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Anagnostou S. „Die Droge von allen Seiten kennen…“ ZPT Zeitschrift für Phytotherapie 2017; 38: 6–9 6 ZPT | forschung Zusammenfassung Die Präsentationsform der Monografie zur Übermittlung von pharmakobotanischen Kenntnissen ist über 2000 Jahre alt. Sie reicht spätestens von der griechischen Antike über das Mittelalter und die Frühe Neuzeit bis hin in die Gegenwart und stellt noch heute die gängigste Methode dar, Kenntnisse über Medizinalpflanzen wissen- schaftlich professionell und übersichtlich zu kommunizieren. Dabei waren Inhalt und Form der Monografien immer vom Stand der zeitgenössischen (wissenschaftlichen) Kenntnisse ebenso geprägt wie vom thema- tischen Fokus des zu präsentierenden Wissens. Stets aber ist es das eigentliche Anliegen der Autoren, Wissen über Heil- pflanzen in einer Weise zugänglich zu machen, die sowohl dem Therapeuten als auch dem Patienten ein möglichst hohes Maß an Nutzen und Sicherheit gewähr- leistet. Monografien haben in der Heilpflanzen- kunde eine uralte Tradition. Wenngleich sie sich in Inhalt, Gestaltung und Umfang unterscheiden, ist ihnen dennoch – eben im Sinne einer Monografie – eines über die Jahrhunderte gemeinsam: Sie sollen Identität, charakteristische Eigenschaf- ten und Verwendbarkeit einer Pflanze so präsentieren, dass eine für den Patienten zuträgliche, mithin sichere und erfolg- reiche Behandlung gewährleistet werde. Dafür bedienen sich die Verfasser der Monografien je nach Stand der allgemei- nen (wissenschaftlichen) Kenntnisse und entsprechend des geistig-theore- tischen Überbaus wie etwa der galeni- schen Qualitäten- und Humoralpatholo- gie unterschiedlicher Parameter, die ihrerseits wiederum von der zeitgenössi- schen Terminologie geprägt sind. Die Monografien bilden damit in ihrer Ge- „Die Droge von allen Seiten kennen…“ Monografien im historischen Überblick Sabine Anagnostou samtheit und zu den jeweiligen Pflanzen die Entwicklung verschiedener wissen- schaftlicher Disziplinen einerseits und der Traditionen des Wissens um die Heil- pflanzen andererseits ab und können da- mit für die Forschung auf dem Gebiet der Drug Discovery und Phytotherapie von signifikanter Bedeutung sein. Monografische Präsentationen von Antike bis Mittelalter Frühe Ansätze und Methoden, Pflanzen im Kontext der Heilkunde zu präsentie- ren, sind bereits seit dem Altertum nach- weisbar und reichen vom ägyptischen Papyrus Ebers (um 1500 v. Chr.) über die babylonischen Keilschrifttexte [6] bis hin zu den hippokratischen Schriften (5./4. Jh.), den Werken zur Pflanzenkunde wie der Historia plantarum des Theophrastos von Eresos (371–287 v. Chr.) und den Traktaten der Rhizotomen. Ein zentrales und richtungsweisendes Werk aber, das Heilpflanzen bereits in monografischer Weise präsentiert, ist indes die berühmte Materia medica des griechischen Arztes Dioskurides von Anazarbos (1. Jh.). Die über 800 Arzneipflanzen bzw. ihre Pro- dukte werden in eigenen Kapiteln abge- handelt, wobei je nach Kenntnis des Autors prinzipiell verschiedene Bezeich- nungen, da eine allgemeingültige Termi- nologie noch fehlte, Herkunft, Aussehen, Eigenschaften und medizinisch-phar- mazeutische Verwendbarkeit aufgeführt sind. Dazu finden sich Hinweise zur „Echtheit“ und zu Verfälschungen. Dieses bemerkenswerte Werk blieb ob seiner Vollständigkeit und des selbstständigen Urteils des Verfassers über 1500 Jahre Abb. 1 Ausschnitt Monografie Anemone. Kreutterbuch (1611) des Petrus Andreas Matthiolus. Universitätsbibliothek Marburg.

„Die Droge von allen Seiten kennen…“ - uni-marburg.de · schen Halbinsel sowie Indiens und Chi-nas bereicherten pharmakobotanischen Kenntnisse in Form zusammengestellter Pflanzenmonografien

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Anagnostou S. „Die Droge von allen Seiten kennen…“ ZPT – Zeitschrift für Phytotherapie 2017; 38: 6–96

ZPT | forschung

ZusammenfassungDie Präsentationsform der Monografie zur Übermittlung von pharmakobotanischen Kenntnissen ist über 2000 Jahre alt. Sie reicht spätestens von der griechischen Antike über das Mittelalter und die Frühe Neuzeit bis hin in die Gegenwart und stellt noch heute die gängigste Methode dar, Kenntnisse über Medizinalpflanzen wissen­schaftlich professionell und übersichtlich zu kommunizieren. Dabei waren Inhalt und Form der Monografien immer vom Stand der zeitgenössischen (wissenschaftlichen) Kenntnisse ebenso geprägt wie vom thema­tischen Fokus des zu präsentierenden Wissens. Stets aber ist es das eigentliche Anliegen der Autoren, Wissen über Heil­pflanzen in einer Weise zugänglich zu machen, die sowohl dem Therapeuten als auch dem Patienten ein möglichst hohes Maß an Nutzen und Sicherheit gewähr­leistet.

Monografien haben in der Heilpflanzen-kunde eine uralte Tradition. Wenngleich sie sich in Inhalt, Gestaltung und Umfang unterscheiden, ist ihnen dennoch – eben im Sinne einer Monografie – eines über die Jahrhunderte gemeinsam: Sie sollen Identität, charakteristische Eigenschaf-ten und Verwendbarkeit einer Pflanze so präsentieren, dass eine für den Patienten zuträgliche, mithin sichere und erfolg-reiche Behandlung gewährleistet werde. Dafür bedienen sich die Verfasser der Monografien je nach Stand der allgemei-nen (wissenschaftlichen) Kenntnisse und entsprechend des geistig-theore-tischen Überbaus wie etwa der galeni-schen Qualitäten- und Humoralpatholo-gie unterschiedlicher Parameter, die ihrerseits wiederum von der zeitgenössi-schen Terminologie geprägt sind. Die Monografien bilden damit in ihrer Ge-

„Die Droge von allen Seiten kennen…“Monografien im historischen Überblick

Sabine Anagnostou

samtheit und zu den jeweiligen Pflanzen die Entwicklung verschiedener wissen-schaftlicher Disziplinen einerseits und der Traditionen des Wissens um die Heil-pflanzen andererseits ab und können da-mit für die Forschung auf dem Gebiet der Drug Discovery und Phytotherapie von signifikanter Bedeutung sein.

Monografische Präsentationen von Antike bis Mittelalter

Frühe Ansätze und Methoden, Pflanzen im Kontext der Heilkunde zu präsentie-ren, sind bereits seit dem Altertum nach-weisbar und reichen vom ägyptischen Papyrus Ebers (um 1500 v. Chr.) über die babylonischen Keilschrifttexte [6] bis hin zu den hippokratischen Schriften (5./4. Jh.), den Werken zur Pflanzenkunde wie

der Historia plantarum des Theophrastos von Eresos (371–287 v. Chr.) und den Traktaten der Rhizotomen. Ein zentrales und richtungsweisendes Werk aber, das Heilpflanzen bereits in monografischer Weise präsentiert, ist indes die berühmte Materia medica des griechischen Arztes Dioskurides von Anazarbos (1. Jh.). Die über 800 Arzneipflanzen bzw. ihre Pro-dukte werden in eigenen Kapiteln abge-handelt, wobei je nach Kenntnis des Autors prinzipiell verschiedene Bezeich-nungen, da eine allgemeingültige Termi-nologie noch fehlte, Herkunft, Aussehen, Eigenschaften und medizinisch-phar-mazeutische Verwendbarkeit aufgeführt sind. Dazu finden sich Hinweise zur „Echtheit“ und zu Verfälschungen. Dieses bemerkenswerte Werk blieb ob seiner Vollständigkeit und des selbstständigen Urteils des Verfassers über 1500 Jahre

▶ Abb. 1 Ausschnitt Monografie Anemone. Kreutterbuch (1611) des Petrus Andreas Matthiolus. Universitätsbibliothek Marburg.

7Anagnostou S. „Die Droge von allen Seiten kennen…“ ZPT – Zeitschrift für Phytotherapie 2017; 38: 6–9

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lang in zahlreichen Fassungen, darunter der berühmte, reich illustrierte Wiener Dioskurides (512) [4], und vielen Editio-nen ein Standardwerk der Pharmako-botanik und bestimmte in dieser Zeit maßgeblich die Präsentation von Heil-pflanzen. So blieben viele Verfasser mo-nografischer Darstellungen von Pflanzen methodisch dem Schema des Dioskurides prinzipiell verpflichtet.

Dies zeigt sich etwa in dem mittelal-terlichen Werk De viribus herbarum oder De virtutibus herbarum. Vermutlich zwi-schen 1080 und 1100 entstanden und Odo von Meung zugeschrieben, befasst sich das auch als Macer floridus bekannte Lehrgedicht in Monografien geordnet mit 77 Pflanzen und deren heilkräftigen Ei-genschaften [7]. Auch das berühmte Circa instans, die maßgebende Drogenkunde des Mittelalters, stellt Arzneipflanzen in

250 Kapiteln jeweils monografisch dar, wobei Namen, Elementarqualitäten, Indi-kationen, Applikationen und spezielle In-formationen wie Lagerhinweise angege-ben werden [10]. Viele Beispiele ließen sich anführen.

Ebenso übernahmen die mittelalter-lichen arabischen Gelehrten wie Ibn al-Baytār (um 1190–1248), Ibn Wāfid (999–ca. 1068) und Al-Ghāfiqī (gest. 1165) die Tradition, ihre umfassenden, durch den Kontakt mit den Völkern des Nahen und Mittleren Ostens, Nordafrikas, der iberi-schen Halbinsel sowie Indiens und Chi-nas bereicherten pharmakobotanischen Kenntnisse in Form zusammengestellter Pflanzenmonografien mit einer nach einzelnen Parametern gegliederten Bin-nenstruktur zu übermitteln [1]. Wenn-gleich zahlreiche dieser Schriften der ge-lehrten europäischen Welt in lateini-

schen Übersetzungen zugänglich ge-macht wurden, harren bis heute noch viele arabische Texte der wissenschaftli-chen Erschließung, auch unter dem As-pekt ihrer Relevanz für die Entwicklung von Phytotherapeutika.

Die Kräuterbücher der Frühen Neuzeit

Seit der Frühen Neuzeit waren es die Kräuterbücher, die das Wissen um den Gebrauch von Heilpflanzen in Form von Zusammenstellungen einzelner Mono-grafien vermittelten. Ganz im Sinne der Renaissance erfassten Kräuterbuchauto-ren wie Leonhart Fuchs (1501–1566), Otto Brunfels (1488–1534), Rembert Do-doens (1517–1585) und Pier Andrea Mattioli (1501–1577) die antiken und

▶ Abb. 2a Fingerhut in Köhler‘s Medizinal-Pflanzen (1887). Digitalisat von Kurt Stüber

▶ Abb. 2b Ausschnitt Monografie Digitalis purpurea L. in Köhler’s Medizinal- Pflanzen. Digitalisat von Kurt Stüber

Anagnostou S. „Die Droge von allen Seiten kennen…“ ZPT – Zeitschrift für Phytotherapie 2017; 38: 6–98

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Pflanzen (1883–1914) treten unter den Parametern der Monografie nun auch die Pharmakopöe-üblichen Präparate bzw. Handelspräparate und die Geschichte der Heilpflanze hinzu (▶ Abb. 2). Zugleich entfaltete sich seit dem 15. Jh. im Kontext der Disziplinengenese eine zunehmende Verwissenschaftlichung der Heilpflan-zenkunde.

Monografien der Pharma­kognosie seit dem 19. Jh.

Die Pharmakognosie ist aus dem akade-mischen Lehrfach Materia medica (Heil-mittellehre), das spätestens seit dem 16. Jh. zur medizinischen Fakultät gehör-te, hervorgegangen und widmete sich v. a. der Identität, Qualität und Reinheit der Arzneidrogen und nicht deren Wir-kung, die zunehmend Gegenstand der sich im Kontext der Medizin entwickeln-den Disziplin der Pharmakologie wurde.

Als der Repräsentant der wissen-schaftlichen Pharmakognosie gilt der Apotheker und Hochschullehrer Alexan-der Tschirch (1856–1939) [2]. In seinem berühmten Handbuch der Pharmakogno-sie (1909–1925) legte Tschirch sein For-schungsprogramm nieder (▶ Abb. 3). Für Tschirch war die Pharmakognosie geprägt von einer detaillierten Gesamtschau der Droge – einem Kennen der „Drogen pflanzlichen und tierischen Ursprungs nach allen Richtungen hin – mit Ausnah-me der physiologischen“. Für diese um-fassende Kenntnis erachtete er die Inte-gration verschiedener der Pharmakogno-sie zugehörigen und sie formierenden Teilgebiete als unerlässlich, nämlich der Pharmakoërgasie (Kultur, Einsammlung, Erntebereitung), Pharmakoëmporia (Han-delswege, Ausfuhr- und Einfuhrhäfen, Behandlung der Droge im Einfuhrhafen), der Pharmakodiakosmie (Handelssorten, Verpackungen), der Pharmakobotanik (Systematik, Morphologie, Anatomie, Physiologie, Pathologie), der Pharmako-zoologie, Pharmakochemie, Pharmako-physik, Pharmakogeografie, Pharmako-historia, Pharmakoethnologie und der Pharmakoetymologie. Dieses Konzept spiegelt sich exakt in seinen zahlreichen Heilpflanzenmonografien wider, die so-weit möglich zu allen Themenbereichen

informieren und damit die Arzneipflan-zen in einer einzigartigen Gesamtheit präsentieren. Eine exponierte Bedeutung hat bei den Monografien indes die Phar-makochemie, die sich mit der Identifika-tion der Pflanzeninhaltsstoffe befasste. Denn Tschirch war der Auffassung, dass die chemischen Bestandteile einer Pflan-ze deren Heilwirkung bestimmten, aller-dings weniger Monosubstanzen, als viel-mehr der Synergismus aller vorhandener Stoffe [11]:

„Die Pharmakochemie muss das En-semble möglichst aller Bestandteile ken-nen lehren, denn die Wirkung einer Droge ist nur selten das Korrelat eines Bestand-teils, und meist eine Mischwirkung.“

Monografische Darstellungen von Heilpflanzen in pharma­zeutischen Handbüchern

Viele pharmazeutische Hand- und Lehr-bücher übernahmen ebenfalls das traditi-onelle Konzept, Heilpflanzen in einzelnen Monografien zu präsentieren und behiel-ten dies bis heute bei, so etwa das nach wie vor unersetzliche, über die Jahrzehn-te freilich stets an die Entwicklung der wissenschaftlichen Erkenntnisse ange-passte Handbuch der pharmaceutischen Praxis des Apothekers Hermann Hager (1816–1897), das 2007 letztmalig als 6., neubearbeitete und ergänzte Auflage un-ter dem Titel Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen als gebundene Komplettausgabe (17 Bände) erschien und seitdem als HagerROM auf DVD in jährlichen Updates vorliegt. Hager stellte ursprünglich in seinem Handbuch die einzelnen Drogen (einschließlich der Pflanzen) und Arzneien in eigenen, al-phabetisch geordneten und als Monogra-fien konzipierten Kapiteln dar und mach-te ausführliche Angaben zu Identität, Reinheit (samt entsprechender Prüfun-gen), Verunreinigungen und Verfälschun-gen, Handhabung und Aufbewahrung, führte Rezepturbeispiele an und infor-mierte über physiologische Wirkungen und Dosierung (▶ Abb. 4). Bis heute ist Hagers Handbuch bzw. nun die Enzyklo-pädie der Arzneistoffe und Drogen diesem grundlegenden monografischen Prinzip

mittelalterlichen Kenntnisse über Heil-pflanzen mittels humanistischer Metho-de, versuchten eine Abklärung der No-menklatur unter Berufung auf antike Autoren und gedachten, eine möglichst zuverlässige Identifizierung zu garantie-ren (▶ Abb. 1). Dazu gab man den einzel-nen Monografien, die prinzipiell Namen, Herkunft und Standort, Eigenschaften, medizinische Verwendungsmöglichkei-ten einschließlich Applikationsformen und Rezepturen umfassten, nun mög-lichst naturgetreue Abbildungen bei, die z. T. höchste künstlerische Qualität auf-weisen [5]. Sukzessive ergänzten die Au-toren schließlich den klassischen, eher mediterran geprägten Heilpflanzen-schatz um die Arzneipflanzen der mittel- und nordeuropäischen Flora und die im Zuge der europäischen Expansion aufge-fundenen Vegetabilien aus Übersee, wo-bei dieses Unterfangen mangels einer verbindlichen botanischen Terminologie nicht selten eine Herausforderung dar-stellte.

Kräuterbücher wurden nicht nur als Neuauflagen und -ausgaben, sondern auch als Neuerscheinungen wie die Phy-tanthoza iconographia (1735–1745) des Apothekers Johann Wilhelm Weinmann (1683–1741) und Köhler‘s Medizinal-Pflanzen noch bis weit in das 18. Jh. hin-ein veröffentlicht. In Köhler‘s Medizinal-

▶ Abb. 3 Titelblatt von Tschirchs Handbuch der Pharmakognosie. Universitätsbibliothek Marburg.

9Anagnostou S. „Die Droge von allen Seiten kennen…“ ZPT – Zeitschrift für Phytotherapie 2017; 38: 6–9

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treu geblieben, wenngleich heute auch die neusten wissenschaftlichen Kennt-nisse den Inhalt der Monografien, die in-zwischen u. a. eine umfangreiche Biblio-grafie, Informationen zu diversen Studien und Daten zur Toxikologie etc. bereithal-ten, bestimmen.

ArzneibuchmonografienEine eigene Kategorie der Monografien bilden die offizinellen Arzneibuchmono-grafien. Sie stellen entsprechend dem gesetzlich verbindlichen Charakter des Arzneibuches eher eine extrahierte Form der als obligat und für die Drogen uner-lässlich erachteten Parameter für Identi-tät, Qualität und Reinheit dar, während weiterführende Informationen den Kom-mentaren zu den Arzneibüchern und der wissenschaftlichen Literatur einschließ-lich entsprechender Handbücher zu ent-nehmen sind.

Historische Arzneipflanzen­monografien

Die über die vielen Jahrhunderte ent-standenen Monografien zu den Arznei-

pflanzen sind viel mehr als nur Zeugen einer stets fortschreitenden Entwick-lung von Wissen über den heilkundli-chen Gebrauch von Pflanzen und ihren Bestandteilen. Sie spiegeln vielmehr über die Zeiten gewachsenes, v. a. von evidenzbasierter Erfahrung und genauer Beobachtung geprägtes Wissen wider, das heute, professionell pharmaziehisto-risch aufgearbeitet, analysiert und inter-pretiert und schließlich mittels der Me-thoden der heutigen Pharmazie evaluiert und validiert, zielgerichtet die Entwick-lung moderner Phytotherapeutika vor-antreiben kann, sodass die historische Arzneipflanzenanalyse damit eine inno-vative Methode der modernen Drug Dis-covery darstellt [2, 3, 8, 9].

Interessenkonflikt: Die Autorin erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Prof. Dr. Sabine AnagnostouInstitut für Geschichte der PharmaziePhilipps-Universität MarburgRoter Graben 1035032 Marburg/Lahn

[email protected]­marburg.de

Online

http://dx.doi.org/10.1055/s-0042-123012

Literatur

1 Álvarez Millán C. The historical, scientific, and literary contexts of al-Ghāfiqī`s herbal. In: Jamil Ragep F, Wallis F, Miller P, Gacek A, eds. The herbal of al-Ghāfiqī. A facsimile edition of MS 7508 in the Osler Library of the History of Medicine, McGill University, with critical essays. Montreal & Kinston, London, Ithaca: McGill-Queen’s University Press; 2014: 51–71

2 Anagnostou S. Von der Pharmakognosie zur Pharmazeutischen Biologie. In: Friedrich C, Müller-Jahncke WD, Hrsg. Wissenschaftsdiffe-renzierung in der Pharmazie. Stuttgart: WVG; 2013: 41–69

3 Anagnostou, S. Die Geschichte der Heilpflan-zen als Basis neuer Forschungskonzepte. His-tory of medicinal plants and the development of new plant based remedies. Pharmakon 2016; 4: 302–309

4 Der Wiener Dioskurides. Codex medicus grae-cus 1 der Österreichischen Nationalbibliothek. 2 Bde, Graz: ADEVA 1998–1999

5 Friedrich C, Müller-Jahncke WD. Geschichte der Pharmazie. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Eschborn: Govi; 2005: 101–119

6 Löther R. Kenntnisse und Vorstellungen über Lebewesen und Lebensprozesse in Frühen Kul-turen. In: Jahn I. Geschichte der Biologie. 3. Aufl. Heidelberg, Berlin: Spektrum; 2000: 27–45

7 Mayer JG, Goehl K. Kräuterbuch der Klosterme-dizin. Der „Macer floridus“. Medizin des Mittel-alters. Holzminden: Reprint-Verl.-Leipzig; 2003

8 Müller J, Anagnostou S. Myrte (Myrtus commu-nis L.) – ein Dermotherapeutikum aus dem ver-lorenen Paradies. Geschichte der Pharmazie 2013; 65: 1–9

9 Müller J. Pflanzen zur Wundbehandlung aus der mittelalterlichen arabischen Heilkunde in der europäischen Tradition. Stuttgart: WVG; 2013: 64, 69

10 Schmitz R. Geschichte der Pharmazie. Von den Anfängen bis zum Ausgang des Mittelalters. Eschborn: Govi; 1998: 387

11 Tschirch A. Handbuch der Pharmakognosie. Bd. 1. Leipzig: Tauchnitz; 1909: 6–8

The English summary is accessible online at http://www.thieme-connect.de/ejournals

▶ Abb. 4 Ausschnitt Monografie Olibanum. Hagers Handbuch (1919). Universitätsbibliothek Marburg.