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Hintergrund Wald Ökologische Waldnutzung statt Vernichtung Die Fantastischen Sieben – Die letzten Urwälder der Erde

Die Fantastischen Sieben – Die letzten Urwälder der Erde...die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt werden! Regierungen und Industrie

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Page 1: Die Fantastischen Sieben – Die letzten Urwälder der Erde...die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt werden! Regierungen und Industrie

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Ökologische Waldnutzung statt Vernichtung

Die Fantastischen Sieben –Die letzten Urwälder der Erde

Alle zwei Sekunden wird ein Urwaldgebiet von der Größe

eines Fußballfeldes zerstört. 80 Prozent aller Urwälder sind bereits

verloren. Greenpeace kämpft für die Rettung der noch verbliebenen

sieben Urwaldgebiete der Welt. Die vorliegende Broschüre prä-

sentiert „Die Fantastischen Sieben“ in ihrer Schönheit und Bedeu-

tung als Lebens- und Kulturraum. Greenpeace appelliert an Indus-

trie und Politik, die letzten Urwälder mit ihrer unermesslichen

Artenvielfalt zu erhalten.

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Greenpeace e.V. 22745 Hamburg Tel. 040/3 06 18-0; Fax. 040/3 06 18-100Email: mail @ greenpeace.de Politische Vertretung Berlin, Chausseestr. 131, 10115 Berlin

Tel. 030 /30 88 99 - 0, Fax 030/30 88 99 -30 Internet: www. greenpeace.de

Greenpeace Österreich/Zentral- und Osteuropa, Siebenbrunnengasse 44, A -1050 Wien;

Email: [email protected]

Greenpeace Schweiz, Heinrichstraße 147, CH - 8005 Zürich;

Email: [email protected]

Greenpeace Luxemburg, 34 Avenue de la Gare, L - 4130 Esch/Alzette;

Email: [email protected]

Page 2: Die Fantastischen Sieben – Die letzten Urwälder der Erde...die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt werden! Regierungen und Industrie

Bedrohter Lebensraum 3

Weltweit sind die Urwälder in Gefahr: Denn seit Jahrzehnten fällt alle

zwei Sekunden ein Gebiet der Größe eines Fußballfeldes Motorsägen, Baggern oder Brand-

rodungen zum Opfer. Von den einstmals 63 Millionen Quadratkilometern unberührten Urwaldes

auf unserem Globus existieren heute nur noch sieben große, zusammenhängende Gebiete.

Diese müssen dringend unter Schutz gestellt werden, wollen die Menschen die Erde nicht

vollends aus dem Gleichgewicht bringen: Denn Bäume regulieren das Klima, filtern Luft, reinigen

Wasser und verhindern Erosion. Mit dem Abholzen der Urwälder verschwinden unzählige

Pflanzen- und Tierarten für immer von der Erde. Ureinwohner verlieren ihren Lebensraum,

allein in Brasilien wurden bereits über 80 Völker ausgelöscht. Noch besteht die Chance,

die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt

werden! Regierungen und Industrie tragen die Verantwortung!

Urwälder sind wahre Schatzkammern,

die den größten Artenreichtum der Erde

beherbergen. Bei den Fantastischen Sieben

handelt es sich um die letzten Urwald-

gebiete der Erde: die Urwälder Nord-

amerikas, den Regenwald am Amazonas,

die Bergwälder Chiles, die letzten Urwäl-

der Europas, den Regenwald Zentral-

afrikas, die Schneewälder Sibiriens und

die Regenwälder Südostasiens.

Millionen Tier- und Pflanzenarten – mögli-cherweise bis zu zwei Drittel aller Lebewesenauf dem Lande – leben in den tropischenRegenwäldern rund um den Äquator. 500Baumarten auf einem Hektar können in denTropen vorkommen. Diese Wälder sind auchfür unzählige Ureinwohner heute noch Hei-mat und Lebensraum.

Der Verlust der biologischen Artenvielfaltist eine der dramatischsten Konsequenzender Urwaldzerstörung. Dabei verschwindenauch zahlreiche Pflanzen, die für medizini-sche Wirkstoffe genutzt werden könnten. Inden nördlichen Urwäldern von Skandina-vien, Russland und Sibirien bis nach Alaskaund Kanada gedeihen unter extremen Klima-verhältnissen bei Temperaturen bis zu minus50 Grad Celsius fast ausschließlich Nadelwäl-der. Die gemäßigten Regenwälder wachsenheute nur noch in Chile, Alaska und Kanada;in der restlichen Welt sind sie ausradiert.

So unterschiedlich ihre Vegetation undArtenvielfalt, eines bleibt allen Wälderngleich: Sie spielen für die Lebensräume derErde eine elementare Rolle. Sie regulierendas Klima, indem sie die Luftfeuchtigkeiterhöhen, Winde bremsen und extreme Klima-verhältnisse wie Hitze, Frost, Trockenheit undSturm abmildern. Sie filtern die Luft, spei-chern und reinigen Wasser und verhindernErosion. Neben dem eigenen, unschätzbarenWert tragen die verbliebenen Urwälder alsoentscheidend zur Stabilisierung der Lebens-grundlagen dieses Planeten bei. Ohne Bäumewäre ein Leben auf der Erde unvorstellbar.

Trotzdem werden Urwälder ununterbro-chen abgeholzt. Rund 120.000 bis 150.000Quadratkilometer Urwald (eine Fläche runddrei Mal so groß wie die Schweiz) verschwin-den jährlich, mit eher steigender Tendenz.Eines der zentralen Anliegen von Greenpeaceist es daher, die weltweit verbliebenen rund20 Prozent der einstigen Urwälder als kom-plexe Ökosysteme und artenreiche Lebens-räume zu erhalten. Damit diese geringe Flä-che an Urwald nicht ganz verschwindet,reicht es nicht aus, allein die Industrie zueiner urwaldfreundlichen Holzbeschaffungzu bewegen, auch die Regierungen müssenendlich für den Urwaldschutz handeln: Mitzusätzlichen Geldern sollte jegliche industrielleNutzung der verbliebenen Urwälder sofortausgesetzt werden. Weiterhin müssten lang-fristige Konzepte für Schutzgebiets- undnachhaltige Nutzgebietszonen umgesetzt werden.

Herausgeber: Greenpeace e.V., Große Elbstr. 39, 22767 Hamburg, Tel. 040/30618-0, Fax: 040/30618-100, Email: [email protected], Politische Vertretung Berlin, Marienstr. 19-20, 10117 Berlin, Telefon:. 030/30 88 99-0, Internet: www.greenpeace.de, Autorin: Inke Suhr, Redaktion: Anja Oeck, Bildredaktion: SonjaUmhang, Produktion: Christiane Bluhm, Birgit Matyssek, Gestaltung: Uschi Peters, Hamburg, V.i.S.d.P.: Martin Kaiser, Foto Titel: A. Dorst/Greenpeace, ClayoquotSound, Kanadischer Regenwald, Druck: Hartung Druck+Medien GmbH, Asbrookdamm 38, 22115 Hamburg, Auflage 60.000 Exemplare, Stand 7/2003.Gedruckt auf 100%-Recyclingpapier. Zur Deckung der Herstellungskosten bitten wir um eine Spende: Postbank Hamburg, BLZ 200 100 20, Konto-Nr. 97 338-207

Regenwälder spielen für

die Regulation des Klimas

eine entscheidende Rolle.

Kahlschlag – totale Abholzung

ist ein gängiges Vorgehen

der Holzkonzerne.

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InhaltsverzeichnisUrwald: bedrohter Lebens- und Kulturraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 3

Rettet die Fantastischen Sieben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 4

Die letzten Urwälder Nordamerikas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 6

Der Regenwald am Amazonas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 8

Die Bergwälder Chiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.10

Die letzten Urwälder Europas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.12

Der Regenwald Zentralafrikas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.14

Die Schneewälder Sibiriens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.16

Die Regenwälder Südostasiens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.18

Urwälder im globalen Klimawandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.20

Vernünftiger Umgang mit Wald ist möglich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.22

Greenpeace: Aktiv für den Erhalt der Urwälder . . . . . . . . . . . . . . . . .S.24

Urwald: bedrohter Lebens- und Kulturraum

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Bedrohter Lebensraum 3

Weltweit sind die Urwälder in Gefahr: Denn seit Jahrzehnten fällt alle

zwei Sekunden ein Gebiet der Größe eines Fußballfeldes Motorsägen, Baggern oder Brand-

rodungen zum Opfer. Von den einstmals 63 Millionen Quadratkilometern unberührten Urwaldes

auf unserem Globus existieren heute nur noch sieben große, zusammenhängende Gebiete.

Diese müssen dringend unter Schutz gestellt werden, wollen die Menschen die Erde nicht

vollends aus dem Gleichgewicht bringen: Denn Bäume regulieren das Klima, filtern Luft, reinigen

Wasser und verhindern Erosion. Mit dem Abholzen der Urwälder verschwinden unzählige

Pflanzen- und Tierarten für immer von der Erde. Ureinwohner verlieren ihren Lebensraum,

allein in Brasilien wurden bereits über 80 Völker ausgelöscht. Noch besteht die Chance,

die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt

werden! Regierungen und Industrie tragen die Verantwortung!

Urwälder sind wahre Schatzkammern,

die den größten Artenreichtum der Erde

beherbergen. Bei den Fantastischen Sieben

handelt es sich um die letzten Urwald-

gebiete der Erde: die Urwälder Nord-

amerikas, den Regenwald am Amazonas,

die Bergwälder Chiles, die letzten Urwäl-

der Europas, den Regenwald Zentral-

afrikas, die Schneewälder Sibiriens und

die Regenwälder Südostasiens.

Millionen Tier- und Pflanzenarten – mögli-cherweise bis zu zwei Drittel aller Lebewesenauf dem Lande – leben in den tropischenRegenwäldern rund um den Äquator. 500Baumarten auf einem Hektar können in denTropen vorkommen. Diese Wälder sind auchfür unzählige Ureinwohner heute noch Hei-mat und Lebensraum.

Der Verlust der biologischen Artenvielfaltist eine der dramatischsten Konsequenzender Urwaldzerstörung. Dabei verschwindenauch zahlreiche Pflanzen, die für medizini-sche Wirkstoffe genutzt werden könnten. Inden nördlichen Urwäldern von Skandina-vien, Russland und Sibirien bis nach Alaskaund Kanada gedeihen unter extremen Klima-verhältnissen bei Temperaturen bis zu minus50 Grad Celsius fast ausschließlich Nadelwäl-der. Die gemäßigten Regenwälder wachsenheute nur noch in Chile, Alaska und Kanada;in der restlichen Welt sind sie ausradiert.

So unterschiedlich ihre Vegetation undArtenvielfalt, eines bleibt allen Wälderngleich: Sie spielen für die Lebensräume derErde eine elementare Rolle. Sie regulierendas Klima, indem sie die Luftfeuchtigkeiterhöhen, Winde bremsen und extreme Klima-verhältnisse wie Hitze, Frost, Trockenheit undSturm abmildern. Sie filtern die Luft, spei-chern und reinigen Wasser und verhindernErosion. Neben dem eigenen, unschätzbarenWert tragen die verbliebenen Urwälder alsoentscheidend zur Stabilisierung der Lebens-grundlagen dieses Planeten bei. Ohne Bäumewäre ein Leben auf der Erde unvorstellbar.

Trotzdem werden Urwälder ununterbro-chen abgeholzt. Rund 120.000 bis 150.000Quadratkilometer Urwald (eine Fläche runddrei Mal so groß wie die Schweiz) verschwin-den jährlich, mit eher steigender Tendenz.Eines der zentralen Anliegen von Greenpeaceist es daher, die weltweit verbliebenen rund20 Prozent der einstigen Urwälder als kom-plexe Ökosysteme und artenreiche Lebens-räume zu erhalten. Damit diese geringe Flä-che an Urwald nicht ganz verschwindet,reicht es nicht aus, allein die Industrie zueiner urwaldfreundlichen Holzbeschaffungzu bewegen, auch die Regierungen müssenendlich für den Urwaldschutz handeln: Mitzusätzlichen Geldern sollte jegliche industrielleNutzung der verbliebenen Urwälder sofortausgesetzt werden. Weiterhin müssten lang-fristige Konzepte für Schutzgebiets- undnachhaltige Nutzgebietszonen umgesetzt werden.

Herausgeber: Greenpeace e.V., Große Elbstr. 39, 22767 Hamburg, Tel. 040/30618-0, Fax: 040/30618-100, Email: [email protected], Politische Vertretung Berlin, Marienstr. 19-20, 10117 Berlin, Telefon:. 030/30 88 99-0, Internet: www.greenpeace.de, Autorin: Inke Suhr, Redaktion: Anja Oeck, Bildredaktion: SonjaUmhang, Produktion: Christiane Bluhm, Birgit Matyssek, Gestaltung: Uschi Peters, Hamburg, V.i.S.d.P.: Martin Kaiser, Foto Titel: A. Dorst/Greenpeace, ClayoquotSound, Kanadischer Regenwald, Druck: Hartung Druck+Medien GmbH, Asbrookdamm 38, 22115 Hamburg, Auflage 60.000 Exemplare, Stand 7/2003.Gedruckt auf 100%-Recyclingpapier. Zur Deckung der Herstellungskosten bitten wir um eine Spende: Postbank Hamburg, BLZ 200 100 20, Konto-Nr. 97 338-207

Regenwälder spielen für

die Regulation des Klimas

eine entscheidende Rolle.

Kahlschlag – totale Abholzung

ist ein gängiges Vorgehen

der Holzkonzerne.

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InhaltsverzeichnisUrwald: bedrohter Lebens- und Kulturraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 3

Rettet die Fantastischen Sieben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 4

Die letzten Urwälder Nordamerikas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 6

Der Regenwald am Amazonas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 8

Die Bergwälder Chiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.10

Die letzten Urwälder Europas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.12

Der Regenwald Zentralafrikas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.14

Die Schneewälder Sibiriens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.16

Die Regenwälder Südostasiens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.18

Urwälder im globalen Klimawandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.20

Vernünftiger Umgang mit Wald ist möglich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.22

Greenpeace: Aktiv für den Erhalt der Urwälder . . . . . . . . . . . . . . . . .S.24

Urwald: bedrohter Lebens- und Kulturraum

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beispielsweise mit dem sogenannten Ent-wicklungsprogramm „Avança Brasil“ einenInfrastrukturausbau, der zur Folge habenkönnte, dass bereits in zwanzig Jahren 42Prozent des brasilianischen Amazonasgebie-tes komplett entwaldet sind.

In vielen Ländern wie Ecuador und Russ-land fördern Mineralölkonzerne seit Jahrzehn-ten Öl, ohne sich um Umweltauflagen zu küm-mern. Giftige Chemikalien-Schlämme und Ölverseuchen den Urwald nicht nur an den Bohr-löchern. Die einheimische Bevölkerung hat beider Vergabe von derartigen Konzessionen fürÖlförderung oder Holzeinschlag kaum Mit-spracherecht, obwohl sie die dramatischen Fol-gen als erste zu spüren bekommt. Ihre Protes-te bleiben meist wirkungslos. Mit dem Abhol-zen der Urwälder, mit denen die Ureinwohnerseit Jahrtausenden im Einklang gelebt haben,schwinden ihre Lebensgrundlagen täglich.

Im Norden machen Kahlschläge mit denNaturparadiesen kurzen Prozess. Am stärks-ten betroffen sind die Wälder der USA,Kanadas, Skandinaviens und Sibiriens. EinGroßteil des dort eingeschlagenen Holzeswird zu Zellstoff verkocht und endet dannals Papier. Von großen Papierfirmen wirddies beispielsweise an Zeitschriftenverlage,Versandhäuser, die Werbebranche oder die

chemische Industrie weiterverkauft. DieKonzerne befriedigen damit die immer nochsteigende Gier nach Papier auf dem west-lichen Markt, während der Absatz von Altpa-pierprodukten zurückgeht. Deutschland istnach den USA und Japan der drittgrößteHolzverbraucher der Welt. In der Europäi-schen Union ist Holz das zweitwichtigsteImportgut nach Rohöl.

Rettet die Fantastischen Sieben 54 Rettet die Fantastischen Sieben

Rettet die Fantastischen Sieben

Waldzerstörung gehört weltweit zu den

größten von Menschen verursachten

Eingriffen in die Natur. Sie ist sogar aus

dem Weltall erkennbar. Nicht nur das

schleichende Waldsterben durch

Verschmutzung und Klimaveränderungen,

sondern besonders das massive Abholzen

bedroht die Urwälder heute: Noch nie

in der Geschichte wurden weltweit so

viele Wälder kahl geschlagen, verbrannt,

vergiftet und verwüstet wie heute.

Noch gibt es auf der Erde 13,5 MillionenQuadratkilometer Urwald, die bisher nichtden Kettensägen zum Opfer gefallen sind.Dies entspricht nur noch sieben Prozent derErdoberfläche und nur einem Fünftel der ur-sprünglichen Urwaldfläche. Rund 80 Prozentwurden also bereits zerstört. Und weiterhinwird alle zwei Sekunden ein Urwaldgebietvon der Größe eines Fußballfeldes vernichtet.

Jeden Tag werden neue Urwaldflächenangegriffen. Verantwortlich für die Zerstö-rung sind vor allem die Industrienationen:USA, Japan und die Europäische Union mitDeutschland an der Spitze. In diesen Län-dern werden immense Holz-, Papier- undZellstoffmengen verbraucht, und von dortaus agieren Konzerne, die aus den letztenReichtümern der Natur ihren Profit schla-gen. Verschuldung, Korruption und unge-rechte Landverteilung in den Entwicklungs-ländern tragen zur Urwaldzerstörung bei,lenken jedoch häufig von der hauptverant-wortlichen Holzindustrie ab.

Für die tropischen Regenwälder ist derindustrielle Holzeinschlag die größte Bedro-hung. Staatliche Kontrollen gibt es kaum,kriminelle Praktiken sind die Regel. DieBaumriesen werden in die USA, nach Japanoder Europa abtransportiert und landen inMöbelstücken, Sperrholzplatten oder Beton-verschalungen. Ebenso fallen riesige Wald-flächen der Ölförderung, dem Staudamm-und Bergbau sowie Brandrodungen zumOpfer. So plant die brasilianische Regierung

Urwälder sind die noch verbliebenen, naturbelasse-

nen Waldgebiete der Erde, die sich in Tausenden von

Jahren entwickelt und bis heute erhalten haben. Es

gibt dort weder Straßen, Siedlungen oder Pipelines

noch kommerziellen Holzeinschlag oder Abbau

von Bodenschätzen. In solchen Gebieten ist Platz für

Waldvölker, die im und mit dem Wald leben, dort

jagen oder Nahrungsmittel anbauen. Auch Wald-

brände gehören in bestimmtem Umfang zum Lebens-

raum Urwald.

Greenpeace geht bei einem intakten Urwald, der

groß genug ist, um lebensfähige Populationen aller

ursprünglichen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten,

von einer Mindestgröße von 500 Quadratkilometern

aus. Das ist eine Waldfläche mit einem Durchmesser

von 22 Kilometern oder einer Fläche von zehn mal

50 Kilometern. Während intakte Waldgebiete solcher

Größe in West- und Mitteleuropa völlig verschwun-

den sind, gibt es beispielsweise am Amazonas oder

in Sibirien noch größere unberührte Flächen.

Was ist ein Urwald?

Fast die gesamte Ausfuhr des Holzes aus

den Fantastischen Sieben geht in die USA,

nach Westeuropa, Japan und China

Druck- und Büropapiere

Papier

Insgesamt 47,5%

Verpackung

Wofür wird Holz in Deutschland verwendet?*

Hygiene

Spezialpapiere

Verbrennung

Holz

Insgesamt 52,5%

Baumaterialien

Möbel

Verpackung

Restnach Japan

aus Südostasien

nach Japan

aus Kanada

nach USA

aus Chile

Welthandel mit Holz: Exportrouten

Durch den weltweit stei-

genden Bedarf an Holz

wird der Wald zur Ware.

* Grafik nach groben

Schätzungen von

Greenpeace (auf Grund

schlechter Datenlage)

Page 5: Die Fantastischen Sieben – Die letzten Urwälder der Erde...die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt werden! Regierungen und Industrie

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beispielsweise mit dem sogenannten Ent-wicklungsprogramm „Avança Brasil“ einenInfrastrukturausbau, der zur Folge habenkönnte, dass bereits in zwanzig Jahren 42Prozent des brasilianischen Amazonasgebie-tes komplett entwaldet sind.

In vielen Ländern wie Ecuador und Russ-land fördern Mineralölkonzerne seit Jahrzehn-ten Öl, ohne sich um Umweltauflagen zu küm-mern. Giftige Chemikalien-Schlämme und Ölverseuchen den Urwald nicht nur an den Bohr-löchern. Die einheimische Bevölkerung hat beider Vergabe von derartigen Konzessionen fürÖlförderung oder Holzeinschlag kaum Mit-spracherecht, obwohl sie die dramatischen Fol-gen als erste zu spüren bekommt. Ihre Protes-te bleiben meist wirkungslos. Mit dem Abhol-zen der Urwälder, mit denen die Ureinwohnerseit Jahrtausenden im Einklang gelebt haben,schwinden ihre Lebensgrundlagen täglich.

Im Norden machen Kahlschläge mit denNaturparadiesen kurzen Prozess. Am stärks-ten betroffen sind die Wälder der USA,Kanadas, Skandinaviens und Sibiriens. EinGroßteil des dort eingeschlagenen Holzeswird zu Zellstoff verkocht und endet dannals Papier. Von großen Papierfirmen wirddies beispielsweise an Zeitschriftenverlage,Versandhäuser, die Werbebranche oder die

chemische Industrie weiterverkauft. DieKonzerne befriedigen damit die immer nochsteigende Gier nach Papier auf dem west-lichen Markt, während der Absatz von Altpa-pierprodukten zurückgeht. Deutschland istnach den USA und Japan der drittgrößteHolzverbraucher der Welt. In der Europäi-schen Union ist Holz das zweitwichtigsteImportgut nach Rohöl.

Rettet die Fantastischen Sieben 54 Rettet die Fantastischen Sieben

Rettet die Fantastischen Sieben

Waldzerstörung gehört weltweit zu den

größten von Menschen verursachten

Eingriffen in die Natur. Sie ist sogar aus

dem Weltall erkennbar. Nicht nur das

schleichende Waldsterben durch

Verschmutzung und Klimaveränderungen,

sondern besonders das massive Abholzen

bedroht die Urwälder heute: Noch nie

in der Geschichte wurden weltweit so

viele Wälder kahl geschlagen, verbrannt,

vergiftet und verwüstet wie heute.

Noch gibt es auf der Erde 13,5 MillionenQuadratkilometer Urwald, die bisher nichtden Kettensägen zum Opfer gefallen sind.Dies entspricht nur noch sieben Prozent derErdoberfläche und nur einem Fünftel der ur-sprünglichen Urwaldfläche. Rund 80 Prozentwurden also bereits zerstört. Und weiterhinwird alle zwei Sekunden ein Urwaldgebietvon der Größe eines Fußballfeldes vernichtet.

Jeden Tag werden neue Urwaldflächenangegriffen. Verantwortlich für die Zerstö-rung sind vor allem die Industrienationen:USA, Japan und die Europäische Union mitDeutschland an der Spitze. In diesen Län-dern werden immense Holz-, Papier- undZellstoffmengen verbraucht, und von dortaus agieren Konzerne, die aus den letztenReichtümern der Natur ihren Profit schla-gen. Verschuldung, Korruption und unge-rechte Landverteilung in den Entwicklungs-ländern tragen zur Urwaldzerstörung bei,lenken jedoch häufig von der hauptverant-wortlichen Holzindustrie ab.

Für die tropischen Regenwälder ist derindustrielle Holzeinschlag die größte Bedro-hung. Staatliche Kontrollen gibt es kaum,kriminelle Praktiken sind die Regel. DieBaumriesen werden in die USA, nach Japanoder Europa abtransportiert und landen inMöbelstücken, Sperrholzplatten oder Beton-verschalungen. Ebenso fallen riesige Wald-flächen der Ölförderung, dem Staudamm-und Bergbau sowie Brandrodungen zumOpfer. So plant die brasilianische Regierung

Urwälder sind die noch verbliebenen, naturbelasse-

nen Waldgebiete der Erde, die sich in Tausenden von

Jahren entwickelt und bis heute erhalten haben. Es

gibt dort weder Straßen, Siedlungen oder Pipelines

noch kommerziellen Holzeinschlag oder Abbau

von Bodenschätzen. In solchen Gebieten ist Platz für

Waldvölker, die im und mit dem Wald leben, dort

jagen oder Nahrungsmittel anbauen. Auch Wald-

brände gehören in bestimmtem Umfang zum Lebens-

raum Urwald.

Greenpeace geht bei einem intakten Urwald, der

groß genug ist, um lebensfähige Populationen aller

ursprünglichen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten,

von einer Mindestgröße von 500 Quadratkilometern

aus. Das ist eine Waldfläche mit einem Durchmesser

von 22 Kilometern oder einer Fläche von zehn mal

50 Kilometern. Während intakte Waldgebiete solcher

Größe in West- und Mitteleuropa völlig verschwun-

den sind, gibt es beispielsweise am Amazonas oder

in Sibirien noch größere unberührte Flächen.

Was ist ein Urwald?

Fast die gesamte Ausfuhr des Holzes aus

den Fantastischen Sieben geht in die USA,

nach Westeuropa, Japan und China

Druck- und Büropapiere

Papier

Insgesamt 47,5%

Verpackung

Wofür wird Holz in Deutschland verwendet?*

Hygiene

Spezialpapiere

Verbrennung

Holz

Insgesamt 52,5%

Baumaterialien

Möbel

Verpackung

Restnach Japan

aus Südostasien

nach Japan

aus Kanada

nach USA

aus Chile

Welthandel mit Holz: Exportrouten

Durch den weltweit stei-

genden Bedarf an Holz

wird der Wald zur Ware.

* Grafik nach groben

Schätzungen von

Greenpeace (auf Grund

schlechter Datenlage)

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Die letzten UrwälderNordamerikas

Rund zwei Drittel der in Kanada vorkom-

menden 140.000 Arten von Pflanzen,

Tieren und Mikroorganismen sind an den

Urwald als Lebensraum gebunden. Einer

der letzten gemäßigten Regenwälder

befindet sich an der südlichen kanadischen

Westküste in British Columbia. Dort

stehen tausendjährige Zedern und Sitka-

Fichten von 90 Metern Höhe.

Endlose Nadelwälder schließen an die baum-lose Tundra im Norden des amerikanischenKontinents an, eine Landschaft mit knappenNahrungsressourcen, harten Wintern undkurzen Sommern. Die frühen Siedler in die-sem Gebiet – Stämme der Eyak oder Chugachin Alaska oder der Inuit Kanadas – wohntenan den fischreichen Flüssen und Seen, gin-gen zur Jagd und sammelten Beeren undAhornsirup. Die Erkundung weiter Teile die-ser Landschaft erfolgte durch den Pelzhandelmit den Europäern, als die Jäger immer wei-ter in die Wälder eindrangen, um mehr Biberund Wölfe zu erlegen.

Kanada gehört noch immer zu den wald-und artenreichsten Gebieten der Erde. Schät-zungsweise zwei Drittel der hier vorkommen-

den 140.000 Arten von Pflanzen, Tieren undMikroorganismen sind an den Urwald alsLebensraum gebunden, viele von ihnen wis-senschaftlich kaum erforscht. Auch heutenoch durchstreifen Grizzlybären, Pumas undWölfe die Weiten des ehemaligen Indianer-lands. Zwar leben hier noch immer die meis-ten der insgesamt eine Million kanadischenUreinwohner, 80 Prozent von ihnen jedochin Reservaten. Viele haben die Rechte anihrem Land nie aufgegeben und kämpfengegen die rücksichtslose Ausbeutung derWälder. Um Zellstoff zur Papierherstellungzu gewinnen, schlagen Holzkonzerne ganzeLandschaften kahl, Bodenerosion und Ver-schlammung der Flüsse sind die Folgen.

Einer der letzten unversehrten gemäßig-ten Regenwälder befindet sich weiter südlichan der kanadischen Westküste in BritishColumbia. Hier wird die feuchte Meeresluftan den Gipfeln des Küstengebirges zum Auf-steigen gezwungen; Wolken regnen sich ab.In dem rund 30.000 Quadratkilometer um-fassenden Urwald stehen tausendjährige Zedern und Sitka-Fichten von 90 MeternHöhe. Hier leben Grizzly- und Schwarzbären,deren natürlicher Lebensraum in den benach-barten USA bereits fast vollig zerstört wurde.Und nur hier gibt es den weißen Kermode-oder Spirit-Bären, eine seltene Unterart desSchwarzbären. Mit dem Einzug der Europäer

begann auch hier der Raubbauan der Natur, und er hält unver-mindert an. Waren es früherWalfänger, Pelzhändler und Berg-baufirmen, die sich hemmungs-los bedienten, sind es heuteHolzkonzerne, die den einzigar-tigen Lebensraum entlang derkanadischen Pazifikküste ver-wüsten und für immer zerstören.

Kleine Erfolge wirken dieserEntwicklung entgegen: Nach-dem Greenpeace jahrelang fürden Schutz des Great Bear-Regenwaldes an der WestküsteKanadas gekämpft hat, einigtensich Umweltorganisationen, dieRegierung von British Columbiaund Holzkonzerne im April

2001 darauf, rund 16.000 Quadratkilometerdieses Urwaldgebiets unter vorläufigenSchutz zu stellen. Seitdem wird an einemökologischen Schutz- und Nutzungskonzeptfür dieses Gebiet gearbeitet. Trotzdem sinddie gemäßigten Regenwälder nicht außerGefahr: Die Bedrohung durch die Holzindus-trie geht weiter.

In den USA ist der Raubbau an der Naturnoch weiter fortgeschritten als in Kanada:Hier sind 94 Prozent des ursprünglichenWaldes bereits abgeholzt. Hauptsächlich imSchutze der Rocky Mountains konnten sichwenige Urwälder in die Gegenwart hinüberretten. In einigen leben, wie zum Beispiel imNorden von Kalifornien, noch indianischeVölker wie die Hupa und Yurok. Von denkümmerlichen Resten der einst riesigen Wäl-der stehen 85 Prozent bereits im Visier derHolzkonzerne und Energieversorger, die hierRohstoffe gewinnen wollen. Hoffnungen aufstaatlichen Umweltschutz haben sich nachder US-Präsidentenwahl im Jahr 2001 zer-schlagen: umso mehr, weil sich die USA weigern, die „Konvention über biologischeVielfalt“ der Vereinten Nationen zu unter-schreiben, also die Selbstverpflichtung derLänder zum Erhalt der biologischen Vielfalt.

Auf dem gesamten nordamerikanischenKontinent zerstörten Holzkonzerne allein von1990 bis 2000 mindestens 123.000 Quadrat-kilometer Urwald – das entspricht drei Malder Fläche der Schweiz. Die geschützten Ge-biete vergrößerten sich im gleichen Zeitraumnur von knapp sieben auf elf Prozent undumfassen größtenteils noch nicht einmal diewertvollsten Urwaldgebiete, sondern meistnur Fels- und Eisflächen: eine schlechte Bilanz

für zwei der acht reichsten Wirtschaftsnatio-nen der Erde. Eben jene reichen Nationenhatten sich 1997 verpflichtet, gegen illegaleAbholzung vorzugehen, und haben diesenEntschluss auch bei den G8-Gipfeln in denJahren 1999 und 2000 bekräftigt. Kanada undinsbesondere die USA zerstören jedoch wei-terhin die Urwälder auf ihrem Territoriumund importieren Holz aus Ländern, in deneneine Kontrolle der Holzindustrie nicht gege-ben ist – zum Beispiel aus dem Amazonas.

Urwälder Nordamerikas 76 Urwälder Nordamerikas

< In ihrer Heimat sind

die Nuxalk-Indianer

mit den Folgen des

Einschlags konfrontiert.

Nordamerika ist auch die Heimat des Wolfes,

früher eines der am weitesten verbreiteten

Säugetiere der Erde. Heute wird der Bestand

in Nordamerika nur noch auf knapp 80.000

Tiere geschätzt. Es fehlen Waldkorridore als

Wanderrouten und große, zusammenhän-

gende Urwaldgebiete als Rückzugsraum.

Ureinwohner Nordamerikas bewunderten

die Jagdtechnik der Wölfe, die eine Art

Aufgabenverteilung auszeichnet: Die Wölfe

lösen sich bei der Jagd an geeigneter Stelle

untereinander ab, wiederum andere greifen

zusätzlich von der Seite an, um ein bestimm-

tes Tier von der flüchtenden Herde zu tren-

nen. Eine so raffinierte Leistung können

sonst nur menschliche Jäger vollbringen. Bei

vielen Stämmen war die Jagd auf den Wolf

daher tabu.

In vielen alten Kulturen war der Wolf den

Menschen so sympathisch, dass sie Wolfs-

junge zähmten. Da Wölfe wie Menschen

in Familienverbänden leben, in denen auf

Schwache und Junge Rücksicht genommen

wird, passen sich die Jungwölfe gut in die

neue Gruppe ein. In Europa ist der „böse

Wolf“ eine Erfindung des beginnenden

Mittelalters; er wurde als Gefolgstier des

germanischen Gottes Wotan verteufelt.

Der Wolf

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Noch sind die Täler von

Kanadas Great Bear-

Regenwald am Johnston-

Fluss unberührt.

Page 7: Die Fantastischen Sieben – Die letzten Urwälder der Erde...die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt werden! Regierungen und Industrie

Die letzten UrwälderNordamerikas

Rund zwei Drittel der in Kanada vorkom-

menden 140.000 Arten von Pflanzen,

Tieren und Mikroorganismen sind an den

Urwald als Lebensraum gebunden. Einer

der letzten gemäßigten Regenwälder

befindet sich an der südlichen kanadischen

Westküste in British Columbia. Dort

stehen tausendjährige Zedern und Sitka-

Fichten von 90 Metern Höhe.

Endlose Nadelwälder schließen an die baum-lose Tundra im Norden des amerikanischenKontinents an, eine Landschaft mit knappenNahrungsressourcen, harten Wintern undkurzen Sommern. Die frühen Siedler in die-sem Gebiet – Stämme der Eyak oder Chugachin Alaska oder der Inuit Kanadas – wohntenan den fischreichen Flüssen und Seen, gin-gen zur Jagd und sammelten Beeren undAhornsirup. Die Erkundung weiter Teile die-ser Landschaft erfolgte durch den Pelzhandelmit den Europäern, als die Jäger immer wei-ter in die Wälder eindrangen, um mehr Biberund Wölfe zu erlegen.

Kanada gehört noch immer zu den wald-und artenreichsten Gebieten der Erde. Schät-zungsweise zwei Drittel der hier vorkommen-

den 140.000 Arten von Pflanzen, Tieren undMikroorganismen sind an den Urwald alsLebensraum gebunden, viele von ihnen wis-senschaftlich kaum erforscht. Auch heutenoch durchstreifen Grizzlybären, Pumas undWölfe die Weiten des ehemaligen Indianer-lands. Zwar leben hier noch immer die meis-ten der insgesamt eine Million kanadischenUreinwohner, 80 Prozent von ihnen jedochin Reservaten. Viele haben die Rechte anihrem Land nie aufgegeben und kämpfengegen die rücksichtslose Ausbeutung derWälder. Um Zellstoff zur Papierherstellungzu gewinnen, schlagen Holzkonzerne ganzeLandschaften kahl, Bodenerosion und Ver-schlammung der Flüsse sind die Folgen.

Einer der letzten unversehrten gemäßig-ten Regenwälder befindet sich weiter südlichan der kanadischen Westküste in BritishColumbia. Hier wird die feuchte Meeresluftan den Gipfeln des Küstengebirges zum Auf-steigen gezwungen; Wolken regnen sich ab.In dem rund 30.000 Quadratkilometer um-fassenden Urwald stehen tausendjährige Zedern und Sitka-Fichten von 90 MeternHöhe. Hier leben Grizzly- und Schwarzbären,deren natürlicher Lebensraum in den benach-barten USA bereits fast vollig zerstört wurde.Und nur hier gibt es den weißen Kermode-oder Spirit-Bären, eine seltene Unterart desSchwarzbären. Mit dem Einzug der Europäer

begann auch hier der Raubbauan der Natur, und er hält unver-mindert an. Waren es früherWalfänger, Pelzhändler und Berg-baufirmen, die sich hemmungs-los bedienten, sind es heuteHolzkonzerne, die den einzigar-tigen Lebensraum entlang derkanadischen Pazifikküste ver-wüsten und für immer zerstören.

Kleine Erfolge wirken dieserEntwicklung entgegen: Nach-dem Greenpeace jahrelang fürden Schutz des Great Bear-Regenwaldes an der WestküsteKanadas gekämpft hat, einigtensich Umweltorganisationen, dieRegierung von British Columbiaund Holzkonzerne im April

2001 darauf, rund 16.000 Quadratkilometerdieses Urwaldgebiets unter vorläufigenSchutz zu stellen. Seitdem wird an einemökologischen Schutz- und Nutzungskonzeptfür dieses Gebiet gearbeitet. Trotzdem sinddie gemäßigten Regenwälder nicht außerGefahr: Die Bedrohung durch die Holzindus-trie geht weiter.

In den USA ist der Raubbau an der Naturnoch weiter fortgeschritten als in Kanada:Hier sind 94 Prozent des ursprünglichenWaldes bereits abgeholzt. Hauptsächlich imSchutze der Rocky Mountains konnten sichwenige Urwälder in die Gegenwart hinüberretten. In einigen leben, wie zum Beispiel imNorden von Kalifornien, noch indianischeVölker wie die Hupa und Yurok. Von denkümmerlichen Resten der einst riesigen Wäl-der stehen 85 Prozent bereits im Visier derHolzkonzerne und Energieversorger, die hierRohstoffe gewinnen wollen. Hoffnungen aufstaatlichen Umweltschutz haben sich nachder US-Präsidentenwahl im Jahr 2001 zer-schlagen: umso mehr, weil sich die USA weigern, die „Konvention über biologischeVielfalt“ der Vereinten Nationen zu unter-schreiben, also die Selbstverpflichtung derLänder zum Erhalt der biologischen Vielfalt.

Auf dem gesamten nordamerikanischenKontinent zerstörten Holzkonzerne allein von1990 bis 2000 mindestens 123.000 Quadrat-kilometer Urwald – das entspricht drei Malder Fläche der Schweiz. Die geschützten Ge-biete vergrößerten sich im gleichen Zeitraumnur von knapp sieben auf elf Prozent undumfassen größtenteils noch nicht einmal diewertvollsten Urwaldgebiete, sondern meistnur Fels- und Eisflächen: eine schlechte Bilanz

für zwei der acht reichsten Wirtschaftsnatio-nen der Erde. Eben jene reichen Nationenhatten sich 1997 verpflichtet, gegen illegaleAbholzung vorzugehen, und haben diesenEntschluss auch bei den G8-Gipfeln in denJahren 1999 und 2000 bekräftigt. Kanada undinsbesondere die USA zerstören jedoch wei-terhin die Urwälder auf ihrem Territoriumund importieren Holz aus Ländern, in deneneine Kontrolle der Holzindustrie nicht gege-ben ist – zum Beispiel aus dem Amazonas.

Urwälder Nordamerikas 76 Urwälder Nordamerikas

< In ihrer Heimat sind

die Nuxalk-Indianer

mit den Folgen des

Einschlags konfrontiert.

Nordamerika ist auch die Heimat des Wolfes,

früher eines der am weitesten verbreiteten

Säugetiere der Erde. Heute wird der Bestand

in Nordamerika nur noch auf knapp 80.000

Tiere geschätzt. Es fehlen Waldkorridore als

Wanderrouten und große, zusammenhän-

gende Urwaldgebiete als Rückzugsraum.

Ureinwohner Nordamerikas bewunderten

die Jagdtechnik der Wölfe, die eine Art

Aufgabenverteilung auszeichnet: Die Wölfe

lösen sich bei der Jagd an geeigneter Stelle

untereinander ab, wiederum andere greifen

zusätzlich von der Seite an, um ein bestimm-

tes Tier von der flüchtenden Herde zu tren-

nen. Eine so raffinierte Leistung können

sonst nur menschliche Jäger vollbringen. Bei

vielen Stämmen war die Jagd auf den Wolf

daher tabu.

In vielen alten Kulturen war der Wolf den

Menschen so sympathisch, dass sie Wolfs-

junge zähmten. Da Wölfe wie Menschen

in Familienverbänden leben, in denen auf

Schwache und Junge Rücksicht genommen

wird, passen sich die Jungwölfe gut in die

neue Gruppe ein. In Europa ist der „böse

Wolf“ eine Erfindung des beginnenden

Mittelalters; er wurde als Gefolgstier des

germanischen Gottes Wotan verteufelt.

Der Wolf

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Noch sind die Täler von

Kanadas Great Bear-

Regenwald am Johnston-

Fluss unberührt.

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Regenwald Amazonas 98 Regenwald Amazonas

Der Regenwald am Amazonas

Der Regenwald am Amazonas ist der größ-

te noch intakte Regenwald dieser Erde.

Aber auch er ist massiv bedroht, wenn die

Abholzung wie bisher oder sogar immer

schneller voranschreitet. Die brasilianische

Umweltbehörde kann bei den riesigen

Gebieten kaum gegen international agie-

rende Holzkonzerne vorgehen – mit dem

Ergebnis, dass illegal eingeschlagen wird.

Lianenumschlungene Baumriesen, zugewu-cherte Wasserflächen und ein unentwegtesZwitschern und Flattern, Gekreisch undGeschlängel: Der Amazonas-Regenwald istmit über 60.000 Pflanzen-, 1.000 Vogel- undmehr als 300 Säugetierarten Sinnbild desüppigen Tropenwaldes. In seinen verschlun-genen Flussläufen tummeln sich über 2.000Fischarten und sogar Säugetiere wie derscheue Amazonas-Delfin und der ebenfalls

nur im Amazonas lebende Riesenotter. EineArtenvielfalt, bei der Ökologen, Naturliebha-ber und neuerdings auch Vertreter der Phar-makonzerne glänzende Augen bekommen.

Trotz seiner natürlichen Schätze ist die-ses Gebiet gefährdet wie noch nie: Zwischen1990 und 1995 fielen 128.000 Quadratkilo-meter Tropenwald den Kettensägen zum Op-fer, was ungefähr der gemeinsamen Flächevon Österreich, der Schweiz und Luxemburgentspricht. Von August 2001 bis August 2002wurden 25.500 Quadratkilometer Urwald ab-geholzt, im Vergleich zu den 70er und 80erJahren ein Anstieg um 40 Prozent. In Amazo-nien wurde bereits eine Fläche der GrößeFrankreichs entwaldet und zur Rinderzucht,zum Soja- und Reisanbau umfunktioniert.Nur 4,4 Prozent seiner Fläche hat Brasilien,das 1992 in Rio eine der größten Umwelt-konferenzen aller Zeiten abhielt, seitdem fürden Naturschutz ausgewiesen.

Noch ist eine Fläche so groß wie Westeu-ropa von Dschungel bedeckt, aber ungestörtist das fragile Gleichgewicht aus abgestorbe-nen Pflanzenteilen und lebender Vegetation,welches den üppigen Bewuchs auf denunfruchtbaren Böden der Tropen erst mög-lich macht, schon lange nicht mehr. In- undausländische Firmen fällen das wertvolleTropenholz im Amazonasgebiet. Und um andie verwertbaren Bäume zu kommen, dievereinzelt im Regenwald stehen, werdenSchneisen in den Wald geschlagen und Stra-ßen gebaut. So fallen neben jedem geschla-genen Baum viele weitere Baumriesen Fällar-beiten und Abtransport zum Opfer. Zudemgraben Minenunternehmen ganze Flussdel-tas mit Baggern um und vergiften beim Gold-Auswaschen Wasser und Boden mit Queck-silber. Im Gefolge der Konzerne brandrodenlandlose Bauern den Wald, um sich irgendwoeinen Platz zum Überleben zu sichern.

Im Januar 2001 macht die brasilianischeRegierung mit dem mit 40 Milliarden US-Dol-lar veranschlagten Entwicklungsprogramm„Avança Brasil“ endgültig klar, wohin dieReise gehen soll: Mit 10.000 Kilometern Stra-ße, Flusskraftwerken, Minen, Ölfördergebie-ten, Kanälen und Konzessionen für dieAbholzung soll der Jahrtausende alte Regen-wald endgültig zur Ausbeutung frei gegebenwerden. Nach jahrelangem Kampf gegen denMahagoni-Einschlag im brasilianischen Bun-desstaat Pará hat die neue Regierung 2003zumindest das Moratorium verlängert.

Umweltexperten fürchten: Nach dem Baueiner Infrastruktur wäre die Vernichtung desWaldes nicht mehr aufzuhalten. Die brasi-lianische Umweltbehörde ist schon jetzt zuschlecht ausgerüstet, um in dem riesigen Ge-biet gegen international agierende Holzkon-zerne vorgehen zu können. Ergebnis: 80 Pro-zent des Holzes wird ohne Konzession ge-fällt. Trotz Veröffentlichung dieser Zahl durchbrasilianische Behörden ist die Nachfragenach billigem Sperrholz aus Brasilien unge-brochen. Die Hauptimportländer USA, Itali-en, Frankreich und Japan unternehmen kei-ne nennenswerten Anstrengungen, um dieillegale Vernichtung des Regenwaldes zustoppen. Es fehlt an Anreizen für eine nach-haltige Waldnutzung.

Dabei kann der Wald genutzt werden,ohne ihn zu zerstören: Etwa 20 MillionenMenschen indianischer und portugiesischerAbstammung leben dort als Jäger, Fischer undBauern. An der Grenze Brasilien/Venezuelakämpfen etwa 19.000 Yanomami-Angehörigeum ihr physisches Überleben. Erst in den 80erJahren bekamen diese Menschen Kontakt mitder westlichen Welt – auf ihrem Territoriumwurde Gold gefunden. Seitdem erlag jederfünfte Stammesangehörige einer der einge-schleppten Krankheiten, gegen die ihre tradi-tionelle Medizin keine Hilfe hat. Immer wie-der dringen Goldsucher und Soldaten in dasStammesgebiet ein, morden und vergewalti-gen. Bei der rücksichtslosen „Entwicklung“des Gebietes sind die auf Selbstständigkeitund Spiritualität bedachten Ureinwohnerhinderlich und sorgen für kritische Berichter-stattung im In- und Ausland.

Der Amazonas ist auch das letzte große

Rückzuggebiet des Jaguars, der in den Ur-

wäldern Süd- und Mittelamerikas lebt. Die

gefährdete Raubkatze, die Reviere einer

Größe von bis zu 40 Quadratkilometer benö-

tigt, wird in der Liste der bedrohten Tiere des

Washingtoner Artenschutzabkommens auf-

geführt. Die unwiederbringliche Zerstörung

der Wälder ist die massivste Bedrohung des

Jaguars.

In der Sprache der Tupi-Indianer des Ama-

zonas bedeutet Jaguara „das Tier, das seine

Beute im Sprung tötet“. Tatsächlich ist die

bevorzugte Jagdmethode des Jaguars, unbe-

weglich auf einem hohen Ast zu warten und

einem vorbeikommenden Tier lautlos auf den

Rücken zu springen. Bei einem Gewicht von

bis zu 130 Kilogramm ist diese Methode

äußerst effektiv: Zu den Beutetieren gehören

große Pflanzenfresser wie Wasserschweine,

Tapire und Hirsche. In schlechten Zeiten neh-

men die Jaguare aber auch mit schmaler Kost

wie Vögeln und Fröschen vorlieb.

Jaguarmännchen sind Einzelgänger, nur

in der Paarungszeit verbringen sie einige

Wochen mit ihren Partnerinnen und machen

durch mächtiges Gebrüll auf sich aufmerk-

sam. Die anfangs hilflosen Jungen bringt das

Weibchen versteckt in einer Baum- oder Erd-

höhle zur Welt. Nach sechs Wochen nimmt

der Nachwuchs an ersten Jagdausflügen teil

und bleibt die nächsten zwei Jahre bei der

Mutter. Erst mit drei bis vier Jahren sind

Jaguare ausgewachsen und geschlechtsreif.

Der Jaguar

Über 6000 Kilometer

schlängelt sich der Amazonas

durch den größten

Regenwald der Erde.

< Nach dem Einschlag

machen sich Siedler die

Brachflächen zu Nutze.

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Regenwald Amazonas 98 Regenwald Amazonas

Der Regenwald am Amazonas

Der Regenwald am Amazonas ist der größ-

te noch intakte Regenwald dieser Erde.

Aber auch er ist massiv bedroht, wenn die

Abholzung wie bisher oder sogar immer

schneller voranschreitet. Die brasilianische

Umweltbehörde kann bei den riesigen

Gebieten kaum gegen international agie-

rende Holzkonzerne vorgehen – mit dem

Ergebnis, dass illegal eingeschlagen wird.

Lianenumschlungene Baumriesen, zugewu-cherte Wasserflächen und ein unentwegtesZwitschern und Flattern, Gekreisch undGeschlängel: Der Amazonas-Regenwald istmit über 60.000 Pflanzen-, 1.000 Vogel- undmehr als 300 Säugetierarten Sinnbild desüppigen Tropenwaldes. In seinen verschlun-genen Flussläufen tummeln sich über 2.000Fischarten und sogar Säugetiere wie derscheue Amazonas-Delfin und der ebenfalls

nur im Amazonas lebende Riesenotter. EineArtenvielfalt, bei der Ökologen, Naturliebha-ber und neuerdings auch Vertreter der Phar-makonzerne glänzende Augen bekommen.

Trotz seiner natürlichen Schätze ist die-ses Gebiet gefährdet wie noch nie: Zwischen1990 und 1995 fielen 128.000 Quadratkilo-meter Tropenwald den Kettensägen zum Op-fer, was ungefähr der gemeinsamen Flächevon Österreich, der Schweiz und Luxemburgentspricht. Von August 2001 bis August 2002wurden 25.500 Quadratkilometer Urwald ab-geholzt, im Vergleich zu den 70er und 80erJahren ein Anstieg um 40 Prozent. In Amazo-nien wurde bereits eine Fläche der GrößeFrankreichs entwaldet und zur Rinderzucht,zum Soja- und Reisanbau umfunktioniert.Nur 4,4 Prozent seiner Fläche hat Brasilien,das 1992 in Rio eine der größten Umwelt-konferenzen aller Zeiten abhielt, seitdem fürden Naturschutz ausgewiesen.

Noch ist eine Fläche so groß wie Westeu-ropa von Dschungel bedeckt, aber ungestörtist das fragile Gleichgewicht aus abgestorbe-nen Pflanzenteilen und lebender Vegetation,welches den üppigen Bewuchs auf denunfruchtbaren Böden der Tropen erst mög-lich macht, schon lange nicht mehr. In- undausländische Firmen fällen das wertvolleTropenholz im Amazonasgebiet. Und um andie verwertbaren Bäume zu kommen, dievereinzelt im Regenwald stehen, werdenSchneisen in den Wald geschlagen und Stra-ßen gebaut. So fallen neben jedem geschla-genen Baum viele weitere Baumriesen Fällar-beiten und Abtransport zum Opfer. Zudemgraben Minenunternehmen ganze Flussdel-tas mit Baggern um und vergiften beim Gold-Auswaschen Wasser und Boden mit Queck-silber. Im Gefolge der Konzerne brandrodenlandlose Bauern den Wald, um sich irgendwoeinen Platz zum Überleben zu sichern.

Im Januar 2001 macht die brasilianischeRegierung mit dem mit 40 Milliarden US-Dol-lar veranschlagten Entwicklungsprogramm„Avança Brasil“ endgültig klar, wohin dieReise gehen soll: Mit 10.000 Kilometern Stra-ße, Flusskraftwerken, Minen, Ölfördergebie-ten, Kanälen und Konzessionen für dieAbholzung soll der Jahrtausende alte Regen-wald endgültig zur Ausbeutung frei gegebenwerden. Nach jahrelangem Kampf gegen denMahagoni-Einschlag im brasilianischen Bun-desstaat Pará hat die neue Regierung 2003zumindest das Moratorium verlängert.

Umweltexperten fürchten: Nach dem Baueiner Infrastruktur wäre die Vernichtung desWaldes nicht mehr aufzuhalten. Die brasi-lianische Umweltbehörde ist schon jetzt zuschlecht ausgerüstet, um in dem riesigen Ge-biet gegen international agierende Holzkon-zerne vorgehen zu können. Ergebnis: 80 Pro-zent des Holzes wird ohne Konzession ge-fällt. Trotz Veröffentlichung dieser Zahl durchbrasilianische Behörden ist die Nachfragenach billigem Sperrholz aus Brasilien unge-brochen. Die Hauptimportländer USA, Itali-en, Frankreich und Japan unternehmen kei-ne nennenswerten Anstrengungen, um dieillegale Vernichtung des Regenwaldes zustoppen. Es fehlt an Anreizen für eine nach-haltige Waldnutzung.

Dabei kann der Wald genutzt werden,ohne ihn zu zerstören: Etwa 20 MillionenMenschen indianischer und portugiesischerAbstammung leben dort als Jäger, Fischer undBauern. An der Grenze Brasilien/Venezuelakämpfen etwa 19.000 Yanomami-Angehörigeum ihr physisches Überleben. Erst in den 80erJahren bekamen diese Menschen Kontakt mitder westlichen Welt – auf ihrem Territoriumwurde Gold gefunden. Seitdem erlag jederfünfte Stammesangehörige einer der einge-schleppten Krankheiten, gegen die ihre tradi-tionelle Medizin keine Hilfe hat. Immer wie-der dringen Goldsucher und Soldaten in dasStammesgebiet ein, morden und vergewalti-gen. Bei der rücksichtslosen „Entwicklung“des Gebietes sind die auf Selbstständigkeitund Spiritualität bedachten Ureinwohnerhinderlich und sorgen für kritische Berichter-stattung im In- und Ausland.

Der Amazonas ist auch das letzte große

Rückzuggebiet des Jaguars, der in den Ur-

wäldern Süd- und Mittelamerikas lebt. Die

gefährdete Raubkatze, die Reviere einer

Größe von bis zu 40 Quadratkilometer benö-

tigt, wird in der Liste der bedrohten Tiere des

Washingtoner Artenschutzabkommens auf-

geführt. Die unwiederbringliche Zerstörung

der Wälder ist die massivste Bedrohung des

Jaguars.

In der Sprache der Tupi-Indianer des Ama-

zonas bedeutet Jaguara „das Tier, das seine

Beute im Sprung tötet“. Tatsächlich ist die

bevorzugte Jagdmethode des Jaguars, unbe-

weglich auf einem hohen Ast zu warten und

einem vorbeikommenden Tier lautlos auf den

Rücken zu springen. Bei einem Gewicht von

bis zu 130 Kilogramm ist diese Methode

äußerst effektiv: Zu den Beutetieren gehören

große Pflanzenfresser wie Wasserschweine,

Tapire und Hirsche. In schlechten Zeiten neh-

men die Jaguare aber auch mit schmaler Kost

wie Vögeln und Fröschen vorlieb.

Jaguarmännchen sind Einzelgänger, nur

in der Paarungszeit verbringen sie einige

Wochen mit ihren Partnerinnen und machen

durch mächtiges Gebrüll auf sich aufmerk-

sam. Die anfangs hilflosen Jungen bringt das

Weibchen versteckt in einer Baum- oder Erd-

höhle zur Welt. Nach sechs Wochen nimmt

der Nachwuchs an ersten Jagdausflügen teil

und bleibt die nächsten zwei Jahre bei der

Mutter. Erst mit drei bis vier Jahren sind

Jaguare ausgewachsen und geschlechtsreif.

Der Jaguar

Über 6000 Kilometer

schlängelt sich der Amazonas

durch den größten

Regenwald der Erde.

< Nach dem Einschlag

machen sich Siedler die

Brachflächen zu Nutze.

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Die Bergwälder Chiles

Regenwälder außerhalb der Tropen sind

weltweit eine Rarität: Der chilenische

Valdivia-Urwald ist der zweitgrößte

temperierte Regenwald der Erde. Trotz

seiner Isolation liegt der Dschungel Chiles

nicht weit genug vom Rest der Welt ent-

fernt, um vor Zerstörung sicher zu sein.

Der größte Teil ist bereits abgeholzt oder

beschädigt, die letzten intakten Reste

werden von der Holzwirtschaft bedroht.

Ein Blick auf die Landkarte zeigt: Chile liegttatsächlich, wie Reiseveranstalter behaupten,am „Ende der Welt“. Mit dem pazifischenOzean auf der einen und den schneebedeck-

ten 6000-Meter-Gipfeln der Anden auf deranderen Seite stellt es eine biogeografischeInsel dar. Diese Abgeschiedenheit von ande-ren biogeografischen Zonen verhinderte die Einwanderung von Pflanzen und Tieren.In Chile und den angrenzenden argentini-schen Gebieten entwickelte sich daher eineinzigartiges Artenspektrum mit einer fürdie gemäßigte Klimazone ungewöhnlichhohen Vielfalt. Von den 50 Baum- und 700höheren Pflanzenarten ist die Hälfte aus-schließlich in der Region heimisch (ende-misch), so zum Beispiel die aus deutschenVorgärten bekannte und mit ihren dachzie-gelartigen Blattschuppen an vorzeitlicheWälder erinnernde Chilenische Tanne oderAraukarie. Auch die Tierwelt hat viele sol-cher endemischen Arten zu bieten, beispiels-weise den kleinsten Hirsch der Welt, den nur 35

bis 75 Zentimeter hohen Puduoder den Darwin-Nasenfroschmit seiner erstaunlichen Fort-pflanzungsstrategie: Der Nach-wuchs dieser Froschart entwi-ckelt sich in der Schallblaseder männlichen Tiere, die erstdie Eier auflecken und die ent-wickelten Jungfrösche wiederausspucken.

Trotz seiner Isolation istder Dschungel Chiles nicht vorZerstörung sicher. Der größteTeil ist bereits abgeholzt oderbeschädigt, die letzten intak-ten Reste werden von derHolzwirtschaft bedroht. Seitdem Umweltgipfel von Rio imJahre 1992 hat die chilenischeRegierung kaum Anstrengun-gen unternommen, um denschwindenden Wald zu schüt-zen. Im Gegenteil: Währenddie Holzproduktion zwischen1996 und 1998 im Vergleich

zum vorigen Jahrzehnt um 83 Prozent gestei-gert wurde, wuchs der Anteil der zum Schutzausgewiesenen Wälder nur um 0,4 Prozent.

Regenwälder außerhalb der Tropen sindweltweit eine Rarität: Außer in Chile gibt essie nur in Kanada, Australien und Neusee-land. Der chilenische Valdivia-Urwald ist der zweitgrößte temperierte Regenwald derErde, insgesamt wächst in Chile über einDrittel der temperierten Regenwälder. 1995hat die chilenische Zentralbank die völligeZerstörung dieser Wälder innerhalb von 20Jahren vorausgesagt, falls die Holzkonzerneim gewohnten Tempo weiter arbeiten.Besonders schwer wiegt, dass für die Produk-tion eines relativ billigen Produktes wie Zel-lulosechips für die Papierherstellung Jahr-tausende alte Primärwälder gerodet werden,die bisher unangetastet die Zeit überdauerthaben. Auf den kahlen Flächen forsten dieGrundbesitzer häufig mit nicht-einheimi-schen Arten auf, die schnelleres Wachstumund schnellere Erträge versprechen. DieseArt von Aufforstung wird von der chileni-schen Regierung finanziell unterstützt, wäh-rend nachhaltiges Wirtschaften nicht hono-riert wird.

Kaum besser als ihrem angestammtenSiedlungsraum ergeht es den menschlichenBewohnern der Wälder: Die über 1,3 Millio-nen Mapuche-Indianer in Chile und Argenti-nien werden nicht als nationale Minder-heiten anerkannt, ihre Rechte auf eigeneSprache und Kultur ignoriert. Regelmäßigverkaufen Behörden ihr Land an Holzkon-zerne, es werden Staudämme gebaut sowieÖl und Gas gefördert. Ohne ausreichendemedizinische Versorgung sind die Menschender daraus resultierenden Umweltverschmut-zung ausgesetzt. 1997 bestätigte eine Unter-suchung in der argentinischen Provinz Neuquen Blei- und Quecksilbervergiftungenbei Mapuche mit schwerwiegenden gesund-heitlichen Folgen für die Betroffenen.

Bergwälder Chiles 1110 Bergwälder Chiles

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Der Huemul

Außerhalb Chiles und Argentiniens fast

unbekannt, ist dieser Südandenhirsch

eines der Tiere, das unter dem Verlust der

ursprünglichen Wälder am meisten zu leiden

hat. Mit einem geschätzten Bestand von

wenigen tausend Exemplaren steht er auf

der Liste der Tierarten, die in unmittelbarer

Zukunft vom Aussterben bedroht sind.

Ursprünglich war der Huemul (sprich:

U-emul) im ganzen Süden des Kontinents

verbreitet. Zusammen mit dem ebenfalls

landestypischen Kondor schmückt er das

Wappen von Chile. Heute leben Huemuls nur

noch in Bergregionen über 3.000 Meter,

ihren letzten Rückzugsgebieten. Seit den

frühen 70er Jahren verschwanden Huemuls

aus ihrem Verbreitungsgebiet nördlich von

Patagonien, seit 1997 wurden die Hirsche mit

den „Hasenohren“ sogar nur noch in Natur-

schutzgebieten beobachtet. Hauptgrund

für den Bestandseinbruch des Huemul ist

der Urwaldverlust. Aber auch die Konkurrenz

mit ausgesetztem Rotwild, mangelnde

Resistenz gegen eingeschleppte Krankheiten

sowie Nachstellungen von Jägern und

wildernden Hunden dezimieren die Zahl der

Huemuls.

Der chilenische Araukarien-

Regenwald beherbergt

sehr viele Arten, die nur

hier vorkommen.

Page 11: Die Fantastischen Sieben – Die letzten Urwälder der Erde...die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt werden! Regierungen und Industrie

Die Bergwälder Chiles

Regenwälder außerhalb der Tropen sind

weltweit eine Rarität: Der chilenische

Valdivia-Urwald ist der zweitgrößte

temperierte Regenwald der Erde. Trotz

seiner Isolation liegt der Dschungel Chiles

nicht weit genug vom Rest der Welt ent-

fernt, um vor Zerstörung sicher zu sein.

Der größte Teil ist bereits abgeholzt oder

beschädigt, die letzten intakten Reste

werden von der Holzwirtschaft bedroht.

Ein Blick auf die Landkarte zeigt: Chile liegttatsächlich, wie Reiseveranstalter behaupten,am „Ende der Welt“. Mit dem pazifischenOzean auf der einen und den schneebedeck-

ten 6000-Meter-Gipfeln der Anden auf deranderen Seite stellt es eine biogeografischeInsel dar. Diese Abgeschiedenheit von ande-ren biogeografischen Zonen verhinderte die Einwanderung von Pflanzen und Tieren.In Chile und den angrenzenden argentini-schen Gebieten entwickelte sich daher eineinzigartiges Artenspektrum mit einer fürdie gemäßigte Klimazone ungewöhnlichhohen Vielfalt. Von den 50 Baum- und 700höheren Pflanzenarten ist die Hälfte aus-schließlich in der Region heimisch (ende-misch), so zum Beispiel die aus deutschenVorgärten bekannte und mit ihren dachzie-gelartigen Blattschuppen an vorzeitlicheWälder erinnernde Chilenische Tanne oderAraukarie. Auch die Tierwelt hat viele sol-cher endemischen Arten zu bieten, beispiels-weise den kleinsten Hirsch der Welt, den nur 35

bis 75 Zentimeter hohen Puduoder den Darwin-Nasenfroschmit seiner erstaunlichen Fort-pflanzungsstrategie: Der Nach-wuchs dieser Froschart entwi-ckelt sich in der Schallblaseder männlichen Tiere, die erstdie Eier auflecken und die ent-wickelten Jungfrösche wiederausspucken.

Trotz seiner Isolation istder Dschungel Chiles nicht vorZerstörung sicher. Der größteTeil ist bereits abgeholzt oderbeschädigt, die letzten intak-ten Reste werden von derHolzwirtschaft bedroht. Seitdem Umweltgipfel von Rio imJahre 1992 hat die chilenischeRegierung kaum Anstrengun-gen unternommen, um denschwindenden Wald zu schüt-zen. Im Gegenteil: Währenddie Holzproduktion zwischen1996 und 1998 im Vergleich

zum vorigen Jahrzehnt um 83 Prozent gestei-gert wurde, wuchs der Anteil der zum Schutzausgewiesenen Wälder nur um 0,4 Prozent.

Regenwälder außerhalb der Tropen sindweltweit eine Rarität: Außer in Chile gibt essie nur in Kanada, Australien und Neusee-land. Der chilenische Valdivia-Urwald ist der zweitgrößte temperierte Regenwald derErde, insgesamt wächst in Chile über einDrittel der temperierten Regenwälder. 1995hat die chilenische Zentralbank die völligeZerstörung dieser Wälder innerhalb von 20Jahren vorausgesagt, falls die Holzkonzerneim gewohnten Tempo weiter arbeiten.Besonders schwer wiegt, dass für die Produk-tion eines relativ billigen Produktes wie Zel-lulosechips für die Papierherstellung Jahr-tausende alte Primärwälder gerodet werden,die bisher unangetastet die Zeit überdauerthaben. Auf den kahlen Flächen forsten dieGrundbesitzer häufig mit nicht-einheimi-schen Arten auf, die schnelleres Wachstumund schnellere Erträge versprechen. DieseArt von Aufforstung wird von der chileni-schen Regierung finanziell unterstützt, wäh-rend nachhaltiges Wirtschaften nicht hono-riert wird.

Kaum besser als ihrem angestammtenSiedlungsraum ergeht es den menschlichenBewohnern der Wälder: Die über 1,3 Millio-nen Mapuche-Indianer in Chile und Argenti-nien werden nicht als nationale Minder-heiten anerkannt, ihre Rechte auf eigeneSprache und Kultur ignoriert. Regelmäßigverkaufen Behörden ihr Land an Holzkon-zerne, es werden Staudämme gebaut sowieÖl und Gas gefördert. Ohne ausreichendemedizinische Versorgung sind die Menschender daraus resultierenden Umweltverschmut-zung ausgesetzt. 1997 bestätigte eine Unter-suchung in der argentinischen Provinz Neuquen Blei- und Quecksilbervergiftungenbei Mapuche mit schwerwiegenden gesund-heitlichen Folgen für die Betroffenen.

Bergwälder Chiles 1110 Bergwälder Chiles

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Der Huemul

Außerhalb Chiles und Argentiniens fast

unbekannt, ist dieser Südandenhirsch

eines der Tiere, das unter dem Verlust der

ursprünglichen Wälder am meisten zu leiden

hat. Mit einem geschätzten Bestand von

wenigen tausend Exemplaren steht er auf

der Liste der Tierarten, die in unmittelbarer

Zukunft vom Aussterben bedroht sind.

Ursprünglich war der Huemul (sprich:

U-emul) im ganzen Süden des Kontinents

verbreitet. Zusammen mit dem ebenfalls

landestypischen Kondor schmückt er das

Wappen von Chile. Heute leben Huemuls nur

noch in Bergregionen über 3.000 Meter,

ihren letzten Rückzugsgebieten. Seit den

frühen 70er Jahren verschwanden Huemuls

aus ihrem Verbreitungsgebiet nördlich von

Patagonien, seit 1997 wurden die Hirsche mit

den „Hasenohren“ sogar nur noch in Natur-

schutzgebieten beobachtet. Hauptgrund

für den Bestandseinbruch des Huemul ist

der Urwaldverlust. Aber auch die Konkurrenz

mit ausgesetztem Rotwild, mangelnde

Resistenz gegen eingeschleppte Krankheiten

sowie Nachstellungen von Jägern und

wildernden Hunden dezimieren die Zahl der

Huemuls.

Der chilenische Araukarien-

Regenwald beherbergt

sehr viele Arten, die nur

hier vorkommen.

Page 12: Die Fantastischen Sieben – Die letzten Urwälder der Erde...die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt werden! Regierungen und Industrie

Die letzten Urwälder Europas

Für den Erhalt der letzten europäischen

Urwälder können sich auch die Abnehmer

von Papier und Holz einsetzen. Einige Bei-

spiele zeigen, dass mit einem Moratorium

zunächst Zeit gewonnen werden kann,

das eine langfristige Planung und Einrich-

tung von Waldschutzgebieten ermöglicht.

Bei solchen Prozessen müssen dann die

betroffenen Völker und die Umweltorgani-

sationen eingebunden werden.

Im äußersten Norden Europas liegen dieletzten unberührten Wälder des Kontinents,womit natürlich nicht die KiefernplantagenSkandinaviens gemeint sind. In Finnland gehtes um etwa 3.000 Quadratkilometer der letz-ten Urwälder, die dem Staat selber gehören.Einstmals urwaldreich tragen Schweden undFinnland mittlerweile nur ein beziehungs-weise drei Prozent zum Restbestand des eu-ropäischen Urwaldes bei. Dagegen sind wei-te Teile im westlichen Russland noch heutevon unberührten Wäldern bedeckt und bil-

den inzwischen das einzige Rückzugsgebietfür jene Arten, denen über 30 andere europä-ische Länder keinen Lebensraum mehr bie-ten: Große Raubtiere wie Braunbären, Wölfeund Luchse zählen dazu, aber auch kleinereTiere wie Flughörnchen, Dreizehenspecht undUhu bevorzugen unberührte Baumbestände.Alte, lockere Bäume sind ebenso Lebens-raum der seltenen Auerhühner.

Alte knorrige Bäume und tote Stämmegelten in der industrialisierten Forstwirt-schaft als unnütz und zudem als Brutstättefür Schädlinge wie beispielsweise den Bor-kenkäfer. Mit ihrer Vernichtung wird aberein ganzer Lebensraum samt Nahrungs-grundlage vieler Organismen zerstört: ZumBeispiel siedeln etwa 1.350 der rund 6.000 inDeutschland vorkommenden Käferarten aufTotholz, von denen wiederum 60 Prozent aufder Roten Liste bedrohter Tierarten stehen.Von den totholzbesiedelnden Pilzen gelten25 Prozent als gefährdet. Zusätzlich hat dieBeschränkung auf wenige ertragreiche Baum-arten im Forst dazu geführt, dass Misch-waldarten wie Tanne, Schwarzpappel, Ulme,Eibe, Elsbeere, Speierling sowie mehrereWildobstarten in Deutschland zu den selte-

nen oder gefährdeten Arten zählen, derenGene wegen des drohenden Verlusts teil-weise in Genbanken erhalten werden müssen.

Geht es um den Schutz der letzten Urwäl-der, kann Europa also kaum als Vorbild gel-ten: Trotz der bekanntermaßen zerstöreri-schen Erntemethoden ist der europäischeMarkt Hauptabnehmer von Holz und Zell-stoff aus Ländern wie Indonesien, Brasilienoder Kamerun. Europäische Konsumentensind ebenso verantwortlich für die Zerstö-rung von jährlich wenigstens 150 Quadratki-lometern Urwald im europäischen Teil Russ-lands. Aber auch innerhalb der eigenenGrenzen zählt Profit mehr als Artenvielfalt:Im finnischen Kasikkojärvi beispielsweiseroden Holzfirmen noch besonders wertvol-len Urwald, während bereits ein Antrag zurAufnahme des Gebiets zum geplanten fin-nisch-russischen Kalevala-Nationalpark vor-bereitet wird. Weiter nördlich in Kessi wirdzum Bau einer Straße in einem unberührtenWaldstück abgeholzt, ohne die dort lebendenRentierzüchter in die Planung mit einzube-ziehen. Insgesamt kämpfen in Skandinavienmehr als 8.000 Sami um den Erhalt der Ren-tierzucht als Einkommensquelle und ihrerdamit verbundenen kulturellen Identität. Mitden Sami fordern auch Umweltorganisationseit Jahren ein Ende der Kahlschläge in die-sen einzigartigen Urwäldern.

In polaren Regionen mit kurzen Som-mern kann das Wachsen neuer VegetationJahre dauern, der ursprüngliche Zustandwird noch seltener erreicht als in anderenKlimazonen. Dennoch riskiert die Forstindus-trie mit Kahlschlag die Ausweitung der baum-losen Tundra und gefährdet das Überlebenvon Wolf, Bär, Steinadler und Auerhahn.

Urwälder Europas 1312 Urwälder Europas

< Mit schwerer

Maschinerie betreiben

Holzkonzerne ihren

Raubbau an Urwäldern

mit immenser

Geschwindigkeit.

Im Mittelalter noch über ganz Europa

verbreitet, haben nur wenige Braunbären

die Zerstückelung ihres Lebensraumes in

den letzten Jahrhunderten überlebt. In-

zwischen gibt es lediglich im Norden und

Osten Europas noch wenige Populationen

mit einigen Tausend Exemplaren. Bären

bevorzugen Wälder als ihren Lebensraum,

da sie von Waldfrüchten, Nüssen und Knol-

len leben, und die Bäume ihren Bärenkin-

dern Schutz bieten.

Einem so kräftigen Raubtier wie dem

Bären gaben die Menschen von Anbeginn

eine Sonderstellung in Mythologie und

Kultur: Schon die Neandertaler schmücken

Grabstellen mit Bärenschädeln, frühe

Kulte sehen in Bären einen Abgesandten

der Götter. Bärenamulette aus Krallen

oder Zähnen sollen den Jägern Stärke

verleihen und sie sicher durch den dunklen

Wald leiten. Bereits vom Wort „Bär“ im

Namen glaubte man besondere Kräfte

übertragen zu bekommen: So findet er

sich zum Beispiel im nordischen Helden-

namen Björn oder in der König-Artus-

Sage, worin das altirische Wort „Art“ für

Bär vorkommt.

Der Braunbär

So unangetastet wie

im finnischen National-

park ist der europäi-

sche Wald nur noch an

wenigen Stellen.

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Page 13: Die Fantastischen Sieben – Die letzten Urwälder der Erde...die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt werden! Regierungen und Industrie

Die letzten Urwälder Europas

Für den Erhalt der letzten europäischen

Urwälder können sich auch die Abnehmer

von Papier und Holz einsetzen. Einige Bei-

spiele zeigen, dass mit einem Moratorium

zunächst Zeit gewonnen werden kann,

das eine langfristige Planung und Einrich-

tung von Waldschutzgebieten ermöglicht.

Bei solchen Prozessen müssen dann die

betroffenen Völker und die Umweltorgani-

sationen eingebunden werden.

Im äußersten Norden Europas liegen dieletzten unberührten Wälder des Kontinents,womit natürlich nicht die KiefernplantagenSkandinaviens gemeint sind. In Finnland gehtes um etwa 3.000 Quadratkilometer der letz-ten Urwälder, die dem Staat selber gehören.Einstmals urwaldreich tragen Schweden undFinnland mittlerweile nur ein beziehungs-weise drei Prozent zum Restbestand des eu-ropäischen Urwaldes bei. Dagegen sind wei-te Teile im westlichen Russland noch heutevon unberührten Wäldern bedeckt und bil-

den inzwischen das einzige Rückzugsgebietfür jene Arten, denen über 30 andere europä-ische Länder keinen Lebensraum mehr bie-ten: Große Raubtiere wie Braunbären, Wölfeund Luchse zählen dazu, aber auch kleinereTiere wie Flughörnchen, Dreizehenspecht undUhu bevorzugen unberührte Baumbestände.Alte, lockere Bäume sind ebenso Lebens-raum der seltenen Auerhühner.

Alte knorrige Bäume und tote Stämmegelten in der industrialisierten Forstwirt-schaft als unnütz und zudem als Brutstättefür Schädlinge wie beispielsweise den Bor-kenkäfer. Mit ihrer Vernichtung wird aberein ganzer Lebensraum samt Nahrungs-grundlage vieler Organismen zerstört: ZumBeispiel siedeln etwa 1.350 der rund 6.000 inDeutschland vorkommenden Käferarten aufTotholz, von denen wiederum 60 Prozent aufder Roten Liste bedrohter Tierarten stehen.Von den totholzbesiedelnden Pilzen gelten25 Prozent als gefährdet. Zusätzlich hat dieBeschränkung auf wenige ertragreiche Baum-arten im Forst dazu geführt, dass Misch-waldarten wie Tanne, Schwarzpappel, Ulme,Eibe, Elsbeere, Speierling sowie mehrereWildobstarten in Deutschland zu den selte-

nen oder gefährdeten Arten zählen, derenGene wegen des drohenden Verlusts teil-weise in Genbanken erhalten werden müssen.

Geht es um den Schutz der letzten Urwäl-der, kann Europa also kaum als Vorbild gel-ten: Trotz der bekanntermaßen zerstöreri-schen Erntemethoden ist der europäischeMarkt Hauptabnehmer von Holz und Zell-stoff aus Ländern wie Indonesien, Brasilienoder Kamerun. Europäische Konsumentensind ebenso verantwortlich für die Zerstö-rung von jährlich wenigstens 150 Quadratki-lometern Urwald im europäischen Teil Russ-lands. Aber auch innerhalb der eigenenGrenzen zählt Profit mehr als Artenvielfalt:Im finnischen Kasikkojärvi beispielsweiseroden Holzfirmen noch besonders wertvol-len Urwald, während bereits ein Antrag zurAufnahme des Gebiets zum geplanten fin-nisch-russischen Kalevala-Nationalpark vor-bereitet wird. Weiter nördlich in Kessi wirdzum Bau einer Straße in einem unberührtenWaldstück abgeholzt, ohne die dort lebendenRentierzüchter in die Planung mit einzube-ziehen. Insgesamt kämpfen in Skandinavienmehr als 8.000 Sami um den Erhalt der Ren-tierzucht als Einkommensquelle und ihrerdamit verbundenen kulturellen Identität. Mitden Sami fordern auch Umweltorganisationseit Jahren ein Ende der Kahlschläge in die-sen einzigartigen Urwäldern.

In polaren Regionen mit kurzen Som-mern kann das Wachsen neuer VegetationJahre dauern, der ursprüngliche Zustandwird noch seltener erreicht als in anderenKlimazonen. Dennoch riskiert die Forstindus-trie mit Kahlschlag die Ausweitung der baum-losen Tundra und gefährdet das Überlebenvon Wolf, Bär, Steinadler und Auerhahn.

Urwälder Europas 1312 Urwälder Europas

< Mit schwerer

Maschinerie betreiben

Holzkonzerne ihren

Raubbau an Urwäldern

mit immenser

Geschwindigkeit.

Im Mittelalter noch über ganz Europa

verbreitet, haben nur wenige Braunbären

die Zerstückelung ihres Lebensraumes in

den letzten Jahrhunderten überlebt. In-

zwischen gibt es lediglich im Norden und

Osten Europas noch wenige Populationen

mit einigen Tausend Exemplaren. Bären

bevorzugen Wälder als ihren Lebensraum,

da sie von Waldfrüchten, Nüssen und Knol-

len leben, und die Bäume ihren Bärenkin-

dern Schutz bieten.

Einem so kräftigen Raubtier wie dem

Bären gaben die Menschen von Anbeginn

eine Sonderstellung in Mythologie und

Kultur: Schon die Neandertaler schmücken

Grabstellen mit Bärenschädeln, frühe

Kulte sehen in Bären einen Abgesandten

der Götter. Bärenamulette aus Krallen

oder Zähnen sollen den Jägern Stärke

verleihen und sie sicher durch den dunklen

Wald leiten. Bereits vom Wort „Bär“ im

Namen glaubte man besondere Kräfte

übertragen zu bekommen: So findet er

sich zum Beispiel im nordischen Helden-

namen Björn oder in der König-Artus-

Sage, worin das altirische Wort „Art“ für

Bär vorkommt.

Der Braunbär

So unangetastet wie

im finnischen National-

park ist der europäi-

sche Wald nur noch an

wenigen Stellen.

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Page 14: Die Fantastischen Sieben – Die letzten Urwälder der Erde...die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt werden! Regierungen und Industrie

Der Regenwald Zentralafrikas

West- und zentralafrikanische Regime wie

Liberia und die Demokratische Republik

Kongo finanzieren unter anderem mit dem

Holzverkauf aus Urwaldzerstörung Bürger-

kriege in ihrem oder benachbarten Ländern.

Wird bei Diamanten in einem solchen Fall

von Blutdiamanten gesprochen, zeigt dies

die desaströse soziale Dimension der Wald-

vernichtung in dieser Region.

„Selektive Extraktion“ nennen internationaleHolzkonzerne ihre Einschlagmethode in

Afrika, bei der sie – scheinbar schonend –nur die ein bis zwei teuersten Urwaldriesenpro Hektar absägen, aus denen Furnierhöl-zer, Musikinstrumente, Fensterrahmen oderParkettfußböden gemacht werden. Verschwie-gen wird, dass dazu im Einschlagsgebiet biszu 70 Prozent der verbliebenen VegetationTransportstraßen, Sägemaschinen, Bulldo-zern zum Opfer fällt oder von herunterstür-zenden Bäumen zerdrückt wird. Neben dengerodeten Flächen leiden zudem auch an-grenzende Regionen unter den Folgen derHolzwirtschaft: Durch die Erschließung vonfrüher unzugänglichen Gebieten haben Holz-und Minengesellschaften die Vernichtungvon 85 Prozent des Waldes ermöglicht, dersich ehemals vom Senegal an der WestküsteZentralafrikas bis Uganda im Osten erstreckte.

Sind erste Flächen gerodet, zieht es Sied-ler in den Wald. Darunter leiden unter anderem unsere tierischen Verwandten, die Menschenaffen: Gorillas, Schimpansen undBonobos liefern wie Elefanten, Pythonschlan-gen und Gazellen das begehrte „Bush Meat“,Fleisch wild lebender Tiere. Viele MillionenTiere werden jährlich in West- und Zentral-afrika geschlachtet und gegessen. Holzfällerund Minenarbeiter kaufen das Fleisch vonkommerziellen Jägern, die zur Jagd in Gelän-dewagen wiederum die Versorgungsstraßenin den Abholzungsgebieten benutzen. Zwargibt es viele internationale und nationaleSchutzgesetze, diese werden jedoch meistignoriert. Fehlender politischer Wille, man-gelndes Geld und Personal, Armut und Kor-ruption ersticken Naturschutzbemühungenim Keim. In fünf bis zehn Jahren, rechnenExperten, werden die großen Affen mitsamtder letzten unberührten Waldgebiete ver-schwunden sein. Ähnlich düster sieht es fürandere Urwaldtiere wie den Waldelefanten,den zu den Giraffen zählenden Okapis undden farbenprächtigen Kongopfauen aus.

Betroffen ist auch das Volk der Mbuti-Pygmäen im Nordosten des Kongo, derenLeben ganz auf den Urwald abgestimmt ist –wirtschaftlich und spirituell. In Familien-clans von Jägern und Sammlern ziehen sienach kurzem Aufenthalt an einem Ort wei-ter, ohne Felder oder Siedlungen angelegt zu

Regenwald Zentralafrikas 1514 Regenwald Zentralafrikas

haben. Schon jetzt werden einige Clans ausdem schwindenden Urwald in die Savanneabgedrängt: Dort entgegen ihrer Gewohnhei-ten in Hüttendörfern angesiedelt, gehen ihreursprüngliche Kultur und ihr Jahrtausendealtes Wissen innerhalb weniger Generatio-nen verloren. Ethnologen prognostizieren,dass es diese Kultur, die bereits in griechi-schen Sagen und altägyptischen Berichtenbeschrieben wurde, in einigen Jahrzehntennicht mehr geben wird.

Aufgrund steigender Nachfrage nach afri-kanischem Holz hauptsächlich in Frankreich,Italien und Spanien hat sich seit dem Um-weltgipfel von Rio 1992 die Geschwindig-keit, mit der der afrikanische Urwald zerstörtwird, um ein Viertel erhöht. Die durch-schnittliche Holzproduktion nahm seit Mitteder 90er Jahre um über die Hälfte zu, ille-gale und zerstörerische Abholzungsmethodensind weit verbreitet. Naturschutzgebiete wur-den dagegen kaum ausgewiesen, im Gegen-teil mussten Umweltschützer in einigen Bür-gerkriegsgebieten herbe Niederlagen ein-stecken: Beispielsweise im kongolesischenKahuzi-Biega-Nationalpark fielen mehrfachWilderer ein, entwaffneten die Parkrangerund töteten Elefanten und Gorillas wegendes Fleisches. Dabei könnten genau dieseTiere die letzte Devisenquelle für das wirt-schaftlich am Boden liegende Land bedeu-ten: Vor dem Krieg pirschten Touristendurchs Unterholz, um einmal im Leben eineGorillafamilie in freier Wildbahn aus näch-ster Nähe zu beobachten.

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Mit Herden von bis zu hundert Tieren, die den

Staub der Savanne aufwirbeln, haben Wald-

elefanten nichts zu tun: Die kleineren Ver-

wandten der afrikanischen Steppenelefanten

streifen in Familiengruppen von zwei oder

drei Weibchen und deren Nachwuchs durch

den dichten Dschungel. Weibliche Jungtiere

bleiben der Gruppe erhalten, Männchen müs-

sen nach der Geschlechtsreife gehen und

ziehen alleine oder in Gesellschaft anderer

Junggesellen umher.

Ihr verstecktes Leben hat dazu beigetra-

gen, dass die afrikanischen Waldelefanten zu

den letzten unerforschten Tieren dieses Kon-

tinents gehören – kaum jemand hat sie bis-

her in freier Natur beobachten können. Ihre

wichtige Rolle im Ökosystem des Dschungels

ist aber bekannt: Als Landschaftsarchitekten

sind sie für die Erneuerung und Wiederauf-

forstung des Waldes unverzichtbar. Ihr Appe-

tit auf täglich über hundert Kilogramm Pflan-

zennahrung schafft Brachen und damit Platz

für junge Keimlinge, das nötige Pflanzensaat-

gut haben sie – dank ihrer schlechten Verdau-

ung – auch immer dabei.

Der Waldelefant

Noch bietet der afrikanische

Regenwald am Shanga-Fluss

ein geschlossenes Bild.

< Nur wenige Minuten

benötigen Holzfäller, um

Jahrhunderte alte Baum-

riesen abzuholzen.

Page 15: Die Fantastischen Sieben – Die letzten Urwälder der Erde...die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt werden! Regierungen und Industrie

Der Regenwald Zentralafrikas

West- und zentralafrikanische Regime wie

Liberia und die Demokratische Republik

Kongo finanzieren unter anderem mit dem

Holzverkauf aus Urwaldzerstörung Bürger-

kriege in ihrem oder benachbarten Ländern.

Wird bei Diamanten in einem solchen Fall

von Blutdiamanten gesprochen, zeigt dies

die desaströse soziale Dimension der Wald-

vernichtung in dieser Region.

„Selektive Extraktion“ nennen internationaleHolzkonzerne ihre Einschlagmethode in

Afrika, bei der sie – scheinbar schonend –nur die ein bis zwei teuersten Urwaldriesenpro Hektar absägen, aus denen Furnierhöl-zer, Musikinstrumente, Fensterrahmen oderParkettfußböden gemacht werden. Verschwie-gen wird, dass dazu im Einschlagsgebiet biszu 70 Prozent der verbliebenen VegetationTransportstraßen, Sägemaschinen, Bulldo-zern zum Opfer fällt oder von herunterstür-zenden Bäumen zerdrückt wird. Neben dengerodeten Flächen leiden zudem auch an-grenzende Regionen unter den Folgen derHolzwirtschaft: Durch die Erschließung vonfrüher unzugänglichen Gebieten haben Holz-und Minengesellschaften die Vernichtungvon 85 Prozent des Waldes ermöglicht, dersich ehemals vom Senegal an der WestküsteZentralafrikas bis Uganda im Osten erstreckte.

Sind erste Flächen gerodet, zieht es Sied-ler in den Wald. Darunter leiden unter anderem unsere tierischen Verwandten, die Menschenaffen: Gorillas, Schimpansen undBonobos liefern wie Elefanten, Pythonschlan-gen und Gazellen das begehrte „Bush Meat“,Fleisch wild lebender Tiere. Viele MillionenTiere werden jährlich in West- und Zentral-afrika geschlachtet und gegessen. Holzfällerund Minenarbeiter kaufen das Fleisch vonkommerziellen Jägern, die zur Jagd in Gelän-dewagen wiederum die Versorgungsstraßenin den Abholzungsgebieten benutzen. Zwargibt es viele internationale und nationaleSchutzgesetze, diese werden jedoch meistignoriert. Fehlender politischer Wille, man-gelndes Geld und Personal, Armut und Kor-ruption ersticken Naturschutzbemühungenim Keim. In fünf bis zehn Jahren, rechnenExperten, werden die großen Affen mitsamtder letzten unberührten Waldgebiete ver-schwunden sein. Ähnlich düster sieht es fürandere Urwaldtiere wie den Waldelefanten,den zu den Giraffen zählenden Okapis undden farbenprächtigen Kongopfauen aus.

Betroffen ist auch das Volk der Mbuti-Pygmäen im Nordosten des Kongo, derenLeben ganz auf den Urwald abgestimmt ist –wirtschaftlich und spirituell. In Familien-clans von Jägern und Sammlern ziehen sienach kurzem Aufenthalt an einem Ort wei-ter, ohne Felder oder Siedlungen angelegt zu

Regenwald Zentralafrikas 1514 Regenwald Zentralafrikas

haben. Schon jetzt werden einige Clans ausdem schwindenden Urwald in die Savanneabgedrängt: Dort entgegen ihrer Gewohnhei-ten in Hüttendörfern angesiedelt, gehen ihreursprüngliche Kultur und ihr Jahrtausendealtes Wissen innerhalb weniger Generatio-nen verloren. Ethnologen prognostizieren,dass es diese Kultur, die bereits in griechi-schen Sagen und altägyptischen Berichtenbeschrieben wurde, in einigen Jahrzehntennicht mehr geben wird.

Aufgrund steigender Nachfrage nach afri-kanischem Holz hauptsächlich in Frankreich,Italien und Spanien hat sich seit dem Um-weltgipfel von Rio 1992 die Geschwindig-keit, mit der der afrikanische Urwald zerstörtwird, um ein Viertel erhöht. Die durch-schnittliche Holzproduktion nahm seit Mitteder 90er Jahre um über die Hälfte zu, ille-gale und zerstörerische Abholzungsmethodensind weit verbreitet. Naturschutzgebiete wur-den dagegen kaum ausgewiesen, im Gegen-teil mussten Umweltschützer in einigen Bür-gerkriegsgebieten herbe Niederlagen ein-stecken: Beispielsweise im kongolesischenKahuzi-Biega-Nationalpark fielen mehrfachWilderer ein, entwaffneten die Parkrangerund töteten Elefanten und Gorillas wegendes Fleisches. Dabei könnten genau dieseTiere die letzte Devisenquelle für das wirt-schaftlich am Boden liegende Land bedeu-ten: Vor dem Krieg pirschten Touristendurchs Unterholz, um einmal im Leben eineGorillafamilie in freier Wildbahn aus näch-ster Nähe zu beobachten.

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Mit Herden von bis zu hundert Tieren, die den

Staub der Savanne aufwirbeln, haben Wald-

elefanten nichts zu tun: Die kleineren Ver-

wandten der afrikanischen Steppenelefanten

streifen in Familiengruppen von zwei oder

drei Weibchen und deren Nachwuchs durch

den dichten Dschungel. Weibliche Jungtiere

bleiben der Gruppe erhalten, Männchen müs-

sen nach der Geschlechtsreife gehen und

ziehen alleine oder in Gesellschaft anderer

Junggesellen umher.

Ihr verstecktes Leben hat dazu beigetra-

gen, dass die afrikanischen Waldelefanten zu

den letzten unerforschten Tieren dieses Kon-

tinents gehören – kaum jemand hat sie bis-

her in freier Natur beobachten können. Ihre

wichtige Rolle im Ökosystem des Dschungels

ist aber bekannt: Als Landschaftsarchitekten

sind sie für die Erneuerung und Wiederauf-

forstung des Waldes unverzichtbar. Ihr Appe-

tit auf täglich über hundert Kilogramm Pflan-

zennahrung schafft Brachen und damit Platz

für junge Keimlinge, das nötige Pflanzensaat-

gut haben sie – dank ihrer schlechten Verdau-

ung – auch immer dabei.

Der Waldelefant

Noch bietet der afrikanische

Regenwald am Shanga-Fluss

ein geschlossenes Bild.

< Nur wenige Minuten

benötigen Holzfäller, um

Jahrhunderte alte Baum-

riesen abzuholzen.

Page 16: Die Fantastischen Sieben – Die letzten Urwälder der Erde...die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt werden! Regierungen und Industrie

Die SchneewälderSibiriens

Noch heute wecken die Bodenschätze

und Holzvorräte des östlichen Sibiriens

Begehrlichkeiten in aller Welt. Viele Ge-

biete Ost-Sibiriens sind bereits abgeholzt,

und in den letzten Jahren haben sich

mehrere multinationale Holzkonzerne

langfristige Abholzungsrechte gesichert.

Von der Republik Sacha, dem ehemaligenJakutien, im Nordosten Sibiriens, bis zu denNiederungen der Flüsse Amur und Ussuri ander chinesischen Grenze erstrecken sich dieUrwälder im asiatischen Teil Russlands.Über mehr als 5.000 Kilometer vom nörd-lichen zum südlichen Teil des Gebiets wech-selt die Landschaft von spärlich mit verkrüp-pelten Weiden und Birken bewachsener Tun-dra bis zu reichen Nadel- und Laubwäldernin der südlichen Region um Wladiwostok.Im Norden hält das Dorf Oimjakon den Käl-terekord mit minus 71 Grad Celsius, weiter

südlich steigen die Temperaturen im Som-mer regelmäßig auf über 30 Grad Celsius imSchatten.

Schroffe Berge und fruchtbares Flach-land, morastige Sümpfe und regenarmeSavannen: Die Anforderungen an in Sibirienbeheimatete Pflanzen und Tiere sind vielfäl-tig. Dies führte zur Entwicklung eines arten-reichen Lebensgeflechts mit so eindrucksvol-len Vertretern wie dem bis zu 300 Kilo-gramm schweren Sibirischen Tiger und demnoch schwereren Moschusochsen. Auch derweiße Schneekranich brütet im nordöst-lichen Sibirien. Der Verlust geeigneter Feucht-gebiete bedroht die Tiere am stärksten,da Brutpaare mit einem Abstand von übereinem Kilometer zwischen den Nestern vielPlatz benötigen. Zwei weitere seltene Tierespielen eine wichtige Rolle im Leben derUreinwohner dieser Gegend, der Schnee-leopard und der Kragenbär.

Bis zur Erschließung Sibiriens für die rus-sische Öl- und Holzindustrie lebten die indi-genen kleinen Völker des hohen Nordensund fernen Ostens Russlands – so der offiziel-

le Ausdruck für die häufig weniger als 2.000Menschen umfassenden Ethnien – von Fische-rei, Jagd und Rentierzucht und jenseits derDauerfrostgrenze im Süden dazu auch vonder Landwirtschaft. Nur knapp eine Milliondieser Ureinwohner überlebten die zaristi-sche Eroberung und nachfolgende Russifi-zierung, inzwischen ist ihre Anzahl auf etwa200.000 gesunken. Heute sind Völker wie dieEwenken, Jukagiren, Ewenen, Jakuten undNanai mitsamt ihrer Kultur durch die unge-heure Naturzerstörung gefährdet. Ihr nochteilweise überliefertes Weltbild des schama-nischen Animismus gründet auf einer ausge-prägten Balance in der Natur.

Noch heute wecken die Bodenschätzeund Holzvorräte des östlichen SibiriensBegehrlichkeiten in aller Welt. Die maroderussische Wirtschaft wäre dagegen auf Devi-sen dringend angewiesen und betreibt dorteinen Ausverkauf der Natur unbeschreib-lichen Ausmaßes. Viele Gebiete Ostsibirienssind bereits abgeholzt, und in den letztenJahren haben sich mehrere multinationaleHolzkonzerne langfristige Abholzungsrechtegesichert. Zusätzlicher illegaler Einschlagund die Nachfrage von China und Japan nachbesonders seltenen Baumarten sind die größ-te Gefahr für Russlands südsibirische Schnee-wälder. Gleichzeitig steigt die Nachfrage imeigenen Land, so dass die sibirischen Schatz-kammern bald für immer geplündert seinkönnten.

Schneewälder Sibiriens 1716 Schneewälder Sibiriens

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Gegen Gewehre und die Zerstörung ihres

Lebensraumes sind die Tiger Sibiriens, von

denen bereits heute mehr in Zoos als in freier

Wildbahn leben, nicht gefeit. Und die letzten

frei lebenden Exemplare sind auf ein kleines

Gebiet nahe der russisch-chinesischen Gren-

ze am Fluss Amur zurückgedrängt worden.

Vor allem der Glaube an die sensationelle

Wirkung von medizinischen Tigerpräparaten

hat dazu geführt, dass Wilderer den Groß-

katzen nachstellen – bei einem Erlös von bis

zu 20.000 Dollar pro Tier ist der Anreiz sehr

groß. Drei der ursprünglich acht Tigerarten

sind bereits ausgerottet, von den sibirischen

Tigern oder Amurtigern leben in freier Wild-

bahn noch ungefähr 400 Exemplare. Wenn

diese Tiere überleben sollen, müssen die

Urwälder in ihrem Verbreitungsgebiet zu

betreuten Schutzgebieten erklärt werden,

anstatt sie durch die Erschließung von Holz-

konzernen noch weiter für die Ausbeutung

zu öffnen.

Von den Geistern der Tiger erlernten die

Schamanen der Nomadenvölker Sibiriens

den Umgang mit Willen, Energie und Kraft im

Angesicht des Feindes. Noch in den Revolu-

tionskriegen setzten die Armeen so genannte

„Tigermenschen“ als Wachposten ein, denen

die schamanische Fähigkeit zugesprochen

wurde, während des Schlafes die Augen dem

Unendlichen zu öffnen.

Der Sibirische Tiger

< Nach der Rodung bieten

Kahlflächen weder

Mensch noch Tier einen

Lebensraum.

Fichten, Kiefern und Lärchen

zählen zu den häufigsten

Arten der sibirischen Taiga.

Page 17: Die Fantastischen Sieben – Die letzten Urwälder der Erde...die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt werden! Regierungen und Industrie

Die SchneewälderSibiriens

Noch heute wecken die Bodenschätze

und Holzvorräte des östlichen Sibiriens

Begehrlichkeiten in aller Welt. Viele Ge-

biete Ost-Sibiriens sind bereits abgeholzt,

und in den letzten Jahren haben sich

mehrere multinationale Holzkonzerne

langfristige Abholzungsrechte gesichert.

Von der Republik Sacha, dem ehemaligenJakutien, im Nordosten Sibiriens, bis zu denNiederungen der Flüsse Amur und Ussuri ander chinesischen Grenze erstrecken sich dieUrwälder im asiatischen Teil Russlands.Über mehr als 5.000 Kilometer vom nörd-lichen zum südlichen Teil des Gebiets wech-selt die Landschaft von spärlich mit verkrüp-pelten Weiden und Birken bewachsener Tun-dra bis zu reichen Nadel- und Laubwäldernin der südlichen Region um Wladiwostok.Im Norden hält das Dorf Oimjakon den Käl-terekord mit minus 71 Grad Celsius, weiter

südlich steigen die Temperaturen im Som-mer regelmäßig auf über 30 Grad Celsius imSchatten.

Schroffe Berge und fruchtbares Flach-land, morastige Sümpfe und regenarmeSavannen: Die Anforderungen an in Sibirienbeheimatete Pflanzen und Tiere sind vielfäl-tig. Dies führte zur Entwicklung eines arten-reichen Lebensgeflechts mit so eindrucksvol-len Vertretern wie dem bis zu 300 Kilo-gramm schweren Sibirischen Tiger und demnoch schwereren Moschusochsen. Auch derweiße Schneekranich brütet im nordöst-lichen Sibirien. Der Verlust geeigneter Feucht-gebiete bedroht die Tiere am stärksten,da Brutpaare mit einem Abstand von übereinem Kilometer zwischen den Nestern vielPlatz benötigen. Zwei weitere seltene Tierespielen eine wichtige Rolle im Leben derUreinwohner dieser Gegend, der Schnee-leopard und der Kragenbär.

Bis zur Erschließung Sibiriens für die rus-sische Öl- und Holzindustrie lebten die indi-genen kleinen Völker des hohen Nordensund fernen Ostens Russlands – so der offiziel-

le Ausdruck für die häufig weniger als 2.000Menschen umfassenden Ethnien – von Fische-rei, Jagd und Rentierzucht und jenseits derDauerfrostgrenze im Süden dazu auch vonder Landwirtschaft. Nur knapp eine Milliondieser Ureinwohner überlebten die zaristi-sche Eroberung und nachfolgende Russifi-zierung, inzwischen ist ihre Anzahl auf etwa200.000 gesunken. Heute sind Völker wie dieEwenken, Jukagiren, Ewenen, Jakuten undNanai mitsamt ihrer Kultur durch die unge-heure Naturzerstörung gefährdet. Ihr nochteilweise überliefertes Weltbild des schama-nischen Animismus gründet auf einer ausge-prägten Balance in der Natur.

Noch heute wecken die Bodenschätzeund Holzvorräte des östlichen SibiriensBegehrlichkeiten in aller Welt. Die maroderussische Wirtschaft wäre dagegen auf Devi-sen dringend angewiesen und betreibt dorteinen Ausverkauf der Natur unbeschreib-lichen Ausmaßes. Viele Gebiete Ostsibirienssind bereits abgeholzt, und in den letztenJahren haben sich mehrere multinationaleHolzkonzerne langfristige Abholzungsrechtegesichert. Zusätzlicher illegaler Einschlagund die Nachfrage von China und Japan nachbesonders seltenen Baumarten sind die größ-te Gefahr für Russlands südsibirische Schnee-wälder. Gleichzeitig steigt die Nachfrage imeigenen Land, so dass die sibirischen Schatz-kammern bald für immer geplündert seinkönnten.

Schneewälder Sibiriens 1716 Schneewälder Sibiriens

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Gegen Gewehre und die Zerstörung ihres

Lebensraumes sind die Tiger Sibiriens, von

denen bereits heute mehr in Zoos als in freier

Wildbahn leben, nicht gefeit. Und die letzten

frei lebenden Exemplare sind auf ein kleines

Gebiet nahe der russisch-chinesischen Gren-

ze am Fluss Amur zurückgedrängt worden.

Vor allem der Glaube an die sensationelle

Wirkung von medizinischen Tigerpräparaten

hat dazu geführt, dass Wilderer den Groß-

katzen nachstellen – bei einem Erlös von bis

zu 20.000 Dollar pro Tier ist der Anreiz sehr

groß. Drei der ursprünglich acht Tigerarten

sind bereits ausgerottet, von den sibirischen

Tigern oder Amurtigern leben in freier Wild-

bahn noch ungefähr 400 Exemplare. Wenn

diese Tiere überleben sollen, müssen die

Urwälder in ihrem Verbreitungsgebiet zu

betreuten Schutzgebieten erklärt werden,

anstatt sie durch die Erschließung von Holz-

konzernen noch weiter für die Ausbeutung

zu öffnen.

Von den Geistern der Tiger erlernten die

Schamanen der Nomadenvölker Sibiriens

den Umgang mit Willen, Energie und Kraft im

Angesicht des Feindes. Noch in den Revolu-

tionskriegen setzten die Armeen so genannte

„Tigermenschen“ als Wachposten ein, denen

die schamanische Fähigkeit zugesprochen

wurde, während des Schlafes die Augen dem

Unendlichen zu öffnen.

Der Sibirische Tiger

< Nach der Rodung bieten

Kahlflächen weder

Mensch noch Tier einen

Lebensraum.

Fichten, Kiefern und Lärchen

zählen zu den häufigsten

Arten der sibirischen Taiga.

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Regenwälder Südostasiens 19

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Die Regenwälder Südostasiens

In Indonesien und Papua-Neuguinea sind

bereits über zwei Drittel der Urwälder

zerstört. In den letzten drei Jahrzehnten

wurde der Wald systematisch geplündert:

Spannungen zwischen den Neusiedlern

und alteingesessenen Volksgruppen

führen regelmäßig zu gewalttätigen

Auseinandersetzungen.

Zwischen dem asiatischen Festland und Aus-tralien erstrecken sich die Inselketten Indo-nesiens und Papua-Neuguineas. Von mangro-vengesäumten Meeresbuchten über tropi-schen Dschungel bis zu den Rhododendron-wäldern an den Hängen des über 4.000Meter hohen Kinabalu im Norden Borneosreicht das Spektrum spektakulärer Urwälder.Die Artenfülle ist Atem beraubend – mit Tau-senden bunt schillernden Schmetterlingenund Käfern, mehr als 500 Säugetier- und1.600 verschiedenen Vogelarten. Neben denriesigen Komodo-Echsen, den rothaarigenOrang-Utans und den kleinen Sumatra-Nashör-nern beherbergen die Wälder Schmuckstückewie die prächtigen Paradiesvögel: Deren Männ-

chen tragen ein außer-gewöhnlich farbenfrohesGefieder mit wimpelarti-gen Schmuckfedern anKopf oder Schwanz, diemehrmals so lang wer-den können wie der Kör-per des Vogels. 2.000Orchideenarten und dieam Urwaldboden ausriesigen Knospen aufbrechenden weiß-rosagefleckten Riesenblüten der Rafflesia, die biszu ein Meter groß werden, begeistern Pflan-zenliebhaber.

Die meisten dieser Arten lassen sichschon heute nur noch in abgelegenen odergeschützten Gebieten bestaunen. Abholzungund groß angelegte Umsiedlungsprogrammehaben weite Teile des Regenwaldes komplettzerstört, und auch der verbliebene Rest wirdstark besiedelt. Millionen Menschen, darun-ter Großstädtern aus Java oder Bali, wurdeder Umzug auf abgelegene Inseln mit Prä-mien und Landparzellen schmackhaft ge-macht. Viele dieser Siedler besitzen keineKenntnisse darüber, wie die nährstoffarmenRegenwaldböden nachhaltig zu bewirtschaf-ten sind, und so zerstören sie die Fruchtbar-keit der gerodeten Flächen innerhalb weni-ger Jahre. Waldbrände nehmen überhand.Sowohl Kleinbauern als auch Besitzer vonÖlpalmen-Plantagen greifen zu dieser billigs-ten aller Rodungsmethoden. Laut indonesi-scher Behörden ist zwischen 1997 und 1998allein eine Waldfläche der Größe Österreichsabgebrannt. Der Verkauf von Palmöl für dieMargarineproduktion ist eine der letztenDevisenquellen der angeschlagenen Wirt-schaft Indonesiens, weshalb die offiziell ver-botenen Rodungen kaum geahndet werden.

In den letzten drei Jahrzehnten der Herr-schaft des Suharto-Clans wurde der Waldsystematisch geplündert: Spannungen zwi-schen den Neusiedlern und alteingesessenenVolksgruppen führen regelmäßig zu gewalt-tätigen Auseinandersetzungen. In Irian Jaya,das sich westlich an Papua-Neuguinea an-schließt, aber zu Indonesien gehört, schlugdas Militär Proteste Einheimischer gegen dieZerstörung der Natur durch Straßenbau,

Goldminen und Holzkonzerne nieder. Auchnach Ablösung der alten Machthaber inIndonesien lassen wirtschaftliche Problemeund Gewaltausbrüche Umweltthemen aufder Agenda der neuen Politiker nach ganzhinten rücken. Zwar hat die neue Regierungdas Problem der Urwaldabholzung erkannt,doch kann sie in einem nun dezentralisiertenLand in den Provinzen nicht durchgreifen.

Auf der Insel Borneo sind nur noch Restevon Urwäldern in der gebirgigen Grenzre-gion zu Malaysia zu finden. Das Holz wirdillegal über die Grenze gebracht und vondort legal auf die Weltmärkte verkauft.

In Indonesien und Papua-Neuguinea sindbereits über zwei Drittel der Urwälder zerstört. Jährlich verliert Indonesien vieleTausend Quadratkilometer Wald. IllegalerRaubbau und Korruption sind an der Tages-ordnung; in Papua-Neuguinea hält sich nichteinmal die Regierung an die eigenen Geset-ze, wenn mächtige Konzerne Interesse anunberührten Waldgebieten anmelden. Indo-nesische Sägemühlen verarbeiten zu etwa 70Prozent Holz aus illegaler Abholzung.

Auch Berater der Weltbank bescheinigendiesen Gebieten „anarchistische Zustände“ inder Holzwirtschaft, an denen wertvollsteUrwaldgebiete auf Borneo und den umlie-genden Inseln bis zum Jahre 2010 zugrundegehen würden. Mitsamt ihren Regenwälderwären dann auch die letzten frei lebendenExemplare des Sumatra-Nashorns, des Suma-tra-Elefanten, des Orang-Utans und des indo-nesischen Königstigers für immer verloren.

18 Regenwälder Südostasiens

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Der Orang-Utan

Unermesslicher Arten-

reichtum herrscht in Indone-

siens Regenwäldern.

< < Paradiesvogel mit

seinem prächtigen Gefieder.

< Öl-Palmen-Plantagen

in Malaysia: Monotone

Vegetation ersetzt den

einstigen Artenreichtum.

Der Orang-Utan ist der sanfteste und bedäch-

tigste unter den Menschenaffen und lebt nur

noch in einigen Regenwaldflecken im Norden

Sumatras und auf Borneo. Hier klettert er

von Baumkrone zu Baumkrone und erntet

Nüsse und Früchte, über deren Reifezustand

und Vorkommen im Revier er jederzeit im

Bilde ist.

Orang heißt auf Malaiisch Mensch, Utan

Wald, und wirklich ist der „Waldmensch“

dem Menschen so ähnlich, dass er als Haus-

tier aufgezogen wird und sogar tadellose

Tischmanieren erlernt. Das Geschäft mit

Orang-Utan-Babys blüht, obwohl die Händler

die Mütter töten müssen, um an das festge-

klammerte Jungtier zu kommen. Umwelt-

organisationen versuchen, beschlagnahmte

Hausaffen und solche, die ihre Mütter bei

Bränden oder Holzeinschlag verloren haben,

auf ein Leben im Urwald vorzubereiten.

Orang-Utan-Auffangstationen sind inzwischen

beliebte Touristenziele, die der Bevölkerung

den Wert der Tiere vorführen und schon viele

Besucher zum Urwaldschutz bekehrt haben.

Bilder von Affenbabys, die in der Urwald-

schule an Seilen klettern lernen, gingen um

die Welt. Doch trotz Schulung werden sich

die meisten Orang-Utan-Waisen niemals

allein im Urwald versorgen können, obwohl

dort Verstärkung dringend nötig wäre: Im

vergangenen Jahrzehnt schrumpfte der

frei lebende Bestand um die Hälfte, wahr-

scheinlich wesentlich weniger als 30.000

„Waldmenschen“ hangeln sich heute durch

die letzten Regenwälder Indonesiens.

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Die Regenwälder Südostasiens

In Indonesien und Papua-Neuguinea sind

bereits über zwei Drittel der Urwälder

zerstört. In den letzten drei Jahrzehnten

wurde der Wald systematisch geplündert:

Spannungen zwischen den Neusiedlern

und alteingesessenen Volksgruppen

führen regelmäßig zu gewalttätigen

Auseinandersetzungen.

Zwischen dem asiatischen Festland und Aus-tralien erstrecken sich die Inselketten Indo-nesiens und Papua-Neuguineas. Von mangro-vengesäumten Meeresbuchten über tropi-schen Dschungel bis zu den Rhododendron-wäldern an den Hängen des über 4.000Meter hohen Kinabalu im Norden Borneosreicht das Spektrum spektakulärer Urwälder.Die Artenfülle ist Atem beraubend – mit Tau-senden bunt schillernden Schmetterlingenund Käfern, mehr als 500 Säugetier- und1.600 verschiedenen Vogelarten. Neben denriesigen Komodo-Echsen, den rothaarigenOrang-Utans und den kleinen Sumatra-Nashör-nern beherbergen die Wälder Schmuckstückewie die prächtigen Paradiesvögel: Deren Männ-

chen tragen ein außer-gewöhnlich farbenfrohesGefieder mit wimpelarti-gen Schmuckfedern anKopf oder Schwanz, diemehrmals so lang wer-den können wie der Kör-per des Vogels. 2.000Orchideenarten und dieam Urwaldboden ausriesigen Knospen aufbrechenden weiß-rosagefleckten Riesenblüten der Rafflesia, die biszu ein Meter groß werden, begeistern Pflan-zenliebhaber.

Die meisten dieser Arten lassen sichschon heute nur noch in abgelegenen odergeschützten Gebieten bestaunen. Abholzungund groß angelegte Umsiedlungsprogrammehaben weite Teile des Regenwaldes komplettzerstört, und auch der verbliebene Rest wirdstark besiedelt. Millionen Menschen, darun-ter Großstädtern aus Java oder Bali, wurdeder Umzug auf abgelegene Inseln mit Prä-mien und Landparzellen schmackhaft ge-macht. Viele dieser Siedler besitzen keineKenntnisse darüber, wie die nährstoffarmenRegenwaldböden nachhaltig zu bewirtschaf-ten sind, und so zerstören sie die Fruchtbar-keit der gerodeten Flächen innerhalb weni-ger Jahre. Waldbrände nehmen überhand.Sowohl Kleinbauern als auch Besitzer vonÖlpalmen-Plantagen greifen zu dieser billigs-ten aller Rodungsmethoden. Laut indonesi-scher Behörden ist zwischen 1997 und 1998allein eine Waldfläche der Größe Österreichsabgebrannt. Der Verkauf von Palmöl für dieMargarineproduktion ist eine der letztenDevisenquellen der angeschlagenen Wirt-schaft Indonesiens, weshalb die offiziell ver-botenen Rodungen kaum geahndet werden.

In den letzten drei Jahrzehnten der Herr-schaft des Suharto-Clans wurde der Waldsystematisch geplündert: Spannungen zwi-schen den Neusiedlern und alteingesessenenVolksgruppen führen regelmäßig zu gewalt-tätigen Auseinandersetzungen. In Irian Jaya,das sich westlich an Papua-Neuguinea an-schließt, aber zu Indonesien gehört, schlugdas Militär Proteste Einheimischer gegen dieZerstörung der Natur durch Straßenbau,

Goldminen und Holzkonzerne nieder. Auchnach Ablösung der alten Machthaber inIndonesien lassen wirtschaftliche Problemeund Gewaltausbrüche Umweltthemen aufder Agenda der neuen Politiker nach ganzhinten rücken. Zwar hat die neue Regierungdas Problem der Urwaldabholzung erkannt,doch kann sie in einem nun dezentralisiertenLand in den Provinzen nicht durchgreifen.

Auf der Insel Borneo sind nur noch Restevon Urwäldern in der gebirgigen Grenzre-gion zu Malaysia zu finden. Das Holz wirdillegal über die Grenze gebracht und vondort legal auf die Weltmärkte verkauft.

In Indonesien und Papua-Neuguinea sindbereits über zwei Drittel der Urwälder zerstört. Jährlich verliert Indonesien vieleTausend Quadratkilometer Wald. IllegalerRaubbau und Korruption sind an der Tages-ordnung; in Papua-Neuguinea hält sich nichteinmal die Regierung an die eigenen Geset-ze, wenn mächtige Konzerne Interesse anunberührten Waldgebieten anmelden. Indo-nesische Sägemühlen verarbeiten zu etwa 70Prozent Holz aus illegaler Abholzung.

Auch Berater der Weltbank bescheinigendiesen Gebieten „anarchistische Zustände“ inder Holzwirtschaft, an denen wertvollsteUrwaldgebiete auf Borneo und den umlie-genden Inseln bis zum Jahre 2010 zugrundegehen würden. Mitsamt ihren Regenwälderwären dann auch die letzten frei lebendenExemplare des Sumatra-Nashorns, des Suma-tra-Elefanten, des Orang-Utans und des indo-nesischen Königstigers für immer verloren.

18 Regenwälder Südostasiens

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Der Orang-Utan

Unermesslicher Arten-

reichtum herrscht in Indone-

siens Regenwäldern.

< < Paradiesvogel mit

seinem prächtigen Gefieder.

< Öl-Palmen-Plantagen

in Malaysia: Monotone

Vegetation ersetzt den

einstigen Artenreichtum.

Der Orang-Utan ist der sanfteste und bedäch-

tigste unter den Menschenaffen und lebt nur

noch in einigen Regenwaldflecken im Norden

Sumatras und auf Borneo. Hier klettert er

von Baumkrone zu Baumkrone und erntet

Nüsse und Früchte, über deren Reifezustand

und Vorkommen im Revier er jederzeit im

Bilde ist.

Orang heißt auf Malaiisch Mensch, Utan

Wald, und wirklich ist der „Waldmensch“

dem Menschen so ähnlich, dass er als Haus-

tier aufgezogen wird und sogar tadellose

Tischmanieren erlernt. Das Geschäft mit

Orang-Utan-Babys blüht, obwohl die Händler

die Mütter töten müssen, um an das festge-

klammerte Jungtier zu kommen. Umwelt-

organisationen versuchen, beschlagnahmte

Hausaffen und solche, die ihre Mütter bei

Bränden oder Holzeinschlag verloren haben,

auf ein Leben im Urwald vorzubereiten.

Orang-Utan-Auffangstationen sind inzwischen

beliebte Touristenziele, die der Bevölkerung

den Wert der Tiere vorführen und schon viele

Besucher zum Urwaldschutz bekehrt haben.

Bilder von Affenbabys, die in der Urwald-

schule an Seilen klettern lernen, gingen um

die Welt. Doch trotz Schulung werden sich

die meisten Orang-Utan-Waisen niemals

allein im Urwald versorgen können, obwohl

dort Verstärkung dringend nötig wäre: Im

vergangenen Jahrzehnt schrumpfte der

frei lebende Bestand um die Hälfte, wahr-

scheinlich wesentlich weniger als 30.000

„Waldmenschen“ hangeln sich heute durch

die letzten Regenwälder Indonesiens.

Page 20: Die Fantastischen Sieben – Die letzten Urwälder der Erde...die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt werden! Regierungen und Industrie

Urwälder im globalen Klimawandel

Nur ein langfristiger Schutz der Urwälder

und die drastische Reduktion des Ver-

brauchs fossiler Energieträger kann den

globalen Klimakollaps noch aufhalten.

Wenn die Urwälder verschwinden, deren

Pflanzen Hunderte von Gigatonnen Koh-

lenstoff binden, ändert sich das Klima: Bei

Abholzung, Waldbränden und nicht nach-

haltiger Nutzung von Wirtschaftswäldern

werden große Mengen Kohlenstoff als

Treibhausgas Kohlendioxid wieder in die

Atmosphäre entlassen.

Jedes Kind lernt es in der Schule – das Wun-der der Photosynthese: Aus Kohlendioxidund Wasser plus Sonnenenergie werdenZucker, Sauerstoff und Wasser. Über diePhotosynthese wandeln Pflanzen das gasför-mige Kohlendioxid aus der Erdatmosphärein Biomasse um, es ist so der Atmosphäreentzogen. Diese Bindung besteht nur fürkurze Zeit: Durch Lebensprozesse (Atmung,Zerfall) der Pflanzen oder bei Waldbrändenwird das Kohlendioxid wieder frei. Ein Kreis-lauf schließt sich.

Das Atmosphärengas Kohlendioxid lässtkurzwellige Sonnenstrahlen ungehindert aufdie Erde, verhindert aber teilweise die lang-wellige Wärmeabstrahlung von der Erde insAll. So kommt es zu einer Aufwärmung derErdatmosphäre. Ein mäßiger Kohlendioxid-gehalt in der Atmosphäre ist für das Über-leben auf der Erde essentiell wichtig. ImZuge der Industrialisierung verbrennt derMensch jedoch zusätzlich maßlos fossileEnergieträger: Erdöl, Kohle, Erdgas, wobeiriesige Mengen des Treibhausgases Kohlen-dioxid freigesetzt werden. Mehr Kohlendi-oxid in der Atmosphäre hält mehr Wärme-strahlung zurück, rasant heizt sich die Erdeso über das gesunde Maß auf, ein künstlicherTreibhauseffekt. Das hat die Menschen aufdie groteske Idee gebracht: Warum nicht ein-fach dieses „überschüssige“ Kohlendioxid inBäumen speichern?

Können Wälder die Klimakatastrophe aufhalten?

Ob Wälder Kohlendioxid aus der Atmosphärespeichern, ist umstritten: Die bei politischenVerhandlungen genutzte Bezeichnung vonWäldern als „Senken“ suggeriert, dass dasKohlendioxid, einmal der Atmosphäre entzo-gen und in neuer Form in der Pflanze gebun-den, das Klima nicht mehr aufheizt. Leidergeht diese Rechnung aber nicht auf: Das in erster Linie von den Industrieländern vermehrt freigesetzte Kohlendioxid stammtvor allem aus der Verbrennung fossiler Ener-gieträger wie Kohle, Öl oder Gas, in denender Kohlenstoff langfristig gebunden ist. DasLebewesen Pflanze dagegen nimmt Kohlen-dioxid nur für seine kurze Lebensdauer auf.

Zudem nehmen bei weltweit steigendenTemperaturen Ereignisse wie Waldbrände zuund setzen das „gespeicherte“ Kohlendioxidunkontrolliert wieder frei. Weiterhin hat dieErderwärmung für Gebiete mit Dauerfrost-böden fatale Konsequenzen: In diesen Bödensind große Mengen von Kohlenstoff in Formdes hochwirksamen Treibhausgases Methangebunden, beim Auftauen der Böden wirddieses frei.

Wald, ein Instrument im politischen Machtkampf?

Auf den internationalen Klimaverhandlun-gen wurden Mechanismen zur Reduktiondes weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes fest-gelegt. Den Wäldern wurde dabei eine beson-dere Rolle zugedacht: Sie sollen als Kohlen-dioxid -„Senken“ von den jeweiligen Ländernauf ihr Klimaschutzziel angerechnet werdenkönnen. Dies soll auf zweierlei Weise mög-lich sein: Zum einen kann in bestehendeWaldflächen investiert werden (Brand-schutz, Anpflanzungen in bestehende Wäl-der, schonender Holzeinschlag). Oder es kön-nen neue Wälder, meist Plantagen, ange-pflanzt werden. Vor allem die Industrie-länder wollen sich für ihren übermäßigenKohlendioxid-Ausstoß durch die Investitionin solche Plantagen freikaufen. Diese werdenmeist jedoch nach wenigen Jahren abgeholzt.Außerdem bergen Plantagen zahlreiche wei-tere Umweltprobleme: Meist werden Planta-gen als Monokulturen und mit schnell wach-senden Bäumen angelegt. Diese sind sehranfällig für Schädlinge, was mit umwelt- undgesundheitsschädlichen Giften bekämpftwird. Schnell wachsende Baumarten ver-brauchen viel Wasser, häufige Holzerntenlaugen die Böden aus. Wird von den Indus-

trieländern in neue Plantagen meist in Ent-wicklungsländern investiert, droht zunächstdie Abholzung der Urwälder. Denn für denErhalt von Urwäldern gibt es derzeit keineRegelung für einen finanziellen Ausgleich.

Globaler Klimawandel 2120 Globaler Klimawandel

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Fazit: Urwälder binden riesige Mengen Kohlen-

stoff und müssen allein deshalb erhalten

und geschützt werden! Doch weder sie noch

zusätzlich angepflanzte Wälder und Indus-

trieplantagen können das Kohlendioxid, das

bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas

entsteht, dauerhaft der Atmosphäre ent-

ziehen. Sie sind als „Senken“ zum Erreichen

der Klimaschutzziele nicht geeignet.

Bei Waldbränden wird der

durch Bäume gebundene

Kohlenstoff wieder als

Kohlendioxid freigesetzt.

< Plantagen werden nach

kurzer Zeit abgeholzt und

binden wenige Mengen

Kohlendioxid.

Die Emission von Treib-

hausgasen muss vermindert

werden.

<

Page 21: Die Fantastischen Sieben – Die letzten Urwälder der Erde...die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt werden! Regierungen und Industrie

Urwälder im globalen Klimawandel

Nur ein langfristiger Schutz der Urwälder

und die drastische Reduktion des Ver-

brauchs fossiler Energieträger kann den

globalen Klimakollaps noch aufhalten.

Wenn die Urwälder verschwinden, deren

Pflanzen Hunderte von Gigatonnen Koh-

lenstoff binden, ändert sich das Klima: Bei

Abholzung, Waldbränden und nicht nach-

haltiger Nutzung von Wirtschaftswäldern

werden große Mengen Kohlenstoff als

Treibhausgas Kohlendioxid wieder in die

Atmosphäre entlassen.

Jedes Kind lernt es in der Schule – das Wun-der der Photosynthese: Aus Kohlendioxidund Wasser plus Sonnenenergie werdenZucker, Sauerstoff und Wasser. Über diePhotosynthese wandeln Pflanzen das gasför-mige Kohlendioxid aus der Erdatmosphärein Biomasse um, es ist so der Atmosphäreentzogen. Diese Bindung besteht nur fürkurze Zeit: Durch Lebensprozesse (Atmung,Zerfall) der Pflanzen oder bei Waldbrändenwird das Kohlendioxid wieder frei. Ein Kreis-lauf schließt sich.

Das Atmosphärengas Kohlendioxid lässtkurzwellige Sonnenstrahlen ungehindert aufdie Erde, verhindert aber teilweise die lang-wellige Wärmeabstrahlung von der Erde insAll. So kommt es zu einer Aufwärmung derErdatmosphäre. Ein mäßiger Kohlendioxid-gehalt in der Atmosphäre ist für das Über-leben auf der Erde essentiell wichtig. ImZuge der Industrialisierung verbrennt derMensch jedoch zusätzlich maßlos fossileEnergieträger: Erdöl, Kohle, Erdgas, wobeiriesige Mengen des Treibhausgases Kohlen-dioxid freigesetzt werden. Mehr Kohlendi-oxid in der Atmosphäre hält mehr Wärme-strahlung zurück, rasant heizt sich die Erdeso über das gesunde Maß auf, ein künstlicherTreibhauseffekt. Das hat die Menschen aufdie groteske Idee gebracht: Warum nicht ein-fach dieses „überschüssige“ Kohlendioxid inBäumen speichern?

Können Wälder die Klimakatastrophe aufhalten?

Ob Wälder Kohlendioxid aus der Atmosphärespeichern, ist umstritten: Die bei politischenVerhandlungen genutzte Bezeichnung vonWäldern als „Senken“ suggeriert, dass dasKohlendioxid, einmal der Atmosphäre entzo-gen und in neuer Form in der Pflanze gebun-den, das Klima nicht mehr aufheizt. Leidergeht diese Rechnung aber nicht auf: Das in erster Linie von den Industrieländern vermehrt freigesetzte Kohlendioxid stammtvor allem aus der Verbrennung fossiler Ener-gieträger wie Kohle, Öl oder Gas, in denender Kohlenstoff langfristig gebunden ist. DasLebewesen Pflanze dagegen nimmt Kohlen-dioxid nur für seine kurze Lebensdauer auf.

Zudem nehmen bei weltweit steigendenTemperaturen Ereignisse wie Waldbrände zuund setzen das „gespeicherte“ Kohlendioxidunkontrolliert wieder frei. Weiterhin hat dieErderwärmung für Gebiete mit Dauerfrost-böden fatale Konsequenzen: In diesen Bödensind große Mengen von Kohlenstoff in Formdes hochwirksamen Treibhausgases Methangebunden, beim Auftauen der Böden wirddieses frei.

Wald, ein Instrument im politischen Machtkampf?

Auf den internationalen Klimaverhandlun-gen wurden Mechanismen zur Reduktiondes weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes fest-gelegt. Den Wäldern wurde dabei eine beson-dere Rolle zugedacht: Sie sollen als Kohlen-dioxid -„Senken“ von den jeweiligen Ländernauf ihr Klimaschutzziel angerechnet werdenkönnen. Dies soll auf zweierlei Weise mög-lich sein: Zum einen kann in bestehendeWaldflächen investiert werden (Brand-schutz, Anpflanzungen in bestehende Wäl-der, schonender Holzeinschlag). Oder es kön-nen neue Wälder, meist Plantagen, ange-pflanzt werden. Vor allem die Industrie-länder wollen sich für ihren übermäßigenKohlendioxid-Ausstoß durch die Investitionin solche Plantagen freikaufen. Diese werdenmeist jedoch nach wenigen Jahren abgeholzt.Außerdem bergen Plantagen zahlreiche wei-tere Umweltprobleme: Meist werden Planta-gen als Monokulturen und mit schnell wach-senden Bäumen angelegt. Diese sind sehranfällig für Schädlinge, was mit umwelt- undgesundheitsschädlichen Giften bekämpftwird. Schnell wachsende Baumarten ver-brauchen viel Wasser, häufige Holzerntenlaugen die Böden aus. Wird von den Indus-

trieländern in neue Plantagen meist in Ent-wicklungsländern investiert, droht zunächstdie Abholzung der Urwälder. Denn für denErhalt von Urwäldern gibt es derzeit keineRegelung für einen finanziellen Ausgleich.

Globaler Klimawandel 2120 Globaler Klimawandel

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Fazit: Urwälder binden riesige Mengen Kohlen-

stoff und müssen allein deshalb erhalten

und geschützt werden! Doch weder sie noch

zusätzlich angepflanzte Wälder und Indus-

trieplantagen können das Kohlendioxid, das

bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas

entsteht, dauerhaft der Atmosphäre ent-

ziehen. Sie sind als „Senken“ zum Erreichen

der Klimaschutzziele nicht geeignet.

Bei Waldbränden wird der

durch Bäume gebundene

Kohlenstoff wieder als

Kohlendioxid freigesetzt.

< Plantagen werden nach

kurzer Zeit abgeholzt und

binden wenige Mengen

Kohlendioxid.

Die Emission von Treib-

hausgasen muss vermindert

werden.

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Vernünftiger Umgang mit Wald 23

Ein vernünftigerUmgang mit Wald ist möglich

Ziel von Greenpeace ist es, die letzten

Urwaldgebiete weltweit als komplexe Öko-

systeme und artenreiche Lebensräume zu

erhalten. Dazu müssen die Fantastischen

Sieben konsequent vor industriellem,

zerstörerischem Holzeinschlag geschützt

werden. Wie mit den Urwäldern vernünftig

umgegangen werden soll, dazu hat Green-

peace ein Konzept der ökologischen

Waldnutzung entwickelt.

Beispielsweise beim Great Bear Regenwaldan der Westküste Kanadas haben sich Umwelt-organisationen, die Regierung von BritishColumbia und Holzkonzerne im April 2001auf einen vorläufigen Nutzungsverzicht einer16.000 Quadratkilometer großen Urwaldflächegeeinigt. Nun wird für dieses Gebiet ein öko-logisches Schutz- und Nutzungskonzept er-stellt. Vergleichbar müsste in allen Urwaldge-bieten vorgegangen werden. Das bedeutet vorallem für die Industrieländer als Hauptabneh-mer von Urwaldholz, ihren Holz- und Papier-verbrauch drastisch zu senken und Holz aus

ökologischer Waldnutzung zu verlangen.Zum Schutz der verbliebenen 20 Prozent dereinstigen Urwälder unserer Erde muss derweltweite Holzbedarf ausschließlich aus Wirt-schaftswäldern gedeckt werden, die nach öko-logischen Kriterien bewirtschaftet werden.Dazu hat Greenpeace ein Konzept der ökolo-gischen Waldnutzung entwickelt. Grund-lagen umweltverträglicher, sozial gerechterund trotzdem wirtschaftlicher Waldnutzungsehen vor allem den Verzicht auf Kahlschlag,Pestizideinsatz und Düngung vor.

Kreislauf statt Kahlschlag

Leitbild der ökologischen Waldnutzung istdie natürliche Artenvielfalt und Entwicklungdes Waldes. Der bewirtschaftete Wald solldem natürlichen, unangetasteten Wald mög-lichst ähnlich sein und auch den in her-kömmlichen Wirtschaftswäldern bedrohtenPflanzen- und Tierarten einen Lebensraumgewähren. Deren Zusammensetzung undAltersstruktur richtet sich weitgehend nachden natürlichen Gegebenheiten. Durch Samen-flug soll sich der Wald selbst verjüngen,nachgepflanzt wird nur in Ausnahmefällen.Insgesamt ist die Waldpflege auf das not-wendige Minimum reduziert, nur ausge-wählte Bäume oder kleine Baumgruppenwerden eingeschlagen.

Einer der wenigen Betriebe, die Urwäl-der nachhaltig bewirtschaften (im gesamtenAmazonasgebiet beispielsweise gibt es da-von nur vier), ist das junge UnternehmenPrecious Woods. Die FSC-zertifizierte Firmaarbeitet auf ihrem 750 Quadratkilometergroßen Waldgelände im Amazonas, von dem50 Quadratkilometer als Referenzgebiet völ-lig unberührt bleiben, nach einem striktenRegelkatalog: Dazu gehört zuerst die Erfas-sung, Katalogisierung und Bewertung derBestände. Festgehalten werden auch Arten-reichtum, Durchmesser und Alter der Bäumesowie die Qualität des Holzes. Es wird nur soviel Holz geschlagen, wie in einem Bewirt-schaftungszyklus nachwachsen kann.

Der Weltforstrat, FSC (Forest Steward-ship Council), 1993 in Toronto gegründet, isteine nichtstaatliche, gemeinnützige Organi-

sation, die sich für eine ökologisch und sozialvertretbare Nutzung der Wälder unserer Erdeeinsetzt. Getragen wird der FSC von Umwelt-verbänden, Gewerkschaften, Holzindustrie,indigenen Völkern, Forstwirten, waldnutzen-den Gemeinden und Zertifizierern für Wald-produkte. Die Kontrolle durch FSC, aber auchvon Naturland, einem vor allem in Deutsch-land zertifizierenden Umweltverband, setztbeim Waldnutzungskonzept und an allenProduktionsstufen an – vom ursprünglichenWald bis zum fertigen Holzprodukt.

Die Siegel beider Organisationen garan-tieren, dass bei der Waldbewirtschaftunghohe ökologische und soziale Standards ein-gehalten werden. Bislang sind weltweit220.000 Quadratkilometer Wald nach denFSC-Kriterien zertifiziert worden.

Ökologische Waldprojekte weltweit

Um die ökologische Waldnutzung auf interna-tionaler Ebene zu fördern, initiiert Greenpeaceökologische Waldprojekte in den verschiedens-ten Teilen der Welt. Zum wirkungsvollen Schutzarbeitet die internationale Umweltorganisationdabei eng mit den Einheimischen und indige-nen Völkern (Indianern) zusammen: beim Ama-zonas-Regenwald beispielsweise mit dem Volkder Deni. Deren Heimat am Oberlauf des Ama-zonas ist akut bedroht, da ausländische Holz-konzerne dort riesige Waldflächen aufgekaufthaben. Im August 2001 haben die Deni unterMithilfe von Greenpeace begonnen, alle Landflä-chen im Besitz der Deni zu markieren. Die voll-ständige Kennzeichnung dieser Flächen warerfolgreich und hat garantiert, dass den Kindernder Deni ihre Heimat erhalten bleibt. DiesesProjekt wird von der Regierung weitergeführt.

Ein anderes Projekt zur Förderung desnachhaltigen Umgangs mit dem Urwald hatGreenpeace auf den pazifischen Solomonendurchgeführt: In einer vergleichenden Studiekonnte Greenpeace zusammen mit Wirtschafts-

experten offen legen, dass die kurzfristig so ver-lockend erscheinenden Angebote internationa-ler, industrieller Holzkonzerne langfristig re-gelmäßig zur wirtschaftlichen und sozialenVerelendung der indigenen Bevölkerung aufden Solomonen und zur Verwüstung ihrereinst ertragreichen Gebiete führen. Nach demVerkauf des Landes bleibt für die Einheimi-schen der erhoffte wirtschaftliche Aufschwungaus, auf den zurückgebliebenen kargen Flächenist die traditionelle Bewirtschaftung unmög-lich. Wie aus dem Vergleich in der Studie her-vorgeht, ist auch in dieser Region der ökologi-sche Umgang mit der Ressource Urwald unddessen Bewirtschaftung in kleinen Betriebendie einzige langfristig verträgliche Alternativefür die Einheimischen.

22 Vernünftiger Umgang mit Wald

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Mit den Deni-Indianern vermisst Greenpeace deren Lebensraum

am Amazonas und sichert so den Schutz ihres Urwaldes.

Noch gibt es Lebensraum für

den kanadischen Spirit-Bären.

Page 23: Die Fantastischen Sieben – Die letzten Urwälder der Erde...die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt werden! Regierungen und Industrie

Vernünftiger Umgang mit Wald 23

Ein vernünftigerUmgang mit Wald ist möglich

Ziel von Greenpeace ist es, die letzten

Urwaldgebiete weltweit als komplexe Öko-

systeme und artenreiche Lebensräume zu

erhalten. Dazu müssen die Fantastischen

Sieben konsequent vor industriellem,

zerstörerischem Holzeinschlag geschützt

werden. Wie mit den Urwäldern vernünftig

umgegangen werden soll, dazu hat Green-

peace ein Konzept der ökologischen

Waldnutzung entwickelt.

Beispielsweise beim Great Bear Regenwaldan der Westküste Kanadas haben sich Umwelt-organisationen, die Regierung von BritishColumbia und Holzkonzerne im April 2001auf einen vorläufigen Nutzungsverzicht einer16.000 Quadratkilometer großen Urwaldflächegeeinigt. Nun wird für dieses Gebiet ein öko-logisches Schutz- und Nutzungskonzept er-stellt. Vergleichbar müsste in allen Urwaldge-bieten vorgegangen werden. Das bedeutet vorallem für die Industrieländer als Hauptabneh-mer von Urwaldholz, ihren Holz- und Papier-verbrauch drastisch zu senken und Holz aus

ökologischer Waldnutzung zu verlangen.Zum Schutz der verbliebenen 20 Prozent dereinstigen Urwälder unserer Erde muss derweltweite Holzbedarf ausschließlich aus Wirt-schaftswäldern gedeckt werden, die nach öko-logischen Kriterien bewirtschaftet werden.Dazu hat Greenpeace ein Konzept der ökolo-gischen Waldnutzung entwickelt. Grund-lagen umweltverträglicher, sozial gerechterund trotzdem wirtschaftlicher Waldnutzungsehen vor allem den Verzicht auf Kahlschlag,Pestizideinsatz und Düngung vor.

Kreislauf statt Kahlschlag

Leitbild der ökologischen Waldnutzung istdie natürliche Artenvielfalt und Entwicklungdes Waldes. Der bewirtschaftete Wald solldem natürlichen, unangetasteten Wald mög-lichst ähnlich sein und auch den in her-kömmlichen Wirtschaftswäldern bedrohtenPflanzen- und Tierarten einen Lebensraumgewähren. Deren Zusammensetzung undAltersstruktur richtet sich weitgehend nachden natürlichen Gegebenheiten. Durch Samen-flug soll sich der Wald selbst verjüngen,nachgepflanzt wird nur in Ausnahmefällen.Insgesamt ist die Waldpflege auf das not-wendige Minimum reduziert, nur ausge-wählte Bäume oder kleine Baumgruppenwerden eingeschlagen.

Einer der wenigen Betriebe, die Urwäl-der nachhaltig bewirtschaften (im gesamtenAmazonasgebiet beispielsweise gibt es da-von nur vier), ist das junge UnternehmenPrecious Woods. Die FSC-zertifizierte Firmaarbeitet auf ihrem 750 Quadratkilometergroßen Waldgelände im Amazonas, von dem50 Quadratkilometer als Referenzgebiet völ-lig unberührt bleiben, nach einem striktenRegelkatalog: Dazu gehört zuerst die Erfas-sung, Katalogisierung und Bewertung derBestände. Festgehalten werden auch Arten-reichtum, Durchmesser und Alter der Bäumesowie die Qualität des Holzes. Es wird nur soviel Holz geschlagen, wie in einem Bewirt-schaftungszyklus nachwachsen kann.

Der Weltforstrat, FSC (Forest Steward-ship Council), 1993 in Toronto gegründet, isteine nichtstaatliche, gemeinnützige Organi-

sation, die sich für eine ökologisch und sozialvertretbare Nutzung der Wälder unserer Erdeeinsetzt. Getragen wird der FSC von Umwelt-verbänden, Gewerkschaften, Holzindustrie,indigenen Völkern, Forstwirten, waldnutzen-den Gemeinden und Zertifizierern für Wald-produkte. Die Kontrolle durch FSC, aber auchvon Naturland, einem vor allem in Deutsch-land zertifizierenden Umweltverband, setztbeim Waldnutzungskonzept und an allenProduktionsstufen an – vom ursprünglichenWald bis zum fertigen Holzprodukt.

Die Siegel beider Organisationen garan-tieren, dass bei der Waldbewirtschaftunghohe ökologische und soziale Standards ein-gehalten werden. Bislang sind weltweit220.000 Quadratkilometer Wald nach denFSC-Kriterien zertifiziert worden.

Ökologische Waldprojekte weltweit

Um die ökologische Waldnutzung auf interna-tionaler Ebene zu fördern, initiiert Greenpeaceökologische Waldprojekte in den verschiedens-ten Teilen der Welt. Zum wirkungsvollen Schutzarbeitet die internationale Umweltorganisationdabei eng mit den Einheimischen und indige-nen Völkern (Indianern) zusammen: beim Ama-zonas-Regenwald beispielsweise mit dem Volkder Deni. Deren Heimat am Oberlauf des Ama-zonas ist akut bedroht, da ausländische Holz-konzerne dort riesige Waldflächen aufgekaufthaben. Im August 2001 haben die Deni unterMithilfe von Greenpeace begonnen, alle Landflä-chen im Besitz der Deni zu markieren. Die voll-ständige Kennzeichnung dieser Flächen warerfolgreich und hat garantiert, dass den Kindernder Deni ihre Heimat erhalten bleibt. DiesesProjekt wird von der Regierung weitergeführt.

Ein anderes Projekt zur Förderung desnachhaltigen Umgangs mit dem Urwald hatGreenpeace auf den pazifischen Solomonendurchgeführt: In einer vergleichenden Studiekonnte Greenpeace zusammen mit Wirtschafts-

experten offen legen, dass die kurzfristig so ver-lockend erscheinenden Angebote internationa-ler, industrieller Holzkonzerne langfristig re-gelmäßig zur wirtschaftlichen und sozialenVerelendung der indigenen Bevölkerung aufden Solomonen und zur Verwüstung ihrereinst ertragreichen Gebiete führen. Nach demVerkauf des Landes bleibt für die Einheimi-schen der erhoffte wirtschaftliche Aufschwungaus, auf den zurückgebliebenen kargen Flächenist die traditionelle Bewirtschaftung unmög-lich. Wie aus dem Vergleich in der Studie her-vorgeht, ist auch in dieser Region der ökologi-sche Umgang mit der Ressource Urwald unddessen Bewirtschaftung in kleinen Betriebendie einzige langfristig verträgliche Alternativefür die Einheimischen.

22 Vernünftiger Umgang mit Wald

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Mit den Deni-Indianern vermisst Greenpeace deren Lebensraum

am Amazonas und sichert so den Schutz ihres Urwaldes.

Noch gibt es Lebensraum für

den kanadischen Spirit-Bären.

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Greenpeace-Aktionen 2524 Greenpeace-Aktionen

1999 Auftakt einer weltweiten

Kampagne zur Rettung des

Amazonas, des größten

tropischen Regenwaldes

der Erde. Die Umwelt-

schützer fordern ein Ende

des illegalen Einschlags.

Von den Industriestaaten

verlangen sie einen Import-

stopp für Urwaldholz.

1998 Firmen in Europa machen

Druck auf kanadische

Holzkonzerne. Sie wollen

keinen Zellstoff, für den

Urwald zerstört wurde,

kaufen. Aktivisten blockie-

ren kanadische Zellstoff-

frachter.

1989 Auftakt der Kampagne

für chlorfreie Papier- und

Zellstoffproduktion und

Papierrecycling. Das

Greenpeace Magazin

erscheint erstmals auf

chlorfreiem Papier.

1997 Start der Kampagne zum

Erhalt des Great Bear-

Regenwaldes an der

kanadischen Küste.

Greenpeacer erzeugen

unter anderem durch eine

21-tägige Sitzblockade

zusammen mit den

Nuxalk-Indianern Druck

auf die Konzerne, die aber

weiter einschlagen.

1996 Internationaler Erfolg für

Greenpeace: Der finnische

Papierhersteller Enso

beschließt einen Ein-

schlagstopp im Urwald

der russischen Republik

Karelien. Die Schonzeit

gilt für eine Fläche halb so

groß wie die Schweiz.

1994 Mit dem Stadtforst Lübeck

präsentiert Greenpeace

das erste deutsche Wald-

gebiet, das nach ökologi-

schen Kriterien naturnah

bewirtschaftet wird.

Gemeinden auf Papua-

Neuguinea und den

Solomonen beschließen

nach Beratungen mit

Greenpeace, Holzkonzer-

nen die Einschlagsrechte

nicht zu verkaufen.

1993Im Widerstand gegen den

Holzkonzern MacMillan

Bloedel, der den kanadi-

schen Clayoquot Sound-

Regenwald kahlschlagen

will, wird Greenpeace

von Tausenden Kanadiern

unterstützt. Protestierende

werden massenweise

verhaftet, weil sie den

Zugang zu den Wäldern

blockieren.

1991 Sensation auf dem Zeit-

schriftenmarkt: Green-

peace gibt ein Plagiat

des Magazins „Spiegel“

heraus und damit die

erste Tiefdruckzeitschrift

auf chlorfreiem Papier.

Greenpeace: Aktiv für den Erhalt der Urwälder

1991: Mit einem Plagiat des Magazins Spiegel

überzeugt Greenpeace die Verlage, Zeitschriften

auf chlorfreiem Papier zu drucken.

1996: Greenpeacer protestieren

im Karelischen Urwald gegen

den Einschlag des finnischen

Papierherstellers Enso.1998: Vor der kanadischen

Botschaft protestieren

Greenteams mit selbst

gemalten Bannern für den

Erhalt des Great Bear-

Regenwalds.

1998: Greenpeacer protestieren gegen

die Einfuhr von kanadischem Zellstoff, der

aus Urwaldholz gewonnen wurde.

1994: Greenpeace ist im

Amazonas auch vor Ort aktiv.

>>>

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Greenpeace-Aktionen 2524 Greenpeace-Aktionen

1999 Auftakt einer weltweiten

Kampagne zur Rettung des

Amazonas, des größten

tropischen Regenwaldes

der Erde. Die Umwelt-

schützer fordern ein Ende

des illegalen Einschlags.

Von den Industriestaaten

verlangen sie einen Import-

stopp für Urwaldholz.

1998 Firmen in Europa machen

Druck auf kanadische

Holzkonzerne. Sie wollen

keinen Zellstoff, für den

Urwald zerstört wurde,

kaufen. Aktivisten blockie-

ren kanadische Zellstoff-

frachter.

1989 Auftakt der Kampagne

für chlorfreie Papier- und

Zellstoffproduktion und

Papierrecycling. Das

Greenpeace Magazin

erscheint erstmals auf

chlorfreiem Papier.

1997 Start der Kampagne zum

Erhalt des Great Bear-

Regenwaldes an der

kanadischen Küste.

Greenpeacer erzeugen

unter anderem durch eine

21-tägige Sitzblockade

zusammen mit den

Nuxalk-Indianern Druck

auf die Konzerne, die aber

weiter einschlagen.

1996 Internationaler Erfolg für

Greenpeace: Der finnische

Papierhersteller Enso

beschließt einen Ein-

schlagstopp im Urwald

der russischen Republik

Karelien. Die Schonzeit

gilt für eine Fläche halb so

groß wie die Schweiz.

1994 Mit dem Stadtforst Lübeck

präsentiert Greenpeace

das erste deutsche Wald-

gebiet, das nach ökologi-

schen Kriterien naturnah

bewirtschaftet wird.

Gemeinden auf Papua-

Neuguinea und den

Solomonen beschließen

nach Beratungen mit

Greenpeace, Holzkonzer-

nen die Einschlagsrechte

nicht zu verkaufen.

1993Im Widerstand gegen den

Holzkonzern MacMillan

Bloedel, der den kanadi-

schen Clayoquot Sound-

Regenwald kahlschlagen

will, wird Greenpeace

von Tausenden Kanadiern

unterstützt. Protestierende

werden massenweise

verhaftet, weil sie den

Zugang zu den Wäldern

blockieren.

1991 Sensation auf dem Zeit-

schriftenmarkt: Green-

peace gibt ein Plagiat

des Magazins „Spiegel“

heraus und damit die

erste Tiefdruckzeitschrift

auf chlorfreiem Papier.

Greenpeace: Aktiv für den Erhalt der Urwälder

1991: Mit einem Plagiat des Magazins Spiegel

überzeugt Greenpeace die Verlage, Zeitschriften

auf chlorfreiem Papier zu drucken.

1996: Greenpeacer protestieren

im Karelischen Urwald gegen

den Einschlag des finnischen

Papierherstellers Enso.1998: Vor der kanadischen

Botschaft protestieren

Greenteams mit selbst

gemalten Bannern für den

Erhalt des Great Bear-

Regenwalds.

1998: Greenpeacer protestieren gegen

die Einfuhr von kanadischem Zellstoff, der

aus Urwaldholz gewonnen wurde.

1994: Greenpeace ist im

Amazonas auch vor Ort aktiv.

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Greenpeace-Forderungen 2726 Greenpeace-Aktionen

Greenpeace fordert:

Die Regierungen müssen die Fantastischen Sieben, die letzten

großen Urwälder dieser Erde, vor der Zerstörung retten.

Wir brauchen dafür die drei M’s:

Motorsägen anhalten – ein sofortiger Einschlagstopp für die verbliebenen Urwaldregionen.

Maßnahmen – für alle Urwälder müssen langfristige Schutz-konzepte entwickelt werden. Das bedeutet, weite Teile aus derindustriellen Nutzung herauszunehmen und andere Gebieten nachhaltig zu bewirtschaften.

„Moneten” – da dieser Nutzungsverzicht für die betroffenen Länderzunächst zu finanziellen Einbußen führt, müssen die reichen Länderdurch einen internationalen Fonds für Ausgleich sorgen.

Die Forst-, Papier- und Holzindustrie darf kein Holz mehr aus

Urwaldzerstörung kaufen. Sie sollte auf Produkte umsteigen,

die nach ökologischen und sozialen Kriterien zertifiziert sind

(z.B. nach Naturland oder FSC).

2002: Im März besetzen Greenpeacer das Holzlager des deutschen Importeurs

Offermann: Dessen Handel mit Afrika unterstützt die Urwaldzerstörung.

2002 Nach jahrelanger Green-

peace-Arbeit zum Schutz

des Urwaldes in Karelien

verkündet die russische

Regierung die Einrichtung

des Kalevalski National-

parks. Greenpeace spürt

schon seit Jahren illegal

gefällte Mahagoni-Stämme

auf und kämpft für eine

weltweite Mahagoni-

Handelskontrolle, die end-

lich auf der Konferenz des

Washingtoner Artenschutz-

abkommens (CITES) be-

schlossen wird.

2003 Greenpeace schafft es,

einzigartige Buchen in

Nordhessen zu bewahren.

Der Kellerwald bekommt

das internationale Prädi-

kat Nationalpark.

Im russischen Archangelsk

wird ein Nationalpark von

2.000 Quadratkilometern

(Fläche doppelt so groß wie

Hong Kong) eingerichtet.

Für den russischen Natio-

nalpark „Onezskoje Pomor-

je“ liegt die Unterschrift

des Gouverneurs vor, die

Grenzen sind festgelegt.

2001 Meilenstein in der Rettung

des Great Bear-Regen-

waldes: Interfor und West

Fraser stimmen einem

Paket zu, das ein Ein-

schlagverbot in 20 unbe-

rührten Tälern sowie ein

Moratorium in weiteren

68 Tälern beinhaltet. Es ist

ein entscheidender Schritt

für den Wald in Kanada.

2003: Im Lübecker Hafen protestieren

Greenpeacer gegen den Import von

finnischem Holz. Finnischer Wald ist in

Europa am stärksten vom Kahlschlag

für Papier und Zellstoff bedroht.

2001: Kinder engagieren sich

für die letzten Urwälder:

Als Urwaldtiere verkleidet

machen sie im Juli 2001 in Berlin

auf ihr Anliegen aufmerksam.

2000 Greenpeace erhöht den

Druck auf die Holzkonzer-

ne Interfor und West

Fraser, die in Kanada

weiter einschlagen. Auch

Blockaden von Holzfrach-

tern, Proteste bei Bot-

schaften, Großhändlern

und Holzlagern zeigen

Wirkung. Rund 70 Firmen

beenden ihre Geschäfts-

beziehungen zu Interfor.

Info-Tipps

www.greenpeace.de

www.greenpeace.de/kids

www.greenpeace-magazin.de/

spezial/holzfuehrer

www.fsc-deutschland.de

www.naturland.de

www.urgewald.de/kids/index.htm

www.regenwald.org

www.pro-regenwald.org

www.diewaldseite.de

www.inka-ev.de

www.initiative-papier.de

www.gw.eduhi.at/regenwa.htm

www.naturdetektive.de

www.regenwald-online.de

www.igc.org/ran

www.rainforestweb.org

www.TaigaRescue.org

Das können Sie tun:

Verzichten Sie auf Produkte aus Urwaldzerstörung, wählen Siemöglichst heimische Holzprodukte, die nach FSC oder Naturland zertifiziert sind. Gehen Sie sparsam mit Papier um und verwendenSie Recyclingpapier.

Fordern Sie den Greenpeace-Ratgeber Holz&Papier 2003

für ihren umweltfreundlichen Einkauf an.00Fordern Sie die Bundesregierung auf, keine Produkte aus Urwald-zerstörung zu importieren und ihre Einkaufspolitik ökologisch aus-zurichten.

Fordern Sie Firmen auf, kein Holz aus Urwaldzerstörung zu kaufenund auf Produkte umzusteigen, die nach ökologischen und sozialenKriterien zertifiziert sind (z.B. nach Naturland oder FSC).

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Greenpeace-Forderungen 2726 Greenpeace-Aktionen

Greenpeace fordert:

Die Regierungen müssen die Fantastischen Sieben, die letzten

großen Urwälder dieser Erde, vor der Zerstörung retten.

Wir brauchen dafür die drei M’s:

Motorsägen anhalten – ein sofortiger Einschlagstopp für die verbliebenen Urwaldregionen.

Maßnahmen – für alle Urwälder müssen langfristige Schutz-konzepte entwickelt werden. Das bedeutet, weite Teile aus derindustriellen Nutzung herauszunehmen und andere Gebieten nachhaltig zu bewirtschaften.

„Moneten” – da dieser Nutzungsverzicht für die betroffenen Länderzunächst zu finanziellen Einbußen führt, müssen die reichen Länderdurch einen internationalen Fonds für Ausgleich sorgen.

Die Forst-, Papier- und Holzindustrie darf kein Holz mehr aus

Urwaldzerstörung kaufen. Sie sollte auf Produkte umsteigen,

die nach ökologischen und sozialen Kriterien zertifiziert sind

(z.B. nach Naturland oder FSC).

2002: Im März besetzen Greenpeacer das Holzlager des deutschen Importeurs

Offermann: Dessen Handel mit Afrika unterstützt die Urwaldzerstörung.

2002 Nach jahrelanger Green-

peace-Arbeit zum Schutz

des Urwaldes in Karelien

verkündet die russische

Regierung die Einrichtung

des Kalevalski National-

parks. Greenpeace spürt

schon seit Jahren illegal

gefällte Mahagoni-Stämme

auf und kämpft für eine

weltweite Mahagoni-

Handelskontrolle, die end-

lich auf der Konferenz des

Washingtoner Artenschutz-

abkommens (CITES) be-

schlossen wird.

2003 Greenpeace schafft es,

einzigartige Buchen in

Nordhessen zu bewahren.

Der Kellerwald bekommt

das internationale Prädi-

kat Nationalpark.

Im russischen Archangelsk

wird ein Nationalpark von

2.000 Quadratkilometern

(Fläche doppelt so groß wie

Hong Kong) eingerichtet.

Für den russischen Natio-

nalpark „Onezskoje Pomor-

je“ liegt die Unterschrift

des Gouverneurs vor, die

Grenzen sind festgelegt.

2001 Meilenstein in der Rettung

des Great Bear-Regen-

waldes: Interfor und West

Fraser stimmen einem

Paket zu, das ein Ein-

schlagverbot in 20 unbe-

rührten Tälern sowie ein

Moratorium in weiteren

68 Tälern beinhaltet. Es ist

ein entscheidender Schritt

für den Wald in Kanada.

2003: Im Lübecker Hafen protestieren

Greenpeacer gegen den Import von

finnischem Holz. Finnischer Wald ist in

Europa am stärksten vom Kahlschlag

für Papier und Zellstoff bedroht.

2001: Kinder engagieren sich

für die letzten Urwälder:

Als Urwaldtiere verkleidet

machen sie im Juli 2001 in Berlin

auf ihr Anliegen aufmerksam.

2000 Greenpeace erhöht den

Druck auf die Holzkonzer-

ne Interfor und West

Fraser, die in Kanada

weiter einschlagen. Auch

Blockaden von Holzfrach-

tern, Proteste bei Bot-

schaften, Großhändlern

und Holzlagern zeigen

Wirkung. Rund 70 Firmen

beenden ihre Geschäfts-

beziehungen zu Interfor.

Info-Tipps

www.greenpeace.de

www.greenpeace.de/kids

www.greenpeace-magazin.de/

spezial/holzfuehrer

www.fsc-deutschland.de

www.naturland.de

www.urgewald.de/kids/index.htm

www.regenwald.org

www.pro-regenwald.org

www.diewaldseite.de

www.inka-ev.de

www.initiative-papier.de

www.gw.eduhi.at/regenwa.htm

www.naturdetektive.de

www.regenwald-online.de

www.igc.org/ran

www.rainforestweb.org

www.TaigaRescue.org

Das können Sie tun:

Verzichten Sie auf Produkte aus Urwaldzerstörung, wählen Siemöglichst heimische Holzprodukte, die nach FSC oder Naturland zertifiziert sind. Gehen Sie sparsam mit Papier um und verwendenSie Recyclingpapier.

Fordern Sie den Greenpeace-Ratgeber Holz&Papier 2003

für ihren umweltfreundlichen Einkauf an.00Fordern Sie die Bundesregierung auf, keine Produkte aus Urwald-zerstörung zu importieren und ihre Einkaufspolitik ökologisch aus-zurichten.

Fordern Sie Firmen auf, kein Holz aus Urwaldzerstörung zu kaufenund auf Produkte umzusteigen, die nach ökologischen und sozialenKriterien zertifiziert sind (z.B. nach Naturland oder FSC).

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ldÖkologische Waldnutzung statt Vernichtung

Die Fantastischen Sieben –Die letzten Urwälder der Erde

Alle zwei Sekunden wird ein Urwaldgebiet von der Größe

eines Fußballfeldes zerstört. 80 Prozent aller Urwälder sind bereits

verloren. Greenpeace kämpft für die Rettung der noch verbliebenen

sieben Urwaldgebiete der Welt. Die vorliegende Broschüre prä-

sentiert „Die Fantastischen Sieben“ in ihrer Schönheit und Bedeu-

tung als Lebens- und Kulturraum. Greenpeace appelliert an Indus-

trie und Politik, die letzten Urwälder mit ihrer unermesslichen

Artenvielfalt zu erhalten.

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Greenpeace e.V. 22745 Hamburg Tel. 040/3 06 18-0; Fax. 040/3 06 18-100Email: mail @ greenpeace.de Politische Vertretung Berlin, Chausseestr. 131, 10115 Berlin

Tel. 030 /30 88 99 - 0, Fax 030/30 88 99 -30 Internet: www. greenpeace.de

Greenpeace Österreich/Zentral- und Osteuropa, Siebenbrunnengasse 44, A -1050 Wien;

Email: [email protected]

Greenpeace Schweiz, Heinrichstraße 147, CH - 8005 Zürich;

Email: [email protected]

Greenpeace Luxemburg, 34 Avenue de la Gare, L - 4130 Esch/Alzette;

Email: [email protected]