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Iteft 21. I 22.5. 1914J 0sterreieh-Ungarn mit 260 000 t, Canada mit 210 000 t usw. Bei der Zellstoffabrikation kommt es darauf an, aus dem l:folze das Lignin, den Begleiter des Zell- stoffes, unter mSglichster Schonung der Cellulosefaser abzuscheiden. Dies geschieht durch einen Auf- schliegungsproze$, indem das zerkleinerte Holz in grol]en Koehern unter Drunk mit sauren Xoehlaugen gekocht wird. Die :Keizung der Kocher, die his zu 350 cbm Inhalt haben, erfolgt mit direktem oder indirektem Dampf. Der Drunk in den Kochern betriigt bis zu 6 Atmosphgren, die I.iSehsttemperatur etwa 140 o. Sel- tenet wendet man alkalische Kochlaugen an, die haupt- sgchlieh aus Xtznatron bestehen und bisweilen aueh noch Schwefelverbindungen enthalten. Bei diesem Ver- fahren verwendet man viel kleinere Koeher (bis zu ¢5 cbm Inhalt), die meist direkt dutch Dampfeinfiih- rung geheizt werden. Drunk und Temperatur sind bier hSher, da man mit m~Jglichst sehwaehen Laugen ar- beitet. Von der im Holze enthaltenen Cellulose werden je naeh dem angewandten Kochverfahren 80--85 bzw. 60--70 % gewonnen. In der Papierindustrie wird die Cellulose ffir alle SortenPapier mitAusnahme einiger sehr teurer Spezialpapiere verwendet; auch in der Tex- tilindustrie finder sin in neuerer Zeit Anwendung, und zwar zur I.ierstellung yon Textilose, d. i. ein mit Baumwollfasern verstgrktes Papier, das eiu vollwer- tiger Ersatz ffir Jute is£. Ferner wird Holzcellulose nach chemischer Verarbeitung in Form yon Vist~ose- Kunstseide in ausgedehntem Mal]e in der Textilindu- strie verwendet. Die Beffirchtung, da$ die Zellstoff- fabriken demngchst Mangel an Rohstoff haben werden, scheint unbegrfindet. In Europa verwendet man zur Hersteliung voa Zellstoff fast nur NadelhSlzer~ nament- lich Fichte und Kiefer, se].tener einige Buchenarten und Pappelholz. Ffir Zwecke der Papierindustrie wird heute etwa der Jahresertrag yon 80 000 ql~m Wald- fliiehe verbraueht. Europa hat etwa 9~ Mill. qkm Land- flgche, wovon etwa 25 % mit Wald bedeckt sind. Wenn spitter auch solche ttSlzer, die heute noeh nicht be- nutzt werden, ffir die Zellstoffabrikation herangezogen werden, wird der lXolzbedarf wohl gedeckt werden ktinnen, trotz der Konkurrenz seitens des ]~augewerbes. Eine Verschiebung der Zellstofferzeugung nach wald- reicheren Gegenden ist in Zukunft wahrscheinlich, doch kommt es~ dabei sehr wesentlich auf eine gute Zu- und AbfuhrmSglic.hkeit an, weil ffir je 100 kg Zell- stoff 500--600 kg Roh- und Hilfsstoffe zu, transpor- tieren, sind. S. Von Herrn Dr. Paul Krais in Tiibingen werden der Redaktion der Naturwissenschaften Mitteilungen fiber das im Entstehen be~riffene Deutsche Farben- buch zur Verffigung gestellt, denen ~vir. Folgendes entnehmen: In diesem Jahre noe]~ wird der erste Band eines Werkes erscheinen, das ffir das wichtige Gebiet der Malerfarben und Malmittel eine nicht zu unter- sehgtzende Bedeutung gewinnen dfirfte. Das Deut- sche Farbenbueh, nine SchSpfung des jfingst verstor- benen A. W. Keim,'derdie letzten 12 Jahre der Ver- wirklichung seines Gedankens. gewidmet l~at, soll ein ausfiihrliehes, yon berufenen Fachleu~en verfal]tes Handbuch der Materialienkuade auf dem genannten Gebiete werden, Es ist bekannt, in wie hohem Mal]e der Handel mit 5{alerfarben sowie die gewerbliche und kfinstlerische Verwertung derselben unter der Un- kenntnis le{det~, die den*Zwisehenhgndler wie den Ver- braueher, oft wohl auch den Produzenten selbst an einer sachgemttt3en Beurteilung der Qualitgten verhin- Kleine Mitteilungen. 523 dert. Ebenso bekannt ist es, dala diese Unken~xtnis oft genug in skrupelloser Weise zum Sehaden des Ver- brauehers ausgenutzt wird. £[auptziel des Farben- buches ist es also, durch Verbreitung yon Material- kenntnis in den interessierten Kreisen Aufkliirung zu schaffen. In dieser Beziehung sehlieBt sich das ge- plante Unternehmen an die im Verlage yon Felix Krais in Stuttgart im Auftrage des Deutschen Wertc- bundes bereits erschienene Gewerbliche Material£unde an. In demselben Verlage soll das Farbenbuch er- seheinen, mit dessert Organisation Dr. Paul tfrais in Ttibingen und Dr. Johannes tloppe in Mfinehenbetraut sind. Als Herausgeberin und literarische Inhaberin zeichnet die Vereinigung Deu*seher Farb- and Mal- mittelinteressente~ und die Deutsche Gesellschaft zur F6rderung rationeller Matverfahren in Mfinchen. tJber den geplanten Inhalt des Werkes wird am besten ein kurzer Auszug des Inhaltsverzeichnisses orien- tieren: Der erste Band, der die Malerfarben behandeln soil, wird, abgesehen yon einleitenden Kapiteln allge- meinen und historischen Inhalts, einen Abschnitt fiber Farbenbenennungen und kolorimetrische Messun- gen,, ferne~ Grundlegendes tiber Farbstoffklassen, Allgemeines fiber die physikalischen, chemischen und Echtheitseigenschaften, deren Prfifung und Normie- rung, schlieBlich einen speziellen Teil iiber die ein- zelnen Farben enthalten. Hier wird bei jeder Farbe auBer dem deutschen Namen, einschlieiMich seiner Synonymen, die englische, fr~nzSsische und italienische Bezeichnung angegeben werden; dana werden die wesentlichen Bestandteile, die chemische Bezeichnung, die Zusammensetzung, Erkennung und Priifung, das Verhalten in chemischer Beziehung nnd die Giftigkeit behandelt. Ferner wird die Rede sein you den Formen, in denea die Farbe geliefert wird, yon ihren EehtheitseigensehMten, ihrem Verwendungsgebiet und schlieBlich yon der statistischen und wirtschaftlichen Seite (Erzeugung, Verbrauch, Preisverhgltnisse). In tthnlieh erschSpfender Weise soll der zweite ]~and die Malmittel, Bindemittel, Lacke und Firnisse behandeln. Zweck und Inhalt des Werkes liegt also klar vor Augen. Nach langjiihrigea Bemfihungen ist sein Zu- standekommen heute gesichert. Wenn man bedenkt, welche umfassende Bedeutung der Handel mit Male> farben und Malmitteln ftir die verschiedensten Ge- werbe~ ffir das Kunstgewerbe und nicht zum wenig- sten ffir den Kfinstler hat, so wird man ein Unter- nehmen willkommen heiBen, das berufen ist, auf die- sere Gebiete eine auf wissenschaftlichen Prinzipien be- ruhende Grundlage der Beurteilung zu schaffen, und so in gleicher Weise der wirtsehaftlichen Soliditgt, der I-Iebung der Qualitttt und damit auch der FSrde- rung des Gesehmackes zu dienen. M. SehRdigende Wirkung des destillierten Wassers. ~it der Entdeekung yon NSgeli und Loew, dab kupferne Destillierapparate Wasser mit Spuren yon Kupfer lie- fern kSnnen, die ausreiehen, das Wasser ffir Fflanzen- kultnren sch:~tdlich zu maehen, wurde der Gebrauch gl~serner Destillierapparate allgemein, und aus glg-: semen Apparaten sorgf~tltig destilliertes Wasser ge- wann das allgemeine Zutrauen der Biologen. In den meisten Fiillen ist dieses Vertraue]l gerechtfertigt, aber nicht framer. Abgesehen you der Sehwierigkeit, wirklich reines Wasser zu bekommen ~ tatsiiehlich ist es nur in sehr wenigen F:~llen ganz rein her- gestellt worden -- besteht die weitere Sehwie- rigkeit, es in reinem Zustand aufzuheben, daes sieh sehr leieht mit den Gasen, mit denen es in Berfih-

Deutsche Farbenbuch

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Iteft 21. I 22.5. 1914J

0sterreieh-Ungarn mit 260 000 t, Canada mit 210 000 t usw. Bei der Zellstoffabrikation kommt es darauf an, aus dem l:folze das Lignin, den Begleiter des Zell- stoffes, unter mSglichster Schonung der Cellulosefaser abzuscheiden. Dies geschieht durch einen Auf- schliegungsproze$, indem das zerkleinerte Holz in grol]en Koehern unter Drunk mit sauren Xoehlaugen gekocht wird. Die :Keizung der Kocher, die his zu 350 cbm Inhalt haben, erfolgt mit direktem oder indirektem Dampf. Der Drunk in den Kochern betriigt bis zu 6 Atmosphgren, die I.iSehsttemperatur etwa 140 o. Sel- tenet wendet man alkalische Kochlaugen an, die haupt- sgchlieh aus Xtznatron bestehen und bisweilen aueh noch Schwefelverbindungen enthalten. Bei diesem Ver- fahren verwendet man viel kleinere Koeher (bis zu ¢5 cbm Inhalt), die meist direkt dutch Dampfeinfiih- rung geheizt werden. Drunk und Temperatur sind bier hSher, da man mit m~Jglichst sehwaehen Laugen ar- beitet. Von der im Holze enthaltenen Cellulose werden je naeh dem angewandten Kochverfahren 80--85 bzw. 60--70 % gewonnen. In der Papierindustr ie wird die Cellulose ffir alle Sor tenPapier mi tAusnahme einiger sehr teurer Spezialpapiere verwendet; auch in der Tex- t i l industr ie finder sin in neuerer Zeit Anwendung, und zwar zur I.ierstellung yon Textilose, d. i. ein mit Baumwollfasern verstgrktes Papier, das eiu vollwer- t iger Ersatz ffir Ju te is£. Ferner wird Holzcellulose nach chemischer Verarbeitung in Form yon Vist~ose- Kunstseide in ausgedehntem Mal]e in der Textilindu- strie verwendet. Die Beffirchtung, da$ die Zellstoff- fabriken demngchst Mangel an Rohstoff haben werden, scheint unbegrfindet. I n Europa verwendet man zur Hersteliung voa Zellstoff fast nur NadelhSlzer~ nament- lich Fichte und Kiefer, se].tener einige Buchenarten und Pappelholz. Ffir Zwecke der Papier industr ie wird heute etwa der Jahreser t rag yon 80 000 ql~m Wald- fliiehe verbraueht. Europa hat etwa 9~ Mill. qkm Land- flgche, wovon etwa 25 % mit Wald bedeckt sind. Wenn spitter auch solche ttSlzer, die heute noeh nicht be- nutzt werden, ffir die Zellstoffabrikation herangezogen werden, wird der lXolzbedarf wohl gedeckt werden ktinnen, trotz der Konkurrenz seitens des ]~augewerbes. Eine Verschiebung der Zellstofferzeugung n a c h wald- reicheren Gegenden ist in Zukunft wahrscheinlich, doch kommt es~ dabei sehr wesentlich auf eine gute Zu- und AbfuhrmSglic.hkeit an, weil ffir je 100 kg Zell- stoff 500--600 kg Roh- und Hilfsstoffe zu, transpor- tieren, sind. S.

Von Herrn Dr. Paul Krais in Tiibingen werden der Redaktion der Naturwissenschaften Mitteilungen fiber das im Ents tehen be~riffene Deutsche Farben- buch zur Verffigung gestellt, denen ~vir. Folgendes entnehmen:

In diesem Jahre noe]~ wird der erste Band eines Werkes erscheinen, das ffir das wichtige G ebiet der Malerfarben und Malmittel eine nicht zu unter- sehgtzende Bedeutung gewinnen dfirfte. Das Deut- sche Farbenbueh, nine SchSpfung des jfingst verstor- benen A. W. K e i m , ' d e r d i e letzten 12 Jahre der Ver- wirklichung seines Gedankens. gewidmet l~at, soll ein ausfiihrliehes, yon berufenen Fachleu~en verfal]tes Handbuch der Materialienkuade auf dem genannten Gebiete werden, Es ist bekannt, in wie hohem Mal]e der Handel mit 5{alerfarben sowie die gewerbliche und kfinstlerische Verwertung derselben unter der Un- kenntnis le{det~, die den*Zwisehenhgndler wie den Ver- braueher, oft wohl auch den Produzenten selbst an einer sachgemttt3en Beurteilung der Quali tgten verhin-

Kleine Mit te i lungen. 523

dert. Ebenso bekannt ist es, dala diese Unken~xtnis oft genug in skrupelloser Weise zum Sehaden des Ver- brauehers ausgenutzt wird. £[auptziel des Farben- buches ist es also, durch Verbreitung yon Material- kenntnis in den interessierten Kreisen Aufkliirung zu schaffen. In dieser Beziehung sehlieBt sich das ge- plante Unternehmen an die im Verlage yon Felix Krais in Stu t tgar t im Auftrage des Deutschen Wertc- bundes bereits erschienene Gewerbliche Material£unde an. In demselben Verlage soll das Farbenbuch er- seheinen, mit dessert Organisation Dr. Paul t frais in Ttibingen und Dr. Johannes t loppe in Mfinehenbetraut sind. Als Herausgeberin und literarische Inhaberin zeichnet die Vereinigung Deu*seher Farb- and Mal- mit tel interessente~ und die Deutsche Gesellschaft zur F6rderung rationeller Matverfahren in Mfinchen. tJber den geplanten Inhal t des Werkes wird am besten ein kurzer Auszug des Inhaltsverzeichnisses orien- t ieren: Der erste Band, der die Malerfarben behandeln soil, wird, abgesehen yon einleitenden Kapiteln allge- meinen und historischen Inhalts, einen Abschnit t fiber Farbenbenennungen und kolorimetrische Messun- gen,, ferne~ Grundlegendes tiber Farbstoffklassen, Allgemeines fiber die physikalischen, chemischen und Echtheitseigenschaften, deren Prfifung und Normie- rung, schlieBlich einen speziellen Teil iiber die ein- zelnen Farben enthalten. Hier wird bei jeder Farbe auBer dem deutschen Namen, einschlieiMich seiner Synonymen, die englische, fr~nzSsische und italienische Bezeichnung angegeben werden; dana werden die wesentlichen Bestandteile, die chemische Bezeichnung, die Zusammensetzung, Erkennung und Priifung, das Verhalten in chemischer Beziehung nnd die Giftigkeit behandelt. Ferner wird die Rede sein you den Formen, in denea die Farbe geliefert wird, yon ihren EehtheitseigensehMten, ihrem Verwendungsgebiet und schlieBlich yon der statistischen und wirtschaftl ichen Seite (Erzeugung, Verbrauch, Preisverhgltnisse). In tthnlieh erschSpfender Weise soll der zweite ]~and die Malmittel, Bindemittel, Lacke und Firnisse behandeln.

Zweck und Inhal t des Werkes liegt also klar vor Augen. Nach langjiihrigea Bemfihungen ist sein Zu- standekommen heute gesichert. Wenn man bedenkt, welche umfassende Bedeutung der Handel mit Male> farben und Malmitteln ftir die verschiedensten Ge- werbe~ ffir da s Kunstgewerbe und nicht zum wenig- sten ffir den Kfinstler hat, so wird man ein Unter- nehmen willkommen heiBen, das berufen ist, auf die- sere Gebiete eine auf wissenschaftlichen Prinzipien be- ruhende Grundlage der Beurteilung zu schaffen, und so in gleicher Weise der wirtsehaftlichen Soliditgt, der I-Iebung der Qualitttt und damit auch der FSrde- rung des Gesehmackes zu dienen. M.

SehRdigende Wirkung des destillierten Wassers. ~ i t der Entdeekung yon NSgeli und Loew, dab kupferne Destillierapparate Wasser mit Spuren yon Kupfer lie- fern kSnnen, die ausreiehen, das Wasser ffir Fflanzen- kultnren sch:~tdlich z u maehen, wurde der Gebrauch gl~serner Destillierapparate allgemein, und aus glg-: semen Apparaten sorgf~tltig desti l l iertes Wasser ge- wann das allgemeine Zutrauen der Biologen. In den meisten Fiillen ist dieses Vertraue]l gerechtfertigt, aber nicht framer. Abgesehen you der Sehwierigkeit, wirklich reines Wasser zu bekommen ~ tatsiiehlich ist es nur in sehr wenigen F:~llen ganz rein her- gestellt worden - - besteht die weitere Sehwie- rigkeit, es in reinem Zustand aufzuheben, d a e s sieh sehr leieht mit den Gasen, mit denen es in Berfih-