 Betten 270

60 bis 119 Betten 211

120 bis 179 Betten 102

Über 180 Betten 101

Insgesamt 1.222

Quelle: Secretaría de Salud

Etwa 270 Krankenhäuser stehen für die Versicherten des IMSS (So-zialversicherung für Beschäftigte in der Privatwirtschaft) zur Verfügung. Hinzu kommen 70 Krankenhäuser des IMSS-Programms „Oportuni-dades“ für Patienten ohne Kran-kenversicherung. Dieses Programm ist Teil der Armutsbekämpfungs-strategie der Regierung. Insgesamt kommt die Sozialversicherung für die Privatwirtschaft damit auf 32.524 Betten. 60 Krankenhäuser in diesem Bereich haben mehr als 180 Betten. Die medizinischen Einrich-tungen des IMSS sind in drei Stufen eingeteilt. Die erste Stufe umfasst

Der Markt für Medizintechnik in Mexiko

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Germany Trade & Invest www.gtai.de 75

richten, haben einen Standard, der mit dem von Einrichtungen in den USA vergleichbar ist. Die Regierung führte über den dem Gesundheits-ministerium nachgeordneten All-gemeinen Hygienerat (Consejo de Salubridad General) 1999 freiwillige Zertifizierungen von Krankenhäu-sern ein. Im August 2011 verfügten aber lediglich 134 Krankenhäuser über eine Zertifizierung.

Zumindest hat der Rat inzwischen eine Vereinbarung mit dem Versi-cherungsverband AMIS und dem Verband privater Krankenhäuser (Asociación Nacional de Hospitales Privados) geschlossen. Demnach werden die Versicherungen ab 2012 für Privatversicherte nur Zahlun-gen an zertifizierte Krankenhäu-ser durchführen. Bisher war diese Regel zunächst in Guadalajara, Monterrey und im Hauptstadtbezirk erprobt worden.

Obwohl sich die staatlichen Inves-titionen in den letzten Jahren stark erhöht haben, konnte der Ausbau der Gesundheitsinfrastruktur nicht mit der Ausweitung der Basis-Krankenversicherung Schritt halten. Die aktuelle Regierung Calderón hat nach eigenen Angaben seit der Amtsübernahme im Jahr 2006 etwa 60,3 Mrd. mex$ (etwa 4,4 Mrd. US$) für die Erweiterung und Instandset-

Medizintechnik und Bettenkapazi-täten effizienter eingesetzt werden. Hinzu kommt ein stärkerer Fokus auf die ambulante Behandlung. Hierfür werden etwa im Rahmen des IMSS bereits entsprechende Gesundheitszentren geschaffen (Unidades Médicas de Atención Ambulatoria, UMAA, derzeit existiert eine Anzahl von 32).

Auch die IT-Vernetzung der Hospi-täler müsste für eine Behandlung in Krankenhäusern eines anderen Versicherungsträgers ausgebaut werden. Daher dürften bei Kran-kenhausmanagement-Systemen und entsprechenden Beratungs-dienstleistungen in den kommenden Jahren interessante Geschäfts-möglichkeiten entstehen. Nach der Ausweitung der Basis-Krankenver-sicherung soll generell die Quali-tät der medizinischen Versorgung stärker in den Fokus rücken. Dafür werden derzeit Behandlungsleitfä-den eingeführt. Nach den Wahlen 2012 dürften die Leitlinien der Ge-sundheitspolitik allerdings von der Nachfolgerregierung neu definiert werden.

Auch im Privatsektor gilt die Quali-tät der medizinischen Behandlung als sehr heterogen. Einige Kranken-häuser, die ihr Dienstleistungsan-gebot an die obere Mittelklasse

Öffentliche Gesundheitsausgaben in Mexiko (in Mio. mex$)

Träger 2006 2007 2008 2009

Gesundheitsministerium 105.891 121.769 149.310 166.989

IMSS 128.716 135.350 141.811 155.181

ISSSTE 22.948 29.913 32.005 35.178

Pemex 8.322 9.134 10.292 10.551

Insgesamt 265.877 296.166 333.417 367.898

Quelle: Secretaría de Salud

zu. Erneut wuchsen die Kosten für Nichtversicherte mit 6,4% stärker als die Ausgaben für Versicherte mit einem Plus von 3,5%.

Ein limitierender Faktor für die Ge-sundheitsausgaben sind die vielen informellen Arbeitsverhältnisse im Land. Dadurch erhalten die öffent-lichen Kassen nur begrenzte Zu-flüsse. Die Seguro Popular hat die Nachfrage nach Medizintechnik im Lande angetrieben. Aber die neuen Nutznießer dieser Grundsicherung dürften die bereits drängenden Finanzierungsprobleme im öffent-lichen Gesundheitssektor weiter verschärfen. Der Staat muss in den kommenden Jahren die Herausfor-derung bewältigen, die Finanzie-rung der öffentlichen Gesundheits-fürsorge auf eine neue, tragfähige Basis zu stellen.

Gleichzeitig führt das verschachtel-te System mit verschiedenen Kran-kenhäusern und Versicherungsträ-gern zur ineffizienten Nutzung der Infrastruktur und der Geräte. Ange-strebt wird daher die Schaffung des „Hospital Universal“ (universelles Krankenhaus), das bereits auf Kon-ferenzen in Mexiko diskutiert wird. Dabei sollen Hospitäler künftig alle Versicherten (egal welchen Trägers)behandeln, je nach Umfang des Versicherungspakets. Damit sollen

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76 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

Das Wachstum ist allerdings im Nachgang der Wirtschaftskrise noch verhalten. Die mexikanische Mittelklasse erlitt in der Krise Kaufkrafteinbußen und war ent-sprechend weniger zu privaten Zuzahlungen bereit. Einige Projekte werden aber vor allem außerhalb der Hauptstadt México D.F. um- gesetzt. In Monterrey etwa ent- stehen die Kliniken Centro Médico Zambrano Hellion für 200 Mio. US$ und das Hospital Oca Galerias für 170 Mio. US$.

Bessere private Anbieter setzen auch auf zusätzliche Impulse durch den Gesundheitstourismus. Nach einer Studie des Beratungsunter-nehmens A.T. Kearney hat dieser Mexiko 2009 Einnahmen von etwa 122 Mio. US$ verschafft. Davon entfielen 90 Mio. US$ auf Gesund-heitsdienstleistungen und 32 Mio. US$ auf Reiseleistungen. Die Ein-nahmen könnten nach Schätzung von A.T. Kearney bis 2015 sogar auf 1,35 Mrd. US$ steigen - wenn sich in Mexiko ein starkes Cluster an An-bietern bilden würde.

Im Jahr 2010 haben ausländische Versicherer etwa 80.000 Patienten zur Behandlung nach Mexiko geschickt. Davon stammten 65% aus den USA und 25% aus

Das Projekt, das 2012 abgeschlos-sen werden soll, umfasst 120 Betten und 4 Operationssäle. Neben Mar-hnos hat auch schon die spanische Baufirma Acciona verschiedene PPP-Krankenhäuser gebaut.

Unter der Ägide des IMSS werden derzeit das Krankenhaus Hospital General de Zona in Tecámac und zwei kleinere ambulante Kliniken in Culiacán und Mérida errichtet. Hinzu kommt im öffentlichen Sektor das Krankenhaus Hospital de Alta Especialidad in Veracruz mit 200 Betten.

Die Kapazitätsprobleme in den öf-fentlichen Krankenhäusern und die wachsende Zahl von Mexikanern mit Zusatzversicherungen treiben die Investitionen im Privatsektor an. Derzeit wird der lokale Markt für private medizinische Dienstleistun-gen auf etwa 24 Mrd. US$ beziffert. In Mexiko sind große Krankenhaus-gruppen wie unter anderem Grupo Angeles, Médica Sur, Hospitales ABC, Christus Muguerza und Gru-po Star Médica aktiv. Als besonders attraktiv für Investoren gilt aber das Segment kleinerer Kliniken mit 20 bis 30 Betten und der Zielgruppe der oberen Mittelklasse. Hier soll es in Mexiko noch genügend Platz für neue Anbieter geben.

zung der öffentlichen Krankenhaus-infrastruktur im Land ausgegeben. Dieses Ausbauprogramm läuft allerdings nur noch bis Mitte 2012. Durch die Amtsübergabe nach den Wahlen 2012 - Präsidenten können in Mexiko nicht wiedergewählt werden - dürften die öffentlichen Infrastrukturprogramme erst ein-mal unterbrochen werden. Die neue Regierung wird eine neue Strategie für den Gesundheitssektor ent- werfen und entsprechende Infra-strukturprojekte planen. Dennoch sollte die öffentliche Nachfrage nach Medizintechnik aber auf hohem Niveau verbleiben.

Derzeit baut das Gesundheits- ministerium 64 neue Kranken- häuser - darunter zwei im Bundes-staat Chiapas mit 12 beziehungs-weise 20 Betten sowie ein weiteres Krankenhaus mit 30 Betten in Michoacán. Hinzu kommt ein Pro-jekt gemeinsam mit dem Privatsek-tor im Bundesstaat México: Das et-wa 120 Mio. US$ teure Krankenhaus Hospital de Alta Especialidad in Ixtapaluca mit 246 Betten steht kurz vor der Fertigstellung. Hier hatte die Weltbank über ihre Tochterorga-nisation IFC (International Finance Corporation) bei der Finanzierung für das Vorhaben geholfen.

Kooperationen zwischen der Pri-vatwirtschaft und dem staatlichen Gesundheitssektor in Form von Public-Private-Partnership-Model-len (PPP) kommen immer häufiger vor. Derzeit wird außerdem von der Krankenkasse für Staatsbedienstete des Bundesstaates México ISSE-MyM (Instituto de Seguridad Social del Estado de México y Municipios) gemeinsam mit dem mexikani-schen Bauunternehmen Marhnos ein Krankenhaus in Tlalnepantla gebaut. Dabei ist Marhnos für den Bau und die Ausrüstung zuständig.

Der Markt für Medizintechnik in Mexiko

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5.2.1.2 Weitere Einflussfaktoren

Die am häufigsten auftretenden Krankheitsbilder in Mexiko haben sich in den vergangenen zwanzig Jahren stark verändert. Sogenann-te Zivilisationskrankheiten, die in „westlichen“ Industrieländern mit einer alternden Bevölkerung und schlechten Essgewohnheiten üblich sind, werden auch in Mexiko immer häufiger. Entsprechend haben sich die häufigsten Todesursachen von Infektionskrankheiten und Unter-ernährung auf Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten verlagert. Die wichtigste Todesursache Dia- betes wird allerdings nach Aussa-gen von Ärzten mitunter vorschnell diagnostiziert. Zu einer hohen In- zidenz von Krankheiten, die mit übermäßigem Alkoholgenuss und Rauchen zusammenhängen, kom-men Todesfälle durch Gewalteinwir-kung sowie Autounfälle.

Fettleibigkeit gilt als wachsendes Problem, vor allem bei Frauen und Kindern. Die mexikanische Bevöl-kerung leidet nach Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit mit am stärksten unter Adipositas (Körpermasseindex von über 30 kg pro qm). In Mexiko wur-den 2010 unter der männlichen Bevölkerung über 15 Jahre 30,1% als fettleibig eingestuft. Mit diesem Wert liegt Mexiko hinter den USA (44,2%), Argentinien (37,4%) und Griechenland (30,3%), aber weit vor Deutschland (22,9%). Bei Frauen ist die Situation noch kritischer. Hier liegt der Anteil fettleibiger Personen in Mexiko bei 41,0%, erneut hinter den USA mit 48,3% und etlichen kleineren Staaten.

Patienten anbieten zu können. Aber der Gesundheitstourismus wird nach Erwartungen der Regierung auch den Bau neuer Kliniken an-stoßen. Um die ehrgeizigen Wachs-tumsziele zu erreichen, müssen in den kommenden zehn Jahren nach Schätzung des Gesundheitsminis-teriums 50 Kliniken für gut 1 Mrd. US$ gebaut werden. Der Klinikbe-treiber Christ Health aus den USA hatte bereits Mitte 2010 Investiti-onen in Höhe von 500 Mio. US$ in Mexiko in den kommenden Jahren angekündigt und will mit den Mit-teln pro Jahr ein neues Kranken-haus eröffnen.

Die mexikanische Gesundheitspoli-tik legte globalen Trends folgend in den vergangenen Jahren mehr Ge-wicht auf die Prävention von Krank-heiten. Als besonders kritisch wird die Inzidenz von Diabetes gesehen - derzeit die Haupttodesursache in Mexiko mit 14,7% der Fälle 2010. Diabetes hängt wiederum zumeist mit Fettleibigkeit zusammen. Ne-ben Aufklärungskampagnen hat das Ministerium auch erste Beratungs- und Behandlungseinrichtungen geschaffen, die Diabetes-gefährdete Patienten zu einem gesünderen Lebensstil anhalten sollen. Von diesen Zentren waren im März 2011 zunächst 66 in Betrieb. Bis 2012 sollen es 107 sein. Daneben gibt es zahlreiche Selbsthilfegruppen, Ein-schränkungen beim Verkauf von Le-bensmitteln in Grundschulen sowie die Herausnahme von Vollfettmilchund Erfrischungsgetränken aus Schulmenüs. Mexiko weist noch vor den USA den weltweit höchsten Pro-Kopf-Konsum von Erfrischungsge-tränken auf.

Kanada. Kurzfristig lautet das Ziel, die Zahl der Gesundheitstouristen 2011 auf über 100.000 zu steigern. Nach Schätzungen des Beratungs-unternehmens Deloitte lassen sich jedoch nur etwa 5% der etwa 2 Mio. US-amerikanischen Ge-sundheitstouristen im südlichen Nachbarstaat behandeln. Viele US-Bürger schrecken aufgrund von Sicherheits- und Hygienebedenken vor einer Behandlung in Mexiko zu-rück. Das Potenzial gilt aber schon aufgrund der geografischen Nähe zu den USA als enorm. Zudem sind etwa 30 Mio. US-Bürger mexikani-scher Abstammung, davon allein 10 Mio. gebürtige Mexikaner.

Die Gesundheitsreform in den USA, die 45 Mio. US-amerikanischen Staatsbürgern eine Krankenver- sicherung verschaffen wird, dürfte den Gesundheitstourismus in Mexiko weiter fördern. Wirtschafts-experten erwarten in den USA hö-here Kosten für die Versicherungs-unternehmen und höhere Prämien für deren Kunden. Das stärkt den Anreiz, das wachsende Angebot an Gesundheitsdienstleistungen in Lateinamerika in Anspruch zu neh-men. Eine interessante Zielgruppe für mexikanische Hospitäler sind auch US-amerikanische Pensionä-re aus den geburtenstarken Ba-byboomer-Jahrgängen, die sich in den kommenden Jahren besonders zahlreich in Mexiko niederlassen dürften (geschätzte Größenordnung: circa 2 Mio. Personen).

Derzeit verfügen etwa 40 private Krankenhäuser in Mexiko über die notwendigen modernen Einrichtun-gen, um hochwertige medizinische Dienstleistungen für ausländische

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78 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

Exkurs: Rahmenbedingungen und Nachfrage bestimmende Faktoren im Bereich Dentaltechnik

In Mexiko ist die Zahnpflegekultur sehr schwach ausgeprägt. Nach

nach 21 Jahren im Jahr 2000. Nach der Bevölkerungsprognose des staatlichen Instituts Conapo dürf-te 2010 der Anteil der Bevölkerung der über 65-Jährigen von 5,7% auf 10,9% im Jahr 2030 ansteigen.

Die Alterung der mexikanischen Be-völkerung schreitet rasch voran und treibt die Nachfrage nach Gesund-heitsleistungen zusätzlich an. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung hat 2010 rund 26 Jahre erreicht,

Todesursachen in Mexiko (nach ICD-10, je 100.000 Einwohner) *)

Bezeichnung 2000 2009

Diabetes mellitus (E10-E14) 47,8 72,2

Ischämische Herzkrankheiten (I20-I25) 45,2 58,9

Zerebrovaskuläre Krankheiten (I60-I69) 26,1 28,8

Alkoholische und chronische Leberkrankheiten, Fibrose und Zirrhose (K70, K72.1, K73, K74, K76) 26,1 26,3

Chronische Atemwegserkrankungen (J40-J44, J67) 16,0 20,2

Tätliche Angriffe (X85-Y09, Y87.1) 11,0 18,4

Hypertonie (I10-I15) 10,0 16,9

Grippe, Pneumonie und sonstige akute Infektionen der unteren Atemwege (J10-J22) 14,6 16,0

Bestimmte Zustände mit Ursprung in der Perinatalperiode (P00-P96) 19,9 13,7

Autounfälle (entsprechende Abschnitte V) 10,7 12,0

*) ICD - Internationale Klassifikation der Krankheiten

Quelle: Gesundheitsministerium (Bevölkerungszahlen: Consejo Nacional de Población - Conapo)

Bevölkerungsentwicklung in Mexiko

2010 2020 2030 2040 2050

Bevölkerung (in Mio.) 112,3 115,8 120,9 122,9 121,9

Anteil der unter 14-Jährigen (%) 27,3 21,7 19,4 17,2 15,7

Anteil der über 65-Jährigen (%) 5,7 7,4 10,9 15,6 20,0

Lebenserwartung bei Geburt (in Jahren) 75,4 77,1 78,8 80,4 81,9

Quelle: Conapo

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für etwa 80% des Umsatzvolumens sorgen.

Staatliche Gesundheitseinrichtun-gen in Mexiko müssen bis zum 31.3. jeden Jahres ihren Beschaffungs-plan publizieren. Die Ausschrei-bungen werden über das zentrale Ausschreibungsportal der mexi-kanischen Regierung Compranet veröffentlicht. Die Regierung ist bestrebt, Einkäufe zu zentralisieren und dadurch bessere Konditionen zu erreichen. Öffentliche Einrich-tungen sind daher sehr preisorien-tiert. Private Abnehmer verfahren

anders. Hier werden zumeist ver-schiedene Angebote von wenigen Anbietern eingeholt. Inzwischen bestehen auch erste Kooperations-modelle zwischen dem Privatsektor und der öffentlichen Hand.

Wie auch in anderen Staaten der Region haben deutsche Anbieter von Branchenprodukten insbeson-dere dort gute Chancen, wo hoch-wertige Technik gefragt ist. Hohe Importanteile erreicht Deutschlandzum Beispiel bei Computertomo-grafie- und Röntgentechnik, bei Herzschrittmachern oder aber auch bei Dentalbohrmaschinen. Grund-sätzlich dürften die Absatzchancen bei zahlungskräftigen Privatkliniken

schungsunternehmen Espicom 2010 auf 2,7 Mrd. US$ geschätzt, nach 2,5 Mrd. US$ im Jahr 2009. Von diesem Umsatzvolumen entfielen etwa 90% auf Importe. Die Einfuhr von Bran-chenerzeugnissen wird allerdings von den USA dominiert. Ein Grund dafür sind auch die engen akademi-schen Verknüpfungen beider Län-der. Viele mexikanische Mediziner, die es sich leisten können, gehen für einen Teil der Ausbildung in die USA. Ebenso schaut der Privatsek-tor in Mexiko in puncto Trends und neue Entwicklungen zum großen Nachbarn nach Norden.

Markt für Medizintechnik in Mexiko (in Mrd. US$, Veränderung in %)

Kennziffer 2009 2010Veränderung

(2010/09)

Lokale Produktion 5,3 6,0 13,2

Import 2,3 2,5 8,7

Export 5,1 5,8 13,7

Marktvolumen *) 2,5 2,7 8,0

*) rechnerisch: lokale Produktion + Import - Export

Quelle: Espicom, Schätzungen und Berechnungen von Germany Trade & Invest

Nach Prognosen von Espicom könn-te die Nachfrage im Jahr 2013 etwa 3,7 Mrd. US$ erreichen. Das Wachs-tum wird neben dem Kostendruck durch technische Innovationen auch durch die Ausweitung der Seguro Popular angetrieben. Zusätzliche Impulse kommen von der steigen-den Anzahl Privatversicherter sowie vom Gesundheitstourismus. Die Engpässe in der öffentlichen Ge-sundheitsfürsorge in Mexiko können nicht kurzfristig behoben werden. Daher dürfte die Nachfrage nach privaten medizinischen Dienstleis-tungen auch unabhängig von der Ausweitung privater Versicherun-gen weiter steigen. Hauptabnehmer von Medizintechnik in Mexiko sind die öffentlichen Einrichtungen, die

Erhebungen des Gesundheitsmi-nisteriums sind lediglich 20,6% der Kinder und 3,6% der Erwachsenen im Land frei von Karies. Der Um-fang der von den staatlichen Kassen IMSS und ISSTE abgedeckten Leistungen ist gleichzeitig sehr be-grenzt. Für Füllungen sind dem Ver-nehmen nach oftmals keine Mittel vorhanden. Daher führen die Zahn-ärzte vorschnell Extraktionen durch, die wiederum von den Versicherun-gen abgedeckt sind. Rund 40% der Zahnarztpraxen sollen noch nicht über automatisierte Dentaltechnik verfügen. Als Abnehmer von zeit-gemäßer Dentaltechnik sind daher eher private Zahnärzte interessant.

In Mexiko besteht daneben ein Ni-schensektor mit modernster Aus-rüstung: Im Norden des Landes sind vor allem in Tijuana und Ciudad Juárez Zahnkliniken für US-Ame-rikaner entstanden, die den wach-senden Gesundheitstourismus aus diesem Land bedienen. Diese Kli-niken verfügen zumeist über exzel-lente Technik. Dieser Sektor, dem in den kommenden Jahren trotz der Ausweitung der Krankenver- sicherung in den USA gute Wachs-tumsraten verheißen werden, bildet einen interessanten Markt auch für deutsche Anbieter von Zahntechnik. Allerdings sind mexikanische Ärzte - oftmals aufgrund von Bildungsauf-enthalten in den USA - in ihren An-schaffungen auf US-amerikanische Produkte fixiert. Wichtig vor allem für kleinere Abnehmer sind vielfach Finanzierungsangebote, da Kredite für kleine und mittlere Unter- nehmen in Mexiko rar und teuer sind.

5.2.2 Marktvolumen und Import-bedarf

Der mexikanische Markt für Me-dizintechnik wird vom Marktfor-

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80 Der Markt für Medizintechnik in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko

hielten die USA als Hauptlieferland jeweils einen Anteil von etwa 36%. Deutschland kam bei Ultraschalldiagnosegeräten weit abgeschlagen auf einen Anteil von 0,1%. Ungleich stärker war die deutsche Lieferposition bei Magnetresonanzgeräten mit 15% an vierter Stelle nach den USA, Holland und der VR China. Stark war Deutschland außerdem bei Herzschritt- machern (Lieferanteil 29%), Computertomografen (36,9%) und bei Zubehör für Röntgenröhren (15,5%).

Lediglich in zwei Kategorien ist Deutschland Hauptlieferland. BeiRöntgenapparaten lag Deutsch-land mit einem Anteil von 36,5% an den Einfuhren knapp vor den USA mit 36,2%. Deutlich führend waren dagegen deutsche Dentalbohrma-schinen mit 54% Importanteil vor österreichischen mit 15,6%. Haupt-lieferant von Teilen für Bohrmaschi-nen blieben allerdings die USA mit 44% vor der Schweiz, Brasilien und Deutschland.

Besonders dominant zeigten sich die USA bei den Einfuhren von Hör-geräten mit einem Anteil von 80% vor der VR China, Singapur und Deutschland (4,6%). Bei Therapie- und Atmungsgeräten lag Deutsch-land mit 9,6% nach den USA und der VR China auf dem dritten Platz. Bei ophthalmologischen Geräten

land für den US-amerikanischen Markt. Die mexikanischen Sektor- ausfuhren haben sich in den ver-gangenen Jahren fulminant ent- wickelt. Das Land ist inzwischen von der Produktion von weniger auf-wendigen und mit weniger Auflagen versehenen Produkten (Class I und Class II nach US-FDA-Einteilung) zur Fertigung von höherwertigen Geräten (Class III) übergegangen. Mexiko gilt als besonders stark bei chirurgischen, zahnmedizinischen und anderen Instrumenten, bei or-thopädischen Produkten und Röntgengeräten.

Exporte von Medizintechnik aus Mexiko (in Mrd. US$)

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

3,1 3,8 4,0 4,6 5,1 5,1 5,8

Quelle: Promexico

Analysten erwarten in den kom-menden Jahren die Verlagerung von Produktionskapazitäten aus Asien nach Mexiko, vor allem mit dem Ziel, den US-amerikanischen Markt zu bedienen. Die Produktionskosten für Medizintechnik betragen nach einer Studie von KPMG aus dem Jahr 2010 in Mexiko etwa 79,3% des US-Niveaus.

5.4 Außenhandel

Die Einfuhr ausgewählter medizin-technischer Produkte ist 2010 um 11,1% auf 2,46 Mrd. US$ gestiegen. US-amerikanische Anbieter domi-nieren in fast allen Kategorien die Importe.

Bei Ultraschalldiagnosegeräten und Magnetresonanzgeräten

größer als im öffentlichen Bereich sein.

5.3 Produktion und Branchenstruktur

Die lokale Fertigung in Mexiko beschränkt sich auf Verbrauchs-materialien und andere einfachere Produkte. Daneben ist das Land in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Standort für Lohnverede-lungsprozesse bei medizintech- nischen Geräten und vor allem auch für die Herstellung von Verbrauchs-materialien geworden. Diese um-fangreiche Produktion wird größten- teils von US-amerikanischen Unter-nehmen durchgeführt. Die Firmen importieren, produzieren und mon-tieren Teile lokal, um die fertigen Produkte dann wieder zu exportie-ren. Auch wenn diese Erzeugnisse dann zurück auf den mexikanischen Markt kommen, sind sie nicht als lokale Produktion identifizierbar, da sie zur Erlangung der Vergünstigun-gen im Rahmen der Lohnverede-lungsfazilität der mexikanischen Regierung zunächst ins Ausland gehen müssen. Nach Angaben des mexikanischen Statistikamtes be-trug der Produktionswert von medi-zintechnischen Geräten ohne Ver-brauchsmaterialien 2010 etwa 590 Mio. US$. Prominent vertreten sind vor allem die Hersteller Covidien, Cardinal Health, BD (Becton Dickinson), Smiths Medical und Flextronics (durch Kauf von Avail).

Im Jahr 2010 entfielen von den 5,8 Mrd. US$ an Branchenexporten etwa 5,4 Mrd. US$ auf mexikanische Lieferungen in die USA. Damit war Mexiko 2010 das wichtigste Liefer-

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(17,2%) sowie anderen Geräten der Zolltarifnummer HS 9018.90 (5%) belegte Deutschland jeweils die zweite Position nach den USA.

In der Orthopädietechnik erreichte Deutschland Platz vier mit einem Importanteil von 6,8%. Auch hier führten die USA mit 54% ebenso wie bei Teilen für Herzschrittmacher (76%), Bestrahlungsgeräten (73%) und Röntgenröhren (70%). Bei Bestrahlungsgeräten lag Deutsch-land mit 6,5% an dritter Stelle nach Israel (15,6%) und bei Röntgenröhren ebenfalls an dritter Position mit 7,8% nach Frankreich (9,8%).

Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Mexiko (in Mio. US$)

HS Warenbezeichnung 2009 2010davon aus

Deutschland (2010)

9018.12 Ultraschalldiagnosegeräte 31,41 37,05 0,02

9018.13 Magnetresonanzgeräte 20,22 31,48 4,75

9018.11, .14 Elektrokardiografen, Szintigrafiegeräte 3,56 11,84 0,11

9018.19 Überwachungsapparate für 2 oder mehr Parameter 71,92 119,84 9,82

9018.20 Ultraviolett- oder Infrarotbestrahlungsgeräte 1,28 0,93 0,07

9018.31-.39 Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc. 475,10 518,62 8,36

9018.41 Dentalbohrmaschinen 0,60 0,47 0,25

9018.49 Teile von Dentalbohrmaschinen 46,06 36,70 2,18

9018.50 Ophthalmologische Instrumente 22,59 30,53 5,25

9018.90 Andere Instrumente, Apparate und Geräte 880,36 1.020,27 51,47

9019, 9020 Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. 122,52 106,84 10,24Foto

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spiel das Gesundheitsministerium, bundesstaatliche Gesundheitsbe-hörden, die IMSS- oder die ISSSTE-Hauptverwaltung.

Inzwischen müssen die Kranken-häuser, die Bedarf an Medizin-technik anmelden, diesen wieder stärker gegenüber den Zentralver-waltungen rechtfertigen. Öffentliche Hospitäler dürfen laut Gesetz keine gebrauchten Ausrüstungen kaufen. Kleinere private Kliniken suchen oftmals gebrauchte Geräte mit Ga- rantie. Größere Privatkrankenhäu-ser ziehen meist neue Geräte vor.

die bei Beschaffungen oftmals zu überhöhten Preisen führten. Die Käufe von Medizinprodukten der-jenigen Krankenhäuser, die dem Gesundheitsministerium direkt un-terstehen, laufen vielfach über die Gesundheitsbehörden der Bundesstaaten.

Die Krankenkassen IMSS und ISSSTE haben ihre Kaufent- scheidungen in den vergangenen Jahren zum Teil dezentralisiert. Bei größeren Geräteanschaffungen führen aber die zentralen Stellen die Ausschreibungen durch, zum Bei-

Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Mexiko (in Mio. US$) (Forts.)

HS Warenbezeichnung 2009 2010davon aus

Deutschland (2010)

9021.10 Orthopädietechnik 98,40 113,25 7,72

9021.21-.29 Zahnprothetik 12,08 9,26 0,57

9021.31-.39 Andere künstliche Körperteile und Organe 50,03 54,73 1,89

9021.40 Schwerhörigengeräte 19,16 22,52 1,05

9021.50 Herzschrittmacher 12,36 11,36 3,24

9021.90 Teile und Zubehör etc. 149,47 106,13 1,19

9022.12 Apparate für die Computertomografie 41,03 29,54 10,89

9022.13, .14 Andere Röntgenapparate (für medizinische, chirurgische, zahnärztliche oder tierärztliche Zwecke) 43,16 31,25 11,43

9022.21 Medizinische Geräte, die Alpha-, Beta- oder Gammastrahlen verwenden 0,20 0,74 0,05

9022.30 Röntgenröhren 12,92 42,48 3,30

9022.90 Teile und Zubehör von Röntgenröhren 35,02 53,12 8,21

9402 Medizinmöbel etc. 47,21 51,90 4,85

8713 Rollstühle 7,11 10,55 0,04

8419.20 Sterilisierapparate 9,42 7,64 0,10

Insgesamt 2.213,19 2.459,04 147,05

Quelle: Comtrade

5.5 Geschäftspraxis

5.5.1 Vertrieb

Öffentliche Ausschreibungen in Mexiko werden auf dem zentralen Webportal der Regierung Com- pranet veröffentlicht. Im staatlichen Beschaffungswesen des Gesund-heitssektors wird immer wieder über Unregelmäßigkeiten berich-tet. In einem Projekt mit der OECD (Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) versucht die Regierung nun, infor-melle Praktiken einzudämmen,

Der Markt für Medizintechnik in Mexiko

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großes Hindernis für einen Markt-einstieg in Mexiko. Unregelmäßig-keiten und intransparente Verfah-ren machten die Registrierung von Medizintechnik in Mexiko zu einem höchst unsicheren Unterfangen. Unter neuer Führung hat Cofepris versucht, die Prozesse zu verein- fachen und zu beschleunigen. Dies ist laut Aussagen von Unterneh-mern bisher allerdings noch nicht überall erfolgreich gelungen.

Produkte mit US-amerikanischer Registrierung können eine be-schleunigte Bearbeitung erfahren. Zudem hat Cofepris medizinische Hilfsmittel der Registrierungspflicht enthoben und für Geräte und Hilfs-mittel mit geringen Gesundheits- risiken vereinfachte Verfahren ange-kündigt. Damit dürfte sich auch die Arbeitsbelastung der Behörde

Die Vertriebswege für Medizinpro-dukte in Mexiko unterscheiden sich nicht grundlegend von Praktiken in anderen westlich orientierten Schwellenländern. In dem zentral-amerikanischen Staat ist die direkte Ansprache über Arzt- und Kranken-hausbesuche üblich. Der Marktzu-gang erfolgt dabei über einen oder mehrere spezialisierte Händler, die allerdings in der Regel Exklusivver-tretungen anstreben.

5.5.2 Zulassungsbedingungen, Normen, Einfuhrverfahren

Die Zulassung von medizintech- nischen Geräten obliegt der Re- gistrierungsbehörde Cofepris (Comisión Federal de Prevención contra Riesgos Sanitarios), die zum Gesundheitsministerium gehört. Die Zulassung galt immer als

mindern, die durch eine 2008 initiierte Neuregistrierung für Medizintechnik und Arzneimittel unter Kapazitätsengpässen litt. Die Liste mit den betreffenden Produkten sollte bereits im August 2011 veröffentlicht werden. Bis September 2011 war dies allerdings noch nicht erfolgt.

Zollbarrieren bestehen bei der Einfuhr von Medizintechnik in Mexiko kaum. Deutschland und die gesamte Europäische Union profitieren ebenso wie die USA vom zollfreien Zugang. Einfuhren aus Japan werden zum Teil mit einem Einfuhrzollsatz von 5,2 bis 7,2% belegt. Chinesische Produkte sehen sich ebenfalls in einigen Produktkategorien Zollbarrieren von 5 oder 10% gegenüber.

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5.6 Kontaktanschriften

Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen

Exportinitiative Gesundheitswirtschaft www.exportinitiative-gesundheitswirtschaft.de

Unterstützung für die deutsche Gesundheitswirtschaft

Deutsch-Mexikanische Industrie- und Handelskammer (Camexa)

http://mexiko.ahk.de Anlaufstelle für deutsche Unter-nehmen (umfangreiche Expertise in Regulierungsfragen)

Deutsche Botschaft Mexiko www.mexiko.diplo.de -

Secretaría de Salud www.salud.gob.mx Gesundheitsministerium

Compranet www.compranet.gob.mx Zentrale Ausschreibungsplattform für öffentliche Beschaffungen

Comisión Federal de Prevención contra Riesgos Sanitarios (Cofepris)

www.cofepris.gob.mx Registrierungsbehörde für Medizintechnik

Instituto Mexicano del Seguro Social (IMSS)

www.imss.gob.mx Sozialversicherung der privaten Arbeitnehmer

Instituto de Seguridad y Servicios Sociales de los Trabajadores del Estado (ISSSTE)

www.issste.gob.mx Sozialversicherung der Staatsbediensteten

Asociación Mexicana de IndustriasInnovadoras de Dispositivos Médicos (AMID)

http://amid.org.mx Verband der Hersteller von Medizintechnik

Cámara Nacional de la Industria Farmacéutica (Canifarma)

www.canifarma.org.mx Pharmaverband (mit einem Bereich Medizintechnik)

Asociación Nacional de Hospitales Privados (ANHP)

www.anhp.org.mx Verband der Privatkrankenhäuser

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Impressum HerausgeberGermany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbHVillemombler Straße 76, 53123 BonnT. +49(0)228 24993-0, F. +49(0)228 24993-212 E-Mail: [email protected], Internet: www.gtai.de

In Zusammenarbeit mitExportinitiative GesundheitswirtschaftFriedrichstraße 60, 10117 BerlinT. +49(0)30 200099-605

Autoren Carl Moses (Buenos Aires), Susann Kreutzmann (São Paulo/Berlin), Siegfried Ellermann (Santiago de Chile), Peter Buerstedde (México D.F.), Jessica Pirntke/Martin Wiekert (Bonn)

Redaktion Jessica Pirntke, Susanne Scholl, Martin Wiekert

Ansprechpartner Martin Wiekert, T. +49(0)228 24993-220, E-Mail: [email protected]

Redaktionsschluss Oktober 2011

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Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt.

Hauptsitz der Gesellschaft Friedrichstraße 60, 10117 Berlin

Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Michael Pfeiffer

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Über uns

Germany Trade & Invest ist die Gesellschaft zur Außenwirt-schaftsförderung der Bundesrepublik Deutschland. Sie un-terstützt deutsche Unternehmen, die ausländische Märkte erschließen wollen, mit Außenwirtschaftsinformationen.

Germany Trade & Invest wird gefördert vom Bundesministe-rium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

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