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Vorführung der Oper Bei den Zigeunermädchen Die Oper Bei den Zigeunermädchen von Nicolae Brândus wurde vom Orchester und Chor des rumänischen Funkfernsehens in der Theaterspielzeit 1986-1987 uraufgeführt. Die Oper basiert auf der gleichnamigen Novelle von Mircea Eliade, welche den Komponisten Nicolae Brândus schon in seiner Jugend fasziniert hatte. Die musikalisch-dramatische Entwicklung in Nicolae Brândus Oper unterstreicht die komplexe Dialektik der Situationen, in denen sich der Held, der Klavierlehrer Gavrilescu, befindet. Die Zuhörer begleiten ihn auf der Reise vom Profanen (weltliches, ephemeres Dasein) zum Heiligen (Hieratischen, Vorausgestalteten) und werden von der Musik in die faszinierenden Wirklichkeits- und Traumzonen mitgenommen, welche Gavrilescu durchquert. Jeder Person wird eine besondere instrumentale Klangfarbe/Klangkategorie zugeschrieben. Während der Hauptdarsteller ein imaginäres musikalisches Deutschland verkörpert, durchziehen den Gesang des Zigeunermädchens vielfältige Elemente der rumänischen Volksmusik. Die musikalische Architektur der Oper gründet auf dem "goldenen Schnitt" und den entsprechenden "Fibonacci Zahlen". Der Komponist hat ein auf algorythmischen Grundsätzen basierendes System entwickelt, das mit den Klaviervorspielen und den Szenen der Oper übereinstimmt. Die Oper wurde in Form einer Schnecke entworfen, „ausgehend von einem Kern, darauf aufeinanderfolgend breiter und breiter werdende Zyklen, welche den ganzen sich entwickelnden Prozess schließlich ab- und umschliessen” (Anton Dogaru) Mircea Eliade (1907-1986) rumänischer Gelehrter, eingeschrieben in das Pantheon der Persönlichkeiten der Weltliteratur, zählt zu den originellsten Intellektuellen des XX-sten Jahrhunderts. Er wirkte als Religionshistoriker, Philosoph, Publizist, Prosaschriftsteller und international tätiger Professor, wurde aber auch wegen seiner Menschlichkeit und gutmütigen Persönlichkeit sehr geschätzt. Neben seinen wissenschaftlichen Forschungen ging es ihm immer auch um spirituelle Erfahrungen. „Ständig davon besessen, mittels Mythen, Symbolen und Ritualen << aus der Zeit hinauszugehen>>, konnte Mircea Eliade sein Schicksal dennoch nicht dominieren. So fand er sich damit ab, in seiner Zeit und Geschichte zu leben, und gleichzeitig die Verbindung mit der Unendlichkeit aufrecht zu erhalten”, schreibt sein Biograph Mircea Handoca.

Vorführung der Oper Bei den Zigeunermädchen · PDF filesie 1993 an das Institut für Musikausbildung und Pädagogik Edgar Willems in Lyon. 2004

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Vorführung der Oper Bei den Zigeunermädchen Die Oper Bei den Zigeunermädchen von Nicolae Brândus wurde vom Orchester und Chor des rumänischen Funkfernsehens in der Theaterspielzeit 1986-1987 uraufgeführt. Die Oper basiert auf der gleichnamigen Novelle von Mircea Eliade, welche den Komponisten Nicolae Brândus schon in seiner Jugend fasziniert hatte. Die musikalisch-dramatische Entwicklung in Nicolae Brândus Oper unterstreicht die komplexe Dialektik der Situationen, in denen sich der Held, der Klavierlehrer Gavrilescu, befindet. Die Zuhörer begleiten ihn auf der Reise vom Profanen (weltliches, ephemeres Dasein) zum Heiligen (Hieratischen, Vorausgestalteten) und werden von der Musik in die faszinierenden Wirklichkeits- und Traumzonen mitgenommen, welche Gavrilescu durchquert. Jeder Person wird eine besondere instrumentale Klangfarbe/Klangkategorie zugeschrieben. Während der Hauptdarsteller ein imaginäres musikalisches Deutschland verkörpert, durchziehen den Gesang des Zigeunermädchens vielfältige Elemente der rumänischen Volksmusik. Die musikalische Architektur der Oper gründet auf dem "goldenen Schnitt" und den entsprechenden "Fibonacci Zahlen". Der Komponist hat ein auf algorythmischen Grundsätzen basierendes System entwickelt, das mit den Klaviervorspielen und den Szenen der Oper übereinstimmt. Die Oper wurde in Form einer Schnecke entworfen, „ausgehend von einem Kern, darauf aufeinanderfolgend breiter und breiter werdende Zyklen, welche den ganzen sich entwickelnden Prozess schließlich ab- und umschliessen” (Anton Dogaru)

Mircea Eliade (1907-1986) rumänischer Gelehrter, eingeschrieben in das Pantheon der Persönlichkeiten der Weltliteratur, zählt zu den originellsten Intellektuellen des XX-sten Jahrhunderts. Er wirkte als Religionshistoriker, Philosoph, Publizist, Prosaschriftsteller und international tätiger Professor, wurde aber auch wegen seiner Menschlichkeit und gutmütigen Persönlichkeit sehr geschätzt. Neben seinen wissenschaftlichen Forschungen ging es ihm immer auch um spirituelle Erfahrungen. „Ständig davon besessen, mittels Mythen, Symbolen und Ritualen << aus der Zeit hinauszugehen>>, konnte Mircea Eliade sein Schicksal dennoch nicht dominieren. So fand er sich damit ab, in seiner Zeit und Geschichte zu leben, und gleichzeitig die Verbindung mit der Unendlichkeit aufrecht zu erhalten”, schreibt sein Biograph Mircea Handoca.

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Nicolae Brândus, geboren 1935 in Bukarest, studierte Klavier und Komposition an der Nationalen Musikhochschule Bukarest. Meisterkurse für Neue Musik besuchte er in Darmstadt (1969-1980) und Aix-en-Provence (1979). Er war zunächst Solopianist bei der Philarmonie Ploiesti in Rumänien (1960-1969), dann Professor für Kammermusik an der Nationalen Musikhochschule Bukarest (1969-1988 und 1992-2005) sowie Herausgeber der Zeitschrift “Muzica”. 1985 arbeitete Brandus für die Forschungsabteilung für Musik bei IRCAM-Paris, 1996 komponierte er elektronische Musik für die GMEB in Bourges. Er erhielt u.a. die Ehrenauszeichnung bei dem internationalen Wettbewerb Prince Pierre de Monaco (1973); gewann mehrfach Preise des rumänischen Komponisten- und Musikwissenschaftlerverbandes (1974, 2002, 2005) und des rumänischen Funkfernsehvereins für Oper, Gesang und Sinfonische Musik (1975, 1977) sowie den "George Enescu" Preis der Rumänischen Akademie (Bukarest 2005).

Anca Daniela Mihut (geboren 1968 in Cluj-Napoca) ist Absolventin der Theoretischen Universität (Musikpädagogin/Klavier, 1991) und der Hochschule für Bühnenkunst (Fachrichtung Regie für Musiktheater, 2002) an der Musikakademie Gheorghe Dima aus Cluj. Ein einjähriger Auslandsaufenthalt führte sie 1993 an das Institut für Musikausbildung und Pädagogik Edgar Willems in Lyon. 2004 promovierte sie an der Musikakademie aus Cluj mit der Arbeit Beiträge zur Geschichte des rumänischen Liedes - Eminescuʼs Musikuniversum. Seit 2006 ist sie dort Dozentin für Opernspielleitung, Bühnenkunst und Oper. Während der Spielzeit 2002-2003 wirkte sie als Spielleiterin an der Oper in Konstanz mit. 2006 erhielt sie beim Internationalen Festival Lucian Blaga den Preis für "Originalität der Regieführung". (Cluj).