21
Leseprobe Kant, Immanuel Kritik der Urteilskraft / Schriften zur Ästhetik und Naturphilosophie Herausgegeben von Manfred Frank und Véronique Zanetti © Deutscher Klassiker Verlag Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 37 978-3-618-68037-6 Deutscher Klassiker Verlag

Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

Leseprobe

Kant, Immanuel

Kritik der Urteilskraft / Schriften zur Ästhetik und Naturphilosophie

Herausgegeben von Manfred Frank und Véronique Zanetti

© Deutscher Klassiker Verlag

Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 37

978-3-618-68037-6

Deutscher Klassiker Verlag

Page 2: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von
Page 3: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

Kants Schriften zur Ästhetik und Naturphilosophie in einemBand: Dieses auf den ersten Blick überraschende Nebeneinanderentspricht Kants eigener Überzeugung von der innigen Nähe bei-der Disziplinen, wie sie sich insbesondere in der Kritik der Urteils-kraft ausdrückt, die ja eine Theorie des Geschmacks mit einerPhilosophie der organischen Natur vereint. Alle Texte des Bandesstammen aus Kants kritischer Phase (also der Zeit nach ), au-ßer – und das ist eine der Überraschungen dieses Bandes – denReflexionen zur Ästhetik, die auf ausgezeichnete Weise belegen, wieKants Denken allmählich aus dem Begriffskorsett der Wolffschen›Schulphilosophie‹ herauswächst.

Der Text der Ausgabe geht auf die Originaldrucke zurück. Siebietet einen Kommentar, welcher der säkularen Bedeutung vonKants Werk gerecht wird: erläutert die Texte in ihrem geistes- undphilosophiegeschichtlichen, aber auch im werkgeschichtlichenZusammenhang. In ihren Stellenkommentaren geht sie weiter alsirgendeine frühere Edition.

Page 4: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

DEUTSCH ER KLASSIKER VERLAGIM TASCHEN BUCH

BAN D 37

Page 5: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von
Page 6: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

IMMANUEL KANTKRITIK DER

URTEILSKRAFTSCHRIFTEN ZUR ÄSTHETIK UND

NATURPHILOSOPHIE

Herausgegeben vonManfred Frank undVeronique Zanetti

DEUTSCH ERKLASSIKER

VERLAG

Page 7: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

Diese Ausgabe entspricht der Edition Immanuel Kant, Schriften zurÄsthetik und Naturphilosophie, Frankfurt am Main

Deutscher Klassiker Verlagim Taschenbuch · Band

© dieser Ausgabe Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt am Main

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form

(durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren)ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert

oder unter Verwendung elektronischer Systemeverarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Vertrieb durch den Suhrkamp Taschenbuch VerlagSatz: pagina GmbH, Tübingen

Druck: CPI – Ebner & Spiegel, UlmPrinted in Germany

ISBN ----

Page 8: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

SCHRIFTEN ZUR ÄSTHETIKUND NATURPHILOSOPHIE

Page 9: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von
Page 10: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

INHALT

Reflexionen zur Ästhetik . . . . . . . . . . . Über ästhetische und logische Vollkommenheit . . Das Gefühl der Lust und Unlust . . . . . . . . Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürger-licher Absicht . . . . . . . . . . . . . . . Bestimmung des Begriffs einer Menschenrace . . . Mutmaßlicher Anfang der Menschengeschichte . . Vorarbeit zu »Über den Gebrauch teleologischerPrinzipien in der Philosophie« . . . . . . . . . Über den Gebrauch teleologischer Prinzipien in derPhilosophie . . . . . . . . . . . . . . . . Erste Einleitung in die »Kritik der Urteilskraft« . . Kritik der Urteilskraft . . . . . . . . . . . . Über das Organ der Seele . . . . . . . . . . .

Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . Zeittafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . .

Page 11: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von
Page 12: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

REFLEXIONEN ZUR ÄSTHETIK(1755-1797)

Page 13: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von
Page 14: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

�A) REFLEXIONEN ZUR ÄSTHETIK,ALS RANDBEMERKUNGEN ZU

G. FR. MEIERS »LOGIK«�

Einleitung in die Vernunftlehre

Begriff, Aufgabe und Einteilung der LogikBegriff und Einteilung der PhilosophieAnalytik – Dialektik. Theoretische – praktische Logik.Nutzen der Logik

Der erste Hauptteil : von der gelehrten Erkenntnis

Der erste Abschnitt: von der gelehrten Erkenntnis überhauptVorstellung. Gegenstand der Vorstellung. Arten der Er-

kenntnis.Klarheit. DeutlichkeitGrund und Folge

Vernunfterkenntnis, historische ErkenntnisLogische und ästhetische Vollkommenheit der ErkenntnisUnvollkommenheiten der Erkenntnis

Der andere Abschnitt: von der Weitläuftigkeit der gelehrten Er-kenntnis

Unwissenheit. Horizont der ErkenntnisLobenswürdige und tadelnswürdige UnwissenheitPolyhistorie, HumanioraPedanterie, Galanterie

Der dritte Abschnitt: von der Größe der gelehrten Erkenntnis

Page 15: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

Der vierte Abschnitt: von der Wahrheit der gelehrten ErkenntnisWesen und Kriterien der Wahrheit und FalschheitLogische, ästhetische und praktische Wahrheit; totale und

partialeGenaue und subtile Erkenntnis, rohe und grobe Dog-

matische und historische Wahrheiten. LehrgebäudeWesen des IrrtumsArten des Irrtums

Der fünfte Abschnitt: von der Klarheit der gelehrten ErkenntnisMerkmal

Analytische und synthetische, koordinierte und subordi-nierte MerkmaleBejahende und verneinende MerkmaleWichtige und unwichtige, fruchtbare und unfruchtbareMerkmale

Zureichende und unzureichende MerkmaleNotwendige und zufällige MerkmaleÄußerliche und innerliche Merkmale. Modi, attributa,

essentiaKlare, deutliche und dunkle Erkenntnis

Grade der Klarheit. DeutlichkeitLebhaftigkeit der ErkenntnisAnalytische und synthetische Deutlichkeit. Grade der

ErkenntnisGrade der Deutlichkeit

Der sechste Abschnitt: von der Gewißheit der gelehrtenErkenntnisGewißheit der Erkenntnis. Meinen, Glauben, WissenZurückhaltung des Urteils. Vorläufige UrteileVorurteil im allgemeinen

Arten der Vorurteile. Verhalten gegen VorurteileWahrscheinlichkeit, Scheinbarkeit, moralische Gewißheit

Zweifel, Skrupel, EinwurfWahre und falsche Zweifel. Auflösung von Zweifeln.Ausgemachte und unausgemachte Wahrheiten

Page 16: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

Dogmatismus. Skeptizismus. Skeptische MethodeHypotheseÜberredungWissenschaft. SystemArten und Grade der Gewißheit

Willkürliche WahrheitenBeweisErfahrung. Vernunft. GlaubeZeuge. Unglaube. Moralischer Glaube

Der siebente Abschnitt: von der praktischen gelehrten Erkenntnis

Praktisch, spekulativ, theoretisch

Der achte Abschnitt: von den gelehrten BegriffenBegriff im allgemeinen. IdeeArten der Begriffe. ErfahrungsbegriffeAbstraktion, Komparation, Reflexion

Inhalt, Umfang der Begriffe. Höherer, niederer Begriff.Gattung, ArtWillkürlich gemachte BegriffeDefinition, Erörterung, BeschreibungErfordernisse einer Definition

Nominal- und RealdefinitionLogische Einteilung des Begriffs

Der neunte Abschnitt: von den gelehrten UrteilenWesen des Urteils. Materie und FormQualität der Urteile

Bedingung, Bestimmung, Zergliederung der UrteileQuantität der UrteileEinfache und zusammengesetzte UrteileHypothetische und disjunktive UrteileModalität der Urteile

Theoretische und praktische UrteileErweisliche und unerweisliche (leere) Urteile. Axiome

und Postulate. Analytische und synthetische UrteileJudicia intuitiva – discursiva

Page 17: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

Wahrnehmungs- und ErfahrungsurteileZusätze. Lehrsätze. Aufgaben. Lehnsätze. Scholien.

Qualitates occultaeVerstandesschlüsse: Aequipollenz, Subalternation,

Opposition, Konversion, Kontraposition der Urteile

Der zehnte Abschnitt: von den gelehrten VernunftschlüssenWesen, Bestandteile, Arten der SchlüsseTermini, Materie und Form des VernunftschlussesAllgemeine Regeln für Vernunftschlüsse aller ArtenOrdentliche und außerordentliche Vernunftschlüsse.

Major und Minor in ordentlichen (kategorischen)Vernunftschlüssen

Die vier Figuren der SchlüsseAllgemeine Regeln für kategorische SchlüsseBesondere Regeln für die einzelnen Figuren der katego-

rischen Schlüsse. Modi dieser FigurenHypothetische VernunftschlüsseDisjunktive VernunftschlüsseDilemmaUnmittelbare Folgerungen. Förmliche und versteckte

VernunftschlüsseInduktion und AnalogieTrugschlüsseZusammengesetzte VernunftschlüsseBeweise und ihre Fehler

Der andere Hauptteil : von der Lehrart der gelehr-ten Erkenntnis

Methode im allgemeinen. Einzelne Arten derselbenAnalytische und synthetische MethodeSzientifische und populare Methode

Weitere Arten der MethodeDoktrin, Disziplin, WissenschaftMethodisch und tumultuarischMeditieren

Page 18: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

.

Der dritte Hauptteil : von dem gelehrten Vortrage

Der erste Abschnitt: von dem Gebrauch der WorteDer andere Abschnitt: von der gelehrten SchreibartDer dritte Abschnitt: von einer gelehrten RedeDer vierte Abschnitt: von gelehrten Schriften

Der vierte Hauptteil : von dem Charakter eines Ge-lehrten

� .�

L §§ -

�� § . Eine vollkommenere historische Erkenntnis isteine schöne Erkenntnis (cognitio pulcra, aesthetica), unddie schönen Wissenschaften beschäftigen sich mit den Re-geln, durch deren Beobachtung die historische Erkenntnisverschönert wird.

. (-) L . Zu L § :Diese Erklärung ist unbestimmt; vollkommen kann etwasder Größe oder der Genauheit nach sein.

Schön ist, was gefällt. es gefällt aber durch die Überein-stimung mit �bricht ab�.

. (-) L ’. Zu L § :Eine sinnliche Beurteilung der vollkommenheit heißt Ge-schmack. Eine Erkenntnis, die von der sinnlichen Urteils-kraft als vollkommen erkannt wird, heißt ästhetisch. Goti-

scher Geschmack.Die Zusammenstimmung des Mannigfaltigen in einer Sa-

che zu einer gemeinschaftlichen Absicht heißt die vollkom-menheit. Wenn alles zusammenstimmt den regeln der untern

Page 19: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

Erkenntniskraften gemaß. so ist es ästhetisch vollkommen.D. h. wenn die Zusammenstimmung erkannt wird bloßdurch die sinnlichen Kräfte. Und also das Vergnügen aus1

den niederen Kräften erregt wird. e. g. die Kenntnis derepischen Gedichte, des malerischen in der Beschreibung.

Wird es durch die Höheren Kräfte entdeckt, so macht’s auchein Vergnügen, aber ein deutliches, welches bisweilen nichtso reizend ist.

Was Geschmack sei. Geschmackslehre.

§ . Obgleich die historische Erkenntnis von der ver-nünftigen sehr unterschieden ist § . , dergestalt, daßdie allerschönste historische Erkenntnis nicht einmal einevernünftige Erkenntnis genennet zu werden verdient§ ; so ist doch jene zu dieser unentbehrlich, indem ein

Mensch keine vernünftige Erkenntnis von einer Sache er-langen kann, wenn er nicht vorher eine historische Er-kenntnis von derselben besitzt.

. (-) L ’. Zu L § :Ein Historisch erkenntnis kann mit der Vernünftigen ver-

bunden werden, ohne etwas von der Schönheit zu verlieren( gund die philosophische mit der ästhetischen, ohne von derGründlichkeit). Historia telluris.

Historica praestruatur Philosophicae. Man muß Bücherlesen, Erfahren. Von den Sinnen fängt alles Erkenntnis an.

�� § . Die gelehrte und philosophische Erkenntnis(cognitio erudita et philosophica) ist eine vernünftige Er-kenntnis, welche in einem höhern oder merklichern Gradevollkommen ist.

aus? in??

Page 20: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

.

. (-) L ’. Zu L § :Die definition ist unbestimmt, siehe das vorige �Nr. �.

Man kann sagen, daß jemand ein vernünftig Erkenntnisvon den pflichten habe, ohne ein philosophisch zu haben.

§ . Wenn das Mannigfaltige in einer Erkenntnis zu einerAbsicht übereinstimmt, oder den hinreichenden Grundvon derselben enthält: so besteht darin die Vollkom-menheit der Erkenntnis (perfectio cognitionis). DieVollkommenheiten der Erkenntnis finden entweder in ihr

statt, in so ferne sie deutlich oder in so ferne sie undeutlichist § . Jene werden die logischen Vollkommenheitender Erkenntnis (perfectio cognitionis logica), und diesedie Schönheiten derselben genannt (pulchritudo et perfec-tio aesthetica cognitionis). Z. E. die mathematische Ge-

wißheit ist eine logische Vollkommenheit, und die ma-lerische Lebhaftigkeit eine Schönheit der Erkenntnis.

. (-) L ’. Zu L § :Bei jeder Vollkommenheit ist eine Regel oder Absicht, zwei-tens eine Zusammenstimmung zu derselben anzutreffen.

Man hat bei dem Erkenntnisse vornehmlich absichten: sichzu belehren oder zu vergnügen oder beides zusammen. Daserste wird bloß durch deutliche Einsichten erlangt, daszweite auf zweierlei Art: entweder durch die Schönheit desObjekts oder die Annehmlichkeit des Vortrags. Diese letz-

tere, weil sie durch vollkommen deutliche Vorstellungennicht kann erlangt werden, ist die ästhetische Vollkommen-heit des Erkenntnisses.

Die deutliche Erkenntnis hat ohne die ästhetische Beihülfebloß durch die reizung des objekts durch die logische Voll-

kommenheit, das heißt die Richtigkeit und Ordnung, wie esbetrachtet ( gwird), so eine Quelle des Vergnügens in sich, diealles ästhetische so wohl an Große als an Dauer übertrifft.Archimedes’ Vergnügen beim Bade. Keplers bei Erfindungeines Satzes.

Page 21: Deutscher Klassiker Verlag - suhrkamp.de · Polyhistorie, Humaniora Pedanterie, Galanterie Der dritte Abschnitt: von der Größe dergelehrten Erkenntnis Der vierte Abschnitt: von

Die ästhetik ist nur ein Mittel, die leute von gar zu großerZartlichkeit an die Strenge der Beweise und Erklärungen anzugewöhnen. So wie man Kindern den rand des Gefäßes mitHonig beschmieret.

Exempel einer gründlichen Wissenschaft, die Vergnügen

erweckt, an der Naturgeschichte des Erdbodens. Wer dieWissenschaft der ästhetik erfunden habe.

§ . In so ferne eine Erkenntnis nicht vollkommen ist, inso ferne ist sie eine unvollkommene Erkenntnis (im-

perfectio cognitionis). Die Unvollkommenheiten der Er-kenntnis finden entweder in ihr statt, in so ferne sie deut-lich, oder in so ferne sie undeutlich ist § . Jene werdendie logischen Unvollkommenheiten der Erkenntnis (im-perfectio cognitionis logica), und diese die Häßlichkei-

ten derselben genannt (deformitas, imperfectio cognitio-nis aesthetica). Z. E. das Säuische und Zotenmäßige in denAlltagsscherzen ist eine Häßlichkeit der Erkenntnis; einfalscher Vernunftschluß aber ist eine logische Unvollkom-menheit derselben.

. (-) L ’. Zu L § :Eine Erkenntnis, die logisch vollkommen ist, kann häßlichwerden, wenn sie auf eine solche Art eingekleidet oder vor-getragen wird, daß Begriffe, welche die undeutliche Vor-stellung eines Mißfallens erwecken, mit eingemischt werden.

e. g. Wenn die Betrachtungen in der Physik von der Zeu-gung, der struktur des Menschen und seiner animalischenökonomie unflatig beschrieben werden.

Weil man aber niemalen jemandem die Abweichung voneiner Regel schuld geben soll, die er sich weder vorgesetzt

hat noch sich vorzusetzen schuldig gewesen: so kann maneiner Erkenntnis darum keine Unvollkommenheit beimes-sen, weil sie regeln, die einer andern Art von Erkenntnis�zukommen�, nicht beobachtet.

Man soll nicht sagen: dasjenige Erkenntnis, was keine