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I. EINLEITUNG DIE HETHITISCHE HERKUNFT DER ETRUSKISCHEN MORPHOLOGIE von VLADIMIR 1. GEORGIEV Nach der antiken Überlieferung (Herodot, Strabo, Servius, Seneca, Solin, Tacitus, Plutarch, Festus u.a.) stammen die Etrusker aus Lydien. Im Etruskischen und Lydischen sind gewisse frappante Verwandtschafts- .züge schon seit langem festgestellt worden (E. Littmann, G. Herbig, A. Cuny, E. Sturtevant, G. Deeters, P. Meriggi, E. Vetter, A. Heubeck u.a.). Nach gewissen schon früher geäusserten Vermutungen, dass Lydisch zur hethitisch-Iuwischen Sprachgruppe gehört (B. Hrozny, H. Bossert, F. Sommer, H. Sturtevant, H. Kronasser, A. Kammenhuber, A. Heubeck, R. Gusmani u.a.), wurde unlängst nachgewiesen, dass das Lydische in einer ·engeren Beziehung zum Hethitischen steht (0. Carruba im Anschluss an F. Sommer und A. Kammenhuber), und zwar wohl als ein späthethitischer Dialekt. Folglich gehört auch das Etruskische zur hethitisch-Iuwischen Sprach- .gruppe, und zwar muss es mit dem Hethitischen enger verwandt sein, wohl als ein späthethitischer Dialekt. Diese tadellose und evidente Schlussfolgerung wurde dann durch den .direkten Vergleich des etruskischen und hethitischen Sprachmaterials veri- fiziert, wobei das Hauptgewicht auf die morphologischen Entsprechungen, welche für die Sprachverwandtschaft am wichtigsten sind, gelegt wurde. Dieser Vergleich bestätigte nun glänzend die obige Schlussfolgerung. Dabei war damit zu rechnen, dass ein gewisser Prozent meiner Zusammenstellungen wenig wahrscheinlich oder verbesserungsbedürftig sein könnte. Bei solchen Arbeiten scheint das leider unvermeidlich zu sein. Das Hethitische bestand also aus zwei (Haupt-)Dialekten: Osthethi- tisch, das in den keilhethitischen Texten vorliegt, und Westhethitisch, das im Lydischen und Etruskischen (auch im Lemnischen) erhalten ist. Dabei

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I. EINLEITUNG

DIE HETHITISCHE HERKUNFT DER ETRUSKISCHEN MORPHOLOGIE

von VLADIMIR 1. GEORGIEV

Nach der antiken Überlieferung (Herodot, Strabo, Servius, Seneca, Solin, Tacitus, Plutarch, Festus u.a.) stammen die Etrusker aus Lydien.

Im Etruskischen und Lydischen sind gewisse frappante Verwandtschafts­.züge schon seit langem festgestellt worden (E. Littmann, G. Herbig, A. Cuny, E. Sturtevant, G. Deeters, P. Meriggi, E. Vetter, A. Heubeck u.a.).

Nach gewissen schon früher geäusserten Vermutungen, dass Lydisch zur hethitisch-Iuwischen Sprachgruppe gehört (B. Hrozny, H. Bossert, F. Sommer, H. Sturtevant, H. Kronasser, A. Kammenhuber, A. Heubeck, R. Gusmani u.a.), wurde unlängst nachgewiesen, dass das Lydische in einer ·engeren Beziehung zum Hethitischen steht (0. Carruba im Anschluss an F. Sommer und A. Kammenhuber), und zwar wohl als ein späthethitischer Dialekt.

Folglich gehört auch das Etruskische zur hethitisch-Iuwischen Sprach­.gruppe, und zwar muss es mit dem Hethitischen enger verwandt sein, wohl als ein späthethitischer Dialekt.

Diese tadellose und evidente Schlussfolgerung wurde dann durch den .direkten Vergleich des etruskischen und hethitischen Sprachmaterials veri­fiziert, wobei das Hauptgewicht auf die morphologischen Entsprechungen, welche für die Sprachverwandtschaft am wichtigsten sind, gelegt wurde. Dieser Vergleich bestätigte nun glänzend die obige Schlussfolgerung. Dabei war damit zu rechnen, dass ein gewisser Prozent meiner Zusammenstellungen wenig wahrscheinlich oder verbesserungsbedürftig sein könnte. Bei solchen Arbeiten scheint das leider unvermeidlich zu sein.

Das Hethitische bestand also aus zwei (Haupt-)Dialekten: Osthethi­tisch, das in den keilhethitischen Texten vorliegt, und Westhethitisch, das im Lydischen und Etruskischen (auch im Lemnischen) erhalten ist. Dabei

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war der westhethitische Dialekt altertümlicher als der osthethitische. Etru­skisch und Lydisch stellen nun zwei westhethitische Dialekte dar, die sich im Laufe der Zeit - zwischen dem XII. und VII. Jhdt. - in zwei selbstän­dige Sprachen ähnlich wie die romanischen aus dem (Vulgär-)Lateinischen entwickelten.

Der endgültigen Annahme der neuen These stehen aber ein paar s u­b j e k t i v e S c h wie ri g k e i t e n im Wege:

1. Die Hethitologen haben keine Ahnung von den Problemen der Etruskologie: denselben ist es nicht klar, was hier als sicher oder sehr wahrscheinlich gelten kann.

2. Etruskologen wie M. Pallottino, A. J. Pfiffig, K. Olzscha, F. Slotty sind keine Hethitologen, sogar keine Sprachforscher.

3. Nach der allgemein herrschenden (massgebenden) Meinung galt das Etruskische als eine nichtindoeuropäische Sprache. Die oben erwähnten Etruskologen (und viele andere) sind "Anti-Indoeuropäisten", d.h. auf Grund der lange Zeit vorherrschenden panmediterranistischen These gehen sie vom vorgefassten Standpunkt aus, dass Etruskisch keine indoeuropäische Sprache sein könnte.

4. In der Etruskologie gilt die etymologische Methode als gänzlich werrufen, wobeiman zwei grundsätzlich verschiedene Verfahrungsarten ver­vechselt: das dilettantische pseudoetymologische Kling-Klang-Verfahren 1

und die wissenschaftliche vergleichend-historische Methode. Es war also gar nicht zu verwundern, als beide Anti- Indoeuropäisten

M. Pallottino und A. J. Pfiffig mit ausführlichen Rezensionen gegen meine These auftraten, deren Bedeutung sie nicht verstanden oder nicht verstehen wollten, da dadurch ihre Grundkonzeptionen gefährdet wurden.

Trotzdem sind diese Rezensionen für meine These insofern wichtig, da sie teilweise zeigen können, was in der Etruskologie als sicher gelten kann. Das ist für Hethitologen und Indoeuropäisten, die keine näheren Kenntnisse der äusserst komplizierten Fragen der Etruskologie besitzen, besonders wichtig.

Tatsächlich sind die Bedeutungen von etruskischen morphologischen Elementen wie -s (-as, -es, -is, -us) Genitivendung, -sa (-asa, -esa, -isa, -usa) und -al Genitivendungen oder Possessivsuffixe (in genitivischer Funktion) ~ -!i}Jt(i) Lokativendung, -!i}Jt(i) Imperativendung, -as und -(i)l Partizipialen­dungen, ca (mit Akk. cn), eJita-, an, in Demonstrativpronomina, mi "ego,. me ", -c(-x) "que", -(u)m "autem" u.a.m. schon seit langem festgestellt

1 Das Musterbeispiel dieses Kling-Klang-Verfahrens ist zuletzt der Deutungs-· versuch der Pyrgi-Inschriften von K. Olzscha (Glotta, XLIV, 1966, S. 60 ff.): vatiexe = Vatic-anus (??), cluvenias = Cluviae ON (??), alsase = "AAcrtot; (??), ~vas von. ~u " 1 " (??), sel-etala = sla-pixun (???) usw. Die Morphologie und die Wortbildung, soweit sie nicht ignoriert werden, sind hier besonders arg misshandelt. Und dies wird. als eine "kombinatorisch-bilinguistisch-strukturanalytische Methode" (S. 106) vorge­führt .

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worden. Wenn ich aber als Zeugen dieser Tatsachen Etruskologen wie E. Lattes, S. Bugge, A. Trombetti, E. Buonamici u.a., welche den Standpunkt der indoeuropäischen Herkunft des Etruskischen vertreten, angeführt hätte, so könnte dies den Verdacht hervorrufen, dass eine vorgefasste indoeuropäi­stische These verteidigt wird. Deshalb habe ich als Zeugen der schon früher festgestellten und allgemein anerkannten Bedeutungen des etruskischen Sprachmaterials absichtlich die Anti-Indoeuropäisten M. Pallottino und A. J. Pfiffig angeführt. Dabei ist es ganz gleichgültig, was dieselben über die hethitischen Entsprechungen meinen, da sie keine Hethitologen (und keine Sprachforscher) sind 2.

Beim heutigen Stand der Etruskologie, wo sich so viele Vorurteile ange­häuft haben, ist eine wissenschaftliche Auseinandersetzung unvermeidlich, sogar absolut notwendig. Die Zusammenstellung der Ansichten über die Erklärung des etruskischen Sprachmaterials und seiner hethitischen Entspre­chungen gibt dem Sprachforscher, der kein Fachmann in der Etruskologie ist, die Möglichkeit, sich besser in diesen Fragen zu orientieren.

Den Kritiken Pfiffigs (Die Sprache, IX, 1963, S. 48 ff.) und Pallottinos (Studi Etruschi, XXXII, 1964, S. 223 ff.) habe ich schon ausführlich geantwortet (Glotta, XLII, 1964, S. 219 ff., Die Sprache, X, 1964, S. 159 ff. und Linguistique Balkanique, XI, 1, 1966, S. 45 ff.). Hier werden nun zuerst die Ansichten und die Einwendungen von A. J. Pfiffig (Glotta, XLIII, 1965, S. 324 ff. : " Altetruskisch - ein späthethi­tischer Dialekt? " und Die Sprache, X, 1964, S. 159 ff. : " Erwiderung an V. Geor­giev") und R. Pfister (Gnomon, 1966, S. 631 f.) kritisch behandelt. Dann werden die Probleme der etruskischen Nominalflexion und ihrer hethitischen Herkunft sy­stematisch dargelegt.

II. FALSCHE EINWENDUNGEN

A. J. Pfiffig nimmt ohne Reserven meine folgenden Feststellungen an (Glotta, XLIII, 1965, S. 325) :

ca

an in mt -.&jti -.&jti -(i)l zin-

Etruskisch

-cvil " Sprössling" o.ä.

Hethitisch

ka-s "hic, haec" (" mit ä h n I ich e r Prono-nominalflexion im Etr. ")

annis "ille, is" eni "id" ammuk " ego, me" griech. -·lh Lokativendung griech. -.&L Imperativendung lyd. -(i)l Partizipialendung zinna- "verfertigen"

2 Der (sophistische) Protest von A. J. Pfiffig (Glotta, XLIII, 1965, S. 325) weist darauf hin, dass er dies nicht verstanden hat: Pfiffig wird bloss als Zeuge für die (un-

J

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Hier hat Verf. eine äusserst wichtige Tatsache verschwiegen: die etru­skische Lokativendung -&/ti entspricht genau der hethitischen Dat.- Lokativen­dung -ti, welche die genaueste Entsprechung der griechischen Lokativendung -&L darstellt. Wie im Griechischen eine Lokativendung -&L neben der Dativ­Lokativendung -L existiert, so ist auch im Hethitischen eine Lokativendung -ti neben der Dativ-Lokativendung -i vorhanden, vgl. heth. ke-ti, ape-ti, api-ti, irhui-ti Dat.- Lokativformen von ka-s " hic, haec ", apa-s " is, ea, ille, illa ", api n. "Opfergrube (Loch im Boden) ", irhui n. "Korb". Die Lokati­vendung griech. -&L = heth. -ti = etr. -&/t(i) stammt aus ide. -dhi und ist echtindoeuropäischer Herkunft.

Weiter hat Verf. folgende wichtige Tatsache verschwiegen: die etru­skische Imperativendung für die 2. Person Sing. -&/t(i) entspricht genau der hethitischen Imperativendung für die 2. Person Sing. -t = griech. -&L, ai. -dM, -hi, vgl. heth. i-t = griech. t-&L = ai. i-hi aus ide. *i-dhi " gehe! " Impe­rativ von *ey- " gehen".

Der Umstand, dass im Etruskischen eine Lokativendung und eine Impe­rativendung -&/t(i) vorkommen und dass dieselbe höchst eigentümliche Be­sonderheit auch im Hethitischen und im Griechischen vorhanden ist, ist ein äusserst wichtiger Beweis für die hethitische und überhaupt für die indoeuro­päische Herkunft des Etruskischen.

In seinem innigen Wunsch, die Argumente der hethitisch-etruskischen Verwandtschaft zu bekämpfen, betont Verf., dass im Hethitischen keine Entsprechungen den etruskischen und lydischen Partizipien auf -(i)l gäbe. Er schreibt: "Ich habe aber keine Identität, kein" = ", angenommen, sondern ... geschrieben: Eine Möglichkeit, etr. Partizipien auf -(i)l mit ähnlichen Bildungen im Lydischen zu vergleichen, besteht" (S. 326 f.). Der Sophismus mit " = " ist hier belanglos. Wichtig ist nur die Tatsache, dass auch Verf. das Vorhandensein eines etruskischen (i)l-Partizips, das schon seit langem festgestellt worden ist, anerkennt. Denn die Zusammenstellung Partizip etr. -(i)l = lyd. -(i)l ist schon seit langem eine bekannte Tatsache. Er fährt dann fort: "Das heth. Suffix -ala- zur Bildung von Nom. ag .... Ich hätte es . . . abgelehnt, ein Suffix von so verschiedener Funktion in die Diskussion!zu ziehen ". Diese Aeusserung weist auf eine Unkenntnis der histo­rischen Sprachwissenschaft hin.

Partizipien auf 1 sind auch im Slawischen, Armenischen und Tochari­schen vorhanden. Dem Verf. scheint unbekannt geblieben zu sein, dass alle diese l-Partizipien aus ursprünglichen Nomina agentis (oder entsprechenden Adjektiva) auf -1- enstanden sind, vgl. ahd. tregil " Träger", sprungal " sa-

gefähre) Bedeutung des etruskischen Sprachmaterials angeführt, nicht aber für die hethitischen Entsprechungen oder für seine subjektive sprachliche Ausdeutung der etruskischen Formen; s. darüber weiter unten.

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liens", griech. fl.Lfl."lJA6~ "nachahmend", enY"lJA6c; "schweigend" usw., wel­che im Deutschen oft durch Partizipien übersetzt werden 3. Die etruskischen und lydischen (i)l-Partizipien stammen also in der vorliterarischen Entwick­lung beider Sprachen regelrecht aus den hethitischen Nomina agentis (und den entsprechenden Adjektiva) auf -(a)la-, wobei -il aus der Form -iy-ala­herzuleiten ist, und zwar mit dem aus dem Hethitischen bekannten Laut­wandel iya > i. Hethitische Beispiele: appaliyala- "trompeur" von appa­liya- " prendre au piege ", miyantiyala- > myiantila- "fertile" von *miyan­tiya-, vgl. miyant- " qui porte ses fruits ", zuppariyala- " porteur de torehe " von zuppari- "torche ", arkammiyala- "joueur de arkammi (instrument de musique) ", vgl. Nadia Va n B r 0 c k, Derives nominaux en 1 du hittite et du louvite (Paris, 1962, S. 87 ff. und 145 ff.), wo die indoeuropäische Her­kunft der hethitisch-Iuwischen l-Formen ganz überzeugend nachgewiesen ist. Etruskische Beispiele:

Etr. asil "amans" 4 ist ohne weiteres aus heth. *assi(y-a)-la-s Nomen agentis (oder Adjektiv) auf -l- von assiya- " lieb sein" = h.-h. asi- " lieben" herzuleiten: iya > i ist eine bekannte hethitische (und etruskische) Lautent­wicklung, vgl. oben miyantila- aus miyantiyala-. Die hethitische Endung -a-s « ide. -o-s) der Stämme auf -la-, -ra- (-na-, -ma-) wurde in der vorlite­rarischen Entwicklung des Etruskischen in -l, -r (-n, -m) reduziert, und zwar in derselben Weise wie lat. ager aus *agro-s, alat. famul = osk. famel = lat. famulus, spätlat. Mascel, jigel u. dgl., s. darüber weiter unten.

Etr. -xvil, -cvil " Sprössling" (in Komposita wie .&an(a)-xvil, .&an-cvil = Tanaquil, Tins-cvil, s. A. J. P f i f f i g, a.a.O., S. 325) stammt aus heth. *hüya-la-s Nomen agentis oder Adjektiv auf -l- von hüya- "laufen, fliehen; wachsen": Lautwandel (i)ya>i. Die semantische Entwicklung ist klar: " Läufer" > " Läufer eines Baumes" > " Sprössling". Diese Deutung fand eine Bestätigung in der unlängst gefundenen Inschrift aus Pyrgi: in avil­xval "anniversarius" stammt -xval durch Kontraktion (aya > a) 5 und Apokope aus älterem *h(u)wayali (n.) und entspricht genau heth. huwayalli­" laufend (?), eilend (?) ".

Gegen die evidente Identität der hethitischen und etruskischen Geni­tivendung -(a)s wendet Verf. folgendes ein: "Ich habe ni r gen d s ge­sagt, dass heth. -as = etr. -(a)s, Gen sing., ist. Das Etr. hat ein Genitivsuffix -s (siehe clan "Sohn", Gen. clen-s; .&esan " Aurora", Gen . .&es(a)n-s; avil

3 Vgl. K. B r u gm an n, Kurze vergleichende Grammatik der indcgermanischen Sprachen, Berlin und Leipzig, 1922, S. 318 f. und 333; A. Me i 11 e t, Esquisse d'une grammaire comparee de l'armenien classique, 2. Aufi., Wien, 1936, S. 128 ff.; W. Kr aus e-W. T h 0 m a s, Tocharisches Elementarbuch, I, Heidelberg, 1960, S. 261.

, Darüber s. V. Ge 0 r g i e v, Hethitisch und Etruskisch, Sofia 1962, S. 17. 5 Vgl. heth. sallayas > sallas Gen. von salli-s " gross ", suppaya> suppa Dat.­

Lok. von suppi-s " rein" u. dgl.

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" Jahr ", Gen. avil-s), das aber oft, z.B. vor l, m, s, einen anaptyktischen Vokal vorstellt, z.B. vel (PN), Gen. vel-u-s; m~lum tI Gau" o.ä., Gen. me&­lum-e-s; jufluns (Göttername), Gen. jujluns-u-l; sex tI Tochter", Gen. sex-i-s. Eine Identität mit dem heth. Gen. auf -as besteht also ni c h t ." (S. 326).

In dem angeführten Text gibt es ein (absichtliches?) Missverständnis und einige verfehlten Behauptungen, die auf ungenügende sprachwissen­schaftliche Kenntnisse hinweisen. Das Missverständnis besteht in folgendem: in meiner Arbeit ist Verf. nicht für die Zusammenstellung selbst heth. -as =

etr. -(a)s zitiert, sondern als Zeuge, dass im Etruskischen ein Genitiv Singular auf -(a)s existiert. Denn seine persönliche Meinung über die hethitische Geni­tivendung -(a)s ist für unsere Zusammenstellung belanglos: wichtig ist nur die Tatsache, dass im Etruskischen und im Hethitischen eine Genitivendung -(a)s vorhanden ist.

Dabei hat Verf. verschwiegen, dass im Etruskischen zahlreiche Ge­nitive auf -as (-as) vorkommen: Tinas (VI./V. ]hdt.), Unias (V. ]hdt.), Velxaias, Marcias, Ram(a).&as, 0anas, Ceienas usw. von Tin, Uni, Velxai, Marei, Ram(a).&a, 0ana, Ceiena. Er würde vielleicht einwenden, dass er das a der etruskischen Genitivformen wie Tin-as von Tin als einen anaptykti­schen Vokal zu erklären versucht hat. Die etruskischen Genitive auf -as sind aber eine Tat s ach e, dagegen ist Pfiffigs Erklärungsversuch nichts an­deres als eine (verfehlte) subjektive Behauptung: Pfiffig erkennt also die Tatsache an, dass im Etruskischen Genitivformen auf -as existieren, sein Erklärungsversuch dieser Formen ist aber für uns belanglos.

Verf. schreibt weiter ausdrücklich: tI Die (alt- und jungetruskische) Endung des Gen. ist ... nicht -as, sondern -s mit oder ohne anaptyktischem ... Vokal, vgl. clan/elens, vel/velus, sexjsexis, vel.&urjvel.&urus u.v.a.m. Dieser s-Ge­nitiv findet sich bei allen Substantiven und bei männlichen Namen, die nicht auf Dental oder Sibilant ausgehen, und bei den weiblichen Vornamen auf -a (ram.&a), -ia (lar.&ia), -u (ravn&u) und -l (tanxvil). Die Gründe für die Ausnahmen sind nicht klassifikatorischer, sondern meist rein euphonischer Natur. Eine Scheidung in a-, U-, i-Stämme ist im Etr. augenscheinlich ni c h t durchführbar. " (S. 331).

Die Behauptung, dass die verschiedenen etruskischen Genitivendungen -as (vgl. Tin-as Gen. von Tin, Uni-as Gen. von Uni, Velxai-as Gen. von Velxai), -is (vgl. sex-is Gen. von sex), -us (vgl. Vel-us Gen. von Vel, Vel.&ur-us Gen. von Vel.&ur) anaptyktische Vokale enthälten, bedeutet dasselbe, wie zu behaupten, dass im Lateinischen die Genitivendung bloss -s sei und -(a)s (arch. jamilias), -es (alat. Apolones = Apollinis, Veneres = Veneris), -is (eivis), -os (inschr. Diovos), -us (senatus, totius; inschr. Venerus = Veneris, Cerems = Cereris, Kastorus = Castoris, Caesarus = Caesaris, patrus = pa­tris, regus = regis) verschiedene anaptyktische Vokale enthälten.

Die Behauptung, dass es sich um anaptyktische Vokale handelt, wird durch Formen wie Uni-as Gen. von Uni, Velxai-as Gen. von Velxai u.dgl.

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widerlegt. Um seine verfehlte Vermutung aufrechtzuerhalten, ist Pfiffig gezwungen, Formen wie *Unia zu rekonstruieren 6, was ganz unwahrschein­lich ist. Tin-as, Uni-as, Ve1xai-as u. dgl. sind Genitive von Tin, Uni, Vel­xai: sie haben die Genitivendung -as ebenso wie die hethitischen Formen sah­han-as Gen. von sahhan n. " Lehen ", ha1kiy-as Gen. von ha1ki-s c. " Getreide", lingai-as Gen. von 1ingai- c. "Eid ", s. weiter unten.

Ferner schreibt Verf.: "G. gibt weiter an, ich hätte die Gleichung ange­nommen: "Heth. -iyas, -ayas (Gen.), -iya (Dat.) = altetr. -(a)ia (Gen., S. 60) und -(i)ia Gen.-Dat. " Dies ist unrichtig; ich habe (Kritik 60) betont, dass das Suffix des altetr. Gen. -ia (nicht -aia 1) sei; ferner, dass es nicht ty­pisch weiblich sei, sondern auch zur Bildung des Genitivs männlicher PN auf .& und s verwendet werde. Von einem Dativ habe ich überhaupt nicht gesprochen, da es im Etr. anscheinend !keinen gibt; der "Genitiv" auf -1 und -s ist. .. ein Obliquus, der die Funktionen unseres Gen. und Dat. ausübt." (S. 326).

Verf. hat richtig meine Worte zitiert, doch er hat sie falsch verstanden. Aus dem Text ist ohne weiteres klar, dass er bloss für die Annahme, dass altetr. -(a)ia Gen. ist, und zwar nicht für die Gleichung selbst, zitiert wurde; steht ja S. 60 nicht am Ende des Satzes, sondern nach den Worten" altetr. -(a)ia (Gen." Ausserdem habe ich nicht behauptet, dass die Endung -ia typisch weiblich sei. Entgegen der Behauptungen des Verf.s glaube ich aber beweisen zu können, dass im Etruskischen ein Genitiv auf -(a)i-as und ein Dativ auf -(a)i-a, -(i)i-a vorhanden sind, s. weiter unten.

Wie Verf. die etruskische Morphologie misshandelt, zeigt folgende Behaup­tung: "Formen wie se1vans1, culSans1 sind 1-Genitive ... mit "Nominativ -s ", also selvan-s-1, culSan-s-1 ... " (S. 330). Vom sprachwissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet ist es aber ganz unwahrscheinlich zu vermuten, dass zu einer vorhandenen Nominativendung (s) eine Genitivendung (1) hin­zugefügt werden könnte. Es ist dasselbe, wie zu behaupten, dass griech. CPUA(x~L, yf.Y(X(jL (Dat. Plur.) i-Dative mit "Nominativ-s" von CPUA(x~, yf.ycx.; seien.

Ein weiteres Beispiel für diese Misshandlung der etruskischen Morpho­logie ist folgendes: TLE 6 (patera) cupe veliesa wird vom Verf. durch" Cupe Velie" übersetzt." (S. 329). Hier lasse ich die Tatsache beiseite, dass cupe auf fünf G e f ä s s ins c h r i f t e n vorkommt und deshalb auf Grund von kombinatorischen Erwägungen besser durch "patera, Becher" (= XU7t"Y)

Pallottino) zu übersetzen und nicht (nach Slotty) als Personennamen auf­zufassen ist. Wenn er aber ausdrücklich annimmt, das velida "ein possessives Adjektiv" ist, so kann es nicht" Velie ", sondern nur " des Velie" über­setzt werden. In der Tat ist der etruskische Text ganz klar: " patera Velii ",

• Vgl. A. J. P f i f f i g, Uni-Hera-Astarte, Wien-Köln-Graz, 1965, S. 38: " unias : Gen. von ·unia, Nebenform von uni" (??).

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vgl. CIE 2702 hasti. salvinei. veliesa "Hastia Salvinia Velii (seil. filia sive uxor) ", TLE 18 (aryba1lus) nipe veliies " aryballus Velii" (vgl. den lat. PN Velius) ; 7 Veliesa, -sa und Veliies sind Genitivformen, s. weiter unten.

Ein weiteres Beispiel. Für seine ganz unwahrscheinliche (von E. Vetter übernommene) Vermutung, dass na-l der Plural der Adj. auf -na sei, beruft sich Verf. auf etruskische Ortsnamen wie Tarxnal-, Velznal: " ... rasnal, mit na-l, dem Plur. der Adj. auf -na, der besonders bei pluralischen Ortsna­men wie tarxnal- "Tarquinii ", velznal " Volsinii" u.a. gut erkennbar ist. " (S. 330). Bei dieser Behauptung hat Verf. folgendes übersehen. Er meint, wenn lat. Tarquinii, Volsinii im Plural sind, so sollen auch Tarxnal-!&(i) (eigtl. Lok. Sing.) und Velznal im Plural sein. Erstens stellen aber lateinische Ortsnamen im Plural wie Tarquinii (seit Cicero), Volsinii (seit Livius) aller Wahrscheinlichkeit nach spätere Umbildungen aus älteren Lokativen dar, vgl. Fundi, Velitrae, Memphi, Clusium, Lok. Clusii > italien. Chiusi u.a.m. 8

Zweitens weisen die kombinatorischen Erwägungen, dass Velznal kein Orts­name ist, sondern ein Ethnikon (oder ein daraus entstandener Familienname) sein muss. Hier sind die Inschriften, in denen dieser Name vorkommt:

CIE 2421 (Clusium; olla cineraria) velia. san!&atnei velznal " V. S. Vol­siniensis ".

CIE 2650 (Clusium; oHa sepulcralis) !&a. p~trnei. <v)elzn(a)l "Tha­(na) Purnia Volsiniensis".

CIE 5473 = TLE 138 (Tarquinii; sarcoph. mul.; IV-I saec.) - --J (.!z~)zen < !l$e. > velznal(e)[.] - - - " ... Volsiniensis ... "

CIE 4664 (Arretium; operculum ossuarii) arnza: anaini J arn!&alisa: velsnal " A. A. Aruntis (seil. filius) Volsiniensis".

CIE 448 (Cortona; ossuarium) laris aneini J velsinal "L. A. Volsi­niensis ".

CIE 784 (Clusium; operc. oss.) a. raufe. a. <v)e(l)sinal " A. Rufus A. (seil. filius) Volsiniensis".

Diese Erklärung von Velzn-al "Volsini-ensis" wird durch die Inschrift CIE 5269 laris. papa!&nas: velznax "Laris Papathni Volsiniensis" bestä­tigt, wo V elzn-ax ein Ethnikon darstellt, vgl. TLE 300 eneve J tarxunies J rumax "Gnaeus Tarquinii (= Tarquinius) Romanus ". Sie ist auch durch die Inschrift CIE 4334 !&ania. velzinasia " Thanae Volsiniensi (Dat.) " bestä­tigt, wo -asi-a (Dat.) die genaue Entsprechung vom hethitisch-luwischen Possessivsuffix -assa/i- ist 9. Die Bildung von Ethnika durch das Possessiv-

? Vgl. auch F . SI 0 t t y, Beiträge zur Etruskologie, Heidelberg, 1952, S. 181. 8 Vgl. Leumann-Hofmann, Lat. Gr., S. 273. • In derselben Sprache können Ethnika von demselben Ortsnamen durch verschie­

dene Suffixe abgeleitet werden, vgl. lat. Tarquinius und Tarquiniensis, griech. TapX\lVLOC;,

TapxuvLe:UC; oder Tapxuvt't"Y)c; (St. Byz.), lat. Caeres, -etis oder -itis und Caeretanus von Caere u.a.m. Das Ethnikon auf der lemnischen Stele <J)oki-asi-al-e " <J)cuxaioL, <J)cuxa(L)e:ic; "

= heth. *Puki-assi-all-es Nom. (Akk.) Plur. stellt eine Ableitung von Woke Dat.-Lok.

Die Hethitische Herkunft der Etruskischen Morphologie 63

suffix -al ist auch durch die Inschrift TLE 296 (paries sepulcr. ; supra trium Troianorum imag.) truials "Troiani" bestätigt: truial-s ist Nom.(-Akk.) Plur., Ethnikon von truia "Troia " (TLE 74) ; -al-s ist = heth. -all-es Nom. Plur. (bzw. -all-us Akk. Plur.). Dieselbe Bildung stellt auch Xaireals (TLE 321) Nom.-Akk. Plur. oder Gen. Sing. Plur., Ethnikon von Xaire-10 = lat. Caere, dar 11.

Die Deutung des etruskischen Ortsnamens Tarxnal-&(i) (-&i ist = heth. -ti Lokativendung) ist schon von Strabo, Steph. Byz. und Eust. gegeben. Die Stadt TCXPXUVLCX oder TcxPX6>VLOV (= lat. * Tarquinium, Lok. Sing. > Nom. Plur. Tarquinii) soll nach dem Namen eines Heros (T&pxwv, Tckpxwv) der mit Tyrrhenos nach Etrurien gekommenen L y der benannt sein. Diese Erklä­rung ist im Grossen und Ganzen richtig: Tarxnal- < *Tarxun-al- 12 stammt aus heth. * Tarhunallaji-, einer Ableitung vom Namen des höchsten hethi­tisch-Iuwischen Gottes Tarhun(t)a-,13 und bedeutet "der dem Tarhun(t)a­gehörige (gewidmete) Tempel (Ort u. dgl.) ": das ist dieselbe Bildung wie griech. 'A7tOAAWV-LCX und' A7tOAAWV-LOV, ~icx und ~LOV, 'HPCXLCX und 'HPCXLOV u. dgl.

S. 330 schreibt Verf.: "In" Hethitisch und Etruskisch" (S. 15) hatte G. noch angegeben, dass heth. -si" is, ea, id" sei; wenn er nun ramu&asi als Da t i v "Ramuthae suae " bezeichnet, dann hat er wenigstens meinen Hin­weis (Kritik 56), dass heth. -si n ich t "is, ea, id", sondern "ei, suo" sei, zur Kenntnis genommen ". Diese Äusserung zeigt klar, dass Verf. weder die Tatsachen der hethitischen Grammatik kennt, noch meine These verstan­den hat oder verstehen will. Ich habe vom Verf. nichts zur Kenntnis genom­men, da im Hethitischen sowohl das Pronomen si- " is, ea, id " und -si" ei ", als auch das Possessivpronomen -si- "suus" existieren. Dabei zeigte ich (Heth. u. Etr., S. 15, § 13 und § 14 und Linguistique Balkanique, XI, 1, 1966, S. 35, 37, 38 und 40), dass diese eigentümlichen hethitischen Pronomina ihre genauesten Entsprechungen im Etruskischen haben, was für den Beweis der engsten Verwandtschaft bei der Sprachen ausserordentlich wichtig ist. Gegen

"(ev) <I>WK(Xtqt oder <I>61Kn" (ai- oder i-Stamm) durch die Verbindung beider possessi­ven Suffixe dar. Solche Bildungen kommen oft vor, vgl. lat. -it-änus. Vgl. auch Muri­nasie (TLE 359) "Murin-enses ", s. V. Ge 0 r g i e v, Hethitisch, Lydisch, Etruskisch, Linguistique Balkanique, XI, 2, 1967, s. 14.

10 Altetr. * Xaisrai (V. ]hdt.) > später Xaire-, s. V. Ge 0 r g i e v, 'Linguistique Balkanique', XI, 1, 1966, S. 52.

11 Pfiffig vermutet in Xaireals einen Gentilnamen Chairi (S. 331), der im Etruski­schen nicht existiert.

Dieselbe Bildung stellt das Ethnikon Morinail "MUpL\I(XrO~,-OL" auf der lemnischen Stele dar : es ist eine Ableitung von Morinai- (ai-Stamm) und entspricht heth. * Mu­rinai(y)alla/i-: -ail- stammt aus -ai(y)-alla/i- mit dem bekannten Lautwandel i(y)a>i, vgl. etr. su&il " zum Grab gehörig" aus *suftial < heth. *supti(y)-alla/i- .

12 Die ältere Form Tarxun- ist im Namen Cneve Tarxunies Rumax (TLE 300) belegt. 13 Heth. *Tarhunna- = dIM-unna-, vgl. E. La r 0 ehe, Dictionnaire de la langue

louvitc, Paris, 1959, S. 127; ds., Les noms des Hittites, S. 289.

I

-64 Vladimir 1. Georgiev

eine solche willkürliche Behandlung meiner Darlegung passen gerade seine eigenen Worte: Pfiffig schreibt mir" Annahmen zu, die ich nicht gemacht habe, und gibt andere unrichtig wieder. Gegen ein solches Vorgehen muss ich aus wissenschaftlichen und auch persönlichen Gründen protestieren".

Es scheint, dass Verf. nicht gut unterscheiden kann, was eine Tat­s ach e und was eine sub j e k t i v e B e hau p tun g ist. So z.B. schreibt er Die Sprache, X, 1964, S. 170: "Hier muss ich G. belehren, dass larfitia =

larfit(i)al sowohl der Gen. von larfit als auch der von larfiti sein kann. Die Ent­scheidung fällt mit dem auf ihn folgenden Gentilnamen. Ist dieser als männ­I ich erkennbar - und darüber bestehen keine Zweifel, - dann ist lar­fitia(l.) ... männlich. Man vgI. TLE 242. 245. 248. 252. u.a. ". In dieser Be­hauptung ist fast alles verfehlt. Larfit(i)ia ist kein Genitiv, sondern der regel­rechte Dativ (oder AbI.) von Larfiti, und der regelrechte Dativ (oder AbI.) von Larfit ist Larfita; Larfitia kann auch Dativ (bzw. AbI.) von Larfit sein, und zwar an alogisch nach den i-Stämmen u. Larfitial (28mal) ist kein Geni­tiv von Larfit, sondern das Possessivadjektiv von Larfiti; das Possessivadjek­tiv von Larfit ist Larfital (87mal); Larfitial kann teilweise auch "Lartis" bedeuten, und zwar analogisch nach Larfitia = Larfita Dat.-AbI. von Larfit (s. weiter unten). In den vom Verf. angeführten Inschriften TLE 248 mi larfitiia camus - - - und TLE 252 mi larfitia sufitienas ist auf Grund der " Gen­tilnamen" nicht über das Geschlecht des Vornamens zu schliessen, da diese Namen u- bzw a-Stämme im Genitiv darstellen: 15 Camus und $ufitienas be­deuten " des Camu " und " des Sufitiena ". Die Schreibung selbst weist darauf hin, dass Larfiti-ia eher von Larfiti als von Larfit stammt: "Ego (sum) Lar­tiae Camus. " Dagegen kann Larfitia in TLE 252 sowohl von Larfiti, als auch von Larfit sein, da der "Gentilname " nichts anderes als "des Sufitiena" bezeichnet, s. darüber weiter unten.

Das Sonderbarste in den logischen Überlegungen Pfiffigs ist folgendes: Er nimmt an, dass im Etruskischen und im Hethitischen gewisse identische morphologische Elemente vorhanden sind (S. 352). Er gibt zu, dass" irgend­welche Beziehungen zu gewissen Erscheinungen im Heth . . . bestehen ... " (S. 332). Er lässt aber ausser acht die ausserordentlich wichtige Tatsache, dass die erwähnten Elemente echtindoeuropäischer Herkunft sind. Er vernach-

14 Vgl. lat. AbI. Sing. sapiente und sapienti, Gen. Plur. amantum und amantium u. dgI.

15 Im Etruskischen erscheinen die Gentilnamen = Familiennamen im Genitiv oder im Nominativ, vgl. z. B.: eIE 5386 lar!;}/ velxa und eIE 5354 arn!;}: velxas, eIE 2535 aule: pesna und eIE 374 arun!;} pesnas, eIE 1446 vel: umrana: arn!;}alisa und eIE 1448 arn!;}: umranas: velusa. Vgl. auch Eva F i e sei, Das grammatische Geschlecht im Etruskischen, Göttingen, 1922, S. 70: "(Gruppe) 1. Der Gentilname tritt ohne diffe­renzierende Endung hinter den weiblichen Vornamen. Er zeigt -s wie die Masculina. (Ob Nominativ- oder Genitiv-s lasse ich unentschieden). Beispiel: eIE 5104 vel ct/-ezus, eIE 5103 !;}anucvil cnzus. (Die Grabschriften von Geschwistern? oder Gatten ?). "

Die Hethitische Herkunft der Etruskischen Morphologie 65

lässigt eine weitere wichtige Tatsache, nämlich die Überlieferung des Alter­tums, dass Etruskisch mit Lydisch verwandt ist. Er ignoriert die Tatsache, dass Lydisch zum Hethitisch-Luwischen gehört. Er überspringt das alles und sucht Verbindungen mit dem ferneren Osten, mit Protohattisch (S. 332) oder mit Chaldisch - Urartäisch (Die Sprache, IX, 1963, S. 49), dem N ach­kommen des Hurritischen (Mitannischen). Dabei kümmert er sich gar nicht darum, dass Protohattisch eine präfigierende Sprache ist, so dass ihre Morpho­logie von jener des Etruskischen ganz abweichend ist. Ausserdem ist das Hurritisch-Urartäische heute besser bekannt, um ohne weiteres sagen zu können, dass es mit dem Etruskischen nicht verwandt ist. Das Haupthin­dernis, das Etruskologen wie Pfiffig und Pallottino den Weg zum richtigen Verständnis der Tatsachen absperrt, ist also die vorgefasste mediterranisti­sche und anti-indoeuropäistische These.

Ich habe weder Lust, noch freie Zeit und Raum, um mich mit allen willkürlichen Behauptungen Pfiffigs zu beschäftigen. Hier werde ich nun zu zeigen versuchen, dass die etruskische Nominalflexion (Morphologie des Nomens), die vielen Etruskologen so sonderbar und fremdartig aussieht, in der Tat nichts anderes ist als eine Weiterentwicklung der hethitischen Mor­phologie. Das Etruskische sieht" eigenartig" aus, wenn man darüber auf Grund des Lateinischen und Griechischen urteilt. Jede einzelne indoeuro­päische Sprache hat aber ihre eigene Spezifik. Der" eigenartige Sprachcha­rakter des Etr. " (P f i f f i g, a.a.O., S. 332) ist nichts anderes als die ererb­ten Eigentümlichkeiten der hethitischen Sprache.

Bekanntlich sind in beiden epochemachenden Arbeiten von B. Hrozny, wo er zum ersten Mal die indoeuropäische Herkunft des Hethitischen bewies, viele Ver­mutungen überholt. In solchen bahnbrechenden Arbeiten, wo man nur" tastend in der Dunkelheit" vorwärtsgeht, sind neben den sicheren und sehr wahrschein­lichen Deutungen auch weniger wahrscheinliche und sogar falsche fast unvermeid­lich. In meiner Arbeit Heth. u. Etr. sind ebenfalls wenig wahrscheinliche Deu­tungen zu finden; manches kann falsch sein, wie z. B. die Deutung von acsi als ein Verb statt PN. Hier werden aber hunderte von Wörtern, Personennamen und Fle­xionsendungen behandelt. Wenn R. Pfister (Gnomon, 1966, S. 631 f.) bloss auf 'Grund der Deutung von acsi und 5 anderen nicht besonders wichtigen Fällen ein ,ganz ablehnendes Urteil über das ganze Buch spricht, so zeugt das bloss für eine vorgefasste "anti-indoeuropäistische" Meinung. Dabei zeigen die anderen 5 Ein­wendungen, dass er weder meine These gut verstanden hat (oder verstehen wollte), noch das etruskische Sprachmaterial gut kennt.

Gegen meine Deutung der Bedeutung von tinscvil (welche sogar vom " Anti­Indoeuropäisten " A. J. P f i f f i g, Glotta, XLIII, 1965, S. 325 angenommen wird) behauptet Verf., dass es "Gabe für Zeus o. ä." heisst (nach Pallottino). Seine Erklärung ist aber durch die Tatsache widerlegt, dass tinscvil neben tinia, dem Zeusnamen, erscheint: TLE 258 tiniaftinscvil und 205 tinia: tinscvil- - - Er hat keine ernste Einwendung gegen meine Deutung von ki vorgebracht. Wenn der Satz TLE 718 ki aiser tinia- - - auf dieselbe Weise gebaut ist, wie TLE 340 ca ~esan " Haec (est) Aurora ", 185 ca mutna- - - wobei ca = heth. ka-s " hic, haec" ist, so 'ist auch ki = heth. ki " hoc" keine unwahrscheinliche Deutung. "Für eine Genus-

.. 5

66 Vladimir r. Georgiev

unterscheidung - schreibt Verf. - gicbt das Etruskishe keinen Anhalt ". Das ist bloss eine subjektive Behauptung, die von einem vorgefassten Standpunkt ausgeht, da die etruskische Grammatik bisher fast unbekannt blieb. Wenn ich aber etr. ca mit" hic, haec (oder hoc) " übersetze (Pfister: "höchst gezwungen "), so hat das gar nicht mit einer Genusunterscheidung zu tun, sondern weise ich einfach in Klammem darauf hin, was der Gegenstand ist, worüber die Inschrift geschrieben ist. Andererseits wie kann Pfister beweisen, dass z. B. TLE 185 ca mutna velus- - -"Hoc (est) sarcophagus Velis" und nicht" Hic sarcophagus (est) Velis" zu über­setzen ist? Dabei bedeutet die lateinische Übersetung gar nicht, dass etr. mutna masc. sein muss (m. E. gehört mutna zum Genus commune wie im Hethitischen). Das hat Verf. nicht verstanden. R. Pfister hat weiter übersehen, dass ziltt;f}i (die Lesung Pallottinos) nicht von zilc abzuleiten ist und zilcf}i (die Lesung von Rix) als Lokativ von zilc im Kontext unverständlich bleibt.

In Bezug auf apa(s) hat Verf. übersehen, dass die bisherigen Deutungen (Da­nieisson: "Stiefsohn"; Cortsen: "Mann, Gatte"; Pallottino: "Mann, Gatte, Vater" ; Rix: Verwandtschaftsbezeichnung ; Pfiffig: PN) für TLE 555 apan suf}il, 82 apas tanasar u. a. nicht passen. M. E. ist apa(s) in solchen Fällen ein Demonstra­tivpronomen (vgl. ca f}esan, ca mutna u. dgl.) , in anderen Fällen aber PN. Solche Homophonien kommen in allen Sprachen vor, vgl. lat. alia Pron. und Al(l)ia ON, alienus Adj. und Al(l)ienus PN u. a. m. Ausserdem erscheint auch ca als Pron. aber manchmal auch als Abkürzung vom PN Ca(i)e, vgl. CIE 4299 ar. ca. ti. / au und wahrscheinlich auch 3212 f}ana tui ca vituna. Gegen meine Deutung von acil ist Pfisters Einwendung, dass TLE 342 au aules: acil auf ein Askos geschrieben ist, unangebracht, da es sich um eine Grabbeigabe handelt.

So gehört diese Rezension - um Pfisters Worte selbst zu wiederholen - " zu den nicht wenigen Werken, die den gewissenhaft arbeitenden Forscher nicht fördern, sondern hemmen".

* Um die Verwandtschaft des Etruskischen mit dem Hethitischen zu be­

weisen, wird hier die "m 0 r p hol 0 gis c h e Met h 0 d e" benützt. Bekanntlich hat Fr. Bopp, der Begründer der vergleichenden Sprachwissen­schaft, die Verwandtschaft der indoeuropäischen Sprachen auf Grund der Morphologie erwiesen. B. Hrozny hat die indoeuropäische Herkunft des Hethitischen ebenfalls hauptsächlich durch die genetische Identität der Morphologie bewiesen. Denn Wörter werden leicht entlehnt, Kasus- und Verbalendungen, Pronomina, Pronominalformen u. dgl., d. h. grammatika­lische, besonders mo r p hol 0 gis c h e Eie m e n t e werden in der Regel n ich t e n t I e h n t, s 0 n der n e r erb t. Der beste Beweis für die Sprachverwandtschaft sind also die grammatischen Entsprechungen, die Angaben für die gen e t i s c hel den t i t ä t der M 0 r p hol 0 g i e .

IH. DIE ETRUSKISCHE NOMINALFLEXION

Um die etruskische Morphologie richtig verstehen zu können, muss man vor allem in Betracht ziehen, dass im Laufe der sie ben J a h r h u n -der t e, aus denen Sprachdenkmäler des Etruskischen überliefert sind.

Die Hetithische Herkunft der Etruskischen Morphologie 67

diese Sprache beträchtliche Veränderungen erlitten hat. Ausserdem ist auch mit dialektischen Unterschieden zu rechnen. Die Sprache der etruskischen Inschriften wird gewöhnlich in Alt e t r u ski s c hund S p ä t - (oder J u n g e t r u ski s c h geteilt. Man ist aber darüber nicht einig,wo die Grenze zwischen beiden Perioden anzusetzen ist. So z. B. ist Altetruskisch nach E. Vetter nur die Sprache der Inschriften aus dem VII. und VI. Jhdt. ; nach demselben beginnt das Spätetruskische seit dem IV. Jhdt. H. Rix teilt die etruskischen Inschriften in eine are hai s ehe (VII.-V. Jhdt.) und eine j ü n ger e G r u p pe (III.-I. Jhdt.) ein 16.

Ein wichtiges Datum für die geschichtliche Entwicklung der etruski­schen Sprache ist das IV.jIIr. Jhdt. Durch eine Reihe harter Kriege wäh­rend des ganzen IV. Jahrhunderts und noch in den ersten Jahrzehnten des III. werden die einzelnen etruskischen Städte nach und nach zum Eintritt in die italische Wehrgemeinschaft unter Roms Führung gezwungen 17. Das IV.jIII. Jahrhundert bedeutet also den Anfang der Romanisierung. In den ersten Jahrzehnten des I. vorchristlichen Jahrhunderts gingen dann die etru­skischen Städte endgültig im römischen Imperium auf.

Die beste Einteilung ist also: VII.-V. Jhdt. Altetruskisch und III.-I. Jhdt. Spätetruskisch.

a-Stämme

N om. (- Vok. -Akk.) Sing. (heth. -as[-a, -an] c., -a(n) n.) : aska " ein Gefäss" (= griech. &crx6~), cela "cella", capra "arca, loculus (Sarg oder Grab­urne) ", culixna (xulixna) "ein Gefäss ", hupnina "ossuarium ", lautni&a " liberta ", mut(a)na "sarcophagus", papa "avus", pen&(u)na "cippus", puia "uxor ", putiza "ein Gefäss ", su&ina (sutna) "sepulcrale, Grabbei­gabe ", tamera = heth. dammara-s "niedrige(r) Kultdiener(in)", &axvna (&a/na, &apna, tafina) "ein Gefäss (patera, poculum, Schale) " 1S, tmia "sa­cellum, aedicula " 1S

4; Arnza, Aulza, Larza, Murina, Papa 1Sb, Pesna, Pe&na,

Pul/na, Remzna, Tetina, Velimna, Velxa, Venza Männernamen ; Ram(a)&a (Ramu&a), Se&ra, 0ana, Vela = Velia, Veliza Weibernamen 19.

Das auslautende -s (vgl. heth. atta-s c. "Vater ", anna-s c. "Mutter ") bzw. -n (vgl. heth. peda-n n. "Ort ") schwand (als funktionslos) schon in vor­literarischer Zeit, und zwar ebenso wie die auslautenden -s, -m im Altlatein

18 Vgl. H. R i x, Das etruskische Cognomen, Wiesbaden, 1963, S. 16. 17 Vgl. M. PalI 0 t tin 0, Die Etrusker, Frankfurt a/:''J, 1965, S. 88. 18 Aus heth. tapisana-s c. "ein Gefäss ". 184 = h.-heth. TU-miä "ein Teil des Tempels ". 18b = hcth. Papa-s, Pabba PN. 19 Die (ungefähre) Bedeutung der meisten hier und weiter unten angeführten

Wörter ist schon seit langem durch die kombinatorische Methode erchlossen worden, s. das Wörterverzeichnis bei M. PalI 0 t tin 0, Die Etrusker, S. 246 H.

68 Vladimir 1. Georgiev

(etruskischer Einfluss) und im Spätlatein oder die auslautenden -s, -n im Spätgriechischen. Oder Vok. > Nom. wie oft bei den heth. PN, z. B. Pabba (= Papa-s = etr. Papa), Hattusili, Appu u. dgl. (ohne -s), vgl. E. La r o­ehe, Les noms des Hittites, Paris, 1966, S. 11.

Gen. Si n g. (heth. -[a]s): Afunas, Carnas, Cestnas (Cestnas) , Cups­nas, Hercnas, Larcnas, Murinas (Murinas) , Papas (Papas), Pesnas, P~as (P~as), Pulfnas, Ram(u).&as, Remznas, Terasias "Te;Lpe;crLom (horn. Gen.) ", Tetinas (Tetinas) , Tlesnas, Tutnas, 0anas (0anas) , Umranas, Varnas (Var­nas) , Velxas u.a.m. von Afuna (=heth. Apuna) , Carna, Cestna, Cupsna, Larcna, Murina, Papa, Pesna, P~a, Pulfna, Ram(u).&a, Remzna, Tetina, Tlesna, Tutna, 0ana, Umrana, Varna, Velxa .

Bei den etruskischen a-Stämmen ist also die Genitivendung -(a)s ebenso wie bei den hethitischen a-Stämmen, vgl. heth. attas, annas Gen. von atta-s " Vater ", anna-s "Mutter ".

Alt e r t ü m 1 ich erG e n. S i n g. (ide. -o-syo > etr. -asa, -asa = h.-h. -asa; heth., luw. -assa/i-) : Afunasa, Apiasa, Canznasa, Carnasa, Cest­nasa, Cilpasa, Cultanasa, Cupsnasa, Cutanasa, Heracanasa (VI. ]hdt.), Hu­rasa, Larcnasa, Lavcinasa, Maninasa, Murinasa (Murinasa), Papasa, Pes­nasa, Pesumsnasa, Pe'&nasa, Pul/nasa, Pumpnasa, Ra.&um(s)nasa, Remz(a)­nasa, Resnasa, Sceuasa, S~asa, Se.&rnasa, 0eprinasa, Tetasa, Tetinasa, Tetnasa, Tlesnasa, 0ucernasa, Tutnasa, Tvnasa, Umranasa, Unatasa, Var­nasa, Veli.&anasa, Velxasa, Velxrasa, Vetinasa, Viliasa u.a. von Afuna, Apia, Canzna, Carna, Cestna, Cultana, Cupsna, Larcna, Manina, Murina, Papa, Pesna, P~a, Pulfna, Pumpna, Ratumsna, Remzna, Resna, Sceua (Sceva), 0eprina, Teta, Tetina, Tetna, Tlesna, 0ucerna, Tuna, Tutna, Umrana, Unata, Varna, Veli.&ana, Velxa, Velxra, Vetina, Vilia.

Beide Genitivendungen -asa (neben dem Possessivadjektiv auf -asa-s) und -as findet man auch im H.-Heth. : KUR-naäsa EN-äs " Landes-herr" > " sovrano" neben KUR-nas Gen. von KUR-na- "Land"; hapatasa Gen. von hapata- " Fluss, Tal" ; U-(wa-)sa Gen. von wawa-s " Ochse ", 105-(wa-sa Gen. von hawä-s "Schaf ", vgl. P. Me r i g g i, Manuale di eteo gerogli­fico, I, Rom, 1966, S. 26 ff. und 82 ff.

Die ursprüngliche Genitivform wurde im (Ost-)Hethitischen, imLuwischen und teilweise im Hieroglyphisch-Hethitischen adjektivisiert (" thematisiert ") wie lat. cuius (Gen.) > cuius, -a, -um (Adj.).

Die Orthographie südetr. -s j-sa = nordetr. -s j-sa beruht auf der ver­schiedenen Herkunft beider Endungen: ide. -(o)s und -(o)syo. Die Schrei­bung von sund s ist aber schwankend.

Auf Grund von Schreibungen in lateinisch-etruskischen und etruski­schen Inschriften wie Pa bassa (eIE 832) = Papasa Gen. von Papa, Gargossa (eIE 1955) = Carcusa Gen. von Carcu, Hanossa (eIE 1259) = Hanusa Gen. von Hanu, Presntessa (eIE 100) = Presntesa Gen. von Presnte, CauSlinissa (eIE 972) = Causlinisa Gen. von Causlini, Vesialissa (CIE 214) = Vesialisa

Die Hethitische Herkunft der Etruskischen Morphologie 69

Gen. von Vesial Possessivadjektiv von Vesi ist zu schliessen, dass -s- (bzw. -s-) aus älterem -ss- < ide. -sy- stammt.

Analogische Formen: 0anias (1mal) = 0anias (3mal) nach den ai­(oder i)-Stämmen. Solche Schwankungen zwischen a- und i-Stämmen er­scheinen sehr oft im Hethitisch-Luwischen.

Da t. (- Lok.) (heth. -a oder -eJi) : Aula (2mal), Tita (3mal), Larca (? 1mal) , Cusperiena, Vel&urna; calu$na (TLE 270) "infero"; 0ana; Ra­mu&a-si "Ramuthae suae" (VI. ]hdt.). Im Dat. Sing. war -a wrschI. (we­nigstens ursprünglich) lang (-ä) ; dagegen war die Nominativendung -a wrschI. kurz (aus ide. -o-s).

Analogische Formen: 0aniia (0ania) , nach den ai- und i-Stämmen. Im Etruskischen wird der Dativ (poss.) auch a d n 0 m i na I in der

Funktion des Genitivs (poss.) gebraucht wie z.B. im Altbulgarischen, wo der adnominale Dat. poss. und der Gen. poss. promiscue gebraucht werden.

Abi. S i n g. (heth. -az) : sla aus heth. *sulldz, s. V. G e 0 r g i e v • Hethitisch, Lydisch, Etruskisch, Linguistique Balkanique, XI, 2, 1967, S. 7; oder, nach der Bilingue eIE 890 Varnalisla = Variä nat(u) zu urteilen, ist sla = natu AbI. von sul "stirps, gens, natus" =lyd. SUA-(OS) wrschI. aus *hsul < heth. has(u)- + Suff. -ul, vgI. -hsu- (in PN wie Sa(n)ta-hsu-, Taru-shu­" issu, procree, ne de Santa, Taru ") und h.-h. hasu- " Geschlecht, Herkunft", s. E. La r 0 c h e, Les noms des Hittites, S. 300 ff. Rutelna (eIE 4952), Tita (eIE 3582) mit -a aus -az oder aus -ay-az > -az (ai-bzw. i-Stamm), s. weiter unten.

Lok. S i n g. (heth. -ti): celati von cela "cella", paxanati von pa­xana(-c).

Anologische Formen: mutnia&i (nach den ai- oder i-Stämmen) von mutna " sarcophagus "; hupnine&i (nach der Dativ-Lokativform) von hupnina " ossuarium ".

N 0 m. (- A k k .) PI ur. (heth. -es, -as, -us): altetr. tameres(-ca. V. ]hdt.) < heth. dammares Nom. Plur. von dammara-s.

Akk. Plur. (heth. -us): spätetr. tameru (H. ]hdt.?) < heth. damma­rus Akk. Plur. von dammara-s.

Kasusendungen der a-Stämme

Sing. Nom. (-Vok. -Akk.) Gen. Dat. (-Lok.) AbI. Lok.

Plur. Nom. (Akk.) Akk.

Etruskisch

-a (= -a) -asa; -as -a (= -ä), -e -a -a-ti altetr. -es> später -e spätetr. -u

Hethitisch

-as (-a, -an) c. ; -a(n) n. h.-h. -asa (-assaji-); -as -a, -eJi, (-ai) -az (-a)-ti -es -us

70 Vladimir r. Georgiev

Die Deklination der aus dem Italischen (und Griechischen) entlehnten männlichen Personennamen der o-Stämme:

Das Etruskische hat viele italischen (und griechischen) Personennamen übernommen: das waren hauptsächlich (wenigstens ursprünglich) die Namen der etruskisierten Italiker. Da im Etruskischen kein Unterschied zwischen Nominativ und Vokativ existierte und da hier keine o-Stämme vorhanden waren (ide. 0 > heth., etr. a), so wurden die italischen (und griechischen) Personennamen der o-Stämme in ihrer Vokativform entlehnt, d.h. der ita­lische (und griechische) Vokativ wurde im Etruskischen zu Nom.-Vok., vgl. lat. Iuppiter Nom. < Vok. Beispiele:

No m. Si n g.: Aule (Avle) = lat. Aule Vok. von Aulus, Cvinte = lat. Quinte Vok. von Quintus, Marce = lat. Marce Vok. von Marcus, Tite = lat. Tite Vok. von Titus; Ti(!(ile = gr. ßL(!(LAe: Vok. von ßL(!(LAO<;. Danach auch cupe " Schale" « griech. XU7t1J), putere " ein Gefäss" « griech. 7t01:~P oder 7tO~PLOV), nipe "aryballus, Schale, Waschbecken" (griech. Lehnwort, vgl. horn. XeP-VLßOV "Waschbecken "), s. auch weiter unten.

Der Genitiv der vom Italischen (und Griechischen) übernommenen Per­sonennamen auf -e wurde dann nach dem etruskischen Muster Nom. Carna, Murina, Papa u. dgl., Gen. Carnas und Carnasa, Murinas (Murinas) und Murinasa (Murinasa) , Papas und Papasa gebildet 20. Beispiele:

Gen. Si n g .: Aules (AuleS, Avles, Avles) und Aulesa, Larces (Lar­ceS) und Larcesa, Tites (TiteS) und Titesa u.ä.

Da t. Si n g .: Aula, Tita u. dgl., s. oben 21.

Die seltenen Dativformen Aulesi (2mal), Marcesi(-c) (1mal), TiteSi (1mal), Hulxniesi (1mal), Calia&esi (? 1mal) stellen eine Kreuzung der Genitivendung -(e)sa und der Dativ-Lokativendung -i dar oder aber enthalten das enkliti­sche Possessivpronomen -si" suo, suae" Dat., s. V. Ge 0 r g i e v, Hethi­tisch, Lydisch, Etruskisch, Linguistique Balkanique, XI, 2, 1967, S. 10.

Da im Italischen der Vokativ der io-Stämme als -ie oder -i erscheint, so finden wir auch im Etruskischen dieselben Doppelformen, z.B. altetr. 0efa­rie (V. ]hdt.) = lat. Tiberius, später 0eprie, aber auch 0efri, 0epri. Die aus dem Italischen entlehnten Vornamen (lat.) Gaius und Gaia erscheinen im Etruskischen in folgenden Formen:

Caie (Männername "Gaius "), Gen. Caies, vgl. altetr. 0efarie, später 0eprie = Tiberius.

I

20 Hiermit berichtige ich teilweise meine in Linguistique Balkanique, XI, 1, 1966, s. 47ff. gegebene Erklärung dieser Formen. Also: Papa: Papas (Papasa) = Attle: x.

11 Manche dieser PN wurden wohl teilweise auch nach dem hethitischen Muster Nom.-Akk. utne und utni n. "Land ", Gen. utneyas und utniyas, Dat.-Lok. utniya und utni dekliniert, so dass Formen wie Gen. Aulias, Marcias, Titias, Dat. Aulia, lv.farcia, Titia sowohl von Auli, Marci, Titei > Titi f., als auch von Aule, Marce, Tite m. sein könnten.

Die Hethitische Herkunft der Etruskischen Morphologie 71

Cae (Männername), Gen. Caesa und Caes (Cae.s). Cai (Männername), Gen. Cais (Kais), Dat. Caia und Cai, vgl. altetr.

0efarie > spätetr. 0efri, Gen. 0efris (nach den i-Stämmen, s. weiter unten). *Ca(i)ei > Cai (Weibername "Gaia "), Gen. Caias, Dat. Caia, Caiia

(nach den ai-Stämmen, s. weiter unten). Im Spätetruskischen zur Zeit der Romanisierung wird Caia (unter lateinischem Einfluss) auch als Nom. f. gebraucht. Solche Verwechslungen von Kasusformen der von Männernamen abgeleiteten Weibernamen sind auch sonst bekannt, z.B. bulg. ju1ij " Iulius " und julija" Iulia", aber na ]u1ija "Iulii, Iulio" und" Iuliae".

Beispiele:

TLE 605 (ossuarium; I saec.) a)pup. velimna au eahatial b)P. Vo1umnius. A. J. Vio1ens I Cafatia. natus. Bilingue: etr. Velimna = lat. Vo1umnius; Cahati-a1 = Cafatiä natus (= Cafatiae filius).

TLE 64 (Caere; oenochoe; VII-VI saec.) mi karkanas &ahvna "Ego (sum) Karkanis oenochoe". Etr. karkanas =? heth. harkannas Gen. von harkatar n. (rjn-St.) "Untergang, Vernichtung" als PN oder GN. Vgl.

TLE 63 (Caere; oenochoe; VII-VI saec.) mi qutun karkanas " Ego (sum) cothon (= griech. xw&c.u\l) Karkanis".

CIE 2358 &ana. 1atini. pe&nasa " Thana Latinia Pethni ". V gl. CIE 3373 Thania Caesinia Vo1umni.

St. Etr., XXV, 1957, S. 534 f. (Orvieto; cippus) arn-&: tetinaz: s: " Aruns Tetini (est) iso "Über s " is " S. V. Ge 0 r g i e v, Heth. U. Etr., S. 15. Nach der bisherigen Auffassung ist s = se&re(s).

CIE 3692 = TLE 606 (ossuarium; IV-I saec.) alL. Searpus. Searpiae. 1. Popae b)larn&. searpe. lautni. Bilingue: etr. Searpe = lat. Searpus.

CIE 1174 1ar&: pe&na: se&resa "Lars Pethnus (sive -ius) Sethri (seil. filius) ".

CIE 3655 au1e. salvi. setres " Aulus Salvius Setri (seil. filius) ". V gl. CIE 926 A. Gnaeus A. J.

TLE 211 (Volsinii; vas; IV -I saec.) &anias: eeineal: su&ina "Thanae (Gen.) C-niae (filiae) sepulcrale (Grabbeigabe) ".

CIE 4544 &anias I leuna1 j atnal j sexis " (Hoc est) Thanae Leoniae A. filiae (Gen.) " Vgl. CIE 1674 Alfiae Q. l. Primae. CIE 3356 L. Titi Sexti.

CIE 4619 mi: .&anias: mu&urinajl j sepus(la) " Ego (sum) Thanae M-ni (filiae) Seponis-(e)-stirpe ". Über sepus(la) S. V. Ge 0 r g i e v, Hethitisch, Lydisch, Etruskisch, Linguistique Balkanique, XI, 2, 1967, S. 5 ff.

CIE 3360 (Perusia; lamella plumbea) aula. eusperiena "Aulo Cuspe­rieno ". Cusperiena = lat. *Cuspidienus, vgl. H. R ix, Das etr. Cogno­men, S. 312. Vgl. CIE 2740 L. Sentio Phoebo.

CIE 2509 aula: par(.&)anaS: la "Aulo Parthani li(berto)". Vgl. CIE 899 Aulio Larei. CIE 2741 L. Sentio C. l. Phoebo.

CIE 4871 (Clusium; ossuarium) tita: ustius "Tito Ustii".

72 Vladimir 1. Georgiev

eIE 1125 (elusium; ossuarium) tita: lauean{3(s) "Tito Lucani ". Ergän­zung Vetters, vgI. H. R i x, Das etruskische eognomen, S. 50.

eIE 3582 laris. vipi ve. tita "Laris Vibius Ve(li?) Tito". Dat. "dedi­catorius" oder poss. VgI. eIE 2012 Sex. Granio harispiei Fortunatus l. Oder: " ... Ve(lis) Titä (sive Titiä natus) ". Tita mit -a aus heth. -az oder -ay-az AbI. Vgl. heth. hulugannaz = -iyaz AbI. von hulukanni- "Kutsche".

eIE 4142 (Perusia; operc.) atrania. veliturna "Atranio Volturno". Vgl. Atrane PN m.; wrschI. *Atrani = lat. Atranius. Veliturna = lat. Volturnus.

eIE 595 (elusium; tegula sepulcr.) .&ana. aneariaf velua "Thanae An­cariae Veloniae". Anearia ist Dativ (oder AbI.) von Aneari PN f. (i- oder ai-Stamm, s. weiter unten); Velua ist Dativ (oder AbI.) von Velu oder Velui, s. weiter unten.

eIE 4244 .&ana auia "Thanae Aviae". Auia ist Dativ (oder AbI.) von Avei PN f. (ai-Stamm, s. weiter unten). Vgl. CIE 3339 Lusiae Chiae.

eIE 1999 .&ana. evintifa. trepinal "Thanae Quintiae Trebonii (filiae) ". V gI. Cvinti NP f.

eIE 2265 .&ana: f helia / remznal "Thanae Heliae Remzni (filiae)". Aber eIE 4735 .&ana f heli f aljnisa " Thana Helia A-nii (seil. filia sive uxor) ".

eIE 565 .&ana: mutia: larenal" Thanae Mutiae L-ni (filiae). " VgI. Mu-tei PN f. (ai-Stamm).

eIE 2491 .&ana. naria "Thanae Nariae". VgI. Nari PN f. eIE 3553 .&ana titia "Thanae Titiae". V gI. Titei > Titi PN f. eIE 2102 .&ana: vel(x)ia [ : a ](r)n.&al: " Thanae Volciae Aruntis (filiae) ".

Vgl. Velxai (ai-Stamm). eIE 1404 .&ana: vetia f pumpnasa "Thanae Vettiae Pomponii (scil.

filiae sive uxori) ". Aber eIE 2178 .&ana : veti / resnasa "Thana Vettia Resni". VgI. Veti PN f.

CIE 4052.&ana. vipia. titiz " Thanae Vibiae Titii (scil. filiae sive uxori) ". Aber eIE 4346 .&ana. vi pi. tetis "Thana Vibia Tettü (scil. filia sive uxor) ". Vgl. Vipi PN m.f.

eIE 1794 .&ania f aulia ereiees/a "Thanae Auliae (Dat.) Graeci (seil. filiae sive uxori) ". V gI. A uli PN f.

eIE 2042 .&ania / eumnia: arntnisa "Thanae e-niae (Dat.) A-nii (seil. filiae sive uxori)". VgI. Cumni PN m.

eIE 3698 arn.&ia. eai. arn.&al. sentinates "Arunti Gaio Aruntis Senti­nati (filio) ".

eIE 4952 (Orvieto; in fronte sepulcri) mi aveles vhuluenas rutelna " Ego (sum) A-li Vh-ni Rutelnä (seil. nati) ". Metronymikon, vgI. H. R i x, Das etruskische eognomen, S. 195; -a aus heth. -az (oder -ay-az) AbI.

i-Stämme

No m. (- V 0 k . - A k k .) Si n g. (heth. -i-s, [-i, -in] c., -i n.): ati " Mutter ", eapi (auch eape) " ein Gefäss" = heth. kappi-s ds., eeli " sep-

Die Hethitische Herkunft der Etruskischen Morphologie 73

tember ", hupni" Ruhebett, Sarg, Grab" (Lehnwort), laut(u)ni " familiaris, libertus ", pui (neben puia) "uxor ", puli " cylix ", su&i (su&i, suti) "Iectus, sepulcrum (Ruhebett, Ruhestätte, Grab) ", tupi = heth. tuppi n. "Tontafel, Urkunde", zeri=? heth. zeri(s) n./c. "Becher". Männernamen: Luci, Tarxi, 0efri,· Uni" Iuno ".

Im Nom. Sing. ist das (funktionslose) auslautende -s ebenso wie bei den a-Stämmen geschwunden; dasselbe bezieht sich auch auf die Akkusativ­endung -no

Gen. Si n g. (heth. -iy-as > etr. -i-as > später -is) 22: altetr. Unias Gen. von Uni "Iuno"; später atis Gen. von ati "Mutter", lautunis Gen. von laut(u)ni "libertus", su&is Gen. von su&i "sepulcrum ", netsvis Gen. von netsvi- "V~aUL(x, v'Y)Mc;".

Analogische Formen: Alfnisa, Arntnisa, Hastisa (von Hasti f.) u.ä. nach den a-Stämmen. V gL die Ausbreitung im Lateinischen der Ablativen­dung -öd auf alle anderen Stämme: -ad, -id, -üd, -M. Dasselbe fand auch im Awestischen statt.

Dieselbe Erscheinung finden wir auch im H.-H.: Gen. Suhisa (neben Possessivadjektiv Suhisa-s) von Suhi-s PN, das durch Kontraktion aus Suhia-s stammt; -isa stammt aus -iy-assa; Tuhamissa neben Tuhamis Gen. von Tuhami- PN. Astuwatimaisa neben Astuwa[t]imais Gen. von Astwati­mais PN. Muwatalisa Gen. von Muwatali-s PN (neben Possessivadjektiv Muwataldasa-s und Muwatalisa-s). VgL auch turpasä und warpasa Gen. von turpi-s "Brot" und warpi-s oder warpa-(?) " Kultus". V gL P. M e r i g g i, Manuale di eteo geroglifico, S. 26 ff. und 82 ff.

Dat.(-Lok.) Sing. (heth. -iya>-i und-e/i): mania "*mani" (oder PN), vgL lat. manes,· puia (eIE 3016) Dat. von pui "uxor" ; Aruseria Dat. von Aruseri, Atrania Dat. von *Atrani = lat. Atranius, Velzinasia; Une Dat. von Uni " Iuno "; a&re "in atrio".

Unter dem Einfluss des Lateinischen wurden im Spätetruskischen (zu der Zeit der Romanisierung) auch Formen auf -ia als Nom. f. gebraucht, z.B. Cvintia Nom. = Cvinti, so dass es nicht immer sicher zu entscheiden ist. ob die spätetruskischen Formen auf -ia Dat. oder Nom. sind.

Abi. Si n g. (heth. -iy-az > etr. -is): zeris (AbL ?). Lok. Si n g. (heth. -i-ti): su&iti (su&i&) von su&i " sepulcrum ". Da t . - Lok. PI ur. (heth. -iy-as): cluvenias < heth. kulawanniyas

Dat.-Lok. Plur. von kulawanni-s c. "Untervasall (?) ". N 0 m . - A k k. PI ur. (heth. -es, -is): suris (Akk.; V.-IV. Jhdt.)

von heth. suri-s c. ; su&i (Akk.; IH.-H. Jhdt.) ; tus&i (tusti, tusti) aus *tusrti = tusur&ii " coniuges "mit -ii = -i aus -i-ns (Akk. für Nom. wie oft im Hethi-

12 Der Lautwandel i(y)a > i ist aus dem Hethitisch-Luwischen gut bekannt, vgl. heth. huluganniya > huluganni Datt.-Lok. von hulukanni-s c. " Kutsche" u. dgl.

74 Vladimir I. Georgiev

tischen); Mani(-m) "Manes"; Kollektiv> Plural: tusur&ir "coniuges" mit -ir aus (oder nach) -i-ar (ia > i), vgl. elen-ar" filii ".

Wie die italischen o-Stämme (der Personennamen) im Etruskischen in ihrer Vokativform entlehnt wurden (vgl. A ule "Aulus "), so wurden hier auch die italischen io-Stämme in ihrer Vokativform übernommen und als i-Stämme dekliniert, z.B. :

Petrunis Gen. von Petruni = lat. (osk.-umbr.) Petronius U&avis Gen. von *U&avi = lat. Oetavius (aber U&ave = Oetavus) 8efris Gen. von 8efri = lat. Tiberius. Im Altetruskischen erscheint die

Form 8efarie = Tiberius, vgl. auch Ca(i)e neben Cai, s. weiter unten.

Kasusendungen der i-Stämme

Sing. Nom. (Vok.-Akk.) Gen. Dat. (-Lok.) AbI. Lok.

Plur. Nom.-Akk. Dat.-Lok.

Beispiele:

Etruskisch

-i (= -~) -i(i)-as > -is; -isa -i(i)-a > -i( = -i), -ei> -e > -i -is(?) -~-ti (-i-&) -~s, -~, -e -i-as

Hethitisch

-i-s, -i, (-in) -iy-as>h.-h.-is;-isa -i)'-a > -i, -e/i -~y-az

-i-ti (Dat. -Lok.) -is, -es, (-iyus) -iy-as

TLE 158 (frons sepulcri; IV-I saec.) ta su&i/ avles. &an/sinas "Istud sepulcrum (est) Auli Th-ni ".

TLE 607 (ossuarium? ; IV-I saec.) ar mesi / Mesia. Arun / L. j. Tetia gnata. Bilingue: Mesi (i- oder ai-Stamm) = lat. Mesia.

TLE 392 (ossuarium; IV-I saec.) lar&i ati lar&al eaial "Lartia mater Lartis (et) Gaiae".

eIE 3600 laree. metejlis lau(t)ni "Largus Metelli libertus ". eIE 4790 &anieu. lutni/&a. vetis "Th. liberta Vettii ". Vgl. Veti PN. eIE 3783 se!i}re. vipis. la. helvinatia/l "S. Vibii (seil. filius) li(bertus?)

H-iae ". Vgl. Vipi PN m.; la (auch 1) ist eine Abkürzung für lautni" libertus ". TLE 697 (Pisaurum ; lapis; IV-I saec.) [L. CaJfatius. L.j. Ste. haruspe(x)/

fulguriator / eafates. lr. lr. netsvis. trutnvt. frontae. Bilingue: netsvis trutnvt " haruspex" bedeutet eigentlich "YYjouo~ trutinator" (" examinateur d'en­trailles" E. Benveniste), vgl. griech. YYjou~ "Bauch, Bauchhöhle", horn. V~3ULCI. "Eingeweide", griech. 't"pu't"ocv'Yj = lat. trutina "das Zünglein an der Wage; Wage ", 't"pu't"Cl.ve:uw "wägen, abwägen ",Iat. trutino "wägen, abwä­gen, untersuchen ", trutinator "Abwäger, Erwäger, Beurteiler"; frontac " fulguriator ", vgl. griech. ßpov't"~ "Donner, Donnerschlag", ßpefLw "brau-

Die Hethitische Herkunft der Etruskischen Morphologie 75

sen, tosen, lärmen, erdröhnen", lat. fremo "brummen, tosen; murren, lärmen" aus *mremö (nach Boi s a c q, D. et., s. v.). Darüber s. ausführlich V. G e 0 r -gi e v, Die Träger der kretisch-mykenischen Kultur, ihre Herkunft und ihre Sprache, II, Sofia, 1938, S. 89ff. Vgl. auch osk. frunter "ßpov't'cx'Loc;" und [a Jrispex extipicus "haruspex exti-spicus", s. G. B u 0 n ami ci, Epigrafia etrusca, Firenze, 1932, S. 314; ds., Studi Etruschi, XVII, 1947, S. 532 ff.

TLE 524 (ossuarium; IV-I saec.) nae. / cicu / peSnal / netsvis "N. e. Pethni (filius) extispex (" Eingeweidebeschauer " = haruspex). "Der Geni­tiv netsvis ist hier für" (der Mann) des Eingeweides (bzw. der Eingeweiden)" gebraucht, was eine charakteristische hethitische Konstruktion darstellt, vgl. J. F r i e d r ich, Hethitisches Elementarbuch, I, S. 123: t t Eine sehr beliebte Konstruktion im Hethitischen ist der Ausdruck" der des ... , das des ... " zur Umschreibung eines anderen Nomens ... : Von wastul " Sünde" ... sagt man wastulas für" (der Mann) der Sünde" = "der Sünder" ... , von tayazil "Diebstahl" tayazilas tt (der) des Diebstahls" = "der Dieb" ... ".

eIE 3987 (Perusia; ossuarium) cai aruseria acris " Gaio Aruserio Acrii ". Vgl. Aruseri PN, Acri PN. Vgl. eIE 398" (Perusia; olla cineraria) .&ana,' virsneia,' I aruseris,' eIE 3985 (Perusia; olla cineraria) lar.&i,' ahsi,' / aruseri Vgl. auch eIE 899 Aulio Larci, 2717 A. Scandio Munatiae ~(ato).

St. Etr., XXXII, 1964, S. 109 f. (III-II saec.) A 3 - - - sam: su.&i,' ceri­xun[ - - - " ... quattuor autem sepulcra (= lectos " casse-sarcofagi ") construxi (= manufeci) ... "; A 6 - - - sa. su.&i. cerixunce - - - ". .. quattuor sepulcra construxi (= manufeci) hic ... " Vgl eIE 64 (ossuarium) L. Caecina Nicepor hic. Etr. cerixun = cerix1;t (TLE 135), s. V. Ge 0 r g i e v, Heth. u. Etr., S. 37 f.; etr. ce = heth. Mt " hic ".

ai-Stämme

Eine der typischsten Besonderheiten der hethitischen Morphologie sind die ai-Stämme, worin eine altertümliche Eigentümlichkeit des Indoeuropäischen steckt. Die ai-Stämme sind nun auch im Etruskischen gut erhalten, was ein wichtiger Beweis für die engste Verwandtschaft des Etruskischen mit dem Hethitischen darstellt. Infolge des Lautwandels altetr. -ai> später -ei> e 23

(> spätetr. -i) fielen die ursprünglichen ai-Stämme im Spätetruskischen mit den i-Stämmen zusammen (wie häufig auch im Hethitischen) : deshalb ist es oft schwer zu entscheiden, ob ein Name ai- oder i-Stamm ist. Beispiele:

N om. Sing. (heth. -ai-s 2~ c., -ai n.) : APf1;tnai, Apr.&nai, Ceicnai> Cei-

23 Vgl. auch H. R i x, Das etruskische Cognomen, S. 297. 2' Die ursprüngliche Form hatte kein -s : die Endung -ai-s erhielt sekundär das auslau­

tende -s nach den i-Stämmen, vgl. V. G e 0 r g i e v, Symbolae linguisticae in honorem Georgii Kurylowicz, S. 81 ff.

76 Vladimir 1. Georgiev

cnei (neben Ceicna m.), Cumlnai, Fulnai > Fulnei (neben Fulni m.). Huzcnai, lautnei > lautni "liberta" (neben lautni" libertus "), Luxsnei "Luna", Marcei> Marci, Matunai, Nerinai (neben Nerina m.), netei "neptis" (s. weiter unten), Nuzarnai > Nuzrnei, Petrunai> Petruni" Petronia" (neben Petruni "Petronius "), Pe%nei > Pe%ne (neben Pe!i}na m.), (Persipnai > (Persipnei "Proserpina", Supnai, Tarnai, Tarxnai, Tetinei (> Tetnei) > Tetine (neben Tetina und Tetni m.), Titei > Titi (neben Tite m.), Tutnai > Tutnei (neben Tutna und Tutni m.), Velimnei > Velimne (neben Velimna m.), Velxai (> Velxi; neben Velxa und Velxe m.), ViSnai, Zertnai, Ziltnai.

Gen. Si n g. (heth. -ay-as, -ais, -iy-as): Velcaias, Velxaias und Velxias Gen. von Velxai; Aulias (Aulias) Gen. von Auli f.; Marcias (Marcias) Gen. von Marcei> Marci f.; Papanias Gen. von *Papanai > später Papni; Titias Gen. von *Titai (= heth. Titai f.) > Titei > Titi f.; (zil)eteraias neben (zil)eterais (TLE 122; IV. Jhdt.) Gen. und spätetr. eteras (TLE 595) Gen. oder AbI. (?) von eterai- finden ihre genauesten Entsprechungen im Hethitischen, vgL heth. sankuwayas neben sankuwais und sankuwas Gen. von sankuwai-s c. " Fingernagel" 25, sallayas > sallas Gen. von salli-s " gross" und suppayaz > suppaz AbI. von suppi-s "rein ".

Da t. (-L 0 k.) Si n g. (heth. -ay-a, -iy-a, -ai) : An.&aia, An.&iaia; ArSi­naia von *Arsinai > später Arzni (f.?) ; Hirminaia von *Hermenai > später Hermnei (vgL Hermenas Gen. m.); Kamaia von *Kamai > Camei; Kansi­naia von *Kansinai (vgL Canzna m.); Larcanaia von *Larcanai> später Larcnei f. (vgL Larcana m.); Lar&aia und Lar&i(i)a von *Lar&ai >später Lar&i f. ; Papanaia und Papania von * Papanai > später Papni; Sucisnaia, Tarxumenaia; Aulia von Auli f., Marcia von Marcei > Marci f.; Titia von *Titai (= heth. Titai f.) > Titei > Titi f.

AbI. Si n g. (heth. -iy-az und -ay-az > -az): Cilnia (eIE 5251), Lar­&iia (eIE 3359,5347), Tutia (CIE 408) ; Rutelna (eIE 4952), Tita (eIE 3582) ; etera (?) ; vgI. sla, s. V. G e 0 r g i e v, Hethitisch, Lydisch, Etruskisch, Lin­guistique Balkanique, XI, 2, 1967, S. 7.

Ins t r. (heth. -it) : eteri (? oder Lok. ?). No m. (- A k k .) PI ur. (heth. -ais): &apintais, aprensais. A k k. PI ur. (heth. -aus) : eterau.

* Im Hethitischen gibt es zwei Genera: Genus commune und Neutrum.

Dasselbe ist (wenigstens für die vorliterarische Periode) auch für das Etru­skische zu vermuten, vgI. etr. ca = heth. ka-s "hic, haec", aber etr. ki =

heth. ki "hoc". 26 In der (vorliterarischen) Entwicklung der etruskischen

26 Vgl. J. Fr i e d r ich, Heth. Elementarbuch, I, 2. Aufi., S. 44. se S. oben.

Die Hethitische Herkunft der Etruskischen Morphologie 77

Sprache entstand nun allmählich eine morphologische Opposition von männ­lichen Personennamen auf -a oder -e( = e) und weiblichen Personennamen auf -ai > -ei > -e (= -e > -i), und zwar vielleicht unter dem Einfluss des Italischen: m. Nom. -o-s, Vok. -ei f. Nom. -ii, Vok. -ai (?) 27. Beispiele:

A) Afuna Carna Ceicna Larcna Murina Nerina Pe%na Pulfna Remzna Tetina Tutna (und Tutni) Velimna Velxa (und Velxe) Velxra

B) Aule, Avle Cvinte Marce Tite

C) Cai (neben Caie, Cae) tt Gaius " Petruni tt Petronius "

Afunei Carnei

f .: "i>·ei>·e>-i(=;:)

C eicnai > C eicnei Larcnei Murinei Nerinai Pe%nei > Pe%ne Pulfnei Remznei T etinei > T etine Tutnai > Tutnei Velimnei > Velimne Velxai (> Velxi) Velxrei Auli Cvinti M arcei > M arci Titei > Titi C ai tt Gaia " Petrunai > Petruni tt Petronia "

Die Flexion dieser Personennamen geht nach der entsprechenden Dekli­nation, z. B.:

Velxa Gen. Velxas oder Velxasa, aber Velxai Gen. Velxaias. Tite Gen. Tites oder Titesa, Dat. Tita, aber Titei > Titi Gen. Titias,

Dat. Titia. Cai tt Gaius " Gen. Cais (Kais), Dat. Caia und Cai (nach den i-Stäm­

men), aber *Ca(i)ei > Cai tt Gaia" Gen. Caias, Dat. Caia, Caiia (nach den ai-Stämmen).

Danach auch: Lautni tt libertus ", aber lautnei > lautni "liberta ", woneben auch

lautni&a wahrscheinlich durch das aus dem Griechischen oder aus dem Hat­tischen entlehnte Suffix -taot (Akk.f.) bzw. heth. -itta < hatt. -it gebildet.

27 Im vorliterarischen Italischen scheint der Vokativ der ä-Stämme noch -ai ge­lautet zu haben, vgl. ai. sene, griech. yUVOC\ u. dgl., das ein Archaismus darstellt, vgl. V. Ge 0 r g i e v, Symbolae linguisticae in honorem Georgii Kurylowicz, Warszawa, 1966, S. 81 H.

78 Vladimir I. Georgiev

Ob die Opposition m. -a J f. -ai uretruskisch war oder erst nach den aus dem Italischen entlehnten Personennamen entstand, ist nicht sicher zu ent­scheiden. In Les noms des Hittites (Paris, 1966) von E. Laroche findet man 5 Personennamen auf -ai-: Attai, Kulai, Muwai-, Panäi- und Titai, von denen der letzte als weiblicher Name belegt ist. Heth. Titai PN f. ist wohl =

etr. *Titai > Titei > Titi PN f. Heth. Titai lässt sich als ein Nomen actio­nis auf -ai- erklären und mit tittiya-, luw. tittäi- " säugen" verbinden; da­gegen ist lat. Titus = titus m. "Taube", vgL bulg. Giiliib Vornamen = giiliib "Taube ".

VgL heth. Halki-asu "cher a Halkis", Huma(n)t-asu- "cher a tous" PN m., dagegen Palan-aswe "chere a Pallana ", Sakri-aswe PN f., vgL E. La r 0 c h e, Les noms des Hittites, p. 319 ff. : -e aus -ai(?).

VgL auch netei (eIE 4266) 28 wrschL aus *neptai = lat. nepti-s, ai. napti, napti-s "Enkelin" neben nefts, nefS "nepos" und prumts, prum~s "pro­nepos " (wrschL Lehnwörter aus dem Italischen).

Familiennamen wie Cicu m. Cieui f. stellen Analogiebildungen nach Tutna m. Tutnai f. u. dgL dar.

Kasusendungen der ai-Stämme

_______ 1

Sing.

Plur.

I Nom. (-Vok. I -Akk.) I Gen. Dat. (-Lok.) i AbI. i Instr. oder Lok. Nom. (-Akk.) Akk.

Beispiele

Etruskisch

-ai> -ei> -e(> - i) -ai-as > -as, -ai-s, -i-as -ai-a, -i-a; -ai> -ei> -e( > -i) -i(i)-a, -a

-i -ais -au

Hethitisch

-ai-s c., -ai n. (c.) -ay-as > -as, -ai-s, -iy-as -ay-a, -iy-a; -ai -iy-az, -ay-az > -az

-it oder -e Ji -ais -aus

TLE 122 (sarcophagus; IV saec.) ram&a: huzcnai &ui ati - - - " Ramtha Hoscinia brc, mater - - - "Ram&a, Rama.&a, Ramu.&a (Ran.&ia, Ran&u) ist wohl als ein hethitischer Name protoindischer Herkunft zu deuten: dann gehört er zu ai. räma- " erfreuend, lieblich", rdmate " beruhigt, rastet, ergötzt sich", rdnti- f. " Erquickung, Erlabung ", ai. rdmati- " gern liebend, anhäng­lich ", rämayaiti "bringt zur Ruhe".

eIE 919 .&ana .&ansineiJ seetusa "Thana Th-nia Scetüs (seil. filia sive uxor). " VgL eIE 5124lar'&: .&ansinas " Lars Th-ni ".

os Nach Pauli, Bugge, Rix u. a . "Schwlegermutter (?) ".

Die Hethitische Herkunft der Etruskischen Morphologie 79

CIE 510 (Clusium; ossuarium) a(&>. serturu. velxaias. = CIE 509 (Clu­sium; tegula sepulcr.) ar: sertvruJ veleaias " A. S. Volciae (seil. filius). "Vgl. die lateinischen Grabinschriften aus Clusium CIE 2075 L. Varius Oglinia f. und aus Perusia CIE 3657 C. Salvius Cassiae gna(tus).

CIE 2099 vel: pumpu: / velxias: "V el Pomponius Volciae (seil. filius) ". CIE 2184 au: vetu: mareias " Au. V. Marciae". CIE 1413 lar!;}: lautni: titias: puplas " Lars libertus Titiae P-li." Vgl.

die lateinische Grabinschrift aus Perusia CIE 3341 Lartia Firmi l(iberta). CIE 1018 a&: purni. titias " A. Purnius Titiae (seil. filius) ". CIE 3009 lf;}: uerislane:<t>u<tn>ias "Lars U. Tutniae (sive Tutni) ". TLE 761 (aryballus; VII-VI saec.) mi lar!;}aia telieles lextum u/za/ " Ego

(sum) Lartiae Telicli lecythus unguenti (?) ". Darüber s. V. G e 0 r g i e v, Heth. u. Etr., S. 22.

CIE 3016 larf;}ia: umria: puia/ pestus: !;}eprinis "Lartiae U-iae, uxori Pesti (sive -fis) Th-ii. " Hier ist puia Dat. von pui oder puia "uxor".

CIE 3359 uhtave velxaini/ larf;}iia vipis easp/res " Octavus V-ius Lartiae Vibii Caspri (seil. filiae)." Oder AbI. orig.: " ... Lartiä (natus) ... " Vgl. CIE 1767 C. Arinius. C. f. / Veiento / Titia Suen(ia) enatus.

CIE 4982 mi lar!;}ia amanas " Ego (sum) Lartiae (sive Larti) A-ni ". CIE 486 larf;}ia: serturia " Lartiae Sertoriae (Dat.) " oder" Larti Sertori

(sive Sertorio) ", s. weiter unten. CIE 2087 velia: splaturia: s " Veliae Splaturiae (est) id. " VgI. Veti PN

f., Splatur PN m. Oder: "Veli Splaturi (est) id. ", s. weiter unten; über s s. oben.

TLE 484 (cylix; V saec.) almi mukis papanaiJ bla "Ego (sum) Mucü Papan(i)ae (Dat.) ". Mukis Gen. Sing. von *Muki(e) = lat. Mueius: -iy-as > -iso *Papanai > spätetr. Papni. Oder -aia AbI. orig.

CIE 830 -&ana. tlesnei. <p>apania. tetinasa "Thana Tl-nia Papan(i)ae (Dat.) Tetini. " Oder AbI. (orig.); " ... Papaniä Tetini (nata) ".

TLE 332 (Volcii; vas; VII-VI saec.) mi ramuf;}as kansinaia " Ego (sum) Ramuthae (Gen., seil. filiae) Can(u?)sin(i)ae (Dat. poss.) ". Oder Dat. poss. =

Gen. VgI. Canzna m. Oder AbI. -aia< heth. -ay-az (AbI.) : " ... Can(u?)sin(i)ä (natae)". VgI. die lateinische Grabinschrift aus Clusium CIE 2882 Titia Thannae f.

TLE 481 (Clusium; vas; VII-VI saec.) mi ne'l!iku muluevneke arpas kamaia "Me N. dicavit A-i (seil. filiae) Kamiae." 29 Kamaia ist Dat. von *Kamai > Camei (CIE 1941). Der weibliche Name *Kamai > Camei ist wohl als ein protoindischer Name im Hethitischen zu deuten: dann gehört er zu ai. kiima- "Wunsch, Begehren, Liebe". Oder urverwandt? V gI. die latei­nische Grabinschrift aus Perusia CIE 3452 Aneharia Petroni.

CIE 4985 mi velelias hirminaia "Ego (sum) Veleliae (Gen.; seil. filiae)

28 " Kamiae (filiae Dat.) Arpi ".

80 Vladimir I. Georgiev

Hirminiae (Dat. poss.)." Dat. (poss.) von *Hermenai > Hermnei, vgI. auch Hermenas Gen. m., s. CIE 4985. VgI. CIE 2882 Titia Thannae f.

CIE 2374 ha(stia l)areanaia "Hastiae (= Fastiae) Larcaniae (Dat.)". *Lareanai > Larenei PN f., vgI. auch Lareana m. VgI. CIE 3339 Lusiae Chiae.

TLE 766 (vas; VII-VI saec.) a)mi &anakvilus sueisnaia b)asu "Ego (sum) Tanaquilis (seil. filiae) S-sniae bonum (" Besitz, Eigentum "). "Etr. asu =

heth. assu n. " Gut, Habe; Heil, Wohlergehen, Glück". VgI. CIE 2882 Titia Thannae f. Oder -aia AbI.

CIE 5347 laris lar&iia " Laris Lartiae (Dat.) ". Oder AbI. orig., vgI. CIE 2075 L. Varius Oglinia f.

CIE 4478 &ania/ titia.j nustia "Thanae Titiae N-iae (Dat.)." VgI. Titei > Titi PN f. VgI. CIE 3339 Lusiae Chiae.

CIE 777 (Clusium; tegula sepulcr.) &ania: mareia: / perstiesa " Thanae Marciae P-ii ". Aber CIE 3483 &ana. marei. rafts CIE 85 lar&i. marei. ril. LXXII.

CIE 1220 (Clusium; sarcoph.) &ania : sentinati : euizlania "Thanae Sentinati(ae) C-niae".

CIE 1329 (Clusium; tegula sep.) = 1332 &ania. ania/ herinial "Thanae Anniae Heriniae (filiae) ". VgI. Anei PN.

TLE 291 (Volcii; candelabrum et tres vasa aen.; IV-I saec.) &ania lueini su&ina "Thanae Luciniae (Dat.) sepulcrale". VgI. TLE 211 (Voisinii; vas; IV-I saec.) &anias: eeineal: su&ina " Thanae Caeniae (filiae Gen.) sepulcrale ".

St. Etr., IX, S. 340 (Clusium; operc.) &ania: latini: lulesa: ~ " Thanae Latiniae Lulli Ath. (?) ".

CIE 686 (Clusium; ossuarium) vipia a#nana/ an<pares "Vibiae aviae (?) Amphari ". Dat. von ViPi PN f. VgI. CIE 3794 Flora Castiae nutrix. Etr. atina(na) "Grossmutter ", vgI. H. R i x, Das etr. Cognomen, S. 26 (nach E. Vetter). WrschI. aus ati naena (CIE 5451, 5460) eigtI. "Mutter zur Ver­ehrung" aus ati " Mutter" und naena = heth. nahhna Dat. (fin.) von nahhan­n. (n-Stamm) "Ehrfurcht, Verehrung". Für heth. h > etr. e(x) bzw. Null s. V. Ge 0 r g i e v, Hethitisch, Lydisch, Etruskisch, Linguistique Balkanique, XI, 2, 1967, S. 13f. Aber atina könnte das hethitische Deminutivsuffix -(a)nni­enthalten, vgI. heth. armanni- "kleine Mondsichel" von arma- "Mond".

CIE 408 = TLE 674 (Arretium; oss. vir. mul.; IV-I saec.) vel heimni tutia klan &a/nxvil kilnei velasnal sex " Vel H-ius Tutiä natus, Tanaquil K-nia V-ni (sive -nae) filia". Tutia ist AbI. (orig.) mit -ia < heth. -iy-az AbI. von Tuti PN f. : etr. Tutia klan = lat. "Tutiä natus".

CIE 5221 = TLE 350 (Suana; frons sepulcri; IV-I saec.) eea. su&i la&i/al eilnia " Hoc sepulcrum (est) Lartiae Cilniae " . Vgl. Kilnei PN f.: Dat. oder -ia « heth. -iy-az) AbI. orig.

CIE 5512 = TLE 145 (Tarquinii; sarcophagus; IV-I saec.) lartiu euelnies. lar&al. elan/ lar&iale einanal/ ea1n&i [.]eterau " Lartius C-nii Lartis filius Lar­tiaeque E-ni; ordinabat sodalicia". Etr. eam&i aus heth. handait 3. Pers.

Die Hethitische Herkunft der Etruskischen Morphologie 81

Sing. Prät. von handai- "ordnen, fügen; zurüsten; vorbereiten; (durch Orakel) feststellen; vermählen".

u-Stämme

No m. (V 0 k. - A k k.) Si n g. (heth. -u-s, [-u, -u-nJ c., -u n.) : asu = heth. assu n. " Gut, Besitz, Habe; Heil, Wohlergehen, Glück ", atiu " Mut­ter ", *capu = xex,tu<; "Falke", calu "Unterwelt(sgott) ", hermu "herma" (Lehnwort), krankru" Katze ", kurpu" pumilio ", leu" Löwe ", maru " ma­ro" (Lehnwort), mulu "dedicatio, votum (Weihung) ", parliu "coquus ", cpersu "Maske, maskierte Person (persona) ", suplu "subulo"; A ulu, Cicu, Culsu, Lar&u, Laxu, Petru, Precu, Pumpu, Ravn&u f., Scetu, Secu, Sepu, Trepu, 0anicu f., Vecu, Velu.

Gen. Si n g. Die Genitivendung der hethitischen u-Stämme lautet -uw-as und (seltener) -us 30, da hier die Lautgruppe uwa oft zu u kontrahiert wird. Im Etruskischen lautet die Genitivendung -us, die auch bei anderen Stämmen übertragen wurde, ebenso wie im Lateinischen -us statt -is, vgl. inschr. Venerus = Veneris, regus = regis u. dgl. Beispiele: calus, Cicus (Cicus), Hanus, Partunus, Petrus (Petrus), Precus, Pumpus (Pumpus), Ravn&us, Secus, Sepus, Trepus, Vec~ts, Velus Gen. von Velu.

Analogische Formen: Scetusa, Trep~tsa, Velusa, Vetusa mit -sjsa nach den a-Stämmen.

Da t. (- Lok.) Si n g. (heth. -uw-a > u, -aw-eji, -u(w)-e ji): Petrua, Pumpua (Pumpva) , Velua; PUZ~t "puso"; altetr. heramve (V. ]hdt.) "in herma " 31.

Kasusendungen der u-Stämme

Etruskisch Hethitisch

Sing. Nom. (Vok.-Akk.) -u (= -u) -u-s, (-u,-un),-u Gen. -us -uw-as > -us Dat.-Lok. I -u-a>u(= -ü); -ve(= -ue) -uw-a>-u, -aw-eji,-u-eji

Beispiele:

eIE 4698 velo pumpu. ar~al " Vel Pomponius Aruntis (filius) ". eIE 319 lar&i: vipin[eiJj ls: secusj puia "Lartia Vibinnia L(ari)s(is)

Seconii uxor ".

>0 Vgl. heth. Nunnus, Taruhsus Gen. auf -us aus -uw-as. 31 Für das epenthetische -a- in heramve, herama- (Pyrgi) vgl. etr. Oalana = Oalna

(vgl. Eva F i e seI, Das grammatische Geschlecht im Etruskischen, S. 8 f.), pruma!;}s aus prumts "pronepos".

6

82 Vladimir 1. Georgiev

CIE 1317 lar&i: pump: arn&a: pump va "Lartia Pomp (onia) Arunti Pomponio ". Dat. 'dedicatorius' oder poss. = Gen. poss. V gI. Pumpu PN m. VgI. die lateinische Inschrift aus Clusium CIE 2012 Sex. Granio harispici F ortunatus 1. Oder -a -va AbI.

CIE 850 (Clusium; olla) .&ania: cemunia: velua "Thanae Cemoniae Velo­niae 32". Dat. vom Nom. 0ana *Cemun(e)i Velu (oder Velui) , vgI. Cemu PN m.; Velua Dat. von Velu oder von Velui (-uia > -ua). VgI. CIE 761 .&ana. vuisinei. carcu. CIE 2946 .&ana. tlesnei. umrana, CIE 3629 .&ana. pumpui. plauti. veltsnas, CIE 2980 .&a: tutnei: marcni, CIE 4369 lar&i. herini. caiu, CIE 3918 lar.&i: cai: pitiui: ti/ties:, CIE 414 la. tites. crespe/ lar.&i. capnei/ sucnei, CIE 3425 lar&i. pumpuni cai. ei. s " Lartia Pomponia Gaia fecit hoc". Über ei s. V. Georgiev, Heth. u. Etr., S. 39. Oder: "Lartiae ... Gaius ... ".

CIE 1312 (Clusium; ossuarium) titi: velsia: pumpua "Tita (sive Titae, Titiae) Velsiae Pomponiae ". Dat. "dedicatorius" oder Dat. poss. (= Gen. poss.) ; vgl. Velsi PN f.; Titi kann auch Dat. sein, s. oben; Pumpua ist Dat. (oder AbI.) von Pumpu oder Pumpui.

TLE 14 (patera; V-IV saec.) cnaive caisies alpnu puzu " Gnaeus Caesii donavit puso". Das Verb alpnu 3. Pers. Sing. Prät. ist eine Ableitung von alpan "donum" wie heth. esharnu- "blutig machen" von eshar "Blut" u.ä. Zur Bildung der Verba auf -nu- im Hethitischen s. J. F r i e d r ich, Heth. Elementarbuch, I, 2. Aufi., S. 74. Die hethitische Endung der 3. Pers. Sing. Prät. dieser Verba ist -nu-t: im Etruskischen ist also das auslautende -t geschwunden.

Konsonantische Stämme

Zu dieser Deklination gehören:

1) alle (vom Hethitischen) ererbten (oder entlehnten) konsonantischen Stämme;

2) die durch Schwund der Endung (ide. -o-s, -i-s usw.) entstandenen Nominative auf -l, -r, -n, -mo Hier finden wir fast dieselbe Erscheinung wie im Lateinischen, vgl. ager, vir, alat. famu1 = osk. fame1, spätlat. figel aus -ro-s, -lo-s, vectigal aus -äli, facul aus *fakli u. dgl. Manche dieser Nomina haben teilweise ihre ursprüngliche Deklination bewahrt. Solche Wörter sind z. B.: (0ana)-xvil aus heth. *hüyala/i- (mit ya > i); masan = luw. massa­na /i- "Gott"; sal = heth. salli-s "gross"; Lar.&al aus * Lar.&-ali( s); A ul (11mal) neben dem sehr häufigen Aule, s. oben. Es ist oft nicht zu entscheiden, ob es sich um einen ursprünglich vokalischen oder konsonantischen Stamm handelt.

12 Vgl. die lateinischen Grabinschriften aus Clusium CIE 1674 Alftae Q.l. Primae und aus Perusia CIE 3339 Lusiae Chiae.

Die Hethitische Herkunft der Etruskischen Morphologie 83

N 0 m. S i n g. (heth. -s oder Null): ais (ais> eis) "Herr, Gott 33 ",

aiser (eiser) "sacer, sanctus (te:poc;) ", asul = heth. assul n. / c. " Heil, Wohler­gehen; Gruss", avil " Jahr", avilxval " anniversarius, -a, -um ", capesar =

heth. happessar n. (r In-St.) "(Stück?) > Glied; Körperteil", clan (elen) " Sohn", fler (auch fiere) "statua, idolum", jrontac "fulguriator", himHal " Seele, Schatten des Gestorbenen", hiuls "noctua (Eule) ", lautn, lavt(u)n "familia, gens", lextum "A~X.U&OC;" (Lehnwort aus der griech. Akkusativ­form), pruxum " 1tpo:x.ouc;" (Lehnwort aus der griech. Akkusativform), qutun (qutum) "x.w&wv "(Lehnwort), Rumax "Romanus", sex (sex, sec, sec) "Toch­ter ", sren "figura", su&il "sepulcrale", tanasar (> &anasa) 34 "histr(i)o ", &an(nu)r "Donner(gott) ", &esan "aurora (auch als Gottheit) ", tin" dies; Iuppiter", tiur (tivr) "luna (auch als Gottheit) ", tmial "templaris, -e", trutnu& (trutnvt) "trutinator", (spätetr.) tular "finis, Grenzstein", usil " sol (auch als Gottheit)", vacal "epulum, daps", v(e)rtun "ein Gefäss", zil " (flamen) Dialis", zilx (zilc) "flamen, augur", zila& (zilat) " flaminium, augu­ratus; flamen" ; Aran& (VI. Jhdt.), Ar(a)n&ur, Arun&, Arn& (Arnt), Ar& (= heth. Arta), cexasie&ur (PN?), Cucrina&ur, Lar& (Lart), Laris, Larn, Petr, Sertur, 0anxvil, Turan "Venus", Vel, Vel&ur, Venel3s, Vipi&ur; auch 0an (selten) neben 0ana (sehr häufig) 36.

Wie die 3. lateinische Deklination enthält also diese etruskische Dekli­nation hauptsächlich ursprüngliche konsonantische Stämme, daneben aber auch gewisse ursprüngliche vokalische Stämme, deren Auslaut apokopiert wurde.

Das ursprüngliche auslautende -s des Nominativs ist nur bei der Laut­gruppe -nts (hauptsächlich Partizipien) erhalten geblieben 37: ikanz (Poupe; VII. Jhdt.) Part. von heth. igiii- " zerspringen, bersten (?) ; zugrunde gehen ", sians (III.-II. Jhdt.) > sias aus heth. siyanz Part. von siya- " sich zeigen" ; akas (akas, acas) < heth. akkanz "gestorben, tot; Toter, Verstorbener", lU!jas "lustratus (lustrans) ", mlakas "dedicatus, dedicans" (s. weiter unten), ten&as, ten&as < heth. tiyandanz " gesetzt, gestellt ", s. V. Georgiev,

33 Vgl. heth. ishä-s "Herr ", altheth. Dat. Sing. esh-e> spätheth. ish-i aus ide. *oysH2-: ide. oy > urheth. ay > altostheth. e > spätostheth. i. Das Etruskische stammt vom altertümlicheren westhethitischen Dialekt, wo urheth. ay erhalten blieb, daher altetr. (und archaisierend) ais> spätetr. eis.

34 Zum Schwund des auslautenden r vgl. heth. hatressa für hatressar " Sendung", papräta für paprätar "Unreinheit", miyata für miyatar "Gedeihen" u. dgl., s. J. Fr i e d r ich, Heth. Elementarbuch, I, 2. Aufl., S. 33.

35 Der Personenname Venel ist wrschl. = heth. wenal n. " Stange, Stab; Stütze ", vgl. die altetruskischen Formen venalias (TLE 40) und venala (TLE 34). Vgl. lemn. Vanal aus heth. wenal.

38 Vgl. Eva F i e seI, Das grammatische Geschlecht im Etruskischen, S. 58. 37 Auch im Lykischen ist das hethitisch-luwische auslautende -5 nach Vokal ge­

schwunden, aber -n(t)5 ist hier als -5 erhalten geblieben, vgl. A. Heu b eck, Kleina­siatisches, Die Sprache, XI, 1965, S. 79.

84 Vladimir I. Georgiev

Heth. u. Etr., s. vv. Vgl. auch Aivas (Eivas) = AL~ aus -nts. Vgl. lyd. -as, -ens: saretas "der erretende" (oder "wohlgesinnt "), lalens "sprechend, sagend ".

Gen. S i n g. (heth. -as) : altetr. Lar&as Gen. von Lar&, Tinas Gen. von Tin; Anei-&uras, Cravza&uras, paxa&uras (PN?, GN?), tamia&uras (PN? GN?), Tela&uras, Vel&ina&uras.

Das kurze ader Genitivendung -as (aus ide. -os) der etruskischen konso­nantischen Stämme (aus ide. konsonantischen und vokalischen Stämmen auf -loli-, -rofi-, -noli-, -mofi-) wurde früh synkopiert. So entstanden Genitiv­formen auf -s:

Altetr. Tinas (VI.fV. Jhdt.) > spätetr. Tins, Tins Gen. von Tin. elens (elens) Gen. von elan; zum Ablaut vgl. heth. Nom. tekan " Erde ",

Gen. tagnas. &esns Gen. von &esan " aurora; Aurora" Tiiurs Gen. von tiur (tivr) "luna; Luna" usils Gen. von usil " sol (auch als Gottheit) " Larns Gen. von Larn Splaturs Gen. von Splatur Vel&urs (Vel&urs) Gen. von Vel&ur Venels Gen. von Venel Vels, VelS Gen. von Velo A. J. P f if f i g, Die Sprache, IX, 1963, S. 53

vermutet, dass Vels, VelS ein Gentiliz sei. Diese Vermutung ist nicht berech­tigt. eIE 445 a. vels - - - und eIE 3870 au. lx. lar&i. vels sind von demselben Typus wie eIE 3933 aule. velis, eIE 4523 aule. euies, eIE 1 lar&i aninies. eIE 2719 ve. seatu. vels, eIE 2796 velo se<pi)efvels und eIE 1115 a. lanrpefvels.p sind von demselben Typus wie eIE velo axuni. aules und eIE 1002 vel: ane: auld: eIE 247 mi vels titesf mlnanes " Ego (sum) Velis Titi M. " entspricht eIE 3915 vel titd ma<r)/enas und eIE 1053 mi a<vile)s tite<s) : - - - eIE 1839 velo eae. velsa, eIE 185 aule. vete. velsa und eIE 2386 velo lauxumes. velsa. petrual sind von demselben Typus wie eIE 4750 aule: tite: aulesa, eIE 411 vel heimnil viskesa, eIE 2922 vel: tite: auld. Folgende Formen sind unsicher: eIE 12 a. velS[, TLE 625 mi<v)elSati alee" Me Velis mater(?) .. .it". eIE 2123 au: vels I eu: zuxu / &vsntia. eIE 4540 = TLE 575 (cippus; IV -I saec.) su&is : ekaf pen&una/ eai. vels. eais/ &ard: lautni" Sepulcri hic cippus (est) Gaio Velis (seil. filiol. Gai Th-i liberto." Cai ist Dat. m. (f.) von Cai (aber auch Nom. f.), s. oben. .

Analogische Formen: sexis Gen. von sex" Tochter" nach den i-Stäm­men; Tlamunus, 0anxvilus, Velus (Velus) 38, Venelus (Venelus) nach den u­Stämmen; Arntsa, Petrsa, Velsa (= Vels) nach den a-Stämmen.

Die Possessivadjektiva auf -al, welche in einer genitivischen Funktion gebraucht werden, bekommen in der Regel kein -s im Genitiv unter dem Ein-

38 Velus/s ist Gen. von Vel und von Velu.

Die Hethitische Herkunft der Etruskischen Morphologie 85

fluss der Genitivendung -l der Pronomina, vgI. etr. sel (Pyrgi) = heth. seZ " eius, suus ", cel (TLE 621) = heth. Ml " huius ", heth. ammel " mei (meus) " u. dgI. Es gibt aber auch Ausnahmen: Arn-&als, Arn-&eals, Ha&lials, Lar&alS, Papals, Petrunials, Teriasals, Tetals, Visnaials.

Da t . - Lok. Si n g. (heth. -a, -eji): Anei&ura, Arn-&a (Arnta) , Ar&a (Arta) , Lar&a, Larisa (und Larise), Larna, 0acutura, 0an(u)ra, Vel&ura, Vel­&uri&ura, altetr. Venala, altetr. Vestiricinala (VI. ]hdt.) ; &esane und &esni-n von &esan " aurora" ; sie (eIE 1947) = siie (TLE 42) " deo" « ide. *diwey) , vgI. heth. siu- "Gott" (u-St .?), tiuri(-m) von tiur, 0ufl&i, usli von (?) usil " sol", zili von zil, zilci von zilc.

Analogische Formen: Aran-&ia = aran-&ia Dat. Sing. von heth. arant­" erhaben", Arun-&ia, Lar&ia (Männernamen), Tinia von Tin nach den i-Stämmen wie oft im Hethitisch-Luwischen (und im Lateinischen). Lar&ia u. dgI. können also Dat. Sing. von Lar& m. oder von Lar&i f. sein. Ausserdem können solche Formen zur Zeit der Romanisierung (im Spätetruskischen) auch Nom. Sing. f. sein.

elensi, clensi "filio suo" oder Kontamination wie bei Aulesi, s. oben. Abi. S i n g. (heth. -az = altetr. -as > später -a): altetr. acnas =

heth. aggannaz (zu lesen aknaz) AbI. von aggatar n. (rjn-Stamm) "Sterben, Tod"; sla, -sla " stirpe, natu " AbI. von sul. VgI. auchAran&ia (eIE 5000), Anei&ura (CIE 3842), Larisa (eIE 4339) AbI. oder Dat.

Ins t r. Si n g. (heth. -it = -et): Arvn-&e, Alfnalisle (?). Lok. Si n g. (heth. -ti): Tarxnal-&(i) "Tarquiniis", Unial&(i) und

Unialti von Unial" lunonale (templum) ", Velcl&i "Volciis". N 0 m . - (A k k .) PI ur. (heth. -es, -as, -us): Truial-s "Troiani"

(s. oben); &apintas 39•

Altetr. avil (Pyrgi) "anni" Plur. (n.) = Sing. wie oft im Hethitischen. Kollektiv> Plural (Nom.-Akk.) : elen-ar" filii ". A k k. PI ur. (heth. -us) : spätetr. tularu von tular " finis, Grenzstein" ;

hin&u und (nach den i-Stämmen) hin&iu "manes" (= heth. -i-us). Gen. P I ur. (heth. -as) : avils, tivrs. D at . - Lok. PI ur. (heth. -as): precu-&uras-(s)i (= heth. -as-si)

" Preconis-posteris-suis ", siannas "deis", vgI. heth. (Iuw.) siwannaji­" Gott", altetr. tuleras-(s)e " (in) finibus suis " von tuler- = spätetr. tular = umbr. tuder" finis, Grenzstein ", 0ujl&as (0ujl&as, 0uful&as, 0upl&as) " Name weiblicher Unterweltsgottheiten (Unholdinnen) 40"; clen-ar-as-(s)i "filiis suis" vom Kollektiv> Plural elen-ar "filii".

Analogische Formen: clinii-ar-as "filiis" nach den i-Stämmen (und eni > ini).

39 Auch im Hethitischen wird der Nom. Plur. statt des Akk Plur. und umgekehrt gebraucht, vgl. J. Fr i e d r ich, Hethitisches Elementarbuch, I, 2. Aufl., S. 45 .

• 0 Der Name wird im Singular und im Plural gebraucht, vgl. griech. 'Ep~vu<; und 'Ep~vue:<;, "AprruLCt: und "AprrmotL, lat. Furia und Furiae.

86 Vladimir 1. Georgiev

Kasusendungen der konsonantischen Stämme

E: truskisch -------- - ----------1

Sing. Nom.(-Vok.-Akk.) Gen. Dat.-Lok. AbI. Instr. Lok.

Plur. Nom. (Akk.) Akk. Gen. Dat.-Lok.

Beispiele:

-, (-z > -s) -as > -s -a, -e, -i alt -as > später -a -e -ti (-'&i, -.&) -as, -s; -; (-ar) -u -s -as

Hethitisch

-s(-z) , --as -a, -eli -az -it (= -et) -ti -es, -us, -as; --us -as -as

TLE 156 (Tarquinii; cylix VII-VI saec.) itun turuee venel atelinas tinas eliniiaras "Istam (seil. cylicem) donavit Venel At-i (Gen. m.) Iovis filiis (= ßLOcr-XOUPOL/;;) ". Darüber s. V. G e 0 r g i e v, Linguistique Balkanique, XI, I, 1966, S. 55 f.

TLE 608 (ossuarium; IV-I saec.) ve. tins. velus. vetial. clan (C. Iuentius. C. f) Bilingue: Tins Gen. von Tin" Iuppiter" als PN (Familiennamen) ent­spricht lat. Iuentius, einer Ableitung von Iov-is. Velus ist hier Gen. von Vel, vgI. C. J., und nicht von Velu. In den Bilinguen werden die etruskischen Vornamen Vel und Ar.& im lateinischen Text durch C. = Gaius wiederge­geben: TLE 455 (ossuarium) C. Lieini. C. J. Nigri Iv. leene. vi hapirnal, TLE 472 (ossuarium; IV-I saec.) Q. Seribonius. C. J.I vl. zieu, TLE 473 (ossua­rium; IV -I saec.) C. Vensius. C. J. C anus I vel: venzile: alfnalisle, TLE 554 (ossuarium; IV-I saec.) vl. alfni. nuvil eainall C. Alflus. A. fl Cainnia. natus, CIE 1729 C. Annius. L.J. Coelia. gnatl velo anne. eupsnal, TLE 661 (ossuarium; IV-I saec.) C. Cassius C. J. jSaturninusl velo eanzi. e. elan Der lateinische Vorname Gaius ist = gaius " Häher". Der etruskische Vorname V el ist wohl auch ein Vogelname, wahrscheinlich die Koseform von Vel.&ur = lat. voltur " Geier", s. auch unter Ar.& und V. Ge 0 r g i e v, Linguistique Balkanique, XI, 2, 1967, S. 7.

CIE 5567 trepi: .&anxvil. vipena<s). arn&al arn.&iali<s)la. puia "Trebia Tanaquil Vibenni Aruntis, Aruntiä-(e)-stirpe, uxor". Über Arn&iali<s)la s. V. G e 0 r g i e v, Linguistique Balkanique, XI, 2, 1967, S. 5ff.

CIE 758 = TLE 518 (ossuarium; IV-I saec.) arn&. vipis. serturis I puiae. mutainei "Aruns Vibii Sertoris uxorque Mutaenia".

TLE 468 (Clusium; ossuarium; IV-I saec.) lar&: eae: eapesar "Lars Gaius, membra (ossa)". Etr. eapesar = heth. happessar n. (rln-Stamm)

Die Hethitische Herkunft der Etruskische Morphologie 87

" (Stück? » Glied; Körperteil"; heth., etr. Nom.-Akk. Sing. n. = Plur. V gI. die lateinische Inschrift eIE 3338 (Perusia; ossuarium) ossa / Lusius / Gentius. Die Vermutung, dass eapesar ein eognomen sei 41, ist nicht überzeu­gend.

eIE 5046 (Orvieto; in epistylio sepulcri) akas ~ariees " Mortuus Lari­cust" (tt Der Verstorbene ist Larice "). Etr. akas < heth. akkanz "gestor­ben, tot; Toter, Verstorbener" Part. von ak(k)- " sterben" ; Lariee PN m.; es < heth. eszi " est " ; Lariees aus Lariee es wie im Altlatein 42 (etruskischer Einfi uss ?).

TLE 692 (cippus quadrangularis: a) in fronte, litteris in columnam scriptis; b) in latere; IV-I saec.) altular / larns bltular / lama Larns ist Gen. und Lama Dat. (poss. oder AbI.) von Larn PN, vgl. auch die Ableitungen Larnei, Larni und Larnal. Dieser Text zeigt, dass Gen. poss. und Dat. poss. promiscue gebraucht wurden: " Finis (" der Grenzstein" bzw. " die Grenze ") (est) Larnis" oder" ... Larni ". Die Personennamen Larn und Larnit stam­men wohl aus heth. *lawarr-an und *lawarr-ant- (Part.), vgI. lawarr- (luw. ?) " zerbrechen (?), zerstören (?) "; zur Benennung vgI. griech. IhoA(-1top~

(-l)~), nEpcre-1tOA~ u. dgI. TLE 154 (Tarquinü; askos cor. generis phalli praebens figuram; VII-VI

saec.) mi lar~as arSinaia "Ego (sum) Lartis (seil. filiae) Arsiniae (Dat.) ". VgI. Arzni, Arznis, Arznal, Arzneal, Arsniae gnatus (eIE 3622, Perusia): *Arsinai > Arzni(f.?). Altetr. Lar~as Gen. von Lar~ wie altetr. Tin-as Gen. von Tin. Für die Lesung vgI. E. Ve t t er, Glotta, XXVIII, 1940, S. 171 (nach Eva Fiesei). VgI. die lateinischen Grabinschriften aus Etrurien eIE 2973 Trebonia P./. 2793 Selia L.j. 3342 Vetia C.j. 3452 Aneharia Petroni u. dgI. Im Hethitischen (und Etruskischen) steht der Genitiv häufiger vor als nach seinem Regens, vgI. J. Fr i e d r ich, Heth. Elementarbuch, I, 2. Aufi., S. 122. Oder -aia AbI. (orig.).

St. Etr., XXX, 1962, S. 296 (eaere; VII-VI saec.) mi aranit ram~asi vestirieinala muluvaniee "Me Arans Ramuthae-suae V-ni (filiae) dicavit.". Darüber s. V. Ge 0 r g i e v, Glotta, XLII, 1964, S. 221 f. Vestirieinal-a Dat. Sing. von *Vestirieinal > spätetr. Vestreenal Possessivadjektiv von Vestreena.

TLE 34 (Veii; oenochoe; VII -VI saec.) mini muluvaniee mamaree: apuniie venala "Me dicavit Mamercus Aponius (sive -io) Venali". VgI. *Ve­nal > Venel PN m. und TLE 348 apunies mi.

eIE 669 la(r)t: pesnte: arnita "Lars P. Arunti (sive Aruntis, seil. fi­lius) ". Dat. "dedicatorius" oder poss. = Gen.; oder AbI. (orig.): " ... ex Arunte ".

eIE 575 vel pe~e arnita " Vel Paetus Arunti (sive -is) ". Oder AbI. (orig.).

U Darüber s. H. R i x, Das etr. Cognomen, S. 275 und besonders S. 277. U Vgl. alat. qualist = qualis est, malust = malus est u. dgl.

88 Vladimir 1. Georgiev

CIE 4931 (Orvieto; frons sepulcr.) mi lar&a ram&urnas "Ego (sum) Larti (Dat. poss.) R-ni (Gen. m.) ". Die Deklination des PN Lar& lautet im Altetruskischen folgenderweise: Nom. Lar&, Gen. Lar&as, Dat. (AbI.) Lar&a, woneben auch Lar&ia analogisch nach den i-Stämmen.

CIE 4077 (Perusia; ossuarium sive operc. oss.) lar&a. cesuasias (Fa.; cesuasais Scut., Verm., Conest.). VgI. Cesu; wrschI.: Lar&a Cesu(a) Asias " Larti Caesonio Asiae (sive Asii) ". VgI. CIE 897 a&. crfe(s)pe/ a(s)ias, CIE 898 crespe asia trepias, PN Asi (CIE 3812, 3874). VgI. die lateinischen Grab­inschriften aus Etrurien: CIE 2717 A. Scandio Munatiae ~(ato), 2075 L. Varius Oglinia j.

CIE 2328 (Clusium; olla) arn&: &elazu: ar&a "Aruns Th. Gaio (sive Gai Dat.-Gen. sive AbI.)", s. oben. VgI. CIE 2327 (Clusium; olla) arn&: &elazu: arn!;}al.

CIE 611 arza: uvie: ar&a " A. U. Gaio (sive Gai [Dat. = Gen.]) ", s. oben. Oder AbI. orig.: " ... ex Gaio". Ar& = heth. Arta PN = arta- "Vogel­namen ".

CIE 2353 la larisa " La(rs sive -rti) Larisi (sive Larisis) ". Dat. "dedi­catorius" oder poss. = Gen.; oder la = lautni "libertus". Oder AbI. orig.

CIE 4339 arn&: veti: larisa " Aruns Vettius Larisi (sive Larisis) ". Dat. " dedicatorius" oder poss. = Gen.; oder AbI. orig.

TLE 770 (amphora; VII-VI saec.) mi larisa axs "Ego (sum) Larisi (Dat.). Bibe! " Etr. axs<heth. akuski "bibe": Synkope und sk> s. Oder PN.

CIE 4937 (Orvieto; frons sepulcr.) larisa latinies mamacres. "Larisi (Dat.) Latinii Mamerci ". Mamacres für Mamarces, s. A. J. P f i f f i g, St. Etr., XXXII, 1964, S. 195. Vgl. die lateinische Grabinschrift aus Clusium CIE 899 Aulio Larci.

CIE 4979 mi larisa plaisinas "Ego (sum) Larisi (Dat.) Plaesini". CIE 321 (ossuarium) laris: secu: larisa / sepana: can "Laris Seconius

Larisis S-ni .gratiä (?) ". Etr. can = ?heth. handa "gernäss, entsprechend, um-willen" Postposition mit Dat.-Lok. Die Konjektur c(l)an ist nicht zwin­gend.

CIE 8382 larisa zuxus "Larisi (Dat.) Z-onis". VgI. Zuxu PN. TLE 707 (basis lapidea; V-IV saec.) [ar]n& veiane SP1:t( .. ) / lariza ma

turunke "(Aru)ns V. Sp. Larisi(?) me (?) donavit". Lariza (1mal) = ? Larisa (lOmal). Das Verb turu-n-ke ist eine Ableitung von tur(u)- " geben, schen­ken" durch das aus dem Hethitischen bekannte Verbalsuffix -nu-, das gewöhnlich Kausativa bildet, aber oft keinen Unterschied zwischen Grund­verb und abgeleitetem Verb zeigt, s. J. F r i e d r ich, Hethitisches Ele­mentarbuch, I, 2. Aufl.., S. 74.

CIE 5018 (cippus globi) larisal / vel&ura "Larisis (filio) Volturi ". CIE 3842 lar&: vete: anei&ura "Lars Vetus (sive Vettius) Aneithuri ".

Dat. "dedicatorius" oder poss. = Gen.; oder AbI. orig.; vgI. CIE 3841 veti. anei&uras "Vettia (sive Vettius) Aneithuris".

Die Hethitische Herkunft der Etruskischen Morphologie 89

TLE 17 (patera; V-IV saec.) tarusula mi "Tarusulo (sum) ego". Der Name Taru-sul- ist wrschI. mit. heth. Taru-hsu- verwandt, s. oben.

eIE 406 (Arretium; ossuarium) mi arun&ia kusiunas "Ego (sum) Arunti K ." -nI .

eIE 177 = TLE 414 (ossuarium; VII-VI saec.) mi arun&ia malamenas "Ego (sum) Arunti M-ni (Gen.) . " .

eIE 4932 (Orvieto; frons sepulcri) mi aran&ia ha[p]irnas "Ego (sum) Aranthi H-ni".

eIE 4944 (Orvieto) mi q-ranf;)·ia phlavienas " Ego (sum) Aranthi PhI-ni ". CIE 5054 (Orvieto; Stele) aran&ia tequjnas "Aranthi T-ni ". CIE 5000 (Orvieto; cippus sepulcr.; VI-V saec.) lar~ cupures ara~a

" Lars e-ri Aranthi (sive -is) ". Dat. " dedicatorius " oder Dat. poss. = Gen. ; oder AbI. (orig.): " ... Aranthia (natus) ". VgI. eIE 3742 C. Cascellius Can­thia. eIE 2075 L. Varius Oglinia J. eIE 3657 C. Salvius Cassiae gna(tus).

eIE 383 = TLE 669 (Arretium; magnus lapis; VII-VI saec.) mi lar~a kurvenas " Ego (sum) Larti (sive -iae) K-ni ".

CIE 4503 (Perusia; ossuarium) lar~a. ~avis. atinatia "Larti (sive -iae) Octavii Atinatiä (AbI. -orig.)". Vgl. Atinates Gen. PN m. und Atinati PN f.

TLE 54 (eaere; scyphus et amph. argentea; VII-VI saec.) mi lar~a "Ego (sum) Larti (sive Lartiae) ".

St. Etr., XXX, 1962, S. 148 und 383 (Orvieto; VI.-IV. ]hdt.) mi lar~ia stramenas " Ego (sum) Larti Strameni ". Darüber s. V. Ge 0 r g i e v, Lin­guistique Balkanique, XI, 1, 1966, S. 49 f. Vgl. eIE 899 Aulio Larci. eIE 3452 Ancharia Petroni. eIE 4186 Remmia Anni.

eIE 4966 = TLE 245 (Orvieto; frons sepulcri; VII-VI saec.) mi lar­~a: hulxenas. ve~ruscles "Ego (sum) Larti (Dat. poss.) H-ni Volturis-filii". Die Endung -i-a statt a ist von den i-Stämmen übertragen. Die Form Lar&ia kommt sehr oft vor (77mal). Es ist oft nicht zu entscheiden, ob Lar&-ia Dat. von Lar~ f. oder von Lar& m. ist. Die altetruskische Form Lar&aia (1mal) ist Dat. von *Lar~ai > spätetr. Lar~ f.; (alt)etr. Lar~a ist Dat. (oder AbI.) von Lar~ m.

TLE 270 (patera) tinia calu$na " Iovi infero ". Etr. calu$na ist eine Ablei­tung von calu "Unterwelt, Unterweltsgott " 43 .

TLE 277 (Ferentium; cyathus; VII-VI saec.) tiniaj arvn&ej arta " Iovi (ab) Arunte ponitur. ", s. V. Ge 0 r g i e v, Linguistique Balkanique, XI, 1, 1966, S. 54.

TLE 759 (askos; VII-VI saec.) mi mulu larile zili mlax "Me votum (= dedicationem) Larilus flamini (Diali) vovet (= dedicat) ". Der PN Larile

43 Etr. calu ist = heth. hallu- " tief; Höhlung"; etr. calusna ist Dat. Sing. wrschl. von heth. *halluessar, Gen. -esn-as (r/n-Stamm), einer Ableitung durch das zur Bildung von Abstrakta dienende Suffix -essar, vgl. palhessar "Breite" von palhi- "breit". asessar " Sitzung" von es- " sitzen" u. dgl. : ue > u .

90 Vladimir I. Georgiev

ist wie Venzile (von Venza) gebildet; mulu bedeutet etwa" dedicatio, votum, consecratio (Gelöbnis)" und ist mit heth. mald- "geloben", lit. meld'Ziu "bitte, bete", d. melden, russ. maUt' "flehe, bitte", tschech. madUti se " bete" u.a. verwandt: ld > 1 wie im Lateinischen. Die hethitische Her­kunft der etruskischen Ableitungen von mulu können durch folgende Ta­belle dargestellt werden:

Etruskisch

mulu mula (AbI. ?) mulax > mlax

ml~ mlaxta mlakas, -as, -xas muluvane-ke muluvani-ke mulvan( n )i-ee muluvene mulune (uva > u)

Hethitisch

-us, -u, vgl. idalu-s "böse, schlecht" -aw-az > -az, vgl. idalawaz > idälaz AbI. -a(w-a)hh-i, vgl. idalaw-ahh- "Böses tun", suppiy-ahh-i

3. Pers. Sing. Präs. -a(w-a)h, vgl. suppiy-ah 2. Pers. Sing. Imperat. -a (w-a) tti, vgl. idalawatti < -ahti 2. Pers. Sing. Präs. -a(w-a)h-ta, vgl. idalaw-ah-ta 3. Pers. Sing. Prät. -a(w-a)hh-anz, vgl. idalaw-ahh-anz Part. -(u)w-annäi-t 3. Pers. Sing. Prät.

TLE 58 (Caere; patera; VII-VI saec.) mini kaisie .&annur(s) siannas mulvanniee " Me Caesius tonitrüs deis dicavit". Vgl. heth. (luw.) siwanna/i­"Gott". Über .&annur(s) s. V. Ge 0 r g i e v, Linguistique Balkanique, XI, 2, 1967, S. 16f.

TLE 149 (hasta aen. ; IV-I saec.) en. turee. murila. herenas . .&ufl.&as. ever "Hanc (hastam) dedit Murila Hercni Th-ibus donum". Herenas PN Gen. Sing. m., vgl. Herenai PN Nom. f., altetr. Heraeanasq, Gen. (oder Posses­sivadjektiv) .

TLE 447 (parva statua aen. mulieris; IV-I saec.) a).&a eenenei/ .&upl.&as/ menax~ [b)ist schwer lesbar, vgl. H. R i x, Gött. Gel. Anz., 217, 1/2, 1965, S. 55] "Tha(na) C-nia Th-ibus dico (sive dicavit)." Über menax~ = heth. memahhe (memahhi) "loquor" s. V. Ge 0 ~ g i e v, Heth. u. Etr., S. 28.

TLE 557 (parva statua aen.; IV-I saec.) ( .. )/( .. )lautni: .&uful.&as/ turee " ... libertus Th-ibus dedit ".

TLE 652 (parva statua aen. pueri; II saec.) velias. fanaenal . .&ufl.&as/ alpan. menaxe. elen. eexa. tu.&ines. tlenaxeis "Veliae F-ni (filiae) Th-ibus da­num dicavit (sive dico) filius ... " Vgl. CIE 3402 arnt: fanak/ni: velrnal.

TLE 654 (candelabrum vel thymiatherion aen. una cum parva statua aen. pueri repertum; IV-I saec.) a. vels. eus . .&upl.&as. alpan. turee " A. Velis hos Th-ibus donum dedit". Etr. eus = heth. küs "hos" Akk. Plur. von ka-s "hic", s. V. Ge 0 r g i e v, Heth. u. Etr., S. 10 f. Nach A. J. P f i f f i g ,

Die Hethitischen Herkunft der Etruskischen Morphologie 91

Die Sprache, IX, 1963, S. 50 ist cus eine Abkürzung (?) vom Personennamen Cusu.

TLE 719 !J-uf~as ist entweder Gen. Sing. bzw. Plur. oder Nom. Plur. Das ist der Name weiblicher Unterweltsgottheiten (Unholdinnen): er war im Pluarl und im Singular gebraucht, s. oben.

Die Singularform erscheint in folgender Inschrift: eIE 2341 = TLE 558 (parva statua vir. aen.; IV-I saec.) ei~eras !J-ujro-ij cver. a? "In sacris Th-i (Dat.) donum id (= hoc est) ". Die Lesung !J-uf~ nach eIE 2341 und Pfiffig; !J-ufi:&i nach Pallottino. Darüber s. V. Ge 0 r g i e v, Die Sprache, X, 1964, S. 164.

!J-ujl&icla scheint ein (hypokoristisches) Deminutiv zu sein: TLE 740 (parva statua aen.; IV-I saec.) tite: alpnas: turce: aiseras: !J-ujl&icla: trut­vecie "Titus Alpni dedit (in) sacris Thufulthiculae (?) Trutveciae (?) ". Vgl. Alpnei = Aljnei PN f., Alpiu PN, Alfnal u. dgl.

* Die etruskische Deklination ist also nichts anderes als die weitere Ent­

wicklung der hethitischen. Folglich gehört das Etruskische zur hethitisch­luwischen Sprachgruppe des Indoeuropäischen, und zwar ist es mit dem Keilhethitischen besonders eng verwandt.