47
85 GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 4.1 Nationalpark Unteres Odertal 86 4.2 Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin 92 4.3 Biosphärenreservat Spreewald 102 4.4 Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg 110 4.5 Naturpark Märkische Schweiz 118 4.6 Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft 124 4.7 Naturpark Uckermärkische Seen 132 4.8 Naturpark Schlaubetal 140 4.9 Naturpark Niederlausitzer Landrücken 148 4.10 Naturpark Hoher Fläming 156 4.11 Naturpark Westhavelland 164 4.12 Naturpark Dahme-Heideseen 172 4.13 Naturpark Barnim 180 4.14 Naturpark Nuthe-Nieplitz 188 4.15 Naturpark Stechlin-Ruppiner Land 196

Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

85GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

Die Großschutzgebieteim Land Brandenburg 4

4.1 Nationalpark Unteres Odertal 86

4.2 Biosphärenreservat

Schorfheide-Chorin 92

4.3 Biosphärenreservat Spreewald 102

4.4 Biosphärenreservat

Flusslandschaft Elbe-Brandenburg 110

4.5 Naturpark Märkische Schweiz 118

4.6 Naturpark Niederlausitzer

Heidelandschaft 124

4.7 Naturpark Uckermärkische Seen 132

4.8 Naturpark Schlaubetal 140

4.9 Naturpark Niederlausitzer

Landrücken 148

4.10 Naturpark Hoher Fläming 156

4.11 Naturpark Westhavelland 164

4.12 Naturpark Dahme-Heideseen 172

4.13 Naturpark Barnim 180

4.14 Naturpark Nuthe-Nieplitz 188

4.15 Naturpark Stechlin-Ruppiner Land 196

Page 2: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

Flus

86 NATIONALPARK UNTERES ODERTAL

4.1 Nationalpark Unteres Odertal

Page 3: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

Oder

Dosse

Rhin

Havel

Havel

Elbe

Ück

er

Nieplitz

Spree

Spree

Neiße

Schlaube

Schwarze Elster

Elbe

Dah

me

Nut

he

RE 1

RE 4

RE 2R

E 5

RE 6

RB 1

2

RB 63

RB

27

RE 3

RB 26

RE 1

RE 2

RE 11

RE 5

RE 4

RB 3

3RE 3

RB 51

RB

50

A 24

A 2

A 1

1

A 12

A 1

3

A 15

A 10

A 10

A 1

0

Rheinsberg

Lindow

Lenzen

Wittenberge

BadWilsnack

Perleberg

Pritzwalk

Kyritz

Wittstock

Neuruppin

Neustadt

RhinowFriesack

Rathenow

Brandenburg/Havel

Nauen

Fürstenberg

Gransee

Zehdenick

Templin

Lychen

Prenzlau

Gartz

Schwedt

Anger-münde

Joachimsthal

EberswaldeLiebenwalde

OranienburgBad Freienwalde

Bernau

StrausbergBuckow

Müncheberg

Falkenberg

FürstenwaldeFrankfurt (Oder)

POTSDAM

BERLIN

Cottbus

Ziesar

Wiesenburg

Niemegk

Belzig

Beelitz

Treuen-brietzen Luckenwalde

Jüterbog

Dahme

Trebbin

KönigsWuster-hausen

LudwigsfeldePrieros

StorkowMüllrose

Beeskow

Lübben

Lübbenau

Lieberose

Eisenhüttenstadt

Neuzelle

Guben

Luckau

Sonnewalde

Finsterwalde

Calau

Altdöbern

Herzberg

BadLiebenwerda

Doberlug-Kirchhain

Elsterwerda

Senftenberg

Spremberg

Seelow

Lauchhammer

NaturparkUckerm

ärki

sche

Seen

BiosphärenreservatSchorfheide-Chorin

Naturpark Barnim

NaturparkMärkische Schweiz

Natio

nalp

ark

Unteres

Oder

tal

Dahme-HeideseenNaturpark

Biosphärenreservat SpreewaldNiederlausitzer Landrücken

Naturpark

NaturparkNiederlausitzerHeidelandschaft

Naturpark

Schlaubetal

Nuthe-N

ieplitz

Naturpark

NaturparkHoher Fläming

Naturpark

Westhavelland

sslandschaft Elbe – Brandenburg

Biosphärenreservat

Stechlin-Ruppiner Land

Naturpark

Regionalparkring

Regionalparkring

Regi

onal

park

ring

87GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

Page 4: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

wird das Totalreservat in den ersten 15 Jahren nachGründung auf die Hälfte der Nationalparkfläche aus-gedehnt. Dazu werden entsprechende Flächen an-gekauft bzw. mit Landnutzern über Austauschflächenverhandelt.

Weiträumige Stromauen wie das Untere Odertal sindin Deutschland und Mitteleuropa selten geworden.Die funktionstüchtigen Flutungspolder auf der deut-schen Seite und die polnischen Auen tragen dennatürlichen Wasserständen des Flusses im Jahres-verlauf Rechnung. Als Rückhaltebecken der beson-ders im Frühjahr auftretenden Niederschlags- undSchmelzwässer gewähren sie einen natürlichenHochwasserschutz, was beim Sommerhochwasser1997 deutlich wurde. Die uckermärkische Landschaftmit der weitläufigen Oderniederung wurde währendder letzten Eiszeit etwa vor 12.000 Jahren gebildet.Der davon unter Schutz gestellte Teil des Unterlaufesder Oder ist Deutschlands einziger Auen-Nationalpark.

Mit seinen alljährlichen Überflutungen ist das UntereOdertal ein im europäischen Rahmen bedeutendesBrut-, Rast- und Überwinterungsgebiet seltener undgefährdeter Vogelarten, so z.B. für Kranich, Schwarz-storch, See- und Fischadler, Trauerseeschwalbe,Wachtelkönig und Seggenrohrsänger. Bis zu200.000 Vögel ziehen im Herbst oder Frühjahr durchdie Oderniederung. Es wurden außerdem 47 Säuge-tier-, zehn Amphibien- und sechs Reptilienarten so-wie 33 heimische Fischarten in der Oderniederunggezählt. Zu diesen seltenen Tierarten gehörenFischotter und Biber, Wels, Meerforelle und das ver-einzelt die Oder hinaufsteigende Flussneunauge. DieArtenvielfalt an Wirbellosen spricht ebenfalls für denWert des Odertals: 33 Heuschrecken-, 51 Libellen-,354 Spinnen-, über 530 Großschmetterlings- und220 Laufkäferarten wurden festgestellt. Zu den mehrals 1.000 höheren Pflanzenarten gehören das Drei-zähnige Knabenkraut, der Kreuzenzian und dasFrühlings-Adonisröschen auf den Trockenrasen derOdertalrandlagen.

Im Nationalpark sollen die natürlichen Abläufe in ei-ner Flussauenlandschaft – vom Menschen weitge-hend unbeeinflusst – ermöglicht, die einmalige Tier-und Pflanzenwelt geschützt und den Menschen zur

Bei der Festsetzung des Gebietes des National-parks Unteres Odertal wurden entsprechend des ho-hen Schutzzieles die Siedlungs- und Verkehrsflächenausgespart. Da innerhalb des Nationalparks weiter-hin so gut wie keine umfangreiche wirtschaftlicheTätigkeit des Menschen möglich ist, traf die Haupt-aufgabenstellung des vorliegenden Projektes, sozio-ökonomische Strukturentwicklungen in Brandenbur-ger Großschutzgebieten zu erfassen und zu bewerten,hier in überwiegendem Maße nicht zu. Somit konnteder Nationalpark Unteres Odertal nicht in die verglei-chende Statistik und Bewertung der BrandenburgerGroßschutzgebiete einbezogen werden. Dessen un-geachtet wird der Nationalpark Unteres Odertal alsTeil des Großschutzgebietssystems Brandenburg vorallem bezüglich seiner naturschutzfachlichen Charak-teristik und Bedeutung für eine nachhaltige Touris-musentwicklung in der Nationalparkregion des nord-westlichen Brandenburg dargestellt.

Der Nationalpark Unteres Odertal ist mit Stand Fe-bruar 2003 der 12. von insgesamt 13 Nationalparkenin Deutschland. Seine Festsetzung und Gründung er-folgte im Sommer 1995 mit dem Brandenburger Na-tionalparkgesetz, nachdem bereits im Jahr 1992 einedeutsch-polnische Erklärung über die Errichtung ei-nes grenzüberschreitenden Internationalparks veröf-fentlicht wurde. Der Brandenburger Teil des zu 95 %zum Landkreis Uckermark und zu 5 % zu Barnimgehörenden Nationalparks umfasst 106 km2, wovonbei seiner Gründung etwa 10 % als Totalreservat(Schutzzone I) ausgewiesen waren. Entsprechend in-ternationaler Vereinbarungen (den IUCN-Richtlinien)

88 NATIONALPARK UNTERES ODERTAL

Panoramablick auf Gartz an der Oder

Malen in der Landschaft, Landschaftsmalerei:Künstlerin im Nationalpark

Page 5: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

Bildung und Erholung zugänglich gemacht werden.Der Aufbau eines Nationalparkzentrums in Criewen,der Grunderwerb an Nationalparkflächen, die Ökolo-gisierung der Landnutzung, die Förderung von Wild-nisflächen und die Unterstützung der Tourismusent-wicklung sind dabei wesentliche Aufgaben der Natio-nalparkverwaltung.

Im Gegensatz zu den Biosphärenreservaten und denNaturparken dominiert im Nationalpark UnteresOdertal als ausschließliches Naturschutzgebiet dienaturschutzfachliche Zielstellung. Es geht dabei un-ter anderem um die „Sicherung und Herstellung einesvon menschlichen Eingriffen weitgehend ungestörtenAblaufes der Naturprozesse auf möglichst großerFläche, um die Erhaltung und Regeneration einesnaturnahen Wasserregimes und des natürlichenSelbstreinigungspotenzials des Stromes und der Aue(Flächenfilterfunktion)“. Schutzzonen, Gebote undVerbote im Gesetz sind demnach so formuliert, dasssie den Schutzzweck prioritär unterstützen. Einelandwirtschaftliche Nutzung als Wiesen- und Weide-nutzung ist beispielsweise in der Zone II nur einge-schränkt und in den Sommermonaten möglich. Biszum Jahr 2010 sollen die Naturentwicklungszonen(Schutzzone I) auf die Hälfte der Nationalparkflächeausgedehnt werden. Die Schutzzone II soll unterBeachtung des Naturschutzes wirtschaftlich nutzbarbleiben. Ziel dabei ist, im Einklang mit dem Natur-schutz eine nachhaltige, schonende Landnutzungdurch Beweidung, Mahd, Gewässernutzung undFischerei umzusetzen.

Betriebssitz und -anlagen landwirtschaftlicher Un-ternehmen befinden sich generell außerhalb desNationalparks. Anfänglich noch vorhandene Acker-

nutzung wurde entweder aufgelassen oder in Grün-landnutzung überführt. Durch staatlichen und priva-ten Flächenkauf, organisierten Flächentausch, durchEntschädigungszahlungen und finanzielle Zuwen-dungen im Rahmen der Agrarumweltprogramme unddes Vertragsnaturschutzes wird versucht, die be-triebswirtschaftlichen Auswirkungen finanziell ange-messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit denMöglichkeiten des Agrarkreditprogramms begleitet.Ein seit dem Jahr 2000 angeordnetes Flurneuord-nungsverfahren ermöglicht in grösserem RahmenFlächentausch, Neuzuteilungen und damit eine Nut-zungsentzerrung.

Mit nur einem Fünftel Waldbedeckung ist der Natio-nalpark Unteres Odertal entsprechend seines Fluss-auencharakters das waldärmste Großschutzgebiet inBrandenburg. Zusammenhängende Waldflächensind vor allem in höheren Randgebieten anzutreffen,während die von der Oder durchflossenen Niederun-

89GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

Wachtelkönig

Kraniche in der Oderaue

Der „Grützpott“: Burgfried bei Stolpe

Page 6: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

90 GROSSSCHUTZGEBIETE BRANDENBURGS

gen bis auf kleinere Waldinseln fast waldfrei sind.Dies spiegelt sich auch in der Baumartenzusammen-setzung wider. Ein Flächenanteil des Nadelholzesvon fast 60 %, darunter 40 % Gemeine Kiefer, ist un-typisch für ein von Flussauen geprägtes Gebiet. Cha-rakteristische Baumarten für Weich- und Hartlaub-holzauen sind auf nur etwa einem Viertel der Wald-flächen zu finden. Die Waldflächen liegen fast alle inNaturschutzgebieten bzw. Totalreservaten. Um dieWirtschaftsinteressen der Waldeigentümer zu wah-ren und gleichzeitig die Schutzziele des National-parks umzusetzen, sind auch die Waldflächen Be-standteil der gegenwärtig laufenden Flurneuordnung.

Bereits heute ist der Tourismus in der Nationalpark-region ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den gesam-ten Nordosten Brandenburgs. So sind in der Touris-musbranche zahlreiche Arbeitsplätze entstanden.Nachdem es in den ersten Jahren vor allem Ge-schäftsreisende und Bauarbeiter waren, die in Be-herbergungseinrichtungen der Randgemeinden desNationalparks übernachteten, weil sie in Schwedt/Oder oder den Vororten arbeiteten, entwickelte sichlangsam ein ökologisch orientierter Ausflugs- undKurzurlauberverkehr in den Nationalpark. Diese po-sitive Entwicklung des Nationalparks Unteres Oder-tal hat sich seit 1992 kontinuierlich gesteigert.Während 1992 nur rund 2.000 Personen an Exkur-sionen und Vorträgen teilgenommen haben, stieg dieZahl bis 2001 auf über das Zehnfache an.

Allein 45.000 gezählte Personen nutzten im Jahr 2001die Angebote der verschiedenen naturkundlichenEinrichtungen im und am Nationalpark. 30.000 Na-turparktouristen besuchten im Jahr 2001 das Natio-nalparkhaus in Criewen (insgesamt seit der Eröffnungmehr als 110.900 [12/2004]). Rund 15.000 Personenbeteiligten sich im Jahr 2001 an von der National-parkverwaltung organisierten thematischen Führun-gen und Exkursionen. Gegenüber dem Vorjahr be-deutet das fast eine Verdoppelung der Anzahl betreu-ter Besucher.

Die Nationalparkverwaltung geht davon aus, dass imJahr 2002 insgesamt rund 100.000 Touristen bzw.Naherholungssuchende das Großschutzgebiet be-sucht haben. Hochrechnungen der Universität Göt-tingen ergaben, dass dadurch mehr als 6 Mio. EURin die Region geflossen sind. Dies bedeutet gegen-über dem Jahr 1997 eine Steigerung von rund 40 %.

Der steigende Trend wird auch durch die Übernach-tungszahlen des Jahres 2001 zum Ausdruck ge-

bracht, auch wenn hier die Geschäftsreisenden desindustriellen Zentrums Schwedt/Oder mit erfasstwurden. Gegenüber dem Vorjahr wurden in Schwedt/Oder 21 %, im Amt Gartz 5 % und im Amt Oder-Welse20 % mehr Übernachtungen gezählt. Insgesamtwaren das über 98.000 Übernachtungen, wobei zuberücksichtigen ist, dass die Tourismusstatistik nurBeherbergungsstätten mit mindestens neun Bettenerfasst.

Diese positive Entwicklung ist u.a. auf die wesentlichverbesserte touristische Infrastruktur im Nationalparkund in der ihn umgebenden Region zurückzuführen.Dazu gehören:

• über 200 km ausgeschilderte Rad- und Wander-wege,

• der über 50 km lange ausgebaute Oder-Neiße-Radweg,

• zwei Lehrpfade,• ein Bohlenpfad und Bergaufstieg,• drei fertig gestellte Parkplätze, • zwei Beobachtungstürme (bei Gartz und Schwedt/

Oder), • 54 Informationstafeln,• 20 Rastplätze,• zahlreiche Möglichkeiten für behindertengerechte

„barrierefreie Erholung",• die Verbesserung der touristischen Ausschilderung

des Besucherzentrums an der Bundesstraße B 2und des Nationalparks im Stadtgebiet von Anger-münde und Schwedt/Oder sowie an der Bundes-autobahn A 20 am Autobahnkreuz Uckermark.

Darüber hinaus bietet sich das Nationalparkzentrumin Criewen den Besuchern als attraktiver Anlaufpunktfür Information und Umweltbildung an. Das ehema-lige v. Arnimsche Schloss und der historische Guts-hof in Criewen beherbergen heute ein Deutsch-Pol-nisches Umweltbildungszentrum. Im Nationalpark-haus sind die Ausstellung zum Nationalpark und zurEntstehungsgeschichte des Unteren Odertals sowiedie Verwaltung des Nationalparks untergebracht. In

Schloss Criewen

Page 7: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

der nahegelegenen ehemaligen v. Arnimschen Wirt-schaftsgärtnerei werden seit einigen Jahren ältereNutzpflanzen der Region kultiviert und den Besu-chern in einem Schau- und Lehrgarten präsentiert.

Die Ruhe, Weite und Einsamkeit im einzigen Auen-Nationalpark kann ganzjährig besonders in denfrühen Morgenstunden auf den Wanderwegen derDeiche erkundet werden. Im Frühjahr und Sommer,wenn das jährliche Winterhochwasser der Oder dieAuenwiesen frei gibt, erweitern viele Rundwegedurch die Niederung die Erlebbarkeit des Tals. Wan-der- und Lehrpfade durch Laubmischwälder laden imhügeligen Terrain zu ausgedehnten Spaziergängenim Schatten alter Baumbestände ein. Naturwachtmit-arbeiter des NaturSchutzFonds, ausgebildete Natur-und Landschaftsführer und Mitarbeiter des National-parks bieten an fast allen Wochenenden im JahrFührungen und Exkursionen sowie Erlebniswande-rungen an. Gruppen können zusätzlich nach erfolg-ter Anmeldung täglich Ausflüge in den Nationalparkund Vorträge im Nationalparkhaus buchen.

Der Nationalpark kann auf rund 50 km Länge seinerNord-Süd-Ausdehnung auf dem neuen Uferradwegzwischen Stolpe und Gartz durchquert werden. Er

91GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

führt als kleiner Teil des Oder-Neiße-Radwander-weges durch den Nationalpark und bietet ständigwechselnde Panoramen vom Unteren Odertal. AuchInline-Skater wissen den asphaltierten, meist auf derDeichkrone verlaufenden Weg zu schätzen. In denGemeinden entlang des Nationalparks bieten zahl-reiche Gaststätten regionaltypische, uckermärkischeGerichte an, Fahrradverleihe und Kremserfahrten er-weitern die Erlebbarkeit dieser einzigartigen Auen-landschaft. Über den Grenzübergang bei Schwedt/Oder gelangt man in die polnischen Landschafts-schutzparke.

Bürgernah: Informationsstand der Naturwacht

Paradies für Radfahrer

Page 8: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

92 BIOSPHÄRENRESERVAT SCHORFHEIDE-CHORIN

4.2 Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin

Page 9: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

93GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

Festgesetzte Katasterfläche aller in das GSG einbezogenen Gemeinden nachGroßschutzgebietsfläche km² % Hauptnutzungsarten (2000)Insgesamt 1.292,9 - km² %darunter: LSG 1.292,9 100,0 Insgesamt 1.304,3 100,0 NSG 274,8 21,3 darunter : Landwirtschaft 488,8 37,5 FFH 475,4 36,8 Wald 634,4 48,6 SPA (Vogelschutzgebiete) 576,2 44,6 Wasser 81,3 6,2 Jahr der Festsetzung: 1990 Siedlung u. Verkehr 57,5 4,4

Einwohner 1991 1993 1995 1997 1999 1991 - 1999 1991 - 1999 (%)Insgesamt 34.960 34.558 34.548 34.775 35.001 41 0,1 - unter 15 Jahre (%) 6.756 6.331 5.860 5.419 5.021 -1.735 -25,7 - 15 - 65 Jahre (%) 23.213 23.152 23.270 23.806 24.070 857 3,7 - über 65 Jahre (%) 4.837 4.932 5.265 5.379 5.717 880 18,2 Wanderungssaldo je 1.000 EW -8,5 -7,7 9,0 7,2 7,6 40,1 -Natürlicher Saldo je 1.000 EW -7,0 -7,5 -7,6 -5,8 -4,1 -62,4 -

Einwohnerdichte 1999 Siedlungsdichte Besiedlungsgrad (Anteil Siedlungs- und(EW/km²) (EW/km² Siedlungs- u. Verkehrsfläche) Verkehrsfläche an Gesamtfläche)

27 609 4,4%

Gemeinden (31.12.1999) Anzahl % EW %Insgesamt 54 100,0 35.001 100,0 davon: unter 200 EW 14 25,9 2.044 5,8 200 - 500 EW 21 38,9 7.267 20,8 500 - 1.000 EW 10 18,5 7.206 20,6 1.000 - 5.000 EW 9 16,7 18.484 52,8 5.000 EW und mehr - - - -

Arbeitslose 1995 1996 1997 1998 1999 1995 - 1999 1995 - 1999 (%)Anzahl insgesamt 2.588 2.779 3.433 3.046 3.192 604 23,3 darunter: unter 25 Jahren 266 265 296 294 226 -40 -15,0 über 55 Jahre 403 552 643 608 627 224 55,6 Langzeitarbeitslose 829 855 1.019 1.022 825 -4 -0,5 Arbeitslosenquote* - - 22,7 21,5 21,7 1997 - 1999: -1,0%-Pkte.

Landwirtschaft Insgesamt (%) Ackerland (%) Grünland (%)Nutzflächenverhältnis 100,0 75,0 25,0Anteil extensiv bewirtschafteter Flächen 41,4 3,0 78,6Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen 19,5 - -

Anzahl Durchschn. Flächenausstattung (ha)223 202

Viehbesatz (Anzahl/100 ha LN) Rinder Schweine Schafe39 11 16

Anbauverhältnis Getreide: 55,6 10,8 Ackerfutter: 16,3(% - Ackerfläche) 15,9 Sonstige: 0,1

Wald / Forstwirtschaft km² % davon: Nadelwald % Laubwald % Mischwald %

Sonst.Flächen %

Wald 639,2 49,0 44,0 26,0 22,0 8,0 Wälder mit Schutzstatus LSG (%): 67,7 NSG (%): 30,3 FFH (%): 40,8 SPA (%): 43,2

Fremdenverkehr 1992 1994 1996 1998 1999 1992 - 1999 1992 - 1999 (%)Anzahl der angebotenen Gästebetten 2.256 2.481 3.164 3.563 3.566 1.310 58,1 Anzahl der Übernachtungen 304.700 358.800 385.000 381.900 394.500 89.800 29,5

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 1996 1997 1998 1999 1996 - 1999 1996 - 1999 (%)Insgesamt am Wohnort 11.677 11.118 11.546 11.443 -234 -2,0 Insgesamt am Arbeitsort** 9.060 8.023 7.984 7.894 -1.166 -12,9 Pendlersaldo -2.617 -3.095 -3.562 -3.549 - -

Land-, Forstw., Fischerei

Prod. Gewerbe

Handel, Gastgew.

Verkehr, Nachr.Dienstleistung, Öffentl. Dienst

Insgesamt**

1.118 3.134 1.031 317 2.199 7.799

Kommunale Bauleitplanung (31.12.1999) Eingereicht GenehmigtAnzahl der B-PläneAnzahl der B-Pläne je GemeindeFlächen in B-Plänen (ha)darunter: Gewerbliche Bauflächen (ha) Wohnbaufläche (ha)Baufläche je EW (m²)

Wohnen und Bauen 1994 1995 1996 1997 1998 1999 1993 - 1999 1993 - 1999 (%)Wohnungsbestand 14.685 14.955 15.141 15.302 15.529 15.738 1.053 7,2 Fertiggestellte Wohnungen 94 245 158 148 192 177 Wohnungen/1.000 EW 426 433 436 440 445 450

* auf Basis abhängig ziviler Beschäftigter Mitte des jeweiligen Jahres ** Differenzen zur Gesamtbeschäftgtenzahl aufgrund von Datenschutzfällen möglich

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach Wirtschaftszweigen (Juni 1999)

Landwirtschaftliche Unternehmen

69

Schorfheide-Chorin

Eiweispfl./Ölsaaten: Hackfrucht: 1,3 Stilllegung:

Befürwortet

151

Insgesamt: 1.014 Insgesamt: 438

103 88 30 1,9 1,6 0,6 628 363

179 104 43

96 44 27 236 159

1990

Page 10: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

94 BIOSPHÄRENRESERVAT SCHORFHEIDE-CHORIN

Das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin wurdeim Jahre 1990 gegründet und noch im gleichen Jahrdurch die UNESCO anerkannt. Seine Fläche beträgt1.293 km2. Gemeinsam mit dem Naturpark Westha-velland (1.294 km2) sind dies mit Abstand die größ-ten der insgesamt 15 Großschutzgebiete (durch-schnittliche Flächengröße: 630 km2) im Land Bran-denburg. Schorfheide-Chorin zählt damit auch zu denfünf größten Biosphärenreservaten Deutschlands.Mehr als drei Viertel der Fläche bilden die Entwick-lungszone (Schutzzone III), die als Landschafts-schutzgebiet auch die landwirtschaftlichen Flächen,die Siedlungen und einen Teil der rund 220 Seen um-fasst. Nicht ganz ein Viertel der Fläche ist unter Na-turschutz gestellt. Von den Naturschutzgebieten in-nerhalb des Biosphärenreservates Schorfheide-Cho-rin gehören 86 % zur Pflegezone (Schutzzone II) und14 % als Totalreservat zur Kernzone (Schutzzone I).Rund 37 % des Biosphärenreservates sind zur Er-haltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild-lebenden Tiere und Pflanzen als FFH-Gebiete und45 % gemäß der europäischen Vogelschutzrichtlinieals SPA-Flächen ausgewiesen. Die Summe aller Ge-markungsflächen der Gemeinden, innerhalb derenGrenzen sich das Biosphärenreservat überwiegendbefindet, beträgt 1.304 km2. Diese Fläche entfällt zu44 % auf den Landkreis Barnim und zu 47 % aufUckermark. Die Landkreise Märkisch-Oderland sindzu 5 % und Oberhavel zu 4 % beteiligt.

Wald- und Wasserreichtum kennzeichnen rund 50 kmnördlich von Berlin eine eiszeitlich geprägte, stark ge-gliederte Landschaft, deren naturräumliche Poten-ziale hervorragend für Erholungsnutzung und Touris-mus geeignet sind. Das Pommersche Stadium derWeichselvereisung schuf hier vor etwa 12.000 bis15.000 Jahren ein besonders markantes Relief miteinem Endmoränengürtel, der eine Höhe von mehrals 100 m über NN erreicht, sowie z.T. tief einge-senkte, geschlossene Toteishohlformen, die häufigvon Hochmooren bedeckt sind. Weiterhin sind für dasheutige Großschutzgebiet Grundmoränenplatten mitteilweise aufgesetzten Endmoränenkuppen, Sander-und Talsandflächen sowie Dünenfelder charakteris-tisch. Der Wechsel zwischen ausgedehnten Wäldernund vom Menschen sehr unterschiedlich überformtenweiten Offenlandschaften verleiht dieser Kulturland-schaft ihr typisches Gepräge.

Nicht ganz die Hälfte des gesamten Biosphärenre-servates ist waldbedeckt. Damit liegt der Waldanteilhier höher als im Landesmittel (35 %) und im Durch-schnitt aller Großschutzgebiete (44 %). Dabei haben

sich Reste naturnaher Wälder, wie z.B. baltischer Bu-chenwald, Buchen-Traubeneichenwald und Kiefern-Traubeneichenwald besonders in der „engerenSchorfheide“ westlich des Werbellinsees sowie aufden Endmoränen erhalten können. Erlenbruchwäldersind in den Verlandungsbereichen der Seen und invielen Senken zu finden.

Die jahrhundertelange Landnutzung im heutigenGroßschutzgebiet war von umfangreichen Waldro-dungen und Umwandlung in Grün- und Ackerland ge-kennzeichnet. Die Übernutzung der natürlichen Wald-ressourcen machte seit dem 18. Jahrhundert um-fangreiche Aufforstungen erforderlich. Überwiegendwurden hierzu die schnellwüchsigen Kiefern verwen-det. Diese Art der Forstwirtschaft setzte sich bis 1990fort, da auch in der DDR der Rohstoff Holz dringendbenötigt wurde, so dass Kiefernforste bis heute dieLandschaft in weiten Teilen prägen. Mit der Auswei-sung des Biosphärenreservates und aufgrund neues-ter wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Standort-und Klimaschutz begann ein Umdenken und ein Um-bau der Forste zu naturnahen Wäldern, ein Prozess,von dem die kommenden Generationen profitierenwerden.

Mit etwa 8.000 ha beträgt der Anteil der Wasserflächeam Großschutzgebiet rund 7 %. Zahlreiche Fließeund Kanäle durchziehen, zumeist den kaltzeitlichenSchmelzwasserbahnen folgend, das Biosphärenre-servat. Die Hälfte aller Seen weist eine Größenord-nung von über 6 ha auf, darunter auch solche größe-ren wie der Parsteiner See mit 1.100 ha, der Grim-nitzsee mit 830 ha oder der Werbellinsee mit 790 ha.Viele z.T. von Steilufern umsäumte Klarwasserseensind heute Naherholungsziele vor allem für Gäste ausBerlin und Brandenburg. Mit 36 % landwirtschaftlich genutzter Fläche liegt dasBiosphärenreservat Schorfheide-Chorin weit unterdem Durchschnitt des Landes Brandenburg bzw.auch dem Mittel aller Großschutzgebiete.

Siedlungs- und Verkehrsflächen erreichen nachdem Unteren Odertal die geringsten Anteile allerGroßschutzgebiete Brandenburgs. Dies lässt zumin-dest kleinräumig auf eine relative Unzerschnittenheit

Natur-Badeplatz am Grimnitzsee

Page 11: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

95GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

zentriert. Die durchschnittliche Bevölkerungszahleiner GSG-Gemeinde ist hier mit 650 Personen umein Drittel geringer als im Mittel aller Großschutzge-biete. Ursache, und damit auch typisch für die Sied-lungsstruktur des Biosphärenreservates, ist das Feh-len von Gemeinden mit höheren Bevölkerungs-zahlen. Die größten Gemeinden sind Joachimsthal(3.500 EW), Oderberg (2.800 EW) und Groß Schöne-beck (2.400 EW), die kleinste ist Neugrimnitz mit85 Einwohnern. In den Gemeinden mit weniger als500 Einwohnern lebt etwas mehr als ein Viertel derBevölkerung des Biosphärenreservates (zum Ver-gleich GSG insgesamt: 17 %, Land Brandenburg: 9 %).

Zwei Drittel der Bevölkerung des Großschutzgebietesentfallen auf den südlichen Teil und damit im We-sentlichen auf die Kreise Barnim (52 %) und Märkisch-Oderland (14 %). Die Einwohnerdichte dieses Raumesist hier auch mehr als doppelt so hoch wie der zumLandkreis Uckermark gehörende Norden des Bio-sphärenreservates (17 EW/km2).

Die Bevölkerungszahl von Schorfheide-Chorin bliebvon 1991 bis 1999 insgesamt stabil, während die derGroßschutzgebiete insgesamt um 3 % zunahm. Die-ser in der Gesamtheit der Großschutzgebiete festge-stellte Zuwachs ist jedoch fast ausschließlich auf dieWanderungsgewinne aus Berlin in Gemeinden derNaturparke mit einem Anteil am engeren Verflech-tungsraum Brandenburg-Berlin wie Barnim, Dahme-Heideseen und Nuthe-Nieplitz zurückzuführen undAusdruck des sich hier vollziehenden Suburbanisie-rungsprozesses.

verschiedener Teilräume und eine im Vergleich ge-ringe Besiedlung schließen. Historisch und teilweiseauch naturräumlich bedingt, erreichen Einwohner-dichte mit 27 EW/km2 (Land: 88 EW/km2) und Be-siedlungsgrad mit 4,4 % Siedlungs- und Verkehrs-flächenanteil an der Gesamtfläche (Land: 7,7 %)nach dem Naturpark Schlaubetal die geringstenWerte aller Brandenburger Großschutzgebiete. DieSiedlungsdichte des Biosphärenreservates beträgtmit 609 EW/km2 Siedlungs- und Verkehrsfläche etwasmehr als die Hälfte des Landesmittels. Damit gehörtSchorfheide-Chorin zu den dünn besiedelten Groß-schutzgebieten und Landesteilen Brandenburgs.

Erste menschliche Siedlungen sind hier bereits ausder Mittelsteinzeit nachweisbar. Schwerpunkt der Be-siedlung blieb bis in die Gegenwart der südöstlicheBereich des heutigen Großschutzgebietes zwischenEberswalde und Angermünde. Hier wurden währendder Mittelalterlichen Ostexpansion im 13. Jahrhundertzahlreiche deutsche Siedlungen (Britz, Golzow, Ser-west, Groß und Klein Ziethen) neben älteren slawi-schen Siedlungen errichtet. In diese Zeit fallen auchdie ersten deutschen Städtegründungen diesesRaumes (Oderberg 1250, Angermünde 1260, Ebers-walde 1284) sowie die Gründung des Zisterzienser-klosters Mariensee am Parsteiner See (1258). Letz-teres wurde aufgrund zahlreicher Überschwemmun-gen im Jahre 1272 an seinen jetzigen Standort Chorinverlagert.

Zu weiteren nennenswerten Besiedlungen kam es inder Folgezeit durch spezielle Formen der Landnut-zung. Der Waldreichtum bedingte im 17./18. Jahr-hundert u.a. die Errichtung von Glashütten. Diezumeist in Böhmen und Hessen angeworbenenGlasmacher siedelten in unmittelbarer Umgebung(Grimnitz, Althüttendorf, Senftenhütte). Andere Sied-lungen wie z.B. Groß Schönebeck erhielten durch dieJagd Entwicklungsimpulse. Insbesondere die Schorf-heide sowie die sogenannte Altenhoffsche Eichheide(östlich des Werbellinsees) waren seit dem 13. Jahr-hundert und sind z.T. auch noch heute begehrteJagdreviere. Die mit der Industrialisierung ab Mittedes 19. Jahrhunderts verbundene Siedlungstätigkeitvollzog sich bis auf Britz vornehmlich im Finowtal unddamit zum größten Teil außerhalb der Grenzen desheutigen Biosphärenreservates.

Die rund 35.000 Personen zählende Bevölkerung(entspricht etwa der Einwohnerzahl von Neuruppin)des Großschutzgebietes lebt in 54 Gemeinden, wo-bei sich fast die Hälfte auf die sechs größten Orte kon- Marktplatz in Angermünde

Page 12: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

96 BIOSPHÄRENRESERVAT SCHORFHEIDE-CHORIN

Während sich wanderungsbedingte Verluste vor al-lem auf die Jahre bis 1993 und die zum LandkreisUckermark gehörenden Gemeinden konzentrierten,weist die Gesamtbilanz seit 1994 insgesamt positivejährliche Wanderungssalden auf, d.h. es zogen jähr-lich mehr Personen in die Gemeinden des Groß-schutzgebietes als weg. Dabei sind die wanderungs-bedingten Zuwächse der zu Barnim gehörenden Ge-meinden in den letzten Jahren zum Teil doppelt bisdreifach so hoch wie die der Gemeinden der Land-kreise Uckermark und Oberhavel.

Wie in allen neuen Bundesländern so hat auch die Al-tersstruktur der Bevölkerung im Land Brandenburgseit 1990 eine erhebliche Veränderung erfahren. Ur-sächlich hervorgerufen durch den gravierenden Ge-burtenrückgang z.T. bis auf ein Drittel des Ausgangs-niveaus und durch die Abwanderungen in das frühereBundesgebiet, betraf dies die im BiosphärenreservatSchorfheide-Chorin lebende Bevölkerung ebensowie alle anderen Landesteile. So nahm hier von 1989bis einschließlich 1999 die Zahl der Personen im Kin-desalter (unter 15 Jahre) um mehr als ein Viertel abund die der Personen im Rentenalter (ab 65 Jahre)um fast ein Fünftel zu. Dennoch verlief die Alters-strukturentwicklung in Schorfheide-Chorin nicht ganzso dramatisch wie in anderen Brandenburger Regio-nen: Die Zahl der Personen im Kindesalter sank imgleichen Zeitraum im Landesmittel sogar um 29 %und der Seniorenanteil stieg um 23 %. In dem Maße,wie die Zuwanderungen in das Biosphärenreservatzukünftig abnehmen und sich die Wanderungsge-winne im Land insgesamt rückläufig entwickeln, wer-den die Sterbeüberschüsse die weitere Bevölke-rungsentwicklung dominieren. Trotz noch möglicherWanderungsgewinne für die Gemeinden des Biosphä-renreservates in Höhe von bis zu etwa 1.000 Perso-nen bis zum Jahr 2015 wird durch altersstrukturell be-dingtes Ansteigen der Zahl der Sterbefälle dennochein Rückgang der Einwohnerzahl von über 10 %wahrscheinlich sein. Hierbei ist bereits sowohl ein An-stieg der Lebenserwartung als auch des Geburten-niveaus unterstellt.

Die Wirtschaft im Biosphärenreservat ist traditionellvor allem durch Landwirtschaft, Forstwirtschaft und injüngster Zeit zunehmend durch den Tourismus ge-kennzeichnet. Industriebetriebe bilden die Aus-nahme, wie das seit den 1980er Jahren in Britz an-gesiedelte Fleischverarbeitungsunternehmen mit imJahre 1999 noch über 600 Beschäftigten. Weiterekleinere Industrieunternehmen der Metall- und Holz-verarbeitung mit Beschäftigtenzahlen zumeist weit

unter 100 befinden sich ebenfalls ausschließlich imSüdosten des Biosphärenreservates wie in Britz, Jo-achimsthal und Oderberg.

Der wirtschaftliche Strukturwandel war hier wie auchin allen anderen Landesteilen mit einem erheblichenArbeitsplatzabbau verbunden. Während im Biosphären-reservat Schorfheide-Chorin die Zahl der Beschäftig-ten von 1996 bis 1999 um 13 % zurückging, nahm sievergleichbar in der Summe aller Großschutzgebieteum 8 % und im Landesmaßstab sogar „nur“ um 7 %ab. Den höchsten Arbeitsplatzabbau hatten dabei dieLand- und Forstwirtschaft, aber auch das Dienstleis-tungsgewerbe zu verzeichnen. Dennoch verfügt dasProduzierende und Dienstleistungsgewerbe mit zweiFünftel aller Beschäftigten im Biosphärenreservatüber den höchsten Anteil Erwerbstätiger.

Der Arbeitsplatzabbau war mit einem Anstieg derArbeitslosigkeit verbunden. In den GSG-Gemeindenwaren Ende 1999 rund 3.200 Arbeitslose gemeldet.Der Anteil derjenigen, die länger als ein Jahr arbeits-los waren (Langzeitarbeitslose) betrug daran 26 %(Land: 32 %). Die Arbeitslosenquote im Biosphären-reservat lag bei 21,7 und damit 1,7 %-Punkte überdem Durchschnitt aller Großschutzgebiete und 2,7 %-Punkte über der Landesquote. Die damit von allenGroßschutzgebieten vierthöchste Arbeitslosenquoteist nicht nur ein Ergebnis des Arbeitsplatzabbaus in-nerhalb des Biosphärenreservates, sondern auchvon benachbarten industriellen Zentren wie Ebers-walde oder Schwedt/Oder, in die zahlreiche in Schorf-heide-Chorin wohnende Beschäftigte pendelten. DerNorden des Biosphärenreservates ist dabei von denwirtschaftlichen Strukturdefiziten wesentlich stärkerbetroffen als der Süden. So weisen die zum LandkreisUckermark gehörenden Gemeinden mit 22 Arbeits-losen je 100 Einwohner zwischen 20 und 60 Jahreweitaus höhere Werte als die zum Landkreis Barnimgehörenden auf. In den Gemeinden Bruchhagen,Friedenfelde, Groß-Fredenwalde, Groß-Kölpin, Stein-höfel und Temmen sind jeweils weit mehr als ein Vier-tel aller Erwerbsfähigen arbeitslos.

Zum Zeitpunkt der Ausweisung des Biosphärenre-servates Schorfheide-Chorin war die Situation derLandwirtschaft im Wesentlichen vom gesellschaftli-chen Zusammenbruch der DDR und den in dieser Zeitetablierten Betriebsstrukturen geprägt.

Bis 1989/1990 bewirtschafteten wenige große Ko-operationen, das heißt Zusammenschlüsse von Be-trieben unterschiedlicher Produktionsrichtungen, die

Page 13: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

97GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

Die Betriebe haben bei der Bewirtschaftung der Flä-chen ein hohes Maß an naturschutzrelevanten Be-dingungen zu erfüllen. Aufgrund der überwiegendenMutterkuhhaltung erfolgt die Grünlandnutzung in denNaturschutzgebieten beispielsweise fast ausnahms-los extensiv. Ein Einsatz von mineralischem Düngerund Pestiziden ist verboten. In den Pflege- und Ent-wicklungsplänen (PEP) wurden entsprechende Pflege-maßnahmen und -zeitpunkte festgelegt, die bei derNutzung solcher Flächen zu beachten sind. Für dasAckerland, das sich mit geringen Anteilen in derSchutzzone II befindet, gelten niedrigere Restriktionen.

Im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin wird an-gestrebt, vermehrt regionale landwirtschaftliche Pro-dukte zu vermarkten und dadurch eine Verbesserungder regionalen Wertschöpfung und die Sicherung vonArbeitsplätzen zu erreichen. Viele Ansätze in der Ver-gangenheit zielten auf die Gründung von Erzeuger-zusammenschlüssen, Angebotsbündelung und denAufbau einer neuen Qualitätsproduktion ab. Als hem-mend und schwierig erweisen sich dabei immer wie-der natürliche Standortnachteile, die geringe Bevöl-kerungsdichte und Kaufkraft sowie auch historischfehlende Traditionen bei gleichzeitig ausgesprochenrestriktiven Handels- und Verarbeitungsvorgaben.Eine Bündelung der Aktivitäten wird seit einigen Jah-ren mit der „Regionalmarke Schorfheide-Chorin“ ver-sucht. Die Erschließung des Berliner Marktes mitÖkoprodukten, speziell aus dem Landwirtschaftsun-ternehmen in Brodowin, hat sich auf der Grundlageeines gut organisierten Bestellsystems zur Lieferungvon Produkten im Abonnement frei Haus erfolgreichetabliert. Große Marktfruchtbetriebe, die entwederökologisch oder konventionell produzieren, bedienenmit einheitlichen, qualitativ hochwertigen Erzeu-gungspartien vor allem den überregionalen, teilweiseinternationalen Markt und tragen so zur Wertschöp-fung der landwirtschaftlichen Produktion bei.

Vor 1990 verfügte die Region noch über einige leis-tungsfähige Lager- u. Verarbeitungskapazitäten, z.B.Molkereien, Schlachthöfe und Wildverarbeitungen.Viele dieser Unternehmen mussten aus betriebswirt-schaftlichen Gründen aufgeben. Inzwischen gibt esneben individuellen Vermarktungswegen einzelnerBetriebe wiederum auch erste kleine Verarbeitungs-stätten und kooperative Zusammenschlüsse.

Mit der Einführung und Vergabe des regionalen Her-kunftszeichens (Regionalmarke) wurde seit 1998 ver-sucht, einen konkreten Beitrag zur Förderung einerumweltgerechten und naturverträglichen Regional-

landwirtschaftliche Nutzfläche innerhalb der Grenzendes jetzigen Biosphärenreservates. Sie bauten einbreitgefächertes Spektrum von Kulturarten an. DerGetreideanteil an der Fruchtfolge betrug durch-schnittlich 60%. Der Tierbesatz im Bereich des heu-tigen Biosphärenreservates war mit 1 GVE/ha (Groß-vieheinheit pro Hektar) im Vergleich mit anderen Re-gionen auch damals nicht besonders hoch.

Bis Mitte der 1990er Jahre wandelte sich aufgrunddes Landwirtschaftsanpassungsgesetzes (LWAnpG)die Rechtsform der ehemaligen großen Landwirt-schaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) undVolkseigenen Güter in juristische Betriebe (Agrarge-nossenschaften und GmbH’s) sowie in private Land-wirtschaftsbetriebe (GbR’s) im Haupt- und Nebener-werb. Die Verwaltung des Biosphärenreservatesversuchte, die Entwicklung dieser Betriebsstruktu-ren in Richtung einer umweltverträglichen Landnut-zung beratend und teilweise auch finanziell zu för-dern und zu beeinflussen, mit dem in der Verordnungvon 1990 vorgebenen Ziel einer „ökologischenLandwirtschaft“.

Heute wirtschaften etwa 280 landwirtschaftliche Un-ternehmen im Biosphärenreservat Schorfheide-Cho-rin, darunter über 50 Betriebe des ökologischenLandbaus. Deren Anteil an der landwirtschaftlichenNutzfläche beträgt hier gegenwärtig rund 28 %, dassind insgesamt über 13.000 ha Ackerland und Grün-land. Unter Berücksichtigung der Landwirtschaftsbe-triebe, die sehr extensive Bewirtschaftungsmethodenanwenden und kaum mineralische Dünger oder Pes-tizide auf ihren Flächen ausbringen, werden damit imBiosphärenreservat insgesamt 38 % des Ackerlandesund 91 % des Grünlandes ökologisch oder zumindestextensiv bewirtschaftet.

Bestimmte schutzwürdige Landschaftsstrukturen undgesetzlich geschützte Biotope benötigen oft gezieltePflegemaßnahmen. Diese Lebensräume sind in derRegel durch eine Biotopkartierung in ihrem Zustanderfasst worden. Viele Betriebe sind auf freiwilligerBasis in das Kulturlandschaftsprogramm des Landes(KULAP) eingebunden und betreiben häufig zusätz-lich mit den angebotenen Möglichkeiten des Ver-tragsnaturschutzes (VTN) aktive Landschaftspflege.

Ökoprodukte aus Brodowin

Page 14: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

98 BIOSPHÄRENRESERVAT SCHORFHEIDE-CHORIN

entwicklung zu leisten und einen Anreiz für regionaleWirtschaftskreisläufe zu geben. Diese Regionalmarkeist rechtlich geschützt und gilt ausschließlich als Her-kunftszeichen für Produkte und Dienstleistungen ausdem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Im Mit-telpunkt steht die Vernetzung u.a. der landwirtschaft-lichen Primärproduktion mit der Produktverarbeitungund -vermarktung, mit den gastronomischen und tou-ristischen Dienstleistungen. Einsparung von Energie,kurze Transportwege, gesunde Produkte und der Er-halt sozialer Strukturen im ländlichen Raum entspre-chen damit den Kriterien der Nachhaltigkeit.

Im Netzwerk der Regionalmarkenanwender wird mitdiesem Konzept versucht, eine höhere Wertabschöp-fung in der Region und einen Beitrag zur Stabilisierungdes Arbeitsmarktes zu leisten. Derzeit gibt es 57 Unter-nehmen, die berechtigt sind, die Reginalmarke zu führen.

Neben der Landwirtschaft spielt die Forstwirtschaftim Biosphärenreservat eine weit über die Regions-grenzen hinausreichende Rolle. Die namensge-bende Schorfheide stellt mit über 250 km2 eines dergrößten geschlossenen Waldgebiete Deutschlandsdar. Dieses Gebiet erstreckt sich im Westen bis an dieHavelniederung bei Zehdenick und im Süden bis anden Finow- und den Oder-Havel-Kanal. Im Osten wirdes durch die Autobahn A 11 Berlin-Pomellen und imNorden durch die Linie der Ortschaften Ringenwalde,Vietmannsdorf, Hammelspring und Tornow begrenzt.

Die einst im nahen Berlin residierenden Markgrafen,Könige und Kaiser haben in der Schorfheide deut-liche Spuren hinterlassen. Gleiches gilt auch für allenachfolgenden in Berlin ansässigen und für das Staats-/Landeseigentum zuständigen Verwaltungen. Diesepolitisch geprägte Einflussnahme reichte von fachlichsegensreichen Maßnahmen des Naturschutzes, derForstwirtschaft und der Wildforschung, über fragwür-dige Praktiken der Wildbestandshaltung und Wildbe-jagung bis hin zu schädigenden Eingriffen in Wald-strukturen und Naturhaushalt.

Etwa seit der Mitte des 16. Jahrhunderts stieg der Be-darf an Brennholz, Holz für Glashütten, Kalköfen, Pott-aschesiedereien, Hausbau und Stellmacherei. Hinzukam der chronische Geldmangel in der preußischenStaatskasse. So fand das Eichenholz aus der Schorf-heide über das unmittelbare Umland seinen Wegnach Berlin, Hamburg oder bis nach England. Zu-sätzlich zu diesem Raubbau hatten die Wälder derSchorfheide unter der Waldweide durch Rinder,Pferde und Schafe zu leiden.

Bereits Friedrich II. forderte die Aufforstung der durchRaubbau und Waldweide savannenähnlichen Wald-flächen, die durch qualitativ schlechte Eichen und ein-zelne Kiefern, Birken und Wachholderbüsche geprägtwaren. Doch erst zu Beginn des 19. Jahrhundertskonnte durch umfangreiche Aufforstungen mit Kieferndas verheerende Waldbild beseitigt werden. DiePflanzung von Laubholz, insbesondere von Eichen,war wegen der verwüsteten Heideflächen nur mitteueren Großpflanzen möglich. Diese Verschiebungder natürlichen Baumartenzusammensetzung zu-gunsten der Kiefer war zur damaligen Zeit unum-gänglich und prägt auch bis heute noch die Wald-struktur der Schorfheide.

Seit jeher war die Schorfheide ein Jagdparadies fürdie jeweils Herrschenden. Dass dabei Streitigkeitenmit den angrenzenden Landbesitzern nicht ausblie-ben, lässt sich an den immensen Zaunbauten er-messen, die das Auswandern des Wildes aus derSchorfheide verhindern sollten. So existierte etwavon 1550 bis 1740 ein großer Zaun von der Oder bisan die Havel. Auch im 19. und 20. Jahrhundert warenTeile der Schorfheide noch zu Jagdzwecken einge-zäunt. Erst mit der Errichtung des Biosphärenreser-vates fanden nach der politischen Wende die jagdli-chen Privilegien der DDR-Oberen hier ein Ende.

Forstwirtschaft und Forstverwaltung haben im heutigenBiosphärenreservat Schorfheide-Chorin eine langeTradition. Seit 1861 befindet sich inmitten des wald-reichen Choriner Endmoränenbogens die Oberförste-rei Chorin auf dem Areal der Klosterruine Chorin. Zwi-schen dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorinund dem Naturpark Barnim liegt die „Forststadt“Eberswalde, in der seit 1830 die forstliche Lehre undForschung beheimatet ist. Hier wurde auch im Jahre1891 der Internationale Verband forstlicher Ver-suchsanstalten (IJFRO) gegründet. Die sogenannte„Eberswalder Schule“ steht für standortgerechteWaldbewirtschaftung in enger Verbindung zwischenWissenschaft und Praxis. Traditionell bilden dafür dieumliegenden Wälder das Lehrfeld und die Experi-mentierbasis, insbesondere in den Lehroberförste-reien Chorin, Eberswalde, Finowtal und Freienwalde.

Nach den Naturparken Schlaubetal und Stechlin-Ruppiner Land verfügt das BiosphärenreservatSchorfheide-Chorin über den drittgrößten Waldanteilder Brandenburger Großschutzgebiete – er nimmtknapp 50 % der Fläche des Biosphärenreservatesein. Mit fast zwei Dritteln Landeswald und etwa einemDrittel Privatwald (einschließlich Treuhandwald) fin-

Page 15: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

99GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

Templin, der Parsteiner See und die Uckerseen hinzu.Seit Gründung des Biosphärenreservates Schorf-heide-Chorin ist zu diesen wegen ihrer natürlichenEignung für die Erholung genutzten Schwerpunkt-räume als eine erwähnenswerte Ergänzung der Wild-park Groß Schönebeck hinzugekommen. Der allge-meine Trend zur Tagestour am Wochenende, mög-lichst noch verbunden mit fachkundiger Führung inlandschaftlich besonders attraktive, weil naturbelas-sene, ungestörte Gebiete ist im BiosphärenreservatSchorfheide-Chorin ebenfalls erkennbar.

Das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin ist nachAussage des Berliner Institutes für Tourismus bei denBerlinern das bekannteste Großschutzgebiet nochvor dem Biosphärenreservat Spreewald.

Die Nachfrage nach naturorientierten, schutzgebiets-relevanten Umweltbildungsangeboten als ein Bau-stein touristischer Angebote ist gestiegen. Natur-wacht und zahlreiche Informationsstellen geben in-teressierten Besuchern Informationen und Hinweisezum Biosphärenreservat und zur heimischen Floraund Fauna. Über Ziele von Natur- und Landschafts-schutz informieren Ausstellungen im Besucherinfor-mationszentrum Blumberger Mühle, im „Berliner Tor“in Templin (in einer gemeinsamen Ausstellung mitdem Naturpark Uckermärkische Seen) oder im HausPehlitzwerder bei Brodowin. In Waldschulen, aufSchulbauernhöfen, wie z.B. in der Feld-, Wald- undWiesenschule Groß Fredenwalde, auf dem Schul-bauernhof Gollin oder der Waldschule Dölln könnenvornehmlich Kinder und Jugendliche Natur erleben.Museen wie das Schorfheide-Museum in Groß Schö-nebeck oder das Ehm-Welk-Literatur-Museum in An-germünde ziehen jedes Jahr mehr Besucher an.

den sich hier im Vergleich zum Landesdurchschnittumgekehrte Eigentumsverhältnisse. Die relativ gerin-gen Flächenanteile des Kommunalwaldes sind imWesentlichen Eigentum der Stadt Eberswalde.

Die Baumartenzusammensetzung und die Waldstruk-turen werden durch die standörtlichen und klimati-schen Verhältnisse sowie die historische Entwicklunggeprägt. Die Waldböden im Großschutzgebiet zeich-nen sich durch einen überdurchschnittlichen Anteil anreichen (5 %) und kräftigen (33 %) Standorten aus.Auch die mäßig nährstoffversorgten Standorte (43 %)liegen deutlich über dem Landesmittel.

Trotz des in der Vergangenheit betriebenen Raub-baus in der Schorfheide und der großflächigen Kie-fernaufforstungen unterscheidet sich die Baumarten-zusammensetzung stark vom Landesdurchschnitt.Die Kiefer ist mit einem Anteil von fast 60 % auf deut-lich weniger Flächen anzutreffen als in den übrigenLandesteilen. Die Flächenanteile von Eichen (9 %)und Buchen (11 %) sind entsprechend höher. Dieübrigen Flächenanteile teilen sich weitere 73 ver-schiedenen Baumarten. Damit verfügt das Biosphären-reservat Schorfheide-Chorin über das reichhaltigsteBaumartenspektrum aller Großschutzgebiete Bran-denburgs, was u.a. auch auf das Wirken der in Ebers-walde beheimateten Forstwissenschaftler zurückzu-führen ist.

Schon frühzeitig sind in der Schorfheide auf Initiativeder Forstverwaltung Waldflächen unter Naturschutzgestellt worden. So wurde auf Initiative von Forst-meister Dr. Kienitz bereits 1907 das Plagefenn in derOberförsterei Chorin als erstes Naturschutzgebiet imdamaligen Preußen festgesetzt. Im Jahre 1930 istdas Waldgebiet Schorfheide innerhalb des Wildgat-ters zum Naturschutzgebiet erklärt worden.

Mit seinem hohen Waldflächenanteil und den zahl-reichen Seen und Fließgewässern stellt das Groß-schutzgebiet Schorfheide-Chorin insgesamt ein aus-gesprochenes und traditionelles Erholungsgebiet dar.

Die touristische Nutzung und Entwicklung im Ge-biet des heutigen Biosphärenreservates hat sich inder Vergangenheit auf wenige Räume konzentriert.Dazu gehörten z.B. das Kloster Chorin, der Werbel-lin- und Grimnitzsee oder der Raum um Oderberg. Inden 1930er Jahren war hier schon an Wochenendenein reger Ausflugsverkehr von Berlin aus zu beob-achten. Als weitere Ziele kamen dann noch dasSchiffshebewerk Niederfinow, das Seengebiet um Besucherzentrum „Blumberger Mühle“

Page 16: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

100 BIOSPHÄRENRESERVAT SCHORFHEIDE-CHORIN

Insgesamt sind die touristischen Schwerpunkträumeim Biosphärenreservat überwiegend Ziele von Nah-und Wochenenderholung geblieben. Ausnahme istdas Seengebiet um Templin, das in größerem Um-fang auch von Urlaubern und Kurpatienten aufge-sucht wird.

In den sich innerhalb des Großschutzgebietes be-findlichen Hotelbetrieben (mit mehr als acht Betten)wurden 1999 über 120.000 Ankünfte bei rund394.000 Übernachtungen gezählt. Die Zahl der An-künfte hat sich seit 1992 insgesamt um etwa 80 % er-höht, die der Übernachtungen um ein Drittel. Dazukommen noch die statistisch nicht erfassten Über-nachtungen in Hotelbetrieben mit bis zu acht Bettensowie die in Ferienwohnungen, Wochenendhäusern,auf Bauernhöfen, Campingplätzen etc. Bei einemgeschätzten Umsatz von 40 EUR pro Übernachtungergibt sich für das Biosphärenreserevat Schorf-heide-Chorin ein Gesamtjahresumsatz von über15,8 Mio. EUR.

Durch verschiedene Neu- oder Erweiterungsbautenhat sich die Zahl der Gästebetten, die statistisch er-fasst werden, seit 1992 um mehr als die Hälfte erhöht,allerdings eher im Segment Ferienwohnungen undFerienzimmer. Seit 1998 pendeln die Zahlen der sta-tistisch erfassten Gästebetten im Gebiet (in Betriebenmit mindestens 9 Betten) konstant um etwa 3.500.Diese Entwicklung vollzog sich jedoch zu Lasten derAuslastung.

Höherpreisige Hotels und Pensionen weisen eineschlechtere Auslastung auf als Ferienzimmer, kleinePensionen und Privatvermieter. Es konnte ein An-stieg der Nachfrage nach preiswerteren Unterkünftenin Ferienwohnungen oder Privatzimmern (auch alsErfahrung von Messebeteiligung) festgestellt werden.Insgesamt ist der Trend zu 7- und 14-tägigem Urlaubdurchaus erkennbar, allerdings werden dann dochmehr Ferienwohnungen oder familiäre Pensionen ge-bucht.

Der Zahl der Übernachtungsgäste steht eine um einVielfaches höhere Zahl von Tagesausflüglern ausBerlin, Brandenburg und auch aus benachbartenBundesländern gegenüber. Experten schätzen dasAufkommen an Tagesausflüglern in und nach Bran-denburg auf etwa 100 Mio. Besucher pro Jahr, wobeivon einem durchschnittlichen Umsatz pro Tagesgastvon rund 15 EUR ausgegangen werden kann. DieseZahlen heben die große Bedeutung der Naherholungals Wirtschaftsfaktor für das Großschutzgebiet her-

vor. Ein kontinuierliches Anwachsen von Besuchernaus dem Ausland ist ebenso festzustellen wie das vonFachbesuchern. Hier liegt zukünftig durchaus nochein weiteres wirtschaftliches Potenzial.

Das Interesse am Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht.Dabei wird das Schutzgebiet nicht nur als attraktiveKulisse für den Urlaub gesehen. Von den Touristikernund regionalen Akteuren werden gemeinsame Tou-rismusprojekte initiiert und umgesetzt, z.B. eine Tou-ristenbuslinie Werbellinsee als Gemeinschaftsprojektdes Biosphärenreservates mit dem Landkreis, derFachhochschule Eberswalde und dem Tourismus-verband, oder Seenrundwege um den Grimnitzsee,Oberuckersee und Parsteiner See.

Die Besucher- und Informationszentren des Bio-sphärenreservates besuchten im Jahr 2001 rund250.000 Gäste; etwa 250 Personen des internatio-nalen Fachpublikums wurden im Schutzgebiet überExkursionen, Führungen und Fachvorträge betreut.Die Qualifizierung der touristischen Infrastruktur er-folgt kontinuierlich. Der Unterschied zu den Berei-chen außerhalb des Großschutzgebietes besteht u.a.auch in einer umweltverträglicheren Ausgestaltungder einzelnen Maßnahmen hinsichtlich Trassen-,Standortwahl, Bauweise, landschaftliche Einbindungu.a.

Der Radwegebau befindet sich in beiden Landkreisenin unterschiedlichen Umsetzungsstadien. Die überre-gionalen Radwege werden derzeit in verschiedenenAbschnitten gebaut:

• Tour Brandenburg,• Berlin – Usedom,• Uckermärkischer Radrundweg.

Der Teilabschnitt Uckermark des auch durch dasBiosphärenreservat führenden Fernreitweges Berlin-Usedom wurde im Jahr 2002 im Landkreis Uckermarkeröffnet. An der Qualifizierung weiterer reittouristi-scher Infrastruktur wird gemeinsam gearbeitet. DerStellenwert des Reittourismus lag im Biosphärenre-servat aufgrund der bisher eher restriktiven gesetzli-chen Regelungen und der strukturellen Verhältnisseder einzelnen Höfe weit hinter dem des Wandernsund Radfahrens. Mit den Novellen des brandenbur-gischen Naturschutz- und Waldgesetzes und dendarin enthaltenen Neuregelungen zum Reiten aufWaldwegen wird hier ein starker Anstieg der Nach-frage erwartet.

Page 17: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

101GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

Land, Großschutzgebiets- und Forstverwaltung sindwie auch die Kommunen weiterhin bestrebt, die natur-nahen Landschaftspotentiale zu erhalten, denn siesind auch zukünftig Basis der Erholungswirtschaft.Dies wird u.a. auch durch die Bauleitplanung derGemeinden zum Ausdruck gebracht. So beplanen dieKommunen innerhalb des Biosphärenreservatesdeutlich weniger Flächen als solche außerhalb in un-mittelbarer Randlage zum Biosphärenreservat. AuchGemeinden, die mit ihrer Fläche nur zum Teil Be-standteil des festgesetzten GroßschutzgebietesSchorfheide-Chorin sind, wie Groß Schönebeck,Eberswalde, Angermünde oder Templin, haben ihreBauflächenplanungen in der Regel auf dem Teil ihrerGemarkungsfläche vorgenommen, der nicht zumGroßschutzgebiet gehört. An landesplanerisch befür-worteten Bauflächen entfallen innerhalb des Bio-sphärenreservates 104 m2 pro Einwohner, währendes im Landesdurchschnitt 203 m2 sind. Etwa zweiFünftel aller befürworteten Bauflächenplanungensind mit insgesamt rund 159 ha Wohnbauplanungen.Diese verteilen sich zumeist auf Wohnbauprojekte inGrößenordnungen von unter 10 ha und auf wenigeStandorte zum größten Teil im Südosten des Bio-sphärenreservates. So weisen insgesamt die zumKreis Barnim gehörenden Gemeinden etwa dreimalso viel befürwortete und genehmigte Bauflächen aufwie die Gemeinden Uckermarks im Norden des Groß-schutzgebietes. Diesem Verteilungsmuster entspre-chen auch die Sonderbauflächen (ein Fünftel aller be-fürworteten Bauflächen), die vor allem Planungen zurWeiterentwicklung der touristischen Infrastruktur be-inhalten (Wochenendhausgebiet Üdersee, SchlossHubertusstock u.a.). Hier kommt auch wie bei derBaufertigstellung von Wohnungen die Nähe Berlinsund des Mittelzentrums Eberswalde zum Tragen.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass Struktur undEntwicklung des sozioökonomischen Bereiches imBiosphärenreservat Schorfheide-Chorin mit den Zie-len von Großschutzgebieten und von Landschafts-und Naturschutz vereinbar sind. Gravierende Nut-zungskonflikte sind nicht vorhanden. Im Gegenteil,zunehmend mehr Beispiele und Formen von Land-schaftspflege betreibender Land- und Forstwirtschaftund eines nachhaltigen, ökologisch orientierten Tou-rismus im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorinzeigen, dass Schutz auch durch Nutzung möglich ist,zumindest durch selbige nicht beeinträchtigt werdenmuss. Dies spiegeln auch die im Rahmen der kom-munalen Bauleitplanung zum Ausdruck gebrachtensiedlungs- und wirtschaftsstrukturellen Entwicklungs-vorstellungen der Gemeinden wieder.

Der wasserorientierte Tourismus konzentriert sichim Biosphärenreservat und seiner Region auf denSegelsport, im Bereich der Bundeswasserstraßenauf den motorisierten Wassersport, beispielsweiseam Werbellinsee, sowie auf den Badetourismus anden vielen Seen des Großschutzgebietes. Natur-verträglicher Wasserwandertourismus ist im Unter-schied zum benachbarten Naturpark UckermärkischeSeen weniger verbreitet. Es fehlen weitgehend zu-sammenhängende Wasserwanderreviere und dieReglements in der Verordnung lassen eine diesbe-zügliche Erweiterung nicht zu. Vor allem die StadtEberswalde setzt mit dem Ausbau des Finowkanalsals überregional bedeutendem Wassersportrevier mitAnbindung an die Berliner Gewässer auf den motori-sierten Wassersport als touristischen Entwicklungs-schwerpunkt der Region. Aufgrund seines Status alsBundeswasserstraße und der Bemühungen zurdurchgängigen Schiffbarkeit kann davon ausgegan-gen werden, dass sich der Finowkanal als Wasser-wanderrevier für Sportboote unterschiedlicher Art(Sportboote, Hausboote, Fahrgastschifffahrt) unddurchaus auch für Paddler/Kanuten entwickeln wirdund somit als Ost-West-Achse für das Wasserwan-dern im Biosphärenreservat zukünftig an Bedeutunggewinnen wird. Konkret wurden im Rahmen des Pro-jekts Finowkanal folgende Maßnahmen umgesetzt:

• Herstellung der Durchgängigkeit für Boote durchSchleusenrekonstruktion (Umtragehilfen oderSchleppen für Paddler fehlen),

• Bau von Wasserwanderrastplätzen in den Ortsla-gen (Ausstiege für Paddler zu hoch),

• Ausschilderung und touristische Begleitinfrastruk-tur wie Ausbau des Treidelweges.

Schwerpunkte der Arbeit der Biosphärenreservats-verwaltung in den kommenden Jahren werden dieErarbeitung einheitlicher Regionalitäts- und Qua-litätskriterien für einen natur- und sozialverträglichenTourismus sein, ebenso wie die Angebotsqualifizie-rung in Gastronomie und Beherbergung und dieErarbeitung von Kriterien für touristische Dienstleis-tungen auf Grundlage des Schutzgebietskonzeptes.

Technisches Denkmal Schiffshebewerk Niederfinow

Page 18: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

102 BIOSPHÄRENRESERVAT SPREEWALD

4.3 Biosphärenreservat Spreewald

Page 19: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

Festgesetzte Katasterfläche aller in das GSG einbezogenen Gemeinden nachGroßschutzgebietsfläche km² % Hauptnutzungsarten (2000)Insgesamt 474,1 - km² %darunter: LSG 474,1 100,0 Insgesamt 562,6 100,0 NSG 103,1 21,7 darunter : Landwirtschaft 299,7 53,3 FFH 121,8 25,7 Wald 183,0 32,5 SPA (Vogelschutzgebiete) - - Wasser 20,3 3,6 Jahr der Festsetzung: 1990 Siedlung u. Verkehr 40,0 7,1

Einwohner 1991 1993 1995 1997 1999 1991 - 1999 1991 - 1999 (%)Insgesamt 51.340 51.254 50.619 50.115 49.698 -1.642 -3,2 unter 15 Jahre 10.036 9.319 8.334 7.415 6.693 -3.343 -33,3 15 - 65 Jahre 35.078 35.452 35.418 35.518 35.335 257 0,7 über 65 Jahre 6.226 6.483 6.867 7.182 7.670 1.444 23,2 Wanderungssaldo je 1.000 EW -10,5 1,9 -0,6 -0,2 1,2 1,3 -Natürlicher Saldo je 1.000 EW -3,5 -7,3 -6,5 -5,3 -3,6 -48,1 -

Einwohnerdichte 1999 Siedlungsdichte Besiedlungsgrad (Anteil Siedlungs- und(EW/km²) (EW/km² Siedlungs- u. Verkehrsfläche) Verkehrsfläche an Gesamtfläche)

88 1.241 7,1%

Gemeinden (31.12.1999) Anzahl % EW %Insgesamt 30 100,0 49.698 100,0 davon: unter 200 EW 2 6,7 359 0,7 200 - 500 EW 15 50,0 4.810 9,7 500 - 1.000 EW 8 26,7 5.458 11,0 1.000 - 5.000 EW 3 10,0 7.178 14,4 5.000 EW und mehr 2 6,7 31.893 64,2

Arbeitslose 1995 1996 1997 1998 1999 1995 - 1999 1995 - 1999 (%)Anzahl insgesamt 2.651 3.742 4.303 4.376 4.428 1.777 67,0 darunter: unter 25 Jahren 292 383 376 394 356 64 21,9 über 55 Jahre 449 860 972 1.209 1.234 785 174,8 Langzeitarbeitslose 806 728 1.238 1.497 1.509 703 87,2 Arbeitslosenquote* - - 18,6 20,0 20,4 1997 - 1999: 1,8 %-Pkte.

Landwirtschaft Insgesamt (%) Ackerland (%) Grünland (%)Nutzflächenverhältnis 100,0 51,0 49,0Anteil extensiv bewirtschafteter Flächen 75,4 20,9 78,6Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen 26,2 - -

Anzahl Durchschn. Flächenausstattung (ha)305 85

Viehbesatz (Anzahl/100 ha LN) Rinder Schweine Schafe62 8 1

Anbauverhältnis Getreide: 43,5 14,7 Ackerfutter: 22,1(% - Ackerfläche) 14,3 Sonstige: 3,7

Wald / Forstwirtschaft km² % davon: Nadelwald % Laubwald % Mischwald %

Sonst.Flächen %

Wald 118,6 25,0 48,0 38,0 8,0 6,0 Wälder mit Schutzstatus LSG (%): 59,5 NSG (%): 39,6 FFH (%): 42,7 SPA (%): 0,0

Fremdenverkehr 1992 1994 1996 1998 1999 1992 - 1999 1992 - 1999 (%)Anzahl der angebotenen Gästebetten 1.185 1.694 2.821 3.446 3.607 2.422 204,4 Anzahl der Übernachtungen 131.300 230.200 399.000 490.500 535.300 404.000 307,7

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 1996 1997 1998 1999 1996 - 1999 1996 - 1999 (%)Insgesamt am Wohnort 18.824 17.483 17.291 16.803 -2.021 -10,7 Insgesamt am Arbeitsort** 15.457 14.433 14.504 14.040 -1.417 -9,2 Pendlersaldo -3.367 -3.050 -2.787 -2.763 - -

Land-, Forstw.,

Fischerei

Prod. Gewerbe

Handel, Gastgew.

Verkehr, Nachr.Dienstleistung, Öffentl. Dienst

Insgesamt**

464 4.320 2.738 497 5.972 13.991

Kommunale Bauleitplanung (31.12.1999) Eingereicht GenehmigtAnzahl der B-PläneAnzahl der B-Pläne je GemeindeFlächen in B-Plänen (ha)darunter: Gewerbliche Bauflächen (ha) Wohnbaufläche (ha)Baufläche je EW (m²)

Wohnen und Bauen 1994 1995 1996 1997 1998 1999 1992 - 1999 1993 - 1999 (%)Wohnungsbestand 20.468 20.634 20.765 20.919 21.098 21.333 865 4,2 Fertiggestellte Wohnungen 88 141 106 125 163 193 Wohnungen/1.000 EW 401 408 412 417 423 429

* auf Basis abhängig ziviler Beschäftigter Mitte des jeweilgen Jahres** Differenzen zur Gesamtbeschäftigtenzahl aufgrund von Datenschutzfällen möglich

Spreewald

Eiweispfl./Ölsaaten: Hackfrucht: 1,7 Stilllegung:

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach Wirtschaftszweigen (Juni 1999)

Landwirtschaftliche Unternehmen

Insgesamt: 816Insgesamt: 415

149 136 78 5,0 4,5 2,6

104 98 58

519 487 287 162 154 84

Befürwortet

201 185 118

103GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

Page 20: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

104 BIOSPHÄRENRESERVAT SPREEWALD

Das 1990 festgesetzte und 1991 durch die UNESCOanerkannte Biosphärenreservat Spreewald zähltmit 474 km2 eher zu den kleineren Großschutzgebie-ten im Land Brandenburg. Etwa zwei Prozent derFläche gehören zur Kernzone (Schutzzone I) undsind als Totalreservat ausgewiesen. Insgesamt23 Naturschutzgebiete bilden die 18 % der Reser-vatsfläche umfassenden Pflegezone (Schutzzone II).Vier Fünftel der Fläche werden durch die Entwick-lungszone (Schutzzone III) eingenommen, die ihrer-seits fast zur Hälfte aus der Regenerierungszone(Schutzzone IV) besteht, bei der in der Vergangen-heit eingetretene Schäden von Natur und Landschaftlangfristig wieder ausgeglichen werden sollen. In denSchutzzonen III und IV befinden sich auch sämtlicheSiedlungen.

Die Summe der Gemarkungsflächen aller Gemein-den, in deren Grenzen sich das Biosphärenreservatüberwiegend befindet, beträgt rund 563 km2. Etwa68 % dieser Fläche gehört zum Landkreis Dahme-Spreewald, 18 % zu Oberspreewald-Lausitz und14 % zu Spree-Neiße.

Das Biosphärenreservat Spreewald befindet sich inder Niederlausitz rund 100 km südöstlich von Berlin.Es erstreckt sich dabei nordwestlich von Cottbus ent-lang des Mittellaufs der Spree auf einer Länge von 55km und einer maximalen Breite von 15 km. Das Ge-biet gliedert sich in den zwischen Cottbus und Lüb-ben gelegenen Oberspreewald und den Unterspree-wald nördlich von Lübben bis zum Köthener und Neu-endorfer See.

Der Oberspreewald ist eine gefällearme Flussaue.Das Geländegefälle ist mit 10 bis 15 cm auf 1 kmLänge sehr gering. Die flache Niederung weistMoore, Auensedimente und im Osten auchSchmelzwassersande auf. Im Norden wird dasGebiet von End- und Grundmoränen begrenzt, imSüden schließen sich durch Flussniederungen zer-teilte Hochflächen an, die aus der Saalekaltzeitstammen.

Der Unterspreewald ist eine zwischen Talsandflächenund Binnendünen verzweigte, sumpfige Flussniede-rung. Relief und Böden sind abwechslungsreicher alsim Oberspreewald. Die zentralen Bereiche sind durchMoore und Auensedimente geprägt, die Ränderdurch mehrere Talsandterrassen. Westlich tritt derEndmoränenzug der Krausnicker Berge mit einerHöhe von 144 m (über NN) hervor.

Nach der Weichselkaltzeit teilte sich vor rund15.000 Jahren die Spree in eine Vielzahl fein ver-zweigter Wasserläufe, die sich durch ein dichtesWaldgebiet schlängelten. Heute stellt das insgesamtetwa 1.575 km umfassende Fließsystem im Bio-sphärenreservat eine vom Menschen dem Urwald ab-gerungene, naturnahe und so in Mitteleuropa einzig-artige Auenlandschaft dar.

Der Naturraum des Spreewaldes ist durch vier Cha-rakteristika geprägt, die auch die besondere Schutz-würdigkeit des Gebietes begründen. Diese vier Haupt-Lebensraumtypen sind:

• Das Netz linearer Fließgewässer als Lebens-adern für Flora und Fauna, die für solche Feucht-gebiete typisch sind. Etwa 350 km naturnahe undunverbaute Fließgewässerabschnitte sind erhaltengeblieben.

• Niedermoore mit Mächtigkeiten bis zu über einemMeter. Dieser den Spreewald als Feuchtgebiet aufeiner Fläche von 13.244 ha prägende Haupt-Lebensraumtyp erfuhr durch landwirtschaftlicheFlächenentwässerung gravierende Schädigungenmit Moorsackungen von lokal über 50 cm. Der An-teil dieses Lebensraumtyps beträgt in der Kern-zone (Schutzzone I) 57 % und 62 % in der Puffer-zone (Schutzzone II).

• Wiesen, Weiden und Feuchtgrünländer, die mit15.057 ha einen hohen Anteil am Gebiet haben.

• Bruch-, Sumpf- und Auwälder, die mehr als4.500 ha des Schutzgebietes einnehmen.

Rund 18.000 Pflanzen- und Tierarten bieten dieseLandschaftselemente Lebensraum, darunter Groß-vogelarten wie Schwarz- und Weißstorch, Kranichund Seeadler. Fischotter, seltene Fischarten wie dieQuappe oder das Bachneunauge und spezialisierteLibellenarten (bspw. Grüne Keiljungfer, BlauflügeligePrachtlibelle) weisen auf ökologisch relativ intakteGewässer hin.

Mehr als die Hälfte des Biosphärenreservates wirddurch überwiegend kleinteilige, landwirtschaftlicheNutzflächen eingenommen, etwa ein Drittel ist wald-

Winterliches Burg mit einem der für den Spreewaldcharakteristischen, traditionellen Heuschober

Page 21: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

105GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

zweitgrößte Spreewaldstadt Lübben nicht betroffen,die im Unterschied zu vielen anderen BrandenburgerStädten auch durch ihre Funktion als Kreisstadt imo.g. Zeitraum ihre Einwohnerzahl halten konnte.

Der Bevölkerungsrückgang im BiosphärenreservatSpreewald wurde auch durch die negative natürlicheBevölkerungsbewegung (mehr Sterbefälle als Ge-burten) verursacht. So betrug der Sterbeüberschussim Zeitraum von 1991 bis 1999 insgesamt 48 Perso-nen je 1.000 der Bevölkerung (Land Brandenburg:46/1.000 EW, GSG insgesamt: 53/1.000 EW). Überden gesamten Zeitraum gerechnet kam noch der,zwar positive, doch mit nur einer Person je 1.000 derBevölkerung relativ geringe Wanderungssaldo hinzu.Dennoch erzielten immerhin noch mehr als die Hälfteder Großschutzgebietsgemeinden des Biosphären-reservates Spreewald einen Bevölkerungszuwachs.Vor allem die am Rande des Biosphärenreservatesgelegenen Gemeinden Burg/Spreewald und Werbennahmen durch hohe Wanderungsgewinne in ihrerEinwohnerzahl zu.

Charakteristisch für die Bevölkerungsentwicklungfast aller Gemeinden des Landes sind die erheblichenVeränderungen in der Altersstruktur. Während imLandesmaßstab der Rückgang der Zahl der Perso-nen im Kindesalter (bis unter 15 Jahre) von 1991 bis1999 weniger als 29 % beträgt und in der Gesamtheitder Großschutzgebiete 26 %, nahm diese Zahl imSpreewald um ein Drittel ab. Dagegen stieg die Zahlder Personen im Rentenalter (ab 65 Jahre) wie imLandesmittel um mehr als 23 % an (GSG insgesamt:19 %).

Die künftige Bevölkerungsentwicklung im Biosphä-renreservat Spreewald wird nach gegenwärtigen Ein-schätzungen weitgehend von der natürlichen Bevöl-kerungsbewegung abhängen. Selbst bei möglichenweiteren Wanderungsgewinnen bis zum Jahr 2015würde die Einwohnerzahl wegen des altersbedingtenAnsteigens der Sterbehäufigkeit dennoch um 5 %zurückgehen. Ein Ansteigen der Lebenserwartungund des Geburtenniveaus ist dabei bereits unterstellt.Die künftige Bevölkerungsentwicklung führt auchhier, wie bereits bei der Entwicklung bis 1999 er-sichtlich, in den nächsten Jahren zu einer weiterenÜberalterung und erheblichen Veränderung der Al-tersstruktur der Bevölkerung.

Die Wirtschaftsstruktur des Spreewaldes war seitje her durch den traditionellen Anbau und die Verar-beitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse, insbeson-

bedeckt. Siedlungs- und Verkehrsflächen erreichenmit 4 % bzw. 3 % Landesdurchschnittswerte. Trotzdes umfangreichen Fließsystems der Spree liegt dieWasserbedeckung des Großschutzgebietes auf-grund des Fehlens größerer Seen mit rund 3 % imLandesdurchschnitt.

Das Biosphärenreservat Spreewald ist mit 88 Ein-wohnern je km2 nach dem Naturpark Barnim(102 EW/km2) das am zweitdichtesten besiedelteGroßschutzgebiet im Land Brandenburg. Die Ein-wohnerdichte entspricht dem Landesmittel und ist da-mit fast doppelt so hoch wie der Durchschnitt allerGroßschutzgebiete.

Besiedlungsgrad als Anteil der Siedlungs- und Ver-kehrsfläche an der Gesamtfläche sowie Siedlungs-dichte (Einwohnerzahl bezogen auf die Siedlungs-und Verkehrsfläche) sind ebenfalls wesentlich höherals der Großschutzgebietsdurchschnitt.

Die Bevölkerung (50.000 EW) des Biosphärenre-servates Spreewald verteilt sich beim Gebietsstandvom 31.12.1999 auf insgesamt 30 Gemeinden. Dieüberwiegende Zahl der Einwohner wohnt in denLandkreisen Dahme-Spreewald (45 %) und Ober-spreewald-Lausitz (41 %). Die durchschnittliche Be-völkerungszahl einer Gemeinde ist mit 1.670 Perso-nen fast doppelt so hoch, wie im Mittel aller Groß-schutzgebiete. Dieser Wert erklärt sich auch durchdas Vorhandensein der beiden größten Spreewald-städte Lübbenau und Lübben mit einer Bevölke-rungszahl von jeweils mehr als 15.000 Einwohnern,in denen rund zwei Drittel der Einwohner des Bio-sphärenreservates leben. Der Anteil der in den klei-neren Gemeinden des Biosphärenreservates mit we-niger als 500 Einwohnern lebenden Bevölkerung ent-spricht mit 11 % in etwa dem Landesdurchschnitt(GSG insgesamt: 20 %). Leipe ist mit 174 Einwohnerndie kleinste Gemeinde des Biosphärenreservates.

Seit 1991 nahm die Einwohnerzahl im Biosphärenre-servat Spreewald insgesamt um rund 3 % ab, wäh-rend sie im Durchschnitt aller Großschutzgebiete um3 % anstieg (Land Brandenburg: 2 %). Der Bevölke-rungsrückgang des gesamten BiosphärenreservatesSpreewald ist auf die hohen Bevölkerungsverlusteder größten Spreewaldstadt Lübbenau zurückzu-führen, die insbesondere durch Wegzüge seit 1991mehr als 15 % ihrer Einwohner verlor. Ursache dafürwar die Schließung der beiden Braunkohlenkraft-werke Lübbenau und Vetschau, deren Beschäftigtevornehmlich in dieser Stadt wohnten. Davon war die

Page 22: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

106 BIOSPHÄRENRESERVAT SPREEWALD

dere von Gemüse geprägt. Große Bedeutung für diehier lebenden Menschen hatten aber auch Braun-kohlenbergbau und Energiewirtschaft. In süd-öst-licher Richtung grenzen die inzwischen stillgelegtenTagebaue Schlabendorfer Felder sowie Seese-Ostund -West an das Großschutzgebiet. Zahlreiche Ar-beitsplätze boten die ebenfalls Anfang der 1990erJahre stillgelegten Braunkohlenkraftwerke Lübbenauund Vetschau.

Fremdenverkehr, Tagebausanierung und eine Viel-zahl vor allem mittelständischer Betriebe des verar-beitenden bzw. Ernährungsgewerbes in Lübben, Burg/Spreewald, Groß Wasserburg, Lübbenau, Krausnick,Boblitz und Raddusch schufen teilweise auch neueArbeitsplätze, konnten jedoch den großen Arbeits-platzverlust in der Braunkohle und im Energiesektorbisher nicht kompensieren. So nahm hier im Zeitraumvon 1996 bis 1999 die Zahl der Beschäftigten in denGemeinden des Großschutzgebietes mit 11 % im Ver-gleich zu denen der anderen Großschutzgebiete amstärksten ab (Land Brandenburg: -4 %).

Dies erklärt auch die hohe Arbeitslosenquote der imBiosphärenreservat Spreewald gelegenen Gemein-den. Sie lag im Dezember 1999 mit 20,4 noch überder Quote des Landes und der in den Gemeinden deranderen Großschutzgebiete. Sie nahm von 1997 bis1999 um 1,8 %-Punkte zu und stieg damit weitausstärker als im Landes- und Großschutzgebietsdurch-schnitt an.

Die Zahl der Arbeitslosen erhöhte sich im Spreewaldvon 1995 bis 1999 um rund 1.800 und damit um mehrals zwei Drittel. Dies war innerhalb der Großschutz-gebiete sowohl die höchste absolute wie auch rela-tive Zunahme. Aufgrund der hohen Spezialisierungund Ausrichtung der Wirtschaft und der Beschäftig-tenqualifikationen dieses Raumes auf Braunkohleund Energie hat sich die Zahl der Langzeitarbeitslo-sen im o.g. Zeitraum fast verdoppelt.

Obwohl mit Einführung der Marktwirtschaft auch dieZahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten, insbe-sondere in den ersten beiden Jahren, sehr starkzurückging, spielt sie in der heutigen Wirtschafts-struktur des Biosphärenreservates noch immer eineherausragende Rolle.

Gegenwärtig nehmen die landwirtschaftlichen Nutz-flächen mit rund 25.000 ha mehr als die Hälfte derFläche des Großschutzgebietes ein. Ausgehend vomNutzflächenverhältnis (Anteil Ackerland/Grünland)

gehört das Biosphärenreservat Spreewald mit einemGrünlandanteil von rund 49 % nicht nur unter denGroßschutzgebieten zu den grünlandreichsten Re-gionen des Landes Brandenburg.

Bewirtschaftet werden die landwirtschaftlichen Flä-chen von über 300 landwirtschaftlichen Unternehmenmit einer durchschnittlichen Flächenausstattung vonrund 85 ha. Die Betriebe haben dabei sehr unter-schiedliche Größen und Produktionsprofile. Aufgrundder ungünstigen natürlichen Voraussetzungen(Bodenwertzahl 18 bis 30) wirtschaften die meistenUnternehmen als Gemischtbetriebe. Obwohl dieQuotenausstattung mit etwa 1.000 kg/ha landwirt-schaftlicher Nutzfläche im Vergleich mit anderen Bun-desländern eher gering ist, stellt die Milchproduktiondie wichtigste Einnahmequelle dar. Auf 1.215 ha wirdtraditionell Gemüse nach integrierten Verfahren an-gebaut. Auch die Fischzucht spielt im Biosphären-reservat eine bedeutende Rolle. So umfassen dieFischzuchtgewässer rund 2.500 ha Teich- und Fluss-flächen.

Auf dem Ackerland dominiert der Getreideanbau, ob-wohl er mit einem Anteil von rund 44 % vergleichs-weise sehr deutlich unter dem Landesdurchschnittliegt. Der überdurchschnittlich hohe Anteil an Acker-futterflächen (22 %) für den Silomaisanbau ist im Zu-sammenhang mit der Milchviehhaltung zu erklären.Für hohe Einzeltierleistungen werden höchste Qua-litätsanforderungen an das Feldfutter gestellt, dievom extensiven Grünland nicht zu erbringen sind.

Mit rund 4 % an der Ackerfläche wird die Bedeutungdes Feldgemüseanbaus in dieser Region deutlich.Gemessen am Anbauumfang und im Vergleich zum

Die extensive Landwirtschaft gehört zu Image und Identitätdes Spreewaldes

Page 23: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

107GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

triebe sind vollständig zur extensiven Produktionübergegangen. Dafür sprechen auch ökonomischeGründe, sind doch die Bedingungen, unter denen imSpreewald Tierfutter, Milch, Fleisch oder Gemüseproduziert werden, nicht nur für die Umwelt von Be-deutung.

Ein entscheidendes Ergebnis dieser Entwicklung ist,dass die Spreewaldregion zur derzeitigen ÖkoregionNr. 1 in der Bundesrepublik wurde. Mehr als ein Drit-tel der gesamten Bioanbauflächen des Landes Bran-denburg liegen in der Spreewaldregion. Hier werdenbereits über 37.000 ha und damit fast 30 % der land-wirtschaftlichen Flächen von 92 Landwirtschaftsbe-trieben ökologisch bewirtschaftet. Dabei entfallen al-lein auf das unter anderen Gesichtspunkten abge-grenzte Gebiet des Biosphärenreservates 18.000 ha,was – verteilt auf 48 Betriebe – einem Flächenanteilvon über 70 % Ökolandbau entspricht.

Für ihre ökologischen Leistungen, die aus der exten-siven Flächennutzung resultieren, erhielten landwirt-schaftliche Unternehmen des Biosphärenreservatesim Rahmen der Agrarumweltprogramme (KULAP)und des Vertragsnaturschutzes beispielsweise imJahre 2000 Zuwendungen in Höhe von durchschnitt-lich 150 EUR pro Hektar.

Größe und Charakter der einzelnen landwirtschaft-lichen Betriebe im Biosphärenreservat unterscheidensich auch heute noch stark voneinander. So bewirt-schaften Großbetriebe mit mehr als 800 ha bei-spielsweise 95 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche.Andererseits gibt es zahlreiche Landwirte mit Be-triebsflächen von weniger als 20 ha. Und währendsich besonders einige der größeren Betriebe daraufeinrichten, trotz ständig weniger werdender Förder-mittel zu bestehen, werden andere immer auf Zu-schüsse angewiesen sein. Dazu gehören u.a. die27 Höfe in Lehde und Leipe, die weitgehend noch die„klassische“ Spreewaldlandwirtschaft betreiben undmit ihrer Arbeit dafür sorgen, das überlieferte Land-schaftsbild im inneren Teil des Spreewaldes zu be-wahren. Diese Betriebe, deren Flächen wie in denJahrhunderten zuvor ausschließlich oder größtenteilsnur mit dem Kahn erreichbar sind, werden ohne Zu-schüsse nicht kostendeckend produzieren können.Soll der Reiz und die Vielfalt der einzigartigen Kultur-landschaft Spreewald mit ihrer Anziehungskraft fürTouristen und Naherholungssuchende erhalten wer-den, müssen diese Betriebe weiterhin für ihre land-schafts- und kulturgutpflegenden Tätigkeiten „hono-riert“ werden.

Landesdurchschnitt werden hier Anbaukonzentra-tionen erkennbar, die in alter Tradition fortgeführtwerden. Herausragende Schlüsselprodukte in die-sem Zusammenhang und gleichzeitig Ausdruckeiner regionalen Identität sind die Spreewaldgurkeund der Meerrettich. Beide Produkte sind eng mitdem Image der Gemüseanbauregion Spreewaldverbunden und drohten im Kampf um die Märkte ihreregionalen Besonderheiten zu verlieren. Mit demSchutz der Bezeichnung als Regionalmarke „Spree-wälder Gurke“ durch die EU im Jahr 1996 kam es zugerichtlichen Auseinandersetzungen („Gurkenkrieg“)zwischen regionalen Produzenten und westdeut-schen Konkurrenten, was letztlich den Bekannt-heitsgrad dieser Regionalmarke förderte und denAnbau forcierte. Die Anbaufläche der Freilandgurkeentwickelte sich kontinuierlich und umfasst heute550 ha.

In der Viehhaltung hat die Rinderhaltung in Verbin-dung mit dem hohen Grünlandanteil einen entspre-chend hohen Stellenwert. Im Großschutzgebiet wer-den im Durchschnitt auf 100 ha landwirtschaftlicherNutzfläche mehr als 60 Rinder gehalten. Der ver-gleichbare Viehbesatz im Land liegt bei 48 Tieren.

Die Entwicklung ökonomisch stabiler Landwirtschafts-betriebe ist ein wesentliches Ziel des Biosphärenre-servates. Dabei steht das extensive Wirtschaften imMittelpunkt, denn die Erhaltung der KulturlandschaftSpreewald erfordert eine umweltschonende undnaturverträgliche Wirtschaftsweise, was von vielenLandwirten mitgetragen wird. Mehr als 80 % desGrünlandes werden gegenwärtig bereits ohne mine-ralischen Stickstoff-Dünger und chemisch-syntheti-sche Pflanzenschutzmittel bewirtschaftet. Einige Be-

Berühmt, begehrt und geschützt: die Spreewald-Gurke

Page 24: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

108 BIOSPHÄRENRESERVAT SPREEWALD

Durch Pilotprojekte und mit Hilfe von Referenzbetrie-ben unterstützt die Leitung des Biosphärenreserva-tes eine ökonomisch stabile und umweltverträglicheLandwirtschaft im Spreewald. Diesbezüglich gibt esbeispielhaft mit zehn landwirtschaftlichen Betrieben –von der großen Agrargenossenschaft bis hin zumZwei-Mann-Betrieb in Lehde – eine besonders engeZusammenarbeit. Ausgebaut wird bei den Referenz-betrieben beispielsweise die Direktvermarktung re-gionaltypischer Spreewaldprodukte wie Gemüse,Fisch oder Frischeprodukten der Milchwirtschaft. Alstraditionelle Absatzmärkte sind Berlin, Potsdam oderDresden nur hundert Kilometer vom Biosphärenre-servat Spreewald entfernt. Doch auch im Spreewaldselbst können die Verbraucher die Produkte unmit-telbar beim Landwirt kaufen. Dazu werden in engerVerbindung mit dem Tourismus auf dem Lande Mus-terhöfe als lokale Zentren der Direktvermarktung auf-gebaut.

Neben der Land- hat auch die auf Schwarz-Erlen-Bewirtschaftung basierende Forstwirtschaft imSpreewald eine lange Tradition. So nimmt diese Baum-art gemeinsam mit anderen Weichlaubbäumen einDrittel der Waldfläche des heutigen Biosphären-reservates ein.

Die in der Baumartenverteilung festzustellende Do-minanz der Gemeinen Kiefer (58 % Anteil an derWaldfläche) ist durch deren Vorkommen in den Rand-gebieten des Biosphärenreservates, wie beispiels-weise um die Krausnicker Berge, begründet.

Die Bewirtschaftung der Waldflächen liegt etwa zugleichen Teilen in öffentlicher bzw. privater Hand.Während dem Land Brandenburg im Raum Kraus-nick/Groß Wasserburg und südlich von Straupitzgroße zusammenhängende Waldgebiete gehören,verteilt sich der Privatwald auf eine Vielzahl von Ein-zelbesitzern. Letztere bewirtschaften ihre Waldflä-chen individuell bzw. gemeinsam in Forstbetriebsge-meinschaften. Viele Spreewaldbauern besitzen tradi-tionell neben Wiesen und Äckern auch Waldflächen.

Die Waldbewirtschaftung unterliegt wie die Landwirt-schaft den besonderen Bedingungen dieser einzigar-tigen Region. Insbesondere die Pflege und Nutzungder ausgedehnten Schwarz-Erlen-Bestände ist oft-mals nur im Winter bei starkem Frost möglich und auf-grund der Bodenverhältnisse kaum mechanisierbar.

Nachdem Kohlebergbau und Energiewirtschaft im-mer weniger Menschen Arbeit bieten, nimmt der

Spreewald-Tourismus mit jährlich 2,5 Mio. Besu-chern in seiner Bedeutung als wirtschaftlicher Im-pulsgeber der Niederlausitz stetig zu. Die touristi-schen Zukunftschancen in Brandenburgs bedeu-tendster Reise-Region liegen in einem sozial- undumweltverträglichen Tourismus, der auch Umweltbil-dung und -information mit einschließt. Im Oktober1995 öffnete dazu in der „Spreewald-Hauptstadt“ Lüb-benau das zentrale Besucherinformationszentrumdes Biosphärenreservates„Haus für Mensch und Na-tur“, in dem der Besucher den Weg vom einstigen Ur-wald zur heutigen Kulturlandschaft verfolgen kann.

Das Dorf Lehde, dessen Gehöfte auf den Sandauf-schüttungen der Spree, den sogenannten Kaupen,errichtet wurden, gibt mit seinem SpreewaldmuseumEinblicke in die traditionelle Lebensweise und Land-wirtschaft des Spreewaldes.

Gemeinsam mit den Großschutzgebietsgemeinden,den Tourismusverbänden sowie den Kahnfährleutenversucht die Biosphärenreservatsverwaltung, dort woes Landschaft und Natur verträgt, weitere touristischeAnziehungspunkte zu entwickeln. Der quantitativeAuf- und Ausbau des Beherbergungssektors war1998 überwiegend abgeschlossen. Touristische Dienst-leistungen standen nunmehr im Vordergrund, wie dieErrichtung des Radwegezielnetzes bzw. von Wege-leitsystemen. Weiterhin erfolgte der Bau touristischerInformationseinrichtungen, die Touristinformation inSchlepzig, der naturnahe Ausbau von Kahnhäfen(Raddusch, Boblitz, Neu Lübbenau, Ragow, Schlep-zig, Alt- und Neu Zauche) oder auch die Erschließungneuer Kahnfährrouten. 1998 eröffnete der neue Ha-fen und die gestaltete Schlossinsel in Lübben.

In Burg, das sich als eine der größten Streusiedlun-gen in Deutschland malerisch zwischen Wiesen,Fließen, Äckern und Gehölzen erstreckt, wurde imJuli 1998 das Informationszentrum eröffnet. Diesesgewährt dem Besucher Einblicke in Vergangenheit,Gegenwart und Zukunft der Streusiedlung in Verbin-dung mit der traditionellen landwirtschaftliche Nut-zung.Im „Kräutergarten“ werden rund 400 Pflanzenartengehegt und gepflegt, darunter alte Getreidesorten,die hier als Genressource bewahrt werden. Die 2001eingeweihte „Naturerlebnisuhr“ auf dem Außen-gelände des Informationszentrums als spezielles An-gebot für Blinde und Sehbehinderte bietet das Natur-erlebnis für alle Sinne. Im neu eröffneten InfozentrumSchlepzig ist der Besucher „Unter Wasser unterwegs“und erfährt auch Interessantes zur ökologischen

Page 25: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

109GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

sphärenreservat Spreewald inzwischen ein beliebtesAusflugsziel geworden, sondern auch für die Ein-wohner der ebenfalls relativ nahe gelegenen sächsi-schen Landeshauptstadt Dresden. Darüber hinauserfreut sich der Spreewald bei Besuchern aus ganzDeutschland wachsender Beliebtheit.

So ist im Biosphärenreservat Spreewald und im Natur-park Westhavelland (hier aber wegen der geringeren Aus-gangsbasis) im Vergleich zu den anderen Großschutz-gebieten Brandenburgs die Zahl der Übernachtungenseit 1992 am stärksten angestiegen. Sie hat sich bis1999 fast verfünffacht. Beim Ranking aller Groß-schutzgebiete belegt das Biosphärenreservat Spree-wald mit mehr als 525.000 der registrierten Übernach-tungen im Jahr 1999 mit großem Abstand den erstenPlatz. Damit konzentrieren sich hier mehr als ein Fünf-tel der registrierten Übernachtungen, die 1999 inner-halb von Großschutzgebieten stattfanden oder fast 7 %der Gästeübernachtungen des gesamten Landes.

Die Zahl der statistisch erfassten Gästebetten hatsich von 1992 bis 1999 fast vervierfacht. Die Betten-auslastung stieg in der Zeit trotz des großen Kapa-zitätszuwachses um 9 %-Punkte. Dagegen ging siein den meisten anderen Großschutzgebieten sowieim Landesdurchschnitt um etwa 3 %-Punkte zurück.Die im Landesmaßstab liegende durchschnittlichemittlere Verweildauer von nur drei Tagen pro Gastzeigt auch für den Spreewald ganz deutlich, dass imMittelpunkt des Spreewaldtourismus mehr der Ta-gesausflug und Kurzurlaub steht. Bis zum Jahr 2001stieg die Anzahl der Tagesgäste im Reisegebiet Spree-wald auf mehr als vier Millionen, wesentlich bedingtauch durch die Landesgartenschau Luckau sowievielfältige Veranstaltungen zur 850-Jahrfeier in Lübben.

Die erfolgreiche Regionalvermarktung und die Zu-nahme des Spreewaldtourismus hat auch Auswir-kungen auf die Planungsintensität der Großschutz-gebietsgemeinden. Sie ist, bezogen auf die Anzahlder befürworteten Bebauungspläne, im Biosphären-reservat Spreewald nach dem Naturpark Barnim diezweithöchste aller Großschutzgebiete. So entfallenauf die 30 Gemeinden des Spreewaldes 136 Pläne.Mit fast fünf Bebauungsplänen je Gemeinde ist damitdie Planungsintensität etwa doppelt so hoch wie imLandesmaßstab und in der Gesamtheit der Groß-schutzgebiete. Die rund 490 ha umfassenden befür-worteten Bauflächen sind zu 40 % Wohn- und zu32 % gewerbliche Bauflächen. Dabei handelt es sichbei allen Bauflächenarten fast ausschließlich um klei-nere Areale bis zu etwa 10 ha.

Waldbewirtschaftung. Für die Einrichtung der Besu-cherinformationszentren des BiosphärenreservatesSpreewald konnte die Allianz-Stiftung als Mäzen ge-wonnen werden.

Das Radfahren hat sich zum zweiten touristischenStandbein im Biosphärenreservat Spreewald ent-wickelt. Das Wander- und Radwegenetz wurde undwird qualitativ und quantitativ weiter ausgebaut. In derersten Hälfte des Jahres 1999 wurde ein insgesamt250 km langer Radwanderweg, der „Gurkenradweg“eröffnet, auf dem die Besucher Interessantes überden Gurkenanbau erfahren und das wohl wichtigsteund bekannteste Anbauprodukt des Spreewaldes,die Gurke, als Symbol und Wegweiser dient.

Der Spreewaldtourismus ist in erster Linie ein natur-verbundener Tourismus, bei dem eine intakte Umweltund Natur die „primäre Geschäftsgrundlage“ darstellt(Tourismusverband Spreewald e.V.). Im Geschäfts-bericht des Tourismusverbandes Spreewald für 1999wurde festgestellt, dass sich das touristische Ange-bot seit 1991 mehr als verdreifacht hat, die Anforde-rungen an die touristische Wirtschaft und den Schutzvon Umwelt und Natur damit erheblich gestiegensind. Die sinkende Kaufkraft verlangt eine verstärkteBündelung aller touristischen Kräfte im Spreewaldund überregionales Marketing. Den unterschiedli-chen Interessen der Touristen und Erholungssuchen-den wird besonders durch individuelle AnspracheRechnung getragen, bzw. durch individuelle Aufar-beitung von Pauschalreisen nach den speziellenWünschen. Vernetzung einzelner, auch kleiner „Bau-steine“ zu attraktiven touristischen naturverträglichenAngeboten wird dabei als eine primäre Aufgabe be-trachtet. Hierbei arbeiten Verwaltung des Biosphä-renreservates und Tourismusverband Spreewald engzusammen. Das gemeinsam entwickelte Angebot imJahr des Ökotourismus 2002 zielte darauf ab, die Tou-risten mit den regionalen Landwirten zusammenzu-bringen und gleichzeitig ein einzigartiges Naturer-leben zu vermitteln. Auf die Verbindung von Naturer-leben und Umweltbildung zielt die Kampagne „Lustauf NaTour“ der brandenburgischen Großschutzge-biete ab, die seit dem Jahr des Ökotourismus 2002jährlich neu aufgelegt wurde und zahlreiche Ange-bote der Großschutzgebietsverwaltung und Natur-wacht des Spreewaldes enthält.

Der Erfolg der touristischen Vermarktung spiegeltsich auch in der Entwicklung verschiedener touristi-scher Kennziffern und Indikatoren wider. Nicht nur fürdie Bevölkerung der Metropole Berlin ist das Bio-

Page 26: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

110 BIOSPHÄRENRESERVAT FLUSSLANDSCHAFT ELBE-BRANDENBURG

4.4 Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg

Page 27: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

111GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

Festgesetzte Katasterfläche aller in das GSG einbezogenen Gemeinden nachGroßschutzgebietsfläche km² % Hauptnutzungsarten (2000)Insgesamt 533,3 - km² %darunter: LSG 533,3 100,0 Insgesamt 476,3 100,0 NSG 57,8 10,8 darunter : Landwirtschaft 267,9 56,2 FFH 120,7 22,6 Wald 154,2 32,4 SPA (Vogelschutzgebiete) 527,0 98,8 Wasser 22,3 4,7 Jahr der Festsetzung: 1990 Siedlung u. Verkehr 24,5 5,1

Einwohner 1991 1993 1995 1997 1999 1991 - 1999 1991 - 1999 (%)Insgesamt 13.815 13.519 13.426 13.500 13.666 -149 -1,1 unter 15 Jahre 2.607 2.395 2.185 2.106 1.975 -632 -24,2 15 - 65 Jahre 8.982 8.831 8.946 9.134 9.317 335 3,7 über 65 Jahre 2.226 2.293 2.295 2.260 2.374 148 6,6 Wanderungssaldo je 1.000 EW -12,9 1,8 12,1 23,5 15,4 68,3 -Natürlicher Saldo je 1.000 EW -11,7 -13,2 -12,4 -11,9 -7,6 -102,1 -

Einwohnerdichte 1999 Siedlungsdichte Besiedlungsgrad (Anteil Siedlungs- und(EW/km²) (EW/km² Siedlungs- u. Verkehrsfläche) Verkehrsfläche an Gesamtfläche)

29 557 5,2%

Gemeinden (31.12.1999) Anzahl % EW %Insgesamt 18 100,0 13.666 100,0 davon: unter 200 EW 1 5,6 112 0,8 200 - 500 EW 10 55,6 3.281 24,0 500 - 1.000 EW 3 16,7 2.441 17,9 1.000 - 5.000 EW 4 22,2 7.832 57,3 5.000 EW und mehr - - - -

Arbeitslose 1995 1996 1997 1998 1999 1995 - 1999 1995 - 1999 (%)Anzahl insgesamt 898 851 1.098 1.111 1.058 160 17,8 darunter: unter 25 Jahren 86 58 95 88 69 -17 -19,8 über 55 Jahre 167 200 206 232 222 55 32,9 Langzeitarbeitslose 292 246 327 380 332 40 13,7 Arbeitslosenquote* - - 18,7 19,5 18,6 1997 - 1999: -0,1 %-Pkte.

Landwirtschaft Insgesamt (%) Ackerland (%) Grünland (%)Nutzflächenverhältnis 100,0 48,0 52,0Anteil extensiv bewirtschafteter Flächen 40,3 0,2 58,9Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen 9,4 - -

Anzahl Durchschn. Flächenausstattung (ha)129 194

Viehbesatz (Anzahl/100 ha LN) Rinder Schweine Schafe93 20 20

Anbauverhältnis Getreide: 52,3 10,3 Ackerfutter: 19,2(% - Ackerfläche) 15,9 Sonstige: 0,3

Wald / Forstwirtschaft km² % davon: Nadelwald % Laubwald % Mischwald %

Sonst.Flächen %

Wald 190,4 36,0 71,0 13,0 12,0 4,0 Wälder mit Schutzstatus LSG (%): 96,0 NSG (%): 3,2 FFH (%): 19,0 SPA (%): 100,0

Fremdenverkehr 1992 1994 1996 1998 1999 1992 - 1999 1992 - 1999 (%)Anzahl der angebotenen Gästebetten 215 357 670 830 1.012 797 370,7 Anzahl der Übernachtungen 69.800 91.100 126.700 120.800 153.000 83.200 119,2

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 1996 1997 1998 1999 1996 - 1999 1996 - 1999 (%)Insgesamt am Wohnort 4.776 4.592 4.616 4.589 -187 -3,9 Insgesamt am Arbeitsort** 2.957 2.840 2.852 2.938 -19 -0,6 Pendlersaldo -1.819 -1.752 -1.764 -1.651 - -

Land-, Forstw., Fischerei

Prod. Gewerbe

Handel, Gastgew.

Verkehr, Nachr.Dienstleistung, Öffentl. Dienst

Insgesamt**

403 1.059 363 138 943 2.906

Kommunale Bauleitplanung (31.12.1999) Eingereicht GenehmigtAnzahl der B-PläneAnzahl der B-Pläne je GemeindeFlächen in B-Plänen (ha)darunter: Gewerbliche Bauflächen (ha) Wohnbaufläche (ha)Baufläche je EW (m²)

Wohnen und Bauen 1994 1995 1996 1997 1998 1999 1992 - 1999 1993 - 1999 (%)Wohnungsbestand 5.765 5.800 5.858 5.971 6.071 6.147 382 6,6 Fertiggestellte Wohnungen 42 33 53 102 73 50 Wohnungen/1.000 EW 429 432 439 442 448 450

* auf Basis abhängig ziviler Beschäftigter Mitte des jeweilgen Jahres** Differenzen zur Gesamtbeschäftigtenzahl aufgrund von Datenschutzfällen möglich

Flusslandschaft Elbe-Brandenburg

47

Landwirtschaftliche Unternehmen

Eiweispfl./Ölsaaten: Hackfrucht: 2,0 Stilllegung:

Befürwortet

Insgesamt: 353Insgesamt: 440

28 26

141 128 51 51

0,4

103 94 37

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach Wirtschaftszweigen (Juni 1999)

1,4 1,6 7

9 56 64 32

Page 28: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

112 BIOSPHÄRENRESERVAT FLUSSLANDSCHAFT ELBE-BRANDENBURG

Das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Bran-denburg liegt im äußersten Nordwesten des LandesBrandenburg und ist Teil des 1997 von der UNESCOanerkannten Biosphärenreservats „FlusslandschaftElbe“. Das fünf Bundesländer (Sachsen-Anhalt, Bran-denburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommernund Schleswig-Holstein) tangierende Biosphärenre-servat erstreckt sich über 400 Stromkilometer. Es um-fasst eine Fläche von insgesamt 3.750 km2 undgehört damit zu den größten Biosphärenreservaten inDeutschland und Europa. Der Anteil Brandenburgsdaran beträgt mit einer Fläche von 533 km2 nicht ganz15 %.

Die Elbtalaue gehört, wie das Untere Odertal, zu denletzten weiträumigen und weitgehend unzersiedeltenFlusslandschaften in Europa. Auf engstem Raum fin-den sich feuchte bis nasse und sehr trockene Stand-orte, die dem Hochwasserrhythmus und damit wech-selnden Wasserständen ausgesetzt sind. Im Schat-ten der ehemaligen innerdeutschen Grenze bliebenRückzugsräume für anspruchsvolle, z.T. bundesweitvom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten er-halten.

Die Flusslandschaft Elbe ist ein international bedeut-sames Rast- und Durchzugsgebiet für zahlreiche Vo-gelarten. Im Herbst und Frühjahr sind allein in derbrandenburgischen Teilregion bis zu 1.000 Zwerg-und Singschwäne, mehr als 2.000 Kraniche und rund30.000 Saat- und Blessgänse zu beobachten. Jähr-lich brüten im Landkreis Prignitz rund 200 Weiß-storchpaare, davon gut die Hälfte im Biosphären-reservat.

Das gesamte brandenburgische Biosphärenreservatist Landschaftsschutzgebiet sowie fast komplett alsSPA-Fläche und zu einem Fünftel als FFH-Gebietausgewiesen. Etwas mehr als ein Zehntel der Groß-schutzgebietsfläche steht unter Naturschutz.

Die landwirtschaftlich genutzten Flächen nehmen imBrandenburger Teil des Biosphärenreservates mit57 % den größten Raum ein. Dies ist nach dem Na-turpark Westhavelland (58 %) der zweithöchste An-teil. Dagegen wird hier mit nur weniger als einem Drit-tel der geringste Waldanteil aller Großschutzgebieteerreicht. Die (ständigen) Wasserflächen machen 5 %des gesamten Gebietes aus, was sowohl über Lan-des- als auch Großschutzgebietsdurchschnitt liegt.Siedlungs- und Verkehrsflächenanteile entsprechenin etwa den Landeswerten.

Das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Bran-denburg ist durch eine dörfliche Siedlungsstruktur mitniedriger Siedlungsdichte und geringem Besiedlungs-grad geprägt. Die Siedlungsfläche und der größte Teilder Gemarkungsfläche der einzigen größeren Prig-nitzstadt Wittenberge wurde bei der naturschutzfach-lichen Festsetzung des Großschutzgebietes ausge-spart. Insofern besteht der Brandenburger Teil desBiosphärenreservates eigentlich aus zwei durch dieGemarkung Wittenberge getrennte Einzelflächen.

Das Großschutzgebiet umfasst mit Gebietsstand1999 insgesamt 18 Gemeinden. Diese, darunter diebeiden kleinen Städte Bad Wilsnack und Lenzen,gehören alle zum Landkreis Prignitz. Durch die Bran-denburger Gemeindegebietsreform hat sich mit derKommunalwahl im Oktober 2003 auch hier die Anzahlder Gemeinden reduziert.

Die Einwohnerzahl der fast ausschließlich ländlichgeprägten Gemeinden variiert von 2.900 (BadWilsnack) bis knapp über 100 (Besandten), wobei11 Gemeinden weniger als 500 Einwohner aufwei-sen. Insgesamt leben im Biosphärenreservat rund13.700 Einwohner. Das entspricht einer Bevölke-rungsdichte von etwa 29 Einwohnern je km2. Esgehört zu den fünf dünn besiedelsten Großschutzge-bieten (GSG insgesamt: 48 EW/km2) und liegt damitauch weit unter dem Brandenburger Landesdurch-schnitt von 88 EW/km2.

Das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Bran-denburg weist eine relativ ausgeglichene Bevölke-rungsentwicklung auf. Gegenüber 1991 hat die Ein-wohnerzahl des Jahres 1999 um weniger als ein Pro-

Wieder und wieder bezogene Storchenhorste können meter-hoch und tonnenschwer werden

Page 29: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

113GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

als 7 % (Minimum aller Großschutzgebiete) zu,während sie in der Summe aller Großschutzgebieteum 19 % oder im Landesmaßstab sogar um 23 % an-stieg.

Aufgrund der wirtschaftlichen Strukturveränderungenverließen vorwiegend junge Menschen die Region.Anhaltende Arbeitsmarktdefizite werden diesenTrend weiter verstärken, so dass die andauernden,selektiven Abwanderungen junger Menschen aus derPrignitz die natürlichen Voraussetzungen für die künf-tige Bevölkerungsentwicklung auch im Großschutz-gebiet erheblich verschlechtern werden. Bis zum Jahr2015 ist entsprechend der Bevölkerungsprognose fürdas Land Brandenburg im gesamten Landkreis Prig-nitz ein weiterer Bevölkerungsverlust von mehr als 16% wahrscheinlich. Dies wird auch das Biosphärenre-servat betreffen, zumal der Suburbanisierungsbonusfür die im Wittenberger Umland gelegenen GSG-Ge-meinden sowie der Entwicklungsbonus für den KurortBad Wilsnack wegfallen und mit einer dramatischenweiteren Überalterung der Bevölkerung im Groß-schutzgebiet einhergehen.

Die Wirtschaftsstruktur fast aller Gemeinden imBiosphärenreservat war und ist im Wesentlichen wiefast überall in der Prignitz traditionell durch die Land-wirtschaft gekennzeichnet. Nur an ganz wenigenStandorten entwickelte sich auch verarbeitendes Ge-werbe. Mit dem marktwirtschaftlichen Strukturwandelzu Beginn der 90er Jahre mussten fast alle größerenUnternehmen der Region, insbesondere in Witten-berge, Arbeitsplätze abbauen bzw. völlig schließen.Dies hatte neben dem Rückgang der Beschäftigten-zahlen in der Landwirtschaft auch Auswirkungen aufdie heutigen GSG-Gemeinden, die z.T. auch um-fangreiche Wohnfunktionen für Arbeitspendler nachWittenberge besaßen. Die Pendlerzahlen gingenzurück bzw. verlagerten sich zu einem kleinen Teil aufandere Orte auch außerhalb von Brandenburg.

Einige wenige kleinere Betriebe des verarbeitendenGewerbes befinden sich noch heute in den beidenStädten Lenzen und Bad Wilsnack. Zugenommen bis1999 hat die Bedeutung des mit dem Kur- und Bä-derbetrieb in Bad Wilsnack verbundenen Tourismus.Doch konnten Tourismus und Landwirtschaft sowiedie im Zusammenhang mit dem Schutzgebietsstatusdirekt entstandenen Arbeitsplätze die erheblichen,gleich in den ersten beiden Jahren nach Einführungder Marktwirtschaft entstandenen Strukturdefizitedieser Region nicht ausgleichen. So beträgt die Ar-beitslosenquote in den Gemeinden des Biosphären-

zent abgenommen, wobei in den Jahren 1995 bis1999 jedoch eine leichte Zunahme zu verzeichnenwar. Damit unterscheidet sich die Entwicklung desGroßschutzgebietes diametral von der der Stadt Wit-tenberge, die von drei Seiten vom Großschutzgebietumgeben ist. So verlor die Stadt Wittenberge insbe-sondere wanderungsbedingt im gleichen Zeitraumfast ein Viertel ihrer Einwohner. Während der weitausgrößte Teil der aus Wittenberge fortgezogenen Men-schen nach Schließung dreier strukturbestimmenderIndustriestandorte mit jeweils mehreren Tausend Be-schäftigten aufgrund fehlender Arbeitsplätze in die al-ten Bundesländer ging, findet sich auch ein geringerTeil in den zum Biosphärenreservat gehörenden Um-landgemeinden wie Breese oder Weisen wieder.

Solche Suburbanisierungstendenzen sind ab etwa1995 im Umland aller Brandenburger Städte zu be-obachten. Die wenn auch geringen Stadt-Umland-Wanderungen aus Wittenberge sowie der mit der Er-weiterung des Kurbetriebes (u.a. Erschließung derTherme, Neubau der Goethe-Kurklinik) verbundeneEinwohnerzuwachs in Bad Wilsnack führten ab 1995zu dem leichten Bevölkerungszuwachs des Groß-schutzgebietes insgesamt. Dies wird auch durch deninsgesamt positiven Wanderungssaldo des Bio-sphärenreservates zum Ausdruck gebracht, der mit68 je Tausend der Bevölkerung von 1991 bis 1999höher ausfällt als in der Gesamtheit der Großschutz-gebiete. Die Entwicklung ist darüber hinaus jedochauch hier, wie überall im Land Brandenburg, eben-falls durch die seit 1990 anhaltenden hohen Gebur-tendefizite bestimmt.

Die zu DDR-Zeiten starke Konzentration des Woh-nungsbaus und damit auch der Migration auf die in-dustriellen Schwerpunkte des Landes, wie z.B. Wit-tenberge im damaligen Bezirk Schwerin, führten, wieauch die damit verbundene fehlende Suburbanisie-rung, in der ohnehin dünnbesiedelten Prignitz zuräumlichen Unterschieden bei der Entwicklung derAltersstruktur. Diese bereits im Jahre 1990 schlech-tere Ausgangsbasis für die Altersstrukturentwicklungim heutigen Biosphärenreservat macht sich auch ge-genwärtig noch in den Großschutzgebietsgemeindenbemerkbar. Sie ist neben den erst 1990 einsetzendenstarken Geburtendefiziten und Abwanderungen in diealten Bundesländer auch mit eine Ursache dafür,dass hier von allen Großschutzgebieten im Jahre1999 der höchste Senioren- und der niedrigste Anteilan Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter anzutreffenist. Dabei nahm die Zahl der Senioren (ab 65 Jahre)im Biosphärenreservat im o.g. Zeitraum um weniger

Page 30: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

114 BIOSPHÄRENRESERVAT FLUSSLANDSCHAFT ELBE-BRANDENBURG

reservates Flusslandschaft Elbe-Brandenburg imDezember 1999 noch immer 18,6 %-Punkte. Sie liegtdamit zwar unter Landesdurchschnitt (19,0) und un-ter der aggregierten Quote der Gemeinden aller an-deren Großschutzgebiete (20,0), doch ist dies auchder Aussparung Wittenberges sowie der Tatsache ge-schuldet, das der umfangreiche Arbeitsplatzabbau inIndustrie und Landwirtschaft hier bereits bis 1992stattfand. Dies erklärt auch den mit weniger als 18 %von allen Großschutzgebieten mit Abstand gerings-ten Zuwachs an Arbeitslosen in der Zeit von 1995 bis1999.

Die Landwirtschaft der Region wird wie das Land-schaftsbild im Biosphärenreservat selbst stark vonder Elbe mit ihren weiten Auen und angrenzendenTalsandgebieten, den Niederungsgebieten der Elb-nebenflüsse und dem Wald geprägt.

Die seit Jahrhunderten vorwiegend als Grünland oderStreuwiesen genutzte Kulturlandschaft erhielt vorallem im 20. Jahrhundert ihr derzeitiges Aussehen.Umfangreiche wasserbauliche und meliorative Maß-nahmen sorgten für veränderte und begradigte Fluss-läufe, einen beeinflussten Gebiets- und Wasser-haushalt und überschaubare Landschaften. Trotz-dem blieb das Grünland mit einem Anteil von über52 % an der landwirtschaftlichen Nutzfläche die bisheute noch dominierende Nutzungsart. Damit ist dasBiosphärenreservat Flusslandschaft Elbe das grün-landreichste Großschutzgebiet Brandenburgs.

Die 129 landwirtschaftlichen Unternehmen mit einerdurchschnittlichen Flächenausstattung von 194 hasind den Standortbedingungen entsprechend in derMehrzahl Gemischt- oder auch Futterbaubetriebe. Indiesen Betrieben hat die Tierhaltung einen relativ ho-hen Stellenwert. Der Rinderbesatz von 93 Rindernpro 100 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche liegtentsprechend dem besonderen Grünlandanteil dop-pelt so hoch wie in den anderen Großschutzgebieten.Ähnliches gilt für die Schafhaltung mit 20 Tieren pro100 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Dagegenspielt die Schweinehaltung betrieblich nur eine un-tergeordnete Rolle.

Das Grünland wird im Biosphärenreservat überwie-gend extensiv bzw. nach den Richtlinien des ökolo-gischen Landbaus bewirtschaftet. Innerhalb desKulturlandschaftsprogramms (KULAP) sowie imRahmen des Vertragsnaturschutzes wird die exten-sive Nutzung zum Teil mit weiteren naturschutz-orientierten Bewirtschaftungsweisen finanziell aus-

geglichen. Die Landwirte erhalten dafür durch-schnittlich 114 EUR je ha landwirtschaftlicher Nutz-fläche.

Das Ackerland wird in der Regel nach wie vor kon-ventionell bewirtschaftet. Dennoch liegt der Flächen-anteil von nahezu 10 %, der im Biosphärenreservatnach den Richtlinien des ökologischen Landbausbewirtschaftet wird, über dem Landesdurchschnitt.

Das naturschutzorientierte Ziel für das Grünland istes, extensiv bewirtschaftetes Dauergrünland alsartenreichen Lebensraum zu erhalten bzw. eineentsprechende Nutzung zu fördern. Basierend aufder Verordnung zum Landschaftsschutzgebiet ge-nießt Grünland deshalb einen besonderen Schutz.Andererseits besteht seitens der Landnutzer einestarke Tendenz, Grünland umzubrechen und alsAckerland zu nutzen. Diese Tendenz resultiert da-raus, dass grünlandreiche Gebiete gegenüberAckerbaugebieten aufgrund der EU-Förderpolitikgegenwärtig betriebswirtschaftlich stark benach-teiligt sind. Der im Biosphärenreservat Flussland-schaft Elbe-Brandenburg bestehende Arbeitskreis„Extensive Landnutzung“ hat, um die Leistungs-fähigkeit und Nachhaltigkeit der Landwirtschaft indieser Region zu sichern, eine Grünlandkulisseerarbeitet. Nur auf dieser Basis und nach einerAllgemeinverfügung der Unteren Naturschutz-behörde haben z.B. die Landwirte das Recht, Grün-land in bestimmten Gebieten nach Anzeige bei derBehörde für einen Zeitraum von fünf Jahren zwi-schenzeitlich als Ackerland zu nutzen. In diesemArbeitskreis spielen die beiden Landschaftspflege-verbände als Interessenvertreter der Landwirte, derKommunen und des Naturschutzes eine aktiveRolle.

Landschaft gestalten, Lebensraum schaffen: Anlegen einerBenjeshecke

Page 31: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

115GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

den Waldbesitzern den Flächenanteil der laubholz-tragenden Auenwälder schrittweise zu erhöhen.

Eigentumsrechtlich sind die Wälder derzeit zu etwazwei Drittel in privater Hand, nach Abschluss derPrivatisierung wird sich der Anteil auf knapp 90 %erhöhen. Der überdurchschnittlich hohe Anteil(12 %) des Kommunalwaldes resultiert aus Besit-zungen der Städte Bad Wilsnack, Lenzen undPerleberg. Mit dem im Raum Stendal (Sachsen-Anhalt) geplanten Zellstoffwerk entsteht ein weite-rer Großabnehmer für das von den Waldbesitzernbereitgestellte Rohholz.

Eine Perspektive der wirtschaftlichen Entwicklunginnerhalb des Großschutzgebietes wie der ganzenRegion könnte in der Förderung des landschafts-und naturbezogenen Tourismus liegen. Indikatorder Bedeutungszunahme dieser Art von Tourismusist u.a. auch die Zahl der registrierten Übernach-tungen im Biosphärenreservat. Sie hat sich von1992 bis 1999 mehr als verdoppelt. Die meistenÜbernachtungen waren in den Monaten Mai bisAugust zu verzeichnen. Auch im September undOktober war die Zahl im Vergleich zu den verblei-benden Monaten des Jahres noch relativ hoch.

Im gleichen Zeitraum hat sich das statistisch erfass-te Bettenangebot auch im Zusammenhang mit derEntwicklung des Kurtourismus in Bad Wilsnack na-hezu verfünffacht, was entsprechende Auswirkun-

Eine andere Konfliktdezimierung konnte mit derDurchführung eines Pilotprojektes, dem sogenann-ten Gänsemanagement, erreicht werden. Hier wer-den Gänse, aber auch Kraniche und Schwäne vonAckerflächen mit Marktfrüchten fern gehalten undauf Flächen gelenkt, die von diesen Tieren ohnegrößere betriebswirtschaftliche Schäden für denLandwirt beäst werden können. In der Regel sind esGrünlandflächen oder Ackerschläge mit Zwischen-früchten. Mit diesem Projekt wurden bisher gute Er-fahrungen gemacht. Gegenwärtig ungelöst ist einekontinuierliche Finanzierungsmöglichkeit.

Als konkreter Beitrag zur Regionalentwicklung wirdim Biosphärenreservat seit einigen Jahren ver-sucht, den Anteil der Direktvermarktung am Ge-samtumsatz der Landwirte zu erhöhen und regio-nale Wirtschaftskreisläufe im Großschutzgebietwirksam zu unterstützen. Neben der Organisationeines Bauernmarktes und der Einrichtung einer Pro-duktbörse, der Eröffnung eines Hofladens und derEtablierung eines Internet-Shops sind insbeson-dere die Bestrebungen, eine Regionalmarke einzu-führen, hervorzuheben. Konzepte und konkreteVorleistungen dazu hat eine Arbeitsgruppe im Rah-men der LEADER PLUS-Förderung geschaffen.

Die Waldbedeckung im Biosphärenreservat istweitgehend von der Oberflächengestalt abhängig,die hier neben eiszeitlichen Bildungen im Wesent-lichen durch den Flussverlauf der Elbe geprägt ist.So haben die unterschiedlichen standörtlichen Ver-hältnisse der weiten Auen und der angrenzendenDünen- und Moränenflächen Auswirkungen auf dienatürlichen Waldstrukturen. In den nährstoffreichenund gut wasserversorgten Auen bilden die Baum-arten der Weich- und Hartlaubholzaue die natür-lichen Waldgesellschaften, während in den etwashöhergelegenen Flächen Nadel-Laubholz-Misch-bestände bzw. Nadelholzreinbestände überwiegen.

Durch den anthropogenen Einfluss haben sich dienatürlichen Auen-Wälder nur noch in Resten erhal-ten, während auf den nährstoffärmeren und grund-wasserfernen Teilen des Biosphärenreservates nochheute größere Waldflächen wachsen. Dies spiegeltsich auch in der gegenwärtigen Baumartenzusam-mensetzung wider. So dominiert die Gemeine Kie-fer das Waldbild (78 % Anteil an der Waldfläche),während Eichen, Hart- und Weichlaubhölzer mit ins-gesamt knapp 15 % Flächenanteil unterrepräsen-tiert sind. Positiv zu werten sind die Bestrebungender Großschutzgebietsverwaltung, gemeinsam mit Mit dem Fahrrad über’n Deich

Page 32: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

116 BIOSPHÄRENRESERVAT FLUSSLANDSCHAFT ELBE-BRANDENBURG

gen auf die Auslastung hatte. Konnte in den Jahren1992 und 1993 mit 95 % bzw. 80 % fast von einerVollauslastung der wenigen vorhandenen Bettenausgegangen werden, so hat sich die Auslastungdurch die Kapazitätserhöhung inzwischen deutlichreduziert und lag bei „nur“ noch 45 % im Jahre 1999.Einfluss auf die Verringerung der Auslastung hattenauch die Hotels in Wittenberge, die aber auch alsAusgangspunkt für die ökotouristische Erschlie-ßung des Großschutzgebietes zu Fuß oder per Radgenutzt werden. Im Vergleich zur Reiseregion Prig-nitz mit 33 % und dem Land Brandenburg mit 32 %ist die Auslastung der Hotelbetten im Biosphären-reservat dennoch ein hervorragender Wert.

Bei der Entwicklung der Gästeankünfte steht dasBiosphärenreservat mit einem Anstieg auf das Acht-fache seit 1992 an der Spitze der prozentualen Ent-wicklung im Vergleich zu den anderen Großschutz-gebieten. Im engen Zusammenhang dazu muss je-doch die mittlere Verweildauer der Gäste gesehenwerden. Während 1992 die mittlere Verweildauernoch bei über 21 Tagen lag, ist diese seitdem kon-tinuierlich und deutlich gesunken. Mit einer mittle-ren Verweildauer von 5,2 Tagen in 1999 liegt dasBiosphärenreservat an der Elbe allerdings immernoch klar über dem Durchschnitt der Großschutz-gebiete mit 3,5 Tagen. Dies wurde in erheblichemUnfang auch durch die Verkürzung der Kurzeitenund durch den Anstieg von Kurzaufenthalten im„Wellness und Beauty-Bereich“ in Bad Wilsnack be-einflusst.

Gemeinsam mit den regionalen touristischen Leis-tungsträgern, den Tourismusvereinen und den zu-

ständigen Ämtern sucht das BiosphärenreservatFlusslandschaft Elbe-Brandenburg neue Möglich-keiten zur Kooperation. Aus dieser gemeinsamenZusammenarbeit entstehen neue Projekte, bei-spielsweise im Rahmen des Lust auf NaTour-Pro-gramms durch die Verknüpfung kultureller Ange-bote mit Naturerlebnistouren für die Touristen. Das1995 eingeweihte Besucherinformationszentrumdes Biosphärenreservates im Storchendorf Rüh-städt und das Europäische Auenökologische Zent-rum des Bundes für Umwelt und Naturschutz(BUND) in der Burg Lenzen mit Heimatmuseum,Naturwachtstation und Besucherinformation zeu-gen ebenso von dieser Entwicklung wie die kon-zeptionelle Entwicklung und Umsetzung der Natur-erlebnisroute mit ihren zwölf sehr unterschiedlichenErlebnisstationen im Biosphärenreservat Flussland-schaft Elbe-Brandenburg.

Anzahl und Größe der Großschutzgebietsgemeindenhaben neben naturschutzfachlichen Schutzbedürf-nissen ebenso Einfluss auf die bauliche Entwick-lung innerhalb des Biosphärenreservates wie auchdie allgemeine wirtschaftsräumliche Situation oderdie physisch-geographischen Gegebenheiten. So be-grenzt in Teilen des Biosphärenreservates allein dasFreihalten von Hochwasserschutzflächen die Pla-nungs- und Bebauungsaktivitäten der Elbanrainerge-meinden, insbesondere im Bereich der Wohn- undGewerbebauflächen. Insofern gehört das Biosphä-renreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg zuden Großschutzgebieten mit geringen Planungsakti-vitäten.

Ländlich-gemütliche Gastlichkeit

Burg Lenzen

Page 33: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

117GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

Dies zeigt sich u.a. auch an der Zahl von insgesamtnur 26 befürworteten Bebauungsplänen der Groß-schutzgebietsgemeinden (1,4 je Gemeinde, LandBrandenburg: 4,1 je Gemeinde) oder der zu räum-lich relevanten Vorhaben durchgeführten Raumord-

nungsverfahren. Ein solches vor Jahren abge-schlossenes Raumordnungsverfahren betrifft den„Aquapark Lenzen", ein touristisches Großprojekteines belgischen Investors, das nie verwirklichtwurde. Dieser großflächige Erholungspark sollteseinen Standort zwar auf der Gemarkungsflächeder Großschutzgebietsgemeinde Lenzen, jedochaußerhalb der naturschutzfachlichen Abgrenzungdes Biosphärenreservates haben. Dennoch wärendie Auswirkungen auf die Natur bzw. das Groß-schutzgebiet erheblich gewesen. Insbesonderewurden Beeinträchtigungen durch die von solchengroßflächigen Erholungsparks ausgehende Ver-kehrsinduzierung befürchtet. Diese sind durch dieGroßschutzgebietsverwaltung, die als Träger öf-fentlicher Belange auch am Raumordnungsverfah-ren beteiligt war, angemahnt worden. DasRaumordnungsverfahren schloss seinerzeit auchmit Auflagen an den Investor und dem Ergebnis,dass das Vorhaben nur bedingt mit den Zielen vonRaumordnung und Landesplanung vereinbar sei.Andererseits schaffen solche Einrichtungen Ar-beitsplätze und ermöglichen einen ganzjährigenTourismus. Zudem ergänzen sich die Erholungsan-gebote dieser Art touristischer Einrichtungen mitdem naturorientierten Bildungstourismus im unmit-telbar angrenzenden Biosphärenreservat.

Besucherzentrum Rühstädt

Zeiten am Fluss

Page 34: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

118 NATURPARK MÄRKISCHE SCHWEIZ

4.5 Naturpark Märkische Schweiz

Page 35: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

119GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

Festgesetzte Katasterfläche aller in das GSG einbezogenen Gemeinden nachGroßschutzgebietsfläche km² % Hauptnutzungsarten (2000)Insgesamt 205,0 - km² %darunter: LSG 205,0 100,0 Insgesamt 163,0 100,0 NSG 19,0 9,3 darunter : Landwirtschaft 79,9 49,0 FFH 45,3 22,1 Wald 62,9 38,6 SPA (Vogelschutzgebiete) 178,5 87,1 Wasser 6,4 3,9 Jahr der Festsetzung: 1990 Siedlung u. Verkehr 9,4 5,8

Einwohner 1991 1993 1995 1997 1999 1991 - 1999 1991 - 1999 (%)Insgesamt 5.890 5.785 5.725 5.808 5.661 -229 -3,9 unter 15 Jahre 1.366 1.181 1.041 953 845 -521 -38,1 15 - 65 Jahre 3.803 3.860 3.933 4.020 3.938 135 3,5 über 65 Jahre 721 744 789 835 878 157 21,8 Wanderungssaldo je 1.000 EW -12,3 -10,3 10,1 -15,5 -35,7 -15,3 -Natürlicher Saldo je 1.000 EW -0,3 -7,3 -3,5 -2,6 -2,1 -37,0 -

Einwohnerdichte 1999 Siedlungsdichte Besiedlungsgrad (Anteil Siedlungs- und(EW/km²) (EW/km² Siedlungs- u. Verkehrsfläche) Verkehrsfläche an Gesamtfläche)

35 603 5,8%

Gemeinden (31.12.1999) Anzahl % EW %Insgesamt 11 100,0 5.661 100,0 davon: unter 200 EW 2 18,2 289 5,1 200 - 500 EW 6 54,5 1.946 34,4 500 - 1.000 EW 2 18,2 1.647 29,1 1.000 - 5.000 EW 1 9,1 1.779 31,4 5.000 EW und mehr - - - -

Arbeitslose 1995 1996 1997 1998 1999 1995 - 1999 1995 - 1999 (%)Anzahl insgesamt 344 495 484 405 471 127 36,9 darunter: unter 25 Jahren 30 70 45 50 28 -2 -6,7 über 55 Jahre 57 76 93 87 92 35 61,4 Langzeitarbeitslose 79 96 130 102 90 11 13,9 Arbeitslosenquote* - - 19,5 17,3 19,4 1997 - 1999: -0,2 %-Pkte.

Landwirtschaft Insgesamt (%) Ackerland (%) Grünland (%)Nutzflächenverhältnis 100,0 91,0 9,0Anteil extensiv bewirtschafteter Flächen 7,7 - 72,3Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen 1,0 - -

Anzahl Durchschn. Flächenausstattung (ha)44 168

Viehbesatz (Anzahl/100 ha LN) Rinder Schweine Schafe32 32 46

Anbauverhältnis Getreide: 59,3 13,6 Ackerfutter: 11,5(% - Ackerfläche) 14,9 Sonstige: 0,0

Wald / Forstwirtschaft km² % davon: Nadelwald % Laubwald % Mischwald %

Sonst.Flächen %

Wald 84,8 41,0 54,0 18,0 20,0 8,0 Wälder mit Schutzstatus LSG (%): 82,8 NSG (%): 12,8 FFH (%): 28,0 SPA (%): 90,5

Fremdenverkehr 1992 1994 1996 1998 1999 1992 - 1999 1992 - 1999 (%)Anzahl der angebotenen Gästebetten 639 786 1.247 1.282 1.298 659 103,1 Anzahl der Übernachtungen 68.500 114.300 151.400 145.700 153.700 85.200 124,4

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 1996 1997 1998 1999 1996 - 1999 1996 - 1999 (%)Insgesamt am Wohnort 1.993 1.938 1.960 1.888 -105 -5,3 Insgesamt am Arbeitsort** 1.571 1.346 1.340 1.484 -87 -5,5 Pendlersaldo -422 -592 -620 -404 - -

Land-, Forstw., Fischerei

Prod. Gewerbe

Handel, Gastgew.

Verkehr, Nachr.Dienstleistung, Öffentl. Dienst

Insgesamt**

230 255 147 25 803 1.460

Kommunale Bauleitplanung (31.12.1999) Eingereicht GenehmigtAnzahl der B-PläneAnzahl der B-Pläne je GemeindeFlächen in B-Plänen (ha)darunter: Gewerbliche Bauflächen (ha) Wohnbaufläche (ha)Baufläche je EW (m²)

Wohnen und Bauen 1994 1995 1996 1997 1998 1999 1992 - 1999 1993 - 1999 (%)Wohnungsbestand 2.301 2.312 2.341 2.379 2.419 2.444 143 6,2 Fertiggestellte Wohnungen 14 13 25 35 36 20 Wohnungen/1.000 EW 402 401 396 410 411 432

* auf Basis abhängig ziviler Beschäftigter Mitte des jeweilgen Jahres** Differenzen zur Gesamtbeschäftigtenzahl aufgrund von Datenschutzfällen möglich

Märkische Schweiz

22

Landwirtschaftliche Unternehmen

Eiweispfl./Ölsaaten: Hackfrucht: 0,7 Stilllegung:

Befürwortet

Insgesamt: 143Insgesamt: 409

11 7

57 31 53 22

0,1

101 55 94

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach Wirtschaftszweigen (Juni 1999)

0,6 1,0 1

0 3 6 53

Page 36: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

120 NATURPARK MÄRKISCHE SCHWEIZ

Die Märkische Schweiz ist der älteste Naturpark(Festsetzung am 12. September 1990) und mit 205 km2

nach dem Nationalpark Unteres Odertal das zweit-kleinste Großschutzgebiet im Land Brandenburg.Mehr als 91 % der Naturparkfläche werden durch einLandschaftsschutzgebiet und rund 9 % durch sechsNaturschutzgebiete eingenommen. Mehr als vierFünftel des Naturparks sind darüber hinaus SPA-Ge-biete nach der EU-Vogelschutzrichtlinie und nichtganz ein Viertel gehört zu den FFH-Gebieten dereuropäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.

Aufgrund der gewählten Methodik gehören mehrereGemeinden nicht zum Naturpark, die zusammen den-noch einen beträchtlichen Flächenanteil in das Na-turparkgebiet einbringen, wie z.B. Strausberg oderMüncheberg. Dies rührt daher, dass der überwie-gende Teil ihrer jeweiligen Gemarkungsfläche und/oder ihr Siedlungsschwerpunkt sich außerhalb derfestgesetzten Großschutzgebietsfläche befindet.Dies erklärt, dass im vorliegenden Fall die Summe derGemarkungsflächen aller zum Naturpark MärkischeSchweiz gehörenden Gemeinden mit nur 163 km2

wesentlich kleiner ist als seine nach naturschutz-fachlichen Gesichtspunkten festgesetzte Fläche. DerNaturpark Märkische Schweiz gehört vollständig zumLandkreis Märkisch Oderland.

Der Naturpark umfasst im Wesentlichen das wald-und seenreiche Hügel- und Kesselland um die kleineStadt Buckow. Hier wird auf engstem Raum die breitePalette des eiszeitlichen Formenschatzes sichtbar,zu der u.a. Grundmoränen- und glazifluviale Sander-flächen, glazial geformte Endmoränenhügel, fossileTrockentäler und geschlossene z.T. mit Seen gefüllteHohlformen gehören. Das den Naturpark durchzie-hende Fließgewässersystem, das im BuckowerBecken alle Seen (der größte: Schermützelsee mit45 m Tiefe) miteinander verbindet, ist ein wertvollerLebensraum z.B. für Eisvogel, Schwarzstorch undWaldwasserläufer. Von den 241 gefährdeten RoteListe Arten im Naturpark kommen mehr als die Hälfte(135 Arten) in Biotopen der offenen historischen Kul-turlandschaft vor.

Entsprechend der Reliefausprägung wird heute fast dieHälfte der Naturparkfläche landwirtschaftlich genutzt,fast zwei Fünftel sind waldbedeckt. Siedlungs- und Ver-kehrsflächen liegen mit ihren Anteilen geringfügig unterden Landeswerten, der Gewässeranteil darüber.

Die eiszeitlichen Standortbedingungen brachten imZusammenspiel mit der traditionellen bäuerlichen

Landnutzung des vorigen Jahrhunderts wie Wander-schäferei, Extensivmahd von Feuchtwiesen und klein-teiliger Ackerwirtschaft verschiedenste Lebensraum-typen und damit eine große Artenvielfalt an Tierenund Pflanzen hervor.

Der Naturpark Märkische Schweiz ist mit 35 Einwoh-nern je km2 ein sehr dünn besiedelter Raum. Wäh-rend der Besiedlungsgrad im Naturpark MärkischeSchweiz in etwa dem Durchschnitt der Großschutz-gebiete entspricht, ist die Siedlungsdichte mit 600 EWje km2 Siedlungs- und Verkehrsfläche um rund einViertel geringer. Die Landesdurchschnitte liegen in al-len drei Fällen weit darüber.

Mit rund 5.700 Einwohnern, die sich auf nur 11 Ge-meinden verteilen, ist der Naturpark MärkischeSchweiz von der Bevölkerungszahl nach Schlaubetalder kleinste im Land Brandenburg. Die durchschnitt-liche Bevölkerungszahl einer Gemeinde ist mit515 Personen sehr gering. Die Stadt Buckow ist mit1.800 Einwohnern die größte, Ringenwalde mit135 Einwohnern die kleinste Gemeinde des Groß-schutzgebietes. Mehr als die Hälfte der Bewohner imGroßschutzgebiet leben in den beiden GemeindenBuckow und Waldsieversdorf (930 EW).

Die Gemeinden des Naturparks hatten von 1991 bis1999 einen Bevölkerungsrückgang von mehr als 3 %zu verzeichnen. Damit gehört die Märkische Schweizzu den sieben Großschutzgebieten mit Bevölke-rungsverlusten. Während mehrere kleinere Gemein-den in dieser Zeit Einwohnerzuwächse, wie z.B. Gru-now mit 25 % oder Garzau mit 17 %, verzeichneten,mussten die beiden größten Gemeinden Buckow(-10 %) und Waldsieversdorf (-13 %) Einwohnerver-luste hinnehmen, die letztlich damit das Gesamter-gebnis der Einwohnerentwicklung des NaturparksMärkische Schweiz bestimmten.

Entscheidend für diese Entwicklung von 1991 bis zumJahr 1999 waren sowohl die im Vergleich zu anderenGroßschutzgebieten geringeren Sterbeüberschüsseals auch die mit minus 15 je 1.000 Einwohner nur halbso hohen Wanderungsverluste. Einerseits hat nebender Märkischen Schweiz nur noch der NaturparkUckermärkische Seen einen negativen Wanderungs-saldo. Andererseits weist der Naturpark MärkischeSchweiz von 1991 bis 1999 mit einem Saldo von nurminus 37 je 1.000 Einwohner nach Nuthe-Nieplitz diezweitgünstigste natürliche Bevölkerungsentwicklungaller Großschutzgebiete auf (GSG insgesamt: -53 je1.000 EW, Land Brandenburg: -46 je 1.000 EW).

Page 37: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

121GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

mit minus 5 % höher als in der Gesamtheit der Groß-schutzgebiete (-3,1 %) und dem Land (-3,8 %).

Aufgrund geringer Entfernungen arbeitet ein Teil derErwerbstätigen der Gemeinden des Naturparks auchim östlichen Umland von Berlin, insbesondere inStrausberg sowie in der Metropole Berlin. Dadurchstieg die Zahl der Arbeitslosen im Zeitraum von 1995zu 1999 in den GSG-Gemeinden mit 37 % etwas ge-ringer an als bei den Großschutzgebieten insgesamtund dem Landesmittel. Die Arbeitslosenquote nahmdeshalb von 1997 bis 1999 sogar um 0,2 %-Punkteab, während sie in den Gemeinden fast aller anderenGroßschutzgebiete zunahm. Sie liegt 1999 mit 19,4zwischen den Quoten vom Land (19,0) und den GSGinsgesamt (20,0).

Im Bereich der Landwirtschaft sind im NaturparkMärkische Schweiz 44 landwirtschaftliche Unterneh-men mit einer durchschnittlichen Flächenausstattungvon 168 ha in unterschiedlicher Betriebsrechtsformund -struktur tätig.

Die landwirtschaftlichen Flächen – vielfach durchreizvolle alte Hecken und Gehölzinseln durchsetzt –werden vorwiegend ackerbaulich genutzt. Auf fast60 % der Landwirtschaftsflächen des Naturparks wirdGetreide angebaut. Der geringe Grünlandanteil von9 % rührt daher, dass im Naturparkgebiet größere Tal-und Niederungslandschaften fehlen. Die überwie-gend hügeligen, grundwasserfernen Böden sind ge-rade bei den geringen Niederschlägen eher für Acker-bau geeignet – und das bei auch dort nur sehr gerin-gem Ertragspotenzial.

Die Altersstruktur der Bevölkerung der GSG-Gemein-den veränderte sich im Naturpark Märkische Schweiz,wie aber auch im Land Brandenburg insgesamt, gra-vierend. So nahm beispielsweise von 1991 bis 1999die Zahl der Personen im Kindesalter (bis unter15 Jahre) um mehr als 38 % ab. Das ist von allenGroßschutzgebieten der mit Abstand höchste Rück-gang (GSG insgesamt: -26 %, Land: -29 %). Der Kin-desaltersanteil liegt im Jahr 1999 im Naturpark mit14,3 % damit trotzdem immer noch geringfügig überdem des Landes (14,1%) und der Gesamtheit derGroßschutzgebiete (14,1 %). Die Zahl der Personenim erwerbsfähigen Alter (15 bis unter 65 Jahre) stiegdagegen um fast 4 %, die der Personen im Renten-alter (ab 65 Jahre) um fast 22 % an.

Die künftige Bevölkerungsentwicklung der Gemein-den im Großschutzgebiet wird nach gegenwärtigenEinschätzungen zum großen Teil vom Einfluss desGeborenen/Gestorbenen-Verhältnisses abhängen.Selbst moderate Wanderungsgewinne bis zum Jahr2015 würden bei den zu erwartenden Sterbeüber-schüssen dennoch einen Rückgang der Einwohner-zahl von bis zu 10 % bedeuten. Dabei ist ein Anstei-gen der Lebenserwartung und auch des Geburtenni-veaus bereits unterstellt. Auch hier ist in den nächstenJahren mit einer weiteren Überalterung der Bevölke-rung zu rechnen.

Die wirtschaftliche Entwicklung im Naturpark warund ist noch heute relativ stark vom naturräumlichenPotenzial abhängig. So sind es neben dem Dienst-leistungssektor/Öffentlicher Dienst vor allem auch dieLand- und Forstwirtschaft und der Tourismus, die inbescheidenem Maße Arbeitsplätze sichern. Der all-gemeine Beschäftigtenrückgang (Arbeitsplatzabbau)fiel im Naturpark Märkische Schweiz von 1996 bis1999 mit unter 6 % (der sozialversicherungspflichti-gen Beschäftigten am Arbeitsort) merklich moderateraus als in der Gesamtheit der Großschutzgebiete mitüber 8 % oder im Land mit über 7 %. Dagegen liegtder Rückgang der Zahl der sozialversicherungs-pflichtig Beschäftigten am Wohnort aufgrund der ho-hen Wanderungsverluste auch von Erwerbsfähigen

Auf den kräftigen Böden des NP Märkische Schweiz sindartenreiche Laubwälder die natürlichen Waldgesellschaften

Spur der Steine: Feldsteinstraße im Naturpark MärkischeSchweiz

Page 38: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

122 NATURPARK MÄRKISCHE SCHWEIZ

Da die historische bäuerliche Landnutzung nur nochselten zu finden ist, hat die Landschaftspflege imRahmen der Agrarumweltprogramme und des Ver-tragsnaturschutzes einen hohen Stellenwert. DieFörderung der Schafhaltung, d.h. die Erhaltung derSchäfereibetriebe und des historischen Schäfer-handwerkes sind dabei von überragender Bedeu-tung. Mit 46 Schafen je 100 ha Landwirtschaftsflächehat der Naturpark Märkische Schweiz mit Abstandden höchsten Schafbesatz aller Großschutzgebiete.Die Schafhaltung wiederum stellt auf die Nutzungmarginalen Ackerlands, weitläufiger Halbtrocken-rasen und eines hohen Anteils von Stilllegungs-flächen ab.

Die Rinderhaltung spielt in den Betrieben eine relativgeringe Rolle, wenn man vom ermittelten Rinderbe-satz von 32 Tieren pro 100 ha landwirtschaftlicherNutzfläche im Vergleich zum Landesdurchschnittbzw. zum Durchschnitt aller Großschutzgebiete mit46 Rindern je 100 ha ausgeht.

Durch die Beweidung von extensivem Grünland (ins-besondere der Trockenrasenflächen mit ihrem be-deutenden Artenspektrum) können die Ziele des Na-turschutzes in der Kulturlandschaft und die landwirt-schaftliche Nutzung kostengünstig und langfristig inEinklang gebracht werden. Die Landschaftspflege mitTieren und durch Mahd sowie die Stilllegung aus öko-logischen Erfordernissen bilden nach wie vor denHauptschwerpunkt des Vertragsnaturschutzes imNaturpark.

Die Herstellung eines den Wald, die Gewässer und dieTrockenrasen umfassenden Biotopverbundes, eineökologische Landnutzung und ein naturverträglicherregional angepasster Tourismus sind die hauptsäch-

lichen Ziele des Naturparks. Die Renaturierung desFließgewässersystems und der Bau von Fischtreppenwurde bereits in Angriff genommen. Besonderes Augen-merk wird zur Zeit auch auf die Sanierung von Dorf-teichen und Söllen im Rahmen der Maßnahmen zurVerbesserung des Landschaftswasserhaushaltes gelegt.

Aufgrund der vielfältigen Landschaftsformen sowiedes teilweise stark bewegten Reliefs in der Märki-schen Schweiz konnte sich die Waldwirtschaft ge-genüber anderen Landnutzungsformen auch aufnährstoffreicheren Standorten behaupten. Damit warund ist eine andere Waldentwicklung potenziell mög-lich, wie die gegenwärtige Baumartenzusammenset-zung sowie die Waldstrukturen zeigen.

Während in den meisten Großschutzgebieten Wald-böden mit einer ziemlich armen Nährstoffausstattungüberwiegen, sind es im Naturpark Märkische Schweizdie kräftigen und mäßig nährstoffhaltigen Böden. Aufdiesen Standorten bilden artenreiche Laubwälder dienatürlichen Waldgesellschaften. Dies ist auch an-hand der heutigen Baumartenstruktur spürbar. DerFlächenanteil der Gemeinen Kiefer liegt mit 67 %deutlich unter dem Landes- und Großschutzgebiets-durchschnitt, was insbesondere der heimischen Ei-chenarten sowie der Rot-Buche zugute kommt. Letz-tere erreicht trotz des vorhandenen kontinentalen Kli-maeinflusses Flächenanteile im Landesniveau. Derrelativ hohe Flächenanteil des Hartlaubholzes wirdhauptsächlich durch die Gemeine Robinie gebildet.

Auch hinsichtlich des Strukturreichtums der Wald-flächen kommen die Standortvorteile zum Tragen.Während im Landesmittel einschichtige Reinbe-stände auf 74 % der Waldflächen anzutreffen sind,liegt dieser Anteil im Naturpark Märkische Schweiznur bei 56 %. Andererseits liegt der Anteil zwei- undmehrschichtiger Mischbestände um das Zweiein-halbfache höher als im Landesmittel.

Eigentumsrechtlich befinden sich die Waldflächenüberwiegend in privater Hand. Als weitere Eigen-tumsart ist der Kommunalwald (Stadtwald Münche-berg) mit gut 10 % Flächenanteil von Bedeutung.

Bei der künftigen Waldentwicklung wird insbesondereder weiteren Ausnutzung der gegebenen Standort-potenziale Beachtung geschenkt. Das Laubholz wirdweiter gefördert, aber auch andere Baumarten in dieGestaltung mit einbezogen. Dafür geben bereits jetztdie Vielzahl der in diesem Naturpark liegenden forst-lichen Versuchsflächen wertvolle Anregungen.

Kinder auf Entdeckungsreise im Besucherzentrum SchweizerHaus

Page 39: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

123GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

Nach der Befragung des Institutes für Tourismus zumBerliner Ausflugsverhalten besuchten im Jahr 1998fast eine halbe Million Berliner die MärkischeSchweiz. Bei mehrtätigen Aufenthalten steht derNaturpark dabei auf Platz Zwei. In der Bekanntheits-skala erreicht der Naturpark Märkische Schweiz nachden Biosphärenreservaten Schorfheide-Chorin undSpreewald sowie dem Nationalpark Unteres Odertalden vierten Platz.

Von der Planungsintensität her weisen die Ge-meinden des Naturparks Märkische Schweiz jeweilsnur geringe, in der Mehrzahl sogar die geringstenWerte aller Großschutzgebiete auf. So haben dieGSG-Gemeinden bis November 1999 nur insgesamt11 Bebauungspläne zur landesplanerischen Bewer-tung eingereicht. Dies entspricht einem Durch-schnittswert von nur einem Plan je Gemeinde (GSGinsgesamt: 2,8; Land: 5,3). Mit rund 31 ha (darunter22 ha Gewerbliche und 3 ha Wohnbaufläche) ent-fallen auf jeden Einwohner nur 55 m2 befürworteteBauflächen (GSG insgesamt: 155 m2; Land: 203 m2).Gemeinsam mit dem Naturpark Niederlausitzer Land-rücken (43 m2/EW) sind dies die geringsten Werte.

Mitte des vorigen Jahrhunderts entwickelte sich dieMärkische Schweiz mit ihrer „Hauptstadt“ Buckow zueinem beliebten Ausflugs- und Erholungsgebietvor allem für die Berliner Bevölkerung. Der Naturparkist bekannt für sein weitläufiges und sehr besucher-freundlich ausgeschildertes Wanderwegenetz. DieNaturparkverwaltung unterstützt die naturverträg-liche Tourismusentwicklung mit der Erstellung vonKonzepten für Verkehr, Radfahren, Reiten und Wan-dern sowie mit erfolgreich laufenden Projekten imökologischen Jugendtourismus und dem Besucher-informationszentrum des Naturparks „Schweizer Haus“in Buckow.

Die Zahl der Übernachtungen und auch die Anzahlder registrierten Gästebetten haben sich im Natur-park Märkische Schweiz von 1992 bis 1999 mehrals verdoppelt. Dies entspricht in etwa auch denEntwicklungen im Land Brandenburg insgesamt so-wie denen in der Gesamtheit der Großschutzge-biete. Die mittlere Verweildauer der Gäste ist mit In-betriebnahme der Kurklinik angestiegen, sie lag1999 bei über vier Tagen (Land: 3 Tage). Die Mär-kische Schweiz gehört zu den vier Großschutzge-bieten, bei denen in den letzten vier Jahren die Aus-lastung der Bettenkapazitäten angestiegen ist. Mitüber 35 % findet sich der Naturpark damit nach denBiosphärenreservaten Flusslandschaft Elbe-Bran-denburg und Spreewald sowie dem Naturpark Nie-derlausitzer Heidelandschaft auf dem vierten Platzwieder (1999). Die Auslastung liegt seit 1995 überdem Durchschnitt der Großschutzgebiete.

In Ruhe genießen: gemächliche Fahrt,schöne Aussichten

Page 40: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

124 NATURPARK NIEDERLAUSITZER HEIDELANDSCHAFT

4.6 Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft

Page 41: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

125GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

Festgesetzte Katasterfläche aller in das GSG einbezogenen Gemeinden nachGroßschutzgebietsfläche km² % Hauptnutzungsarten (2000)Insgesamt 489,6 - km² %darunter: LSG 254,0 51,9 Insgesamt 588,7 100,0 NSG 52,3 10,7 darunter : Landwirtschaft 293,8 49,9 FFH 98,5 20,1 Wald 215,3 36,6 SPA (Vogelschutzgebiete) - - Wasser 14,9 2,5 Jahr der Festsetzung: 1996 Siedlung u. Verkehr 47,9 8,1

Einwohner 1991 1993 1995 1997 1999 1991 - 1999 1991 - 1999 (%)Insgesamt 51.328 50.959 50.127 49.804 49.025 -2.303 -4,5 unter 15 Jahre 10.048 9.244 8.221 7.414 6.613 -3.435 -34,2 15 - 65 Jahre 33.567 33.981 33.978 34.322 34.094 527 1,6 über 65 Jahre 7.746 7.734 7.928 8.068 8.318 572 7,4 Wanderungssaldo je 1.000 EW -7,9 8,2 -1,1 3,4 -6,4 2,6 -Natürlicher Saldo je 1.000 EW -7,3 -7,8 -7,2 -5,9 -5,9 -64,3 -

Einwohnerdichte 1999 Siedlungsdichte Besiedlungsgrad (Anteil Siedlungs- und(EW/km²) (EW/km² Siedlungs- u. Verkehrsfläche) Verkehrsfläche an Gesamtfläche)

83 1.023 8,1%

Gemeinden (31.12.1999) Anzahl % EW %Insgesamt 21 100,0 49.025 100,0 davon: unter 200 EW - - - - 200 - 500 EW 8 38,1 2.523 5,1 500 - 1.000 EW 5 23,8 3.617 7,4 1.000 - 5.000 EW 5 23,8 13.050 26,6 5.000 EW und mehr 3 14,3 29.835 60,9

Arbeitslose 1995 1996 1997 1998 1999 1995 - 1999 1995 - 1999 (%)Anzahl insgesamt 3.417 4.189 5.252 4.825 4.982 1.565 45,8 darunter: unter 25 Jahren 338 382 443 369 390 52 15,4 über 55 Jahre 521 825 1.163 1.230 1.237 716 137,4 Langzeitarbeitslose 1.312 1.016 1.739 2.007 1.794 482 36,7 Arbeitslosenquote* - - 23,0 22,7 23,3 1997 - 1999: 0,3 %-Pkte.

Landwirtschaft Insgesamt (%) Ackerland (%) Grünland (%)Nutzflächenverhältnis 100,0 76,0 24,0Anteil extensiv bewirtschafteter Flächen 13,3 1,5 50,3Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen 0,1 - -

Anzahl Durchschn. Flächenausstattung (ha)207 122

Viehbesatz (Anzahl/100 ha LN) Rinder Schweine Schafe32 8 15

Anbauverhältnis Getreide: 49,8 14,9 Ackerfutter: 19,5(% - Ackerfläche) 14,9 Sonstige: 0,0

Wald / Forstwirtschaft km² % davon: Nadelwald % Laubwald % Mischwald %

Sonst.Flächen %

Wald 201,6 41,0 57,0 12,0 16,0 15,0 Wälder mit Schutzstatus LSG (%): 48,4 NSG (%): 13,8 FFH (%): 18,9 SPA (%): 0,0

Fremdenverkehr 1992 1994 1996 1998 1999 1992 - 1999 1992 - 1999 (%)Anzahl der angebotenen Gästebetten 238 564 784 783 825 587 246,6 Anzahl der Übernachtungen 39.100 121.700 134.500 113.600 121.300 82.200 210,2

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 1996 1997 1998 1999 1996 - 1999 1996 - 1999 (%)Insgesamt am Wohnort 17.598 16.466 16.415 15.768 -1.830 -10,4 Insgesamt am Arbeitsort** 15.170 14.075 13.670 13.134 -2.036 -13,4 Pendlersaldo -2.428 -2.391 -2.745 -2.634 - -

Land-, Forstw., Fischerei

Prod. Gewerbe

Handel, Gastgew.

Verkehr, Nachr.Dienstleistung, Öffentl. Dienst

Insgesamt**

759 4.758 2.332 767 4.478 13.094

Kommunale Bauleitplanung (31.12.1999) Eingereicht GenehmigtAnzahl der B-PläneAnzahl der B-Pläne je GemeindeFlächen in B-Plänen (ha)darunter: Gewerbliche Bauflächen (ha) Wohnbaufläche (ha)Baufläche je EW (m²)

Wohnen und Bauen 1994 1995 1996 1997 1998 1999 1992 - 1999 1993 - 1999 (%)Wohnungsbestand 20.666 20.771 20.927 21.099 21.283 21.464 798 3,9 Fertiggestellte Wohnungen 49 86 138 133 157 124 Wohnungen/1.000 EW 409 414 419 424 429 438

* auf Basis abhängig ziviler Beschäftigter Mitte des jeweilgen Jahres** Differenzen zur Gesamtbeschäftigtenzahl aufgrund von Datenschutzfällen möglich

Niederlausitzer Heidelandschaft

269

Landwirtschaftliche Unternehmen

Eiweispfl./Ölsaaten: Hackfrucht: 0,9 Stilllegung:

Befürwortet

Insgesamt: 687Insgesamt: 422

96 93

521 498 430 275

2,2

106 102 88

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach Wirtschaftszweigen (Juni 1999)

4,4 4,6 46

68 95 116 303

Page 42: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

126 NATURPARK NIEDERLAUSITZER HEIDELANDSCHAFT

Der im Jahr 1996 verkündete südlichste NaturparkBrandenburgs umfasst eine naturschutzfachlich ab-gegrenzte Fläche von rund 490 km2. Mehr als dieHälfte davon gehören zu insgesamt sieben bereitsfestgesetzten Landschaftsschutzgebieten. Knapp15 % des Naturparks werden von 13 Naturschutzge-bieten eingenommen, von denen 60 km2 oder fast13 % bereits festgesetzt sind. Etwa 1.300 ha und da-mit weniger als 3 % sind als Totalreservat und damitals Flächen ohne wirtschaftliche Nutzung geplant. Diegemeldeten FFH-Gebiete, von denen sich 12 voll-ständig und drei teilweise im Großschutzgebiet be-finden, umfassen ein Viertel des Naturparks.

Der Name Heidelandschaft stammt einerseits vonden Offenflächen eines ehemaligen Truppenübungs-platzes im Zentrum des Naturparks, auf denen sichdurch jahrzehntelange militärische Nutzung eine Hei-delandschaft entwickelt hat, und andererseits vonden ausgedehnten trockenen und zumeist mit derKiefer bewachsenen Waldgebieten, die auf den über-wiegend armen Böden zu finden sind. So charakteri-sieren noch heute Namen wie Rückersdorfer Heideoder Dübrichener Heide große Teile dieser fast aus-schließlich forstwirtschaftlich genutzten Flächen desNaturparks. Geformt wurde die dennoch abwechs-lungsreiche und im Vergleich zum nördlichen Bran-denburg wesentlich ältere Altmoränenlandschaftdurch die vor rund 180.000 Jahren zu Ende gegan-gene Saale-Eiszeit.

Im Süden und Westen durchfließt die in Sachsen ent-springende Schwarze Elster das Niederlausitzer Ur-stromtal und begrenzt damit hier in etwa den Natur-park. Die Kleine Elster fließt von Bad Liebenwerda imSüdwesten nach Doberlug Kirchhain im Nordostenmitten durch das Großschutzgebiet. Beide Fließge-wässer bilden zusammen mit der Großen und derKleinen Röder ausgedehnte Niederungen mit Bruch-wäldern, Wiesen und Mooren, wo heute wieder mehrBiber und Fischotter heimisch sind.

Der über einhundert Jahre andauernde Braunkohle-abbau hinterließ im östlichen Teil des heutigen Natur-parks eine beeindruckende und extreme Kultur-landschaft, deren aufgelassene Kippen heute hoch-spezialisierten Heuschrecken- und Käferarten idealeLebensbedingungen bieten. Die Bergbauseen die-nen bis zu 3.000 Kranichen und Tausenden Saat- undBlessgänsen als Schlafplatz. Die Lebensräume fürdas Auerhuhn, Wappentier des Naturparks, sowieweiterer, früher in den weiten Kiefernheiden häufigervorkommenden, altholzbewohnenden Arten wie Rauh-

fußkauz, Schwarzspecht oder Waldschnepfe sollenwiederhergestellt werden. Rekultivierte bzw. nach derBraunkohleförderung aufgelassene Tagebaue wer-den im Naturpark weiter zu Naherholungsgebietenentwickelt oder als Flächen für eine natürliche Suk-zession erhalten.

Die Summe der Gemarkungsflächen aller zum Groß-schutzgebiet zählenden Gemeinden, die ausschließ-lich zum Landkreis Elbe-Elster gehören, beträgt589 km2. Der Naturpark wird von den z.T. dort selbstinvolvierten Städten Doberlug-Kirchhain, Finster-walde, Lauchhammer, Elsterwerda und Bad Lieben-werda begrenzt.

Durch die zum Naturpark zählenden Städte mit ihrenausgedehnten bebauten Arealen und ihrer „industriel-len bzw. Bergbauvergangenheit ist der Anteil der Sied-lungs- und Verkehrsflächen (Besiedlungsgrad) im Un-terschied zu den anderen Großschutzgebieten mitmehr als 8 % überdurchschnittlich hoch. Er liegt zwarüber dem Landesmittel und wird nur noch vom Natur-park Barnim übertroffen, widerspiegelt damit jedochnicht den überwiegend ländlichen Charakter im Innerndes Großschutzgebietes. Mit 50 % Anteil landwirt-schaftlicher Flächen entspricht dieser Nutzungsanteildes Naturparks Niederlausitzer Heidelandschaft demLandeswert, liegt aber über dem Durchschnitt derGroßschutzgebiete insgesamt. Rund 37 % sind wald-bedeckt (Land: 35 %). Der Anteil an Oberflächenge-wässern liegt in einem Altmoränengebiet mit wenigerals 3 % naturgemäß unter dem Landesdurchschnitt.

Die Niederlausitzer Heidelandschaft erscheint mit ei-ner Einwohnerdichte von 83 Einwohnern je km2 (Land:88 EW/km2, GSG insgesamt: 48 EW/km2) ein auf denersten Blick und im Unterschied zu anderen als eineher dicht besiedeltes Großschutzgebiet. Dies ist je-doch, wie bereits ausgeführt, der Naturparkzu-gehörigkeit vor allem der Städte Bad Liebenwerda,Doberlug-Kirchhain und Elsterwerda geschuldet, indenen mehr als 60 % der gesamten Großschutzge-bietsbevölkerung lebt. Ähnlich verhält es sich mit derSiedlungsdichte, die mit über 1.000 EW/km2 Sied-lungs- und Verkehrsfläche um ein Viertel höher als derGroßschutzgebietsdurchschnitt und fast annäherndso hoch wie im Land Brandenburg insgesamt ist.

Auf den Bergbau folgt eine Landschaft im Wandel

Page 43: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

127GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

Die Altersstruktur der Bevölkerung im Großschutzge-biet Niederlausitzer Heidelandschaft veränderte sichähnlich wie in allen Teilen und Großschutzgebietendes Landes Brandenburg z.T. erheblich. So nahm von1991 bis 1999 die Zahl der Personen im Kindesalter(bis unter 15 Jahre) um vergleichsweise hohe 34 %ab (Land: -30 %, GSG insgesamt: -26 %) und die Zahlder Personen im erwerbsfähigen Alter (15 bis unter65 Jahre) um 2 % zu (Land: 7 %, GSG insgesamt:8 %). Der Zuwachs an Personen im Rentenalter (ab65 Jahre) ist mit 8 % nach dem BiosphärenreservatFlusslandschaft Elbe-Brandenburg der zweitniedrigstealler Großschutzgebiete, wobei der Seniorenanteilbereits vor 1991 relativ hoch war. Trotz dieser ver-gleichsweise günstigen Entwicklung hat sich dieAltersstruktur der Bevölkerung der Großschutzge-bietsgemeinden den Landesproportionen angepasst,so dass auch die Gemeinden im Naturpark Nieder-lausitzer Heidelandschaft nicht nur mit dem Problemeiner schrumpfenden Bevölkerung, sondern vielmehrmit der Verschiebung der Altersstruktur zugunstender älteren Jahrgänge zu kämpfen haben.

Die weitere Bevölkerungsentwicklung der Gemein-den im Naturpark wird nach gegenwärtigen Ein-schätzungen auch zukünftig, wie in den ländlichenRäumen des Landes insgesamt, zum großen Teil vomEinfluss der natürlichen Bevölkerungsbewegung unddamit von weiteren hohen Sterbefallüberschüssenbestimmt. Dazu kommen noch, wenn auch nur ge-ringe, Wanderungsverluste bis zum Jahr 2015, wasdann insgesamt einen Rückgang der Einwohnerzahlvon über 10 % bedeuten würde. Diese Entwicklunggeht mit der weiter voranschreitenden Überalterungder Bevölkerung einher.

Die wirtschaftliche Entwicklung im heutigen Natur-park setzte bereits durch Zisterziensermönche im12. Jahrhundert ein. Mit der Gründung eines Klostersim heutigen Doberlug Kirchhain legten die MöncheTeiche an, rodeten und bewirtschafteten Wälder so-wie Äcker und entwässerten Moore. Der Abbau vonBodenschätzen wie Raseneisenstein, Grauwacke,Ton und Torf bestimmten über Jahrhunderte die wirt-schaftliche Entwicklung im heutigen Naturpark. Dievor rund 150 Jahren begonnene Braunkohlegewin-nung wie auch die Folgeindustrien Kohleveredlungund Energiewirtschaft prägten Wirtschaft und Land-schaft dann bis in die DDR-Zeit. Die zahlreichen Ta-gebaue im Südosten zwischen Plessa und Lauch-hammer sowie die um Tröbitz und Domsdorf habennicht nur heute weithin sichtbare Spuren in der Land-schaft hinterlassen, sondern bestimmten die Wirt-

Von der Einwohnerzahl her ist der NaturparkNiederlausitzer Heidelandschaft mit seinen rund49.000 Einwohnern in 21 Gemeinden (Gebietsstand:31.12.1999) nach den Naturparken Westhavellandund Barnim sowie dem Biosphärenreservat Spree-wald das viertgrößte Großschutzgebiet im Land Bran-denburg. Die durchschnittliche Gemeindegröße be-trägt 2.300 Einwohner. Sie ist damit um ein Viertelhöher als der Landesdurchschnitt und resultiert ausder Tatsache, dass ein Drittel aller Gemeinden desNaturparks Niederlausitzer Heidelandschaft die Ein-wohnerzahl von 2.000 überschreitet. Die beidengrößten Gemeinden Bad Liebenwerda und Elster-werda weisen jeweils mehr als 10.000 Einwohner auf.Die kleinste Gemeinde im Jahr 1999 war das seit2001 zu Doberlug-Kirchhain gehörende Dorf Prießenmit 207 Einwohnern. Die Verteilung der Bevölkerungauf Gemeindegrößengruppen unterscheidet sichstark von anderen Großschutzgebieten, wo insbe-sondere der Anteil der in kleineren Gemeinden le-benden Personen bedeutend höher als im NaturparkNiederlausitzer Heidelandschaft mit nur 5 % (GSGinsgesamt: 19 %) ist.

Die Bevölkerungsentwicklung des Naturparks Nie-derlausitzer Heidelandschaft ist von 1991 bis 1999durch einen mehr als vierprozentigen Einwohner-rückgang gekennzeichnet. Das ist zugleich der stärks-te Einwohnerverlust eines Brandenburger Groß-schutzgebietes, wohingegen das Land Brandenburgund die Großschutzgebiete insgesamt um 2 bis 3 %zunahmen. In besonderem Maße Einfluss auf die Ent-wicklung der Bevölkerungszahl des Naturparks hatteder mit 20 % außerordentlich starke Einwohnerverlustder Stadt Doberlug-Kirchhain, während der Einwoh-nerrückgang der größten Stadt des Naturparks BadLiebenwerda geringer als 2 % ausfiel. Nur wenige Ge-meinden blieben im o.g. Zeitraum in ihrer Einwohner-entwicklung stabil oder hatten wie Hohenleipisch so-gar eine Einwohnerzunahme zu verzeichnen.

Ausschlaggebend für die Bevölkerungsentwicklungdes südlichsten Naturparks Brandenburgs war imGesamtzeitraum von 1991 bis 1999 vor allem die ne-gative natürliche Entwicklung (Natürlicher Saldo: -64je 1.000 Einwohner), d.h. es starben jährlich bedeu-tend mehr Menschen als geboren wurden. DieseEntwicklung vollzog sich bei einem leicht positivenWanderungssaldo. Das Großschutzgebiet erzielte inallen Jahren bis 1999 Wanderungsgewinne, wobeidie Zuzüge über die Grenzen des Naturparks seit1991 um 44 % und die Fortzüge nur um 24 % an-wuchsen.

Page 44: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

128 NATURPARK NIEDERLAUSITZER HEIDELANDSCHAFT

schaftsstruktur des Gebietes schlechthin und hattenauch Auswirkungen auf Siedlungsform und -größe.Insgesamt waren hier mehr als 40 Braunkohlegrubenbergamtlich registriert. In sieben Fabriken wurdenBriketts hergestellt.

Während die meisten Tagebaue nach Auskohlung mitihren Restlöchern der Natur überlassen wurden, ent-wickelte man westlich von Grünewalde, wo in meh-reren Gruben bis etwa 1966 Braunkohle gefördertwurde, eine touristisch genutzte, heute sehr reizvollanmutende Bergbaufolgelandschaft, das Grüne-walder Lauch. Dieses in den 1970er Jahren entstan-dene Naherholungsgebiet umfasst mehrere Seen(wovon der rund 100 ha große Hauptsee Bade- undWassersportmöglichkeiten bietet), Zeltplätze, eineFeriensiedlung sowie weitere touristische Infrastruk-tur. Als Technisches Denkmal wird die ehemalige Bri-kettfabrik „Louise“ (in Betrieb von 1882 bis 1991) inDomsdorf ebenfalls touristisch genutzt. Sie gilt heuteals älteste, noch komplett erhaltene Fabrik Europas.

Die Branchenstruktur der Wirtschaft hat sich in denvergangenen Jahren innerhalb des heutigen Natur-parks stark verändert, wobei am Rande angesiedeltegrößere Industrieunternehmen wie in Lauchhammeroder Schwarzheide die Arbeitsmarktsituation der inder Nähe gelegenen Naturparkgemeinden ganz we-sentlich mitbestimmten. Gegenwärtig sind es vor al-lem Unternehmen des Ernährungsgewerbes, derBaustoffindustrie, der Holzverarbeitung, der Glas-und Keramikindustrie, die u.a. in Bad Liebenwerda,Doberlug-Kirchhain, Elsterwerda, Plessa, Schönbornund Tröbitz angesiedelt sind. Mit der MilchwerkElsterwerda GmbH und der Mineralquellen BadLiebenwerda GmbH kommen die beiden heute größ-ten Unternehmen innerhalb des Naturparks aus demBereich des Ernährungsgewerbes.

Die Beschäftigungs- und Arbeitsmarktsituationhat sich in den Gemeinden des Naturparks wie in dergesamten Region seit 1990 sichtbar verschlechtert.Dabei müssen auch benachbarte Wirtschaftsstan-dorte mit einbezogen werden, da zahlreiche Be-schäftigte mit Wohnort in den Naturparkgemeindenals Tagespendler in Lauchhammer, Finsterwaldeoder Klettwitz tätig waren. So zogen diese Betriebs-stilllegungen im Bergbau, der Energiewirtschaft, imverarbeitenden Gewerbe sowie in der Bauwirtschaft,vor allem aber auch das Auslaufen von Bergbausa-nierungsprojekten noch von 1996 bis 1999 den größ-ten Abbau von Arbeitsplätzen in einem Brandenbur-ger Großschutzgebiet nach sich. Die Zahl der sozial-versicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsortnahm in den Gemeinden des Naturparks um fast14 % und damit doppelt so stark wie im Landesmaß-stab ab, die der sozialversicherungspflichtig Be-schäftigten am Wohnort um fast 11 %, was nach demBiosphärenreservat Spreewald den zweitstärkstenRückgang in einem brandenburgischen Großschutz-gebiet bedeutet. Dennoch waren 1999 noch immermehr als 36 % aller Beschäftigten des NaturparksNiederlausitzer Heidelandschaft im ProduzierendenGewerbe tätig (Land: 31 %).

Gleichzeitig mit dem Beschäftigtenrückgang stieg imo.g. Zeitraum die Zahl der Arbeitslosen in den Ge-meinden des Naturparks um 46 % (Land und GSGinsgesamt: 38 %) an und führte im Jahr 1999 mit 23,3zu der zweitschlechtesten Arbeitslosenquote allerBrandenburger Großschutzgebiete (nach Westhavel-land: 24,1).

Die marktwirtschaftliche Strukturanpassung in derLandwirtschaft war in den Gemeinden des Natur-parks ebenfalls mit einem starken Arbeitsplatzabbauverbunden. Zwar ist die Zahl der landwirtschaftlichenBetriebe seit der Einführung der Marktwirtschaftsprunghaft angestiegen, die Zahl der Beschäftigtenging jedoch auf weniger als ein Viertel zurück.

Aufgrund der klimatischen Zugehörigkeit des Natur-parks zum ostdeutschen Binnenlandklima – daslangjährige Mittel der Niederschlagshöhe beträgt561 mm/Jahr, die durchschnittliche Temperatur ist8,5 °C – besteht eine erhöhte Trockenheitsgefähr-dung, die das Ertragsrisiko der Landwirtschaft ver-größert. Die Böden im Naturpark erreichen im Durch-schnitt Bodenwertzahlen von 24 Bodenpunkten. Nurin wenigen Gebieten, wie dem Schraden, stehen derLandwirtschaft Böden mit 31 bis 40 Bodenpunktenzur Verfügung. Die überwiegenden Standorttypen desTechnisches Denkmal Brikettfabrik „Luise“

Page 45: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

129GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

nachhaltige Nutzung auf landwirtschaftlichen Acker-und Grünlandflächen zu schaffen und sie für ein um-weltschonendes Wirtschaften zu gewinnen. Der Ver-tragsnaturschutz und die Unterstützung bei der Ver-marktung regional erzeugter Produkte sind dabeikonkrete Möglichkeiten, um die enge Partnerschaftzwischen den Landnutzern und der Naturparkverwal-tung weiter zu festigen.

Eines der wichtigsten Elemente der Regionalent-wicklungskonzeption des Naturparks ist, das inner-halb vom Naturpark gelegene, größte Streuobstge-biet Brandenburgs zu erhalten und zu entwickeln.Landwirtschaft und Naturschutz, Erholung und Tou-rismus gehen dabei einen gemeinsamen Weg. Im Na-turpark wurden deshalb bisher 2.800 Obstbäume neugepflanzt, so dass gegenwärtig 4.000 Bäume aufrund 70 ha Streuobstwiesen mit finanziellen Mittelnaus dem Vertragsnaturschutzfonds und des Kultur-landschaftsprogramms ökologisch bewirtschaftetwerden. Ziel ist es, insgesamt 150 ha wieder in Nut-zung zu nehmen.

Eingebettet in das Streuobstprojekt entsteht als tou-ristischer Anziehungspunkt der Pomologische Schau-und Lehrgarten in Döllingen. Auf einer Fläche von3 ha werden hier die verschiedensten Obstsorten an-gebaut. Die Besucher können viel Wissenswertesüber den Obstbau erfahren, sie können sich über dieunterschiedlichsten Sorten, über den fachgerechtenBaumschnitt, Baumpflanzung bis hin zum ökologi-schen Obstbau informieren.

Ein weiterer Schwerpunkt in der Arbeit des Natur-parks ist es, die wertvollen Offenlandschaften des ehe-maligen Truppenübungsplatzes „Forsthaus Prösa“

Ackerlandes sind grundwasser- und sickerwasserbe-stimmte Sande sowie Deck- oder Tieflehme. In denFlussniederungen der Schwarzen und Kleinen Elstersowie den Niedermoorstandorten wird vorrangigGrünlandnutzung betrieben. Das Grünland ist be-sonders wichtig für bodenbrütende Vögel (wie z.B.Braunkehlchen, Bekassinen und Kiebitze) und spe-zialisierte Schmetterlinge (wie z.B. den Ameisen-bläuling). Aus naturschutzfachlicher Sicht besonderswertvoll sind die Moore und Niedermoorböden,Feuchtstandorte, Auenböden sowie nährstoffarmeBöden einschließlich der Binnendünen in der Region.Nass-, Feucht- und Frischwiesen und -weiden sowieSeggenwiesen und Hochstaudenfluren sind reich anseltenen und gefährdeten Pflanzen- und Tierarten.

Die Landwirtschaft im Naturpark Niederlausitzer Heide-landschaft ist mit 48 % (25.309 ha) neben der Forst-wirtschaft der größte Flächennutzer. Mit 19.285 hanimmt das Ackerland 76,2 % der landwirtschaftlichgenutzten Fläche ein, der Grünlandanteil beträgt mit6.023 ha 23,8 %. Das Acker- und Grünland wird derzeitvon rund 207 Betrieben bewirtschaftet. Ihre durch-schnittliche Flächenausstattung beträgt 122 ha. AlsUnternehmensform dominiert der Gemischtbetrieb.Extensive Nutzungsformen werden derzeit auf 1,5 %des Acker- und 50,3 % des Grünlandes angewendet.

Das Anbauverhältnis ist stark getreideorientiert undstellt sich seit Jahren ohne wesentliche Veränderun-gen dar. Getreide, Silomais und Stilllegung nehmen80 % der Ackerfläche ein. Kartoffeln, Zuckerrüben undGemüse sind praktisch bedeutungslos.

Beim Viehbesatz dominiert mit 32 Rindern pro 100 ha –davon 7 Milch- und 8 Mutterkühe – eindeutig die Rin-derhaltung, obwohl die Zahl der gehaltenen Rinderimmer noch rückläufig ist. Der Bestand an Schweinen –8 pro 100 ha – und Schafen – 15 pro 100 ha, davon9 Mutterschafe – blieb dagegen relativ stabil. DieSchafherden im Naturpark werden hautsächlich zurLandschaftspflege in Naturschutzgebieten und zurPflege von Dämmen eingesetzt.

Gemeinsam mit den ortsansässigen Landwirten wirdversucht, Beispiele für eine umweltschonende und

Streuobstwiese

Landschaftspflege mit Schafen

Page 46: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

130 NATURPARK NIEDERLAUSITZER HEIDELANDSCHAFT

als großräumige, unzerschnittene und nährstoffarmeLebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten zusichern und nachhaltig zu entwickeln. Viele Maßnah-men, wie Entbuschung, Plaggen, Mähen und Mul-chen von Teilflächen wurden schon durchgeführt, umdiese als „Herz des Naturparks“ bezeichnete Heide-landschaft zu erhalten. So wird das Gelände seit 1996mit einer Herde von 400 Heidschnucken bewirtschaf-tet. Ihre Anspruchslosigkeit lässt sie mit so gering-wertigem Futter wie dem Heidestrauch und demLandreitgras zurechtkommen.

Zwei Teichwirtschaftsbetriebe (Hammerteiche beiDoberlug-Kirchhain und Maasdorfer Teiche bei BadLiebenwerda) sind im Naturpark NiederlausitzerHeidelandschaft tätig. Auf etwa 200 ha Teichflächewerden überwiegend Karpfen, Schleien, Hechte, Bar-sche und Zander gehalten. Ziel ist es, die Struktur-vielfalt der Teichgebiete zu erhalten, die einer reich-haltigen Flora und Fauna mit vielen seltenen bzw. ge-fährdeten Arten Lebensräume bieten. Im Rahmendes Vertragsnaturschutzes werden Maßnahmen zurextensiven Bewirtschaftung der Teiche und Pflege-maßnahmen durchgeführt und vergütet. Seit Jahrenarbeitet der Naturpark sehr intensiv mit der Teichwirt-schaft Hammermühle Lindena zusammen. Im Jahr2001 wurde er als erster Referenzbetrieb des Natur-parks anerkannt.

Als aktiven Beitrag zur Regionalentwicklung organi-siert die Naturparkverwaltung jährlich unter demMotto „Aus der Region für die Region“ ein Diskus-sionsforum, an dem Erzeuger, Verarbeiter und Ver-braucher kontinuierlich teilnehmen. Ziel ist es, ge-meinsame Vermarktungsstrategien für die gesamteRegion zu finden. Grüne Märkte, Bauernmärkte,Kampagnen wie die „Regionale Speisekarte“ sindFrüchte dieses Dialogs.

Auf den Bauernmärkten, wie dem „Grünen Markt“ inElsterwerda, können Landwirte ihre Erzeugnisse di-rekt vermarkten und neue Kunden gewinnen. Dieser„Grüne Markt“ in Elsterwerda sowie die Bauern-märkte in Prestewitz und Oppelhain sind inzwischenTradition und zu Publikumsmagneten geworden.

Für die Forstwirtschaft und Waldpflege hat der Na-turpark Niederlausitzer Heidelandschaft ganz beson-dere Bedeutung, denn außer diesem und dem Na-turpark Niederlausitzer Landrücken hat in den letztenHundert Jahren kaum ein anderer einen so tiefgrei-fenden Landschaftswandel erfahren. Der Abbau dermächtigen Braunkohleschichten hat hier vollkommen

neue Landschaften entstehen lassen, historischeWaldstandorte fielen den Baggern zum Opfer und aufden Kippen entstand eine völlig neue Wald-Feld-Ver-teilung.

Für die Aufforstung der sehr humusarmen bzw. steri-len Kippenböden eignen sich nur Pionierbaumartenwie Kiefer, Birke und andere anspruchlose Arten.Diese großflächigen Rekultivierungsmaßnahmenspiegeln sich u.a. durch einen sehr hohen Flächenan-teil (15 %) des Weichlaubholzes (z.B. Birken,Schwarz-Erlen) wider. Der nach dem Biosphärenre-servat Spreewald hier zweithöchste Weichlaub-holzanteil ist fast doppelt so hoch wie im Mittel derGroßschutzgebiete bzw. des Landes. Er resultierteinerseits aus den Kippenaufforstungen und ande-rerseits aus den im Süden liegenden Bruchwäldernzwischen Kleiner und Schwarzer Elster bzw. Kleinerund Großer Röder. Der Flächenanteil der GemeinenKiefer liegt mit 78 % exakt im Landesmittel und nur3 % höher als im Durchschnitt aller Großschutzge-biete.

Während der Ostteil des Naturparks durch die Braun-kohlentagebaue eine extreme Neuprägung erfuhr,blieb in den anderen Teilen die abwechslungsreicheAltmoränenlandschaft der Saale-Eiszeit erhalten.Auch hier sind von Laubholzinseln durchsetzte großezusammenhängende Kiefernwälder vorhanden. Selbstdie Buche findet unter diesem trockenen, kontinentalgeprägten Klimaverhältnissen vereinzelt ihre ökologi-schen Nischen. Restvorkommen der NiederlausitzerTieflandsfichte künden von einem Siedlungsversuchder Gemeinen Fichte aus dem nahen Hügelland indas vorgelagerte Nord-Ostdeutsche Tiefland.

Mit seinen 37 % Waldanteil repräsentiert der NaturparkNiederlausitzer Heidelandschaft in etwa den Durch-schnitt des Landes. Die Besitzverhältnisse spiegeln dieVerhältnisse des Großschutzgebietsdurchschnittswider. Im Naturpark stehen einschließlich Treuhand-wald 54 % der Waldflächen in privatem Eigentum, inder Gesamtheit der Großschutzgebiete sind es 56 %.Dafür liegt der Landeswald im Naturpark mit 44 % je-doch höher als das Großschutzgebietsmittel (36 %).Kommunales Eigentum an Wald kommt im Naturparknur mit geringen Flächenanteilen vor.

Als Besonderheit des Naturparks ist die bereits er-wähnte Prösa hervorzuheben, einer der größten un-zerschnittenen Traubeneichenwälder Deutschlands,der sich auf dem ehemaligen Truppenübungsplatzbei Bad Liebenwerda erhalten konnte.

Page 47: Die Großschutzgebiete im Land Brandenburg 4 · messen auszugleichen. Einzelbetriebliche Umstruk-turierungen werden beratend und investiv mit den Möglichkeiten des Agrarkreditprogramms

131GROSSSCHUTZGEBIETE: MODELLREGIONEN

Verknüpfung der regionalen touristischen Besonder-heiten mit dem Erleben der umgebenden Natur- undKulturlandschaft als eine weitere Möglichkeit einernachhaltigen touristischen Entwicklung unterstützt.

Erste Erfolge sind bereits sichtbar. So hat sich dieZahl der registrierten Übernachtungen in den Hotelsund Pensionen innerhalb des Naturparks seit 1992verdreifacht. Eine große Bedeutung hat dabei derKurtourismus von Bad Liebenwerda. Das statistischerfasste Bettenangebot stieg hier sogar um rund 250%. Damit nahm das Bettenangebot im Naturpark ins-gesamt wesentlich stärker zu als die Nachfrage, den-noch liegt die Auslastung der Betriebe bei 43 % imJahr 1999 über der aller anderen Großschutzgebiete(Durchschnitt: 34 %) und auch über der des Landes(32 %). Im Vergleich zu den Auslastungszahlen für dieReiseregion Niederlausitz, die bei 23 % liegt, zeigendie Zahlen für den Naturpark doch einen deutlichpositiveren Trend an. Dabei macht sich hier auch diestabilisierende Wirkung des ganzjährigen Kurbetriebsin Bad Liebenwerda bemerkbar. Als Ausflugsziel fürdie Berliner Bevölkerung spielt die Region wie auchder Naturpark nur eine untergeordnete Rolle.

Die Planungsintensität der Gemeinden des Natur-parks erscheint mit 4,4 befürworteten B-Plänen je Ge-meinde zum Stand 31.12.1999 relativ hoch. Sie liegtdamit über der des Landes mit 4,1 und der derSumme der Großschutzgebiete mit 2,3. Dabei be-steht jedoch zwischen den beiden Städten Bad Lie-benwerda und Elsterwerda, in denen sich die über-wiegende Zahl der B-Pläne und mehr als zwei Drittelaller Bauflächen konzentrieren, und den anderen Ge-meinden des Großschutzgebietes ein „planerischerGegensatz“. Unter den Bauflächen befinden sich inBad Liebenwerda z.B. neben mehreren kleinerenWohnbauflächen, die bereits fast alle realisiert sind,zwei Gewerbegebiete mit einer Fläche von insgesamtetwa 50 ha und mehrere Sonderbauflächen, wie diedes Kurzentrums und des Waldbades Zeischa. VierFünftel aller genehmigten Bauflächen in Elsterwerdasind gewerbliche Bauflächen, darunter ein am östli-chen Ortsrand gelegenes, über 150 ha großes Indus-trie- und Gewerbegebiet.

Die Planungsintensität der anderen Gemeinden desNaturparks ist sehr gering, so dass mit 102 m2 befür-worteter Baufläche je Einwohner im Naturpark Nie-derlausitzer Heidelandschaft insgesamt ein nurdurchschnittlicher Bauflächen-Pro-Kopfwert erreichtwird, der weit unter dem Landesmittel (203 m2) unddem Großschutzgebietsdurchschnitt (155 m2) liegt.

Die weitere Waldentwicklung im Naturpark Nieder-lausitzer Heidenlandschaft wird sich auf die ehema-ligen Kippenflächen konzentrieren. Mit der Heraus-bildung waldtypischer Humusformen werden hierauch anspruchsvollere Baumarten in die Flächeneinwandern. Aufgrund des kontinentalen Klimaein-flusses werden sich die Wälder im Süden Branden-burgs deutlich von denen im maritim beeinflusstenNorden unterscheiden.

Der natur- und landschaftsverträgliche Tourismussowie die Naherholung bieten Chancen, im NaturparkNiederlausitzer Heidelandschaft neue Arbeitsplätzezu schaffen bzw. bestehende zu erhalten. Natur- undkulturlandschaftliche Potenziale für einen umwelt-und bildungsorientierten Tourismus sind vorhanden.Der Aufbau touristischer Infrastruktur, z.T. schon zuDDR-Zeiten begonnen, wird seit einigen Jahren mitUnterstützung des Landes forciert betrieben.

Der Aufbau eines Reit-, Rad-, Kremser- und Wan-derwegenetzes hat die Entwicklung eines naturver-träglichen Tourismus ganz wesentlich befördert.Heute durchziehen bereits 280 km ausgeschilderteWanderwege, darunter mehrere Naturlehrpfade so-wie der 35 km lange Elsterwanderweg den Naturpark.Dazu gehört auch, die Siedlungsbereiche durch denErhalt und den Ausbau der historisch gewachsenendörflichen Strukturen zu entwickeln. Zu regionalen At-traktionen zählen der Kräutergarten und die Paltrock-windmühle in Oppelhain, der 600 m lange Naturlehr-pfad „Welkmühle“ von Grünewalde nach Mücken-berg, das einzige Weißgerbermuseum Europas inDoberlug-Kirchhain und nicht zuletzt die BäderstadtBad Liebenwerda mit ihrem mittelalterlichen Kern.Wie auch in den anderen Großschutzgebieten wirdim Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft die

Bad Liebenwerda