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$'2. Band, ] Jull/August 1931.] J" Tillmans, Bedeutung der chemischen Wasseruntersuchung. 51 2. Schutz der Verbraucher vor T~uschung und Ubervorteitung durch das Verbot der tterstellung und des Yertriebs verdorbener, nachgemachter, verf~lschter and irre- fahrend bezeiehneter Lebensmittel. 3. Aufbau und Anordnung der Lebensmittelgesetzgebung sind aber sowohl gegen- aber derjenigen des Deutschen Reiches als auch innerhalb der" besprochenen Lhnder verschieden. Die geplante einheitliche Lebensmittelgesetzgebung der drei nordischen L~nder wfirde hinsichtlich ihrer Form am ehesten derjenigen der Schweiz nahe kommen. 4. Auch der Aufbau und Ausbau der polizeilichen Uberwachung des Verkehrs mit Lebensmitteln und Bedarfsgegensthnden, sowie die Beteilignng der Sachverstandigen an dieser Uberwachung hat in mancherlei ttinsicht eine andere Gestaltung als wie sic far das Deutsche Reich geplant ist. Die eidgen6ssische und die niederlhndische Organisation der Lebensmittelkontrolle darften am ehesten der znkanftigen deutschen 0rganisation nahe kommen, gerschiedene Einrichtungen dieser beiden Lhnder kOnnten im vermehrten Make zum Muster genommen werden. Leider widerstreben dem die gegenw~rtigen wirtschaftlichen Verhhltnissel). 1) tIerrn Dr. S ch r ei ber, Wissensch~fflichem ttilfsarbeiter im Reichsgesundheitsamt, tier bei tier Zusammenstellung tier Rechtsquellen und bei tier I)bersetzung tier ausl~ndischen Literatur vorzfig]iche Dienste ge]eistet hat, sei auch an dieser Stelle verbindlichst gedankt. V orsitzender: Ieh danke Herrn Reg.-Rat Dr. Metres far seine Ausf~ihrungen, die uns besonders interessieren mit Racksicht auf die bei uns zur Zeit und demn~chst erfolgenden besonderen Regelungen. Die nicht zum Vortrag gekommenen VerhMtnisse in den weiteren Lhndern werden wir aus dem gedruckten Vortrag genauer erkennen und werden das far uns Wichtige daraus entnehmen k0nnen. Ist eine Diskussion zu diesem u erwt~nscht? Ich sehe, dab dies nicht der Fall ist. Wir k0nnen somit in der Tagesordnung fortfahren~ und ich bitte Herrn Prof. Dr. Tillmans, seinen Vortrag zu halten. Die Bedeutung der ehemisehen Wasseruntersuehung. Von Prof. Dr. J. Tillmans-Frankfurt a. M. An der Untersuchung des Wassers sind verschiedene F~cher beteiligt; neben der Chemie vor allem die Hygiene bezw. die Medizin, dann auch die Biologie und die Technik. W~hrend bezaglich der beiden letzten F~cher eine Meinungsverschiedenheit zwischen den u der verschiedenen Disziplinen kaum besteht, sind seit Jahr- zehnten die Vertreter der Chemie und der Medizin aber dasjenige, was Sache der Chemie ist und was Sache der Medizin ist, vielfach uneinig gewesen. Der Ausschul~ unseres Vereins hat reich deshalb gebeten, hente vor Ihnen fiber diese Frage zu sprechen und inshesondere die Bedeutung der chemischen Wasseruntersuchung dar- zulegen. Far die weiteren Betrachtungen trenne ich das Gebiet in die Untersuchung des Trinkwassers, Mineralwassers, Brauchwassers, Flul~wassers und Abwassers. 4*

Die Bedeutung der chemischen Wasseruntersuchung

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Page 1: Die Bedeutung der chemischen Wasseruntersuchung

$'2. Band, ] Jull/August 1931.] J" T i l l m a n s , Bedeutung der chemischen Wasseruntersuchung. 51

2. Schutz der Verbraucher vor T~uschung und Ubervorteitung durch das Verbot der tterstellung und des Yertriebs verdorbener, nachgemachter, verf~lschter and irre- fahrend bezeiehneter Lebensmittel.

3. Aufbau und Anordnung der Lebensmittelgesetzgebung sind aber sowohl gegen- aber derjenigen des Deutschen Reiches als auch innerhalb der" besprochenen Lhnder verschieden. Die geplante einheitliche Lebensmittelgesetzgebung der drei nordischen L~nder wfirde hinsichtlich ihrer Form am ehesten derjenigen der Schweiz nahe kommen.

4. Auch der Aufbau und Ausbau der polizeilichen Uberwachung des Verkehrs mit Lebensmitteln und Bedarfsgegensthnden, sowie die Beteilignng der Sachverstandigen an dieser Uberwachung hat in mancherlei ttinsicht eine andere Gestaltung als wie sic far das Deutsche Reich geplant ist. Die eidgen6ssische und die niederlhndische Organisation der Lebensmittelkontrolle darften am ehesten der znkanftigen deutschen 0rganisation nahe kommen, gerschiedene Einrichtungen dieser beiden Lhnder kOnnten im vermehrten Make zum Muster genommen werden. Leider widerstreben dem die gegenw~rtigen wirtschaftlichen Verhhltnissel).

1) tIerrn Dr. S ch r ei ber, Wissensch~fflichem ttilfsarbeiter im Reichsgesundheitsamt, tier bei tier Zusammenstellung tier Rechtsquellen und bei tier I)bersetzung tier ausl~ndischen Literatur vorzfig]iche Dienste ge]eistet hat, sei auch an dieser Stelle verbindlichst gedankt.

V o r s i t z e n d e r : Ieh danke Herrn Reg.-Rat Dr. M e t r e s far seine Ausf~ihrungen, die uns besonders interessieren mit Racksicht auf die bei uns zur Zeit und demn~chst erfolgenden besonderen Regelungen. Die nicht zum Vortrag gekommenen VerhMtnisse in den weiteren Lhndern werden wir aus dem gedruckten Vortrag genauer erkennen und werden das far uns Wichtige daraus entnehmen k0nnen. Ist eine Diskussion zu diesem u erwt~nscht? Ich sehe, dab dies nicht der Fall ist.

Wir k0nnen somit in der Tagesordnung fortfahren~ und ich bitte Herrn Prof. Dr. T i l l m a n s , seinen Vortrag zu halten.

Die Bedeutung der ehemisehen Wasseruntersuehung. Von

Prof. Dr. J. Tillmans-Frankfurt a. M.

An der Untersuchung des Wassers sind verschiedene F~cher beteiligt; neben der Chemie vor allem die Hygiene bezw. die Medizin, dann auch die Biologie und die Technik. W~hrend bezaglich der beiden letzten F~cher eine Meinungsverschiedenheit zwischen den u der verschiedenen Disziplinen kaum besteht, sind seit Jahr- zehnten die Vertreter der Chemie und der Medizin aber dasjenige, was Sache der Chemie ist und was Sache der Medizin ist, vielfach uneinig gewesen. Der Ausschul~ unseres Vereins hat reich deshalb gebeten, hente vor Ihnen fiber diese Frage zu sprechen und inshesondere die Bedeutung der chemischen Wasseruntersuchung dar- zulegen.

Far die weiteren Betrachtungen trenne ich das Gebiet in die Untersuchung des Trinkwassers, Mineralwassers, Brauchwassers, Flul~wassers und Abwassers.

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I. Die Trinkwasseruntersuchung.

Bei der Trinkwasseruntersuehung mug wiederum untersehieden werden zwischen der Untersuehung auf die hygienisehe Besehaffenheit des Wassers und der Unter- suehung in anderer als hygienischer Riehtung. In diesem Falle handelt es sieh weniger um hygienisehe Dinge, als u um die wirtsehaftlieh iiberaus bedeutungsvollen Fragen der Ents~uerung, Enteisenung und Entmanganung des Wassers, ferner um die Fragen der Eisenl0sung, Bleil0sung, Zinkl0sung usw.

1. Die U n t e r s u c h u n g des W a s s e r s auf die h y g i e n i s c h e B e s c b a f f e n h e i t .

Es mul~ mit aller Klarheit zuni~chst der Satz ausgesprochen werden, da~/ far die Beurteilung des Wassers auf seine hygienische Beschaffenheit die e h e m i s c h e U n t e r s u c h u n g des Wassers zwar sehr wer~volle Anhaltsp~mkte liefern kann, aber niemals allein aussehlaggebend ist. Neben der eh~misehen Untersuehnng eines Wassers ist far die Beurteilung auf die hygienisehe Besehaffenheit stets vor allen Dingen die 0rtsbesiehtigung erforderlieh, daneben aueh die am besten mehrfaeh wiederholte bakterio- logisehe Untersuehung. Die Feststellung yon hohen Gehalten an Chlor, Salpeters~ure und organiseher Shbstanz, der Naehweis yon Ammoniak und salpetriger Shure kann wertvolle Anhaltspunkte abet die Besehaffenheit der Bodensehiehten, aus denen das Wasser stammt, liefern. Es ist aber nieht ang~ngig, ein Wasser wegen dieser Befunde a l l e i n als hygieniseh ungeeignet zu erkl~ren. Ein sotehes Wasser kann wohl kein ideales Nahrungsmittel sein. E s kann wegen seiner Bertihrung mit Abfallstoffen unappetitlieh sein, aber es braueht noeh nieht bakteriell verd~ehtig zu sein. Noeh sehwieriger liegt der Fall, wenn die ehemisehe Untersuehung niehts Auffallendes ergibt. Dann darf keineswegs behauptet werden, daft das Wasser hygienise h einwandfrei sei. Es kommen durehaus F~lle vor, daft z. B. bei Brunnen, die nieht weir yore FluL~nfer liegen oder die sonstwie bakteriell verunreinigt werden k0nnen, etwa dureh zutretendes oberfl~ehliehes Wasser, keinerlei auffallende BeNnde in ehemiseh-hygieniseher Riehtung erhalten werden, trotzdem aber das Wasser bakteriell nieht einwandfrei ist. Hier mug die O r t s b e s i e h t i g u n g in erster Linie entseheiden. Bei Brunnen mug fest- ges.tellt werden, ob die Brunnen in allen Teilen den Regeln der Brunnenhygiene entspreeben. Diese Regeln der Brmmenhygiene bezweeken ja, alle Einriehtungen so zu treffen, dal~ ein ursprtinglieh im Boden keimfreies Wasser beim Hinaufbringen nieht verunreinigt werden oder mit dem stets bakterienhaltigen und verunreinigten ober- flaehliehen Wasser irgendwie in Berfihrung kommen kann. Aneh das ganze Gelhnde mug besiehtigt werden. Es mug festgesteIlt werden, ob irgendwo eine Yersehmntzung des Wassers m0glieh ist. Abwassergr~ben, die das Gel~mde durehziehen, sind sehr zu beaehten; insbesondere isg festzustellen, welehe Abw~sser sie fahren. Einsehnitten in alas Gelhnde, wo das Grundwasser mit der Aul3enwelt in Berfihrung kommen kann, ist besondere Beaehtung zu sehenken, dann aueh allen sonstigen Verunreinigungen wie dureh Aborte, Misthaufen usw.

Die b a k t e r i o l o g i s e h e U n t e r s u c h u n g unterstOtzt die Befunde bei der Orts- besiehtigung und die chemisehen Befunde in sehr wirksamer Weise, besonders dann, wenn sie nieht einmal, sondern mehrfaeh wiederholt ausgefahrt wird. Bei der bakterio- logischen Untersuehung ist aueh besonderer Weft auf die Feststellung etwa vorhandener Colikeime zu legen, weil sie einen offenen Weg yore Darm zum Wasser zeigen. Aus dem Darm kommen abet aueh die Krankheitserreger. Deshalb kann gelegentlieh beim

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Zusammenkommen unglficklicher Umst~nde der offene Weg yore Darm zum Wasser auch Krankheitserreger in das Wasser bringen.

Um ein W a s s e r a l so a u f s e i n e h y g i e n i s c h e B e s c h a f f e n h e i t b e u r - t e i l e n zu kOnnen , b e d a r f es d e r O r t s b e s i c h t i g u n g , de r c h e m i s c h e n und de r b a k t e r i o l o g i s c h e n U n t e r s u c h u n g .

Die chemische Untersuchung ist natfirlich in erster Linie Aufgabe des Chemikers, die 0rtsbesichtigung und bakteriologische Untersuchung in erster Linie Aufgabe des Hygienikers. Es muB aber gleich hinzugeftigt werden, dab sowohl die Ortsbesichtigung als auch die bakteriologische Untersuchung durchaus vom Chemiker ausgeffihrt werden kann. Bei der bakteriologischen Untersuchung ist das ja schon deswegen selbst- verstandlich, well die Prfifungsvorschriften far die Hauptprafung als Nahrungsmittel- chemiker die Priifung in Wasserbakteriologie vorsehen. Damit gehOrt auch die bakteriologische Untersuchung zu den Pflichten des ~qahrungsmittelchemikers. Auch die einfachen Methoden der Coliuntersucbung k6nnen durchaus yore ~Nahrungsmittel- chemiker ausgefahrt werden. Wenn es sich aber um genaue Identifizierung der gefundenen Colibakterien handelt, so ist es zweckmai~ig, diese Untersuchungen den Bakteriologen yore Fach zu fiberweisen, da es sich hier doch um recht spezielle bakteriologische Dinge handelt. Selbstversti~ndlieh ist es auch ausschlieBlich Sache der Mediziner, etwa direkt Krankheitserreger im Wasser nachzuweisen. Freilich wird diese Aufgabe selten aus- geftihrt, und zwar hauptsachlich deswegen, weil sie in den allermeisten Fallen zu einem negativen Ergebnis fahrt. Nach D u n b a r ist das Suchen nach Krankheitserregern in einem Wasser, welches andere harmlose ~Bakterien in gr0Berer Zahl enthalt, dem Suchen nach einer Stecknadel in einem tteuhaufen zu vergleichen.

Yon extremen Vertretern der Medizin ist schon gelegentlich der Satz ausgesprochen worden, dab die B e u r t e i l u n g eines Trinkwassers auf die hygienische Beschaffenheit immer Sache des Mediziners sei, weil es sich hier um eine gesundheitliche Frage handele. Der Chemiker soll also wohl Untersuchungen ausfttbren dfirfen, die Beur- teilung aber dem Mediziner aberlassen mtissen. Derartige Auffassungen sind selbst- verstandlich nicht ernst zu nehmen. Einmal ist dagegen zu sagen, dab ein Mensch, der die chemische Wasseruntersuchungsmethodik nicht kennt und dem nur die gefundenen Zahlen mitgeteilt werden, leicht Gefahr lauft, aus den Zahlen falsche SchluBfolgerungen zu ziehen. Dann mull aber auch der ganze Gedanke schon deswegen abgelehnt werden, weil jeder gebildete Mensch, der logisch zu denken vermag, geschweige denn jeder Akademiker, der sich in eine Materie genagend vertieft hat und gentigende Kenntnisse daraber besitzt, auch dartiber urteilen darf, selbst wenn es sich um eine gesundheit- liche Frage handelt u n d e r nicht das medizinische Staatsexamen gemacht hat. Mit demse!ben Rechte oder besser Unrechte kOnnte z. B. ein Botaniker sagen, der Mediziner darf zwar far seine Zwecke bakteriologische Untersuchungen ausfghren, die Beurteilung fiber die Anatomie und Physiologie der krankheitserregenden Bakterien hat er aber mir, dem Botaniker, zur Beurteilung vorzulegen; denn Bakteriologie ist eine Zweig- wissenschaft der Botanik.

2. D i e U n t e r s u c h u n g d e s W a s s e r s i n a n d e r e r a l s h y g i e n i s c h e r R i e h t u n g . Zum Zwecke der E n t s ~ u e r u n g , der E n t e i s e n u n g und tier E n t m a n g a n u n g

des Wassers ist die chemische Untersuehung ganz allein ausschlaggebend. Von weleher Bedeutung die Fragen des Kohlens~ure- und des Sauerstoffgehaltes eines Wassers sind, habe ich im Jahre 1929 auf der Versammlung in Koblenz in meinem Vortrage ,,?tiber

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die kalkaggressive-und rostsehutzverhindernde Kohlens~ure der natt~rlichen W~sser" 1) n~her auseinandergesetzt. Bei den Fragen der Enteisenung und der Entmanganung handelte es sieh keineswegs nur um die riehtige Feststellung des Eisen- und Mangan- gehaltes der W~sser. Von gr6gter Bedeutung ist dabei aueh die richtige und zweck- entspreehende Probeentnahme. Welehe Fehler dabei gemaeht werden k0nnen, sei an einigen Beispielen gezeigt:

Ieh habe vor einer Reihe yon Jahren ein Wasserwerk kennen gelernt, in dem eine Enteisenungsanlage eingeriehtet worden war. In der betreffenden Stadt h6rten die Klagen t~ber eisenhaltiges Wasser aber aueh naeh der Errichtung der Enteisenungs- anlage nieht auf. Als ieh zugezogen wurde, stellte ieh fest, dag das Wasser fiber- haupt nieht eisenhaltig war, sondern dag es stark kohlens~urehaltig war, die Leitungen angriff und das Eisen auf diesem Wege in alas Wasser kam. Die weiteren Fest- stellungen ergaben folgendes: Es war aus der Wasserleitung eine Flasehe Wasser abgezapft worden. Diese war eisenhaltig befunden worden, wie das aueh wirklich der Fall war, und daraufhin war eine Enteisenungsanlage eingeriehtet worden. Unglt~ck- licherweise hatte man nun eine gesehlossene Enteisenungsanlage gew~hlt, die in die Druckleitung eingespannt worden war. H~tte man ein offenes Enteisenungssystem

gew~hlt, so w~re bei der Zerst~ubung des Wassers der gr613te Teil der Kohlens~ure mit entfernt worden und dann h~tte die Eisenl6sung aufgeh6rt. Die gesehlossene Enteisenungsanlage ~nderte aber nichts am Kohlens~uregehalte. Infolgedessen blieben die Sehwierigkeiten dieselben.

In einem anderen Falle hatte eine Gemeinde yon der Aufsichtsbeh6rde die Auf- lage bekommen, eine Enteisenungsanlage einzuriehten. Das Wasser war untersucht und eisenhaltig befunden worden. Bei meiner Nachuntersuchung an 0rt und Stelle zeigte sieh aber, dag gar kein Eisen vorhanden war. Kleine Mengen yon Eisen sind fast tiberall. Wenn also eine Probe schlecht entnommen wird, so k6nnen in dieser Richtung sehr leieht T~uschungen entstehen, da schon sehr kleine Eisengehalte yon groger Bedeutung sind.

Diese Beispiele zeigen, dag es keineswegs gent~gt, eine Wasserprobe auf Eisen oder Mangan zu untersuchen. Man mug auch alle n~heren YerhNtnisse kennen. Der Chemiker enmimlnt am besten die Probe selbst und geht an 0rt und Stelle. Auch far diese Fragen ist die Behandlung an Ort und Stelle nberaus bedeutungsvoll. Wenn nun, wie das meistens der Fall ist, der Chemiker sieh aueh ~iber die Wahl des anzuwendenden Systems der Enteisenungs-, Entmanganungs- und Ents~uerungsanlage ent- scheiden soll, so sind sehr wichtige andere ehemische Fragen zu beantworten. Oft ist die Wasserstoffionenkonzentration yon groger Bedeutung. Je nach der sonstigen Zusammensetzung des Wassers mug ein bestimmtes System der Ents~uerung gew~hlt werden. Die Enteisenung naeh offenem oder geschlossenem System kann Yersagen, wenn organisehe Substanzen im Wasser anwesend sind. Bei der Entmanganung ist es sehr wesentlieh, wie hoch der Mangangehalt ist, wie hoeh der Kohlens~uregehalt ist, ob gleiehzeitig geehlort wird oder nietlt. Die Nr die Entmanganung sehr wesent- lichen manganverarbeitenden Bakterien werden dureh Chlor in ihrer Tatigkeit gest~Srt. Deswegen mug n aeh und nieht v or der Entmanganungsanlage geehlort werden.

Das alles sind nur einige Beispiele, welehe einen ungefghren Begriff davon geben sollen, yon wie groger und aussehlaggebender Bedeutung far diese Fragen die riehtige

1) Diese Zeitschrift 1929, 58, 33.

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chemische Untersuchung des Wassers ist. Oft handelt es sich bei solchen Anlagen um Projekte, die viele Hunderttausende, ja oft Millionen Mark kosten. Eine nicht gentigend gr~indliche Untersucbung des Wassers in chemischer Richtung vor Aus- fiihrung tier Anlage ri~cht sich oft sehr bitter.

Die Frage, wie eine B l e i - , Z i n k - oder K u p f e r l 5 s u n g aus den Leitungen durch ein bestimmtes Wasser vor sicb geht, ist ebenfalls rein chemischer Art. Alle diese Fragen sind mit modernen physikaliseh-chemischen Methoden noeh nicht gentigend untersuebt. Sicher ist so viel, dag sie nur mit Hilfe der Chemie und insbesondere der physikalischen Chemie vSllig aufzuklaren sind. Die Frage, weIehe Mengen yon Blei, Kupfer, Zink in einem Wasser als gesundheitssch~dlich gelten mtissen, sind selbstversti~ndlieh medizinische Fragen, die den Medizinern t~berlassen bleiben miissen.

II. Mineralwasser.

Das Mineralwasser kann in verschiedener Weise untersueht werden, zun~chst auch in bezug auf die hygienische Beschaffenheit oder in bezug auf die Frage der Enteisenung, Entmanganung usw. Die Untersuchung erfolgt in ganz derselben Weise wie beim Trinkwasser. Ft~r Mineralwasser ist hier nichts hinzuzuftigen.

Beim Mineralwasser tritt aber noch eine Reihe yon neuen Fragen hinzu, die nur vom Chemiker mit chemischen Methoden beantwortet werden k0nnen. Ein Wasser mug oft darauf untersueht werden, ob es iiberhaupt Mineralwasser ist, welehe Art yon Mineralwasser vorliegt, ein alkaliseh-muriatisches Wasser, ein erdiges Wasser, ein Si~uerling, ein Schwefelwasser usw. Schlieglich mug bei einem Mineralwasser oft die genaue chemische Zusammensetzung und insbesondere auch der Gehalt an Spuren yon Brom, Jod, Fluor, Strontium, Barium, Arsen, Borshure und anderes mehr unter- sucht werden. Es bedarf keiner ni~heren Erlhuterung, dag ftir diese Fragen allein der Chemiker zusthndig ist.

III. Das Brauehwasser. Aul~er der Untersuchung des Trinkwassers hat der Chemiker nun noch vielfach

Wasseruntersuchungen fiir Brauebzwecke auszuftihren. Far viele industrielle Zwecke ist bestimmtes Wasser nicht brauchbar. So kann

eisen- und manganbaltiges Wasser far die Zweeke der Fhrberei, Brauerei, Molkerei, Gerberei u. a. nicht verwendet werden. Far viele Zwecke stbrt auch die Hhrte des Wassers sehr. Dieses ist besonders ffir die Kesselspeisung der Fall. Deswegen bat sieh ein ganzes Wasseruntersuebungsgebiet entwickelt, das der Untersuehung des Kessel- speisewassers silt. Hier mug sowohl das Rohwasser, als auch das mit den Enthi~rtungs- methoden gereinigte Wasser, als auch das Kesselwasser mit vielen ehemischen Metboden untersucht werden.

Es ist nicht der Zweck meines Vortrages, diese Methoden auseinanderzusetzen. Es sei bier nur darauf bingewiesen, dag dieses ganz allein Saehe der Chemie ist.

IV. Fluflwasser. Flug- und sonstiges Oberflhchenwasser wird zu manchen Zwecken untersucht.

Diejenigen Sti~dte, welche ihr Trinkwasser ganz oder teilweise aus Fliissen oder Seen entnehmen, filtrieren oder sterilisieren das Wasser vor der Verwendung zu Trink- zwecken. Bisweilen werden auch beide Verfahren der Keimbeseitigung angewendet. Hier spielt zuni~chst die Bakteriologie eine groge Rolle. Im Rohwasser~ im filtrierten

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56 28. H~uptvers~mmlung Deutseher Nahrungsmi~telchemiker. [Zeitschr.f. Untersuchung [ der Lebensmittel .

Wasser, im sterilisierten Wasser m~issen die Keimzahlen bestimmt werden. Diese Arbeiten werden teilweise von den chemischen Untersuchungs~mtern oft in besonderen bakteriologischen Abteilungen vorgenommen; in den meisten Fhllen werden sie abel, wohl yon hygienischen und sonstigen medizinischen Instituten ausgefahrt.

Bei der Wassersterilisierung, die ja heute fast ausnahmslos durch Chlor erfolgt, treten nun wieder sehr wichtige chemische Aufgaben hervor. Die Uberwaehung des richtigen Chlorzusatzes ist eine Frage, yon deren LOsung die richtige Sterilisierung des Wassers ~bh~ngt. Hierfar sind zahlreiebe chemische Methoden geschaffen worden. Auch die gesamte Zusa.mmensetzung des Wassers ist hierbei oft yon groBer Bedeutung.

Flugwasser und Oberflhchenwasser wird aber auch oft zu dem Zwecke unter- sucht, um festzustellen, ob das Wasser durch Abwhsser und durch welche Arten yon Abwhssern verunreinigt wird. Hier sind wiederum zunhehst die chemischen Methoden der Untersuchung yon grofier Bedeutung. Die Bestimmung der suspendierten Stoffe, die Bestimmung des absiebbaren Planktons, die Menge der gelSsten organisehen uncl mineralisehen Stoffe, der Gehalt an freier und gebundener Kohlens~ure, der Chlor- und Sehwefelshuregehalt, der Gehalt an Ammoniak, an sonstigen Stiekstoffverbindungen~ der Gehalt an salpetriger Si~ure und Salpeters~mre, insbesondere aber der Sauerstoff- gehalt und die Sauerstoffzehrung geben Oft. sehr wertvolle Anhaltspunkte, ob eine Ver- unreinigung des Wassers und welehe gerunreinigung vorliegt.

Die bakteriologisehe Untersuehung hat Nr diese Zweeke der Flufiwasserunter- suehung nur eine reeht geringe Bedeutung. In etwas versehmutzten FluBlaufen ist die Anzahl der Bakterienkeime immer reeht betr~ehtlieh. Aueh Colikeime sind immer in betr~ehtliehen 3/iengen da und aus gewissen gergrSBerungen der Keim- und Coli- zahl kann meist wenig geschlossen werden. Sehr viel bedeutungsvoller ist dagegen neben der Chemic far diese Zweeke der Flugwasseruntersuehung die B i o l o g i c . Die mikroskopisehe Untersnehung des Ptanktons und Pseudoplanktons gibt die wertvollsten Anhaltspunkte fiber die vorliegenden u Muskelfasern, aus dem Ver- dauungstraetus stammend, Kartoffelparenehym, gefhrbte und ungef~rbte Tex~ilfasern, St~rkekSrner und anderes mehr sind die st~ndigen Bestandteile des Pseudoplanktons, welches aus sthdtisehen Abwhssern in die Flrtsse gelangt. Unterhalb der Cellulose- fabriken findet man eine groBe u tier Cellulosefasern. Unterhalb yon Zueker- fabriken findet man im Abwasser viele Bestandteile der Zuekerrtibe und die typisehen Abwasserpilze Sphaerotilus und Leptomitus. Da, wo saute oder alkalisehe Abwasser eingeflossen sind oder sonstige sch~tdliehe Abwhsser aus Fabriken kommen, finder man eine St6rung des biologisehen Lebens. K o l k w i t z und M a r s s o n haben ihr bekanntes System der biologisehen FluBwasseruntersuehung auf die vorhandenen Mikroorganismen gesehaffen. Diese biologisehe Untersuchung yon Flugw~ssern vermag die ehemisehe Untersuehung in sehr wertvoller Weise zu erg~nzen. Das System beruht darauf, dab die Organismen eingeteilt werden in viel Sehmutz liebende, wenig Sehmutz liebende Organismen und in Reinwasserbewohner. Die ehemisehe Untersuehung kann natt~rlieh immer nur etwas tiber die entnommene Probe aussagen. Ist bei dieser Probeentnahme zufhllig gerade kein Abwasser abgeflossen, so wird ehemiseh niehts gefunden. Fliegt aber an der betreffenden Stelle periodiseh Sehmutzwasser ab, so siedeln sieh die Organismen, die den Sehmutz lieben, hier an. Man findet sic also in dem Wasser, trotzdem es rein ist. Die Organismen wissen sehon, dab naeh einer gewissen Zeit der

Sehmutz wieder kommen wird.

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V. Abwasser.

Die Untersuehung des Abwassers kann wiederum den versehiedensten Zweeken dienen. Einmal kann es sieh darmn handeln, die Wirkungsweise einer Kl~ranlage fest- zustellen. B a c h hat auf der diesj~hrigen Versammlung des Vereins Deutseher Chemiker in Wien in der Faehgruppe Nr Wasserehemie einen ausNhrliehen u aber dieses Thema gehalten, tier im Heft 5 in der Zeitsehrift ,,Vom Wasser" Ende ds. Js. ab- gedruekt werden wir~t. Weiter ist beim Abwasser yon grofler Bedeutung die Frage der Einwirkung des Abwassers auf einen Vorfluter. Hiertiber ist das NOtige sehon bei der Er0rterung des Fluiiwassers gesagt worden. Diese Feststellungen sind wiederum nur mit Hilfe chemischer ?r m0glieh; vielleicht k0nnen sie ergi~nzt werden dureh biologisehe und gelegentlieh aueh dureh bakteriologisehe Untersuehungen.

Ieh bin damit am Ende meiner Ausftlhrungen. Ieh hoffe, bewiesen zu haben, dag die Chemie naeh wie vor das Hauptfundament der Ungersuchung und Beurteilung des Wassers ist und da6 as oft Aufgaben yon der allergrOl3ten Bedeutung sind, welche die Chemie hierbei zu 10sen hat.

V o r s i t z e n d e r : Ieh danke Herrn Kollegen T i l l m a n s bestens far seine ein- leuehtenden und saehlich objektiven Ausfahrungen. Die Frage der Zust~ndigkeit bei der Wasseruntersuehung ist sehon so lange ein Streitpunkt gewesen, so dag tier Aus- sehug der Ansieht war, daft endlieh eine Kl~rung der Frage erfolgen mug. Wir werden Ihnen daher naehher einen Besehlul~ des Aussehusses vorsehlagen; ieh frage abet vorher, ob jemand zur Saehe etwas ausf~hren m~ehte. Ieh glaube, Herr Prof. T i l l m a n s hat uns alles s o M a r dargelegt, dal3 niehts mehr zu seinen Darlegungen auszuf~lhren ist, wenn es sieh nicht um Einzelf~Ile handelt, auf die wir aber jetzt nieht eingehen m~)ehten. Wanseht jemand das Wort? /)as ist nieht der Fall.

Ieh sahlage nunmehr im Namen des Aussehusses vor, dag die Hauptversammlung den Wunsch zum Ausdruak bringt, , ,dag das R e i e h s g e s u n d h e i t s a m t d ie F r a g e b e h a n d e l n w o l l e , wa s b e i d e r W a s s e r u n t e r s u e h u n g u n d - b e u r t e i l u n g S a a h e d e s N a h r u n g s m i t t e l e h e m i k e . r s und w a s S a a h e des M e d i z i n e r s i s t " .

Wir hoffen, dal~ auf diese Weise eine Kl~rnng der Frage f~r das Reich kommt, well es unzweekm~13ig ist, dal~ einzelstaatlieh darfiber verhandelt wird, wie dies zum Tail sahon der Fall gewesen ist.

D i s k u s s i o n . Prof. K r a fft-Stuttgart: Ich mSehte anregen, in diesem B esehlug zum Ausdruck zu bringen,

dag das Trinkwasser eines der wiehtigsten Lebensmittel ist. Prof. R ~i d i g e r-Hohenh eim: Ich mS ehte darauf hinweisen, dag b ei einer strengen Trennung

sich Sehwierigkeiten ergeben rnfissen bei den teehnisch verwendeten W/~ssern, z. B. Brennerei- wasser, Brauereiwasser.

Prof. T i 11 m a n s - Frankfurt a. N. : Die Itygiene ist in erster Linie Saehe des Mediziners, aber ein in diesen Fragen ausgebildeter Chemiker kann auch fiber dieseFragen einUrteilabgeben.

Prof. Rfidig e r=Hohenheim : Die Untersuehungen werden in tt/~nden des Chemikers liegen. Eine Trennung tier Zustiindigkeiten kann unter Umst~ndea Sehwierigkeiten bringen.

V o r s i t z e n d e r : Es handelt sich bier in erster Linie um Wasser als Lebensmittel; fiber Wasser far andere Verwendungszweeke wird das Reiehsgesundhei~sam~ voraussichtlich keine Vorsehl~tge maehen.

Prof. T i l lman s-Frankfurt a.M.: Wenn wir den Antrag annehmen, so ist night an eine strenge Trennung gedaeht, sondern es mugte ~hnlieh vorgegangen warden, wie im Entwurfe fiber die Ausffihrung des Lebensmittelgesetzes Nr die Zust~ndigkeit tier versehiedenen Saeh- verst~ndigen geplant ist. Wenn es dort z. B. heil3t, dab fOr eine Saehe in ersterLinie derTierarzt zust~ndig ist, so heil3t das nieht, dab der Tierarzt nieht aueh gegebenen Falles ehemi'sehe

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58 28. Hauptversammlung Deutseher Nahrungsmittelehemiker. [Zeitschr. f. Untersuchung [ der Lebensmi~tel.

Untersuchungen ausffihren darf oder der Chemiker nicht auch hygienische oder bakteriologisehe Untersuchungen.

Prof. H a up t-Bautzen : Vielleicht kann die Notwendigkeit tier Zusammenarbeit mehr unterstrichen werden. Es kommen in den meisten F~llen die Sch~digungen durch die mangelnde Zusammenarbeit.

~Torsi tzender: Das wird sich ohne weiteres bei den Richtlinien ergeben. Prof. K 1 o s t e r m a n n- Halle a. S.: Ich mSchte noch etwas zu dieser Angelegenheit sagen.

Man darf sich nieht scheuen, als Chemiker ein anderes Gutachten abzugeben als der Mediziner. Man darf getrost getrennte Gutachten z.B. an die Regierung weitergeben, sich strikte an seine chemischen Ergebnisse halten und z.B. sagen, ehemisch ist alas Wasser gut und einw~ndfrei. Wenn der Bakteriologe auf Grund seiner Untersuehung sagt, das Wasser ist bakteriologiseh nicht einwandfrei, so sehadet das niehts; es mug dann daffir gesorgt werden, dag das Wasser bakteriologiseh einwandfrei wird. Die meisten Gutaehter wollen immer ein tibereinstimmendes Gutaehten abgeben, das ist aber bei zwei so versehiedenen @ebieten oft gar nieht mSglieh.

V o r s i t z e n d e r : Das Wort wird nicht weiter gewttnscht, ich habe aueh keinen Widersprueh gegen den vorgesehlagenen Besehlug geh0rt. Er dfirfte somit angenommen se in inderForm: ,,Die H u u p t v e r s a m m l u n g dr t ick t f o l g e n d e n W u n s e h aus: D a d a s W a s s e r e i n e s d e r w i e h t i g s t e n L e b e n s m i t t e l i s t , w o l l e d a s R e i c h s - g e s u n d h e i t s a m t am t l i eh die F r a g e b e h a n d e l n , was bei der W a s s e r - u n t e r s u e h u n g und : b e u r t e i l u n g Saehe des N a h r u n g s m i t t e i e h e m i k e r s und was Saehe des N e d i z i n e r s ist."

Ieh danke Herrn Prof. T i l h n a n s noehmals ftir seinen u Ieh bitte nun Herrn Prof. Dr. Beh re , uns seinen Vortrag zu halten tiber:

K 0 n s e r v i e r u n g s m i t t e l v e r s u e h e bei F i s e h d a u e r w a r e n .

Uber Konservierungsmittelversuche bei Fisehdauerwaren. Von

A. Behre and G. Ulex.

Vorgetragen von A. B e h r e .

Mi t te i lung a u s d e r U n t e r s u c h u n g s a n s t a l t ffir Lebensrn i t te lchemie und ge r i ch t l i che Chemie in Altona.

Wenn ich es unternommen habe, Ihnen heute tiber Konservierungsmittelversuche bei Fischdauerwaren zu berichten, so haben reich hauptshchlich 2 Gesichtspunkte dazu getrieben, nhmlich erstens die Tatsaehe, da$ ich in den letzten Jahren sehr h~tufig aus Faehkreisen Anfragen fiber den Stand dieser Angelegenheit erhulten babe und ebenso h~ufig um Auskunft fiber Wirkung und Kennzeichnungszwang bei Konser- vierungsmittelzusatz gebeten Worden bin, sowie zweitens der Ulnstand, dag diese Yersuche eiue gewisse grunds~tzliche Bedeutung haben, wie ich in nachstehendem erweisen mOchte. Keine Frage n~mlich bewegt heute groge Teile der Lebensmittel- industrie so sehr wie die F r a g e der Y e r w e n d u n g yon F r i s e h e r h a l t u n g s m i t t e l n bei L e b e n s m i t t e l n a l l e r Art. Einzelne Industrien arbeiten bereits sti~ndig und unter stfllschweigender Duldung der BehSrden mit solchen Mitteln, wie z. B. die ~[argarine-Industrie mit Benzoes~ure, die Eigelb-Industrie mit Benzoesaure und Bors~ure, die Fruchtsaft-Industrie mit Benzoes~ure, Ameisensi~ure und schwefiiger Si~ure, die Fleischsalat- and 5Iayonnaisen-Industrie mit Benzoeshure und die Fisch- dauerwaren-]udustrie mit Frischhaltungsmitteln verschiedener Art. Bei anderen Lebensmitteln wie Trockenobst, Wein, Krabben-Konserven oder Kau ist die Dul- dung yon Frischhaltungsmitteln (schwefiiger Share, Borshure, Hexamethylentetramin)