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oti 12/11 10 Die holländische Therapeutin Rani erlebte das, wovon so viele träumen: das Erwa- chen, den großen Durchbruch zum All-Einen, die Erleuchtung. Nicht nur für einen Moment, ein paar Stunde oder Tage – nein, der Zustand jenseits des Verstandes hielt mehr als fünf Jahre an. Rani war damals als Satsang-Lehrerin unterwegs. Doch dann kam der Zusammenbruch und all das, was Rani schon längst aus ihrem Leben wähnte, kam mit ungebrochener Kraft zurück: das Ego, die Scham, das Versagen. Ihr innerer Kritiker, der so lange geschwie- gen hatte, trat mit äußerster Härte auf den Plan. Und das Leben schenkte ihr nichts: Da, wo sie früher Sat- sang hielt, putzte sie jetzt die Klos. Mehrere Jahre arbeitete sie dann als Krankenschwester für Schwerst- kranke und Sterbende – bevor sie wieder anfing, Gruppen zu leiten. Wer durch so viele Höhen und Tiefen gegangen ist, der hat dann wohl alles, was einen guten Therapeuten auszeichnet. Vor allem hat er Mitgefühl. Genau das habe ihr gefehlt, als sie sich jenseits aller irdischer Pro- bleme wähnte, sagt Rani. Sie hatte den Mut, ungeschönt und offen mit uns über die Falle zu sprechen, in die sie – und so viele andere! – gelaufen ist. Die Falle des Erwachens Foto: © Nisseem

Die Falle des Erwachens - Rani Willems DEraniwillems-de.weebly.com/.../4/5/8/6/45867553/osho_times_article.pdf · irgendwo ganz weit weg an der Periphe-rie. Er hat weiter gebrabbelt,

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Die holländische Therapeutin Rani erlebte das, wovon so viele träumen: das Erwa-chen, den großen Durchbruch zum All-Einen, die Erleuchtung. Nicht nur für einenMoment, ein paar Stunde oder Tage – nein, der Zustand jenseits des Verstandes hieltmehr als fünf Jahre an. Rani war damals als Satsang-Lehrerin unterwegs.

Doch dann kam der Zusammenbruch und all das, was Rani schon längst aus ihrem Leben wähnte, kam mitungebrochener Kraft zurück: das Ego, die Scham, das Versagen. Ihr innerer Kritiker, der so lange geschwie-gen hatte, trat mit äußerster Härte auf den Plan. Und das Leben schenkte ihr nichts: Da, wo sie früher Sat-sang hielt, putzte sie jetzt die Klos. Mehrere Jahre arbeitete sie dann als Krankenschwester für Schwerst-kranke und Sterbende – bevor sie wieder anfing, Gruppen zu leiten.

Wer durch so viele Höhen und Tiefen gegangen ist, der hat dann wohl alles, was einen guten Therapeutenauszeichnet. Vor allem hat er Mitgefühl. Genau das habe ihr gefehlt, als sie sich jenseits aller irdischer Pro-bleme wähnte, sagt Rani. Sie hatte den Mut, ungeschönt und offen mit uns über die Falle zu sprechen, in diesie – und so viele andere! – gelaufen ist.

Die Falle des Erwachens

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Erklär mal einem Unerleuchteten, was dasbedeutet? Du warst dauerhaft verbundenmit dem Großen und Ganzen, da war keinplappernder Verstand, nur noch tiefe Stille?Der Verstand war noch da, aber er warirgendwo ganz weit weg an der Periphe-rie. Er hat weiter gebrabbelt, aber ichhatte überhaupt kein Interesse mehr da-ran. Er konnte meinen Zustand auchnicht beeinflussen.

Und wie war das im Alltag, wenn du zurBank musstest oder einkaufen gingst?Das alles ging von alleine weiter. Da gabes keine Probleme. Und wenn dann Leutemit ihren Problemen zu mir kamen,konnte ich mir gar nicht mehr vorstellen,wie man sich damit identifizieren kann.Das war mir richtig fremd geworden.Heute würde ich sagen: Ich war völligabgehoben und weit entfernt von mei-nem Herzen. Irgendwie war es ein neu-traler Zustand. Das verwunderte mich,weil ich immer gedacht hatte: Wenn manerleuchtet ist, ist man voller Liebe undGlückseligkeit. Ich fühlte mich befreit,doch gleichzeitig war da dieses Gefühlvon Neutralität. Das ist also, was Oshomit watcher on the hill meinte, sagte ichmir. Heute würde ich eher sagen, es wareine pathologische Abspaltung.

Wie war das mit körperlichen Bedürfnis-sen nach Essen oder Sex?Ich war sehr wenig mit meinem Körperverbunden. Ich wurde sehr mager undhatte von einem Tag auf den anderenüberall Arthrose. Oft hatte ich auch Mi-gräneanfälle mit starker Übelkeit, so dassich mich übergeben musste. Doch das al-les berührte mich nicht mehr – dieSchmerzen waren ganz weit weg. Ich sahdas alles im Licht von dem, was Osho ge-sagt hatte: Wenn der Körper zur Zeit derErleuchtung nicht gesund ist, dann fällter auseinander. Genau das schien zu ge-schehen.

Absolut. In der Meditation erlebte ich jaauch eine Befreiung von Schmerz. Ganzneue Räume taten sich auf und manch-mal half ich mit ectasy und magicmushrooms noch etwas nach. Um so ei-nen Geschmack zu bekommen: Da geheich hin! Ich hatte damals die Vorstellung: Wennich erleuchtet werde, werde ich nie wie-der geboren und brauche nie mehrMensch zu sein, gefangen in einem Kör-per und voller Leiden. Das war mein An-treiber … All das suche ich heute nichtmehr.

Und dann kam ja wirklich der Durch-bruch …Ja, – allerdings kam der nicht siebenJahre später, sondern erst zwölf Jahrespäter, 1998. Ich hatte die Who-is-inbzw. Satori-Gruppen wiederentdeckt.Immer wieder hatte ich während dieserGruppe Erlebnisse, wo ich das enge Ge-fängnis meines Verstandes verlassenkonnte und eine tiefe Verbindung mit„dem Absoluten“ spürte. Ich bekam daalso einen Geschmack von Erleuchtung.Und natürlich wollte ich mehr davon.

Wie lange dauerten diese Momente?Es passierte immer wieder. Mal für eineStunde, beim nächsten Mal für mehrereStunden und dann auch mal gar nicht,weil ich es so dringend wollte. In dieserZeit machte ich diese Gruppe einmal imMonat. Irgendwann wurde mir klar, dasses um Hingabe geht. Und dass man dieseVerbindung nicht erzwingen kann undsie nicht festhalten kann, wenn sie ein-mal da ist. Ich lernte loszulassen undwusste, es ist nicht in meiner Hand. Esist ein Geschenk! Wenn es an der Zeitist, wird es gegeben. Doch ich wussteauch, dass ich nie wieder sagen könnte,dass ich nicht weiß, wer ich bin. Ichhatte ja dieses Eins-Sein so oft erfahren.Und dann blieb es und ging nicht mehrweg.

Die nächsten Tage, Wochen?Es blieb mehr als fünf Jahre lang.

„O Herr! Wenn ich dich aus Angst vorder Hölle anbete, wirf mich in dieHölle.Wenn ich dich anbete, weil ich ins Paradies möchte, verweigere mir dasParadies. Aber wenn ich dich um dei-ner selbst willen anbete, dann zeigedich mir in deiner ewigen Schönheit.“

– Rabya

Das Interview führte Ishu.

Für viele Sannyasins war „die Erleuch-tung“ die Karotte, die sie zu meditativenHöchstleistungen angespornt hat. Wiewar das bei dir?Diese Karotte kam bei mir eigentlich erstspäter. Erst mal war ich vor allem auf derSuche, mich gut zu fühlen. An Erleuch-tung und Meditation war ich weniger in-teressiert. Da zogen mich die Sannyasinsnatürlich an, denn sie waren gut drauf,hatten viel Sex, Freude und Spaß. 1981landete ich dann in der Humaniversity inEgmond. Da habe ich die nächsten Jahreviel geschrieen, getanzt und Sex gehabt.Nach fünf Jahren habe ich dann gedacht,so möchte ich auf Dauer auch nicht le-ben. So bin ich nach Pune gegangen. Dawar es, als hätte Osho mir einen leichtenSchlag auf den Kopf gegeben. Auf ein-mal erlebte ich Meditation und auf ein-mal hörte ich ihn zum ersten Mal wirk-lich. In einem der ersten Diskurse, die ichhörte, sprach er über die Vipassana undsagte, keine andere Methode hätte soviele Erleuchtete hervorgebracht. Alsohabe ich mir einen Vipassana-Stuhl ge-kauft und habe jeden Tag stundenlangmeditiert. Jahrelang. Ich las damals auchsein Buch „The Psychology of the Esote-ric“, wo er beschreibt, dass sich alles imLeben in Sieben-Jahres-Zyklen voll-ziehe und jeder Zyklus mit einer Formvon Yoga zu tun hätte. Ich hatte ja schonviel Yoga gemacht und da sagte ich mir:„Sieben Jahre? Okay, das schaffen wir!“

Die Karotte „Erleuchtung“ wurde dannalso dein Antreiber?

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* Satsang (Sanskrit): ein Zusammensein vonMenschen, die durch gemeinsame Versenkung inMeditation nach der höchsten Einsicht streben

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die Klappe gehalten hatte, meldete sichzurück. Und er war so stark wie nie zu-vor. Ich habe überhaupt nicht verstanden,was da eigentlich geschehen ist. Dennich war ja vollkommen überzeugt gewe-sen, endgültig angekommen zu sein.

Du hast mehr als fünf Jahre „Jenseits desVerstandes“ gelebt – war das nur eine Le-benslüge?Es war ein Missverständnis. Es dauertefast ein Jahr, bis ich anfing zu begreifen,was geschehen war. Überall suchte ichnach einer Erklärung und fand nichts.Dann bekam ich eine Kassette von Fai-sal Muqaddam, wo er beschreibt, dassihm genau das Gleiche passiert war. Daswar für mich der Drehpunkt. Innerhalbvon 24 Stunden hatte ich Kontakt mitihm und er wurde mein neuer Lehrer.Durch ihn habe ich begriffen, dass daserste Erwachen keineswegs bedeutet,dass das Ego stirbt. Das Aufwachen ist wunderbar, schönund wichtig. Du erfährst die Welt vonEinheit, die Quelle, – was Osho the si-lence of your being nennt. In dem Mo-ment, wo du dich mit dem Absolutenverbindest, löst sich deine Persönlich-keitsstruktur auf. Aber im Absolutenkannst du nicht leben – sobald du wie-der als Mensch in der Welt agierst, kehrstdu wieder zurück. Entweder als Ego oderals realisierte essenzielle individuelleSeele. Wenn das Erwachen also nicht in-tegriert wird, dann kommst du aus demAbsoluten zurück in dein menschlichesEgo-Dasein mit allen Fehlern undSchwächen. Dann ist es so ähnlich, wie wir uns da-mals im Licht fühlten, wenn wir mitOsho in der Buddha-Halle saßen. Und alswir dann draußen waren, wurde es ziem-lich schnell wieder dunkel. Wenn du dirdann vormachst, du bist weiter das Licht,dann ist das eben eine Abspaltung allesDunklen. Durch mein Erwachen ist jatatsächlich ganz viel Licht in mein Sys-tem gekommen – das zog die Leute jaauch zu mir in den Satsang. Und ich

Wand, die ich um mich herum ziehe?“Das ist natürlich ein ziemlich bedrohli-cher Gedanke, wenn du dich selbst alserleuchtet siehst und andere dich auchso sehen. Es war ein langsamer Prozess,wo mir nach und nach klar wurde: „Das,was ich jeden Abend im Satsang sage:,Da ist niemand! In dem Stuhl sitzt nie-mand!‘ – kann irgendwie nicht stim-men. Denn wenn wirklich keiner da ist,wer baut dann die Mauer?“ Dadurch,dass Nadja in mein Leben kam, fing ichan zu sehen, dass mein Zustand keines-wegs so grenzenlos war, wie ich gedachthatte. Dann geschah etwas, was mich zutiefsterschüttert hat. Eine sehr gute Freundinvon mir erkrankte an Krebs. Ich habe sieversorgt und hatte natürlich irgendwieden Anspruch: Als Erleuchtete werde ichihr jetzt helfen, einen friedlichen Tod zusterben. Leben und Sterben – das istdoch alles eins! Doch meine Freundinhat so unendlich gelitten und sie warsehr wütend. Ihr Sterben war alles an-dere als leicht und friedlich! Die letztensechs Wochen ihres Lebens war ich Tagund Nacht um sie. Das war sehr anstren-gend, denn sie musste rund um die Uhrgepflegt werden. Als sie dann starb, istalles geplatzt. Ich war unendlich traurig.Ich hatte sie so geliebt! Das hat michwieder zurückgebracht in mein Herz. Allmein Schutz brach weg. Da war nurnoch Verzweiflung und Trauer.

Eine große Enttäuschung?Enttäuschung ist viel zu schwach – eswar ein riesiger Schock! Ich dachte ja, allmeine alten Muster seien weg – und dawaren sie wieder! Noch schlimmer alsvorher. Ich habe so geweint. In all denJahren hatte ich nie geweint, weil ich ineiner Art neutralem Zustand lebte, womich nichts wirklich berühren konnte.Jetzt kam alles wieder hoch. Auch dieÄngste und Spannungen in meinerneuen Beziehung mit Nadja. Ich habemich unendlich geschämt, habe michversteckt und wollte nur noch sterben.Mein innerer Kritiker, der all die Jahre

Machte dir das keine Angst?Nein, überhaupt nicht. Mein Körper warganz weit weg. Und ich fühlte mich be-freit. Befreit von meinem Körper undmeinem Verstand. Tagelang konnte ichin der Hängematte liegen und fühltemich tief verbunden – mit den Vögelnund Pflanzen und allem um mich herum.Ich war alle Sorgen los.

Du hast dann irgendwann angefangen,Satsang* zu geben?Ja, ich gehörte zu der ersten Welle der„neuen Erleuchteten“. Da kamen sehrviele Leute zu mir. Das ging ganz von al-leine. Es gab viele Leute, die wollten,dass ich zu ihnen komme. Und da kamauch viel Geld rein. Ich nahm, was ichbrauchte – das war nicht viel – und denRest gab ich weiter. So blieb es im Fluss.Auch das ging ganz ohne Probleme.

Kamen in all diesen Jahren nie urmensch-liche Schwächen in dir hoch, so etwas wieEifersucht oder Ärger?Nein. Das lag wahrscheinlich vor allemdaran, dass ich alleine war. Das war da-mals bei fast allen Satsang-Lehrern so:Sie waren alle alleine. Wenn du nicht ineiner Beziehung lebst, hast du keine Pro-bleme. Ich hatte aber damals eine Katzeund einen Hund. Tiere geben ja ganz vielKontakt und Wärme. Dass ich mit ihnenmein eigenens tiefes Bedürfnis nachWärme stillte, war mir überhaupt nichtklar.Die Probleme kamen erst, als sich Nadja,eine junge Frau, in mich verliebte. Mehrals ein Jahr sagte ich ihr: Ich bin Liebe –ich brauche keine Beziehung. Doch siewar hartnäckig und kam immer wieder.Irgendwann sagte sie zu mir: „Es hörtsich alles sehr erleuchtet an, was dusagst – aber gleichzeitig habe ich das Ge-fühl, dass du all diese Wörter benutzt,um dich vor etwas zu schützen.“ Da war ich sehr erschrocken, weil ichmerkte, dass das irgendwie stimmte. Ei-gentlich hatte ich mich die ganzen Jahregegenüber der Welt abgeschirmt. Undich fragte mich: „Was ist das für eine

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hatte geglaubt, die Dunkelheit sei verschwunden. Doch da istdieses Ying-Yang-Phänomen: je mehr Licht, je mehr Dun-kelheit. Die Dunkelheit gehört dazu.

Das klingt ziemlich ernüchternd?Es ist eben ein sehr langer Prozess, der keineswegs mit demersten Erwachen zu Ende ist. Faisal sagt immer: „Wenn dumorgens wach wirst, läufst du auch nicht den ganzen Tagrum und schreist: Ich bin wach, ich bin wach!“ Du bist wachund nach dem Aufwachen kommt das Leben. Tausende sinderwacht, aber das heißt eben nicht, dass die Arbeit zu Endeist. Osho sprach ja oft über den Unterschied zwischen au-thentischer Individualität und geborgter Persönlichkeit. Fai-sal nennt das die „essenzielle Seele“. Die können wir freile-gen, aber das dauert vielleicht ein paar Leben. Der Dalai Lamasagt ja, er arbeite schon seit vierzehn Leben daran und ma-che immer noch täglich seine Übungen. Ich finde das groß-artig, dass so eine große Seele uns das sagt.

Wie ist das heute für dich? Ist dieser Raum des Eins-Sein dirwieder zugänglich?Wieder. Viele Jahre hatte ich Angst davor und sagte mir: Niewieder gehe ich dahin. Heute kann ich mich wieder mit demAbsoluten verbinden.

Und die endgültige Erleuchtung – strebst du sie noch an?Das Thema Erleuchtung beschäftigt mich nicht mehr. Etwasanderes ist mir heute wichtig: Kann ich ein bewusster undliebevoller Mensch sein – mit all meinen Qualitäten und allmeinen Fehlern? Und da merke ich jeden Tag, wie alte Ge-wohnheiten zurückkommen. Das zu sehen – auf eine liebe-volle Weise damit zu sein und sie zu transformieren, das istschon eine Lebensaufgabe.

Wenn heute jemand zu dir in die Gruppe kommt und sagt: Ichhabe meine Probleme so satt! Ich träume von Erleuchtung unddavon, endlich meine Schmerzen los zu sein! Was sagst du ihm?Dann sage ich: Die Schmerzen werden sich erst lösen, wenndu in sie reingehst. Und leider: Es gibt keine Abkürzungen –ich habe sie alle ausprobiert! (lacht) Es ist also kein Witz,wenn die Buddhisten sagen: Der Weg ist das Ziel! Und sowürde ich ihm sagen: Es ist ein sehr langer Weg – doch es istschön, auf dem Weg zu sein und wahrzunehmen, wie sichRäume erweitern. «

www.rani-willems.org

impressionen

Ich bin eins mit allen Dingen –

in ihrer Schönheit, in ihrer Hässlichkeit,

denn was immer ist, dort bin ich.

Ich bin nicht nur ein Partner der Tugend,

sondern auch ein Partner der Sünde.

Bin nicht nur im Himmel, auch die Hölle ist mein.

Buddha, Jesus, Laotse – es ist leicht, deren Erbe zu sein;

Dschingis Khan jedoch, Tamurlan und Hitler?

Auch sie sind in mir!

Nein, nicht nur die Hälfte –

Ich bin die gesamte Menschheit!

Alles, was dem Menschen gehört, gehört mir –

Blüten und Dornen, das Dunkel so gut wie das Licht.

Und wenn mir der Nektar gehört, wem gehört dann das Gift?

Nektar wie Gift – beides ist mein.

Wer immer diese Erfahrung macht, ist für mich religiös.

Denn nur die Qual einer solchen Erfahrung

kann das Leben auf Erden revolutionieren.

OSHO

I am one with all things –

in beauty, in ugliness,

for whatsoever is – there I am.

Not only in virtue

but in sin too I am a partner,

Not only in heaven but hell too is mine.

Buddha, Jesus, Loa Tzu – it is easy to be their heir,

but Genghis, Taimur and Hitler?

There are also within me!

No, not half –

I am the whole of mankind!

Whatsoever is man's is mine –

flowers and thorns, darkness as well as light,

and if nectar is mine, whose is poison?

Nectar and poison – both are mine.

Whoever experiences this I call religious,

for only the anguish of such experience

can revolutionize life on earth.

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