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3179 681. J. Traube: Die Grundlagen eines neuen System8 der Elemente. (Vorgetragen in der Sitzung vom Verfasser.) Die Eigenschaften der Elemente sind periodische Functionen des Atomgewicbts. Dieser Satz steht an der Spitze desjenigen Systems der Elernente, welches in den lrtzten Decennien die allgerneinste Anerkennung ge- funden hat. Desserrungeachtet sind aber auch gewisse Miingel des Systems von keiner Seite verkannt worden, und alle Versuche, diese Mange1 zu verdecken, haben zu neuen Mangeln gefiihrt. In verschiedenen Fallen hat ein Element nicht denjenigen Platz im System h e , der ibm auf Grund seiner verwandtschaftlichen Be- ziebungen zukommt. In vielen Fallen ist ein Element m e h r e r e n Elementen aus ver- schiedenen Gruppen ahnlich; im System kann demselben aber nur ein bestimmter Platz angewiesen werden. Endlich spricht die doch immerhin sehr wahrscheinliche Hypo- these von der Einheit der Materie *) sehr dagegen, dms fur die Eigen- schaften der Elemente II ur das Atomgewicht maassgebend sein SOU. Es scheint dem System demnach ein zn cinveitiges Princip zu Grunde 211 liegen. Eine ebenso fundamentale Constante, wie die Masse des Atoms, ist der Raum, welchen das Atom einnimmt. Fiir die Atomvolumina ergebeii aich aber, wie die vorher- gehende Bbhandlung zeigt, mindestens ebenso einfache Beziehungen, wie fur die Atomgewichte. Ich hake den Versuch fiir gerechtfertigt, den Satz: ,Die Eigen- schaften der Elemente sind in erster Linie Functionen ron Atomgewicht und Atomvolumencc an die Spitze eines nruen Elementensystems zu stellen. Wir wiirden zu der Eintheilung in eirre Reihe natiirlicher Familien zuruckgehen. Da ein Element, je nach seiner Werthigkeit, in der betreffenden Verbindungsklasse seinen Platz in verschiedenen Familien erhalt , so empfiehlt sich vielleicht die kurze Bezeichnung mono, di, tri, tetra als Vorsilbe zum Ausdruck der Valenz; z. €3. mono-Kupfer, rn-Cu, di- Quecksilber d-Hg etc. 1) Die in der vorhergehenden Abhandlung besprochenen einfachen Be- ziebungen der Atomvolumina bilden einen neiien Beweis fiir die Blutsver- wandtschaft der Elemente.

Die Grundlagen eines neuen Systems der Elemente

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Page 1: Die Grundlagen eines neuen Systems der Elemente

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681. J. Traube: D i e Grundlagen e ines neuen S y s t e m 8 der Elemente.

(Vorgetragen in der Sitzung vom Verfasser.) Die Eigenschaften der Elemente sind periodische Functionen d e s

Atomgewicbts. Dieser Satz steht an der Spitze desjenigen Systems der Elernente,

welches in den lrtzten Decennien die allgerneinste Anerkennung ge- funden hat.

Desserrungeachtet sind aber auch gewisse Miingel des Systems von keiner Seite verkannt worden, und alle Versuche, diese Mange1 zu verdecken, haben zu neuen Mangeln gefiihrt.

In verschiedenen Fallen hat ein Element nicht denjenigen Platz im System h e , der ibm auf Grund seiner verwandtschaftlichen Be- ziebungen zukommt.

In vielen Fallen ist ein Element m e h r e r e n Elementen aus ver- schiedenen Gruppen ahnlich; im System kann demselben aber nur e i n bestimmter Platz angewiesen werden.

Endlich spricht die doch immerhin sehr wahrscheinliche Hypo- these von der Einheit der Materie *) sehr dagegen, d m s fur die Eigen- schaften der Elemente II ur das Atomgewicht maassgebend sein SOU.

Es scheint dem System demnach ein zn cinveitiges Princip zu Grunde 211 liegen.

Eine ebenso fundamentale Constante, wie die M a s s e des A t o m s , ist der R a u m , welchen das A t o m einnimmt.

Fiir die A t o m v o l u m i n a ergebeii aich aber , wie die vorher- gehende Bbhandlung zeigt, mindestens ebenso einfache Beziehungen, wie fur die A t o m g e w i c h t e .

Ich hake den Versuch fiir gerechtfertigt, den Satz: , D i e E i g e n - s c h a f t e n d e r E l e m e n t e s i n d i n e r s t e r L i n i e F u n c t i o n e n ron A t o m g e w i c h t u n d A t o m v o l u m e n c c an die Spitze eines nruen Elementensystems zu stellen.

Wir wiirden zu der Eintheilung in eirre Reihe natiirlicher Familien zuruckgehen.

D a ein Element, je nach seiner Werthigkeit, in der betreffenden Verbindungsklasse seinen Platz i n verschiedenen Familien erhalt , so empfiehlt sich vielleicht die kurze Bezeichnung mono, di, tri, tetra als Vorsilbe zum Ausdruck der Valenz; z. €3. mono-Kupfer, rn-Cu, di- Quecksilber d-Hg etc.

1) Die in der vorhergehenden Abhandlung besprochenen einfachen Be- ziebungen der Atomvolumina bilden einen neiien Beweis fiir die Blutsver- wandtschaft der Elemente.

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Die erste natiirliche Familie wurde die folgenden Elemente ein- schliessen: H; Li, N a ; m-Cu, Ag, rn-Au, m-Hg.

Einfache Atomgewichtsbeziehungen bestehen hier kaum, das ver- kniipfende Band ist die Gleichheit des Atomvolumens sammtlicher Elemente.

Eine Abzweigung dieser Familie umschliesst das Ammonium und die Elemente Na - K - R b - Cs.

Die Atomgewichtsbeziehungen sind bekannt; die Atomvolumina der 4 Elemente unterscheiden sich um ca. 10 Einheiten, das Volumen des Ammoniums ist gleich dem Atomvolumen des Rubidiums. Das rn- Thallium steht einstweilen i n der Nahe des Kaliums.

Weitere natiirliche Familien sind in der Reihe der Metalle, Pb; Ca, Sr; Ba und Mg, Zn; Cd.

Blei, Calcium und Strontium, ebenso Magnesium und Zink haben gleicbes oder annahernd gleiches Atomvolumen, ebenso die Elemente Baryum und Cadmium, dagegen wurden fiir Ca, Sr-Ba, sowie Mg, Zn - Cd vorllufig nur einfache Beziehungen der Atomgewichte fest- gestellt. di-Eisen hat gleiches Atomvolumen rnit di-Mangan, dGKupfer anscheinend mit &-Nickel; eine genauere Classificirung is t hier, wie bei anderen 2- und 3-werthigen Metallen noch nicht miiglich.

Die 2 Grnppen von je 3 Platinelementen werden anscheinend durch die Gleichheit der Atomvolumina rnit einander zusammenge- schlossen; wenigstens kann dies fiir die Elemente Pt , und P d wie wohl auch Jr als erwiesen gelten. Molybdan und Wolfram haben gleiches Atomvolumen.

In der Reihe der Metalloi'de fanden wir fur Fl- C1; 0 - S; N - P gleiche Atomgewichts- und gleiche Atomvolumendifferenz.

Die Elemente m-C1 - m-Br - m-J, S - Se - Te, P - As - S b Si - Ti - Z r bilden in Bezug auf das Volumen arithmetische Reihen mit anscheinend gleicben oder nicht sehr verschiedenen Differenzen.

Chlor ist mit Brom in den Chloraten und Bromaten, rnit Mangan in den Perchloraten und Permanganaten, Stickstoff rnit Vnnadin, Kohlen- stoff mit Silicium durch Gleichheit des Volumens in entsprechenden Verbindungen verkniipft.

Diese Andeutungen magen geniigen. Es handelt sich bier zu- nachst nur um ein diirftiges Skelett dieses neuen Systems. Weitere zahlreiche Untersuchungen sind erforderlich, insbesondere waren auch die atomaren L6sungsvolumina der Elemente als solche, durch Unter- suchung von Legirungen u. s. w. in den Kreis der Betrachtung zu ziehen.

Aber schon jetzt erkennt man, wie mir scheint, gewisse Vortheile der neuen Eintheilung.

Uie Unebenheiten des periodischen Systems werden beseitigt.

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Selbst d a , wo bei nahe rerwandten Elementen keine einfachen Atomgewichtsbeziehungen auftreten, wird das Band hergestellt durch die einfachen Beziehungen der Atomrolumina.

Die Miiglichkeit der Raumanderung seitens der Atonie, Bder Polysterismusu , steht im innigsten causalen Zusammenhange mit der Thatsache, dass ein Atom seine Eigenschaften, in erster Linie seine Valenz andern kann, und demzofolge seinen Platz in rerschiedenen Familien erhalten muss. Das m - I h p f e r gehiirt zum Silber, das di-Kupfer zum Zink und zurn Nickel.

E s scheint mir, bei voller Ancrkennung desseii, was das perio- dische System geleistet hat, dass das hier rorgeschlagene Princip fur die endgiiltige Festlegnng der Eigenschaftea der Elemente imrner- hin einen Schritt rorwlirts bedeutet.

B e r l i n . Organ. Laboratorium der Techn. Hochschule.

582. G e o r g S t a at 8 : Ueber neue Fundstatten isolirter Gypskrystalle.

(Eingegangen am 22. November.) Bei dem zum Zwecke des Bahnbaues vollzogenen Durchstich

eines Berges, wenige Kilometer von den] bei Crone a. d. Brahe be- findlichen Braiinkohlenwrrkr, der Moltke- Grube, wurde ein von klaren Gypskrystalleii durchsetzter Lehm bei austehenden Braunkohlen gefunden. Da in der Provinz Poseu nur in Inowrazlaw krystallisirter Gyps gefunden wird und zwar, mie niir das Konigl. Salinenarnt mit- theilte, nur in Kliiften , so diirfte das Vorkommen hiesiger isolirter Krystalle zur Charakteristik der geologischen Rildtiog des Calcium- sulfats von Interesse sein.

Obgleich die hier anstehende Kreide und Braunkohle , verrnijge des in letzterer zu Eisensulfat rimgewandelten Schwefelkieses , die Bildung des Gypses bedingt haben mag, so ist es dnch auffallend, dass sich in den Braunkohlen der Moltke-Grube nur wenig Schwefel- kies findet, wlhrend zahlreicbe Knollen ron Eisenoxyd in dem er- wahnten Lehm rorkornmen.

Auch wurde Eisenoxyd an den Zwillingskrystallen anhaftend ge- funden.

Der Lehm, in welchem riele Hunderte ron Krystallen eingebettet waren. ruthielt nach einer yon mir mit Hrn. Apotheker P a u l K o b e s auugelGhrten Analyse: Kalk, Magnesia, Thonerde und Eisen.

Die ron rnir ausgefuhrten Bestimmungnn des specifischen Ue- wichtes an wasserhellen Iirpstallen ergaberi die Werthe 2.418 und 2 35’2, wodurch die vorzugliche Reinheit der Rrystalle charakterisirt ist.