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Das geht an die Nieren! La Paz Centro Zwischen Managua im Süden und León im Norden liegt La Paz Cen- tro im pazifischen Tiefland mit subtropischem Klima. Die kleine Stadt kommt mit ihren 20 Landgemeinden auf ca. 35.000 Einwohner und ist flächenmäßig die größte Kommune in der Region León (Regional- hauptstadt). Die Menschen leben vom Ackerbau, der Viehzucht und/ oder arbeiten als Landarbeiter und Tagelöhner auf den zahlreichen großen Latifundien und Monokulturen. Es gibt in allen Gemeinden Grundschulen und insgesamt vier Sekundarschulen, die bis zum Ab- itur führen. Die Schulen sind insgesamt schlecht ausgestattet (bis zu 60 Kinder in einem Klassenraum), die Lehrer werden schlecht bezahlt und wer es sich leisten kann, meldet sein Kind in einer der privaten Schulen in der Regionalhauptstadt León an. Es gibt gute Busverbindungen von Stadt zu Stadt. In den Dörfern verkehrt der Bus nur einmal täglich. Weiterer – umweltschädigender – Produktionsbereich sind die 140 Ziegeleien, die durch ihren enormen Holzverbrauch zur weite- ren Versteppung der Landschaft beitragen. Es wird wenig wieder- aufgeforstet. Im Stadtgebiet machen sich mittlerweile 200 Moto- taxis gegenseitig Konkurrenz. Verstopfte Straßen und schlechte Luft sind die Folgen. Im Stadtgebiet von La Paz Centro gibt es eine staatliche Poliklinik (hospitalito), die für die Bevölkerung kostenlos ist. Medikamente müssen privat in einer der vielen Apotheken gekauft werden. Die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung – besonders in den Landgemeinden – ist völlig unzureichend. Vorsorgeuntersuchun- gen gibt es nicht bzw. müssen diese privat organisiert und bezahlt werden. Die häufigsten Erkrankungen sind: Niereninsuffizienz, Hepatitis, Asthma, Krebs und Infarkte. Wegen einseitiger ungesun- der Ernährung und fehlender Sportmöglichkeiten ist ein Drittel der Bevölkerung chronisch übergewichtig. Familien, die Angehörige in den USA haben (Arbeitsmigration) können mit deren monatlichen Zuschüssen (remesas) die größte Not lindern. Wenn Donald Trump seine »Versprechungen« wahr macht, wird diese Hilfe wegfallen. Über die IGS-Geismar und andere Privatpersonen konnten wir in den letzten 20 Jahren für ca. 1.500 Schulabsolventen kleine Stipen- dien bezahlen. Im Rahmen des staatlichen »weltwärts«-Programms haben seit 2008 insgesamt 45 deutsche Freiwillige in der Partner- gemeinde einen einjährigen Freiwilligendienst absolviert. Auf Vor- schlag der deutschen Botschaft in Managua haben wir 2001 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 2017 den niedersächsischen Ehrenamtspreis für nachhaltige Entwicklung erhalten. Seither hat es außerdem zahlreiche Besuche und Gegenbesuche gegeben. La Paz Centro braucht auch weiterhin unsere solidarische Unterstüt- zung. Es existiert keine wirkungsvolle Umweltbildung in den Schu- len. Hier sollte die Klimapartnerschaft wirken. Wir hoffen, dass sich diese wiederbeleben und unter der neuen Bürgermeisterin mit In- halt füllen lässt. Veranstaltung zur Situation der chronisch Nierenkranken in La Paz Centro, Nicaragua Rey de Jesus Lopez Urbina Humberto Andreas Corea Humberto F. Vargas Garcia Alejandro Salgado Ricardo Gonzales Torres Abraham de la Cruz Alexis Rostran Chavarria Alvaro Jose Tellez Anastacio Altamirano 40 Jahre 53 Jahre 60 Jahre 50 Jahre 58 Jahre Medina Vallejos, 47 Jahre 43 Jahre 30 Jahre 52 Jahre Andres Valle Moya Angel Salgado Perez Arturo Altamirano Audilio Terencio Carlos Antonio Carlos Jeronimo Velasquez Daniela Muños Solis Domingo Arauz N. Donald Espinoza Rojas 60 Jahre 46 Jahre 59 Jahre Fonseca Pacheco, 60 Jahre Munguia Vallejos, 22 Jahre Hernandez, 31 Jahre 39Jahre 51 Jahre 47 Jahre Elías Samuel Araus Rojas Eric Jos García Tijerino Ernesto de la Concepción Francisco Javier Saavedra Francisco Jose Tellez Francisco Valle Franklin Javier Salgado Castillo Fredy Fedrico Toruño Geovany Molina 65 Jahre 40 Jahre Ruiz López, 50 Jahre 26 Jahre Rodriguez, 46 Jahre 45 Jahre 49 Jahre 41 Jahre 43 Jahre Hector Corea Blanco Hilario Blanco Abarca Inginio Anastacio Castillo Ruiz Ivan Bayardo Ortiz B. Ivan Moran Jose Ramon Morales José María Arauz José Nahum López Canales Juan Carlos Ortiz Mayorga 48 Jahre 60 Jahre 59 Jahre 45 Jahre 49 Jahre 50 Jahre 38 Jahre 35 Jahre 41 Jahre Juan Eloy Gutierrez Ortega Juana Isabel Ramirez Leonel Alfonso Paiz Luis Alfonso Barberena Manuel Antonio Jiron Blanco Maria del Socorro Valle Zamora Marlon Linarte Ramirez Martin Trinidad Roque Ortega Mercedes Orontes Tellez 41 Jahre 61 Jahre 24 Jahre Mendoza, 28 Jahre 49 Jahre 66 Jahre 44 Jahre 39 Jahre 51 Jahre Miguel Morales Nicolas Antonio Cisnero Nicolas Laureano Reyes Norwing Alberto Lopez Octavio Lucio Gutierrez Prado Pedro Castillo Pedro Juaquin Gonzalez Pilar Francisco Mendoza Pilar Ignacio Velasquez 45 Jahre 41 Jahre Garcia, 53 Jahre 28 Jahre 58 Jahre 50 Jahre 67 Jahre Navarrete, 37 Jahre Navarrete, 44 Jahre Reynaldo Daniel Poveda Roberto Castillo Flores Rolando Rojas Roque Jacinto Altamirano Rosa Argentina Quezada Santiago Erasmo Silva Leon Sergio Antonio Salazar Victor Manuel Garcia Gozales Yader Ocon Caballero, 62 Jahre 56 Jahre 45 Jahre 60 Jahre 59 Jahre 58 Jahre Sequeira , 55 Jahre 43Jahre 35 Jahre Das geht an die Nieren! Das geht an die Nieren! Di, 13.2.2018 · 19:00 Uhr · Holbornsches Haus Di, 13.2.2018 · 19:00 Uhr · Holbornsches Haus Das geht an die Nieren! Dialyse-Patienten aus La Paz Centro, Nicaragua Dienstag, 13. Februar 2017, 19 Uhr Holbornsches Haus, Rote Straße 34 Göttingen Verein zur Förderung Veranstaltung am 13. Februar 2018 um 19.00 Uhr im Holbornschen Haus, Rote Straße 34, Göttingen Programm: 19.00 Uhr Begrüßung und Einführung durch Gerd Nier, Ratsfraktion Göttinger Linke 19.20 Uhr medico international: Übersichtsreferat der globalen Situation in Nicaragua 20.00 Uhr Amistad con Nicaragua, Anna Leineweber, das Beispiel: La Paz Centro Vorstellen der wissensch. Studie von Dr. Carlos Orantes, El Salvador Prof. Dr. Manfred Engelbert und Prof. Dr. Roland Nau 21.00 Uhr gemeinsame Diskussion, Fragen, Spendenkampagne Wir hoffen auf zahlreiches Erscheinen und Spenden auf unser Konto IBAN DE88 2605 0001 0056 0285 09 · Sparkasse Göttingen, Stichwort: Nierenkranke Amistad con Nicaragua/Nicaraguaverein Göttingen, EPIZ, medico international, Ratsfraktion Göttinger Linke, IGS-Göttingen

Dialyse-Patienten aus La Paz Centro, Nicaragua an die Nieren! · Prof. Dr. Manfred Engelbert und Prof. Dr. Roland Nau 21.00 Uhr gemeinsame Diskussion, Fragen, Spendenkampagne Wir

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Das gehtan die Nieren!

La Paz CentroZwischen Managua im Süden und León im Norden liegt La Paz Cen-tro im pazifi schen Tiefl and mit subtropischem Klima. Die kleine Stadt kommt mit ihren 20 Landgemeinden auf ca. 35.000 Einwohner und ist fl ächenmäßig die größte Kommune in der Region León (Regional-hauptstadt). Die Menschen leben vom Ackerbau, der Viehzucht und/oder arbeiten als Landarbeiter und Tagelöhner auf den zahlreichen großen Latifundien und Monokulturen. Es gibt in allen Gemeinden Grundschulen und insgesamt vier Sekundarschulen, die bis zum Ab-itur führen. Die Schulen sind insgesamt schlecht ausgestattet (bis zu 60 Kinder in einem Klassenraum), die Lehrer werden schlecht bezahlt und wer es sich leisten kann, meldet sein Kind in einer der privaten Schulen in der Regionalhauptstadt León an. Es gibt gute Busverbindungen von Stadt zu Stadt. In den Dörfern verkehrt der Bus nur einmal täglich. Weiterer – umweltschädigender – Produktionsbereich sind die 140 Ziegeleien, die durch ihren enormen Holzverbrauch zur weite-ren Versteppung der Landschaft beitragen. Es wird wenig wieder-aufgeforstet. Im Stadtgebiet machen sich mittlerweile 200 Moto-taxis gegenseitig Konkurrenz. Verstopfte Straßen und schlechte Luft sind die Folgen. Im Stadtgebiet von La Paz Centro gibt es eine staatliche Poliklinik (hospitalito), die für die Bevölkerung kostenlos ist. Medikamente müssen privat in einer der vielen Apotheken gekauft werden. Die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung – besonders in den Landgemeinden – ist völlig unzureichend. Vorsorgeuntersuchun-gen gibt es nicht bzw. müssen diese privat organisiert und bezahlt werden. Die häufi gsten Erkrankungen sind: Niereninsuffi zienz, Hepatitis, Asthma, Krebs und Infarkte. Wegen einseitiger ungesun-der Ernährung und fehlender Sportmöglichkeiten ist ein Drittel der Bevölkerung chronisch übergewichtig. Familien, die Angehörige in den USA haben (Arbeitsmigration) können mit deren monatlichen Zuschüssen (remesas) die größte Not lindern. Wenn Donald Trump seine »Versprechungen« wahr macht, wird diese Hilfe wegfallen.

Über die IGS-Geismar und andere Privatpersonen konnten wir in den letzten 20 Jahren für ca. 1.500 Schulabsolventen kleine Stipen-dien bezahlen. Im Rahmen des staatlichen »weltwärts«-Programms haben seit 2008 insgesamt 45 deutsche Freiwillige in der Partner-gemeinde einen einjährigen Freiwilligendienst absolviert. Auf Vor-schlag der deutschen Botschaft in Managua haben wir 2001 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 2017 den niedersächsischen Ehrenamtspreis für nachhaltige Entwicklung erhalten. Seither hat es außerdem zahlreiche Besuche und Gegenbesuche gegeben. La Paz Centro braucht auch weiterhin unsere solidarische Unterstüt-zung. Es existiert keine wirkungsvolle Umweltbildung in den Schu-len. Hier sollte die Klimapartnerschaft wirken. Wir hoffen, dass sich diese wiederbeleben und unter der neuen Bürgermeisterin mit In-halt füllen lässt.

Veranstaltung zur Situationder chronisch Nierenkrankenin La Paz Centro, Nicaragua

Rey de Jesus Lopez Urbina Humberto Andreas Corea Humberto F. Vargas Garcia Alejandro Salgado Ricardo Gonzales Torres Abraham de la Cruz Alexis Rostran Chavarria Alvaro Jose Tellez Anastacio Altamirano 40 Jahre 53 Jahre 60 Jahre 50 Jahre 58 Jahre Medina Vallejos, 47 Jahre 43 Jahre 30 Jahre 52 Jahre

Andres Valle Moya Angel Salgado Perez Arturo Altamirano Audilio Terencio Carlos Antonio Carlos Jeronimo Velasquez Daniela Muños Solis Domingo Arauz N. Donald Espinoza Rojas 60 Jahre 46 Jahre 59 Jahre Fonseca Pacheco, 60 Jahre Munguia Vallejos, 22 Jahre Hernandez, 31 Jahre 39Jahre 51 Jahre 47 Jahre

Elías Samuel Araus Rojas Eric Jos García Tijerino Ernesto de la Concepción Francisco Javier Saavedra Francisco Jose Tellez Francisco Valle Franklin Javier Salgado Castillo Fredy Fedrico Toruño Geovany Molina 65 Jahre 40 Jahre Ruiz López, 50 Jahre 26 Jahre Rodriguez, 46 Jahre 45 Jahre 49 Jahre 41 Jahre 43 Jahre

Hector Corea Blanco Hilario Blanco Abarca Inginio Anastacio Castillo Ruiz Ivan Bayardo Ortiz B. Ivan Moran Jose Ramon Morales José María Arauz José Nahum López Canales Juan Carlos Ortiz Mayorga 48 Jahre 60 Jahre 59 Jahre 45 Jahre 49 Jahre 50 Jahre 38 Jahre 35 Jahre 41 Jahre

Juan Eloy Gutierrez Ortega Juana Isabel Ramirez Leonel Alfonso Paiz Luis Alfonso Barberena Manuel Antonio Jiron Blanco Maria del Socorro Valle Zamora Marlon Linarte Ramirez Martin Trinidad Roque Ortega Mercedes Orontes Tellez 41 Jahre 61 Jahre 24 Jahre Mendoza, 28 Jahre 49 Jahre 66 Jahre 44 Jahre 39 Jahre 51 Jahre

Miguel Morales Nicolas Antonio Cisnero Nicolas Laureano Reyes Norwing Alberto Lopez Octavio Lucio Gutierrez Prado Pedro Castillo Pedro Juaquin Gonzalez Pilar Francisco Mendoza Pilar Ignacio Velasquez 45 Jahre 41 Jahre Garcia, 53 Jahre 28 Jahre 58 Jahre 50 Jahre 67 Jahre Navarrete, 37 Jahre Navarrete, 44 Jahre

Reynaldo Daniel Poveda Roberto Castillo Flores Rolando Rojas Roque Jacinto Altamirano Rosa Argentina Quezada Santiago Erasmo Silva Leon Sergio Antonio Salazar Victor Manuel Garcia Gozales Yader Ocon Caballero, 62 Jahre 56 Jahre 45 Jahre 60 Jahre 59 Jahre 58 Jahre Sequeira , 55 Jahre 43Jahre 35 Jahre

Das geht an die Nieren!Das geht an die Nieren!

Veranstaltung: Di, 13.2.2018 · 19:00 Uhr · Holbornsches HausDi, 13.2.2018 · 19:00 Uhr · Holbornsches Haus Rote Straße, GöAmistad con Nicaragua, Entwicklungspolitisches Informationszentrum (EPIZ), medico International, Ratsfraktion Göttinger Linke

Di, 13.2.2018 · 19:00 Uhr · Holbornsches Haus

Das geht an die Nieren!Dialyse-Patienten aus La Paz Centro, Nicaragua

Dienstag, 13. Februar 2017, 19 UhrHolbornsches Haus, Rote Straße 34

Göttingen

Verein zur Förderung der Schul- und Städtepartnerschaft

Göttingen – La Paz Centro e.V.

Veranstaltung am 13. Februar 2018 um 19.00 Uhrim Holbornschen Haus, Rote Straße 34, Göttingen

Programm:

19.00 Uhr Begrüßung und Einführungdurch Gerd Nier, Ratsfraktion Göttinger Linke

19.20 Uhr medico international:Übersichtsreferat der globalen Situation in Nicaragua20.00 Uhr Amistad con Nicaragua, Anna Leineweber,

das Beispiel: La Paz Centro Vorstellen der wissensch. Studie von Dr. Carlos Orantes, El Salvador

Prof. Dr. Manfred Engelbert und Prof. Dr. Roland Nau 21.00 Uhr gemeinsame Diskussion, Fragen, Spendenkampagne

Wir hoffen auf zahlreiches Erscheinen und Spenden auf unser Konto IBAN DE88 2605 0001 0056 0285 09 · Sparkasse Göttingen,

Stichwort: Nierenkranke Amistad con Nicaragua/Nicaraguaverein Göttingen, EPIZ, medico international,

Ratsfraktion Göttinger Linke, IGS-Göttingen

Biosprit, Zuckerrohr und die FolgenBereits 2009 gab es Hinweise, dass sich die Todesfälle aufgrund chro-nischer Niereninsuffi zienz in Gebieten mit Zuckerrohrplantagen häuf-ten. Betroffen waren vor allem Plantagenarbeiter_innen sowie Anwoh-ner_innen der Plantagen, aber auch Nachbargemeinden in der Region Chinandega, Chichigalpa und El Viejo im Nordwesten Nicaraguas. Die Erkrankungen sind offensichtlich auf den massiven Pestizideinsatz in den Zuckerrohr-Monokulturen zurückzuführen. Gleichzeitig wurden in den letzten 10 Jahren diese Monokulturen extrem ausgeweitet: Als

Folge der »E10-Bio-Spritverordnung« stiegen die Exportmengen nach Europa. Jetzt, fast zehn Jahre später, hat sich das Bild weiter verdich-tet. Die hemmungslose Jagd nach Acker- und Weideland wird durch Agrosprit weiter angefeuert. In der Gemeinde Chichigalpa sind tausen-de Tote zu beklagen (Spiegel 26.11.2016) und es wird noch immer von einer »mysteriösen« Krankheit gesprochen. Dem widerspricht die Studie eines Forschungsteams aus El Salva-dor unter der Leitung des Nierenspezialisten Dr. Carlos Orantes (2014), über die wir während unserer Veranstaltung am 13.2. informieren möchten. Medico international, das Heidelberger NicaForum und das Informationsbüro Wuppertal haben ausführliches Material zu diesen Themen publiziert und waren in den genannten Regionen erfolgreich tätig. Unsere Partnergemeinde La Paz Centro liegt nur eine Autostun-de von diesen Gebieten entfernt. Auch hier hat seit ca. 10 Jahren der Ausbau großer Bananen-, Zuckerrohr-, Sorgo- und Erdnussplantagen zugenommen. Auch hier verkaufen viele Kleinbauern ihr Land, da sie es wegen Ausbleiben der Regenzeiten nicht mehr bearbeiten können. Für unsere Modell-Finca San Roque wurde uns bereits der doppelte Kaufpreis geboten. Wir haben hier eine Zuckerrohrplantage in unmit-telbarer Nachbarschaft. Und überall wird gespritzt (zum Teil auch noch von oben mit Kleinfl ugzeugen wie in den Zeiten der Baumwollplanta-gen). Die meisten Plantagen gehören der Familie Pellas aus Managua (Milliardär im zweitärmsten Land Lateinamerikas).

In La Paz Centro haben wir erst im letzten Jahr anlässlich eines Arbeitsaufenthaltes inoffi ziell von Betroffenen erfahren, dass diese Krankheit auch in unserer Partnerstadt grassiert. Zwischen beiden Kommunen existiert seit 1988 eine Solidaritätsvereinba-rung. Hinzu kommt, dass beide Städte seit 2016 eine offi zielle Partnerschaft im Rahmen des staatlichen Programms »50 kommunale Klimapartnerschaf-ten mit Lateinamerika« einge-gangen sind. Bei keinem der offi ziellen Besuche wurde das Thema Nierenerkrankungen an-

gesprochen. Die Klimapartnerschaft liegt wegen der Passivität der Bür-germeisterin von La Paz Centro »auf Eis«. Bemühungen der Stadt Göt-tingen blieben erfolglos. Grund: La Paz Centro lehnte die Bedingung einer zivilgesellschaftlichen Beteiligung vehement ab. Die ehemalige Bürgermeisterin wurde nun abgewählt und am 15.1.2018 hat die neue Bürgermeisterin, Isabel Donaire, das Amt übernommen. Anlässlich meines Arbeitsaufenthaltes im November/Dezember wurden wir in La Paz Centro plötzlich unerwartet mit der traurigen Rea-lität konfrontiert, dass diese Gemeinde mittlerweile den zweiten Platz (nach Chichigalpa) in der Statistik der Krankheit mit Todesfolge »chro-nische Niereninsuffi zienz« belegt (Dr. Noel Jiménez, Leiter des staat-

lichen Gesundheitszentrums LPC). Keinerlei Auskunft gab er darüber, welche Ursachen, Folgen und Hilfsmöglichkei-ten es dabei gibt. In Nicara-gua wird das Thema totge-schwiegen. Die Menschen, hauptsächlich Landarbeiter, sind unaufgeklärt, unorgani-siert, arm und bildungsfern. Ich war entsetzt, als inner-

halb von vier Tagen nach diesem ersten Gespräch bereits 72 Patien-ten ins Projekt »Casa de la Mujer« kamen und uns dringend um Hilfe baten. »Diese Gesichter und die zerstochenen Arme und Hälse werde ich so schnell nicht vergessen«. Die erste und dringendste Bitte der Kranken war, dass sie Unterstützung bekommen, um die für sie fast unerschwinglichen hohen monatlichen Versicherungs- und Transport-kosten aufzubringen. Sie müssen dreimal wöchentlich in die Dialyse nach Managua, was außer der vierstündigen Blutwäsche auch noch die gleiche Zeit an mühsamer Fahrt mit diversen Bussen bedeutet. Die Betroffenheit bei allen – auch unseren Projektpartnern – war groß. Der erste Gedanke war, dass ein Kleinbus hier die erste Not lindern müsste.

Freunde aus Göttingen haben schnell die ersten 5.000,– gespendet, so dass wenigstens die Transportkosten für die nächsten Monate gesichert waren. In Göttingen mobilisierte Gerd Nier, Vorsitzender der Ratsfraktion Göttinger Linke, die Presse und dank seiner Hil-fe hoffen wir, dass ein interfraktioneller Ratsantrag Erfolg hat und wir mit einem Zuschuss von 35.000,– 1 in Nicaragua einen Klein-bus der Marke Toyota Hiace anschaffen können. Ein Chauffeur mit entsprechender Fahrerlaubnis zur Personenbeförderung ist bereits

gefunden. Die Kosten für Diesel und den Unterhalt (Wartung) des Fahrzeuges können wir als Verein gemeinsam mit der Selbsthilfe-gruppe der Betroffenen leisten. »La Paz Centro ist nicht Göttingen« werden viele sagen. Der frühere Göttinger Bürgermeister Arthur Levi hatte 1988 zugesagt, dass nach einem Jahr Basisarbeit durch uns die Städtepartnerschaft auch offi ziell werden sollte (so wie in vielen anderen deutschen Kommunen). Dazu ist es leider nie gekommen und wir arbeiten nun seit 31 Jahren in der Partnerstadt und wurden am 5.1.2017 in Nicaragua von der deutschen Botschafterin Ute König anlässlich des 30-jährigen Geburtstages unseres Vereins in La Paz Centro dafür ausdrücklich gelobt. Stefan Wenzel, ehemaliger nieder-sächsischer Umweltminister, hat uns außerdem den nds. Ehrenamts-preis für nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit verliehen. Die niedersächsische Bingo-Umweltstiftung hat viele unserer Projekte mitfi nanziert. Von der Stadt Göttingen erhalten wir jährlich 2.500,–. Wir hoffen, dass mit Unterstützung der Bevölkerung ein interfraktio-neller Antrag im Rat Erfolg hat und die Stadt Göttingen sich ebenfalls an diesem Projekt beteiligt und Steuergelder nicht nur für die euro-päischen Städtepartnerschaften bereit gestellt wird. In La Paz Centro hoffen die Menschen – auch die, die Göttingen bereits kennengelernt haben –auf Unterstützung. Der Kleinbus kann zwar momentan die größte Not lindern, es müssen aber auch Maßnahmen ergriffen wer-den, die möglichst weitere Erkrankungen verhindern. Schulungen, Selbsthilfekonzepte, bessere Ernährung, Öffentlichkeitsarbeit u.v.m. Dabei helfen uns medico international, befreundete Nica-Vereine an-derer Städte und hoffentlich Spenden der Göttinger Bevölkerung.

Anna Leineweber

Campesinos ernten imabgefackelten Zuckerrohrfeld

Jüngster Nierenpatientin La Paz Centro

Folgen derDialysebehandlung

»Diese Gesichter und die zerstochenenArme und Hälse werde ich so schnell nicht vergessen.«Erste Versammlung der Patientenin der Casa de la Mujer, Dezember 2017