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die Johanniter 3. 2012 1 Wien 3.2012 Johanniter Das Magazin der Johanniter-Unfall-Hilfe in Österreich die superhands- neues Internetportal für pflegende Kinder und Jugendliche Abschaffung der Wehrplicht bringt Kostenerhöhung Johanniterorden unter neuer Leitung

die Johanniter · Univ. Prof. DDr. Ulrich Körtner ist seit Oktober 2012 neuer Bundespfarrer der Johanniter-Unfall-Hilfe Österreich. ... Ulrich Körtner ist ebenso wie Martin Bolz

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die Johanniter 3. 2012 1Wie

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2012

JohanniterDas Magazin der Johanniter-Unfall-Hilfe in Österreich

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superhands-neues Internetportal für pflegende Kinder und Jugendliche

Abschaffung der Wehrplicht bringt Kostenerhöhung

Johanniterorden unter neuer Leitung

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Johanniter!

Anfang kommenden Jahres steht eine wichtige Entscheidung für Österreich und seine Gesellschaft ins Haus: Wir sind alle aufgeru-fen, unsere Meinung zu Wehrpflicht, Berufsheer, Zivildienst und Sozialdienst kund zu tun.

Auf den Seiten 12, 13 finden Sie dazu ein ausführliches Interview mit vielen wichtigen Fakten. Ergänzend dazu möchte ich noch fol-gende persönliche Gedanken einbringen:

Vereinzelt heißt es in den Medien, dass die Rettungsorganisationen vom Zivildienst profitieren. Diese Aussagen sind schlichtweg falsch, da selbstverständlich in den Tarifen, welche wir für unsere Leistungen von der öffentlichen Hand bekommen, die deutlich geringeren Kosten der Zivildiener berücksichtigt werden. Wenn also jemand vom Zivildienst „profitiert“, dann ist es die öffentliche Hand, welche sonst wesentlich höhere Kosten hätte.

Vor allem aber profitieren vom Zivildienst sicher am meisten die Zivildiener selbst und mit ihnen die Gesellschaft. Ich habe es selbst vor Jahren erlebt und wir erleben es regelmäßig mit unseren enga-gierten Zivildienern: Im Zivildienst bei einer Rettungsorganisation werden junge Männer im Regelfall mit Situationen konfrontiert, welche sie bisher nicht kannten. Dabei handelt es sich einerseits um die Tatsache, dass richtige Hilfe im Ernstfall zwischen Leben und Tod oder auch „nur“ zwischen vollständiger Genesung und einem Leben mit Behinderung entscheidet. Zudem – und das erscheint mir noch wichtiger – wird man als Zivildiener häufig mit sozialen Situationen konfrontiert, welche man sonst nicht kennen gelernt hätte. Werte wie z.B. Gemeinschaft, Verantwortung, Solidarität erhalten im Regelfall im Zivildienst (und wohl auch im Wehrdienst) einen ganz anderen, höheren Stellenwert. Der Zivildiener erhält damit bei uns – neben einer profunden Ausbildung zum Rettungssanitäter – vor allem auch eine soziale Ausbildung, welche die meisten ein Leben lang positiv prägt.

Auf die Möglichkeit, diese Form der Bildung seinen jungen Mitbürgern zukommen zu lassen, sollte Österreich meiner Meinung nach auf keinen Fall leichtfertig verzichten.

Ihr

Johannes BucherPräsident der Johanniter-Unfall-Hilfe in Österreich

Edito

rial

5 } Der Kopfberg Auf ein Wort

12 } Abschaffung der Wehrpflicht: Kostenerhöhung im Sozialbereich Zivildienst

14 } Johanniterorden unter neuer Leitung Interview mit Mag. Hans-Joachim Giulini

17 } Helfen mit Weihnachtsgrüßen

28 } Neue Forschungsstelle Forschung

30 } Ein neues Schuljahr für Vera und Meluhi Diakonie Österreich

32 } Rodelasse mit Respekt vor Helfern Im Porträt

34 } Hilfsgüter für syrische Flüchtlinge

Johanniter International

126

4 Kurz & Bündig

16 Erste-Hilfe-Tipps

21 Tirol

24 Kärnten

26 Wien

Rubriken

6 } superhands - neues Internetportal für pflegende Kinder und Jugendliche

Inhalt

Redaktionskontakt Johanniter-Unfall-HilfeRedaktionHerbeckstraße 39, 1180 WienT +43 1 470 70 30 - 5713

Wir freuen uns über Ihr Feedback:Anregungen, Wünsche oder Kritik senden Sie bitte an [email protected]

3217

Die JohanniterT 050 112

Impressum Das Magazin „die Johanniter“ informiert Fördermitglieder der Johanniter-Unfall-Hilfe, Entscheidungsträger und andere Interessenten über Aktivitäten der Johanniter sowie über Neuigkeiten, Ereignisse und Hintergründe im christlichen, humanitären, sozial- und gesundheitspolitischen sowie medizinischen Bereich. Heraus-gegeben von Johanniter-Unfall-Hilfe in Österreich, Herbeckstraße 39, 1180 Wien Bundesgeschäftsführung Dr. Robert Brandstetter Geschäftsführung Tirol Gertrud Eberharter, Walter Eheim Geschäftsführung Wien Robert Heindl Geschäftsführung Kärnten Johannes Dörfler Präsidium (Vorstand) Präsident: DI Johannes Bucher, Vizepräsident: Med.Rat Dr. Siegfried Bulwas, Bundesfinanzreferent & Schriftführer: Dr. iur. Heinrich Weninger, Bundesarzt: Prim. Dr. Christian Emich, Bundespfarrer: Univ.-Prof. DDr. Ulrich Körtner, Mitglied Präsidium: Mag. Dr. Bernhard Kadlec, Bereichsbeauftragte: Siegfried Mayerbrugger, Erich Pechlaner, Rudolf Niebler, DI Christian Schreiber Chefredaktion Mag.a Belinda Schneider, [email protected], Redaktion Tirol: Brigitta Hochfilzer, Kärnten: Stefan Mlekusch, Wien & Orth: Mag.a Belinda Schneider Erscheinungsweise mindestens 3x jährlich Auflage 42.000 Stk. Anzeigenverkauf Mag.a Belinda Schneider, T +43 1 4707030-5713 Art Direction Mag.a Julia Kadlec Lektorat Rudolf Niebler Fotos falls nicht angegeben JUH Hergestellt von Riedeldruck Mistelbach Verlags- & Herstellungsort Wien; ZVR-Nr. 269856203Namentlich gekennzeichnete Artikel und Kommentare geben die Meinung des Autors wieder und müssen nicht der Auffassung des Medieninhabers oder der Redaktion entsprechen. Die Johanniter übernehmen keine Haftung für unverlangte Einsendungen aller Art.

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Spenden an die Johanniter sind steuerlich absetzbar!

Johanniter-Unfall-Hilfe, Bereich Wien

Spenden: Erste Bank BLZ 20111Konto-Nr. 049-40555

Johanniter-Unfall-Hilfe, Bereich TirolSpenden: Hypo Bank Tirol BLZ 57000Konto-Nr. 230 038 131

Johanniter-Unfall-Hilfe, Bereich KärntenSpenden: Raiffeisenbank Reichenau BLZ 39461Konto-Nr. 102.152

Johanniter-Unfall-Hilfe, Bereich NiederösterreichSpenden: Raiffeisenkasse Orth/Donau BLZ 32614Konto-Nr. 23.648

Mobiles Palliativteam Waidhofen/YbbsSpenden: Hypo NÖ BLZ 53100Konto-Nr. 155163011

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Auf ein Wort

Die folgende Geschichte habe ich bei meinem japa-nischen Kollegen Yasunari UEDA gelesen:

Ein Geizhals will die Kirschblüten genießen. Normalerweise feiert man unter den Kirschbäumen nach Herzenslust. Der Geizhals will sich aber nur die Kirschblüten ansehen, ohne etwas zu essen und zu trinken. Er bummelt nur so unter den Kirschbäumen. Langsam bekommt er aber Hunger. Da findet er auf den Boden gefallene Kirschen. Er liest sie auf und verschlingt sie samt den Kernen.

Einige Tage danach wächst ein Kirschbaum auf seinem Kopf. Im nächsten Frühling blüht der Baum prachtvoll. Da kommen viele Leute auf seinen Kopf, um sich die Kirschblüte anzusehen. Die Leute essen und trinken, machen zu viel Krach auf seinem Kopf. Der Geizhals kann das nicht mehr ertragen. Deshalb lässt er den Kirschbaum mit den Wurzeln zusammen entfernen. Da ent-steht an der Stelle, an welcher der Kirschbaum stand, ein großes Loch.

Eines Tages regnet es stark beim Spaziergang. Dadurch wird das Loch ein großer Teich. Langsam entstehen im Teich Mückenlarven, kleine Fische, Karpfen und vieles andere mehr. Also kommen viele Leute dorthin zum Angeln, Schwimmen oder Rudern. Man macht Feuer-werke und alles Mögliche. Das bringt den Geizhals bis an den Rand des Wahnsinns. Er will sich das Leben nehmen, um von allen Qualen erlöst zu werden. Da springt er kurz entschlossen in den Teich auf seinem Kopf.

Diese surrealistische und science-fictionartige witzige

Geschichte soll ursprünglich auf einem Essay eines japanischen Dichters und Höflings im Mittelalter, Yoshida Kenko (1283-1352), genannt Kenko-Hoshi beruhen. Der Autor Kenko prangert einen jähzornigen hohen Bonzen an. Andererseits weist Kenko darauf hin, dass es keine effektive Maßnahme gegen die böse Zunge der Leute gibt. Es nützt nichts, sich jedes Mal zu ärgern, wenn andere böse Bemerkungen machen.

Die Leute schauen schon drauf, was einer macht und das Schöne dabei ist, dass die Folgen in dieser Geschichte unmittelbar zu spüren sind. Auf der einen Seite ist der Geizhals, auf der anderen Seite der Kirsch-baum, an dem sich die Menschen erfreuen, was dieser „Bonze“ nicht wollte. Im zweiten Streich entsteht der Teich und wieder haben die Leute dort ihren Spaß.

Das ist genau jene Haltung, die wir auch heute fast über-all beobachten können: Wenn wer was hat oder besitzt, dann will er oder sie das nur ganz allein – geteilt wird nicht, viel lieber wird ein hoher Zaun darum herum gebaut. Nur in

der Auflösung dieser alten japanischen Geschichte unterscheidet sich die Konsequenz von unserer Zeit. Der ertränkt sich in seinem eigenen Teich, heutzutage wachsen gerade wegen der Raffgier die Krankheiten und Neurosen und man braucht vielfältige Hilfe, für die natürlich wieder jene Menschen zur Verfügung stehen sollen und müssen, die man vorher aus seinem Leben ausschließen wollte.

Wie viele „Kopfberge“ transportieren die Johanniter wohl täglich?

Der Kopfberg

}DDr. Martin Bolz

Kurz & Bündig

Univ. Prof. DDr. Ulrich Körtner ist seit Oktober 2012 neuer Bundespfarrer der Johanniter-Unfall-Hilfe Österreich.

Er löst DDr. Martin Bolz ab, der die Johanniter 12 Jahre lang als Bundes-pfarrer betreut hat. DDr. Bolz ist den meisten Lesern durch seine Kommentare im Johanniter-Magazin bekannt. Darin hat er immer wieder zu aktuellen Themen Stellung bezogen und seine persönlichen Ansichten und Einsichten dargelegt.

Wir danken Martin Bolz für seinen großen Einsatz in den vergangenen Jahren, sein Querdenken im Präsidium und seine Andachten und Gespräche mit unserer Helferschaft.

Ulrich Körtner ist ebenso wie Martin Bolz Mitglied des Johanniterordens und seit 2012 auch Ordenspfarrer der Kommende. Der evangelische Theologe ist Vorstand des Instituts für Syste-matische Theologie der Universität Wien und Vorstand des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin der Universität Wien. Er setzt sich in seiner Arbeit mit Biomedizin und Pflegeethik auseinander und ist Mitglied im Wis-senschaftlichen Ausschuss für Gena-nalyse und Gentherapie am Menschen sowie Mitglied der Bioethikkommission.

Neuer Bundespfarrer

Die Johanniter-Rettungshunde trainierten am Flying-Fox der SPIDER ROCK XL, der weltweit größten mobilen Fluganlage. Besucher durften im Tandemflug mit den Rettungshundeteams über die Donaumarina schweben.

Zehn mutige Rettungshundeteams der Johanniter absolvierten im September ein Höhentraining am Flying Fox. Nach einem kurzen beschnüffeln und Kennenlernen der Anlage schwebten die Rettungshundeteams 360 Meter weit durch die Lüfte.

Für die Rettungshunde war das ein außergewöhnliches Training: „Es ist schon ein besonderes Erlebnis, so weit durch die Luft zu schweben, und ein gutes Höhentraining für Hunde und Hundeführer“, erzählt Margit Handl, Leiterin der Rettungshundegruppe. Diese Aktion ist nicht nur ein riesen Spaß für die Johanniter sondern auch ein wichtiges Höhentraining für die Rettungshunde. Denn auch im realen Sucheinsatz müssen die Trainer mitunter ihre Hunde auf den Rücken schnallen und sich gemeinsam mit ihnen abseilen – etwa nach einem Erdbeben über Häuserruinen oder bei Lawineneinsatz vom Hubschrauber.

Die Rettungshundeteams trainieren zweimal wöchentlich in der Umgebung von Wien, sie sind ausschließlich ehrenamtlich tätig. Die Ausbildung zum Rettungshund dauert durchschnittlich zwei Jahre. Die Retter auf vier Beinen sind im Privatbesitz und leben in der Familie. Sie können für Sucheinsätze in Wien und Umgebung unter der Telefonnummer 01 47600 angefordert werden, der Einsatz ist kostenlos. Wer Interesse hat, sich ehrenamtlich in der Rettungshundegruppe zu engagieren, erhält nähere Informationen unter www.johanniter.at oder unter 0676 83 112 799 bei Margit Handl, Leiterin der Rettungshundegruppe.

Rettungshunde im Höhentraining

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„Die Leute schauen schon drauf, was einer macht und das Schöne dabei ist, dass die Folgen in dieser Geschichte unmittelbar zu spüren sind.“

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„Diese Jahre haben mich sehr stark geprägt, diese Erfahrungen zählen zu den wichtigsten Din-gen in meinem Leben. Ich habe als Jugendlicher Dinge gemacht, die man eigentlich erst mit 40 oder 50 Jahren macht. Ich habe so gesehen einen Teil meiner Kindheit versäumt. Ich war an etwas gebunden, was ich nicht auslassen konnte“, erzählt Herr O., wenn er an seine Jugend- zeit zurückdenkt.

Herr O. war 15 Jahre alt, als sein Vater so schwer erkrankte, dass er Hilfe brauchte – zunächst im Haus-halt und beim Kochen, dann beim Duschen und Anziehen, später auch dabei, auf die Toilette zu ge-hen oder den Katheter zu setzen.

So oder so ähnlich geht es vielen Kindern und Jugendlichen in Öster-reich. Sie helfen bei der Pflege der Großeltern, der Eltern oder Ge-schwister. Die Hilfe reicht vom Ein-

kaufen und Kochen über die Kör-perpflege bis hin zur medizinischen oder pflegerischen Versorgung. Sie helfen beim Verbandwechsel, beim Wechsel von Inkontinenzeinlagen, beim Gang zur Toilette, beim Ver-abreichen der Medikamente oder beim Wechsel von Kathetern.

Wie viele derzeit genau betroffen sind, weiß man nicht, die Zahl ist österreichweit noch nie erhoben worden. Ausgehend von Daten aus

superhands Neues Internetportal für pflegende Kinder und Jugendliche

In Österreich werden rund 440.000 Menschen zu Hause gepflegt, viele davon von Kindern und Jugendlichen. Die Johanniter haben als erste Anlaufstelle ein neues Internetportal www.superhands.at für sie entwickelt, wo sie Informationen finden und sich mit Gleichge-sinnten austauschen

}Mag.a Bettina Klinger, Mag.a Belinda Schneider

England schätzt man, dass rund 22.000 bis 25.000 junge Menschen in Österreich betroffen sind.

Ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückten pflegende Kinder und Ju-gendliche erstmals in England. Dort sind etwa 1,5 Prozent der Pflegen-den – Kinder und Jugendliche un-ter 18 Jahren. Das sind 175.000 „young carers“, wie sie im englisch sprachigen Raum genannt werden, die regelmäßig für Angehörige sor-gen.

Das Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz hat das Institut für Pflegewissen-schaft der Uni Wien mit einer Stu-die beauftragt, um konkrete Zahlen aber auch die Situation der Betrof-fenen zu erheben. Die Ergebnisse werden mit Anfang nächsten Jahres erwartet.

„Die Erfahrungen mobiler Pflege-dienste wie auch des Johanniter- Akutpflegedienstes zeigen, dass viele Kinder und Jugendliche in un-terschiedlichem Ausmaß in die Be-treuung und Pflege von Angehöri-gen eingebunden werden“, erzählt

Anneliese Gottwald, Pflegedienst-leiterin der Johanniter. Das belegt auch die deutsche Studie von Sa-bine Metzing von 2007, der zufolge pflegende Minderjährige ein hohes Maß an Verantwortung tragen, dem

}Pflegende Kinder und Jugendliche sind „junge Menschen, zwischen Hilflosigkeit, Selbstverständlichkeit und Überforderung“.

superhands

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Wie kann geholfen werden? Für diese junge Zielgruppe exis-tierten bislang keinerlei direkte An-sprechpartner, Informationen oder Hilfsangebote in Österreich. Häufig stehen die Kinder mit den Erfah-rungen, die sie täglich machen, al-leine da und wissen nicht, wie sie mit belastenden Situationen um-gehen sollen.

„Die pflegerischen Tätigkeiten, die ich zu Hause für meinen Vater machte, brachte ich mir selber bei, eingeschult hat mich niemand“, schildert Herr O. seine Erfahrungen:„Und ich habe als 15jähriger ein-fach nicht gewusst, dass es dafür Hilfe von außen gibt.“ Die Studie-nergebnisse von Sabine Metzing zeigen, dass sich die Betroffenen in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe er-

sie häufig nicht gewachsen sind. Sie müssen eigene Bedürfnisse zurück-stecken und soziale Kontakte hint-anstellen.

Welche Aufgaben und Verantwor-tung die Kinder und Jugendlichen übernehmen, ist unterschiedlich: Sie helfen im Haushalt, beim Waschen, beim Kochen, gehen einkaufen, spazieren oder unterstützen bei be-hördlichen Wegen. Sie helfen bei der Körperpflege oder beim Verband-wechsel. Manche sind einfach „nur“ öfter zu Hause, für den Fall, dass et-was passiert und Hilfe benötigt wird.

Pflegende Kinder und Jugendliche sind „junge Menschen, zwischen Hilflosigkeit, Selbstverständlichkeit und Überforderung“, schreibt die Studienautorin Sabine Metzing.

superhands

Was ist superhands?superhands ist eine Internetplattform für Kinder und Jugendliche, die Angehörige pflegen. superhands möchte diese jungen Menschen in ihrem Alltag - sei es zu Hause, in der Schule oder in der Freizeit – unterstützen und ihnen den Rücken stärken. So soll sichtbar werden, was diese Jugendlichen leisten, mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert sind und wie sie diese meistern. superhands möchte aufzeigen, dass viele betroffen sind und sie nicht alleine sind. superhands gibt den Jugendlichen die Möglichkeit, sich zu Wort zu melden, Erfahrungen auszutauschen, Sorgen loszuwerden und alle Fragen zu stellen, die sie im Zusammenhang mit ihrer Situation beschäftigen.

www.superhands.at

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ich zwischen 18 und 19 Jahre alt, hatte ich immer ein schlechtes Ge-wissen, weil ich meinen Vater allei-ne zurücklassen musste. Oft war es so, dass er dann stürzte und er mich anrief. Er hatte das Handy im-mer bei sich. Ich musste dann den Abend mit meinen Freunden spon-tan verlassen und nach Hause fah-ren um ihn aufzuheben. Oder es war so, dass ich abends spät heim kam und ihn am Boden fand, oft angemacht. Das war dann beson-ders schlimm.

Wussten Sie als Jugendlicher über den Gesundheitszustand Ihres Va-ters Bescheid?Seit ich 15 Jahre alt war, wusste ich ziemlich gut Bescheid über die Krankheiten meines Vaters, über den Verlauf, die Schwierigkeiten,

Sie haben lange Zeit Ihren Vater gepflegt, warum?Mein Vater ist jetzt 60 Jahre alt. In seinem zweiten Lebensjahr hatte er Kinderlähmung. 2001 wurde bei ihm Parkinson diagnostiziert und ein Postpoliosyndrom. Zu dem Zeitpunkt war ich 15 Jahre alt und lebte mit ihm alleine.

Wie haben Sie zu Hause geholfen?Zunächst war ich für den Haushalt zuständig. Duschen, Waschen, WC-gehen konnte mein Vater da noch selbstständig. Sich Essen zu kochen, hat mein Vater nie gelernt und gemacht, also war klar, dass diese Aufgabe mir zukommt.

Im Maturajahr war der Krankheits-verlauf dann soweit fortgeschrit-ten, dass wir im Zimmer, wo mein

die Medikamente. Und zwar des-halb, weil ich ihn zu allen Ärzte- terminen begleiten musste. Ich wusste also von Anfang an, dass es mit der Zeit heftig werden würde.

Hat Ihnen jemand gezeigt, wie Sie die pflegerischen Tätigkeiten bei Ihrem Vater am besten machen sollen?Die pflegerischen Tätigkeiten, die ich zu Hause für meinen Va-ter machte, brachte ich mir selbst bei, eingeschult hat mich niemand. Was ich wusste, war, dass ich auf meinen Rücken achten musste, wenn ich meinen Vater duschte oder auf das WC heben muss-te. Aber das wusste ich auch nur deshalb, weil mir das mein Onkel beigebracht hatte, beim Möbel-schleppen.

Vater sich aufhielt, ein WC hatten. Das war ein Sessel mit einem Topf darunter, den ich immer ausgeleert und gewaschen habe. Damals wohnten wir noch in einer Woh-nung im ersten Stock ohne Lift. Wenn ich mit meinem Vater fort-ging, musste ich ihn zuerst noch im Stiegenhaus stützen, später dann auch hinauf oder hinunter tragen. Als das nicht mehr ging, mussten wir Wohnung wechseln. Das war eine Erleichterung, aber sonst wurde die Pflege meines Va-ters zunehmend schwieriger. So musste ich ihn zum Beispiel auf die Toilette heben, weil er keine Win-deln wollte.

Hatten Sie noch Zeit für Freunde?Wenn ich mit meinen Freunden abends weggegangen bin, da war

Ich hab das alles in mich reingefressen.

}Interview mit einem Betroffenem

Geschätzte 25.000 Kinder und Jugendliche pflegen Familienangehörige. Aber sie sind unsichtbar. Das Thema ist mit Angst und Scham behaftet, weder die Eltern noch die Mädchen und Burschen sprechen offen darüber. „die Johanniter“ haben mit einem ehemals Betroffenen gesprochen. Er lebte alleine mit seinem Vater und pflegte ihn etwa neun Jahre lang, begonnen hat alles als er 15 Jahre alt war. Heute lebt der 24jährige Student alleine und besucht seinen Vater regelmäßig im Pflegeheim.

warten. Sie möchten Informationen und Ratschläge rasch und ohne administrativen Aufwand erhalten. Sie benötigen altersgerechte pfle-gerische und medizinische Infor-mationen sowie praktische Tipps. Sie möchten jemanden zum Reden haben, sowohl Gleichgesinnte als auch Erwachsene und sie würden gerne einmal in der Woche „Kind“ sein und ein Freizeitangebot in An-spruch nehmen ohne sich um die Angehörigen sorgen zu müssen.

superhands als erste AnlaufstelleDaher haben die Johanniter ein nie-derschwelliges Angebot für junge Leute ab 12 Jahren entwickelt, die Angehörige pflegen: die Internetplatt-form superhands. Auf www.super-hands.at finden sie altersgerechte Informationen über Krankheiten,

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}„Und ich habe als 15jähriger einfach nicht gewusst, dass es dafür Hilfe von außen gibt.“

Unter www.superhands.at finden Kinder, die pflegen, Tipps und Infos. Sie können sich mit anderen Betroffenen austauschen und Rat bei Experten einholen.

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superhands

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Pflegetipps, Erste-Hilfe-Tipps und Anleitungen für den Notfall.

„Auf der Homepage findet man so-gar Pflegetipps in Form von Videos, in denen Schüler und Schülerin-nen im Alter von 11 – 13 Jahren die Hauptrolle spielen“, erzählt Anneliese

Gottwald, die Initiatorin des Projek-tes von den Vorbereitungen.

Die jungen User erhalten wertvolle Hinweise über Pflegegeld, Pflege-hilfsmittel, Pflegenotdienste und Anlaufstellen. Außerdem können sie sich im Forum mit Gleichgesinnten austauschen. Auch individuelle te-lefonische oder – wenn gewünscht anonymisierte – Online-Beratung und Unterstützung wird angeboten. Im Bedarfsfall werden Hilfesuchen-de an andere Hilfseinrichtungen mit entsprechenden Unterstützungs-möglichkeiten weitergeleitet.

„Das Ziel von superhands ist es, zu informieren, zu unterstützen, zu be-raten, zu vernetzen“, fasst Annelie-se Gottwald zusammen.

superhands kann aber auch für jene Menschen nützlich sein, die selbst von Familienmitgliedern gepflegt

werden, genauso wie für Lehrer und Lehrerinnen oder alle, die mit Jugendlichen zu tun haben.

„Natürlich haben wir noch viele wei-tere Ideen und Pläne: regelmäßige Treffen für die Kinder und Jugendli-che, aber auch direkte Hilfestellun-gen zu Hause. Aber zunächst muss die Finanzierung gesichert werden“, so der Hilferuf von Anneliese Gott-wald an potentielle Sponsoren.

Derzeit wird superhands aus priva-ten Finanzierungsquellen und durch eine Spende von SAP betrieben, die Entwicklung und Betreuung der Homepage bis Ende des Jahres ist gesichert. Die langfristige Finanzie-rung ist jedoch ungewiss, weitere Sponsoren werden noch gesucht. Ab 5. November 2012 soll es auch eine Telefonhotline geben, damit Kinder Hilfe bekommen, die keinen Internetzugang haben.

Eine einzige medizinische Einschu-lung bekam ich von einer Kranken-schwester im Spital und zwar wie ich den Cystofix-Katheter reinige, oder dass ich den Harnbeutel nicht am Boden legen soll, wegen der Gefahr der Keime und so. Aber al-les andere brachte ich mir selbst bei.

Haben Sie in der Schule Ihren Freunden von Ihrem Pflegealltag erzählt?Nein. Ich war ein ruhiger Bub. Ich wollte das meinen Schulkamera-den nicht erzählen, ich hab das alles in mich reingefressen. Erst mit 21 Jahren, zu dem Zeitpunkt als ich eine 24-Stunden-Betreuung für meinen Vater hatte, hab ich be-gonnen, meinen engsten Freunden über diese sehr starke Belastung zu erzählen. Weil ich zu dem Zeit-

punkt begonnen hatte, etwas auf-zuatmen.

Inwiefern haben Sie die Jahre mit Ihrem pflegebedürftigen Vater geprägt?Diese Jahre haben mich sehr stark geprägt, diese Erfahrungen zählen zu den wichtigsten Dingen in mei-nem Leben bis jetzt. Ich habe als Jugendlicher Dinge gemacht, die man eigentlich erst mit 40 oder 50 Jahren macht. Ich habe so ge-sehen einen Teil meiner Kindheit ausgelassen. Ich war an etwas ge-bunden, was ich nicht auslassen konnte.

Natürlich hätte ich weglaufen kön-nen, aber ich hab gespürt, dass ich das nicht kann, dass ich diese Aufgabe übernehmen muss.

Und ich habe als 15jähriger einfach nicht gewusst, dass es dafür Hilfe von außen gibt. Ich weiß jetzt, dass unsere Vater-Sohn-Beziehung da-runter gelitten hat, ich war nicht Sohn, ich war Pfleger und mein Vater nicht Vater, sondern Patient. Ich weiß jetzt, auch wenn mein Vater krank ist, kann ich ihm mehr helfen als Sohn. Die medizinischen fachlichen Tätigkeiten sollen Fach-kräfte übernehmen und nicht ich. Ich habe in diesen Jahren gelernt, dass man helfen kann, ohne sel-ber alles in die Hand nehmen zu müssen, sondern indem man sich Hilfe sucht. Ich helfe ihm, im Sohn sein und gebe ihm dadurch Bestä-tigung und Wärme.Das wäre psychisch viel besser für meinen Vater gewesen. Ich habe daraus sehr viel gelernt.

Die Johanniter haben im Jahr 1989 einen Pflegenotdienst für die Stadt Wien ins Leben gerufen. Der Akutpflegedienst springt ein, wenn kurzfristig Pflege gebraucht wird. Jährlich werden durch diesen Pflegenotdienst etwa 1500 Betroffene betreut.

Im Kontext dieser pflegerischen Tätigkeiten spielen die Angehörigen eine ganz wichtige Rolle. Sie tragen letztendlich mit dazu bei, wie gut jemand zuhause versorgt werden kann.

In den vergangenen Jahren habe ich immer wieder erlebt, dass auch Kinder und Jugendliche in den Prozess der Pflege eingebunden werden oder gar die Hauptverantwortung übernehmen bzw. übernehmen müssen.

Diese Kinder unterstützen einen pflegebedürftigen Elternteil oder Geschwister bei der Körperpflege, beim Anziehen, bei der Mobilisation. Sie sind für das Einkaufen oder Kochen verantwortlich oder holen Medikamente aus der Apotheke. Diese Tätigkeiten passieren neben der Schule, ohne dass den Betroffenen bewusst ist, wie viel sie leisten. Die Kinder wachsen in diese Situation hinein, viele der Tätigkeiten werden für so manche zur Selbstverständlichkeit in ihrem Alltag. Häufig wächst der Anteil der Tätigkeiten und die Verantwortung mit dem Fortschreiten der Krankheit und Pflegebedürftigkeit an.

Wir sprechen hier nicht von vereinzelter Hilfe durch Kinder und Jugendliche, sondern von regelmäßiger, über einen längeren Zeitraum gehender Unterstützung.

Für diese Gruppe der jungen Angehörigen konnten wir – als Johanniter – bislang keine spezielle Hilfe oder Unterstützung anbieten. Das hat uns alle sehr beschäftigt und belastet. Also habe ich recherchiert und so langsam reifte in mir die Idee, ein neues Projekt ins Leben zu rufen.

Ich freue mich, dass wir den Betroffenen heute eine erste Anlaufstelle in Form der Internetplattform bieten können. Unter www.superhands.at bieten wir Informationen und Hilfe für die Betroffenen. Wir möchten sie in ihrem Pflegealltag un-terstützen, ihnen ein wenig von ihren Sorgen abnehmen und vor allem eine Stimme geben. Im Forum können sich die jungen Menschen untereinander austau-schen, sie können aber auch Fragen an Experten stellen.

Den Namen superhands haben wir deshalb für dieses Johanniter-Projekt gewählt, weil pflegende Kinder und Jugendliche mit ihren Händen richtig super Hilfe leisten! Das gehört endlich einmal gesagt und anerkannt. Sie

sind die Expertinnen und Experten und wir wollen ihnen etwas von ihren Sorgen, Ängsten und von ihrer Last abnehmen. superhands brauchen Schutz und Entlastung!

Uns ist klar, dass es mit dieser Internetplattform alleine nicht getan ist und wir sehen hier noch

viel Entwicklungspotenzial. Aber es ist ein Anfang. Und es ist ein Aufruf an die Politik, dieses Problem ernst zu nehmen und den Familien die nötige Unterstützung zu gewähren, damit diese Kinder ihre Kindheit leben können, frei von der Sorge um die Betreuung und Pflege der Eltern oder Geschwister.

Warum gibt es superhands?

superhands

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„Und es ist ein Aufruf an die Politik, dieses Problem ernst zu nehmen und den Familien die nötige Unterstützung zu gewähren...“

Anneliese Gottwald, Pflegedienstleiterin und Projektleiterin von superhands

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Am 20. Jänner 2013 findet die Volksbefragung über die Abschaf-fung der Wehrpflicht und die Ein-führung eines Berufsheeres statt. An diesem Tag sind alle wahlbe-rechtigten Österreicher und Öster-reicherinnen aufgerufen, folgende Frage zu beantworten: „Sind Sie für die Einführung eines Berufs-heeres und eines bezahlten freiwil-ligen Sozialjahres oder sind Sie für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht und des Zivildiens-tes?“ Die Positionen zu diesem Thema sind höchst kontrovers, mögli-cherweise deshalb, weil verläss-liche Informationen und Berech-nungen fehlen; eine schlechte Ausgangslage, um über ein so wichtiges Thema zu urteilen.

Die Johanniter sprachen mit Bun-desgeschäftsführer Dr. Robert Brandstetter über die Abschaf-fung der Wehrplicht und mögliche Konsequenzen.

Müssen wir uns vor der Abschaf-fung der Wehrpflicht fürchten?„Ob man für die Beibehaltung der Wehrpflicht oder die Einführung eines Berufsheeres ist, ist eine po-litische Entscheidung. Die Johan-niter können bzw. müssen mit je-dem Ausgang der Volksbefragung leben, sofern viele derzeit offene Fragen geklärt sind.“

Welche Fragen sind aus Ihrer Sicht unbeantwortet?Wie auch immer sich die Österrei-cher entscheiden, eines sollte klar sein: Eine Abschaffung der Wehr-pflicht und des Zivildienstes hat auch Veränderungen im österrei-chischen Gesundheits- und Sozial-system zur Folge. Wir rechnen zum Beispiel mit erheblichen Mehrkos-ten im Rettungsdienst und Kran-kentransport, wenn die Unterstüt-zung durch die Zivildiener wegfällt.

Können Sie diese Mehrkosten be-ziffern?Zivildiener tragen einen wesent-lichen Beitrag im Rettungsdienst und Krankentransport. Bei den Johannitern arbeiten jährlich rund 200 Zivildiener, insgesamt werden im österreichischen Rettungswesen rund 4.300 Zivis eingesetzt. Wenn die Wehrpflicht und damit einher-gehend der Zivildienst fällt, müssten die Zivildiener ersetzt werden.

Der Wegfall der Zivildiener wür-de uns doppelt treffen: Zum einen müssen sie durch hauptberufliche Mitarbeiter ersetzt werden, das würde die Johanniter jährlich etwa 4,5 Millionen Euro kosten. Hoch-gerechnet entspricht das fast 100 Millionen Euro allein im Rettungs-wesen. Zum anderen gehen viele ehrenamtliche Mitarbeiter verloren,

denn mehr als 50 Prozent der Zi-vildiener bleiben den Johannitern noch Jahre danach als freiwillige Mitarbeiter erhalten. Ihre Arbeits-leistung lässt sich mit 1,5 Millionen Euro beziffern. Österreichweit wird dies 35 Millionen Euro entsprechen. In Summe liegen die Mehrkosten bei 135 Millionen Euro, die die Län-der zusätzlich für das Rettungswe-sen aufbringen müssten.

Sind Zivildiener nur billige Arbeits-kräfte?Nein, auf keinen Fall! Zivildiener er-werben ja wichtige Kompetenzen und sammeln wertvolle Erfahrun-gen, die nicht nur für sie persönlich und ihren weiteren Lebensweg von Bedeutung sind. Dass Zivildiener ein dreiviertel Jahr lang eine Sani-täterausbildung erfahren und sozial tätig sind, hat auch einen erhebli-chen gesellschaftlichen Wert, der nicht zu unterschätzen ist. Beden-ken Sie, dass jährlich 4.300 gut ausgebildete Sanitäter an ihre Ar-beitsplätze zurückkehren und dort sehr qualifizierte Ersthelfer sind.

Als Ersatz für die Zivildiener hat Bundesminister Hundstorfer das Konzept für das Soziale Jahr vor-gelegt. Trauen Sie dem nicht?Das Interesse am Sozialen Jahr ist enden wollend. Das Modell des So-zialen Jahres existiert ja jetzt schon, allerdings nutzen es gerade einmal

Abschaffung der Wehrpflicht:

Die Johanniter warnen: Die Abschaffung der Wehrpflicht bedeutet auch die Abschaffung des Zivildienstes und einen starken Rückgang an Ehrenamtlichen. Das Soziale Jahr bringt erhebliche Mehrkosten mit sich, derzeit ist keine Kostenwahrheit in Sicht. Wer wird das bezahlen?

400 Personen im Jahr. Aus den Er-fahrungen der deutschen Johanni-ter wissen wir, dass die Anzahl der Interessenten bei weitem nicht aus-reicht, um den Zivildienst zu erset-zen. Es ist also zu erwarten, dass hier eine Lücke aufklafft, die wir mit hauptberuflichen Mitarbeitern füllen müssen.

Außerdem sieht das Konzept von Bundesminister Hundstorfer vor, dass Mitarbeiter, die freiwillig ein Soziales Jahr leisten, mit rund 1386 Euro entlohnt werden. Das ent-spricht dem Einstiegsgehalt inklu-sive Zulagen eines Sanitäters. Das wirft mehrere Fragen und Probleme auf: Warum sollte sich jemand im Rahmen des freiwilligen Sozialen Jahres engagieren und sich nicht gleich als hauptberuflicher Mitar-beiter bewerben, es sei denn, die Aussichten am Arbeitsmarkt sind schlecht? Es ist zu erwarten, dass die Zahl der Interessenten an einem Sozialen Jahr je nach Arbeitsmarkt-lage und damit konjunkturbedingt enorm schwanken wird.

Alte, kranke und hilfsbedürftige Menschen benötigen allerdings auch in Zeiten der Hochkonjunktur ausreichende Versorgung.

Könnten Zivildiener nicht einfach durch ehrenamtliche Mitarbeiter ersetzt werden?Nein, das ist leider nicht realistisch. Denn die meisten Ehrenamtlichen sind berufstätig und können wo-chentags kaum Dienste überneh-men. Sie tragen das System vor

allem in den Abend- und Nacht-stunden sowie am Wochenende mit. Außerdem leisten sie einen er-heblichen Beitrag im Sanitätsdienst bei Großereignissen oder bei Kata-stropheneinsätzen.

Vielleicht finden sich ja doch ge-nügend Menschen, die ein Soziales Jahr leisten möchten?Und sie sind herzlich willkommen! Die Frage ist aber auch, ob sie nach dem Sozialjahr auch als Ehrenamtli-che tätig bleiben. Wir befürchten mit dem Ende des Zivildienstes auch ei-nen Rückgang an Ehrenamtlichen. Das bedeutet, dass für die Bewäl-tigung von Großereignissen oder bei Katastropheneinsätzen plötzlich nicht mehr genügend Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.

Zum Abschluss meine Frage: Sind Sie also für die Beibehaltung der Wehrpflicht und des Zivildienstes?Auf jeden Fall ist das derzeitige ein gut funktionierendes und be-währtes System. Wichtig ist den Johannitern, dass die Situation genau analysiert wird und alle Kosten realistisch eingeschätzt werden. Derzeit liegt keine Kos-tenwahrheit auf dem Tisch. Eine Reihe von Folgekosten, die im Sozial- und Gesundheitssystem entstehen werden, sind bei den Berechnungen für das Berufsheer nicht berücksichtigt.

Wir sollten also keine voreiligen Entscheidungen treffen ohne die Auswirkungen gründlich analy-siert und berechnet zu haben.

Was passiert, wenn die Folgekosten doch höher sind als derzeit behaup-tet oder nicht genug Freiwillige ge-funden werden?Die Frage haben wir und andere Ein-richtungen Bundesminister Hunds-torfer auch mehrmals gestellt. Aber bisher haben wir noch keine Antwort erhalten. Es dürfte also keinen Plan B geben. Auch von den Ländern, die meist Kostenträger sind, wissen wir dazu nichts. Es ist zu befürchten, dass die Leistungen eingeschränkt und damit auf dem Rücken der Kran-ken gekürzt werden.

Kostenerhöhung im Sozialbereich

ZivilDienst

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die Johanniter 3. 2012 1514 die Johanniter 3. 2012

Beim jährlichen Rittertag des österreichischen Johanniterordens Ende September wurde der neue Leiter Mag. Hans-Joachim Giulini in Waidhofen an der Ybbs in sein Amt eingeführt.

Der 50-jährige Manager und Unternehmensberater löst Hubertus Schulz-Wulkow nach über 16 Jahren in diesem Amt ab. Giulini ist verheiratet, Vater von drei Kindern und seit 1995 Mitglied des Johanniterordens. Neben seiner Tätigkeit im Orden war Giulini viele Jahre Kontrollorgan in der Johanniter-Unfall-Hilfe.

Der evangelische Orden widmet sich durch seine Werke dem Gemeinwohl, etwa durch die Dienstleistungen der Johanniter-Unfall-Hilfe – was viele Menschen in Österreich gar nicht wissen. Kommendator Giulini will daher den Orden über die evangelische Gemeinden in seiner Bekanntheit und Mitgliederzahl steigern. Im Gespräch mit den Johannitern nimmt er Stellung zu den Aufgaben und Zielen des Ordens sowie zu aktuellen Themen, wie zur Diskussion um die Wehrpflicht, die Abschaffung des Zivildienstes.

Herr Giulini, welche Ziele verfolgen Sie als neuer öster-reichischer Kommendator des Johanniterordens?Die Ziele für mich sind vor allem eine gute Zusammenarbeit mit den zwei Werken in Österreich: Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und Johanniter-Hilfsgemeinschaften (JGH). Darüber hinaus möchte ich erreichen, dass der Orden bekannter wird. Ich bin der festen Überzeugung, dass es gerade in Österreich noch viele Menschen gibt, welche im Rahmen des Ordens mitarbeiten wollen, zu denen wir aber leider keinen Kontakt haben.

Worin sehen Sie zentrale Vorzüge der Johanniter mit der mehr als 900jährigen Tradition des Ordens gegenüber jüngeren Hilfsdiensten?Die Hilfseinrichtungen neueren Datums sind in den meisten Fällen nichts anderes als die Weiterentwicklung des ursprünglichen Gedankens. Die angebotenen Leistungen müssen sich nach dem Bedarf richten. Ich bin sehr froh, dass gerade die Johanniter-Unfall-HIlfe immer wieder zeigt, wie flexibel sie auf neue Herausforderungen reagiert.

So wurde etwa vor zwei Jahren das mobile Palliativteam in Waidhofen an der Ybbs ins Leben gerufen oder erst vor kurzem eine neue Forschungsabteilung eingerichtet. Daneben werden notwendige Aufgaben weitergeführt. In Anbetracht der Entwicklung in Politik und Gesellschaft werden die Leistungen der Johanniter in Zukunft sehr viel mehr gebraucht werden.

Hauptziele der Ordensritter sind Gemeinnützigkeit und Religion. Sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Johanniter-Einrichtungen inspirierter als andernorts?Der Orden hat seinen Doppelauftrag mit Diakonie - also im Dienst an Hilfsbedürftigen - und der Verkündigung. Die Dienste am Nächsten stehen im Vordergrund der Arbeit der Werke, also der Johanniter-Unfall-Hilfe oder der Hilfsgemeinschaft. Der Orden selbst unterstützt diese Dienste am Nächsten durch weitere Aktionen. So werden Patientinnen und Patienten im Evangelischen Krankenhaus auf Wunsch zum Gottesdienst begleitet. In Lainz

Der Johanniterorden in Österreich hat einen neuen Kommendator. Mag. Hans-Joachim Giulini löst Hubertus Schulz-Wulkow nach über 16 Jahren in diesem Amt ab.

Johanniterorden unter neuer Leitung

}Mag. Hans-Joachim Giulini im Interview mit Dr. Bernhard Martin

fährt ein Ritterbruder Patienten und Patientinnen, die das möchten, auch jeden Sonntag zum Gottesdienst. So ist der Zusammenhang von Diakonie und Verkündigung immer gegeben. Die Ritterbrüder stellen sich aber natürlich auch jeder Wertediskussion. Wir mussten in den letzten Jahren feststellen, dass viele Menschen die Werte ihres Lebens nicht mehr erkennen. Hier in eine Diskussion einzusteigen, ist die Verpflichtung jedes Christen, und damit erst recht eines Christen, der sich über die Mitgliedschaft im Orden dazu bekennt.

Die Einstellung zu dem, was Johanniter-Sein ausmacht, macht sie zu freundlichen Menschen. Die anderen Hilfsorganisationen sind vor dem Gesetz sicher auch gut ausgebildet. Aber das, was die Johanniter ausmacht, ist der Dienst am Leben. Wenn man von den Johannitern betreute Patienten und Patientinnen befragt, dann kommt immer auch der freundliche und herzliche Umgang mit dem Menschen zur Sprache. Dies zeichnet unsere Mitarbeiter aus: der Mensch steht im Mittelpunkt und sie wollen den Menschen helfen. Ich hoffe, dass dies auch in Zukunft möglich sein wird und der Raum für Menschlichkeit erhalten bleibt. Obwohl dies eine grundlegende christliche Einstellung ist, ist die Zusammenarbeit mit allen Religionen, welche die gleiche Einstellung haben, möglich und wünschenswert.

Als protestantischer Orden unterstehen die Johanniter nicht dem Papst. Es bestehen jedoch enge Beziehungen zu den Maltesern. „Adel verpflichtet“ oder Ökumene auf hohem Niveau?Die Johanniter und die Malteser gehen auf denselben Orden zurück. Die Trennung erfolgte durch die Reformation. Beide Orden haben die gleichen Grundsätze, abgesehen von den Unterschieden zwischen den Kirchen, zu denen sie sich bekennen: Beide arbeiten unter dem achtspitzigen Kreuz, welches auf die acht Seligpreisungen

in der Bergpredigt weist. Die Zusammenarbeit ist sehr gut und ich freue mich über jedes gemeinsame Projekt. Die Malteser sind in Österreich natürlich größer als der Johanniterorden, weil es in Österreich deutlich mehr Katholiken gibt. Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung wäre der Johanniteroden aber relativ größer.

Sehen Sie den Orden auch dazu berufen, gesellschaftspolitische Themen öffentlich zu kommen-tieren – wie z.B. die Diakonie Armut kritisiert? Der Orden arbeitet lieber am Wohl der Menschen als sich in die Politik einzumischen. Wir scheuen nicht die Diskussion mit der Politik und deklarieren uns auch. Der Orden hat aber kein Interesse, die Tagespolitik zu kommentieren. Dies sieht in den Werken natürlich anders aus: Geht es um so entscheidende Themen wie Zivildienst ja oder nein, ist die Johanniter-Unfall-Hilfe natürlich aufgerufen, auf die Konsequenzen hinzuweisen. Zudem sei angemerkt, dass die Johanniter-Unfall-Hilfe Mitglied der Diakonie ist und politische Stellungnahmen mitträgt.

Sie sind im zivilen Beruf ein Mann der Wirtschaft. Welche politische Initiative würden Sie sich gerade jetzt wünschen?Ich würde mir wünschen, dass das Leben für die Menschen einfacher und besser wird. Wir sollten uns mehr um die Menschen bemühen als immer nur dem Gesang von professionellen Einsagern zu

folgen. Die Europäer müssen sich ihr Europa schaffen, um den Wohlstand zu fördern.

Die Politik muss verstehen, dass nicht der Schutz einzelner Berufsgruppen oder einzelner Personengruppen das Wichtigste ist. Nicht die nächsten Wahlen sind das Ziel, sondern das Ganze langfristig zu höherem Wohlstand zu bringen. Ein ganz wichtiger Aspekt von Wohlstand ist die gute Versorgung des „Herren Kranken“, wie es in der Ordenstradition heißt.

In Europa gibt es vier Johanniterorden, die in der „Allianz der Johanniterorden“ eng zusammenarbeiten:

Die Balley Brandenburg mit ihrer über 900 Jahre alten Tradition gliedert sich in Genos-senschaften und Kommenden. Als Kommen-dator steht Giulini der österreichischen Kom-mende mit seinen rund 50 österreichischen Ritterbrüdern und den österreichischen Or-denswerken vor. Im Orden und den Werken Johanniter-Hilfsgemeinschaft und Johanni-ter-Unfall-Hilfe, engagieren sich in Öster-reich rund 1000 Mitarbeiter, darunter etwa 500 Ehrenamtliche und 160 Zivildiener.

Die vier Johanniterorden betreiben in Euro-pa Hilfswerke in Deutschland, Frankreich, Österreich, England, Wales, Italien, Zypern, Schweden, Finnland, Estland, Lettland, Polen, Ungarn, den Niederlanden und der Schweiz und im Nahen Osten. Das Europabüro von Johanniter International in Brüssel informiert die Öffentlichkeit über die vielfältigen Sozi-al- und Gesundheitsdienste der Johanniter. Weltweit sind sie in mehr als 50 Ländern der Erde vertreten.

Internet: www.johanniterorden.at

� die Balley Brandenburg (mit seinen Kommenden in Deutschland, Frankreich, Österreich, Polen, der Schweiz und Ungarn)

� der englische Johanniterorden (Order of St John)

� der niederländische Johanniterorden (Johanniter Orde in Nederland)

� der schwedische Johanniter-orden i Sverige.

Johanniterorden

die Johanniter 3. 2012 15

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die Johanniter 3. 2012 1716 die Johanniter 3. 2012

Erste Hilfe

Frag

e

Stürze – egal ob im Sommer vom Fahrrad oder im Winter beim Schi fahren - führen immer wieder zu teilweise schweren Kopfverletzungen. Wenn eine blutende Wunde am Kopf sichtbar ist, kann man die Kopfverletzung leicht erkennen. Viel heimtückischer sind die unsichtbaren Verletzungen des Gehirns.

Bei einer Gehirnerschütterung kommt es zu einer kurzen Bewusstlosigkeit, die meist nur ein paar Sekunden oder maximal wenige Minuten anhält. Weitere Anzeichen sind Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Kopfschmerzen. Eine Gedächtnislücke ist ebenfalls typisch für eine Gehirnerschütterung. Die betroffene Person kann sich an den Unfallhergang und die Zeit danach nicht erinnern und stellt immer wieder die gleichen Fragen, wie zum Beispiel: Was ist passiert? Der Kurzzeitspeicher ist gelöscht.

Wie können Sie helfen? Beruhigen Sie die Person und versorgen Sie eine eventuell vorhandene Wunde am Kopf mit einer sterilen Wundauflage. Lagern Sie die Person mit einem leicht erhöhten Oberkörper. Dann wählen Sie den Notruf 144. Um weitreichendere Schäden im Gehirn, welche manchmal erst nach Stunden erkennbar werden, auszuschließen, ist eine Untersuchung im Krankenhaus unbedingt erforderlich. Wenn die betroffene Person bewusstlos ist, überprüfen Sie die Atmung.

Wenn sie noch atmet, legen Sie diese in die stabile Seitenlage. Wenn Sie im Freien sind, decken Sie die Person am besten mit einer Rettungsdecke gut zu. Achten Sie darauf, ob die Person weiter atmet. Wenn die Person zu atmen aufhört, beginnen Sie mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung im Rhythmus 30 Herzdruckmassagen und 2 Beatmungen.

Mein Sohn hat häufig scheinbar grundlos Nasenbluten, besonders im Winter. Wie kann ich ihm am besten helfen beziehungsweise kann ich dem verbeugen? Ist so häufiges Nasenbluten gefährlich?

Nasenbluten kann viele Ursachen haben. Wenn es häufig scheinbar grundlos auftritt – also ohne vorhergehenden Schlag auf die Nase oder Nasebohren sollte man auf jeden Fall den Hausarzt aufsuchen. Es kann sein, dass Bluthochdruck vorliegt. Gerade wenn zusätzlich zu Nasenbluten auch gehäuft blaue Flecken oder Zahnfleischbluten auftreten, wäre ein Blutbild ratsam um schwerwiegende Erkrankungen auszuschließen. In den meisten Fällen hat häufiges Nasenbluten jedoch eine banale Ursache: Gerade im Winter bei kalter trockener Luft trocknen die Nasenschleimhäute leicht aus, ähnlich wie bei häufigem Naseputzen bei einer Erkältung. Bei manchen Menschen führt dies zu einem gehäuft auftretenden Nasenbluten. Ein Besuch beim HNO-Arzt kann dieses Problem beseitigen, da der Arzt die dünnen oberflächlichen Gefäße veröden kann. In der Akutsituation des Nasenblutens hilft es, den Kopf nach vorne zu beugen, die Nase zuzudrücken und ein kaltes Tuch in den Nacken zu legen. Wenn die Blutung dennoch nicht aufhört, muss eine HNO-Ambulanz aufgesucht werden.

Erste Hilfe bei Kopfverletzungen Erste-Hilfe-Tipp

} Dr. Gabriele Lerchestv. Chefärztin der Johanniter

� Legen Sie eine sterile Wundauflage auf die Wunde. Damit verhindert man, dass Keime in die Wunde gelangen.

� Legen Sie ein Dreieckstuch über den Kopf der Person, als würde sie ein Kopftuch aufsetzen. Die lange Seite sollte auf der Stirn liegen, die Spitze sollte nach hinten zeigen.

� Ziehen Sie die beiden Enden nach hinten in den Nacken und überkreuzen Sie diese. Dann führen Sie die beiden Enden wieder nach vorne. Verknoten Sie diese auf der Stirn.

� Das spitze Ende des Tuches im Nacken schlagen Sie nach oben ein. Fertig ist der Kopfverband!

16 die Johanniter 3. 2012

Spenden mit Weihnachtsgrüßen

2012Weihnachtskarten

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die Johanniter 3. 2012 1918 die Johanniter 3. 2012

Preislistepro Billett im Format DIN A6 bzw. A6 lang inkl. Kuvert:

Bestellmenge Preis Euro 1 - 9 Stück je 1,30 10 - 50 Stück je 1,20 51 - 100 Stück je 1,10

Bei Bestellung größerer Stückzahlen rufen Sie uns bitte an:

Nora GschwandtnerT (+43 1) 470 70 30 - 3911E [email protected]

Aus drucktechnischen Gründen können die Farben der Karten von den Abbildungen in dieser Zeitung geringfügig abweichen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

wussten Sie, dass etwa 22.000 bis 25.000 Kinder in Österreich ihre Angehörigen pflegen? Sie versorgen ihre Großeltern, Eltern oder Geschwister. Sie helfen im Haushalt, beim Einkaufen, Anziehen, Waschen, Medikamente verabreichen, Verband wechseln und vielem mehr. Diese Kinder und Jugendlichen übernehmen bereits in jungen Jahren ein hohes Maß an Verantwortung und stellen ihre eigenen Bedürfnisse zurück.

Bislang gab es keinerlei Ansprechpartner, Informationen oder Hilfsangebote für diese Zielgruppe. Häufig stehen sie mit den Erfahrungen, die sie täglich machen, alleine da und wissen nicht, wie sie mit belastenden Situationen umgehen sollen.

Daher haben die Johanniter die Internetplattform superhands ins Leben gerufen. Unter www.superhands.at finden Betroffene Informationen über Krankheiten. Sie erhalten wertvolle Informationen über Pflegegeld, Pflegehilfsmittel, Pflegenotdienste und Anlaufstellen. Außerdem kön-nen sie sich im Forum mit Gleichgesinnten austauschen und telefo-nisch oder anonym per Internet Fragen an Experten und Expertinnen stellen. Kurzum: die Johanniter bieten eine erste Anlaufstelle, die Hilfe zur Selbsthilfe bietet.

superhands konnte durch private Mittel und eine Förderung von SAP ins Leben gerufen werden, worüber wir sehr dankbar sind. Aber die weitere Finanzierung ist noch ungewiss und es gibt noch viel zu tun.

Daher kommt der Erlös unserer Weihnachtskarten dieses Jahr dem Projekt superhands zugute (ausgenommen Motiv Nr. 2). Und mit jeder Karte, die Sie kaufen, leisten Sie einen wichtigen Beitrag für Kinder und Jugendliche, die Angehörige pflegen.

Wir würden uns freuen, wenn sie unseren Katalog an Geschäftsfreunde weitergeben und für eine gute Sache werben! Bitte unterstützen Sie uns auch heuer wieder!

Ihr

Johannes BucherPräsident der Johanniter-Unfall-Hilfe in Österreich

Vorw

ort

Nr. 2: „Rettungshund“

FroheWeihnachten

Neu

Die Karten beinhalten folgenden Standardtext:

Sie können auch einen individuellen Text oder/und Ihr Logo eindrucken lassen.

Nr. 1: „Goldstern“

Neu

In dieser Karte ist zusätzlich zum Standardtext, innen links, folgender Text zu finden:Mit dem Kauf dieser Weihnachtskarte unterstützen wir die Johanniter-Rettungshunde. Sie helfen bei der Suche nach Vermissten. Für die Betroffenen ist die „Rettung auf vier Pfoten“ kostenlos. Die Hundeführer/Hundeführerinnen engagieren sich ehrenamtlich.

Spenden mit Weihnachtsgrüßen

Unterstützen Sie das neue Projekt der Johanniter: superhands, eine Internetplattform für pflegende Kinder und Jugendliche, oder die Rettungshundegruppe.

Einfach per Erlagschein bestellen

• WählenSiedieMotiveaus.• KreuzenSiedieNummerderWeihnachtskarteaufdem beigefügten Erlagschein an und ergänzen Sie die gewünschte Stückzahl.• BerechnenSiebittedenzuzahlendenBetrag inklusive 1,10 EUR für den Versand.• FüllenSieNamenundAnschriftbittegutleserlichaus. Sie erleichtern uns damit die Zustellung.

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die Johanniter 3. 2012 2120 die Johanniter 3. 2012

Teil eines GesamtkunstwerkesDen Sanitätsdienst bei Innsbrucks größter Straßenmalerei, die es je gege-ben hat, nützten die beiden Johanniter Bernhard Weiss und Hannes Hager, um auch die Johanniter an diesem ver-gänglichen Gesamtkunstwerk zu ver-ewigen. Der Jugendland-Event „Paint the street“ mit großem Familienfest

zählte im Laufe des ganzen Tages ei-nige Tausend Besucher. Das Tiroler Gemeinschaftskunstwerk nahm eine Fläche von mehr als 1400 m² ein und bestand aus über 4800 Einzelwerken. Eines davon ist das Johanniter-Logo, womit die beiden ehrenamtlichen Sa-nitäter auch ihr Talent als Maler bewie-

sen. Große Einsätze hatten die beiden trotz Besucheransturm zum Glück nicht zu bewältigen. „Hier mal ein Pflaster, da mal ein bisschen Kühlung wegen des heißen Wetters, aber sonst keine besonderen Vorkommnisse“, meldeten die beiden Künstler am Ende eines lan-gen Einsatzes.

Johanniter Tirol

Großes mediales Echo für Johanniter-KursEine ganze großformatige Seite war es der Tiroler Tageszeitung wert, über den Erste-Hilfe-Kurs „Notfälle bei Kindern – wie hel-fe ich richtig“ der Johanniter zu berichten. Wertvolle Erste-Hilfe-Ratschläge von Kurs-leiterin Martina Egger wurden damit in sehr anschaulicher Weise einer breiten Öffent-lichkeit zugänglich gemacht und haben bei vielen Lesern Interesse an diesen Spezial-kursen für Babys und Kleinkinder geweckt. Zwei Mal pro Jahr finden die Erste-Hilfe-Kurse für Notfälle bei Kindern turnusmäßig statt, darüber hinaus werden auf Anfrage von interessierten Eltern und Kinderbetreu-ern regelmäßig zusätzliche Kurse organisiert.

Anmeldungen unter T 0512/2411-19 oder an [email protected].

Foto

: B. H

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DVR: 0447 803www.johanniter.at

Nr. 4: »Stephansplatz« Luigi Kasimir

Nr. 7: »Maria mit dem Christkind, über die Krippe gebeugt«, Carlo Maratta Dresden, Gemäldegalerie © ARTOTHEK

Nr. 5: »Schönbrunn« Dr. Christine Sauermann

Nr. 3: »Pinzgauer Winterlandschaft Aufhausen 1999« Johann Pickl

Nr. 6: »Bunte Häuser« Stefan Praschl

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die Johanniter 3. 2012 2322 die Johanniter 3. 2012

Mehr Pflegekompetenz in der Behindertenbetreuung

Herbstzeit hin oder her, die Johanniter Tirol bereiten sich schon ganz intensiv auf die Adventzeit vor und planen bereits für ihren weihnachtlichen Verkaufsstand bei der Cyta in Völs.Am 30. November und 1. Dezember werden am Adventstand der Johanniter ausschließlich „selbst gemachte“ Produkte verkauft. Die Palette der Waren: gestrickten Mützen, Socken und Schals, Bastelarbeiten, selbst genähte Taschen und Schürzen, Häkeldeckchen und vieles andere mehr.

Der Erlös des Adventstandes kommt sozialen Projekten der Johanniter Tirol bzw. der Unterstützung bedürftiger Klienten zu Gute. Die Johanniter Tirol hoffen, möglichst viele Mitbürger und

Mitbürgerinnen zum Stricken, Basteln und Häkeln sowie zur darauffolgenden „Warenspende“ zu motivieren. Kurzentschlossene können gerne auch frische Backwaren, Kekse, Marmeladen und sonstige Köstlichkeiten aus häuslicher Produktion zur Verfügung stellen.

Alle Spendenartikel werden in der Johanniter-Zentrale, Josef-Wilberger-Straße 48, jederzeit gerne angenommen. Nach telefonischer Vereinbarung werden die Waren auch bei den Spendern abgeholt.

Mit Liebe gefertigt, mit Hingabe gespendet

Lebenshilfe Osttirol setzt auf Ausbildung

17 Mitarbeiter der Lebenshilfe Osttirol wurden von der Johanniter-Unfall- Hil-fe Tirol für mehr Pflegekompetenz in der Behindertenbetreuung geschult.

Die gesetzlich anerkannte Zusatzquali-fikation „Unterstützung in der Basis-versorgung“ beschäftigt sich vorrangig mit den Schwerpunkten Körperpflege, Mobilisation und Arzneimittellehre. Mit dem erfolgreichen Kursabschluss sind die Behindertenbetreuerinnen und Behindertenbetreuer berechtigt, die Bewohner und Bewohnerinnen ihrer Einrichtungen auch in der Körperpfle-ge zu unterstützen. Eine Aufgabe, die ohne entsprechende Zusatzqualifika-tion nur ausgebildetes Pflegepersonal übernehmen darf.

Insgesamt waren 40 Stunden Prakti-kum und 100 Stunden theoretischer Unterricht sowie eine abschließende kommissionelle Prüfung zu absolvieren.Gertrud Eberharter, Ausbildungsver-

antwortliche und Geschäftsführerin der Johanniter Tirol: „Alle Kursteilneh-mer haben die Prüfung positiv abge- schlossen. Dabei muss man besonders anerkennen, dass eine berufsbegleiten-de Ausbildung in diesem Umfang nur mit viel Einsatz und Engagement zu bewältigen ist.“ Im Namen der Kurs-teilnehmer und Kursteilnehmerinnen zog Gabriele Rainer Bilanz über die

vergangenen Wochen: „Wir möchten uns aber auf alle Fälle ganz herzlich für die so feierlich, persönlich und nett gestaltete Zeugnisverteilung be-danken. Es hat allen sehr gut gefallen und gut getan, vor allem eure persön-liche Wertschätzung. Der ganze Kurs war ein sehr positives und intensives Miteinander, das uns alle sehr be-reicherte.“

Wien grüßt Tirol!

Warenspenden für den Tiroler Adventstand werden selbstver-ständlich auch in der Einsatz-zentrale der Johanniter in Wien angenommen: 1180 Wien, Herbeckstraße 39/2. Stock.

Johanniter Tirol

Ausbildungsplätze sind sehr begehrt

Weitere Informationen zu allen Ausbildungsangeboten unter www.johanniter.at/tirol.

Seit vielen Jahren stellen die Johanniter Tirol ihre große Ausbildungskompetenz unter Beweis und werden von Kursteilnehmern besonders auf Grund der angenehmen Lernatmosphäre, der engagierten Referenten sowie dem Angebot von Spezialkursen für bestimmte Personengruppen geschätzt.

Am 14. Jänner 2013 startet ein neuer Weiterbildungslehrgang für „Basales und mittleres Pflegemanagement“ und richtet sich an diplomiertes Pflegepersonal das bereits im mittleren Pflegemanagement tätig oder dafür vorgesehen ist. Der Unterricht umfasst 480 Stunden Theorie sowie 120 Stunden praktische Ausbildung und wird berufsbegleitend durchgeführt. Der Weiterbildungslehrgang entspricht den Vorgaben der Gesundheits- und Krankenpflege-Lehr- und Führungs-aufgabenverordnung (GuKG-LFV) und orientiert sich an den Lernfeldern der Sonderausbildung für Führungsaufgaben.

Ein Ausbildungslehrgang für staatlich anerkannte Heimhelferinnen und Heimhelfer beginnt ebenfalls am 14. Jänner 2013. Heimhelfer/innen werden

von Vereinen mit mobilen Betreuungs-angeboten für die Unterstützung von betreuungsbedürftigen Personen im eigenen Zuhause eingesetzt oder sind in Wohn- und Pflegeheimen beschäftigt. Heimhelfer/innen sind aufgrund ihrer Ausbildung berechtigt, umfangreiche Hilfestellungen zu leisten. In der theoretischen Ausbildung werden unter anderem die Themenbereiche Ethik und Berufskunde, Grundpflege und Be-obachtung, Erste Hilfe, Grundzüge der angewandten Hygiene, Ernährungslehre und Diätkunde, Kommunikation und Konfliktbewältigung und noch vieles mehr gelehrt. 200 Stunden Theorie und 200 Stunden Praxis sind vor der kommissionellen Abschlussprüfung zu absolvieren.

Neu im Johanniter-Kursangebot ist die Ausbildung zum „Gesundheits- NLP- Hypnose und Time Line Therapy® Practitioner“. An drei Wochenenden werden in Blockseminaren grund-legende Kenntnisse zur persönlichen Weiterentwicklung, verbessertem Kommunikationsverhalten, Selbst-management, Konfliktfähigkeit und

noch vieles mehr vermittelt. Das Kursangebot richtet sich an Personen die im Gesundheitswesen und in Managementbereichen tätig sind ebenso wie an Sportler, Verkaufspersönlichkeiten und Privatpersonen, die Interesse an persönlicher Weiterentwicklung mit sich bringen. Die Ausbildung wird mit einem Zertifikat nach ABNLP (American Board of NLP) sowie einem Coach-Zertifikat abgeschlossen. Kursbeginn ist am 18. Jänner 2013. Aufgrund des zu erwartenden großen Interesses wird eine rasche Kursanmeldung empfohlen.

Die letzte Schulwoche sinnvoll genützt22 Schülerinnen und Schüler der HTL Trenk-walderstraße haben auf Initiative ihrer Schulärztin, Dr. Petra Rainer, die Möglichkeit genützt, in den letzten Schultagen einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren und halten damit auch den erforderlichen Nachweis für den Führerscheinerwerb in Händen. Gemeinsam mit den Schulkollegen und -kolleginnen hat der Unterricht natürlich gleich mehr Spaß gemacht. Mit einigem Humor brachten die beiden Kursleiter Raphael Larch und Philipp Lichtenberger den Schülerinnen und Schülern das ernste Thema Erste Hilfe näher.

Volle Aufmerksamkeit

Bei der Sommerbetreuung in den städtischen Horts Angergasse, Kayser-garten und Domanigweg standen dem pädagogischen Personal sechs Johanniter-Mitarbeiter für die Betreuung von Kindern mit Entwicklungsstörungen zur Seite.

Sieben Wochen dauerte der Einsatz, bei dem sieben Kinder mit körperlichen und/oder geistigen Defiziten von den Johanniter-Mitarbeitern durch den Tag begleitet wurden. Die gestellten Anforderungen waren naturgemäß von Kind zu Kind sehr individuell. Eines jedoch galt für alle gemeinsam: Von den Johannitern war volle Aufmerksamkeit

gefordert, ein großes Maß an Konzentration und die Fähigkeit, flexibel und spontan auf die Bedürfnisse der Kinder reagieren zu können.

Neben bewährten Ferialpraktikanten für den Pflegebereich waren Mitarbeiter mit Heimhilfenausbildung, ehemalige Johanniter-Zivildiener sowie eine ausgebildete Erzieherin im Einsatz. „Das gesamte Team brachte somit eine ganze Reihe an Kompetenzen mit ein und war daher für die Arbeit in den städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen hervor-ragend geeignet“, dankte Geschäfts-führerin Gertrud Eberharter ihrem Sommer-Einsatzteam.

Johanniter unterstützen städtische Hortbetreuung, damit Kinder mit Entwicklungsstörungen volle Aufmerksamkeit erhalten.

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die Johanniter 3. 2012 2524 die Johanniter 3. 2012

Die Freiwilligen beim Musi-Open-Air in St. Oswald.

„Wenn die Musi spielt“… sind die Johanniter vor Ort!

Die Stars der volkstümlichen Musik und des Schlagers lockten beim 17. Musi-Open-Air wieder tausende Besucher nach St. Oswald/Bad Kleinkirchheim. „Das Sommer und Winter-Open-Air ist mittlerweile fixer Bestandteil unseres Ambulanzdienstplans“, erklärt Bereichsbeauftragter Siegfried Mayerbrugger. Beim heurigen Sommer-Open-Air war die Johanniter-Unfall-Hilfe Patergassen von 15. bis 22. Juli mit insgesamt 27 Sanitäterinnen und Sanitätern vor Ort und leistete 396 Ambulanzdienststunden. Allein für die Musi-Wanderungen waren 60 Stunden erforderlich. Wie jedes Jahr erhielten die Johanniter Patergassen auch heuer wieder tatkräftige Unterstützung von den Johanniter-Kollegen aus Deutschland.

Erfolgreiche Jugend: Johanniter trumpfen auf!

Besonders erfolgreich war die Johanniter-Jugend wieder beim Landesjugendbewerb des Roten Kreuzes am 15. September in Gmünd. Die jungen Ersthelfer zwischen 13 und 17 Jahren wurden wie immer auf Herz und Nieren geprüft. Gefragt war Wissen und Können beim Durchführen der Lagerung von Verletzten, beim Anlegen von Verbänden bis hin zur richtigen und effizienten Reanimation. Drei Johanniter-Gruppen nahmen am Bewerb teil und konnten sich über folgende Platzierungen freuen: 1. und 3. Platz in Bronze sowie 2. Platz in Silber. Wir gratulieren außerdem Daniela Hinteregger, Marija Matic, Miriam Assinger, Sabrina Mayer und Christina Wascher zum Abzeichen in Gold!

Die jungen Helfer kennen sich aus!

Das sind die Neuen!

Johanniter Kärnten

Siegfried Mayerbrugger, Bereichs-beauftragter der Johanniter Patergassen, feierte im Juli seinen 60. Geburtstag. Neben seiner Familie und den Johanniter-Kollegen fand sich auf dem Falkert auch Besuch aus Wien ein: Johanniter-Bundesgeschäftsführer Robert Brandstetter und Johanniter-Präsident Johannes Bucher ließen es sich nicht nehmen, das Geburtstagskind persönlich zu beglückwünschen und ihm für seine langjährige und hervorragende Mitarbeit bei der Johanniter-Unfall-Hilfe in Patergassen mit dem Ehrenzeichen der Johanniter zu danken. Siegfried Mayerbrugger wurde zudem von Bürgermeister Karl Lessiak zum Ehrenbürger der Gemeinde Reichenau erklärt.

28 Jahre im Dienst der AllgemeinheitSigi, so wird er von den Johanniter-

Kollegen genannt, gehört zu den Gründungsmitgliedern der Johanniter in Patergassen und ist schon seit über 28 Jahren ehrenamtlicher Sanitäter und Notfallsanitäter! Er ist Ausbildungsleiter sowie seit 1. Jänner 2010 auch Bereichsbeauftragter der Johanniter in Patergassen.

Noch ein 60erDie Reihe der „Runden“ geht weiter: Am 4. August feierte auch „Tomi“ – Thomas Dullnig – mit seinen Kollegen von der Johanniter-Unfall-Hilfe Patergassen seinen 60. Geburtstag. Thomas Dullnig ist seit 1990 Mitglied der Johanniter Patergassen und gehört – was seine ehrenamtliche Tätigkeit betrifft – schon zum „alten Eisen“. Neben seinen zahlreichen freiwilligen Diensten ist Tomi schon jahrelang für die Hygiene im Rettungsdienst zuständig.

Happy Birthday, zwei Johanniter feierten 60erFast die gesamte Mannschaft der Johanniter-Unfall-Hilfe Patergas-sen traf sich in der „Almstube“, um ihrem Bereichsleiter Siegfried Mayerbrugger zum 60er zu gratulieren. Die Stimmung war ausgelas-sen und Sigi durfte sich über besondere Auszeichnungen freuen.

Sigi ist seit über 28 Jahren ehrenamt-lich bei der JUH Patergassen tätig.

Tomi mit Ehefrau Elfriede beim Feiern.

Kinder-Action beim Nivea Familienfest:Johanniter sorgten für Sicherheit

Junge Verstärkung: Das sind die „Neuen“!

Kinder brauchen Bewegung: beim Nivea Familienfest in Bad Kleinkirchheim am 28. und 29. Juli konnten sich die Kleinsten daher ordentlich austoben. Auf die jungen Besucher von 3 bis 13 Jahren wartete eine Safari mit „Giraffen-Hüpfburg“, eine „Elefanten- Rutsche“, das wilde „Nashorn-Rodeo“, das lässige „Krokodil-Surfen“ und vieles mehr. Für die Sicherheit am Gelände sorgten jeweils drei Sanitäter der Johanniter, die das eine oder andere Pflaster aufklebten und die interessierten Kinder auch mal einen Blick ins Rettungsauto werfen ließen. „Wie schon letztes Jahr organisierten wir auch heuer den Ambulanzdienst“, sagt Bereichsbeauftragter Siegfried Mayerbrugger. Trotz der vielen Besucher gab es glücklicherweise nur kleine „Wehwehchen“ zu versorgen!

Die Johanniter Patergassen haben wieder Verstärkung bekommen. Nach acht Monaten intensiver Ausbildungszeit war es für die sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmer Anfang Mai soweit – die große Sani-Prüfung stand an. Die Bilanz: Alle sechs haben die Prüfung mit Auszeichnung bestanden! Besonders stolz zeigt sich Bereichsbeauftragter Siegfried Mayerbrugger: „Fünf der sechs neuen Sanis kommen aus unserer

Jugendgruppe und verstärken uns jetzt im Rettungsdienst!“

Gratulation an Anna Schmölzer, Daniela Madrutter, Harald Laßnig, Hannes Michenthaler, Peter Hinteregger und Sandra Prodinger. Für die kommenden Einsätze wünschen wir unseren neuen Mitarbeitern alles Gute! Und übrigens: Seit Anfang Oktober läuft wieder ein Sanitätskurs. Acht motivierte, junge Leute sind schon fleißig beim Lernen!

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einige hundert Meter in den Wald und versteckt sich hinter einem Baum, auf ihr Bein legt sie einen Holzstamm und tut, als wäre sie verletzt. Es kann losgehen. Am Startpunkt schickt die Hundeführerin ihre braun-schwarz-gescheckte Münsterländerin los. „Such“, ruft sie und schon rennt Gioia in den Wald, so schnell, dass man ihr kaum folgen kann. Sie sucht gezielt das Gelände ab, läuft von einem Baum zu nächsten und ist kaum zu bremsen. Nach einer Weile ist die Hündin nicht mehr zu sehen, aber bald hört man sie bellen, ein sicheres Zeichen, dass sie die Vermisste gefunden hat.

Das laute Bellen irritiert Gloria ein wenig, doch sie hält ruhig, bis die Hundeführerin kommt. Jetzt darf Gloria die Hündin mit einem Leckerli belohnen und sie mit Streicheleinheiten für ihren Einsatz loben. Zunächst ist sie ein wenig schüchtern und zurückhaltend, doch schon bald hat sie sich mit Gioia angefreundet und tätschelt sie liebevoll.

Glorias Partygäste sind von den Rettungshunden begeistert und können es kaum erwarten, selbst das Opfer zu spielen. Auch Glorias beste Freundin namens Lotte lässt sich von einem der Rettungshunde suchen, obwohl sie ein wenig Angst vor Hunden hat. Doch die kann ihr die Margit Handl gemeinsam mit ihrem Hund Gioia schnell nehmen. Adriana dagegen ist mit einem Hund aufgewachsen , daher war sie von dem speziellen Geburtstag ganz besonders be-geistert.

Was so leicht aussieht, ist das Ergebnis regelmäßigen Trainings. Dass die Hunde

erst lernen müssen, konzentriert nach vermissten Personen zu suchen, zeigt sich, als die jüngste Hündin der Gruppe zum Einsatz kommt. Emily soll nach Florian und Samuel suchen, doch sie ist von den vielen Menschen um sie herum so abgelenkt, dass sie nicht recht weiß, was sie tun soll. Erst nach dem zweiten Anlauf läuft sie los und sucht nach den beiden Burschen. Die hat sie auch schnell gefunden, nur nach Bellen ist ihr nicht recht zumute. Stattdessen wedelt sie mit dem Schwanz, tanzt um die Vermissten

herum, freut sich über ihren Erfolg und wartet ungeduldig auf ihre Trainerin. Erst einige Minuten später schlägt sie bellend Alarm. Jetzt darf auch

sie belohnt werden.

„Die Aus-bildung zum Rettungshund dauert etwa

zwei Jahre, die Hunde können schon sehr früh mit dem Training beginnen, weil sie spielerisch an die Suche herangeführt werden“, erklärt Margit

Handl, die bereits seit 15 Jahren Rettungshunde ausbildet. Zweimal wöchentlich trainieren die derzeit 8 Ehrenamtlichen der Gruppe, vier Hunde sind bereits Profis, fünf weitere sind noch in Ausbildung. Doch auch wer einmal die Rettungshundeprüfung abgelegt hat, muss sich jedes Jahr aufs Neue bewähren und sein Können vor den strengen, unabhängigen Prüfern der internationalen Rettungs-hundevereinigung – IRO - unter Beweis stellen. Zuletzt haben von 83

Prüflingsanwärtern nur 35 bestanden, darunter der Johanniter-Hundeführer Dieter Horn und sein Golden Retriever, namens Lohengrin. Sie waren das zweitbeste Team in der Sparte Trümmersuche.

Vor den Kindern haben die Retter mit vier Pfoten auf jeden Fall bestanden, auch wenn der Nachwuchs noch nicht so routiniert ist wie die Profihündin Gioia. „Es war ein schöner Tag, ich hoffe, ich kann die Rettungshunde bald wieder sehen“, bedankte sich Gloria für diesen außergewöhnlichen Geburtstag.

Die Rettungshunde hatten im April einen ungewöhnlichen Einsatz: sie feierten mit der neunjährigen Gloria Geburtstag! Tante Evi wollte der kleinen Gloria zu ihrem 9. Geburtstag eine besondere Freude machen und fragte bei der Johanniter-Rettungshundegruppe an, ob sie an einem Training teilnehmen dürfen. Daher trafen sich Gloria und ihre Freunde und Freundinnen an einem Samstagmorgen in einem Steinbruch

nahe Perchtoldsdorf und begleiteten die Retter auf vier Beinen zu einem nicht alltäglichen Training.

Zu Beginn durften sie die sechs Hunde begrüßen und streicheln. Schnell hatten die Kinder ihren Lieblingshund gefunden. „Wenn ein Rettungshund ein Kind im Wald findet, sagt er seinem Hundeführer Bescheid indem er laut bellt“, erklärte Margit Handl, die Leiterin der

Rettungshundegruppe, wie die Hunde vermisste Personen suchen und wie sie mit ihrem Hundeführer kommunizieren. „Er hört nicht auf, zu bellen, bis der Hundeführer die Person gefunden hat. Ihr müsst euch also nicht fürchten!“, versucht die Hundeführerin die Kinder vorzubereiten. Und schon wird die erste Suchaktion gestartet, natürlich darf das Geburtstagskind den Anfang machen. Gloria läuft von den Hunden unbemerkt

Rettungshunde feiern KindergeburtstagGloria ist ein riesen Fan der Rettungshunde, daher feierte sie ihren Geburtstag bei einem Training der „Retter auf vier Pfoten“. Nicht nur die jungen Gäste sondern auch die Vierbeiner hatten viel Spaß dabei!

}Mag.a Belinda Schneider

„Die Hunde können schon sehr früh mit dem Training beginnen, weil sie spielerisch an die Suche herangeführt werden.“

Florian und Samuel sind begeistert von der jungen Rettungshündin Emily. Die junge Hündin steht noch am Anfang ihrer Ausbildung.

Die erfahrene Rettungshündin Gioia hat das Geburtstagskind schnell gefunden.

Johanniter Wien

}Doch auch wer einmal die Rettungshundeprüfung abgelegt hat, muss sich jedes Jahr aufs Neue bewähren und sein Können vor den strengen, unabhängigen Prüfern der internationalen Rettungshundevereinigung – IRO - unter Beweis stellen.

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die Johanniter 3. 2012 2928 die Johanniter 3. 2012

Neue Forschungsstelle

Aktuell arbeitet das Forschungs- und Innovationszentrum der Johan-niter an der Umsetzung von zwei Projekten: zum einen an der Ent-wicklung einer Notfallkarte, mit der medizinische Daten verwaltet wer-den und für den Notfall bereit ge-stellt werden können, zum anderen an der Herstellung eines mobilen Solargenerators für den Katastro-pheneinsatz um die Energieversor-gung zu gewährleisten.

NotfallkarteDie Notfallkarte soll die Speiche-rung medizinischer und gesund-heitsrelevanter Daten ermöglichen,

die mit Einverständnis des Pati-enten von Ärzten, Krankenhäusern oder Rettungsdiensten abrufbar ist. So können im Notfall wichtige medizinische Daten eines Patienten auf Knopfdruck verfügbar gemacht werden und mögliche relevante

medizinische Informationen auf kurzem Weg weitergegeben wer-den.

Im Unterschied zu der bereits be-kannten und vielfach diskutierten elektronischen Gesundheitsakte ELGA können die Informationen nur mit der ausdrücklichen Zu-stimmung des Patienten verfügbar gemacht werden. Damit hat der Karteninhaber die volle Kontrolle darüber, wer seine Daten einsehen darf.

Karteninhaber verwaltet Daten und Zugriffsberechtigung.Außerdem entscheidet der Patient selbst, welche Daten auf seiner Karte gespeichert werden: Er hat die Möglichkeit, seine Notfalldaten über ein Webportal selbst zu er-stellen und zu verwalten. Darüber hinaus kann der Kartenbesitzer vorab bestimmen, welche von ihm autorisierten Benutzer, seine Da-ten lesen dürfen. Er steuert also das Berechtigungssystem für den Zugriff auf seinen Notfalldaten. Er-gänzend kann der Karteninhaber auch weitere Informationen und Dokumente speichern, etwa die Patientenverfügung oder eine Vor-sorgevollmacht.

Notfalldaten kompatibel gestaltenAls Rettungsorganisation mit Erfah-rung im Rettungsdienst und Kranken-transport als auch im Bereich Pfle-ge sind die Johanniter in die Ent-wicklung des Notfalldatensatzes eingebunden. Die Herausforderung liegt darin, die Notfalldaten für die unterschiedlichen derzeit im Ein-satz befindlichen Systeme lesbar und kompatibel zu gestalten. Allein im Rettungsdienst werden österreich-weit derzeit 4 verschiedene digitale Systeme benutzt und rund 16 un-terschiedliche Datensätze für die Abrechnung mit den unterschied-lichen Versicherungsträgern ver-waltet.

Vernetzung und Sicherheit unter einen Hut bringenZudem sind die Johanniter in der ethischen Begleitforschung sowie in der Erstellung von ethischen Leitlinien federführend: „Gerade als christliche Organisation ist es uns wichtig, mit Hilfe moderner Techno-logien die Vernetzung im Gesund-heitssystem zum Wohle des Pati-enten zu verbessern ohne dabei die ethischen und datenschutz-rechtlichen Aspekte aus den Augen zu verlieren“, betont Mag. Georg Aumayr, Leiter des Forschungs-

und Innovationszentrums der Johanniter.

In der Zusammenarbeit mit den Projektpartnern Cryptas it-Security GmbH und Datentechnik-Innovation wird daher auch besonderes Augen-merk darauf gelegt, höchste Sicher-heit in der Sicherung und Verwaltung der Daten zu gewährleisten.

Die Gesamtentwicklung der Notfall-karte wird mit rund 420.000 Euro im Rahmen des Life Science Clusters der Stadt Wien finanziert. Die ersten Notfallkarten sollen bereits im Früh-jahr 2013 getestet werden.

Remules – nachhaltige Energiever-sorgung im KatastrophenfallZiel des Projektes Remules ist es, eine Energieversorgung für den Ka-tastrophenfall zu entwickeln, die auf erneuerbaren Energiequellen basiert – im konkreten Fall auf Solarenergie: Remules ist ein 3,5 Kilowatt starker Generator, der extrem robust, leicht zu verladen und schnell einsatz-bereit ist und trotzdem auf Solare-nergie zurückgreifen kann. Hierfür wurde ein ausfahrbares Solarpanel entwickelt, welches dem Prinzip

von Sonnen-blumen nachemp-funden ist. Das Solarmodul wird in einer etwa 2x1x1 Meter großen Kiste untergebracht und entfaltet im Be-darfsfall seine Photovoltaik Blüten, um Energie zu erzeugen.

Remules startete vergangenen Sommer und wird im Rahmen des österreichischen Sicherheits-forschungsprogramms KIRAS vom Bundesministerium für Forschung und Innovation gefördert. Die Er-stellung des solarbetriebenen Generators erfolgt unter der Lei-tung von Smart Flower Energy Technology GmbH in Kooperati-on mit der Johanniter-Unfall-Hilfe, dem österreichischen Bundesheer, dem Austrian Institute of Techno-logy und der Katastrophenhilfe des Wiener Roten Kreuzes. Aufgabe der Johanniter ist die Erstellung der An-forderungskriterien an den Gene- rator sowie das Testen des Proto-typs wobei alle einsatzrelevanten Daten erhoben und dokumentiert werden. Der erste Prototyp soll be-reits im Sommer 2013 für mehre-re Monate im Johanniter-Center- Nord stehen und dort zum Einsatz kommen.

Die Johanniter haben im Mai 2012 ein eigenes Forschungs- und Innovationszentrum eingerichtet, das sich unter der Leitung von Mag. Georg Aumayr vermehrt Forschungs- und Entwicklungs-projekten im Bereich Soziales, Gesundheit und Pflege sowie Sicherheit- und Katastrophenschutz widmen wird. Ziel der Forschungsstelle ist es, innovative Lösungsansätze zu entwickeln und diese als neue Qualitätsstandards zu implementieren oder neue Betätigungsfelder zu erschließen.

Die neuen Mitarbeiter der Forschungsstelle

Mag. Georg Au-mayr arbeitete zuletzt am For-schungsinstitut des Roten Kreu-zes sowie an der Universität und führte dort be-reits Projekte im nationalen und in-ternationalen For-schungsfeld durch.

Der studierte Publizistik- und Kommunika-tionswissenschaftler war bereits als Zivildiener sowie später als Ehrenamtlicher im Rettungs-dienst der Johanniter tätig. Neben seiner be-ruflichen Tätigkeit als Forschungsleiter schreibt er an seiner Dissertation im Bereich eHealth.

DI Susanne Schinkinger ist seit Anfang November 2012 Mitarbeiterin der Forschungsstelle der Johanniter. Sie studierte medizinische Informatik an der TU Wien und wird in naher Zukunft das Studium für Pflegewissenschaften abschließen. DI Susanne Schinkinger ist bereits seit einigen Jahren für die Technologieagentur der Stadt Wien tätig und für die Beratung und Vernetzung von Wirtschaftspartnern verantwortlich. Sie gilt als „high potential“ der TU Wien und wird sich primär in den Bereichen eHealth und Pflege einbringen.

Johanniter Forschung

}„Gerade als christliche Organisation ist es uns wichtig, mit Hilfe moderner Technologien die Vernetzung im Gesundheitssystem zum Wohle des Patienten zu verbessern ohne dabei die ethischen und datenschutzrechtlichen Aspekte aus den Augen zu verlieren.“

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die Johanniter 3. 2012 3130 die Johanniter 3. 2012

Soziale Organisationen auf der ganzen Welt arbeiten an der Inklusion von Menschen mit Behinderung.

Auf allen Kontinenten gibt es Initiativen, die sich für die Inklusion von Menschen mit Behinderung einsetzen. VertreterInnen von elf NGOs aus drei Teilen der Welt trafen einander im September in Wien. Sie alle sind Partner der Entwicklungshilfeorganisation „Brot für die Welt“ in Österreich.

Zwei Geschichten von Jugendlichen mit Behinderungen machen deutlich, welchen Unterschied es für die Kids macht, dass ihnen das Leben mit Hilfe von technischen Hilfsmitteln erleichtert wird. Vera lebt in Mazedonien und ist heute 11 Jahre alt. Sie kann aufgrund

ihrer körperlichen Behinderung keinen Standard-Computer benutzen. Ihr größter Wunsch war es jedoch schon als Fünfjährige, auf dem Computer spielen zu können, und später eine normale Schule zu besuchen. „Open the Windows“ schlug für Vera technische Hilfsmittel vor, mit denen sie innerhalb kürzester Zeit ihre körperlichen Fähigkeiten verbessern konnte. Durch ein spezielles Computer-programm konnte Vera auch sprechen lernen. Die Hilfsmittel von „Open the Windows“ öffneten tatsächlich ein Fenster für sie: sie erhielt damit die perfekte Grundlage für den Schulstart.

Mazedonien wird international noch als „Entwicklungsland“ ge-sehen und bekommt finanzielle Unterstützung. Die Integration von Kindern mit Behinderung beginnt bereits im Kindergartenalter. Eigene Sonderschulen gibt es nicht und wären für den Staat auch nicht finanzierbar. Die Organisation „Open the Windows“ kümmert sich innerhalb des allgemeinen staatlichen Schulsystems um SchülerInnen mit Behinderung.

Meluhli lebt in Simbabwe. Er wurde mit einer schweren Lähmung seiner beiden Beine geboren. Lange Zeit

Ein neues Schuljahr für Vera und Meluhli

}Martina Gasser, Roberta Rastl-Kircher

hat er sich mit Hilfe seiner Arme und Beine krabbelnd fortbewegt. Seine Großmutter trug ihn zur Schule und wieder nach Hause. Seine Lehrerin konnte nach einiger Zeit einen alten Rollstuhl für ihn organisieren, damit er weiterhin die Schule besuchen konnte.

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Behindertenorganisation „Jairos Jiri“ wurden auf Meluhli aufmerksam, da sein Rollstuhl kaum mehr verwendbar war. Es gelang ihnen, ihm einen neuen mit besonders breiten Rädern zur Verfügung zu stellen. So kann Meluhli heute den steinigen Weg zu seiner Schule ohne Probleme bewältigen.

In Simbabwe sind die Voraus-setzungen für Menschen mit Behinderung sehr kompliziert. Denn dort ist es auch für Kinder ohne Behinderung nicht selbstverständlich, eine gute Bildung und Ausbildung zu bekommen. Die MitarbeiterInnen von „Jairos Jiri“ (JJA) helfen in kleinen Dörfern Menschen mit Behinderung ganz selbstverständlich ein Teil der Gemeinschaft zu sein. Dabei ist es JJA besonders wichtig, dass Menschen wie Meluhli Unterstützung von der Gemeinschaft bekommen.

Die Organisation trägt materielle Hilfen bei. „Das Wichtigste ist jedoch,

die Menschen zu befähigen, sich selbst zu helfen. Wenn jemand nicht selber essen kann, werden Teller und Löffel so präpariert, dass das Selberessen für den Betroffenen möglich wird“, erklärt Wilson Ruvere von JJA.

So verbindet die beiden Partner von „Brot für die Welt“, dass sie mit der Unterstützung der Spenderinnen und Spender aus Österreich sogenannte „assistierende Hilfsmittel“ anbieten können. Seien dies Computer-Programme und Zubehör wie in Mazedonien oder Rollstühle und Essbesteck wie in Simbabwe.

Aus diesem Grund besuchten die VertreterInnen der Behin-dertenorganisationen im Zuge ihres Treffens im September auch gemeinsam LIFEtool in Linz. LIFEtool ist eine Einrichtung der Diakonie, die Menschen mit Behinderungen in Österreich Hilfsmittel zur Verfügung stellt und sie bei der Anwendung unterstützt.

Am Ende des internationalen Treffens war klar, dass es einen großen Unterschied zwischen dem technischen Fortschritt in den einzelnen Ländern gibt. Was aber alle gemeinsam haben, ist der starke Wille, die Inklusion von Menschen mit Behinderung voranzutreiben.

Was ist Inklusion?

Inklusion heißt gleiche gesellschaftliche Teilhabe für alle. Es ist wichtig, dass Menschen mit Behinderungen auf gleicher Augenhöhe begegnet wird, damit sie ihre Talente entfalten können.

LIFEtool

LIFEtool ist eine Einrichtung der Diakonie mit Beratungsstellen in mehreren Bundes-ländern.Geboten wird - unterstützt vom Energie-Versorgungsunternehmen VERBUND - Beratung & Unterstützung mittels elek-tronischer Hilfsmittel für Menschen mit Behinderung in den Lebensbereichen

KontaktLIFEtool Hafenstraße 47-51, 4020 Linz Tel: +43 (0) 732 997056 Web: www.lifetool.at, email: [email protected]

Brot für die Welt

Brot für die Welt engagiert sich gemeinsam mit der Diakonie und der Evangelischen Frauenarbeit in Entwicklungsländern und fördert Hilfsprojekte in aller Welt. Einer der Schwerpunkte in der Arbeit sind Anliegen von Menschen mit Behinderung.

Kontakt Brot für die Welt Steinergasse 3, 1170 Wien+43 (1) 402 67 54Email: [email protected]: www.brot-fuer-die-welt.at

Das Projekt in Simbabwe wird von der Österreichischen Entwicklungszusammen-arbeit unterstützt.

Factbox}„Das Wichtigste ist jedoch, die Menschen zu befähigen,

sich selbst zu helfen...“ - Wilson Ruvere von JJA

Diakonie

� Spielen � Kommunikation � Lernen und Therapie � Arbeit und Beschäftigung

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die Johanniter 3. 2012 3332 die Johanniter 3. 2012

Zu zweit auf einer Rodel, wer gibt da den Ton an?Wolfgang: Alle Entscheidungen werden zusammen getroffen. Dieses Zusammenspiel funktioniert auch auf der Rodel. Natürlich hat jeder seine Aufgabe. Der obere, in unserem Fall Andi, hat die Möglichkeit den Kopf zu heben und hat die Sicht nach vorne. Er kann daher schneller erkennen, wenn wir nicht genau in der Spur sind und macht die Korrekturen. Ich dagegen habe den direkten Kontakt zur Rodel und mache die Gewichtsverlagerung. Das ist besonders bei den Ein- und Ausfahrten in die Kurven wichtig. Da muss man ein eingespieltes Team sein, wo sich jeder auf den anderen verlassen kann. Es würde nicht funktionieren, wenn einer „höher“ gestellt ist.

Andreas: Ein paar Aufgaben sind schon durch die Position auf der Rodel vorgegeben. Ein paar andere, z.B. die Lenkpunkte, erarbeitet man

sich, bespricht das und trainiert sie auch, wie z.B. auch die Starts im Sommer. Dann gilt, jeder gibt sein Bestes und der andere kann sich darauf verlassen. Das ergänzt sich bei uns sehr gut.

Trainiert wird auch im Sommer?Wolfgang: März ist der einzige Monat, in dem wir ein bisschen Trainingspause machen. Das ist auch die Zeit, wo der Kopf wieder etwas frei wird. Aber dann fängt das Training schon wieder an. Zunächst einmal am Tag, dann zwei Mal pro Tag über den Sommer hinweg und im Winter kommen noch das Bahntraining, bis zu zwei Mal pro Tag, und die Wettkämpfe dazu.

Andreas: Rodeln ist tatsächlich ein Fulltime-Job. Gott sei Dank sind wir durch Bundesheer und Sporthilfe gut unterstützt und gefördert. Die Anstellung beim Bundesheer bietet uns berufliche und finanzielle Sicherheit, das ist beruhigend.

Für das Training sind wir auch im Sommer freigestellt und können uns das ganze Jahr über voll auf unsere sportlichen Leistungen konzentrieren. Auch unsere stärksten Konkurrenten aus Deutschland und Italien, mittlerweile aber auch aus Russland, werden von staatlichen Einrichtungen unterstützt.

Wenn Brüder zusammenarbeiten, verwandeln sich Berge in Gold. So steht es auf eurer Homepage…Andreas: Den Spruch haben wir zufällig gefunden und gemeint, der passt gut zu uns. Wir sind ja nicht nur beim Rodeln aufeinander angewiesen sondern leben fünf Monate im Jahr im selben Hotelzimmer und müssen auch da miteinander auskommen. Uns fragen viele, wie wir das machen, aber bei uns ist es eben einfach so. Als wir Kinder waren, hat es bei uns zu Hause wahrscheinlich genauso oft gekracht wie bei anderen Brüdern, aber nach außen hin waren wir schon immer ein Team.

Rodel-Asse mit Respekt vor den HelfernSie haben alles gewonnen, was es im Rodelsport zu gewinnen gibt. Sie sind Olympiasieger, Weltmeister und Gesamtweltcupsieger im Rodel-Doppelsitzer. Andreas und Wolfgang Linger: Ein Brüderpaar mit bewundernswerter Bodenhaftung.

}Brigitta Hochfilzer im Gespräch mit Andreas und Wolfgang Linger

Das haben auch die Nachbarkinder gleich gemerkt.

Wenn man schon alles erreicht hat, welche Ziele gibt es dann noch?Wolfgang: 2014 Sotschi, das ist das große Ziel. Letzte Saison hat auf unserer Liste noch der Gesamtweltcup gefehlt. Jetzt haben wir eigentlich alles gewonnen, was man gewinnen kann, jetzt wollen wir das dritte Mal in Folge Olympisches Gold.

Das hat es in Österreich noch nie gegeben!Wolfgang: Momentan hält uns das große Ziel Sotschi natürlich auf der Motivationsschiene. Spaß macht es uns natürlich auch noch, das ist ganz wichtig. Wir haben zwar den Luxus, dass wir schon alles haben und nicht mehr müssen. Aber das heißt nicht weniger Druck. Den machen wir uns schon selbst. Wir stellen an uns selbst den Anspruch, wenn wir antreten, dann wollen wir auch gewinnen. Wenn der Ehrgeiz verfliegt, ist es wahrscheinlich an der Zeit aufzuhören.

Andreas: Drei Mal hintereinander Olympiasieg. Das reizt uns natürlich ohne Ende.

Ihr kennt den Eiskanal in Sotschi?Wolfgang: Wir haben die Bahn schon kennengelernt. Wir wollen nichts verschreien, aber die Bahn ist technisch schon recht anspruchsvoll zu fahren. Das liegt uns mehr als extreme Gleiterbahnen. Aber wir haben noch keinen Vergleich mit der internationalen Konkurrenz.

Im Rodelsport lauern ja jede Menge Gefahren. Es gab auch schon Todesfälle. Blendet man das aus?Andreas: Wir sind uns bewusst, dass es ein gewisses Restrisiko gibt, wenn man mit rund 140 km/h durch die Bahn fährt. Das Ausblenden muss man sich in gewisser Weise auch anlernen. Angst ist immer ein Thema: Ob Versagensangst oder die Angst vorm Runterfahren. Angst

hemmt. Daher muss man genau im entscheidenden Moment fähig sein, das umzusetzen, was man antrainiert hat und kann. Auch das prägt ein Sportlerleben. Wenn man eine Risikosportart macht, dann wächst man da im Laufe der Zeit irgendwie hinein.

Wolfgang: Vielleicht ist das jetzt auch einmal eine Gelegenheit den Sanitätern an der Strecke zu danken, dafür, dass sie immer da sind. Auch wenn man sie nicht braucht, es ist gut zu wissen, dass sie da sind. Dankeschön im Voraus, auch wenn wir hoffen, dass wir sie auch in Zukunft nicht brauchen werden.

Andreas: Unser Vertrauen in die Sanitäter an der Bahn ist groß. Im mitteleuropäischen Raum, besonders auch in Österreich, ist man wirklich gut aufgehoben, das ist leider nicht überall so selbstverständlich. Auch wenn die Sanitäter meist im Hintergrund stehen und man keinen direkten Kontakt hat. Sie sind fast so wie Schutzengel – man weiß, sie sind da. Im Hintergrund. Aber im Notfall wissen sie genau, was zu tun ist und man ist gut versorgt. Das gibt ein gutes Gefühl.

Wolfgang: Man nennt uns zwar „wilde Hunde“, wenn wir mit höchster Geschwindigkeit den Eiskanal hinunterfahren, da haben wir auch kein Problem damit, aber wenn ich sehe, dass jemand stürzt, erschrecke ich noch immer. Ich glaube, ich wäre keiner der so

spontan eingreifen könnte. Für mich ist es bewundernswert, dass Leute, die zu einem Unfall kommen, genau wissen, was zu tun ist und helfen. Sie müssen ja in kürzester Zeit auch schwierige Entscheidungen treffen und verdienen höchsten Respekt und Bewunderung. Man sieht viel zu selten, was die stillen Helfer im Hintergrund so leisten.

Und Linger/Linger ganz privat?Andreas: Wir sind Familienmenschen. Besonders wenn wir im Winter viel unterwegs sind, genießt man es sehr wieder heimzukommen. Mit der Familie und den Eltern am Tisch zu sitzen, gemeinsam zu essen und zu reden. Weihnachten ist da so ein Fixpunkt. Tage ohne Training und Wettkampf. Eine Zeit, in der die Familie zusammen ist. Davor sind wir drei Monate unterwegs, danach nochmals zwei Monate. Da genießt man nicht nur die Familie, sondern auch, ein paar Tage nicht aus dem Koffer leben zu müssen.

Wir danken Andreas und Wolfgang Linger für das Gespräch, wünschen viel Erfolg für die Weltcupsaison 2012/2013 und für das große Ziel, Sotschi 2014 sowie ein beschauliches und erholsames Weihnachtsfest im Kreise der Familie.

Andreas und Wolfgang Linger:

� Olympiasieger 2006 und 2010 � Weltmeister 2003, 2011 und 2012 � Gesamtweltcupsieger 2011/12 � Europameister 2010 � WM Bronze Mannschaft 2003 � 2. Platz Gesamtweltcup 2010/11 � 2x EM-Silber 2008 (Doppelsitzer und Mannschaft)

� 2x EM-Bronze 2004 (Doppelsitzer und Mannschaft)

� 8. Platz Olympische Winterspiele 2002 � 3. Platz Gesamtweltcup 2004/05, 2007/08, 2008/09

� 4. Platz Gesamtweltcup 2002/03, 2003/04 � 14 Weltcupsiege � Österreichischer Meister 2003 und 2011

Im Porträt

die Johanniter 3. 2012 33

Foto

: B. H

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die Johanniter 3. 2012 3534 die Johanniter 3. 2012

Olympische Spiele: 16 Österreicher waren dabei!

Bei den Olympischen Sommerspielen vom 27. Juli bis 12. August 2012 in London sorgten die englischen Johanniter - St John Ambulance - für die sanitätsdienstliche Versorgung der Besucher. Sie leisteten sowohl bei den 10 olympischen Laufbewerben auf der Straße, etwa beim Marathon oder dem Triathlon, Erste Hilfe als auch bei den Public Viewing Points, wo die Bewerbe auf Großbildschirmen übertragen wurden. Hier mussten täglich vom frühen Morgen bis Mitternacht jeweils bis zu drei Sanitätsstationen besetzt und Rettungsfahrzeuge bereitgehalten werden. Auch Ehrenamtliche aus Europa und Übersee fanden sich in London ein, um hier wertvolle Erfahrungen sammeln zu können und

die Kollegen der St John Ambulance tatkräftig zu unterstützen. Insgesamt waren 35 Helfer, darunter 6 Vertreter aus Australien, 12 aus Kanada, 16 aus Österreich und ein Ehernamtlicher aus Deutschland dabei. Dank der professionellen Vorbereitung der St John Ambulance konnten die internationalen Gäste nach einer kurzen

Unterweisung mit der Arbeit loslegen. Obwohl hier die unterschiedlichsten sanitätsdienstlichen Erfahrungen von Helfern aus 4 Nationen mit teilweise sehr unterschiedlichen Rettungssystemen und gesetzlichen Rahmenbedingungen zusammen trafen, klappte die Zusammenarbeit vom ersten Augenblick an reibungslos.

Bei den Olympischen Sommerspie-len in London haben nicht nur die Athleten aus aller Welt alles gegeben sondern auch die Rettungskräfte.}Reinhard Beyer

16 österreichische Johanniter waren in London und haben ehrenamtlich das Sa-nitätsteam der englischen Kollegen unterstützt. Im Bild beim Empfang des Prior des englischen Johanniterordens.

M. Kaundert im Flüchtlingscamp Za‘atri in Jordanien

Im Juni 2012 wurden drei österreichische Einsatzfahrzeuge an Partner von Johanniter International übergeben. Die lettische Johanniterorganisation „Sveta Jana Palidziba“ übernahm zwei Kranken-transportwagen, ein weiteres Fahrzeug ging an die ungarischen Johanniter „Johannita Segitö Szolgálat“.

Für die Johanniter-Unfall-Hilfe in Wien werden dieses Jahr sechs neue Kranken-transportwagen angeschafft, ein Teil ist bereits im Einsatz. DI Johannes Bucher, Präsident der Johanniter-Unfall-Hilfe(JUH) in Österreich erinnert sich, wie in Österreich alles angefangen hat: „Als die Johanniter-Unfall-Hilfe 1974 gegründet wurde, halfen uns

die deutschen Johanniter mit einem ihrer Einsatzfahrzeuge. Das hat unsere freiwilligen Mitarbeiter enorm motiviert.“

Für die Johanniter ist die Weitergabe von Fahrzeugen an JOIN-Partner ein wichtiges Zeichen der Solidarität und der Zusammenarbeit, um die Ziele von Johanniter International und die Mission der Johanniterorden auch unter schwierigen Bedingungen zu erfüllen. Warum die Fahrzeuge in Österreich nicht mehr genutzt werden können, erklärt der Bundesgeschäftsführer Dr. Robert Brandstetter so: „Die Fahrzeuge sind aufgrund der hohen Wartungskosten in Österreich wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll einzusetzen. Da sie aber in einem

guten Zustand sind, können sie von den JOIN-Partnern durchaus noch für einige Jahre genutzt werden.“

Einsatzfahrzeuge an Lettland und Ungarn übergeben

Die lettischen Johanniter haben zwei Krankentrans-portwagen von Österreich übernommen.

Die Situation der Menschen, die vom Konflikt in Syrien betroffen sind, ist besorgniserregend. Nach Angaben der UN sind 120.000 Menschen, davon drei Viertel Frauen und Kinder, aus Syrien in Nachbarländer geflohen. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR zählt derzeit 33.000 Flüchtlinge in Jordanien und mehr als 28.000 im Libanon. Diese Zahlen beinhalten nicht diejenigen, die bei Verwandten untergekommen sind oder von den UN nicht registriert wurden.

Die Johanniter schickten daher ein vierköpfiges Er-kundungsteam, be-stehend aus drei ehrenamtlichen So-forthelfern, darunter zwei Österreicher, und einem hauptamtlichen Mitarbeiter, nach Jor-danien und in den Libanon, um sich vor Ort selbst ein Bild zu machen.

Die Lage für die syrischen Flüchtlinge in den Nachbarstaaten ist geprägt von Perspektivlosigkeit. Niemand weiß, wann der Konflikt in Syrien endet und die Flüchtlinge wissen nicht, wann sie zurück zu ihren Familien und Verwandten können. Hinzu kommt die Situation im Camp Za‘atri in Jordanien, die die Johanniter-Mitarbeiterin Miriam Kaundert mit den Worten beschreibt: „Die Umstände reichen zum Überleben, aber nicht für mehr. Die Aussichtslosigkeit der Situation ist erdrückend.“ Und die Flüchtlinge müssen sich auf eine unabsehbare Zeit einstellen, die Monate oder Jahre andauern kann.

Die Johanniter-Auslandshilfe unterstützt ihren Partner Handicap International, der in den Nachbarländern Jordanien und Libanon Flüchtlingen aus Syrien hilft, insbesondere Menschen mit Verletzungen und Behinderungen, älteren Menschen und Frauen mit Kindern. Ein Team von zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Handicap International kümmert sich um die Nothilfe-Aktivitäten in den beiden Ländern.

In weniger als zehn Wochen steht der Winter vor der Tür, was bedeutet, dass die Flüchtlinge mit Temperaturen um den Gefrierpunkt und Sandstürmen rechnen müssen. Um die Situation für die Menschen erträglicher zu machen, wird die Johanniter-Auslandshilfe Hilfsgüter an die Betroffenen verteilen.

So werden im Libanon 250 vertriebene Familien mit Decken, Bettlaken, Hygieneartikeln und Kleidung unterstützt. In Jordanien erhalten 645 Familien Decken, Kerosin und weitere Hilfsgüter, um sich vor der Kälte zu schützen.

Hilfsgüter für syrische Flüchtlinge

Der Syrienkonflikt scheint kein Ende zu nehmen und die Flüchtlingsströme in die Nachbarländer schwellen stetig an. Die Menschen haben dort nur das Nötigste und die Angst vor dem nahenden Winter ist groß. Die Johanniter liefern Hilfsgüter.

Die Flüchtlinge aus Syrien sind dringend auf Hilfe angewiesen. Unterstützen auch Sie die Johanniter mit ihrer Spende.

SpendenkontoErste Bank: BLZ 20111 Konto-Nr. 049-40555 Stichwort: Syrien

Johanniter International

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Rücksendungen bitte an:Johanniter-Unfall-HilfeHerbeckstraße 391180 Wien

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