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Der Panther ist eines der bekanntesten Gedichte des deutschsprachigen Dichters Rainer Maria Rilke. Es gilt als Dinggedicht, da es einer stimmenlosen Sache - hier einem Panther - eine Stimme verleiht. Der Panther, welcher zwischen 1902 und 1903 entstand und erstmals in einer böhmischen Zeitschrift erschien, zählt heute zu den bekanntesten Werken des Dichters. Es wurde in zahlreiche Sprachen übertragen und häufig interpretiert, wobei es zum Standardrepertoire des Deutschunterrichts zählt. Rilke bezieht sich in seinem Werk wahrscheinlich auf einen eingesperrten Panther, den er im Jardin des Plantes (franz., dt. Pflanzengarten) gesehen hat. Der Jardin des Plantes ist ein Botanischer Garten in Paris und wurde bereits 1626 angelegt und damit der älteste Bestandteil des Forschungsinstitutes für Naturwissenschaften Muséum national d’histoire naturelle. Ursprünglich wurde der Garten für Heilkräuter genutzt, erhielt allerdings im Zuge der Französischen Revolution eine Ménagerie, also eine zoologische Abteilung. Ein Beschluss des Jahres 1793 sah vor, alle exotischen Tiere allerdings geschlachtet oder ausgestopft werden. Jedoch entschieden sich die Wissenschaftler, die den Zoo leiteten dagegen und ließen die Tiere am Leben. Dadurch gilt dieMénagerie du Jardin des Plantes heute als der älteste wissenschaftlich geleitete Zoo der Welt Die erste Strophe beschreibt, wie ein Panther im Käfig hin und her läuft. Der Sprecher des Gedichts verweist darauf, dass die Welt des Panthers nur aus den Gitterstäben des Käfigs besteht. In der zweiten Strophe wird der geschmeidige und weiche Gang des Panthers beschrieben, wobei angegeben wird, dass das Tier stets im Kreis läuft. Dem Sprecher des Gedichtes scheint es so, als sei der Wille des Tieres betäubt und nicht lebendig. In der dritten Strophe, die den Abschluss des Gedichts bildet, gibt der Sprecher des Gedichts an, dass der Panther manchmal die Augen öffnet und etwas wahrnimmt. Doch die wahrgenommenen Bilder der Außenwelt haben keinerlei Wirkung auf das Bewusstsein des Tieres (mehr?). Gedichtanalyse der äußeren Form Gedichtart Dinggedicht, da es Dingen, die selbst keine Stimme haben, eine Stimme verleiht. Strophen 3 Strophen mit jeweils 4 Verszeilen

Der Panther

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literatur

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Der Pantherist eines der bekanntesten Gedichte des deutschsprachigenDichtersRainer Maria Rilke. Es gilt alsDinggedicht, da es einer stimmenlosen Sache- hier einem Panther -eine Stimme verleiht.Der Panther, welcher zwischen 1902 und 1903 entstand und erstmals in einer bhmischen Zeitschrift erschien, zhlt heute zu den bekanntesten Werken des Dichters. Es wurde in zahlreiche Sprachen bertragen und hufig interpretiert, wobei es zum Standardrepertoire des Deutschunterrichts zhlt.Rilke bezieht sich in seinem Werkwahrscheinlich auf einen eingesperrten Panther, den er imJardin des Plantes(franz., dt. Pflanzengarten) gesehen hat. DerJardin des Plantesist ein Botanischer Garten in Paris und wurde bereits 1626 angelegt und damit der lteste Bestandteil des Forschungsinstitutes fr NaturwissenschaftenMusum national dhistoire naturelle.Ursprnglich wurde der Garten fr Heilkruter genutzt,erhielt allerdings im Zuge der Franzsischen Revolution eine Mnagerie, also eine zoologische Abteilung. Ein Beschluss des Jahres 1793 sah vor, alle exotischen Tiere allerdings geschlachtet oder ausgestopft werden. Jedoch entschieden sich die Wissenschaftler, die den Zoo leiteten dagegen und lieen die Tiere am Leben. Dadurch gilt dieMnagerie du Jardin des Plantesheute als der lteste wissenschaftlich geleitete Zoo der WeltDieerste Strophebeschreibt, wie ein Panther im Kfig hin und her luft. Der Sprecher des Gedichts verweist darauf, dass die Welt des Panthers nur aus den Gitterstben des Kfigs besteht.In derzweiten Strophewird dergeschmeidigeundweicheGang des Panthers beschrieben, wobei angegeben wird, dass das Tier stets im Kreis luft. Dem Sprecher des Gedichtes scheint es so, als sei der Wille des Tieres betubt und nicht lebendig.In derdritten Strophe, die den Abschluss des Gedichts bildet, gibt der Sprecher des Gedichts an, dass der Panther manchmal die Augen ffnet und etwas wahrnimmt. Doch die wahrgenommenen Bilder der Auenwelt haben keinerlei Wirkung auf das Bewusstsein des Tieres(mehr?).GedichtanalysederuerenForm

GedichtartDinggedicht, da es Dingen, die selbst keine Stimme haben, eine Stimme verleiht.

Strophen3 Strophen mit jeweils 4 Verszeilen

VerseInsgesamt 12 Verszeilen aus 87 Wrtern in 5 Stzen

Versma(Metrum)durchgngig fnfhebigerJambus, im 12. Vers allerdings vierhebiger Jambus

Reimschemaabab cdcd efef (Kreuzreim)

ReimformenEndreim:Stbe/gbe, hlt/Welt, Schritte/Mitte, dreht/steht, Pupille/Stille, hinein/sein

Binnenreim,Assonanz:Stbe/gbe

ZeitformPrsens(Gegenwart)

Stilmittelim GedichtDer Panther

StilmittelVersTextstelle

Personifikation1, 2VorbergehenderStbe; SeinBlickist []mdgeworden

Assonanz(vokalischer Gleichklang)1, 2Stbe / hlt

RepetitioWiederholung1, 5Wiederholung des WortesStbein Zeile 1 und 5

Perspektivwechsel1, 3Sein Blick(auen),Ihm ist(innen)

Assonanz(vokalischer Gleichklang)3Stbe / gbe

Alliteration5Gang,geschmeidig

Hyperbel6allerkleinstenKreise

Vergleich7istwieein Tanz von Kraft

Paradoxon8betubtein groerWille

Metapher9Vorhang der Pupille

Personifikation10DanngehteinBildhinein

Metapher12hrt imHerzenauf zu sein

EnjambementvieleSatzende und Versende fallen, von den letzten Versen der Strophen abgesehen, meist nicht zusammen. Jeder Satz wird ber mehrere Verse gestreckt. Von Vers 1 auf Vers 2 und von Vers 9 auf 10 liegt sogar ein starkes Enjambement vor.

Der Pantherist eine sinnbildliche Darstellung des Leidens eines Lebewesens in Gefangenschaft. Eine Gefangenschaft kann einerseits ganz praktisch, also durch das tatschliche Eingesperrtsein vorliegen, aber andererseits auch durch gesellschaftliche oder alltgliche Grenzen entstehen.Im Gedicht ist es ein Panther, also ein Tier, das die eigene Umwelt kaum mehr wahrnimmt und der Auenwelt nur noch passiv gegenbersteht. Deutlich wird dies vor allem dadurch, dass im Gedicht keine tatschliche Handlung, sondern nur eine Situation beschrieben wird. Der Panther, welcher handeln knnte, ist passiv, fast unbewegt und agiert nicht mit der Auenwelt.Diese Haltung wird bereits im ersten Vers deutlich. Es ist hierbei nicht der Panther, der an den Stben entlangschreitet, sondern es sind die Stbe selbst, die am Tiervorbergehen. Das Unbelebte, also die Stbe, sind folglich beweglicher oder lebendiger, als das Lebewesen selbst.Zwar gibt es im Gedicht einige Verben, die eine Handlung ausdrcken knnten, wie etwadrehtoder dasNomenTanz, doch werden diese im gleichen Zuge verneint. Der Panther dreht nmlich keine groen Runden, sondern konzentriert seine Bewegungen aufallerkleinstemRaum und tanzt umeine Mitteinnerhalb dieses kleinen Raumes. So wird auch in Wrtern, die aktiv scheinen, der Stillstand deutlich.Dieser Stillstand wird nicht nur benannt, sondern auch durch sprachliche Mittel, also aufgrund uerer Merkmale, deutlich. So gibt es kaum harteKonsonanten, die schnell wirken knnten oder fr zackige Bewegungen stehen, sondern es dominieren langeVokale, wodurch das Gedicht auch sprachlich gleichmig erscheint und die eigene Aussage unterstreicht.Weiterhin wird die gleichmige Bewegung, die den Stillstand meint, durch zahlreicheEnjambements, also Zeilenumbrche, deutlich. Die einzelnen Stze des Gedichts erstrecken sich nmlich ber mehrere Verse, wodurch das Hin und Her, das Nicht-Vorankommen, des Panthers symbolisch aufgegriffen wird.Der Stillstand wird im Gedicht aber nicht nur durch das Negieren der Bewegung aufgezeigt, sondern gleichermaen durch das Auflsen von Zeit und Raum. So scheint es einerseitskeine Welthinter den Gitterstben zu geben und andererseits wird durch das Verwenden langer Vokale, die gleichmige Form und den alternierenden Rhythmus ein gleichbleibendes und gedehntes Konstrukt geschaffen.Dieser sprachliche und formale Stillstand oder Gleichtakt scheint das Lebendige zu gefhrden, weshalb der Wille des Tieres betubt erscheint, also erstarrt ist, was die Passivitt des Gefangenen erneut in den Vordergrund rckt. Der Gefangene hat folglich keine eigenen Gedanken oder Wahrnehmungen mehr, sondern kennt nur noch die eigene Gefangenschaft. Diese Prsenz der Gefangenschaft wird durch die Wiederholung des WortesStbemageblich unterstrichen.Das Lebendige ist also im Kfig durch die Gefangenschaft erstarrt und auch wenn es einen ueren Impuls gibt, wenn einBildwahrgenommen wird(vgl. Vers 9 und 10), kann es keine Aktionen, also Handlungen, bewirken und die Gefhle(Herz, Vers 12)des Eingesperrten zur Aktivitt animieren.Das Gedicht gibt allerdings keinerlei Weisung oder Anleitung, wie aus einer solchen Gefangenschaft auszubrechen ist, sondern stellt vor allem die Gefhlswelt und das Erleben des Eingesperrten dar. Demnach kannDer Pantherals einAppellinterpretiert werden, der darauf hinweist, dass es das Eingesperrte gibt, dieses wahrgenommen werden und der Blick dafr geschrft sein sollte.