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382 P. Strauss und M. Herrig: Innenohr und Insulin-Mangel-Diabetes G. Kittel (Erlangen): Die genetischen Stoffwechselerkrankungen gewinnen mit den Erfahrungen an Risikogruppen und mit besseren diagnostischen Mfglichkeiten immer gr/Sgere Bedeutung, auch in der HNO-Heilkunde und in der Phoniatrie. Wir sahen in jtingerer Zeit acht Kinder mit Mucopolysaccharidose (M. Pfaundler-Hurler). Sie hatten alle verschiedenartige H6rst6rungen, die 2 mal auch unter einem hfrsturzartigen Bild aufgetreten waren. H. Feldmann (Miinster), Schluflwort: Zu Herrn Kruse: Eine Recurrensparese bestand bei unserer Patientin nicht. Sie geh6rt auch sonst nicht zu den typischen, in der Literatur berichteten Symptomen. Es kommt in der Regel tiberhaupt nicht zu Lfihmungen, sondern iiberwiegend zu ataktischen St6rungen infolge der Vedfingerung der Nervenleitgeschwindigkeit, und diese ist Folge der schollenartigen Einlagerung von Phytansfiure in die Nervenscheiden. - Zu Herrn Kittel: Die Schwerh6rigkeit bei Mucopolysaccharose ist bekannt. Auch wit hatten in letzter Zeit zwei derartige Ffille. Diese Beobachtungen unterstreichen nur, da8 man bei der Differentialdiagnose von Innenohrschwerh6rigkeiten sehr viele Stoffwechselst6rungen in Betracht ziehen mug. 8. P. Strauss, M. Herrig (a. G.) (Aachen): Die Beeinflussung des Innenohres durch einen experimentellen Insulin-Mangel-Diabetes bei der Ratte The Inner Ear in Experimental Diabetic Rats Summary. The studies were performed on a strain of 60 LEW-Han rats. 38 were treated with streptocotocin, 34 became diabetic, proved by the glucose tolerance test. Twenty-two rats were the control animals. The diabetes of the animals was not treated. For more than 12 months weight, blood glucose and auditory function were controlled in the animals being still alive. Auditory function was tested by the pinna-reflex of Preyer for a frequency range between 1,000 and 20,000 cps. Regarding the mean values of frequency, there could be found neither a decrease nor a difference between normal controls and diabetic rats in a substantial amount. Histological examinations of sacrified diabetic rats showed meanwhile the well known changes of kidney with microaneurism, thickened basal lamina, mesangial proliferation and hyalin bodies. The changes in the inner ear, especially in the region of stria vascularis and lamina spiralis ossea to the ganglion cochleae were rather discret, so that a stronger diminuation of auditory function as a consequence of restricted metabolism was also not to expect. There was also detected a loss of ganglion cells in the ganglion spirale, which correlated with aging. There was no clear difference between diabetic rats and normal con- trols. The insulin deficiency diabetes causes severe changes of vessels, which were demonstrated in the kidney. In the inner ear however there were no comparable changes, the hearing ability of diabetic rats remained rather normal. Die Untersuchung wurde an 60 LEW-Han-Ratten durchgeffihrt, von denen 38 mit Streptozotozin behandelt wurden. Der Diabetes wurde durch einen Glucosetoleranztest nachgewiesen. 22 Ratten dienten zur Kontrolle. Der Diabetes der Versuchstiere wurde nicht behandelt. Uber mehr als 12 Monate wurden regelmfiBig Gewicht, Blutzucker und H6rfunktion bei den jeweils noch lebenden Tieren kontrolliert. Die H6rprtifung wurde mittels des Preyerschen

Die Beeinflussung des Innenohres durch einen experimentellen Insulin-Mangel-Diabetes bei der Ratte

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382 P. Strauss und M. Herrig: Innenohr und Insulin-Mangel-Diabetes

G. Kittel (Erlangen): Die genetischen Stoffwechselerkrankungen gewinnen mit den Erfahrungen an Risikogruppen und mit besseren diagnostischen Mfglichkeiten immer gr/Sgere Bedeutung, auch in der HNO-Heilkunde und in der Phoniatrie. Wir sahen in jtingerer Zeit acht Kinder mit Mucopolysaccharidose (M. Pfaundler-Hurler). Sie hatten alle verschiedenartige H6rst6rungen, die 2 mal auch unter einem hfrsturzartigen Bild aufgetreten waren.

H. Feldmann (Miinster), Schluflwort: Zu Herrn Kruse: Eine Recurrensparese bestand bei unserer Patientin nicht. Sie geh6rt auch sonst nicht zu den typischen, in der Literatur berichteten Symptomen. Es kommt in der Regel tiberhaupt nicht zu Lfihmungen, sondern iiberwiegend zu ataktischen St6rungen infolge der Vedfingerung der Nervenleitgeschwindigkeit, und diese ist Folge der schollenartigen Einlagerung von Phytansfiure in die Nervenscheiden. - Zu Herrn Kittel: Die Schwerh6rigkeit bei Mucopolysaccharose ist bekannt. Auch wit hatten in letzter Zeit zwei derartige Ffille. Diese Beobachtungen unterstreichen nur, da8 man bei der Differentialdiagnose von Innenohrschwerh6rigkeiten sehr viele Stoffwechselst6rungen in Betracht ziehen mug.

8. P. Strauss, M. Herrig (a. G.) (Aachen): Die Beeinflussung des Innenohres durch einen experimentellen Insulin-Mangel-Diabetes bei der Ratte

The Inner Ear in Experimental Diabetic Rats

Summary. The studies were performed on a strain of 60 LEW-Han rats. 38 were treated with streptocotocin, 34 became diabetic, proved by the glucose tolerance test. Twenty-two rats were the control animals. The diabetes of the animals was not treated. For more than 12 months weight, blood glucose and auditory function were controlled in the animals being still alive. Auditory function was tested by the pinna-reflex of Preyer for a frequency range between 1,000 and 20,000 cps. Regarding the mean values of frequency, there could be found neither a decrease nor a difference between normal controls and diabetic rats in a substantial amount. Histological examinations of sacrified diabetic rats showed meanwhile the well known changes of kidney with microaneurism, thickened basal lamina, mesangial proliferation and hyalin bodies. The changes in the inner ear, especially in the region of stria vascularis and lamina spiralis ossea to the ganglion cochleae were rather discret, so that a stronger diminuation of auditory function as a consequence of restricted metabolism was also not to expect. There was also detected a loss of ganglion cells in the ganglion spirale, which correlated with aging. There was no clear difference between diabetic rats and normal con- trols.

The insulin deficiency diabetes causes severe changes of vessels, which were demonstrated in the kidney. In the inner ear however there were no comparable changes, the hearing ability of diabetic rats remained rather normal.

Die Untersuchung wurde an 60 LEW-Han-Ratten durchgeffihrt, von denen 38 mit Streptozotozin behandelt wurden. Der Diabetes wurde durch einen Glucosetoleranztest nachgewiesen. 22 Ratten dienten zur Kontrolle. Der Diabetes der Versuchstiere wurde nicht behandelt. Uber mehr als 12 Monate wurden regelmfiBig Gewicht, Blutzucker und H6rfunktion bei den jeweils noch lebenden Tieren kontrolliert. Die H6rprtifung wurde mittels des Preyerschen

K. H6rmann et al.: Viskosit~it des Blutes unter H6rsturztherapie 383

Ohrmuschelreflexes im halb diffusen Schaltfeld im Hallraum fi]r den Frequenz- bereich 1 kHz bis 20 kHz durchgeftihrt. Der nicht behandelte Insulinmangel- diabetes der Ratte fiihrt u. a. zu schweren Gefiil3ver~indenmgen, wie sie am Beispiel der Niere gezeigt werden. Im Gef~gebiet des Innenohres sind vergleichbare Verfinderungen nicht nachweisbar, eine St6rung des H6rverm6- gens fand sich nicht.

(Erscheint ausftthrlich in dieser Zeitschrift)

Herr Thalmann (St. Louis): Sind Ihnen die einschl~igigen Arbeiten von O. COsta (1968) bekannt, die in St. Louis durchgefiihrt wurden?

9. K. H6rmann, W. Fritz, Th. Lemke (Hamburg): Viskositit des Blutes nnter H6rsturztherapie

Blood Viscosity in Therapy of Sudden Deafness

Summary, Blood viscosity is of high importance for microcirculation of the inner ear. Diminution of blood viscosity by increased fluidity of erythrocytes and decreased hematocrit was studied in taro clinical groups one treated by Pentoxifyllin per os and Dextraninfusions the other by Dextraninfusions only. Diminution of blood viscosity was significant more than the effect of hemodilution in the Dextran/Pentoxifyllin group. There was no similar effect in the Dextran group. This therapy was successful in 80% of the patients with sudden deafness.

Ftir die Kapillaren des Innenohres gelten die Gesetze der Mikrozirkulation. Danach steigt die Blutviskositfit mit sinkender FlieBgeschwindigkeit exponen- tiell an. Die Vollblutviskositfit ist abh/ingig von Temperatur, Zahl und Ftuidit~t der Erythrozyten, dem Hfimatokrit, den Str6mungsbedingnngen sowie patho- logischen Ver~nderungen wie Diabetes, Lipidstoffwechselst6rungen, Serumei- weiBverschiebungen und Gerinnungsst6rungen. Angriffspunkte ffir eine the- rapeutische Senkung der Blutviskosit~it m~ssen somit eine Erniedrigung des Hfimatokrits und eine Steigerung der Erythrozytenfluidit~t sein.

An der HNO-Universit~itsklinik, Hamburg-Eppendoff, wurden daher H6rsturzpatienten mit t~glichen Infusionen von 500 ml Dextran mit einem mittleren Molekulargewicht von 40000 zur Senkung des Hfimatokrits und damit der Blutviskositfit behandelt. Gleichzeitig erhielten die Patienten 3 x 400 mg Pentoxifyllin per os. Hierdurch sollte zus~tzlich der zweite therapeutische Ansatzpunkt zur Senkung der Blutviskositfit, n~mlich die gesteigerte Erythro- zytenfluiditfit gentitzt werden. Dieses erscheint besonders erfolgsversprechend, da der Anteil der roten Blutk6rperchen an den Blutkompartimenten fiber 40% ausmacht. Der Erfolg der Behandlung, also die Blutviskositfitssenkung, sollte mit der im folgenden dargestellten Untersuchung tiberprtift werden.

In Zusammenarbeit mit tier Rheologischen Abteilung der Bundeswehr- hochschule in Hamburg wurden in Vorversuchen durch Erstellung von FlieBkurven die Abh~ngigkeit der Viskosit~t v o n d e r Drehzahl eines Rota-