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Die Keynessche Revolution Die Keynessche Revolution in der Ökonomie des 20. in der Ökonomie des 20. Jhdts Jhdts Prof.(em) Dr.Dr.h.c. Roland Eisen Prof.(em) Dr.Dr.h.c. Roland Eisen

Die Keynessche Revolution in der Ökonomie des 20. Jhdtsdatabaselab.org/files/keynes.pdf · 2012-01-14 · Keynesianismus •John Maynard Keynes ist der Ökonom der Unsicherheit,

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Die Keynessche RevolutionDie Keynessche Revolutionin der Ökonomie des 20. in der Ökonomie des 20.

JhdtsJhdtsProf.(em) Dr.Dr.h.c. Roland EisenProf.(em) Dr.Dr.h.c. Roland Eisen

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Vorbemerkungen IVorbemerkungen IDie Finanzmarktkrise von 2007/08 und in ihrem Die Finanzmarktkrise von 2007/08 und in ihrem Gefolge die laufende Wirtschaftskrise haben zu Gefolge die laufende Wirtschaftskrise haben zu einer unglaublichen Renaissance der Ideen von einer unglaublichen Renaissance der Ideen von John Maynard Keynes geführt: Zu fast allen John Maynard Keynes geführt: Zu fast allen Problemen werden seine Meinungen, Ansichten Problemen werden seine Meinungen, Ansichten und Lösungen zitiert:und Lösungen zitiert:

Zur neuen Finanzarchitektur,Zur neuen Finanzarchitektur, Zur Finanzmarktsteuer,Zur Finanzmarktsteuer, Zur „Fehlbarkeit“ des ökonomischen Urteils etc.Zur „Fehlbarkeit“ des ökonomischen Urteils etc.

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Vorbemerkungen IIVorbemerkungen IIDiverse Entwicklungen kennzeichnen die Diverse Entwicklungen kennzeichnen die

Theorie der Wirtschaftswissenschaften im Theorie der Wirtschaftswissenschaften im 20. Jahrhundert:20. Jahrhundert:

Am Beginn steht der Siegeszug der Am Beginn steht der Siegeszug der mathematischen Theorie gegen die mathematischen Theorie gegen die (zweite) Historische Schule, genannt (zweite) Historische Schule, genannt Neoklassik. Neoklassik.

Sie dominiert die Theorie bis zur Grossen Sie dominiert die Theorie bis zur Grossen Depression von 1929/1932.Depression von 1929/1932.

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Vorbemerkungen IIIVorbemerkungen III• Nur mühsam gelingt es, die Vormachtstellung der Nur mühsam gelingt es, die Vormachtstellung der

Neoklassik – trotz ihres offenkundigen Versagens in Neoklassik – trotz ihres offenkundigen Versagens in der Grossen Depression – zu erschüttern.der Grossen Depression – zu erschüttern.

• Nach dem Krieg dann der Siegeszug des Nach dem Krieg dann der Siegeszug des Keynesianismus („Wir sind jetzt alle Keynesianer“, R. Keynesianismus („Wir sind jetzt alle Keynesianer“, R. Nixon),Nixon),

• der allerdings sehr rasch – nämlich schon Mitte bis der allerdings sehr rasch – nämlich schon Mitte bis Ende der 1970er – durch den Monetarismus à la Ende der 1970er – durch den Monetarismus à la Milton Friedman – abgelöst wird.Milton Friedman – abgelöst wird.

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Vorbemerkungen IVVorbemerkungen IV

• Mit dem Monetarismus gelingt der Mit dem Monetarismus gelingt der Neoklassik – jetzt im Gewande der Neoklassik – jetzt im Gewande der rationalen Erwartungen – ein Comeback.rationalen Erwartungen – ein Comeback.

• Heute – so könnte man sagen – ist in der Heute – so könnte man sagen – ist in der Makroökonomik wieder eine keynesianisch-Makroökonomik wieder eine keynesianisch-neoklassische Synthese en vogue, die die neoklassische Synthese en vogue, die die Geldpolitik betont: „Keynes wirkt – aber nur Geldpolitik betont: „Keynes wirkt – aber nur im Extremfall“ (K. Rogoff). im Extremfall“ (K. Rogoff).

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Ablauf meiner PräsentationAblauf meiner Präsentation

Zur Person von John Maynard KeynesZur Person von John Maynard Keynes Die Allgemeine TheorieDie Allgemeine Theorie Theoretische Revolution (drei verschiedene Theoretische Revolution (drei verschiedene

Interpretationen von „Was sagte Keynes?“)Interpretationen von „Was sagte Keynes?“) Die „neo-neo-klassische Gegenrevolution“ à la Die „neo-neo-klassische Gegenrevolution“ à la

Milton Friedman (Nobelpreisrede 1972)Milton Friedman (Nobelpreisrede 1972) ZusammenfassungZusammenfassung

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II. Zur Person von John Maynard II. Zur Person von John Maynard KeynesKeynes

II. 1 LehrjahreII. 1 Lehrjahre JMK wurde am 05. Juni 1883 geboren, JMK wurde am 05. Juni 1883 geboren, Vater , John Neville Keynes lehrte Logik und Vater , John Neville Keynes lehrte Logik und Politische Ökonomie,Politische Ökonomie,Mutter, Florence Ada Brown wurde 1895 in Mutter, Florence Ada Brown wurde 1895 in den Stadtrat und später zur Bürgermeisterin den Stadtrat und später zur Bürgermeisterin von Cambridge gewählt.von Cambridge gewählt. Im Juli 1897 bestand er die Aufnahme-Im Juli 1897 bestand er die Aufnahme-prüfung zum Eton College.prüfung zum Eton College.

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II. Zur Person von JMKII. Zur Person von JMKII. 1 LehrjahreII. 1 Lehrjahre

• Im September 1902 begann er ein Im September 1902 begann er ein Studium der Mathematik; er bereitete sich Studium der Mathematik; er bereitete sich auf das Examen für den englischen auf das Examen für den englischen Staatsdienst vor.Staatsdienst vor.

• In den Bürostunden schrieb er an seiner In den Bürostunden schrieb er an seiner Dissertation, die er am 12. 12. 1907 Dissertation, die er am 12. 12. 1907 einreichte: „ Über Wahrscheinlichkeit“, die einreichte: „ Über Wahrscheinlichkeit“, die am 16. 03. 1909 angenommen wurde!am 16. 03. 1909 angenommen wurde!

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II. Zur Person von JMKII. Zur Person von JMKII. 2 Keynes als ÖkonomII. 2 Keynes als Ökonom

Herausgeber des Economic JournalHerausgeber des Economic Journal Dozent für Ökonomie: Reine und Dozent für Ökonomie: Reine und

angewandte Geldtheorieangewandte Geldtheorie Er wollte das Handeln der Menschen von Er wollte das Handeln der Menschen von

ihren Motiven her ergründen – nicht aus ihren Motiven her ergründen – nicht aus Gleichungen: „Es gibt keine mathema-Gleichungen: „Es gibt keine mathema-tische Formel, die zwischen Angst…und tische Formel, die zwischen Angst…und hohem Ertrag einen Kompromiss hohem Ertrag einen Kompromiss aufweist“.aufweist“.

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II. Zur Person von JMKII. Zur Person von JMKII. 2 Keynes als ÖkonomII. 2 Keynes als Ökonom

Im Juni 1911 erhielt er eine permanente Im Juni 1911 erhielt er eine permanente fellowship und wurde zum Dozenten am fellowship und wurde zum Dozenten am King‘s College ernannt.King‘s College ernannt.

Er hielt auch Vorlesungen an der LSE Er hielt auch Vorlesungen an der LSE über „Indische Währung, Finanzen und über „Indische Währung, Finanzen und Preisniveau“, publiziert 1913Preisniveau“, publiziert 1913

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II. Zur Person von JMKII. Zur Person von JMKII. 3 Keynes als BeraterII. 3 Keynes als Berater

Berater der indischen Währungs-Berater der indischen Währungs-kommission, wo er den Vorschlag eines kommission, wo er den Vorschlag eines Golddevisenstandards einbrachte.Golddevisenstandards einbrachte.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs Zu Beginn des Ersten Weltkriegs Berufung ins Finanzministerium; Berufung ins Finanzministerium; Koordinator für Rüstungseinkäufe der Koordinator für Rüstungseinkäufe der Alliierten.Alliierten.

1919 war er ökonomischer Chefunter-1919 war er ökonomischer Chefunter-händler in Versailles. Als Ergebnis seiner händler in Versailles. Als Ergebnis seiner

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II. Zur Person von JMKII. Zur Person von JMKII. 3 Keynes als BeraterII. 3 Keynes als Berater

• Erfolglosen Bemühungen schrieb er: „Die Erfolglosen Bemühungen schrieb er: „Die wirtschaftlichen Folgen des Vertrags von wirtschaftlichen Folgen des Vertrags von Versailles“ (dtsch schon 1925)!Versailles“ (dtsch schon 1925)!

1942 wird er zum Lord geadelt.1942 wird er zum Lord geadelt. In Bretton Woods 1944 war Keynes In Bretton Woods 1944 war Keynes

Verhandlungsleiter auf englischer Seite;Verhandlungsleiter auf englischer Seite; Weder sein Vorschlag eines Bancor noch die Weder sein Vorschlag eines Bancor noch die Teilung der Handelsbilanzverantwortung Teilung der Handelsbilanzverantwortung stiessen auf Gegenliebe.stiessen auf Gegenliebe.

An Ostern 1946 stirbt JMK. An Ostern 1946 stirbt JMK.

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III. Die Allgemeine Theorie der III. Die Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses Beschäftigung, des Zinses

und des Geldesund des Geldes III. 1 VorläuferIII. 1 Vorläufer

Keynes hielt die Löhne für rigide und schlug Keynes hielt die Löhne für rigide und schlug vor, die Geld- und Preis-politik an die Löhne vor, die Geld- und Preis-politik an die Löhne anzupassen.anzupassen.

1924 unterstützt Keynes den Vorschlag von 1924 unterstützt Keynes den Vorschlag von Lloyd George, ein öffentliches Baupro-gramm (in Lloyd George, ein öffentliches Baupro-gramm (in Höhe von 100 Mio Pfund) auf-zulegen.Höhe von 100 Mio Pfund) auf-zulegen.

1927 Studie mit Lloyd George: „Wir können 1927 Studie mit Lloyd George: „Wir können die Arbeitslosigkeit besiegen“!die Arbeitslosigkeit besiegen“!

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III. Die Allgemeine Theorie (2)III. Die Allgemeine Theorie (2)

• „„Die Ökonomen machen es sich zu Die Ökonomen machen es sich zu einfach, in stürmischen Zeiten einfach, in stürmischen Zeiten erzählen sie uns, dass es nach dem erzählen sie uns, dass es nach dem Sturm wieder ruhig sei. Aber es ist in Sturm wieder ruhig sei. Aber es ist in einer solchen Situation nicht gerade einer solchen Situation nicht gerade hilfreich, auf eine langfristige Tendenz hilfreich, auf eine langfristige Tendenz hinzuweisen – auf lange Sicht sind hinzuweisen – auf lange Sicht sind wir alle tot“ (CW IV, 61/65).wir alle tot“ (CW IV, 61/65).

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III. Die Allgemeine Theorie (3)III. Die Allgemeine Theorie (3)

• Im Dezember 1933 hatte JMK einen Im Dezember 1933 hatte JMK einen ersten Entwurf für ein Buch fertig, das er ersten Entwurf für ein Buch fertig, das er „Allgemeine Beschäftigungstheorie“ „Allgemeine Beschäftigungstheorie“ nannte.nannte.

• Für Keynes war klar, dass Für Keynes war klar, dass Lohnsenkungen Lohnsenkungen kein Heilmittel für die kein Heilmittel für die Behebung der Krise sein könnten, weil Behebung der Krise sein könnten, weil das Problem der das Problem der fehlenden Nachfragefehlenden Nachfrage nicht gelöst, eher verschärft würde.nicht gelöst, eher verschärft würde.

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III. Die Allgemeine Theorie (4)III. Die Allgemeine Theorie (4)• Güternachfrage hängt weniger von den Güternachfrage hängt weniger von den

Preisen als vom Einkommen und der Preisen als vom Einkommen und der Konsumneigung ab, die Sparneigung Konsumneigung ab, die Sparneigung weniger vom Zins als von der Höhe des weniger vom Zins als von der Höhe des Einkommens. Sparen ist eine Residuale Einkommens. Sparen ist eine Residuale des Konsums – es gilt nicht mehr das des Konsums – es gilt nicht mehr das Saysche Theorem.Saysche Theorem.

• Auch die Investition richtet sich primär Auch die Investition richtet sich primär nicht nach dem Zinssatz, sondern hängt nicht nach dem Zinssatz, sondern hängt von den Absatzerwartungen ab.von den Absatzerwartungen ab.

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III. Die Allgemeine Theorie (5)III. Die Allgemeine Theorie (5)

• Die „propensity to invest“ unterliegt vielen Die „propensity to invest“ unterliegt vielen Einflüssen: Renditeerwartungen und Einflüssen: Renditeerwartungen und zukünftiger Marktzins; zukünftiger Marktzins; beide sind unsicherbeide sind unsicher!!

• Keynes spricht hier selbst von „Keynes spricht hier selbst von „animal animal spiritsspirits“: „Wenn wir … die Wirtschaft “: „Wenn wir … die Wirtschaft verstehen wollen, müssen wir herausfinden, verstehen wollen, müssen wir herausfinden, auf welche Weise sie von den Animal Spirits auf welche Weise sie von den Animal Spirits beeinflusst wird…“(Akerlof/Shiller, 2009, S. beeinflusst wird…“(Akerlof/Shiller, 2009, S. 10).10).

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III. Die Allgemeine Theorie (6)III. Die Allgemeine Theorie (6)

• Zinssatz ist nicht Ausgleichsmechanismus Zinssatz ist nicht Ausgleichsmechanismus zwischen Sparen und Investieren (à la zwischen Sparen und Investieren (à la Neoklassik), sondern die Prämie, zu der Neoklassik), sondern die Prämie, zu der Sparer bereit sind, Liquidität aufzugeben:Sparer bereit sind, Liquidität aufzugeben:

• „„Unser Wunsch, Geld zu halten, ist wie ein Unser Wunsch, Geld zu halten, ist wie ein Barometer unseres Misstrauens und Barometer unseres Misstrauens und unserer Berechnungen und Konventionen unserer Berechnungen und Konventionen in Bezug auf die Zukunft…“in Bezug auf die Zukunft…“

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IV. Wo steckt die Theoretische Idee IV. Wo steckt die Theoretische Idee bzw. worin besteht die bzw. worin besteht die

REVOLUTION?REVOLUTION?

Die drei Interpretationen der Die drei Interpretationen der Keynesschen Lehre:Keynesschen Lehre:

Der „fundamentalistische Keynes“ Der „fundamentalistische Keynes“ Der „hydraulische Keynes“Der „hydraulische Keynes“ Die neoklassische „Heimholung“ Die neoklassische „Heimholung“

oder „reconstituted reductionism“oder „reconstituted reductionism“

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IV. 1. Der „fundamentalistische“ IV. 1. Der „fundamentalistische“ KeynesianismusKeynesianismus

• John Maynard Keynes ist der Ökonom der John Maynard Keynes ist der Ökonom der Unsicherheit, deutlich sichtbar in „The Unsicherheit, deutlich sichtbar in „The General Theory of Employment“ (QJE General Theory of Employment“ (QJE 1937) oder in Kapitel 12 „Der Zustand der 1937) oder in Kapitel 12 „Der Zustand der langfristigen Erwartungen“ und in Kapitel langfristigen Erwartungen“ und in Kapitel 17 „Die wesentlichen Eigenschaften von 17 „Die wesentlichen Eigenschaften von Zins und Geld“ und „Das Ende des Zins und Geld“ und „Das Ende des Laissez-Faire“ (London 1926).Laissez-Faire“ (London 1926).

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IV. 1 Der „fundamentalistische“ IV. 1 Der „fundamentalistische“ Keynesianismus (2)Keynesianismus (2)

• Joan Robinson: Das Konzept des Joan Robinson: Das Konzept des Gleichgewichts wird durch seine eigene Gleichgewichts wird durch seine eigene Logik paralysiert.Logik paralysiert.

• George L. S. Shackle: Alle gegenwärtigen George L. S. Shackle: Alle gegenwärtigen und zukünftigen Wahlhandlungen müssen im und zukünftigen Wahlhandlungen müssen im Vorhinein aufeinander abgestimmt sein.Vorhinein aufeinander abgestimmt sein.

• Für beide folgt, dass komparative Statik Für beide folgt, dass komparative Statik illegitim ist.illegitim ist.

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IV. 2. Der „hydraulische“ IV. 2. Der „hydraulische“ KeynesianismusKeynesianismus

• Hier taucht die „Keynesianische Hier taucht die „Keynesianische Revolution“ auf (Lawrence R. Klein, Revolution“ auf (Lawrence R. Klein, London 1949): Eine im Grossen und London 1949): Eine im Grossen und Ganzen dezentrale Wirtschaft wird einer Ganzen dezentrale Wirtschaft wird einer makroökonomischen (Global-)steuerung makroökonomischen (Global-)steuerung durch die Instrumente des öffentlichen durch die Instrumente des öffentlichen Budgets unterworfen (= Fiskalismus).Budgets unterworfen (= Fiskalismus).

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IV. 2 Der „hydraulische“ IV. 2 Der „hydraulische“ Keynesianismus (2)Keynesianismus (2)

• Allerdings sollte man trennen zwischen Allerdings sollte man trennen zwischen Keynesianismus als politische Doktrin und Keynesianismus als politische Doktrin und respektabler akademischer Theorie auf respektabler akademischer Theorie auf gesamtwirtschaftlichem Niveau!gesamtwirtschaftlichem Niveau!

• Dabei wird die Wirtschaft durch Dabei wird die Wirtschaft durch Ströme Ströme beschrieben zwischen denen stabile beschrieben zwischen denen stabile Beziehungen bestehen: Ausgaben-, Beziehungen bestehen: Ausgaben-, Einkommen- und Outputströme. Der Einkommen- und Outputströme. Der „Staat“ kann hier Ziele verfolgen.. „Staat“ kann hier Ziele verfolgen..

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IV. Der „hydraulische“ IV. Der „hydraulische“ Keynesianismus (3)Keynesianismus (3)

• Arbeitslosigkeit und Depression können Arbeitslosigkeit und Depression können durch die Instrumente des „Staates“ durch die Instrumente des „Staates“ gesteuert werden.gesteuert werden.

• Er analysiert eine Situation in der die Er analysiert eine Situation in der die Preise ihre Funktionen nicht erfüllen: Preise ihre Funktionen nicht erfüllen: Transmitter von Informationen über Transmitter von Informationen über Knappheiten und Anreize und Motivation Knappheiten und Anreize und Motivation zu bieten.zu bieten.

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IV. 2 Der „hydraulische“ IV. 2 Der „hydraulische“ Keynesianismus (4)Keynesianismus (4)

• Wenn die zentrale Botschaft der Wenn die zentrale Botschaft der Allgemeinen Theorie ist, dass die Allgemeinen Theorie ist, dass die gesamtwirtschaftliche Beschäftigung mehr gesamtwirtschaftliche Beschäftigung mehr eine Sache der Gesamtnachfrage ist als eine Sache der Gesamtnachfrage ist als der Reallöhne – ausgenommen bei Voll-der Reallöhne – ausgenommen bei Voll-beschäftigung – dann ist diese Botschaft beschäftigung – dann ist diese Botschaft im hydraulischen Keynesianismus im hydraulischen Keynesianismus enthalten!enthalten!

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IV. 2 Der „hydraulische“ IV. 2 Der „hydraulische“ Keynesianismus (5)Keynesianismus (5)

• Im IS - LM – Modell heisst dies, die Im IS - LM – Modell heisst dies, die Zinselastizität der Investitionen ist gering Zinselastizität der Investitionen ist gering und die Zinselastizität der Geldnachfrage und die Zinselastizität der Geldnachfrage ist gross = „Liquiditätsfalle“.ist gross = „Liquiditätsfalle“.

• Aber es fehlt die Berücksichtigung der Aber es fehlt die Berücksichtigung der Inflation.Inflation.

• Aber:Aber:

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IV. 3 Neue keynesianische IV. 3 Neue keynesianische Makroökonomie oder „reconstituted Makroökonomie oder „reconstituted

reductionism“reductionism“• D.h. dass die individuellen D.h. dass die individuellen

Wahlentscheidungen werden wieder in Wahlentscheidungen werden wieder in den Keynesianismus zurückgebracht, den Keynesianismus zurückgebracht, allerdings jetzt unter Berücksichtigung von allerdings jetzt unter Berücksichtigung von Mengenrestriktionen à la R. Clower und Mengenrestriktionen à la R. Clower und Axel Leijonhufvud: „Familienzwistigkeit“ im Axel Leijonhufvud: „Familienzwistigkeit“ im „neoklassischen Programm!„neoklassischen Programm!

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IV. 4 Keynesianismus: IV. 4 Keynesianismus: ZusammenfassungZusammenfassung

• Der fundamentalistische Ansatz klärt den Der fundamentalistische Ansatz klärt den Boden, der hydraulische Ansatz bietet Boden, der hydraulische Ansatz bietet eine „gefährliche“ Vereinfachung, und ein eine „gefährliche“ Vereinfachung, und ein gelockerter Reduktionismus bietet die gelockerter Reduktionismus bietet die Vorbehalte und Einschränkungen, die Vorbehalte und Einschränkungen, die Führung bieten über den Gehalt der Führung bieten über den Gehalt der Vereinfachung. Vereinfachung.

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V. Die „neoklassische V. Die „neoklassische Gegenrevolution“Gegenrevolution“

• Die Krise der 1970er Jahre mit Die Krise der 1970er Jahre mit (steigender) Inflation und (steigender) Inflation und Importüberschüssen führen zur Importüberschüssen führen zur Gegenrevolution:Gegenrevolution:

Milton Friedman`s Gegenrevolution undMilton Friedman`s Gegenrevolution und die „Revolution“ der rationalen die „Revolution“ der rationalen

Erwartungen, die die Unsicherheit in das Erwartungen, die die Unsicherheit in das neoklassische Modell bringt, allerdings in neoklassische Modell bringt, allerdings in einer „sehr speziellen Art und Weise“!einer „sehr speziellen Art und Weise“!

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VI. Einige Schlussfolgerungen und VI. Einige Schlussfolgerungen und ein kleiner Ausblickein kleiner Ausblick

Die Allgemeine Theorie war in grossen Die Allgemeine Theorie war in grossen Teilen eine Streitschrift gegen die einfluss-Teilen eine Streitschrift gegen die einfluss-reichen Ökonomen seiner Zeit, wie Arthur reichen Ökonomen seiner Zeit, wie Arthur C. Pigou und Lionel Robbins, die die C. Pigou und Lionel Robbins, die die Arbeitslosigkeit den fixen Löhnen Arbeitslosigkeit den fixen Löhnen zuschrieben und Massnahmen zuschrieben und Massnahmen vorschlugen, den Wettbewerb auf dem vorschlugen, den Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt zu stärken. Keynes wollte Arbeitsmarkt zu stärken. Keynes wollte den Hauptfehler dieser Argumentation den Hauptfehler dieser Argumentation aufdecken.aufdecken.

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VI. Einige Schlussfolgerungen und VI. Einige Schlussfolgerungen und ein kleiner Ausblick (2)ein kleiner Ausblick (2)

Keynes‘s Theorie kreist um Unsicherheit, Keynes‘s Theorie kreist um Unsicherheit, Erwartungen und Ungleichgewicht, Erwartungen und Ungleichgewicht, während die Monetaristen immer noch in während die Monetaristen immer noch in der Falle des Gleichgewichts und der der Falle des Gleichgewichts und der schnellen Markträumung verhaftet sind.schnellen Markträumung verhaftet sind.

Der Keynesianismus ist keine Kollektion Der Keynesianismus ist keine Kollektion simpler wirtschaftspolitischer Rezepte, simpler wirtschaftspolitischer Rezepte, gestützt auf bare, wirklichkeitsfremde ad-gestützt auf bare, wirklichkeitsfremde ad-hoc-Annahmen.hoc-Annahmen.

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VI. Einige Schlussfolgerungen und VI. Einige Schlussfolgerungen und ein kleiner Ausblick (3)ein kleiner Ausblick (3)

Der Keynsianismus hat sich gerade unter Der Keynsianismus hat sich gerade unter den faktischen und theoretischen den faktischen und theoretischen Herausforderungen als eine höchst Herausforderungen als eine höchst lebendige und fortschrittsfähige Lehre lebendige und fortschrittsfähige Lehre erwiesen. erwiesen.

Seine Deutungen und Prognosen des Seine Deutungen und Prognosen des Geschehens unterscheiden sich Geschehens unterscheiden sich fundamental von denen seiner Rivalen.fundamental von denen seiner Rivalen.

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VI. Einige Schlussfolgerungen und VI. Einige Schlussfolgerungen und ein kleiner Ausblick (4)ein kleiner Ausblick (4)

Er ist sehr gut in der Lage, die Er ist sehr gut in der Lage, die tatsächlichen und zum Teil neuartigen tatsächlichen und zum Teil neuartigen Vorgänge überzeugend zu erklären.Vorgänge überzeugend zu erklären.

Insofern ist zu erwarten, dass die Insofern ist zu erwarten, dass die Renaissance Keynesscher Renaissance Keynesscher (Keynesianischer) Ideen nicht nur ein (Keynesianischer) Ideen nicht nur ein kurzfristiges „Strohfeuer“ ist.kurzfristiges „Strohfeuer“ ist.

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Literaturhinweise ILiteraturhinweise I

Eine sehr lesenswerte Biographie, die ich ausgiebig Eine sehr lesenswerte Biographie, die ich ausgiebig verwendet habe, stammt vonverwendet habe, stammt von

Reinhard Blomert, John Maynard Keynes, rororo Reinhard Blomert, John Maynard Keynes, rororo monographie 50451, Reinbek bei Hamburg 2007.monographie 50451, Reinbek bei Hamburg 2007.

George Akerlof und Robert Shiller, Animal Spirits, George Akerlof und Robert Shiller, Animal Spirits, Wie Wirtschaft wirklich funktioniert, Frankfurt/New Wie Wirtschaft wirklich funktioniert, Frankfurt/New York 2009.York 2009.

Alan Coddington, Keynesian Economics: The Alan Coddington, Keynesian Economics: The Search for First Principles, Journal of Search for First Principles, Journal of EconomicLiterature 2001, S. 1258 – 1272.EconomicLiterature 2001, S. 1258 – 1272.

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Literaturhinweise IILiteraturhinweise II

Vergleiche auch Vergleiche auch Paul Krugman, Introduction to The General Theory Paul Krugman, Introduction to The General Theory

of Employment, Interest and Money, of Employment, Interest and Money, http://www.pkarchive.org/economy/GeneralTheoryKeynesIntro.htmlhttp://www.pkarchive.org/economy/GeneralTheoryKeynesIntro.html

Interview mit Kenneth Rogoff, „Keynes wirkt – aber Interview mit Kenneth Rogoff, „Keynes wirkt – aber nur im Extremfall“ in der Frankfurter Allgemeine nur im Extremfall“ in der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 16. 08. 2009, S. 31.Sonntagszeitung vom 16. 08. 2009, S. 31.

CW steht für The Collected Writings of John CW steht für The Collected Writings of John Maynard Keynes I – XXX, London 1971 -1984.Maynard Keynes I – XXX, London 1971 -1984.