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1 Tätigkeitsbericht 2014/15

Die Kopiloten e.V. - Tätigkeitsbericht 2014/15

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1 Tätigkeitsbericht 2014/15

2Die Kopiloten e.V.

Herausgegeben vom VereinDie Kopiloten e.V. - gemeinsam.politisch.bilden.Nora-Platiel-Straße 134127 Kassel

Tel.: 0151-62406425

[email protected]: Die Kopiloten e.V.Twitter: Die Kopiloten e.V.

Layout & Grafik: Maria Grüning

V.i.S.d.P.: Die Kopiloten e.V. vertreten durch Philipp Meyer

Die Kopiloten e.V. ist beim Amtsgericht Kassel unter der Vereinsregisternummer VR 4921 eingetragen und vom Finanzamt Kassel I unter der Steuernummer 025 250 5284 8 als gemeinnützig anerkannt.

Bankverbindung:IBAN: DE55 5203 0353 0011 8120 96BIC: HELADEF1KAS Bank: Kasseler Sparkasse

�Die Kopiloten e.V.gemeinsam.politisch.bilden.

3 Tätigkeitsbericht 2014/15

Politische Bildung ist wichtiger denn je! Die europäische (Finanz-)Krise, die damit verbundene hohe Jugendarbeitslosigkeit, die große Zahl der Geflüchteten, der interna-tionale Terrorismus und das militärische und diplomatische Engagement Deutschlands sind offensichtliche politische Themen, die die Menschen aktuell beschäftigen. Um mitreden zu können, zu gestalten und um zu verstehen, was national wie internatio-nal passiert, ist eine fundierte politische Bil-dung nötig. Sie ist die Grundlage dafür, die eigene Lebenswirklichkeit als politisch zu begreifen, das individuelle Verhältnis zum Politischen zu bestimmen. Es ist notwendig zu erkennen, dass eigentlich alles, was das Zusammenleben von Menschen ausmacht, politische Dimensionen aufweist.

ICH BIN PoLITISCH.Politische Bildung ist das Mittel zu der Er-kenntnis, dass Alltagshandlungen, wie zum Beispiel Einkaufen, Fahrradfahren, im Inter-net surfen, aus politischer Perspektive be-trachtbar sind. Dabei kann die Produktion der Konsumgüter hinterfragt, eine Meinung zur kommunalen Vehrkehrsplanung entwi-ckelt oder zu kontroversen Diskussionen in Internetforen Stellung bezogen werden.

DU BIST PoLITISCH.Politik muss nicht das Produkt der Arbeit von Politiker*innen sein. Das eigene Handeln und Gestalten als politischen Prozess zu be-trachten, bedeutet, dass jeder Mensch (und

sogar eine Gurke) durch die Möglichkeiten und Grenzen, die hier und überall gegeben sind, Teil des Politischen ist.

WIR SIND PoLITISCH.Diesen Begriff des „Politischen” nutzt der Verein, um daran orientiert Bildungsange-bote zu realisieren, die Handlungsmöglich-keiten in Form von politischer Partizipation aufzeigen. Auch Grenzen des eigenen Han-delns werden so deutlich. Daran lassen sich nicht nur Mechanismen von Macht und Herrschaft nachvollziehen, sondern auch die grundsätzlichen Voraussetzungen für ein demokratisches Zusammenleben ver-stehen und erlernen.

Wir sind den gesellschaftlichen Verhältnis-sen ausgesetzt, jedoch nicht ausgeliefert und können diese gestalten. Es gilt, gesell-schaftliche Lernprozesse anzuregen, die mit einem kritisch-emanzipatorischen Ansatz, ausgeschlossene und benachteiligte Positi-onen sichtbar machen und beispielsweise danach fragen: „Welche gesellschaftlichen Grundprobleme werden öffentlich themati-siert, welche Stimmen werden gehört und welche Akteur*innen setzen ihre Vorstellun-gen des Gemeinwohls durch? Welche Grün-de gibt es für den Fremd- und Selbstaus-schluss ungleich positionierter Gruppen und Akteur*innen?“

(FRANKFURTER ERKLÄRUNG. Für eine kritisch-eman-zipatorische Politische Bildung, Juni 2015)

GEMEINSAM.PoLITISCH.BILDEN.VoRWoRT

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4Die Kopiloten e.V.

Als Träger von politischer Bildungsarbeit schafft Die Kopiloten e.V. seit fünf Jahren Lernarrangements im schulischen und au-ßerschulischen Kontext, die das Erkennen der politischen Dimensionen und die Aus-einandersetzung mit dem Politischen för-dern. Die Kopiloten e.V. ist jedoch auch ein politischer Akteur. Der Verein tritt aktiv für die Rechte junger Menschen ein und posi-tioniert sich zu (kommunal)politischen The-men. Die Mitgliederzahl steigt stetig und dennoch ist die Vereinsorganisation immer noch frei von Hierarchie, in der Stadt ist der Ver-einsname vielen ein Begriff. Der Verein ist in Bewegung: 2014 angeregt, entwickelten die Mitglieder des Vereins und der unter-schiedlichen Projektgruppen ein Selbstver-ständnis in Form eines Leitbildes, welches unsere Ziele, die Grundlagen unserer Arbeit und auch Forderungen formuliert. Das zehn Punkte umfassende Papier bildet auch die Schrift gewordene Basis unserer zukünfti-gen Arbeit, dient als selbst Vergewisserung und als Positionierung im Arbeitsfeld der po-litischen Bildung.

In regelmäßig stattfindenden inhaltsbezo-genen öffentlichen Vereinsabenden und Diskussionsrunden zu tagespolitischen The-men bilden wir uns und interessierte Gäste in einem bunten, diskursiven Miteinander weiter, verknüpfen Networking damit, über Politisches zu reden und auch zu streiten.

Engagiert, kompetent und ausdauernd ko-ordiniert Maria Grüning seit 2013 die Aktivitä-ten des Vereins. Sie knüpft Kontakte und be-hält bei all dem, was wir machen, souverän den Überblick. Sie ist erste Anlaufstelle für Fragen und Anregungen und organisatori-scher Mittelpunkt des Vereins. Die Finanzie-rung der Geschäftskoordinator*innen-Stelle des Vereins konnte dank der Unterstützung der WELLbeing Stiftung für weitere zwei Jahre sichergestellt werden.

Damit Mitglieder, Förder*innen und Freund*innen des Vereins und alle anderen Interessierten einen Einblick in unsere Ar-beit bekommen können, veröffentlichen wir auch in diesem Jahr einen Tätigkeitsbericht. Viel Spaß wünschen wir den Leser*innen dieser Broschüre beim Lesen und Stöbern.

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Wir danken allen Menschen, die mit uns an unseren politischen Bildungsangeboten mitgewirkt und uns unterstützt haben. Wir freuen uns auf viele gemeinsame, span-nende Jahre, um das zu machen, wofür wir brennen:

gemeinsam.politisch.bilden.

Im Namen des gesamten VorstandsPhilipp MeyerDie Kopiloten e.V.

Philipp Meyer wurde als ehemals stellvertreten-der Vorsitzender im September 2014 zum Vorsit-zenden gewählt und löste oliver Emde ab. „Als Gründungsmitglied freue ich mich, neben der Bildungsarbeit in Projekten, in den organisations-strukturen des Vereins tätig zu sein und politische Bildungsarbeit so in Kassel voranzutreiben”, so Meyer.

Dem fünfköpfigen Vorstand gehören seit Septem-ber 2014 (Bild unten von links) Axel Rex (Schatz-meister), Gesine Bade (stellvertretende Vorsitzen-de), Dr. Lukas Möller (stellvertrender Vorsitzender), Philipp Meyer (Vorsitzender) und Ralf Kemmerer (Schriftführer) an.

Einmal im Monat finden öffentliche Vorstandssit-zungen statt, in denen Belange rund um den Ver-ein diskutiert werden. Die Termine und Protokolle der Sitzungen sind auf der Website des Vereins zu finden: www.diekopiloten.de.

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6Die Kopiloten e.V.

S. 8-9KoPI, DER KINDERRECHTEELEFANTAktionen zum Weltkindertag und zum 25. Geburtstag der UN-Kinderrechtskonvention

VEREIN IN BEWEGUNG

S. 11AUToR*INNENWoRKSHoPzu Politik und Regieren in Hessen

S. 11UNI-SEMINARPolitische Bildung in Theorie und Praxis am Beispiel einer lokalen NGo

S. 12-17LEITBILDZehn Punkte Selbstverständnis des Vereins

S. 18-19HATE-CoMMENTARyEs könnten deine Nachbar*innen sein!

S. 20JUGENDBÜNDNIS GEGEN RECHTS

S. 21HESSISCHER DEMoKRATIETAG IN KASSELWorkshop „Politik(er*innen)verdrossene Jugendliche und Jugendverdrossene Politik(er*innen)

S. 22-28DVD-PRoDUKTIoN„Auf dich kommt es an! Möglichkeiten zur Förderung der Partizipation von Jugendlichen“

S. 29BEWEGTBILDKoMMUNIKATIoNWie erstelle ich einen Videobeitrag?Workshop mit Anja Knuth

S. 30-31FERIENFREIZEITEntdecke die Welt - Vier Tage rund um Ka-kao, Schokolade und erneuerbare Energien

S. 32-33VERANSTALTUNGSREIHEDer politische Herbst 2015

S. 34-35DIE KoPILoTENWarum wir unseren Vereinsnamen nicht gendern

S. 36-37BÜNDNIS KoMMUNAL KASSEL

S. 38-39DIE PRoJEKTWERKSTATTPolitische Bildung an der Universität Kassel

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AUS DEN PRoJEKTGRUPPEN

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S. 40-49KoNSUMKRITISCHER STADTRUNDGANGRundgänge, Der orientierungsrahmen lernt fliegen, Alternative Stadtkarte, Klamot-tentauschparty, Tauschkistenworkshop,Cartoonworkshop

S. 50-51KASSELASSEL GoES VEPKinder- und Jugendbeteiligung zum Verkehrsentwicklungsplan Kassel 2030

S. 52-53KASSELASSEL WIRD ZU PUNKT.Stadtweites Jugendmagazin mit gesellschaftspolitischem Schwerpunkt

S. 54-55KASSEL IST SCHöNIntergenerationelles Medienprojekt

S. 56-57VERÄNDERUNGSSCHNEIDEREI

S. 58ENGAGEMENT BEI DEN KoPILoTEN?

8Die Kopiloten e.V.

KoPI DER KINDERRECHTEELEFANT

AKTIoNEN ZUM WELTKINDERTAG UND ZUM 25. GEBURTSTAG DER

UN-KINDERRECHTSKoNVENTIoN

8Die Kopiloten e.V.

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Am 20. September 2014 fand der Weltspiel-tag, maßgeblich organisiert vom Kasseler Jugendring e.V., im Nordstadtpark in Kas-sel statt. Wir beteiligten uns mit einer Akti-on zum Thema Kinderrechte, indem wir „Kopi”, den großen orangefarbenen Papp-maché-Kinderrechteelefanten bauten und ihn mit Kindern im Alter von 6-12 Jahren verschönerten. Die Auseinandersetzung mit den Kinderrechten, die Auswahl des persön-lich wichtigsten Rechts, das Malen eines Bil-des über dieses Recht und das Befestigen an Kopi, stellte unser Hauptprogramm dar.

Eine ähnliche Aktion führten wir zum 25. Geburtstag der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen am 20. November 2014 im Haus der Jugend in Kassel durch. Gemeinsam mit dem Kinder- und Jugend-büro der Stadt Kassel und dem Kasseler Jugendring e.V. gestalteten Mitglieder des Vereins einen Nachmittag für ca. 60 Grund-schüler*innen.

Beide Aktionen haben nicht nur den Kin-dern Spaß gemacht und ihnen ihre Recht e nähergebracht, auch die Hessisch Nieder-sächsische Allgemeine berichtete zwei Mal ausführlich.

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10Die Kopiloten e.V. 10Die Kopiloten e.V.

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AUToR*INNEN-WoRKSHoP ZU “PoLITIK UND REGIEREN IN HESSEN”

Da das politische System Hessens bis-her nicht umfassend als Untersuchungs-gegenstand erschlossen wurde, sondern Wissenschaftler*innen sich mit Einzelas-pekten befassten, war es dem Verein und dem Fachgebiet „Politisches System der BRD - Staatlichkeit im Wandel” der Univer-sität Kassel ein Anliegen, diese Expertise zu vereinen, um Forschungsimpulse zu setzen, aber auch das Herausgeben eines Sammel-bandes in Betracht zu ziehen. Der eintägige Workshop, der am 7. oktober 2014 stattfand, bestand aus 14 Expert*innen und 17 wei-teren Teilnehmenden. Unter ihnen waren auch Studierende und Lehrkräfte.

SEMINAR: PoLITISCHE BILDUNG IN THEoRIE UND PRAxIS AM BEISPIEL EINER LoKALEN NGo

Dieses Seminar fand im Rahmen von mög-lichen Praktika im Verein statt. Wir boten im 3. Quartal 2015 erstmals Praktika für Studie-rende des Bachelor of Arts mit Politikwissen-schaft als Hauptfach und für Studierende des Masters of Arts im Fach Politikwissen-schaft im Rahmen des Moduls 5 „Forschung und Praxis“ an.

Ziel des Seminars und auch des Praktikums war es, einen Einblick in die theoretische und praktische politische Bildungsarbeit des Vereins „Die Kopiloten e.V.” zu bekom-men und so Studierenden der Politikwissen-schaft das Berufsfeld der politischen Bild-ner*innen näherzubringen.

Im diesem Rahmen wurde in einer Gruppe von zwei bis fünf Studierenden eigenständig ein Projekt entwickelt, geplant und durchge-führt. Mit Unterstützung des Vereins wurden auch Möglichkeiten des Fundraisings eru-iert, wodurch die Finanzierung des eigenen Projekts angestrebt wurde. Beispielsweise das Projekt „Entdecke die Welt“ (siehe S.30-31) entstand aus diesem Seminar im Win-tersemester 2014/15. Studierende des Mas-ters entwickelten ein Untersuchungsdesign, mit welchem die Evaluation des Projektes gewährleistet wird.

qDas Seminar wurde unterstützt von der Univer-sität Kassel, Fachbereich 5 Gesellschaftswis-senschaften, Praxis und Beratung.

Auch ohne die Teilnahme an einem Seminar sind Praktika im Verein möglich, je nach Inter-essensgebiet und/oder Qualifikation.

Noch Fragen?Einfach eine E-Mail an Maria Grüning ([email protected]) senden.

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12Die Kopiloten e.V.

LEITBILD

12Die Kopiloten e.V.

2014 angeregt, entwickelten die Mitglieder des Vereins, der unterschiedlichen Projekt-gruppen, ein Selbstverständnis in Form ei-nes Leitbildes, welches Ziele, Grundlagen unserer Arbeit und auch Forderungen for-muliert. Das zehn Punkte umfassende Pa-pier bildet auch die Schrift gewordene Basis unserer zukünftigen Arbeit.

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Unter diesem Motto sind wir als „Flugbeglei-ter*innen politischer Bildungsreisen” vor ort, um insbesondere junge Menschen für den politischen Nahbereich zu sensibilisieren und bei der aktiven Auseinandersetzung zu begleiten. Die Beteiligung an Lösungen von Gemeinschaftsaufgaben erfordert Eigenini-tiative, die es zu wecken gilt. Wir möchten Menschen ermutigen und befähigen, mit-zubestimmen, sich einzubringen und aktiv zu gestalten. Die Projekte des Vereins sind vielfältig, haben verschiedene Schwerpunk-te und unterschiedliche Zielgruppen. Doch sie haben auch viele Gemeinsamkeiten, die konzentriert auf zehn Punkte das Selbstver-ständnis des Vereins darstellen.

1. WIR SIND NICHT UNPARTEIISCH, SoNDERN ÜBERPARTEILICH.

Der Verein „Die Kopiloten e.V.“ arbeitet über-parteilich – das heißt aber nicht, dass wir unparteiisch sind. Wir arbeiten inhaltlich unabhängig von Institutionen oder Partei-en. Dennoch sind wir nicht neutral - wir sind parteiisch in dem Sinn, dass wir uns aktiv in der kommunalen öffentlichkeit für die Inter-essen junger Menschen einsetzen. Wir se-hen uns in der Rolle von Unterstützer*innen für die Belange junger Menschen.

2. WIR TRETEN AKTIV FÜR DIE PARTIZIPATIoN JUNGER MENSCHEN EIN.

Mitbestimmung für alle! Junge Menschen sind, genau wie Erwachsene, wichtige Ge-sellschaftsmitglieder. Ihnen müssen deshalb in allen sie betreffenden Angelegenheiten Mitbestimmungsmöglichkeiten angeboten werden, in denen sie die Rolle von handeln-den Subjekten einnehmen. Dabei muss be-dacht werden, dass Kinder keine kleinen

Erwachsenen sind, weil sich Kindheit ge-rade im Unterschied zum Erwachsensein definiert. Junge Menschen haben eigene Bedürfnisse und Interessen, für die kinder- und jugendgerechte Beteiligungsangebote nach der Forderung der Kinderrechtsbewe-gung „Nichts für uns ohne uns!“ gemeinsam entwickelt werden müssen. Dass Kinder und Jugendliche ihre Rechte oft nicht in po-litische Entscheidungsprozesse einbringen können, weil ihnen Mitbestimmungsrechte vorenthalten werden, ist ein gesellschaftli-cher Zustand, den es zu ändern gilt.

3. WIR STEHEN FÜR EIN PRoGRESSIVES UND EMANZIPAToRISCHES WELTBILD EIN. DEMoKRATIE KANN NUR DURCH MITGESTALTUNG FUNKTIoNIEREN!

Die Gesellschaft steht vor grundlegenden Zukunftsfragen, deren Beantwortung auch die Aufgabe kommender Generationen sein wird. Die Suche nach Antworten, Lösungs-ansätzen und alternativen Modellen hat in vielen Teilen der Gesellschaft bereits be-gonnen. Als Verein unterstützen wir junge Menschen darin, Lösungen zu entdecken und zu entwickeln, Forderungen und Ideen zu formulieren, diese einzubringen und De-mokratie auf diese Weise aktiv mitzugestal-ten.

4. WIR BEZIEHEN KLAR STELLUNG GEGEN JEDE FoRM VoN DISKRIMINIERENDEM, DEMoKRATIEFEINDLICHEM UND MENSCHENRECHTSVERACHTENDEM GEDANKENGUT UND VERHALTEN.

GEMEINSAM.PoLITISCH.BILDEN.

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14Die Kopiloten e.V.

5. UNSER ZIEL IST DIE BEFÄHIGUNG VoN JUNGEN MENSCHEN ZUR PoLITISCHEN URTEILSFÄHIGKEIT, ZU REFLEKTIERTEM HANDELN UND KRITISCHEM EINMISCHEN IN GESELLSCHAFTLICHE DEBATTEN UND ENTSCHEIDUNGSPRoZESSE.

Wir möchten insbesondere junge Men-schen als politische Akteure stärken und sie für demokratische Prinzipien wie zum Bei-spiel Selbstbestimmung, Emanzipation und Gewaltfreiheit sensibilisieren. Dabei geht es sowohl darum, eigene Rechte zu kennen und zu verstehen, als auch darum, diese aktiv einzufordern und weiterzudenken. Wir verstehen uns als Lernbegleiter*innen, als „Kopiloten“ politischer Bildungsreisen jun-ger Menschen.

Wir gehen davon aus, dass junge Menschen sehr wohl ein Interesse am Politischen ha-ben und keineswegs politikverdrossen sind - vielmehr kann man von einer immer noch jugendverdrossenen Politik sprechen, die es nicht schafft, junge Menschen zur Mit-bestimmung und zum politischen Streiten anzuregen. Den Konflikt sehen wir als wich-tigen Bestandteil demokratischer Willensbil-dung.Interesse für das Politische, für „das, was alle angeht“, bei jungen Menschen zu we-cken, ist ein grundlegendes Ziel: kompetent politische Entscheidungen aus der eigenen Perspektive unter Einbeziehung klassischer Kategorien wie Macht, Interesse und Herr-schaft zu analysieren, um anschließend entsprechende Konsequenzen für das eige-ne Handeln zu ziehen. Die Teilnehmenden unserer Bildungsangebote lernen mit uns gemeinsam, Position zu beziehen und sich so aktiv in gesellschaftspolitische Diskurse einzubringen.

Wir möchten zur Entwicklung mündiger und kritischer Menschen beitragen. Neben „Partizipation” ist auch „Nachhaltigkeit” ein Schwerpunkt unserer Bildungsarbeit. Denn beispielsweise die Reflektion des eigenen Konsumverhaltens, dessen Einordnung in ökonomische Gesellschaftsstrukturen und die Entwicklung von Handlungsoptionen daraus sind exemplarisch für globale Aus-wirkungen lokalen Handelns.

6. WIR SETZEN UNS AKTIV FÜR EINE KRITISCHE PoLITISCHE BILDUNG EIN.

Bestehende Verhältnisse und Systeme müssen kritisch hinterfragt und weiterent-wickelt werden. Die kritische Untersuchung von Macht- und Herrschaftsstrukturen ist gemäß unseres gesellschaftspolitischen Bildungsansatzes immer Gegenstand der Auseinandersetzung, sowohl innerhalb des politischen Systems als auch in Alltagssitu-ationen des Miteinanders.

Die Befähigung junger Menschen, als kriti-sche Subjekte gesellschaftliche Konflikte in ihrer Komplexität erkennen und bewerten zu können, ihr Eingebunden sein in diese Verhältnisse zu verstehen und aktiv zu wer-den, ist ein anspruchsvolles Ziel mit gro-ßen Herausforderungen. Gesellschaftliche Verhältnisse als von Menschen gemacht zu begreifen und als politisch veränderbar wahrzunehmen, kann zur Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten führen, die befähi-gen, diese Verhältnisse zu verändern und zu verbessern.

7. PoLITISCHE BILDUNG IST ÜBERALL MöGLICH. WIR VERSTEHEN UNS ALS BINDEGLIED ZWISCHEN DEN LERNPRoZESSEN, DIE IN SCHULE, STADT UND UNIVERSITÄT STATTFINDEN.

SCHULEDas, was schulische Bildung leisten kann, reicht auch da, wo Schule dies engagiert und intensiv versucht, oft nicht aus, um Schüler*innen Gelegenheiten für die politi-sche Mitbestimmung öffentlicher Angele-genheiten zu bieten und umfassende Kritik-fähigkeit, das politische System betreffend, zu entwickeln. Kooperationsprojekte mit außerschulischen, non-formalen Bildungs-trägern können diese Lücke füllen und als Experimentierfeld für partizipative politische Bildung dienen. Dabei ist beispielsweise die Subjektorientierung außerschulischer poli-tischer Kinder- und Jugendbildung hervor-zuheben. Diese beinhaltet offenheit bezüg-lich der konkreten Inhalte, der Gestaltung und des Verlaufs der gemeinsamen Arbeit auf methodischer und thematischer Ebene und ermöglicht Lernarrangements, die auf

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Erfahrungen und Vorstellungen aller Betei-ligten zurückgreifen. Somit werden Lernen-de aus ihrer passiven Rezipient*innen-Rolle geholt und als gleichberechtigte Mitbestim-mer*innen im Lern- und Arbeitsprozess auf Augenhöhe respektiert und einbezogen.

STADTStadt gehört allen, Stadt sind wir alle! Des-wegen ist es wichtig, Menschen zur Mitge-staltung und zum Einfordern ihrer Rechte anzuregen.

Eine Sensibilisierung für den politischen Nahbereich kann erfolgreich sein, wenn handlungsorientiert vermittelt wird, dass das Politische schon direkt vor der eigenen Haustür beginnt. Auswirkungen politischer Entscheidungen, die das alltägliche Leben betreffen, können im Zusammenhang mit der Betrachtung von klassischen Kategori-en politischer Bildung, wie beispielsweise Macht, Herrschaft und Interesse, dekonst-ruiert und für eigene Handlungen zugäng-lich werden. An die unmittelbare Lebens-welt anknüpfend, können Erfahrungen mit politischer Mitbestimmung und -gestaltung so direkt erlebbar werden. Zudem muss lo-kales Handeln in globalen Zusammenhän-gen gedacht werden, denn nur dann kann Verantwortung für die Auswirkung des ei-genen Handelns auf weltweite Verflechtun-gen übernommen werden. Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit, Anregungen zu gesell-schaftlicher Mitverantwortung und politi-sche Bildung sind nach SGB VIII eine ge-setzliche Pflichtaufgabe der kommunalen Kinder- und Jugendhilfe. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen ausreichend öf-fentliche Gelder - auch für freie Träger - zur Verfügung gestellt werden, denn politische Bildung ist nicht umsonst, aber auch nicht kostenlos. Die Rolle von freiwillig aktiven Menschen kann nur eine ergänzende sein.

UNIVERSITÄT Universitäre Lehre funktioniert unserer An-sicht nach am besten projektorientiert und auf Augenhöhe. Auch hier gilt es, im Rah-men von Subjektorientierung die Interessen

der Studierenden in den Lern- und Arbeits-prozess einzubinden. So kann Lernen und Lehren sinnvoll verknüpft mit Praxis- und Gesellschaftsrelevanz in einem gemeinsa-men, selbstorganisierten Lehr- und Lern-raum stattfinden. Universität verstehen wir zudem als demokratischen Lehr- und Lern-raum, den sich Studierende selbst aneignen können und müssen. Dafür werden politi-sche Mitbestimmungsrechte in allen Gremi-en der Universität benötigt, sowie finanzielle und zeitliche Ressourcen, um diese Rechte wahrzunehmen. Aber auch politische Ini-tiativen auf dem Campus, die unabhängig von Gremien und Parlamenten die Univer-sität als politischen Raum erschließen und demokratische Kultur leben, gilt es zu för-dern. In enger Kooperation mit dem Fach-gebiet „Didaktik der politischen Bildung” der Universität Kassel realisieren wir bereits seit 2008 Projektseminare, überwiegend für an-gehende Lehrer*innen.

8. WIR ARBEITEN MIT INNoVATIVEN LEHR- UND LERNMETHoDEN, DIE WIR ZUM TEIL SELBST ENTWICKELN.

In unseren politischen Bildungsprojekten im außerschulischen Bereich verwenden wir sowohl etablierte als auch selbst entwickel-te Lehr-Lern-Konzepte, die unserem gesell-schaftspolitischen Bildungsansatz standhal-ten. Bei allen Projekten soll der Lernprozess, nicht das Projektergebnis, im Vordergrund stehen. Einige Beispiele aus unserer Arbeit illustrieren dies: Im Rahmen des Projektes „Konsumkritischer Stadtrundgang Kassel” werden die Auswirkungen der Globalisie-rung praxisnah und vor ort in der Kasseler Innenstadt reflektiert. Mit interaktiven Me-thoden werden über Themen wie beispiels-weise „Kaffee”, „Baumwolle”, „Wasser” oder „Handys” die Zusammenhänge zwischen lokalem Konsum und weltweiten Verflech-tungen aufgezeigt. Mehr Informationen: www.konsumkritik-kassel.de.

Das Medienprojekt „KasselAssel Kinder-reporter*innen” soll jungen Menschen die Möglichkeit geben, Informationen über das

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für sie interessante politische Geschehen im Nahbereich für Gleichaltrige aufzubereiten. In der Auseinandersetzung mit Kommunal-politik, Journalismus und praktischer Me-dienarbeit werden junge Menschen zu kriti-schen Rezipient*innen und Produzent*innen von kommunalpolitischer Berichterstattung ausgebildet (hier meist im Rahmen von kurzen, audiovisuellen Magazinbeiträgen). Mehr Informationen: www.kasselassel.de.

Intergenerationelles Lernen steht im Fokus des Projektes „Kassel ist schön”. Jüngere und ältere Menschen aus Kassel bilden „Ge-nerationenpaare”, zeigen sich gegenseitig ihre Lieblingsorte in Kassel und tauschen die damit verbundenen Geschichten aus. So lernen Menschen verschiedener Gene-rationen voneinander, übereinander und miteinander. Als Ergebnis entstehen hier kurze Foto-Video-Porträts, die eine persön-liche Sicht auf einen Lieblingsort in Kassel bieten. Diese werden auf einer interaktiven Karte verlinkt und ermöglichen so einen Ein-blick für alle Interessierten. Mehr Informatio-nen: www.kasselistschoen.de.

9. WIR SIND PRoJEKTLER*INNEN.

Der Verein initiiert und unterstützt Projek-te innerhalb der Bezugsräume Universität, Schule und Stadt und bietet diesen zugleich eine öffentliche Plattform. Projekte wer-den dabei als Lern- und Handlungsformen selbstgesteuerten und eigenverantwortli-chen Arbeitens verstanden, die im Rahmen universitärer und schulischer Ausbildung oft zu kurz kommen. Dabei bietet gerade Pro-jektarbeit das bedeutsame sozialisatorische Moment, sich von gekannten konventionen und gesellschaftlichen Zwängen zu lösen und selbstwirksam tätig zu werden. In unse-ren Projekten besteht nicht nur die Möglich-keit, bildungspolitisches Engagement un-mittelbar gemeinschaftlich zu praktizieren, zugleich kann Theorie und Wissenschaft in der Projektarbeit kritisch reflektiert und weiterentwickelt werden. Projektarbeit soll nach unserer Auffassung politische Arbeit, gesellschaftsverändernde Praxis und (vor-)

berufliche Qualifizierung zugleich sein.In den Lernprozessen, die wir mit unseren Projekten anstoßen, geht es nicht nur um eine Veränderung der Realitätswahrneh-mung und des Alltagsbewusstseins der Teilnehmer*innen, sondern auch um eine stetige Veränderung der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Praxisbezug in unseren Projek-ten wird nicht als didaktisches Mittel ver-standen, Studierende für ihr Studium zu mo-tivieren oder Schüler*innen Sachkenntnis zu vermitteln. Vielmehr stellt Praxis ein ge-sellschaftspolitisches Tätigkeitsfeld dar, das seinen Ausgang von Theorie und Reflektion nimmt und deshalb nachhaltig wirken kann.

10. UNSERE VEREINSSTRUKTUR IST BASISDEMoKRATISCH UND IN UNTERGRUPPEN oRGANISIERT.

Die Selbstorganisation im Verein beruht auf basisdemokratischen Prinzipien; wir arbei-ten unhierarchisch und kollaborativ. Indem wir Konflikte demokratisch austragen, erler-nen und erfahren wir Demokratie auf prak-tische Art und Weise. Innerhalb des Vereins und in der Projektpraxis ist uns die Gemein-schaft Gleichberechtigter wichtig, so dass Erfahrungen mit elementaren demokrati-schen Prozessen gemacht und reflektiert werden können (gemeinsames Verhandeln, Kooperieren, Planen, Abstimmen, Entschei-den, etc.). Wir sind eine lernende organisati-on und fördern partizipativ, transparent und selbstorganisiert ein aktives, praxisorientier-tes Lernen aller Beteiligten.Durch die Gründung des Vereines aus den Projektgruppen „KasselAssel-Kinderrepor-ter*innen” und „Konsumkritischer Stadt-rundgang Kassel” ergibt sich unser Arbeits-verständnis: Die Projektgruppen agieren weitestgehend selbständig und sind auch finanziell autonom, können jedoch auf die Strukturen und Ressourcen des Vereins zu-rückgreifen. Alle Projektgruppen sind dabei unter dem Selbstverständnis dieses Leitbil-des vereint und entscheiden - den Verein betreffend - gemeinsam.

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Die Berichterstattung in der Lokalzeitung HNA zu KAGIDA wird online unter hna.de rege kommentiert. Viele dieser Kommentare sind islamophob, ausländer*innenfeindlich, rassistisch und völkisch und vor allem: viel zu oft nicht differenziert.

Der Verein hat im Rahmen eines Workshops die Auseinandersetzung mit und Analyse von Kommentaren auf hna.de angeregt, um so ihre eigentliche Intention zu entlarven. Daran anschließend wurde eine Präsen-tationsveranstaltung konzipiert und durch-geführt, die der interessierten öffentlichkeit einen unterhaltsamen Einblick in die Ergeb-nisse ermöglichte. So trugen die Beteiligten am Abend des 29. April 2015 original-Kom-mentare von hna.de als „digitale Stamm-tischparolen” in verschiedenen Rollen vor und „Meta-Man” setzte polemisch noch eins drauf.

Das Live-Interview mit dem Ressortleiter von HNA-online, Jens Nähler, war aufschluss-reich. Nähler berichtete von der Schwierig-keit, die Fülle an Kommentaren zu mode-rieren und räumte ein, dass einige der hier verlesenen Kommentare seines Erachtens hätten gesperrt werden können. Zudem ver-las er Kommentare und Hass-E-Mails, die es nicht in die digitale öffentlichkeit geschafft hatten.

Insgesamt war die sehr gut besuchte Ver-anstaltung in der Caricatura Bar ein großer Erfolg, bei dem auf fast jedes Lachen ein schockierendes Innehalten folgte.

Diese Veranstaltung fand im Rahmen der Veranstal-tungsreihe des Bündnisses gegen Rechts statt. Finan-ziert wurde der Workshop durch das Hessische Qua-lifizierungsprogramm für Ehrenamtliche und ARBEIT UND LEBEN.

HATE-CoMMENTARyES KöNNTEN DEINE NACHBAR*INNEN SEIN!

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q19 Tätigkeitsbericht 2014/15

Von links: Gesinde Bade, Philipp Meyer und Jörg Löber in ihren Rollen, HNA-Kommentare als Stammtischparolen rufend.

Derzeit wird eine neue Auflage dieses Veran-staltungsformates geplant. Thematisch wird es um „Flucht und Asyl“ gehen und hna.de wird nicht die einzige Quelle für Kommentare sein.

Alle, die Lust haben, sich an einer solchen Ver-anstaltung zu beteiligen und den Kern rassisti-scher und fremdenfeindlicher Kommentare zu entlarven, sind dazu eingeladen.

Einfach eine E-Mail an Maria Grüning ([email protected]) senden. j

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JUGENDBÜNDNIS GEGEN RECHTS

Im Januar 2014, als in Kassel KAGIDA (Kas-sel gegen die Islamisierung des Abendlan-des) jeden Montag auf ihren Kundgebungen Stimmung gegen Muslime, gegen Geflüch-tete und Ausländer*innen machten, gründe-te sich aus dem Bündnis gegen Rechts ein Jugendbündnis gegen Rechts.

Bestehend aus unterschiedlichen Kasseler Jugendverbänden, Schüler*innen, Studie-renden, Auszubildenden und jungen Be-schäftigten. Ziel des Bündnisses ist es, spe-ziell junge Menschen zu sensibilisieren und zu mobilisieren, sich für ein weltoffenes und tolerantes Kassel und gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit einzusetzen.

Das Bündnis ruft dazu auf, sich im Alltag in Diskussionen mit Mitschüler*innen, Kom-militon*innen und Kolleg*innen gegen ras-sistische Ressentiments einzumischen und unterstützt Aktivitäten gegen Rassismus an Schulen, der Universität und an Arbeitsplät-zen.

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DEMoKRATIETAG 2015 IN KASSEL MITEINANDER AUF AUGENHöHE?

Wir leben in einer Demokratie. Doch was heißt das für uns? Wie wollen wir miteinan-der in einer Demokratie leben? Und ganz besonders wichtig: Was bedeutet Demo-kratie für Jugendliche? Mit diesen und vie-len weiteren Fragen beschäftigten sich am Freitag, dem 27. November ca. 400 Schü-ler*innen am Kasseler Goethe-Gymnasium zum 8. Hessischen Demokratietag. In diver-sen Workshops, alle mit einem besonderen Schwerpunkt, wurde miteinander geredet und diskutiert. Insgesamt gab es 19 Work-shops in den drei Kategorien Miteinander, Mitbestimmung und Mitmachen.

Die Kopiloten e.V. war bei der Vorbereitung beteiligt und richtete auch einen eigenen Workshop mit dem Titel „Politik(er*innen)verdrossene Jugendliche und jugendver-drossene Politik(er*innen)“ aus. In der ersten Phase des offenen Workshops wurde u.a. die These diskutiert, dass alle Themen einen politischen Kern haben: Was ist das Poli-tische am Feiern gehen? Ist ein politischer Kern in Religionen auszumachen und was ist an meinem Zimmer denn politisch?

Im Anschluss wurde mit den Teilnehmen-den ein Politiker*innenbild nach deren Ein-drücken aus der Medienlandschaft ent-worfen, welches in der zweiten Phase mit Kommunalpolitiker*innen aus der Region diskutiert wurde. Dass die teilnehmenden Jugendlichen wenig Wissen von und Kon-takt zu Kommunalpolitiker*innen haben und ein Bundespolitiker*innenbild entworfen ha-ben, wurde nicht nur deutlich, sondern regte auf beiden Seiten an, sich mehr miteinander zu beschäftigen. Dabei kam auch die Dis-kussion darüber auf, wer denn nun in der Pflicht ist: Müssen sich Jugendliche besser über Politik(er*innen) informieren oder ist es nicht auch die Aufgabe von Politik(er*innen), altersgerecht zu informieren oder dies zu er-möglichen? Es wurde sich darauf geeinigt, dass beides von Nöten ist. So sind zentrale Forderungen der Teilnehmenden des Work-shops, dass die Kommunikation zwischen Politiker*innen und Jugendlichen aufgebaut und gestärkt werden muss und beide Seiten mehr Initiative dahingehend zeigen.

22Die Kopiloten e.V. 22Die Kopiloten e.V.

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Das Wahlalter für die Kommunalwahlen in Hessen wurde nicht auf 16 Jahre herabge-setzt, so dass Wähler*innen ihre Stimme weiterhin erst ab der Vollendung des 18. Le-bensjahres abgeben dürfen. Gerade vor die-sem Hintergrund ist es notwendig, jungen Menschen alternative Möglichkeiten gesell-schaftlicher Teilhabe aufzuzeigen. Deshalb gaben die Hessische Landeszentrale für politische Bildung und die Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien die Produktion der DVD „Auf dich kommt es an! - Möglichkeiten zur Förderung der Partizipa-tion von Jugendlichen“ in Auftrag, die von Lehrkräften in Hessen ab Januar 2016 im Unterricht eingesetzt werden kann.

In diesem Rahmen hat Die Kopiloten e.V. fünf Video-Beiträge für und mit jungen Men-schen aus Hessen erstellt, die Möglichkeiten des Engagements außerhalb von Wahlen aufzeigen, aber auch auf das Kommunal-wahlrecht, insbesondere auf Kumulieren und Panaschieren eingehen.

DVD-PRoDUKTIoN

„AUF DICH KoMMT ES AN! MöGLICHKEITEN ZUR FöRDERUNG DER PARTIZIPATIoN VoN JUGENDLICHEN”

23 Tätigkeitsbericht 2014/15

24Die Kopiloten e.V. q

Im Beitrag gehen die Erstwählerin Antonia, und Johannes, welcher wegen der aus-gebliebenen Senkung des Wahlalters 2016 noch nicht wählen darf, einigen Fragen die Kommunalwahl in Hessen betreffend, nach. Aber zunächst zeigen sie, was eigentlich kommunalpolitische Themen sind, denn je-de*r kennt sie, bringt sie aber nicht immer mit Kommunalpolitik in Verbindung.

Im Anschluss werden allgemeine Abläufe der Kommunalwahl in Hessen geklärt: Wie unterscheidet sich die Wahl der Stadtver-ordnetenversammlung von der des ober-bürgermeisters oder der oberbürgermeiste-rin? Warum habe ich in Kassel 71 Stimmen bei der Wahl der Stadtverordnetenver-sammlung?

Auch die Stimmvergabe in der Wahlkabine wird in den Blick genommen; Kumulieren und Panaschieren werden anschaulich er-klärt.

Als Experte wird ein Student der Politikwis-senschaft zu den Besonderheiten der Kom-munalwahl in Hessen interviewt.

Ziel des Beitrages ist es, Schüler*innen auf die Kommunalwahl 2016 vorzubereiten, all-gemein für politische Themen im kommu-nalen Raum zu sensibilisieren und zur Wahl

MEIN UMFELD VERÄNDERNKoMMUNALWAHL IN HESSEN

Die DVD „Auf dich kommt es an! Möglichkeiten zur Förderung der Partizipation von Jugendli-chen“ ist kostenfrei erhältlich. Interesse?Einfach eine E-Mail an Maria Grüning ([email protected]) senden.

25 Tätigkeitsbericht 2014/15

2016 zu motivieren. Partizipation ist ein Kinderrecht!

Seit 1997 gibt es in Marburg ein Kinder- und Jugendparlament. Als überparteiliche In- teressenvertretung für Schülerinnen und Schüler setzen sich ca. 100 junge Men-schen im Alter von sechs bis 18 Jahren als gewählte Vertreterinnen und Vertreter für deren Wünsche, Belange und Forderungen ein.

Die Funktion, Zusammensetzung und be-sonders die Erfolge dieser Beteiligungs-möglichkeit werden durch Einblicke in die Arbeit der dort Engagierten dargestellt.

Der Beitrag zeigt mit kurzen Einzelinterviews die Motivation der jungen Menschen, im Kinder- und Jugendparlament mitzuwirken.

Eine Sitzung wird gezeigt, und der Bürger-meister der Stadt Marburg spricht über die Bedeutung des Kinder- und Jugendparla-mentes in der kommunalen Politik.

Besonders hervorgehoben wird die Projek-tidee des elfjährigen Vorstandsmitgliedes Naghman, der mit Hilfe des Kinder- und Jugendparlamentes Flüchtlingskindern in Marburg helfen möchte.

GEMEINSAM MITGESTALTEN ENGAGEMENT IM KINDER- UND JUGENDPARLAMENT

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26Die Kopiloten e.V.

Der Beitrag porträtiert junge Menschen, die sich durch ihre Berichterstattung in den po-litischen Diskurs einmischen und stellt die Jugendpresse Hessen (JPH) e.V. vor.

Über 200 junge, hessische Medienmachen-de sind bei der JPH vereint. Mit verschiede-nen Workshops und Projekten unterstützt die Jugendpresse Hessen junge Menschen in der Artikulation ihrer Interessen durch die Nutzung verschiedener Medien. Dabei geht es um Medienkompetenzen und „Journalis-mus von unten”, denn Medien machen Mei-nung und „active citizenship” findet in der Initiative Jugendpresse Hessen ein Sprach-rohr von jungen Menschen für junge Men-schen.

Durch Engagement in diesem Bereich wird eine freie und vielfältige Alternativöf-fentlichkeit ermöglicht. Der Chefredakteur der Schüler*innenzeitung „Schmierblatt“ in Wetzlar stellt sich und die Zeitung vor und in Frankfurt am Main berichtet ein junger Radiomoderator von seiner Morningshow bei „LUx-Radio“, einem Jugendsender der evangelischen Medienschule Frankfurt. Bei-de sind Mitglieder der JPH.

PRESSE IST, WAS DU DRAUS MACHST VoN JUNGEN MENSCHEN FÜR JUNGE MENSCHEN

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27 Tätigkeitsbericht 2014/15

Mathilde ist 17 Jahre alt und seit zwei Jah-ren aktiv im Verein Melsunger Turngemein-de 1861 e. V. (kurz MT Melsungen), wo sie Volleyball spielt.

Wie sie zum Volleyball gekommen ist und wie ein Training in der Regel abläuft, erklärt Mathilde im Interview. Wichtig ist ihr vor al-lem der Zusammenhalt und dass sie inner-halb des Teams viele Freundschaften ge-schlossen hat.

Hervorgehoben wird in diesem Beitrag, dass Engagement in einem Sportverein mehr ist als bloße sportliche Betätigung. Es geht auch darum, zwischenmenschliche Kompetenzen weiterzuentwickeln und aktiv etwas zum Miteinander in der Zivilgesell-schaft beizutragen.

Ziel des Beitrages ist es, Lust auf Bewegung und Teamsport zu wecken und zu zeigen, dass das Engagement in einem Verein Spaß macht.

„BEWEGT ENGAGIERT” WARUM ENGAGIEREN SICH JUNGE MENSCHEN IN EINEM SPoRTVEREIN?

28Die Kopiloten e.V.

Die Arbeitsweise und Aufgabengebiete ei-ner Schüler*innenvertretung (SV) und des Stadt-/ bzw. Kreisschüler*innenrates wer-den in diesem Beitrag allgemein und am Beispiel der Schüler*innenvertretung der Albert-Schweitzer-Schule in Kassel aufge-zeigt.

Als Aufhänger dient die Diskussion des The-mas Handynutzung in der Schule. Dabei steht die porträtierte Schüler*innenvertre-tung im Fokus. Außerdem werden generelle Strukturen in der Schule, wie die Gesamt-konferenz, die Schulkonferenz und die Klas-senkonferenz exemplarisch erläutert und erklärt, wie Schüler*innen hier mitwirken können.

Ziel des Beitrages ist, Schüler*innen darüber zu informieren, wie SV-Arbeit funktionieren kann und welche Rechte Schüler*innen ha-ben. Zudem soll der Beitrag Schüler*innen motivieren, sich für ihre Rechte einzusetzen und Schule mitzugestalten.

DEINE RECHTE VERTRETENBETEILIGUNGSMöGLICHKEITEN IN DER SCHULE

qDie DVD „Auf dich kommt es an! Möglichkeiten zur Förderung der Partizipation von Jugendli-chen“ ist kostenfrei erhältlich. Interesse?Einfach eine E-Mail an Maria Grüning ([email protected]) senden.

29 Tätigkeitsbericht 2014/15

BEWEGTBILDKoMMUNIKATIoN WIE PRoDUZIERE ICH EINEN VIDEoBEITRAG?

WoRKSHoP MIT ANJA KNUTH

ob youtube, Vimeo oder MyVideo, zahl-reiche Videoportale im Internet bieten die Möglichkeit „User-Generated-Content” zu veröffentlichen. online-Videos sind vielfältig einsetzbar und werden in der Kommunika-tion verstärkt genutzt. Die Verwendung von Bild und Sprache lässt eine Botschaft viel aussagekräftiger und nachhaltiger wirken, als es durch einen reinen Text der Fall wäre. In diesem Workshop konnte erlernt werden, wie ein Videobeitrag produziert werden kann.

17 Teilnehmende, von Schüler*innen bis zu Senioren, nahmen an diesem Workshop teil. Anhand der Produktion eines Image-Films über Die Kopiloten e.V. wurden folgende As-pekte thematisiert und umgesetzt:

- Einführung zu Bewegt-Bild- Formaten mit Bezug zum TV-Journalismus

- Planung des Films: Auftrags- klärung, Zielgruppe, Kommunikationsziel

- Dramaturgie des Films: Planung der Struktur des Gesamtfilmes

- o-Töne und Interview

- Planung des Drehs: Redaktioneller Umgang mit der Kamera- Postproduktion: Digitaler Videoschnitt, Texten, Vertonen

In einigen Projekten des Vereins Die Kopilo-ten e.V. - gemeinsam.politisch.bilden.” wird vorwiegend mit jungen Menschen partizipa-tive Videoarbeit betrieben, u.a. um ihnen po-litische Artikulation zu ermöglichen, die ihren eigenen medialen Nutzungsgewohnheiten entsprechen. Dabei spielt die Vermittlung von Medienkompetenz eine wichtige Rol-le, die nur erfüllt werden kann, wenn junge Menschen hier als Rezipient*innen und Pro-duzent*innen agieren. Politische Gruppen haben für Videoarbeit oftmals weder Equip-ment, noch ausreichendes Know-How und oft gelingen Publikationen nicht außerhalb ihrer Subkultur. Deshalb ist es notwendig, Multiplikator*innen im schulischen und au-ßerschulischen Bereich auszubilden, die ihr Know-How an junge Menschen weiterge-ben können.

Finanziert wurde dieser Workshop durch das Hessi-sche Qualifizierungsprogramm für Ehrenamtliche.

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30Die Kopiloten e.V.

FERIENFREIZEIT „ENTDECKE DIE WELT“ VIER TAGE RUND UM SCHoKoLADE, KLEIDUNG UND ERNEUERBARE ENERGIEN 26.-29. oKToBER 2015

27 Kinder - drei Gruppen - vier Tage Ferien-freizeit „Entdecke die Welt“: „Mir hat es sehr viel Spaß gemacht. Ich hoffe, wir machen das bald wieder.“ Das war nur eine der po-sitiven Rückmeldungen des ersten Ferien-angebots von Die Kopiloten e.V. Ganz große Themen wie die Herstellung und der Kon-sum von Kleidung und Schokolade standen auf dem Programm. Mit spielerischen Me-thoden hatte das Team auch das Thema Erdöl und erneuerbare Energien aufberei-tet. Zwischendurch ging es hinaus auf den Hof des Hauses der Jugend in Kassel, der viel Platz zum Toben und für Basketball und Tischtennis bot. Und natürlich hatten die Gruppenleitungen ein paar witzige Spiele parat.

DIE HIGHLIGHTSWoher kommt mein T-Shirt? Ein Blick auf das Kleidungsschild zeigt es. Mit Pins gewapp-net, suchten die Entdecker*innen die orte auf der Weltkarte. Sobald gefunden, wurde der Pin eingesteckt. Und welchen Weg legt eine Jeans zurück, ehe sie bei uns im Ge-schäft liegt? Ein langer Faden verband die Pins nun. So wurde die Reise einer Jeans an einer Weltkarte nachgezeichnet. Auf dieser Grundlage regte ein Filmausschnitt zur Dis-kussion der Probleme bei der Kleidungsher-stellung an. Am Nachmittag ging es dann praktisch zu: Die Kinder schmückten fair ge-handelte Stofftaschen mit bunten Motiven. Das war natürlich für alle ein besonderes Vergnügen!

Der Schokoladenthementag nahm die Teil-nehmenden mit auf eine Reise nach Ghana. Zusammen mit Naki, einem neunjährigen Mädchen, ging es zu Tante Ashanti auf die Kakaoplantage. Eindrucksvolle Bilder von dort verdeutlichten den harten Arbeitsalltag von Plantagenarbeiter*innen. Die einzelnen Kakao- und Schokoladenbestandteile konn-ten begutachtet und beschnuppert werden. Besonders gut kam an, dass das Team eine echte, getrocknete Kakaofrucht und ein laminiertes Kakaoblatt da hatte – diese

wurden besonders begeistert inspiziert. Zu-sammen mit der Aufteilung des Kaufpreises einer Schokolade entlang der Wertschöp-fungskette wurde schnell klar: „Die Ghanaer arbeiten so hart und bekommen viel zu we-nig Geld dafür.“

Eine Welt ohne Erdöl – darum ging es beim Erneuerbare-Energien-Thementag. Der Pe-ak-oil-Alarm war dabei die beste Methode zu verdeutlichen, dass ohne Erdöl in un-serem Alltag nichts funktioniert. Eine Ge-schichte wurde vorgelesen. Den Kindern waren verschiedene Karten mit Alltagsge-genständen zugeordnet worden. Sobald ein Gegenstand in der Geschichte vorkam, galt es, „Peak-oil-Alarm“ zu rufen. Dann wurde die Erklärung auf der jeweiligen Karte ver-lesen.Später ging es kreativ zu. Viele tolle Plakate entstanden, als es hieß: Stellt euch eine Welt ohne Erdöl vor.

Der Abschlusstag stand ganz im Zeichen von: „Was kann ich tun?“ Verschiedene Handlungsmöglichkeiten im Hinblick auf die Thementage wurden vorgestellt. Und es waren Gäste da – Irina vom Karibu-Welt-laden und Philipp vom Konsumkritischen

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31 Tätigkeitsbericht 2014/15

Stadtrundgang Kassel. Sie stellten sich und ihr Engagement vor und kamen mit den Kin-dern darüber ins Gespräch.

Alle hatten sich schon darauf gefreut, als es als Abschlussaktivität daran ging, Schoko-lade selbst herzustellen. Aus Kakaobutter, Milchpulver, Puderzucker und fair gehandel-tem Kakaopulver konnten sich alle Teilneh-menden eine eigene Schokomasse zusam-menrühren – ob dunkel, ob hell, ob süß oder weniger süß. In kleine Pralinenförmchen gefüllt, härteten die Schokolädchen schnell aus und fanden dann ihren Weg nach Hau-se. Der Abschluss bestand nicht nur aus der Schokoladenherstellung. In einem „Brief an mich selbst“ konnte jedes Kind seine Gedan-ken zu den Fragen aufzuschreiben: „Was nehme ich mit?“ und „Was würde ich gerne mal probieren?“ Drei bis vier Wochen nach der Ferienfreizeit erreichten die Briefe ihre Verfasser*innen und riefen die Erfahrungen wieder in Erinnerung.

Gefördert aus Mitteln des Kirchlichen Entwicklungsdienstes durch Brot für die Welt - Evangelischer Entwicklungsdienst, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband und von Engagement Global GmbH aus Mitteln des Bundesministeriums für wirt-schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

32Die Kopiloten e.V.

Unter dem Motto „Ich bin politisch, du bist politisch, wir sind politisch“, bot der Verein eine Reihe von Veranstaltungen im Herbst 2015 an.

Die regelmäßig stattfindende Aktuelle Stun-de bietet die Möglichkeit, gemeinsam über tagespolitische Themen zu diskutieren. Es fanden gut besuchte Aktuelle Stunden zu den Themen TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership), Flucht und Asyl, Geflüchtete in Deutschland „Die Stimmung kippt” und Bundeswehr statt.

Ebenfalls standen in den letzten beiden Jah-ren Kopiloten-Abende auf dem Programm, die sich einem bestimmten Thema widme-ten und mit einem Input und einer Diskus-sion den Teilnehmenden die Möglichkeit boten, sich neue Themen der politischen Bildung zu erschließen und/oder sich zu ei-nem Thema auszutauschen. Folgende Ko-piloten-Abende fanden statt:

- Reisebericht Nicaragua und politisches Lernen im globalen Kontext (oktober 2014) Die Politikwissenschaftlerin Bianca Arnold berichtete von ihren Erfahrungen und Ein- drücken während einer Jugend- begegnungsreise nach Condega, Nicaragua. Im Anschluss referierte Philipp Meyer über ein inhaltsbe- zogenes Aufgabengebiet der

DER PoLITISCHE HERBST 2015 j

33 Tätigkeitsbericht 2014/15

politischen Bildung: „Globales Lernen”. Die Diskussion im Nachfeld mit den ca. 17 Gästen thematisierte, wie die Nicaragua-Erfahrungen für politisches Lernen im globalen Kontext genutzt werden können und aufbereitet werden müssen.

- Wir mischen mit!? oder: Wie geht eigentlich Partizipation? (Dezember 2014) Gemeinsam mit dem Bür- gerstadtlabor „NextKassel” gingen wir unterschiedlichen Formen und Verständnissen von Partizi- pation, insbesondere auf kommu- naler Ebene auf den Grund, diskutierten diese und tauschten uns umfangreich aus. Ca. 20 Gäste waren anwesend.

- Kinder- und Jugendbeteiligung: Easy going? (März 2015) Eingeladen waren hier Gunther Burfeind (Rote Rübe e.V.) und Sahra Nell (damals Kinder- und Jugendbeauftragte der Stadt Kassel) Auch hier standen Partizipation und deren Begründungsmuster im Vordergrund, die anhand der praktischen Arbeit erläutert und diskutiert wurden.

- Wahl ist, wenn das Entschei- dungsverfahren entscheidet? (Mai 2015) Holger Klein stellte u.a. das Systemische Konsensieren vor.

- Politische Bildung mit „bildungbe- nachteiligten” Jugendlichen (oktober 2015) Wer sind „bil- dungsbenachteiligte” Jugendliche? Was kennzeichnet diese Zielgruppe, was macht sie aus? Wie können Apps, Spiele und Tools für die Arbeit mit „bildungsbenachteiligten” Jugendlichen eingesetzt werden? Diesen und weiteren Fragen konnten die Teilnehmenden mit Maike Seyfarth auf den Grund gehen.

qAuch in Zukunft wird der Verein derartige Ver-anstaltungen anbieten. Ideen und Anregungen und Kritik sind willkommen!

Informationen dazu sind auf unserer Website www.diekopiloten.de zu finden.

34Die Kopiloten e.V.

WARUM UNSER VEREINSNAME NICHT GEGENDERT IST?

Wir leben in einer Gesellschaft, in der Män-ner und Frauen nicht gleichberechtigt sind. Dies äußert sich in ungleichen Löhnen und Gehältern für dieselbe Arbeit, fest etablierten Geschlechterrollen, die sich auf die soziale und gesellschaftliche Stellung und die Be-rufswahl auswirken und letztlich zeigen Pat-riarchat und männliche Dominanz im Alltag, dass die Menschen in einem modernen Industrieland wie Deutschland noch einen weiten Weg vor sich haben, um wirkliche Gleichberechtigung aller Geschlechter und Geschlechteridentitäten zu verwirklichen und sich nicht mit Lippenbekenntnissen zu-frieden zu geben. Dieser Weg zur Gleichberechtigung hat vie-le Facetten. Politische und systemische An-sätze (beispielsweise durch Reformen) sind ein wichtiger Schritt. Vor allem aber müssen wir unser Wirken im Alltag reflektieren und zu Veränderungen bereit sein. Auch in klei-nen Schritten, auch im Privaten. Wir müssen begreifen, dass auch wir Teil dieser Gesell-schaft sind, in ihr sozialisiert wurden und deshalb ein Teil des Problems sind. Daraus ergibt sich allerdings auch die Möglichkeit, etwas in dieser Gesellschaft zu verändern.

In der Geschlechterforschung wird Sprache als ein mächtiges Instrument angesehen, sowohl, um etablierte (sexistische) Rollenbil-der zu erhalten, als auch, um diese aufzubre-chen. Daher wird der Ansatz forciert, Spra-che in Wort und Schrift zu „gendern“. Dies bedeutet, dass nicht nur ein Geschlecht ge-nannt wird (zum Beispiel: „Die Ärzte auf dem Kongress sahen ein, dass alle Astronauten Sauerstoff im All brauchen...“), sondern durch geschlechtsneutrale Formulierungen dies verhindert wird, oder zumindest beide biologischen Geschlechter genannt wer-den. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, in der schriftlichen Form mit einem „Stern-chen“ (*) oder dem „Gender-Gap“ (_) alle Geschlechter anzusprechen (zum Beispiel: “Die Ärzt_innen auf dem Kongress sahen ein, dass alle Astronaut_innen Sauerstoff im All brauchen...“). Dieser Form des Genderns liegt die Annahme zu Grunde, dass neben den biologischen Geschlechtern andere Interpretationen des eigenen Geschlechts existieren. Um diese zu berücksichtigen und um Menschen, die sich nicht mit den Rollen Mann/Frau identifizieren können und wol-len, nicht durch den alltäglichen Sprachge-brauch auszuschließen, werden viele Texte,

Die Kopilot_innenDie Kopilot*innenDie KopilotInnenDie Kopiloten*Die Kopiloten*Genderdisclaimer

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35 Tätigkeitsbericht 2014/15

besonders in linken, progressiven Zusam-menhängen vermehrt gegendert. Aber warum hat der Verein „Die Kopiloten e.V.“ einen Namen, der nicht gegendert ist und nur das männliche Geschlecht nennt? Wir wussten es damals nicht besser. Als wir im Jahr 2011 den Verein gründeten, war uns die Dimension und Wichtigkeit des Genderns nicht bewusst, jedenfalls nicht so, dass sie bei der Wahl des Vereinsna-mens berücksichtigt wurde. In Anbetracht der Dringlichkeit des Genderns, auch um gesellschaftliche Verhältnisse zu ändern, haben wir eine Namensänderung mit den Mitgliedern des Vereins diskutiert und die Argumente dafür und dagegen abgewo-gen. Wir sind uns bewusst, dass ein Verein für politische Bildung die Genderdebatte be-rücksichtigen muss und es kann doch nicht sein, dass wir zwar bemüht sind, politisch korrekt zu handeln, aber diesen Namen tra-gen. Dennoch kamen wir zu dem Konsens, den ungegenderten Namen weiterhin zu führen. Dies war eine pragmatische Entscheidung. So ist der „Markenname“ „Die Kopiloten e.V.“ in der Region bereits fest etabliert. Beson-ders mit Blick auf künftige Kooperationen erscheint es sinnvoll, den bekannten Na-men zu behalten. Auch gibt es Stimmen, die anmerken, dass gerade durch das Gendern auf Unterschiede aufmerksam gemacht werde, und dadurch Menschen in eine Son-

derrolle gebracht würden, die diese ableh-nen. Die Diskussion wurde leidenschaftlich geführt. Gegen das Einfügen eines „Gen-der-Gap“ oder Sternchens im Vereinsna-men sprach die schwierige bis unmögliche grafische Umsetzung. Dennoch ist uns bewusst, dass für uns, als politisch bildender Verein, der eine wichtige Rolle im öffentlichen Leben ausfüllt, die Not-wendigkeit besteht, gesellschaftliche Un-gerechtigkeiten und Distinktionsmechanis-men nicht nur zu benennen, sondern aktiv an ihrer Überwindung zu arbeiten. Daher haben wir beschlossen, die Texte des Vereins, Lehrmaterialien und die allgemeine Schriftlichkeit in gegenderter Form zu ver-fassen. So sollen ALLE Geschlechter ange-sprochen werden. Wir erkennen ferner an, dass es mit dem Gendern von Schrift und Sprache nicht getan ist. Wir leben Gleich-berechtigung aller Geschlechter und be-nennen Ungerechtigkeiten, um gegen diese vorzugehen. Im Alltag, durch unser Handeln. Wir ermutigen andere, ihr Handeln ebenfalls zu reflektieren und wollen Vorbild sein für die freie Entfaltung aller Menschen. Daher verfolgen wir die Erkenntnisse der Geschlechterforschung aufmerksam und sind bereit, in Zukunft weitere Debatten über Geschlechterrollen zu führen und auch die-se hier dargelegte Erklärung ist revidierbar.

36Die Kopiloten e.V.

Freie Träger, Projekte, Initiativen, Jugend-verbände und -vereine im Bereich Jugend, Bildung, Kunst, Freizeitsport und Jugendkul-tur sind wesentliche Bestandteile der Kas-seler Kulturlandschaft. Sie bereichern das Leben ALLER Menschen in der Region auf vielfältige Weise und tragen zur Entwicklung einer lebenswerten und gestaltbaren Kom-mune bei.

Im Rahmen der anstehenden Kommunal-wahl 2016 in Hessen schlossen sich einige dieser Akteur*innen zu dem offenen „Bünd-nis Kommunal Kassel” zusammen. Ziel ist es, unabhängig von Parteipolitik Visionen zu entwickeln, wie die lebendige, junge Kultur-landschaft erhalten und ausgebaut werden kann. Die daraus resultierenden Forderun-gen richten wir an die Kasseler Parteien und laden die Stadtöffentlichkeit ein, diese zu diskutieren.

Im Bündnis Kommunal Kassel sind folgende Akteur*innen vertreten (Stand Januar 2015):

- Die Kopiloten e.V. – gemeinsam. politisch.bilden.- Kasseler Jugendring e.V.- Klangkeller e.V.- Kulturfabrik Salzmann e.V.- Mr. Wilson/ Kesselschmiede e.V.- Recht auf Stadt Kassel- SJD – Die Falken Hessen Nord- Stadtschülerrat Kassel- DGB Jugend Nordhessen

Unterstützer*innen des Bündnisses:- Fachgebiet Didaktik der politischen Bildung, FB 5 Gesellschaftswissenschaften, Universität Kassel- Netzwerk Hammerschmiede e.V.- Dynamo Windrad e.V.- Transition Town Kassel

Das Bündnis ist offen für alle, die sich un-abhängig von Parteipolitik mit kommunal-politischen Themen auseinandersetzen und sich im Dialog mit vielen Akteur*innen in die Stadtpolitik aktiv einbringen möchten.

l https://buendniskommunalkassel.wordpress.com/e buendniskommunal@gmail,com

BÜNDNIS KoMMUNAL KASSEL

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37 Tätigkeitsbericht 2014/15

(HANDLUNGS)RÄUME FÜR ENTFALTUNG

Gut finanzierte Sozial- und Kulturin-frastruktur, bspw. Schwimmbäder, Sportstätten, Proberäume, Biblio-

theken, Kulturräume

KULTUR MACHT STADTKulturorte in den

Stadtteilen mit geeigneten Maßnahmen

nachhaltig stärken

WEM GEHöRT DIE STADT?öffentlicher

Raum für alle

KUCHEN STATT KRÜMELBei den Zuwächsen im

Kulturetat aus dem städtischen Haushalt sind die Vereine, Initiativen und Anbieter der freien Kunst- und Kulturszenen gleichberechtigt zu

berücksichtigen.

THEMEN

MoNEy, MoNEy, MoNEy?Finanzierungstopf für kommunale

Kofinanzierung in den Bereichen Kin-der- und Jugendhilfe und Kultur

NICHT UMSoNST UND AUCH NICHT

KoSTENLoS!Finanzierungstopf

für politische BildungENDE (HENSCHEL)GELÄNDE?Henschelgelände als Kultur- und Sportstätte in Rothenditmold aus-

bauen und erhalten

NEU, ENGAGIERT, UNINFoRMIERT?

Anlaufstelle für Neugründungen

INFLATIoNÄR PREKÄR?Keine prekären Beschäfti-

gungsverhältnisse

STEIGENDE KoSTEN = MEHR MITTEL!Erhöhung der Jugendverbandsmittel

PARTIZIPATIoN KoMMT NICHT VoN PARTy!

Kinder- und Jugendbeteiligung in Kassel muss transparent, für alle

Altersstufen und für junge Menschen aller sozialen und kulturellen Hinter-

gründe ermöglicht werden.

37 Tätigkeitsbericht 2014/15

38Die Kopiloten e.V.

DIE PRoJEKTWERKSTATT PoLITISCHE BILDUNG AN DER UNIVERSITÄT KASSEL Die Projektwerkstatt politische Bildung ist ein offener ort des kooperativen, selbst-gesteuerten Lernens und demokratischen Handelns. Auf Grundlage der vielfältigen, bereits vorhandenen Erfahrungen in der par-tizipationsorientierten Projektarbeit werden gemeinsam mit Studierenden Ansätze ei-ner kritischen Demokratiebildung praktisch realisiert. Die immer komplexer werdende und sich schnell verändernde politische und gesellschaftliche Wirklichkeit macht es notwendig, auch die Anforderungen an po-litische Bildung neu zu denken. Bisher an-erkannte Prämissen sowie Lehr- und Lern-konzepte müssen hinterfragt und auf ihre Gültigkeit hin überprüft werden. Dies gilt auch für Schulen und die Ausbildung von Lehrkräften: Die Fähigkeit zum kooperativen und projektorientierten Arbeiten von Leh-rer*innen ist heute ebenso gefordert wie ihr Vermögen, Schule und Unterricht innovativ zu gestalten. Die Entwicklung dieser Fähig-keiten und Fertigkeiten nimmt ihren Aus-gang in der universitären Lehrer*innenaus-bildung. Um diese Lernprozesse zu fördern und institutionell langfristig zu begleiten, richtet das Fachgebiet Didaktik der Politi-schen Bildung der Universität Kassel eine „Projektwerkstatt Politische Bildung“ ein.

Die Projektarbeit verfolgt die zentrale Ziel-stellung:

Studierende entwickeln, erproben und evaluieren (gemeinsam mit Schü-ler*innen, Wissenschaftler*innen, Leh-rer*innen, kommunalen und zivilge-sellschaftlichenAkteur*innen) projektartige Lehr- und Lernarrangements für den Politik- und Wirtschaftsunterricht an allgemeinbil-denden und beruflichen Schulen so-wie für die außerschulische Bildung. Im Mittelpunkt stehen dabei die Hand-lungsmöglichkeiten und Beteiligungs-formen von Kindern und Jugend-lichen in Politik und Gesellschaft.

38Die Kopiloten e.V.

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39 Tätigkeitsbericht 2014/15

Um langfristig ein gleichermaßen qualita-tiv hochwertiges wie abwechslungsreiches Lehrangebot zu sichern, ist die Projektwerk-statt mit zivilgesellschaftlichen und institu-tionellen Akteur*innen vernetzt. Koopera-tionspartnerschaften bestehen bereits mit dem Tropengewächshaus Witzenhausen, dem WeltGarten sowie mit dem Verein Die Kopiloten e.V. gemeinsam.politisch.bilden. Perspektivisch folgen Partnerschaften mit kooperierenden Schulen, dem Medien-projektzentrum offener Kanal Kassel, dem Dezernat für Jugend, Schule, Frauen und Gesundheit der Stadt Kassel, dem Präven-tionsrat der Stadt Kassel, dem Ausländer-beirat, dem Stadtschüler*innenrat, dem Mobilen Beratungsteam gegen Rechtsex-tremismus sowie Parteien und deren Ju-gendorganisationen und anderen mehr.

Für die unmittelbare Umsetzung von ent-wickelten Projektideen greift die Projekt-werkstatt politische Bildung auf einen brei-ten Erfahrungsschatz an bereits erfolgreich durchgeführten Projekten zurück. Die Exper-tise des Fachgebietes in der Projektarbeit basiert auf der langjährigen Kooperation u.a. mit dem Tropengewächshaus und dem Verein Die Kopiloten e.V. An der Planung

und Konzeption des Werkstattkonzepts sind Mitarbeiter*innen des Fachgebiets und des Vereins beteiligt. Bereits etablierte Projekte wie der Konsumkritische Stadtrundgang oder KasselAssel-Kinderreporter*innen sind zu einem festen Bestandteil der politikdidak-tischen Lehre geworden und erfreuen sich bei Studierenden, Schulen, Schüler*innen und Interessierten großer Beliebtheit. Vor diesem Hintergrund ist gewährleistet, dass, gerade in der Gründungsphase und Einrich-tung der Werkstatt, bereits ein konstantes, schon erprobtes und evaluiertes Angebot an Projekten und Seminaren bereitgestellt wird. Ferner wird bei der weiteren konzep-tionellen Arbeit die Reflektion vorhandener Projekterfahrungen einfließen: Netzwerke werden gezielt genutzt, um eine effektive und kontinuierliche Verstetigung des Lehr- und Lernangebots sicherzustellen.

KoNTAKT UND KooRDINATIoN Prof. Dr. Bernd overwienFachgebiet: Didaktik der politischen BildungTel.: +49 561 – 804 3114Mail: [email protected]

Prof. Dr. Andreas EisFachgebiet: Didaktik der politischen BildungTel.: +49 561 – 804 7917Mail: [email protected] ProjektkoordinationNicholas HenkelMail: [email protected] PostanschriftUniversität Kassel – Fachbereich 05Nora-Platiel Straße 134127 Kassel

39 Tätigkeitsbericht 2014/15

40Die Kopiloten e.V.

Der Konsumkritische Stadtrundgang erklärt Auswirkungen der Globalisierung praxisnah und direkt vor ort: in der Kasseler Innenstadt. Mit interaktiven Methoden wird der Zusam-menhang zwischen alltäglichem Konsum und weltweiten Verflechtungen aufgezeigt. Die Teilnehmenden sollen verstehen, dass ihr Handeln Auswirkungen hat und dass je-de*r Verantwortung übernehmen kann.

In thematischen Stationen wie beispiels-weise „Handy“, „Wasser“, „Schokolade“ oder „Plastik“ werden Denkanstöße gegeben und Alternativen erarbeitet.

Bereits seit 2008 gibt es in Kassel Konsum-kritische Stadtrundgänge, 2014 und 2015 nahmen über 1.300 Menschen in 76 Rund-gängen an diesem Bildungsangebot teil. Der Stadtrundgang wird hauptsächlich von Ehrenamtlichen getragen. 2014 fanden eini-ge Rundgänge in Kooperation mit der Ver-braucherzentrale Hessen und der Friedrich- Ebert-Stiftung statt.

Auch wenn jungen Menschen, insbeson-dere Schulklassen, die größte Teilnehmen-dengruppe ausmachten, von Gruppen der Evangelischen Familienbildungsstätte über

Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst bis zu Mit-gliedern des Bezirksfrauenrates von ver.di – die Nachfrage ist groß! Unter anderem aus diesem Grund unterliegt der Rundgang mit seinen Stationen einem stetigen Überarbei-tungsprozess, um zum einen wissenschaft-lich auf dem aktuellen Stand zu bleiben und um auf der anderen Seite ein zielgruppen-gerechtes Angebot machen zu können.

Im Sommersemester 2014 fand an der Uni-versität Kassel wiederholt ein Konsumkri-tik-Seminar statt. In diesem Seminar wur-den in wöchentlichen Veranstaltungen die Themen „Bildung für Nachhaltige Entwick-lung“ (BNE) und Globales Lernen erarbei-tet. Dabei erlernten die Teilnehmenden die Didaktik außerschulischer Lernorte anhand aktueller Literatur und den Erfahrungen des Teams und entwickelten die Methodik des Rundgangs weiter. Dies erfolgte mit dem Ziel, diesen im schulischen Unterricht an-zuwenden und die Methode in eine Unter-richtsreihe zu integrieren. Beteiligte Schulen waren die Elisabeth-Knipping-Schule und die offene Schule Waldau.

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41 Tätigkeitsbericht 2014/1541 Tätigkeitsbericht 2014/15

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42Die Kopiloten e.V.

DER oRIENTIERUNGSRAHMEN LERNT FLIEGEN: DER KoNSUMKRITISCHE STADTRUNDGANG ALS AUSSERSCHULISCHER LERNoRT IM UNTERRICHT.

Im Rahmen dieses Projektes des Konsum-kritischen Stadtrundgangs Kassel wurde der außerschulische Lernort „Konsumkritischer Stadtrundgang“ in schulische Lernarrange-ments integriert und damit die Forderung umgesetzt, die im orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung (KMK, 2007) formuliert wird. Vier thematische Sta-tionen des Stadtrundgangs wurden erstellt und so ausgearbeitet, dass sie eine allge-meine Anleitung formulieren und Material-sammlungen zur Verfügung stellen, damit zukünftig Konsumkritische Stadtrundgänge selbstständig von Lehrkräften durchgeführt werden können.

Die Materialien zu folgenden Stationen ste-hen auf der Website des Vereins kostenlos zur Verfügung:

- Handy- Schokolade - Plastik- Wasser

Diese Stationsleitfäden wurden bereits während zwei Stadtrundgängen mit Schul-klassen (Jahrgänge sieben und neun) er-folgreich erprobt. Die teilnehmenden Schü-ler*innen beteiligten sich rege und gaben häufig ein positives Feedback. Es zeigte sich jedoch auch, dass Lehrkräfte die allge-mein formulierten Leitfäden den Lernenden anpassen müssen, um optimale Ergebnisse erzielen zu können. Um dies zu unterstüt-zen, wurde eine Handreichung für Lehrkräf-te entwickelt, die Tipps und Anregungen zur individuellen Gestaltung von Stadtrundgän-gen gibt.

Ebenfalls um die Vor- und Nachbereitung des Rundgangs im schulischen Kontext zu erleichtern, hat Gesine Bade im Rahmen ihrer Examensarbeit Lehrmaterialien für die elfte Klasse zur Einbettung des Konsumkriti-schen Stadtrundganges in den Politik- und Wirtschaftsunterricht erstellt. In gebundenr Form sind die Lehrmaterialien für eine Be-reitstellungspauschale von 3,- € in der Ge-schäftsstelle des Vereins erhältlich.

Die Materialien stehen auf der Website des Vereins kostenlos zur Verfügung: www.diekopiloten.de/materialien/konsumkriti-scher-stadtrundgang

Ein Feedback der Materialien ist seitens der Projektgruppe des Konsumkritischen Stadt-rundgangs Kassel sehr erwünscht.

Wenden Sie sich dafür und für Fragen bitte an [email protected].

43 Tätigkeitsbericht 2014/15

DIE NEUE, ALTERNATIVE STADTKARTE

Warum gehöre ich zu den 1,4 Milliarden Menschen der Erde, die am meisten konsu-mieren? Wie kann mir ein Ad-Blocker helfen meinen Konsum zu reduzieren? Was hat mein Duschgel mit dem Regenwald in Indo-nesien zu tun? Weshalb gibt es einen Bür-gerkrieg für mein Handy? Wieso ist heute in fast jedem Lebensmittel ein Ei und Molke?

Mit dieser Stadtkarte bereiten wir einen Weg zu Alternativen einer konsumorientierten Lebensweise und zeigen optionen jenseits des herkömmlichen Konsums auf. Da der Stadtplan das innere Stadtgebiet umfasst, ist er keinesfalls vollständig. Auch die aufge-zeigten Läden mögen nicht umfassend den Kriterien von Nachhaltigkeit entsprechen. Die Alternativen, die hier vorgestellt werden, sind diejenigen, die wir als beste Praxis ei-nes alternativen Konsums betrachten.

Die 3. Auflage des alternativen Stadtplans ist kostenlos u.a., beim Verein erhältlich.

Finanziert wurde die Stadtkarte mit Unterstützung der Verbraucherzentrale Hessen und des Allgemeinen Studierendenausschusses der Universität Kassel.

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Um den Bruch mit dem System Kaufen-Tra-gen-Wegwerfen zu zelebrieren, veranstalte-te die Initiative „Konsumkritischer Stadtrund-gang Kassel“ eine Klamottentauschparty im Schlachthof in Kassel.

Für das Gelingen der Party wurden alle Teil-nehmenden gebeten, tauschbare Kleidung mitzubringen. Dabei galt der Leitsatz: Klas-se statt Masse. Jede*r brachte Kleidung mit, gab diese auf die Tauschfläche und konnte uneingeschränkt „neue“ Kleidung tauschen.

Als Tauschfläche dienten mehrere Tische, Kleiderständer und eine Konstruktion, die sich aus Wäscheleinen vor dem Eingang des Schlachthofes befand. Das Ambiente wurde durch angenehme Musik untermaler und das Tauschen fand guten Anklang.

Etwa 180 Menschen besuchten die Veran-staltung und gaben überwiegend positi-ves Feedback. Konsumkritische Sätze wie „Jede*r Deutsche kauft pro Jahr im Durch-schnitt 30-70 neue Kleidungsstücke“ oder Informationen über die Löhne einer Näherin wurden an Kleidungsstücken befestigt und

forderten zum Gedankenaustausch auf. Durch diese Sätze angeregt, fanden Unter-haltungen zu den Thematiken Nachhaltig-keit und Globalisierung statt. Des Weiteren lagen laminierte Informationen zu Hand-lungsoptionen auf den Tauschflächen aus. Als option wurde bspw. auf einen Näh-Treff aufmerksam gemacht.

Im Schlachthof waren Umkleiden aufge-baut, die gut genutzt worden sind. Im Bier-garten wurden Kaffee, Tee und Kuchen angeboten, was zum Verweilen, einer Tausch-Pause oder einem Austausch unter-einander einlud.

Gegen Abend war Lena Stoehrfaktor aus Berlin als Live-Act mit politischem Rap ein-geladen und gab ein Konzert. Im Anschluss legte DJ Steffnä aus der Region noch etwas elektronische Musik auf und lud zum Tan-zen ein.

Diese Veranstaltung wurde vom Verein Die Kopiloten e.V. durchgeführt, gefördert von Engagement Global GmbH aus Mitteln des Bundesministeriums für wirt-schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und ist Teil des Projekts „orientierungsrahmen lernt fliegen“.

KLAMoTTENTAUSCHPARTy

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Im Rahmen der Projektwoche vom 9.06.2015 - 12.06.2015 an der Heinrich-Grupe-Gesamt-schule in Grebenstein führten Aktive der Projektgruppe Konsumkritischer Stadtrund-gang Kassel einen Tauschkistenworkshop durch. Das Team wurde bei der Durchfüh-rung des Workshops von dem Schreiner-meister Jan Lingelbach unterstützt.

Die Projektgruppe setzte sich aus insge-samt 13 Schüler*innen zusammen, die zwi-schen 14 und 16 Jahren alt waren. Sie besu-chen die Realschule bzw. das Gymnasium. Die Projektgruppe befasste sich während der vier Tage mit der Thematik „Nachhaltig Glücklich“.

Als Einstieg nahmen alle an einem Konsum-kritischen Stadtrundgang teil. Hier wurden erste Bezüge zwischen dem eigenen Kon-sum und Globalisierungsprozessen her-gestellt. Die Schüler*innen setzten sich mit der Verteilung des globalen Konsums, dem Welterschöpfungstag sowie dem daraus resultierenden Spannungsverhältnis ausei-nander. Darüber hinaus beschäftigten sich die Schüler*innen mit der Thematik Wer-bung. Hierbei wurde der Fokus auf gängige Marketingmethoden von Unternehmen ge-legt, um diese im Anschluss zu diskutieren sowie kritisch zu hinterfragen. Insbesondere die Verteilung des globalen Konsums, der Welterschöpfungstag und die Zusammen-hänge wurden analysiert und diskutiert. Nachdem sich die Schüler*innen intensiv damit auseinandergesetzt hatten, eigneten sie sich die interaktive Methode, die im Kon-sumkritischen Stadtrundgang eingesetzt wird, an, um sie am Schulfest mit ihren Mit-schüler*innen gemeinsam durchzuführen. Hierbei agierten die Projektteilnehmenden als Multiplikator*innen.

Im zweiten Teil des „Theorieworkshops“ wurde die Menge des Konsums in das Verhältnis zum eigenen Glück gestellt. Die Schüler*innen kamen u.a. zu der Erkenntnis, dass ein selbstbestimmtes Leben, weniger Stress und mehr Entspannung im Alltag und in der Freizeit viel wichtiger und vor allem viel glücklicher machen würden, als Glücks-

momente durch Konsum künstlich herstel-len zu wollen. Sie schlussfolgerten, dass es wesentlich sinnvoller sei, gekaufte Gegen-stände länger zu nutzen, bzw. Gegenstän-de, die man nicht mehr benötigt, weiter zu geben, um einem anderen Menschen eine Freude zu machen, als sie wegzuwerfen und sich neue Gegenstände zu kaufen..

Im dritten Teil entwickelten die Teilneh-menden im Rahmen eines Brainstormings ein Reglement für die Tauschkiste. Sie stellten sich folgende Fragen: „Was genau ist eine Tauschkiste?“ „Was ist wichtig für den Betrieb der Tauschkiste?“ „Was darf in die Tauschkiste gelegt werden und was nicht?“ „Wer hat die Verantwortung über die Tauschkiste bzw. wer kümmert sich um diese?“ Das fertige Reglement wurde in der Tauschkiste selbst aufgehängt, um für alle interessierten Menschen eine erste orien-tierung zu ermöglichen.

Zunächst überlegten die Schüler*innen, welche Ablageflächen und Hängungen ihre Tauschkiste unbedingt haben sollte. Während der Bauphase kamen zahlreiche Werkzeuge zum Einsatz: Es wurden mit dem Akku-Schrauber Löcher gebohrt und Schrauben gesetzt und Regalbretter ein-gefügt, mit der Laubsäge wurden Bretter gekürzt und angepasst, mit dem Hammer wurden Nägel angebracht, raue Ecken wur-den mit Schleifpapier geschliffen, Abstände wurden vermessen, Seile für Aufhängungen wurden geflochten, usw.

Mittlerweile befindet sich die Tauschkiste in der Schulbibliothek und wurde bereits mit zahlreichen Gegenständen bestückt.

Dieser Workshop wurde vom Verein Die Kopiloten e.V. durchgeführt, gefördert von Engagement Global GmbH aus Mitteln des Bundesministeriums für wirt-schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und ist Teil des Projektes „Der orientierungsrahmen lernt fliegen“. In Kooperation mit der Universität Kassel, Di-daktik der Politischen Bildung.

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Die Energiewende gilt als eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts und hat in den letzten Jahren enorm an ge-sellschaftlicher Relevanz zugelegt. Aber was bedeutet »Energiewende«? Hat es sich aus-gepowert? Und was hat das mit unserem Alltag zu tun?

Während eines fünftägigen Cartoonwork-shops haben Kasseler Jugendliche und junge Erwachsene ihre Meinungen und Ge-danken zu Papier gebracht.

Unter Leitung des renommierten Cartoonis-ten Stephan Rürup sind kritische, streitbare und provozierende Anregungen zum The-

menkomplex »Energiewende« entstanden. Das Medium des Cartoons ermöglichte eine pointierte Auseinandersetzung mit Begriffen wie »erneuerbare Energien«, »Energiespa-ren« und »Energieeffizienz«.

Die Ausstellung zeigt die Ergebnisse des Workshops, der vom 15. bis 19. April 2015 stattfand. Sie ist als Wanderausstellung kon-zipiert und tourt nach ihrer Premiere im Kas-seler Rathaus durch Deutschland.

Das Projekt ist eine Kooperation der Caricatura – Ga-lerie für Komische Kunst, des Vereins Die Kopiloten e.V. und der Stadt Kassel.

AUSGEPoWERT?!CARTooNWoRKSHoP ZUR ENERGIEWENDE

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KASSELASSEL GoES VEP: VERKEHRSENTWICKLUNGSPLAN REVISITED

Kinder- und Jugendbeteiligung zum Ver-kehrsentwicklungsplan der Stadt Kassel 2030: Wie soll der Verkehr in Kassel 2030 aussehen? Wie wollen wir uns 2030 in Kas-sel fortbewegen? Diese und andere Fragen soll der Verkehrsentwicklungsplan 2030 mit konkreten Vorschlägen für Maßnahmen beantworten. Im Rahmen des Verkehrsent-wicklungsplanes Kassel 2030 werden Ziele formuliert und Strategien entwickelt, die als Handlungsrahmen für Politik und Verwal-tung dienen. Im Frühjahr 2015 sollte der Ver-kehrsentwicklungsplan Kassel 2030 von der Politik beschlossen werden.

In diesem Rahmen fand im Juni 2014 an sieben Kasseler Schulen (offene Schu-le Waldau, Goethe Gymnasium, Engels-burg Gymnasium, Wilhelmsgymnasium, Georg-August-Zinn-Schule, Luisenschu-le, Hegelsberg-Schule) mit insgesamt 170 Schüler*innen eine Kinder- und Jugendbe-teiligung statt. Konzipiert und durchgeführt wurde die Beteiligung vom Verein „Die Kopi-loten e.V.“ in Kooperation mit der Universität Kassel, beauftragt von Kinder- und Jugend-

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büro und Straßenverkehrs- und Tiefbauamt der Stadt Kassel.

In einem Seminar an der Universität Kassel (SoSe 2014) im Fachgebiet der Didaktik der politischen Bildung mit dem Titel „Politische Bildung und Partizipation in Theorie und Praxis” konzipierten Studierende des Lehr-amtes die Beteiligung und führten diese an-schließend durch.

Im Zeitraum vom 17. bis 27. Juni 2014 fan-den an den jeweiligen Schulen Projekttage statt, an denen sich die Schüler*innen mit der Verkehrssituation in der Schulumge-bung auseinandersetzten und auf kreative Art und Weise Lösungsvorschläge für Miss-stände und allgemeine Verbesserungsvor-schläge entwickelten.

Am 15. Juli 2014 fand von 18:30 Uhr bis 21:00 Uhr die Abschlussveranstaltung der Kin-der- und Jugendbeteiligung im Bürgersaal des Kasseler Rathauses statt. Ca. 150 Gäste waren gekommen, um die Ergebnisse der Schüler*innen zu sehen und mit ihnen darü-ber zu diskutieren. Diese wurden von Schü-ler*innen des Engelsburg-Gymnasiums und der Luisenschule selbst moderiert.

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KASSELASSEL WIRD ZU PUNKT. - FRECH.FRISCH.FoRDERND.

Ist Ihnen ein stadtweites Medium bekannt, mit dem sich junge Menschen über den ei-genen Schulhof hinaus austauschen und informieren, mit dem sie ihre Interessen lautstark in die öffentlichkeit tragen und ar-tikulieren können? Nein? Das ist kein Zufall - so etwas gibt es bislang nicht. Noch nicht! 2015 wurde das Projekt „KasselAssel-Kin-derreporter*innen“ gemeinsam mit jungen Menschen in ein neues Konzept eingebet-tet: ein kasselweites Jugendmagazin mit gesellschaftspolitischem Schwerpunkt mit dem Namen PUNKT. - frech.frisch.fordernd.

Angedacht sind bis zu vierteljährlich er-scheinende Magazine in Printform, die ähn-lich wie der „fluter”, das Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung, politi-sche Themen in einen alltäglich erlebbaren, gesellschaftlichen Kontext einbetten und

möglichst viele unterschiedliche Zugänge zu diesem aufzeigen. Das Magazin wird von seiner eigenen Zielgruppe (15-19 Jahre) so-wohl inhaltlich als auch visuell mit professi-oneller Unterstützung gestaltet.

Eine nicht-kommerzielle, crossmediale Me-dienplattform unterstützt und ergänzt das Angebot. So können beispielsweise Ergeb-nisse von schulischen und außerschuli-schen Projekten, aber auch Inhalte von Ju-gendverbänden und -gruppen beigesteuert werden. ob als Text, Video-Beitrag oder Audio-Feature - den Konsum- und Produk-tionsvorlieben der Zielgruppe entsprechend kann publiziert werden. Zudem können alle User über eine Kommentarfunktion disku-tieren, Kontakte knüpfen oder sich inhaltlich austauschen. Die Plattform ermöglicht zu-dem das Erreichen einer breiteren Zielgrup-pe. Hier können auch 12 bis 15-Jährige an-gesprochen werden.

qDas Projekt befindet sich im Aufbau und ist stets auf der Suche nach Kooperationspart-ner*innen und Geldgeber*innen. Speziell für diese Zielgruppe gibt es eine Broschüre, die u.a. die Notwendigkeit eines solchen Mediums umfassend darstellt.

Die Broschüre ist online auf der Website des Vereins (www.diekopiloten.de) abrufbar, aber auch in gedruckter Form erhältlich. Wenden Sie sich an Maria Grüning ([email protected], 0151-62406425)

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KASSEL IST SCHöN EIN INTERGENERATIoNELLES MEDIENPRoJEKT - PRAxISPHASE 2014

Das Projekt sollte eine neue Identifikation mit der Stadt Kassel ermöglichen, indem Kasse-ler*innen unterschiedlicher Altersgruppen anderen Menschen Geschichten über ihre Lieblingsorte in Kassel erzählen. Im Fokus stand das intergenerationelle Lernen, denn die Teilnehmenden des Projekts lernten mit-einander Medienpraxis, übereinander ihre verschiedene Perspektiven auf ihre Lebens-welt und voneinander Lieblingsorte in Kas-sel.

Visualisierungen machen das Erzählte sinn-lich erfahrbar und wecken Interesse für einen eigenen Besuch des ortes. Elf Studierende der Universität Kassel, die an dem Seminar „Intergenerationelle Medienarbeit - Kassel ist schön” teilnahmen, begleiteten von Feb-ruar bis Mai 2014 jeweils ein Generationen-paar, bestehend aus einem jungen Men-schen (14-18 Jahre, Astrid-Lindgren-Schule) und einem älteren Menschen (52-91 Jahre, „Wir jungen Alten Caritasverband Nordhes-sen-Kassel e.V.”).

Nach dem Kennenlernen und der Begehung der jeweiligen Lieblingsorte wurde dem Ge-nerationenpaar praktische Medienarbeit nahe gebracht; die jeweiligen Lieblingsorte wurden porträtiert und in der Postproduktion fertiggestellt.

Den Abschluss des Projektes bildete eine einwöchige Ausstellung der Foto-Video-Por-träts in der Eingangshalle des Hauptbahn-hofes in Kassel im Mai 2014. Zur Vernissage kamen ca. 200 Gäste. Die Ergebnisse sind als DVD erhältlich und auf youtube zu sehen.

Da das Logo „KASSEL IST SCHöN” sich gro-ßer Beliebtheit erfreut, wurde es 2014 als Wort-Bild-Marke im Deutschen Patentamt eingetragen.

In diesem Rahmen wurden Merchandise-Ar-tikel produziert, deren Erlös das Projekt fi-nanzieren soll. So gibt es beispielsweise Beutel mit dem KASSEL-IST-SCHöN-Logo oder Buttons (Anstecker), die, in Warenau-tomaten in der Stadt positioniert, zusätzlich Image-Arbeit für Kassel leisten sollen.

Mehr Informationen zum Projekt sind auf der Projekt-Website zu finden: www.kasselistschoen.de.

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VERÄNDERUNGSSCHNEIDEREI

Die Hose ist zu lang? Das T-Shirt ist zu lang-weilig? Ideen gibt es genug, aber Nähen kann nicht jeder? Kein Problem, denn in der Veränderungsschneiderei erhält jede*r kos-tenfreie Unterstützung.

Als Repair-Café speziell für Textilien ist die Veränderungsschneiderei zum einen ein Treffpunkt, in dem Menschen kostenfrei von ehrenamtlichen Näher*innen lernen kön-nen, ihre alte Bekleidung umzunähen und somit wieder tragbar zu machen. Zum an-deren zielt die Veränderungsschneiderei auf einen Austausch über die sozialen und öko-logischen Konsequenzen der Textilindustrie, wodurch bei den Teilnehmenden ein be-wussterer Kleidungskonsum gefördert wird.

Das Projekt soll Menschen, die an Mode und Bekleidung interessiert sind und dem Kauf von menschenunwürdig hergestellten Pro-dukten eher ablehnend gegenüberstehen, eine alternative Handlungsoption bieten.

Seit November 2015 ist die Veränderungs-schneiderei ein Projekt des Vereins Die Ko-piloten e.V. und es fanden bereits 2015 drei erfolgreiche Treffen statt.

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SCHNUPPERN BEI DEN KoPILoTENUm im Stadtbild präsent zu sein, sind wir an unterschiedlichen Veranstaltungen be-teiligt und initiieren viele auch selbst. Seien es Info-Stände, Erstsemesterbörsen, unser „Kreatives Beisammensein“ und auch Wei-terbildungen. In diesem Bereich können wir immer tatkräftige Unterstützung gebrau-chen. Zudem erlangt ihr über die Mithilfe bei Veranstaltungen einen Einblick in den Ver-ein und dessen Projekte.

Aufgabengebiete: organisation, Unterstüt-zung bei der Information und öffentlichkeits-arbeit, Catering, Verkauf von Merchandise, Flyer verteilen und Plakatieren.

Ihr seid kreative Köpfe und habt Lust, eure Ideen und/oder bestehende interessante Kontakte einzubringen? Sehr gern! Wir freu-en uns über alle, die bei uns mitdenken und ihre Kreativität Teil des Vereins werden las-sen wollen!

EINSTIEG IN PRoJEKTE DER KoPILoTENIhr habt Interesse an einem bestimmten Projekt des Vereins? Ihr wollt mehr über die inhaltlichen Dimensionen der Projekte erfah-ren und gern weitergebildet werden? Dann

ist das Einsteigen in die Arbeit der Projekt-gruppen etwas für euch. Welche Projekte es in unserem Verein gibt, erfahrt ihr hier.

KoPILoT DURCH UND DURCHDu möchtest ein eigenes Projekt ins Leben rufen? Dieses Projekt befindet sich im Rah-men unseres Selbstverständnisses und ist mit unserem Vereinszweck vereinbar? Dann stelle uns deine Idee vor!

Ihr könnt/möchtet Expertenwissen in den Verein einbringen? Ihr seid bspw. Lehrer*in-nen und möchtet eine Methodik-Schulung für Mitglieder des Vereins anbieten? Ihr seid bspw. Journalist*innen und könnt uns in Hinblick auf öffentlichkeitsarbeit schulen? Ihr seid bspw. GrafikerIinnen und wollt uns mit ehrenamtlicher Arbeit auf eurem Ge-biet unterstützen? Immer sehr gern, denn Die Kopiloten e.V. vertritt die Prinzipien einer „Lernenden organisation“ und fördert parti-zipativ und transparent ein aktives, praxisori-entiertes Lernen aller Mitglieder.

Lust bekommen? Dann einfach eine E-Mail an Maria Grüning ([email protected]) schreiben.

ENGAGEMENT BEI DEN KoPILoTEN?

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Die Arbeit im Verein „Die Kopiloten“ findet zu einem großen Teil ehrenamtlich statt - trotz-dem sind wir auf eine finanzielle Unterstüt-zung angewiesen.

Wir freuen uns über Spenden oder eine För-dermitgliedschaft, die dem Verein noch in-tensivere politische Bildungsarbeit ermögli-chen.

Der einfachste Weg, uns finanziell zu un-terstützen, ist eine Überweisung auf unser Vereinskonto. Da wir schon mit wenig finan-ziellen Mitteln interessante Projekte starten, kommt es hier auf jeden einzelnen Euro an. Wir freuen uns über jeden klitzekleinen Bei-trag und gehen mit dem gespendeten Geld sorgsam um.

Wenn Sie durch Ihre Geldspende ein be-stimmtes Projekt fördern möchten, geben

Sie in Ihrer Überweisung am besten das betreffende Projekt an - es kommt dann dem von Ihnen bestimmten Zweck zu Gute. Geldeingänge mit nicht-spezifizierten Anga-ben werden nach Bedarf den vorhandenen Projekten zukommen, oder es werden neue ,innovative Projekte mit einem Startbudget ausgestattet.

Kontoverbindung:

Die Kopiloten e.V.IBAN: DE55 5205 0353 0011 8120 96BIC: HELADEF1KASKasseler Sparkasse

Die Kopiloten e.V. sind als gemeinnütziger Verein anerkannt - wenn Sie eine Spenden-quittung benötigen, nehmen Sie einfach mit uns Kontakt auf.

PoLITISCHE BILDUNG IST NICHT UMSoNST UND AUCH NICHT KoSTENLoS

Wir danken unseren Kooperationspartner*innen für ihre Unterstützung:

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