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Die griechischen Götter existieren: Ein Interview

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_ Bitte, helfen Sie den ethnischen Hellenen/griechischen Polytheisten, ihre eingeborene Religion und Tradition in Griechenland als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt zu bekommen. Es ist die Tradition, die uns die Demokratie, die Redefreiheit, den politischen Menschen und den Humanismus geschenkt hat.LINK: http://www.avaaz.org/en/petition/Please_help_the_native_hellenic_tradition_and_religion_to_become_recognized_as_a_statutory_corporation_in_Greece/

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Über die griechischen Götter: Ein Interview mit ethnischen HellenenQUELLE: Schizas: Ein Interview mit dem griechischen Magazin »Mystery« über die Götter, in: Schizascom. Stand: 7. April 2012. URL: www.schizas.com/site3/index.php?option=com_content&task=view&id=4049 (zuletzt abgerufen am 7. April 2012). Wurde von Stilian Hekatos aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzt.

Es folgen ausgewählte Auszüge aus dem Interview. Die Fragen des Magazins wurden von den orphisch-pythagoreischen und platonischen Hellenen Parmenides Io. Busiu und Semele Dimu Melerryti beantwortet.

1) Was glaubt ihr, waren die Götter der alten Griechen? Kräfte der Natur? Lehrreiche Metaphern oder doch was anderes?

Proklos informiert uns in seinen Kommentaren zum Kratylos (126), dass Göttlichkeit nicht nur sichtbaren und überhimmlischen Dingen zugeschrieben wird, sondern logischerweise auch noetischen und den noetischen Ursachen. Eigenschaften der Götter sind die Untrennbarkeit, Undifferenziertheit, Geschlossenheit und Unenstandenheit. Als Unenstandene gibt es unter ihnen die Reihen der zuerst, der zuletzt und der dazwischen Hervorgegangenen [griech. sing.: próhodos] [...], und einheitliche Verbindungen zwischen den Ursachen und das durch sie Entstandene. Das eine existiert durch das andere, es variieren lediglich die Seinsstufen [...] (Proklos’ Peri kata Platonas Theologia Buch A, 121.25).

2) Wenn die Götter ontologische Wesen sind, welche ist dann ihre Natur? Atmen, denken und leben sie wie die Menschen? Oder handelt es sich bei ihnen um Wesenheiten, deren Biologie uns nie bekannt sein wird?

Die Götter sind ungeboren und können keine ontologischen Wesen sein, weil alles Geborene einmal stirbt. Sie können also keinesfalls mit den Menschen verglichen werden. Unser Verstand kann ihr Wesen nicht zur Gänze begreifen, aber durch die Schriften ein Verständnis für sie entwickeln. So erklärt uns Proklos in seinem Buch Peri kata Platonas Theologia (Buch A, 89.21), dass das Göttliche unveränderbar und in seiner üblichen Weise in sich geschlossen ist. Die Götter sind selbstgenügsam, unberührbar und bleiben immer wie sie sind. Sie können sich nicht zum Besseren verändern, weil sie in sich das absolute AGATHON tragen. Sie genügen sich ihrer Natur entsprechend selbst; ihnen fehlt an nichts Gutem. Sie wechseln nie auf eine niedere Stufe über, denn sie bleiben in ihrem

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eigenen Gebiet fest verankert und bewahren ihre Vollkommenheit unverändert [...].

3) Die Götter der alten Griechen wurden durch neuartige Religionen ersetzt. Doch was ist aus den Göttern der Alten geworden? Wurden sie assimiliert, aus unseren Erinnerungen gelöscht oder haben sie vielleicht die Menschheit verlassen?

Die Götter der Alten wurden mit viel Gewalt, und mit Flüssen aus Blut und der Vernichtung ihrer Tempel durch neuartige, menschliche Formen der Verehrung abgelöst. Aber eigentlich konnten sie nie von unseren Gedächtnissen gelöscht werden und haben ihren göttlichen Sitz niemals verlassen, zumal die noetische Dimension, der sie angehören, tatsächlich unbeeinflussbar und unveränderlich, ihr allgemeines Agathon in der Ewigkeit verankerte. Und wie Platon uns im Politikos 269d mitteilt, »entspricht es allein den Göttlichen Dingen, stets zu bleiben, was sie sind«. Die Gründe dafür liegen bei den Göttern selbst, die damit ihren unveränderlichen Zustand und ihre Existenz aufgrund ihrer Einheit erhalten, die unantasbar ist (Proklos: Kata Platonos Theologia, Buch A 92-93-94). Darüber hinaus ist kein Element ihrer Welt schwach oder träge, denn alles ist dort aktiv und lebendig, und wirkt unentwegt (Proklos zum Kratyllos, 127). Die Götter haben die Menschheit also nicht verlassen. Sie sind immer noch da und wirken wie schon davor.

4) Viele Menschen behaupten heute, die alten Götter in Träumen und Visionen (wieder) zu sehen. Glaubt ihr, dass dies ein Ausdruck einer existenziellen Krise in unserer Gesellschaft ist oder meint ihr, dass die Götter zurückkehren und wieder versuchen, mit uns Kontakt aufzunehmen?

Die Götter haben keinen Grund zurückzukehren, weil sie, wie wir bereits erklärten, nie weg waren. Sie befinden sich in unerreichbaren Bereichen [...]. Also kann es nicht sein, dass sie vor uns erscheinen; weder in Person, wie man so schön sagt, noch in unseren Träumen. Es ist die während des Schlafes vom Leib befreite Seele, die wegen ihrer großen Sehnsucht nach dem Göttlichen, die Götter aufsucht. Und zwar aufgrund ihrer Erinnerung an die überhimmlische Dimension, die sie erblickte, als sie dem Wagen der Götter folgte, wie Phaidros berichtet.

5) Wenn es die Götter tatsächlich gibt, wie kann sie dann jemand kontaktieren? [...].

Eine direkte Kommunikation mit ihnen ist nicht möglich.

Wir alle müssen uns mit gebührendem Respekt der Philosophie und Mythologie zuwenden, und die Konzepte und Kräfte verstehen, die darin vorkommen. Wir müssen unsere Seelen reinigen (Katharsis), um unsere Wünsche, unsere Gehässigkeiten und Begierden aus ihnen zu entfernen. Des delphischen Leitsatzes entsprechend, uns selbst gut kennen lernen und die doppelte Unwissenheit ablegen (wie Sokrates im Dialog »Alkibiades« empfiehlt). Unseren Verstand und unsere Energie auf die Arete ausrichten und auf ihre Merkmale (Umsicht, Sophrosyne, Tapferkeit, Gerechtigkeit); und ebenso auf die Demiurgie [Anm.: Schöpfung], und zwar durch die Beobachtung der Natur, und des uns umgebenden himmlischen Firmaments, das uns vieles lehren kann. Erst dann wird sich der Nous der Seele auf der noetischen Ebene langsam weiterentwickeln, um selbstverständlich nicht mit den Göttern selbst, dafür aber mit dem uns übergeordnetem Geschlecht der Daimonen zu kommunizieren, zu denen auch unser persönlicher Daimon zählt (Platon, »Politeia« und Proklos’ Analyse der »Politeia«).

6) Wenn das geschieht, muss dann ein bestimmtes Ritual zelebriert werden, und wenn ja, was muss dieses Ritual beinhalten, damit der Kontakt hergestellt werden

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kann?

Wenn wir den entsprechenden seelischen und geistigen Prozess, wie oben beschriebenen, nicht durchlaufen, können wir keine Riten ausführen und höhere Mächte anrufen. Denn die Voraussetzung dafür ist ein tiefes Wissen um die göttlichen Mächte. [...].

7) Wenn es die Götter tatsächlich gibt, wieso erscheinen sie dann nur den Wenigen? Und wieso erscheinen sie in Träumen und in fragwürdigen Visionen, und nicht vor den Augen der ganzen Welt?

Wie schon vorhin klargestellt, kann sich das absolut Reine, Unteilbare, Ungeteilte und Unveränderbare nicht mit der komplett zergliederten, aufgeteilten, und im Geozentrismus und der Materie verstrickten menschlichen Spezies vermischen. Wir können Gott nicht sehen, und durch den Zeus-Semele-Mythos wird uns der Grund dafür, klar vor Augen geführt.

8) Glaubt ihr, dass die alten Götter wieder mit uns kommunizieren wollen?

Die Götter setzen sich nicht mit uns in Verbindung. Wir sind es, die unsere Seele und unseren Nous auf sie ausrichten müssen.

9) Wissen die Götter um die Situation des modernen Griechenlands und kümmern sie sich darum?

Die Denkweise der Götter ist nicht analog zu der, der Menschen, und sie entspricht auch nicht unseren Wünschen. Abgesehen davon, gibt es in der hellenischen Theologie keine Erlöser oder Gottmenschen, die für unsere Rettung zuständig wären. Für den heutigen Zustand Griechenlands sind wir selber verantwortlich, weil wir das Land durch unsere falschen Entscheidungen, den Gebrauch des Wahlrechts allein in Bezug auf persönliche Interessen, und unserer verdorbenen Denkweise, die von Unterwerfung, Unterordnung und Passivität durchtränkt ist, in diese Situation hinein manövrierten. Wenn wir uns nicht verändern, wird uns keiner retten. Wir sind es, die unser Land und uns selbst retten müssen.

10) Einige behaupten, dass die alten Götter nicht nur für unseren Alltag eine Hilfe wären, sondern dass sie auch unser Land unterstützen können. Stimmt ihr dem zu? Und wenn ja, wie könnte eine solche Hilfe aussehen?

Wir können nicht auf Hilfen von höheren Mächten hoffen. Wenn wir weiterhin auf göttliche oder menschliche Erlöser warten, werden wir mit mathematischer Sicherheit in die Katastrophe hineinschlittern. Außerdem führen solche Anschauungen nur dazu, dass der Verstand abschaltet, damit wir widerstandslos alles akzeptieren, was man uns andreht – sogar den Ausverkauf der Heimat, solange er nur mit schönen Worten verklärt wird.

11) Können wir die Götter bei ihrer Arbeit unterstützen?

Das Werk der Götter ist das ihrige und für uns nicht verständlich. Also können wir in dieser Hinsicht keinen Beitrag leisten. Das Einzige, was in unserer Macht liegt ist uns selbst zu helfen, eine Zukunft für unsere Kinder aufzubauen, und die Integrität unserer Heimat und unserer Nation zu bewahren.

Die eckigen Klammern wurden vom Übersetzer eingefügt und gehören nicht zum ursprünglichen Text.