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S2~ Andreas Meyer: Die Nervenendigungen in der Iris 1). Yon Andreas Meyer. (Mitgetheilt yon Professor Arnstein in Kasan.) Hierzu Tafel XXXI und XXX.[I. Im NacMblgenden soll ~iber eine Arbeit referirt werden, die durch eine Preisaufgabe der hiesigen medicinischen Facult~tt ver- anlasst wurde. Unsere Kenntaisse tiber Irisnerven besehranken sich eigent- lich nut auf dis topographisehen Verhaltnisse. Arnold -~) hat sehoa vor langerer Zeit eine ziemlich genaue Beschreibung der maanigfaltigea Plexusbildun~eu in der Iris geliefert, ausserdem hat er die Gegenwart nicht nur myclinhaltiger, sondern auch blasser Nervenfasera constatirt. In neuerer Zeit hat Pause ~) einen Schritt rUckwSrts gethan, indem cr das Vorhanden- 1) Conf. Vorl'~ufige Mittheilung im Centralblatt f. reed Wiss. 1878. p. 113. Die im vorigen Jahr erschienene Arbeit yon Formad (American Journal of medical science. Januare 1878) ist leider in Kasan nicht zu be- sehaffen. Aus dem Referat im Hofmann-Schwalbe'schen Jahresbericht ersehe ich aber naehtr~glich, dass auch Formad bis an die Nervenendigun- gen nicht vorgedrungen ist, doch ist ein Fortscbritt insoi'ern zu eonstatiren, las der Autor den Uebergang markhaltiger Nervenfasern in ein Endnetz yon Nervenfibrillen gesehen hat. Der Eintheilung der Plexusbildungen in fiinf conccntrische Gefleohte kSnnen wir jedoch nioht beiptlichten, well sie dem natiirlichen Sachverhalt nieht entspricht, conf. Text and Fig. 1. Im Text konnte auf diese Arbeit kein Bezug genommen werden, da unser Manuscript im Juli der Redaction zugeschickt wurde, w~hrend der Jahresbericht uns erst im September zu Hiinden gekommen ist. 2) Virchow's Archiv Band 27. 3) Pause, C. H. Ueber die Nerven der Iris. Arch. f. 0phthalmol. XXIII 3.

Die Nervenendigungen in der Iris

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S2~ A n d r e a s Meyer :

Die N e r v e n e n d i g u n g e n in der Iris 1).

Yon

A n d r e a s M e y e r . (Mitgetheilt yon Professor A r n s t e i n in Kasan.)

Hierzu Tafel XXXI und XXX.[I.

Im NacMblgenden soll ~iber eine Arbeit referirt werden, die durch eine Preisaufgabe der hiesigen medicinischen Facult~tt ver- anlasst wurde.

Unsere Kenntaisse tiber Irisnerven besehranken sich eigent- lich nut auf dis topographisehen Verhaltnisse.

A r n o l d -~) hat sehoa vor langerer Zeit eine ziemlich genaue Beschreibung der maanigfaltigea Plexusbildun~eu in der Iris geliefert, ausserdem hat er die Gegenwart nicht nur myclinhaltiger, sondern auch blasser Nervenfasera constatirt. In neuerer Zeit hat P a u s e ~) einen Schritt rUckwSrts gethan, indem cr das Vorhanden-

1) Conf. Vorl'~ufige Mittheilung im Centralblatt f. reed Wiss. 1878. p. 113.

Die im vorigen Jahr erschienene Arbeit yon F o r m a d (American Journal of medical science. Januare 1878) ist leider in Kasan nicht zu be- sehaffen. Aus dem Referat im H o f m a n n - S c h w a l b e ' s c h e n Jahresbericht ersehe ich aber naehtr~glich, dass auch F o r m a d bis an die Nervenendigun- gen nicht vorgedrungen ist, doch ist ein Fortscbritt insoi'ern zu eonstatiren, las der Autor den U e b e r g a n g m a r k h a l t i g e r N e r v e n f a s e r n in e in E n d n e t z yon N e r v e n f i b r i l l e n gesehen hat.

Der Eintheilung der Plexusbildungen in fiinf conccntrische Gefleohte kSnnen wir jedoch nioht beiptlichten, well sie dem natiirlichen Sachverhalt nieht entspricht, conf. Text and Fig. 1.

Im Text konnte auf diese Arbeit kein Bezug genommen werden, da unser Manuscript im Juli der Redaction zugeschickt wurde, w~hrend der Jahresbericht uns erst im September zu Hiinden gekommen ist.

2) Virchow's Archiv Band 27. 3) Pause , C. H. Ueber die Nerven der Iris. Arch. f. 0phthalmol.

XXIII 3.

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sein der blassen Nervenfasern entschieden in Abrede stellt. Die Handbticher der Anatomie und Histoloflie liefern eiflentlieh nur Referate der Arnold 'schen Arbeit. I w a n o f f ' ) , der den Geflen- stand zwei Mal in Handbtichern bearbeitet hat, weist auf die technischen Schwierigkeiten hin, die sieh der Erforsehung der 7Nervenendigungen in der Iris entgegenstetlen. Theoretische GrUnde scheinen ihn jedoch veranlasst zu haben sensible Nervenendiflunflen an der vorderen Irisfi~che und motorische am Sphincter und in den hinteren den Dilatator enthaltenden Lamellen zu statuiren.

Da I w a n o f f ein Anhi~nfler des Dilatator ist, so hat er ihn nattirlich aueh mit Nerven versehen mUssen. Welche Methoden und welehe Bilder den Autor zu dieser Ansicht fleFtihrt haben, ist aus dem Text nicht zu ersehen. Wir kommen darauf noeh zurtick. Vorl:,iufig sei nur noch erwlihnt, dass der grSsste Theil der blassen Nervenfasern in der Iris fiir die Gef:,tsse bestimmt ist und gerade diese Vasomotoren fehlen in dem aprioristisch eonstruirten Schema yon I w a n o f f .

Um die Topographie dcr Irisnerven aufzudecken, braueht man nicbt zum Chlorgold zu ffreifen. Man kommt sehr leicht zum Ziel, wenn man die Ueberosmiums~ture mit Essigsi~ure oder Sal- petersi~ure combinirt, sei es, dass man eine Mischung beider anwen- det odor die Ueberosmiumsiiure nachtr:,tfllich in Dampfform ein- wirken lasst. Man bekommt auf diese Weise sehr rasch flute Demonstrationspraeparate, an denen man allerdinfls nur die myelin- )aaltiflen Nerven leicht und vollsti~ndig verfolflen kann. Die blassen Nervenfasern treten nur unvollkommen hervor und die Endnetze sind flar nicht zu sehen. Da aber weitaus der griJsste Theil der Nerven bei dem Eintritt in die Iris myelinhaltifl ist, so flenUflt die erwiihnte Methode, am die Plexusbildungen zu studiren und die Zielpuncte der myelinhaltiflen Fasern im Grossen and Ganzen festzustellen. Immerhin sind Chlorfloldpriiparate auch in dieser Beziehunfl zuverl~ssifler, weil die Fi~rbunfl der Myelinscheide eine intensivere und nachhaltigere ist, wahrend die Osmiumfarbunfl an isolirt verlaufendea Nervenfasern mit dttnaer Myelinscheide haufig ungentigend ist und bald erblasst. Darch das Chlorgold werden

1) S t r i c k e r s Handbuch u. Handb. der Augenheilkunde p. 287.

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die myelinhaltigen Fasern viel leichter gel~trbt, als die naekten Axencylinder and die dtinnen lffervenfasera an der Peripherie, daher erklRrt sich auch der oben erwShnte Irrthum yon Pause . Diescr Autor hat eben unvollsfi'mdige FRrbung erzielt und wurde durch die tiberaus grosse Zahl yon myelinhaltigen Fasern veran- lasst, dieselben ftir die einzig vorhandenen zu halteu.

Wir wollen uns zuerst an einem Chlorgoldpriiparat in tote orientiren. Figur 1 stellt den vierten Theil einer albinotischen Kanincheniris bet 20-facher VergrSsserung dar. In dem Pritparat erschienen Grundgewebe und GefRsse rosenroth, wShrend die myelin- haltigen NervenstRmmehen als schwarzrothe StrRnge sehr seharf hervortreten. In der Zeichnung sind die Btindel nackter Primi- tivfibrillen ibrtgelassen, da sie bet ether 20fachen Vcrgr()sserung" nur undeutlieh hervortreten und mit Blutg'efSssen vcrwcchselt wcr- den konnten; die Choroidea ist dunkel gehalten, ebcnso der Sphincter pupillae. Ung'efithr in der Mitre zwischen Sphincter und Choroidea verl:,tuft eine roth gefitrbte Arterie (Circ. artcr. m:kjor ). Alles Uebrige stellt myclinhaltige Nerven vet. Die Ci- liartbrtsStze sind mittels flaeher Scheerenschnittc ab'getrag'en, daher reichen einige :NervenstRmmchen nicht bis an den Ciliarrand. An dem Ciliarrand sieht man eine Anzahl g'rSberer, sehr dunkel g'e- fitrbter• in die Iris eintreten. Zwischen den stRr- keren StSmmehen verlaufen zahlreiche diinue und einzelne :Ner- venfasern. Die Nerven iindern zum Theil schon in der :Nithe des Ciliarrandes die radi~tre Richtung and verlaufen dann dem Ciliar- rande mehr oder weniger parallel, indem sie mit den benachbarten St:,immchen einen Theil ihrer Fasern austauschert. Andere be- halten anfangs die radiitre Richtung', um erst spiiter, d. h. in den mittleren Regionen der Iris oder in der ~Niihe des Sphincter an den Plexusbildung'en zu participiren. Sieht man gcnauer bin, so finder man zahlreiche zurtieklaufende Stammchen und bogenfSrmig verlaufende Nervenfasern, die sehliesslich bis an eine Kreuzungs- stelle zu verfblgen sind, we sie in die Bahnen eines anderen St~mmehens einbiegen, oder sie verlieren ihre Myelinseheide und entziehen sieh der Beobachtung. Manehmal kommt es zur Bil- dun~', yon Sehleifen, deren auf- und absteigende Sehenkel parallel laufen. Solehe scheinbare Endsehlingen kommen am hRufigsten in der ~NRhe des Pupillarrandes vor. Auf unserer Zeiehnung tre- ten sie nieht hervor, well die Vergri~sserung zu sehwach ist und

Die Nervenendigungen in der Iris. 327

die beiden Schenkel der Schlingen hiiufig nicht in einem Niveau liegen. Was die Plexusbildungen speciell anlangt, so sind sic massiver in dcm itusseren Dritttheil der Isis, well bier die dick- steu :NervcnstSmme verlaufen. Welter nach innen gegen den Pu- pillarrand, theilen sich die myelinhaltigen Stiimmchen, werden dtinner und die Plexusbildungen schmachtiger, letztere fehlen aber nirgends undl liegen z. Th. dem Sphincter auf~ treten aber hier nut bei starker Vergriisserung mit gentigender Scharfe hervor und sindl daher in dler Zeichnung 1 fortgelassen. An den Kreuzungs- punkten ist die Yerflechtung der Nervenfasern eine sehr innige, ein grosser Theil der lqervenfasern iindert bier die Verlaufsrich- tung, es kommt zu partiellen Kreuzungen nnd schon A r n o l d hut auf die Aehnlichkeit mit dem Chiasma herr. optic, hingewiesen. Diese verschiedenen Nervengeflechte gehen unmittelbar in einan- der tiber und liegen so ziemlich in einer Ebene oder sind wenig- stens ritumlich so wenig geschieden, dass .eine Eintheilung in pri- mare, seeundSre und terti:~tre Plexus falsehe Vorstellungen erwecken miisste und duller zu verwerfen ist.

Wo die u fiir die Beobachtung gtinstig liegen, sieht man vielfache Theilungen der Nervenfasern, die Zweige schlagen dann hitufig eine versehiedene Richtung ein. Verlaufen aber die Zweige, wie es manchmal gesehieht, in einer Richtung mit den Stammfasern, so werden die Theiiungen leieht iibersehen, namentlich wenn die Fasern nahe an einander liegen. Die Thei- lungen sindl viel zahlreieher, als es auf den ersten Blick seheint und kommen nieht nur an den Knotenpunkten, sondern auch an anderen Stellen vor.

Abgesehen yon den beschriebenen Nervenfasern sieht man noch radiitr verlaufendle myelinhaltige Fasern, die in der Region des Circulus arteriosus major auftauchen und bis an den Spincter reichen. Sic unterscheiden sich yon den tibrigen Fasern dutch den korkzieherfiirmigenVerlauf (Fig. 1 nn). Auf den ersten Bliek kann man sic fiir Gefiisse halten, eontrollirt man abet mit star- ken VergrSsserungen, so iiberzeugt man sieh, dass es myelinhal- ~ige Nervenfasern sindl, die z. Th. gemeinsehaftlich mit dtinnen Gefassen in den radi~ren Itisfalten verlaufen. Ihre Windungen sind m(iglicher Weise yon dler wechselnden Breite des Irisringes abhhngig, bei verengter Pupille gleiehen sic sieh wahrseheinlich aus und sind somit ~ls Vorkehrung gegen Zerrungen der Nerven-

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fasern bei stark verengter Pupille anzusehen. Zu Gunsten dieser Erklarung sprieht auch der Umstand, class die in Rede stehenden Fasern nur an der inneren Halfte des Irisringes zu betrachten sind, d. h. in dem Theil, der vorzugsweise in das Spiel der Pu- pille hineingezogen wird. Die tibrigen :Nervenfasern sind durch ihren bogenf6rmigen Verlauf vor Zerrung bei weehselnder Pupille gesehtltzt.

Verschafft man sich eine vollkommene Uebersicht der Iris- nerven bei schwaeher VergrSsserung, so bemerkt man sofort, dass die Zahl der myelinhaltigen Nerven yon dem Ciliarrand gegen den Pupillarrand stetig abnimmt. Berttcksichtigt man nun die vielfa- ehen Theilungen der Nervenfasern und die Einengung des Ver- breitungsbezirkes in der Richtung der Pupille, wodurch eine re- lative und absolute Zunahme der Nervenfasern im Pupillartheil stattfinden mtlsste, so wird man zur Vermuthung gcftihrt, dass ein grosser Theil der myelinhaltigen Fasern auf dieser S~recke die Myelinscheide verliert and sieh demnach der Wahrnehmung ent- zieht. Eine Vermuthung', die dadureh an Wahrscheinliehkeit fie- winnt, dass es unmSfftieh ist einen Endapparat an den myelinhal- tigen Fasern zu constatiren.

Durehforseht man nun ein Chlorgoldpraparat in toto mit s t~trkeren Systemen, so kommt man in Bezug auf den Yerbleib der myelinhaltigen Fasern vollkommen ins Reine. Man tiberzeugt sich namlieh~ dass alle m y e l i n b a l t i g e n F a s e r n ohne Aus- n a h m e n a e h k t i r ze rem oder l i ingcrem V e r l a u f d i e Mye- l i n s c h e i d e v e r l i e r e n , um als FibrillenbUndel ihren Weg zu verfolgen 1). Dieser Weg ist aber h:,tufig noch ein welter und verschlungener. In der inneren Hi~lfte des Irisringes participiren an den Plexusbildungen haupts~iehlich diese lqervenfibrillen, wiih- rend mydinhaltige Fasern an den Kreuzungspunkten nur verein-

1) Dieser Umstand mach~ es auch unmSglich, in dem weiteren Verlauf die sympathischen Fasern yon den cerebralen zu unterseheiden und ihre Ziel- puncte auseinanderzuhalten. Zu dem kommt noch, dass beide Faserarten in dem Ciliar~heil der Iris in gemelnschaf~lichen Scheiden verlaufen, so dass die blassen Fasern yon den mye]inhaltigen verdeekt werden, u n d e s bedarf be- sonderer Methodeu, um die blassen Nervenfasern im Ciliar~heil aufzudecken. Man kommt noch am raschesten zum Ziel, wenn man ein mit Essigs~iure und 0smiu~a behandeltes ~ervens~mmchen vorsich~ig zerzupf~.

Die Nervenendigungen in der Iris. 329

zelt oder paarweise angetroffen werden, und da bet 20facher Ver- grSsserung nur diese letzteren hervortreten, so ist es klar, warum auf Fig. 1 die Plexusbildungen gegen den Pupillarrand immer schmiichtiger werden. Dass dem wirklich so ist, beweist Fig. 2, die demselben Priiparat entnommen, aber bet starker VergrSsse- rung gezeichnet ist. Verfolgt man ein bestimmtes FibrilleabUndel, so iiberzeugt man sieh, dass es schliesslich in dtinnere Btindel zeri~llt, nachdem es an den Plexusbildungen participirt und einen Theil der Fibrillen an den Kreuzungspunkten ausgetauscht hat. Was aus diesen diinnen, hiiufig nur aus 2--4 Fibrillen bestehenden BUndeln wird, dartiber geben nur gelungcne Dissectionspri~parate Aufschluss.

Will man nun den ihrer gyelinseheide entkleideten Nerven his an ihre Endigungen nachgehen, so muss vor Allem dig Chlor- goldfarbung der Nerven eine vollst~ndige seth, whhrend das Grund- gewebe nur wenig gefitrbt sein darf. Es warden zu diesem Zwecke so ziemlieh alle Modificationen der Chlorgoldmethode er- probt. Die besten Pr:~iparate hat uns die Henoeque'sche Methode gelicfert (Reduction in Weinstcinsiiure bet 550 C). Fiir die Nerven des Sphincter papillae hat uns die yon L i~wit vorgeschlagene Mo- dification der Pritchard'schen Methode (Reduction in Ameisen- siiurc) die besten Dienste geleiste~. Itat man nun so oder anders eine gentigende Fitrbung erzielt, so kommt es darauf an, feint and ausgiebige Fliichenschnitte za erhalten, oder mittels der Pin- cette gr(issere Gewebsfetzen abzuspalten, denn flit die Erforschung der Nervenendigungen ist nicht nur die Kanincheniris, an der wir unsere Erfahrung gemacht haben, sondern auch die albinoti- sche M::mseiris in toto viel zu undurchsichtig. Man bekommt abet nur die myelinhaltigen Fasern and dig dickeren Fibrillenbtindel zu Gesieht, das Uebrige entzieht sich gewShnlich in dem roth ge- ffirbten Gesichtsfelde der Beobachtung. Andrerseits bieten die gleich zu besehreibenden Endnetze, wenn sie gentigend gef~rbt sind and seharf hervortreten, tin viel zu verworrenes Bild, um in toto betrachtet auf die entsprechenden Objecte (glatte ~uskeln, GefKsse etc.) bezogen werden zu kSnnen; d.h. man kann die sen- siblen yon den motorisehen nnd yon den Gefassnerven nicht un- terscheiden.

Sueht man die m o t o r i s c h e n Nerven auf, so tiberzeugt man sich zuni~chst, dass die meisten Nerven in der Region des Sphinc-

330 Andreas Meyer:

ter aus nackten Fibrillenbtindeln bestehen, dass aber ein Theil der myelinhalti~'en Faseru bis an den Sphincter und fast bis an den Pupillarrand reicht, hier biegen einig'e dicser Fasern schlin- genfSrmig urn, andcre theilen sich und verliereu ihre Myelin- scheide. Diese marklosen Fasern participiren mit den tibri~eu Fibrillenbtindeln an einem Plexus blasser Nervenfasern, der dem Sphincter zum Theil aufliegt, zum Theil denselben durchsetzt. Ftir den grSssten Th~il der den Plexus constituirenden Fibrillen ist jedoch der Ursprung aus myeliuhaltigen Fascrn nicht nachznwei- sen. Will man sich tiber die Beziehung'en des crwiihnten Plexus zu den M:uskelzeUen instruiren, so mtissen mit der Pincette diinne Lamellen des Sphincter abgespalten werden. Falls die Reduction eine vollsfiindig'e ist, so bekommt man Bruchstticke des Nerven- plexus und rosenroth gefiirbte Muskelzellen zu Gesicht. Zwischen den lciztel'en sieht man schwarze Fiiden, die man aber zun:,ichst ebenso gut fiir gefiirbte Kittsubstanz, wie ftir ~ervenf~den halten kann. Am Rande des Priiparats (Fig. 3) oder an Rissstellen sieht man h~iufig isolirte Faden, die mit den intermusculiiren continuirlich zusammenhi~ngen, ausserdem sieht man, wenn auch in seltenen Fiillen, feine Fiiden quer tiber die Muskelspindeln hinwcglanfen. Schliesslich tiberzeugt man sich, dass ans dem fibrilliiren ~Nerven- plexus feine F~tden austreten, die in die iutermuscul:,tren schwarzen Linien eontinuirlich tiberg'ehen. Man bekommt also den Eindruck eines Endnetzes mit sehr lung" gezogenen Maschen. Dieser Com- plex yon Erscheinungen gentigt, um den Contact der Nervenfiiden mit den Muskelfasern nachzuweisen, er gentigt aber nicht, um die Existenz eines motorisehen Nervenendnetzes striete darzuthun. Da man nieht bestimmen kann, wo die gei~irbte Kittsubstanz anfiingt und der gefiirbte l~ervenfhden aufhSrt, so ist die MSglichkeit einer fi'eien Nervenendignng- nieht ausgeschlossen. L 5 w i t ~) und G s e h e i d e l n ~-), die an gtinstig'eren Objecten arbeiteten, sind tiber diese Frage auch nicht hinausgekommen. Von einem Zusam- menhang tier Nervenfiiden mit dem Kern der Muskelfasern war nie etwas zu sehen. Die erwiihnten tiber die Muskelelemente hin- wegziehenden Fitden kOnnen jedoch, wenn die Fiirbung eino unge- ntigende ist, einen solchen Zusammenhang simuliren.

1) Wiener Acad. Sitzber. LXXI Abth. 3. 1875. 2) Dieses Archly Bd. Xu p. 321.

Die ~Nervenendigungen in der Iris. 331

In dem hinteren Abschnitt der Iris, in dem Bereich der Membrana Bruchii, verlaufen verh~dtnissm~tssig wenig Nerven, doch finder man night nur myelinhaltige Fasern, sondern auch breit- maschige, kernhaltige iqetze, auf die wir glei'Gh zurUckkommen wet- den. Wir haben aber hier niemals die ftir die glatte Muskulatur charakteristisehe Anordnung der Nervenf'~tden gesehen, obgleich wir darnach gesueht haben, und. miissen daher einen motorisehen Endapparat in der Membrana Bruchii entschieden in Abrede stel- len 1). W~tre Gin solcher vorhanden, so mtisste er bei der fl~tehen- haften Ausbreitung der genannten Membran viel leiehter zu de- monstriren sein, als im verhEltnissm:,tssig dicken Sphincter pu~ pillae.

Den s e n s i b l e n Ner yen en d a p p a r at suchten wir haupts:,tch- lieh an der vorderen Irisfl:,tehe und entdeekten bier e4n Endnetz, alas sigh sehr wesentlich yon anderen gleieh zu erw:,thnenden lqetz- bildungen der Irisnerven unterscheidet. Ganz oberfl:,tchlieh, gleieh unter dem Endothel, sieht man unter gUnstigen Bedingungen, d. h. wenn dan PrSp~u'at dtinn und das Bindegewebe nicht zu intensiv gefi'trbt ist, :,tusserst dtinue stark gefSrbte Faden, die sich zu einem engm~tschigen Netze vere~nigen (Fig. 4). Diese F~tden sind un- messbar rein uud nieht kernhaltig. Die Maschen sind gewShnlieh etwas cekig, die F~den mehr oder weniger kSrnig, wie die Ner- veni~,~den des Corneaepithels.

Gleieh unterhalb dieses oberfl~,tchliehen Netzes sieht man Ca- pillargef:/tsse mit den zugehSrigen Nerven und ein weitmaschiges, kernhaltiges l'r Dieses letztere steht mit dem erstge- nannten (sensiblen) ~Netze in Verbindung und ist an dieser Stelle wohl als intermediSres anzusehen. Es hat mit den Capillaren nichts zu sehaffen und hSlt sich night an den Verlauf der letzteren, whhrend die Ge~,issnerven sich gerade dadureh als solehe doeu- mentiren, dass ihre Maschenbildung mit dem Capillarnetz zusam- menf~llt, worttber wir gleich des N~heren beriehten werden. Vor dem sei nur noeh erw~hnt, dass das kernhaltige weitmaschige l'~etz in allen Sehiehten der Iris vorkommt, somit auch an der

1) Die Membrana Bruchii enth~l~ iiberhaupt k'eine musculSsen Ele- mente. Die von H e n l e , M e r k e l und IwanoffbeschriebeneLage yon Spin- delzellen ist nicht musculSs - - ein Ausspruch, den wir demn~chst genauer begriinden werden.

332 A n d r e a s Meyer :

Membrana Bruchii. Man sieht es auch an Schnittpriiparatcn, wie Fig. 5 zeigt. An den Kreuzpunkten liegen dreieckiffe Kerne, wah- rend in der Continuitat der Fasern oblonge Kerne eingeschaltet sin& Aehnliche ~etze kommen an allen bindegewebigen Hauten vor, an der ausseren I-Iaut, an den serSsen l:ianten, in der Wand der Cysterna chyli des Froches u. s. w.

Was die V a s o m o t o r e n anlangt, so sind zu unterscheidcn 1) die 51"erven der Capillaren, 2) (lie ~erven der Arterien. Sowohl die einen wie die anderen treten nut an tadellosen Chlorgoldpr~- paraten mit gcntigender Scharfe hervor. In solchen Fallen Uber- zeugt man sich, dass die Gei~ssnerven tiberaus zahlreich in alien Schichten der Iris sind.

Fasst man znnachst die rosenrothen Capillaren ins Auge, and wahlt man dazu dtinne and ffeniig'end durchscheinende Priiparate, so sieht man sehr dtinne schwarzviolette Faden neben oder auf den Capillaren vcrlanfen. Man unterscheidct dickere nnd diin- here Faden, die ersteren sind hanfiff kernhaltiff. Diese Fiiden haltcn sich in ihrem Verlaaf genau an die Capillaren; da wo letztere liingliche schmale ~faschen bildcn, theilen sich die sic begleitenden ~qervcnf:,idcn untcr spitzem Winkel and anastomosiren mit den benachbarten Faden, wodurch tin Nervennetz zu Stande kommt, das mit dcm Capillarnetz conform ist. An den Stellen, wo das Capillarnetz weitmaschiger ist, wie z.B. in den oberfiachlichen Schichten der Iris, riicken auch die Nervenfasern auseinander. Fig. 6 ist einem Praparat aus den tiefercn Irisschichtcn entnom- men; um das Bild nicht zu verwirren, sind die tiefer liegenden durchscheinenden Capillaren nicht gezeichnet, wahrend die Nerven vollstandiff wieder~egeben sind.

Was endlich die ~qerven tier A r t e r i c n anlangt, so ist es unsehwer ein Nervengefiecht zu constatircn, in welchem das Gc- fiiss wie in ether Htilse liegt, schwieriger ist es schon sich -con der Gegenwart eines a d v e n t i t i e l l e n nnd m u s c u l a r e n Ge- f l e c h t e s zu tiberzeugcn, well die Artcrien yon dickcn bindegc- webigen Scheiden umgeben sind nnd das Irisgewebe tiber and unter dem Gefasse, das Erkennen des zweischichtiffen h'ervenge- fiechtes erschwert. Sauert man abet das Wasser, in dem die Re- duction des Chlorgolds vor sich geht, starker an and warier die vollsti~ndige, allmalig eintretende Fiirbung ab, so tiberzeugt man sich auch bier ~'on der Existenz eines weitmaschigen~ in der Ad-

Die Nervenendlgungen in der Iris. 333

ventitia gelegenen Geflechtes blasserNervenfasern and eines zwei- ten mit dem ersten zusammenhiingenden der Muscularis auflie- genden Gefleehtes, dessen Masehen enger and dessen NervenbUndel dtinner sind; ein Verhalten, das vor llingerer Zeit G o n i a e w ') fur dis Gei~'Assnerven des ~qahrungsschlauehes festgestellt hat. Es friigt sich nun, ob das der Muscularis aufliegende Geflecht in sich abgesehlossen ist oder nur ein intermediiires Gebilde vorstellt, yon dem aus der eigentliche Endapparat in die Muscularis eindringt. Speciell fiir dis Arterien der Iris kiinnen wir diese Frage nieht beantworten, wohl aber ftir die Arterien der Choroidea, wo die Verhiiltnisse giinstiger liegen. Hier kann man an guten Chlorgoldprii- paraten sehen, wie vom inneren musculi~ren Geflechte feinste va- riciise F~iden abgehen, die das Gefiiss circular umfassen, indem sie zwisehen den circular angeordneten Muskelspindeln verlaufen, Fig. 7. Wir finden hier somit dasselbe Verhi~ltniss zwischen ~qcrvenfit- den and Muskelzellen, wie wir es tiberhaupt an der glatten Muskula- tar sehen und so eben fttr den Sphincter papillae besehrieben haben.

Zum Schluss sei noch erwiihnt, dass wir an der albinotischen Kanincheniris vergebens nach Ganglienzellen gesucht haben, and da wir sehr vollstiindige Bilder der ~qerven innerhalb dieses Or- gans vor uns hatten, so ist es sehr unwahrscheinlich, dass dis ge- suchten Objecte unserer Beobachtung entgangen sind. Dieser ne- gative Befund erkllirt sich vielleicht aus der Gegenwart yon Gang- lien, dis in die Stiimme der Nervi ciliares vor ihrem Eintritt in die Iris eingeschaltet sin&

Ein zusammenh:,~ngender gangliSser Plexus konnte aueh an der Iris des Menschen nicht nachgewiesen werden. Andererseits dtirfen wir nicht unerwlihnt lasscn, dass in der menschlichen Iris an Zupfpriiparaten Zellen demonstrirt werden konnten, die in Bezug" auf GriJsse, kiirniges Protoplasma, blSscheni~irmigen Kern und zahlreiche Fortsiitze, den Nervenzellen vollkommen entsprechen 2). Nur der mangelnde Naehweis des Zusammenhanges mit zweifello- sen ]Nerven and der negative Befund an der Kanincheniris lassen einigen Zweifel an' der nervSsen bTatar der in Fig. 8 abgebildeten Elemente aufkommen.

1) Dieses Archly Bd. 11. p. 488 u. ft. 2) Auch F a b e r (Der Bau der Iris des MenscherL und der Wirbelthlere.

1876 p, 34) will Ganglienzellen im Verlauf der Nerven in der menschlichen

Iris gesehen h~ben.

334 A n d r e a s Meyer : Die Nervenendigungen der Ir~s..

Erkl~irnng dee Abbildungen auf Tafel XXX[ und XXXI1.

Die Zeichnungen 1--7 bezieheu sieh auf des Mbinotisehe Kaninchen. -- Fig. 8 ist der menschlichen Iris entnommeu. Fig. 1 stellt den vierten Theil einer Kanincheniris bel 10lecher VergrSsse-

rung dar. Die u der Iris ist dem Beobachter zugewen- def. Chlorgoldfldrbung nach Cohnheim. Trockener Einschluss. ch Chorioidea. s, sphincter papillae, art. circulus arteriosus major, nn korkzieherfSrmig verlaufende Nerven. Alle in der Zeichnung wie- dergegebenen Nerven sind myelinhaltig, alles Uebrige ist fortge- lessen. Coati Text.

Fig. 2. Plexusbildungen aus demselben Pr~parate wie Fig. 1. Starke Ver- grSsserung. (Hart, n. S..7. Oz. 3.) m myelinhaltige Faserm f Fi- bril]enbiindc|, g gemisehte Nervenst':~mmchen. a Ausfaserung eines Fibrillenbfindels.

Fig. 3. Nerven des Sphincter papillae, a Plexus blasser Nervenfasern, der bei b m i t den intermuseulSsen FiMen in Verbindung steht. Starke VergrSsserung. Chlorgold~.rbung nach Li}wit.

Fig. 4. Sensibles Nervenendnctz an der Vorderfli~che der Iris. Die ~usserst feinen kSrnigen FSden bilden klcine eckige Maschen, etwas tiefer liegen die diekcren, kcrnhaltigen F~tden des intermedfiiren Netzes, noch tiefer die durchscheinenden Capil]aren, a Camera lueida. Hartn. S. 8. 0c. 3. Chlorgoldfi~rbung nach tIenocque.

Fig. 5. Vertica]sehnitt aus einem Ciliarfortsatz. Man sieht kemflmltige brelt- masehige Netze and feinere F~den, die grSsstentheils den (in tier Zeichnung fortgelassenen) Capillaren fiflgen. Hartn. S. 7. 0c. 3.

Fig. 6. Nerven der Capillaren aus einer Partie unweit des Sphincter. Ein Theil der Capillaren is~ in der Zeiehnung fortgelassen, um das Bild nieht zu verwirren. Camera lucida. Hartn. S. 5. 0e. 3. Bear- beitung naeh Henoeque.

Fig, 7. Arterie aus der Choroidea des Kaninchens. Aus dem umspinnenden Plexus sieht man feins~e F~iden abgeben, die zwisehen den Muskel- spindeln circular verlaufen.

Fig. 8. Zwei Zenen (a uncl b) aus der Iris des Menschen. a ist mit der Ca- mera lucida aufgenommen. Hartn, S. 8. Oe. 3. Zupfpr~parat aus Mfiller'seher Flfissigkeit.