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Der sudetendeutsche Filme- macher und Künstler Peter Ko- ber dokumentierte schon die Lebensläufe vieler Leute. Sei- ne kleine Filmproduktionsfir- ma zeichnet auf Bestellung auf künstlerisch anspruchsvolle Weise in Bild und Ton den Weg von Menschen nach, die so ein Filmdokument der Nachwelt hinterlassen wollen. S chon viele Leute haben sich bei mir gemeldet, die für Kin- der und Enkel ein kleines Video- dokument ihres Lebens drehen lassen wollten“, sagt der Filme- macher stolz. „So können sie pak- kend zeigen, was sie alles erlebt haben und so manche Lebens- weisheit weitergeben.“ Darunter waren auch die betagte Lands- männin Rosy H. aus Groß Kletz- an nördlich von Prag und Rei- mar H., ein Siebenbürger Sachse, der in Oberbayern seinen Le- bensabend verbringt. Nach den Dreharbeiten habe er von seinen Kunden schon oft gehört: „Das alles zu erzählen, hat mir gut ge- tan, und meinen Biographiefilm schauen sich alle an!“ Der im Jahr 1949 geborene Peter Kober verbrachte 26 Jah- re in Spanien, wo er als Zahnarzt und freischaffender Künstler tä- tig war. Vor drei Jahren kehrte er in seine bayerische Geburtshei- mat zurück und lebt und arbei- tet seither in Geretsried, einem typischen Vertriebenenort süd- lich von München. Aus einem Hobby wurde eine erfolgreiche Nebentätigkeit: Gemeinsam mit Ehefrau Irmgard betreibt Kober die „la fuente videoproduction“, die private Videobiographien er- stellt. In den bis zu 45minütigen Filmportraits wird liebevoll-sen- sibel die persönliche Geschichte eines Menschen dokumentiert, in ähnlicher Weise wie etwa in der beliebten Dokumentarfilm- reihe „Lebenslinien“ des Bayeri- schen Fernsehens. Die Beschäftigung mit der Ver- gangenheit, der von fremden und der eigenen, rührt sicher auch vom Interesse an der Familienge- schichte her: Kobers Vater Franz, der 2002 starb, kam aus Hohenel- be im Riesengebirge und wurde nach der Vertreibung Zahnarzt. Schon dessen Vater war in Ho- henelbe Zahnarzt gewesen, seine Mutter stammte aus einem Ho- tel in Spindlermühle. Der Denti- stenberuf liegt den Kobers wohl im Blut; auch Peter Kobers bei- den Brüder Stefan und Michael wurden Zahnärzte und praktizie- ren in München. Die Neugier auf die „alte“ Heimat der Familie war so groß, daß alle drei Koberbrü- der erst vergangenen Frühling das Riesengebirge und Prag be- suchten, wie Peter Kober erzählt. „Insofern passe ich durchaus in die Sudetendeutsche Zeitung“, schmunzelt er. Inzwischen nimmt seine künst- lerische Betätigung zu, aber Pe- ter Kober war schon seit frühester Jugend hobbymäßig als Schau- spieler, Filmemacher, Drehbuch- autor und Kameramann aktiv. Er führt Regie bei der Aufnahme und am Schneidetisch. Ehefrau Irmgard hat sich im Lauf der Jah- re auf die anfallende redaktionel- le Arbeit, Ton- und Bildbearbei- tung spezialisiert. Die ehemali- ge Kieferorthopädin ist ebenfalls künstlerisch als Keramikerin und therapeutisch als Ayurveda-Er- nährungsberaterin aktiv. „Sicher würden auch viele Landsleute Interesse daran ha- ben, ein filmisches Werk über ihr Leben für ihre Familie und Nach- kommen zu hinterlassen“, meint der Filmbiograph. Berichte über die Heimat, die Vertreibung und den Neuanfang nach dem Zwei- ten Weltkrieg könnten in profes- sioneller Gestaltung auch eher das Interesse an der Vergangen- heit wecken, das vielen jungen Leuten fehlt. „Digitalfotos macht heute schon jeder, aber schöne Filme eher nicht“, so Kober. Technisch ist er professionell ausgestattet mit drei Kameras, Tonanlage und eigenem Schnitt- studio. Seine Filme sind auch einem hohen ästhetischen An- spruch verpflichtet: Als Künst- ler, der viele Ausstellungen mit seinen Gemälden veranstalte- te, sucht Peter Kober auch nach den passenden Bildern und der glanzvollsten Perspektive, und dies nicht mehr nur an der Staffe- lei, sondern hinter der Kamera. Dazu gehören auch sprachlich anspruchsvolle Texte. Wie sen- sibel Kober der Literatur gegen- über ist, zeigte er Ende Oktober bei einer öffentlichen Lesung aus Mozarts Briefen, die er allein be- stritt. Bei den gut ausgewählten Passagen schlug er als Rezitator einen unverkennbar österreichi- schen Ton an, der das Wolferl richtig präsent werden ließ. „Gute Texte sind wichtig, und dafür arbeite ich mit meinen Kunden auch ein grundlegen- den Drehplan aus, der aber viel Platz läßt für unvorhergesehe- ne, spontane Momente und erst im Interview aufkommende Erin- nerungen“, so Peter Kober. In ei- nem Vorgespräch werden Inhalt und Themen des Lebensfilms grob festgelegt, Foto- und Film- material gesichtet und ausge- wählt, Außendrehorte festgelegt und gewünschte Musik bespro- chen. Die Hauptperson steht im- mer im Mittelpunkt und erläutert in einem frei gehaltenen Inter- view selbst die im Film eingebet- teten Fotos, Lebensschauplätze und Szenerien. Die künstlerische Gestaltung liegt voll im objek- tiven Blickwinkel des Filmers. Beim Betrachten der Rohfassung des Films mit den Hauptperso- nen werden allerdings die kor- rekte Einbindung von Fotos, zeit- liche Zuordnungen und weitere Details überprüft und gegebe- nenfalls korrigiert. „Wer seine Lieben überra- schen will, kann so ein Film- portrait auch als Gutschein ver- schenken, wenn der Opa sich nicht selber traut“, erläutert Ko- ber. Und leisten könne sich das wohl jeder, die Preise sind mo- derat und beginnen bei etwa 900 Euro für ein Kurzportrait. Für die humanitäre „Hilfsaktion Noma“, die in Afrika vor Ort Hilfe gegen die schreckliche Kinderkrankheit Noma leistet, verzichtete er aller- dings ganz auf das Honorar und stiftete sein Filmportrait, das für weitere Unterstützung der von Ute Winkler-Stumpf 1994 in Re- gensburg gegründeten Hilfsor- ganisation sorgen soll. Glückliche Kunden kann er schon viele vorweisen, auch wenn er noch nicht lange wieder in Deutschland lebt, Privatperso- nen wie auch Kleinunternehmen ließen sich von ihm im Film por- traitieren. Neben den Biographi- en kann man auch Dokumenta- tionen über geliebte Hobbys so- wie wichtige Lebensereignisse – wie gerade erst bei zwei Hoch- zeiten – oder Firmenportraits zusammenstellen lassen: „Anre- gungen sind uns willkommen, und wir sind als Kleinteam sehr flexibel“, so die Kobers. So zeigte er in einem Film die Schönheiten Finnlands, der Wahlheimat ei- nes Freundes. Und die Reise der Koberbrüder ins Riesengebirge wurde ein Familienfilm. Susanne Habel Informationen bei La fuente vi- deoproduction, Dr. Peter Kober, Isardamm 91f, 82538 Geretsried. Telefon (0 81 71) 9 19 67 25, eMail info@filmvita.de. Internet http:// filmvita.de. Ernährungsberatung: Telefon (0 81 71) 9 97 65 67, Inter- net www.dr-irmgard-kober.de KULTUR Sudetendeutsche Zeitung Folge 46 | 13. 11. 2015 9 Der Oxford-Absolvent Christopher Kober (links) unterstützt seine Eltern Dr. Irmgard und Dr. Peter Kober manch- mal, indem er bei Internet-Technologien hilft. Die Gemälde von Dr. Peter Kober entstanden meist noch im sonnigen Andalusien, wo er über ein Vierteljahrhundert lebte. Bilder (4): Susanne Habel Filmbiographien und Dokumentationen von Künstlerhand Persönliche Lebenslinien Dr. Peter Kober mit der Kamera bei den Dreharbeit in Niger für den Noma-Film. Eine Filmbiographie dauert insge- samt etwa vier Wochen bis zur Fertigstellung als DVD oder Blue-Ray-Disc. Bilder: Archiv Kober/Wiebke Richter Dr. Irmgard Kober mit einem ihrer Keramikkunstwerke und beim Filmschnitt am Computer. Das ehemalige Haus der Kobers in Hohenelbe vor und nach der Renovierung. Bilder: Archiv Kober

Der Oxford-Absolvent Christopher Kober (links) unterstützt seine …filmvita.de/wp-content/uploads/2016/02/PKober_Filmvita.pdf · 2016. 2. 12. · grob festgelegt, Foto und Film

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Page 1: Der Oxford-Absolvent Christopher Kober (links) unterstützt seine …filmvita.de/wp-content/uploads/2016/02/PKober_Filmvita.pdf · 2016. 2. 12. · grob festgelegt, Foto und Film

Der sudetendeutsche Filme-macher und Künstler Peter Ko-ber dokumentierte schon die Lebensläufe vieler Leute. Sei-ne kleine Filmproduktionsfir-ma zeichnet auf Bestellung auf künstlerisch anspruchsvolle Weise in Bild und Ton den Weg von Menschen nach, die so ein Filmdokument der Nachwelt hinterlassen wollen.

Schon viele Leute haben sich bei mir gemeldet, die für Kin­

der und Enkel ein kleines Video­dokument ihres Lebens drehen lassen wollten“, sagt der Filme­macher stolz. „So können sie pak­kend zeigen, was sie alles erlebt haben und so manche Lebens­weisheit weitergeben.“ Darunter waren auch die betagte Lands­männin Rosy H. aus Groß Kletz­an nördlich von Prag und Rei­mar H., ein Siebenbürger Sachse, der in Oberbayern seinen Le­bensabend verbringt. Nach den Dreharbeiten habe er von seinen Kunden schon oft gehört: „Das alles zu erzählen, hat mir gut ge­tan, und meinen Biographiefilm schauen sich alle an!“

Der im Jahr 1949 geborene Peter Kober verbrachte 26 Jah­re in Spanien, wo er als Zahnarzt und freischaffender Künstler tä­tig war. Vor drei Jahren kehrte er in seine bayerische Geburtshei­mat zurück und lebt und arbei­tet seither in Geretsried, einem typischen Vertriebenenort süd­lich von München. Aus einem Hobby wurde eine erfolgreiche Nebentätigkeit: Gemeinsam mit Ehefrau Irmgard betreibt Kober die „la fuente videoproduction“, die private Videobiographien er­stellt. In den bis zu 45minütigen Filmportraits wird liebevoll­sen­sibel die persönliche Geschichte eines Menschen dokumentiert, in ähnlicher Weise wie etwa in der beliebten Dokumentarfilm­reihe „Lebenslinien“ des Bayeri­schen Fernsehens.

Die Beschäftigung mit der Ver­gangenheit, der von fremden und der eigenen, rührt sicher auch vom Interesse an der Familienge­schichte her: Kobers Vater Franz, der 2002 starb, kam aus Hohenel­be im Riesengebirge und wurde nach der Vertreibung Zahnarzt. Schon dessen Vater war in Ho­henelbe Zahnarzt gewesen, seine

Mutter stammte aus einem Ho­tel in Spindlermühle. Der Denti­stenberuf liegt den Kobers wohl im Blut; auch Peter Kobers bei­den Brüder Stefan und Michael wurden Zahnärzte und praktizie­ren in München. Die Neugier auf die „alte“ Heimat der Familie war so groß, daß alle drei Koberbrü­der erst vergangenen Frühling das Riesengebirge und Prag be­suchten, wie Peter Kober erzählt. „Insofern passe ich durchaus in die Sudetendeutsche Zeitung“, schmunzelt er.

Inzwischen nimmt seine künst­lerische Betätigung zu, aber Pe­ter Kober war schon seit frühester Jugend hobbymäßig als Schau­spieler, Filmemacher, Drehbuch­autor und Kameramann aktiv. Er

führt Regie bei der Aufnahme und am Schneidetisch. Ehefrau Irmgard hat sich im Lauf der Jah­re auf die anfallende redaktionel­le Arbeit, Ton­ und Bildbearbei­tung spezialisiert. Die ehemali­ge Kieferorthopädin ist ebenfalls künstlerisch als Keramikerin und therapeutisch als Ayurveda­Er­nährungsberaterin aktiv.

„Sicher würden auch viele Landsleute Interesse daran ha­ben, ein filmisches Werk über ihr Leben für ihre Familie und Nach­kommen zu hinterlassen“, meint der Filmbiograph. Berichte über die Heimat, die Vertreibung und den Neuanfang nach dem Zwei­ten Weltkrieg könnten in profes­sioneller Gestaltung auch eher das Interesse an der Vergangen­

heit wecken, das vielen jungen Leuten fehlt. „Digitalfotos macht heute schon jeder, aber schöne Filme eher nicht“, so Kober.

Technisch ist er professionell ausgestattet mit drei Kameras, Tonanlage und eigenem Schnitt­studio. Seine Filme sind auch einem hohen ästhetischen An­spruch verpflichtet: Als Künst­ler, der viele Ausstellungen mit seinen Gemälden veranstalte­te, sucht Peter Kober auch nach den passenden Bildern und der glanzvollsten Perspektive, und dies nicht mehr nur an der Staffe­lei, sondern hinter der Kamera.

Dazu gehören auch sprachlich anspruchsvolle Texte. Wie sen­sibel Kober der Literatur gegen­über ist, zeigte er Ende Oktober

bei einer öffentlichen Lesung aus Mozarts Briefen, die er allein be­stritt. Bei den gut ausgewählten Passagen schlug er als Rezitator einen unverkennbar österreichi­schen Ton an, der das Wolferl richtig präsent werden ließ.

„Gute Texte sind wichtig, und dafür arbeite ich mit meinen Kunden auch ein grundlegen­den Drehplan aus, der aber viel Platz läßt für unvorhergesehe­ne, spontane Momente und erst im Interview aufkommende Erin­nerungen“, so Peter Kober. In ei­nem Vorgespräch werden Inhalt und Themen des Lebensfilms grob festgelegt, Foto­ und Film­material gesichtet und ausge­wählt, Außendrehorte festgelegt und gewünschte Musik bespro­

chen. Die Hauptperson steht im­mer im Mittelpunkt und erläutert in einem frei gehaltenen Inter­view selbst die im Film eingebet­teten Fotos, Lebensschauplätze und Szenerien. Die künstlerische Gestaltung liegt voll im objek­tiven Blickwinkel des Filmers. Beim Betrachten der Rohfassung des Films mit den Hauptperso­nen werden allerdings die kor­rekte Einbindung von Fotos, zeit­liche Zuordnungen und weitere Details überprüft und gegebe­nenfalls korrigiert.

„Wer seine Lieben überra­schen will, kann so ein Film­portrait auch als Gutschein ver­schenken, wenn der Opa sich nicht selber traut“, erläutert Ko­ber. Und leisten könne sich das wohl jeder, die Preise sind mo­derat und beginnen bei etwa 900 Euro für ein Kurzportrait. Für die humanitäre „Hilfsaktion Noma“, die in Afrika vor Ort Hilfe gegen die schreckliche Kinderkrankheit Noma leistet, verzichtete er aller­dings ganz auf das Honorar und stiftete sein Filmportrait, das für weitere Unterstützung der von Ute Winkler­Stumpf 1994 in Re­gensburg gegründeten Hilfsor­ganisation sorgen soll.

Glückliche Kunden kann er schon viele vorweisen, auch wenn er noch nicht lange wieder in Deutschland lebt, Privatperso­nen wie auch Kleinunternehmen ließen sich von ihm im Film por­traitieren. Neben den Biographi­en kann man auch Dokumenta­tionen über geliebte Hobbys so­wie wichtige Lebensereignisse – wie gerade erst bei zwei Hoch­zeiten – oder Firmenportraits zusammenstellen lassen: „Anre­gungen sind uns willkommen, und wir sind als Kleinteam sehr flexibel“, so die Kobers. So zeigte er in einem Film die Schönheiten Finnlands, der Wahlheimat ei­nes Freundes. Und die Reise der Koberbrüder ins Riesengebirge wurde ein Familienfilm.

Susanne Habel

Informationen bei La fuente vi-deoproduction, Dr. Peter Kober, Isardamm 91f, 82538 Geretsried. Telefon (0 81 71) 9 19 67 25, eMail [email protected]. Internet http://filmvita.de. Ernährungsberatung: Telefon (0 81 71) 9 97 65 67, Inter-net www.dr-irmgard-kober.de

KULTURSudetendeutsche ZeitungFolge 46 | 13. 11. 2015 9

Der Oxford-Absolvent Christopher Kober (links) unterstützt seine Eltern Dr. Irmgard und Dr. Peter Kober manch-mal, indem er bei Internet-Technologien hilft.

Die Gemälde von Dr. Peter Kober entstanden meist noch im sonnigen Andalusien, wo er über ein Vierteljahrhundert lebte. Bilder (4): Susanne Habel

� Filmbiographien und Dokumentationen von Künstlerhand

Persönliche Lebenslinien

Dr. Peter Kober mit der Kamera bei den Dreharbeit in Niger für den Noma-Film. Eine Filmbiographie dauert insge-samt etwa vier Wochen bis zur Fertigstellung als DVD oder Blue-Ray-Disc. Bilder: Archiv Kober/Wiebke Richter

Dr. Irmgard Kober mit einem ihrer Keramikkunstwerke und beim Filmschnitt am Computer. Das ehemalige Haus der Kobers in Hohenelbe vor und nach der Renovierung. Bilder: Archiv Kober