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Anhang 15 zur „Siedlungsgeschichte im Bereich der Gemeinde Kreuzau Die Infrastruktur Der Straßen- und Wegebau Als die Franzosen 1794 das Rheinland besetzten, waren die Straßen in sehr schlechtem Zustand. Im heutigen Gemeindegebiet gab es keine großen Durchgangsstras- sen. Die Wege waren zer- fahren, aufge- weicht, unbefestigt und manchmal nicht passierbar. Die Franzosen haben sich sehr bemüht, den Zustand der Straßen zu verbessern, sie setzten in den einzelnen Bezirken eigens verantwortliche Beauftragte für das Straßenwesen ein. Die Gemeinden erhoben auf den Straßen Wegezölle, deren Höhe sich nach dem Gefährt, den Zugtieren und der Ladung richtete. Nach dem Übergang unseres Gebiets an Preußen hatte der Regierungsbezirk Aachen im Jahre 1816 nur 79 km Staatsstraßen, von denen aber keine unsere Ortschaften berührte. Erst ab 1821 wurde der Straßenbau in Preußen durch sog. Prämienstraßen, an denen sich die einzelnen Gemeinden durch Zuschüsse beteiligten, stärker gefördert. Daneben wurden auch von privaten Geldgebern und Aktiengesellschaften Aktienstraßen gebaut, die aber in unserem Raume nicht vorkamen. Bis 1846 hatte sich durch diese Maßnahme die Länge der Staatsstraßen im Regierungsbezirk Aachen auf 224 km erhöht.

Die Infrastruktur Der Straßen- und Wegebau · 3. Die L 250 zweigt in der Nähe des südlichen Ortsausgangs der Ortschaft Drove von der L 249 in südöstlicher Richtung ab und endet

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  • Anhang 15 zur „Siedlungsgeschichte im Bereich der Gemeinde Kreuzau

    Die Infrastruktur Der Straßen- und Wegebau Als die Franzosen 1794 das Rheinland besetzten, waren die Straßen in sehr schlechtem Zustand. Im heutigen Gemeindegebiet gab es keine großen Durchgangsstras-sen. Die Wege

    waren zer-fahren, aufge-weicht,

    unbefestigt und manchmal nicht passierbar. Die Franzosen haben sich sehr bemüht, den Zustand der Straßen zu verbessern, sie setzten in den einzelnen Bezirken eigens verantwortliche Beauftragte für das Straßenwesen ein. Die Gemeinden erhoben

    auf den Straßen Wegezölle, deren Höhe sich nach dem Gefährt, den Zugtieren und der Ladung richtete. Nach dem Übergang unseres Gebiets an Preußen hatte der Regierungsbezirk Aachen im Jahre 1816 nur 79 km Staatsstraßen, von denen aber keine unsere Ortschaften berührte. Erst ab 1821 wurde der Straßenbau in Preußen durch sog. Prämienstraßen, an denen sich die einzelnen Gemeinden durch Zuschüsse beteiligten, stärker gefördert. Daneben wurden auch von privaten Geldgebern und Aktiengesellschaften Aktienstraßen gebaut, die aber in unserem Raume nicht vorkamen. Bis 1846 hatte sich durch diese Maßnahme die Länge der Staatsstraßen im Regierungsbezirk Aachen auf 224 km erhöht.

  • Die erste Straße unseres Gebietes, die durch behördliche Unterstützung gefördert wurde, war der enge, gefährliche Fahrweg zwischen Untermaubach und Winden an der Hochkoppel, der bereits 1820 durch eine teils durch Sumpfgelände verlegte Straße ersetzt wurde. Vorher war als Verbindung zwischen Maubach und Winden meist der alte Weg über Bilstein und Bergheim benutzt worden. Als erste Prämienstraße wurde bei uns in den Jahren 1841 bis 1843 die Verbindung Düren-Zülpich gebaut, die durch Stockheim und Soller führte. Die Gemeinden waren berechtigt, an eingerichteten Hebestellen (Barrieren) Wegegeld (Barrieregeld) von den Fahrzeugen zu erheben. Bis 1852 wurde von den beiden Hebestellen in Düren (am Muttergottes-häuschen) und Froitzheim anteilmäßig der Reingewinn an die Bürger-meistereien Stockheim für die Gemeinde Stockheim und Drove für Soller ausgezahlt, die damit die Wegewartungskosten bestreiten mussten. Ab 1852 übernahm der Kreis Düren die Unterhaltung der Straße und richtete in Stockheim und Soller je eine Hebestelle ein. Ab dem 1. Mai 1843 verkehrte auf dieser Straße täglich eine zweispännige Personenpost. Von 1852-1855 wurde der Bau der Prämienstraße Düren-Nideggen. durch die Orte Niederau, Kreuzau, Drove und Boich durchgeführt. In Drove wurde für die Bürgermeisterei Drove eine Hebestelle eingerichtet, die gegen 10 % der Bruttoeinnahmen und ein Ölgeld von 1 Taler für die Beleuchtung an Pächter vergeben wurde. Für die Bürgermeisterei Stockheim befand sich eine entsprechende Hebestelle in Kreuzau. Auch auf dieser Straße wurde am 1.4.1854 eine täglich verkehrende zweispännige Personenpost zwischen Düren und Nideggen eingerichtet. 1856 beklagte sich die Post beim Stockheimer Bürgermeister von Torck, dass diese Postkutsche wiederholt von Jugendlichen durch Steinwürfe belästigt würde. Die beiden genannten Prämienstraßen von Düren nach Zülpich bzw. Nideggen wurden in der Folgezeit von Preußen als Provinzialstraßen übernommen; das Wegegeld wurde erst im Jahre 1874 abgeschafft. 1871 wurde der Bau der Prämienstraße Drove-Thum-Berg in die Wege geleitet. Es dauerte bis 1876, ehe sie in Berg an die Provinzialstraße Nideggen-Wollersheim angeschlossen werden konnte. Die Strecke Drove-Berg war im Gegensatz zu den bisher erwähnten Prämienstraßen, deren Decke mit Basaltkopfsteinen gepflastert war, nur mit Kies und Sand ausgeführt worden. Es dauerte bis zum 8. Juli1927, ehe auch diese Straße von Preußen übernommen wurde. Die übrigen Wege und Straßen mussten als Gemeinde- oder (wie man sie damals nannte) Vizinalstraßen zwischen den einzelnen Ortschaften unterhalten werden. Die Akten weisen aus, dass von 1850 an die jährlichen Wegepläne der

  • Gemeinden von den Bürgermeistereien dem Kreisausschuss vorgelegt werden mussten. Bis zur Jahrhundertwende werden diese Wege meist nur mit Kies und Sand ausgebaut; erst die zum Ende des Jahrhunderts eingesetzten Dampfwalzen ermöglichten eine festere Einarbeitung der Packlage und der Oberschicht. Sehr oft wurden der Bau der Straßen und die häufigen Reparaturarbeiten von Dorfbewohnern im Hand- und Spanndienst ausgeführt, dafür wurden festgesetzte Tagegelder gezahlt. Die Straßen waren normalerweise 6 bis 8 m breit und hatten keine befestigten Bankette. Für Straßenbau erhielten die Gemeinden vom Landeshauptmann der Rheinprovinz Zuschüsse in Höhe von einem Drittel der Bau- und Unterhaltungskosten. Bei besonders wichtigen Straßenbauten wurde manchmal auch die Hälfte der Auslagen bezuschusst. Ein großes Problem stellten die Brücken über die Rur dar. Wie Rosa Schubert im Heimatjahrbuch 1962 zu berichten weiß, litten die ersten Brücken, die allesamt in Holzbauweise erstellt waren, sehr stark unter den Hochwässern und im Winter unter den mächtigen Eisschollen der Rur. Die bis spät ins 19. Jahrhundert bestehenden Holzbrücken waren keine Brücken mit einer Breite im heutigen Sinne, sie waren Not-Fußbrücken der meist armen Gemeinden zur Verbindung der Orte zu beiden Seiten der Rur, die allenfalls 1 bis 1 ½ Fuß breit waren; vielfach mussten auch Furten durch die Rur genutzt werden. 1835 wurde eine Holzbrücke zwischen Kreuzau und Winden errichtet, die ganze 2 Fuß breit war. Der Winter 1841/42 war so streng, dass die Brücken nach Winden und die in Schneidhausen von den Wasser- und Eismassen weggerissen wurden; es gab keine Verbindung mehr zur anderen Seite. 1887 wurde dann eine Brücke in Schneidhausen gebaut, auf der allenfalls 2 Mann notgedrungen aneinander vorbei kamen. 1881/82 wurde dann die erste Steinbrücke erbaut – und zwar zwischen Winden und Kreuzau anstelle der ursprüng-lichen Holzbrückenver-bindung. 1891 wurde bei Üdingen die erst 1875/76 erstellte Holz-brücke durch Hoch-wasser weggerissen, so dass man sich 1894/95 entschied ebenfalls eine massive Stein-brücke zu bauen; wegen ihrer eigentümlichen Form hieß diese Brücke auch

  • „Kamel- oder Höckerbrücke“. Schon 1895 ereignete sich ein so schwerer Eisgang, dass Pioniere aus Koblenz die Eisschollen hier bei Üdingen wegsprengen mussten. Diese Brücke wurde dann 1944 in 2. Weltkrieg zerstört. Nach dem 1. Weltkrieg wurde ab ca. 1924 der Verkehr mit Personenkraftwagen, Lastwagen und Omnibussen allmählich stärker. Omnibuslinien übernahmen den Verkehr für die Orte, die von Eisenbahn und Straßenbahnen nicht erreicht werden konnten. Dieser Belastung war das vorhandene Straßennetz kaum noch gewachsen. Verstärkt wurden nun für den überregionalen Straßenbau Zement und Asphalt verwendet und Dampfwalzen eingesetzt. Im Regierungsbezirk Aachen zählte man kurz vor dem 2. Weltkrieg 12.280 Personenwagen, 4.836 Lastkraftwagen und insgesamt 35.130 Kraftfahrzeuge. In den Industriezentren an Rhein und Ruhr war diese Zahl fast fünfmal so hoch. Der Bau des Staubeckens in Obermaubach 1933/34 brachte dem Maubacher Raum eine erhebliche Verbesserung des Straßennetzes. Der Ausbau des Westwalls von 1937 an erforderte auch, dass die Straßen jetzt an die stärkeren Belastungen durch den Kraftwagenverkehr angepasst werden mussten. Wenn auch zunächst die in unmittelbarer Nähe der Grenze gelegenen Gemeinden davon profitierten, wirkten sich diese Maßnahmen bis in unser Gemeindegebiet aus. Was Bomben und Granaten während der letzten Kriegsmonate noch nicht an Straßen und Wegen zerstört hatten, schafften die schweren Fahrzeuge der deutschen und alliierten Streitkräfte während und nach den Kampfhandlungen. Um ihre Instandsetzung bemühten sich schon 1945 die ersten Heimkehrer aus der Evakuierung. Zunächst versuchte jede Gemeinde mit einfachen Mitteln, die größten Schäden zu beseitigen. Bomben- und Granattrichter wurden mit Schutt, der ja reichlich vorhanden war, zugeschüttet. Erst nach der Währungsreform konnten die Straßenbaulastträger mit der gründlichen Renovierung beginnen. Das Straßennetz wurde in Bundes-, Land-, Kreis- und Gemeindestraßen eingeteilt, um eindeutige Zuständigkeiten für deren Bau und die Unterhaltspflicht festzulegen, und gleichzeitig neu nummeriert. Während das Prinzip der Zuständigkeit für Baulast und Unterhaltung erhalten blieb, waren bei einigen Straßen in der Nummerierung Änderungen erforderlich, weil durch Baumaßnahmen oder Wechsel des Baulastträgers neue Zuständigkeiten entstanden. Die Entwicklung das Straßenwesen und des Straßenbaus in der Gemeinde Kreuzau nach dem 2. Weltkrieg ist aus den folgenden Ausführungen ersichtlich. Als einzige Bundesstraße ist in unserem Gebiet die B 56 ausgewiesen, die von Düren kommend östlich an Stockheim vorbei in Richtung Zülpich führt.

  • Vier in der Baulast des Landes stehende Straßen (L-Straßen) führen durch das Hoheitsgebiet der Gemeinde Kreuzau: 1. Die L 249, die von Niederau-Krauthausen nach Nideggen führt. Vor ihrem Ausbau durchschnitt(durchquerte) sie die Orte Kreuzau, Drove und Boich. In zwei Bauabschnitten wurde die Trasse so verändert, dass sie als Umgehungs- straße Boich und Drove nur mehr tangiert, nicht mehr durch den Ortskern Kreuzau verläuft und auch den südlichen Wohnbereich der Ortschaft Niederau nicht mehr durchschneidet. Ob auch der Wunsch, die L 249 für Niederau als Umgehungsstraße auszubauen, einmal realisiert werden kann, ist fraglich. Die erforderliche Trasse würde dann das Dürener Naherholungsgebiet Burgau durchschneiden, was auf heftigen Widerstand mehrerer Bürgerinitiativen stößt. Weiterhin ist das Projekt davon abhängig, ob die Stadt Düren sich beteiligt. 2. Die L 327 beginnt am südlichen Ortsausgang des Dürener Stadtteils Niederau und verbindet die L 249 mit der B 56. Die ursprüngliche Trasse verläuft mitten durch den Kreuzauer Ortsteil Stockheim. Die Pläne für einen teilweisen Neubau der Straße wurden 1987 fertiggestellt: 1989 erfolgte der Ausbau. Sie dient für Stockheim als Umgehungsstraße und zugleich der Aufschließung des im nördlichen Bereich der Gemarkung Stockheim befindlichen Gewerbegebietes. 3. Die L 250 zweigt in der Nähe des südlichen Ortsausgangs der Ortschaft Drove von der L 249 in südöstlicher Richtung ab und endet wenige Kilometer hinter Thum in Berg vor Nideggen, wo sie auf die L 11 trifft. 4. Die L 33, die sich in Thum mit der L 250 kreuzt, verbindet die Stadt Nideggen mit der Ortschaft Froitzheim an der B 56. Von den zahlreichen Kreisstraßen sind für den Fremden- und Berufsverkehr von besonderer Bedeutung: 1. Die K 30, die von Kreuzau über Winden und Untermaubach nach Obermaubach führt, wo sie in Höhe der Kirche in die K 21 einmündet, die Obermaubach mit der zur Gemeinde Hürtgenwald gehörenden Ortschaft Brandenberg verbindet. 2. Die K 31, die in Untermaubach kurz vor der Burg beginnt, sich dann durch den Ort windet und über Straß (Gemeinde Hürtgenwald) nach Gey gelangt. Dort mündet sie in die B 399 ein, die Düren mit Kalterherberg verbindet und dort Anschluss an das belgische Straßennetz hat. 3. Die K 32, die von Kreuzau ausgehend über Üdingen, Leversbach und Rath (Stadt Nideggen) eine Verbindung mit der Stadt Nideggen schafft. Die kürzeste Kreisstraße K 51, die von der K 30 nur über die Brücke nach Üdingen zu K 32 führt, weist ebenfalls ein hohes Verkehrsaufkommen auf. Am Anfang der 60er Jahre wurden in Winden die heutige Maubacher Straße und in Untermaubach die Rurstraße als Umgehungsstraße ausgebaut. Der Kreis Düren hat im Laufe der Zeit noch weitere Straßen in seine Trägerschaft

  • übernommen. Die K 27, die als Umgehungsstraße die Kreuzauer Ortsteile Unter- und Obermaubach vom Durchgangsverkehr entlasten sollte, geht im Nordwesten der Gemeinde an Bergheim und Langenbroich vorbei und endet an der K31. Der Versuch des Weiterbaus der K 27 in Richtung Brandenberg scheiterte. Die K 28 stellt die alte Verbindung zwischen Drove und Soller wieder her, wo sie an die B 56 angebunden ist. Die K 29 führt von Kreuzau über Schneidhausen zur K 27. Schließlich verbindet die K 46 noch Boich mit Leversbach. Der Gemeinde obliegt es, die übrigen Verbindungen zwischen den Orten und die Wirtschaftswege zu bauen. Dazu kommt in immer stärkeren Maße für alle Träger der Bau von Wander- und Radfahrwegen; auf diesem Gebiete herrscht noch ein großer Bedarf. Seit 1988 wurden im Gemeindegebiet Kreuzau folgende Straßen- und Wegebaumaßnahmen durchgeführt: Umgestaltung der Hauptstraße in Kreuzau 1987/90, Kommweg in Drove 1990/94, An der Hardt in Bogheim 1990/93, Kleierde in Kreuzau 1991/93, Apollinarisstraße in Obermaubach 1991, Alte Gasse in Kreuzau 1991, Brigidastraße in Untermaubach 1992, Kelterstraße in Winden 1993, Andreasstraße und Gewerbegebiet in Stockheim 1993, Bahnhofstraße in Kreuzau 1993, Talberg in Winden 1994, Baugebiet E 9 in Kreuzau-Süd 1994/95, Neubaugebiet D 9 in Drove 1995/96 sowie Sonnenhang und Amselweg in Üdingen 1996. Insgesamt wurden im genannten Zeitraum 13,4 Mio. DM in den Straßen- und Wegebau investiert, diese wurden aus Eigenmitteln der Gemeinde und aus Anliegerbeiträgen finanziert.

    Der öffentliche Personen-nahverkehr Der Öffentliche Personennah- verkehr ist heute – 2014 – kom- plett in der Hand der Dürener Kreis- bahn; dies war jedoch in den Anfängen nicht so.

  • Nachdem im Jahre 1841 die Eisenbahnstrecke von Köln über Düren nach Aachen in Betrieb genommen war, rückte auch für den Kreuzauer Raum die Verbindung mit der weiten Welt etwas näher. Am 6.10.1864 wurde mit der Eröffnung der Eisenbahnverbindung Düren - Euskirchen für die Ostteile der damaligen Bürgermeisterei Drove der erste direkte Kontakt mit diesem modernen Verkehrsmittel hergestellt. Die Strecke verlief durch die Gemarkungen Jakobwüllesheim und Soller. Die nächsten Bahnstationen lagen in Bubenheim und Vettweiß in erreichbarer Nähe. Am 1.6.1892 erhielt Kreuzau selbst auch den direkten Anschluss an das immer dichter werdende Eisenbahnnetz durch die Inbetriebnahme der Strecke Düren — Krauthausen — Kreuzau als Secundairbahn. Die Gemeinde Kreuzau hatte am 19.11.1891 eine Subvention in Höhe von 8.000 RM zum Bahnbau gezahlt und die ihr gehörenden Wege und Gräben, die zum Bau benötigt wurden, unentgeltlich abgetreten. Der Ausbau der Strecke, die ursprünglich bis Monschau vorgesehen war, wurde jedoch schließlich nur bis Heimbach weitergeführt. Im „Montjoier Volksblatt“ Nr. 27 von 1891 wurde berichtet, dass ein Abgeordneter Dr. Pauly ausgeführt hat, dass die Weiterführung der Rurtalbahn von Düren über Kreuzau und Monschau bis Kalterherberg zum Anschluss an die Hohe-Venn-Bahn niemals verwirklicht werden kann. Am 1.8.1903 war die Eröffnung der Teilstrecke bis Blens, ehe am 15.10. desselben Jahres auch das Endstück bis Heimbach betriebsfertig war. In unserem Gemeindegebiet wurde neben Kreuzau zunächst nur die Haltestelle Schlagstein eingerichtet. Üdingen war trotz vieler Eingaben nicht berücksichtigt worden. Erst nach zähen Verhandlungen wurde Ende 1911 auch in Üdingen eine Haltestelle bewilligt, nachdem die Gemeinde die benötigten Grundstücke aufgekauft, der Eisenbahn überlassen und den Zufahrtsweg angelegt hatte. Beim Bau des Obermaubacher Staubeckens mussten die Eisenbahnschienen höher gelegt werden, gleichzeitig wurde auf dem rechten Ufer am Ende des über den Staudamm führenden Weges im Jahre 1934 eine weitere Haltestelle für Obermaubach eingerichtet. (Im Jahre 1908 traten die Planungen für den Bau einer elektrischen Straßenbahn für den Personenverkehr von Düren über Krauthausen, Niederau, Kreuzau nach Winden in das entscheidende Stadium. Da die Gemeinde Kreuzau der von der Westdeutschen Eisenbahn-Gesellschaft vorgesehenen Trassen-führung durch die Hauptstraße nicht zustimmte, endete der Ausbau der Straßenbahnstrecke schließlich in Kreuzau am Drover Bach gegenüber der Burg.(siehe Anhang 04.5)) 1939 wurde von der Dürener Kreisbahn, die bis dahin nur für die Straßenbahn zuständig war, die erste Buslinie eingerichtet, die jedoch am 09.12.1941 kriegsbedingt wieder eingestellt wurde.

  • Schon vor dem 1. Weltkriege begann die Reichspost, in den nicht von Eisenbahn und Straßenbahn erreichbaren Gebieten die alte Pferdepost durch Kraftpostlinien zu ersetzen. Die Linie Düren — Vlatten berührte in unserem Gebiet die Orte Stockheim und Soller. Hier wurde seit dem 18.2.1911 dreimal täglich ein Postbus eingesetzt. Diese Linie wurde später bis Gemünd und Schleiden weitergeführt. Ebenfalls die Strecke Düren — Nideggen, die die Orte Niederau, Kreuzau, Drove und Boich berührte, wurde bald auf Kraftpostbusse umgestellt. Diese Linie wurde bald über Schmidt und Simmerath bis Monschau ausgedehnt. Auch die Eisenbahn blieb im Krieg nicht von der Zerstörung der Strecken und Bahnhöfe verschont; im Gegenteil, die Bahnstrecken waren vermehrt Ziele der Luftangriffe. Durch unsere Gemeinde führt die Strecke von Düren nach Heimbach, an ihr liegen die Bahnhöfe Kreuzau, Üdingen, Unter- und Obermaubach. Da viele Bürger/innen wegen der dauernden Alarme über Nacht ins ländliche Umland flohen und erst am Morgen nach der Entwarnung zurückkehrten, hatte der Zug nach Heimbach im Volksmund den Namen „Feiglingszug“. Am 1.6.1946 konnte der Eisenbahnverkehr zunächst von Düren bis Zerkall aufgenommen werden. Es dauerte bis zum 6.10.1950, ehe die ganze Strecke bis Heimbach wieder befahren werden konnte. Die ersten Schienenbusse fuhren auf der Stecke am 23.8.1953. Der Dienstbetrieb auf dem Bahnhof Kreuzau fand bis 1957 in einer Wellblechbaracke statt. Die Strecke diente zunächst in erheblichem Maße dem Personen- und Güterverkehr, mit der Zeit lief die Straße der Schiene jedoch immer mehr den Rang ab. Die Stückgutbeförderung wurde ab 1.1.1969 eingestellt, Güterzüge sind nicht mehr zu sehen, Personenzüge nur noch wenige pro Tag. Es stellt sich die Frage, wie lange hier noch Züge fahren werden. Zwar haben verschiedene Bemühungen bisher noch keine Klarheit über das Weiterbestehen dieser für das obere Rurtal so bedeutenden Strecke geschafft, doch hoffen alle, dass eine tragbare Lösung gefunden wird. Neben dem Schienenverkehr unterhält die Bundesbahn auf der Strecke Düren-Heimbach seit dem Kriege eine Busverbindung, die mit drei Buspaaren in Kreuzau und Üdingen Haltestellen hat. Seit dem 1.8.1983 befährt die Bundesbahn auch die beiden schon vor dem Kriege bestehenden Linien der Post, von denen eine durch die Strecke Düren-Wollersheim auch Stockheim versorgt, während für die Linie von Düren über Nideggen nach Monschau in Niederau, Kreuzau, Drove und Boich Haltestellen eingerichtet sind. Die Straßenbahnlinie Düren-Kreuzau war im Krieg so stark zerstört worden, dass sie nicht mehr in Betrieb genommen wurde. Leihbusse der Kreisbahn

  • befuhren zunächst die Strecke Düren-Kreuzau. Später führte die Linie 1, wie sie auch heute noch existiert, über Winden und Untermaubach nach Obermaubach. Die Verbindung Winden-Obermaubach musste 1950 auf Verlangen der Bundesbahn eingestellt werden, weil die Bahnlinie instandgesetzt worden war und die Bundesbahn in Unter- und Obermaubach wieder Haltestellen eingerichtet hatte. 1969 kam es dann gegen Zahlung von 425.000 DM an die Dürener Eisenbahn AG zur Übernahme des gesamten Omnibusbetriebs durch die Dürener Kreisbahn (DKB). Am 07. Juli 1992 ging dann auch die Bahnstrecken Jülich Düren und Düren Heimbach zum symbolischen Preis von 1,00 DM ins Eigentum der DKB über. Heute fährt die Linie 201 auf Antrag und Drängen wieder über Winden-Bergheim-Bogheim-Untermaubach-Obermaubach, um so wenigstens einen teilweisen Ausgleich für die ausgefallenen Zugverbindungen zu schaffen. Auf der Rückfahrt von Obermaubach nach Kreuzau wird häufig auch Bilstein angefahren; Stockheim wird von Bussen der Kreisbahn nur selten bedient, diesen Ortsteil fahren Bundesbahnbusse an. Die Linie 211 bediente anfangs über Kreuzau hinaus Drove, ehe die Strecke über Thum bis Berg vor Nideggen weiter geführt werden konnte. Die Linie 221 führt von Kreuzau über Winden-Üdingen-Leversbach bis Nideggen. Die Dürener Kreisbahn schloss sich am 1.1.1979 dem Aachener Verkehrsbund (AVV). Zum Kapitel „Öffentlicher Nahverkehr“ ist erfreulicherweise zu vermelden, dass der Bestand der Bahnstrecke Linnich-Heimbach für die Zukunft gesichert erscheint. Mit dem Fahrplanwechsel im Mai 1992 wurde diese Strecke nach langen und oft beschwerlichen Verhandlungen von der Bundesbahn auf die Dürener Kreisbahn (DKB) übertragen. Nach unvermeidlichen Startschwierig-keiten konnte das Unternehmen bereits nach kurzer Zeit nie erwartete Erträge erwirtschaften. Der Fahrplan im Stundentakt ist bereits heute sehr gut auf die Schienenstrecke Aachen-Düren-Köln angepasst; im Jahre 1998 wurde auf der Strecke ein Halbstundentakt eingeführt. Durch die Einführung des modernen Regio-Sprinters im Jahre 1995 gewann die Bahnstrecke deutlich an Attraktivität; als begleitende Maßnahmen wurde das Bahnhofsgelände in Kreuzau völlig umgestaltet, dazu gehörten der Ausbau einer Park and Ride-Anlage und die Einrichtung eines Verknüpfungspunktes mit dem sonstigen Öffentlichen Personennahverkehr. Seit 1995 hat der Ortsteil Kreuzau zwei Bahnhöfe; die DKB hat im Neubaugebiet Kreuzau-Süd einen neuen Haltepunkt eingerichtet.

    Die Energieversorgung

  • Seit dem späten Mittelalter lässt sich in unserem Gebiet der Gebrauch des Rur-wassers als Antriebskraft für Mühlen beobachten. Man nutzte gerne die sich am Niederungsrande hinziehen-den Wasserarme der Rur, die man teilweise verbreiterte oder durch Flechtwerk eindämmte, oder aber man grub eigene Mühlenteiche. In unserem Bereich bestanden 1794 links der Rur vier solcher Teiche. Der Untermaubacher Teich mit einer Länge von 1,5 km wird mit einer Mühle erstmals im Jahre 1455 bezeugt. 1827 wird eine zweite Mühle, eine Ölmühle, von der Regierung in Aachen am selben Teich konzessioniert. Der Hochkoppeler Teich entstand 1786 als Werksgraben für eine Papier-fabrik. Der Windener Teich, 1732/33 angelegt, sollte einer Bleihütte dienen. Der oberhalb von Schneidhau-sen abgeleitete Lendersdorfer Teich ist der längste; er ist bereits 1342 urkundlich erwähnt. Auf der rechten Rurseite wurde der Oberschneidhausener Teich 1769 für eine Eisenschneidmühle bei Üdingen gegraben. Der am Oberschellenwehr zwischen Üdingen und Kreuzau abgeleitete Kreuzauer Teich ist bereits 1303 urkundlich bezeugt und endete vor Friedenau. Kurz dahinter begann der Niederauer Teich, der bis Krauthausen führte, von wo aus dann der Dürener Teich wieder neu abgeleitet wurde. Die kurze Folge dieser drei Teiche ist durch die herrschaftliche Zersplitterung unseres Gebietes im späten Mittelalter zu erklären. Erst 1880 wurde eine direkte Verbindung des Kreuzauer mit dem Niederauer Teich bei Friedenau hergestellt. Auch der Drover Bach trieb Mühlen: im Oberdorf, an der alten Burg hinter der Kirche, in Vollstein und in Niederdrove. Die im Oberdorf gelegene Mühle war eine Mahlmühle, an der alten Burg eine Ölmühle, die Vollsteiner eine Mahlmühle und die in Niederdrove eine Lohmühle. Diese Mühlen besaßen Weiher und benutzten zum Betrieb oberschlächtige Wasserräder. Die Mühlen und Fabriken an den Teichen arbeiteten mit einem oder zwei unterschlächtigen Wasserrädern. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden die meisten Wasserräder durch leistungsfähigere Turbinen ersetzt, die aber nach der Aufstellung von Papiermaschinen nicht mehr die erforderliche Energie liefern konnten. Zusätzlich wurden verstärkt Dampfkessel mit Kohlefeuerung zur Deckung des für den Betrieb benötigten Energiebedarfs eingesetzt.

  • Alle diese Einrichtungen dienten ausschließlich der Kraftgewinnung für die Mühlen und Fabriken. In den Haushalten benutzte man zum Heizen und Kochen zunächst Holz und später auch Stein- und Braunkohle. Talg- und Kerzenlichter erhellten die dunklen Nächte. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts traten immer häufiger Petroleumlampen an ihre Stelle. Das Petroleum wurde ab den achtziger Jahren auch zur Straßenbeleuchtung in Kreuzau und Drove eingesetzt.

    Erst im 20. Jahrhundert hielt die Elektrizität Einzug in unseren Raum. Der Bau der Urfttalsperre in den Jahren 1900 bis 1904 gewährte dem Unterlauf der Rur nicht nur den erhofften Schutz vor Hochwasser, sondern brachte hier auch den Anschluss an das elektrische Stromnetz. Durch den Stollen vom Urftsee bis zur Rur oberhalb von Heimbach wurde ein leistungsfähiges Wasserkraftwerk betrieben. Durch die damals entwickelte Technik des Transportes elektrischer Energien konnte man jetzt den Strom an die Verbraucher liefern. Schon Anfang 1905 war das Mittel- und Niederspannungsnetz durch

    das Dürener Kreiselektrizitätsamt bis in unsere Gegend ausgebaut worden, und die Gemeinden Kreuzau und Niederau bemühten sich, die Straßenbeleuchtung auf elektrischen Strom umzustellen und die Häuser anschließen zu lassen. 1906 konnte dieses Vorhaben in den beiden Gemeinden in die Tat umgesetzt werden. Stockheim erhielt am 31.8.1905 von Bubenheim aus Anschluss an das Stromnetz, und am 25.7.1906 konnte hier die elektrische Beleuchtung in Betrieb genommen werden. Soller wurde am 1.3.1907 angeschlossen. Jakobwüllesheim wurde von Bubenheim aus zunächst durch ein Erdkabel mit Strom versorgt. 1910 wurden dann auch hier Hochspannungsleitungen verlegt. In den folgenden Jahren wurde die Stromversorgung weiter ausgebaut. 1909/11 errichtete man am Maubacher Teich die Sauerstoffwerke. Die Versorgung mit Energie wurde durch zwei Doppelturbinen übernommen; der überflüssige Strom wurde ins öffentliche Netz eingespeist. Durch die Erhöhung

  • des Wehrs konnte im Jahre 1934 die Stromabgabe noch erhöht werden; die Konzession ging endgültig an die von Spee‘sche Verwaltung über. Für die übrigen Orte der Gemeinde sind die Daten für den Anschluss an das Stromnetz nicht mehr aus den vorhandenen Akten festzustellen. Drove hat schon sehr früh Anschluss erhalten. Winden konnte 1912 Strom nutzen. Unter- und Obermaubach wurden auch noch vor dem Ersten Weltkrieg angeschlossen. Üdingen erhielt 1915 Anschluss an das Stromnetz. Nach dem Krieg bekamen Bilstein, Bogheim und Bergheim 1920, Thum 1921 und Boich und Leversbach als letzte im Jahre 1922 Strom. 1924 waren alle Orte des Kreises Düren voll elektrifiziert. Der Anschluss mancher Häuser verzögerte sich jedoch bis in die dreißiger Jahre. Am 12. März 1929 wurde das Kreiselektrizitätsamt in Düren von den Rheinisch- Westfälischen Elektrizitätswerken (RWE) übernommen. Diese hatten ab 1914 verstärkt Braunkohle für die Gewinnung des elektrischen Stroms eingesetzt. Nachdem 1927 das Kraftwerk Zukunft bei Weisweiler an die Hauptschaltzen-trale des RWE in Brauweiler angeschlossen war, konnte bis zum Ende des Krieges der immer stärker werdende Strombedarf gedeckt werden. Für die ersten Rückkehrer aus dem Kriege war das Fehlen von elektrischem Strom eine der größten Schwierigkeiten. Zunächst war keine Beleuchtung vorhanden: mit dem Einbruch der Dunkelheit kamen die alten Kerzen wieder zu ihrem Recht. Öl-, Petroleum- und Karbidlampen gab es kaum noch. Offenes Feuer musste häufig als Lichtquelle herhalten. Alle elektrischen Maschinen fielen aus, womit das Leben und auch die Arbeit nicht nur in den Betrieben, sondern auch in den Haushalten sehr schwer wurden. Die Zerstörung des Kraftwerkes Zukunft in Weisweiler und seiner Umspann-anlage hatten Ende 1944 die gesamte zentrale Stromversorgung zum Erliegen gebracht; Versorgungsleitungen waren natürlich auch unterbrochen worden. Allerdings wurde in unserer Region bald Ersatz geschaffen. Die Hochkoppel-mühle hatte zwar im Kriege schwer gelitten; aber die Wasserturbinen und die Dampfkesselanlagen konnten nach kleineren Reparaturen bereits im Juni 1945 in Betrieb genommen werden und bis Anfang 1946 die Nachbargemeinden mit Strom versorgen. Auch die nächste Papierfabrik auf der linken Rurseite, die Firma J. H. Kayser in Winden, war wegen der überraschend schnellen Eroberung durch die Amerikaner zu Weihnachten 1944 nicht so stark zerstört worden. Ohne Verzug wurde hier die Wasserkraft instandgesetzt und der Generator repariert. Seit dem Sommer 1945 erhielten von hier aus Winden und für einige Monate auch Teile von Kreuzau den lebensnotwendigen Strom.

  • Die Firma Gebr. Kayser in Kreuzau baute zuerst das Kesselhaus wieder auf und brachte die beschädigte Kraftanlage in Gang; den Generator hatte man aus den Trümmern eines Industrieunternehmens bei Düren gekauft. Minderwertige Kohle diente zur Heizung der Kesselanlage. Benachbarte Werke, die ihre Produktion noch nicht aufgenommen hatten, stellten ihre Kohlen zur Verfügung. Drove wurde im Herbst 1945 an diese Stromversorgung angeschlossen. Die Leitungen wurden für das Ortsnetz und die Anschlüsse, in Kreuzau allein 16 km, durch die Amtsverwaltung besorgt. Das Ausbaumaterial konnte man in einem auf den Trümmern notdürftig errichteten Verkaufsstand eines Dürener Spezial-unternehmens kaufen. Auch die „Chemische Fabrik Hoesch“ in Krauthausen konnte nach der Rückkehr eines Teils ihrer Mitarbeiter schon ziemlich früh die Energieanlagen in Betrieb nehmen; hier hatte man vor der Evakuierung die Turbine mit einer starken Holzverschalung umkleidet und so vor Zerstörung bewahrt. Bis Anfang 1945 konnte man von hier aus Lendersdorf, Krauthausen, Niederau und sogar Teile von Düren mit Strom beliefern. Bei diesen Fortschritten konnten die zum Teil selbstgefertigten Kerzen und die Karbidlampen in Reserve gestellt werden. Bald konnte auch das Kraftwerk Weisweiler wieder eine Kraftwerkmaschine zum Laufen bringen und in der Umspannungsanlage einen Transformator mit einer Leitung betriebsklar machen. Unter Einsatz allen noch vorhandenen Materials, aller Mitarbeiter und vieler Hilfskräfte wurden ein Schaltfeld nach dem anderen und eine Leitung nach der anderen angeschlossen. So kam es, dass Ende des Jahres 1946 bereits alle Orte des Kreuzauer Raumes wieder vom RWE (Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk) mit Strom beliefert werden konnten. Mitte der 50er Jahre stellte das RWE die Ortsnetzspannung von 220 auf 380 Volt um und ersetzte die alten Ortsbeleuchtungen durch Neonlampen, die jetzt von automatischen Schaltuhren gesteuert wurden. Der Konzessionsvertrag zwischen dem Kreis Düren und dem RWE stand nach 3o-jähriger Laufzeit im Jahre 1958 zur Disposition. Nach dem Verzicht des Kreises auf Kündigung wurde der Vertrag bis 1979 verlängert. Aber bereits 1970 bat das RWE wegen der hohen Investitionen um eine Verlängerung des Lieferungsvertrages bis zum 31.3.2009. Der Kreis Düren und die Gemeinden stimmten dieser gewünschten Verlängerung zu. In den 70er Jahren setzte verstärkt die Verkabelung des Stromnetzes ein, wobei in allen Orten neue Umspannungsanlagen (20 KV-Kabelstationen), auch Compactanlagen genannt, angelegt wurden. Die bisherigen Mast-Trafo-Stationen waren bei steigendem Strombedarf den technischen Anforderungen nicht mehr gewachsen. Immer mehr Freileitungen in den Orten wurden durch Erdkabel ersetzt.

  • Jedoch werden Freileitungen weiter zur überörtlichen Versorgung benötigt. So führt eine Freileitungstrasse mit 2 x 380 Kilovolt im Osten des

    Gemeindegebietes an Stockheim vorbei. Während eine weitere 2 x 110 KV Leitung von Nideggen an Boich und Drove vorbei hinter Kreuzau über die Rur führt, berührt eine 2 x 110 KV und 1 x 20 KV Leitung nur den Norden von Kreuzau und Stock-heim und beliefert die

    Fordwerke mit Strom. Diese überirdisch angeordneten, deshalb sichtbaren Starkstromleitungen, die Umspannungsstationen sowie die 20 kV Erdkabel und Freileitungen sind aus der Karte der RWE-Bezirksverwaltung Düren ersichtlich. 2011 entschied die Bundes-regierung nach dem Kraftwerks-unglück in Fukuschima (Japan) von heute auf morgen, dass Deutschland kurzfristig aus der Atomenergie aussteigt. Die Versorgung soll über die erneuerbaren Strom-gewinnungsmöglich-keiten erfolgen. Diese sind Windkraft (Windräder), Was-serkraft (Turbinen), Biogas (Biogasan-lagen) und Sonnen-energie (Fotovoltaikanlagen). Ziel ist es 2050 80% der Energieversorgung aus erneuerbarer Energie zu -. Dies stellt die Stromversorger vor große Herausforderungen im Leitungsnetz. Bei der Summe der Möglichkeiten, vor Ort Strom zu gewinnen, müssen nunmehr die Leitungsnetze ausgebaut werden, damit der örtlich gewonnene Strom vom Produzenten direkt zum Verbraucher transportiert werden kann. Neben der Stromversorgung übernahm das RWE für die Gemeinde Kreuzau auch die Versorgung mit Erdgas. Der am 19.5.1980 abgeschlossene Konzessionsvertrag zwischen der Gemeinde Kreuzau und dem RWE mit dem Nachtrag vom 30.12.1981 brachte die Gasversorgung schon im Jahre 1980 in Gang. In Kreuzau, Winden und Untermaubach begann die Verrohrung in einem

  • Mitteldrucknetz. Eine Hochdruckleitung schloss die Gasübergabestation im Norden Kreuzaus am 2.11.1981 an. Im selben Monat noch wurden Kreuzau, Winden und Untermau-bach ans Gasnetz angeschlossen. 1982 folgte der Bau einer weite-ren Gasregelsta-tion in Stockheim, aus der am 9.7.1983 Gas entnommen werden konnte. Im März 1983 erhielten Drove und Obermaubach den Anschluss an das Gasnetz. Ab dem6.4.1984 folgte Üdingen und am 5.6.1984 auch Boich. Als letzter Ort in unserer Gemeinde erhielt Thum am 14.5.1986 Gas. Leversbach ist für das Jahr 1987 vorgesehen. Bis jetzt sind im Gemeindegebiet Keuzau über 57 km Gasnetz verlegt und 700 Häuser ans Gas angeschlossen. (Zum Thema „Wasserversorgung“ siehe Anhang 29) (Zum Thema „Straßenbahn“ siehe Anhang 04.5) Literaturhinweis: (Dieser Text ist bis auf einige ergänzende Textstellen wörtlich entnommen aus: „Beiträge zur Geschichte von Kreuzau“, 1794 – 1988; Nikolaus Nolden, Dr. Reiner Nolden). Bilder: Aus Literaturhinweis 47: Bild „Querschnitt einer römischen Straße“ Aus Literaturhinweis 57: Bild „Stockheim, Uraufnahme 1845/46“ Aus Literaturhinweis 101: Bild „Erneuerbare Energien“

  • Aus Literaturhinweis 54: Alle übrigen Bilder