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1 Henri P. L. Schade Die Maritime Seidenstraße: Chinas Politik in Afrika Referat/Analyse im Rahmen des BA-Workshops: Neue Entwicklungen der Weltwirtschaft von Prof. Dr. Wilfried Fuhrmann Potsdam, Sommersemester 2018 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2 2. China 3 2.1. Wirtschaftsreformen 3 2.2. Wirtschaftliche Entwicklung 4 2.3. Warenimporte / -Exporte 5 2.4. Ressourcenbedarf 5 3. Afrika 6 3.1. Wirtschaftliche Entwicklung 6 3.2. Warenimporte / -Exporte 7 3.3. Ressourcen 8 4. China & Afrika / SSA 8 4.1. Handel 9 4.2. Direktinvestitionen (FDI) 10 4.3. Chinesische Sicherheitsbedenken 12 4.4. Chinas Hafenprojekte: Der Fall Dschibuti 13 5. Fazit 16 6. Quellenverzeichnis: 19

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Henri P. L. Schade

Die Maritime Seidenstraße:

Chinas Politik in Afrika

Referat/Analyse

im Rahmen des BA-Workshops:

Neue Entwicklungen der Weltwirtschaft von

Prof. Dr. Wilfried Fuhrmann Potsdam, Sommersemester 2018

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 2

2. China 3

2.1. Wirtschaftsreformen 3

2.2. Wirtschaftliche Entwicklung 4

2.3. Warenimporte / -Exporte 5

2.4. Ressourcenbedarf 5

3. Afrika 6

3.1. Wirtschaftliche Entwicklung 6

3.2. Warenimporte / -Exporte 7

3.3. Ressourcen 8

4. China & Afrika / SSA 8

4.1. Handel 9

4.2. Direktinvestitionen (FDI) 10

4.3. Chinesische Sicherheitsbedenken 12

4.4. Chinas Hafenprojekte: Der Fall Dschibuti 13

5. Fazit 16

6. Quellenverzeichnis: 19

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1. Einleitung

Chinas1 MSRI (Maritime Silk Road Initiative) bildet ein Kernelement der BRI (Belt and Road

Initiative), von Präsident Xi Jinping, die darauf abzielt, Peking mit Wirtschaftszentren auf der

ganzen Welt zu verbinden. Für die BRI plant China zwischen 1 - 4 Billionen US$ in neue Straßen,

Eisenbahnen, Häfen und andere Infrastruktur zu investieren (CSIS, 2018).

Im Zusammenhang mit der MSRI stehen vor allem Chinas Hafenprojekte im Ausland in der Kritik,

denen oftmals sogenannte „Dual-Use“2 Zwecke vorgeworfen werden. Im Mittelpunkt dieser Kritik

steht die Sorge, dass China die mit der MSRI verbundenen Häfen in Zukunft nutzen kann, um

militärische Güter zu liefern, die in der Region zur Unterstützung der sich ausdehnenden

Sicherheitsinteressen Chinas eingesetzt werden könnten (CSIS, 2018). Peking besteht indes darauf,

dass die MSRI die globale Integration erhöhen und das Wachstum ankurbeln soll und begründet

seine Hafenprojekte stets mit kommerziellen Interessen (CSIS, 2018). Die Präsenz Chinas in Afrika

ist unübertroffen, das Land ist seit 2013 Afrikas wichtigster Handelspartner (Weltbank, 2015) und

chinesische Staatskonzerne haben mittlerweile in mehr als einem Dutzen Häfen auf dem Kontinent

investiert (FT, 2018). Besonders in den Fokus der Medien geraten ist dabei das kleine Dschibuti am

Horn von Afrika. In dem Land wurde nicht nur ein Tiefseehafen von der staatlichen China

Merchants Group (CMG) gebaut, sondern 2017 auch die erste Militärbasis der PLA3 in Übersee

eröffnet (CFR, 2018). Die folgende Arbeit befasst sich mit der Kritik an der MSRI bezogen auf

Chinas „Dual-Use“ Hafenprojekte in Afrika und der allgemeinen Motivation Chinas, den

politischen und ökonomischen Einfluss auf dem Kontinent zu mehren. Dabei wird auch betrachtet,

ob sich China durch seine wirtschaftliche Entwicklung, verstärkt eigenen Sicherheitsinteressen

widmen muss.

Ein besonderer Fokus wird dabei auf Grund seiner Besonderheit des Tiefseehafens in Kombination

mit der ersten chinesischen Militärbasis in Übersee auf Dschibuti gelegt.

Im ersten Kapitel wird dazu zunächst auf Chinas Entwicklung, von einem verarmten Agrarstaat hin

zur Großmacht eingegangen. Dazu werden in vier Unterkapitel analysiert: die Wirtschaftsreformen

nach Mao, die wirtschaftliche Entwicklung im 21. Jahrhundert, der Warenaustausch und der

wachsende Ressourcenbedarf. Das zweite Kapitel setzt sich mit Afrika / Subsahara Afrika (I.F.

SSA) auseinander. Hier wird in Unterkapiteln auf: die wirtschaftliche Entwicklung, den Warenaus-

tausch und die verfügbaren Ressourcen eingegangen. Im dritten Kapitel wird die Verflechtung

zwischen China und Afrika / SSA analysiert. In vier Unterkapitel wird auf: den Handel, chinesische

Direktinvestitionen in Afrika, chinesische Sicherheitsbedenken auf dem Kontinent und chinesische

Hafenprojekte mit besonderem Augenmerk auf Dschibuti als „Dual-Use“ Hafenprojekt in Afrika

eingegangen. In einem abschließenden Fazit werden alle Punkte zusammengetragen und in einen

1 Mit China wird in der gesamten Arbeit auf die Volksrepublik China (People’s Republic of China PRC) Bezug genommen. 2 „Dual-Use“ bezieht sich auf die zweiseitige Benutzungsmöglichkeit von Tiefseehäfen, in denen neben Containerschiffen auch Kriegsschiffe anlegen können. 3 People`s Liberation Army (Chinesische Freiheitsarmee)

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Zusammenhang über Chinas Interessen in Afrika, sein globales Interesse in diesem Zusammenhang

und welche Rolle die MSRI dabei spielt, gebracht.

2. China

2.1. Wirtschaftsreformen

1976 stirbt Mao Zedong, Chinas oberster Führer, der das Land nach seiner Gründung im Jahr 1949,

bis zu seinem Tod mit harter Hand gemäß der maoistischeb Ideologie regiert hat. Mit Maos Tod tritt

Deng Xiaoping in den Vordergrund, der den Grundstein für das heutige China legt (LSE, 2017).

Nach zwei Jahrzehnten als revolutionärer und erfolgreicher General im Bürgerkrieg war Deng

Xiaoping 1953 als Staatsminister und 1956 als Generalsekretär der Partei auf Platz sechs der

Rangliste aufgestiegen. Er unterstützte Maos "sozialistische Transformation" durch Kollektivierung,

Verstaatlichung von Großunternehmen und jahrelange zentrale Planung. Außerdem er war unter

anderem in den Jahren 1956-57 für die Säuberung von Intellektuellen verantwortlich und er wurde

später Parteisekretär im Südwesten, wo er für seine Arbeit der Landreform (d.h. u.a. das Morden

von Grundbesitzern), viel Anerkennung von Mao erhielt (LSE, 2017). Dengs maoistische

Ideologien gerieten erstmals während des katastrophalen „Great Leap Forward“4, in den Jahren

1958-62, in Zweifel (LSE, 2017). Im Anschluss verfolgte er die ersten Ansätze liberalisierender

Reformen, die u.a. Bauern den Besitz und die Bewirtschaftung von einzelnen Grundstücken und

den teilweisen Verkauf von erwirtschafteten Überschüssen zusagte (LSE, 2017). Damit machte

Deng Xiaoping sich zu einem der größten Staatsfeinde Maos, der ihn in Folge seiner Reformen als

„capitalist roader“5 brandmarkte und während der Kulturrevolution verfolgen ließ (LSE, 2017).

Nach Jahren des Exils, der Verfolgung seiner Kinder und der persönlichen Erniedrigung durch

Umerziehung und körperliche Arbeit, begann Deng Xiaoping einen zweiten Anlauf des

Modernisierungsprozesses, der 1975 scheiterte. Seine Bemühungen zur Wiederherstellung der

Ordnung insbesondere für Armee, das Transportsystem und die Universitäten, endeten in seiner

Entlassung und Entmachtung (LSE, 2017). Ein Jahr später stirbt Mao und Deng arbeitet sich

innerhalb von zwei Jahren zurück in die kommunistische Partei Chinas, wo er 1978 die Agenda der

kollektiven Führung setzte. Deng verfolgt weiter den Ansatz, dass China von anderen Ländern

lernen und ausländische Technologie nutzen muss, um sich weiter entwickeln zu können. Mit Hua

Guofeng, Maos unmittelbarem Nachfolger, hatte er diesmal einen, der die Idee der Öffnung Chinas

annimmt (LSE, 2017). Deng kann in Folge das Vertrauen in seine Vision stärken, Chinas Tür für

Außenhandel und Investitionen zu öffnen und die Wirtschaft auf das Modell der „exportorientierten

Industrialisierung“ (I.F. EOI) umzustellen (Groniek, 2014). Er erkennt den komparativen Vorteil

Chinas in der Verfügbarkeit über eine immense Arbeitskraft gemessen an der Bevölkerungszahl und

4 Wirtschafts- / Sozialpolitische Kampagne der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) unter Mao Zedong die darauf abzielte, das Land durch rasche Industrialisierung und Kollektivierung von einer Agrarwirtschaft in eine sozialistische Gesellschaft zu verwandeln. Unter Historikern wird es auch als „Einer der brutalsten Massenmorde der Menschheitsgeschichte“ (Dikötter, Frank 2010) beschrieben. 5 Beschreibt eine Person oder Gruppe, die eine ausgeprägte Tendenz zeigt, sich dem Druck der bürgerlichen Kräfte zu beugen und anschließend versucht, die Revolution in eine kapitalistische Richtung zu ziehen. (The Australian Journal of Chinese Affairs No. 2 Jul., 1979, pp. 77-102)

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der im internationalen Vergleich niedrig liegenden Lohnquote. Schritt für Schritt beginnt er mit

sorgfältig vorbereiteten Liberalisierungsexperimenten. In den 1980er Jahren wurden so insgesamt

über 400 marktfeindliche Gesetze und staatliche Regulierungen abgeschafft und die

Wirtschaftstätigkeit wurde mehr und mehr von Angebot und Nachfrage, anstatt von den Aufträgen

der staatlichen Planungskommission, bestimmt (Groniek, 2014). Die effektivste Maßnahme war die

Deregulierung der staatlichen Kontrolle über die Wirtschaft und die Wiederaufnahme ausländischer

Direktinvestitionen6.

Hinzu kam die Etablierung von Sonderwirtschaftszonen (Groniek, 2014). Durch die Akzeptanz

ausländischer Investitionen wurde die Wirtschaft angekurbelt und durch die Sonderwirtschafts-

zonen der Export erleichtert. Anfangs verbunden mit Hongkong, später Fujian, dann Shanghai,

wuchs „die“ Sonderwirtschaftszone bis 1984 auf vierzehn große Küstenstädte und deren Hinterland

(Groniek, 2014). Die Politik der EOI öffnete so die Tür für ausländisches Kapital und

technologisches „know-how“, um mit einem unbegrenzten Angebot an billigen Arbeitskräften

zusammenzukommen, um billig für den Rest der Welt produzieren zu können (Groniek, 2014).

Dadurch erreichte der Außenhandelswert Chinas im Jahr 2000 474,3 Mrd. US$, was damals 44

Prozent des gesamten BIP Chinas entsprach (Groniek, 2014 - Beijing: China’s Finance Magazine

Press, 2004).

Die Industrialisierung machte sich bezahlt ohne den inländischen Konsum, die Ersparnisse und die

Steuern zu belasten. Gleichzeitig nutzte Deng die Sonderwirtschaftszone als Hebel, um den

städtischen Sektor, ohne sofortige Privatisierung des staatlichen Sektors, zu fördern (Groniek,

2014). Die Öffnung der vierzehn Küstenstädte hin zu einer Sonderwirtschaftszone, war damit der

maßgebliche Wegbereiter für das moderne China und Vorläufer für die Entstehung der heutigen

MSRI.

2.2. Wirtschaftliche Entwicklung

In Folge der schrittweisen Liberalisierung hat China einen wirtschaftlichen Boom erlebt, der seines

gleichen sucht. Im 21. Jahrhundert hat sich das Land von der „Produktionsmaschine“ der Welt zu

einer starken Marktwirtschaft entwickelt, die mit eigenen global agierenden Konzernen operiert und

im internationalen Wirtschaftswettbewerb bestehen kann. Die Chinesen haben viel von den

ausländischen Investoren gelernt und das System der eigens ausgelegten „Sozialen-

Marktwirtschaft“7 hat es erleichtert, mit dem neu gelernten Wissen, die eigene Wirtschaft

aufzubauen und gegenüber den Firmen konkurrenzfähig zu werden, die zuvor Technologie und

Wissen geliefert haben. China hat sich so aus einem verarmten kommunistischen Agrarstaat unter

Mao in einen funktionierenden Wirtschaftsstaat entwickelt. Betrug das chinesische BIP pro Kopf

Einkommen 1995 noch 608.38 US$, steht es 2018 bei 10.087.29 US$ (IWF, 2018).

Dies entspricht einem Anstieg von 1.658,16 Prozent. Die eigene Kaufkraft ist gestiegen und damit

die Nachfrage der heimischen Bevölkerung nach Gütern. Im weltweiten Handelsvergleich aller

6 engl. FDI (foreign direct investments): Vermögensanlage im Ausland mit Einfluss auf die Geschäftstätigkeit (min. Beteiligung 10% i.d.R. 25%). Transfer von Kapital, Wissen und Technologie (http://data.worldbank.org/indicator/BX.KLT.DINV.CD.WD) 7 Gegenmodell zur westlich kapitalistischen Marktwirtschaft. Inspiriert u.a. von der Sowjetunion und ihrem Modell der NEP (New Economic Policy): Ein Experiment der Privatwirtschaft kombiniert mit ausländischen Investitionen unter kommunistischer Parteiführung. (LSE, 2017)

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Nationen belegt China 2016 Platz zwei der Importe von Gütern und Dienstleistungen (WHO, 2017).

Die Warenimporten sind allerdings im Vergleich zu den Warenexporten relativ gesehen geringer

gestiegen, was auf die EOI zurückzuführen ist und in großen Handelsbilanzüberschüssen8 resultiert.

Hatte Chinas Handelsbilanz 1997 noch einen Überschuss von 36.963 Mrd. US$, lag dieser 2018 bei

einem Plus von 166.745 Mrd. US$ (IWF, 2018). Es fällt schwer, China heute noch als einen

Sozialistischen/Kommunistischen Staat zu bezeichnen, da der Kapitalismus allgegenwärtig

erscheitn. Es gibt deutliche Klassenunterschiede in der Gesellschaft zwischen reichen

Küstenbewohnern und der armen Landbevölkerung. Dieses, vor allem durch die

Sonderwirtschaftszonen und EOI ausgelöste, ungleiche Wirtschaftswachstum, ist deutlich in den

Einkommensunterschieden erkennbar. Der Gini-Koeffizient9 für China etwa, ist seit Beginn der

Wirtschaftsreformen in den 1980er Jahren bis 2008 drastisch angestiegen und hält sich seither

konstant auf einem kritischen Niveau nahe der 0,45. Damit gehört China zu den 25% der weltweit

„ungleichsten“ Ländern gemessen an der Einkommensverteilung (World Bank, 2013).

2.3. Warenimporte / -Exporte

Mit 85,7 Prozent der chinesischen Importwaren machen Industrieerzeugnisse (64,4 Prozent), Öl und

Bergbauerzeugnisse (21,3 Prozent), den größten Anteil des chinesischen Importvolumens aus

(WHO, 2017). Über die Hälfte seiner Importgüter (50,4 Prozent) importiert China dabei aus

Regionen außerhalb von den USA, der EU sowie seinen direkten Nachbarn Japan, Korea und

Taiwan (WHO, 2017). Der Exportanteil in diese Länder von 58,8 Prozent überwiegt wiederum und

macht hauptsächlich Industrieerzeugnisse mit 94,3 Prozent aus (WHO, 2017). Damit ist Chinas

Exportindustrie stark von den führenden Industrienationen abhängig. Angesichts der EOI ist dies

nicht verwunderlich. In Folge der chinesischen Liberalisierungen waren es vor allem kapitalstarke

Firmen aus den entwickelten Industrienationen, die über die finanziellen Mittel und das technische

„know-how“ verfügten, um die neu entstandenen Kostenvorteile in China für sich nutzen zu

können. Im Umkehrschluss ist es ebenso wenig verwunderlich, dass die Mehrzahl der chinesischen

Importe aus Staaten außerhalb der führenden Industrienationen bezogen werden, denen gegenüber

sich China wiederum mit einem Kostenvorteil konfrontiert sieht.

2.4. Ressourcenbedarf

China ist mit 12,8 Prozent, am weltweiten Ölkonsum, der zweit größte Ölkonsument hinter den

USA mit 20,3 Prozent (BP, 2017). Mit 4,3 Prozent der weltweiten Ölförderung produziert das Land

aber gerade mal ein Drittel dessen, was es selbst konsumiert (BP, 2017). Die chinesische Nachfrage

nach Öl wird zu dem bis 2040 voraussichtlich weiter um bis zu 36 Prozent ansteigen (EIA, 2017).

Somit wird Öl auch in Zukunft eines der wichtigsten Importgüter Chinas bleiben.

8 Die Handelsbilanz erfaßt alle Warenexporte und allle Warenimporte eines Landes. Warenexporte > Warenimporte = handelsbilanz-Überschuss; Warenexporte < Warenimporte = Handelsbilanz-Defizit; Warenexporte = Warenimporte = ausgeglichenen Handelsbilanz, Saldo = 0. 9 Der Gini-Koeffizient ist ein weit verbreitetes Maß zur Quantifizierung der relativen Konzentration einer Einkommensverteilung. Im Falle der maximalen Gleichverteilung der Einkommen (d.h. jede Person bezieht exakt das Durchschnittseinkommen der betrachteten Grundgesamtheit) nimmt der Gini-Koeffizient den Wert Null an, während er im anderen Extremfall einer maximal ungleichen Einkommensverteilung (d.h. eine einzige Person bezieht das komplette Einkommen der betrachteten Grundgesamtheit für sich alleine) den Wert Eins annimmt. (Wirtschaftslexikon Gabler)

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Langfristig setzt China auf erneuerbare Energien, was sich hauptsächlich auf den Kohle Sektor und

somit die eigene Industrie auswirken wird. So soll die weltweite Erzeugung von Kohle von 72

Prozent in 2015 auf 47 Prozent in 2040 sinken (EIA, 2017). Trotz des langsameren

Wirtschaftswachstums entfallen auf China 46 Prozent des Anstiegs des privaten Energieverbrauchs

und 30 Prozent des Anstiegs des gewerblichen Energieverbrauchs in Nicht-OECD-Ländern bis

2040. Der Gebäudeenergieverbrauch in China wird dabei 2040 nach wie vor höher als in jedem

anderen Land der Welt (21,1 quadrillion Btu) sein. Zudem wird in China der größte Anstieg des

Pro-Kopf-Energieverbrauchs (durchschnittlich 2,1 Prozent / Jahr) erwartet, da Raumkühlgeräte wie

z.B. Klimaanlagen immer mehr Verbreitung finden (EIA, 2017). Um den massiven Anstieg an

Energieverbrauch und gleichzeitigen Rückgang der Kohleförderung auszugleichen, setzt China

verstärkt auf die Erzeugung von Wind- / Nuklearenergie, sowie Erdgas. Dazu will das Land unter

anderem die eigene Nuklear-Energieförderung von 3 Prozent in 2015 auf 11 Prozent in 2040

erhöhen. Außerdem soll die Erdgasförderung von 2 Prozent in 2015 auf 7 Prozent in 2040,

ausgebaut werden (EIA, 2017). Betrachtet man die Verteilung der weltweiten Erdgasreserven,

sowie den prozentualen Anteil an Konsum und Förderung wird deutlich, dass China, im Gegensatz

zur Kohle, in diesem Bereich kein führender Erzeuger ist und somit trotz der Förderung auf 7

Prozent verstärkt auf Importe angewiesen sein wird. 2016 war China bereits für 5,9 Prozent des

weltweiten Erdgasverbrauchs verantwortlich. Dem gegenüber steht ein Eigenanteil der weltweiten

Erdgasreserven von nur 2,9 Prozent (BP, 2017). Demnach importiert China schon heute mehr als

die Hälfte seines Erdgasverbrauchs. Durch die geplante Reduzierung der Kohleförderung und dem

gleichzeitig weiter ansteigenden Energieverbrauch wird China in Zukunft noch stärker auf

Erdgasimporte angewiesen sein.

3. Afrika

3.1. Wirtschaftliche Entwicklung

Zwischen 2000 und 2008 betrug das jährliche BIP Wachstum in Afrika 4,9 Prozent, mehr als

doppelt soviel wie zwischen 1980 und 1990. Dies machte Afrika zu einem der am schnellsten

wachsenden Wirtschaftsräume der Welt (McKinsey, 2010). Sechs Jahre später ist das Wachstum

signifikant abgeschwächt. Zwischen 2010 und 2015 betrug das jährliche BIP Wachstum in Afrika

nur noch 3,3 Prozent (McKinsey, 2016). Dabei haben zwei Faktoren eine signifikante Rolle

gespielt: zum einen die schlechte wirtschaftliche Performance der Nordafrikanischen Länder nach

dem sogenannten arabischen Frühling 201110 und zum Anderen der zwischen 2010 und 2015 stark

gefallene Ölpreis11. Streicht man die betroffenen Länder aus der Statistik ist die Wirtschaftsleistung

weiter gestiegen, von 4,1 Prozent zwischen 2000 und 2008 auf 4,8 Prozent zwischen 2010 und 2015

(McKinsey, 2010 / 2016). Insgesamt hat der afrikanische Haushalt 2008 860 Mrd. US$ ausgegeben,

mehr als der indische oder russische (McKinsey, 2010). Zwischen 2010 und 2015 wuchs der

Konsum der privaten Haushalte um 3,9 Prozent, was der zweitschnellsten Wachstumsrate nach

10 Die Wirtschaftsleistung in den betroffenen Ländern Ägypten, Libyen und Tunesien wuchs zwischen 2010 und 2015 um 4,8 Prozent wie schon zwischen 2000 und 2008 (McKinsey, 2016). 11 Die Haupt Öl Export Länder: Algerien, Angola, Nigeria und Sudan hatten zwischen 2010 und 2015 nur noch ein Wirtschaftswachstum von 4,0 Prozent im Vergleich zu 7,8 Prozent zwischen 2000 und 2008 (McKinsey, 2016).

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Asien mit 7,8 Prozent entspricht (McKinsey, 2016). Wenn das Einkommen der einzelnen Haushalte

steigt, wächst auch die Nachfrage vor allem im Einzelhandel, Telekommunikation und im

Wohnungswesen. Dieses Wachstum könnte neue Märkte erschaffen, groß genug um multinationale

Konzerne anzulocken.

Dem gegenüber stehen allerdings steigende Bevölkerungszahlen. Die Frage ist, ob das BIP

Wachstum das Bevölkerungswachstum „kompensieren“ kann, sodass auch ein positives BIP pro

Kopf Wachstum entsteht. Dies würde benötigt, um Afrika aus der Armutsspirale zu heben und zu

einem attraktiven Absatzmarkt für industriell gefertigte Produkte zu machen. Ein positives Zeichen,

für ein ansteigendes BIP pro Kopf Wachstum könnte die anstehende Urbanisierung sein, die in

Afrika erwartet wird. Im nächsten Jahrzehnt werden voraussichtlich weitere 187 Mio. Menschen in

afrikanischen Städten leben und zwischen 2015 und 2045 jährlich 24 Mio. Menschen zusätzlich in

Städte ziehen. Zum Vergleich: in Indien rechnet man pro Jahr mit einem Wachstum von rd. 11

Mio. und in China von 9 Mio. Menschen (McKinsey, 2016). Urbanisierung und BIP Wachstum

korrelieren positiv miteinander, da die Produktivität in Städten mehr als doppelt so hoch ist, wie die

auf dem Land (McKinsey, 2016). Höhere Produktivität führt zu höheren Einkommen, wobei Städte

einen besseren Zugang zu Infrastruktur, Bildung und neuen Märkten aufweisen, was wiederum in

steigendem Konsum sowohl der privaten Haushalte als auch der Unternehmen resultieren wird. Der

durchschnittliche städtische Konsum in Afrika ist deutlich höher als der ländliche. So ist der Pro

Kopf Konsum, zum Beispiel in Nairobi (Kenia) oder in den nigerianischen Städten Abuja, Ibadan,

Lagos und Port Harcourt doppelt so hoch wie im nationalen Durchschnitt und insgesamt entfielen

2015 44 Prozent des gesamten Konsums in Afrika auf nur 75 Städte (McKinsey, 2016). In China,

hat sich die Urbanisierung positiv auf das BIP pro Kopf ausgewirkt, zugleich hat China über

Jahrzehnte eine restriktive Ein-Kind-Politik betrieben, mit der das Bevölkerungswachstum reduziert

und somit das BIP pro Kopf Wachstum begünstigt wurde.

Afrikas junge und stetig wachsende Bevölkerung, die für 2034 als die größte „Arbeitskraft“

gemessen an der weltweiten Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter prognostiziert wird (McKinsey,

2016), kann zwar für mehr BIP Wachstum auf dem Kontinent sorgen, ob der Kontinent aber in der

Lage sein wird, Wohlstand für die eigene Bevölkerung zu schaffen, um den heimischen Konsum

nach international gefertigten Industrieprodukten anzuheben, bleibt fraglich. Historisch gesehen, hat

es Afrika wohl noch nie an willigen und fähigen Arbeitskräften gefehlt. Vielmehr fehlt es dem

Kontinent an technischem „know-how“ und „konkurrenzfähigem Kapital“12, was gegen die

Korruptionsanfälligkeit der eigenen Eliten in Verhandlungsfragen mit den oft ausbeuterisch

agierenden internationalen Konzernen, helfen würde.

3.2. Warenimporte / -Exporte

12 Beschreibt den Außenwert der Währung im internationalen Vergleich. Die meisten Währungen sind international nicht „konkurrenzfähig“, sie werden international wenig gehalten, nachgefragt und kaum bei internationalen Transaktionen verwendet. Angebot und Nachfrage bestimmen in flexiblen Wechselkurs Regimen den (relativen) Wert einer Währung. Eine relativ sinkende Nachfrage bedingt eine Abwertung, damit einen Wertverlust (ausgedrückt z.B. in US-$) und Inflationstendenzen. Zugleich steigt die Verschuldung in internationaler Währung (z.B. US-$r). Steigende Schulden schaffen Abhängigkeiten, was wiederum die Korruption in dem verschuldeten Land begünstigt. International konkurrenzfähige Währungen sind z.B. US-Dollar, Euro, Schweizer Franken oder das Britische Pfund.

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Afrika importiert ein Drittel der Nahrungsmittel, Getränke und ähnlich verarbeiteten Waren, die es

konsumiert. Im Gegensatz dazu importieren die Mitgliedsstaaten der Association of Southeast

Asian Nations (I.F.: ASEAN) etwa 20 Prozent dieser Güter von außerhalb ihrer Region und die

südamerikanischen Länder des Mercosur-Handelsblocks etwa 10 Prozent (McKinsey, 2016).

Zudem werden etwa 60 Prozent des Angebots an globalen Innovationsgütern, wie Autos und

Chemikalien importiert, doppelt so viel wie für den Mercosur. Selbst im Zement-Bereich, einem

ressourcenintensiven Sektor mit reichlich lokalen Rohstoffen, importiert Afrika 15 Prozent seines

Bedarfs, verglichen mit etwa 5 Prozent in den ASEAN- und Mercosur-Staaten (McKinsey, 2016).

So haben sich Afrikas Ausgaben für die Infrastruktur von durchschnittlich 36 Mrd. US$ im

Zeitraum von 2001 bis 2006 auf 80 Mrd. US$ im Jahr 2015 verdoppelt, aber als Anteil am BIP sind

die Infrastrukturinvestitionen bei etwa 3,5 Prozent geblieben (McKinsey, 2016).

Afrika importiert zwar mehr aus anderen Regionen als die ASEAN- und Mercosur- Staaten,

wirklich aussagekräftig für einen attraktiven Absatzmarkt sind diese Zahlen aber nicht.

Zunächst müsste die Kaufkraft, wie zuvor erläutert, deutlich ansteigen, damit der afrikanische

Absatzmarkt eine ähnliche Attraktivität wie der von OECD Ländern erreichen könnte.

3.3. Ressourcen

Auf Afrika fallen 7,5 Prozent der weltweiten Ölvorkommen und 7,6 Prozent der weltweiten

Erdgasvorkommen (BP, 2017), zudem verfügt es über 60 Prozent der weltweit ungenutzten, aber

potenziell verfügbaren Anbauflächen und die weltweit größten Reserven an Vanadium-,

Diamanten-, Mangan-, Phosphat-, Platingruppen-Metallen (I.F. PGM), Kobalt, Aluminium, Chrom

und Gold. Aus Afrika kommen heute für 10 Prozent der weltweiten Öl- und Gas Exporte, sowie für

9 Prozent der Kupfer- und 5 Prozent der Eisenerz Exporte, dabei sind die großen Ölexporteure

Algerien, Angola, Nigeria und der Sudan (McKinsey, 2016). Im Bergbausektor ist Südafrika am

weitesten entwickelt und diversifiziert. Das Land ist weltweit führend in der Produktion von PGM,

Vanadium, Andalusit und Vermiculit sowie bedeutend in der Produktion von Gold, Eisen, Titan

und Diamanten (GBR, 2010). Die DR Kongo ist vor allem für seine Diamantenproduktion sowie

die Produktion von Kupfer, Kobalt und Buntmetallen gefragt. Im Osten des Landes produziert es

außerdem noch Zinn, Wolfram und Coltan (GBR, 2010). Botsuana verfügt über einen starken

Diamantensektor sowie eine bedeutende Nickelproduktion. Simbabwe hat eine sehr differenzierte

Bergwirtschaft mit einer bedeutenden Produktion an PGM sowie Chromit, Ferrochrom und

Lithiumminerale (GBR, 2010). Insgesamt sind in Afrika neun kritische-Rohstoffe13 zu finden,

welche sich auf 18 afrikanische Länder verteilen. Südafrika ist das Land, das vier als kritisch

angesehene Rohstoffressourcen besitzt. In der DR Kongo, Marokko, Nigeria, Ruanda und

Simbabwe finden sich je zwei kritische Rohstoffe. Jeweils einen kritischen Rohstoff findet man in

Algerien, Botsuana, Burundi, Ägypten, Äthiopien, Gabun, Kenia, Malawi, Namibia, Tansania,

Uganda und Sambia (BGR, 2010).

4. China und Afrika / SSA

13 Definition nach der EU Raw Materials Initiative „Defining critical raw materials for the EU“ (EU 2010)

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4.1. Handel

Mit Ende der 1990er Jahre haben sich die Handelsbeziehungen zwischen China und SSA weiter

intensiviert. Seit 1995 ist der Handel um 26 Prozent pro Jahr gestiegen und erreichte 2013 einen

Gesamtwert von 170 Mrd. US$. Damit ist China seit 2013 der größte Exporteur und

Entwicklungspartner von SSA (Weltbank, 2015). Der Anteil Chinas am Gesamthandel von SSA

beträgt heute rund 24 Prozent, nach nur 2,3 Prozent im Jahr 1995 (Weltbank, 2015). Allerdings ist

die wirtschaftliche Beziehung Chinas zu SSA nicht symmetrisch. Der Anteil SSAs am chinesischen

Handel erreichte 2013 rund 3 Prozent (Weltbank, 2015). Insgesamt ergibt sich daraus eine positive

Handelsbilanz für SSA, da die Ausfuhren von SSA nach China deutlich höher sind als die

Einfuhren. China importiert also mehr aus Afrika, als das es dorthin exportiert. Dieses kann als ein

Beleg dafür gesehen werden, dass das Pro-Kopf-Einkommen bzw. das BIP Afrikas zu gering ist,

um ein attraktiver Absatzmarkt zu sein. Chinas Importe aus SSA konzentrieren sich auf

Primärrohstoffe, insbesondere extrahierte Rohstoffe wie Öl, Uran, Aluminium, Zink, Phosphate,

Kupfer, Nickel und Gold sowie nachwachsende Rohstoffe und landwirtschaftliche Rohstoffe wie

Holz, Gummi, Kaffee, Baumwolle, Kakao, Fisch und Cashewnüsse (Weltbank, 2015). Während der

Exportmix von SSA eng auf den Primärsektor ausgerichtet ist, sind die Importe Afrikas aus China

stark diversifiziert. Den größten Anteil haben Konsumgüter, insbesondere Textilien und

Bekleidung, Schuhe und Unterhaltungselektronik, aber auch die Importe von Investitionsgütern wie

Maschinen, kommerzielle Elektronik und Transportgeräte sind vergleichbar hoch (Weltbank, 2015).

China profitiert hier vor allem durch seinen Kostenvorteil. Chinesische Produkte haben oft

niedrigere Preise als vergleichbare Produkte, die aus der Europäischen Union oder den Vereinigten

Staaten importiert werden, was die chinesischen Produkte für Unternehmen und private Haushalte

gleichermaßen attraktiv macht. Nichts desto trotz bleiben chinesische Exporte nach SSA

verhältnismäßig gering.

Des Weiteren sollte berücksichtigt werden, dass ein Teil der Nachfrage nach chinesischen Gütern,

auf große, von China finanzierte Infrastrukturprojekte in Afrika zurückzuführen sind, zu denen

häufig Beschaffungsregeln des Herkunftslandes gehören (Weltbank, 2015). Der Exportmarkt von

SSA war über Jahrzehnte überwiegend auf den Westen ausgerichtet, doch die Handelsbeziehungen

der Region haben sich verschoben. Auf China entfallen mittlerweile 27 Prozent aller Exporte aus

SSA, dem gegenüber stehen 23 Prozent in die Europäische Union und 21 Prozent in die Vereinigten

Staaten (Weltbank, 2015). Der Anteil der natürlichen Ressourcen am Exportmix aus SSA nach

China hat dabei im Laufe der Zeit zugenommen. Entfielen zwischen 2002 und 2007 rund 79

Prozent aller Exporte, aus SSA nach China, auf natürliche Ressourcen, waren es zwischen 2008 und

2013 rund 84 Prozent (Weltbank, 2015). Bei landwirtschaftlichen Produkten und natürlichen

Ressourcen (öl- und nicht ölhaltige) hat SSA einen komparativen Kostenvorteil, bei

Industrieprodukten aber einen komparativen Kostennachteil. Der größte komparative Kostenvorteil

liegt in der Ölförderung, obwohl dieser seit Anfang der 2000er Jahre zurückgegangen ist. Im

Gegensatz dazu hat sich die Wettbewerbsfähigkeit bei den natürlichen Ressourcen, zu denen auch

Energieprodukte und Mineralien gehören, im Laufe der Zeit verbessert. Die Wettbewerbsfähigkeit

der Agrarexporte ist wiederum ebenfalls seit Anfang der 2000er Jahre deutlich zurückgegangen

(Weltbank, 2015). Chinas Handelsbeziehungen mit SSA sind demnach auf Kosten- und damit

Preisvorteile zurückzuführen. Das Land bezieht hauptsächlich natürlich Ressourcen. Sei es

Rohstoffe zur Energiegewinnung oder andere natürliche Ressourcen, wie auch „kritische

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Ressourcen“ die oftmals zur Produktion von Technologiegütern benötigt werden. Während sich das

Wachstum der chinesisch-afrikanischen Wirtschaftsbeziehungen fortsetzen dürfte, dürfte sich das

Wachstumstempo aber verlangsamen. Das „explosive“ Wachstum der letzten zehn Jahre war zu

einem großen Teil die unmittelbare Reaktion auf Chinas „Go-Global“ Wirtschaftspolitik, die die

KPC14 mit Exportfirmen zusammenführte, um ausländische Direktinvestitionen und andere

Investitionen zu fördern (Thrall Lloyd, 2015). Die aus diesem Investitionsschub resultierenden

Wachstumsraten sollten sich verlangsamen, sobald die Märkte auf die neuen Quellen der

chinesischen Wirtschaft reagieren und schließlich neue Gleichgewichte erreichen. Die chinesische

Wirtschaft selbst dürfte mit strukturell verlangsamten Wachstumsraten konfrontiert sein, die

wiederum das Nachfragewachstum nach afrikanischen Rohstoffen und Investitionen dämpfen

dürften. Zudem ist unklar, welche Auswirkungen die geplante wirtschaftliche Neuausrichtung

Chinas auf seine afrikanischen Beziehungen haben könnte. Peking will China allmählich von einer

exportorientierten zu einer konsumorientierten Wirtschaftslage im Inland verwandeln (Thrall Lloyd,

2015). Außerdem könnte die Entwicklung der Schieferressourcen die chinesische Nachfrage nach

Öl und Gas aus Übersee verringern (Thrall Lloyd, 2015).

Fraglich ist auch, ob die Schuldenlast afrikanischer Staaten gegenüber chinesischen Finanzquellen

letztlich nachhaltig ist. Den chinesischen Krediten fehlt oftmals die Prüfung der Nachhaltigkeit der

OECD-Staaten, des IWF und der Weltbank. Wie China mit Fragen der afrikanischen Insolvenz

umgeht, wird sich auf das afrikanische und internationale Ansehen Chinas auswirken. Sollten sich

die Schuldenlasten als nicht tragfähig erweisen und afrikanische Staaten eine Umschuldung

benötigen, könnte diese leicht auf die OECD-Staaten oder den IWF fallen (Thrall Lloyd, 2015).

4.2. Direktinvestitionen (FDI)

FDI-Ströme von China nach SSA sind von fast nichts vor einem Jahrzehnt auf 3,1 Mrd. US$ im

Jahr 2013 gestiegen, was 7 Prozent der weltweiten FDI-Ströme nach SSA entspricht (Weltbank,

2015). Chinas FDI-Bestand in SSA erreichte 2013 fast 24 Mrd. US$, was einer jährlichen

Wachstumsrate von 50 Prozent zwischen 2004 und 2013 und etwa 5 Prozent des gesamten FDI-

Bestandes von SSA entspricht (Weltbank, 2015). Chinesische Wirtschaftsakteure lassen sich dabei

in drei Kategorien einteilen: staatliche Großkonzerne, die Infrastruktur- und Ressourcenprojekte

verfolgen. Große bis mittlere private Unternehmen, die eine Reihe von Märkten bedienen und

kleine, private Händler, die auf afrikanischen Marktplätzen produzieren oder verkaufen (Thrall

Lloyd, 2015). Staatliche Unternehmen sind wertmäßig die mit Abstand aktivsten in Afrika, obwohl

die Privatwirtschaft expandiert. Dadurch hat Peking zunehmend Schwierigkeiten, Kontrolle über

die Anzahl ausländischer Unternehmen auszuüben, was sich wiederum auf die Datenerfassung

auswirkt (Thrall Lloyd, 2015). In Anbetracht dieser Tatsache sind die Zahlen unter Vorbehalt zu

betrachten. Die deutsche Industrie und Handelskammer beziffert beispielsweise neben einem

Bestand an Direktinvestitionen von insgesamt 30 Mrd. US$ eine auf 6 Mrd. US$ geschätzte

Dunkelziffer an nicht registrierten Aktivitäten von Chinesen auf dem Kontinent (IHK, 2017).

Chinesische Investitionen konzentrieren sich in Afrika zu einem Großteil auf einige wenige

rohstoffreiche Länder. Südafrika ist das erste Zielland, gefolgt von Sambia, Nigeria, Angola und

14 Kommunistische Partei Chinas

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Simbabwe (Weltbank, 2015).15 Mit 30,6 Prozent fließen die meisten FDIs in die Rohstoffindustrie.

Finanzen mit 19,5 Prozent, Baugewerbe mit 16,4 Prozent und Produktion mit 15,3 Prozent machen

zusammen mittlerweile die Hälfte der gesamten FDIs aus. Die restlichen 18,2 Prozent verteilen sich

auf andere Bereiche, wie kommerzielle Dienstleistungen, wissenschaftliche Forschung,

Technologie und geologische Prospektion, Groß- und Einzelhandel, Landwirtschaft und Immobilien

(Weltbank, 2015).

Mehr als 90 Prozent der chinesischen Direktinvestitionen fließen wahrscheinlich über staatliche

Großkonzerne von denen etwa die Hälfte auf Ölprojekte ausgerichtet sind (Thrall Lloyd, 2015). Die

größte Komponente des chinesischen Kapitalexports nach Afrika sind wahrscheinlich Kredite,

Exportkredite und Käuferkredite, entweder an chinesische Unternehmen, die in Afrika tätig sind,

oder an afrikanische Regierungen und Unternehmen selbst (Thrall Lloyd, 2015). Dabei handelt es

sich in der Regel um äußerst attraktive Kreditbedingungen (niedrigere Zinssätze, tilgungsfreie

Zeiträume und längere Laufzeiten), teilweise so günstig, dass sie nach OECD Standards als

Hilfezahlungen gesehen werden können (Thrall Lloyd, 2015).

Chinas reiche Kapitalreserven und „Go Global“ Investitionen liefern dabei die Anreize und nehmen

vielen westlichen Geldgebern die Konkurrenzfähigkeit (Thrall Lloyd, 2015). Des Weiteren

vergeben chinesische Unternehmen auch sog. ressourcengestützte Kredite. Dabei erhalten

chinesische Unternehmen Ressourcen und Bauprojekte, im Gegenzug für höhere Risiken, längere

Rückzahlungsfristen und niedrigere Zinssätze (Thrall Lloyd, 2015). Unter dem Programm „ Öl-für-

Infrastruktur“ sind solche ressourcengestützte Kredite primär auf Angola und die Republik Kongo

ausgerichtet. Insgesamt haben chinesische Banken ressourcengestützte Kredite an mindestens

sieben afrikanische Staaten vergeben, mit einem Volumen von mehr als 14 Mrd. US$ (Thrall Lloyd,

2015). Ressourcengestützte Kredite geben dem Gläubiger die Möglichkeit, die eigene Wirtschaft

durch Bauprojekte und eine ausgedehnte Infrastruktur zu fördern und sich gleichzeitig den Zugang

zu wichtigen Ressourcen zu sichern. Zugleich wird das Risiko der Zahlungsunfähigkeit des

Kreditnehmers reduziert.

Ressourcengestützte Kredite verdeutlichen zugleich, wie Korruption funktioniert. Die Kontrakte

werden i.d.R. zwischen chinesischen Staatskonzernen und der Regierung des jeweiligen

afrikanischen Landes abgeschlossen. Sie sind i.d.R. verbunden mit Infrastrukturprojekten und

„prestigeträchtigen“ Bauten, von denen die Bevölkerung zumeist nicht profitiert, die aber mit

zukünftigen Ressourcenlieferungen bezahlt werden (und künftige Generationen belasten). .

Dabei werden Menschen nicht nur in den Gebieten der Ressourcen-Förderung, sondern auch aus

Städten vertrieben. Die Lebenshaltungskosten in den Städten steigen in Folge der Investitionen

derart, dass nur die Eliten und ausländischen Investoren sie tragen können.16 Eine kleine Elite

maximiert ihre Wohlfahrt und bereichert sich. Ressourcengestützte Kredite beschreiben das zuvor

angesprochene Problem der Korruptionsanfälligkeit afrikanischer Regierungen auf Grund von

„nicht konkurrenzfähigem“ Kapital und fehlendem technischen „know-how“ und verdeutlichen,

15 Siehe hierzu Kapitel 3.3 Ressourcen 16 Ein gutes Beispiel ist Angolas Hauptstadt Luanda. Unter anderem durch die Öl-für-Infrastruktur finanzierten Kredite ist Luanda zu einer der teuerste Städte der Welt aufgestiegen, während Angola mit einem BIP pro Kopf Einkommen von 4,170.3 US$ eine schwächere Kaufkraft als zum Beispiel Samoa oder Guatemala hat. (https://data.worldbank.org/indicator/NY.GDP.PCAP.CD?year_high_desc=false)

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warum Afrika auch bei großen Investitionen der Chinesen nicht aus der Armutsspirale kommen

wird. Ressourcenreiche Länder mit einer schwachen wirtschaftlichen Entwicklung und einer

„inflationierenden Währung“ sind fragen verstärkt ressourcengestützte Kredite nach.17 Für die

Unabhängigkeit von Staaten mit schwachen Währungen sind Kredite aber im allgemeinen

gefährlich, da die Kredite zur Absicherung des Kreditgebers gegen einen Währungsverlust nur in

einer international „konkurrenzfähigen Währung“, i.d.R US$, vergeben werden. Für das

Schuldnerland werden solche Kredite in Fremdwährung der Zeit, insbesondere in Krisen, immer

teurer und unbezahlbar. Dadurch werden Länder schnell abhängig von den ausländischen

Investoren und bei Staatskonzernen auch ausländischen Regierungen. Die Schuldenlast der sich das

Land konfrontiert sieht wird dabei von den Gläubigern als entscheidendes Mittel der Einflussnahme

verwenden.

4.3. Chinesische Sicherheitsbedenken

China hat wahrscheinlich mehr als 2.000 Unternehmen in Afrika, weltweit wohl mehr als eine

Millionen Überseebürger, sowie aktive Investitionen und Verträge von mehr als einer Milliarde

US$ in zwölf der zwanzig weltweit am meisten gescheiterten oder scheiternden Staaten (Thrall

Lloyd, 2015). China sieht sich nun mit Sicherheitsbedrohungen in Afrika konfrontiert, denen viele

westliche Staaten und Unternehmen seit langem ausgesetzt sind. Die starke Zunahme chinesischer

Wirtschaftsinteressen, Vermögensbestände und Bürger in Afrika in den letzten zehn Jahren hat

jedoch die Fähigkeit Chinas, diese zu sichern, überholt (Thrall Lloyd, 2015). Der Rückgang und die

letztendliche Einstellung des Ölhandels aus dem Sudan im Jahr 2012 verdeutlicht die Risiken, die

China durch Investitionen in gefährliche Gebiete eingegangen ist (Thrall Lloyd, 2015). Anti-

chinesische Volksbewegungen bilden sich in Afrika dabei aus verschiedenen Richtungen.

So hatten zum Beispiel Al-Qaida im islamischen Maghreb oder die nigerianische Boko Haram,

Angriffe auf chinesische Unternehmen, als Vergeltung für die repressive Politik Chinas gegenüber

den Uiguren, einer muslimischen Minderheit Chinas aus der westlichen Provinz Xinjiang,

angekündigt (Thrall Lloyd, 2015). Die Zusammenarbeit Chinas mit repressiven Regimen in Afrika

fördert ebenfalls antichinesische Ressentiments - in erster Linie bei Oppositionellen, Rebellen oder

Arbeitern die unter unwürdigen Bedingungen u.a. für chinesische Großkonzerne arbeiten (Thrall

Lloyd, 2015). Um einem Verlust an innenpolitischer Legitimität, aufgrund der Unfähigkeit

chinesische Bürger schützen zu können, entgegenzuwirken und chinesische Unternehmer nicht

davon abzuschrecken, in Afrika zu investieren, ist es für Peking deshalb notwendig politisch oder

militärisch einzugreifen (Thrall Lloyd, 2015).

Peking hat starkes Interesse an der Stabilität der Länder, in denen es ein bedeutendes Investment in

Form von Bürgern und Investitionen hat. Ein solches Interesse kann dazu führen, dass mehr

Sicherheit exportiert wird, um Stabilität zu gewährleisten. In der Vergangenheit hat sich China auf

afrikanische Regierungen und Milizen, das Außenministerium und private Sicherheitsunternehmen

verlassen, um chinesische Bürger zu schützen. Diese reichen möglicherweise nicht aus, um auf

künftige Bedrohungen zu reagieren (Thrall Lloyd, 2015). China wird sich wahrscheinlich

17 Auch hier lässt sich das Beispiel Angolas nennen, dessen Währung aktuell (2018) eine Inflationsrate von etwa 27,9 Prozent hat. (http://www.imf.org/external/datamapper/PCPIPCH@WEO/OEMDC/AGO)

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zunehmend durchsetzen müssen, um seine wachsenden Interessen zu schützen. So wird Chinas

Haltung der „Nichteinmischung“ immer weniger zu halten sein, diese wird allerdings auch jetzt

schon stark eingedämmt.

In den jüngsten Weißbüchern Chinas zur Verteidigung etwa ist der Betonung der Nichteinmischung

Beiterhin die Nichteinmischung in afrikanische Angelegenheiten betonen, war das letzte Weißbuch,

in dem die Nichteinmischung in Übersee ausdrücklich zitiert wurde, aus dem Jahr 2000 (Thrall

Lloyd, 2015). Chinas operative Definition von Nichteinmischung hat sich zudem bereits

weiterentwickelt, um Pekings strategischem Kalkül zu entsprechen. So kritisierte China

beispielsweise anfangs UN-Friedenseinsätze als Verletzung der Souveränität, bevor es schließlich

selbst ein wichtiger Teilnehmer der UN-Friedenseinsätze wurde (Thrall Lloyd, 2015). Ein weiterer

Ausdruck für Pekings wachsende Sicherheitsinteressen, ist die Definition von „New Historic

Missions“ für die PLA, in denen Chinas wachsende globale Interessen und die Notwendigkeit der

„Sicherung des Weltfriedens und der Förderung der gemeinsamen Entwicklung“ beschrieben

werden (Thrall Lloyd, 2015).

Auch das Afrika-Weißbuch der KPC von 2006 beschreibt neue Sicherheitsbedrohungen, die nicht

zum Stil der „Nichteinmischung“ passen: „Um die Fähigkeit beider Seiten zur Bewältigung

nichttraditioneller Sicherheitsbedrohungen zu verbessern, ist es notwendig, den Informations-

austausch zu intensivieren und wirksamere Mittel und Wege für eine engere Zusammenarbeit bei

der Bekämpfung von Terrorismus, Kleinwaffenschmuggel, Drogenverfolgung, transnationalen

Wirtschaftskriminalität (…), zu finden“ (Thrall Lloyd, 2015).

Des Weiteren widmet Chinas Verteidigungsweißbuch von 2013 dem Schutz der Interessen Chinas

in Übersee gleich drei beispiellose Absätze (Thrall Lloyd, 2015). Weitere Sicherheitsinteressen

ergeben sich für China vor der Küste Afrikas an der es gilt die Schifffahrtsrouten der eigenen

Handelswege abzusichern. Durch den mittlerweile gigantischen Anteil am Außenhandel, der zu

Beginn 2018 ein Volumen von 4,1 Billionen US$18 erreichte (GAC, 2018), steht China in der

Pflicht, seine Güter vor Piraterie zu schützen. Außerdem können durchaus Sicherheitsbedenken

gegenüber anderen „Großmächten“, in erster Linie den USA, geltend gemacht werden. Die Politik

der USA im Indopazifischen Raum, das militärische Ungleichgewicht in der Region und die

„Anfeindungen“ des amerikanischen Präsidenten gegenüber China, lassen chinesische

Sicherheitsbedenken gegenüber den USA als plausibel erscheinen.19

4.4. Chinas Hafenprojekte: Der Fall Dschibuti

Große Staatsunternehmen wie die China Merchants und COSCO Shipping betreiben mittlerweile 29

Häfen in 15 Ländern und 47 Terminals in 13 Ländern. Hinzu kommen weitere, relativ kleinere

staatliche Instanzen wie die Shanghai International Port Group, Ningbo Zhoushan Port oder der

Hafen von Lianyungang (Forbes, 2017). Allein in Afrika sind es mehr als ein Dutzend Häfen an

denen chinesische Staatskonzerne Anteile halten, hinzu kommen etliche Hafenprojekte die in

18 3,54 Billionen Euro zur Kohärenz der Arbeit in US$ zum aktuellen Kurs (Stand: 24.08.18) umgerechnet. 19 Siehe hierzu: Obamas „Pivot To Asia“ policy; „Enhanced Defence Cooperation Agreement“ (EDCA); sowie schon lange bestehende Militärpräsenz der USA u.a. in Süd-Korea und Japan.

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Planung, oder kurz vor ihrer Fertigstellung stehen. Die Häfen liegen u.a. in Marokko, Ägypten, der

Elfenbeinküste, Namibia, Kenia uvm. (FT, 2017).

Einige Häfen, an denen chinesische Unternehmen mehrheitlich Anteile halten, wurden nach ihrer

Fertigstellung, anders als zuvor angekündigt, nicht nur für kommerzielle Zwecke sondern auch

militärisch genutzt. Diese so genannten „Dual-Use-Zwecke“ chinesischer Häfen stehen stark in der

Kritik. In Afrika trifft diese Kritik insb. auf den Hafen von Dschibuti zu. Die staatliche China

Merchants Group beteiligte sich 2012 am Containerterminal des Hafens mit einer Investition in

Höhe von 9 Mrd. US$, einschließlich des Baus eines Terminals für verflüssigtes Erdgas, einer

Verladestation für Vieh und eines Logistikparks (FT, 2017).

Zunächst war die Beteiligung rein kommerziell begründet. 201520 räumte Peking dann weitere

Pläne für Dschibuti ein. Den Bau des ersten Marinestützpunktes des Landes in Übersee. Dieser soll

sicherstellen, dass das chinesische Militär bis mindestens 2026 mit einem Kontingent von bis zu

10.000 Mitarbeitern in der Region vertreten ist (FT, 2017). Wie China solche Forderungen

durchsetzten kann, zeigt sich an einem anderen Beispiel aus der Vergangenheit. In Sri Lanka

schrieb Präsident Maithripala Sirisena ein 1,4 Mrd. US-$ „Hafenstadt“-Projekt aus, das von

chinesischen Unternehmen in Colombo kurz nach seiner Machtübernahme im Jahr 2015 gebaut

wurde. Sirisena misstraute dem wachsenden Einfluss Chinas, welches durch unangekündigte

Besuche eines PLAN21-U-Bootes und eines Kriegsschiffes in einem der Colombo

Containerterminal, Ende 2014, bestärkt wurde.

Nach der Intervention von Sirisena übte Peking diplomatischen Druck auf Sri Lanka aus und nutzte

die enormen Schulden, die Colombo bei den chinesischen Staatsbanken aufgebaut hatte. Im Juli

2017 kam Chinas Außenminister Wang Yi mit einer kompromisslosen Botschaft nach Sri Lanka,

„Wenn die Regierung nicht alle Finger rauszieht und das Projekt wieder in Gang bringt, wird

China Sri Lanka ganz aufgeben“. Sri Lanka, das gegenüber Peking Schulden in Höhe von rund 8

Mrd. US$ aufwies, gab nach und einen Monat später unterzeichnete die Regierung ein Abkommen

mit der China Harbour Engineering Company, das den Weg für die Wiederaufnahme der Arbeiten

an dem Projekt, nach einer Pause von fast 18 Monaten, ebnete (FT, 2017). Im Fall von Dschibuti ist

die militärische Präsenz Chinas schon älter als die Bekanntmachung von 2015.

Seit Dezember 2008 beteiligt sich die PLAN an den internationalen Bemühungen zum Schutz der

Handelsschifffahrt vor Piraterie im Golf von Aden. Die PLAN hat dabei mehr als 5.000

Handelsschiffe begleitet, von denen etwa die Hälfte in China, Taiwan oder Hongkong geflaggt

wurden, sowie zwei gekaperte Handelsschiffe gerettet (Thrall Lloyd, 2015). Mit der Errichtung des

Militärstützpunktes bekommt die Bedeutung der PLAN allerdings eine neue Dimension in der

Region. Sie kann nun den Golf von Aden, einen der wichtigsten maritimen „Chokepoints“ der Welt,

überwachen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Bab-el-Mandeb-Straße zu, durch die jedes

Jahr schätzungsweise 12,5 bis 20 Prozent des Welthandels gehen (CFR, 2018).

Die Nähe zwischen Hafen und Militärbasis spiegelt dabei die enge Verflechtung der chinesischen

wirtschaftlichen und militärischen Interessen als Teil einer Strategie zur Machtprojektion im

Ausland wider (CFR, 2018). Chinas wirtschaftlicher Fuß ist in Dschibuti und wie in den meisten

20 Financial Times datiert 2016 als das Jahr der Bekanntmachung, ältere Quellen datieren 2015 als das Jahr der Bekanntmachung (Thrall Lloyd, 2015) 21 People's Liberation Army Navy (Marine der Freiheitsarmee Chinas)

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Ländern Afrikas überdimensioniert. Dabei ist Dschibuti ein sehr kleines Land mit weniger als einer

Million Menschen, einem BIP von unter 1,8 Mrd. US$ und fast keinen natürlichen Ressourcen

(CFR, 2018). China hat in diesem Fall also weniger Interesse an Rohstoffen als vielmehr an der

strategischen Lage am östlichen Rand des afrikanischen Kontinents und am westlichen Ufer des

Indischen Ozeans (CFR, 2018).

Jeder der zehn verkehrsreichsten Containerhäfen der Welt liegt an den Ufern des Pazifiks oder des

Indischen Ozeans und mehr als die Hälfte der weltweiten Seehäfen. Allein im Indischen Ozean hat

sich das Handelsvolumen seit 1970 vervierfacht, wobei jährlich schätzungsweise 9,84 Mrd. Tonnen

Produkte mehr werden (CSIS, 2018). Insgesamt bietet die Lage Dschibutis also einen wichtigen

geostrategischen Stützpunkt zur Sicherung internationaler Handelsrouten.

Das „Hinterland“ von Dschibutis bilden die drei Nachbarstaaten Somalia, Eritrea und Äthiopien.

Sie gehören zu den ärmsten Ländern des Kontinents (Weltbank, 2018). So hat Somalia nach

Jahrzehnten des Bürgerkriegs erst seit 2012 wieder eine eigene Regierung und Eritrea und

Äthiopien erklärten erst dieses Jahr ihren Kriegs-zustand für beendet. Von den drei Ländern scheint

Äthiopien wirtschaftlich gesehen zunächst noch am attraktivsten zu sein. Es ist mit rund 102 Mio.

Einwohnern (stand 2016) nach Nigeria die zweitgrößte Nation Afrikas und die am schnellsten

wachsende Wirtschaft in der Region. Trotzdem ist Äthiopien mit einem Pro-Kopf-Einkommen von

783 US$ immer noch eins der ärmsten Länder Afrikas (Weltbank, 2018). Das Land verbucht aber

eine positive Entwicklung. Von 2005 bis 2015 wuchs die Wirtschaft im Durchschnitt mit über 10

Prozent, die Zahl der in extremer Armut lebenden Äthiopier ging von 55,3 Prozent im Jahr 2000 auf

33,5 Prozent im Jahr 2011 zurück und die Regierung ist bemüht, ein Wachstums- und

Transformationsprogramm (GTP)22 durchzuführen, das Äthiopien in ein Produktionszentrum

verwandeln soll (Weltbank, 2018).

An den Investitionen des GTP ist China maßgeblich beteiligt wie an verschiedenen Beispielen

deutlich wird. Die äthiopisch-dschibutische elektrischen Eisenbahn, die erste ihrer Art in Afrika, ist

ein 4 Mrd. US$ Projekt, das von chinesischen Bauunternehmen durchgeführt und von chinesischen

Banken finanziert wurde (CFR, 2018). Die Export-Import Bank of China baut an einem über 300

Mio. US$ teuren Wasserleitungssystem, das Trinkwasser von Äthiopien nach Dschibuti leiten soll

(CFR, 2018). Zudem bauen chinesische Firmen die Industrieparks, die das Land zu einem

attraktiven Produktionsstandort machen sollen (DW, 2017).

China hat seine Militärbasis in Dschibuti u.a. mit den internationalen Anti-Piraterie-Operationen

und den Friedensmissionen der UN in ganz Afrika begründet. Diese offizielle Haltung steht im

Einklang mit dem Prinzip der Nichteinmischung, auch wenn die Basis das Potenzial für China

bietet, die inneren Angelegenheiten der Nachbarländer zu beeinflussen, insbesondere derjenigen,

die derzeit Bürgerkriege und Konflikte haben (Thrall Lloyd, 2015). Die Tatsache, dass neben China

auch französische, deutsche, italienische, spanische, japanische und amerikanische Militärs in

Dschibuti aktiv sind begünstigt es den Chinesen zudem die Bedeutung der Basis herunterzuspielen

(Thrall Lloyd, 2015).

22 Growth and Transformation Plan

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Chinas offizielle Verteidigungsstrategie verdeutlicht jedoch, dass die Logistikbasis in Dschibuti

Teil eines breiteren strategischen Imperativs Chinas ist. Im Jahr 2015 veröffentlichte die

chinesische Regierung ein Dokument zur Landesverteidigung, das eine zweistufige maritime

Strategie der „Offshore-Wasserverteidigung und des Schutzes der offenen Meere“ einführte (Thrall

Lloyd, 2015). Es ist das erste Mal, dass die chinesischen Interessen in den „fernen Meeren“ auf das

Niveau der nationalen Sicherheit gehoben werden. Berücksichtigt man sowohl die chinesischen

Investitionen in das ressourcenlose Dschibuti als auch dieses Dokument, so wird deutlich, dass

kommerzielle Projekte durch die BRI in Ostafrika den Weg für die Realisierung von PLAN-

Ansprüchen in den fernen Meeren geebnet haben. Die MSRI hat dabei die Seidenstraße durch den

Indischen Ozean auf den afrikanischen Kontinent ausgedehnt und rechtfertigt damit die Präsenz

chinesischen Militärs zum Schutz wirtschaftlicher Interessen und zur Aufrechterhaltung offener

Handelswege (Thrall Lloyd, 2015).

5. Fazit

Chinas Politik in Afrika hat verschiedene Facetten, aber alle passen in das historische Bild

aufstrebender Mächte und die MSRI spielt dabei, in mehrerlei Hinsicht, eine bedeutende Rolle.

Wie durch die Handelsbeziehungen und FDIs deutlich geworden ist, konzentriert sich der Großteil

des chinesischen Kapital auf rohstoffreiche Regionen. Der Handel soll die Nachfrage der

heimischen Industrie nach Ressourcen zu befriedigen. Hier sind vor allem Liefersicherheit und

Kostenvorteile entscheidend. Zudem werden energetische Ressourcen in einem hohen Maß auf dem

afrikanischen Kontinent gefördert, um den weiter steigenden Energiekonsum in China befriedigen

zu können, während man den heimischen Energiesektor umweltschonender umgestaltet. Es ist das

typische Muster wie man sich, trotz weiter steigendem Verbrauch, eine „Grüne-Plakette“ verschafft,

in dem die für die Nachfrage unsauber produzierte Energie zu großen Teilen ins Ausland verlagert

wird.

Ein weiteres bereits bekanntes Muster, ist der Versuch, die Einflussnahme auf gewisse Regionen

und somit in der Welt auszuweiten. Man will mehr Einfluß haben, was in Anbetracht der

wirtschaftlichen Leistung Chinas und seiner Größe, sowohl geographisch als auch

bevölkerungsmäßig gesehen, durchaus verständlich ist. Dies erfolgt in Afrika auf verschiedenen

Wegen. Mit seiner „Neokolonialen“ Politik, die auf den Abbau von Ressourcen und die Schaffung

von wirtschaftlichen Abhängigkeiten abzielt, tritt China in die Fußstapfen der herrschenden

westlichen Mächte. Die neu geschaffene Einflussnahme kann dann auf verschiedenen Wegen

genutzt werden. Durch die Errichtung von Militärstützpunkten, aber auch auf indirekte Weise, in

dem auf afrikanische Länder in internationalen Gremien Einfluss ausgeübt wird. Afrikanische

Staaten haben drei Sitze im UN-Sicherheitsrat und stellen mehr als ein Viertel der Stimmen der

UN-Generalversammlung (Thrall Lloyd, 2015). Bei solchen Abstimmungen kann Peking

versuchen, seinen Einfluss auf einige afrikanische Staaten zu seinen eigenen diplomatischen

Vorteilen geltend zu machen.

Im Hinblick auf die internationalen Normen kann die afrikanische Unterstützung Peking auch bei

der Bekämpfung von Präzedenzfällen helfen, die es im eigenen Land als potenziell gefährlich

ansieht. Sowohl in rechtlicher als auch in diplomatischer Hinsicht dürfte Peking ein Interesse daran

haben, einen aktiven internationalen Konsens über eine Vielzahl von innenpolitischen Fragen zu

verhindern: Zivilgesellschaft und Menschenrechte, demokratische Vertretung, Unabhängigkeit der

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Justiz und Transparenz der Regierung oder auch die Anerkennung Taiwans als souveränen

Rechtsstaat (Thrall Lloyd, 2015).

In der Vergangenheit haben afrikanische Staaten bereits ihre Loyalität zu China bei UN

Abstimmungen bewiesen. Während mehrerer Perioden der verstärkten Überprüfung der

Menschenrechte der KPC, einschließlich des Massakers von 1989 auf dem Tiananmen Platz oder

der tibetischen Unruhen von 2008, haben afrikanische Staaten im allgemeinen geschwiegen und

einige sogar unterstützende Erklärungen zu Gunsten Chinas abgegeben (Thrall Lloyd, 2015). Ein

weiteres Mittel der Soft Power um den politischen und gesellschaftlichen Einfluss auszuweiten ist

die Nutzung von „Public Relations“, ein von den USA perfektioniertes Instrument, welches

erstmals von Edward L. Bernays definiert wurde und seinen Ursprung aus der Propaganda hat.23

Chinas Art der PR in Afrika ist dabei sehr weit gefasst.

Auf der einen Seite werden Geschenke gemacht, wie zum Beispiel der neue Hauptsitz der

Afrikanischen Union in Addis Abeba. Die 200 Mio. US$ teure Einrichtung wurde komplett von

Peking gestiftet und erbaut (Thrall Lloyd, 2015). Neben weiteren „Prestigegeschenken“ wie

Regierungsgebäuden, Stadien und Infrastruktur, finanziert Peking eine Reihe von Projekten, die von

Austauschprogrammen für junge Führungskräfte, ausländischen Hilfsprogrammen, einer ständigen

Präsenz chinesischer Ärzte bis hin zu 29 Kulturzentren („Konfuzianische Institute“) in 22 Staaten

und Radio- und Fernsehsendungen reichen (Thrall Lloyd, 2015). Seit 2015 werden zudem der

Ausbau der staatlich chinesischen Medien in Afrika mit 6,6 Mrd. US$ vorangetrieben (Thrall

Lloyd, 2015). Mit CNC-World und CCTV-Africa gibt es bereits zwei Fernsehsender die von

Xinhua, Chinas offizieller und staatlich geführten Nachrichtenagentur, kontrolliert werden. Dazu

entwickelt Xinhua in Zusammenarbeit mit dem kenianischen Telekommunikationsunternehmen

Safaricom den ersten mobilen Nachrichtendienst für SSA und Chinas größte staatliche

englischsprachige Zeitung, China-Daily hat eine afrikanische Auflage, die Africa-Weekly (Thrall

Lloyd, 2015).

Als letztes und entscheidendes Mittel der Machtprojektion und der Ausweitung von globaler

Einflussnahme, kommt die Ausweitung militärischer Präsenz. Dies erfolgt in Afrika, wie gezeigt,

unter dem „Deckmantel“ kommerziell getarnter Anliegen und wird durch die MSRI entscheidend

gerechtfertigt und finanziert. Die Mentalität der „Nichteinmischung“ in der Außenpolitik

verschleiert zudem zusätzlich die „Dual-Use-Zwecke“ vieler dieser Infrastrukturprojekte.

Auch hier folgt China dem traditionellen Pfad aufstrebender Mächte.24 In dem China seine

militärischen Operationen erweitert, will es seinen wachsenden Interessen im Ausland gerecht

werden. Die chinesische Wirtschaft ist zudem im hohen Maße von Handelsrouten abhängig, die

durch den Indischen Ozean führen. Insbesondere für die Energieversorgung spielt er eine wichtige

Rolle (CSIS, 2018). Daher ist es nicht verwunderlich, dass die chinesische Regierung versucht, ihre

Interessen entlang dieser Seewege zu schützen. Die Führer in Peking haben Grund zur Besorgnis

über die vielfältigen potenziellen Risiken in der Region, die von der Seeräuberei bis hin zu den

23 Edward Bernays, der zweifacher Neffe von Sigmund Freud war, machte für seine Kampagnen u.a. von Freuds Methode der Psychoanalyse Gebrauch, die auf das Unterbewusstsein des Menschen abzielt (Edward L. Bernays - Public Relations). 24 Siehe z.B. Spanien, England, Portugal - allesamt einst große Imperien, da sie es vor allem verstanden hatten, die Weltmeere zu dominieren.

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Möglichkeiten der USA oder Indiens reichen, die chinesischen Versorgungsleitungen im Falle eines

Konflikts zu unterbrechen.

Um Streitkräfte in der Region des Indischen Ozeans unterstützen zu können, muss China

zuverlässigen Zugang zu Einrichtungen in wichtigen Punkten der Region haben. Chinas

Militärstützpunkt in Dschibuti bietet dabei eine rudimentäre Basis zur Machtprojektion, die durch

den Zugang zu Häfen in Bangladesh, Burma, Pakistan und Sri Lanka unterstützt wird (CSIS, 2018).

Mit seiner Militärbasis in Dschibuti hat sich China eine „Win-Win“ Situation in mehreren Aspekten

verschafft. Neben der geostrategischen Bedeutung des Standorts zur Sicherung von Handelswegen,

kann die Piraterie Bekämpfung wie eine Art Training für die PLAN in internationalen Gewässern

fungieren. Die Bekämpfung der Piraterie kann einen Einblick in die Operationsmuster ausländischer

Militärs geben. Dies kann sowohl aus nachrichtendienstlicher Sicht nützlich sein, als auch um der

PLAN zu helfen, ihre Stärken und Schwächen mit denen ausländischer Militärs, einschließlich der

Vereinigten Staaten, Indiens, Japans, Australiens und anderer, zu vergleichen (CSIS, 2018).

Daneben können chinesische Schiffe auch spezifischere Nachrichten-, Überwachungs- und

Aufklärungsmissionen durchführen, um regionale Militärs besser zu verstehen und Daten über das

geografische Gebiet im und um den Indischen Ozean zu sammeln. Die Erfassung von

unterseeischen Merkmalen kann besonders hilfreich bei der Vorbereitung auf ein potentielles

Kriegsszenario sein. Solche Aktivitäten können helfen, Informationen über die typischen

Betriebspraktiken potenzieller Herausforderer, einschließlich der indischen Marine, zu liefern

(CSIS, 2018).

Abschließend kann festgehalten werden, dass sich Chinas Wirtschaft nach Maos Tod schneller

entwickelt hat, als dass sich das Land auf seine neue globale Verantwortung, vorbereiten konnte.

Afrika dient in diesem Fall mal wieder mehr als Mittel zum Zweck, in dem es den neuen

Aufschwung zu großen Teilen auf seinen Schultern trägt. Die MSRI dient zum einem

kommerziellen Zwecken, wie neue Handelsrouten zu schaffen und zum anderen militärischen, um

die vielseitigen neuen Sicherheitsinteressen verteidigen zu können. Mit Chinas Aufschwung steigt

das Konfliktpotential in einer mehr und mehr multipolaren Welt, in der verschiedene Interessen-

und Kulturunterschiede auf einander treffen. Von einem neutralen Gesichtspunkt aus gesehen, folgt

Chinas Politik dem klassischen Pfad aufstrebender Mächte und sollte den Westen nicht verwundern.

Anstatt auf Konfrontation zu setzen, sollte man einen friedlichen Dialog und Kooperation

anstreben. Kritik ist dabei durchaus berechtigt, vor allem in Bezug auf innenpolitische

Angelegenheiten Chinas oder seiner Politik in Afrika. Nicht berechtigt ist sie allerdings, wenn sie

mit dem Fingerzeig erfolgt und keine selbstreflektierende Haltung einnimmt und somit einen

konstruktiven und auch selbstkritischen Dialog verhindert.

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6. Quellenverzeichnis:

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2017/bp-statistical-review-of-world-energy-2017-full-report.pdf

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Staaten (GUS) mit Georgien und Südamerikas im Hinblick auf die Bedeutung für Deutschland

https://www.deutsche-

rohstoffagentur.de/DE/Themen/Min_rohstoffe/Downloads/laenderbewertung.pdf?__blob=publi

cationFile&v=3

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and Economic Implications for the Indo-Pacific Region - March 2018

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gestiegen - http://german.china.org.cn/txt/2018-01/13/content_50222854.htm - zuletzt

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8. Deutsche Welle (DW): Äthiopien: Ostafrikas neue Wirtschaftsmacht? -

https://www.dw.com/de/%C3%A4thiopien-ostafrikas-neue-wirtschaftsmacht/a-39355683 - von

Martina Schwikowski 21.06.2017

9. Kent Deng: From Economic Failure to Economic Reforms, Lessons from China’s Modern

Growth, 1949 to 2012 - Published in Groniek, no. 199 (2014), pp. 141–61

10. Frank Dikötter: Mao’s Great Famine, The History of China’s most devastating catastrophe,

1958-62 - Londres, Berlin, New York, Bloomsbury, 2010.

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13. Forbes: China’s Seaport Shopping Spree: What China Is Winning By Buying Up The World's

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https://www.forbes.com/sites/wadeshepard/2017/09/06/chinas-seaport-shopping-spree-whats-

happening-as-the-worlds-ports-keep-going-to-china/#58b2ff694e9d

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Präsenz - https://www.subsahara-afrika-ihk.de/blog/2017/06/19/investment-in-afrika-chinas-

und-indiens-planvolle-praesenz/

15. Internationaler Währungsfond (IWF): Inflationsraten Weltweit: -

http://www.imf.org/external/datamapper/PCPIPCH@WEO/OEMDC/AGO - zuletzt aufgerufen

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16. Internationaler Währungsfond (IWF): China:

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19. McKinsey Global Institute: Lions on the Move: The Progress and Potential of African

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https://www.mckinsey.com/~/media/McKinsey/Global%20Themes/Middle%20East%20and%2

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21. McKinsey Global Institute: Urban World: The Global Consumers to watch - April 2016 -

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22. Lloyd Thrall: China’s Expanding African Relations - Implications for U.S. National Security;

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Published by: RAND Corporation. (2015)

Stable URL: http://www.jstor.org/stable/10.7249/j.ctt15zc655.9

23. Lloyd Thrall: China’s Expanding African Relations - Implications for U.S. National Security;

Chapter: Chinese Presence and Behavior in Africa

Published by: RAND Corporation. (2015)

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24. The Australian Journal of Chinese Affairs: No. 2 (Jul., 1979), pp. 77-102

Published by: The University of Chicago Press on behalf of the College of Asia and the Pacific,

The Australian National University - Stable URL: https://www.jstor.org/stable/2158732

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29. Weltbank: Länderprofil Angola - http://www.worldbank.org/en/country/angola/overview -

zuletzt aufgerufen: 28.08.2018; 14Uhr

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