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1 Universität Wien Institut für Geographie Projektseminararbeit Der Truppenübungsplatz Allentsteig - Ein Mittel zur Regionalentwicklung? Eingereicht von: Dr.in Manuela Wade Matr.-Nr.: a0102913 Studienkennzahl: A 066 857 [email protected] PSE Förderung der ländlichen Entwicklung: EU-Programm LEADER 2014+ Wintersemester 2013/14

Der Truppenübungsplatz Allentsteig - Ein Mittel zur … · 2014. 4. 4. · 1 Universität Wien Institut für Geographie Projektseminararbeit Der Truppenübungsplatz Allentsteig -

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  • 1

    Universität Wien

    Institut für Geographie

    Projektseminararbeit

    Der Truppenübungsplatz Allentsteig -

    Ein Mittel zur Regionalentwicklung?

    Eingereicht von:

    Dr.in Manuela Wade

    Matr.-Nr.: a0102913

    Studienkennzahl: A 066 857

    [email protected]

    PSE Förderung der ländlichen Entwicklung:

    EU-Programm LEADER 2014+

    Wintersemester 2013/14

    mailto:[email protected]

  • 2

    LV-Leiter: ao. Univ-Prof. Mag.Dr. Martin Heintel

    ao. Univ.-Prof. Dr. Norbert Weixlbaumer

    Wien, am 17.02.2014

  • 1Einleitung: ........................................................................................................................................................ 3

    2Ausgangslage: Die Zukunft ländlicher Räume als regionalpolitische Herausforderung .................................. 3

    3Theoretische Überlegungen: Funktionen ländlicher Räume im Rahmen von Regional Governance .............. 8

    4Methodische Vorgehensweise: ExpertInnenwissen aus der Region............................................................... 12

    5Bedeutungen des Truppenübungsplatzes Allentsteig ..................................................................................... 13

    6Mögliche Zukunftsszenarien für den Truppenübungsplatz Allentsteig .......................................................... 16

    6.1Szenario 1: Naturpark bzw. Naturerlebnisraum ..................................................................................... 17

    6.2Szenario 2: (ziviles) Sicherheitszentrum ................................................................................................ 17

    6.3Szenario 3: Wild und Jagd ...................................................................................................................... 18

    6.4Zusammenschau möglicher Szenarien ................................................................................................... 18

    7Schlussbemerkungen ...................................................................................................................................... 19

    8Literatur .......................................................................................................................................................... 19

    9ANNEX .......................................................................................................................................................... 22

    1Liste der geführten Experteninterviews in alphabetischer Reihenfolge .................................................... 22

    2Quellen für Abbildungen ........................................................................................................................... 22

  • 4

    1 Einleitung:

    Mangel an Arbeitsplätzen, damit verbundene Abwanderung insbesondere junger Bevölkerungsschichten,

    dadurch entstehende Überalterung, geringe ökonomische Wertschöpfung – der sogenannte

    „Teufelskreis“ vieler ländlicher Regionen scheint durch regionalpolitische Maßnahmen oft nur schwer

    aufzuhalten zu sein. Hinzu kommt bei vielen Regionen noch die Abhängigkeit von einem zentralen

    Arbeitgeber, einem Leitbetrieb, welcher nicht nur direkt für Arbeitsplätze sorgt, sondern auch in seinem

    Umfeld Zulieferbetriebe – sei es, Handwerkerbetreibe oder Gastronomie – versorgt.

    Dies ist der Fall bei den, im Waldviertel in Niederösterreich gelegenen, Gemeinden Allentsteig,

    Schwarzenau, Echsenbach und Göpfritz an der Wild. Insgesamt rund 6.500 EinwohnerInnen leben in diesem

    Gemeinden, die Bevölkerungsdichte ist gering. Dies hängt direkt mit dem bereits erwähnten Leitbetrieb

    zusammen – es handelt sich hierbei nämlich um den Truppenübungsplatz Allentsteig. Er umfasst ein Gebiet

    von 157 Quadratkilometern und prägt somit die gesamte Region: Über den Truppenübungsplatz ist die

    Region bekannt, er schafft Arbeitsplätze und durch seine weitläufige Nutzung haben sich naturräumliche

    Besonderheiten herausgebildet. Gleichzeitig ist mit ihm ein historisches Erbe verbunden und er hat der

    siedlungsstruktuellen Entwicklung seinen Stempel aufgedrückt.

    Doch was passiert, wenn durch Umstrukturierungsprozesse, welche außerhalb des Einflussbereiches der

    Region liegen, Veränderungen geschehen? Konkreter: Was passiert, wenn das österreichische Bundesheer

    beschließt, den Truppenübungsplatz zu verkleinern, Arbeitsplätze abzubauen? Ziel der vorliegenden Arbeit

    ist es, mögliche Um- und Neunutzungen des Truppenübungsplatzes, die im Einklang mit der (klein-

    )regionalen Identität stehen, zu eruieren. Dies gesschieht vor dem Hintergrund regionalpolitischer

    Maßnahmen für den ländlichen Raum sowie auf Basis von ExpertInnenwissen vor Ort. Es geht darum, die

    aktuelle Bedeutung sowie – in weiterer Folge - das mögliche Potenzial des Truppenübungsplatzes Allentsteig

    für eine positive zukünftige Entwicklung der (ländlichen) Region herauszufiltern.

    2 Ausgangslage: Die Zukunft ländlicher Räume als regionalpolitische Herausforderung

    Ländliche Räume werden im Falle der Anwendung siedlungsstruktureller Merkmale häufig durch eine

    besonders geringe Bevölkerungsdichte und größere Entfernung zu Agglomerationszentren, bei Anwendung

    wirtschaftsstruktureller Kriterien dagegen durch einen hohen Anteil des primären Sektors an Flächennutzung,

    Erwerbstätigkeit und Einkommensentstehung sowie ein unterdurchschnittliches Einkommensniveau

    charakterisiert. (Ahrens 2002: 13)

  • 5

    In diesem Sinne können weite Teile des Waldviertels im Bundesland Niederösterreich als ländliche

    Regionen bezeichnet werden: Die Bevölkerungsdichte ist relativ gering, die Abwanderungsraten gehen zwar

    zurück, weite Teile weisen aber bis heute eine negative Wanderungsbilanz auf. Wie Abbildung 1 zeigt, ist

    die Bevölkerung des Bundeslandes Niederösterreich insbesondere seit den 1960er-Jahren gestiegen, während

    sie in den einzelnen Bezirken des Waldviertels seit dieser Zeit rückläufig ist.

    Abb. 1: EinwohnerInnenentwicklung im Waldviertel, Quelle: Waldviertel Blog (download am 23.10.2013)

    Auch die Überalterung wird besonders jenen ländlichen Teilen des Waldviertels, welche sich an

    der Grenze befinden, als Problemlage definiert. Wie aus Abbildung 2 ersichtlich, zeigen gerade

    diese Regionen einen hohen Anteil an Menschen, welche das 65ste Lebensjahr bereits

    überschritten haben.

    Abbildung 2: Altersstruktur in Österreich, Quelle: Statistik Austria (download am 23.10.2013)

  • 6

    Bezüglich der Wirtschaftsleistung ist anzumerken, dass diese unter dem österreichischen und unter dem

    niederösterreichischen Durchschnitt liegt (vgl. Eigner 2006: 341), das Einkommensniveau ist niedrig. Trotz

    der vergleichsweise schwierigen landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen dominiert der primäre Sektor.

    Dem Waldviertel kommt demnach seit dem Ende der industriellen Massenproduktion im letzten Viertel des

    20. Jahrhunderts zunehmend die Funktion der Ausgleichsperipherie mit Erholungsfunktion (Komlosy 2006:

    340) zu.

    Keine leichte Aufgabe für regionalpolitische Maßnahmen, welche die Sicherung der Lebensqualität auch in

    den ländlichen Räumen und dem Abbau regionaler Disparitäten zum Ziel haben. Während in Österreich in

    den 1960er-Jahren dieser Abbau noch durch Wirtschaftswachstum gewährleistet werden sollte, lag der Fokus

    in den 1970ern auf der Entwicklung und Nutzung endogener Potenziale. (vgl. Rockenbauer 2013: 37) In den

    1980ern kam die Netzwerkbildung als regionalpolitische Maßnahme hinzu, seit 1995 die Dimension der EU-

    Regionalpolitik. Auch vonseiten des Landes Niederösterreich gab und gibt es immer wieder Initiativen zur

    Entwicklung des ländlichen Raumes. So beispielsweise seit den 1980er-Jahren das Konzept der

    Kleinregionen, welches die interkommunale Kooperation stärken soll: Mit ihnen wurde eine wichtige

    Plattform der Gemeinden zur Abstimmung und zur Entwicklung innovativer Strategien und Projekte

    geschaffen – mit dem Fokus auf die Themen Daseinsvorsorge und Raumentwicklung. (Amt der NÖ

    Landesregierung 2013) Mittlerweile gibt es in ganz Niederösterreich 58 Kleinregionen – dies bedeutet, dass

    rund 85 Prozent der 573 Gemeinden Mitglied in einer Kleinregion sind.

    Abbildung 3: Kleinregionen in

    Niederösterreich, Quelle:

    Regionalentwicklung Waldviertel (download

    am 12.11.2013) sowie eigene

    Bearbeitung

  • 7

    Eine dieser Kleinregionen ist die Kleinregion ASTEG (siehe Kreis Abbildung 3). Sie vereint die – dem

    Bezirk Zwettl zugehörigen – Gemeinden Allentsteig, Schwarzenau, Echsenbach und Göpfritz an der Wild.

    Insgesamt leben 6.572 Menschen in der Kleinregion (Stand 2012, siehe Tabelle 1).

    Wohnbe- völkerung

    Geburtenbilanz Wanderungs- bilanz

    2012 2001 1991 2010 2010

    Allentsteig 1.995 2.163 2.447 -14 -21

    Echsenbach 1.193 1.249 1.259 1 -47

    Göpfritz a.d. Wild 1.832 1.809 1.881 -7 38

    Schwarzenau 1.552 1.591 1.714 -3 45

    Bezirk Zwettl 43.690 45.653 46.247 -127 -110

    Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung in der Kleinregion ASTEG, Quelle: Statistik Austria (download von Website des

    Landes NÖ am 03.07.2013), eigene Bearbeitung

    Wie aus Tabelle 1 ersichtlich, hat die Kleinregion mit einem Bevölkerungsrückgang, insbesondere jedoch

    mit einer negativen Geburtenbilanz zu kämpfen. Die Wanderungsbilanz ist für die Gemeinden Schwarzenau

    und Göpfitz an der Wild – welche an Verkehrswegen wie Bundesstraße oder Franz-Josefs-Bahn – liegen,

    positiv, in den anderen Gemeinden negativ. Auch in den geführten Experteninterviews wird die

    Abwanderung angesprochen, jedoch geht man von einer Abflachung des Rückgangs seit einigen Jahren aus.

    (vgl. Wallenberger und Maier) Laut anderen Angaben (vgl. Waldhäusl) gibt es keine Verbesserung, vielmehr

    würden einige Gemeinden auf Kosten anderer an Bevölkerung zunehmen, insgesamt bleibt allerdings die

    negative Bevölkerungsentwicklung. Besonders markant ist die negative Geburtenbilanz. Hier gehen die

    Experten davon aus (vgl. Wallenberger, Maier, Mold), dass eine Verschiebung von zu älteren Personen

    stattfindet, da jene um die 50+ wieder in die Kleinregion zurückkehren. Daher kann von einer Überalterung

    gesprochen werden, gleichzeitig zeigen die gesetzen Initiativen – wie beispielsweise „Wohnen im

    Waldviertel“ - Wirkung.

    Während es in Gmünd oder Waidhofen noch Industrie gibt, dominieren im Bezirk Zwettl die Landwirtschaft

    und das kleine Gewerbebetriebe, wie beispielsweise Tischlereien, Malerbetriebe oder kleines Baugewerbe.

    (vgl. Mold) Insbesonders im Umfeld von Horn gibt es Handel, die wesentlichsten Arbeitgeber kommen aber

    aus dem öffentlichen Bereich. (vgl. Maier) Der Tourismus verzeichnet Zuwächse, vor allem im Bereich

    Gesundheitsdestination. (vgl. Schwarzinger) Das Gebiet der Kleinregion ist somit geprägt durch eine

  • 8

    vorwiegend landwirtschaftliche – kleinstrukturierte und hochqualitative (vgl. Schwarzinger) - Nutzung sowie

    durch eine geringe Bevölkerungsdichte (siehe Abbildung 4). Diese ergibt sich aus einer Besonderheit der

    Kleinregion: Sie ist der Standort des Truppenübungsplatzes Allentsteig, der gleichzeitig der wichtigste

    Arbeitgeber in der Region ist. Aktuell beschäftigt das Kommando des Truppenübungsplatzes Allentsteig 261

    Bedienstete, maximal 25 Prozent hiervon sind Soldaten – die anderen Handwerker oder LKW-Fahrer. (vgl.

    Fritz)

    Es handelt sich demnach bei der Kleinregion ASTEG um eine ländliche Region mit einem dominierenden

    Leitbetrieb, welcher regionale arbeitsmarktpolitische Bedeutung hat.

    Abbildung 4: Bevölkerungsdichte in Niederösterreich, Quelle: Statistik Austria (download am 10.10.2013) sowie eigene

    Bearbeitung

  • 9

    3 Theoretische Überlegungen: Funktionen ländlicher Räume im Rahmen von Regional Governance

    Anhand dieses Beispiels einer ländlichen Kleinregion geht es nun darum, deren Situation in eine

    allgemeinere Debatte um die Funktionen ländlicher Räume sowie Strategien und Maßnahmen von politischer

    Seite zu deren Entwicklung theoretisch einzuordnen.

    Generell werden ländlichen Räumen sieben Funktionen zugeschrieben (vgl. Bauer 2002: 31f sowie

    Weingarten 2009: 93):

    Die Produktions- und Versorgungsfunktion, welche marktabhängig ist und auf die Versorgung mit

    Sachgütern und Dienstleistungen fokussiert.

    Die Wirtschaftskraftfunktion, bei der es um die Schaffung von Beschäftigung und Einkommen geht.

    Die Siedlungs- und Wohnfunktion, welche Standorte für Wirtschaftsaktivitäten, Wohnungen sowie

    Infrastruktur beinhaltet.

    Die Freizeit- und Erholungsfunktion, demnach Standorte für Freizeit- und Erholungsaktivitäten,

    welche vor allem mit Natur und Landschaft verbunden sind.

    Die Entsorgungsfunktion, bei der es um die Aufnahme von Siedlungsreststoffen (beispielsweise

    Luftemissionen, Abfall, Müll, Abwasser, Klärschwämme, Bodenaushub und Bauschutt) zwecks

    Endablagerung oder Weiterverwertung geht.

    Die ökologische Speicher- und Regulationsfunktion, welche Wasser, Wasserspeicherung,

    Grundwasserneubildung, Klima, Luftfilterung und -austausch beinhaltet.

    Die Biodiversitätsfunktion, welche auf die Erhaltung der Vielfalt von Arten bei Fauna und Flora, vor

    allem betreffend bedrohter Arten, fokussiert.

    In den letzten Jahren zeichnet sich diesbezüglich eine Bedeutungsveränderung ab: Während früher die

    Produktions- und Versorgungsfunktion sowie die Siedlungs- und Wirtschaftskraftfunktion im Mittelpunkt

    standen, gewinnen ländliche Räume mittlerweile mehr Bedeutung bezüglich ihrer „Umweltfunktionen“,

    demnach ökologische Speicher- und Regenerationsfunktion, Freizeit- und Erholungsfunktion sowie

    Biodiversitätsfunktion. (vgl. Ahrens 2002: 15) Dies macht sie verstärkt zu Naherholungsräumen speziell für

    Menschen aus den Städten und hat auch politische Maßnahmen zur Sicherung naturräumlicher

    Gegebenheiten zur Folge. Gleichzeitig wird hierbei auf die Nutzung endogener Potenziale gesetzt, welche

    die regionale Ebene als Handlungsebene in den Vordergrund rückt – und eine Definition dieses Begriffs

    nötig macht. „Region“ zeichnet sich durch folgende Indikatoren aus (vgl. Maier 2001: 6):

    Homogenität: insbesondere physisch-geographisch, geschichtlich, sprachlich, kulturell sowie

    ökonomisch

  • 10

    Funktion: wirtschaftliche Verflechtung und Kommunikationsbeziehungen

    Administration: verwaltungstechnische Einheiten.

    „Je mehr dieser Kriterien zusammentreffen bzw. je deutlicher sich eine Region von den umliegenden

    unterscheidet, desto stärker wird die regionale Identität der Bevölkerung ausgeprägt sein.“ (Maier 2001: 6)

    Für die Begriffsbestimmung einer „Region“ sind demnach Vergleichbarkeit sowie Abgrenzbarkeit zentrale

    Kriterien – sowie, für den internen Zusammenhalt und das Bild nach außen, eine Identifizierung der

    BewohnerInnen mit der jeweiligen Region über bestimmte Charakteristika, welche ihr zugeschrieben werden.

    Doch was bedeutet Identität und Identifizierung konkret? In einem sozialwissenschaftlichen Verständnis

    wird Identität als „das Zusammenspiel all jener Eigenschaften bezeichnet, durch welche Einzigartigkeit

    generiert und eine eindeutige Identizifierung eines Menschen, Objektes oder Subjektes ermöglicht wird“.

    (Berger 2010: 42f) Setzt man dies in Verbindung mit dem Begriff der Region, so wir einerseits auf

    Zugehörigkeitsgefühle und Verbundenheit gegenüber einer bestimmten Region verweisen, andererseits

    werden Merkmale einer Region zum Bestandteil der eigenen Identität gemacht. (vgl. Berger 2010: 41) Das

    ist die personenbezogene Perspektive, regionale Identität ist eine Art Teilidentität einer Person. Wird die

    Identität jedoch auf den Raum bezogen, kann festgestellt werden, dass eine Region selbst eine regionale

    Identität besitzt bzw. ihr eine eigenständige Identität zugeschrieben wird. Die Identitäten der BewohnerInnen

    werden somit als Bestandteil der Identität einer Region begriffen. Vergleicht man dies nun mit dem

    sozialwissenschaftlichen Verständnis von Identität, so ergibt sich regionale Identität aus der Summe all jener

    Eigenschaften, die eine eindeutige Identifizierung der Region erlauben. (vgl. Berger 2010: 49) Eigenschaften

    wären zum Beispiel die Geschichte einer Region, die Bevölkerungsstruktur, topographische Besonderheiten,

    Infra- sowie Wirtschaftsstruktur. Unterschiede zwischen Regionen bezüglich dieser Eigenschaften machen

    diese als abgrenzbare Einheiten beschreibbar. Darüber hinaus entwickelt sich die regionale Identität als

    relationales Konstrukt durch Vergleiche: Akteure einer Region bilden sich auf Basis des Vergleiches mit

    anderen Regionen ein Bild ihrer Region. (vgl. Berger 2010: 50) Dies ist entscheidend für das Bild einer

    Region, denn regionale Identität stützt sich nicht per se auf Flächen oder physische Grenzen, sondern bezieht

    sich auf Inhalte und Symbole, welche Zugehörigkeit suggerieren. Somit geht es darum, ein bestimmtes Bild

    einer Region sowohl in der Innen-, als auch in der Außenwahrnehmung zu verankern.

    Eine eindeutige Identifizierung einer Region wird über visuelle Elemente – wie zum Beispiel über

    regionstypische Produkte oder über mit der Region in Verbindung stehende Marken – erzielt. Zentral sind

    hierfür einerseits die Abgrenzung zu anderen Regionen über Hervorhebung der eigenen Einzigartigkeit, auf

    der anderen Seite die Schaffung eines Zugehörigkeitsgefühls. (vgl. Meissner 1995: 22) Zur Sichtbarmachung

    dieser Komponenten wird mit unterschiedlichen Symbolen gearbeitet (vgl. Maier 2001: 28-30):

    Name der Region: Dieser soll mit Attributen aufgeladen werden.

    Landschaftliche Symbole: Eine „unverwechselbare“ Landschaft wird über beispielsweise Flüsse,

    Seen oder Berge suggeriert.

    Geschichtliche Symbole: Über Feste oder bestimmte Orte innerhalb der Region wird bezüglich eines

  • 11

    „gemeinsamen Schicksals“ mobilisiert.

    Folkloristische Symbole: „Typische“ Elemente wie Produkte oder Baustile werden in Abgrenzung

    zum „Fremden“ gesetzt.

    Kulturelle Symbole des Alltags: Bestandteile des alltäglichen Lebens werden als identitätsstiftend

    gesehen, wie beispielsweise Kleidung, zugeschriebene Charaktereigenschaften, regionale

    Institutionen oder die gemeinsame Sprache bzw. der Dialekt.

    Zentral hierfür ist auch immer ein positives Bild oder Image einer Region, über welches wiederum

    Verankerung in der Region erzielt werden kann. Eine wichtige Rolle kommt dabei den regionalen Akteuren

    zu. Sie sollen nicht nur das Image einer Region akzeptieren, sondern auch behilflich sein, ein Bild einer

    Region zu schaffen, das mit der Realität in Einklang steht und diese zu etwas Besonderem macht.

    Die Einbindung von Akteuren aus Zivilgesellschaft und dem wirtschaftlichen Bereich und die Einbindung

    von unterschiedlichen subnationalen Ebenen – wie jene der Region, Kleinregion oder Gemeinde – sowie die

    Nutzung endogener Ressourcen und Potenziale verweist auf ein Politikverständnis, welches weggeht von

    einer von nationalstaatlicher Seite diktierten Politik zur Entwicklung des ländlichen Raumes. Es findet sich

    in der Debatte um „regional governance“ wider. „Governance“ wird in diesem Zusammenhang als

    strategischer Prozess der Steuerung der Gesamtheit von formellen und informellen Instrumenten (Heintel

    2005: 54) verstanden, wobei der Fokus auf der Interaktion zwischen nationalstaatlicher und regionaler Ebene

    liegt. Im Mittelpunkt steht weniger die formaler Institutionalisierung, als vielmehr Netzwerke,

    Kooperationen sowie Kommunikation. Über die Einbindung aller relevanten Akteure in einer Region und

    auf Basis der Nutzung der für die Region typischen Ressourcen und Potenziale soll für die jeweilige Region

    ein Weg zur bestmöglichen Zukunftsentwicklung gefunden werden. Integrierte ländliche Entwicklung

    bedeutet demnach, dass Politik und Verwaltung gemeinsam mit den relevanten Interessensgruppen im

    ländlichen Raum (z.B. Land- und Forstwirtschaft, Handwerk, Tourismus und Gastronomie, Naturschutz,

    usw.) unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in Form regionaler Partnerschaften versuchen, neue

    Wege der Entwicklung einzuschlagen. (vgl. Böcher/Krott/Tränkner 2008a: 14) Die Regionen als politische

    Handlungsebenen werden somit in ihrer Bedeutung und Selbstverantwortung aufgewertet, höhere politische

    Instanzen – wie das Bundesland Niederösterreich, der Staat Österreich oder die Europäische Union – sollen

    mittels finanzieller Untersützung Anreize schaffen.

    Ein wichtiges politisches Förderprogramm vonseiten der europäischen Ebene stellt LEADER („Liason Entre

    Actions de Developpement de l'Economie Rurale“) dar. Entstanden als Strategie der Gemeinsamen

    Agrarpolitik (GAP), gilt der LEADER-Ansatz der letzten Förderperiode (2007-2013) als EU-weiter Versuch

    einer integrativen, multisektoralen Politik für den ländlichen Raum – weg von einer eher sektororientierten

    Agrarpolitik. Seit einigen Jahren ist LEADER in das Programm für die Entwicklung des ländlichen Raumes

    integriert und soll hierbei vor allem der Zielerreichung der dritten Schwerpunktachse dienen: Verbesserung

    der Lebensqualität im ländlichen Raum und Diversifizierung der ländlichen Entwicklung. Neben der

    integrierten und multisektoralen Ausrichtung, der Netzwerkbildung und Kooperation, dem „Bottum up“-

  • 12

    Ansatz sowie den territorialen lokalen Entwicklungsstrategien, welche durch die geschaffenen Lokalen

    Aktionsgruppen (LAGs) ausgearbeitet werden, ist Innovation eines der Merkmale von LEADER. (vgl.

    Strahl/Dax 2011: 25) Demnach sollen insbesondere Projekte, welche zur Einführung eines neuen

    Erzeugnisses, eines neuen Prozesses, einer neuen Organisation oder eines neuen Marktes (Europäische

    Kommission 2006b: 12) führen, gefördert werden. In der Realität sieht dies jedoch oft anders aus: So wird

    beispielsweise dem Land Niederösterreich – das in der letzten Förderperiode 18 LEADER-Regionen

    ausgewiesen hat – eine Projektdominanz im landwirtschaftlichen Bereich, welche im Gegensatz zu einer

    integrierten, multisekoralen Politik steht, attestiert. (vgl. Strahl/Dax 2011: 29)

    Doch wodurch wird nun eine nachhaltige und integrierte Entwicklung ländlicher Räume erzielt? Böcher

    (2009: 131-136) formuliert hierfür folgende „Erfolgskriterien“:

    Die Problemlage muss bewusst und Lösungswille in einer Region muss vorhanden sein.

    Über „Win-win-Kooperationen“ können verschiedene Akteure mit unterschiedlichen

    Interessenslagen einen Nutzen erzielen.

    Regionalbewusstsein, Leitbilder und Regionales Entwicklungskonzept: Eine hohe Identifikation mit

    ihrer [Herv.i.O.] Region kann regionale Akteure veranlassen, individuelle Interessen zugunsten

    gemeinsamer zu überwinden. (Böcher 2009: 133)

    Eine erfolgreiche Zielerreichung schon in der Frühphase von Projekten führt zu Akzeptanzsteigerung,

    daher müssen frühe Erfolge genutzt werden.

    Einzelne Personen, welche regionale anerkannt sind und somit über ausreichende Legitimation

    verfügen, sollen als „Zugpferde“ fungieren und werden somit zu regionalen Promotoren.

    Akteure, welche über finanzielle, personelle, informationelle oder (macht-)politische Ressourcen

    verfügen, müssen zur Projektunterstützung als starke Partner gefunden werden.

    Klar überschaubare Umsetzungsstrukturen und erreichbare Ziele in konkreten Einzelprojekten bieten

    Anschlussmöglichkeiten und führen zu Überschaubarkeit.

    Beteiligung muss durch eine dauerhafte Institutionalisierung von Kooperationen auf regionaler

    Ebene gesichert werden, wobei auf bereits vorhandenes Netzwerkpotenzial zurückgegriffen werden

    kann.

    Das Regionalmanagement muss als organisatorischer Kern fungieren und dient als Drehscheibe und

    „Zentrum des regionalen Netzwerks“ (Böhler 2009: 136).

    „Erfolg“ meint in diesem Zusammenhang die bessere Zielerreichung über das Erkennen und das Nutzen

    relevanter politischer Faktoren. (vgl. Böcher/Tränkner 2008b: 111) Hierbei ist nicht die externe Bewertung

    ausschlaggebend, sondern die Ziele, welche in der Region selbst formuliert werden – sei es, die Schaffung

    einer bestimmten Anzahl von Arbeitsplätzen oder die Teilnahme an der Landesausstellung des Landes

    Niederösterreich. Zentral erscheint der erste Punkt: Konkret vorhandene regionale Problemlagen müssen mit

  • 13

    einem subjektiv von den BewohnerInnen empfundenen Problemdruck verbunden werden: Ein Mindestmaß

    an subjektiv empfundenem Problemdruck ist in einer Region notwendig, um Menschen zum gemeinsamen

    Handeln zu bewegen. (Böcher/Tränkner 2008b: 113)

    Inwiefern können diese Überlegungen nun mit dem Beispiel der Kleinregion ASTEG und dem

    Truppenübungsplatz verbunden werden? Zum einen wurde gezeigt, dass das Einbinden relevanter Akteure

    und Interessensgruppen vor Ort zentral für die Politikgestaltung ist. Die Bereitschaft, sich für die eigene

    Region – oder Kleinregion - zu engagieren hängt von der Identifizierung der BewohnerInnen mit dieser

    sowie mit den von ihnen empfundenen Problemlagen ab. Daher gilt es, über das Merkmal des

    Truppenübungsplatzes als Besonderheit der Kleinregion ein einheitliches Bild dieser nach innen und nach

    außen zu vermitteln. Hier greift der Ansatz der Nutzung endogener Ressourcen und Potenziale, welche von

    den Akteuren in der Kleinregion auch als solche wahrgenommen werden. Kann der Truppenübungsplatz

    Allentsteig für die Kleinregion ASTEG ein solches Potenzial darstellen, zu einem positiv besetzten

    Alleinstellungsmerkmal werden? Und wenn ja, welche möglichen zukünftigen Szenarien der Nutzung

    würden diese Entwicklung begünstigen?

    4 Methodische Vorgehensweise: ExpertInnenwissen aus der Region

    Um diese möglichen Szenarien zu eruieren, werden ExpertInneninterviews geführt. Die qualitative

    Vorgehensweise wurde gewählt, da es sich um eine Einschätzung über zukünftige Entwicklungen handelt,

    welche keine Repräsentativität, sondern tiefergründige Reflexionen nötig macht. Insgesamt wurden bis

    inklusive 15.02.2014 acht Experteninterviews mit Personen aus den Bereichen Militär, Politik, Wirtschaft,

    Landwirtschaft, Tourismus und Regionalberatung, welche in einer Verbindung mit der Region stehen,

    geführt (Liste im Anhang). Es handelte sich hierbei um den Kommandanaten des Truppenübungsplatzes

    Allentsteig, Herrn Obert Josef Fritz, die Landtagsabgeordneten Johann Hofbauer, Jürgen Maier, Franz Mold

    und Gottfried Waldhäusl, Christof Kastner vom Wirtschaftsforum Waldviertel, Andreas Schwarzinger vom

    Waldviertel Tourismus sowie den Regionalberater Josef Wallenberger. Fragenkomplexe umfassen die eigene

    Position, die Ausgangslage der Region (Probleme, wirtschaftliche Situation, Potenziale), regionale Identität

    und das Bild nach außen, Funktionen des Waldviertels für das Bundesland Niederösterreich und

    regionalpolitische Instrumente, Bedeutung bzw. Rolle des Truppenübungsplatzes für die Region sowie

    mögliche Entwicklungsszenarien und deren Einschätzung.

    Auf Basis dieser Interviews mit Experten der Region soll einerseits die Bedeutung des

    Truppenübungsplatzes für die Kleinregion ASTEG herausgefiltert werden, um dessen Beitrag zur regionalen

    Identität abschätzen zu können. Daran anknüpfend geht es um die Einschätzung der Experten bezüglich

    möglichen Szenarien der Um- oder Neunutzung für das Gelände des Truppenübungsplatzes, welche nicht

  • 14

    nur mit der regionalen Identität im Einklang stehen, sondern auch die zukünftige Entwicklung der

    Kleinregion positiv beeinflussen können.

    5 Bedeutungen des Truppenübungsplatzes Allentsteig

    Historisch gesehen nahm das Gebiet des heutigen Truppenübungsplatzes Allentsteig keine zentrale

    Bedeutung ein: Orte mit siedlungstechnischer Bedeutung - wie Zwettl oder Weitra - lagen außerhalb,

    aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten (beispielsweise nur kleinere Bäche) siedelten sich kaum

    Betriebe an, zentrale Verkehrswege führten vorbei und nicht durch. Die Besiedelung des Gebietes erfolgte

    vor der Mitte des 12. Jahrhunderts. Im Jahr 1150 wurden neben der Kirche von Allentsteig auch einige

    Dörfer, wie beispielsweise Großpoppen, Mannshalm, Ober- und Niederplöttbach, Oberndorf, Neunzen oder

    Schlagles, genannt. (vgl. Gutkas 1991: 1) Nach Aufhebung des Feudalstaates und der Grundherrschaften

    1850 kam es zur Bildung der Ortsgemeinden und einer neuen Gerichtsorganisation. Ein Jahr später wurde in

    Allentsteig ein Bezirksgericht eingerichtet – der Bezirk Allentsteig hatte zu jener Zeit 14.042

    EinwohnerInnen, die sich auf 23 Gemeinden verteilten. In Allentsteig selbst lebten 875 Menschen, 394 in

    Döllersheim (das mit Flachau und Bruck zu einer Gemeinde zusammengeschlossen wurde), in Großpoppen

    361. (vgl. Gutkas 1991: 17)

    Die Errichtung des Truppenübungsplatzes (damals noch „Döllersheim“) durch die NationalsozialistInnen

    begann 1938 und erfolgte in Etappen bis 1942. Insgesamt wurden 42 Ortschaften und somit rund 7.000

    BewohnerInnen zwangsumgesiedelt. Das Gebiet wurde zum Heeresgutsbezirk „Truppenübungsplatz

    Döllersheim“ zusammengefasst und umfasste 1942 eine Fläche von 19.000 Hektar. (vgl. Komlosy 1991: 83)

    Als Gründe, warum der Truppenübungsplatz in diesem Gebiet errichtet wurde, werden einerseits die geringe

    Bevölkerungsdichte, auf der anderen Seite landwirtschaftliche Ungunstregion und das Fehlen von wichtigen

    industriellen Unternehmen angegeben. (vgl. Komlosy 1991: 84) Denn anders als im Oberen Waldviertel

    hatte die Textilindustrie keine deartig große Bedeutung bzw. Auswirkungen auf Bevölkerungsentwicklung

    und Sozialstruktur – Textilarbeit wurde privat im bäuerlichen Haushalt ausgeführt: Die Errichtung des

    Truppenübungsplatzes war nicht Ursache, sondern Folge der wirtschaftlichen Probleme des Waldviertels.

    Diese resultierten nicht allein aus natürlicher Lageungunst und Entfernung von den Zentralräumen, sondern

    vor allem aus der abhängigen Rolle, in die die Region im Zuge ihrer Einbindung in die sich herausbildende

    Volks- und Weltwirtschaft gedrängt wurde. Weil das Waldviertel Peripherie war, weil es zur passiven

    Sanierung – sprich Aufforstung – vorgesehen war, erkoren es die Nationalsozialisten zum

    Truppenübungsplatz-Standort. Innerhalb des Waldviertels wiederum wurde mit der Mikroregion

    Allentsteig/Döllersheim ein reines Agrargebiet gewählt und nicht eine für die Kriegwirtschaft wichtig(er)e

    Industrieregion. (Komlosy 1991: 100)

    Seit 1957 übt das österreichische Bundesheer auf dem Gelände, das sich im Eigentum der Republik

    Österreich befindet.

  • 15

    Damit steht die heutige Kleinregion ASTEG vor einem großen historischen Erbe: Bis heute wird die Region

    mit Menschenleere und Vertreibungen in Verbindung gebracht. (vgl. Wallenberger) Zudem hat die

    Errichtung des Truppenübungsplatzes die Siedlungsentwicklung maßgeblich beeinflusst: Er stellt eine

    räumliche Barriere dar – 157 Quadratkilometer militärisches Übungsgelände liegen im Zentrum der

    Kleinregion. Allentsteig konnte sich aufgrund der räumlichen Abgeschiedenheit zu keinem regionalen

    Zentrum entwickeln, die Randgemeinden orientieren sich anderweitig, (vgl. Wallenberger) ein Resultat ist

    Abwanderung der Bevölkerung. Auf der anderen Seite ergab sich dadurch die Möglichkeit der

    Herausbildung mehrerer Zentren, wie die Entwicklung von Horn, Zwettl oder Gmünd zeigt. (vgl.

    Schwarzinger)

    Gleichzeitig stellt der Truppenübungsplatz den größten Arbeitgeber der Region dar. Die wirtschaftliche

    Bedeutung des TÜPl für die Region wurde vom damaligen Kommandanten Wagnsonner (1991: 269)

    hervorgehoben: Rund 600 krisensichere Arbeitsplätze, 270 dieser Bediensteten haben ihren Wohnsitz in

    Allensteig, gemeinsam mit Versorgungsleistungen und freizeitaktivitäten ein jährlicher Umsatz von rund 175

    Mio. Schilling (rund 13 Mio. Euro) für die Gesamtregion. Heutzutage beschäftigt der Übungsplatz 261

    Bedienstete, 230 hiervon Beamte, die anderen laut Kollektivvertrag Arbeiter und Förster. Maximal 25

    Prozent von ihnen sind Soldaten, die anderen beispielsweise Handwerker oder LKW-Fahrer. (vgl. Fritz) Von

    ihnen kommen 130 aus dem Bezirk Zwettl, 62 aus dem Bezirk Waidhofen a.d. Thaya, 30 aus dem Bezirk

    Gmünd, 28 aus dem Bezirk Horn, sieben aus dem Bezirk Krems sowie vier von außerhalb Niederösterreichs.

    Mit diesen Zahlen wird die regionale Bedeutung des Truppenübungsplatzes deutlich, die auch von den

    befragten Experten gesehen wird. Beispielsweise ist für Maier der Truppenübungsplatz arbeitsmarktpolitisch

    nicht wegzudenken. Zwar gab es – wie generell im öffentlichen Sektor – Verringerungen bei der Anzahl der

    Bedienstete, doch hielten sich diese augrund der Umschichtungen innerhalb der Heeresverwaltung in

    Grenzen. Oberst Fritz spricht davon, dass durch den Truppenübungsplatz als Arbeitgeber rund 500 Familien

    in der Region bleiben können, was aufgrund von beispielsweise deren Konsumverhalten wiederum positive

    Auswirkungen auf die regionale Wertschöpfung hat. Zudem profitieren aufgrund der Zulieferung auch

    andere Betriebe aus der Region – wie zum Beispiel Handwerksbetriebe, Handel, das Baugewerbe oder die

    Gastronomie. (vgl. Fritz sowie Waldhäusl) Diese Arbeitsplätze könnten bei einem möglichen Verlust nicht

    von der Region kompensiert werden, Abwanderung bzw. eine Zunahme der Zahl der PendlerInnen wäre die

    Folge. (vgl. Mold)

    1990 war der Platz an ca. 265 Tagen im Jahr mit übenden Truppen belegt. (vgl. Wagnsonner 1991: 267) Bis

    heute ist die Auslastung des Truppenübungsplatzes ganzjährig: Es gibt 205 Schießtage und 110.000 bis

    120.000 Nächtigungen pro Jahr. 100.000 bis 200.000 Mann üben hier. (vgl. Fritz) Aufgrund der

    militärischen Nutzung und der damit verbundenen unberührten Entwicklung des Naturraumes hat sich auf

    dem Gelände des Truppenübungsplatzes Allentsteig eine besondere Artenvielfalt herausgebildet, welche ihn

    zu einem einzigartigen Naturraum macht: Diese Art der unberührten Natur ist sicherlich einzigartig.

    (Schwarzinger) Dies eröffnet die Möglichkeit einer touristischen Nutzung, die im Einklang mit der

  • 16

    Vermarktung des Waldviertels steht: Zurück zur Natur.

    Für eine Verbesserung der Vermarktung sprechen sich auch die befragten Experten aus: Zwar hätte die

    Region aufgrund des Truppenübungsplatzes einen hohen Bekanntheitsgrad, doch dieser müsse positiveer

    besetzt werden. Dies gilt insbesondere für die Außenwahrnehmung der Region bzw. der Kleinregion.

    Immerhin würden jedes Jahr viele Soldaten den Truppenübungsplatz besuchen und die Region mit ihren

    eigenen Erfahrungen in Verbindung bringen. So meint beispielsweise der Landtagsabgeordnete Hofbauer,

    man müsse den hier Übenden soviel Positives mitgeben, dass sie wiederkommen wollen. Dies gilt einerseits

    für die Herstellung einer Verbindung mit Angeboten aus der Region, auf der anderen Seite für die positive

    Nutzung der vorhandenen Natur und Landschaft. Der Truppenübungsplatz als Besonderheit der Region bzw.

    Kleinregion weckt Neugier (vgl. Schwarzinger) – er hat somit Potenzial für die Vermarktung der Region, das

    bisher kaum oder zuwenig ausgeschöpft wurde. Zudem stellt er das Bindeglied bzw. den gemeinsamen

    Nenner für die Kleinregion ASTEG dar (vgl. Maier) – und ist damit zentral für deren regionale Identität.

    Bezüglich der Identifikation der BewohnerInnen mit der Region meinen die befragten Experten, dass sich

    diese weniger auf die Kleinregion, als vielmehr auf das Waldviertel oder die einzelnen Gemeinden

    konzentriert. Zwar wird die kooperation zwischen den Gemeinden der Kleinregion ASTEG gesehen, doch

    scheint sich daraus keine einheitliche Identität zu ergeben. Diese wurde, insbesondere in den letzten Jahren,

    für das Waldviertel aufgebaut. Dinge, die früher als Nachteile empfunden wurden - wie beispielsweise die

    Lage, das rauhe Klima, die Dominanz der Landwirtschaft oder die konservativen Werte – stellen heute die

    Basis für den Stolz auf die hohe Lebensqualität dar. (vgl. u.a. Mold) Das Waldviertel stehe für eine gesunde

    Welt, fleißige Leute und hochwertige Produkte. (vgl. Hofbauer) Für eine Identifizierung mit der Kleinregion

    wird die bevorstehende Landesausstellung des Landes Niederösterreich im Jahr 2017, für die sich die

    Kleinregion bewirbt, als Chance gesehen, da nicht nur finanzielle Mittel in die Kleinregion kommen würden,

    sondern man sich auch auf für die Region zentrale Themen konzentrieren kann. Diese kreisen klar um das

    Feld der Sicherheit – für welches der Truppenübungsplatz Allentsteig im Mittelpunkt steht.

    Er ist das Symbol für die Einzigartigkeit der Region, Potenzial für das Fundament einer regionalen Identität

    sowie, daran anknüpfend, für ein einheitliches Bild nach außen besteht. Gleichzeitig muss dieser hierfür

    positiver besetzt werden – auch für die BewohnerInnen der Kleinregion, von denen er differenziert, abhängig

    von ihrer persönlichen Situation (vgl. Fritz), betrachtet wird: Positiv für die Schaffung von Arbeitsplätzen,

    negativ bezüglich Einschränkungen bei der landwirtschaftlichen Nutzung, den Einschränkungen im Verkehr

    oder den Schießlärm. Wie die unterschiedlichen Rollen und Bedeutungen des Truppenübungsplatzes

    Allentsteig für die Kleinregion zu vereinen sind, stellt die nächste Herausforderung dar.

    6 Mögliche Zukunftsszenarien für den Truppenübungsplatz Allentsteig

    Der Truppenübungsplatz stellt für unser Heer nach Größe und Infrastruktur die beste Ausbildungs-

  • 17

    einrichtung heute und für die Zukunft dar und danach ist seine unschätzbare Bedeutung für das

    Österreichische Bundesheer zu bemessen. Vorstellungen einer Verkleinerung oder gar Stillegung sind irreal

    und bewirken bei den Bürgern nichts anderes als falsche Hoffnungen und irgendwann auch einmal

    Enttäuschung. (Wagnsonner 1991: 268)

    Der Autor dieses Zitats war noch vor einigen Jahren der Kommandant des Truppenübungsplatzes Allentsteig.

    Für ihn besteht keinerlei Anlass über andere Nutzungen als die militärische zu diskutieren. Jedoch haben sich

    in den letzten jahren auch innerhalb des österreichischen Bundesheeres Veränderungen ergeben, generell

    wird im gesamten öffentlichen Sektor gespart. Insofern stellt sich – nicht zuletzt aufgrund der bereits

    erwähnten ökonomischen Bedeutung des Truppenübungsplatzes – für die Kleinregion die Frage der

    zukünftigen Entwicklung des Geländes. Diesbezügliche Diskussionen gibt es schön länger, die Vorschläge

    sind vielfältig. Die zentralsten sollen an dieser Stelle kurz vorgestellt werden.

    Zuvor jedoch noch einige Anmerkungen: Für den Großteil der befragten Experten ist die primäre Nutzung

    des Truppenübungsplatzes eine militärische – etwaige andere Nutzungen müssen dieser untergeordnet bzw.

    zumindest mit dieser vereinbar sein. Die Existenz als Truppenübungsplatz an sich wird demnach nicht in

    Frage gestellt (zumindest nicht von den bisher Befragten), im Fokus der Diskussion um mögliche Um- oder

    Neunutzungen stehen einzelne Randgebiete, welche allerdings schon jetzt teilweise landwirtschaftlich

    genutzt werden. Darüber hinaus werden von Oberst Fritz Voraussetzungen bzw. Einschränkungen für nicht-

    militärische Nutzungen genannt: Eine Panzerkanone benötigt eine Länge von acht bis zwölf Kilometer und

    eine Breite von ein bis zwei Kilometer. Dies bedeutet, dass eine gewisse Fläche benötigt wird, da ansonsten

    der Schießbetrieb nicht mehr gewährleistet werden kann. Die Größe des Truppenübungsplatzes ist demnach

    entscheidend. Eine anderweitige Nutzung für zivile Zwecke wird zudem dadurch erschwert, dass rund 8.000

    Hektar im Zentrum des Geländes Sperrgebiet sind, da sie blindgängergefährdet sind. Eine Nutzbarmachung

    dieser Fläche wäre sehr kostenintensiv. Darüber hinaus sind die Eigentumsverhältnisse zu bedenken:

    Monentan befindet sich das Gelände im Eigentum der Republik Österreich. Ist dies einmal nicht mehr der

    Fall, da die Nutzung grundlegend geändert wird, könnte es zu Rückforderungen damals Vertriebener

    kommen. Bisher wurde sich auf das „3. Staatsvertragsdurchführungsgesetz“ vom Juli 1957 bezogen, welches

    die Rückstellungspflicht für während der Nazi-Zeit Verfolgte beschränkte, nicht aber für jene vorsah, die

    einen Kaufvertrag unterzeichneten, ohne politisch verfolgt zu werden. (vgl. Brandstetter 1989: 85) Ändern

    sich die Eigentumsverhältnisse, könnten ehemals Vertriebene wieder einen Rechtsanspruch anmelden. All

    diese Vorbehalte haben Auswirkungen auf die vorgestellten möglichen Szenarien einer alternativen Nutzung

    und schränken diese ein.

    6.1 Szenario 1: Naturpark bzw. Naturerlebnisraum

    Dieses Szenario wird vor allem von VertreterInnen aus dem Bereich Naturschutz oder Tourismus favorisiert.

    Elf Hektar der Fläche sind NATURA 2000 Schutzgebiet (Vogelschutzgebiet). So formulierten die Grünen

    bereits 2004 eine Anfrage an den Nationalrat über die Verkleinerung des Truppenübungsplatzes und die

  • 18

    Schaffung eines Nationalparks auf diesem Gelände. Auch der Experte aus dem Bereich Tourismus, Herr

    Schwarzinger, sieht hier Möglichkeiten, auch in der Verbindung zu der Region Kampseen. Allerdings würde

    ein Naturpark bzw. ein Nationalpark das touristische Potenzial, über das Wertschöpfung erzielt werden

    könnte, nicht optimal ausschöpfen: Vielmehr müsste ein Naturerlebnisraum geschaffen werden, welche die

    Besonderheiten der Region hervorhebt und eine Verbindung zu Aktivitäten im Outdoorbereich ermöglicht.

    Ein Gesamtkonzept mit folgenden Eckpfeilern müsste geschaffen werden: Bewegung und Outdoor (u.a.

    Wandern, Rad, Golf, Klettern), Gesundheit, Kulinarik und Genuss, Jugendtourismus (v.a. für Projektwochen)

    sowie Winterauszeit (u.a. „Alaska-Feeling“, Langlauf, Huskies).

    Andere Experten sehen die ökonomische Wertschöpfung weniger gegeben, insbesondere vor dem

    Hintergrund des Sperrgebietes und der mit einer Nutzbarmachung verbundenen Kosten für die nötige

    Infrastruktur für die Region oder das Land Niederösterreich. (vgl. Maier) Darüber hinaus gäbe es bereits viel

    Natur im Waldviertel. (vgl. Wallenberger) Ein Naturpark käme aufgrund der Blindgängerproblematik in

    Randbereichen in Frage. Ein Biosphärenpark hätte sich aufgrund der militärischen Nutzung gebildet – er ist

    ein Faktum, die primäre Nutzung müsse aber eine militärische bleiben. (vgl. Hofbauer)

    6.2 Szenario 2: (ziviles) Sicherheitszentrum

    Eine Möglichkeit zur militärischen Nutzung zusätzlich zu jener des österreichischen Bundesheeres wäre die

    Nutzung durch andere, europäische, Militärs. Dies wird vor dem Hintergrund diskutiert, dass Österreich als

    neutrales Land besonders geeignet als Standort für Übungen zur Friedenssicherung ist. Aus diesem Grund

    wäre das Gelände auch konkurrenzfähig gegenüber anderen Übungsplätzen im europäischen Raum. (vgl.

    Waldhäusl) Zusätzlich müssten allerdings Rahmenbedingungen in Form eines kulturellen und touristischen

    Umfeldes geschaffen werden, um das Potenzial ausschöpfen zu können. (vgl. Hofbauer) Diese mögliche

    Auslastung durch internationale Truppen wird von anderen angezweifelt. Einerseits gäbe es

    Konkurrenzdruck durch die Öffnung des Ostblocks (vgl. Mold), auf der anderen Seite gibt es in den meisten

    anderen europäischen Staaten bereits Berufsarmeen – und auch in diesen Staaten gibt es Übungsplätze,

    welche genutzt werden müssen. Zudem würden sich sowohl der Schießtakt, als auch die Emissionen erhöhen,

    was negative Folgen für die lokale Bevölkerung hätte. (vgl. Fritz)

    Eine Alternative zu den internationalen Truppen, welche aber trotzdem noch im Rahmen eines

    Sicherheitszentrums diskutiert wird, ist jene als Übungsgelände für Blaulichtorganisationen (Feuerwehr,

    Polizei, Rettung) sowie für Spezialeinheiten. Hierfür bestehe eine Infrastruktur, beispielsweise Häuser

    ehemaliger Dörfer, welche zum Training für den Häuserkampf genutzt werden könnten – und die teilweise

    auch schon genutzt werden. (vgl. Fritz) Von dem Trainieren von Szenarien und von dem Testen von

    Gefahren wird sich die größte ökonomische Wertschöpfung erwartet. (vgl. Wallenberger) Auch Vertreter des

    Landes Niederösterreich stehen hinter diesem Szenario (vgl. Maier) – allerdings sind die Vorstellungen weit

    gestreut und nicht genau definiert. (vgl. Fritz)

  • 19

    6.3 Szenario 3: Wild und Jagd

    Ein Szenario, welches in Zusammenhang mit der Bewerbung für die Landesausstellung 2017 formuliert

    wurde, ist jenes der Wild und Jagd. Dies hat den Hintergrund, dass aufgrund der auf dem Übungsgelände

    vorherrschenden Artenvielfalt auch der Wildbestand gut ist. Neben Rotwild sind, unter anderem,

    Wildschweine vorhanden. Die Jagd wäre auch touristisch nutzbar (vgl. Schwarzinger) – allerdings nur

    eingeschränkt, da aufgrund der Exklusivität kaum mit anderen touristischen Nutzungen, wie beispielsweise

    einem Naturpark, zu verbinden. (vgl. Fritz)

    Generell gilt die Jagd als ein einträgliches Geschäft, insbesondere über den Verkauf von Lizenzen. (vgl.

    Mold) Inwiefern dies noch ausgebaut werden kann, ist aber fraglich: Die Abteilung für Jagd wurde erst Ende

    Dezember 2012 in das Kommando des Truppenübungsplatzes integriert, eine Privatisierung scheint wenig

    wahrscheinlich. Zudem gilt hier ebenfalls das Sperrgebiet im Zentrum des Geländes des

    Truppenübungsplatzes. Dieses Szenario wird erst realtiv kurz diskutiert, weswegen eine konkrete

    Einschätzung schwierig erscheint.

    6.4 Zusammenschau möglicher Szenarien

    Szenarien Probleme Potenziale

    Naturpark/

    Naturerlebniszentrum Geringe ökonomische

    Wertschöpfung für die Region

    (hohe Kosten, bereits andere

    Angebote im Waldviertel)

    Blindgängergefahr, Sperrgebiet

    (8.000 ha im Zentrum des

    Gebietes)

    Touristische Vermakrung im

    Einklang mi der Strategie für

    das Waldviertel: „Natur und

    Landschaft“

    Schutzgebiete, Erhaltung von

    Artenvielfalt (Erholungs- und

    Naturschutzfunktion)

    (ziviles)

    Sicherheitszentrum Internationale Konkurrenz,

    daher Auslastung schwer

    abschätzbar

    Negative Auswirkungen auf

    Region (z.B. erhöhter

    Schießtakt, Emissionen)

    Profilierung zum Thema

    Sicherheit als verbindendes

    und einzigartiges Element für

    die Region (Verbindung zur

    Landesausstellung)

    Schaffung (bzw. Erhaltung)

    von Arbeitsplätzen

    Wild und Jagd Blindgängergefahr, Sperrgebiet

    (8.000 ha im Zentrum des

    Gebietes)

    kaum Verbindung mit anderer

    touristischer Nutzung möglich

    (Exklusivität), daher nur für

    Touristische Vermarktung

    (auch in Zusammenhang mit

    Landesausstellung möglich)

    zieht kaufkräftige Kundschaft

    an, welche an Wildbestand

  • 20

    Jagdinteressierte interessiert ist

    7 Schlussbemerkungen

    Fasst man die beschriebenen Szenarien zusammen, so fällt Folgendes auf: Die militärische Primärnutzung

    wird nicht angezweifelt, vielmehr geht es um Sekundärnutzungen, welche dieser untergeordnet sind. Durch

    die Beibehaltung der Wehrpflicht scheint hier keine gravierende Umstrukturierung in naher Zukunft in Sicht.

    (vgl. Fritz) Zum anderen erscheint die Gesamtfläche der militärischen Nutzung kaum antastbar, da der

    Übungsplatz aufgrund seiner Größe militärische Relevanz besitzt – und nur aufgrund dieser Größe

    einzigartig in Österreich im militärischen Bereich ist. An dieser Stelle könnte auch noch ein viertes Szenario

    – jenes der Mischung aus allen drei bisher vorgestellten Szenarien – hinzukommen. Allerdings räumlich

    limitiert. Hinzu kommt nämlich das blindgängergefährdete Sperrgebiet im Zentrum, welches nicht

    wegzudiskutieren (Fritz) ist. Eine Umgestaltung und Nutzbarmachung für einen anderen Bereich ist

    kostenintensiv – und die finanziellen Ressourcen hierfür scheinen weder auf regionaler Ebene, noch auf einer

    höheren Ebene vorhanden zu sein. Somit wird im Grunde über eine mögliche Um- und Neunutzung von

    Randbereichen diskutiert. Diese werden bereits teilweise landwirtschaftlich genutzt. In diesem

    Zusammenhang gibt es eine Neuerung seit 2013: Die Flächen werden durch die Republik Österreich (das

    Verteidigungsministerium) an eine Grunderwerbsgenossenschaft, welche in der Landwirtschaftskammer

    angesiedelt ist, verpachtet. Diese gibt das Land an die LandwirtInnen weiter. Die Dauer der Pachtverträge

    beträgt nun nicht mehr ein Jahr, sondern erstreckt sich über die siebenjährige Förderperiode. Diese

    langfristigere Planung wurde schon länger von den LandwirtInnen angeregt.

    Ist nun der Truppenübungsplatz als Alleinstellungsmerkmal ein Mittel der Regionalentwicklung? Dies ist

    schwierig zu beantworten, nachhaltige Regionalentwicklung in der theoretischen Literatur als „Bottum up“-

    Prozess beschrieben wird, welcher der Ebene der Regionen mehr Selbstverantwortung übergeben soll. In

    diesem Fall befindet sich das Gelände des Truppenübungsplatzes allerdings im Eigentum der Republik

    Österreich, demnach liegt die Entscheidungsbefugnis auf nationalstaatlicher Ebene. Generell definiert der

    Truppenübungsplatz Allentsteig aufgrund seiner Bekanntheit die Einzigartigkeit der Kleinregion ASTEG –

    immerhin steht das „T“ in ASTEG für den Truppenübungsplatz. Auf der anderen Seite ist er aufgrund der

    Entstehungsgeschichte und diversen mit ihm verbundenen Nutzungseinschränkungen negativ besetzt bzw.

    auch in der lokalen Bevölkerung herrscht ein differenziertes Bild vor. Dies erschwert ein einheitliches Image

    nach außen. Nichtsdestotrotz ist Potenzial für die „Marke Truppenübungsplatz Allentsteig“ im Sinne der

    Nutzung endogener Ressourcen vorhanden.

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    9 ANNEX

    1 Liste der geführten Experteninterviews in alphabetischer Reihenfolge

    Bereich Interviewpartner Funktion Datum Ort Dauer

    Militär Fritz, Josef Oberst, Kommandant des TÜPl Allentsteig

    09.12.2013 Allentsteig 12:15 – 14:00

    Politik Hofbauer, Johann Landtagsabgeordneter NÖ (ÖVP) 23.01.2014 St. Pölten 14:45 – 15:30

    Wirtschaft Kastner, Christof Wirtschaftsforum Waldviertel 03.10.2013 Krems 17:00 – 19:00

    Politik Maier, Jürgen Europa Plattform – Pro Waldviertel, BM von Horn,

    Landtagsabgeordneter NÖ (ÖVP)

    09.12.2013 Horn 10:00 – 11:00

    Politik/

    Landwirtschaft Mold, Franz Landtagsabgeordneter NÖ (ÖVP) 23.01.2014 St. Pölten 15:35 – 16:10

    Tourismus Schwarzinger, Andreas

    Waldviertel Tourismus 06.12.2013 Zwettl 16:10 – 17:00

    Politik Waldhäusl, Gottfried

    Landtagsabgeordneter NÖ (FPÖ) 10.02.2014 St. Pölten 15:30 – 16:15

    Regionalberatung Wallenberger, Josef

    Regionalberater im Waldviertel 24.09.2013 Horn 10:00 – 11:00

    2 Quellen für Abbildungen

    Abb. 1: Waldviertel Blog unter http://www.wvblog.at (download am 23.10.2013)

    http://www.wvblog.at/

  • 24

    Abb. 2: Statistik Austria unter http://www.statistik.at (download am 23.10.2013)

    Abb. 3: Regionalentwicklung Waldviertel unter http://www.rm-waldviertel.at (download am 12.11.2013)

    Abb. 4: Statistik Austria unter http://www.statistik.at (download am 10.10.2013)

    http://www.statistik.at/http://www.rm-waldviertel.at/http://www.statistik.at/