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H. CLoos -- Dr. h. e. Ernst Leitz 70 Jahre 195 Or. h. c. Ernst Leitz 70 Jahre Die Geologie verdankt der Kleinbild-Leitz-Kamera ,,Leica" alles, was dlese auch den fibrigen Wissenschaften gesehenkt hat, mit Ausnahme der ifir uns bedeutungslosen Wiedergabe sehr rascher Ereignisse~). Auch die Farbenaufnahme beginnt in die geologische Forschung und Darstellung Eingang zu linden, wie eines der geplanten Zwisehenhefte dieses Jahr- gangs zeigen so]l. Einen besonderen Vorzug der billlgen, miihelos und rasch hers~eHbaren Aufnahmen empfindet der Geologe auf Forschungs- reisen: Wenn, wie 1elder zumeist, das Reisetempo in einem ungfinstigen, oft geradezu qu~ilenden Verh~ltnis steht zu der Ffille der Gesiehte, so kann man die Leica verwenden wie Bin registrierendes Auge. Man kann neben die sofortige die ,,p o s t h u m e B e o b a c h t u n g" setzen, indem man in fast unbegrenzter 5{enge Material optisch einf~ngt fiir die sp~itere Ver- arbeitung, indem man -- zuniichst wahllos -- ,,Welt hamstert", um sle in ruhigeren oder hungrigen Zeiten zu sortieren und zu verzehren. So weit es sich dabei um Nahaufnahmen oder Aufnahmen mit nahem Vordergrund handelt, und so weir zahlreiehe ~ihnHehe Objekte serienweise zu r sp~teren Auswertung aufgenommen werden, habe ieh es zweekm~i~ig ge~unden, in jecles Bild eine aus Papier, Ho]z oder Bleeh geschnittene Nummer hinein- zUsetzen und m ltzuphotographieren. Die Verbindung mit den erg~nzenden l~0tizen, die etwa ein l%isebegleiter gleiehzeltig machen kann, ist dann direkt und unzweideulig. Die Z~hlung im Film in Verbindung mit der Transportz~hlung der Kamera reicht bekanntlieh dafiir nieht aus. Viei- leieht kann uns die Fabrlk zu einem ebenso sicheren, aber noeh einfacheren u~d direkten Numerierungsveriahren innerhalb des Auinahmeger~ts seibst verhellen? H. CLOO~. t) Die Leica ist bekanntlich sehon vor dem Weltkriege yon dem Werk- meister der Leltzwerke OSKAn BARN,~CK gebau~, abet erst viel sp~ter dureh die Inltla~ive yon Dr. ERNST :LEITZ anf ihre heutige Bedeu~ung gehoben worden. Eine star,fiche Festschrift, welche die Firma aus dem besonderen Anla2 herausgebracht hat, gibt yon der Bedeutung ihres bekanntesten Produktes eine anschauliche Vorste]lung. Die neue Studien- und Priifungsordnung fiir Studierende der Geologie in Deutschland ') yore 17. Januar 1941 ist in erster Linie erlassen, um die Ausbildung Reiehs- deutscher zu tfiehtlgen Geopraktikern zu fSrdern. Sie wird daher yon jedem begrfil]t werden, der an dieser Aufgabe aktiv oder passiv beteiligt ist. Sieben Semester sind Mindestzeit, die aufgeffihrten F~eher iY[indeststoff, einem iVIehr an Zeit, Eifer und Arbeit ist also yon Amts wegen kein Riegel vorgesehoben. Das Verlangen danach wlrd weniger betreifen die natur- wissensehaitlichen Grund]agen fiber die bereits nach 3 Semestern geprfift werden kann, ais das Fach selbst. Geologie kann man lernen, Geologe kann man nur werden, und dazu gehSrt neben der Stoffaufnahme Einffihlen, ~Jbung, ,,Training". Das besondere geologisehe Sehen und geologisehe Den- ken geht fiber das allgemein naturwissenschaftliche hinaus, insofern es Denken in Zeit-, Raum- und KraftmaBen verlangt, die jede alltfigliche Er- 1) Z. Deutsch. Geol. Ges. 93, S. 47--59, 1941.

Die neue Studien- und Prüfungsordnung für Studierende der Geologie in Deutschland

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H. CLoos - - Dr. h. e. Ernst Leitz 70 Jahre 195

Or. h. c. E r n s t L e i t z 70 J a h r e

Die Geologie verdankt der Kleinbild-Leitz-Kamera ,,Leica" alles, was dlese auch den fibrigen Wissenschaften gesehenkt hat, mit Ausnahme der ifir uns bedeutungslosen Wiedergabe sehr rascher Ereignisse~). Auch die Farbenaufnahme beginnt in die geologische Forschung und Darstel lung Eingang zu linden, wie eines der geplanten Zwisehenhefte dieses Jahr- gangs zeigen so]l. Einen besonderen Vorzug der billlgen, miihelos und rasch hers~eHbaren Aufnahmen empfindet der Geologe auf Forschungs- reisen: Wenn, wie 1elder zumeist, das Reisetempo in einem ungfinstigen, oft geradezu qu~ilenden Verh~ltnis steht zu der Ffille der Gesiehte, so kann man die Leica verwenden wie Bin registrierendes Auge. Man kann neben die sofortige die ,,p o s t h u m e B e o b a c h t u n g" setzen, indem man in fast unbegrenzter 5{enge Material optisch einf~ngt fiir die sp~itere Ver- arbeitung, indem man - - zuniichst wahllos - - ,,Welt hamstert", um sle in ruhigeren oder hungrigen Zeiten zu sortieren und zu verzehren. So weit es sich dabei um Nahaufnahmen oder Aufnahmen mit nahem Vordergrund handelt, und so weir zahlreiehe ~ihnHehe Objekte serienweise zu r sp~teren Auswertung aufgenommen werden, habe ieh es zweekm~i~ig ge~unden, in jecles Bild eine aus Papier, Ho]z oder Bleeh geschnittene Nummer hinein- zUsetzen und m ltzuphotographieren. Die Verbindung mit den erg~nzenden l~0tizen, die etwa ein l%isebegleiter gleiehzeltig machen kann, ist dann direkt und unzweideulig. Die Z~hlung im Film in Verbindung mit der Transportz~hlung der Kamera reicht bekanntl ieh dafiir nieht aus. Viei- leieht kann uns die Fabrlk zu einem ebenso sicheren, aber noeh einfacheren u~d direkten Numerierungsveriahren innerhalb des Auinahmeger~ts seibst verhellen? H. CLOO~.

t) Die Leica ist bekannt l ich sehon vor dem Weltkriege yon dem Werk- meister der Leltzwerke OSKAn BARN,~CK gebau~, abet erst viel sp~ter dureh die Inltla~ive yon Dr. ERNST :LEITZ anf ihre heutige Bedeu~ung gehoben worden. Eine star,fiche Festschrift, welche die Firma aus dem besonderen Anla2 herausgebracht hat, gibt yon der Bedeutung ihres bekanntesten Produktes eine anschauliche Vorste]lung.

Die neue Studien- und Priifungsordnung fiir Studierende der Geologie in D e u t s c h l a n d ')

yore 17. Januar 1941 ist in erster Linie erlassen, um die Ausbildung Reiehs- deutscher zu tfiehtlgen Geopraktikern zu fSrdern. Sie wird daher yon jedem begrfil]t werden, der an dieser Aufgabe aktiv oder passiv beteiligt ist. Sieben Semester sind Mindestzeit, die aufgeffihrten F~eher iY[indeststoff, einem iVIehr an Zeit, Eifer und Arbeit ist also yon Amts wegen kein Riegel vorgesehoben. Das Verlangen danach wlrd weniger betreifen die natur- wissensehaitl ichen Grund]agen fiber die bereits nach 3 Semestern geprfift werden kann, ais das Fach selbst. Geologie kann man lernen, Geologe kann man nur werden, und dazu gehSrt neben der Stoffaufnahme Einffihlen, ~Jbung, ,,Training". Das besondere geologisehe Sehen und geologisehe Den- ken geht fiber das allgemein naturwissenschaftl iche hinaus, insofern es Denken in Zeit-, Raum- und KraftmaBen verlangt, die jede alltfigliche Er-

1) Z. Deutsch. Geol. Ges. 93, S. 47--59, 1941.

196 Rundschau

iahrung fibersteigen. Die geologische Beobaehtung verlangt, da[~ man das sichtbare Einzelding in unsichtbare Zusammenh~nge ,h ineinbi ldet" , die geologisehe Darstellung verlangt, daB man das in der Natur nie Siehtbare dennoeh der Ansehauung zufiihrt. Wer dem vorgesehenen l i indes taufwand nahezukommen versucht, der vergesse hie, dal~ der eigentliche Lehrer und Examinator die Natur selber ist, dab ihr jeder ireie Tag geh6rt, und dab in der Geologie das Studium hie aufh6rt.

iKindestens ebensoviel Vorteil wie die Geopraxis wird aus den neuen Bestimmungen die Geologie ziehen: Welch ein Gliiek, dab vom 1. April 1941 ab der ,Doktor" nicht mehr d a s Abschluf~examen des Geologen ist! Wie manchen jungen Mann muf3ten wir promovieren, well er verdienen wollte und mul~te, well vielleieht schon eine Stellung auf ihn wartete, obwohl seine rein wissensehaftliehe Entwicklung noch durchaus nieht so welt war - - und vielleieht niemals so welt zu werden verspraeh, wie es yon einem jungen Gelehrten und Forscher der Natur, einem ,,Doctor return na~ura- lium" zu ver]angen gewesen wire. Dieser Zwangslage sind wir nun ent- hoben. Der tfichtige Geopraktiker kann sieh kiinftig fiber eine solide, viel- seitige, lebensnahe Ausbildung dutch ein Diplom ausweisen. Von den weniger zahlreiehen aber, die sich kiinftig aul]erdem oder vorwiegend in der Forschung versuchen wollen, werden wir neben und naeh dem Diplom, das ihnen natiirl ieh unter keinen Umst~nden erspart b!eiben darf - - aueh ausliindischen Studierenden wird man es empfehlen - - eine Doktorarbeit verlangen dfirfen, die ihren Narnen verdient. Wir sollten, damit richte ieh reich an die Amtsgenossen an den deutschen Hoehschulen, in Zukunft (wie das friiher der Fall war und in vielen L~ndern aueh heute noeh gilt) den Doktorgrad iiir gute eigene wissenschaftliehe Leistungen reservieren, die in stilistlseh und zeiehnerisch einwandfreier Form vorgelegt werden und so aueh verSffentlieht werden k6nnen: Fiir den Studierenden eine, nieht zu geringe Ersehwerung, ffir den beratenden Dozenten eine guant i ta t ive Er- leiehterung, eine quali tat ive Ersehwerung seiner Arbeit, ffir unsere Zeit- sehriften und Ins t i tu te und ffir das innere und auBere Ansehen unserer Erdwissensehaft ein Vorteil, der nieht leieht zu hoeh eingeseh[tzt werden kann und der seinerselts aueh wieder der Geopraxis, yon der wir uns um so weniger entfernen wollen, zugute kommen wird. It. CI, OOS.

Geologie auf Briefmarken II

Von Hans Cloos

l~r 3 Abbildungen

Der gleiehlautende Aufsatz in unserm ;fahrgang 19381) klang aus in eine Anregung an die ,zustiindige Stelle", gleleh vielen Lgndern aueh aus unserer Heimat die erdgesehiehtliehe Vergangenheit volkstiimlieh zu maehen in jenen kleinen, gerahmten Kunstwerken, die der I-Iersteller verkauft, alsbald aber ohne Ers ta t tung des Erl6ses wieder zuriiekfordert, darxaeh sehwarz fibermalt - - oft bis zur Unkennt l ichkei t - - , schlief31ich zum zweiten Male ver~iuBert in diesem Zustande, in welehem sie endlieh yon Kennern gesehiitzt und gesammelt werden. Die Anregung is~ 'nlcht beaehfet, aber alsbald befolgt worden in den drei hier abgebildeten Brief- marken des deutschen Winterhilfswerks 1939/40.

1) Bd. 29, S. 101--110, mi t 34 Abbildungen.