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Didaktischer Mehrwert der kognitionslinguistischen Darstellung von deutschen Modalverben Katsiaryna Kanaplianik (München); [email protected] Die Wissenschaft sucht heutzutage nach neueren, innovativen Ansätzen zur Sprachvermittlung, und einer der aussichtsreichsten Wege scheint die angewandte kognitive Linguistik zu sein (Roche 2012). Der kognitionslinguistische Ansatz kann besonders plausibel für die Vermittlung von Grammatik sein, die bisher als ein eher „trockener“ und der am schwersten fassbare Teil der Sprache betrachtet wurde. Dank kognitiver Linguistik werden aber grammatische Strukturen als konzeptuell motiviert und an sich bedeutungsvoll gesehen (Langacker 2008). Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die konzeptuelle Motiviertheit der Grammatik im Unterrichtskontext transparent gemacht werden kann. Der vorliegende Beitrag stellt einen Versuch dar, diese Frage anhand des Themas „Modalverben“ zu beantworten. Modalverben stellen eines der schwierigsten Grammatikthemen und zugleich eine interessante Herausforderung für Sprachdidaktik dar. Für eine kognitionslinguistische Erklärung dieses Bereichs wird der Ansatz herangezogen, der die Semantik der deutschen Modalverben vom Standpunkt der Kraft und ihrer Dynamik (Talmy 2000) erläutert. Laut dieser Theorie haben die Bedeutungen der Modalverben mit physikalischen Kräften, Barrieren und Wegen zu tun. Des Weiteren werden die Modalverben anhand von grammatischen Metaphern bildhaft dargestellt. Grammatische Metaphern verbessern den Spracherwerb und erhöhen den Lernerfolg, indem sie unter anderem das Speichern von Konzepten im Langzeitgedächtnis sichern und zur Steigerung von Motivation und Interesse seitens der Lernenden beitragen (Roche 2013). Schließlich werden kognitionslinguistisch begründete Grammatikanimationen zu Modalverben entwickelt. Eine auf die Verwendung von Animationen in Grammatikvermittlung gerichtete Untersuchung stammt von Scheller (2008). Die Forscherin zeigte, dass der kognitionslinguistische Erklärungsansatz erst dann zu einer Leistungsverbesserung führt, wenn er multimedial adäquat umgesetzt wird. Die Hypothese der vorliegenden Forschung ist also, dass die Kombination von kognitionslinguistischem Erklärungsansatz und animierter Präsentationsform einen positiven Lernmehrwert bei der Vermittlung der deutschen Modalverben als Ausdrucksmittel der Ereignismodalität und der Wissensmodalität ergibt. Diese Annahme soll allerdings noch empirisch im Unterricht überprüft werden. Es wird also erwartet, dass eine kognitionswissenschaftliche Erklärung der Modalverben es ermöglicht, die Verbindung zwischen den grammatischen Konstruktionen und der realen Welt auf eine begründete und nachvollziehbare Art und Weise zu fassen und zu didaktischen Zwecken zu verwenden. Dadurch wird den Sprachlernenden ein besserer Zugang zu diesem Grammatikbereich ermöglicht, und der Lernerfolg kann wesentlich erhört und nachhaltig gesichert werden.

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Didaktischer Mehrwert der kognitionslinguistischen Darstellung von deutschen Modalverben Katsiaryna Kanaplianik (München); [email protected] Die Wissenschaft sucht heutzutage nach neueren, innovativen Ansätzen zur Sprachvermittlung, und einer der aussichtsreichsten Wege scheint die angewandte kognitive Linguistik zu sein (Roche 2012). Der kognitionslinguistische Ansatz kann besonders plausibel für die Vermittlung von Grammatik sein, die bisher als ein eher „trockener“ und der am schwersten fassbare Teil der Sprache betrachtet wurde. Dank kognitiver Linguistik werden aber grammatische Strukturen als konzeptuell motiviert und an sich bedeutungsvoll gesehen (Langacker 2008). Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die konzeptuelle Motiviertheit der Grammatik im Unterrichtskontext transparent gemacht werden kann. Der vorliegende Beitrag stellt einen Versuch dar, diese Frage anhand des Themas „Modalverben“ zu beantworten. Modalverben stellen eines der schwierigsten Grammatikthemen und zugleich eine interessante Herausforderung für Sprachdidaktik dar. Für eine kognitionslinguistische Erklärung dieses Bereichs wird der Ansatz herangezogen, der die Semantik der deutschen Modalverben vom Standpunkt der Kraft und ihrer Dynamik (Talmy 2000) erläutert. Laut dieser Theorie haben die Bedeutungen der Modalverben mit physikalischen Kräften, Barrieren und Wegen zu tun. Des Weiteren werden die Modalverben anhand von grammatischen Metaphern bildhaft dargestellt. Grammatische Metaphern verbessern den Spracherwerb und erhöhen den Lernerfolg, indem sie unter anderem das Speichern von Konzepten im Langzeitgedächtnis sichern und zur Steigerung von Motivation und Interesse seitens der Lernenden beitragen (Roche 2013). Schließlich werden kognitionslinguistisch begründete Grammatikanimationen zu Modalverben entwickelt. Eine auf die Verwendung von Animationen in Grammatikvermittlung gerichtete Untersuchung stammt von Scheller (2008). Die Forscherin zeigte, dass der kognitionslinguistische Erklärungsansatz erst dann zu einer Leistungsverbesserung führt, wenn er multimedial adäquat umgesetzt wird. Die Hypothese der vorliegenden Forschung ist also, dass die Kombination von kognitionslinguistischem Erklärungsansatz und animierter Präsentationsform einen positiven Lernmehrwert bei der Vermittlung der deutschen Modalverben als Ausdrucksmittel der Ereignismodalität und der Wissensmodalität ergibt. Diese Annahme soll allerdings noch empirisch im Unterricht überprüft werden. Es wird also erwartet, dass eine kognitionswissenschaftliche Erklärung der Modalverben es ermöglicht, die Verbindung zwischen den grammatischen Konstruktionen und der realen Welt auf eine begründete und nachvollziehbare Art und Weise zu fassen und zu didaktischen Zwecken zu verwenden. Dadurch wird den Sprachlernenden ein besserer Zugang zu diesem Grammatikbereich ermöglicht, und der Lernerfolg kann wesentlich erhört und nachhaltig gesichert werden.

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Literatur Langacker, Ronald W. (2008): Cognitive grammar. A basic introduction. Oxford/New York:

Oxford University Press. Roche, Jörg (2012): Zum überfälligen Paradigmenwechsel in der Fremdsprachendidaktik. In:

Andrea Birk (Hg.): Linguistik und Sprachdidaktik im universitären DaF-Unterricht. München [u.a.]: Waxmann, S. 33–52.

Roche, Jörg (2013). Mehrsprachigkeitstheorie. Erwerb - Kognition -Transkulturation - Ökologie. Tübingen: Narr.

Scheller, Julija (2008): Animationen in der Grammatikvermittlung. Multimedialer Spracherwerb am Beispiel von Wechselpräpositionen. Berlin; Münster: Lit.

Talmy, Leonard (2000): Toward a cognitive semantics. Cambridge, MA: MIT Press.