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Die Kubanische Revolution und ihre Auswirkungen bis heute Eine Jahresarbeit von Mark Schopf geschrieben in dem Fach Politik und Wirtschaft an der Freiherr-vom-Stein Schule betreut von Herrn Petersen Hessisch Lichtenau, den 29.04.2004

Die Kubanische Revolution und ihre Auswirkungen bis heute · Die Kubanische Revolution und ihre Auswirkungen bis heute Gliederung 1 Einleitung 3 2 Einführung in die Geschichte Kubas

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Die Kubanische Revolution und ihre Auswirkungen bis heute

Eine Jahresarbeit von Mark Schopf

geschrieben in dem Fach Politik und Wirtschaft

an der Freiherr-vom-Stein Schule

betreut von Herrn Petersen

Hessisch Lichtenau, den 29.04.2004

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Die Kubanische Revolution und ihre Auswirkungen bis heute

Gliederung

1 Einleitung 3

2 Einführung in die Geschichte Kubas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts 4

3 Gesellschaftliche Verhältnisse vor der Revolution 63.1 Batistas Regime 63.2 Soziale Missstände 73.3 Fidel Castro & Ernesto Guevara 7

4 Verlauf der kubanischen Revolution im Überblick 94.1 Beginn des bewaffneten Widerstandes 94.2 Etablierung der Guerilleros 94.3 Entscheidung durch die Schlacht um Santa Clara 11

5 Gesellschaftliche Verhältnisse nach der Revolution 115.1 Übernahme der Macht durch Castro 115.2 Verstaatlichung der Betriebe 135.3 Einführung des Sozialismus 135.4 Soziale Veränderungen 14

6 Kuba im Ost-West-Konflikt 166.1 Invasion in der Schweinebucht 166.2 Die Kuba-Krise 17

7 Kuba heute 20

8 Schlussbetrachtung 22

9 Quellenverzeichnis 24

10 Literaturverzeichnis 2610.1 Abbildungen 2610.2 Bücher 2610.3 Internetadressen 26

11 Anhang 27

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1 Einleitung

Wenn die Jugend heute von der Kubanischen Revolution 1956-1959 schwärmt, so geht es um

den Idealisten Ernesto „Che“ Guevara, der für sein Ziel, eine bessere Welt zu schaffen, mit

seinem Leben einstand, darum, wie viel ein paar Menschen ausrichten, wie viel sie bewegen

können, wenn sie sich einer Aufgabe hingeben oder aber die Karibikinsel wird dafür

bewundert, dass sie sich bis heute von ihrem mächtigen Nachbarn, den USA, nicht hat

einschüchtern lassen. Was die Hintergründe von damals betrifft, so wissen darüber nur die

Wenigsten Bescheid, wichtig scheint vor allem die vermeintliche „David gegen Goliath“, „Gut

gegen Böse“ Situation zu sein.

Diese Jahresarbeit soll nun die Aufgabe übernehmen, die eingangs erwähnten Assoziationen

über die Revolution zu erweitern, um sich einen Überblick davon zu verschaffen, was sich um

die Mitte des 20. Jahrhunderts auf Kuba abspielte. Hierbei stellen sich folgende Fragen:

• Welche Zustände für die Bevölkerung herrschten vor der Revolution auf der Insel?

• Waren es die Lebensbedingungen der Menschen, die Fidel Castro, Che Guevara und die

anderen Guerilleros dazu brachten, den bewaffneten Widerstand gegen die übermächtige

Armee Batistas auszuüben?

• Stand das Volk hinter ihren „Befreiern“?

• Wie verliefen die Kämpfe, welche Art von Krieg wurde geführt und wie wurde er

gewonnen?

Doch diese Fragen und ihre Antworten alleine schaffen es nicht sich ein objektives Bild von

dem Komplex der Revolution zu verschaffen. Es gilt insbesondere herauszufinden, was danach

geschah, inwiefern die „Träume“ von damals verwirklicht wurden, die Art von „Träumen“, die

sich bei so vielen politischen Umwälzungen in der Geschichte finden: Die Schaffung sozialer

Gerechtigkeit und damit verbunden die Verbesserung der Lebensbedingungen für den

Einzelnen:

• War der Sieg der Guerilleros demnach ein Sieg für die gesamte Bevölkerung Kubas oder

aber wurden nun andere Gruppen unterdrückt?

• Wer übernahm die Macht und welche wirtschaftlichen Maßnahmen trafen die neuen

Regierenden, um ihre Ziele zu verwirklichen?

• Gab es Widerstände gegen die sich entwickelnde Staatsform?

• Welche Rolle spielten die zwei neuen Supermächte, die USA und die UdSSR, in der

Geschichte Kubas bzw. welche Rolle spielte Kuba für den aufkommenden Kalten Krieg in

der Weltgeschichte?

Zu guter letzt versucht diese Jahresarbeit darzulegen, wie sich die Geschehnisse von damals bis

auf die heutige Zeit auswirken. Hier wird, unter Verwendung von wirtschaftlichen Daten und

3

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sozialen Veränderungen, festgestellt, ob die Revolution 1956-1959 die Zustände für die

Bevölkerung langfristig verbessert hat.

2 Einführung in die Geschichte Kubas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Dieser Teilbereich der Arbeit beschäftigt sich mit den 60 Jahren vor der Revolution von 1956

und versucht einen Eindruck davon zu vermitteln, wie abhängig die kubanische Politik seit

Beginn des 20. Jahrhunderts von den USA war und wie sehr sie der Korruption verfiel.

Im Jahr 1898, nach mehreren blutigen Versuchen des kubanischen Volkes die Unabhängigkeit

von Spanien zu erlangen, schloss die im spanisch-amerikanischen Krieg geschlagene

europäische Macht einen Vertrag mit den USA ab, welcher die Karibikinsel den Vereinigten

Staaten zusprach. Diese besetzten das Land, ließen dann jedoch, ca. dreieinhalb Jahre später,

Wahlen zu. Ihr damaliger Vertreter auf Kuba, General Wood, ließ es sich dabei nicht nehmen,

die Wahlmänner, für die abgestimmt werden konnte, aus der gehobenen Gesellschaft der

Kubaner zu bestimmen und dadurch die Wahlen massiv zu beeinflussen. Auch an der

Verfassung von 1901, die einen Zusatz enthielt, der den USA „...jederzeitiges

Interventionsrecht auf der Insel einräumte...“ (1), kann man deren starke Einflussnahme auf die

neue Republik erkennen, die 1902, mit der Wahl ihres ersten Präsidenten, Estrada Palma

(Konservative), rechtskräftig wurde.

Während die USA in den folgenden Jahren die bestanden gebliebenen kolonialen Strukturen

Kubas wirtschaftlich nutzte, dass heißt die Arbeitskraft der unteren Schichten ausnutzte, wuchs

die Anhängerschaft der politischen Opposition (Liberale), welche sich vor allem aus jungen

Offizieren zusammensetzte. Sie vertrat, im Gegensatz zu den Konservativen, nicht die

Interessen der Stadt-, sondern die der Landbevölkerung und wurde somit von der breiten Masse

der Bauern sowie von den Landbesitzern der Provinz unterstützt.

Unmittelbar vor den nächsten Wahlen im Jahre 1906 enthoben die Konservativen die Liberalen

aus allen ihren Staatsämtern, Palma gewann. Die Opposition begann daraufhin, „...eine Art

psychologischen Krieg...“ (2) auszuüben, welcher in kleineren Terrorakten bestand. Diese

brachten Palma noch im gleichen Jahr dazu, zurückzutreten, wodurch er die zweite Intervention

der USA provozierte, da diese ihren Einfluss auf Kuba nicht durch eine Revolution verlieren

wollten. 1909 organisierten die Vereinigen Staaten Neuwahlen, welche die Zayistas, eine

Abspaltung der Liberalen, gewannen. Die amerikanischen Truppen verließen die Insel, „...erst

jetzt begann im Grunde das eigenstaatliche Leben Kubas“ (3).

Der neue Präsident, Jose Miguel Gomez (1909 – 1913), war, wie die meisten seiner Nachfolger

bis 1940, zuvor General gewesen. Typisch für die Periode zwischen 1909 und 1940 ist, dass der

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„...Vizepräsident aus der zivilen intellektuellen Elite...“ (4) stammte, weshalb dieser Zeitraum

auch als „Generales y Doctores“ bezeichnet wird.

Entgegen des Bestrebens der USA, Kuba wirtschaftlich zu dominieren, versuchte Gomez

„...eine nationalistische Politik zu betreiben...“ (5), wohingegen der nächste Präsident der Insel,

der konservative Mario Garcia Menocal y Deop (1913-1921) sich den USA „unterstellte“, um

sein Amt mit deren Hilfe länger ausüben zu können. Es kam zu einer „...amerikanischen

Dominanz in der kubanischen Wirtschaft...“ (6), die sich in der stark zunehmenden

Zuckerproduktion wiederspiegelte. Die Demokratie ging verloren, die amerikanischen

Investoren beuteten die unteren Schichten, vor allem die Bauern, aus.

Von 1921 bis 1925 übernahm Alfredo Zayas y Alfonso, erneut ein Liberaler, das Amt des

Präsidenten. Während seiner Legislaturperiode, als Folge des durch die immer größer werdende

amerikanische Dominanz in der Wirtschaft sich erstarkendem kubanischen Nationalismus,

„...entstanden besonders viele politische Organisationen“ (7).

Im Jahr 1925 wurde Gerardo Machado Morales zum Präsidenten gewählt. Durch eine

Verfassungsänderung setzte er die Wahlen und somit das „demokratische“ System außer Kraft.

Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929, welche durch das Sinken der Zuckerpreise auch

Kuba traf, wuchs der Widerstand der neuen Vereinigungen, z.B. der Gewerkschaften, gegen

den Diktator. Ein Generalstreik im Jahre 1933 brachte Morales dazu, das Land zu verlassen,

eine relativ friedliche Revolution war geglückt. In dieser Hinsicht reagierte die kubanische

Bevölkerung somit organisierter und politischer als noch knapp 25 Jahre zuvor auf einen

Machtmissbrauch ihrer Regierung. Machado setzte sich ins Ausland ab.

Zu diesem Zeitpunkt bestanden bereits 80% der Exporte Kubas aus Zucker, der von den

Plantagen der Großgrundbesitzer kam. Diese beschäftigten Saisonarbeiter, die zu Hungerlöhnen

arbeiten mussten. Mehr als zwei Drittel der Importe Kubas kamen aus den USA, „...bis 1925

beliefen sich die amerikanischen Investitionen auf der Insel [...] auf 1,2 Milliarden Dollar (ohne

Staatsanleihen)...“ (8), Fakten, die Kubas Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten darlegen.

Nach einer kurzen Übergangszeit bestimmte Fulgencio Batista die Geschehnisse auf der

Karibikinsel, wenn auch nicht gleich als Präsident, so doch als starker Mann im Hintergrund. Er

agierte zu Gunsten der Kapitalisten und ließ sie die Arbeiter und Bauern weiterhin

unterdrücken, Streiks wurden brutal niedergeschlagen. Später jedoch begann er, volksnäher zu

wirken, seine Popularität wuchs. Im Jahre 1940 wurde eine Verfassung verabschiedet, die den

Demokratisierungsprozess vorantreiben sollte. Im gleichen Jahr, nachdem er bereits seit ca.

sieben Jahren faktisch die Macht auf Kuba inne hatte, wurde der aus der Unterschicht

stammende Batista zum Präsidenten gewählt.

Als in den darauffolgenden vier Jahren jedoch viele Artikel der neuen Verfassung nicht

umgesetzt wurden und die Kleinverdiener, trotz wirtschaftlichem Aufschwungs, immer weniger

Geld zur Verfügung hatten, wurde 1944, der - zehn Jahre zuvor von Batista aus seinem

5

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Präsidentenamt verdrängte - Grau San Martin (Autenticos) zum Staatsoberhaupt ernannt. Er

vertrat offiziell den kubanischen Nationalismus, wodurch kubanische Unternehmen, im

Gegensatz zu amerikanischen, in seiner Legislaturperiode an Einfluss gewannen. Da die

Autenticos sich als Vertreter der unteren Schichten ansahen, standen sie in unmittelbarer

Konkurrenz zu der kommunistischen Partei, welche ihre Wählerschaft ebenso in der ärmeren

Bevölkerung fand. Die Regierung Grau begann, diesen „Feind“ durch Terror, der von radikalen

Organisationen und der Polizei durchgeführt wurde, zu bekämpfen. Hieraus folgte die

Abspaltung der Ortodoxos von den Autenticos, deren Mitglieder ihre ehemaligen Ziele in

Gefahr sahen. Ihr Führer war der „brilliante“ Eduardo Chibas, einer ihrer Aktiven Fidel Castro.

Nach zwei Legislaturperioden unter den Autenticos sah es 1952 danach aus, als würden die

Ortodoxos die Wahlen für sich entscheiden können (9).

3 Gesellschaftliche Verhältnisse vor der Revolution

3.1 Batistas Regime

Batista, der 1944, nach der von den Autenticos gewonnenen Wahl, Kuba verlassen hatte, kam

Ende der Vierziger Jahre zurück auf die Insel. Hier wurde er zum Senator einer Stadt gewählt

und „...pflegte [...] seine Beziehungen zur Armee“ (10). Wie die Autenticos und die Ortodoxos

stellte auch er sich 1952 zur Wahl. Als jedoch deutlich wurde, dass er diese nicht hätte

gewinnen können, übernahm er die Regierung mit Hilfe von Soldaten und legimitierte diese Tat

mit dem Vorwand, der Kandidat der Autenticos habe rechtswidrige Maßnahmen eingeleitet, um

seine Präsidentschaftszeit zu verlängern. In Wirklichkeit stürzte Batista seinen Konkurrenten

hauptsächlich, um „...den Wahlsieg einer bürgerlichen Reformpartei zu verhindern“ (11),

nämlich den der Ortodoxos.

Der Diktator, der bis zu seinem Verlassen der Insel die kubanische Armee hinter sich wusste,

„...versprach allen alles“ (12). Einer der ersten Schritte seiner Amtszeit war, die progressive

Verfassung, die er selbst 1940 in Kraft gesetzt hatte, zu annullieren. Die USA, die sich vor

Batistas Staatsstreich darum sorgten, dass die nationalen Ortodoxos gewählt werden würden,

welche daraufhin die amerikanischen Investoren auf der Insel hätten enteignen und somit den

Einfluss der Vereinigten Staaten auf Kuba hätten schmälern können (das Parteiprogramm sah

u.a. „...Antiimperialismus, Sozialismus [...und] wirtschaftliche Unabhängigkeit...“ (13) vor),

war froh über die Geschehnisse, so dass ihre Anerkennung des neuen Regimes „...sehr schnell

erfolgte“ (14). Widerstand gab es zunächst nicht, die oppositionellen Parteien hielten sich aus

verschieden Gründen zurück, „...die Gewerkschaften stellten sich gar hinter Batista“ (15).

Während sich „...die reine wirtschaftliche Entwicklung im wesentlichen positiv...“ (16)

gestaltete, ließ das repressiv gewordene Staatsoberhaupt Zustände wie „...Korruption, [...]

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Nichtbeachtung von Gesetzen, [...] Luxuskonsum [...zu, eine der] materialistischsten

Gesellschaften der Welt...“ (17) etablierte sich in den Städten Kubas, Havanna wurde als „Latin

Las Vegas“ bezeichnet, der Drogenhandel boomte und Schmiergeld floss im Überfluss. Auch

die ländlichen Regionen waren von den Veränderungen auf der Karibikinsel betroffen.

3.2 Soziale Missstände

Vor allem die Bauern, erst recht die Saisonarbeiter, welche selbst kein Land besaßen, litten

unter dem neuen Regime, das es den Kapitalisten aus den Vereinigten Staaten ermöglichte, das

kubanische Volk mehr denn je als kostengünstige Arbeitskraft zu missbrauchen.

Um die Einflussnahme der aus den USA stammenden Investoren auf die Karibikinsel noch

einmal zu verdeutlichen: „1950 [...] besaßen [auf Kuba] [...] 162 Betriebe ungefähr 50% des

guten, flachen Landes. [...] 108 [...] waren zwar in kubanischem Besitz, aber 44 von den

größten gehörten amerikanischen Unternehmen oder Plantagenbesitzern. Letztere produzierten

knapp 50% des Zuckers“ (18). Im Jahre 1958 bestanden 81% der Exporte des Inselstaates aus

dem besagten Rohstoff.

Im Jahre 1952 war ca. jede zweite Arbeitskraft in der Zuckerbranche tätig, von denen die

Feldarbeiter mit Abstand den größten Anteil ausmachten. Sie wurden nur zur Erntezeit benötigt

und lebten die restliche Zeit des Jahres in größter Not, mussten um das nackte Überleben

kämpfen. Die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt war groß, die Saisonarbeiter mussten jede

Arbeit annehmen und waren gewerkschaftlich sehr schwer zu organisieren, da sie, auf der

Suche nach Arbeit, durch das Land zogen und zumeist des Lesens und Schreibens nicht

mächtig waren. Diese Umstände verhalfen den Großgrundbesitzern zu einer

„landwirtschaftlichen Reservearmee“, die sie voll ausnutzten. Allerdings kam es durch die

bestehenden Verhältnisse auch zu einem sozialen Banditentum, welches sich gegen die

herrschende Klasse richtete, und zu Aufstandsgedanken (19).

3.3 Fidel Castro & Ernesto Guevara

Fidel Castro Ruz wurde am 13.08.1927 von einem Dienstmädchen seines Vaters, Angel Castro,

geboren. Angel Castro war ein Großgrundbesitzer, der auf Seiten der Spanier im

Unabhängigkeitskrieg gegen das kubanische Volk gekämpft hatte. Fidel Castro durchlief

„...einen für Kuba klassischen Bildungsweg der reichen Oberschichten“ (20): Um auf sein

Jurastudium in der Hauptstadt des Landes vorbereitet zu werden, wurde er von katholischen

Jesuiten unterrichtet. Der Katholizismus verbreitete sich auf Kuba während der spanischen

Kolonialzeit. Während 1957 noch 70% der Bevölkerung dieser Religionsrichtung angehörten,

sind es heute, im Zuge des Sozialismus, nur noch 33%, mittlerweile ist jeder zweite Kubaner

religionslos.

Von 1945 bis 1950 studierte Castro. Während dieser Zeit beschäftigte er sich, wie viele seiner

7

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Mitstudenten, mit politischen Themen und schloss sich schließlich Eduardo Chibas (siehe 2)

an. Dieser beging 1951, kurz vor Beginn des Wahlkampfes, in der Öffentlichkeit einen

Selbstmordversuch, an dessen Folgen er kurz darauf starb. Castro selbst begann, nachdem

Batista seinen Militärputsch vollzogen hatte und dadurch den Ortodoxos die Möglichkeit nahm,

auf parlamentarischem Wege die Macht zu erlangen, gegen den Diktator außerparlamentarisch

vorzugehen. Nachdem er eine Truppe Getreuer, mit der Hilfe seines Bruders Raul, um sich

versammelt hatte, „...erhob [er] Anklage gegen Batista wegen Verfassungsbruchs“ (21), womit

er seine späteren revolutionären Bestrebungen zu legitimieren suchte. Diese wurde zwar

abgewiesen, aber ein deutliches Zeichen war gesetzt: Nicht nur die von den Kapitalisten

ausgebeuteten unteren Schichten sondern auch Teile der kubanischen Intelligenz verurteilten

die Politik Batistas.

Als Reaktion auf seinen gescheiterten Versuch, das Regime politisch zu entmachten, begann

Fidel Castro mit seinen Getreuen, einen Angriff auf die Moncada-Kaserne zu planen, welche

„...die zweitwichtigste Militärfestung auf Kuba...“ (22) war. Er erhoffte sich, dass durch das

Gelingen dieser Operation seine Landsleute erkennen würden, dass eine Revolution möglich sei

und dass sie diese, erst einmal begonnen, auch mittragen würden. Am 26. Juli des Jahres 1953

fand der Überfall statt, die Kaserne wurde jedoch von den dort stationierten 1000 Soldaten

erfolgreich gehalten. Der überwiegende Teil der 165 Angreifer geriet in Gefangenschaft, 61

von ihnen wurden getötet oder später ermordet. Fidel Castro verteidigte sich vor Gericht mit

den Worten „Verurteilt mich, es macht nichts; die Geschichte wird mich freisprechen“ selbst.

Im Mai des Jahres 1955 wurde er aus dem Gefängnis entlassen, woraufhin er nach Mexiko

emigrierte, um dort weitere militärische Schritte gegen Batista in die Wege zu leiten. Dort traf

er auf Ernesto Guevara.

Ernesto Guevara de la Serna wurde am 14. Juni 1928 in Argentinien geboren. Seine Eltern

entstammten dem gehobenen Bürgertum, was sie nicht daran hinderte, sozialistische Thesen zu

vertreten. Guevara, der von jungen Jahren an bis zu seinem Tode 1967 ein Rebell mit hohen

Ansprüchen an sich selbst und mit großer Aufopferungsgabe für die Menschen in seinem

Umfeld war, litt schon vor seinem zweiten Lebensjahr unter einer Krankheit, die ihn für den

Rest seines Lebens begleiten sollte: Asthma. Es verstärkte seinen Ehrgeiz, da er zeigen wollte,

dass er trotz dieser Einschränkung alles genauso gut oder sogar noch besser als andere

erreichen konnte. Vielleicht war seine Krankheit auch der Grund dafür, in den Jahren von 1947

bis 1953 Medizin in Buenos Aires zu studieren, um ein Mittel zu finden, von ihr zu genesen.

Während dieser Zeit unternahm der abenteuerlustige Guevara, der sich dabei immer wieder bis

an die Grenzen seiner körperlichen Möglichkeiten brachte, mehrere Lateinamerikareisen, die er

sich durch Gelegenheitsarbeiten finanzierte. Nachdem er während seiner letzten Reise in den

Jahren 1953/1954 in Guatemala eine Revolution miterlebte, die von den USA aus

wirtschaftlichen Interessen unterstützt wurde und die gegen die bestehende, rechtmäßige

8

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Regierung gerichtet war, begann Guevaras politische Orientierung: Er entwickelte eine tiefe

Abneigung gegenüber dem Imperialismus der Vereinigten Staaten.

Guevara ging nach Mexiko, wo er im Sommer des Jahres 1955 auf Fidel Castro traf. Dieser

konnte ihn für sein Projekt, die Kubanische Revolution, begeistern, da Guevara mittlerweile der

Meinung war, „...dass nur durch eine bewaffnete Revolution die wirkliche Freiheit

Lateinamerikas erreicht werden könnte“ (23). „Zu dieser Zeit erhielt er seinen Spitznamen

"Che", nach einer argentinischen Redensart, welche er häufig benutzte (Che = Kumpel!)“ (24).

4 Verlauf der kubanischen Revolution im Überblick

4.1 Beginn des bewaffneten Widerstandes

Fidel Castro hatte, kurz nachdem er im Mai des Jahres 1955 nach Mexiko gegangen war, damit

begonnen, mit Hilfe seines Bruders Raul Castro eine Truppe um sich zu versammeln, mit der er

Kuba erobern wollte. Bis zum Beginn ihrer Expedition wurden die späteren Guerilleros auf ihr

militärisches Vorhaben vorbereitet. Die „82 Mann starteten auf einem seeuntüchtigen Schiff,

völlig unzureichend ausgerüstet, am 25. November 1956 zur Landung auf Kuba“ (25). Ernesto

„Che“ Guevara begleitete die Mannschaft nicht nur als Soldat, sondern auch als Arzt, der sich

um seine verwundeten Kameraden kümmern sollte.

Die Ankunft in der Sierra Maestra, einem Gebirgszug im Südosten der Insel, am 02. Dezember

entwickelte sich zu einem Desaster: Die Revolutionäre wurden von einem Küstenschiff

entdeckt und von dem „...Heer der Diktatur...“ (26) verfolgt. Drei Tage später kam es zum

ersten Gefecht, einem Überraschungsangriff der Armee Batistas auf die noch unerfahrenen

Guerilleros. Die meisten fanden den Tod, Guevara wurde verletzt, viele Vorräte und Waffen

gingen verloren und der Rest der Truppe wurde voneinander getrennt.

Wenige Tage später hatten sich die ca. 20 noch lebenden Rebellen jedoch wieder

zusammengefunden. Am 16. Januar des Jahres 1957 starteten sie ihren ersten erfolgreichen

Angriff auf eine kleine Kaserne, bei dem Waffen, „...etwa tausend Schuß Munition [...] und

einige Nahrungsmittel erbeutet...“ (27) wurden. Die Guerilleros hatten den Grundstein für

weitere Operationen gelegt.

4.2 Etablierung der Guerilleros

Vorerst bestand die Taktik der von Fidel Castro angeführten Rebellen darin, kleinere Gefechte

durchzuführen, um die Moral der Guerilleros zu verbessern und ihre Vorräte aufzustocken. Im

Laufe der Zeit stießen dabei mehr und mehr Männer zu der Truppe hinzu, welche in das harte

Leben der Wildnis und des Kampfes von den Veteranen eingeführt werden mussten. Erst Ende

Mai des Jahres 1957 fand der nächste größere Angriff der Rebellen statt, bei dem knapp 80

9

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Guerilleros eine Kaserne einnahmen, die von ungefähr 50 Soldaten verteidigt wurde. Von nun

an, da die Truppe kampferprobt und durch ihren Sieg hoch motiviert war, begann sie, verstärkt

Operationen durchzuführen. Hierbei wurde sie oftmals von der ländlichen Bevölkerung der

Region unterstützt, fand Unterschlupf, Nahrung und Informationen, was auch damit

zusammenhängen mag, dass sie der Bevölkerung „...die Besitztitel über das okkupierte Land

garantierte [...sowie] Gesundheitsversorgung und Alphabetisierung...“ (28) betrieb. Zudem

wurde das „...Vieh, vor allem Rinder, der großen Besitzer [...] „befreit“ und an arme Bauern

verteilt“ (29).

Im Sommer des Jahres 1957 war die Sierra Maestra erobert, die Regierungstruppen wagten es

kaum noch, das Gebirge zu betreten, „...es existierte ein wirklich befreites Territorium“ (30).

Im Verlaufe der nächsten Monate wurden die Rebellen auf mehrere Kolonnen verteilt, um ihr

Aktionsgebiet erweitern zu können. Dies wurde möglich, da die Guerilleros dank ihrer

Popularität ständig Zuwachs erhielten. Nun wurden auch Überfälle auf die der Sierra Maestra

nahe gelegenen Kasernen durchgeführt. Mittlerweile tobte der Kampf gegen Batista auch in den

Städten, vor allem in Havanna und Santiago de Cuba. Er wurde durch Gruppierungen

durchgeführt, die weder Fidel Castro noch einem seiner „Untergebenen“ unterstellt waren, sie

operierten separat. Die Eroberung einer Stadt erreichten sie jedoch nicht.

Um die Jahreswende 1957/1958 hatten die militärischen Auseinandersetzungen der Rebellen

nachgelassen, da die kubanische Armee sich zwar nicht wagte, die Guerilleros in dem von

ihnen gesicherten und bekannten Territorium, der Sierra Maestra, anzugreifen, diese ihrerseits

jedoch noch zu schwach waren, den mittlerweile von Batista gelegten Verteidigungsgürtel um

das Gebirge herum zu durchbrechen. Im Mai des Jahres 1958 begannen die Regierungstruppen

eine Offensive gegen die Rebellen, da man sich von der geschwächten Moral des Feindes,

welche aus einem gescheiterten Generalstreik in der Sierra Maestra im April resultierte,

erhoffte, diesen besiegen zu können. Die Guerilleros zogen sich „...etwas weiter ins Hinterland

zurück“ (31) und befestigten ihre Verteidigungslinie. Der misslungene Generalstreik hatte

jedoch für Fidel Castro auch sein Gutes: Auf einer Versammlung am 03. Mai, kurz vor dem

Angriff der Armee Batistas, ernannten ihn die bisherigen Führer der Widerstandsbewegungen

der Städte „...zum Oberbefehlshaber aller Streitkräfte [...] und zum Generalsekretär der

Bewegung“ (32), da sie nach ihrem Scheitern seine revolutionären Maßnahmen als die

erfolgreichsten anerkannten.

Am 25. Mai 1958 begann nun also die Offensive, die die letzte des Regimes sein sollte: 10.000

Soldaten, ausgerüstet mit „...Granatwerfern, Panzern und Flugzeugen...“ (33) attackierten eine

kleine Schar von kampferprobten Guerilleros, die mit gerade einmal 200 funktionierenden

Gewehren bestückt waren. Über zwei Monate dauerten die Kämpfe an, zwei Monate, in denen

das Heer „...mehr als 1000 Mann [...und] 600 Waffen [...verlor, sowie] 450 Gefangene...“ (34)

10

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zu beklagen hatte. Am Ende zogen sich die Regierungstruppen zurück, die Zeit für einen

Gegenschlag war gekommen.

4.3 Entscheidung durch die Schlacht um Santa Clara

Zunächst sollten drei wichtige Ziele in Angriff genommen werden:

1. Santiago de Cuba, eine der größten Städte Kubas, die östlich der Sierra Maestra gelegen ist,

2. die Provinz Pinar del Rio, die im westlichsten Teil des Landes zu finden ist

3. und die Provinz Las Villas, die zentral gelegen ist und von Ernesto „Che“ Guevara erobert

werden sollte.

Die Hauptstadt des zuletzt genannten Zieles, Santa Clara, besaß „...strategische,

kriegsentscheidende Bedeutung, weil die Kontrolle über sie die Kontrolle über West- und

Ostkuba sicherte und den Ausgangspunkt für den Angriff auf Havanna bildete“ (35). Am 31.

August begann Guevaras Expedition, welche sehr mühselig war, da sie ohne motorisierte

Fahrzeuge, lediglich zu Fuß oder per Pferd bestritten wurde, wobei Unmengen an Gewicht

(Waffen, Munition, Verpflegung) mitgeschleppt wurden. Die Bevölkerung in der hiesigen

Region sympathisierte mit den Rebellen, welche inzwischen in den ausländischen Medien als

„...jung, verrückt, todesmutig, unkonventionell, ideologisch ungebunden und ungeheuer

romantisch...“ (36) angesehen wurden. So mussten die Guerilleros auch hier nicht auf die

„...ermutigende Hilfe der Bauern...“ (37) verzichten. Nach einer zermürbenden Reise mit vielen

Feindkontakten, wenig Rast, kaum zu Essen und zu Trinken und kaputtem Schuhwerk erreichte

Guevaras Kolonne am 16. Oktober Las Villas. Mit Hilfe einer anderen Kolonne, die Camilo

Cienfuegos unterstellt war, schnitt sie die im Osten der Insel stationierten Truppen des Feindes

vom Westen und damit vom Nachschub ab, indem sie Schienen zerstörte und Landstraßen

abriegelte. Nachdem dies geschehen war, begann man am 29. Dezember 1958 den Angriff auf

Santa Clara. „Die Garnison bestand aus 3500 Mann. Che Guevara [...] befehligte etwa 340

Mann. Die Armee verfügte über Panzer, Flugzeuge und einen Panzerzug [..., die Guerilleros

lediglich über Gewehre und „...eine Bazooka ohne die dazugehörigen Granaten...“ (39)]. Als

die Soldaten sich nach massiven Angriffen [...] in den Zug zurückzogen und aus der Kampfzone

flüchten wollten...“ (38) kamen sie nicht weit, da die Schienen vorsorglich entfernt worden

waren. Das Fahrzeug, mitsamt seinen schweren Waffen und unzähliger Munition geriet in die

Hände der Rebellen. „Der Kampf war noch nicht zu Ende, aber mit dem Panzerzug fiel

symbolisch auch Batista“ (40). Der Diktator floh am 01. Januar 1959 ins Exil, die siegreichen

Guerilleros zogen in Havanna ein, die Revolution war geglückt.

5 Gesellschaftliche Verhältnisse nach der Revolution

11

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5.1 Übernahme der Macht durch Castro

Anfang des Jahres 1959 standen die siegreichen Revolutionäre um Fidel Castro, der nun, da

Batista gestürzt war, durch eine Versammlung am 03. Mai 1958 (siehe 4.2), „...den zivilen und

militärischen Oberbefehl...“ (41) über Kuba hatte, vor der Frage, wie es mit ihrem Land weiter

gehen sollte. Klar war zu diesem Zeitpunkt nur, dass etwas gegen die sozialen

Ungerechtigkeiten auf der Insel getan werden musste. Die Meinungen gingen jedoch

auseinander, in welcher Weise dies geschehen sollte. Die Gemäßigten forderten „...eine

Rückkehr zur [demokratischen] Verfassung von 1940“ (42), die Radikalen, unter ihnen Ernesto

„Che“ Guevara und Raul Castro, setzten auf den Sozialismus, weil nur dieser die nötige Stärke

besäße, sich auf Dauer gegen den Imperialismus der USA zu behaupten. Guevara fürchtete

wohl deren Eingreifen in die Kubanische Revolution, weil er bereits gesehen hatte, wie die

Vereinigten Staaten auf ein Missachten ihrer wirtschaftlichen Interessen in Mittelamerika

reagierten (siehe 3.3). Diese Außerachtlassung sah er jedoch als unvermeidlich an, da US-

amerikanische Unternehmen immer noch große Mengen des fruchtbaren Bodens besaßen, der,

Guevaras Meinung nach, an arme und landlose Bauern verteilt werden sollte, wie es in der

Sierra Maestra bereits geschehen war (siehe 4.2). Fidel Castro selbst vertrat zu diesem

Zeitpunkt, zumindest offiziell, nicht diese radikale Ansicht. Er definierte die geglückte

Revolution als „...weder kapitalistisch noch kommunistisch. Denn der Kapitalismus gibt den

Menschen preis, der Kommunismus mit seinen totalitären Vorstellungen opfert seine Rechte“

(43).

Es wurde zunächst eine Übergangsregierung gebildet, in der die Guerilleros nicht vertreten

waren. Diese erließ im Februar eine neue Verfassung „...die die Macht bei der Exekutive

konzentrierte...“ (44) und somit die Demokratie einschränkte. Die neue Regierung ließ

Massenerschießungen politischer Gegner anordnen, was zu einer ersten massiven

Auswanderungswelle führte.

Mittlerweile meinte Fidel Castro erkannt zu haben, dass sein Ziel, den Lebensstandard, vor

allem den der unteren Schichten der Bevölkerung, anzuheben „...unter einer parlamentarischen

Demokratie und unter den existierenden Wirtschaftsstrukturen nicht zu verwirklichen...“ (45)

sei. Im Februar des Jahres 1959 trat er als Ministerpräsident in die bestehende Regierung ein.

Einer seiner ersten Schritte als Politiker war die Durchführung einer von den Radikalen

herbeigesehnten Agrarreform, die den Grundbesitz beschränkte und somit der verarmten

Bauernschaft die Möglichkeit bot, sich eine gesicherte Existenz aufzubauen, da das Land, das

den großen Plantagenbesitzern und den amerikanischen Konzernen enteignet wurde, nun ihnen

zur Verfügung stand. Diese Maßnahme zog er als logische Schlussfolgerung aus seiner

Verteidigungsrede, die er nach dem gescheiterten Angriff auf die Moncada-Kaserne im Jahre

1953 (siehe 3.3) formuliert hatte. In dieser hatte er u.a. festgestellt, dass es auf Kuba eine halbe

Millionen Saisonarbeiter gab, die knapp zehn Prozent der damaligen Bevölkerung ausmachten

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und außerhalb der Erntezeit ein Leben am Existenzminimum führen mussten, da sie kein oder

nur sehr wenig Land besaßen (46).

Da Castro die Agrarreform verwirklichen konnte, obwohl die anderen damals amtierenden

Regierungsmitglieder, die der Mittelschicht der Bourgeoisie angehörten, sich gegen eine solche

aussprachen, kann man sagen, dass der Revolutionsführer schon von Anfang des Jahres 1959 an

die Macht eines Alleinherrschers auf der Insel inne hatte.

5.2 Verstaatlichung der Betriebe

Im Sommer des Jahres 1959 wurden die bisherigen Regierungsmitglieder, außer Fidel Castro,

von Führern der ehemaligen Guerilleros ersetzt. So wurde Ernesto „Che“ Guevara zum

Industrieminister, später auch zum Chef der Staatsbank ernannt. Die politische Macht des

Landes konzentrierte sich auf seine radikalen Kräfte.

Im Jahre 1960 begann die Verstaatlichung der Betriebe in der Landwirtschaft und der Industrie,

von der auch „...36 große US-Unternehmen [...] betroffen“ (47) waren. Hieraus resultierte, dass

die Vereinigten Staaten, zu diesem Zeitpunkt noch Hauptabnehmer des für die kubanische

Wirtschaft so wichtigen Zuckers (siehe 3.2), besagten Rohstoff nur noch in wesentlich

geringeren Mengen von dem Inselstaat abkauften, um diesem zu demonstrieren, welche

Konsequenzen ein Handeln gegen die Ansichten des US-Imperiums mit sich bringt. Die

UdSSR, die bereits im Februar des Jahres 1960 ein Handelsabkommen mit Kuba getroffen

hatte, wurde für das kleine Land immer wichtiger und ermöglichte ihm, zur Not auf die

Vereinigten Staaten als Abnehmer der Exporte zu verzichten. Andernfalls hätte Fidel Castro es

wohl auch kaum gewagt, sich auf einen Konflikt mit den USA einzulassen. Als diese merkten,

dass die Kubanische Revolution mehr und mehr einen sozialistischen Charakter annahm und

mit dem neuen Erzfeind, der UdSSR, immer engere Kontakte knüpfte, nahmen sie der

Karibikinsel überhaupt keinen Zucker mehr ab. Castro reagierte auf das Embargo mit der

Quasieinführung der Planwirtschaft und zwar mit der Verstaatlichung der übriggebliebenen

Zuckergesellschaften, bisher unabhängiger Banken und aller „Betriebe mit mehr als 25

Beschäftigten...“ (48). Die USA brachen daraufhin ihre diplomatischen Beziehungen zu Kuba

am Anfang des Jahres 1961 vollends ab.

5.3 Einführung des Sozialismus

Am 16. April 1961 erklärte der Ministerpräsident Kubas, Fidel Castro, dass die Revolution eine

sozialistische geworden sei. Obwohl die Kampfhandlungen schon seit über zwei Jahren beendet

waren, bezeichnete er, und bezeichnet er heute noch, Kuba als in einer Revolution befindlich,

weil hier der Begriff von Revolution anders definiert wird, als das z.B. in Europa der Fall ist.

Sie endet nicht mit der Beseitigung der alten Machthaber und der Einsetzung einer neuen

Regierung, sondern hat solange Bestand, wie der Prozess „...der Umgestaltung,

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Unabhängigkeit, Gerechtigkeit und Würde...“ (49) andauert, den Fidel Castro auch heute noch

für nicht abgeschlossen hält.

Ernesto „Che“ Guevara behauptete, Fidel Castro wäre vor der Revolution kein Kommunist

gewesen (50). Es stellt sich also die Frage, warum die sozialistische Revolution ausgerufen

wurde. Im Folgenden werden drei verschiedene Antworten dargestellt:

Eine Möglichkeit ist, dass Guevara sich geirrt hatte, dann müsste man herausfinden, weshalb

der Ministerpräsident erst zwei Jahre nach seinem Amtsantritt die Karten offen auf den Tisch

legte. Fest steht, dass ihn die USA und die kubanische Bourgeoisie anfangs unterstützten, weil

sie aus seiner Verteidigungsrede, die er nach dem gescheiterten Angriff auf die Moncada-

Kaserne im Jahre 1953 (siehe 3.3) formuliert hatte, schlossen, dass er einen „...humanistischen

und sozialdemokratischen Charakter...“ (51) besäße. Es wäre also möglich, dass er durch

Zurückhalten seiner wahren politischen Einstellung diese Gruppen täuschen wollte, um sie,

zumindest temporär, auf seine Seite zu ziehen.

Eine zweite Möglichkeit besteht darin, dass Castro seine Meinung geändert hatte und

mittlerweile den Sozialismus als die ideologisch am besten zu vertretende Staatsform ansah.

Vielleicht hatten ihn die Kontakte mit der UdSSR zu diesem Schluss gebracht, vielleicht meinte

er erkannt zu haben, dass der Kapitalismus, mit welchem er sich durch die USA konfrontiert

sah, immer nur vorteilsorientiert und somit ethisch falsch handle, als er miterleben musste, wie

die Vereinigten Staaten, nach seinen Verstaatlichungsmaßnahmen, Kuba weniger Zucker als

zuvor abnahmen (siehe 5.2).

Eine dritte Möglichkeit ist, dass die sozialistische Revolution nicht aus ideologischen, sondern

aus praktischen Gründen ausgerufen wurde. Kuba hatte mit seinen Enteignungs- und

Verstaatlichungsmaßnahmen den Argwohn der USA auf sich gezogen (siehe 5.2). Diese ließen

es sich jedoch häufig nicht gefallen, dass eine Revolution auf dem südamerikanischen

Kontinent ihren Interessen entgegenwirkte (siehe z.B. 3.3): Oftmals kam es zu dem Initiieren

bzw. zu der Unterstützung einer Gegenrevolution. Mit der Erklärung der sozialistischen

Gesinnung des Landes brachte Kuba die UdSSR in Zugzwang, soll heißen, die Sowjetunion

musste Kuba gegen eventuelle Aggressionen von außen bewahren oder würde einen Teil seiner

Glaubwürdigkeit, Verteidiger aller sozialistischer Länder zu sein, einbüßen.

Wahrscheinlich ist an jedem der drei Punkte etwas Wahres dran und wahrscheinlich gibt es

noch wesentlich mehr Faktoren, die eine Rolle spielten. Die oben genannten Anworten sollen

lediglich einen Eindruck davon vermitteln, wie verschieden und vielfältig die Gründe für

Castros Erklärung gewesen sein könnten.

5.4 Soziale Veränderungen

Eine der ersten Maßnahmen, die entscheidende soziale Veränderungen mit sich brachte und

von der nachrevolutionären Regierung bzw. von Fidel Castro getroffen wurde, war die

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Agrarreform im Mai 1959. Sie legte fest, dass man höchstens 400 Hektar Land besitzen durfte.

Alles, was darüber hinaus ging, wurde an landlose Bauern verteilt, die etwa zehn Prozent der

damaligen Bevölkerung ausmachten. Diese lebten zuvor oftmals in erbärmlichen Verhältnissen,

da sie lediglich in der Erntezeit eine Beschäftigung bei den großen Plantagenbesitzern fanden

und die restliche Zeit des Jahres kein festes Einkommen bezogen (siehe 3.2). Durch die

Agrarreform verloren 100 Konzerne, viele davon aus den USA stammend, und 1.000 andere

Landeigentümer Teile ihres Besitzes (52). Trotz einer jährlichen Zuckerproduktion von sechs

Millionen Tonnen (53) gab es also gerade einmal etwas über 1.000 Enteignungen. Das ist

darauf zurückzuführen, dass der Großteil des fruchtbaren Bodens nur sehr Wenigen gehörte.

Manche nordamerikanischen Konzerne besaßen „...bis zu 200000 Hektar Land“ (54). Die

Agrarreform glich somit einen Teil der in Kuba vorherrschenden sozialen Ungleichheiten aus.

Eine weitere frühe Maßnahme war die Halbierung der Mieten. Fidel Castro sagte in einem

Interview aus dem Jahre 1965, dass vor dem Jahre 1959 etwa 200.000 Menschen in den Städten

Kubas 20 bis 33 Prozent ihres Einkommens für ihre Unterkunft aufbringen mussten, was dem

Revolutionsführer untragbar erschien. Im Jahre 1960 kam es zur Enteignung des städtischen

Häuserbesitzes und damit kombiniert zu einer Regelung, die vorsah, dass die Mieten, die von

einer Familie zu zahlen waren, höchstens zehn Prozent des Einkommens betragen durften (55).

Somit profitierte nicht nur die arme Land-, sondern auch die unteren und mittleren Schichten

der Stadtbevölkerung zunächst von der Revolution. Verlierer waren ausländische, meist

nordamerikanische, Konzerne, kubanische Großbauern sowie das besitzende Bürgertum.

Darüber hinaus wurde damit begonnen, bestehende Diskriminierungen gegen bestimmte

Bevölkerungsschichten zu bekämpfen. So wurden z.B. „...alle Strände und öffentlichen Plätze

[...] für die Allgemeinheit geöffnet...“ (56), die zuvor nur Privilegierten zugänglich waren. Den

Farbigen wurden von jetzt an die gleichen Rechte wie den weißen Kubanern zugesprochen.

Im Jahre 1961 kam es zu einer Alphabetisierungskampagne, „...durch die die Analphabetenrate

von 24% auf knapp 4%...“ (57) reduziert wurde. Das Bildungsniveau Kubas war bald das beste

Lateinamerikas (58). Zudem wurde Elektrizität und medizinische Versorgung von nun an auch

in Regionen zur Verfügung gestellt, in denen sich solche Investitionen zwar finanziell nicht

lohnten, wohl aber dazu dienten, den Lebensstandard der hier lebenden Menschen zu

verbessern.

Die folgenden Daten zeigen, inwiefern sich die Kluft zwischen Arm und Reich in Kuba im

Laufe der Jahre verkleinert hat. Der Grundstock hierfür wurde bereits unmittelbar nach der

Revolution mit Hilfe der oben beschriebenen Maßnahmen gelegt. „Der Anteil der 40% Ärmsten

Kubas am gesamten Volkseinkommen betrug 1953 6,5%, 1986 waren es 26%. Der Anteil der

10% Reichsten im Jahre 1953 lag bei 39%, 1986 bei 20%“ (59).

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Revolution der breiten Masse zu Gute kam, die bis

dahin oft von den wenigen reichen Kapitalisten ausgebeutet wurde. Kuba war unter Batista kein

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armes Land gewesen, es hatte eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen Lateinamerikas und

durch den Export von Zucker kam viel Geld auf die Insel (60). Jedoch konzentrierten sich diese

Mittel auf nur sehr wenige Reiche. Dadurch lässt sich auch erklären, dass nach der Agrarreform

im Mai 1959 ca. 90% des Volkes hinter der Revolution standen (61), eine Revolution, die sich

zum Ziel gesetzt hatte, soziale Missstände abzuschaffen.

6 Kuba im Ost-West-Konflikt

6.1 Invasion in der Schweinebucht

In der Nacht vom 16. auf den 17. April 1961, wenige Stunden nachdem Fidel Castro „seine“

Revolution in einer Rede als eine sozialistische bezeichnet hatte (siehe 5.3), kam es zu dem

Versuch einer Gegenrevolution. Etwa 1.500 Exilkubaner landeten in der „Bahia de Cochinos“,

der Schweinebucht. Ihr Ziel war es, die neue Regierung zu stürzen, wegen welcher sie in den

vergangenen zwei Jahren die Insel verlassen hatten und nach Miami ausgewandert waren, da

ihre Interessen ihrer Meinung nach auf Kuba nicht länger oder nicht mehr genügend vertreten

wurden. Es handelte sich um Menschen aus den oberen Schichten, die man z.T. enteignet hatte

(siehe z.B. 5.4).

An dieser Stelle muss gesagt werden, dass die Gegenrevolution keinesfalls eine Reaktion auf

die Bekanntmachung des sozialistischen Charakters Kubas war, sie wurde vielmehr schon

Monate zuvor geplant. Die Exilkubaner wurden von der CIA militärisch ausgerüstet und auf

ihre Mission, die Karibikinsel einzunehmen, in den USA ausgebildet (62). Dies geschah so

offensichtlich, dass es über die „...Existenz und [die] Absichten [...dieser Truppe] längst keine

Zweifel mehr [in der Öffentlichkeit] geben konnte“ (63).

Die neue Regierung in Havanna rechnete also schon seit längerem mit einer Invasion, wusste

jedoch nicht, wann und wo diese stattfinden sollte. Auf welche Art und Weise sie in Szene

gesetzt werden sollte, bekam vor allem die kubanische Luftwaffe bald zu spüren: Im

Morgengrauen des 15. April 1961 griffen nordamerikanische Bomber die Flughäfen der Insel

an. Die USA wollten mit der Aktion möglichst viele kubanische Kampfflieger zerstören, damit

diese bei der Landung der Invasionstruppen die Soldaten nicht mehr bzw. nur noch wesentlich

geringfügiger aus der Luft unter Beschuss nehmen konnten.

Am nächsten Tag, den 16. April 1961, folgte nun also Fidel Castros Rede, in welcher er die

Revolution als eine sozialistische bezeichnete. Das kubanische Volk, dessen Hass gegen die

imperialistischen USA durch deren Luftangriff verstärkt wurde, begrüßte diesen Schritt (64),

der die Einnahme einer klaren Position gegen die Vereinigten Staaten in dem sich anbahnenden

Ost-West-Konflikt bedeutete. „Unter dem Slogan „nicht alle vier Jahre, sondern jeden Tag

entscheiden sich die Kubaner für die Revolution“ wurden Wahlen ausgesetzt“ (65). Falls dies

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nicht bereits vorher geschehen war, so ging spätestens jetzt die Demokratie auf der Karibikinsel

verloren. Fidel Castro meinte später, er habe zwar schon vor dem Luftangriff geplant, den

Sozialismus auf Kuba einzuführen, dies sollte jedoch ursprünglich „...in einem vernünftigen

Zeitraum [, also nicht so früh, wie es geschehen ist], mit einer möglichst geringen Anzahl von

Schocks und Problemen...“ (66) von Statten gehen. Der Angriff der USA und der Exilkubaner

auf die Karibikinsel beschleunigte demnach Kubas politische Entwicklung in eine Richtung,

die die Aggressoren versucht hatten zu unterbinden.

Als die etwa 1.500 Exilkubaner in der Nacht vom 16. Auf den 17. April 1961 die Küste Kubas

erreichten, wurden sie von einer Armee empfangen, die ihre Insel mit „...großer

Entschlossenheit...“ (67) verteidigte, „...der von den USA erwartete Volksaufstand blieb aus“

(68), da die Bevölkerung hinter ihrer Regierung stand. Die Flotte der Gegenrevolutionäre, die

sie mit Nachschub versorgen sollte, wurde von den Überresten der kubanischen Luftwaffe

zerstört oder vertrieben. Erwähnenswert ist hierbei, dass von den zuvor durchgeführten

nordamerikanischen Bomberangriffen zwar nur acht Kampfflugzeuge verschont geblieben

waren, es aber sowieso nur sieben Piloten auf der Insel gab, die diese fliegen konnten (69).

Innerhalb von drei Tagen waren die Angreifer besiegt, die keinerlei weitere Unterstützung von

den USA erhielten, da diese offiziell nichts mit der Invasion zu tun haben wollten. Es wurden

mehr als 1.000 Gefangene gemacht, die später „...gegen die Lieferung von Lebensmitteln und

Medikamenten im Wert von über 50 Millionen Dollar [...] freigelassen“ (70) wurden. Der

missglückte Versuch einer Gegenrevolution auf Kuba stellte die erste große außenpolitische

Niederlage des neuen amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy dar, der dieses

Unternehmen gebilligt hatte.

6.2 Die Kuba-Krise

Im Oktober des Jahres 1962 stand die Welt, der das damals z.T. nicht einmal bewusst war,

unmittelbar vor einem atomaren Weltkrieg, der wahrscheinlich mehrere Millionen Menschen

das Leben gekostet hätte. Die brisanten Herbstwochen, die diese Periode kennzeichneten,

werden heute als „Kuba-Krise“ bezeichnet.

Nach der Invasion in der Schweinebucht im Jahre 1961 und mit der mit ihr verknüpften

endgültigen Verfeindung der kubanischen und der US-amerikanischen Regierung, weitete Kuba

seine Beziehungen zur anderen Supermacht, der UdSSR, weiter aus. Damaliger Regierungschef

im Kreml war Nikita Sergejewitsch Chruschtschow, der Nachfolger Stalins. Er erkannte nach

der Kubanischen Revolution schnell, dass es sich lohnen würde, diese kleine Insel auf seiner

Seite zu haben, eine Insel, deren Bevölkerung dem kapitalistischem Gegenspieler der

Sowjetunion, den Vereinigten Staaten von Amerika, nicht gerade freundlich gesonnen schien.

Bereits 1960 kam es zu einem Handelsabkommen zwischen Kuba und der UdSSR (siehe 5.2),

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welches dem Inselstaat Öl, die Abnahme großer Mengen von Zucker und einen Kredit über 100

Millionen US-Dollar einbrachte (71).

Währenddessen forderten immer mehr Politiker in den Vereinigten Staaten nach der

missglückten Invasion in der Schweinebucht, man solle gewaltsam gegen das sich entwickelnde

Regime von Fidel Castro vorgehen, bevor dieses eine zu große Unterstützung durch die

Sowjetunion erlangen würde, um die Insel relativ problemlos, militärisch und politisch gesehen,

„zurückerobern“ zu können. Auf Kuba wusste man von diesen Stimmen aus den USA und

musste sich folglich von den Nordamerikanern bedroht fühlen. Im Landesinneren der Insel

fanden bereits Sabotageakte statt, die von der CIA finanziert wurden. Als dann im April des

Jahres 1962 US-amerikanische Truppen die Landung an einer Küste, nämlich an der North

Carolinas, übten, stand es für Castro und Chruschtschow fest, dass eine weitere Invasion Kubas

von den Vereinigten Staaten geplant war. Der Chef im Kreml beschloss hierauf, Nuklearraketen

auf die Karibikinsel zu schiffen. Diese sollten als ultimative Verteidigungswaffen dienen.

Castro stimmte dem Unternehmen zu, hätte es jedoch bevorzugt, wenn die UdSSR anstelle der

Lieferung der Atomraketen bekannt gegeben hätte, dass ein Angriff auf Kuba einen

sowjetischen Gegenschlag zur Folge gehabt haben würde. Er fürchtete, das Ansehen der

Kubanischen Revolution könnte durch die Stationierung von Massenvernichtungswaffen auf

der Insel vor allem in den Dritte-Welt-Ländern leiden (72).

Im Sommer des Jahres 1962 begann die „Operation Anadyr“: Sowjetische Truppen,

Luftabwehrraketen, Kampfflugzeuge und atomare Waffen wurden über den Seeweg nach Kuba

gebracht. Die Schiffe waren dabei so gut getarnt, dass zunächst niemand Verdacht schöpfte.

Insgesamt wurden so in einem Zeitraum von nur zwei Monaten 250 Überfahrten abgewickelt.

Allein in einem Schiff, der Indigirka, befanden sich Nuklearsprengköpfe, deren Sprengkraft der

von „...45500 Kilotonnen TNT [entsprach] – das war mehr als das Zwanzigfache dessen, was

alliierte Bomber im Zweiten Weltkrieg über Deutschland abwarfen“ (73).

Am 14. Oktober 1962 schoss ein US-amerikanisches Aufklärungsflugzeug Fotos von der

Karibikinsel, auf denen Mittelstreckenraketen zu sehen waren, die eine Reichweite von 2.000

Kilometern besaßen und normalerweise mit nuklearen Sprengköpfen ausgestattet wurden. 2.000

Kilometer bedeuteten, dass z.B. Washington im Aktionsradius der atomaren Waffen lag. Die

Fotos waren einen Tag später ausgewertet, bis die Hiobsbotschaft den amerikanischen

Präsidenten John F. Kennedy erreichte, verstrich ein weiterer. Als ihm die Bedrohung

verständlich gemacht wurde, informierte er jedoch nicht die Öffentlichkeit, um der UdSSR

vorzutäuschen, immer noch nichts von den Raketen zu wissen, insgeheim aber damit zu

beginnen, Maßnahmen zur Abwendung der Gefahr zu treffen. Zu diesem Zweck wurde nur eine

Handvoll Menschen eingeweiht, die sich zu einem Gremium zusammensetzten, das sie als

ExComm (Executive Committee of the National Security Council) bezeichneten. Mit diesem

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Tag, dem 16. Oktober 1962, begann die Kuba-Krise, welche bis zum 28. Oktober andauern

sollte.

In den nächsten vier Tagen war das ExComm damit beschäftigt, darüber zu diskutieren, wie

gegen die Bedrohung vorgegangen werden sollte. Zunächst war eine Mehrheit für einen

Luftangriff auf die Raketen und andere militärische Ziele auf Kuba. Mit der Zeit änderte das

Gremium jedoch seine Meinung: Am 20. Oktober, nach einer Abstimmung der Mitglieder des

ExComm, wurde beschlossen, eine Seeblockade durchzuführen. Zu diesem Entschluss war man

gekommen, da man sich von ihm versprach, auch weiterhin die Möglichkeit eines Luftangriffes

und einer denkbaren Invasion Kubas zu besitzen, jedoch den Feind nicht so stark provozieren

zu müssen, dass er sogleich mit einem atomaren Erstschlag antworten würde. Zudem wollte

man auf diese Art und Weise Spielraum für diplomatische Lösungen schaffen.

Am Abend des 22. Oktober 1962 trat John F. Kennedy an die Weltöffentlichkeit, um ihr die

Situation zu schildern und ihr die weiteren Schritte der USA zu offenbaren. Das kubanische

Volk versuchte er davon zu überzeugen, dass es unfrei wäre und daher seinen Führer stürzen

müsse. „Vielen [Kubanern] mag Kennedy dabei aus der Seele gesprochen haben, aber der

Mehrheit bei weitem nicht. Eher schien es, dass die Menschen aufgrund der Bedrohung von

aussen zusammenrückten“ (74).

Die Blockade begann einen Tag darauf, am 23. Oktober 1962. Chruschtschow reagierte, indem

er einigen sowjetischen Schiffen, die Kurs auf Kuba genommen hatten, die Umkehr befahl,

aber andere weiter fahren ließ, um Teile auf die Karibikinsel zu schaffen, die für den Aufbau

von atomaren Langstreckenraketen mit einer Reichweite von knapp 4000 Kilometern gebraucht

wurden. Er erhoffte sich von dem zurückhaltenden Verhalten der US-Regierung, Zeit zu

gewinnen, die benötigt wurde, um Kuba verteidigungs- und eventuell angriffsfähig zu machen.

Am 25. Oktober trafen die ersten Sowjetschiffe an dem Blockadering der nordamerikanischen

Marine an. Man ließ an diesem Tag alle Schiffe passieren, da es sich, zumindest offiziell, nicht

um solche handelte, die Waffen transportierten. Teile der Weltöffentlichkeit schlugen derweil

der Regierung der Vereinigten Staaten vor, der UdSSR das Angebot zu bereiten, die US-

amerikanischen Nuklearraketen, die in der Türkei stationiert waren, abzuziehen, sobald dies mit

den Atomwaffen auf Kuba geschähe. Zwei Tage später, am 27. Oktober 1962, kam es dann

genau zu diesem Vorschlag, jedoch nicht von der US-, sondern von der Sowjetregierung. Als

diese Botschaft das ExComm erreichte, kam „Tumult [...] im Sitzungsraum“ (75) auf. Das

Angebot konnte kaum angenommen werden, wenn die Vereinigten Staaten in der Öffentlichkeit

nicht als Verlierer dastehen wollten. Andererseits musste darauf eingegangen werden, da es fair

erschien und seine Missachtung bedeutet hätte, dass die USA für die Fortsetzung des Konflikts

hätten verantwortlich gemacht werden können.

Unabhängig davon geschah am gleichen Tag etwas, das die Situation fast zur Eskalation

gebracht hätte: Ein nordamerikanisches Aufklärungsflugzeug wurde im kubanischen Luftraum

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abgeschossen. Was folgte waren immer lauter werdende Stimmen in den Vereinigten Staaten,

die einen Vergeltungsschlag bis hin zu einer Invasion Kubas forderten. Das Leben von

Millionen von Menschen hing zu diesem Zeitpunkt an einem seidenen Faden.

Am Abend des 27. Oktober 1962 trafen sich Robert Kennedy, der Bruder des Präsidenten, und

der Sowjetbotschafter Anatolij Dobrynin. „Beiden stand wohl das wichtigste Gespräch ihres

Lebens bevor und das entscheidende für die Krise“ (76). Das Ergebnis war, dass

Chruschtschow am nächsten Tag verkünden ließ, dass er die Atomwaffen seines Landes, die

auf Kuba installiert waren, zurückholen ließe. Dafür hatte sich die US-amerikanische

Regierung dazu verpflichtet, die Karibikinsel unter keinen Umständen anzugreifen und die

Nuklearraketen, die in der Türkei stationiert waren, im Laufe der nächsten Monate zu

demontieren. Es wurde jedoch vom Kreml verlangt, dieses Anzeichen von Schwäche nicht an

die Öffentlichkeit zu tragen, woran sich dieser auch hielt. Die vielleicht größte Bedrohung für

die Menschheit in der Geschichte wurde erfolgreich abgewandt, der Dritte Weltkrieg

verhindert.

Wer bei den Verhandlungen übergangen wurde, war Fidel Castro. Der „...war verbittert und

schäumte“ (77). Kein Wunder: Noch am Morgen des 27. Oktober hatte er dem sowjetischen

Staatschef eine Botschaft zukommen lassen, in der er die Vorbereitungen für einen atomaren

Erstschlag forderte und bekannt gab, dass das kubanische Volk dazu bereit sei, für die

Verwirklichung der sozialistischen Weltrevolution mit seinem Leben einzustehen. Als Antwort

erhielt er den Abbau der Startrampen für die Nuklearraketen auf „seiner“ Insel nur ungefähr 24

Stunden später. Nicht nur, dass das genau das Gegenteil von dem war, was er sich vorgestellt

hatte, er fühlte sich zudem von der UdSSR im Stich gelassen, die versprochen hatte, Kuba mit

eben diesen Waffen vor den USA zu schützen.

7 Kuba heute

Nach all dem, was man in dieser Jahresarbeit über die Vergangenheit Kubas erfahren hat, stellt

sich die Frage, wie es auf der Insel heute aussieht, was aus dem sozialistischen Traum von einst

geworden ist. Fest steht, dass Fidel Castro mit seinen 76 Jahren immer noch Staatschef auf der

Insel ist. Fest steht auch, dass es die Supermacht UdSSR mittlerweile nicht mehr gibt, die für

Kuba stets einen starken Verbündeten und wichtigen Handelspartner darstellte.

Nach der Kubanischen Revolution 1956-1959 hatte die Regierung zunächst versucht, neue

Industriezweige zu erschließen und bestehende auszuweiten. Sie hatte sich das Ziel gesetzt,

langfristig nicht mehr abhängig von dem Zuckerexport und damit verbunden von der

Sowjetunion zu sein. Deshalb sollte auch der Import von Waren, vor allem der von

Nahrungsmitteln, durch Eigenproduktion minimiert werden. Alle diese Ideen konnten bis heute

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nur teilweise verwirklicht werden. Zu abhängig schien man damals und bis hin zur Auflösung

der UdSSR vom Zuckersektor, zu sehr hätte dieser vernachlässigt werden müssen, wollte man

auf eine unabhängige Wirtschaft hinarbeiten. Als das dennoch in den ersten Jahren nach 1959

versucht wurde, kam es zu einem Außenhandelsdefizit, dass heißt, es wurde mehr Geld für

Importe ausgegeben, als durch Exporte gewonnen wurde. Dem war so, weil die

Zuckerproduktion bis 1963 um 40% sank, es Kuba jedoch nicht gelang, seine Importausgaben

zu verringern (78). Bis heute leidet die Karibikinsel unter dem besagten Außenhandelsdefizit.

Mit wenigen Ausnahmen konzentrierte man sich von nun an bis zum Beginn der 1990er Jahre

wieder auf die Zuckerproduktion, wobei die Sowjetunion der Hauptabnehmer des Rohstoffes

war. Auch politisch orientierte man sich mehr und mehr am osteuropäischen Sozialismus, z.B.

etablierte sich „...die Kommunistische Partei Kubas (PCC) [...als] zentrale politische Kraft...“

(79). Das nachrevolutionäre kubanische System verlor zunehmend an Individualität.

Dann kam die Wende und mit ihr „...wurde [der Karibikinsel] im Grunde über Nacht das

ökonomische Fundament weggerissen“ (80). Die Sowjetunion verschwand von der Landkarte,

Kuba verlor seinen wichtigsten Handelspartner und Geldgeber und fand keine neuen. Die

Inlandsproduktion sank rapide ab, da kaum noch Mittel vorhanden waren, um für die Wirtschaft

und die Infrastruktur wichtige Güter, wie z.B. Benzin, importieren zu können. Eine für die

Weltöffentlichkeit positive Folge der Krise war das langsame Öffnen Kubas nach innen und

nach außen, das sich in Zügen von Marktwirtschaft und in der Förderung der Tourismusbranche

widerspiegelte.

Seit dem Jahre 1993 ist „...der Dollar [auf der Karibikinsel] als offizielles Zahlungsmittel

zugelassen...“ (81). Hieraus resultierte zum Einen die Einschränkung des Schwarzhandels mit

eben dieser Währung, zum Anderen eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, die auch heute noch

besteht: Kubaner mit reichen Verwandten im Ausland oder mit Berufen, die etwas mit dem

Fremdenverkehr zu tun haben (z.B. Hotelpagen, Kellner oder Taxifahrer), gelangen rasch an

amerikanische Dollar, mit denen sie sich Waren kaufen können, die Anderen verwehrt bleiben.

„Der Tourismus [...] und die Dollarwelt haben zu [...] Prostitution, Bettelei, Betrug und

Korruption...“ (82) geführt.

Weiterhin entscheidend für die Situation auf der Insel war und ist, dass die USA nach der

Auflösung der Sowjetunion ihre Blockadestrategie gegenüber Kuba nicht nur fortsetzten,

sondern auch noch verschärften. So wurde z.B. ein Gesetz beschlossen, welches festlegte, dass

nicht mehr nur nordamerikanische Firmen keine Handelsbeziehungen zu der Insel haben

durften, es wurde zudem untersagt, dass deren ausländische Tochterunternehmen

wirtschaftliche Kontakte zu Kuba pflegten bzw. pflegen.

Am Anfang der 1990er Jahre sah es danach aus, als würde der Karibiksozialismus

zusammenbrechen, als hätten die Exilkubaner Recht behalten, die ein baldiges Ende des

Regimes hervorgesagt hatten. Zwischen 1990 und 1993 sank das Bruttoinlandsprodukt

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Jahresberichten der kubanischen Nationalbank zufolge um 40,1%. Die Lebensmittelversorgung

konnte kaum noch gewährleistet werden, da kein mehr Geld da war, um Nahrungsmittel

importieren zu können. Doch wie wir heute wissen, setzte sich das Regime durch. Die

schlechten Jahre unmittelbar nach der Wende konnten überwunden werden, dass

Bruttoinlandsprodukt steigt seit dem Jahre 1994 dank oben beschriebenen Maßnahmen wieder

beständig an (83), die Grundversorgung der gesamten Bevölkerung wurde durch eine „...rigide

Rationierung aller Lebensmittel...“ (84) gewährleistet. Zu Protesten in der Bevölkerung kam es

kaum, zum Einen, da potenzielle Oppositionelle verfolgt und hart bestraft wurden und immer

noch werden, zum Anderen aber auch, da Fidel Castro es bis heute mit Hilfe seiner

charismatischen Art geschafft hat, das kubanische Volk zusammenzuhalten und mit

Nationalstolz zu erfüllen.

8 Schlussbetrachtung

Es freut mich behaupten zu können, dass ich trotz all der langen Nächte, die ich an dieser

Arbeit gesessen habe, Spaß an ihr hatte und viel dazu gelernt habe. So kam es nicht selten vor,

dass ich in ein Buch vertieft vor dem Rechner saß und erst nach drei Uhr schlafen ging und das

mitten unter der Woche (an dieser Stelle möchte ich mich bei den Lehrkräften entschuldigen,

bei denen ich in letzter Zeit zu Spät zum Unterricht erschienen bin).

Was mich faszinierte war z.B. der Revolutionsverlauf, da es so wenige Guerilleros schafften,

eine ganze Armee zu besiegen, auch wenn es zu weniger und zu kleineren Gefechten kam, als

ich im Vorfeld angenommen hatte. Auch wenn ich im Allgemeinen nicht viel von kriegerischen

Auseinandersetzungen halte, so muss ich doch sagen, dass ich die Kubanische Revolution

1956-1959 für einen richtigen Entschluss und legitimen Umsturz halte, da sie von einer großen

Mehrheit des Volkes, welches bis dahin z.T. unter erbärmlichen Verhältnissen leben musste,

befürwortet wurde. Ihre Führer waren voller Ideologie, entschlossen, Kuba zu einem starken,

unabhängigen und vor allem sozial gerechten Staat umzuformen. Vielleicht wäre dies auch

gelungen, wenn die US-amerikanische Regierung über ihre finanziellen Einbußen auf der Insel

durch die Landreform vom Mai des Jahres 1959 hinwegsehen hätte können. So aber erfolgte,

auch durch Misserfolge der kubanischen Wirtschaft bedingt, langsam aber sicher eine

Anlehnung an die Sowjetunion, die mit den Jahren in einer totalen Abhängigkeit ausartete, was

sich spätestens nach der Wende zeigte, welche fast das Ende des kubanischen Systems bedeutet

hätte.

Heute steht das Volk der Karibikinsel nach wie vor, wenn auch nicht mehr ganz so eisern,

hinter seinem Führer, hinter Fidel Castro. Das mag für viele sehr seltsam sein, da er seine

ursprünglichen politischen Ziele doch größtenteils verfehlt zu haben scheint. Vielleicht kann

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man das Phänomen dadurch erklären, dass Fidel Castro einst und im gewissen Maße immer

noch dem ewigen Feind, den USA, die Stirn geboten hat. Verbunden damit liegt es meiner

Meinung nach hauptsächlich daran, dass es den unteren Schichten nicht nur materiell immer

noch besser geht als vor der Revolution, sondern auch deshalb, weil das gesamte kubanische

Volk mittlerweile mit einem Nationalstolz erfüllt ist, den es so bis zur Mitte des letzten

Jahrhunderts nicht kannte: Es lebt nunmehr seit fast 50 Jahren in einem Land, das von außen

nur zu oft bedroht wurde, das häufig, und heute mehr denn je, fast ganz auf sich allein gestellt

war bzw. ist und für das einst ideologische junge Männer mit ihrem Leben eingestanden haben,

um das seine zu verbessern. Ich denke, das sind Gründe, die es verständlich machen, dass man

hinter einem alternden Regime steht.

Hasta La Victoria Siempre

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Erklärung Ich versichere hiermit, dass ich diese Facharbeit selbstständig verfasst, keine anderen als die

angegebenen Hilfsmittel verwendet habe und dass sämtliche Stellen, die benutzten Werken im

Wortlaut oder dem Sinne nach entnommen worden sind, mit Quellenangaben kenntlich gemacht

wurden. Diese Versicherung gilt auch für Zeichnungen, Skizzen und bildliche Darstellungen.

Hessisch Lichtenau, den 03.05.2004

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9 Quellenverzeichnis (1) Zeuske, Michael: Kleine Geschichte Kubas, München 2000, S. 158 (2) a.a.O., S. 162 (3) a.a.O., S. 163 (4) a.a.O., S. 164 (5) a.a.O., S. 164 (6) a.a.O., S. 165 (7) a.a.O., S. 166 (8) a.a.O., S. 169 (9) vgl. a.a.O., S. 176 (10) a.a.O., S. 176 (11) a.a.O., S. 176 (12) a.a.O., S. 176 (13) http://www.hls.sha.bw.schule.de/konflikt/kuba/kuba.htm; 02.05.2004 (14) Zeuske, Michael: Kleine Geschichte Kubas, München 2000, S. 177 (15) a.a.O., S. 177 (16) a.a.O., S. 177 (17) a.a.O., S. 177 (18) a.a.O., S. 167f (19) vgl. a.a.O., S. 181 (20) a.a.O., S. 178 (21) a.a.O., S. 179 (22) http://www.rsb4.de/adi2003/avanti0903/moncada -signal-fuer-revolution.htm ;

02.05.2004 (23) http://www.geocities.com/CapitolHill/Lobby/8522/leute_che_guevara.html ; 02.05.2004 (24) a.a.O. (25) Popp, Georg (Hrsg.): Die Mächtigen des 20. Jahrhunderts. Politiker und Staatsmänner, die

unsere Zeit beeinflußten, Würzburg 1971, S. 399 (26) Gross, Horst-Eckart (Hrsg): Ernesto Che Guevara. Kubanisches Tagebuch, Köln 1987, S. 16 (27) a.a.O., S. 37 (28) Zeuske, Michael: Kleine Geschichte Kubas, München 2000, S. 181 (29) a.a.O., S. 181 (30) Gross, Horst-Eckart (Hrsg): Ernesto Che Guevara. Kubanisches Tagebuch, Köln 1987, S. 132 (31) a.a.O., S. 270 (32) a.a.O., S. 274 (33) a.a.O., S. 282 (34) a.a.O., S. 282f (35) Zeuske, Michael: Kleine Geschichte Kubas, München 2000, S. 184 (36) a.a.O., S. 184 (37) Gross, Horst-Eckart (Hrsg): Ernesto Che Guevara. Kubanisches Tagebuch, Köln 1987, S. 286 (38) Zeuske, Michael: Kleine Geschichte Kubas, München 2000, S. 184f (39) Gross, Horst-Eckart (Hrsg): Ernesto Che Guevara. Kubanisches Tagebuch, Köln 1987, S. 293 (40) Zeuske, Michael: Kleine Geschichte Kubas, München 2000, S. 185 (41) a.a.O., S. 186 (42) Newhouse, Elizabeth: Kuba, Washington 1999, S. 36 (43) Burchardt, Hans-Jürgen: Kuba. Der lange Abschied von einem Mythos, Stuttgart 1996, S. 14 (44) Zeuske, Michael: Kleine Geschichte Kubas, München 2000, S. 188 (45) a.a.O., S. 188 (46) vgl. http://www.rsb4.de/adi2003/avanti0903/moncada -signal-fuer-revolution.htm ;

02.05.2004 (47) http://www.einsteinfreun.de/ egweb/unterricht/erdkunde/kuba/geschichte.php ;

02.05.2004 (48) Zeuske, Michael: Kleine Geschichte Kubas, München 2000, S. 190

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