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PHARMAFORUM Interview „Deutschland hat Nachholbedarf bei der feuchten Wundbehandlung“ Prof. Dr. Ulrich Hemel Geschäftsführer der ROGG Verbands- stoffe GmbH MMW: Herr Prof. Hemel, wo besteht Verbes- serungsbedarf in der Wundbehandlung und Kompressionstherapie in Deutschland? Hemel: Deutschland hat Nachholbedarf auf dem Gebiet der modernen „feuchten“ Wundbehandlung. 40% der Patienten er- halten immer noch eine klassische, trockene Wundbehandlung, d. h. keine Unterstützung der Zellteilung, verzögerter Hautaufbau und Wundverschluss. Bei der Kompressionstherapie gibt es ebenfalls Nachholbedarf, insbesondere bei lympholo- gischen Indikationen. Dies wirkt sich auf das System aus: Durch unterschiedliche Kassen- verträge werden Materialien auf der Grundla- ge früherer Erkenntnisse erstattet. Standardi- sierte „starre“ Sets zur Kompressionstherapie sind folglich nicht gut einsetzbar. Wir bieten unseren Kunden individuelle Sets, die je nach Kassenvertrag gepackt werden, sodass keine Probleme bei der Abrechnung entstehen. Solche Sets sind kostensparend für Patienten, Krankenkassen und Therapeuten. MMW: Sie sehen sich als Innovationsführer für Wundbehandlung und Kompressions- therapie. Was unterscheidet Sie von ande- ren Anbietern? Hemel: Geschwindigkeit und Qualität un- serer Innovationen, ferner die einzigartige Kombination von kompletten Produktsor- timenten aus Moderner Wundbehandlung, Binden und Verbänden, Desinfektion und Hygiene. MMW: Nennen Sie Beispiele für innovative Produkte, die in der Hausarztmedizin oder Geriatrie benötigt werden. Hemel: Multiresistente Keime sind ein riesiges medizinisches und pflegerisches Problem. Mehr Menschen sterben durch MRSA als durch AIDS. ROGG bietet mit dem „ROGG Hydrogel plus“ ein MRSA-wirksames Produkt an. Bei der Verbreitung von Keimen spielt die Händedesinfektion eine große Rolle. Wirk- stoff ist Alkohol 85%. Bei ROGG gibt es ein Händedesinfektionsmittel, das als Gel ausge- staltet ist, sodass es eine rückfettende Subs- tanz aufnehmen kann. Diese qualifiziert das Produkt für den Dauereinsatz, weil Hände nicht mehr schrundig werden. Außerdem ist das Gel gegen Noroviren wirksam. Selbst bei scheinbar einfachen Produkten wie Wunddistanzgittern sind Innovationen möglich. Das ROGGtül membran verwendet Phospholipide statt Vaseline. Dies verhindert das Verkleben der Haut. MMW: Neben Produkten bieten Sie auch Problemlösungen an. Nennen Sie ein Bei- spiel. Hemel: Zuerst müssen wir verstehen: „An jeder Wunde hängt ein Mensch.“ Das Wort „ganzheitlich“ ist zwar abgedroschen, aber nicht falsch. Nehmen Sie die Lymphtherapie: Frauen erleiden bei Brustkrebsoperation häufig Schädigungen an den Lymphbahnen, deshalb steigen lymphologische Indikationen an. Am Fachwissen und auch an geeigneten Produkten fehlt es bisweilen. Hier entwickeln wir Lösungen gemeinsam mit den Anwen- dern, ob es dabei um Sets geht oder um eine ROGG Spezialkompressionsbinde, die für die Modulation niedriger Drücke geeignet ist. MMW: Sie engagieren sich auch in der Fortbildung zum Thema Wundbehandlung. Was bieten Sie an? Hemel: Wir haben eine Schulungsfirma gegründet, die Hippokrates Service GmbH. Durch unser Referenten-Netzwerk rund um die Kernthemen Wundbehandlung, Verband- stoffe, Desinfektion und Hygiene erreichen wir zweierlei: Wir helfen unseren Kunden bei der richtigen Anwendung moderner Produkte, und wir haben über unsere Referenten Zugang zu erstklassigen Fachinformationen. Dazu trägt bei, dass es keinen Zwang gibt, sich nur auf firmeneigene Produkte zu beschränken: Das Schulungsunternehmen lebt von einem offenen Ansatz. Informationen zur Anmel- dung für Kurse und über Preise sind im Internet erfahrbar (www.hippokrates-service.de).

„Deutschland hat Nachholbedarf bei der feuchten Wundbehandlung“

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PHARMAFORUM

Interview

„Deutschland hat Nachholbedarf bei der feuchten Wundbehandlung“

Prof. Dr. Ulrich Hemel Geschäftsführer der ROGG Verbands-stoffe GmbH

MMW: Herr Prof. Hemel, wo besteht Verbes-serungsbedarf in der Wundbehandlung und Kompressionstherapie in Deutschland? Hemel: Deutschland hat Nachholbedarf auf dem Gebiet der modernen „feuchten“ Wundbehandlung. 40% der Patienten er-halten immer noch eine klassische, trockene Wundbehandlung, d. h. keine Unterstützung der Zellteilung, verzögerter Hautaufbau und Wundverschluss.Bei der Kompressionstherapie gibt es ebenfalls Nachholbedarf, insbesondere bei lympholo-gischen Indikationen. Dies wirkt sich auf das System aus: Durch unterschiedliche Kassen-verträge werden Materialien auf der Grundla-ge früherer Erkenntnisse erstattet. Standardi-sierte „starre“ Sets zur Kompressionstherapie sind folglich nicht gut einsetzbar. Wir bieten unseren Kunden individuelle Sets, die je nach Kassenvertrag gepackt werden, sodass keine Probleme bei der Abrechnung entstehen. Solche Sets sind kostensparend für Patienten, Krankenkassen und Therapeuten.

MMW: Sie sehen sich als Innovationsführer für Wundbehandlung und Kompressions-therapie. Was unterscheidet Sie von ande-ren Anbietern?Hemel: Geschwindigkeit und Qualität un-serer Innovationen, ferner die einzigartige Kombination von kompletten Produktsor-timenten aus Moderner Wundbehandlung,

Binden und Verbänden, Desinfektion und Hygiene.

MMW: Nennen Sie Beispiele für innovative Produkte, die in der Hausarztmedizin oder Geriatrie benötigt werden. Hemel: Multiresistente Keime sind ein riesiges medizinisches und pflegerisches Problem. Mehr Menschen sterben durch MRSA als durch AIDS. ROGG bietet mit dem „ROGG Hydrogel plus“ ein MRSA-wirksames Produkt an. Bei der Verbreitung von Keimen spielt die Händedesinfektion eine große Rolle. Wirk-stoff ist Alkohol 85%. Bei ROGG gibt es ein Händedesinfektionsmittel, das als Gel ausge-staltet ist, sodass es eine rückfettende Subs-tanz aufnehmen kann. Diese qualifiziert das Produkt für den Dauereinsatz, weil Hände nicht mehr schrundig werden. Außerdem ist das Gel gegen Noroviren wirksam.Selbst bei scheinbar einfachen Produkten wie Wunddistanzgittern sind Innovationen möglich. Das ROGGtül membran verwendet Phospholipide statt Vaseline. Dies verhindert das Verkleben der Haut.

MMW: Neben Produkten bieten Sie auch Problemlösungen an. Nennen Sie ein Bei-spiel.Hemel: Zuerst müssen wir verstehen: „An jeder Wunde hängt ein Mensch.“ Das Wort „ganzheitlich“ ist zwar abgedroschen, aber

nicht falsch. Nehmen Sie die Lymphtherapie: Frauen erleiden bei Brustkrebsoperation häufig Schädigungen an den Lymphbahnen, deshalb steigen lymphologische Indikationen an. Am Fachwissen und auch an geeigneten Produkten fehlt es bisweilen. Hier entwickeln wir Lösungen gemeinsam mit den Anwen-dern, ob es dabei um Sets geht oder um eine ROGG Spezialkompressionsbinde, die für die Modulation niedriger Drücke geeignet ist.

MMW: Sie engagieren sich auch in der Fortbildung zum Thema Wundbehandlung. Was bieten Sie an?Hemel: Wir haben eine Schulungsfirma ge gründet, die Hippokrates Service GmbH. Durch unser Referenten-Netzwerk rund um die Kernthemen Wundbehandlung, Verband-stoffe, Desinfektion und Hygiene erreichen wir zweierlei: Wir helfen unseren Kunden bei der richtigen Anwendung moderner Produkte, und wir haben über unsere Referenten Zugang zu erstklassigen Fachinformationen. Dazu trägt bei, dass es keinen Zwang gibt, sich nur auf firmeneigene Produkte zu beschränken: Das Schulungsunternehmen lebt von einem offenen Ansatz. Informationen zur Anmel-dung für Kurse und über Preise sind im Internet erfahrbar (www.hippokrates-service.de).