Dialogpapier Energiepolitik

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  • 7/31/2019 Dialogpapier Energiepolitik

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    ENERGIEPOLITIK FR NIEDERSACHSENNIEDERSACHSEN LAND MIT ENERGIE UND ZUKUNFT.

    ECKPUNKTE FR EINE ZUKNFTIGE ENERGIEPOLITIK IN NIEDERSACHSEN.

    DIALOGWIRTSCHAFT UND ARBEIT

  • 7/31/2019 Dialogpapier Energiepolitik

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    Dialogpapier Energiepolitik fr Niedersachsen

    Niedersachsen im Wandel:

    Niedersachsen Land mit Energie und Zukunft.

    Eckpunkte fr eine zuknftige Energiepolitik in Niedersachsen.

    1

    1. Gute Energiepolitik ist gute Wirtschafts- und Sozialpolitik1

    2

    Der Klimawandel, die Endlichkeit fossiler Energietrger, Rohstoffknappheit und die damit3

    verbundenen Abhngigkeiten sowie der zunehmende Energiebedarf angesichts der wachsenden4

    Weltbevlkerung sind besondere Herausforderungen im 21. Jahrhundert. Zudem belegen nicht5

    zuletzt die bislang weltweit ungelste Endlagerfrage und das Scheitern der Asse den6

    unberechenbaren und risikobehafteten Umgang mit der Atomenergie. Gerade in Niedersachsen7

    konnte der verantwortungslose Umgang mit dieser Technologie in den vergangenen Jahrzehnten8

    beobachtet werden.9

    10

    Die Sozialdemokratie in Niedersachsen ist davon berzeugt, dass eine zukunftsgerechte Energie- und11

    Umweltpolitik nicht nur kologische Aspekte betrifft. Energiepolitik der Zukunft bedeutet auch12

    Wirtschaftspolitik und Sozialpolitik der Zukunft. Knftig werden weltweit Wirtschaftsgter bentigt,13

    die wenig Energie verbrauchen. Wenn gleichzeitig Abhngigkeiten beseitigt werden, wachsen die14

    Mglichkeiten, Energie sozialvertrglich zur Verfgung stellen zu knnen. kologie, konomie und15

    soziale Gerechtigkeit gehren zusammen. Der Atomausstieg und die Wende hin zu den erneuerbaren16

    Energien sind ein unverzichtbarer Teil dieser Voraussetzungen und damit ein sozialdemokratisches17

    Kernanliegen. Die SPD steht fr eine langfristige, nachhaltige, kologische Energie- und18

    Wirtschaftspolitik unter dem Motto: sauber, sicher, bezahlbar.19

    20

    Unser derzeitiges energieintensives Wirtschaftssystem ist auf quantitatives Wachstum ausgerichtet21

    und durch einen auf Dauer nicht stillbaren Hunger nach immer mehr Energie gekennzeichnet. Der22

    Ressourcen- und Flchenverbrauch ist ungebremst. Das darf nicht so bleiben: Wachstum und23

    Ressourcenverbrauch mssen entkoppelt werden. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten24

    wollen deswegen einen Wandel hin zu einem System des qualitativen und damit nachhaltigen25

    Wachstums. Dieses Ziel ist Mastab unserer Politik. Dieser Wandel setzt Einsparung und26

    Effizienzsteigerung beim Energie- und Ressourcenverbrauch in allen Bereichen voraus. Gleichzeitig27

    geht es darum, Energiequellen zu erschlieen, die nachhaltig nutzbar sind und keine schdlichen28

    Folgewirkungen aufweisen. Die Grundlage sozialdemokratischer Energiepolitik sind deswegen die29

    drei E`s: Effizienz, Einsparung und Erneuerbare.30

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    Dialogpapier Energiepolitik fr Niedersachsen

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    Die Auswirkungen der Energiewende betreffen nahezu alle Bereiche unseres Lebens. Politische31

    Akteure mehr denn je gefordert, diesen Prozess so zu gestalten, dass es keine Verlierer gibt. Es gilt,32

    die Chancen fr Niedersachsen optimal zu nutzen und die Risiken einer derart gewaltigen Aufgabe zu33

    minimieren. Der Ausbau der erneuerbaren Energien, der Aufbau moderner Produktionssttten und34

    die zukunftsgerechte Umwandlung der Infrastruktur werden in Deutschland und vor allem in35

    Niedersachsen zahlreiche Impulse fr die Wirtschaft bringen. Genauso muss es Ziel unserer Politik36

    sein, soziale Hrten im Zuge des kologischen Umbaus fr Brgerinnen und Brger mit geringeren37

    Einkommen abzufedern. Unser Handeln wird also geleitet von dem Dreiklang sozialer Balance,38

    konomischer Vernunft und kologischer Weitsicht.39

    40

    2. Die Energiewende braucht die Sozialdemokratie41

    42

    Die Energiewende wurde unter der Regierung von Bundeskanzler Gerhard Schrder eingeleitet. Die43

    Erfolgsgeschichte des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) begann. Sozialdemokratische Vordenker44

    wie Hermann Scheer konnten ihre Vorstellungen realisieren und endlich das dezentrale Zeitalter45

    auch durch konkrete Gesetzesvorhaben einleiten. Im Jahr 2001 wurde der Atomausstieg das erste46

    Mal beschlossen. Leider wurde das Vertrauen, das die rot-grne Bundesregierung den vier groen47

    Energieversorgern entgegengebracht hatte, missbraucht. Diese spekulierten auf einen schwarz-48

    gelben Regierungswechsel und unterlieen dringende Investitionen in die Erneuerbaren Energien.49

    Im Jahr 2009 erfolgte mit der Laufzeitverlngerung die Rolle rckwrts der schwarz-gelben50

    Regierungen in Bund und Land. Die vier groen Konzerne jubelten. Die Bundesregierung schloss51

    einen Deal mit den Konzernen, der nur zufllig ans Licht kam. Doch dann machte die52

    Nuklearkatastrophe in Fukushima der Kanzlerin einen Strich durch die Rechnung, so dass der erneute53

    Atomausstieg im Deutschen Bundestag nun auch mit den Stimmen von CDU/CSU und FDP54

    beschlossen wurde. Heute, ein gutes Jahr nach Fukushima, erkennt man, dass die schwarz-gelben55

    Atombefrworter wieder lauter werden. Es ist zu befrchten, dass nicht berzeugung, sondern56

    ausschlielich Taktik das Handeln der Regierung Merkel bestimmten.57

    58

    Deshalb kann es eine wirkliche Energiewende nur geben, indem an die rot-grnen59

    Weichenstellungen angeknpft wird. Weil die Energiewende ein laufender Prozess ist, bedarf es vor60

    allem einer Investitionssicherheit, die durch die schwarz-gelben Regierungen in Bund und Land61

    immer wieder in Frage gestellt wird. Viele Fragen sind offen. Wir brauchen dringend einen62

    berparteilichen Konsens ber den Energiemix der Zukunft, der wesentlich auch ber die knftige63

    Netzinfrastruktur entscheiden wird. Wir brauchen Investitionen in Speichertechnologie und Effizienz.64

    Stattdessen erleben wir schwarz-gelbes Chaos.65

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    Dennoch haben sich viele Menschen in der Bundesrepublik Deutschland nicht beirren lassen. Sie66

    haben sich z.B. in Genossenschaften oder Vereinen zusammengeschlossen und in die Erneuerbaren67

    investiert. Kommunale Stadtwerke haben ihre Chancen erkannt und planen fr eine dezentrale68

    Zukunft der Energieversorgung. Viele neue Arbeitspltze sind entstanden. Auf diesem Fundament69

    kann aufgebaut werden gerade in Niedersachsen wollen wir die Weichen stellen, um auch in der70

    Bundesrepublik Deutschland die rot-grne Energiewende voranzutreiben und zu vollenden.71

    72

    Die Voraussetzungen fr eine erfolgreiche Energiewende sind in Niedersachsen vorhanden, in vielen73

    Bereichen knnte Niedersachsen sogar Spitzenreiter in Deutschland werden: Die geografische Lage74

    des Landes und die ansssigen Forschungs- und Technologiezentren mssen tragenden Pfeiler einer75

    zukunftsweisenden energiepolitischen Entwicklung sein. Aber trotz dieser hervorragenden76

    Ausgangslage hat die schwarz-gelbe Landesregierung in kurzer Zeit dafr gesorgt, dass77

    Niedersachsen nach einer aktuellen Studie zur Umsetzung der Energiewende in den Bundeslndern78

    nur den 12. Platz belegt. Eine erfolgreiche Energiewende braucht eine sozialdemokratische79

    Handschrift.80

    81

    3. Ein Masterplan fr die Energiewende in Niedersachsen82

    83

    3.1. Kompetenzen fr die Energiewende bndeln84

    85

    Die Energiewende betrifft eine groe Spannbreite an Politikfeldern: Die Sanierung von Gebuden86

    und die Konzeption zukunftsgerechter Wohngebiete sind Bestandteil des Stdtebaus, der Aufbau87

    einer Netzinfrastruktur gehrt zur Wirtschaftspolitik und Fragen der Erneuerbaren Energien sind dem88

    Umweltressort zugeordnet. Aktuell blockieren sich in diesen Fragen auf Bundesebene sechs89

    Ministerien gegenseitig, anstatt koordiniert vorzugehen. Auch in Niedersachsen fehlt es an klaren90

    Zustndigkeitsregelungen, um den Herausforderungen der Energiewende gerecht zu werden.91

    Forschung und Entwicklung liegen in der Zustndigkeit des Wissenschaftsministeriums, der Ausbau92

    der Windenergie-Anlagen im Wirtschaftsministerium, die Planungen fr die erforderliche93

    Netzstruktur im Landwirtschaftsministerium, die Gebudesanierung im Sozialministerium und der94

    allgemeine Teil im Umweltministerium. So kann es keine zielorientierte Energiepolitik aus einem95

    Guss in Niedersachsen geben. Deshalb setzen wir uns fr ein neues Politikverstndnis ein. Das96

    Gelingen der Energiewende erfordert konkrete Zielsetzungen und klare Zustndigkeiten. Daher97

    wollen wir98

    -eine Bndelung der Kompetenzen in Form eines Sonderausschusses Energiewende im99

    Landtag und eines Energieressorts in der Landesregierung;100

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    - mit den Kommunen, der Energiewirtschaft und den entsprechenden Verbnden einen101

    umfassenden Masterplan fr den zielorientierten Umbau der Energiestruktur in102

    Niedersachsen erarbeiten, mit verbindlichen Zielen und konkreten Manahmen bis 2020 und103

    einer Vision bis ins Jahr 2050;104

    - ein regelmiges Monitoring, mit dem berprft werden kann, inwieweit die gesetzten Ziele105

    erreicht werden.106

    107

    3.2. Brgernahe Energiepolitik durch Information und Beteiligung108

    109

    Politikverdrossenheit fhrt in unserem Land mehr und mehr zu Resignation und Passivitt bei110

    Whlerinnen und Whlern. Doch es gibt Ausnahmen, wenn persnliche Betroffenheit besteht. In111

    diesen Fllen steigt die Bereitschaft, sich politisch zu bettigen, sprunghaft an. Es liegt in der Natur112

    der Sache, dass sich diese Bettigung in den meisten Fllen als Gegenbewegung gegen Vorhaben113

    manifestiert, die als bedrohlich oder berflssig wahrgenommen werden. Diskussionen rund um114

    Stuttgart 21 und neue Stromtrassen zeigen, dass die aktuellen Strukturen zur Beteiligung und115

    Information von Brgerinnen und Brgern an ffentlichen und privaten Investitionen nicht116

    ausreichen. Dies wird sich auch bei den anstehenden Investitionen im Kontext der Energiewende117

    zeigen. Die Errichtung von Windrdern, Biogas- und Solaranlagen, der dringend ntige Ausbau des118

    Leitungsnetzes, die Schaffung groer Speicherkapazitten und anderer Infrastrukturmanahmen119

    werden auch knftig zu Konflikten fhren. Maximale Akzeptanz wird in Zukunft nur mit einem auf120

    Information, Partizipation und Transparenz ausgerichteten Beteiligungsprozess fr die Brgerinnen121

    und Brger zu erreichen sein.122

    123

    Diese Beteiligungsprozesse sind fr die SPD Herausforderung und Chance zugleich. Die SPD124

    Niedersachsen setzt sich mit der SPD-Bundestagsfraktion fr ein neues Infrastrukturplanungsrecht125

    ein. Dabei setzen wir auf den Dialog mit den Brgerinnen und Brgern, um so einen fairen126

    Interessenausgleich zu moderieren.127

    128

    Eine Energiepolitik der Zukunft muss gegenlufige Interessen ausgleichen und Zielkonflikte129

    vermeiden knnen. Gelingen knnen diese Aufgaben nur, wenn alle Beteiligten konstruktiv in130

    geordneten Strukturen zusammenarbeiten und Lsungsanstze im Dialog entwickeln. Die SPD will131

    deshalb neue Mglichkeiten schaffen, um die Energiewende koordiniert und konsensorientiert132

    voranzubringen. Dazu gehren133

    -ein Bndnis fr Energie aus Sozialpartnern (Gewerkschaften, Arbeitgeber), Energie-,134

    Landwirtschafts- und Umweltverbnden, Kommunen und Energieversorgern mit dem Ziel, die135

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    Energiewende zu frdern, fr diese zu werben und die ffentliche Untersttzung fr136

    erforderliche Vorhaben zu gewinnen;137

    - eine Landesenergieagentur, die Anlaufstelle fr Brgerinnen und Brger, Kommunen und138

    Unternehmen ist, die fr Information, Beratung, Motivations- und Sensibilisierungskampagnen139

    sorgt und den Aufbau von Netzwerken und ffentlichkeitsarbeit in Kooperation mit Verbnden,140

    Vereinen und anderen Institutionen organisiert.141

    142

    3.3. Sozialgerechte Versorgungssicherheit143

    144

    Die Nutzung von Energie ist ein Grundrecht und muss fr alle Menschen zugnglich und bezahlbar145

    sein. In Deutschland werden jhrlich 840 000 Stromlieferungen wegen nicht bezahlter Rechnungen146

    eingestellt. Energiearmut ist schon jetzt durch steigende Preise ein wachsendes Problem, gerade147

    angesichts der zunehmenden ungerechten Reichtumsverteilung und steigender Armut. Mit der148

    Energiewende darf sich diese Entwicklung nicht verschrfen. Gleichzeitig sind alle149

    Bevlkerungsgruppen gefordert, auch auf Einsparung und verantwortungsvollen Umgang mit Energie150

    zu achten. Wir untersttzen deshalb151

    152

    - lokale MicroContracting-Initiativen fr effiziente Haushaltsgerte;153

    - Kooperationen zur Linderung der Energiearmut und Energieschuldenprvention aus154

    Stadtwerken, Sozialbehrden und Wohnungsbaugesellschaften;155

    - das Bundesprojekt Stromspar-Check;156

    - Modellprojekte kommunaler Stadtwerke und Versorgungsunternehmen, die im Bereich ihrer157

    Tarifgestaltung soziale Komponenten und Einsparanreize gleichermaen bercksichtigen.158

    159

    4. Energieerzeugung der Zukunft160

    161

    4.1. Atomausstieg schnell und vollstndig umsetzen162

    163

    ber die Gefahren, die von Atomkraftwerken ausgehen, herrscht seit der Katastrophe von164

    Fukushima endlich politischer Konsens, auch wenn schwarz-gelbe Auflsungserscheinungen bereits165

    wieder erkennbar werden.166

    Niedersachsen wird als erstes Bundesland den Ausstiegsbeschluss bis zum Jahr 2017 vollstndig167

    vollziehen: Das Atomkraftwerk Unterweser bleibt dauerhaft abgeschaltet, die beiden verbleibenden168

    Kernkraftwerke in Grohnde und Lingen werden ebenfalls abgeschaltet. Der schnelle und vollstndige169

    Ausstieg aus der Atomkraft ist fr die SPD in Niedersachsen die logische Konsequenz langfristiger170

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    und nachhaltiger Energiepolitik, wie sie von den Brgerinnen und Brgern in Niedersachsen zu Recht171

    erwartet wird. Dabei ist fr die SPD neben den allzu bekannten technischen Risiken beim Betrieb von172

    Atomkraftwerken auch die Frage der tatschlichen gesellschaftlichen Kosten von Energieerzeugung173

    entscheidend. Atomstrom war nie gnstig. Staatliche Subventionierung im Bereich von Haftung,174

    Unfallvorsorge und Forschung sowie im Zusammenhang mit der Entsorgung des radioaktiven Abfalls175

    haben den AKW-Betreibern hohe Gewinne gebracht. Wir setzen hier auf eine klare176

    Richtungsnderung. Zukunftsfhige und risikoarme Technik muss gefrdert werden. Atomkraft hat in177

    Deutschland keine Zukunft mehr. Bis zum vlligen Ausstieg darf es keine Abstriche bei den178

    Sicherheitsanforderungen geben. Trotz des Ausstiegsbeschlusses sind Nachrstungen etc. an179

    deutschen Atomkraftwerken vor dem Hintergrund der Katastrophe in Fukushima unverzglich180

    gegenber den Betreibern durchzusetzen. Wir setzen uns auch im Bundesrat dafr ein,181

    182

    - dass es endlich eine ergebnisoffene und bundesweite Suche nach geeigneten183

    Endlagerstandorten gibt und dabei die Grnde bercksichtigt, die bereits heute eindeutig fr184

    einen Ausschluss des Standortes Gorleben sprechen. Aus den Fehlern der Vergangenheit muss185

    endlich gelernt werden, wir fordern daher einen sofortigen Bau- und Erkundungsstopp in186

    Gorleben;187

    - dass die Asse schnellstmglich gesichert und von Atomabfllen befreit wird. In der aktuell188

    hochkritischen Lage ist die Verzgerungstaktik der zustndigen Ministerien inakzeptabel. Es189

    muss insoweit nderungen am Atomrecht geben, die den Herausforderungen in diesem Fall190

    gerecht werden.191

    192

    4.2 Fossile Energietrger auslaufen lassen193

    194

    Die Nutzung fossiler Brennstoffe wie Erdl und Kohle muss im Sinne des Klimaschutzes radikal195

    reduziert werden. Die bisherigen Klimaschutzziele sind nur einzuhalten, wenn die Energiegewinnung196

    aus fossilen Quellen deutlich zurckgeht. Um gleichzeitig den Atomausstieg zu bewltigen, wird ein197

    bergang organisiert werden mssen. Die SPD Niedersachsen steht zum Ausstieg aus der Kohle.198

    bergangsenergietrger ist fr uns Gas, das aufgrund der flexibleren kraftwerklichen199

    Steuerungsfhigkeit auch mit einem zunehmenden Anteil an erneuerbaren Energien kompatibel ist.200

    Entsprechende Gaskraftwerke mssen jedoch hocheffiziente Anlagen sein, die durch die Kraft-201

    Wrme-Kopplung optimale Nutzungsgrade erzielen.202

    203

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    Wir sprechen uns dafr aus,204

    205

    - Mglichkeiten der Flssiggas-Anlandung (LNG) in Niedersachsen auszunetzen, um die206

    Erdgasversorgung auf eine breitere Basis zu stellen und die Energiepreise marktgerecht niedrig207

    zu halten;208

    - Die Frderung von Fracking nur dann zuzulassen, wenn klare gesetzliche Rahmenbedingungen209

    vorliegen, die eine breite ffentlichkeitsbeteiligung und Umweltvertrglichkeitsprfung210

    vorsehen; das Fracking in Trinkwasserschutzgebieten und unter Nutzung umweltgefhrdender211

    Chemikalien ist grundstzlich auszuschlieen;212

    - CCS- und CCR-Technik (CO2-Abscheidung und Speicherung bzw. Wiederverwertung) fr fossile213

    Grokraftwerke nicht einzusetzen;214

    -zu erforschen, ob CCR fr das CO2, das in einigen industriellen Prozessen wie Stahl-/215

    Zementproduktion nach wie vor anfallen wird, eine Option bietet, um unsere Klimaschutzziele216

    zu erreichen.217

    218

    Bei alledem gilt:219

    - unsere Prioritt liegt insgesamt auf der Vermeidung klimawirksamer Emissionen und nicht auf220

    deren Verklappung.221

    222

    4.3. Erneuerbare Energien ausbauen223

    224

    Niedersachsen verfgt ber enorme Potentiale im Bereich der erneuerbaren Energien, nicht zuletzt225

    auf Grund der geografischen Lage. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist deshalb zentraler226

    Bestandteil unserer Energiepolitik. Gleichzeitig gilt es, Nutzungskonkurrenzen frhzeitig zu227

    vermeiden und auch bei den erneuerbaren Energien Effizienzgesichtspunkte zu bercksichtigen.228

    229

    Eine Energiepolitik der Zukunft erffnet enorme Chancen fr die Wirtschaft. Die mageblich durch230

    die SPD getragenen Konjunkturprogramme der Groen Koalition haben auf Bundesebene bewiesen,231

    dass die Stimulation der Wirtschaft auch Innovation und Nachhaltigkeit hervorbringen kann. Die SPD232

    in Niedersachsen hlt deshalb die Bekmpfung der Finanzkrise und den notwendigen kologischen233

    Umbau fr zwei Herausforderungen, die zusammen angegangen werden mssen.234

    Zukunftsinvestitionsprogramme auf Bundes- und Landesebene mit entsprechender Ausrichtung sind235

    deshalb auch knftig Bestandteil unserer Politik.236

    237

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    Den erneuerbaren Energien gehrt die Zukunft. Niedersachsen muss alles tun, um mit innovativen238

    und verlsslichen Technologien den Wirtschaftsstandort zu strken. Dabei stellt die Erzeugung239

    regenerativer Energien sowohl ein riesiges Wertschpfungspotential als auch einen immer grer240

    werdenden Arbeitsmarkt dar. Schon jetzt arbeiten in Deutschland rund 380.000 Menschen im241

    Bereich erneuerbarer Energien. Gegenber 2004 sind in dieser Branche 87% mehr Arbeitspltze242

    entstanden, ein sehr groer Teil davon in Niedersachsen. Durch eine strkere Frderung dieses243

    Bereichs ist bei Wirtschaftskraft und Arbeitspltzen weiteres Wachstum vorhersehbar.244

    245

    Fr die SPD ist ganz klar, dass dieses Wachstum nur Hand in Hand mit einem Ausbau des Forschungs-246

    und Entwicklungsstandorts Niedersachsen mglich ist. Wir werden daher247

    248

    -die niederschsischen Universitten untersttzen, mehr Studienpltze in diesen Bereichen249

    einzurichten;250

    - gemeinsam mit mittelstndischen Unternehmen und den Berufsbildenden Schulen einen251

    Schwerpunkt setzen, um auch auf dem Gebiet der Erneuerbaren Energien, der Steuerung von252

    Energietransfers und der Energieeinsparung einen Beitrag zum Energieumbau zu leisten;253

    - den Dialog zwischen Wirtschaft und Universitten forcieren, um gemeinsam weitere Bausteine254

    fr den Ausbau erneuerbarer Energien entwickeln.255

    256

    Niedersachsen hat viele erneuerbare Energiequellen, eine zentrale ist dabei die Energieerzeugung257

    aus Wind. Weil die neben den berechtigten Interessen der Brgerinnen und Brger nach mglichst258

    geringen Belastungen auch Naturschutzbelange im Bereich der erneuerbaren Energien zu259

    bercksichtigen sind, setzen wir in erster Linie auf260

    261

    - Repowering, Offshore- Windparks und Windkraftanlagen mit hherer Energiedichte pro m;262

    - Zielgerichtete Manahmen in der Raumplanung, um bis zum Jahr 2020 den Anteil an263

    Windenergie deutlich zu erhhen.264

    265

    Den Ausbau der Geothermie werden wir untersttzen, denn Niedersachsen hat hier groes Potential266

    besonders bei der Nutzung oberflchennaher Geothermie. Wir werden gleichzeitig die Forschungen267

    hinsichtlich der Tiefengeothermie untersttzen. Niedersachsen verfgt mit dem Forschungs- und268

    Technologiestandort Celle und der Bundesanstalt fr Geowissenschaften ber etablierte und269

    engagierte Vorreiter in Sachen Geothermie. Diesen Vorteil gilt es zu nutzen und auszubauen.270

    271

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    Die Energiegewinnung aus Biomasse (z.B. Biogas, Holz) ist aus sozialdemokratischer Sicht ein272

    weiterer unverzichtbarer Bestandteil fr die dezentrale Stromerzeugung. Wir wissen, dass in273

    Niedersachsen Probleme z.B. hinsichtlich von Maismonokulturen und Glleverarbeitung bestehen,274

    die unbedingt gelst werden mssen. Deshalb werden wir uns ber den Bundesrat dafr stark275

    machen, dass Fehlanreize und Fehlsteuerungen z.B. im Erneuerbaren-Energien-Gesetz, beseitigt276

    werden und knftig nur noch hocheffiziente Anlagen unter Einhaltung guter landwirtschaftlicher277

    Praxis gefrdert werden.278

    279

    Die Solarenergie muss einen greren Anteil an der Strom- und Wrmegewinnung bernehmen. Die280

    Entwicklungssprnge sind in diesem Bereich enorm. Es ist deshalb vor allem zu klren, wie die281

    heimische Solarindustrie untersttzt wird, gleichzeitig Netzparitt hergestellt und die282

    Energiegewinnung intensiviert werden kann. Dabei sollte ber Kooperationen mit anderen Regionen283

    innerhalb der EU nachgedacht werden. Dort knnten mit niederschsischer Beteiligung Solarparks284

    entstehen, die sowohl einen Wissensaustausch als auch eine effiziente Nutzung der Photovoltaik in285

    sonnenreichen Lndern ermglichen.286

    287

    Die Energiegewinnung aus Wasserkraft darf nicht bersehen werden, wobei gleichsam Effizienz und288

    kologische Gesichtspunkte zu bercksichtigen sind. Potentiale von Wasserwirbelkraftwerken, aber289

    auch weiterer Wasserkraftanlagen wie dem beweglichen Wasserkraftwerk aus Baden-290

    Wrttemberg sind zu prfen. Gleichzeitig bietet Niedersachsen mit der Nordseekste die besten291

    Voraussetzungen, um den Einsatz von Gezeitenkraftwerken zu untersuchen und Potentiale zu heben,292

    die auf die gesamte Bundesrepublik ausstrahlen knnen.293

    294

    Wir werden die Erforschung weiterer alternativer Technologien vorantreiben, wie etwa von Wasser-295

    und Brennstoffzellentechnologien oder der Energiegewinnung und -speicherung auf Grundlage von296

    Methan.297

    Fr eine nachhaltige Energieversorgung setzt die SPD in Niedersachsen auf einen Mix von zentralen298

    und dezentralen Energieerzeugungsstrukturen, die verbrauchernah angesiedelt sind.299

    Energieerzeugung ist fr uns elementarer Bestandteil der Daseinsvorsorge. Deshalb untersttzen wir300

    - die Grndung eigenstndiger Stadt- und Gemeindewerke wo sie wirtschaftlich sind, und die301

    Versorgung weiter verbessern. Sie garantieren eine ortsnahe Versorgung, bieten groe302

    Effizienzpotentiale, Preisstabilitt und Chancen fr mehr Wettbewerb auf dem Strom- und303

    Wrmemarkt. Gleichzeitig frdert die Wertschpfung vor Ort Akzeptanz fr den Aufbau von304

    erneuerbaren Energieanlagen;305

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    - Genossenschaftsmodelle, die Mglichkeiten der Beteiligung an der Energiegewinnung fr306

    breite Bevlkerungsgruppen bieten.307

    308

    4.4 Energieerzeugung der Zukunft bentigt neuen Umgang mit Energieverbrauch309

    310

    Die beste Energie ist die, die nicht gebraucht wird. Energieeinsparung erfolgt durch den bewussten311

    Einsatz der Energie, z.B. durch eine bessere Dmmung von Gebuden oder durch das Entwickeln312

    neuer elektronischer Gerte, Maschinen und Motoren, die weniger Energie bentigen. Einsparung313

    kann auch manuell durch kleine individuelle Manahmen erreicht werden, z.B. durch314

    bedarfsgerechtes Lichtausschalten und Raumtemperaturdrosslung aber auch automatisiert durch315

    Bewegungsmelder, selbstlernende Pumpen, Tag-/Nacht-/Urlaubsprogramme usw. Die316

    Sensibilisierung der Brgerinnen und Brger in diesem komplexen Bereich muss durch gezielte317

    ffentlichkeitsarbeit erhht werden. Kleine Manahmen knnen in ihrer Gesamtheit groe Wirkung318

    entfalten.319

    320

    Im Rahmen der Energiewende sind die Steigerung der Energieeffizienz und der sparsamere Umgang321

    mit Energie unverzichtbar. Wenn Energie effizienter gewonnen und genutzt wird, kann aus der322

    gleichen Menge eines Energietrgers mehr Leistung erzielt werden. Energieeinsparung und die323

    Erhhung der Effizienz von Energieverbrauchen gehen Hand in Hand. Sowohl durch die Reduzierung324

    des Verbrauchs als auch durch die Steigerung der Effizienz wird erreicht, dass die325

    Primrenergieerzeugung nicht weiter ausgebaut werden muss. Auerdem ermglicht die Steigerung326

    der Energieeffizienz eine Kostenbegrenzung sowohl fr den privaten als auch den gewerblichen327

    Nutzer.328

    329

    Die Energieeffizienz lsst sich sowohl bei der Energiegewinnung aus Energietrgern330

    (Brennwerttechnik, KWK usw.) als auch beim Energieverbrauch (Wrme-/Kltedmmung,331

    Energierckgewinnung, Nutzung des technischen Fortschritts usw.) steigern.332

    333

    Wir setzen uns deshalb dafr ein, dass Niedersachsen ber den Bundesrat wichtige Initiativen334

    ergreift, um335

    336

    - die Kraft-Wrme-Kopplung (KWK) auszubauen und zu frdern;337

    - die Arbeiten am Erneuerbaren Energien-Wrme-Gesetzes voranzutreiben.338

    339

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    Dialogpapier Energiepolitik fr Niedersachsen

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    Die Energieeffizienz im Verbrauch kann besonders bei der Gebudewrme (Neubau-340

    Qualittsstandards und Gebudesanierung) in Verbindung mit innovativen CO-armen Heizsystemen341

    wie dem Solar-Eis-Speicher Heizsystem gesteigert werden. Die SPD in Niedersachsen wird342

    entsprechende Manahmen entschieden auf Bundes- und Landesebene vorantreiben. Unser Ziel ist343

    es, die Energieverbrauchswerte von Neubauten und bei grundlegender Sanierung von Altbauten um344

    bis zu 90 Prozent zu senken. Hier liegt erhebliches Einsparpotential. Wir werden unter Beteiligung345

    der Fachbranchen und Interessensgruppen entsprechende Regelungen ausarbeiten. Die346

    grundlegende Sanierung von Bestandsgebuden wollen wir im wirtschaftlich vertretbaren Rahmen347

    untersttzen.348

    349

    Die ffentliche Hand muss bei der energetischen Gebudesanierung mit gutem Beispiel vorangehen:350

    Wir wollen deswegen351

    352

    - einen Stufenplan fr die Sanierung landeseigener Gebude durchsetzen. Eine hohe Prioritt353

    werden dabei die Gebude erhalten, die Ausbildungszwecken dienen und solche, in denen die354

    Arbeitsbedingungen durch Reparaturstau zunehmend schwieriger werden;355

    - auf Bundesratsebene dafr sorgen, dass energetische Sanierungen als Beitrag zum356

    Energiesparen steuerliche Bercksichtigung finden.357

    358

    Das auf Bundesebene mageblich durch die SPD durchgesetzte Gebudesanierungsprogramm ist auf359

    kommunaler Ebene ein Beweis fr eine Win-Win-Situation, indem kologische Innovationen wichtige360

    Impulse fr die regionale Wirtschaft bieten. Gleichzeitig wird der zuknftige Energieverbrauch361

    deutlich reduziert, so dass fr die Bewohner und Nutzer erhebliche Einspareffekte erzielt werden.362

    Gebudesanierungsmanahmen sind deshalb ein wichtiger Sttzpfeiler nicht nur beim Klimaschutz,363

    sondern auch in der gesamten Energiewende.364

    365

    Um die Energieeffizienz zu steigern, wird die SPD-gefhrte Landesregierung darber hinaus366

    367

    - Energiemanagementsysteme fr ffentliche Einrichtungen einfhren und Dienstleistungen368

    frdern, die eine effizientere Energienutzung ermglichen;369

    - eine umfassende Energy-IT Initiative auf Landesebene starten. Mit bereits vorhandenen370

    Lsungen sowohl bei Behrden, ffentlichen Einrichtungen, Unternehmen und371

    Privathaushalten ist es ohne weiteres mglich, eine Effizienzsteigerung im zweistelligen372

    Prozentbereich zu erreichen. Bereits bekannte Technologien wie: Intelligente373

    Stromsparkonzepte durch Softwarelsungen, z.B. Virtualisierung der IT, optimierte374

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    Khlungssysteme und dem zuknftigen Einsatz neuer Technologien wie der Deduplizierung375

    (Vermeidung von Dubletten beim Backup) zur Reduzierung eines geradezu explodierenden376

    Datenstromes, fhren zur Optimierung von Energieverbruchen in allen Bereichen der IT;377

    - den Good-Practice-Austausch zur Energieeffizienz und Energieaudits in der Industrie378

    organisieren;379

    - gemeinsam mit dem Handwerk die Installation und Wartung neuer Technologien in380

    Privathaushalten intensivieren;381

    - einen Niederschsischen Energieeffizienzpreis fr kleine und mittlere Unternehmen382

    ausloben.383

    384

    5. Infrastruktur fr die Energiewende schaffen385

    386

    5.1 Netzausbau beschleunigen387

    388

    Mit dem Ausbau erneuerbarer Energien muss zwangslufig ein Ausbau der Netze einhergehen. Das389

    gilt fr Verteil- und bertragungsnetze gleichermaen, wenngleich die Konzeption der knftigen390

    Netzinfrastruktur vor allem vom Energiemix der Zukunft abhngt. Hier haben die schwarz-gelben391

    Regierungen in Bund und Land ihre Hausaufgaben in keiner Weise erledigt.392

    393

    Bei der Konzeption neuer und der Erweiterung bestehender Netze mssen wir die Menschen vor Ort394

    mitnehmen. Die Netze sind so auszulegen, dass die Landschaft weitestgehend geschont wird und der395

    Gesichtspunkt der verlustarmen bertragung Vorrang erhlt.396

    397

    Niedersachsen wird dabei wegen der steigenden Zahl von On- und Off-Shore- Windkraftanlagen398

    voraussichtlich eines der am strksten vom Netzausbau betroffenen Bundeslnder sein. Vielfach399

    dient der Strom nur zu einem geringen Anteil der Versorgung Niedersachsens selbst. Vielmehr wird400

    er zu den Verbrauchszentren im Westen und Sden Deutschlands transportiert werden.401

    Niedersachsen bekennt sich zu seiner geographisch bedingten, besonderen Rolle, geht aber auch402

    davon aus, dass die anderen Bundeslnder die Erzeugung aus erneuerbaren Energien ebenso403

    ausbauen und somit mit zu einer dezentralen Energieproduktion beitragen. Weiterhin erwartet die404

    SPD in Niedersachsen, dass sich insbesondere Bundeslnder mit Verbrauchsschwerpunkten an den405

    Folgekosten fr einen umweltvertrglichen Stromtransport angemessen beteiligen.406

    407

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    Wir setzen auf408

    409

    - einen Runden Tisch mit Vertretern der Energiewirtschaft (insbesondere Netzbetreibern) und410

    den Regionen sowie auf eine breite Einbeziehung der Brgerinnen und Brger, die vor allem411

    transparent Bedarf und Alternativen benennt. Bevor Stromleitungen ausgebaut werden, ist412

    mittels geeigneter, transparenter Lastflussanalysen die Notwendigkeit von Aus- und Neubau zu413

    berprfen. Der Umbau von bestehenden Stromleitungen hat Vorrang vor dem Neubau von414

    Stromnetzen;415

    - die Einfhrung intelligenter Stromnetze (Smart grids);416

    - die neue und kologisch sinnvolle Erdverkabelung (z. B. HG);417

    - ein greres Gleichstromnetz fr den verlustarmen Stromtransport ber grere418

    Entfernungen.419

    420

    Aufgrund der herausragenden Bedeutung der Netzinfrastruktur fr die Daseinsvorsorge werden wir421

    ber entsprechende Bundesratsinitiativen dafr eintreten,422

    423

    - dass fr den Ausbau der bertragungsnetze eine Bundesnetzgesellschaft gebildet wird, die424

    Anreize fr private Investoren bietet, jedoch durch eine entsprechende staatliche Beteiligung425

    die Steuerungshoheit der ffentlichen Hand gewhrleistet.426

    427

    Zur besseren Umsetzung der Anreizregulierung werden wir die Beleihung der Bundesnetzagentur428

    beenden und eine eigene Landesregulierungsbehrde, die kostendeckend arbeitet, einsetzen.429

    430

    5.2. Forschung und Frderung in Speichertechnologie vorantreiben431

    432

    Die Grundlast als entscheidendes Kriterium in der Lastenverteilung einer sicheren Stromversorgung433

    muss durch die Speichertechnologie sowie durch Im- und Export von Energie sichergestellt werden.434

    Erst durch die Speichertechnologie knnen viele erneuerbare Energien grundlastfhig werden.435

    Neben der effizienten Stromproduktion/Einsparung und dem Ausbau verlustarmer436

    Stromtransportkapazitten, ist die Speichertechnologie aus unserer Sicht ein elementarer Baustein.437

    438

    Der Einsatz der Speichertechnologie schafft Kapazitten fr den kurzzeitigen (Pumpspeicher,439

    stationre und mobile Akkus E-Kfz, Druckluftspeicher etc.) und langfristigen Ausgleich (Wasserstoff,440

    erneuerbares Methangas sogenannte SolarFuel im Erdgasnetz) von Schwankungen im Bereich der441

    erneuerbaren Energieerzeugung und ist damit entscheidend fr eine Energiewende. Wir wollen442

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    - Anreize fr die Ansiedlung von Unternehmen bieten, die im Bereich von Forschung,443

    Entwicklung und Anwendung im Bereich der Speichertechnologie ttig sind;444

    - den Austausch von Wissenschaft und Anwendung frdern;445

    - Modellprojekte, wie die beiden Pumpspeicherwerke im Harz untersttzen;446

    - die Mglichkeiten der Wasserstofferzeugung/Nutzung und die Speicherung in Kavernen und447

    dem Gasnetz weiter erforschen;448

    - ein Untergrundkataster aufbauen, um frhzeitig Nutzungskonkurrenzen zu vermeiden.449

    450

    Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Einsatz von erneuerbarem Methangas (SolarFuel). Nach451

    heutigen Erkenntnissen bietet diese Technologie groe Potentiale. Schon jetzt ist die Effizienz dieses452

    Energietrgers hher als die Gesamtbilanz der Herstellung von Biotreibstoffen und Kraftstoffzustzen453

    aus landwirtschaftlicher Produktion. Die Einsatzmglichkeiten von SolarFuel als Treibstoff fr454

    Kraftfahrzeuge und KWK-Anlagen, im Bereich der Speichertechnologie zur Energieerzeugung455

    (Gasnetz als Speicher power grid) bis hin zur Nutzung als industriellem Rohstoff, sind fr uns ein456

    wichtiger zukunftsorientierter Faktor. Es gilt,457

    - im Bereich der Wissenschaft und Forschung diese und weitere Technologien, wie z.B. Osmose-458

    Kraftwerke oder den Einsatz von Algen in Verbindung mit der Nutzung/Reduzierung von CO fr459

    die Energie- und Rohstoffproduktion zu erschlieen und in die jeweiligen Energie- und460

    Wirtschaftssysteme zu integrieren.461

    462

    5.3. Energieintensive Industrien weiterentwickeln463

    464

    Niedersachsens Wirtschaft und deren Beschftigte profitieren an verschiedenen Standorten von465

    energieintensiven Industrien (z.B. Stahlerzeugung und chemische Industrie, die auch fr die466

    Entwicklung der Energiewirtschaft im erneuerbaren Bereich unverzichtbar ist). Im Rahmen der467

    Energiewende in Niedersachsen mssen deren Wettbewerbs- und Entwicklungsbedingungen468

    erhalten werden. Fr energieintensive Industrien muss die verlssliche Versorgung mit Energie zu469

    vertretbaren Preisen besonders vor dem Hintergrund des inner-europischen Wettbewerbs gesichert470

    sein.471

    472

    Entscheidend fr eine sinnvolle Weiterentwicklung dieser Hochtechnologiebranche in Niedersachsen473

    werden aber auch der effiziente Umgang mit Ressourcen und die Einfhrung neuartiger Materialien474

    und Produktionsverfahren sein. Unsere Prioritt liegt daher klar bei Effizienzsteigerung, geringerem475

    Energieverbrauch und beim Einsatz innovativer Prozesse in den Unternehmen selbst. Wirtschaft und476

    Politik sind hier gleichermaen gefordert. Entsprechende Manahmen mssen sich gegenseitig477

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    bedingen. Die SPD in Niedersachsen steht fr478

    479

    - die Kooperation von Politik und Wirtschaft, durch die Unternehmen einerseits zu480

    Hchstleistungen verpflichtet werden, gleichzeitig aber die Wettbewerbsfhigkeit des481

    Standortes erhalten bleibt;482

    - die Einrichtung einer Steuerungsgruppe, die die Intensivierung von Manahmen der483

    Effizienzsteigerung, die Minderung des Energieverbrauchs und die Erforschung alternativer484

    Materialien und Prozesse koordiniert.485

    486

    5.4. Mobilitt neu denken487

    488

    Die Steigerung der Energieeffizienz und die Energieeinsparung sind besonders im Mobilittsbereich489

    zentral und bieten gerade fr ein Mobilittsland wie Niedersachsen enorme Chancen. Der Verbrauch490

    steigt in diesem Sektor sowohl im Personen- als auch im Gterverkehr aktuell kontinuierlich und491

    damit auch die klimaschdlichen CO2-Emissionen. Zugleich sinken die Vorrte an Erdl kontinuierlich.492

    Gute und preiswerte Mobilitt hat jedoch einen zentralen Einfluss auf die konomische Basis, auf493

    Teilhabemglichkeiten und die Qualitt des Lebens. Daher ergibt sich hier ein zentrales494

    Handlungsfeld fr die niederschsische SPD.495

    496

    Die Mobilittswirtschaft ist die Kernkompetenz der niederschsischen Wirtschaft. Durch die neue497

    energiepolitische Ausrichtung muss Niedersachsen auch in Zukunft der Produktions- und498

    Entwicklungsstandort fr die Mobilittswirtschaft sein. Wir brauchen499

    500

    - neue Produkte: leichte Autos mit Elektro-, Wasserstoff- und Hybridantrieb, energiermere501

    Herstellungsprozesse sowie mehr und bessere ffentliche Verkehrsmittel;502

    - eine intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Die Beschftigten in der503

    Mobilittswirtschaft und ihre Gewerkschaften mssen an diesem Prozess beteiligt werden.504

    Gerade im Bereich der E-Mobilitt ergeben sich noch viele Herausforderungen. Leider ist die505

    Kernregion der Mobilittswirtschaft in Niedersachsen bisher bei den acht Modellregionen506

    Elektromobilitt in Deutschland nicht vertreten, die mit 130 Millionen Euro von 20092011507

    durch die Bundesregierung gefrdert wurden;508

    - eine Ausrichtung der Raumplanung und die damit verbundene Infrastrukturpolitik auf eine509

    nachhaltig abgestimmte Infrastruktur- und Verkehrsentwicklung.510

    Die Frderung der Mobilittsregion Niedersachsen als Schaufenster fr Elektro-Mobilitt durch den511

    Bund zeigt, dass Niedersachsen Kernkompetenzen fr die Herausbildung neuer512

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    Fortbewegungskonzepte vereinen konnte. Es kommt aber nicht nur auf neue technische513

    Errungenschaften an, Mobilitt der Zukunft muss vor allem integriert gedacht werden.514

    515

    Gefragt sind516

    517

    - u.a. intelligente Mobilittskonzepte, die unterschiedliche Verkehrstechnologien und518

    Verkehrstrger (Flugzeug, Auto, Bus, Bahn, Rad) zusammenfhren. Gerade die Verbindung der519

    Mobilittsangebote mit Informations- und Kommunikationstechnologien als ein Bestandteil von520

    integrierter und individueller Mobilitt zeugt von Zukunftsfhigkeit.521

    522

    Hier gilt es,523

    524

    - die Technologiekompetenzen niederschsischer Unternehmen und die Forschungskapazitten525

    in Niedersachsen zu vernetzen und Produkte sowie Lsungen zu frdern;526

    - Mobilittsaudits und -plne in den Stdten und im lndlichen Raum zu untersttzen;527

    - Zukunftskonzepte fr Ballungszentren und fr die Flche (Car-Sharing, Sammeltaxis etc.)528

    voranzutreiben.529

    530

    Hannover, 07.05.2012531