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Der Mönch von Salzburg im Interpretationsprofil der Gegenwart DREI KONZERTE UND EIN SYMPOSION Arbeitsschwerpunkt Salzburger Musikgeschichte am Department für Musikwissenschaft der Universität Mozarteum 1. und 2. Juni 2018 Konzerte im Kleinen Studio der Universität Mozarteum, der Nepomukkapelle im Schloss Mirabell und der Franziskanerkirche Symposion im Kleinen Studio der Universität Mozarteum

Der Mönch von Salzburg · 4 . 5 Harmonia Variabilis 1. Juni 2018, Nepomukkapelle im Schloss Mirabell 18 Uhr & 19 Uhr Minne, Rosen und Falken Die weltlichen Lieder des Mönchs Das

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Der Mönch von Salzburg im Interpretationsprofil der Gegenwart

DREI KONZERTE UND EIN SYMPOSION

Arbeitsschwerpunkt Salzburger Musikgeschichte am Department für Musikwissenschaft

der Universität Mozarteum

1. und 2. Juni 2018

Konzerte im Kleinen Studio der Universität Mozarteum, der Nepomukkapelle im Schloss Mirabell und der Franziskanerkirche

Symposion im Kleinen Studio der Universität Mozarteum

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Silvan Wagner

1. Juni 2018, Kleines Studio der Universität Mozarteum

18 Uhr & 19 Uhr

Von der heyligen dryfaltigkeit der ympnus

Maria virgo des Münichs

Das Ave Maria des Münich

Ich han in ainem garten gesehen

Zu newen jar

Der tewel und ain klaffent schalkch

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Harmonia Variabilis

1. Juni 2018, Nepomukkapelle im Schloss Mirabell

18 Uhr & 19 Uhr

Minne, Rosen und Falken Die weltlichen Lieder des Mönchs

Das nachthorn

Das kchuhorn

Ich klag dir traut gesell

Pey perlin und pey spangen

Ain enpfahen

Ich het czu hannt geloket mir

Der tewfel und ain klaffent schalkch

Martein lieber herre

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Salzburger Virgilschola

Leitung: Stefan Engels

1. Juni 2018, Franziskanerkirche

20 Uhr

Mönch von Salzburg Geistliche Lieder

Deus, in adiutorium meum intende (Gregorianik)

Wir süllen loben (G 18)

Do got in dem throne sas (G 14)

Christus natus est nobis (Gregorianik)

Von anegeng der sunne chlar (G 21)

Maria keusche muter zart (G 10)

Kindelwiegen (G 22)

Ave lebendes oblat (G 39)

Kunig Christe / Eia der großen liebe (G 27, G 24)

Schepher und weiser pist (G 26)

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Grüest seist heyliger tag (G 31)

Christus erstuend mit siges van / Sig und säld ist czu

bedewten (G 30, G 29)

Sälig sei der selden zeit (G 17)

Benedicamus Domino alleluja (Stiftsbibl. St. Peter b I 33)

Salve Regina im e-Modus (Stiftsbibl. Michaelbeuern, Man.

Cart. 1)

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Symposion

2. Juni 2018, Kleines Studio der Universität Mozarteum

ab 9.15 Uhr

DAS PROGRAMM IM ÜBERBLICK

09.15 Eröffnung durch Rektorin Prof. Elisabeth Gutjahr

Vorsitz: Thomas Hochradner

09.30 Gerhard Ammerer Das Salzburg des Mönchs von Salzburg – Territorium, Finanzen

und Wirtschaft

10.00 Alexander Rausch Der Mönch von Salzburg im Spiegel der Melker Reform

10.30 Ingrid Bennewitz „Ein immer noch unbekannter Autor?!“ Überlegungen zu einem

spätmittelalterlichen Liedcorpus zwischen Variation und Innovation, regionaler Verortung und europäischer Avantgarde

11.30 Siegrid Schmidt Maria und andere schöne Frauen: gut 120 Jahre Forschung zum

Mönch von Salzburg

12.00 Silvan Wagner Spannende Missverständnisse und fruchtbares Scheitern:

Praktische Hermeneutik und mittelalterliche Musik

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Symposion

2. Juni 2018, Kleines Studio der Universität Mozarteum

ab 14.00 Uhr

Vorsitz: Sarah Haslinger

14.00 Marco Döttlinger Perspektiven zeitgenössischer KomponistInnen auf das Werk

des Mönchs von Salzburg

14.30 Walter Kurt Kreyszig Die weltlichen und geistlichen Werke des Mönchs von Salzburg

im Kontext der Mündlichkeit und Schriftlichkeit von Monophonie: Von der ursprünglichen Aufzeichnung zur späteren Überlieferung

15.00 Thomas M. Schallaböck Die weltlichen Lieder des Mönchs als Spiegel seiner Zeit

16.00 Britta Bußmann Von Christus zu Maria. „Sälig sei der selden zeit“ (G 17) als

Bearbeitung der Ostersequenz „Mundi renovatio“

16.30 Stefan Engels Die geistlichen Lieder des Mönchs von Salzburg. Material und

Interpretation

17.00 Schlussworte des Veranstalters

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Abstracts der Vorträge

Gerhard Ammerer

Das Salzburg des Mönchs von Salzburg – Territorium, Finanzen

und Wirtschaft

Von der Liedforschung wird immer wieder auf den historischen Kontext als

Basis der geistlichen und weltlichen Lieder des Mönchs von Salzburg

verwiesen, wobei neben den sich wandelnden religiösen Ausdrucksformen

der Zeit insbesondere die politischen, demographischen und wirtschaftlichen

Gegebenheiten eine wesentliche Rolle spielen. Über die diesbezüglichen

Entwicklungen soll ein Überblick gegeben werden, wobei die Politik neben

dem Lavieren zwischen Bayern und Österreich besonders von den

Bemühungen um den Erwerb von Herrschaften bzw. Urbarbesitz durch den

Salzburger Erzbischof Pilgrim II. bestimmt wurde, wofür die wohlfundierten

Finanzen des Erzstifts die Basis bildeten. Insbesondere Bergbau und Handel

ermöglichten eine expansiv ausgerichtete, relativ eigenständige Politik des

geistlichen Landesherrn.

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Alexander Rausch

Der Mönch von Salzburg im Spiegel der Melker Reform

Das musikalische Schaffen des Mönchs von Salzburg ist, wie die Texte verraten, in erster Linie am Hof des Erzbischofs Pilgrim II. beheimatet, in einer Zeit, die kirchenpolitisch vom Schisma geprägt war. Wer immer sich hinter dem ‚Mönch‘ verbirgt (nach cgm 715 ein Salzburger Benediktiner) – die weitere Rezeption seiner Lieder im 15. Jahrhundert fällt mit Ereignissen wie den Konzilen von Konstanz und Basel sowie der sog. Melker Reform zusammen. Zunächst ist davon auszugehen, dass die weltlichen Lieder mit ihrer von der Gregorianik sich deutlich unterscheidenden (Dur-)Melodik, die Verwendung usueller Mehrstimmigkeit und weitere, auch performativ ausschmückende Formen wie Instrumentalspiel oder Tanz den Intentionen der liturgischen Reformer scharf entgegenstanden, ja geradezu ein Feindbild darstellen konnten. Aber auch die 49 dem Mönch zugeschriebenen geistlichen Lieder, die zum Teil die klassischen Gattungen wie Hymne und Sequenz aufgreifen, mussten der liturgischen Erneuerung zumindest verdächtig erscheinen, die gerade diese Formen und ihre Melodien aus der Praxis des Offiziums verdrängen wollte.

So bleibt als erster Eindruck, dass sich zwei Welten unvermittelt gegenüberstehen, wie es auch in Musikgeschichten häufig beschrieben wird: hier die geistlichen Zentren mit dem Gregorianischen Choral als Bezugspunkt des Musiklebens, dort das weltliche Milieu mit Minnelyrik und Mehrstimmigkeit. Ob dies für andere Vertreter der weltlichen Lyrik – wie Oswald von Wolkenstein – so zutrifft, wäre näher zu untersuchen. Beim Mönch sind durchaus Berührungspunkte nicht in der Entstehung der Lieder, wohl aber in ihrer Rezeption im monastischen Bereich (wie der auffälligen Überlieferung in Augustiner Chorherrenstiften) zu finden. Auf den zweiten Blick stellt sich somit die Frage, ob und wie weit sich das überlieferte Corpus des Mönchs von Salzburg im Spiegel der Melker Reform verstehen bzw. neu bewerten lässt.

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Ingrid Bennewitz

„Ein immer noch unbekannter Autor?!“ Überlegungen zu einem

spätmittelalterlichen Liedcorpus zwischen Variation und Innovation,

regionaler Verortung und europäischer Avantgarde

Obgleich das Œuvre des Mönchs von Salzburg schon seit einigen

Jahrzehnten aus germanistischer Sicht editorisch bestens erschlossen ist

(so etwa die geistlichen Lieder durch Franz Viktor Spechtler 1972, die

weltlichen Lieder durch Christoph März 1999) und durchaus prominente

Interpreten angezogen hat, widersetzt sich das Werk bis zum heutigen Tag

erfolgreich allen Versuchen einer Kanonisierung und bleibt hinsichtlich

seiner Bekanntheit deutlich hinter anderen Autorencorpora des 14. und 15.

Jahrhunderts (wie etwa jenen Frauenlobs, Heinrichs von Mügeln oder

Oswalds von Wolkenstein) zurück. Angesichts dieser Ausgangslage richtet

der geplante Beitrag den Blick speziell auf Überlieferung und Interpretation

der weltlichen Lieder und versucht eine Annäherung auf der Basis aktueller

Forschungspositionen.

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Siegrid Schmidt

Maria und andere schöne Frauen: gut 120 Jahre Forschung zum

Mönch von Salzburg

Die frühe germanistische Forschung zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte

noch keinen Blick für den scheinbar provinziellen Mönch von Salzburg. Dies

änderte sich mit der ersten Edition und Untersuchung der Mondsee-Wiener

Liederhandschrift (Friedrich Arnold Mayer) vor 120 Jahren und der ersten

Dissertation zum Mönch (Herta Noack) vor knapp 80 Jahren. Das Ziel dieses

meines kleinen Forschungsüberblicks zum Mönch von Salzburg ist ein

dreifaches: Zunächst soll ein Überblick über die Forschungsaktivitäten und

ihre Themen geboten werden. Den zweiten Schwerpunkt lege ich auf die

Rolle der Musik in der germanistisch-mediävistischen Literaturwissenschaft

und last but not least wird ein aktuelles Forschungsprojekt „Music and late

mediaval Court Cultures“ (Oxford) vorgestellt, das den Mönch von Salzburg

zentral berücksichtigt und damit sein besonderes Potential für die Forschung

unterstreicht. Das Resümee könnte zu zukünftigen Fragestellungen der

Mönchs-Forschung führen, die im Bereich der Geschichte, der

Musikgeschichte und natürlich der Literaturgeschichte und –wissenschaft

verankert sein mögen.

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Silvan Wagner

Spannende Missverständnisse und fruchtbares Scheitern: Praktische Hermeneutik und mittelalterliche Musik

Die ästhetische Begegnung mit mittelalterlicher Musik steht notwendigerweise zwischen den Polen Alterität und Egalität, also einer ästhetischen Fremdheitserfahrung und dem Wiedererkennen von eigenen musikalischen Mustern. Gerade das Œuvre des Mönchs von Salzburg ist dafür paradigmatisch, da es eigentümlich zweigeteilt erscheint: zum Teil ‚mittelalterlich‘ – kirchentonal, monodisch, psalmodierend (meist die geistlichen Lieder) – zum Teil ‚neuzeitlich‘ – harmonisch bereits in der Melodiebildung, metrisch regelmäßig (meist die weltlichen Lieder). Beide Wahrnehmungen sind notwendigerweise ahistorische Missverständnisse, doch bestimmen sie als ästhetisch-sinnliches Vorwissen jede praktische hermeneutische Operation an den Liedern des Mönchs. Denn auch wenn sie für den praktischen Interpreten selbst ausblendbar wären, so bestimmen sie doch die Interpretation dieser Interpretation durch ein rezentes Publikum. Anstatt dies als hermeneutische Aporie anzusehen (und sich gegen diese Assoziationen zu wehren) bietet sich auch die Chance, in der Kommunikation zwischen praktischem Interpreten und Publikum ein mittelalterliches Modell fiktionaler Kommunikation mutatis mutandis zu reaktivieren: Nach dem Vorbild der Erzähler mittelalterlicher Epik als Vermittler einer Interpretation eines Stoffes einer historischen Vergangenheit an ein rezentes Publikum kann das Oszillieren zwischen Alterität und Egalität forciert und die Aktualisierung mittelalterlicher Kunst als Übersetzungsvorgang wahrnehmbar gemacht werden. Dabei ist der praktische Interpret nicht etwa der Wissende, der sein Publikum belehrt, sondern er begibt sich zusammen mit seinem Publikum auf die Suche nach Sinn und Ästhetik in der Spannung zwischen vergangenen und gegenwärtigen Mustern.

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Marco Döttlinger

Perspektiven zeitgenössischer KomponistInnen auf das Werk des

Mönchs von Salzburg

Das Duo Enssle-Lamprecht, ein in Salzburg ansässiges

Spezialistenensemble sowohl zeitgenössischer als auch Alter Musik, verfolgt

seit dem Jahr 2014 ein ambitioniertes Projekt. Unter dem Titel „Mönch von

Salzburg – Gesamtaufführung“ werden Lieder erarbeitet und in Kooperation

mit der Internationalen Paul Hofhaymer Gesellschaft Salzburg aufgeführt.

Darüber hinaus wird jeweils eine Neukomposition, die sich auf die Texte des

Mönchs von Salzburg bezieht, in Auftrag gegeben und präsentiert. Der

Vortrag widmet sich diesen Stücken und versucht anhand einiger Ton- und

Videobeispiele zu zeigen, wie sich heute lebende KomponistInnen (Herbert

Grassl, Hannes Kerschbaumer u.a.) mit den Texten bzw. Inhalten des

Mönchs von Salzburg auseinandersetzen.

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Walter Kurt Kreyszig

Die weltlichen und geistlichen Werke des Mönchs von Salzburg im Kontext der Mündlichkeit und Schriftlichkeit von Monophonie

Von der ursprünglichen Aufzeichnung zur späteren Überlieferung seines Repertoires in Handschriften – rhythmische oder arhythmische Interpretation?

Ähnlich wie bei der sich vom 12. bis 16. Jahrhundert erstreckenden schriftlichen Überlieferung des Repertoires des Minnesang und des Meistersang sowie der Troubadour und Trouvère, die jeweils eine Reihe von ganz verschiedenen Notationen, die angesichts der sich über viele Jahrhunderte erstreckende Wandlung in der Notation, vor allem was die aus dem Kontext abzuleitende Rhythmik betrifft, von der vormodalen und modalen Notation (hauptsächlich der cum litteris und bisweilen auch der sine litteris Notation), über die vorfrankonische und frankonische Notation, bis hin zur französischen Mensuralnotation, unterworfen ist, so stehen auch die weltlichen sowie geistlichen Werke des Mönches von Salzburg in einem besonders prekären Verhältnis, was Komposition und Aufzeichnung in ursprünglicher Form, spätere Überlieferung sowie moderne Übertragung und entsprechende Interpretation betrifft, denn die zur Zeit der Komposition seiner vielfaltigen, nur annähernd datierbaren Werke im Umgang befindliche Notation unterscheidet sich von der schriftlichen Überlieferung seines Œuvres in den nachfolgenden Jahrhunderten.

Im Zuge einer zeitgerechten Interpretation der Monophonie des Mönchs von Salzburg, was die Rhythmik betrifft, muss sich der Interpret / die Interpretin für eine von zwei grundsätzlich verschiedenen Lösungen entscheiden. Entweder hält er/sie sich in der musikalischen Gestaltung des Textes stets an eine streng rhythmische, jeweils durch die Notation in der einzelnen Handschrift vorgegebene Interpretation oder bevorzugt, dem Vorbild der Gregorianik folgend, eine natürliche Deklamation des Textes und somit eine arhythmische Interpretation. Dabei ist die entsprechende Entscheidung, was die rhythmische Interpretation betrifft, vollends in den Verantwortungsbereich der/des Ausführenden gestellt.

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Thomas M. Schallaböck

Die weltlichen Lieder des Mönchs als Spiegel seiner Zeit

Da Künstler mit ihren Werken zumeist die eigene Existenz absichern

müssen, sind sie oftmals komplett von denen abhängig, die aktuell die Macht

besitzen. Den Machthabern geht es um die Konservierung des bestehenden

Status, das Neue birgt die Gefahr der Veränderung und könnte sie vielleicht

in ihrer Position angreifen. Andererseits löst die biedere Reproduktion des

gewohnten Alltags und der puren Banalität keine Begeisterung aus.

Langeweile war das Letzte, was der Minnesänger an einem kalten

Winterabend der höfischen Gesellschaft bieten durfte.

Wohl auch für den Mönch von Salzburg galt der mittelalterliche Grundsatz

„Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“. Auch er berichtet vom

Althergebrachten. Doch immer wieder sucht er inhaltlich, sprachlich und

musikalisch das Außergewöhnliche und Andere. Der wahre Reiz liegt für

den Künstler im Neuen und Unerwarteten, in Dissonanz und Brechung. Um

ein sorgenfreies Leben führen zu können, durfte er aber nie zu weit gehen.

Er musste sich auf die Kunst verstehen, die richtige Balance zwischen

Anpassung und Provokation, Alt und Neu, Vertrautem und Ungewöhnlichem

zu finden.

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Britta Bußmann

Von Christus zu Maria.

„Sälig sei der selden zeit“ (G 17) als Bearbeitung der

Ostersequenz „Mundi renovatio“

Unter dem Namen des Mönchs von Salzburg ist neben einer Übersetzung

(G 28: „Aller werlde Gelegenhait) auch eine freiere Bearbeitung der

Ostersequenz „Mundi renovatio“ überliefert, nämlich „Sälig sei der selden

zeit“ (G 17), das die Melodie der Ostersequenz neu textiert und dabei

inhaltlich neu ausrichtet. Deutet das lateinische Original die Auferstehung

Christi als Neuanfang für die gesamte Welt, als allumfassenden Frühling, vor

dem die Kälte des Todes weichen muss, liegt der Fokus der Neutextierung

auf dem Lob Marias, weil sie durch die Geburt des Erlösers das

Ostergeschehen erst ermöglicht hat. Ebenso wie G 2: „Pluom gezartet, ros

an doren“ (Neutextierung zu „Lauda sion salvatorem“) und G 4: „Muter, guter

sach die pest“ (Neutextierung zu „Veni sancte spiritus“) gehört „Sälig sei der

selden zeit“ damit zu der kleinen Gruppe von Neutextierungen, die

ursprünglich auf die einzelnen Personen der Trinität bezogene Sequenzen

auf Maria ummünzen.

Der Vortrag soll die Bearbeitungsstrategien des Mönchs für „Sälig sei der

selden zeit“ aufzeigen. Dabei soll auch die Wirkung der primär musikalisch

gestifteten Verbindung zwischen Maria und dem Erlöser Christus

einbezogen werden, und zwar vor dem Hintergrund der ähnlich gelagerten

Bearbeitungstendenzen von G 2 und G 4.

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Stefan Engels

Die geistlichen Lieder des Mönchs von Salzburg. Material und Interpretation

Das Gesamtwerk des Mönchs von Salzburg lässt sich sehr genau in geistliche und weltliche Lieder einteilen, die sich stilistisch in hohem Maße voneinander unterscheiden. Grundlage der geistlichen Lieder ist die Salzburger diözesane Liturgie des Mittelalters. Sie lassen sich demzufolge in zwei Gruppen einteilen: einerseits Gesänge, deren Melodien aus Hymnen und Sequenzen der mittelalterlichen Liturgie übernommen sind, mit wörtlicher oder freier Übersetzung oder auch als Kontrafaktur auf einen neuen Text, andererseits Lieder mit freien Melodien.

Die Handschriften überliefern uns die Melodien in der in liturgischen Büchern gebrauchten sogenannten „Gotischen Choralnotation“, teilweise wie in der Gregorianik ohne genaue rhythmische Notenwerte für Lieder im freien Wortrhythmus, teilweise in der für jene Zeit üblichen semimensuralen Notation mit langen und kurzen Notenwerten (Doppelnote, Notenkopf als Raute ohne oder mit Hals).

Die geistlichen Lieder berücksichtigen alle wichtigen Feste des Kirchenjahres, ohne dass damit bewusst an ein projektiertes geistliches Liederbuch zu denken ist. Ob die Gesänge für eine Verwendung im Gottesdienst gedacht waren, ist zweifelhaft. Dagegen spricht die bei manchen Gesängen teilweise raffinierte künstlerische Ausgestaltung, wie zum Beispiel die Variation in den Strophenmelodien, die sie für einen Gebrauch in der Liturgie nicht geeignet erscheinen lassen. Die klangliche Realisierung der geistlichen Gesänge des Mönchs hängt daher von der Sichtweise der jeweiligen Interpreten ab. Man kann die Stücke eher als aus der Liturgie entstanden sehen, oder man fasst sie als geistliche Lieder in der Tradition der Minnesänger auf. Beide Sichtweisen haben ihre Berechtigung.

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Der Arbeitsschwerpunkt Salzburger Musikgeschichte

Seit Wintersemester 2014/15 am Department für Musikwissenschaft der Universität Mozarteum Salzburg angesiedelt, widmet sich der »Arbeitsschwerpunkt Salzburger Musikgeschichte« der Erschließung von Themen der Salzburger Musikgeschichte im Netzwerk von Quellen, Rezeption und Interpretation.

Auf der unter http://www.salzburger-musikgeschichte.at/ abrufbaren Homepage werden Informationen zur Salzburger Musikgeschichte unter anderem durch Übersichten zu Archivalien und eine Linksammlung zugänglich gemacht, im Netzwerk »Biographisches Mosaik« sind Kurzbiographien zu Persönlichkeiten der Salzburger Musikgeschichte des späten 19. bis 21. Jahrhunderts nachzulesen. Unter http://www.w-k.sbg.ac.at ermöglicht eine Datenbank »Bibliographie zur Salzburger Musikgeschichte« raschen Zugriff auf einschlägige Fachliteratur in Kooperationspartnerschaft mit dem gemeinsamen Schwerpunkt „Wissenschaft & Kunst“ der Paris Lodron Universität und Universität Mozarteum Salzburg.

Außerdem verwirklicht der Arbeitsschwerpunkt themenspezifische Forschungsvorhaben zur Salzburger Musikgeschichte. So vergibt er Werkverträge und veranstaltet Tagungen, deren Vorträge und Ergebnisse in der Reihe »Veröffentlichungen des Arbeitsschwerpunktes Salzburger Musikgeschichte« publiziert werden.

Seitens des Arbeitsschwerpunktes (dem die 2011 im Rahmen von „Wissenschaft & Kunst“ eingerichtete „Forschungsplattform Salzburger Musikgeschichte“ vorausging) veranstaltete Führungen vermitteln einem breiten Kreis von Interessierten Einblicke in bedeutende Schauplätze der Salzburger Musikgeschichte, das aktuelle Salzburger Musikleben sowie seine tragenden Institutionen.

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Publikationen seit dem Jahr 2011

Eberhard Preußner (1899–1964). Musikhistoriker – Musikpädagoge – Präsident. Dokumentation einer Ausstellung und eines Symposions an der Universität Mozarteum, hg. v. Thomas Hochradner und Michaela Schwarzbauer, Wien: Hollitzer Wissenschaftsverlag 2011 (Veröffentlichungen der Forschungsplattform Salzburger Musikgeschichte, Band 1, zugleich Veröffentlichungen zur Geschichte der Universität Mozarteum Salzburg, Band 2).

Salzburgs Musikgeschichte im Zeichen des Provinzialismus? Die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts, hg. v. Dominik Šedivý, Wien: Hollitzer Wissenschaftsverlag 2014 (Veröffentlichungen der Forschungsplattform Salzburger Musikgeschichte, Band 2).

Von Venedig nach Salzburg. Spurenlese eines vielschichtigen Transfers, hg. v. Gerhard Ammerer, Ingonda Hannesschläger und Thomas Hochradner, Wien: Hollitzer Wissenschaftsverlag 2015 (Veröffentlichungen der Forschungsplattform Salzburger Musikgeschichte, Band 3).

Von der Musikschule zum Konservatorium. Das Mozarteum 1841–1922, hg. v. Julia Hinterberger, Wien: Hollitzer Wissenschaftsverlag 2017 (Veröffentlichungen des Arbeitsschwerpunktes Salzburger Musikgeschichte, Band 4: Geschichte der Universität Mozarteum Salzburg, Band 1, zugleich Veröffentlichungen zur Geschichte der Universität Mozarteum Salzburg, Band 10).

Salzburgs Hymnen von 1816 bis heute. Dokumentation einer Tagung im Rahmen von „Salzburg 20.16“ für den Arbeitsschwerpunkt Salzburger Musikgeschichte an der Universität Mozarteum Salzburg, hg. v. Thomas Hochradner unter Mitarbeit von Julia Lienbacher, Münster u.a.: LIT Verlag 2017 (Musikwissenschaft, Band 25).

„Those were the days“ … Salzburgs populäre Musikkulturen der 1950er und 1960er Jahre, hg. v. Thomas Hochradner und Sarah Haslinger, Wien: Hollitzer Wissenschaftsverlag 2017 (Veröffentlichungen des Arbeitsschwerpunktes Salzburger Musikgeschichte, Band 5).

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RAUM FÜR NOTIZEN

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