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Flower-Power an der Kanti Sursee MUSICAL 120 SURSEER KANTISCHÜLER FÜHREN DAS MUSICAL «HAIR» AUF An den Garderobenständern vor der Kanti-Aula hängen unzählige Tarnan- züge, Jugendliche in blumig-farbigen Kleidern, Batik-Shirts, wehenden Rö- cken und vorwiegend barfuss laufen schwatzend hin und her. In der Aula hat sich die Band auf ihrem Podest ein- gerichtet. «Guten Morgen, ihr wart gut gestern Abend», ruft der musikalische Leiter Mario Thürig hinauf, während sich Regisseur Dieter Ockenfels ein Megafon holt und erste Anweisungen gibt. Fünf Jahre nach «Flieger und Haie» wagt sich die Kanti Sursee an eine Ad- aptation des Musicals «Hair». Eine Theatergruppe treibt die Handlung voran, unterstützt von Chor, Solisten, einer Tanzformation und einer vier- köpfigen Band. Seit Weihnachten probt der Kanti-Chor, die Schüler des Freifachs Theater behandeln das The- ma seit Anfang Schuljahr. An diesem Samstagmorgen gilt es nun ernst: Zum ersten Mal trifft die Grossformation mit rund 120 Mitwirkenden zur ersten gemeinsamen Probe aufeinander. Die ersten Szenen sind noch etwas verhalten, Flower-Power um 9.00 Uhr morgens ist etwas schwierig, aber Thü- rig bringt schnell Schwung in die Sa- che. Seine Langhaarperücke fliegt ihm um die Ohren, während er vor der Büh- ne herumtanzt und groovt, dirigiert, singt, und gestikuliert. Er verschiebt da eine Sopranistin, dort eine Schau- spielerin, Ockenfels macht sich der- weil an seinem Regiepult Notizen. «Und jetzt ‘freeze’, das heisst bleiben», ruft Thürig, «eingefroren heissts», prä- zisiert Ockenfels – die Jugendlichen lachen. Es wird viel gelacht, aber es wird auch konzentriert gearbeitet. Überhaupt erstaune die Disziplin im- mer wieder, meint die Gesangslehrerin Eva Kyburz. Es sei nicht selbstver- ständlich, mit dem Prüfungsdruck ge- gen Ende Schuljahr und der vielen Freizeit, die da reingesteckt werden müsse. Sie selber sei zwar zugegebe- nermassen eher so ein «Phantom of the Opera»-Typ, aber die Geschichte von «Hair», die liege diesen Jugendlichen halt schon, das sei ihre Thematik, so- gar die Mode mache ja im Moment mit. Szene um Szene wird geprobt, klei- ne technische Mängel werden beho- ben, Unsicherheiten besprochen, Sekt- gläser geflickt, Positionen fixiert. «Licht aus», ruft Thürig. «Und wei- ter», drängt Ockenfels, wo doch die Hippies bereits mitten drin sind in ih- rer Szene und sich genüsslich einen Joint herumreichen. Stunden später, eben geht eine wohlverdiente Probenpause zu Ende. Die Stimmung ist um einiges lockerer geworden, Tanzchoreografien werden kurz repetiert, die Band wärmt sich auf, Fabian stülpt sich seine Perücke über und wird wieder zu «Berger», schäkert noch mit den Blumenmäd- chen, zeigt kurz einen hippigen Hüft- schwung, «Claude» bindet sich die Krawatte um, farbige Tücher werden montiert, Röcke zurechtgerückt. «Jetzt machen wir einen ersten Durchgang», ruft Thürig, «Durchlauf», korrigiert Ockenfels. Die Applausordnung wird besprochen und geübt, und dann gehts los. «Keine Unterbrechung mehr, jetzt gilts ernst», erklärt Thürig, «und wenn ihr nicht mehr weiter wisst, einfach drauflos improvisieren.» Und jetzt ge- ben sie alles, die Blumenkinder kom- men in Fahrt und lassen die Sechziger- jahre für einen magischen Moment aufleben. Eva Kyburz ist das Publikum und applaudiert, stellvertretend für all jene, welche sich nächste Woche bei den Aufführungen von der Begeiste- rung der Jugendlichen bestimmt mit- reissen lassen werden. GABI BUCHER Aufführungen Freitag 13. / Samstag 14. Juni 20 Uhr, Sonntag, 15. Juni 17 Uhr. Tickets unter: www.kssursee.ch. Flower-Power total: Die Kantischüler proben für die «Hair»-Aufführungen vom Wochenende. FOTO GABI BUCHER

Die Marionetten der Weltherrschaft Flower-Power an … · auf die Weltherrschaft, muslimische Terroristen und der als völlig verblödet dargestellte Diktator Kim Jong-il aus Nordkorea

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SURSEER WOCHE/SEMPACHER WOCHE • 12. JUNI 2008KULTUR8

Flower-Power an der Kanti SurseeMUSICAL 120 SURSEER KANTISCHÜLER FÜHREN DAS MUSICAL «HAIR» AUF

� An den Garderobenständern vor derKanti-Aula hängen unzählige Tarnan-züge, Jugendliche in blumig-farbigenKleidern, Batik-Shirts, wehenden Rö-cken und vorwiegend barfuss laufenschwatzend hin und her. In der Aulahat sich die Band auf ihrem Podest ein-gerichtet. «Guten Morgen, ihr wart gutgestern Abend», ruft der musikalischeLeiter Mario Thürig hinauf, währendsich Regisseur Dieter Ockenfels einMegafon holt und erste Anweisungengibt.

� Fünf Jahre nach «Flieger und Haie»wagt sich die Kanti Sursee an eine Ad-aptation des Musicals «Hair». EineTheatergruppe treibt die Handlungvoran, unterstützt von Chor, Solisten,einer Tanzformation und einer vier-köpfigen Band. Seit Weihnachtenprobt der Kanti-Chor, die Schüler desFreifachs Theater behandeln das The-ma seit Anfang Schuljahr. An diesemSamstagmorgen gilt es nun ernst: Zumersten Mal trifft die Grossformationmit rund 120 Mitwirkenden zur erstengemeinsamen Probe aufeinander.

� Die ersten Szenen sind noch etwasverhalten, Flower-Power um 9.00 Uhrmorgens ist etwas schwierig, aber Thü-rig bringt schnell Schwung in die Sa-che. Seine Langhaarperücke fliegt ihmum die Ohren, während er vor der Büh-ne herumtanzt und groovt, dirigiert,singt, und gestikuliert. Er verschiebtda eine Sopranistin, dort eine Schau-spielerin, Ockenfels macht sich der-weil an seinem Regiepult Notizen.«Und jetzt ‘freeze’, das heisst bleiben»,ruft Thürig, «eingefroren heissts», prä-zisiert Ockenfels – die Jugendlichenlachen. Es wird viel gelacht, aber eswird auch konzentriert gearbeitet.Überhaupt erstaune die Disziplin im-mer wieder, meint die GesangslehrerinEva Kyburz. Es sei nicht selbstver-ständlich, mit dem Prüfungsdruck ge-gen Ende Schuljahr und der vielenFreizeit, die da reingesteckt werdenmüsse. Sie selber sei zwar zugegebe-

nermassen eher so ein «Phantom of theOpera»-Typ, aber die Geschichte von«Hair», die liege diesen Jugendlichenhalt schon, das sei ihre Thematik, so-gar die Mode mache ja im Moment mit.

� Szene um Szene wird geprobt, klei-ne technische Mängel werden beho-ben, Unsicherheiten besprochen, Sekt-gläser geflickt, Positionen fixiert.«Licht aus», ruft Thürig. «Und wei-ter», drängt Ockenfels, wo doch dieHippies bereits mitten drin sind in ih-rer Szene und sich genüsslich einenJoint herumreichen.

� Stunden später, eben geht eine

wohlverdiente Probenpause zu Ende.Die Stimmung ist um einiges lockerergeworden, Tanzchoreografien werdenkurz repetiert, die Band wärmt sichauf, Fabian stülpt sich seine Perückeüber und wird wieder zu «Berger»,schäkert noch mit den Blumenmäd-chen, zeigt kurz einen hippigen Hüft-schwung, «Claude» bindet sich dieKrawatte um, farbige Tücher werdenmontiert, Röcke zurechtgerückt. «Jetztmachen wir einen ersten Durchgang»,ruft Thürig, «Durchlauf», korrigiertOckenfels. Die Applausordnung wirdbesprochen und geübt, und dann gehtslos. «Keine Unterbrechung mehr, jetztgilts ernst», erklärt Thürig, «und wenn

ihr nicht mehr weiter wisst, einfachdrauflos improvisieren.» Und jetzt ge-ben sie alles, die Blumenkinder kom-men in Fahrt und lassen die Sechziger-jahre für einen magischen Momentaufleben.

� Eva Kyburz ist das Publikum undapplaudiert, stellvertretend für alljene, welche sich nächste Woche beiden Aufführungen von der Begeiste-rung der Jugendlichen bestimmt mit-reissen lassen werden. GABI BUCHER

Aufführungen Freitag 13. / Samstag 14. Juni 20

Uhr, Sonntag, 15. Juni 17 Uhr. Tickets unter:

www.kssursee.ch.

Flower-Power total: Die Kantischüler proben für die «Hair»-Aufführungen vom Wochenende. FOTO GABI BUCHER

«Frauenbauer» – ein Film über BauersfrauenSOMEHUUS SURSEE AM SAMSTAG, 14. JUNI, WIRD UM 20.15 UHR DER FILM «FRAUENBAUER» VON RAHEL GRUNDER ZU SEHEN SEIN

Rahel Grunder hat als Lizenziat-arbeit einen Dokumentarfilmüber das sich wandelnde Berufs-bild von Bauersfrauen gedreht.Entstanden ist ein eindrückli-ches Porträt von acht Bäuerinnen– darunter ist auch Alice Bucheliaus Geuensee. Uraufgeführt wur-de das Werk an den SolothurnerFilmtagen 2007.

Rahel Grunder, wie sind Sie dar-auf gekommen, einen Film überBäuerinnen zu drehen?Ich habe einige Verwandte in den Brät-tigauer Bergen, wo ich viele Male mei-ne Ferien verbracht und beim Heuenund Schafe hüten mitgeholfen habe.Dieses Leben hat mich immer sehr fas-ziniert. Von einer Kollegin habe ichvon einer Schweizerisch-TibetischenAustauschgesellschaft für Bäuerinnenerfahren. Dort habe ich dann auch ei-nige der im Film porträtierten interes-santen und spannenden SchweizerBäuerinnen kennengelernt und habemich entschieden, den Dokumentar-film mit ihnen zu machen.

Wie haben Sie Kontakt zu denweiteren porträtierten Frauengefunden?Vor allem über Bäuerinnen-Vereineund Landfrauen-Gruppierungen oderlandwirtschaftliche Schulen. Mit derZeit hat es sich herumgesprochen undich hatte keine Mühe, genügend Leutefür das Filmprojekt zu finden.

Wie ist der Film schliesslich ge-dreht worden – Sie haben die

Bauersfrauen ja über längereZeit bei der Arbeit begleitet?Das war ein langer Prozess, denn ichhabe rund drei Jahre am Film gearbei-tet. Zuerst habe ich den Frauen einenBrief geschrieben und mein Vorhabengeschildert. Danach bin ich persönlichvorbeigegangen, habe mit ihnen disku-tiert und meine Ideen vorgestellt. Alsdie acht Frauen für den Film feststan-den, habe ich sie einige Tage bis zu ei-ner Woche besucht und auf dem Hofmitgeholfen, um sie näher kennenzu-lernen. Dies aber noch ohne Kamera,um das notwendige Vertrauen zuschaffenund einenEinblick inden Alltagder Bäue-rinnen zuerhalten.

Wie haben Sie die Filmarbeitenselber erlebt?Als ich danach mit dem Filmen begon-nen habe, war dies schon ein etwas ko-mischer Schritt, es war ein schwierigerMoment, denn es kam mir vor, als wür-de ich eine Kollegin filmen. Diese Ar-beit hat insgesamt erneut rund eineWoche bei jedem Bauernhof gedauert.

Was ist in dem Dokumentarfilmschliesslich zu sehen?Ein Ausschnitt aus der Lebenswelt jederdieser Bäuerinnen und Frauen. Es ist einsehr positiver Film, denn alle Bäuerin-nen verströmen eine positive Lebenshal-tung, sei es wegen ihrem Beruf oder ih-rem Frausein. Es hat aber auch feine

Zwischentöne, die sind aber etwas vers-teckt. So ist eine Art Zeitdokument ent-standen über den Stand der Frau in derLandwirtschaft von heute.

Können Sie aufgrund ihrer Ar-beit sagen, wo diese Bäuerinnenstehen?Das ist schwierig zu sagen, denn d i eBäuerin gibt es nicht. Jede hat ihre ei-gene Umgebung und ist darin sehrkreativ und trägt zum Überleben desHofes bei. Verallgemeinern kann mandeshalb nicht.

Was habenSie selberwährendden Filmar-beiten fürErkennt-nisse ge-wonnen?

Mich hat extrem beeindruckt, was die-se Frauen im Alltag alles leisten. Undich habe einen vertieften Einblick indie Landwirtschaft erhalten, obwohldas nicht mein Fokus war.

Welche Reaktionen erleben Sieauf ihren Film?Eigentlich immer sehr positive. Er-staunlich ist, dass der Film nicht nurauf dem Lande, sondern gerade in denStädten auf grosses Interesse stösst.

INTERVIEW ROLAND STIRNIMANN

Somehuus Sursee, Samstag, 14. Juni, 20.15 Uhr.Vorverkauf: Buchhandlung Untertor, Sursee.Rahel Grunder und Alice Bucheli werden beider Aufführung anwesend sein. BestellungDVD «Frauenbauer»: [email protected].

Alice Bucheli aus Geuensee ist eine der acht im Film «Frauenbauer» von Rahel Grunderporträtierten Bäuerinnen. FOTO ZVG

«Es kam mir vor, als würde ich eine Kolleginfilmen.»

Die Marionettender WeltherrschaftKULTURWERK 118 Der abgedreh-te Film «Team America», ein EM-Retrostübli und die Rock- undMetalbar locken ins Kulturwerk.

Dass Trey Parker und Matt Stone hu-mormässig vor gar nichts Halt machen,haben die beiden schon mit Filmenwie «South Park», «Basketball» und«Orgazmo» bewiesen. Mit dem Mario-nettenfilm «Team America» setztendie beiden 2004 ihrem bitterbösenSchaffen die Krönung auf. Karikiert werden in diesem Werk derangebliche Anspruch der Amerikanerauf die Weltherrschaft, muslimischeTerroristen und der als völlig verblödetdargestellte Diktator Kim Jong-il ausNordkorea. Das Team hat keinen gerin-geren Auftrag, als die Welt zu retten.Das geht aber gründlich in die Hosen,denn halb Paris wird flachgebombtund Kairo in Schutt und Asche gelegt.Zu sehen ist der Film am Donnerstag,12. Juni, ab 20 Uhr, wobei zum «Auf-wärmen» die besten «South Park»-Fol-gen gezeigt werden.Fussball ist am Freitag, ab 17 Uhr imRetrostübli angesagt. Die Spiele kön-nen auf Leinwand gesehen – oder imRadio gehört werden. Ebenfalls was auf die Ohren gibt es amSamstag, 14. Juni, ab 19 Uhr. Die Metal-und Rockbar ist geöffnet bis um 2.30Uhr und bietet harte Sounds von DJTrasher sowie Grillgut und ausgesuch-te Getränke. RS

Die ziemlich durchgeknallte Elite-Antiter-roreinheit namens «Team America» legtdie Welt in Schutt und Asche – ungewolltnatürlich. FOTO ZVG