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Deutsches Institut für ErwachsenenbildungLeibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen
DEUTSCH ALS ZWEITSPRACHE UND ALPHABETISIERUNG IN DER ERWACHSENENBILDUNG
PD Dr. Hannes SchröterQualifizierungstreffen Deutsch als Zweitsprache
Köln, 20.03.2017
2
AGENDA
I. Kurze Vorstellung des DIEII. AdressatenIII. Fragen und HerausforderungenIV. Potential digitaler Medien für den
SchriftspracherwerbV. Beispiele für aktuelle Entwicklungen digitaler
Instrumente zur Unterstützung von Lehrkräften
4
… ist eine Einrichtung für Wissenschaft, Politikund Praxis der Weiterbildung.
Das Institut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und übernimmt Aufgaben in den Bereichen
• anwendungsorientierte und grundlagenbasierte Forschung,
• Wissenstransfer und Bereitstellung von Infrastrukturen für Forschung und Praxis,
• Entwicklung von innovativen Konzepten für die Praxis und
• Beratung von Akteuren in der regionalen, nationalen und internationalen Weiterbildungspolitik.
Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung –Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. (DIE) …
KURZE VORSTELLUNG DES DIE
ADRESSATEN
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Hauptadressatengruppen für den Schriftspracherwerb Erwachsener• Unterschiedliche Adressatengruppen
• Geflüchtete und MigrantInnen (darunter primäre und funktionale Analphabeten, Zweitschriftlerner) Integrationskurse – Deutsch als Zweitsprache (DaZ),
mit/ohne Alphabetisierung Berufsbezogene Deutschförderung (ESF-BAMF-
Programm)• Funktionale Analphabeten (darunter Personen mit
anderer Muttersprache als Deutsch) Alphabetisierungskurse z.B. an Volkshochschulen
ADRESSATEN
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• Zuwanderung im Jahr 2015 (Migrationsbericht des BAMF) • Hohe Anteile: Geflüchtete, ZuwanderInnen aus Osteuropa • Rund 80% der ZuwanderInnen sind älter als 18 Jahre
Hauptadressatengruppen für den Schriftspracherwerb Erwachsener
ADRESSATEN
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• 2010 wurden 14,5% (2015: 10%) aller Integrationskurs-teilnehmenden in einen Alphabetisierungskurs eingestuft
• Oftmals geringes Hörverständnis (50% < A1, 14% ≥ A2)(vgl. Feick & Schramm, 2016)
Hauptadressatengruppen für den Schriftspracherwerb Erwachsener
Quelle: Feldmeier (2015, S. 35)
ADRESSATEN
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Funktionaler Analphabetismus
• (Eine) Definition• Unterschreiten der Textebene,
einzelne Sätze können (ggf.) gelesen oder geschrieben werden, nicht jedoch zusammenhängende (auch kürzere) Texte.
• Begrenzte schriftsprachliche Kompetenzen reichen nicht aus, um in angemessener Form am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
• Kompetenz < Alpha-Level 4
ADRESSATEN
12
Alpha-Levels
• Alpha-Level 1 • Lesen: Buchstaben und Silben Laute zuordnen und so
Wörter lesen.• Schreiben: Zahlen schreiben, Laute und Buchstaben
unterscheiden und die Buchstaben benennen, Wörter in Silben gliedern, Lauten Buchstaben zuordnen; den eigenen Namen und Eigennamen richtig schreiben.
Quellen: Deutscher Volkshochschul-Verband (DVV) (2015); Wagner (2011)
ADRESSATEN
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Alpha-Levels
• Alpha-Level 2• Lesen: Einfache Wörter automatisch erkennen,
Wortlisten und kurze Sätze eigenständig lesen und verstehen, das eigene Verstehen überwachen.
• Schreiben: Lauten Buchstaben zuordnen; persönliche Angaben schreiben (Name und Adresse); einfache Nomen großschreiben; Satzanfang großschreiben und am Satzende einen Punkt setzen, häufige Wörter, die man sich besonders einprägen muss.
Quellen: DVV (2015); Wagner (2011)
ADRESSATEN
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Alpha-Levels
• Alpha-Level 3 • Lesen: Sätze und kurze Texte aus dem Alltag flüssig
lesen. Auch zusammengesetzte Wörter und Gruppen von Wörtern automatisch erkennen. Den Zusammenhang zwischen mehreren Sätzen beim Lesen selber herstellen.
• Schreiben: aus der Wortfamilie ableiten, wie ein Wort geschrieben wird; sicherer werden in der Groß- und Kleinschreibung; Wörter mit „v“ und andere Merkwörter richtig schreiben; Fragezeichen verwenden.
Quellen: DVV (2015); Wagner (2011)
ADRESSATEN
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Alpha-Levels
• Alpha Level 4• Lesen: Texte aus Alltag und Beruf flüssig lesen
können, um daraus Informationen zu entnehmen. Aus Texten lernen können.
• Schreiben: Groß- und Kleinschreibung “für Fortgeschrittene“; einfache Fälle von Zusammenschreibung; Merkwörter mit „v“ und stummem „h“ richtig schreiben.
• (zusätzlich sind noch die Levels 5 und 6 definiert)
Quelle: DVV (2015)
ADRESSATEN
Theoretische Perspektiven des funktionalen Analphabetismus• Soziologische, pädagogische und
psychologische Perspektive (Grosche et al., 2016)
• Neben sozialer (Bildungs-) Benachteiligung bilden auch phonologische Defizite einen Risikofaktor für den funktionalen Analphabetismus (z.B. Grosche & Grünke, 2011; Landgraf et al., 2012; Rüsseler et al., 2011)
• Beteiligte kognitive, pädagogische und soziale Faktoren und deren Interaktion sind nicht befriedigend geklärt (Vágvölgyi, 2016)
Quelle: Rothe und Preising (2011, S.10)
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ADRESSATEN
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Was ist ein „angemessenes“ Mindestniveau an Lese-und Schreibfähigkeiten?
• Alpha-Level 3 versus GER-Niveau B1
• Lernen, zu lesen oder
lesen, um zu lernen?
Relation von Alpha-Levels und Stufen des GER Quelle: Euringer (2015, S. 72)
ADRESSATEN
20
Gruppendiskussion:Aufgaben/Konflikte/Chancen/Anforderungen durch
unterschiedliche Adressatengruppen und Heterogenität der Lernenden
ADRESSATEN
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Heterogenität der Adressatengruppen (vgl. Rahmencurriculum Integrationskurse DaZ)
• Herkunftsland• Alter• Geschlecht• Muttersprache• ggf. Mehrsprachigkeit• gesellschaftliche Sozialisation• kulturelle Sozialisation• Bildungssozialisation• Lernpotenzial• (Sprach-)Lernerfahrung• Schulbildung/Berufsausbildung• Bedarf/Bedürfnisse• Lernvoraussetzungen• Lerntraditionen
• Grad der Kooperationsbereitschaft und -fähigkeit
• Migrationserfahrung• Aufenthaltsdauer in Deutschland• Art der Berechtigung der Teilnahme
am Integrationskurs (freiwillig/ver-pflichtet)
• Motivation• Vorhandensein eines Berufswunsches• Berufstätigkeit• vor dem Kurs erworbene
Deutschkenntnisse• Rolle, die in der aufnehmenden
Gesellschaft eingenommen wird
ADRESSATEN
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Aufgaben/Konflikte/Chancen/Anforderungen durch gunterschiedliche Adressatengruppen• „Strukturelle Herausforderungen“
• Unterschiedliche Zuständigkeiten (Bund, Länder; BAMF/BMI, BMBF, BMAS)
• „Wanderung“ von Lehrkräften (Erwachsenenbildung Schulen; Alphabetisierungskurse Integrationskurse)
FRAGEN UND HERAUSFORDERUNGEN
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Auswahl zentraler Fragen an die Erwachsenenbildung für einen erfolgreichen Schriftspracherwerb• Wie können
• Lehrkräfte in Alphabetisierung und DaZ professionalisiert werden?
• individuelle Lernstände und Lernverläufe diagnostiziert werden?
• (binnendifferenzierte) didaktische Materialien entwickelt und eingesetzt werden?
• unterschiedliche Angebote den Schriftspracherwerb verschiedener Adressatengruppen unterstützen (Außendifferenzierung)?
• Formen selbstgesteuerten Lernens gefördert und erworbene Kompetenzen stabilisiert und ausgebaut werden?
• Wie können digitale Medien dies unterstützen?
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• Professionalisierung durch• Fortbildungsmodule • Basisqualifizierung „ProGrundbildung“ des DVV• Masterstudiengang Alphabetisierung und Grundbildung• DaZ-Weitbildungsstudiengänge für das Lehramt
• Beschäftigungsverhältnisse (Alphabetisierung/Grundbildung)
Professionalisierung des Lehrpersonals
Demographische DatenAltersdurchschnitt 46,65 Jahre
Akademisierungsgrad 72,22%
Geschlechtsverteilung 69,62% weiblich30,38% männlich
DurchschnittlichesBruttoeinkommen € 2.027,03
Durchschnittliche Stunden-vergütung (nur Honorarkräfte)
€ 23,76
Quelle: Korfkamp und Kley (2016, S. 346) Quelle: DIE/BIBB/UDE, wb-personalmonitor, n = 128, eigene Berechnung
FRAGEN UND HERAUSFORDERUNGEN
28
• Rahmencurricula, z.B.• Integrationskurse - Deutsch als Zweitsprache• Konzept für einen bundesweiten Alphabetisierungskurs • DVV – Lesen und Schreiben
• Diagnoseinstrumente, z.B.• lea. – Literalität von Arbeitskräften
wichtig für Vereinheitlichung, Vergleichbarkeit und Förderdiagnostik• basieren auf etablierten (Stufen-)Modellen des
(Schrift-)Spracherwerbs
Rahmencurricula und Diagnoseinstrumente
FRAGEN UND HERAUSFORDERUNGEN
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Didaktik• Im Gegensatz zu Deutsch als Zweitsprache gibt es (noch) nur wenige
Lehrwerke für Alphabetisierung (sowohl für DaM als auch DaZ)• Vorschlag eines Rahmenkonzepts für Alphabetisierung:
Quelle: Löffler und Weis (2016, S. 374)
FRAGEN UND HERAUSFORDERUNGEN
30
Unterrichtsmethoden und -materialien• sollten
• lebensweltnah gestaltet sein, einen Bezug zu persönlichen Interessen und/oder Anforderungen im Alltag und Beruf haben
• entwicklungsproximalen Lerninput bieten, d.h. weder überfordern noch unterfordern
• das Sprachbewusstsein der Lernenden fördern• binnendifferenziert sein und spezifische
Lernförderungsbedarfe berücksichtigen (z.B. für primäre und funktionale Analphabeten mit Deutsch als Zweitsprache)
• evaluiert werden • systematisiert und den Lehrkräften zentral zugänglich
gemacht werden (z.B. alphabund, Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung, etc.)
FRAGEN UND HERAUSFORDERUNGEN
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Evaluation/Wirkung (Beispiel Alphabetisierungskurse)• Empirische Studie zum Erwerb schriftsprachlicher Kompetenz von
Teilnehmenden an Alphabetisierungskursen in Volkshochschulen (von Rosenbladt & Lehmann, 2013)
• Zentrale Fragestellungen• Welchen Grad der Schriftbeherrschung erreichen die Teilnehmenden an
Alphabetisierungskursen nach mehrmonatiger Dauer des Kursbesuchs?• Spiegeln sich eine günstige Lernausgangslage und vermehrte/wiederholte
Lerngelegenheiten positiv in der schriftsprachlichen Kompetenz wider?• Wie schätzen die befragten Kursteilnehmenden ihre Lernfortschritte aufgrund
des Kursbesuchs selbst ein? • Methodisches Design
• Mündlich-persönliche Interviews mit Teilnehmenden an Volkshochschulalphabetisierungskursen für deutsche Muttersprachler
• Einschätzungen zur eigenen Lese- und Schreibfähigkeit und zu Lernfortschritten im Kurs sowie standardisierte Tests der Lese- und Schreibfähigkeiten in zwei Folgeerhebungen
• Insgesamt drei Erhebungswellen (n = 299)
FRAGEN UND HERAUSFORDERUNGEN
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• Erreichtes Niveau der Schriftbeherrschung nach mehrmonatiger Dauer des Kursbesuchs
• 45 % = Alpha-Levels 1-2 (Lesen & Schreiben unterhalb der Ebene einfacher Texte)25 % = Alpha-Level 3 (Lesen & Schreiben einfacher Texte)30 % = Alpha-Levels 4-5 (Mindestniveau der Schriftbeherrschung erreicht)
• Günstige Lernausgangslage und schriftsprachliche Kompetenz• Je besser die Lernausgangslage, desto höher die erzielte schriftsprachliche
Kompetenz• Ähnliches Ergebnis für Erwachsene mit Migrationsbiographie (Wagner und
Sasse, 2011)• Dauer des Kursbesuchs und schriftsprachliche Kompetenz
• Grad der Schriftbeherrschung nimmt mit zunehmender Dauer der Kursteilnahme ab!• Selektionseffekte im Teilnahmeverlauf ab einem gewissen Kompetenzniveau• Teilnehmende mit stärkeren Schriftschwächen nehmen länger an den Kursen teil
• Subjektive Einschätzung des Lernerfolgs durch die Teilnehmenden• Je höher das erreichte schriftsprachliche Kompetenzniveau, desto
positiver die Nutzeneinschätzung der Kursteilnahme
Evaluation/Wirkung: Zentrale Befunde der Studie(von Rosenbladt & Lehmann, 2013)
FRAGEN UND HERAUSFORDERUNGEN
35
Evaluation/Wirkung: Weitere ausgewählte Befunde (DaM)
• Eine Untersuchung zum intensiven Wörter-Lesetraining (150 Präsentationen / 32 Trainingswörter über 6 Wochen) zeigte eine Verbesserung der Leseleistung für trainierte Wörter, aber keine Transfereffekte auf Wörter mit gleichen Konsonantencluster am Wortanfang (Grosche et al., 2013)
FRAGEN UND HERAUSFORDERUNGEN
36
Evaluation/Wirkung: Weitere ausgewählte Befunde (DaM)• Teilnehmende am sehr umfangreichen AlphaPlus-Programm konnten
in einem Zeitraum von acht Monaten (im Gegensatz zu Teilnehmern eines Alphabetisierungskurses) ihre Lese- und Schreibfähigkeiten verbessern (Rüsseler, 2012)
• Training basaler auditiver Wahrnehmungsfähigkeiten• Lateralisierungstrainer, Lautdiskriminationstrainer• Lese- und Rechtschreibtraining (paper & pencil)• Online-Plattform „Ich-will-lernen“, Soziale Aktivitäten, Berufspraktikum
FRAGEN UND HERAUSFORDERUNGEN
38
Grundsätzliches• Der Einsatz digitaler Medien (vgl. auch Howe & Thielen, 2016)
• ermöglicht selbstorganisiertes Lernen und fördert Schlüsselkompetenzen („Digitale Bildung“)
• erleichtert das Bereitstellen individueller Lernmaterialien auch bei heterogenen Adressatengruppen
• kann helfen, Hemmschwellen zu überwinden (z.B. in der Diagnostik)• kann Lehrkräften dabei helfen, ihren Unterricht zu planen, vorzubereiten und
zu reflektieren• bietet einen Mehrwert, aber sicherlich keinen Ersatz für „klassische“
Unterrichtsmethoden“ („Blended Learning“)• setzt entsprechende Kompetenzen voraus – sowohl auf Seiten der
Lernenden als auch auf Seiten der Lehrkräfte• Pädagogische Ziele müssen im Vordergrund stehen, nicht das technisch
Mögliche• “Good teaching remains good teaching with or without the technology’’
(Higgins et al., 2007, p. 215)• „Pädagogik vor Technik!“ (Zierer, 2016, S. 184)
POTENTIALE DIGITALER MEDIEN
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Gruppendiskussion: Anforderungen an digitale Lehr-/ Lerninstrumente
• (Freier) niedrigschwelliger Zugang und Usability?• Wirkungsvolle Unterstützung von Lehr-/Lernprozessen?• Digitale Medien für Lernende:
• Eignung für Zielgruppe(n)?• Fehlertoleranz; wie werden Fehler rückgemeldet (richtig/falsch
vs. Lösungsvorschläge)?• Auslegung der Hilfssysteme (Lexikon, Grammatik)?• Didaktischer Ansatz
• Digitale Medien für Lehrkräfte:• Sinnvolle und effiziente Unterstützung der Lehrplanung?
POTENTIALE DIGITALER MEDIEN
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Wirkung: Computer-unterstütztes Sprachenlernen• Amerikanische Review-Studien zu empirischen Arbeiten mit
Fokus auf Fremd-/Zweitspracherwerb• Golonka et al. (2014)
• Analyse von 350 Arbeiten, die den Einsatz unterschiedlichster Technologien untersuchen
• zumeist geringe bis mittlere Evidenz für einen Kompetenz-zuwachs, starke Evidenz für einen positiven Effekt für einzelne Instrumente (z.B. automatische Spracherkennung, Chats)
• Grugorovic et al. (2013)• Meta-Analyse von 37 (quasi)-experimentellen Arbeiten, die den
Auswahlkriterien entsprachen (aus zunächst 200 identifizierten Arbeiten aus den Jahren 1984-2006)
• Evidenz für einen (kleinen) Vorteil von computer-unterstützten Methoden gegenüber klassischen Methoden, unklare Befunde für „Blended Learning“
• Beide Studien betonen, dass es für belastbare Aussagen zu wenig Studien mit geeignetem Untersuchungsdesign gibt
POTENTIALE DIGITALER MEDIEN
41
Apps zum Deutschlernen• Untersuchung der Stiftung Warentest von 9 Apps
zum Deutschlernen für Erwachsene (Stand April 2016)
• Fokus auf Geflüchtete• 2 Apps empfehlenswert, 3 Apps eingeschränkt
empfehlenswert, 4 Apps nicht empfehlenswert
POTENTIALE DIGITALER MEDIEN
42
Diagnoseinstrument
POTENTIALE DIGITALER MEDIEN
• otu.lea: Online Testumgebung zur Literalitätsentwicklungvon Arbeitskräften
• Online-Version des lea.-Diagnoseinstruments (Kompetenzmessverfahren für Erwachsene mit niedrigen Lese-, Schreib- und/oder Rechenfähigkeiten)
• Einsatz: „Selbsttest“ und/oder als Instrument der Förderdiagnostik
44
Diagnoseinstrument
POTENTIALE DIGITALER MEDIEN
• otu.lea
• Individuelle Rückmeldung an Teilnehmende und Vorschläge für den weiteren Lernweg
• Usability-Tests bei der Entwicklung (Koppel et al., 2013)
• (Noch) keine Adaption für Deutsch als Zweitsprache
45
Beispiele für Lernplattformen• Ich-will-Deutsch-lernen
• Derzeit rund 25.000 aktive Lerner• mehr als 11.000 interaktive und audiogestützte Übungen• Derzeitige Förderung des Ausbaus zur Integrationsplattform (SPINOZA)
POTENTIALE DIGITALER MEDIEN
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Beispiele für Lernplattformen• Ich-will-Deutsch-lernen: Beispiellerneinheit
POTENTIALE DIGITALER MEDIEN
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Beispiele für Lernplattformen• Ich-will-lernen
• mehr als 500.000 Lerner seit 2004• Über 31.000 Lernübungen zum Lesen und Schreiben• weitere Übungen zur Grundbildung
POTENTIALE DIGITALER MEDIEN
49
Beispiele für Lernplattformen• Online Linguistic Support (OLS, Erasmus+)
• Ursprünglich entwickelt für Teilnehmende europäischer Austauschprogramme• Öffnung für Geflüchtete seit Mitte 2016
POTENTIALE DIGITALER MEDIEN
52
Preisträger des Innovationspreis `16 • DaFür – Deutsch als Fremdsprache für Integrationen
• Grundlegende Deutschkenntnisse zur Bewältigung von Alltagssituationen
• Entwickelt für SprecherInnen der Sprachen Arabisch, Kurdisch, Farsi
POTENTIALE DIGITALER MEDIEN
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Preisträger des Innovationspreis `16 • integration.oncampus.de und #DEU4ARAB
• Digitale Lernplattform für einen schnellen, flexiblen und einfachen Zugang zum deutschen Hochschulsystem
• Kurse umfassen verschiedenste Fachdisziplinen und Deutschangebote wie den MOOC #DEU4ARAB als Aussprachetraining für arabische (syrische) Deutschlerner
POTENTIALE DIGITALER MEDIEN
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Preisträger des Innovationspreis `16 • eVideo – Gastgewerbe
• Für Menschen mit Lese-, Schreib-, Rechenschwierigkeiten, die im Gastgewerbe arbeiten oder arbeiten wollen
• u.a. stellen 17 arbeitsplatznahe Übungen einen konkreten Bezug zum Arbeitsalltag her
POTENTIALE DIGITALER MEDIEN
55
Weitere Angebote• Neben den umfangreichen Lernplattformen und den
vorgestellten Projekten gibt es zahlreiche weitere digitale Medien, die Lernenden Unterstützung bieten• Computerprogramme• Apps für Smartphones• MOOCs• Lernspiele• Soziale Netzwerkgruppen
POTENTIALE DIGITALER MEDIEN
57
• Entwicklung der Suchmaschine KANSAS zur Unterstützung von Lehrkräften bei der Recherche von geeigneten Lerntexten
• KANSAS soll neben den Inhalten auch die sprachliche Komplexität digitalisierter Texte (z.B. Internet, elektronische Textsammlungen) berücksichtigen
• Globales Komplexitätskriterium oder einzelne Priorisierungen auf Wortschatz, Textlänge, Lexik, Grammatik etc.
DIGITALE MEDIEN: UNTERSTÜTZUNG VON LEHRKRÄFTEN
Projektvorhaben: Kompetenzadaptive, nutzerorientierte Suchmaschine für authentische Sprachlerntexte (KANSAS)
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• KANSAS soll es Lehrkräften für Alphabetisierung und DaZ ermöglichen,
• die Interessen der Lernenden zu berücksichtigen und Texte mit entwicklungsproximalem Anforderungsniveau zu identifizieren
• selbstentwickelte oder zusammengestellte Textmaterialen hinsichtlich globaler sprachlicher Komplexität oder relevanter sprachlicher Konstruktionen zu überprüfen
• Adaption und Weiterentwicklung des „englischen“ FLAIR (Chinkina, Kannan & Meurers, 2016; http://purl.org/icall/flair)
• Interdisziplinäre Zusammenarbeit von Computerlinguistik, Erwachsenenbildung, Fachdidaktik und Kognitionspsychologie
DIGITALE MEDIEN: UNTERSTÜTZUNG VON LEHRKRÄFTEN
Projektvorhaben KANSAS
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FLAIR/KANSAS: Eingangsbenutzeroberfläche
DIGITALE MEDIEN: UNTERSTÜTZUNG VON LEHRKRÄFTEN
• Kostenfreier Zugang zum Testen: http://purl.org/icall/flairDerzeit nur „englisches“ FLAIR verfügbar
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FLAIR/ KANSAS: Suche nach „vegetables“, klassisches Ranking,computerlinguistische Analyse im Hintergrund
DIGITALE MEDIEN: UNTERSTÜTZUNG VON LEHRKRÄFTEN
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FLAIR/KANSAS: Möglichkeit des Neurankings aufgrund globaler Komplexität, Textlänge und/oder sprachlicher Konstruktionen
DIGITALE MEDIEN: UNTERSTÜTZUNG VON LEHRKRÄFTEN
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FLAIR/KANSAS: Ergebnis des Neurankings, Anzeige des Texts und Markierungen relevanter Konstruktionen
DIGITALE MEDIEN: UNTERSTÜTZUNG VON LEHRKRÄFTEN
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Portal für Lehrkräfte: wb-web (https://www.wb-web.de)
DIGITALE MEDIEN: UNTERSTÜTZUNG VON LEHRKRÄFTEN
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Beispiele für Videoaufnahmen in Kursen der Alphabetisierung und für Deutsch als Zweitsprache
DIGITALE MEDIEN: UNTERSTÜTZUNG VON LEHRKRÄFTEN
Quelle: DIE, eigene Aufnahmen
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DIGITALE MEDIEN: UNTERSTÜTZUNG VON LEHRKRÄFTEN
Kursplanungs-App (für Tablet, Smartphone)• Anhand von 5 Dimensionen kann ein Unterrichtsszenario spezifiziert werden,
für welches besonders geeignete Methoden in der Tag-Cloud hervorgehoben und auf Wunsch vertieft dargestellt werden
• Geplant: Weiterentwicklung für Methoden des sprachsensiblen Unterrichts
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LITERATUR
Chinkina, M., Kannan, M. & Meurers, D. (2016). Online information retrieval for language learning. In ACL – The Association for Computational Linguistics (ed.), Proceedings of the 54th Annual Meeting of the Association for Computational Linguistics – System Demonstrations (S. 7-12). Berlin, Germany. Online verfügbar unter: http://aclweb.org/anthology/P16-4002.pdf.
Demming, S. (2007). Das professionelle Handlungswissen von DaZ-Lehrenden in der Erwachsenenbildung am Beispiel Binnendifferenzierung. München: Iudicium.
Deutscher Volkshochschulverband (2015). Rahmencurriculum und Kurskonzept für die abschlussorientierte Grundbildung. Bonn: DVV. Online verfügbar unter: http://grundbildung.de/fileadmin/content/03Materialien/RC_Kurskonzept/Kurskonzept_gesamt_korr.pdf
Euringer, C. (2015). Verlinkungsstudie – Empirischer Vergleich von Alpha-Levels und den Stufen des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen. In A. Grotlüschen & D. Zimper (Hrsg.), Literalitäts- und Grundlagenforschung (S. 61-77). Münster: Waxmann.
Feick, D. & Schramm, K. (2016). Alphabetisierung mit Migrantinnen und Migranten. In C. Löffler & J. Korfkamp (Hrsg.), Handbuch zur Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener (S. 214-225). Münster: Waxmann.
Feldmaier, A. (2015). Konzept für einen bundesweiten Integrationskurs mit Alphabetisierung. Nürnberg: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Online verfügbar unter: http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Integrationskurse/Kurstraeger/KonzepteLeitfaeden/konz-f-bundesw-ik-mit-alphabet.pdf;jsessionid=2BDBB547F068FD3ADF3D9081814106CE.1_cid286?__blob=publicationFile
Goethe-Institut (2016). Rahmencurriculum für Integrationskurse Deutsch als Zweitsprache. München: Goethe-Institut. Online verfügbar unter: http://www.goethe.de/lhr/prj/daz/pro/rahmencurriculum-integrationskurs_2017.pdf
Golonka, E. M., Bowles, A. R., Frank, V. M., Richardson, D. L. & Freynik, S. (2014) Technologies for foreign languagelearning: A review of technology types and their effectiveness. Computer Assisted Language Learning, 27(1), 70-105.
Grosche, M. & Grünke, M. (2011). Beeinträchtigungen in der phonologischen Informationsverarbeitung bei funktionalen Analphabeten. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 25(4), 277-291.
68
LITERATUR
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Grosche, M., Wohne, A. & Rüsseler, J. (2016). Zentrale theoretische Ansätze und ihr Einfluss auf unser Denken und Handeln bei funktionalem Analphabetismus. In C. Löffler & J. Korfkamp (Hrsg.), Handbuch zur Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener (S. 129-143). Münster: Waxmann.
Grotlüschen, A. (2016). Zur Größenordnung des funktionalen Analphabetismus in Deutschland. In C. Löffler & J. Korfkamp (Hrsg.), Handbuch zur Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener (S. 100-111). Münster: Waxmann.
Grotlüschen, A. & Riekmann, W. (2011). leo. – Level-One Studie. Presseheft. Hamburg: Universität Hamburg. Online verfügbar unter: http://blogs.epb.uni-hamburg.de/leo/files/2011/12/leo-Presseheft_15_12_2011.pdf.
Grgurović, M., Chapelle, C. A. & Shelley, M. C. (2013). A meta-analysis of effectiveness studies on computer technology-supported language learning. ReCALL, 25, 165-198.
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69
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Rothe, K. & Preising, B. (2011). Arbeitsorientierte Grundbildung. Funktionale Analphabeten qualifizieren. Bielefeld: Bertelsmann.
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von Rosenbladt, B. & Lehmann, R. H. (2013). Grade der Schriftbeherrschung und subjektiver Lernerfolg bei Teilnehmenden an Alphabetisierungskursen. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 16, 55–77.
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Zierer, K. (2016). Wider einen Technisierungswahn!? Neue Medien zwischen Euphorie und Apokalypse. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 30(4), 179-185.