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Ausgabe 2/2016 diagonale die Zeitung des Diakoniewerkes

diagonale November 2016 - Diakoniewerk Duisburg · #Auszug Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands #Verabschiedung unserer Auszubildenden #Armut hat viele Gesichter - Kommentar

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Aus

gabe

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diagonaledie Zeitung des Diakoniewerkes

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#Armut - Leben unter der Grenze

#Auszug Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands

#Verabschiedung unserer Auszubildenden

#Armut hat viele Gesichter - Kommentar

#Willkommen im Diakoniewerk

#You@tel - Lust auf Zukunft

#Interview mit einer jungen Klientin aus der Wohnungslosenhilfe

#Armut hat viele Gesichter - eines davon ist die soziale Isolation

#Revision des Gesamthilfekonzepts Wohnungslosenhilfe

#Herzlich Willkommen im Diakoniewerk

#Neues aus dem Wolfgang-Eigemann-Haus

#Impressum

Inhaltsverzeichnis:

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diagonale

#Armut - Leben unter der Grenze

Die vorliegende Ausgabe der Diagonale hat das

Schwerpunktthema „Armut“. Durch unterschiedliche

Beiträge in diesem Heft wollen wir im Diakoniewerk

die Diskussion über Armut und Armutsentwicklung

beginnen. „Armut - Leben unter der Grenze“ wird

auch das Motto unseres nächsten Mitarbeitendentages

am 16. November sein. In alter Tradition werden wir

auch unseren kommenden Jahresbericht 2016 mit

diesem Titel überschreiben.

Warum beschäftigen wir uns intensiver mit dieser

Frage? Eine einfache Erklärung dafür ist, dass viele

unserer Dienstleistungen und Hilfen für die Menschen,

die zu uns kommen, nicht notwendig wären, wenn sich

die Gesellschaft nicht in Arme und Reiche aufteilen

würde. Armut und Reichtum gemeint als Entwicklung,

die heißt: Immer mehr Menschen werden arm und

immer weniger Menschen werden superreich. Die

Bundesrepublik Deutschland ist ein reiches Land

und trotzdem wird die Schere zwischen arm und

reich immer größer. Man hat den Eindruck, dass das

Sozialstaatgebot immer mehr seine Geltung verliert.

Man nimmt es hin, wenn große Teile der Bevölkerung

ökonomisch abgehängt werden und tatsächlich auch

keine Zukunft mehr haben. Darüber darf man nicht

hinwegsehen, auch wenn wir im weltweiten Vergleich

die besten Gesundheits- und Sozialsysteme haben.

In den Ballungsgebieten im Ruhrpott erleben

wir, dass über mehr als drei Jahrzehnte die

Langzeitarbeitslosigkeit ein ungelöstes Problem ist.

In gleichem Maße haben viele Jugendliche keine

Chance auf eine Stelle im ersten Ausbildungsmarkt,

da ihre Bildungsvoraussetzungen nicht ausreichen.

Kinderarmut in einem Land wie der Bundesrepublik

Deutschland ist nicht hinzunehmen. Wenn es stimmt,

dass Kinder unsere Zukunft sind, dann kann es

nicht sein, dass Kinder in Armut und Ausgrenzung

aufwachsen müssen.

Autor: Sieghard Schilling

853 Gespräche fanden 2015 in der Erwerbslosenbera-tungsstelle des Diakoniewerks statt.

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Schon heute ist es so, dass viele Hilfen, die

außerstaatlich organisiert sind, die Armutssituation von

Kindern abfedern. Für Duisburg ist hier hervorzuheben

der Verein „Immersatt“ und die Versorgung mit

Schulmaterialien für Kinder durch die Caritas in

Duisburg. Es gibt also Kinder, die wenn es diese

Hilfen nicht gäbe, ohne Tornister zur Schule gehen

müssten. Kinder wachsen in Familien auf, die oftmals

schon generationsübergreifend mit dem Thema Armut

konfrontiert sind, weil in vielen Familien Armut „vererbt“

worden ist.

In solchen Zusammenhängen entstehen vor

dem Hintergrund der materiellen Armut große

gesellschaftliche Probleme, die dazu führen, dass

bestimmte Bevölkerungsschichten von der Teilhabe

am gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sind. Für

viele von uns, obwohl wir Profis in der Begleitung von

armen Menschen sind, ist eine solche Lebenssituation

unvorstellbar. Nicht mehr die Möglichkeit zu haben,

einfach mal so ins Kino zu gehen, gut essen zu gehen,

den alten Kühlschrank zu ersetzen, wenn er defekt ist,

oder mehrmals im Jahr in den Urlaub zu fahren.

Ausgrenzung bedeutet nicht dazuzugehören.

Ausgrenzung bedeutet, diskriminiert zu werden.

Ausgrenzung bedeutet, die Hoffnung zu verlieren.

Ausgrenzung bedeutet, die Gesellschaft

abzulehnen. Ausgrenzung bedeutet auch,

unsolidarisch zu werden und irgendwelchen

braunen Rattenfängern auf den Leim zu gehen.

Die Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren

verändert. Durch die neuen Bürger (Flüchtlinge und

zugewanderte Menschen aus Südosteuropa) verändert

sich die Zusammensetzung der Stadtgesellschaft; es

entsteht ein neues Bild von Armut.

Der entsprechende Umgang damit kann nicht sein,

dass diejenigen, die zu uns kommen, als Sündenböcke

abgestempelt werden für eine verfehlte Sozialpolitik in

den letzten zwanzig Jahren. Objektiv verschärft sich die

Armutssituation vor allen Dingen in den Industriestädten

im Ruhrgebiet. Hierbei geht es nicht nur um die

materielle Absicherung des Lebens, sondern es geht

darum, und immer darum, Bedingungen und Strukturen

zu schaffen, in denen Menschen aus eigener Kraft,

eigener Entscheidung und eigenem Willen ihr Leben in

die Hand nehmen können, indem sie eine auskömmlich

bezahlte Beschäftigung haben. Indem sie unter humanen

Bedingungen wohnen können, indem sie Bildung

genießen können und indem sie dafür Sorge tragen

können, dass ihre Kinder einen Kindergartenplatz und

einen adäquaten Platz in einer Schule haben. Es geht

also nicht um kurzfristiges Pflaster-kleben, sondern es

geht darum, die Ursachen für Armutsentwicklungen zu

erkennen. Diese Erkenntnis muss dazu führen, dass wir

neue Unterstützungssysteme in der Arbeitsmarktpolitik

entwickeln, muss dazu führen, dass genügend

Kindergarten- und Schulplätze vorhanden sind und

muss dazu führen, dass Sozialräume so gestaltet

werden können, dass wir über ein Miteinander reden

können.

Dazu brauchen wir einen gesellschaftlichen und

politischen Konsens. Das kollegiale Politikversagen

aller Parteien hat dazu geführt, dass pöbelnde Massen

dafür demonstrieren die „Neger“ aus dem Land zu

treiben. Es wird nicht mehr davor Halt gemacht, dass

jemand in diesem Staat ein Amt innehat. Und selbst

202 der Beratungsgespräche der Erwerbslosenberatung drehten sich um Themen wie Schulden und Mietrück-stände.

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die Bundeskanzlerin aufs übelste beleidigt wird. Viele

dieser Bürger haben Angst abgehängt zu werden,

sie fallen auf AfD und Pegida rein und entfachen

eine gesamtgesellschaftliche Stimmung, die die

erforderliche Solidarität im Zusammenhang mit der

Armutsbekämpfung fast unmöglich macht.

Deshalb und nicht nur aus der aktuellen Beschreiung

von Lebenslagen armer Menschen muss sich die

Kirche und die Diakonie einmischen und klare Position

beziehen, wenn es darum geht eine gerechtere

Gesellschaft mit weniger armen Menschen zu bauen.

In allen Fachbereichen des Diakoniewerkes müssen

wir uns direkt oder indirekt mit der Frage der Armut

beschäftigen. Soziale Arbeit und Erziehung darf die

Ungerechtigkeiten eines Gesellschaftssystems nicht

übertünchen, in dem den Menschen geholfen wird, ohne

ihnen auch gleichzeitig ihre Würde zurück zu geben

und Ihnen klar zu machen, dass sie selber ein Mandat

haben, ihre eigene Armutssituation zu bekämpfen.

Sieghard Schilling, Geschäftsführer Diakoniewerk Duisburg

Gemäß der Defi nition der Europäischen Union ist

von Armut bedroht, wer mit weniger als 60 Pro-

zent des mittleren Einkommens (Median) der Be-

völkerung auskommen muss. Wer in Deutschland

weniger als 11.530 Euro im Jahr verdient, gilt nach

dem Stand des Jahres 2015 als armutsgefährdet.

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Quelle: http://www.der-paritaetische.de/index.php?eID=tx_nawsecuredl&u=0&g=0&t=1478002655&hash=a362e376a8ce1e4b90c22e4eb43ed9d2480a3e69&file=fileadmin/dokumen-te/2016_armutsbericht/ab2016_komplett_web.pdf

#Auszug Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands:

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Auch in diesem Jahr wurden auf unserer

internen Lossprechungsfeier am 07.07.2016 die

Auszubildenden des Diakoniewerkes verabschiedet.

Insgesamt konnten 38 Auszubildende vor der jeweiligen

Kammer ihre Ausbildung erfolgreich abschließen.

Im Einzelnen waren das

• 4 Holzbearbeiter

• 3 Fachpraktiker im Küchen-, Möbel-

und Umzugsservice

• 2 Tischler

• 1 Gärtner im Garten- und Landschaftsbau

• 4 Friedhofsgärtner

• 10 Gartenbauwerker

• 2 Bürokaufleute

• 3 Fachpraktiker für Bürokommunikation

• 4 Verkäuferinnen

• 5 Fachpraktikerinnen im Verkauf

Über die bestandene Prüfung hinaus gab es vom

Diakoniewerk auch in diesem Jahr wieder einen

Preisträger beim Wettbewerb „Gute Form“ der

Sparkasse Duisburg, ausgezeichnet wurde hier unser

Tischlerumschüler Thomas Jesurobo mit einer Anrichte.

Orhan Top wurde darüber hinaus Jahrgangsbester

in unserem neuen Ausbildungsgang Fachpraktiker

im Küchen-, Möbel- und Umzugsservice. Im Bereich

Bürokommunikation überzeugte Ersin Yazici, der in

die kooperative Ausbildung zu educare gewechselt

ist, die IHK mit dem besten Prüfungsergebnis. Eine

Verkäuferin wurde vom Diakoniewerk übernommen,

viele unserer Auszubildenden sind bereits in

Arbeitsstellen vermittelt.

Nach dem offiziellen Teil mit Grußworten der

Geschäftsführung und dem Leiter der örtlichen

Agentur für Arbeit, Herrn Käser, gab es anschließend

Gelegenheit zum zwanglosen Austausch. Für das

leibliche Wohl war bestens gesorgt und der Wettergott

spielte ebenfalls mit.

Wir wünschen allen Absolventen viel Erfolg und alles

Gute für die Zukunft!

#Verabschiedung unserer Auszubildenden am 07. Juli 2016

Autor: Knut Hilker

31.712 Arbeitslose zählt das Bundesamt für Statistik im September 2016 in Duisburg. Fast 85 % davon beziehen SGB II.

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817.5% beträgt die Armutsquote in NRW, laut Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbands.

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Vor kurzem habe ich einen Spruch von Hagen Rether

zum Thema Armut gelesen:

„Menschen mit wenig Geld sind nicht sozial

schwach, sie sind wirtschaftlich schwach.

Oft sind eher die wirtschaftlich starken,

die sozial schwachen.“

Dieser Spruch gefällt mir, denn er regt zum Nachdenken

an. Was ist eigentlich Armut?

Armut ist kein Begriff, für den es eine allgemeingültige

Definition gibt. Im Prinzip beschreibt Armut ein soziales

Phänomen, das als Zustand gravierender sozialer

Benachteiligung verstanden wird. Der Begriff basiert

allerdings auch auf subjektiven, emotionalen und

kulturellen Wertvorstellungen, welche das Verständnis

von Armut in den verschiedenen Gesellschaften

unterscheiden.

Angehörige indigener Gemeinschaften zum Beispiel,

bezeichnen sich erst dann als arm, wenn sie sich mit der

enormen Vielfalt moderner Wirtschaftsgüter, wie wir sie

gewohnt sind, konfrontiert sehen. In Industrieländern,

wie Deutschland aber, wird die Armut häufig nur auf

Wohlstand und den Lebensstandard bezogen (relative

Armut) -obwohl sie sich tatsächlich nicht auf materielle

Güter reduzieren lässt! Armut bedeutet viel mehr ein

Mangel und somit die mangelnde Befriedigung der

Grundbedürfnisse nach Kleidung, Nahrung, Wohnraum

und Gesundheit. Diesen Zustand bezeichnet man als

absolute Armut.

Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit, leben in

absoluter Armut, d.h. von weniger als einem Dollar

pro Tag. Dies bedeutet: Hunger, Krankheit, geringe

Bildungschancen und häufig auch ein Leben auf der

Straße. Über 800 Millionen Menschen leiden Hunger,

über 2 Millionen Menschen sind mangelernährt. Das

Paradoxe daran ist, das gleichzeitig jeder 3. Mensch

zu dick ist und jedes Jahr 1,3 Milliarden Tonnen

Nahrungsmittel weggeworfen werden. Deshalb

erfordert die Beseitigung der Armut gemeinsame

globale Anstrengungen und betrifft somit alle Staaten

und Gesellschaften. Vor allem Menschen in Schwellen-

und Entwicklungsländern benötigen Unterstützung

und Perspektiven.

Um daran zu erinnern, dass der Einsatz gegen Armut zu

den wichtigsten Aufgaben der Menschheit gehört, hat

die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 7.

Oktober 1992 den internationalen Tag zur Beseitigung

#Armut hat viele GesichterAutorin: Daniela Kollmetz

Mit 57,6% bilden „Erwerbslose“ die höchste Risiko-gruppe in Bezug auf Armut.

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der Armut eingerichtet.

Armut muss jedoch nicht immer unfreiwillig erlitten

werden, sondern kann sogar als Tugend verstanden

werden. In zahlreichen bedeutenden Religionen wie

im Hinduismus, im Christentum, im Buddhismus und

im Islam spielt die freiwillige Armut eine Rolle. Auch

Jesus Christus lebte in Armut, welche er freiwillig

wählte. Andere folgten diesem Beispiel, wie der heilige

Franziskus von Assisi. Er kam aus einem reichen

Elternhaus, lebte aber freiwillig als Bettler und gründete

einen Bettelorden, dessen Mitglieder von Haus zu

Haus zogen und um Gaben für sich und andere Arme

baten.

Diese Menschen können auch in der heutigen Zeit noch

als gute Beispiele dienen, denn Meiner Meinung nach

ist jemand, der nicht hilft oder wegschaut viel ärmer als

der ärmste Mensch der Welt! Dazu fällt mir wieder ein

Sprichwort ein: „Arm ist man nicht ohne Geld, arm ist

man ohne Herz!“

#Willkommen im DiakoniewerkLiebe Kolleginnen und Kollegen,

mein Name ist Svenja Lippka. Ich bin 26 Jahre alt und komme aus Bottrop. Ich freue mich, dass ich ab dem 1.11.16 als Immobilienkauffrau beim Diakoniewerk für das Modellprojekt „100(8) Häuser für Duisburg“ arbeiten werde. Dieses Projekt wird sicher richtig spannend, da ich in einem Zeitraum von 3 Jahren in

enger Kooperation mit der GEBAG Duisburg, der Stadt Duisburg und dem Fachbereich Arbeit und Ausbildung einen Immobilienstamm von 3000qm Wohnfläche aufbauen soll. Meine Hobbys sind Kochen, Reiten und Fitness. Mehr über das Projekt in einer der nächsten Ausgaben.

Armut wird in den entwickelten Gesellschaften

relativ definiert. Die Bundesregierung folgt in ihrem

Armutsbericht der Definition von Armut durch den

Rat der Europäischen Gemeinschaft von 1984,

„nach der Personen, Familien und Gruppen

als arm gelten, die über so geringe (materielle,

kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie

von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in

dem Mitgliedsstaat, in dem sie leben, als Minimum

annehmbar ist“.

Die gefühlte oder sozio-

kulturelle Armut entspringt

einem subjektiven Gefühl

und Bewusstsein

der

Betroffenheit und lässt sich

nicht an Einkommensgrenzen

festmachen. Sie stellt sich

oft ein, wenn Menschen sich

aufgrund ihrer wirtschaftlichen

Situation gesellschaftlich

ausgegrenzt oder diskriminiert

fühlen, wenn sie das Gefühl

haben, nicht

integraler

Bestandteil der Gesellschaft

zu sein, in der sie leben. (www.

Armut.de)

Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich bin Bastian Blömers und seit dem 13. Juni Teil des AGH-Teams des Fachbereichs „Arbeit und Ausbildung“ im Qualifizierungszentrum. Während meines Studiums der Politikwissenschaften habe ich bereits als studentische Hilfskraft

im Nachtdienst des Peter-Beier-Hauses gearbeitet und dadurch einen Einblick in die Arbeit des Diakoniewerkes bekommen. In meiner Freizeit spiele ich Basketball, reise sehr gerne, beschäftige mich mit Musik und Literatur und verbringe Zeit mit meinen Freunden. Ich freue mich auf neue Herausforderungen und auf die weitere Zusammenarbeit mit meinem Team.

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Das Diakoniewerk bietet verschiedene Anlaufstellen für

Menschen ohne festen Wohnsitz, denen bisher jede

Chance auf eine geregelte Zukunft versagt blieb.

Das „Youtel“ ist eine dieser Einrichtungen. Es wurde

als übergreifendes Projekt der Fachbereiche „Kinder,

Jugend und Familie“ und „Wohnungslosenhilfe“ 2010 ins

Leben gerufen, zunächst als dreijähriges Modellprojekt.

Es bietet Wohnmöglichkeiten für zwölf Personen,

davon neun Plätze in zwei Gemeinschaftswohnungen

und drei Plätze in Einzelwohnungen in der Klosterstraße

und in der Ulrichstraße. Beide Adressen befinden sich

also in Gehnähe zur Kasinostraße, dem Standort der

Gemeinschaftswohnungen. Auch dort hat jeder der

Jugendlichen ein eigenes Zimmer. Zum Zeitpunkt

des Interviews für diesen Artikel mit den zuständigen

Kollegen waren alle Wohnungen ausgelastet. Matthias

Beine, Helga Evers, Stephanie Ravens, Sarah Stappert

und Andrea Winkelmann sind für die Betreuung

der Bewohner zuständig. Vermittelt werden die

Jugendlichen über den allgemeinen sozialen Dienst

der Jugendämter, die Streetworker der Stadt und die

Zentrale-Anlauf-Beratungs- und Vermittlungsstelle

(ZABV) des Diakoniewerks.

Der Aufenthalt im Youtel ist auf sechs Monate

angelegt. Eine Perspektiventwicklung sollte während

dieses Zeitraums vollzogen werden, damit die

jungen Leute aus der Ausweglosigkeit in die Zukunft

blicken können. Zuoberst steht dabei die Klärung

von Unterstützungsangeboten, die zur langfristigen

Stabilisierung nötig sind. Gleich beim Einzug ins Youtel

#Youtel – Lust auf Zukunft

Autorin: Christa Westkamp-Hapke

Etwa 53% der Kunden der Erwerbslosen-beratungsstelle sind seit mehr als 2 Jahren arbeits-los.

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wird eine Vorsprache beim Jobcenter, gegebenenfalls

mit Begleitung, vorgenommen, um die finanzielle

Versorgung zu sichern. Ausgangspunkt für den Einzug

ins Youtel ist eine ausweglos scheinende finanzielle

Notlage. Das Lebensgefühl „Da geht gar nichts mehr!“

führt in die Wohnungslosigkeit und soziale Isolation –

ins „Aus“. Ziel der Arbeit der Kollegen ist, aus dieser

verzweifelten Lage einen Start in eine mögliche Zukunft

zu bieten. Die Jugendlichen müssen lernen, initiativ

zu werden. Nachdem sie angekommen sind, werden

Anträge zur Finanzierung gestellt. Sechs Monate

sind eine relativ kurze Verweildauer. Es gilt nicht, sich

emotional festzuklammern, sondern aktiv einen Weg aus

der Notlage zu finden.

Auffallend ist, dass die Jugendlichen oft „emotionale

Armut“ und „Abgestumpftheit“ als Symptome ihrer

desolaten Situation zeigen. Eine positive Reaktion ist

eine seltene Überraschung für die Betreuer. Es ist nicht

ausgeschlossen, dass Jugendliche auch zum zweiten

oder dritten Mal ins Youtel aufgenommen werden – dann

ist eben mehr als eine Chance nötig, um es schaffen zu

können.

Die Kollegen beeindrucken beim Interview durch ihren

Zusammenhalt und ihren Humor. Sie organisieren

Ausflüge mit den Jugendlichen, aber sorgen sich ebenso

um die alltägliche Hygiene im Haus, betreuen die

Jugendlichen in den Einzelwohnungen und regeln die

Einsatzpläne, wobei sechs Studenten die Nachtdienste

abdecken.

Nachtrag: In Kürze – April/Mai nächsten Jahres – steht

ein Umzug aus der Kasinostraße an – ganz in die Nähe

mit besseren räumlichen Möglichkeiten.

„Armut auf absolutem Niveau ist Leben am

äußersten Rand der Existenz. Die absolut

Armen sind Menschen, die unter schlimmen

Entbehrungen und in einem Zustand von

Verwahrlosung und Entwürdigung ums Überleben

kämpfen, der unsere durch intellektuelle

Phantasie und privilegierte Verhältnisse geprägte

Vorstellungskraft übersteigt.“ (Definitionen: Was

ist Hunger?, die Tageszeitung vom 11. Juni 2002,

S. 3)

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Kaum ein Tag vergeht, ohne dass die Medien über

zunehmende Armut, Kinderarmut und auch Altersarmut

berichten. Von einer immer größer werdenden Schere

zwischen „Arm“ und „Reich“ ist die Rede. Da liegt es

nahe, eine Diagonale-Ausgabe zu diesem Thema zu

erstellen. Eine junge Frau, die in einer Einrichtung der

Wohnungslosenhilfe lebt, war bereit, sich zu diesem

Thema interviewen zu lassen.

Was bedeutet Armut für Sie?

Frau X: Armut bedeutet für mich kein Dach über dem

Kopf zu haben, nichts zu essen, nichts zu trinken, keine

Familie zu haben, Alleinsein.

Früher hatten wir Mietschulden, manchmal nichts zu

essen und manchmal auch keinen Strom. Als Kind hat

mich das nicht interessiert. Das Aufpassen auf meine

Geschwister und auf meine (Ergänzung durch die

Interviewerin: drogenabhängige) Mutter war mir im Alter

von 9 – 11 Jahren viel wichtiger.

Wenn man im You@tel arm war, war man selber Schuld.

Da hatte ich immer mein Geld, war dabei aber auch die

Einzige. Ich war im You@tel nicht arm.

In der Pflegefamilie, die reich war, waren krasse

Unterschiede. Da wurden mir 200 € in die Hand gedrückt

und gesagt, ich solle mir davon eine neue Hose kaufen.

Aber davon habe ich mich komplett neu eingekleidet

und noch was meiner Familie abgegeben. Von meinem

Taschengeld habe ich immer meine Familie unterstützt.

Das ist doch normal.

Meine Familie hat sich mit den Schulden in die Scheiße

geritten. Meine Mutter wegen der Finanzierung ihrer

Drogen.

Was verstehen Sie allgemein unter dem

Begriff „Armut“?

Frau X: Da habe ich Bilder von Kriegen, von Syrien im

Kopf, wo die EU nicht hinsieht, da es außerhalb der EU

liegt. Die Anschläge in Paris waren viel näher, aber das

Ausmaß ist viel geringer, aber das hat ein großes Gewicht.

Es ist arm vom Charakter her, dass weggeschaut wird.

Medikamente und Hilfe nicht zahlen können, wenn man

krank ist, ist Armut.

Manche sind selbst schuld, andere nicht, können nichts

dafür.

Nazis sind arm im Kopf. Flüchtlinge können nichts für ihre

Situation, ihnen wurde alles genommen.

Armut ist, wenn man Lumpen tragen muss.

Würden Sie sich als „arm“ bezeichnen?

Frau X: Nein. Bin zwar nicht reich, aber ich habe alles

was ich brauche. Ich kann mich nicht beschweren.

Vielen Dank für das Interview.

#Interview mit einer jungen Klientin aus der Wohnungslosenhilfe

Autorin: Petra Kaczmarek

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Armut bedeutet nicht immer finanzielle Armut.

Armut hat viele Gesichter. Eins davon ist Armut an

sozialen Kontakten, eine soziale Isolation, die Jung

und Alt, Mädchen und Jungen, Frauen und Männer

gleichermaßen treffen kann. Die Ursache hierfür scheint

schnell gefunden. Das omnipräsente Internet in Form

von Smartphone und Tablet-PC, „soziale“ Netzwerke,

Online-Games und unzählige Shopping-Portale

verleiten insbesondere junge Menschen zum Abtauchen

in eine Medienwelt, die scheinbar keinen Raum für

soziale Beziehungen und zwischenmenschliche

Begegnungen lässt.

Smombies allein Zuhaus‘ - Schreckvorstellung

einer entsozialiserten Jugendgeneration

„Verloren im Netz“, titelte der Tagesspiegel im

Nov. 2015, „ Connected, but alone“ oder „Zu viel

Internet macht Jugendliche einsam“ lauteten weitere

Schlagzeilen von diversen Magazinen. Vor kurzem

erst hat es die Kombination von Smartphone und

Zombie zum Jugendwort des Jahres 2015 gebracht.

„Smombies“ beschriebt Jugendliche, die wegen

übermäßiger Handynutzung von ihrer Umwelt nichts

mehr mitbekommen. In der chinesischen Stadt

Chongqing haben die Behörden einen Gehweg speziell

für Handy-User eingerichtet. Der extra markierte

Bürgersteig ist mit einer weißen Linie von der Spur für

weniger abgelenkte Passanten getrennt. Das Projekt

hat einen ernsten Hintergrund. Immer wieder verletzen

sich Menschen und werden in Unfälle verwickelt, weil

sie ihr Telefon ablenkt.

Wer nicht mehr von Onlinespiel und sozialem Netzwerk,

vom Dauersurfen und –chatten lassen kann, verliert

das Interesse an anderen Aktivitäten, riskiert wichtige

Beziehungen, Schulabschluss und Arbeitsplatz. Laut

einer Studie der Krankenkasse DAK besteht bei

4,7 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen hierzulande

#Armut hat viele Gesichter - eines davon ist die soziale Isolation

Autor: Markus Witalinski

63% der Kunden der Beratungs-stelle haben keine Berufsausbildung.

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ein erhöhtes Risiko für die

Entwicklung einer Internetsucht.

Jungs seien mit 5,6 Prozent

betroffen, Mädchen mit 3,9

Prozent. Wenn jeder Zwanzigste

dieser Altersgruppe unter

krankhaften Folgen seiner Internetnutzung leide, sei

das ein enormes gesellschaftliches Problem. Eine

repräsentative Studie des Forsa-Instituts fand heraus,

dass zwölf Prozent online gingen, um vor Problemen

zu fliehen oder schlechte Stimmung zu beenden.

Ein möglicher Auslöser für einen übermäßigen

Internetkonsum scheint Stress zu sein. Jugendliche, die

durch Mobbingerfahrungen, durch Eltern-Kind Konflikte,

durch individuelle Merkmale wie Schüchternheit oder

auch eine Hyperaktivität mehr Stress erleben, ziehen

sich häufig in die Onlinewelt zurück und erleben dadurch

erstmal eine Entspannung oder eine Reduktion ihres

eigenen Stressempfindens.

Ein weiterer Reiz des Internet für Jugendliche ist die

Anonymität. Man muss nicht Angst haben, als Person

verletzt zu werden. Eine Onlineabfuhr ist etwas anderes,

als wenn man wirklich zu einem Mädchen hingeht und

einen Korb kassiert. Es ist die Welt der unbegrenzten

Möglichkeiten. Wer will, kann als Held Abenteuer

bestehen, Freunde treffen ohne sie je gesehen zu

haben, die große Liebe finden oder einkaufen. Das

Internet kann alles.

Daher vertrauen viele Bildungseinrichtungen längst

nicht mehr auf die Selbstkontrolle der Schüler.

Absolute Handyverbote, sowohl im Unterricht als auf

dem Pausenhof, sind auf dem Vormarsch. Aus einem

einfachen Grund: Pausen werden nicht mehr zur

Erholung genutzt, sondern zum Games-Zocken oder

zum Chatten. Pausenaktivitäten, wie Gespräche, Essen

und Toilettengänge werden von den Schülern dann im

Unterricht nachgeholt.

Im Durchschnitt sind 12- bis 19-Jährige in Deutschland

179 Minuten täglich online. (Quelle: www.tagesspiegel.

de/medien/mediennutzung-von-jugendlichen vom

22.03.2014). Tendenz steigend. Die heutigen

Jugendlichen gelten zu Recht als Online-Generation

bzw. Screenager. Diese jungen Onliner sind die

erwachsenen Internetnutzer von morgen und die

Cybersenioren bzw. Silver Surfer von übermorgen.

Internetnutzung ist vor allem Teil der selbst organisierten

Pausen- und Freizeitgestaltung. Welche sozialen

Folgen das Internet für den Einzelnen hat, wird nicht

durch die technischen Eigenschaften oder verfügbaren

Inhalte des Internet vorbestimmt. Entscheidend ist

vielmehr die Art und Weise, wie eine Person das nutzt

oder eben nicht nutzt und wie sich die Internetaktivitäten

in ihren Alltag einfügen. Aus medienpsychologischer

Sicht sind weder Jugendliche noch Erwachsene

schädlichen Wirkungen der Medien hilflos ausgeliefert

oder stehen diesen passiv gegenüber. Die Nutzer

versuchen vielmehr, das Internet aktiv den jeweiligen

Bedürfnissen und Lebensumständen anzupassen.

Diese Medienaneignung erweist sich oft als nützlich,

kann aber auch problematische Formen annehmen.

Eine Nichtnutzung des Internet kann sich für den

Einzelnen als ungünstig erweisen, weil er oder sie

dadurch von zahlreichen Informations-, Unterhaltungs-,

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diagonale

Kommunikations- und Transaktionsmöglichkeiten, die

unsere Mediengesellschaft bietet, ausgeschlossen

ist. Soziale Benachteiligungen können verstärkt

werden, etwa wenn bildungsferne Jugendliche nicht

ausreichend darüber informiert sind, wie sie auch

im Internet Praktikumsplätze finden oder Online-

Bewerbungen gestalten können. Daher sollte der

Erwerb von Internetkompetenz nicht allein von

kindlichen Selbstversuchen und Hilfen in Elternhaus

und Freundeskreis abhängen, sondern in den

allgemeinbildenden Schulen systematisch verankert

sein.

Fragt man Menschen danach, was ihrem Leben Sinn

verleiht, so stehen zwischenmenschliche Beziehungen

in allen Altersgruppen an erster Stelle. Dies spiegelt

sich auch in Art und Weise des Gebrauchs des

Internet wider. Insbesondere Jugendliche nutzen es,

um Kontakt zu ihren Freunden zu halten. Verstärkte

Internetnutzung geht bei den meisten Jugendlichen

nicht – wie oft befürchtet wird – mit sozialer Isolation

einher, sondern ist eher Ausdruck besonders guter

sozialer Integration (Quelle: Bericht der Bundeszentrale

für politische Bildung zum Thema psychische Folgen

der Internetnutzung). Online-Kommunikation verdrängt

nicht das persönliche Gespräch oder Treffen, sondern

bietet zusätzliche Kontaktmöglichkeiten. Auch

Familien- und Verwandtschaftsbeziehungen können

von computergestützter Kommunikation profitieren,

etwa wenn Eltern mit ihren erwachsenen Kindern

per E-Mail in Kontakt bleiben oder entfernt lebende

Großeltern per Webcam regelmäßig ihre Enkel sehen

können. Während postalische Briefe heute nur noch

von sehr wenigen Menschen und nur zu besonderen

Anlässen geschrieben werden, gibt es bei der

Online-Kommunikation keine hohe Schreibbarriere.

Neben der Pflege vorhandener Sozialkontakte dient

das Internet auch zum Aufbau neuer Beziehungen.

Das Kennenlernen via Internet steht oft am Anfang

von sozialen Beziehungen, die offline weitergeführt

werden. Nicht nur schüchterne Menschen fühlen sich

bei einer Online-Kommunikation entspannter als im

direkten Gespräch, wenn es darum geht, ihr wahres

Ich zu zeigen.

Da im Internet nie „Feierabend“ ist, bedarf es wiede-

rum der Fähigkeit zu bewusster Selbstregulation, da-

mit der Internetkonsum nicht auf Kosten anderer Le-

bensbereiche geht. Eine exzessive Internetnutzung,

die zwanghafte oder suchtähnliche Züge annimmt

und auf Kosten anderer Lebensbereiche geht, wird

nur bei einer Minderheit von Onlinern festgestellt. Die

so genannte Internetsucht tritt oft im Zusammenhang

mit anderen problematischen Lebensumständen auf,

etwa bei Arbeitslosigkeit, bei Depressionen oder Dro-

genmissbrauch. Statt Smartphone und Tablet-PC mit

einer Droge gleichzusetzen, ist es sinnvoller, nach den

wahren Ursachen zu suchen, die zu einem selbst schä-

digenden Umgang mit dem Internet führen.

Absolute Armut ist ein Leben am äußersten Rand

der Existenz. Sie ist gekennzeichnet durch eine un-

zureichende Mittelausstattung, um lebenswichtige

Grundbedürfnisse zufrieden stellen zu können.

Absolut arme Menschen leiden unter schwerwie-

genden Entbehrungen und müssen permanent um

ihr Überleben kämpfen. Absolute Armut ist für die

meisten der in Deutschland lebenden Menschen

kaum nachvollziehbar. (www.Armut.de)

Unter relativer Armut versteht man eine Unterver-

sorgung an materiellen und immateriellen Gütern

und eine Beschränkung der Lebenschancen, und

zwar im Vergleich zum Wohlstand der jeweiligen

Gesellschaft. Wer relativ arm ist, hat deutlich we-

niger als die meisten anderen. Sein Einkommen

reicht in vielen Fällen nicht aus, um ein annehmba-

res Leben zu führen. (www.Armut.de)

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Das Diakoniewerk Duisburg hat von 2001 bis 2004 in

Kooperation mit der Stadt Duisburg und dem Land-

schaftsverband Rheinland das System der Wohnungs-

losenhilfe in Duisburg überprüft und neu konzeptio-

niert. Dieses Projekt wurde wissenschaftlich begleitet

und evaluiert von der Gesellschaft für innovative So-

zialforschung und Sozialplanung (GISS) Bremen. Er-

gebnis war ein trägerübergreifendes System für akut

wohnungslose Menschen in Duisburg, inklusive dem

Abbau von kommunalen Notübernachtungsstellen

und der Entwicklung neuer Hilfesegmente für diesen

Personenkreis. Dieses Konzept hat sich lange Zeit be-

währt. Allerdings wurde im Lauf der letzten Jahre deut-

lich, dass sich sowohl die Zielgruppen als auch deren

Bedarfe verändert haben und nicht zuletzt angesichts

der (politischen) Entwicklungen aktuell weiter verän-

dern, woraus zwischenzeitlich immer wieder Versor-

gungsengpässe für verschiedene Personen(gruppen),

die in der Wohnungslosenhilfe anfragen, entstanden

ist. Dies sind u.a. Alleinerziehende, ältere Personen

über 65 Jahre, anerkannte Asylanten, Zuwanderer aus

Osteuropa.

Um dieser Veränderung Rechnung zu tragen wurde An-

fang des Jahres bei der Bezirksregierung Düsseldorf

ein Förderungsantrag „Beratung zur Bestandsaufnah-

me und Weiterentwicklung des Gesamthilfesystems

für Wohnungslose in Duisburg“ gestellt und bewilligt.

Der Bewilligungszeitraum läuft vom 01.06.2016 bis

30.04.2017. Es werden, neben der Projektvorberei-

tung, vier Workshops, moderiert durch die Mitarbeiter

der GISS Bremen e.V., stattfinden. Teilnehmende sind

Mitarbeitende der Wohnungslosenhilfe des Diako-

niewerkes, der Stadt, sowie des Landschaftsverband

Rheinland. Die Ergebnisse daraus werden in einem

Kurzbericht zusammengestellt und bewertet. Dies wird

ergänzt durch Handlungsempfehlungen zum weiteren

Umgang mit dem Gesamthilfesystem in Duisburg.

#Revision des Gesamthilfekonzeptes Wohnungslosenhilfe

Autorin: Anke Thelen

Der Begriff der „re

lativen Armut“ bedeutet Armut

im Vergleich zum jeweiligen sozialen (auch staat-

lichen, sozialgeographischen) Umfeld eines Men-

schen. In diesem Zusammenhang bezieht sich

relative Armut auf verschiedene statistische Maß-

zahlen für eine Gesellschaft (zum Beispiel auf den

Median des gewichteten Nettoäquivalenzeinkom-

mens). Relative Armut macht sich auch durch eine

sozio-kulturelle Verarmung bemerkbar, womit der

Mangel an Teilhabe an bestimmten sozialen Akti-

vitäten als Folge des finanziellen Mangels gemeint

ist (wie z. B. Theater- oder Kinobesuch, Klassen-

fahrten). (Wikipedia).

Etwa jedes 3. Kind in Duisburg ist von Armut bedroht.

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diagonale

Von wegen Sommerpause. Auch in den Urlaubsmona-

ten stand die Zeit im Wolfgang-Eigemann-Haus nicht

still. Im Gegenteil:

So wurde beispielweise erstmalig seit dem Umzug

und der neuen Konzeption eine sogenannte Kunden-

befragung zum Thema Sozialarbeit durchgeführt. Die

Besonderheit dabei ist, dass es den Bewohnern mög-

lich war, anonyme und individuelle Rückmeldungen

im freien Text zu formulieren. Es wurden lediglich 5

Grundbereiche genannt, zu denen man sich äußern

konnte. Das Ziel der Befragung war in erster Line der

Erhalt authentischer und individueller Rückmeldun-

gen. Die erste Auswertung hat gezeigt, dass dieses

Ziel erreicht wurde. Neben der Beschäftigung mit den

Rückmeldungen im Team wird auch die aktuelle Be-

wohnerschaft in diesen Prozess mit einbezogen. Das

Angebot eines Gesprächskreises zur ausführlichen

Darstellung wollen mehrere Bewohner annehmen.

Angenommen wurde auch das diesjährige Sommerfest

wieder mehr als gut. Wie immer spielte das Wetter mit,

weshalb vor allem die Cocktailbar hoch frequentiert

war und die alkoholfreien Drinks schnell vergriffen wa-

ren. Bei einem solchen Drink den extra einstudierten

„Knietanz“ einiger Bewohner anzusehen, machte den

Tag für alle Anwesenden nahezu perfekt.

Das jährliche Sommerfest liegt dem Team des WEH

sehr am Herzen. Immer wieder kommen hier verschie-

denste Personen zusammen, die mit der Einrichtung

verbunden sind und verbringen eine gemeinsame,

gute Zeit.

Unter das Stichwort „Sozialraumorientierung“ fällt

wohl auch die jährliche Teilnahme der Einrichtung am

Stadtteilfest. Konzipiert für Kinder, stellt das WEH den-

noch mittlerweile eine feste Größe bei der Organisa-

tion dar. Auch diesmal war man Station einer Rallye,

an dessen Ende und Ziel das Spielmobil stand. Orga-

nisiert wird das Fest in der Stadtteilkonferenz, bei wel-

cher alle Institutionen aus Kasslerfeld am Tisch sitzen.

Das WEH ist ständiges Mitglied dieser Konferenz.

Am Tag des Festes lief alles zufriedenstellend, was vor

allem am Engagement der hauswirtschaftlichen Mit-

arbeiterinnen sowie einigen Bewohnern des Hauses

lag. Mit einigen Bewohnern kamen viele Eltern ins Ge-

spräch und konnten dadurch etwas über das Leben im

Übergangswohnheim erfahren. Insgesamt besuchten

an diesem Tag rund 160 Kinder das Haus.

Autor: Christian Horbach

#Neues aus dem Wolfgang-Eigemann-Haus

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