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Foto: Hardy Teicke 68 ° azur.de 2/2014 2/2014 azur.de 69 ° OOSTERDAM° Kanada Die Grenze zur Wildnis Rundreise zu den Naturwundern im östlichen Alaska. Die klassische Oosterdam auf abenteuerlicher Route. Wo die Zivilisation endet und unendliche Weiten beginnen. WWW.AZUR.DE

Die Grenze zur Wildnis - azur.de · Foto: Hardy Teicke 68 ° azur.de 2/2014 2/2014 azur.de 69 ° OOsterdam° Kanada Die Grenze zur Wildnis Rundreise zu den Naturwundern im östlichen

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68 ° azur.de 2/2014 2/2014 azur.de 69 °

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Die Grenze zur

WildnisRundreise zu den Naturwundern im östlichen Alaska. Die klassische Oosterdam auf abenteuerlicher Route. Wo die Zivilisation endet und unendliche Weiten beginnen.

www.azur.de

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Bäriger Besuch in der Taku Lodge, wo- hin täglich Touristen von Juneau aus per Wasserflugzeug für ein zünftiges Barbecue in der Wildnis abgesetzt werden.

Von Juneau aus starten die Wasserflugzeuge im Minutentakt zu den Eisfeldern des nahen Nationalparks. Kundschaft ist

genug da: Gleich mehrere Kreuzer liegen am Pier.

Es war einmal eine wilde Westernstadt: Von den ehemals frivolen Zeiten zeugt nur noch die auf Holzstegen gebaute Creek Street in Ketchikan.

Frischen gegrillten Kanada-Lachs und Alaska-Bier bieten die Besitzer der Taku Lodge ihren Gästen.

Farbig angemalte und hübsch restaurierte Holzhäuser schmücken den alten Ortskern von Ketchikan.

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Naturschauspiel: Mäanderartig

schlängeln sich die Ausläufer der Gletscher ins Tal hinunter, wo sie

zu Bachläufen werden.

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Ein Ausflug mit dem Wasserflugzeug bietet fantastische Blicke auf das riesige

Taku-Eisfeld. Immer weiter schieben sich die Eismassen durchs Gestein.

Totempfahl im Heritage Center in Ketchikan, wo sich die landesweit größte Sammlung an Original-Totempfählen der Tlingit- und Haida-Indianer befindet.

1808 wurde Sitka Hauptstadt der russischen Besitzungen in Nordamerika und 1840 Bischofssitz der Russisch-Orthodoxen Kirche. 1867 wurde in Sitka die Übergabe Alaskas von Russland an die USA in einer Zeremonie formell vollzogen.

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er hoch hinauswill, muss geduldig sein – zumindest wer auf dem Pa-

zifik gen Norden nach Alaska reisen will. Das zeigt ein Blick auf die Rou-te der sieben Tage langen Kreuzfahrt mit der Oosterdam. Immerhin zwei Tage und fast 1000 Seemeilen braucht sie bis in die Hauptstadt Alaskas. Nein,

das ist keineswegs Anchorage, sondern das viel kleinere Juneau. Das liegt auf dem „Panhandle“, einem schmalen Landstreifen am Ozean parallel zum kanadischen British Columbia – er ist der „Griff“ der riesigen „Pfanne“ Alaska. Juneau ist das einzige State Capitol der USA, das nur vom Wasser oder von der Luft aus erreichbar ist. Oder an-ders ausgedrückt: Alle Straßen aus der Stadt hinaus sind Sackgassen. Eine davon endet direkt am Mendenhall-Gletscher, der eisigen Grenze zur Wildnis.

Doch der Reihe nach: Während Seattles Skyline im strahlenden Abendlicht immer kleiner wird, heißt es auspacken. Die komfortablen Kabinen sind geräumig und in warmen Buchen-, Rot-, Gelb- und Blautönen ausgestattet. Wir entdecken in unserer Balkonkabine extrem viel Stauraum: Drei Schränke im Flur, ein Hän-geschrank über der Sitzecke sowie je zwei Schubladen-Nachttische – da muss kein Kleidungsstück im Koffer geparkt werden. Sehr gut! Der 24-Stunden-Room-Ser-vice ist kostenlos. Warum also nicht morgens den ersten Tee ans Bett servieren lassen? Sicherheitsinformationen finden wir in der Bord-Info auch auf Deutsch vor. Und das Angebot des Zimmer-Frühstücks. Doch dabei soll es bleiben: Die Menükarten, wie wir später beim ser-vierten Dinner im „Vista Dining Room“ erfahren, sind nur auf Englisch verfügbar. Nichts für Sprachmuffel also! Aber wir sind ja auch auf einem amerikanischen

Schiff in dessen Gewässern. Auf Anfragen kann man allerdings einen deutschsprachigen Gästebetreuer ver-mittelt bekommen. Wer nach Alaska will, hat jedoch kaum eine Alternative zu den starken US-Anbietern, un-ter denen HAL neben Princess Cruises zu den größten gehört. Und unserer Meinung nach gehört HAL zu den besten: Allein sieben HAL-Schiffe operieren derzeit auf vier verschiedenen Routen ab Seattle oder Vancouver mit rund 130 Abfahrten zwischen Mai und September. HAL hat wie Princess einen eigenen Tour-Operateur, rühmt sich zudem der längsten Alaska-Erfahrung. Das garantiert qualitativ hochwertige Exkursionen sowie kombinierte Cruise-Tours-Programme mit Schwerpunkt im Yukon Territory – während sich Princess mit seiner ebenfalls eigenen Firma auf Trips auf die Kenai-Halb- insel von Anchorage aus konzentriert.

HAL-Liner sind jedoch mit rund 2000 Gästen über-schaubarer als die Princess- oder Celebrity-Konkurrenz, weniger hektisch als Royal Caribbean- oder Norwegian-Schiffe, aber auch nicht so exklusiv und intim wie die Luxus-Liner von Regent Seven Seas oder Silversea. Eine sehr gute Premium-Wahl aber auf jeden Fall mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Das Premium-Niveau findet sich im Detail: Stoff-handtücher und Schminktische in den Gäste-Toiletten, Stoffservietten in den Restaurants, täglicher Obstkorb nach Wahl auf den Kabinen. Ein sehr gutes Gäste-Crew-Verhältnis von nahezu 2:1 ermöglicht zudem abends einen zweiten Kabinen-Service inklusive Betthupferl und ein zu jeder Zeit extrem hilfsbereites und überaus freundlich lächelndes Personal.

Kapitän Arjen van der Loo: „Wir haben eine sehr homogene Crew fast nur aus Indonesiern und Filipinos. Sie fühlen sich unter ihresgleichen wohl, wie in einer

Familie. Die gute Laune springt auf die Gäste über.“Das Entertainment ist amerikanisch geprägt, aber

um einiges dezenter als auf den US-Resortschiffen. Je-doch nicht minder professionell: Gleich am ersten Abend bekommen die Gäste hiervon im Theater Vista Show Lounge einen „Best of“-Appetizer auf das Programm der Woche. Geboten wird: keine Zirkus-Akrobatik, kei-ne Comedy, kein dramatischer Inhalt. Dafür: Klassische Las Vegas-Shows mit Tanz und Gesang – choreografisch tempo- und fantasiereich, perfekt bis in die Fingerspit-zen, jeder Ton sitzt, der Funke springt über. Absolute Profiklasse! Unterhaltung mit Niveau bieten allabend-lich auch der stets umringte Piano-Player in der Piano Bar, der Gitarren-Alleinunterhalter im Crow’s Nest so- wie die Violinistin in der Explorer Lounge. Da hat HAL sein etwas angestaubtes Unterhaltungs-Image also mit Erfolg aufpoliert!

Gewöhnungsbedürftig, wenn auch typisch für alle US-Liner sind die ewigen Offerten in Form von Dutzen-den von Zetteln, die wir täglich auf der Kabine vorfinden oder auf den Gängen in die Hand gedrückt bekommen. Aus dem gesammelten Stapel ein Auszug: Getränkepake- te sind nur heute am Ankunftstag günstiger zu haben, im Greenhouse Spa kneten die Damen am Hafentag 15 Mi-nuten gratis zur gebuchten Behandlung. Beim Juwelier ist Super-Sale, Kosmetik gibt’s die gesamte Tour für 20 Prozent unter Duty-free-Preisen, wer zur Kunstauktion kommt, erhält einen Kunstdruck umsonst. Für die Amis ist das ganz selbstverständlich und normales Marketing. Es dauert dagegen, bis wir das sehr deutsche Gefühl loswerden, einer permanenten Verkaufsveranstaltung ausgeliefert zu sein. Denn auch hier gilt wie bei allen Aktivitäten auf der Oosterdam das jede Borddurchsage abschließende Mantra des Cruise Director Jason Venner: „Whatever you do or not do, it’s completely up to you. The only thing you really have to do is – enjoy.“

Apropos Kunst: Die Oosterdam ist wie alle HAL-Liner mit auffallend vielen Originalen ausgestattet – Ölbilder, Stiche, Büsten, Por-zellan in den Fluren machen eine wohn-

liche Atmosphäre. Geschmacklich überzogen wirken da nur die Stühle und Bänke bei den Aufzügen in den einzelnen Decks. Die täglichen Kunstauktionen sind gut besucht. Pro Reise sollen unter den 100 Sammlern an Bord 300 Exponate den Besitzer wechseln. Das beherzigen die meisten bereits am ersten Seetag. Der wolkenverhangene, windige Tag vergeht mit allerlei Workshops und Vorträgen – mit Klassikern wie Bingo, Wein- oder Cocktailseminar, Kochen und Tanzen, aber auch zeitgemäßen Angeboten wie dem kostenfreien digitalen Windows-Workshop. Im Fitness-Center, mit modernen, wenn auch nicht den allerneuesten Geräten ausgestattet, atmen, stretchen oder strampeln sich die

Sportiven Kalorien ab. Die Jugend und Kinder an Bord sind entweder im Kids-Club oder plantschen im 30 Grad warmen, überdachten Pool.

Nachts ist es plötzlich statt ein Uhr schon zwei Uhr – Alaska-Time! Tags darauf beginnen wir die Panoramafahrt in den Tracy Arm Fjord – ein erstes Highlight. Mittags lichtet sich

pünktlich dazu auch der Nebel, die Wolken verziehen sich. Auf dem Observation Deck versammeln sich immer mehr Gäste. „Whales!“ Alle stürmen auf Backbord, von wo der Ruf kommt. Da auf elf Uhr, recht nahe am Schiff, entdecken wir sie: zwei Fluken, dann Wasserfontänen, wieder Wedeln mit Hinterteil. Es sind Orcas, Killerwale. Kurz darauf ein ähnliches Schauspiel auf zwei Uhr. Be-gleitet von mehr als einem Dutzend der riesigen Mee-ressäuger, fahren wir in den Fjord. Die atemberaubende Natur lässt uns feuchte Kühle und Nieselregen vergessen. Steile Felswände, hunderte Meter hoch, schneebedeckte Berggipfel, tosend herabstürzende Bäche – da können die norwegischen Fjorde wahrlich nicht mithalten. Denn dort fehlt das Eis! Und das ist hier zu Hauf: Hunderte kleiner, großer, durchsichtiger, weißer und blau schim-mernder Kristalle treiben durchs türkisblaue Wasser. Kapitän van der Loo navigiert vorsichtig und sehr langsam in Schlangenlinien um sie herum. Die Spannung steigt, hinter jeder Kurve erwarten wir jenen Gletscher, der diese Menge an Eis-Kälbern frei gibt. Und dann starren wir auf einen riesigen Vorhang aus Eis – die Entfernung ist noch beachtlich, doch hier soll für uns heute Endstation sein. „80 Prozent des Eises liegt unter Wasser. Zu groß wird nun die Gefahr, das Schiff zu beschädigen“, erklärt der Kapitän. „Wir hatten schon großes Glück. Das Eis verändert den Fjord von Stunde zu Stunde. Unser ▼

WMärchenwald aus Moos: Wie Girlanden hängen die sattgrünen Pflanzen an den Fichten und zeugen von einer üppigen Natur.

Erst die Sicherheitsanweisungen, dann ab in die schmalen Boote: In Sitka gehen die HAL-Gäste auf eine Kajak-Tour, wo sie Unmengen von Krebsen und Seesternen entdecken sollen.

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Schwesterschiff kam vor zwei Stunden kaum weiter als um die zweite Kurve.“

Unvergessliche Bilder vor Augen genießen wir abends ein köstliches Dinner im „Pinnacle Grill“, dem edlen Spezialitäten-Restaurant (Aufpreis: 29 Dollar), das Fleisch und Seafood auf einem besonderen Grill bei 1600 Grad wahrlich köstlich zubereitet und von freund-lichsten Indonesiern serviert, begleitet von besten Wei-nen wie aus dem kalifornischen Napa Valley. Exzellent!

Und nun Juneau – die frühere Goldgräber-stadt, seit 1906 Hauptstadt Alaskas, hat eine Hauptattraktion vor der Haustür, den nur 20 Kilometer entfernten Mendenhall Glacier. Er

gehört zum 3800 Quadratmeter großen Juneau-Eisfeld, zu dem auch die drei Gletscher Taku, Eagle und Herbert zählen. Die wollen wir sehen – aus der Luft per Wasser-flugzeug. Der Reederei-Ausflug ist zwar mit rund 300 Dollar kein Schnäppchen, aber jeden Cent wert. Wir he-ben nur wenige Meter neben der Oosterdam ab. Jeder der zwölf Passagiere hat von seinem Fensterplatz freie Sicht, erhält über Kopfhörer Erklärungen. Nach gut zehn Minu-ten fliegen wir über Flusstäler mit tief sattem Grün, Was-serfälle, Schneegipfel und dann über Eis. Eis, Eis, so weit das Auge reicht. Jahrhundertealte, meterdicke Gletscher. Ständig in Bewegung, täglich am „Kalben“. Aus der Vo-gelperspektive ergibt das eine dramatische Ornamentik mit tiefen Rissen oder gar Schluchten. Kegel, Kanten, Kugeln. Mal glasklar, an frischen Bruchstellen leuchtend blau oder durch den am Eisrand wegen der Bewegungen aufgewirbelten und vom Wind verteilten Sand schmut-zig grau. Faszinierend. Landung bei der Taku Lodge mit Blick auf das Taku-Eisfeld und seinen Gletscher „Hole in the Wall“, wo für uns ein kühles heimisches Alaskan Beer wartet und frisch gegrillter Königslachs auf dem Grill duftet. Und ein Schwarzbär, im nächsten Baum

liegend, auf die Reste wartet. Der Wächter beruhigt uns: „Burney kommt seit Jahren zu uns zu Besuch und liegt seit Stunden dort oben. Wir sollten ihn nicht stören.“ Der Gefahr von oben nun bewusst, halten wir respektvoll Abstand. Als wenig später noch ein Braunbär gemütlich unser Revier umkreist, knipsen wir Stadthasen, was das Zeug hält, höchst entzückt über dieses „Wildlife“ so echt und live direkt vor uns. Zufrieden und in vielfacher Hin-sicht satt fliegen wir zum Schiff zurück.

Das malerisch gelegene Sitka auf Baranof Island empfängt die Oosterdam mit feuchtem und nasskaltem Wetter. Wieder atmen wir reinste Natur ein. Diesmal bei der angebotenen Kajak-Tour. Wir paddeln mit unserem Guide Michael am Ufer einer einsamen, tiefen Bucht ent-lang. Lassen uns die Weißkopfadler, hoch oben in den Bäumen thronend, zeigen, inspizieren den Ufersaum. Ein wahres Mikro-Biotop offenbart sich uns. Unser Führer zeigt uns unzählige Seesterne – einer spuckt gerade die Schalenreste einer just verdauten Muschel wieder aus –, dann essbare Algen, Miesmuscheln an Baumstämmen klebend und „Sushi“-Seegras. Nach einer leckeren Clam Chowder-Suppe im schwimmenden Bootshaus geht’s zu-rück zum Pier. Noch haben wir Zeit für eine kurze Be-sichtigung. Sitka ist das ehemalige Novo Arkhangelsk und war von 1808 bis zum Verkauf an die USA 1867 die Hauptstadt des russischen Alaska. In einer dramatischen Belagerung und Schlacht, die im Sitka National Histo- rical Park gut nachzuerleben ist, erlagen die Tlingit- Indianer dieser Gegend jedoch den russischen Eindring-lingen. Die indianischen und russischen Traditionen werden beide bis heute kultiviert – überall stehen Totem- pfähle, führt man Volkstänze in authentischen Kos-tümen auf und verkauft russische Andenken.

Ketchikan, letzter Hafen unserer Alaska-Schnupper-reise. Die südlichste Stadt des nördlichsten Bundesstaates hat den Zauber einer alten Westernstadt. Nicht Wilder

Gletscher, Wälder, Adler und BärenSüdost-Alaska ist ein noch intaktes Natur-Eldorado mit grandiosen Landschaften, wilden Tieren und interessanter Historie.

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Ausschnitt

südOst-alaska Kaltes, klares Wasser, dicht bewaldete Fjorde und eine vielfältige Insellandschaft, vergletscherte Bergketten, Buchten und Landzungen prägen den 800 Kilometer schmalen Küstenstreifen, der von Einheimischen auch „Panhandle“ genannt wird. Das Wasser ist die Hauptverkehrsader, Schiffe, Fähren, das Wasserflugzeug die Fortbewegungsmittel der Wahl. Nur zwei der 20 Orte, Haines und Skagway, sind auch auf dem Landweg erreichbar. Die „Inside Pas-sage“ ist der Seeweg, der alle Orte und Inseln verbin-det, auf dem die Fähren und Kreuzfahrtschiffe fahren. Vor über 100 Jahren haben noch Tlingit- und Haida-In-dianer, Händler und Pelztier-jäger sowie Goldsucher das Gebiet durchstreift. Seitdem hat sich kaum etwas verän-dert: In dem Natur-Eldorado mit 4 Millionen Hektar Wald und 60 größeren Gletschern leben 15.000 Weißkopfadler, 25.000 Braunbären.

Juneau32.000 Einwohner, am Gas-tineau Channel. Hauptstadt Alaskas. Ein bunter Mix aus

der Pionierzeit des späten 19. Jahrhunderts – wie der berühmte Red Dog Saloon mit roter Saloon-Tür und urigem Interieur, viktoria-nische Villen und moderne, aber unschöne Beton-bauten. 1880 wurde am heutigen Gold Creek, der auch durch den Ort führt, das erste Gold entdeckt. Bis 1944 war zum Beispiel die Alaska-Juneau-Goldmine noch in Betrieb. Bester Überblick mit der Seilbahn Mount Roberts Tramway auf 600 Meter Höhe (teuer: 27 Dollar). Ausflug: Flight-seeing mit Lunch auf der Taku Lodge (3,5 Std./ 297,95 Dollar).

sitkaCa. 8700 Einwohner. Einge-bettet in einen Kranz dun-kelgrüner Wälder, umgeben von Bergen und vielen Inselchen. Das ehemalige Novo Arkhangelsk war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Zentrum des russischen Alaska, auch das „Paris des Nordens“ genannt. Wahrzeichen: die original rekonstruierte russisch-orthodoxe Kirche St. Michael’s Cathedral mit kostbaren, alten Ikonen. Sehenswert auch das ebenso restaurierte Russian Bishop’s House des ersten Bischofs von Alaska.

ketchikan14 Einwohner. Nennt sich

„Lachshauptstadt der Welt“ wegen der großen Dosenlachsproduktion. War um 1900 eine Goldgräber-stadt. Hauptattraktion: die historische Creek Street, ein Plankensteg aus Pfählen mit Lädchen, Restaurants und dem früheren Bordell Dolly’s House. Ausflug: Flightseeing zum Misty Fjord National Monument, einem fast 1 Million Hektar großen Naturschutzge-biet mit Fjorden, Klippen, Regenwäldern, Gletschern und über 1000 Meter hohen Wasserfällen (2 Std./269,95 Dollar).

sOuvenirs Pelze, Dosenlachs, Fudge, russische Babuschka.

Beste reisezeitMai bis September. Generell schnell wechselhaftes Wetter, Temperaturen ca. 10 bis 20 Grad, oft neblig, wolkenverhangen, auch häufig Regen – nach dem Schalenprinzip anziehen! Zeitverschiebung: Kanada: – 9 Stunden, Alaska: – 10 Stunden.

lesetipp Kanada – Der Westen. Alaska, Dumont Reise-Handbuch, 24,99 Euro

infOs www.travelalaska.com

Kfz-Kennzeichen des nördlichsten US-Bundesstaates.

Westen, anders: geprägt vom Gold-rausch um 1900 mit allen Facetten des Booms von Bars, Saloons bis zu Bordellen, die schneller Reichtum und Absturz so mit sich bringen und bis heute noch sichtbar sind. Heute lebt sie vor allem vom Lachsfang –Millionen Kisten Dosenlachs gehen von hier aus jährlich in alle Welt. Aber wo sind all die Fische? Im Juli und August sollen sie eigentlich zum Laichen kommen, und man kann sie an der Fish Ladder nahe der Creek Street bachaufwärts springen sehen. Wir hatten kein Glück.

Mittags geht’s von hier bis zum nächsten Abend mit rasanten 22 Knoten zurück ins kanadische

Victoria auf Vancouver Island. Der Nachmittag und der folgende Tag auf See vergehen entspannt. Wir genießen im Crow’s Nest den Pa-noramaausblick, lesen bei einem Cappuccino im angrenzenden „Ex-plorations Café“. Diese von der „New York Times“ gesponserte, extrem ge-mütliche Internet-Ecke, samt Biblio-thek mit ihren Büchern, Zeitungen und Gesellschaftsspielen sowie an-gegliederter Coffee-Bar, ist einer der meistfrequentierten Orte an Bord.

Die ach so herrlich britische Hauptstadt von British Columbia begrüßt uns mit 24 Grad, Sonnen-schein und wolkenlosem Himmel. Ein Energie-Kick nach dem klima-tisch unbeständigen Alaska. Wir lassen uns durch die trubeligen Sträßchen treiben, bummeln durch die hübschen Geschäfte und finden trotz des Kreuzfahrer-Trubels an der Waterfront einen Sitzplatz in der Abendsonne. So lassen wir die einmaligen Tage an der Grenze zur Wildnis ein wenig Revue passieren und genießen noch eine besondere Pazifik-Delikatesse, den Dunge-ness Crab. Das Knacken der riesi-gen Krebsscheren wurde zu einer letzten Herausforderung.

Text: Susanne Schaeffer

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Majestätisch thront das Fairmont Empress-

Luxushotel im glamourösen Inner Harbour von Victoria,

inmitten des Kunst-, Unterhaltungs- und Kultur-

zentrums der Stadt.

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Elegant ausgestattete Balkonkabinen mit Sitzecke, Schreibtisch und ausreichend viel Stauraum garantieren einen angenehmen Aufenthalt.

Die Bibliothek mit vielen Tageszeitungen, Büchern, Spiel-Ecke und Computern befindet sich im sehr beliebten „Explorations Café“.

Das exklusiv und sehr elegant ausgestattete Spezialitäten-Restaurant „Pinnacle Grill“ bietet nicht nur gegrilltes Fleisch vom Feinsten.

Die Lido Bar im Pool-Bereich, der mit einem aufschiebbaren Verdeck Badespaß rund um die Uhr auch im kalten Alaska verspricht.

Die Oosterdam ist großzügig gebaut und besticht durch weitläufige Decks, wie hier am Heck mit Outdoor-Pool, die beim Auslaufen gut frequentiert sind.

Stilvoller Kreuzer mit leger-amerikanischer Stimmung

schiff Das mittelgroße Schiff mit elegantem Ambiente gehört zur Vista-Klasse, die hinter der Signature-Klasse die zweitjüngste der fünf Schiffsklassen der HAL-Flotte ist. Es präsentiert sich in harmonischen warmen Farbtönen und reduzierter Ornamentik, das eher auf Understatement als auf schrille Eye-Catcher setzt. Stilvoll sind die auffallend vielen Kunstobjekte aller Art in den öffentlichen Bereichen. Das gute Gäste-Crew-Verhältnis von nahezu 2:1 sorgt für extrem aufmerksamen, freundlichen, aber unaufdringlichen Service, die Küche hat in allen Restaurants ein durchweg sehr gutes Niveau. Das Entertainment wird tagsüber dezent promotet, ein Nachtleben existiert so gut wie nicht. Typisch amerikanisch, aber superprofes-sionell sind die Las Vegas-Shows abends im Theater. Einmalig bei HAL: die Koch-Demos und Kurse im Culinary Arts Center. Fazit: Gäste, die niveauvolles Kreuzen im klassischen Stil auf amerikanische Art und zu einem moderaten Preis-Leistungs-Verhältnis mögen, der englischen Sprache mächtig sind, fühlen sich auf diesem HAL-Liner wohl.

reedereiHolland America Line mit Sitz in Seattle (USA), kurz HAL genannt und Teil der Carnival-Gruppe, ist eine der traditionsreichsten Kreuzfahrtlinien mit hollän-dischen Wurzeln. 1873 wurde sie als Netherlands-America-Steamship Company gegründet und feierte somit in 2013 ihren 140. Geburtstag. HAL steht für klassische Kreuzfahrten, bei denen die ursprünglichen Werte von Seereisen hochgehalten werden – Kulinarik, persönlicher Service, hochwertige Unter- haltung und besondere Routen. Zur Flotte gehören derzeit 15

Premiumschiffe mittlerer Größe in fünf Klassen. Ein Neubau ist für Februar 2016 angekündigt. 958 Kabinen, davon 804 außen (16–107 m2), davon 637 mit Balkon (20–107 m2), davon 162 als Suiten, 165 außen und 154 innen (14–17 m2). Alle sehr komfortabel ausgestattet mit viel Stauraum in drei Schrankteilen. Sitzecke, TV mit Bordprogramm, DVD-Player, Minibar (gegen Gebühr), täglich Obstteller. Bad mit Wanne/WC. Bademantel. Individuell regulierbare Klima-anlage. Gewöhnungsbedürftig: Balkontüren sind keine Schiebe-türen und fallen schlagartig zu.

GastrOnOmieFünf Restaurants. Inklusive: Hauptrestaurant „Vista Lounge“ mit zwei festen Essenszeiten und „As you wish Dining“ (keine festen Zeiten, kein fester Tisch-platz). Lido Buffet-Restaurant mit Innen- und Außenbereich. Snacks und Pizza im „Terrace Grill“. Gegen Servicegebühr/Aufpreis: „Pinnacle Grill“ (29 Dollar) mit feinster Küche in intimer Atmosphäre. Highlight ist hier Themenabend „Le Cirque” (49 Dollar), mit Por-zellan und legendären Gerichten wie Hummersalat und Crème Brûlée des berühmten New Yorker Restaurants „Le Cirque“. Roman-tisches Italo-Dinner gibt’s im „Canaletto“ (10 Dollar) auf dem Lido-Deck. Getränke: inklusive zu den Mahlzeiten im Lido. Preise: Wasser/Softdrinks 1,95 Dollar, Bier ab 4,75 Dollar, 1 Glas Wein ab 8 Dollar, Cocktails 6,95 Dollar.

fahrtGeBiet Die Oosterdam bereist in der Win-tersaison Australien, Neuseeland, Tasmanien, die Fidschi-Inseln sowie Neukaledonien. Ab Mitte Mai bis Mitte September startet sie einwöchige Rundtouren ab Vancouver in Richtung Alaska, mit u. a. der Fahrt durch die

Inside Passage, Juneau, Skagway, Kreuzen im Glacier Bay-National-park und Fahrt durch die Inside Passage.

serviceSehr freundlich, fröhlich und hilfsbereit. In den Restaurants/Bars vor allem Indonesier, die Kabinen-Crew ist von den Philip-pinen. Trinkgeld: 11,50 Dollar/Tag.

BOrdanGeBOtTheater Vista Show Lounge (900 Plätze) mit je zwei Abend-Shows (Live-Band/Tanz/Gesang) des HAL-Ensembles, wechselnde Gaststars. Live-Musik in der Pianobar, Klassik in der Ocean Bar. Nachtclub Northern Lights. Explorer’s Lounge. Alternativ Theater Queens Lounge, Casino. Explorations Café, Sports Bar. Bar Crow’s Nest direkt über der Brücke. Hochwertige Workshops wie Computer, Fotografie, Tanzen, Kochen. WiFi (z. B. 1 Min./ 0,75 Dollar, 250 Min./100 Dollar).

spOrt & wellnessZwei Pools, einer mittschiffs mit ausfahrbarem Glasdach (30 Grad warm), zwei Whirlpools, Sportfeld, Fitness-Studio mit Kursen (z. B. Yoga, Spinning), Tischtennis, Boccia, Shuffleboard. Greenhouse Spa mit Massagen (Aroma Hot Stone, 50 Min./ ab 149 Dollar), Friseur. Für bis zu 100 Erwachsene: Hydro-Pool mit Thermal-Liegen, Sauna (pro Paar/Kreuzfahrt: 249 Dollar).

ausfluGsanGeBOtUmfangreiches Angebot, das sich an das jeweilige Zielgebiet anpasst. Auf Alaska-Touren vor allem auch Outdoor-Aktivitäten wie Flüge über die Gletscher, Wanderungen, Biking, Angeln und Lachs-Verköstigungen. In englischer Sprache! Auf ausge-wählten Kreuzfahrten in Europa und Südamerika werden ab

30 Teilnehmern auch Landaus-flüge auf Deutsch angeboten.

puBlikumInternational, englischsprachig. Paare und einige Familien. Auf Alaska-Routen überwiegend aus den USA, Kanada, Australien. Durchschnittsalter: 52 Jahre.

shOppinGDiverse Duty-free-Shops mit praktischer Kleidung (auch HAL-Kollektion), Souvenirs, Juwelier, Kosmetik, Alkohol, Zigaretten.

dresscOdeTagsüber leger, zum Dinner casual, an zwei Abenden formelle Kleidung

preisniveauAb 100 Euro pro Tag.

Schiff 15,5Kabinen 8,2Gastronomie 16,1Service 16,4Sport & Wellness 8,8Bordprogramm 8,2 Ausflugsangebot 8,4GESAMT Punkte 81,6

Bordsprache: EnglischBordwährung: DollarPassagiere: 1916Crew: 817PCR: 2,4SR: 30,12Baujahr: 2003 Flagge: Niederlande BRZ: 82.305 Länge/Breite: 285 m/32 m

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★★★★

Die elegante und komfortable oosTerdam überzeugt mit sehr gutem Service.

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Bei Ankunft in Cal-gary strahlt die Sonne vom stahl-blauen Himmel, am Horizont funkeln die Gletscherkuppen

der mächtigen Rocky Mountains – ein Bilderbuch-Empfang! Mit dem „Brewster“-Bus geht’s vom Flughafen ins 140 Kilometer entfernte Banff, wo wir nach gut zweieinhalb Stunden aussteigen. Das 8000-Seelen-Dorf ist der Hauptort der Rockies, im Sommer platzt er aus allen Nähten. Hier wol-len wir uns zwei Tage akklimatisie-ren, bevor es auf die Schienen geht: im Luxuszug Rocky Mountaineer auf seiner Route „First Passage to the West“ knapp 1000 Kilometer nach Vancouver durch die majestätischen Rockies, vorbei an tosenden Flüssen und glitzernden Bergseen. Stilge-recht steigen wir im wohl schönsten „Bahnhotel“ der Welt ab – das Fair-mont Banff Springs Hotel (www.fair-mont.com, 1 Übernachtung ca. 250 Euro) thront als denkmalgeschütztes Schloss hoch über dem Bow River und feiert gerade 125. Geburtstag. 1888 wurde es von der Canadian Pa-cific Railroad gebaut, 2001 aufwän-dig renoviert – ein Luxustempel da-mals wie heute.

Am nächsten Morgen mieten wir uns nach einem köstlichen Hotel-Frühstück Fahrräder und strampeln tapfer die steile Straße zum Tunnel Mountain hoch. Wir wollen zu den berühmten Hoodoos, die östlich des rund 1700 Meter hohen Berges liegen. Gut ausgeschilderte Wege führen uns problemlos zum Aus-sichtspunkt, wo wir jene von Wind und Wetter herausmodellierten Erd- türmchen mit den charakteristi-schen Steinhütchen bestaunen. Vom Mietbike ins Mietauto: Rund 60 Kilometer sind es auf dem Trans-Canada Highway zum Lake Louise, dem Naturhöhepunkt der Gegend. Ergriffen stehen wir eine Stunde später vor einer malerischen Kulisse: Umrahmt von steilen Felswänden, liegt der „See der kleinen Fische“

Durch die Rockies nach VancouverEine Alaska-Kreuzfahrt lässt sich bestens mit einer Zugfahrt durch die Rockies und Sight-seeing in Vancouver verbinden – bevor es auf See geht: Rail & Cruise also vom Feinsten!

Mit dem Rocky Mountaineer kann man die Natur der Rocky Mountains

bequem und luxuriös erleben.