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AUS DEM INHALT BRUTVOGELATLAS In NRW wurden 180 Arten nachgewiesen KARL DER GROSSE Drei Ausstellungen zum 1.200. Todestag UNTER DER ERDE Neues aus dem „Höhlenland Südwestfalen“ 100 JAHRE RHEIN-HERNE-KANAL JUBILÄUM www.nrw-stiftung.de Die NRW-Stiftung 2014/ NR . 1 Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege

Die NR W-Stiftung · RHEIN-HERNE-KANAL JUBILÄUM www .nrw-stiftung.de Die NR W-Stiftung 2014/ NR. 1 N aturschutz, Heimat- und Kulturpflege. LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER,

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A U S D E M I N H A LT

B R U T V O G E L AT L A SIn NRW wurden 180 Arten nachgewiesen

K A R L D E R G R O S S EDrei Ausstellungen zum 1.200. Todestag

U N T E R D E R E R D ENeues aus dem „Höhlenland Südwestfalen“

100 J A H R E R H E I N - H E R N E - K A N A L

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Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege

L I E B E L E S E R I N N E N , L I E B E L E S E R ,

Herausgeber: Harry K. Voigtsberger, Präsident der Nordrhein-Westfalen-StiftungRedaktion: Winfried Raffel (Leitung), Dr. Stefan Kisteneich, Martina Grote, Mona Wehling in Zusammenarbeit mit CP/COMPARTNER, Essen. Herausgeber und Redaktion danken den Projekt-Initiatoren für die freundliche Unterstützung, für Auskünfte und Bildmaterial. Das Magazin „Die NRW-Stiftung“ erscheint dreimal im Jahr. Redaktionsschluss für dieses Magazin war der 25. Juni 2014.Texte: Dr. Ralf Günther, Dr. Günter Matzke-Hajek, Bettina Schneider, Hanna Maria Sobotka, Stefan Ast Titelfoto: Thomas Schmidt, Stadt Herne

D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 2014/Nr. 1

Nordrhein-Westfalen-StiftungRoßstraße 133, 40476 DüsseldorfTelefon: (0211) 45485-0Telefax: (0211) 45485-22Internet: www.nrw-stiftung.de www.nrw-entdecken.deE-Mail: [email protected]

Druck: Bonifatius GmbH, PaderbornGedruckt auf Revive Silk FSC-Papier (hergestellt aus 50 % Recyclingpapier und 50 % FSC-zertifi ziertem Material).

der Rhein-Herne-Kanal, einst die meistbefahrene Wasser-

straße Europas, ist bis heute eine wichtige Lebensader des

Reviers – für die Wirtschaft sowieso, mit immer noch rund

14 Millionen Tonnen Fracht pro Jahr. Aber ebenso für die

Menschen an seinen Ufern: Er ist ein starkes Stück Heimat

für Ruderer und Freizeitkapitäne, für Radfahrer, Jogger und

Sonntagsausfl ügler. Mit der „Kumpelriviera“ identifi zieren

sich die Menschen im Ruhrgebiet in hohem Maße.

Zum 100. Geburtstag des Rhein-Herne-Kanals gibt es in

diesem Jahr eine schwimmende Ausstellung im Laderaum

des 1926 gebauten Schleppkahns „Ostara“, der in Waltrop,

Herne, Duisburg, Datteln und Gelsenkirchen anlegen wird.

Fotos, Filme und Exponate zeigen die Geschichte des Kanal-

baus, seine Bedeutung als Wasserstraße, aber auch die Ge-

schichten vom Leben und Arbeiten am Kanal: Dazu gehört

die Goldmedaille, die der Kajakfahrer Paul Lange aus Ober-

hausen 1960 in Rom gewann, eine alte Uniform der Wasser-

schutzpolizei oder ein geknackter Tresor, den die Polizei in

Essen aus dem Kanal fi schte.

Das Jubiläum macht deutlich, dass der Rhein-Herne-Kanal

ein wichtiger Teil unserer Heimatgeschichte ist, den wir auch

für künftige Generationen lebendig halten möchten. Deshalb

freue ich mich, dass die NRW-Stiftung zusammen mit dem

Landschaftsverband Westfalen-Lippe und dem Wasserschiff-

fahrtsamt Duisburg die Ausstellung zum Jubiläum ermög-

licht. Sie trägt dazu bei, den Rhein-Herne-Kanal zu seinem

Jubiläum zu einem echten „Kultur-Kanal“ werden zu lassen.

Jürgen Siebert

Vorsitzender der Freunde und Förderer des

Schiffshebewerk- und Schleusenparks Waltrop e. V.

D E R K A I S E R E U R O PA S Seite 24 – 27 Ausstellungen zum 1.200. Todestag Karls des Großen.

W A H N -V O R S T E L L U N G E N Seite 28 – 30 Vier neue Zugänge zur Wahner Heide bei Köln.

Q U A L I F I Z I E R U N G I M E H R E N A M T Seite 31 Ein Pilotprojekt der Naturschutzstation Kranenburg.

I M P R E S S I O N E N A U S Z W I L L B R O C K Seite 32 – 33 Sehenswerte Naturphänomene im Münsterland.

I M L A N D D E R H Ö H L E N W U N D E R Seite 34 – 36 Fünf Schauhöhlen und das „Höhlenland Südwestfalen“.

A R T E N S C H U T Z I N D E R V O R E I F E L Seite 37 Wer ist der Hängende Mensch vom Bürvenicher Berg?

B U R G E N I M N E T Z Seite 38 Eine Datenbank weist für NRW 2.200 Burgen aus.

S C H L O S S M I T G R U S E L F A K T O R Seite 39 Es spukt im Schloss Drachenburg in Königswinter.

M E L D U N G E N Seite 40 – 41Neues aus Zülpich, Oelde, Lüdenscheid und vom Niederrhein.

F Ö R D E R V E R E I N Seite 42 – 43Kuratoren sorgen für gute Kontakte / Neue Angebote für Mitglieder.

S P E N D E N U N D H E L F E N Seite 44 – 45 So einfach ist der Weg zu einer eigenen Treuhandstiftung.

N I C K I N U S S Seite 46 – 47Wissenswertes für Kinder über Moorgebiete.

A U S F L U G S T I P P S Seite 48 – 51Spannende Ausfl ugsziele, bei denen Mitglieder des Fördervereins freien oder ermäßigten Eintritt erhalten.

S C H A U F E N S T E R Seite 4 – 5Zu entdecken in NRW: die Corveyer Orgel,der Zollhof in Iserlohn und die Zeche Zollverein.

10 0 J A H R E R H E I N - H E R N E - K A N A L Seite 6 – 11

DAS SCHWIMMENDE REVIERDer Transportweg prägt Leben, Arbeiten und Kultur im Ruhrgebiet mit.

Ü B E R S C H W A N G U N D U N T E R G A N G Seite 12Eine Ausstellung zum 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs in der Eifel.

W O S I C H D A S M Ü H L R A D D R E H T Seite 13Die Heesfelder Mühle im Märkischen Kreisist heute ein beliebtes Ausfl ugsziel.

… U N D D I E G A N Z E V O G E L S C H A R Seite 14 – 15 Eine NRW-Erhebung weist 180 Brutvogelarten aus.

Z Ü N F T I G E G E S C H I C H T E N Seite 16 – 17Lippstädter Traditionen im Metzgeramtshaus.

I M W I TT G E N S T E I N E R L A N D Seite 18 – 19 Blütenlese auf den Magerweiden bei Bad Berleburg.

D I E M Ü H L E I M S T E V E R T A L Seite 20 – 21Baumberger Sandstein prägt eine alte Mühle in Nottuln.

F R E I F L U G Z U M Q U E L L B A C H Seite 22 – 23 Ein Bachtal bei Hennef wird von Fichten befreit.

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Überall im Lande gibt es Initiativen, Vereine und Verbände, die sich mit viel Herz und Sachverstand für die Naturschönheiten und die kulturellen Schätze in Nordrhein-Westfalen einsetzen. Seit 1986 hilft ihnen die NRW-Stiftung nach besten Kräften und hat bereits über 2.600 Projekte fi nanziell fördern können. Alle Projekte der NRW-Stiftung haben eines gemeinsam: Menschen setzen sich für ihr Land ein und sichern und erhalten Natur und Landschaft, Denkmäler und Kulturgüter. Sie bereichern damit die Schönheit, die Vielfalt und die Geschichte unseres Landes.

Die NRW-Stiftung will möglichst viele Menschen für diese Ziele gewinnen. Dafür gibt es den Förder-verein NRW-Stiftung. Als fördernde Mitglieder unter-stützen bereits viele Bürgerinnen und Bürger, dar-unter auch bekannte Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wirtschaft, die Arbeit der NRW-Stiftung. Über Neues berichtet regelmäßig das Magazin „Die NRW-Stiftung“.

Zum Geburtstag, zu Weihnachten oder einfach so: Eine Mitgliedschaft im Förderverein ist ein Geschenk, das immer gut ankommt. Und so einfach geht das: Sie teilen uns per Karte oder Fax den Namen und die Adresse des neuen Mit glieds mit und sagen uns, ob es sich dabei um eine Einzel- oder Familien-mitgliedschaft handeln soll. Von uns erhalten Sie dann die Geschenkmappe mit allen Unterlagen und die Rechnung für ein Jahr. Die Mitgliedschaften im Förderverein gelten jeweils für das laufende Kalenderjahr bis zum 31. Dezember.

Das macht Spaß, das hilft, das kommt an – bei den Beschenkten und bei uns.

G E S C H E N K T I P P :M I T G L I E D W E R D E N

L Förderverein NRW-Stiftung

Roßstraße 133

40476 Düsseldorf

Fax: (0211) 4 54 85-50

www.nrw-stiftung.de

2 3 D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014

E D I T O R I A L D I E N R W - S T I F T U N G

I M P R E S S U M

I N H A LT

www.facebook.com/nrwstiftung

B E S U C H E N S I E U N S

A U C H A U F

In einer Orgel wird Wind zu Musik.

Wenn der Organist spielt, verteilt die soge-

nannte Windlade – das Herzstück des Instru-

ments – die Luftströme des Gebläses auf die

jeweils benötigten Orgelpfeifen. Besonders

aufwendig geschieht dies durch die Federn

und Ventile einer technischen Variante na-

mens Springlade. Vor genau 333 Jahren schuf

der Orgelbaumeister Andreas Schneider aus

Höxter in der Corveyer Klosterkirche ein her-

ausragendes Beispiel für diesen Konstrukti-

onstypus. Doch den barocken Klangzauber,

der das soeben zum UNESCO-Weltkultur-

erbe erklärte Corvey erfüllt, bedroht ein ge-

Wo kommt die Wolle für den Pullover her? Was summt

auf der Blumenwiese? Und wie funktioniert ein Bienenhotel? Im

Stiftungshof Zollhaus in Iserlohn-Kalthof fi ndet man Antworten

auf diese und viele andere Fragen. Speziell für Kindergartengrup-

pen und Schulklassen wurde jetzt auf dem Hof mithilfe der NRW-

Stiftung ein „Grünes Klassenzimmer“ eingerichtet. Hier können

Kinder sich mit verschiedenen Themen beschäftigen und zum

Beispiel lernen, wie eine Schäferei funktioniert, warum eine Streu-

obstwiese mehr Tieren einen guten Lebensraum bietet und was

der Unterschied zwischen Wild- und Honigbienen ist.

Auf dem Hof ist der Schäfer Maik Randolph mit seinen Coburger

Fuchsschafen zu Hause – es ist eine alte Haustierrasse, die zur

Beweidung der umliegenden Naturschutzfl ächen eingesetzt wird.

Das ganze Jahr über zieht die Herde durch den Märkischen Kreis

und trifft einmal im Jahr auf dem Stiftungshof ein, damit die Gro-

ßen ihre Wolle lassen können und die Kleinen es im Stall warm

und gemütlich haben. Gefeiert wird dies dann mit einem „Lamm-

Tag“. Auch für Erwachsene ist der Stiftungshof ein lohnendes Ziel:

Auf dem Programm stehen beispielsweise Kochabende mit Wild-

gemüse und Kräutern oder auch Informationsveranstaltungen zur

Pfl ege von Obstwiesen.

L Informationen und Veranstaltungshinweise bietet der NABU Märkischer

Kreis auf seiner Internetseite unter www.nabu-mk.de

Grüne Farnwedel, gelbe Goldruten, roter Klatschmohn,

blaue Holunderbeeren – alle Farben hält die Natur bereit. Im jetzt

eröffneten Färbergarten auf dem Gelände der Zeche Zollverein in

Essen wachsen rund um das ehemalige Stellwerk 24 Färberpfl anzen.

Aus ihren Blüten, Blättern, Früchten, Wurzeln und Rinden können

die verschiedensten Farben gewonnen werden.

Traditionelle Färberpfl anzen wie Waid, Krapp und Safl or kommen

ebenso vor wie solche, die sich von selbst zwischen den stillgelegten

Gleisen und auf den Halden der ehemaligen Zechenanlage ange-

siedelt haben. Darunter sind zum Beispiel Malve, Johanniskraut,

Holunder und Rainfarn. Auf Informationstafeln sind alle Pfl anzen,

die verwendeten Pfl anzenteile und die Farben verzeichnet, die man

daraus herstellen kann.

Das Herstellen eigener Farben aus zerkleinerten, gemörserten und

ausgepressten Pfl anzenteilen knüpft an handwerkliche Traditionen

an, die Menschen aus allen Kulturkreisen schon seit Jahrtausenden

beherrschen. So lassen sich nicht nur Textilien einfärben, sondern

auch farbenprächtige Bilder herstellen. Diese Kunst ist mit dem

Aufkommen synthetischer Farben nahezu in Vergessenheit geraten.

Im Färbergarten soll dieses Wissen wieder aufblühen.

Der Färbergarten Zollverein, der mithilfe der NRW-Stiftung entstand,

ist Teil der global agierenden Netzwerkinitiative „seven gardens“. Das

Ruhr Museum bietet Veranstaltungen rund um den Färbergarten und

– wie auch die Stiftung Zollverein – rund um die Industrienatur an.

L Informationen: www.ruhrmuseum.de

K L A N G Z A U B E R I M W E LT E R B E

I S E R L O H N E R S T I F T U N G S H O F

Vor dem Weltkulturerbe: Stadtdechant Ludger Eilebracht,

Stiftungspräsident Harry K. Voigtsberger, Matthias Kämpfer,

Eckhard Uhlenberg (NRW-Stiftung), CHORUS-Vorsitzender

Hans-Hermann Doninger und Albert Henne (von links).

Die barocke Orgel steht an

dem zum UNESCO-Welt-

kulturerbe ernannten

Westwerk der Corveyer

Kirche.

Rund 700 Schafe

und Ziegen bewei-

den vom Hof aus

120 Hektar Natur-

schutzfl ächen im

Märkischen Kreis.

Für Kinder und

Jugendliche gibt

es einen eigenen

Bildungsbereich.

Auf dem Gelände der Zeche Zollverein wachsen neuerdings Pfl anzen, deren

Verwendung für das Färben von Textilien auf Informationstafeln erklärt wird.

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fährlicher Feind: Die Korrosion durch Blei-

acetat – auch Bleizucker genannt – zerfrisst

die historischen Orgelpfeifen.

E I N C H O R U S G E G E N D E N V E R F A L L

Zusammen mit früheren Restaurierungsfeh-

lern und weiteren Schäden ist ein so enormer

Sanierungsbedarf entstanden, dass die Orgel-

rettung insgesamt über eine Million Euro

kosten wird. 660.000 Euro davon hat CHO-

RUS – das 2007 gegründete „Corveyer Hilfs-

werk Orgel-Rettung Und Sicherung“ – durch

Spenden und Fördermittel bereits zusam-

mengebracht. Als auch die NRW-Stiftung

ihre Unterstützung zusagte, bedankte sich

die Orgel höchstselbst, indem sie sich eine

ungewöhnliche Kombination von Musikstü-

cken entlocken ließ, inklusive deutscher Nati-

onalhymne und „Ein Männlein steht im

Walde“. Kein Zufall: Schließlich war in Cor-

vey jahrelang Heinrich Hoffmann von Fal-

lersleben als Bibliothekar tätig, der nicht nur

das Deutschlandlied, sondern auch viele un-

verwüstliche Kinderlieder verfasst hat.

1874 wurde er in Corvey begraben. Von hier

aus ist es übrigens nur eine halbe Autostunde

bis zum Orgelmuseum Borgentreich, wo

unter anderem die Geheimnisse der Windla-

den anhand von anschaulichen Modellen er-

läutert werden.

L Die NRW-Stiftung unterstützt den Förderverein

CHORUS bei der Rettung der barocken Springladen-

orgel in Corvey. Der Förderverein ist jedoch dringend

auch auf große und kleine Spenden angewiesen.

www.corvey-orgel.de

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D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 5

S C H A U F E N S T E R

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D I E B A R O C K E O R G E L I N C O R V E Y

Essen

Münster

Düsseldorf

Köln

Dortmund Arnsberg

Detmold

Aachen

Wesel-Datteln-Kanal Datteln-Hamm-Kanal

Dortmund-Ems-Kanal

Mittellandkanal

Dortmund-Ems-KanalRhein-Herne-Kanal

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Waal

Erft

Rhein

Ruhr

Wupper

Ems

Ems

HaseWeser

Lippe

Rund 226 Kilometer lang strömt der Rhein durch Nord-

rhein-Westfalen. Bei einem Blick auf das Landeswappen könnte

man meinen, er nähme dabei Kurs nach Nordost, neigt sich das

Flussband dort für den Betrachter doch nach rechts. Auf alten Wap-

pen der preußischen Rheinprovinz und im exakten Kartenbild ist es

aber umgekehrt, und in der Realität führt die Strecke ganz gewiss

nach Nordwesten. Geografi sch bedeutet das: Rhein und Weser be-

wahren stets große Distanz zueinander. Erst im 20. Jahrhundert

fand man die technischen Mittel, um die beiden Ströme miteinan-

der zu verbinden. Ein entscheidender Schritt dazu war der Bau des

Rhein-Herne-Kanals.

Nun liegt das Ruhrgebiet bekanntlich nicht an der Weser. Unser

Kanal ist mit seinen 45 Kilometern Länge zwar ein wichtiges Binde-

glied zwischen den Duisburger Rheinhäfen und Revierstädten wie

Oberhausen, Wanne-Eickel, Gelsenkirchen und Castrop-Rauxel.

Aber wie geht es von dort aus weiter? Binnenschiffer kennen die

Antwort: Sie steuern bei Henrichenburg per fl ießendem Übergang

in den bereits 1899 eröffneten Dortmund-Ems-Kanal, von dem spä-

ter wiederum der Mittellandkanal abzweigt, der nicht nur bis zur

Weser, sondern seit 1938 sogar bis zur Elbe führt. Womit wir drei

der großen Kanäle in Nordrhein-Westfalen bereits genannt haben.

Es gibt nur noch zwei weitere – den Datteln-Hamm-Kanal von 1914

und den Wesel-Datteln-Kanal von 1930. >>

KrummeHundeundRekordbonbons,Panzerknacker,NeandertalerundNilgänse–weralldasfürunzusammenhängendesWortgeklingelhält,kenntdenRhein-Herne-Kanalnicht.UmdengenaueinhundertJahrealtenWasserwegrankensichvieleungewöhnlicheGeschichten,dochseineAnfängefielenindüstereZeiten.DerErsteWeltkrieghieltEuropabereitsinAtem,alsderKanalEnde1914inBetriebging–füreineoffizielleEinweihungsfeierfandmandamalskeineZeitmehr.ZumdiesjährigenJubiläumgibtesdafürumsomehrunterhaltsameVeranstaltungenundspannendeRückblicke.

D A S S C H W I M M E N D E R E V I E R

Die Karte verdeutlicht den Lauf der fünf großen Kanäle in Nordrhein-Westfalen.

Vier davon verlaufen durch das Ruhrgebiet, im Norden zweigt zudem nahe der

Grenze zu Niedersachsen der Mittellandkanal nach Osten in Richtung Weser ab.

Links: Szene am Gasometer Oberhausen.

Unten: Freizeitleben im Stadthafen Recklinghausen.

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E I N N E T Z A U S W A S S E R W E G E N

Nicht zufällig wurde auch der Datteln-Hamm-Kanal vor genau

100 Jahren eröffnet. Der Rhein-Herne-Kanal deckt seinen Wasser-

bedarf nämlich nur ergänzend durch jüngere Pumpwerke aus dem

Rhein, grundsätzlich jedoch aus der Lippe – zu der er aber kurioser-

weise gar keine direkte Verbindung hat. Helfen muss hier der Dat-

teln-Hamm-Kanal, der sich entlang der Lippe hinzieht und ihre bei

Hamm aufgestauten Fluten an einem großen Überlaufbauwerk ent-

gegennimmt, der „Wasserübergabe Hamm“. Letztlich füllt sich so

auch der Rhein-Herne-Kanal, denn alle fünf künstlichen Schiff-

fahrtswege in NRW sind miteinander vernetzt, ja, vier von ihnen

treffen sich sogar auf engem Raum: Nördlich von Dortmund ist da-

durch mit dem „Dattelner Meer“ und dem „Waltroper Schleusen-

park“ einer der bedeutendsten Kanalknotenpunkte der Welt entstan-

den. Nur der Mittellandkanal zweigt erst am „Nassen Dreieck“ nahe

der niedersächsischen Grenze vom Dortmund-Ems-Kanal ab.

Auf heutigem NRW-Gebiet wurden schon vor Jahrhunderten ehrgei-

zige Wasserstraßen aus Menschenhand geplant. Der 1809 unter der

Herrschaft Napoleons begonnene, aber nie vollendete „Grand Canal

du Nord“ sollte gar vom Rhein über die Maas bis zur Schelde in

Flandern führen. Doch erst das Industriezeitalter ver mochte Projek-

te vom Ausmaß des Rhein-Herne-Kanals zu realisieren. Dreizehn

Millionen Kubikmeter Boden mussten dafür bewegt sowie zahlrei-

che Brücken und Schleusen gebaut werden. Hinzu kamen die un-

verzichtbaren Düker, also die Rohr-Unterführungen für kreuzende

Bäche. Kein Wunder, dass neben schwerem Gerät Hunderte, zeit-

weilig sogar bis zu 2.000 Arbeiter im Einsatz waren. Besonders

heikel: Da der Kanal mitten durch eine Bergbauregion geführt

wurde, musste er mit viel Aufwand gegen etwaige Bodensenkungen

gewappnet werden. Tatsächlich machten solche Senkungen noch

in den 80er- und 90er-Jahren in Essen-Dellwig und in Herne-West

zwei komplette Schleusenanlagen schlicht überfl üssig – Höhen-

unterschiede von mehreren Metern haben sich hier von selbst an-

geglichen!

Z W I S C H E N K R I E G U N D K R I S E

Kriege und Krisen prägten die ersten drei Jahrzehnte der neuen

Wasserstraße. Dass die offi zielle Einweihungsfeier wegen des

Kriegsausbruches im Juli 1914 nicht stattfi nden konnte, war dabei

nur ein kleines und nicht einmal singuläres Detail – dem zeitgleich

in Betrieb gegangenen Panamakanal in Mittelamerika geschah

genau das Gleiche. Der Krieg machte den Rhein-Herne-Kanal aber

zu einer der Hauptschlagadern für die „Waffenschmiede der

Nation“, wie man das Ruhrgebiet seinerzeit oft pathetisch nannte.

Rüstungsprodukte trugen so mit dazu bei, dass sich die Transport-

leistung des Kanals schon innerhalb der ersten vier Jahre von

600.000 auf knapp zehn Millionen Tonnen erhöhte.

Was viele nicht wissen: Auch im Ersten Weltkrieg gab es bereits ver-

einzelte Bombenangriffe auf das Ruhrgebiet, so etwa 1917 auf Duis-

burg. Aber nicht solche direkten Kampfhandlungen, sondern erst

die politischen Nachwirkungen des Krieges führten zu Beschädigun-

gen am Rhein-Herne-Kanal. Der Grund: Da das besiegte Deutsch-

land die von ihm geforderten Reparationen nicht leistete, besetzten

1923 französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet. Die deut-

sche Regierung rief empört zu „passivem“ Widerstand auf. Gemeint

waren Arbeitsniederlegungen, doch es wurden in der Folge auch

zahlreiche Anschläge verübt.

So blockierten im Februar 1923 Saboteure den Rhein-Herne-Kanal,

indem sie dort einen mit fast 700 Tonnen Kohle beladenen Fracht-

kahn versenkten. Mehr noch: Nach einer Sprengung im April 1923

lief ein Teilabschnitt der Wasserstraße sogar für Monate leer. Wobei

anzufügen bleibt, dass auch im Zweiten Weltkrieg die Deutschen

selbst dem Kanal am meisten Schaden zufügten. Nachdem er von

den Bomben der Alliierten weitgehend verschont geblieben war,

sprengten Wehrmachtstruppen in den letzten Kriegstagen fast alle

Brücken und machten zudem die Fahrrinne durch das Leckschlagen

zahlreicher Schiffe unbenutzbar.

R E K O R D E U N D T R A G Ö D I E N

Zum Leben am Rhein-Herne-Kanal gehören auch sportliche Ereig-

nisse – leider nicht immer mit Happy End. Tragische Sportgeschich-

te schrieb der Kanal schon vor über 80 Jahren, als hier im August

1932 die 18-jährige Ruth Litzig aus Herne einen Weltrekord im

„Dauerschwimmen“ aufstellte. 73 Stunden, sprich: über drei Tage

lang, hielt sie es dabei aus, während Tausende Schaulustige ihr zuju-

belten und manch einer davon aufgeregt an den „Herner Weltre-

korde-Drops“ lutschte, die man damals feilbot. Doch ein Jahr später

kam es zur Tragödie: Nachdem die Schwimmerin im gerade erst

neu angelegten Essener Baldeneysee ihre Bestmarke noch einmal

um einige Stunden überboten hatte, zog man sie im Zustand völli-

ger Apathie aus dem Wasser. Auf dem Weg ins Krankenhaus verlor

sie das Bewusstsein und verstarb wenige Tage später.

Zum Glück kennt der Rhein-Herne-Kanal auch weniger tragische

Sportgeschichten. So haben die hier trainierenden Ruder- und

Kanuvereine schon mehrfach herausragende Erfolgsathleten >>

K U N S T A M K A N A L

Der Rhein-Herne-Kanal folgt weitgehend dem Lauf der Emscher. Vom 117 Meter

hohen Gasometer in Oberhausen aus lässt sich die traute Nachbarschaft zu dem

Flüsschen besonders gut überblicken. Zwischen beiden Wasserläufen verläuft ein

schmaler, rund 34 Kilometer langer Landstreifen, die sogenannte Emscherinsel,

die in jüngster Zeit als Ausstellungsfl äche zu völlig neuen Ehren gekommen ist. Im

Rahmen der alle drei Jahre stattfi ndenden „Emscherkunst“ ließ hier zum Beispiel

der chinesische Künstler Ai Weiwei kleine Zelte zur freien Benutzung für die Men-

schen aufbauen. Solche und viele andere Aktionen zeigen: Der Rhein-Herne-Kanal

ist heute auch ein „KulturKanal“. Und es ist daher auch genau diese Wortmarke,

unter der die zehn Anliegerkommunen gemeinsam Kultur- und Freizeitangebote

präsentieren.

Links: Der tanzende Strommast – genannt „Zauberlehrling“ – bei Haus Ripshorst in Ober-

hausen. Oben: „Bilder am Kanal“ war ein Projekt des Kulturhauptstadtjahres RUHR.2010.

Das künstlerische Leitsystem besteht aus großformatigen Tafeln wie hier Bernd Zamels

Schafen am Zusammenfl uss von Rhein-Herne-Kanal und Ruhr in Duisburg. Das Brückenkunstwerk „Slinky Springs to Fame“, vgl. Seite 10.

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Links: Eine offi zielle Einwei-

hung erlebte der Rhein-Herne-

Kanal nie, aber am 20. Juli

1914 feierte die Bevölkerung

spontan den ersten Fracht-

kahn auf der Wasserstraße.

Rechts: „Kanalpiraten“, die

unter erheblicher Unfallgefahr

von Brücken springen oder

Schiffe anschwimmen, haben

einen Lastkahn geentert

(1955).

Links: Die 18-jährige Ruth Litzig aus Herne stellte 1932 im Kanal eine Bestmarke im Dauerschwimmen auf, starb aber ein Jahr später nach einem neuerlichen Rekord-

versuch im Essener Baldeneysee. Mitte: Freizeit, Kaffee und Kuchen im Yachthafen, Szene aus dem Jahr 2001. Rechts: Anglerglück mit Karpfen vor einer Kanalbrücke.

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Auf Antrag des Vereins der „Freunde und Förderer des Schiffs-

hebewerk- und Schleusenparks Waltrop e. V.“ unterstützt die

NRW-Stiftung die Wanderausstellung „100 Jahre Rhein-Herne-

Kanal“. Anlässlich des Kanaljubiläums 2014 wird die schwimmende Ausstel-

lung auf dem 1926 gebauten Schleppkahn „Ostara“ an verschiedenen Orten

entlang des Wasserweges gezeigt. Weitere Informationen:

L www.kulturkanal.net

Die Ostara ist bis zum 3.8. am Schiffshebewerk Henrichenburg geöffnet.

Danach: 9. –17.8. Duisburg, 19. – 25.8. Datteln, 27.8. – 7.9. Gelsenkirchen und

9.9. – 28.9.2014 wieder am Schiffshebewerk. Zwei weitere Tipps:

Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop

Am Hebewerk 2, 45731 Waltrop, Tel.: (02363) 97070

L www.hebewerk-henrichenburg.de

Museum der Deutschen Binnenschifffahrt

Apostelstraße 84, 47119 Duisburg-Ruhrort, Tel.: (0203) 80889-40

L www.binnenschifffahrtsmuseum.com

B L I C K P U N K T

>> hervorgebracht, darunter Bernd Heidicker, der 2006 mit dem

Deutschland-Achter Weltmeister wurde. Aber auch Freizeitkapitäne,

Radfahrer und Spaziergänger können sich am „Kanal von Wanne-

Eickel“ betätigen, wie ihn der Schlager nennt. Das mäßig belastete

Gewässer der Güteklasse II ist sogar für Angler interessant, die auf

Hechte, Aale, Karpfen und andere Fangfi sche hoffen. An amerika-

nischen Sonnenbarschen oder gar chinesischen Wollhandkrabben

dürften die Petrijünger zwar weniger interessiert sein. Solche und

andere exotische Einwanderer haben den Kanal aber längst in ein

„internationales Gewässer“ verwandelt. Davon zeugen auch die hier

lebenden Nil- und Kanadagänse, die andernorts in NRW ebenfalls

inzwischen heimisch sind.

Obwohl er wegen seines Erholungswertes schon in den 1950er-

Jahren bisweilen als „Kumpelriviera“ bezeichnet wurde, blieb der

Rhein-Herne-Kanal auch nach dem Zweiten Weltkrieg in erster

Linie ein Transportweg. Im Rekordjahr 1968 wurden auf der damals

nach dem Rhein zweitwichtigsten deutschen Wasserstraße knapp

22 Millionen Tonnen an Gütern verschifft. Heute liegen die jährli-

chen Werte bei knapp 15 Millionen Tonnen. Vor allem Kohle, Erze

und Eisen, aber auch Getreide, Baustoffe und Raffi nerieprodukte

füllen die Laderäume. Dass Kohle immer noch eine so merkliche

Rolle spielt, hat dabei einen nüchternen und für manch alten Berg-

mann wohl auch ernüchternden Grund: Es handelt sich zumeist um

billige Importkohle, etwa aus Südamerika oder Australien. Stark

verändert hat sich im Laufe der Zeit der Frachtbetrieb selbst, der

50 Jahre lang von Schleppkähnen ohne eigene Maschinen geprägt

worden war. Staatlich betriebene Dampfboote mussten sie durch die

Fahrrinne ziehen. Erst 1967 endete das staatliche Schleppmonopol

– die dieselbetriebenen Selbstfahrer hatten sich endgültig durchge-

setzt. Heute nutzen große Schubverbände den Kanal zumindest bis

Gelsenkirchen, der weitere Ausbau der Strecke bis zum Dortmund-

Ems-Kanal ist aber bereits im Gange.

K A N A L K R I M I N A L

Bleibt abschließend noch die Frage nach den eingangs erwähnten

krummen Hunden. Man darf da zum Beispiel an den Ladekran na-

mens „Krummer Hund“ denken, der bis zu seinem Abriss im Jahr

2012 das Wahrzeichen des Hafens in Wanne war. Oder sollte einem

doch eher der Goldin-Skandal aus den 1970er-Jahren einfallen?

Goldin – das war seinerzeit eine Tankstellenkette, die die Autofahrer

im Revier jahrelang mit bemerkenswert billigem Benzin versorgte.

Unternehmer Erhard Goldbach ließ dafür am Rhein-Herne-Kanal

große Ölmengen in die Firmentanks füllen, während er kleine Öl-

mengen in die Steuerformulare eintrug. Als alles auffl og, machte

sich der 2004 verstorbene „Ölkönig von Wanne-Eickel“ aus dem

Staub. Mit ihm verschwanden sagenhafte 360 Millionen Mark hin-

terzogener Abgaben. Da erscheinen die rund 250.000 Mark, die die

berüchtigten Kanal-Panzerknacker von 1995 erbeuteten, geradezu

wie kleine Fische. Die Polizei kam ihnen auf die Schliche, als man

bei der Bergung eines ins Wasser gestürzten Motorrades auf 38 ge-

stohlene, aufgebrochene und heimlich versenkte Tresore stieß. Seit-

dem kann es keinen Zweifel mehr geben – der Rhein-Herne-Kanal

ist ein echtes Schatzkästlein der Geschichte. L

Text: Ralf J. Günther

E I N J A H R H U N D E R T I M S C H L E P P K A H N

An Wollnashörner, Höhlenlöwen oder Neandertaler würden wohl die wenigsten

zuerst denken, wenn es um einen modernen Schifffahrtskanal geht. Trotzdem

begrüßt die schwimmende Jubiläumsausstellung im Schleppkahn „Ostara“ die

Besucher mit beeindruckenden vorzeitlichen Funden. Sie tauchten beim Bau des

Rhein-Herne-Kanals gehäuft auf, weil sich im eiszeitlichen Flusstal der Emscher

besonders viele Fossilien abgelagert haben. Aber natürlich geht es in der 1926

gebauten Ostara in erster Linie um die letzten einhundert Jahre Kanalgeschichte.

Sie ist dabei selbst das wichtigste Exponat, vermittelt sie doch nicht nur einen

anschaulichen Eindruck vom Leben der Binnenschiffer, sondern auch vom tradi-

tionsreichen Schleppkahnbetrieb.

Als sogenanntes „Wechselschiff“ konnte man die Ostara auf dem Rhein ebenso

wie auf den Kanälen einsetzen. Sie passte auch in das alte Schiffshebewerk

Henrichenburg, in dessen Nähe Rhein-Herne- und Dortmund-Ems-Kanal ineinan-

der übergehen. Das Hebewerk ist als LWL-Museum heute Teil des Schleusen-

parks Waltrop. Verpassen sollte man den faszinierenden historischen „Schiffs-

aufzug“ von 1899 auf keinen Fall – ebenso wenig wie das Deutsche Museum für

Binnenschifffahrt in Duisburg, wo der Rhein-Herne-Kanal seinen Anfang nimmt.

Die Ostara macht noch bis zum 28. September 2014 an verschiedenen Punkten

des Rhein-Herne-Kanals halt. Der Eintritt ist frei, der Ausstellungskatalog liefert

für 15 Euro auf 150 schön gestalteten Seiten Stoff zum Schmökern. Viele weitere

Angebote locken im Jubiläumsjahr, etwa wenn am 31. August der motorisierte

Schiffsverkehr ruhen muss und stattdessen unter dem Motto „KanalLeben“ ein

buntes Potpourri von Veranstaltungen gestartet wird. Freuen darf man sich im

Laufe des Sommers zudem auf Schleusenmatineen, Hafenfeste, literarische

Bootsfahrten und vieles andere mehr.

L Weitere Informationen unter www.kulturkanal.net. Auch ein gedruckter

Erlebnisplaner ist erhältlich.

Einer der von den „Panzerknackern“ versenkten Tresore wird geborgen. Wie die

Jubiläumsausstellung zeigt, verrieten sich die Täter u. a. durch ein Scherzfoto,

bei dem sie ein Spielzeug-Polizeiauto in einem solchen Tresor „geparkt“ hatten.

Links: Zu den in der

„Ostara“ gezeigten

Exponaten gehört auch

diese Uniform der

Wasserschutzpolizei.

Unten: Blick zum

Duisburger Museum für

Binnenschifffahrt.

Rechts: Szene am histo-

rischen Schiffshebewerk

Henrichenburg.

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Brücken prägen das Bild des Kanals in starkem Maße. Die

Spiralkonstruktion „Slinky Springs to Fame“ des Künstlers To-

bias Rehberger (links) im Oberhausener Kaisergarten wurde

einem Kinderspielzeug nachempfunden. – Auch heute noch

werden jährlich 14 bis 15 Millionen Tonnen Fracht auf dem

Kanal bewegt. Das Bild in der Mitte zeigt ein modernes

Frachtschiff unter der Doppelbogenbrücke am Nordsternpark

in Gelsenkirchen. Die 1978 –1980 erbaute Schleuse Meide-

rich (rechts) überwindet eine der heute noch fünf Gefälle-

stufen des Rhein-Herne-Kanals.

D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/201410 11

1 0 0 J A H R E R H E I N - H E R N E - K A N A L

Die NRW-Stiftung förderte den Verein Heesfelder Mühle e. V. unter

anderem beim Erwerb von Streuobstwiesen, bei der Restaurierung

der historischen Gebäude und bei der

Gestaltung eines abwechslungsreichen Radfahrer-

Rundwegs. Er verbindet auf der Trasse einer ehe ma-

ligen Schmalspurbahn Zeugnisse alter Indus triekultur

wie Mühlen und Hammerwerke, ein Heimatmuseum

und viele weitere Sehenswürdig keiten.

B L I C K P U N K T

Bis ins 15. Jahrhundert reicht die Geschichte der Heesfel-

der Korn- und Ölmühle zurück. Noch in den 1950er-Jahren trieb das

Flüsschen Hälver das große Mühlrad an. Dann wurde es still um

das alte Gebäude. Und auch die Obstbäume auf den benachbarten

Wiesen im Hälvertal wurden mehr und mehr vernachlässigt. 1988

fassten ehrenamtliche Umweltschützer aus Hagen den Plan, das

historische Ensemble zu erhalten, zu restaurieren und zusammen

mit der umgebenden Kulturlandschaft wieder zu bewirtschaften.

E I N E S C H U L E M I T V E R G A N G E N H E I T

Mit viel Eigeninitiative, Überzeugungskraft und Beharrlichkeit be-

wies der Verein, dass man Berge versetzen kann – in diesem Fall zu-

nächst Berge von Schutt. Viel mehr war nämlich nicht übrig von

dem alten Speichergebäude neben der Mühle – nur der Gewölbekel-

ler und ein großer Haufen Bruchsteine zeugten von der früheren

Der kleine Ort Großbüllesheim im Norden der Eifel gehört

heute zur Stadt Euskirchen. 1874 wurde hier Anton Keldenich gebo-

ren, der in seinen jungen Jahren zunächst als Stallknecht arbeitete,

aber schon früh das Malen und Zeichnen für sich entdeckte. Auch

Tagebuchschreiben wurde ihm zur Gewohnheit. Als Chronist in

Wort und Bild schilderte er so ab 1914 auch seine Weltkriegserleb-

nisse – zunächst aus der Perspektive des schlichten Dorfbewohners,

später aus der Sicht eines teilnehmenden Soldaten. Keldenichs Ma-

nuskripte und Illustrationen bilden einen Schwerpunkt in der von

der NRW-Stiftung geförderten Ausstellung „Kriegs(er)leben im

Rheinland“, die bis zum 18. Oktober 2014 im LVR-Freilichtmuseum

Kommern zu sehen ist.

„W E S H A L B N I T F R Ö H E R ! “

Über die Mobilmachung im August 1914 notierte Anton Keldenich:

„Alle waren begeistert damit einverstanden und eine laute Stimme

schrie aus der Menge heraus: ‚Weshalb nit fröher!‘ “ Nicht nur auf

dem Land war solche Euphorie anzutreffen, denn neben überbor-

dendem Nationalismus hegten viele Bildungsbürger und Intellektu-

elle die Hoffnung, der „moderne“ Mensch könne durch die elemen-

tare Wucht kriegerischer Herausforderungen von vermeintlicher

Dekadenz geheilt werden. Die wenigsten ahnten etwas von den ver-

heerenden Auswirkungen der neuen Kriegsmaschinerien und

Kriegsstrategien des 20. Jahrhunderts. Auch bei Anton Keldenich

spiegelte sich anfangs das Empfi nden eines zeitgenössischen „Patri-

Existenz des Hauses. Alte Fotos lieferten das Vorbild für die original-

getreue Rekonstruktion. Auch die Mühle selbst brachte der Verein

wieder in Schuss. Heute beherbergt das Fachwerkgebäude einen

Bioladen, während das Mühlrad wahlweise das alte Mahlwerk an-

treibt oder Strom erzeugt.

Ein weiteres „Aufbauprogramm“ galt der ehemaligen Schule gegen-

über. Vor über 230 Jahren von den Heesfelder Bauern und einem

Hammerwerksbesitzer errichtet, wurden hier früher die Kinder der

umliegenden Höfe im Lesen, Schreiben und im Katechismus unter-

richtet. Da diese „Heckschule“ keine offi zielle Schule war, wurde sie

von den Behörden eher geduldet als gefördert. Doch schon lange

nahm hier niemand mehr Schiefertafel oder Zeigestock zur Hand,

Anfang der 1990er drohte sogar der Einsturz. Durch behutsames

Entkernen und fachmännisches Wiederaufmauern gelang es, das

urige Bauwerk zu retten, eine Leistung, die Statiker kaum für mög-

lich gehalten hatten. Heute ist das alte Schulzimmer eine Außenstel-

le des Standesamts Halver. Angeblich sind die im besonderen Ambi-

ente gegebenen Jaworte besonders dauerhaft … L

Text: Günter Matzke-Hajek | Fotos: Werner Stapelfeldt

oten“, auf den das Soldatenleben nahezu romantisch wirkte. Nach

vier Jahren blieb indes eine schreckliche Bilanz mit Millionen von

Opfern. Das prägte Keldenichs politisches Weltbild bis zu seinem

Tod im Jahr 1936. Anders als viele andere Deutsche stand er dem

Nationalsozialismus kritisch gegenüber, der die Menschheit in eine

noch größere Katastrophe stürzen sollte – und der auch eine Reakti-

on auf das durch die Niederlage im Ersten Weltkrieg gekränkte deut-

sche Selbstbewusstsein war, das so zum fatalen welthistorischen

Faktor wurde. L

Text: Ralf J. Günther

„Hofmit2Häusernund11Einwohnern“,solautetderEintragzumStichwort„HeesfelderMühle“ineinem170Jahrealtengeografisch-statistischenLexikonvonDeutschland.AndieserGrößenordnunghatsichbisheutenichtvielgeändert.GewandelthatsichallerdingsdieAnzie-hungskraftderMinisiedlung:AuseinemunbedeutendenDuovonWassermühleundalterSchuleisteinkulturhistorischesSchmuckstückundeinbeliebtesAusflugszielimSauerlandgeworden.Der25.GeburtstagdesVereinsHeesfelderMühlee.V.istAnlassfüreinenRückblick.

DerErsteWeltkriegbegannalsKonfliktzwischenÖsterreich-UngarnundSerbien.AuslöserwardasAttentatvom28.Juni1914aufdenösterreichischenThronfolgerFranzFerdinandinSarajewo.EuropäischeBündnissystemeentfesseltendarauseinmilitärischesInferno,demmindestens17MillionenMenschenzumOpferfielen.WeildiedeutschenWaffenzueinemgroßenTeilausdenFabrikenderRuhrindustriestammten,kommtdemRuhrgebietbeiderErinnerungandie„Urkatastrophedes20.Jahrhunderts“besonderesGewichtzu.DasunterstreichenindiesemJahrdieAusstellungen„1914“inderEssenerKokereiZollvereinoder„StahlundMoral“inderHattingerHenrichshütte.WiesichWeltkriegundDorflebenberührten,zeigthingegendasLVR-FreilichtmuseuminKommern.

S O L A N G E S I C H D A S M Ü H L R A D D R E H T

Ü B E R S C H W A N G U N D U N T E R G A N G

Zahlreiche Ausstellun-

gen und Exkursionen

veranstaltet der Land-

schaftsverband Rhein-

land unter der Über-

schrift „1914 – mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg“.

L Näheres findet man unter: www.rheinland1914.lvr.de

Der Landschaftsverband Westfalen bietet unter dem Titel „100 Jahre Erster

Weltkrieg. 1914 – 2014“ ebenfalls ein umfassendes Programm.

L Infos unter: www.kulturkontakt-westfalen.de/informieren/1914-2014/

B L I C K P U N K T

Bilder aus der Ausstellung „Kriegs(er)leben im Rheinland“ des Freilichtmuseums Kommern: Anton Keldenich, Feldpostkarte 1915. Verpfl egung der Soldaten durch den

Vaterländischen Frauenverein. Erbsenverkauf: Schlange stehen für Lebensmittel in Euskirchen.

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Ihre Existenz verdankt die

Mühle dem Getreideanbau

in der Umgebung. Heute lie-

fert das Mühlrad Strom für

etwa sieben Familien.

D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/201412 13

1 0 0 J A H R E E R S T E R W E LT K R I E G H E E S F E L D E R M Ü H L E I N H A LV E R

Mindestens 6.000 Paare der Schafstelze brüten heute wieder in NRW. Rechts: „Die Rieselfelder Münster“ sind ein besonders attraktiver Brutplatz für Sumpf- und Wasservögel.

Für die häufi gsten Vögel konzen-

trierten die Beobachter sich dabei auf zahl-

reiche kleine Landschaftsausschnitte, die

über das ganze Land verteilt waren.

Verbreitung und Gesamtzahlen ließen sich

durch das Hochrechnen dieser repräsentati-

ven Stichprobe zuverlässig schätzen. Am

unteren Ende der Häufi gkeitsskala versuch-

ten die Vogelkenner hingegen, möglichst

jedes einzelne Exemplar dieser Raritäten zu

registrieren. Nur so können die besonders

bedrohten Arten gezielt geschützt werden.

Kurioserweise ist jetzt jeder einzelne Wan-

derfalke und jede Schwarzkopfmöwe im

Land persönlich bekannt, während für popu-

läre Stadtvögel wie Haussperling oder Mau-

ersegler nur grobe Spannen angegeben sind.

„Wir können natürlich nicht an jeder Haus-

tür klingeln und fragen, ob wir den Hinter-

hof inspizieren dürfen“, erläutert Josef

Knoblauch aus Olpe. Er ist einer der lokalen

Ehrenamtlichen, die am Atlas mitgearbeitet

haben: „Beim Mauersegler kommt hinzu,

dass die Elternvögel, wenn es kühl und

bedeckt ist, manchmal tagelang wegbleiben.

Ttrotzdem können die Nester besetzt sein,

da muss man dann bei schönem Wetter

noch mal hin.“

L A N D E S W E I T E R A S T E R F A H N D U N G

Um die Vogelwelt von NRW möglichst fl ä-

chendeckend zu erfassen, unterteilten die

Kartierer das Land in quadratische Rasterfel-

der und führten in den Jahren 2005 – 2009

systematische Begehungen durch. Die Koor-

dination und Auswertung übernahmen

Fachleute der Nordrhein-Westfälischen

Orni thologengesellschaft e. V. (NWO) und

des Landesamtes für Natur, Umwelt und

Verbraucherschutz.

Besonderes Augenmerk galt den mittelhäufi -

gen Arten. Bei ihnen lässt der Vergleich mit

Waskommtdabeiheraus,wenn700nordrhein-westfälischeEhrenamtlicheinsgesamt46.000StundendurchsLandpirschenundvonMärzbisJunijedenVogelregistrieren,derihnenvorsFernglaskommt?Antwort:eingroßformatiger,480SeitendickerAtlasderBrutvögelunseresBundeslandes.DieOrnithologenzwischenRheinundWeserhabeneineMomentaufnahmevonbeeindruckenderQualitätvorgelegt.DasBuchzeigtexakt,wowelcheVogelarteninwelcherAnzahlbrüten.ZusätzlichmachtesAussagenüberdieTrendsdervergangenenJahrzehnteundbenenntdieUrsachen,diezumVerschwindenoderZunehmeneinzelnerArtenführen.

… U N D D I E G A N Z E V O G E L S C H A Rder letzten „Volkszählung“ die genauesten

Rückschlüsse auf Landschaftsveränderun-

gen zu. Wo Feldschwirl und Sumpfrohrsän-

ger verschwinden, sind sehr wahrscheinlich

Gräben geräumt und Brachestreifen zu-

gunsten von Mais und Raps beseitigt wor-

den. Und die zunehmende Ausbreitung

mancher exotischen Gänse ist ein Zeichen

für die Überdüngung von Teichen und Seen.

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Vormals

rückläufi ge Arten wie Kolkrabe, Dorngras-

mücke und Schafstelze befi nden sich wieder

im Aufwind.

A U S S P Ä H E N U N D A B H O R C H E N E R W Ü N S C H T

Die beeindruckende Zahl von 700 ehren-

amtlichen Kartierern zeigt, dass die Ornitho-

logie ein weit verbreitetes Hobby ist. Auch

Josef Knoblauch musste nicht zur Mitarbeit

überredet werden: „Vögel zu beobachten

macht mir schon immer Freude, und wenn

die Ergebnisse dann auch noch in so ein

überregionales Projekt einfl ießen, macht es

doppelt Sinn.“ Die Begeisterung für die

Vögel reicht als Qualifi kation allerdings

nicht. Die Kartierer müssen sowohl Ausse-

hen und Verhalten der heimischen Vögel

kennen als auch sicher einschätzen können,

wo ein Vogel sein Revier hat. Dafür sollte

man mit den typischen Rufen und Gesän-

gen vertraut sein. Denn nicht wenige Vögel

verraten nur akustisch, dass sie nicht Durch-

reisende, sondern Anwohner sind.

Außerdem ist es mit einer Begehung im

Frühjahr nicht getan. Arten wie die Mistel-

drossel singen schon im Vorfrühling. Ande-

re, wie Wachtelkönig oder Sumpfrohrsänger,

kommen erst drei Monate später aus dem

Winterquartier zurück. Nur wer von Ende

Februar bis Ende Juni regelmäßig im Gelän-

de ist, hat die Chance, die ganze Vogelschar

zu erwischen.

W E R E I N E N V O G E L H AT, I S T D R I N …

Zur Finanzierung des Projekts konnten

Spender der Redaktion ihren Lieblingsvogel

mitteilen. Im Gegenzug wurden sie im Atlas

bei „ihren“ Arten namentlich genannt. Bei

beliebten Vögeln wie Steinkauz und Rot-

kehlchen standen die Paten Schlange, aber

auch Kulturfolger wie Haussperling und

Weißstorch haben überdurchschnittlich

viele Fans. In der Onlineversion des Atlas

kann man sich mit einer Spende auch wei-

terhin registrieren lassen und angeben, was

einen mit dem Lieblingsvogel verbindet.

„Ich bin Patin der Krickente, weil das in

Anbetracht meines Namens ein Muss ist“,

schreibt Bianca Kricke aus Essen. Der

Schützling von Karl-Heinz Diez aus Duis-

burg dagegen hat eher Vorbildfunktion:

„Ich bin Pate des Waldkauzes, weil man als

Natur schützer einen genauso dicken Kopf

haben muss.“ L

Text: Günter Matzke-Hajek

Die NRW-Stiftung unterstützte die

Nordrhein-Westfälische Ornithologen-

gesellschaft bei dem Projekt „Die

Brutvögel Nordrhein-Westfalens“. Der Atlas ist im

Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-940726-24-7.

Preis: 24,90 Euro zzgl. Versandkosten). Die Ergeb-

nisse der groß angelegten Untersuchung gibt es

auch in der Onlineausgabe des Buches:

L www.atlas.nw-ornithologen.de

B L I C K P U N K T

W U S S T E N S I E S C H O N , …

... dass sich in NRW Jahr für Jahr 180 verschiedene Vogelarten fortpfl anzen?

Weitere 14 Arten brüten nur sporadisch.

... dass Buchfi nk, Amsel und Kohlmeise unsere drei häufi gsten Vögel sind?

Zusammen mit den sieben nächstplatzierten Arten Haussperling, Zilpzalp,

Rotkehlchen, Ringeltaube, Zaunkönig, Mönchsgrasmücke und Blaumeise

machen die Top 10 etwa 60 Prozent aller Brutvögel aus.

... dass in den letzten 50 – 150 Jahren über 55 Prozent der Arten bei uns dra-

matisch zurückgegangen oder ausgestorben sind? Zu Letzteren gehören

Birkhuhn, Wiedehopf und Rotkopfwürger. Ein hoher Anteil dieser Verlierer

lebte in Mooren und Heiden.

... dass fast jede zehnte unserer Vogelarten aus fernen Regionen der Welt

stammt? Dazu gehören beispielsweise Kanadagans, Nilgans, Jagdfasan und

Halsbandsittich. Daneben gibt es Neuankömmlinge aus Nachbarländern,

so etwa Schnatterente, Kranich, Heringsmöwe und Orpheusspötter.

Farbige Rasterkarten zeigen, wo die

Arten brüten und wie häufi g sie sind.

Vom Steinkauz gibt es zwischen

5.200 und 5.700 Paare in unserem

Land. Die höchste Dichte erreicht er

am Niederrhein.

Links: Der häufi gste Vogel ist der

Buchfi nk; Nilgänse brüten erst seit

1986 bei uns.

Ohne Fernglas oder Spektiv lassen sich

störungsempfi ndliche Vögel nicht erfassen.

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Die NRW-Stiftung unterstützt den Förderverein Metzgeramtshaus

e. V. in Lippstadt beim Erhalt der Amtsstube im gleichnamigen Denk-

mal. Das Gebäude hat aus Sicht der

Denkmalpfl eger eine hohe Bedeutung für die Stadt-

geschichte. Neben einem bereits zugesagten Sockel-

Förderbetrag wird die NRW-Stiftung jeden weiteren

Euro, der für den Zweck gespendet wird, bis zu einer

Summe von maximal 30.000 Euro verdoppeln.

B L I C K P U N K T

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Gesellschaft äußerte sich unter anderem darin, dass es 1746 eine

„Schlangensprütze“ zur Brandbekämpfung anschaffte, das heißt

eine Feuerspritze mit langem Lederschlauch. Über 150 Jahre lang

beteiligte sich das Metzgeramt von da an entscheidend an der Brand-

vorsorge in Lippstadt. Die Fleischhauer waren allerdings auch selbst

gebrannte Kinder: 1656 war ihr eigenes Amtshaus bei einer verhee-

renden Feuerkatastrophe in Flammen aufgegangen und erst drei

Jahre später in den heutigen Formen wieder aufgebaut worden.

Als sich im 19. Jahrhundert das von Frankreich her kommende Prin-

zip der Gewerbefreiheit in Deutschland durchzusetzen begann, be-

deutete das 1810 für die Lippstädter Zünfte das Ende. Nur das Metz-

geramt umging die ihm unter französischer Herrschaft drohende

Aufl ösung und Enteignung: Das Amtshaus wurde rechtzeitig zum

Schein an einen Zunftgenossen verkauft, insgeheim aber beschlos-

sen, die Bruderschaft weiterzuführen, „wie sie sonst gewesen“. Ge-

bühren aus dem Zunftzwang wurden fortan freiwillig gezahlt. Erst

als es 1886 – elf Jahre vor der Einführung der Handwerkskammern

im Deutschen Reich – zur Gründung der „Freien Fleischerinnung

zu Lippstadt“ kam, wandelte sich das Metzgeramt zu einem reinen

Traditionsverband eingesessener Familien.

S I T Z E N N A C H D E R O R D N U N G

Über alle historischen Umbrüche hinweg haben sich im Lippstädter

Metzgeramt bis heute uralte Rituale erhalten. Immer noch fi nden

im Stammsitz regelmäßig Versammlungen statt – genannt zum

Beispiel Amtsmorgensprachen. Mit den Worten „setzt Euch nach

der Ordnung“ begrüßt der „regierende Richtmann“ dabei die Amts-

brüder, die vom „Schenke“ – dem Laufburschen – zuvor durch per-

sönliches Vorsprechen eingeladen werden müssen. Einmal jährlich

wird außerdem das traditionelle Lukasmahl veranstaltet, ein Fest-

schmaus, zu dem jedes Mitglied einen Gast mitbringen darf. Weib-

lich darf Letzterer übrigens nicht sein, schließlich gibt es der Tradition

folgend auch keine „Amtsschwestern“. Trotzdem wird dem 21. Jahr-

hundert im Amtshaus nicht grundsätzlich die Tür vor der Nase zu-

geschlagen – seine Räume wurden auch schon für Veranstaltungen

zum Internationalen Frauentag zur Verfügung gestellt. L

Text: Ralf J. Günther

Dass die Handwerker des Mittelalters in Zünften organi-

siert waren, hat man schon in der Schule gelernt. Ergänzen darf

man dabei dreierlei: Zum einen endete die Zeit der Zünfte nicht

schon mit dem Mittelalter, also um 1500, son-

dern erst im 19. Jahrhundert. Zum andern unter-

lagen keineswegs alle Gewerbe dem Zunft-

zwang. Und zum Dritten war der Ausdruck

Zunft gar nicht überall gebräuchlich. Je nach

Region oder Stadt hießen zunftartige Zusam-

menschlüsse unter anderem auch Gilden,

Ämter oder Bruderschaften, was zugleich den

Begriff „Amtsbruder“ erklärt.

Gemeinsam hatten all diese Vereinigungen,

dass sie für handwerkliche Qualitätsstandards

sorgten und sich für ihre Mitglieder einsetzten,

indem sie Konkurrenten fernhielten und wohl-

tätige Aktivitäten etwa zum Nutzen von Arbeits-

unfähigen oder Witwen entfalteten. Anders als

moderne Handwerkskammern nahmen die Zünfte außerdem er-

heblichen Einfl uss auf das religiöse und gesellige Leben der Betei-

ligten, die zum Beispiel verpfl ichtet waren, an gemeinsamen Pro-

zessionen, Messen oder Leichenbegängnissen

teilzunehmen. Den Mittelpunkt des Korporationsle-

bens bildeten in der Regel Zunftstuben oder Zunfthäu-

ser beziehungsweise Amtsstuben oder Amtshäuser,

in denen man sich versammelte, Rechnung legte und

über neue Mitglieder entschied. Nicht zuletzt wurde

hier ausgiebig gefeiert, denn Festmähler und Trinkge-

lage stärkten den Gemeinschaftssinn.

F E U E R U N D S C H L A N G E N S P R I T Z E

Eine im wahrsten Sinne des Wortes zünftige Bruder-

schaft war auch das seit über 500 Jahren fassbare Amt

der Lippstädter Fleischhauer, das heißt Metzger. Die

tiefe Verankerung dieses Amtes in der städtischen

AmtsräumesindkeineWohnzimmerundamtlicheHandlungenkeineFamilienfeiern.TrotzdemgibtesAmtsstuben,dienichtfürBehördenundBeamtebestimmtsind,sondernfürdasgeselligeBeisammenseinvonBrüdern–Amtsbrüdern,wiesiesichselbstnennen.WerdenTraditionennachspürenmöchte,diedahinterstecken,findetimwestfälischenLippstadteinzigartigesAnschauungsmaterial.DennindereinstigenHansestadterzählteinüber300JahrealtesAmtshausbuchstäb-lichzünftigeGeschichten.HandwerkerspielendarinebensoeineRollewieFeuerspritzenunddunkleGassen.DasWichtigs-teaber:HistorischeBräuchemüssenimLippstädterMetzgeramtshausnichtmühsamwiederzumBlühengebrachtwerden.Siesindhiernieverwelkt.

Z Ü N F T I G E G E S C H I C H T E N

Das Lippstädter Metzgeramtshaus mit der „Dunklen Halle“ – dem Durchgang, der früher

zu einer Gasse gehörte. Das gesamte Gebäude ist ein dreiteiliger Fachwerkkomplex.

Im Metzgeramtshaus

treffen sich Nachfahren

und Verwandte alter

Zunftfamilien.

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Die geöffnete Amtslade zeigt an: Zusammenkunft und gemeinsames Trinken

fi nden unter Bewahrung alter Zunft-Traditionen statt.

D I E G A S S E D U R C H S H A U S Das Lippstädter Metzgeramtshaus gilt bundesweit als einziges Gebäude seiner

Art, das der direkten Rechtsnachfolgerin einer historischen Zunft gehört. Das

Erdgeschoss, wo sich früher Ställe und Schlachtvorrichtungen befanden, ist

heute vermietet, die Räume im Obergeschoss hingegen bewahren den Charak-

ter des Zunfthauses. Der sogenannte Amtssaal mit seinen Wappenfenstern

aus dem 17. Jahrhundert dient dabei noch immer für die Feierlichkeiten der

Gemeinschaft, wohingegen in der kleineren „Amtsstube“, die sich in einem

südlichen Anbau befi ndet, Sitzungen nach überliefertem Muster stattfi nden.

Wandgemälde von 1911 sorgen hier für eine historistische Raumgestaltung,

während Verglasungen aus dem späten 19. Jahrhundert die Mitglieder des

Metzgeramtes namentlich aufl isten. Bei Stadtführungen steht das Gebäude

auch für Besichtigungen offen. Eine Besonderheit ist der Durchgang durch

das Amtshaus – er war früher Teil der „Dunklen Halle“, einer besonders dicht

bebauten, engen und lichtlosen Gasse.

D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/201416 17

D A S M E T Z G E R A M T S H A U S I N L I P P S TA D T

Ein prächtiges Traditionsfenster

aus dem 19. Jahrhundert führt die

Namen der Amtsbrüder auf.

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Urs

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Sieb

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In dem fast 480 Hektar großen Naturschutzgebiet hat die

NRW-Stiftung einige besonders schöne Teilfl ächen erworben, damit

das Gebiet bei einer naturverträglichen Bewirtschaftung dauerhaft

einen geeigneten Lebensraum für gefährdete Tiere und Pfl anzen

bietet. Manche Weidefl ächen in den Hochlagen des Wittgensteiner

Landes verdanken ihre Eigenart der althergebrachten extensiven

Nutzung. Genau genommen waren es der Mangel an Dünger und

die Weidetiere, die mit ihrer Vorliebe für bestimmte Pfl anzen die

Landschaft prägten. Wo sie nach schmackhaften Gräsern und Kräu-

tern suchten und unergiebige, bittere oder harte Pfl anzen schonten,

entwickelten sich im rauen Berglandklima charakteristische Borst-

grasrasen. In solchen Magerweiden, zum Beispiel am „Drehbach“

westlich von Stünzel, kommen noch heute Arnika, Wald-Läusekraut

und Kreuzblümchen vor.

A R T E N V I E L F A LT D U R C H V E R Z I C H T A U F D Ü N G U N G

Damit solche Besonderheiten nicht aus unserer Landschaft ver-

schwinden, vereinbart Ursula Siebel von der Biologischen Station

des Kreises Siegen-Wittgenstein mit den örtlichen Landwirten eine

späte Mahd oder schonende Beweidung der Flurstücke: „Statt einer

ganzen Herde stehen hier höchstens zwei Rinder oder Pferde auf

einem Hektar, mehr Tiere würden auf so einem Magerrasen auch

gar nicht satt“, erläutert sie. Nicht zu düngen bedeutet für die Land-

wirte zwar einen Verzicht auf Mehrertrag, aber genau diese Diffe-

renz bekommen sie aus dem Kulturlandschaftsprogramm des Lan-

des ersetzt. Würden die Flächen überhaupt nicht mehr beweidet,

wäre die Folge, dass Arnika und Co. verschwänden, denn bald schon

würden sich konkurrenzkräftigere Horstgräser, Stauden und Wei-

dengebüsche ausbreiten. Die Biologin Siebel bringt es auf den

Punkt: „Wer den Artenreichtum bewahrt, hat einen Bonus verdient.“

Ein zweiter Bereich bunter Wiesen und Weiden erstreckt sich, ge-

gliedert von schmalen Ginsterhecken, entlang einer Quellmulde öst-

lich des Ortes. Am Rande der freundlich anmutenden Landschaft

hält ein alter verwitterter Gedenkstein die Erinnerung an ein unge-

sühntes Verbrechen wach. Im März 1678 wurde hier der Fuhrmann

Georg Ludwig von einem Räuber erschossen, als er sein prächtiges

Pferd nicht freiwillig herausgeben wollte.

E I N R E I C H G E D E C K T E R T I S C H

Der vielfältige Pfl anzenwuchs bedingt eine erstaunlich reiche Insekten-

fauna. Bei windstillem, sonnigem Wetter geben sich an den Blüten von

Hornklee, Sumpf-Kratzdistel und Flockenblumen die unterschiedlichs-

ten Schmetterlinge ein Stelldichein: Hauhechel-Bläuling und Kleiner

Feuerfalter, Schornsteinfeger, Schachbrett und Ochsenauge sind nur

einige von ihnen. Das reiche Angebot an Kerbtieren wiederum garan-

tiert den Insektenfressern unter den Vögeln einen gedeckten Tisch.

Wiesenpieper und Braunkehlchen kennen zudem die Stellen, an denen

ihre Nester vor den Hufen der Weidetiere sicher sind – gerne brüten sie

gut versteckt unter einem Gräserbult oder am Fuß eines Weidezauns.

Selbst in den Wiesen droht ihnen wenig Gefahr, denn gemäht wird hier

oben erst im Juli, und da ist der Nachwuchs bereits fl ügge. Den Mahd-

termin scheint auch ein Greifvogel genau zu kennen: der Rotmilan.

Der große elegante Segler ist zuverlässig zur Stelle, wenn der Trecker

anrückt. Dann werden dem Milan Käfer, Regenwürmer oder Mäuse wie

auf dem Präsentierteller serviert. Nicht selten schaukelt er im Suchfl ug

nur wenige Meter hinter dem Mähwerk her, um sich verletzte Kleintiere

ja nicht entgehen zu lassen. L

Text: Günter Matzke-Hajek

WerschoneinmalaufdemeuropäischenFernwanderwegE1dasSiegerlanddurchquerthat,deristaucham„Stünzel“vorbeigekommen.AufeinemHochplateauzwischenBadBerleburgundLaasphegelegen,istdasÖrtchenimweitenUmkreisfürseinentraditionsreichenViehmarktbekannt,deralljährlichmehrereTausendGästeanlockt.ZumbenachbartenNatur-schutzgebietfindenglücklicherweisedeutlichwenigerBesucher.Die„BuchenwälderundWiesentälerbeiStünzel“–soderoffizielleName–würdeneinensolchenAnsturmauchnichtvertragen.

Im Naturschutzgebiet „Buchenwälder und Wiesentäler bei

Stünzel“ (Kreis Siegen-Wittgenstein) besitzt die NRW-Stiftung

mehrere artenreiche Grünland-Parzellen, die nach den Vorga-

ben des Naturschutzes und der Landschaftspfl ege bewirtschaftet werden.

Der Ort Stünzel mit 70 Einwohnern liegt etwa zehn Kilometer vom Zentrum

Bad Berleburgs in 600 Meter Meereshöhe. All-

jährlich, am zweiten Samstag im Juni, fi ndet

dort das „Stünzelfest“ mit einer traditionellen

Nutztierschau statt, bei der prächtige Rinder,

Voll- und Kaltblutpferde, Schafe, Ziegen, Kanin-

chen und Gefl ügel gezeigt und prämiert werden.

B L I C K P U N K T

B L Ü T E N L E S E I M W I T T G E N S T E I N E R L A N D

Der Wiesenpieper ist ein

Bodenbrüter. Deshalb kann

er seine Jungen nur groß-

ziehen, wenn die Wiesen

nicht zu früh gemäht

werden.

Arnika (links) und Waldeidechse

(unten) kommen mit dem rauen

Berglandklima gut zurecht,

solange sie hin und wieder

Sonne tanken können.

Die Blütezeit des Breitblättrigen Knabenkrauts (Dactylorhiza majalis) – hier zusammen mit Spitzwegerich – beginnt im Mai.

Über den Wiesen rund um Stünzel ist der Rotmilan ein regelmäßiger Gast.

Beim langsamen Suchfl ug steuert er mit dem tief gegabelten Schwanz.

V E R S T E C K S P I E L A M M Ä D E S Ü S SEine ganze Reihe von Tagschmetterlingen besitzt auf der Unterseite ihrer

Hinterfl ügel scharf begrenzte, silbrig-weiße Flecken, sie werden deshalb im

Deutschen „Perlmutterfalter“ genannt. Nur beim Mädesüß-Perlmutterfalter

sind diese Flecken eher violett als silbern.

In früheren Zeiten war die Art im Süderbergland eine Rarität, weil Feuchtwie-

sen und Bachböschungen mit der namengebenden Futterpfl anze meist voll-

ständig gemäht wurden. Seitdem Hochstaudenfl uren mit Mädesüß entlang

von Gräben und Bächen vielerorts zur Entwicklung kommen, ist die Art häufi -

ger geworden, auch in den Feuchtwiesen bei Stünzel.

Bei der Wahl seiner Kinderstube ließ sich der Mädesüß-Perlmutterfalter übri-

gens lange Zeit nicht in die Karten schauen. Selbst geduldige Schmetterlings-

kundler konnten bis vor 30 Jahren nicht sagen, wo und wie die Weibchen ihre

Eier ablegten. Des Rätsels Lösung: Die Falterdamen tasten mit ihrem Körper

die Oberseiten von Mädesüßblättern gezielt nach den Fraßlöchern ab, die an-

dere Insekten, zum Beispiel Blattkäfer, dort hinterlassen haben. Durch diese

Öffnungen schieben sie anschließend ihre Hinterleibsspitze und heften ihre

hell gefärbten Eier einzeln auf den weißlichen Filz der Blattunterseiten. Dort

sind sie kaum zu entdecken.

Genauso rätselhaft war bis in die jüngste Zeit, in welchem Entwicklungsstadi-

um das Tier den Winter überdauert. Mittlerweile ist klar, dass es die allerers-

ten Larvenstadien sind. Allerdings verharren sie so lange in ihrer Eihülle, bis

im Frühjahr ihre Nahrungspfl anzen austreiben. Erst wenn die Vegetationszeit

beginnt, sprengen die winzigen Räupchen ihre Eihülle und setzen ihren Ent-

wicklungszyklus fort.

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D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/201418 19

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F U N K W E L L E N U N DB L A U E S T U C H

Das Wahrzeichen der Baumberge ist der 1897

bis 1901 auf dem rund 187 Meter hohen Wester-

berg errichtete Longinusturm, ein Aussichtsturm,

in dem sich heute auch eine Kaffeewirtschaft

befi ndet. Berühmt ist der Turm, weil hier 1952

erstmals in Westdeutschland nach dem Zweiten

Weltkrieg öffentlicher Fernsehempfang demons-

triert werden konnte – den Strom lieferte damals

eine Autobatterie. Auch der Longinusturm, der

dem Baumberge-Verein gehört, besteht aus

heimischem Sandstein. Die notwendigen Sanie-

rungsarbeiten wurden in den letzten Jahren

ebenfalls von der NRW-Stiftung unterstützt.

Die Wassermühle Westerath gehört zur Gemein-

de Nottuln, einem sehenswerten Ort 20 Kilome-

ter westlich von Münster. Besonders interessant

ist hier das barocke Bauensemble des sogenann-

ten Stiftsbezirks mit seinen nicht zuletzt vom

Baumberger Sandstein geprägten Fassaden und

der zwiebelturmgekrönten Kirche. Vom ehemali-

gen Nottulner Damenstift war auch der Schulten-

hof einst abhängig, auf dem die Mühle Westerath

entstand. Bekannt ist Nottuln außerdem für die

Kunst des Blaudrucks – eine traditionelle Tech-

nik, um Textilien mit Mustern in blauem Indigoton

zu bedrucken. Die älteste Blaudruckerei Nord-

rhein-Westfalens kann mitten im Nottulner Orts-

kern besichtigt werden.

Der helle Baumberger Sandstein prägt die Erscheinung der Mühle

Schulze Westerath im Stevertal, das direkt unterhalb der Baumberge liegt.

Lange hatte es sich bei der Anlage im Stevertal um eine Doppelmühle gehandelt, denn neben der Getreidemühle lag

früher eine Ölmühle, von der aber nur noch Fundamentreste übrig sind. Schon 1928 wurde die Wasserkraftnutzung

auf eine Turbine umgestellt. Sie treibt heute wieder ein funktionsfähiges Mahlwerk an und liefert überdies Strom.

Die NRW-Stiftung unterstützte den

Förderkreis Wassermühle Schulze

Westerath e. V. bei der Instandsetzung

des Denkmals, das nach

umfassender Restaurie-

rung seit dem Frühjahr

2014 für Besucher zu-

gänglich ist. Besich-

tigungstermine und

weitere Informationen:

L www.wassermuehle-stevertal.de

B L I C K P U N K T

Ohne Wasser keine Wassermühle

– allerdings auch keine Wasserschäden. Das

nasse Element, das in Form des kleinen

Flüsschens Stever die alte Mühle Westerath

jahrhundertelang angetrieben hatte, wäre

ihr in den letzten Jahrzehnten beinahe zum

Verhängnis geworden. Nachdem der Mahl-

betrieb 1974 eingestellt worden war, wurden

Fenster und Dach schadhaft, einsickernde

Feuchtigkeit sowie die daraus resultierenden

Frostschäden ließen das Mauerwerk brö-

ckeln und brachten den gesamten Mühlen-

bau schließlich sogar buchstäblich in

Schiefl age.

W I N D S I C H T E R I N A K T I O N

Dem malerischen Stevertal drohte mit der

Mühle ein eindrucksvolles bauliches

Schmuckstück abhandenzukommen. Das

hätte zugleich eine Lücke in die „Baumber-

ger Sandsteinroute“ gerissen. Diese Rad-

und Wanderroute führt – gegliedert in viele

Teil- und Rundwege – auf insgesamt 210 Kilo-

metern durch die landschaftlichen Schön-

heiten der Baumberge und berührt zahlrei-

che vom Sandstein geprägte Gebäude und

Ortsbilder. Den zentralen Anlaufpunkt

bildet dabei das Sandsteinmuseum in der

Gemeinde Havixbeck, wo man alles über die

traditionsreiche Gesteinsart erfährt, die auch

heute noch in mehreren Steinbrüchen abge-

baut wird.

Dass die Wassermühle Westerath nach wie

vor zur Sandsteinroute gehört, ist dem 2006

gegründeten „Förderkreis Wassermühle

Schulze Westerath“ zu verdanken. Durch

seine von der NRW-Stiftung unterstützte Ini-

tiative gelang es, dem Bauwerk seine Stabili-

tät zurückzugeben und es – natürlich unter

Verwendung von Baumberger Sandstein –

denkmalgerecht zu restaurieren. Auch die

Mahltechnik funktioniert heute wieder. Zu-

letzt sorgte man für die notwendigen Zugän-

ge und Einbauten, um Besuchergruppen

empfangen und ihnen den Weg des Getrei-

des demonstrieren zu können – von den

Mahlsteinen über die „Schnecke“ bis hin

zum „Windsichter“, wo sich die Spreu vom

Korne trennt.

D A S R Ä T S E L D E R M Ü H L E

Das wohl berühmteste Gebäude aus Baum-

berger Sandstein ist der Dom zu Münster.

Mit solchen Dimensionen kann unsere Was-

sermühle natürlich nicht mithalten. Den-

noch gab ihr mächtiger Baukörper mit dem

Bruchsteinsockel und den darüberliegenden

Sandsteingeschossen den Fachleuten Rätsel

auf: Was hatte es mit dieser ungewöhnlich

repräsentativ gestalteten Architektur auf

sich? Die Lösung: Ursprünglich war die

Mühle gar keine Mühle, sondern ein Wohn-

gebäude. Der Denkmalexperte Peter Peter-

sen klassifi ziert es als „ländliches Stein-

werk“, mit dem sich ein wohlhabender

bäuerlicher Schulte Ende des 15. Jahrhun-

derts im Stevertal einen Sitz erbauen ließ,

der den Ansprüchen des Niederadels oder

eines reichen Stadtbürgers entsprach. Von

einer Nutzung als Mühle ist in den Quellen

denn auch erst gut einhundert Jahre später

erstmals die Rede.

Eine Art „bäuerlicher Palast“ steckt also

doch in dem Bauwerk. Umso verständlicher,

dass man auch beim „Location-Scouting“

darauf aufmerksam wurde, wie man neu-

deutsch die Suche nach geeigneten Film-

drehorten nennt. So kam es, dass der unter

anderem als Vater der Krimiserie „Der Fahn-

der“ und als Tatort-Regisseur bekannt ge-

wordene Dominik Graf 2007 in der Mühle

Schulze Westerath Teile seines Streifens

„Das Gelübde“ inszenierte. Darin wird das

Leben der münsterländischen Nonne Anna

Katharina Emmerick (1774 – 1824) geschil-

dert, die mit ihren mystischen Visionen

weltberühmt und 2004 von Papst Johannes

Paul II. seliggesprochen wurde. Die alte

Mühle Schulze Westerath machte auch in

ihrer Funktion als Filmkulisse eine gute

Figur. L

Text: Ralf J. Günther

Fotos: Stefan Ziese

EineMühleistkeinMarmorpalast.FürdiehistorischeWassermühle„SchulzeWesterath“wurdeaberimmerhinder„MarmordesMünsterlandes“verwendet–BaumbergerSandstein.DernochheutegeschätzteKalksandsteinwarschonimMittelaltersobeliebt,dassmanihnbisnachSkandinavienexportierte.SoweitführtdieSpurderSteineinunseremFallallerdingsnicht.DenndasromantischeTal,indemdieWassermühleWesterathliegt,erstrecktsichdirektunterhalbderknapp190MeterhohenBaumberge,derhöchstenErhebungimsonstmeistflachenMünsterland.DiedenkmalgeschützteMühleistnachaufwendigerInstandsetzungnunauchfürBesuchergerüstet.Filmgeschichtehatsieebenfallsschongeschrieben:2007entstandenhierSzenenzueinemvieldiskutiertenTV-Historiendrama.

D I E M Ü H L E U N D D I E S P U R D E R S T E I N E

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D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/20142 0 21

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Wanderer, die in letzter Zeit das

Adscheider Bachtal unweit von Stadt Blan-

kenberg besuchten, dürften sich gewundert

haben: Wieso werden ausgerechnet in die-

sem idyllischen Seitentälchen der Sieg ge-

sunde Bäume gefällt? Kann der Einsatz von

Motorsäge und Vollernter mitten in einem

Schutzgebiet überhaupt erlaubt und sinnvoll

sein? Er kann. Als im Jahr 1995 die Neben-

bäche der Sieg bei Hennef Teil des europa-

weiten Schutzgebietssystems „Natura 2000“

wurden, erkannten Fachleute zugleich, dass

die standortfremden Fichten und Dougla-

sien beseitigt werden müssten, wenn man

die gebietstypischen Lebensgemeinschaften

fördern wollte.

B A R R I E R E F R E I E N AT U R

Quelljungfern sind anspruchsvolle Insekten.

Sie mögen nur saubere, nicht zu schnell fl ie-

ßende Bäche mit intakten Quellen. Trotz

ihrer Größe und der Färbung einer Warn-

bake sind die wendigen Flieger nicht leicht

zu beobachten. Im Licht und Schatten der

Auengehölze verschmilzt das schwarz-gelbe

Streifenmuster der ruhig sitzenden Libelle

vollkommen mit der Umgebung, und im

Flug ist das pfeilschnelle Insekt kaum mehr

als ein schlanker halbtransparenter Schat-

ten. Obendrein trifft man das Tier nicht

immer im Zentrum eines Bachtales, denn es

wechselt zwischen den Teillebensräumen

LibellensindwahreFlugkünstler.KavalierstartsundabrupteRichtungswechsel,SchwirrflugaufderStelle,jasogarrückwärtsfliegen–alldasgehörtfürdiegroßenInsektenzumEinmaleinsdesManövrierens.ScheiternkönnensiedagegenanganzbanalenHindernissen,zumBeispielwennmittenin„ihrem“Taleinedichte,dunkelgrüneWandausstandortfremdenFich-tendenFlugwegzueinemQuellbachversperrt.AmBeispielderZweigestreiftenQuelljungferimAdscheiderTalwirddeutlich,wiesehrWohlundWehemancherOrganismenvoneinemintaktenLebensraumabhängen.

F R E I F L U G Z U M Q U E L L B A C H

des Biotops wie ein Hausbewohner zwi-

schen Küche, Wohn- und Kinderzimmer. So

begeben sich die Quelljungfern zum Jagen

gern über offene Lichtungen oder Waldwie-

sen. Die können auch gern ein paar Hundert

Meter entfernt liegen. Paarungswillige Libel-

len begegnen sich dagegen nur in Bachnähe,

denn dort gehen die Männchen im lang-

samen Suchfl ug auf Brautschau. Nach der

Hochzeit müssen die Weibchen in einen

weiteren Raum wechseln. Sie erkunden

dann die Quellbereiche, um an geeigneten

Stellen ihre Eier zu platzieren. Ein dunkler

Fichtenriegel auf einem dieser Wege kann

leicht die gleiche Wirkung haben wie eine

abgeschlossene Tür, zu der man keinen

Schlüssel besitzt.

W E R T V O L L E V I E L F A LT

Der Barriere-Effekt dichter Nadelholzparzel-

len ist aber nur ein Manko für die Lebensge-

meinschaften der Bachtäler. Im Dauerschat-

ten der Koniferen verarmt die Krautschicht,

und für die Bewohner der unteren Etagen in

der Nahrungspyramide ist die harzige Nadel-

streu eine nur schwer verdauliche Kost. Im

abwechslungsreichen Talzug des Adscheider

Baches ist die Zweigestreifte Quelljungfer

deshalb nur eines von vielen Lebewesen,

dem die Beseitigung der Nadelbäume zugute-

kommt. Angepfl anzt hatte man die schnell

wachsenden Fichten, als sich die Landwirt-

E I N E J U N G F E R M I T V I E L G E D U L D

Verglichen mit der Lebensdauer vieler ihrer Beutetiere wie Mücken, Schnaken und Kleinschmetterlinge

schwirren die Quelljungfern recht lange durch die Sommerluft: Knapp drei Monate, etwa von Juli bis Septem-

ber, dauert ihr Dasein als Fluginsekten. Doch diese Zeitspanne macht nur ein Zwanzigstel ihrer gesamten

Lebenszeit aus! Denn bevor sie ihre zu eng gewordene Larvenhaut abstreifen und erstmals ihre Flügel entfal-

ten, leben die Quelljungfern mindestens fünf, manchmal sogar sechs oder sieben Jahre im Bodensediment

der Quellbäche.

Die Rinnsale sind oft so arm an Beute-Organismen, dass die Larven eine extrem „langweilige“ Kindheit und

Jugend haben. Und wie gehen die Libellenweibchen vor, wenn sie ihre Eier ausgerechnet an solch unkomfor-

tablen Stellen hinterlassen? Ihre Technik ist ziemlich einzigartig: Aus der Luft rückwärts mit „Vollgas“ be-

schleunigend stoßen sie ihren schlanken Hinterleib senkrecht ins fl ache Bachbett und beimpfen den überrie-

selten Boden so mit einzelnen Eiern. Die buchstäblich rücksichtslosen Manöver führen denn auch fast immer

zu Kratzern und Beulen am Hinterleib.

Die NRW-Stiftung erwarb im „Natur-

schutzgebiet Ahrenbachtal und

Adscheider Tal“ Grundeigentum, um

es dauerhaft für den Naturschutz zu sichern und

für gefährdete Lebensgemeinschaften aufzuwer-

ten. Das Gebiet wird von der Unteren Landschafts-

behörde und der Biolo-

gischen Station des

Rhein-Sieg-Kreises be-

treut. Es ist zugleich Teil

des europäischen

Schutzgebietssystems

Natura 2000.

B L I C K P U N K T

Rückwärtsgang und Vollgas – zum Ablegen ihrer Eier rammt die Quelljungfer ihren Hinterleib immer wieder in den Boden des Quellbachs.

Der Wald an den Hängen des Adscheider

Bachtals ist stellenweise licht und parkartig.

Sumpfdotterblume und Kuckucks-Lichtnelke

sind in den Feuchtwiesen nicht zu überse-

hen, während Feuersalamander meist verbor-

gen leben und einem am ehesten bei Regen-

wetter begegnen.

Bis zu vier Stunden dauert das Schlüpfen aus der Larven-

hülle, anschließend müssen die Flügel noch aushärten.

schaft vor Jahrzehnten mehr und mehr aus

dem Tal zurückzuziehen begann. Das Grün-

land im Talgrund war nur umständlich zu

erreichen und schlecht zu befahren. Der un-

befestigte Bach mit Abbrüchen und Treibgut

war eher Hindernis als Leitlinie. Die unein-

heitliche Vegetation aus Feuchtwiesen, Bin-

senbeständen, Hochstaudenfl uren und lo-

ckeren Erlen-Eschen-Galerien war schwer zu

bewirtschaften. Aber gerade dieser kleinräu-

mige Wechsel macht das Gebiet heute aus

Sicht des Naturschutzes so reiz- und wert-

voll. L

Text: Günter Matzke-Hajek

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D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/20142 2 2 3

D A S A D S C H E I D E R TA L B E I H E N N E F

Im Karlsreliquiar der Aachener

Domschatzkammer wird die

Schädeldecke des Kaisers

aufbewahrt. Die Büste von

etwa 1350 ist ein Idealbild,

kein Porträt.

Die NRW-Stiftung fördert zusammen

mit zahlreichen anderen Partnern

zum 1.200. Todesjahr Karls des

Großen eine dreiteilige Ausstellung, die sich in

Aachen vom 20. Juni bis zum 21. September

2014 im Rathaus, in der

Domschatzkammer und im

Centre Charlemagne dem

Leben und Wirken Karls

widmet.

Öffnungszeiten, Preise und

ausführliche Informationen

unter:

L www.karldergrosse2014.de

Wissen Sie, wo Karl der Große ge-

boren wurde? Keine Sorge – bei dieser

scheinbar simplen Frage müssen selbst die

Fachhistoriker passen, die im Übrigen auch

Karls Geburtsdatum bislang nicht eindeutig

klären konnten. Es ist zwar bekannt, dass

es sich um einen 2. April gehandelt haben

muss, nicht aber, ob er in das Jahr 747 oder

748 fi el. Fest steht hingegen, dass der Sohn

des Franken königs Pippin erst Anfang

zwanzig war, als er eine Herrschaft antrat,

die fast ein halbes Jahrhundert dauern sollte.

Zu Beginn musste er sie noch mit seinem

jüngeren Bruder Karlmann teilen. Nach

dessen frühem Tod stieg Karl jedoch zum

alleinigen Herrn über ein Reich auf, das

zu diesem Zeitpunkt schon eine bewegte

Geschichte hinter sich hatte.

S C H U T Z H E R R Ü B E R M A L L O R C A

Die Franken waren ursprünglich ein Zusam-

menschluss verschiedener germanischer

Stämme gewesen, die schon Jahrhunderte vor

Karls Geburt den Rhein überquert und sich

westlich davon auf dem Boden des unterge-

henden römischen Imperiums festgesetzt

hatten. Das fränkische Großreich, das sich

daraus entwickelte, wurde unter Karl noch

mehrmals erweitert, so etwa durch die Einver-

leibung von Gebieten in Spanien und Nordita-

lien. Siegreich endeten auch Karls von christ-

lichem Missionseifer mitinspirierten Kriege

gegen die heidnischen Sachsen, die ihren

jahrzehntelangen Widerstand nicht zuletzt in

Westfalen organisierten. Wichtigster Gegner

der Franken war dabei der sächsische Herzog

Widukind, der der Überlieferung nach im ost-

westfälischen Städtchen Enger begraben liegt.

Karl der Große war ein überaus erfolgreicher

Herrscher. Als er auf die fünfzig zuging,

reichte sein Einfl ussbereich vom Atlantik bis

an die Elbe und von der Nordsee bis hinein

nach Italien, Spanien und Ungarn. Er galt

sogar als Schirmherr der Balearen und damit

der Insel Mallorca, die er gegen die Araber

verteidigen ließ. Noch aber war er nur fränki-

scher König. Um zu verstehen, wie er zu

„Kaiser Karl“ wurde, müssen wir den Blick

zunächst nach Paderborn wenden, genauer

gesagt in die fränkische Pfalz Paderborn, wo

im Jahr 799 ein äußerst prominenter Besu-

cher eintraf. Sein Name: Papst Leo III.

E I N N E U E S R O M I M W E S T E N

Leos Erscheinen kam für Karl nicht überra-

schend – er wusste, dass der Papst Schutz

suchte, nachdem in Rom ein schwerer An-

schlag auf ihn verübt worden war. Angeblich

hatten seine Widersacher sogar versucht, ihm

Augenlicht und Zunge zu nehmen. Es gab

also Grund genug, Beistand beim fränkischen

Hof zu suchen, zumal die Päpste bereits von

Karls Vater beschirmt worden waren, dessen

rechtmäßige Herrschaft sie dafür mit ihrer

kirchlichen Autorität bestätigt hatten. Karl

sorgte denn auch für die rasche Wiedereinset-

zung Leos in Rom. Ein Jahr später begab sich

der Franke selbst in dieEwige Stadt, wo ihn der

Papst jetzt zum römischen Kaiser krönte. Der

feierliche Akt, der wie eine Art Gegenleistung

für die gewährte Hilfe wirkte, war brisant.

Indem man mit dem Begriff „Kaiser“ bewusst

an die Imperatoren der Antike anknüpfte, sen-

dete man eine politische Botschaft in die Welt:

Die Macht der römischen Cäsaren – so lautete

sie – sei auf den fränkischen König übergegan-

gen und werde von ihm neu belebt. >>

Vorgenau1.200JahrenstarbKaiserKarl,denmanschonimMittelalterdenGroßennannte.ZuseinenLebzeitengabeszwarnochkeindeutschesVolk,aberdieGrundlagenderdeutschenGeschichtehatderberühmteMonarchdennochentscheidendgeprägt.AuchfürFrankreichspielt„Charlemagne“eineherausragendeRolle,unddaskleinePyrenäenfürs-tentumAndorrapreist„ElGranCarlemany“sogarinseinerNationalhymne.NirgendwolässtsichKarlsWirkenallerdingseindrucksvollernachverfolgenalsimheutigenNordrhein-Westfalen.ImJubiläumsjahrunterstreichtdasdieKaiserstadtAachenmitnichtwenigeralsdreiprachtvollenAusstellungen,dochdiewelthistorischenSpurenführenauchinswestfäli-schePaderbornundinvieleandereOrte.

D E R K A I S E R E U R O P A S

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D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/201424 2 5

1 . 2 0 0 J A H R E K A R L D E R G R O S S E

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te auch konkrete Bildungsreformen. Indem

er insbesondere auf eine Verbesserung des

Lateinunterrichts an den Klosterschulen

drängte, trug er zur vollen Entfaltung einer

universellen Schriftsprache bei, die die

abendländische Kultur mitdefi nieren sollte.

Manuskripte begann man jetzt überdies in

klarer lesbaren Buchstaben zu schreiben,

von denen sogar moderne Typografi en noch

beeinfl usst sind – auch die im vorliegenden

Stiftungsmagazin.

Nachhaltige Impulse erhielt auch die Archi-

tektur, was sich gerade auf heutigem NRW-

Boden besonders eindrucksvoll nachvollzie-

hen lässt: Während die Aachener Pfalzkapelle

mit ihren byzantinischen Einfl üssen noch zu

Lebzeiten Karls des Großen entstand, bezeugt

das Westwerk der Klosterkirche im westfäli-

schen Corvey, dass sich die Blüte karolingi-

scher Baukunst auch unter Karls Nachfolger

fortsetzte. Man muss die Formulierung vom

Vater Europas also gar nicht überstrapazie-

ren: Ganz unabhängig von allen Schlagwor-

ten gibt es keinerlei Zweifel, dass wir Karls

Epoche einen gewichtigen Teil unseres kultu-

rellen Erbes verdanken.

E I N E L E F A N T A M R H E I N

Nach der Kaiserkrönung blieben Karl noch

14 Jahre, die er – nicht zuletzt wegen der

dortigen Thermalquellen – am liebsten in

Aachen verbrachte. Nach Aachen schickte

jetzt auch der Kalif Harun ar-Raschid aus

dem fernen Bagdad einen Elefanten, der als

exotisches Geschenk von Herrscher zu Herr-

scher die politische Weltgeltung des Franken

in aufsehenerregender Weise unterstrich. Wir

kennen sogar den Namen des Dickhäuters,

>> Nun hatte Karls Machtfülle zwar zweifellos

kaiserliches Format, doch er war nicht der ein-

zige Herrscher, der sich damals auf römisch-

imperiale Rechte berief. Ganz im Gegenteil:

In Byzanz, das heute unter dem Namen Istan-

bul zur Türkei gehört, im Mittelalter aber das

Zentrum eines christlichen Reiches im östli-

chen Mittelmeerraum war, erhob man solche

Ansprüche schon weitaus länger. Ja, die dorti-

gen Herrscher betrachteten sich sogar als die

einzig legitimen Inhaber der römischen Kai-

serwürde. Schließlich war ihre Hauptstadt be-

reits in der Spätantike unter dem Namen

„Neu-Rom“ (später Konstantinopel) eine kai-

serliche Residenz von so überragender Bedeu-

tung gewesen, dass am Ende Rom selbst nicht

mehr damit zu konkurrieren vermochte.

K A M P F U N D K O M P R O M I S S

Die statusbewussten byzantinischen Herr-

scher betonten gerne ihren Vorrang vor ande-

ren Mächten. Doch Karls Selbstbewusstsein

war groß genug, um keinen Zweifel daran zu

lassen, dass er ihnen künftig auf Augenhöhe

gegenübertreten wollte – als Schutzherr über

die Christenheit und als ebenbürtiger Kaiser.

Vielleicht hätte man sich in Byzanz damit be-

ruhigen sollen, dass schon das spätantike Im-

perium Romanum in Ost und West geteilt ge-

wesen war. Stattdessen registrierte man die

Verletzung des eigenen „römischen Mono-

pols“ mit Empörung. Die regierende Kaiserin

Irene war zwar durch interne Machtkämpfe,

bei denen sie sogar ihren eigenen Sohn blen-

den ließ, politisch kaum handlungsfähig. Ihre

Nachfolger ließen sich aber auf kriegerische

der Abul Abbas genannt wurde. Karl versuch-

te ihn später vermutlich bei einem Kriegszug

gegen die Normannen einzusetzen, aber

nachdem man das schwergewichtige Tier bei

Wesel über den Rhein verfrachtet hatte, fi el

es offenbar einer Infektion zum Opfer. Ein

Infekt könnte im Jahr 814 auch das Leben

seines kaiserlichen Besitzers beendet haben.

Karl starb in Aachen, wo er auch beigesetzt

wurde. Erst 1215 legte man seine Gebeine

aber in den berühmten Karlsschrein. Zuvor

ruhten sie in einem römischen Marmor-

sarkophag – passend für einen Herrscher,

der nach eigenem Verständnis ein römisches

Reich regiert hatte. L

Text: Ralf J. Günther

Konfrontationen mit den Franken ein. Da

Byzanz dabei allerdings rasch empfi ndliche

Dämpfer erhielt, kam es schließlich doch noch

zu einer Einigung mit dem Frankenreich.

Der Kompromiss war formelhaft. Karl ver-

zichtete fortan darauf, den „römischen“ As-

pekt seiner Herrschaft nach außen allzu sehr

zu betonen, im Kern aber erhielt er den An-

spruch auf ein gleichrangiges westliches Kai-

sertum in vollem Umfang aufrecht. Damit

gab er zugleich den Anstoß zu einer Entwick-

lung, deren buchstäblich epochale Auswir-

kungen er selbst nicht mehr erleben sollte.

Denn als im 10. und 11. Jahrhundert aus den

Teilungen des fränkischen Herrschaftsgebie-

tes erstmals ein deutsches Reich entstand,

griffen dessen Monarchen die Idee der römi-

schen Herrschaftsgewalt erneut auf. Die his-

torische Tradition, die daraus erwuchs, prägte

die deutsche und europäische Geschichte

noch bis in das Jahr 1806 – fast tausend Jahre

über Karls Tod hinaus. Erst dann löste sich

das „Heilige Römische Reich Deutscher Nati-

on“ unter dem Druck Napoleons auf.

D E R V AT E R E U R O PA S

Karl der Große war der Herr über ein abend-

ländisches Großreich und wurde daher schon

von seinen Zeitgenossen bisweilen als „Vater

Europas“ bezeichnet. Wir sollten bei diesem

Ehrentitel aber weniger an Machtpolitik den-

ken, sondern vor allem an die ausgeprägte

kulturelle Komponente von Karls Regierung.

An seinem Hof gab es nicht nur einen lebhaf-

ten literarischen Austausch, der Kaiser förder-

Der „Vater Europas“ vor der Flagge der Europäischen

Union am Aachener Rathaus.

Zu den Schätzen, die es in Aachen zu sehen gibt, zählt neben herausragender Buchmalerei auch das Armreliquiar, das durch ein Bergkristallfenster den Blick auf Elle und

Speiche vom rechten Arm des Kaisers freigibt. – Das neue Centre Charlemagne besticht durch seine charakteristische Dreiecksarchitektur.

K A R L M A L D R E I

Die Stadt Aachen ist die Karlstadt schlechthin. Dom, Pfalzkapelle und Rathaus locken Jahr für Jahr Tausen-

de von Besuchern an. Mit dem Karlspreis wird in Aachen außerdem seit 1950 die wohl bedeutendste

Ehrung für Verdienste um das geeinte Europa verliehen. Zum 1.200. Todestag Karls des Großen kann man

in Aachen gleich drei herausragende Ausstellungen erleben. Die „Orte der Macht“ erkunden dabei im Krö-

nungssaal des Rathauses das höfi sche Leben der Karolingerzeit und den Mythos Karl. In der Aachener

Domschatzkammer, wo sich auch Karls Marmorsarkophag befi ndet, werden unter anderem Kostbarkeiten

präsentiert, die aus dem Grab des Kaisers stammen könnten. Das „Centre Charlemagne“ – das neue

Aachener Stadtmuseum – öffnet mit der Ausstellung „Karl der Große. Macht Kunst Schätze“ erstmals

seine Räume, die zugleich ein architektonisches Erlebnis versprechen.

L Näheres unter www.karldergrosse2014.de

Eine der fantasievoll ausgeschmückten, späteren

Darstellungen, die Karl beim Empfang des Dickhäuters

Abul Abbas (ganz rechts) zeigen. Häufi g hört man, es

sei ein „weißer Elefant“ gewesen – in den Quellen

steht davon aber nichts. Wahrscheinlich ist vielmehr,

dass es sich um einen indischen Elefanten handelte.

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Seit Juni 2014 offi zielles UNESCO-Weltkulturerbe:

Das Westwerk der Corveyer Klosterkirche, dessen

unterer Teil mit der karolingischen Eingangshalle

unter Karls Sohn erbaut wurde.

Der Karlspreis 2014 ging an den Präsidenten des

Europäischen Rates Herman Van Rompuy.

D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/20142 6 27

1 . 2 0 0 J A H R E K A R L D E R G R O S S E

Bergisch Gladbach

OverathKönigsforst

Wahner

Heide

Rösrath

Lohmar

SiegburgTroisdorf

Köln-Porz

Gut Leidenhausen

Turmhof

Burg Wissem

Steinhaus

FlughafenKöln-Bonn

Im Uhrzeigersinn aufgezählt befi nden sich die vier Portale

im Steinhaus bei Bergisch Gladbach, im Turmhof bei Rösrath, in

der Troisdorfer Burg Wissem und im Gut Leidenhausen im Kölner

Stadtteil Porz-Eil. Alle vier liegen unmittelbar am Rand der Heide

oder des Königsforstes und eignen sich deshalb hervorragend als

Startpunkte für Wanderungen. Obendrein bieten sie Ausstellungen

zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten und sind Treffpunkte

für Exkursionen und Veranstaltungen.

M U LT I TA L E N T W A L D

Eine Gemeinsamkeit der neuen Portale sind begehbare Luftbilder.

Mithilfe weißer Tabletts, die man in den Strahlengang von Projekto-

ren hält, kann man auf ihnen Informationen zu einzelnen Objekten

Die NRW-Stiftung förderte die Ausstattung der vier neuen Portale

zur Wahner Heide. Mit Ausstellungen

und Veranstaltungen informieren sie

an den Zugängen zu dem Naturschutzgebiet in

Bergisch Gladbach, Rösrath, Troisdorf und im

Kölner Stadtteil Porz-Eil über Natur- und Kultur-

themen der vielfältigen Heidelandschaft.

Weitere Informationen unter:

L www.wahnerheide-koenigsforst.de

B L I C K P U N K T

SeitdemvergangenenJahrgehörtdieWahnerHeideimOstenKölnszudenSchutzgebietendesnationalenNatur-erbes.PassendzudiesemRitterschlagwurdenkürzlichviersogenannte„Eingangsportale“eröffnet,indenensichBesu-cherüberdieHeidelandschaftinformierenkönnen.DortwerdendieaußergewöhnlicheFloraundFaunaderHeide,aberauchihrebewegteGeschichteunddieNaturschutzbe-mühungenimGebietbeiWahnvorgestellt–„Wahn-Vorstel-lungen“dürfenhieralsoeinmalganzwörtlichgenommenwerden.DiePortalezeigen,dassdierechtsrheinischeHeide-terrassenichtnureinaußergewöhnlicherNaturschatzist,sondernaucheineKulturlandschaftmitspannendenhistori-schenSpuren.

Z E I T G E M Ä S S E W A H N -V O R S T E L L U N G E N

einfangen. So erfährt man beispielsweise im Steinhaus bei Bergisch

Gladbach, dass der Königsforst, jenes große Waldgebiet im Norden

der Wahner Heide, ein wahres Kölner Multitalent ist: Staubfänger

und Trinkwasserfi lter, Klimaanlage, Naherholungs- und Natur-

schutzgebiet in einem. Aber der Königsforst hieße nicht „-forst“,

wenn er nicht auch der Holzproduktion und der Jagd diente. All

diese Einzelfunktionen vertragen und ergänzen sich, wenn sie mit

Weitsicht betrieben werden. Steinhaus ist zudem der richtige Ort,

dies zu zeigen, denn das ehemalige klösterliche Hofgut ist seit

200 Jahren selbst Dienstsitz der Forstverwaltung.

F L U C H U N D S E G E N D E S M I L I T Ä R S

Während die Geschichte des Königsforstes durch herrschaftliche

Jagdprivilegien geprägt war, wurde die Wahner Heide selbst fast

200 Jahre lang für militärische Übungen in Anspruch genommen.

Mit der zunehmenden Reichweite der Artilleriegeschosse wuchs

der Flächenbedarf des preußischen Schießplatzes mehrfach. Den

Anwohnern und der Natur verlangte man seither schwere Opfer ab:

Menschen und Höfe wurden umgesiedelt, Moore entwässert oder

zugeschüttet, Dünen eingeebnet, und die Heide zwängte man in ein

Korsett von Fernverkehrswegen. Manche Wunden scheinen heute

vergessen oder vernarbt, andere verursachen der Natur jedoch chro-

nische Schmerzen, wie der Verkehrsfl ughafen Köln-Bonn. Mit sei-

nem Bau in den 1950er-Jahren begrub man im Zentrum des Natur-

schutzgebietes den Sandbach, die Kielsheide und die

Hohnswiesen-Weiher.

Umweltschützer und Anwohner, die seit Jahrzehnten für den Erhalt

der Heide eintreten, sind sich dabei durchaus bewusst, dass der

Flug- und Übungsbetrieb eine andere Nutzung der Heidelandschaft

weitgehend ausschloss. Die malträtierte und amputierte Heide ver-

dankt ihr Überleben also auch den NATO-Panzern. Widersprüche

wie diesen versucht das Portal in Gut Leidenhausen unter der Über-

schrift „Kontraste“ fassbar zu machen. Denn: Nach wie vor ist die

Wahner Heide eines der größten und artenreichsten Naturschutzge-

biete Nordrhein-Westfalens.

S I E H A LT E N J U N G : W I N D , W A S S E R , W E I D E T I E R E

Wieso ist die Heide eigentlich so ein besonderes Ökosystem, und

weshalb leben hier so viele Pfl anzen und Tiere, die man anderswo

vergeblich sucht? Im Portal Turmhof, einem ehemaligen landwirt-

schaftlichen Betrieb außerhalb von Rösrath, wird diese Frage >>

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Im Uhrzeigersinn, von links oben: Die Ausstellung in Gut Leidenhausen bei Porz-Eil behandelt die „Kontraste“ zwischen der Natur und den menschlichen Eingriffen. Steinhaus

bei Bergisch Gladbach bildet ein Tor zum Königsforst. Deshalb sind hier die Funktionen dieses großen Kölner Waldgebiets Thema. Im Turmhof bei Rösrath geht es um „Dyna-

mik“, also um die Frage, welche Kräfte in der Landschaft der Heide wirken. Die „Geschichte(n)“ der Heide werden in Burg Wissem (Troisdorf) spannend erzählt.

D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/20142 8 2 9

N E U E Z U G Ä N G E Z U R W A H N E R H E I D E

Q U A L I F I Z I E R T E S E H R E N A M T

>> beantwortet. Eine Ursache ist zweifellos der bewegliche Sandbo-

den und seine Attraktivität für „Lückenbüßer“. Ein großer Teil der

Organismen in Heidelandschaften sind Arten mit kurzem Lebenszy-

klus. Als Erstbesiedler bringen sie neues Leben auf unbewachsenen

Boden. Stabilisiert sich ein Standort, werden die Pioniere von einer

langlebigen Konkurrenz abgelöst. Da der Sand aber hier und da von

den Naturkräften Wind und Wasser wieder freigelegt wird, behalten

die Pioniere ihre Planstellen. Auch weidende Tiere befördern die

Artenvielfalt. Sie sorgen in der Heidevegetation für Licht, indem sie

den Bewuchs kurz fressen, sie hinterlassen zudem durch den Tritt

ihrer scharfkantigen Hufe auch offene Bodenstellen, und beiläufig

verschleppen sie Pflanzensamen und sorgen mit ihrem Kot für die

Umverteilung von Nährstoffen. Ohne weidende Tiere würden Sand-

magerrasen und Zwergstrauchheiden, die auf ständige Verjüngung

angewiesen sind, verschwinden – die halboffenen Dünen würden

innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem dichten Wald.

Die erfolgreichen Beweidungsprojekte haben also die Existenz-

grundlage für Nachtschwalbe und Neuntöter bewahrt. Für andere

kommt der Einsatz von Schafen, Ziegen, Glanrindern, Eseln und

neuerdings Wasserbüffeln zu spät. Birkhuhn und Brachpieper blei-

ben wohl für immer verschwunden.

M O G G E L N D E B L E I M Ö P S E

Verschwunden ist im Lauf des 20. Jahrhunderts auch mancher histo-

rische Erwerbszweig. Die Heide lieferte Brennholz und Torf für die

Hausfeuerungen, Ginster- und Birkenreisig für Besenbinder, Wei-

denruten für Korbflechter, und sie ernährte Imker, Köhler, Töpfer,

Hirten und Vogelfänger. Die meisten Anlieger arbeiteten in der

Landwirtschaft oder in den lokalen Gewerbebetrieben wie Ziegeleien

und Töpfereien, in Quarzsandgruben und Alaunhütten sowie in

Webereien und in der Sprengstoffindustrie. Solche Geschichte(n)

präsentiert das vierte Portal in Burg Wissem. Da es räumlich mit

dem Troisdorfer Museum für Stadt- und Industriegeschichte verbun-

den ist, lag dieses Thema nahe. Nicht zuletzt erfahren die Besucher

dort, was es mit einer besonderen Form des Altmetall-Recyclings auf

sich hat, lange bevor dieser Begriff in den deutschen Wortschatz

rückte: „Bleimöpse“ nannten sich schon im 19. Jahrhundert jene bet-

telarmen Anwohner, die auf dem Schießplatz mit oder ohne Duldung

der Militärs „moggelten“, das heißt verschossene Munition suchten.

Um die Herkunft ihrer gemopsten Funde beim Verkauf in Köln nicht

zu verraten, schmolzen sie die Projektile vorher ein. L

Text: Günter Matzke-Hajek

S T I L L E P O S T V O R 180 J A H R E N1832 wurde zwischen Berlin und Koblenz eine „optische Telegrafenlinie“ eingerichtet. Sie bestand aus

61 exponierten Holztürmen, die in Fernrohr-Sichtweite, also circa zehn Kilometer, voneinander entfernt

standen. Auch der 134 Meter hohe Rotterberg in der Wahner Heide wurde seinerzeit zum Telegrafenberg.

Jeder Turm trug einen Mast mit sechs verstellbaren Armen. Die Kombination der Winkelstellungen erlaubte

mehrere Tausend unterschiedliche Botschaften.

Nur 30 Minuten soll die Übertragung einer Nachricht über die 600 Kilometer lange Strecke gedauert

haben, vorausgesetzt, die Telegrafisten waren auf Zack und es herrschte gute Sicht. Die elektrische Tele-

grafie machte die Kette bereits 1851 überflüssig. In der Folgezeit diente das Haus neben dem Turm als

Dienstwohnung eines Försters und als Gastwirtschaft. Noch heute heißt das Ausflugslokal bei Troisdorf-

Spich deshalb „Forsthaus Telegraph“.

DiePflegeundEntwicklunginNatur-undLand-schaftsschutzgebieten,Vogelkartierungen,BerichteüberdieGebietsentwicklung,fachkundigeFührungendurchSchutzgebiete,PlakateundInformationsveranstaltungenfürdieZieledesNaturschutzes–beizahlreichenAufgabenwer-dendiemehrals40BiologischenStationeninNRWvonehrenamtlichenMitarbeiternunterstützt.DieBiologischenStationensinddabeiSchnittstellenzwischenhaupt-undehrenamtlichenNaturschützern.Vieleentstandeninden1980er-und1990er-JahrenerstausdemZusammenschlussehrenamtlicherNaturschützer,heutehabensieeineheraus-ragendeStellunginderBetreuungvonSchutzgebieten.

Mit der Professionalisierung der Schutzgebietsbetreuung

ist die Ehrenamtsarbeit allerdings immer mehr zurückgegangen.

Um ehrenamtliche Naturschützer wieder besser einbinden und wei-

tere Helfer dazugewinnen zu können, möchte die NABU-Natur-

schutzstation Niederrhein in Kranenburg ab Herbst 2014 eine Qua-

lifizierungsoffensive starten: Über einen Zeitraum von vier Jahren

werden hauptamtliche Mitarbeiter interessierte Ehrenamtliche in der

praktischen Geländearbeit schulen und ihnen naturschutzfachliche

Hintergründe vermitteln. Damit erlangen sie qualifizierte Kenntnisse,

um aktiv und in vielen Bereichen auch selbstständig in die laufende

Stationsarbeit der Naturschützer eingebunden werden zu können.

Die Naturschutzstation Niederrhein ist für dieses Pilotprojekt gut

geeignet: Sie verfügt bereits über einen rund 60 Personen starken

Kreis ehrenamtlicher Helfer, und sie betreut bereits mehrere bedeut-

same Naturschutzflächen im Raum De Gelderse Poort am Unteren

Niederrhein. Hier liegen auch Schutzgebiete, die zum Teil im Besitz

der NRW-Stiftung sind. Die Erfahrungen aus der Qualifizierungs-

maßnahme sollen auch den anderen Stationen zugänglich sein. Denn

diese Form einer qualifizierten „Nachwuchsförderung“ ist für die

Naturschützer von großer Bedeutung: Viele von ihnen wissen, dass

am Anfang manch einer lebenslangen „Naturschutzkarriere“ als

Motivation oft der konkrete Einsatz für ein Schutzgebiet vor der eige-

nen Haustür stand. L

Text: Hanna Maria Sobotka | Fotos: NABU Kranenburg

Auch für die Zukunft des Naturschutzes bleibt die ehrenamtliche Mitarbeit von großer Bedeutung: Etwa wenn es um die Unterstützung von konkreten Pflegearbeiten im

Gelände geht, um die Zählung von Rast- und Wasservögeln, die Pflege und das Pflanzen der am Niederrhein so typischen Kopfweiden oder die fachkundige Begleitung

der Besucher bei Exkursionen. Dafür soll es demnächst in Kranenburg am Niederrhein spezielle Schulungsangebote geben.

Die NRW-Stiftung unterstützt gemeinsam mit der Natur- und Um-

weltakademie NUA, dem Dachverband der Biologischen Stationen

und weiteren Partnern ein auf drei Jahre angelegtes Pilotprojekt

zur Ausbildung für die ehrenamtliche Betreuung von Schutzgebieten.

B L I C K P U N K T

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Heiden sind in Mitteleuropa keine unberührte Natur, sondern alte Kulturlandschaften. Wenn sie nicht genutzt und Gehölze nicht regelmäßig entfernt werden, bewalden sie sich

wieder. Wie in früheren Jahrhunderten lässt man deshalb Schafe, Ziegen und Rinder, neuerdings auch Esel und Wasserbüffel an geeigneten Stellen weiden.

D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/20143 0 31

N E U E Z U G Ä N G E Z U R W A H N E R H E I D E P I L O T P R O J E K T A M N I E D E R R H E I N G E P L A N T

Wennesstimmt,dassderName„Flamingo“aufdasflammenfarbeneGefiederanspielt,dannkönnendieBesucherdesZwillbrockerVennsselbstbeurteilen,welcherFlamingodenglühends-tenEindruckmacht.GleichdreiunterschiedlicheArten,nämlichChileflamingo,RosaflamingoundKubaflamingosindindenSommermonatenimNaturschutzgebietanderholländischenGrenzezubeobachten.Sielebendortwildundpflanzensicherfolgreichfort.

Gegründet wurde die Flamingo-

kolonie in den 1980er-Jahren von Vögeln,

die aus Zoos entwichen waren. Dabei sind

heimische Stillgewässer für Flamingos eigent-

lich viel zu nährstoffarm. Doch Tausende

von Lachmöwen machten es möglich.

Ihr Dung sorgte im fl achen „Möwensee“ für

eine Blüte von Mikroorganismen. Ab April

vermehrt sich das Plankton so reichlich,

dass die Flamingos genug zu fressen haben

und sogar Junge großziehen können. Ende

August fl iegen die Exoten dann an die nie-

derländische Küste. Grund für den Orts-

wechsel ist nicht die Kälte, sondern drohen-

der Hunger: Das Plankton im Möwensee

geht im Herbst zur Neige, während das

Brackwasser von Oosterschelde und Ijssel-

meer auch im Winter genügend Kleinlebe-

wesen enthält, um die Vögel satt zu machen.

Die beste Sicht auf die Flamingos bietet

die Beobachtungskanzel im Norden des

Zwillbrocker Venns. Sobald die Tiere im

Spätsommer das Venn verlassen, tauchen

bereits andere Zugvögel auf, um hier auf

ihrem Weg in den Süden zu rasten. Eine

Exkursion entlang des sechs Kilometer lan-

gen Rundwanderwegs wird also zu keiner

Jahreszeit langweilig, zumal Informations-

tafeln Wissenswertes über die Landschaft

und ihre Bewohner vermitteln.

Auch die Naturerlebnisausstellung im Besu-

cherzentrum der Biologischen Station

Zwillbrock e.V. gewährt Einblicke in die Le-

bensgemeinschaften des Venns. Naturfreun-

de können ein breites Angebot an Veranstal-

tungen und Führungen nutzen. Die Station

ist zudem ein idealer Ausgangspunkt für

Radtouren auf der „Flamingoroute“. L

Text: Günter Matzke-Hajek

Fotos: Biologische Station Zwillbrock

Die NRW-Stiftung förderte die Ausstellung in der Biologischen Station

und kaufte in dem Gebiet Grundstücke für die

Ziele des Naturschutzes. Die Biologische Stati-

on bietet regelmäßig Seminare, Gebietsführungen und Rad-

touren an. Im Zwillbrocker Venn gibt es ausgewiesene Wan-

derwege, das Informationszentrum ist ganzjährig geöffnet.

L www.bszwillbrock.de

B L I C K P U N K TIn der Biologischen Station bekommt man stets

aktuelle Tipps, wo es was zu sehen gibt. Die Dauer-

ausstellung informiert über die Geschichte des Ge-

biets. Im Kreis Borken kümmert sich die Biostation

außer um das Zwillbrocker Venn noch um etwa

30 weitere Schutzgebiete. Besonders die gefährdeten

Lebensgemeinschaften der Moore, Heiden und

Feuchtwiesen bilden einen Schwerpunkt der Arbeit.

Nirgendwo in Nordrhein-Westfalen brüten mehr

Lachmöwen als im Zwillbrocker Venn. Und an

keinem Ort in Deutschland kann man wild lebende

Flamingos besser beobachten als hier. Der fast

orangefarbene Vogel ist ein Kubafl amingo.

Eigentlich braucht der Kormoran (rechts) tiefere

Gewässer, dennoch ist er regelmäßig zu Gast.

Unten: Die unscheinbare Moosbeere fi ndet man

nur im Moor, während das Gefl eckte Knabenkraut

auch in Feuchtwiesen wächst.

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D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/20143 2 3 3

N AT U R S C H U T Z G E B I E T E I M K R E I S B O R K E N

I M P R E S S I O N E N A U S D E M Z W I L L B R O C K E R V E N N

Die Dechenhöhle in Iserlohn-Letmathe

wirkt mit ihren bizarren Tropfsteinen wie

eine vorzeitliche Welt.

Sämtliche Himmelsrichtungen in einer einzigen Ortsan-

gabe – die Region Südwestfalen macht es möglich, denn fährt man

in ihren Nordosten, so befi ndet man sich den Regeln der Logik zu-

folge im nordöstlichen Südwestfalen. Die Kreise Siegen-Wittgen-

stein, Olpe, Soest sowie der Märkische und der Hochsauerlandkreis

haben sich allerdings nicht zur „Region Südwestfalen“ zusammen-

getan, um Himmelsrichtungen durcheinanderzuwürfeln. Vielmehr

werden auf ihrem Gebiet Projekte im Rahmen der Regionale 2013

entwickelt, einer vom Land NRW initiierten Strukturfördermaßnah-

me. Eines der Ziele lautet dabei, das „Höhlenland Südwestfalen“

künftig auf neue Weise zu präsentieren.

S C H AT Z K A M M E R N D E R N AT U R

Zusammen mit dem Bergischen Land ist das südliche Westfalen –

wozu insbesondere das Sauerland zählt – eine der höhlenreichsten

Gegenden Deutschlands. Mehr als 1.000 von der Natur geschaffene

Hohlräume gibt es hier, 17 davon mit Gangsystemen von über

einem Kilometer Länge. Ihre Entstehung verdanken sie in erster

Linie dem Wasser. Anders als an Felsküsten, die oft durch die me-

chanischen Kräfte der Brandung ausgehöhlt werden, spielen im

Binnenland jedoch die sogenannten Karsthöhlen die Hauptrolle.

Verkarstung nennt es der Geologe, wenn Kalkstein durch kohlen-

säurehaltiges Wasser langsam aufgelöst wird. Lagert sich gelöster

Kalk tropfenweise wieder ab, dann wachsen Tropfsteine.

Die meisten der vielen südwestfälischen Höhlen sind für die Öffent-

lichkeit nicht zugänglich. Zwar gibt es in der Region keine so gigan-

tischen Hohlräume wie die Riesending-Schachthöhle in den Berch-

tesgadener Alpen, die wegen der spektakulären Bergung eines

verletzten Forschers jüngst wiederholt durch die Medien ging. Doch

auch die Erkundung kleinerer Höhlen birgt erhebliche Unfallrisi-

ken. Genauso wichtig: Die unterirdischen Schatzkammern der

Natur sollen vor beabsichtigten und unbeabsichtigten Beschädi-

gungen bewahrt werden, denen leicht unwiederbringliche Informa-

tionen zum Opfer fallen könnten. Denn Tropfsteine und Höhlen-

sedimente eröffnen den Forschern Blicke in weit zurückliegende

Erdzeiten. Zudem stoßen sie immer wieder auf Überreste ausge-

storbener Tierarten wie den Höhlenbären und auf Relikte vorzeitli-

cher Menschen. Ja, sogar Knochen von Dinosauriern tauchen öfters

auf, ein Zeichen dafür, dass manche südwestfälische Höhle schon

in der Kreidezeit entstanden ist und eine Art „Knochenfalle“ der an

Land lebenden Dinosaurier wurde. Die meisten Höhlen sind aber

erst viel später im Eiszeitalter entstanden.

H Ö L L E , H Ö H L E N , H E H L E R

Lange Zeit waren Höhlen vor den Menschen allein schon durch

ihre furchterregende Lichtlosigkeit weitgehend geschützt. Der ähn-

liche Klang der Worte Höhle und Hölle ist ja kein Zufall, denn als

Bezeichnungen unterirdischer, fi nsterer Welten sind beide Begriffe

miteinander verwandt. Der „Hehler“ allerdings, der ebenfalls in

diese Wortfamilie gehört, scheute gerade die „unverhohlene“

Öffentlichkeit. Kein Wunder also, wenn auch die Höhlen Südwest-

falens zuweilen als Schlupfwinkel für Rechtsbrecher dienten. So

glaubt man etwa in der Honerthöhle im Hönnetal sowie im Hoh-

len Stein bei Kallenhardt Spuren von Falschmünzer-Werkstätten

aus dem 18. Jahrhundert gefunden zu haben. Wurden die Zeiten

sehr unsicher, dann dienten einige Höhlen aber auch als Zu-

fl uchtsorte für die ganz normale Bevölkerung. Für die Kluterthöhle

in Ennepetal ist das schon Ende des 17. Jahrhunderts belegt, und

noch im Zweiten Weltkrieg verwendete man sie als Luftschutz-

raum. >>

SteterTropfenhöhltdenStein?Ja,abersteteTropfenformenauchSteine–Tropfsteine,umgenauzusein,diedurchKalkablagerungenzwarallenfallseinenZehntelmillimeterproJahrwachsen,imLaufetausenderJahreabertrotzdembeachtlicheGrößenerreichenkönnen.IndenunterirdischenMärchenlandschaftenSüdwestfalens,wo80Prozentallernordrhein-westfälischenHöhlenliegen,sindmanchedermeterhohenTropfsteinformationensogarschonmehrereHunderttausendJahrealt.NichtzuletztdiesenfantastischenGebildenverdanktdas„Höhlen-landSüdwestfalen“AusflugszielevonmajestätischerSchönheit.

I M L A N D D E R H Ö H L E N W U N D E R

Im Höhlenland werden Kinder zu Ent-

deckern. Programme bietet insbeson-

dere das Deutsche Höhlenmuseum

bei der Dechenhöhle in Iserlohn-Let-

mathe an (rechts). Dort wird auch die

Tierwelt veranschaulicht, die einst

in den Höhlen anzutreffen war. Man

sieht in der Ausstellung dabei nicht

nur Knochenfunde, sondern auch

lebendig wirkende Präparate.

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D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/20143 4 3 5

H Ö H L E N L A N D S Ü D W E S T F A L E N

Ganz sanft verläuft südlich von Zülpich der Übergang von

der Börde zur Mechernicher Voreifel. Nur an wenigen Hangkanten

ist die fruchtbare Lössdecke, welche die Landschaft überzieht, von

Wind und Regen abgetragen und gibt einen Blick auf den 200 Milli-

onen Jahre alten Muschelkalk frei. Die trockenen, leicht erwärmba-

ren Kalkbänke machen den Bürvenicher Berg zu einem Refugium

für Orchideen – und zu einem Pilgerort für Naturfreunde.

P Ü P P C H E N M I T G R Ü N E M H E L M

Erst aus bodennaher Perspektive kann man die ungewöhnliche Blü-

tenform studieren: Unter einem dunkel-gerandeten Helm, der von

drei gewölbten Kronblättern gebildet wird, ragt eine kleine grüne

Gestalt heraus, mit zwei Beinchen und langen Armen wie bei

einem schlaffen Hampelmann, aber nur zwei Zentimeter groß.

Die kurios geformten Blütenlippen dienen schlanken Käfern und

Blattwespen als Landeplätze. Bei der Suche nach Nektar beladen sie

sich unfreiwillig mit Pollenpaketen und tragen diese anschließend

zur nächsten Pfl anze. Zuckersaft ist hier nur wenig zu holen, denn

es fehlt der für andere Orchideenarten typische Nektarsporn. Darauf

spielt der alternative Name „Ohnsporn“ an. In Italien sieht man in

der feingliedrigen Blüte übrigens keinen hängenden Menschen,

sondern eine beschwingte Tänzerin. Dort heißt die Orchidee denn

auch „Ballerina“.

Nachdem das Vorkommen im Naturschutzgebiet Bürvenicher Berg

vor Jahrzehnten bedrohlich geschrumpft war, zählen Fachleute heute

in manchen Jahren mehrere Tausend blühende Exemplare. Der

Grund für den erfreulichen Trend: Die Kalkmagerrasen werden wie-

der regelmäßig gemäht oder von Schafen beweidet. Die schonende

Nutzung hält den Gräserfi lz kurz, sodass die konkurrenzschwachen

Orchideen viel Licht tanken können. L

Text: Günter Matzke-Hajek

V O R 4 0 0 J A H R E N

Beinahe 400 Jahre alt ist die erste

ausführliche Darstellung des „Hängen-

den Menschen“ durch den neapoli-

tanischen Botaniker Fabio Colonna

(1567 – 1640). 1616 beschrieb er die

Pfl anze unter dem Namen Orchis an-

thropophora Oreades und wies schon

damals in Text und Abbildung auf die

menschliche Gestalt der Blüten hin.

Stille Wunder, aber auch klangvolle Kulturereignisse von der Bläsermusik

bis zum Hip-Hop-Konzert – im Höhlenland Südwestfalen können die

Besucher beides erleben.

Höhlenforschung, aber auch praktische Fertigkeiten wie die Durchführung von

Rettungsaktionen werden in den „Speläogruppen“ gepfl egt.

AnVielfaltundFarbenprachtkönnenesdieheimischenOrchideenzwarnichtmitdertropischenVerwandtschaftaufnehmen,abervielemitteleuropäischeArtenbesitzendurchausansehnlicheBlüteninWeiß,RosaoderRotviolett.DanebengibtesausgesprochenunauffälligeArten,dieeinungeübtesAugeleichtübersieht.DochmancheunscheinbareOrchideeoffenbartimDetailfaszinierendeFormen.DerOhnspornoderHängendeMenschgehörtzweifellosdazu.

D E R H Ä N G E N D E M E N S C H V O M B Ü R V E N I C H E R B E R G

Im Naturschutzgebiet Bürvenicher Berg

bei Zülpich im Kreis Euskirchen kaufte

die NRW-Stiftung mehrere Grundstücke,

die nun naturverträglich bewirtschaftet werden und

eine bemerkenswerte Artenvielfalt entwickelt haben.

B L I C K P U N K T

Bis zu 100 hängende Menschlein, sprich Einzelblüten, können sich im Juni an

einem Spross zeigen, dabei ist die ganze Pfl anze selten höher als 25 Zentimeter.

Im Deutschen ist die Art auch als Fratzen- oder Puppenorchis bekannt.

>> Im 18. Jahrhundert, als es vor allem bei Intellektuellen und

Dichtern allmählich in Mode kam, sich den Schönheiten der Natur

nicht nur auf dem Papier, sondern auch auf den eigenen Füßen zu

nähern, begann das Interesse an den von der Natur oft so fantastisch

geformten unterirdischen Sälen, Kammern und Schluchten zu

wachsen. Erst im 19. Jahrhundert setzte aber ein Höhlentourismus

auf breiter Front ein. Nachdem man 1868 auf die Dechenhöhle bei

Iserlohn gestoßen war, strömte die Schar der Neugierigen dann

schon derartig rasch zusammen, dass man die Neuentdeckung

binnen kurzer Frist trittsicher ausbauen und zudem beleuchten

lassen musste – seit 1871 sogar mit elektrischem Licht.

D A S D U N K E L W I R D H E L L

Die Dechenhöhle ist eine jener Schau- und Besucherhöhlen in Süd-

westfalen, die heute ganz unterschiedlichen Zwecken dienen, weil

hier außer Führungen oft Konzerte und andere Veranstaltungen statt-

fi nden. Gleichwohl sollen die – meist von „Speläogruppen“, also

Höhlenforschervereinen betreuten – Schauhöhlen vor allem ein Licht

auf die sonst so dunklen Geheimnisse der Höhlenwelt werfen und sie

für die Besucher auf gefahrlose Weise zugänglich machen. Sie tragen

so gleichzeitig zur Schonung der vielen anderen Höhlen bei, die da-

durch von menschlichen Besuchen weitgehend verschont bleiben

können. Wer mehr über all diese Zusammenhänge wissen will, dem

sei der Besuch im „Deutschen Höhlenmuseum“ empfohlen, das sich

in Iserlohn-Letmathe direkt neben der Dechenhöhle befi ndet.

Museumsleiter Stefan Niggemann war auch Ideengeber für das Pro-

jekt „Höhlenland Südwestfalen“, bei dem es in erster Linie darum

geht, der Isolierung einzelner Höhlen in der öffentlichen Wahrneh-

mung entgegenzutreten. Stattdessen soll der Raum Südwestfalen als

eine von Höhlen in einzigartiger Weise geprägte Region herausge-

stellt werden. Die Vorbereitung eines gemeinsamen Internetauftritts

spielt dafür ebenso eine Rolle wie der Druck von Infobroschüren.

Nicht zuletzt aber sind Maßnahmen der Besucherführung und In-

vestitionen etwa in die LED-Lichttechnik notwendig, um die Präsen-

tationen heutigen Ansprüchen anzupassen. Auch künftig sollen sich

Menschen schließlich für die unterirdischen Welten begeistern, in

denen man den Horizont zwar nicht sehen, aber trotzdem erweitern

kann. L

Text: Ralf J. Günther

H Ö H L E N F Ü R B E S U C H E RFünf Schauhöhlen haben sich dem Projekt „Höhlenland Südwestfalen“ ange-

schlossen: Die Dechenhöhle in Iserlohn, die Heinrichshöhle in Hemer, die

Balver und die Reckenhöhle in Balve sowie die Bilsteinhöhle in Warstein. Jede

von ihnen weist Besonderheiten auf, die zum Teil mit ihrer Naturgeschichte zu

tun haben, zum Teil auch mit der menschlichen Nutzung. So gilt die Balver Höhle

als eine der bedeutendsten Kulturhöhlen Europas, einerseits weil darin zahlrei-

che Spuren vorzeitlicher Menschen gefunden wurden, andererseits weil die

Natur hier eine riesige unterirdische Halle geschaffen hat, die schon 1922 erst-

mals für Theateraufführungen genutzt wurde. Heute bietet sie ein breites Pro-

gramm zwischen Oper und Hip-Hop. Die benachbarte Reckenhöhle wurde 1888

entdeckt und ist schon seit 1890 als Schauhöhle in Betrieb, also bereits fast so

lange wie die Dechenhöhle, an die das vor einigen Jahren neu gestaltete Deut-

sche Höhlenmuseum angeschlossen ist. Fast zur gleichen Zeit wie die Recken-

höhle wurde auch die Warsteiner Bilsteinhöhle für das Publikum erschlossen, in

der noch heute ein fl ießender Bach das Gestein immer weiter auswäscht. Die

Heinrichshöhle in Hemer ist hingegen nicht zuletzt wegen ihres über 2,35 Meter

großen Höhlenbärenskeletts ein beliebtes Ausfl ugsziel.

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H Ö H L E N L A N D S Ü D W E S T F A L E N A R T E N S C H U T Z I N D E R V O R E I F E L

OberhalbvonKönigswinterliegtweithinsichtbarSchlossDrachenburg,einerderbedeutendstenSchloss-bautendesausgehenden19.JahrhundertsinDeutschland.NachdemdasGebäudeundseineAnlagenumfassendres-tauriertwurden,sorgtenalleinimletztenJahr137.000GästefüreinenneuenBesucherrekord.DochnichtnurtagsüberistdasSchlosshinterdenaltenBäumenundprachtvollenRhododendreneinenBesuchwert.AuchamAbendgibteshierSonderlicheszuentdecken–esspuktimSchloss!

Huschte da nicht gerade eine dunkle Gestalt über die Venus-

terrasse? Was sind das für merkwürdige Schatten hinter den Mammut-

bäumen? Und woher kommen die sphärischen Geräusche beim

Gang durch die steilen Treppenhäuser? – Für Nachtschwärmer bie-

tet Schloss Drachenburg am Abend und bis in die Nacht hinein ge-

führte „Nachtwanderungen“, Dieses Angebot wird gern angenom-

men, denn bei Dunkelheit präsentiert sich das Schloss ganz anders

als zu den regulären Öffnungszeiten, und manchmal sieht man

auch den Schlossgeist. Kommen die Gäste gar zur gebuchten „Geis-

terstunde“, dann können sie sich sicher sein, dass sie mehreren

Schlossgespenstern in den Räumen und im Außengelände über den

Weg laufen werden. Nur wo und wann, weiß man vorher nicht.

Diese Tour wird ausschließlich für Erwachsene und Jugendliche ab

15 Jahren angeboten. „Das ist nichts für schwache Nerven“, sagt

Walburga Schulte Wien von der Betriebsleitung des Museums.

„Aber wir achten darauf, dass der Gruselfaktor erträglich bleibt.“

Mit neuen Themenführungen wie der „Geisterstunde“ bieten sich

viele Möglichkeiten, in der gründerzeitlichen Schlossanlage, die der

Bankier Stephan von Sarter von 1882 bis 1884 errichten ließ, immer

wieder Neues zu entdecken: „Von Gänseblümchen und Mammut-

bäumen“ heißt eine Führung, die die Garten- und Parkgestaltung in

den Vordergrund stellt. „Harte Arbeit – schöner Schein“ stellt das

Leben der Dienstboten und Zimmermädchen in den Mittelpunkt

und bei einer „Zeitgeist-Führung“ in Begleitung einer Dame aus

dem 19. Jahrhundert erhalten die Teilnehmer einen Einblick in die

Lebenskultur der Gründerzeit. L

Text: Hanna Maria Sobotka | Fotos: Schloss Drachenburg/Peter Wendland

S C H L O S S M I T G R U S E L F A K T O R

Die NRW-Stiftung restaurierte mit dem Land NRW und der Stadt

Königswinter Schloss Drachenburg. In der Hauptsaison ist

das Schloss täglich für Besucher geöff-

net, Veranstaltungsräume und Gastronomie können

von Firmen und Gesellschaften gebucht werden.

Zudem gibt es Sonderveranstaltungen.

L www.schloss-drachenburg.de

B L I C K P U N K T

Abends und in der Nacht vermittelt

Schloss Drachenburg ganz andere Ein-

drücke als zu den regulären Öffnungszei-

ten. Die Betreiber des Schlosses bieten

neben geführten „Nachtwanderungen“

auch zusätzliche „Geisterstunden“ für

furchtlose Besucher an. Die dürften an

der Existenz der Schlossgespenster nach-

her keinen Zweifel mehr haben.

Die Burg Altena liegt als typische Höhenburg auf dem Klusenberg an der Lenne im Märkischen

Kreis. Für Burgenforscher ist sie aufgrund zahlreicher späterer Umbauten eine besondere

Herausforderung.

Burg Hardenstein im Ruhrtal ist schon seit Jahrhunderten eine Ruine. Ohne Sicherungsmaß-

nahmen wären auch ihre malerischen Überreste längst endgültig verschwunden.

Die Überreste der hochmittelalterlichen Falkenburg bei Detmold – wie viele alte Burggebäude

wurde auch die Falkenburg nach der Aufgabe längere Zeit als Steinbruch benutzt.

Die Zahl der mittelalterlichen Burgen war ungeheu-

er groß. Die Idee, sie in einer Art Zentralregister zu erfassen,

hat die Wissenschaftler daher schon lange umgetrieben.

Doch erst jetzt konnte die Datenbank des Europäischen

Burgeninstituts (kurz EBIDAT) ins Netz gehen. Die von der

NRW-Stiftung unterstützte Internetseite wurde jüngst auf

Schloss Drachenburg offi ziell freigeschaltet. Wobei Letztere

zwar einen passenden festlichen Rahmen bot, in der Daten-

bank selbst aber – siehe oben – gar nicht vorkommt.

Mit EBIDAT können sich Forscher – aber auch Interessierte

und Ausfl ügler – effektiver denn je über die Welt der Burgen

orientieren. NRW hat dabei eine Vorreiterrolle, lag beim

Start mit 2.207 Einträgen doch rund die Hälfte aller bislang

erfassten Objekte auf dem Gebiet des heutigen Nordrhein-

Westfalen. Mancher Wissenschaftler ist hier durchs Gestrüpp

zu verborgenen Mauerresten vorgedrungen oder hat alte

Dokumente intensiv auf Hinweise durchforstet. Denn selbst

Bauten, von denen es kaum noch archäologische Spuren

oder sogar nur schriftliche Erwähnungen gibt, wurden regis-

triert. Was wenige wissen: Mittelalterliche Adelsburgen waren

vielerorts ursprünglich kaum mehr als hölzerne Türme auf

künstlich aufgeschütteten Hügeln. Aus solch schlichten An-

fängen haben sich aber im Laufe der Jahrhunderte nicht selten

„feste Häuser“ aus Stein oder sogar große Schlossanlagen ent-

wickelt, wie etwa im münsterländischen Velen. Auch ein Ba-

rockschloss kann also für die Burgenforschung von Interesse

sein – wenn es denn aus einer mittelalterlichen Burg erwach-

sen ist. L

Text: Ralf J. Günther | Fotos: Archiv NRW-Stiftung

DasMittelalterwardasZeitalterderBurgen–unddieGegenwartistdasZeitaltervielerMissver-ständnisseüberBurgen.Dennsomanche„typischmittelalterliche“BurgstammtgarnichtausdemMittelalter,sonderngreiftlediglich–oftfantasievollübersteigert–mittelalterlicheBauformenauf.Daserstim19.JahrhunderterrichteteSchlossNeu-schwansteinimAllgäuwurdeaufdieseWeiseweltbe-rühmt,währendinNRWdieDrachenburgaufhalberHöhedesDrachenfelsensbeiKönigswintereinegenau-soprachtvolleFantasiearchitekturbietet.VerglichendamitwirktdieechtemittelalterlicheBurgruine,diemanganzobenaufdemDrachenfelsfindet,geradezubescheiden.TrotzdemspieltfürdiewissenschaftlicheBurgenforschungnurdieseRuineeineRolle.

B U R G E N I M N E T Z

Die NRW-Stiftung unterstützte das Europäische Burgeninstitut (EBI) der Deut-

schen Burgenvereinigung e. V. dabei, mithilfe einer zentralen Datenbank die

Burgen in NRW zu erfassen, zu klassifi zieren und im Internet zugänglich zu

machen. Geplant ist eine weitere Erfassung für Deutschland und Europa.

L www.ebidat.de

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Noch bis zum 12. Oktober 2014 ist Zülpich Gastgeber der

Landesgartenschau 2014. Unter dem Motto „Zülpicher Jahrtausend-

gärten – Von der Römerzeit bis ins 21. Jahrhundert“ bietet die ge-

schichtsträchtige Stadt an der Schnittstelle zwischen Eifel und

Rheinland Kunst-, Kultur- und Naturerlebnisse. Die drei Haupt-

Lange Zeit führte das kleine Back-

haus auf dem Kulturgut Haus Nottbeck im

westfälischen Oelde ein beschauliches Da-

sein. Während im benachbarten Museum

jährlich mehr als 60 Veranstaltungen für ein

reges kulturelles Leben in der Region sorgen,

lag das kleine Gartenhaus, in dem in früheren

Zeiten Brot gebacken wurde, noch im Dorn-

röschenschlaf.

Nun wurde das ehemalige Backhaus „wach

geküsst“: Nach einer vollständigen Entker-

nung des Gebäudes und einem zweckmäßi-

gen Ausbau kann das Gebäude jetzt ganz-

jährig für museumspädagogische Zwecke

genutzt werden. Aus dem ehemaligen Back-

haus mit gerade einmal 56 Quadratmetern ist

ein „Mini-Kulturraum“ geworden: Hier fi nden

Lesungen statt, Workshops und Seminare,

Konzerte und Kunstausstellungen.

L Seit dem Jahre 2001 befindet sich auf dem ehema-

ligen Rittersitz in Oelde das Kulturgut Haus Nott-

beck mit dem Museum für Westfälische Literatur

und vielen Veranstaltungsmöglichkeiten. Mit sei-

nem vielfältigen Programm – von Ausstellungen

und Workshops bis zu Hörspielpremieren und

Bücherfloh märkten – lohnt sich ein Besuch in

Oelde nicht nur für Büchernarren. Weitere Infor-

mationen: www.kulturgut-nottbeck.de

In Lüdenscheid und Umgebung

sind die „Turbo-Schnecken“ ein Synonym ge-

worden für Ausdauertraining und eine sym-

pathische Sportgemeinschaft. Vom Anfänger

bis hin zum engagierten Marathonläufer,

vom Kindergartenkind bis zum Pensionär,

alle laufen oder walken bei den Turbo-Schne-

cken. Doch erst seit Kurzem hat der schnell

wachsende Verein ein eigenes Zuhause:

2008 ersteigerte er die ehemalige Maschi-

nenfabrik Hesse & Jäger. Die Ende des

19. Jahrhunderts errichtete Fabrik stellte

Maschinen für die Drahtindustrie her, die in

der Region einen traditionellen Schwerpunkt

hat. Der Verein kaufte das Gebäude, um es

als Sport- und Vereinszentrum einzurichten.

Das war ein ehrgeiziges Projekt, denn das

heute denkmalgeschützte Bauwerk befand

sich in einem maroden Zustand. Zahlreiche

Förderer mussten gefunden werden; auch die

NRW-Stiftung hat zum Erhalt des Denkmals

beigetragen. Seit Anfang des Jahres ist es nun

so weit: Die aufwendige Instandsetzung ist

abgeschlossen und das neue „Schnecken-

haus“ konnte eröffnet werden. In dem Indus-

triedenkmal stehen nun an sieben Tagen in

der Woche Sportangebote von A wie Aqua-

Fitness bis Z wie Zumba auf dem Plan. Der

Verein bietet zudem Behinderten die Mög-

lichkeit, mit Nichtbehinderten zu laufen.

L Weitere Informationen unter:

www.turbo-schnecken.de

Im Wald kann man spazieren

gehen – der Wald lässt sich aber auch ent-

decken, und man kann ihn sogar mit ganz

neuen Augen sehen. Denn unsere Wälder

sind mehr als eine Ansammlung von Bäu-

men und Wildtieren. Es sind komplexe

Ökosysteme, die zugleich den Umgang des

Menschen mit der Natur über Jahrtausende

hinweg spiegeln. „Auf den Spuren der Wald-

geschichte“ heißt daher ein von der NRW-

Stiftung unterstütztes Projekt, das dazu bei-

tragen möchte, Wälder und ihre Geschichte

besser zu verstehen und das Wissen darüber

besser zu vermitteln. Angeboten werden

unter anderem grenzübergreifende Entde-

ckungsreisen in der Euregio Rhein-Waal, das

heißt von der Veluwe in den Niederlanden bis

zum Niederrhein in Nordrhein-Westfalen.

Auch gedruckte Wanderführer, zum Beispiel

zum Klever Reichswald, dem Dämmer Wald,

dem Duisburger Stadtwald oder dem Diers-

fordter Wald bei Wesel, liegen inzwischen vor.

L Weitere Informationen unter:

www.waldgeschichte-euregio-rheinwaal.de/de/

content/auf-den-spuren-der-waldgeschichte

I N D E N J A H R T A U S E N D G Ä R T E N

A LT E S B A C K H A U S I N O E L D ES T Ä R K T D A S K U LT U R A N G E B O T

N E U E S Z U H A U S E F Ü R T U R B O - S C H N E C K E N

D E M W A L D A U F D E R S P U R

schauplätze sind weitestgehend barrierefrei und miteinander ver-

bunden: Dazu gehören die historische Altstadt mit ihren mittelalter-

lichen Mauern und Toren, der Landesburg und dem Museum für

Badekultur, der Park am Wallgraben mit seinen kunstvollen Schau-

gärten und der historischen Streuobstwiese und der Seepark mit sei-

nen qualitativ hochwertigen Hausgärtenbeispielen. Dort liegt auch

ein grünes Klassenzimmer, in dem Kinder ökologische Zusammen-

hänge erkennen und sich mit Umweltproblemen auseinandersetzen

können: Allein hier werden für die jungen Naturentdecker 70 Kurse

von Imkern, Landwirten, Falknern und Naturschützern angeboten.

Im Eingangsbereich zum LAGA-Gelände befi ndet sich ein Infor-

mationspavillon, der mithilfe der NRW-Stiftung errichtet werden

konnte. Hier erfahren die Besucher Wissenswertes über die Zülpicher

Ortschaften und naturräumlichen, geografi schen und historischen

Besonderheiten der Region. Dafür wurde ein „Interaktives Land-

schaftsmodell: Kulturregion Zülpich“ entwickelt, mit dem neben

Tagesgästen insbesondere auch die Schulen und Bildungs träger der

Region angesprochen werden. In dem außerschulischen Lernort

erfahren sie etwa, wie der struktur- und artenreiche Naturraum ent-

standen ist und wie die natürlichen Ressourcen genutzt werden.

L Weitere Informationen unter www.laga2014.de oder Telefon (02252) 52345

Der Verein der Freunde und Förderer von Haus Nottbeck

e. V. konnte wie seinerzeit schon beim Ausbau des

Rittergutes zu einem Kulturzentrum jetzt auch bei der

Herrichtung des früheren Backhauses auf die Unterstüt-

zung der NRW-Stiftung setzen.

Das Gelände der Landesgartenschau 2014 liegt in Sichtweite der kurkölnischen

Landesburg, des Wahrzeichens der Römerstadt Zülpich im Kreis Euskirchen.

Auch Bäume haben Geschichte – in unseren Breiten ist

sie fast immer mit menschlicher Nutzung verknüpft. S E I T 25 J A H R E N F Ü R D E N N AT U R S C H U T ZSie begleitet die Entwicklung der NRW-Stiftung

fast von Anfang an: Ende 1988 nahm Inge

Michels (rechts) ihren Dienst als Sachbearbeite-

rin im Referat Naturschutz bei der Nordrhein-

West falen-Stiftung auf. Ihrem Aufgabenfeld ist

sie seitdem treu geblieben: Geschäftsführerin

Martina Grote lobte ihr Engagement für zahlrei-

che Projekte und gratulierte zum 25-jährigen

Dienstjubiläum.

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Denkmalschutz mit ungewöhnlichem Inhalt: In Lüdenscheid hat

der mehr als 2.000 Mitglieder starke Sportverein „Die Turbo-

Schnecken“ eine ehemalige Maschinenhalle in Abstimmung mit

Denkmalpfl egern zu einem Sportzentrum ausgebaut.

D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/20144 0 41

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Dr. Karlheinz Bentele, stellv. Vorsitzender Landes-

verband Lebenshilfe Nordrhein-Westfalen e.V.; Prof.

Dr. Gerd Bollermann, Regierungspräsident Arns-

berg; Friedrich Brakemeier, Vorsitzender des Lippi-

schen Heimatbundes; Dirk Dernbach, Geschäfts-

führer Securitas Services GmbH, Düsseldorf; Heinz

Fiege, Vorstandsvorsitzender Fiege Holding Stiftung

& Co. KG; Rüdiger Frohn, Vorsitzender des Beirates

der Mercator Stiftung, Essen; Karola Geiß-Netthöfel,

Regionaldirektorin des Regionalverbandes Ruhr;

Olaf Geist, Leiter der Region West aurelis Real Estate

GmbH & Co. KG; Dr. Rolf Gerlach, Präsident des

Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe; Karin-Brigitte

Göbel, Mitglied des Vorstandes der Stadtsparkasse

Düsseldorf; Theo Goßner, Geschäftsführer der West-

deutschen Lotterie GmbH & Co. OHG, Münster; Udo

Hardieck, Aufsichtsratsmitglied Gerry Weber Interna-

tional AG; Ludwig Hecke, Staatssekretär im Ministe-

rium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW;

Rudolf Helgers, Vorstand Rewe Dortmund Großhan-

del eG; Dr. Günter Hilken, Geschäftsführer Currenta

GmbH & Co. OHG; Albert Hirsch, Geschäftsführer

Elfen-Service GmbH; Prof. Dr. Reinhard Klenke,

Regierungspräsident Münster; Peter Knitsch, Staats-

sekretär im Ministerium für Klimaschutz, Umwelt,

Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des

Landes NRW; Christian Krause, Partner und Leiter

der Niederlassung NRW von Brinkmann und Partner;

Sabine Krummenerl, Vorstand Provinzial Rheinland;

Wolfram Kuschke, Staatsminister a. D.; Armin

Laschet MdL, Vorsitzender CDU-Fraktion Landtag

NRW; Christian Lindner MdL, Vorsitzender FDP-

Fraktion im Landtag NRW; Matthias Löb, Landes-direktor des LWL; Ulrike Lubek, Landesdirektorin

des LVR; Anne Lütkes, Regierungspräsidentin Düs-

seldorf; Hermann Marth, Vorstandsvorsitzender

Stiftung Zollverein; Herbert Neseker, Ehrenpräsident

NRW-Stiftung; Bernd Neuendorf, Staatssekretär im

Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und

Sport des Landes NRW; Dr. Thomas Otten, Minis -

terium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und

Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen; Dr. Heike

Otto, Geschäftsführerin des Rheinischen Vereins

für Denkmal pflege und Landschaftsschutz; Reiner

Priggen MdL, Vorsitzender Fraktion Bündnis 90/Die

Grünen im Landtag NRW; Jean Pütz, Fernsehjourna-

list; Stefan Richter, Vorstand Westfälische Provinzial

Versicherung AG; Norbert Römer MdL, Vorsitzender

SPD-Fraktion im Landtag NRW; Prof. Dipl.-Ing.

Albert Schmidt, ehem. Präsident Landesanstalt

für Ökologie, Landschaftsentwicklung und Forsten;

Herbert Schmidt, Direktor Berufsförderungswerk

Oberhausen; Dr. Rolf Martin Schmitz, Mitglied

des Vorstandes der RWE AG; Friederike Strate,

Geschäftsführerin Privat-Brauerei Strate Detmold

GmbH & Co. KG; Martin Struck, Erzdiözesanbau-

meister, Erzbistum Köln – Generalvikariat; Marianne

Thomann-Stahl, Regierungspräsidentin Detmold;

Dr. Gerd W. Thörner, Mitinhaber Neuro-Centrum

Düsseldorf; Dr. Dirk Waider, Gelsenwasser AG;

Gisela Walsken, Regierungspräsidentin Köln;

Prof. Dr. Eberhard Weise, Honorarprofessor an

der Justus-Liebig-Universität in Gießen; Dr. Winfried

Wortmann, ehem. Geschäfts führer der Westdeut-

schen Lotterie GmbH & Co. OHG, Münster; Jutta

Zülow, Geschäftsführerin der Zülow AG Neuss.

In besonders stimmungsvollem

Ambiente fand die diesjährige Zusammen-

kunft der Kuratoriumsmitglieder des Förder-

vereins der NRW-Stiftung statt: Die Kurato-

ren tagten in der Privatbrauerei Strate im

ostwestfälischen Detmold. Die heute denk-

malgeschützte Brauerei wurde im Jahre

1863 im neogotischen Stil erbaut. Hinter der

denkmalgeschützten Fassade verbirgt sich

eine moderne Spezialitäten-Brauerei. Einge-

laden hatte die Brauerei-Geschäftsführerin

Friederike Strate, die vor Kurzem selbst in

das Kuratorium berufen wurde.

„Unser Kuratorium ist ein sehr produktives

Gremium“, so Michael Breuer, Vorsitzender

im Vorstand des Fördervereins NRW-Stif-

tung. Seit seiner Gründung 1988 spricht der

Förderverein ausgewählte Persönlichkeiten

an, um sie als Kuratoren zu gewinnen. Fast

50 Personen gehören heute zum Kreis derer,

die sich als Fürsprecher für die Belange des

Fördervereins der NRW-Stiftung einsetzen:

Vertreter von Wirtschaftsunternehmen und

Medien, von Landes- und Landschaftsver-

bänden gehören dazu, auch ausgewiesene

Fachleute aus dem Naturschutz und der

Heimat- und Kulturpflege, Regierungspräsi-

denten, Staatssekretäre und Fraktionsvorsit-

zende. Sie arbeiten ebenso wie der Vorstand

des Fördervereins ehrenamtlich, werben

für und geben Spenden, knüpfen Kontakte,

entwickeln Ideen, führen Gespräche – es

ist „Lobbyarbeit“, mit der die Ziele der

NRW-Stiftung für den Naturschutz und die

Heimat- und Kulturpflege begleitet werden.

Auch in der Tagungsstadt Detmold wird die

Arbeit der NRW-Stiftung sichtbar. So konn-

ten die Spenden und Beiträge des Förderver-

eins mit dazu beitragen, dass die NRW-

Stiftung etwa das Detmolder Sommertheater

einrichtete oder aktuell die Ruine der Falken-

burg sichern kann. Da die Einnahmen des

Fördervereins für die NRW-Stiftung zuneh-

mend an Bedeutung gewinnen, sei es ein

besonders wichtiges Anliegen, die Zahl der

Familien- wie Firmenmitglieder weiter zu

erhöhen, zeigten sich die Teilnehmer einig.

Denn „curare“, das heißt „sich kümmern“,

„sich sorgen“ – und das nehmen die Kura-

toriumsmitglieder beim Wort. L

K U R AT O R E N S O R G E N F Ü R G U T E K O N T A K T E

M I T G L I E D E R D E S K U R AT O R I U M S D E S F Ö R D E R V E R E I N S N R W - S T I F T U N G

Die Kuratoren des Fördervereins tagten auf Einladung von Friederike Strate (Mitte), ihrer Mutter Renate Strate (8. v. r.) und ihrer Schwester Simone Strate (4. v. r.) in der

Detmolder Brauerei. Mit dabei waren auch der Vorsitzende des Fördervereins, Michael Breuer (2. v. r.), und NRW-Stiftungspräsident Harry K. Voigtsberger (rechts).

Angebote für Fördervereinsmitglieder haben neuerdings auch das Heimhof-Theater in Burbach, das Kultur- und

Stadthistorische Museum in Duisburg, das Jagdmuseum in Brüggen und die Lambertsmühle in Burscheid.

280 E X K L U S I V E A N G E B O T E

Seitmehrals25JahrenunterstützendieMitgliederdesFördervereinsmitihrenBeiträgenundSpendendieArbeitderNRW-Stiftung,dieinzwischenmehrals2.600Natur-undKulturprojektelandesweitfördernkonnte.

Dabei tun die Mitglieder nicht

nur Gutes – sie können auch davon profi-

tieren: Zum Beispiel als Teilnehmer bei

einer der Exkursionen, die exklusiv für die

Mitglieder des Fördervereins angeboten

werden und bei denen die Mitglieder den

direkten Kontakt zu den geförderten Initia-

tiven haben. Oder bei einer Entdeckungs-

tour durch NRW auf eigene Faust – bei der

Fördervereinsmitglieder attraktive Vorteile

genießen dürfen. Denn zahlreiche Projekt-

partner gewähren den Mitgliedern des För-

dervereins der NRW-Stiftung freien oder

ermäßigten Eintritt in Museen, Ausstellun-

gen und weiteren Einrichtungen. Inzwi-

schen sind landesweit über 280 geförderte

Initiativen dabei.

Eine aktuelle Übersicht über sämtliche

Angebote und Vergünstigungen findet sich

jetzt in einer komplett überarbeiteten, mehr

als 70 Seiten starken Broschüre. Unterteilt

in acht Regionen in NRW finden sich nicht

nur Angaben zu den Vergünstigungen,

sondern auch kurze Beschreibungen zu

den Natur- und Kulturprojekten, Fotos und

Übersichtskarten. Ebenfalls enthalten sind

zahlreiche Museen oder Einrichtungen, bei

denen generell kein Eintritt erhoben wird.

Viele Partner bieten schon seit Jahren den

Mitgliedern im Förderverein diesen beson-

deren Service – etwa das Neanderthal Mu-

seum in Mettmann oder der Verein Histo-

rischer Schienenverkehr Wesel e. V. mit

ermäßigten Preisen für Eisenbahnfahrten.

Auch eine ganze Reihe west fälischer Frei-

lichtbühnen bietet Vergünstigungen beim

Eintrittspreis zu den Vorstellungen.

Aber es sind auch neue interessante Ziele

dazugekommen: So etwa Haus Rüschhaus

und Burg Hülshoff im Münsterland, das

Ruhr Museum auf dem Gelände der Zeche

Zollverein in Essen, die Ludwig-Galerie im

Schloss Oberhausen, das Besucherzentrum

„Moorhus“ am Großen Torfmoor in Lüb-

becke oder das Heimhof -Theater im sieger-

ländischen Burbach. L

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D E R E I N F A C H E W E G Z U E I N E R T R E U H A N D S T I F T U N GSie wollen eine gute Sache langfristig und nachhaltig fördern? Natur, Heimat

und Kultur in NRW liegen Ihnen besonders am Herzen? Dann ist die Gründung

einer Treuhandstiftung unter dem Dach der NRW-Stiftung für Sie eine schöne

Möglichkeit, einen persönlichen Beitrag zur Bewahrung der Kulturschätze und

Naturschönheiten in unserem Land zu leisten.

Die Errichtung einer Treuhandstiftung ist wegen des geringen Gründungs- und

Verwaltungsaufwandes sehr unbürokratisch. Die NRW-Stiftung bietet Ihnen

Beratung an, hilft Ihnen bei der Satzungsgestaltung und kümmert sich um alle

notwendigen Schritte beim Finanzamt. Wir erledigen für Sie die Vermögens-

verwaltung und schlagen Ihnen Förderprojekte vor. Eine gemeinnützige Treu-

handstiftung ist steuerbegünstigt, das heißt. es werden bei Vermögensüber-

tragungen keine Erbschafts- oder Schenkungssteuern fällig. Alle Spenden,

Zustiftungen oder sonstigen Zuwendungen und die Erträge aus dem Stiftungs-

vermögen kommen dem gemeinnützigen Zweck zugute.

Ab einem Kapital von 50.000 Euro kann eine Treuhandstiftung unter dem

Dach der NRW-Stiftung gegründet werden. Als Stifter können Sie bei Zuwen-

dungen in das Grundstockvermögen Ihrer Treuhandstiftung bis zu 1 Million

Euro als Sonderausgabenabzug über zehn Jahre verteilt steuermindernd gel-

tend machen. Sie können zudem Ihre Stiftung als Erbin einsetzen und damit

Ihr Lebenswerk langfristig einer guten Sache widmen.

Für Ihr Anliegen fi nden wir eine individuelle Lösung. Sprechen Sie uns

bitte an. Wir würden uns freuen, Sie im Kreis unserer Stifter willkommen

zu heißen!

Renate Röhrscheidt gründete

eine Treuhandstiftung.

Im Museum gibt es einen „Schätzchen-Raum“ mit alten Kinderbüchern und Spiel-

zeugen, alten Puppen und Puppenstuben.

Treuhandstiftungen können eine große Bandbreite von Zwecken erfüllen, zum

Beispiel das Naturerlebnis für Kinder in sogenannten Waldkindergärten oder den

Erhalt historischer Baudenkmäler.F Ü R E I N K L E I N E S B I S S C H E N E W I G K E I T

IntakteNaturräumeundeinevielseitigeKulturlandschaftbereicherndasLebeninNRW.VieleMenschenengagierensichinihrerFreizeitalsehrenamtlicheNaturschützeroderalsMitgliederinHeimat-undKulturvereinen.SiebeweisendamitnichtnurTatkraft,sondernauchBürgersinnundZivilengagement.DieGründungeinerTreu-handstiftungkannhierbeihelfen.

Über 900 Vereine und Bürgerinitiativen hat die NRW-

Stiftung seit ihrer Gründung im Jahr 1986 bei dieser Schaffenskraft

unterstützt. In den letzten Jahren hat die NRW-Stiftung dabei von

vielen Seiten Hilfe bekommen, zum Beispiel auch von Einzelperso-

nen oder Ehepaaren durch die Gründung von unselbstständigen

Stiftungen, sogenannten Treuhandstiftungen.

Der Weg zur eigenen Treuhandstiftung ist kurz und unkompliziert.

Und wenn sie erst einmal gegründet ist, dann ist eine Treuhandstif-

tung ein effektives und dauerhaftes Mittel, um Gutes zu bewegen.

Die NRW-Stiftung hat seit 15 Jahren Erfahrung in der Gründung und

Verwaltung von Treuhandstiftungen und bietet hierfür Beratung an.

D E R S T I F T E R W I L L E E N T S C H E I D E T

Viele Stifterinnen und Stifter überzeugt besonders die langfristige

Wirkung. Eine Treuhandstiftung ist auf Dauer angelegt und kann

weit über die Lebensspanne der Stifter wirken und damit ihr Anlie-

gen für Natur, Heimat und Kultur ganz in ihrem Sinne fortsetzen.

Deshalb setzen viele Stifter ihre Treuhandstiftung auch als Erbin ein

oder sprechen ihr im Testament ein Vermächtnis zu. Und noch einen

Vorzug hat die Gründung einer eigenen Treuhandstiftung: Man

kann in ihrer Benennung den eigenen Namen fortleben lassen. Eine

gemeinnützige Treuhandstiftung bietet zudem steuerliche Vorteile.

Die NRW-Stiftung hilft, die richtige Strategie und den passenden

Stiftungszweck zu fi nden. Satzungsgestaltung, Vermögensverwal-

tung und alle notwendigen Schritte beim Finanzamt erledigt die

Stiftung effi zient – das bedeutet eine wichtige Entlastung für die

Stifter. Oberste Richtschnur bei allen Aktivitäten ist der Stifterwille.

Er wird in der Stiftungssatzung festgehalten.

Bei der Festlegung der Stiftungszwecke können die Stifter ihre Ideen

individuell entfalten und können thematische oder lokale Akzente

setzen, beispielsweise in einer Treuhandstiftung für die Denkmal-

pfl ege im Münsterland oder einer Stiftung zur Förderung des Natur-

erlebnisses für Kinder. Ein wichtiges Anliegen könnte zum Beispiel

der barrierefreie Umbau von Kultureinrichtungen sein, um möglichst

allen Menschen die Nutzung zu ermöglichen. Viele gute Ideen und

Anliegen warten auf ihre Realisierung. Bei der Konkretisierung des

Stiftungszweckes kann die NRW-Stiftung hilfreiche Tipps geben. L

Ihr persönlicher Kontakt zu uns:

Stefan Ast, Stiftungsreferent

Telefon (0211) 45485-37

E-Mail [email protected]

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NRW

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P R A K T I S C H E L Ö S U N G„Ich habe viele Jahre als Kindergärtnerin gear-

beitet. Da ist man gewohnt, für kleine und große

Anliegen praktische Lösungen zu fi nden“, erin-

nert sich Renate Röhrscheidt. „Und ganz genau-

so verhält es sich auch mit meiner Stiftung.“ Die

engagierte Stifterin gehört zu den Gründungs-

mitgliedern des Vereins Kindergartenmuseum

und unterstützt seit 2007 mit der Renate-Röhr-

scheidt-Stiftung unter dem Dach der NRW-

Stiftung die Arbeit des Kindergartenmuseums

in Bergisch Gladbach.

Runde Geburtstage oder Ehejubiläen sind schöne Anlässe, um mit Familienangehörigen und Freunden zu

feiern. Aber was soll man sich wünschen, wenn man persönlich alles hat? Statt sich Geschenke zu wünschen, bitten

viele Jubilare ihre Gäste um Spenden für einen guten Zweck. Naheliegend ist dann die Idee, die Geburtstagsfeier

oder die silberne Hochzeit mit einer persönlichen Spendenaktion etwa für ein Naturschutzgebiet oder ein Kulturdenk-

mal in der Nähe zu verknüpfen.

Sie planen eine Feier und möchten einen Spendenaufruf zugunsten der NRW-Stiftung starten? Melden Sie sich bei

uns, wir helfen Ihnen, diese Wünsche zu erfüllen. Wir unterstützen Sie mit Informationsmaterial für einen Spenden-

aufruf und stellen auf Wunsch die Spendenbescheinigungen aus.

Ihr Kontakt: Stefan Ast, Stiftungsreferent, Telefon (0211) 45485-37, E-Mail [email protected]

W Ü N S C H E E R F Ü L L E N

S P E N D E N S TATT G E S C H E N K E

D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/20144 4 4 54 5

S P E N D E N U N D H E L F E N

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MoorbewohnerDie Lebensbedingungen in einem Moor sind nicht besonders günstig, da der Boden kaum Nährstoffe enthält. Dennoch sind hier seltene

Pfl anzen- und Tierarten zu Hause, die sich ihrem Lebensraum perfekt angepasst haben. Der Moorfrosch fi ndet im feuchten Randbereich der

Moore ausreichend Nahrung, etwa kleine Insekten. Für den Hochmoor-Perlmut-terfalter sind kühle Hochmoore überlebenswichtig. Denn nur hier wächst die Moosbee-re, ein Zwergstrauch, an denen der Falter seine Eier ablegt. Moorlandschaften bieten

aber auch Pfl anzenarten wie zum Beispiel Rohrkolben, Wollgras und „fl eischfressenden Pfl anzen“ wie dem „Sonnentau“ ein Zuhause. Der Sonnentau ist

in der Lage, Insekten zu verdauen. Fliegen, Ameisen und andere Tierchen lassen sich von der wie Tautröpfchen schimmernden Flüssigkeit an der Pfl anze anlocken. Die Flüssigkeit funk-

tioniert aber ähnlich wie Klebstoff und hält die Tiere auf den Blättern fest.

Basteltipp Bastle dir deinen eigenen Moorbewohner! Alles, was du dazu brauchst, und wie

es geht, kannst du auf www.nrw-entdecken.de

nachlesen.

Pfl anzen“ wie dem „Sonnentau“ ein Zuhause. Der Sonnentau ist in der Lage, Insekten zu verdauen. Fliegen, Ameisen

Eine Rätselnuss für euch!Wofür wird Torf genutzt?

a) als Brotaufstrich

b) als Gesichtsmaske

c) als Blumenerde

Zu gewinnen gibt es einen Abenteuer-Rucksack, gefüllt mit einem Plüschtier, einer Butterbrotdose und einem Schlüsselanhänger. Zusätzlich verlosen wir unter den Einsendern mit der richtigen Antwort vier Mal je eine Brotdose. Schicke die richtige Antwort bis zum 15.09.2014 mit der Angabe deines Namens, deiner Adresse und deines Alters per Mail an [email protected] oder per Postkarte an den Förderverein der NRW-Stiftung, Stichwort „Nicki Nuss“, Roßstraße 133, 40476 Düsseldorf.

Das Moor Hallo Kinder! „O, schaurig ist‛s, übers Moor zu gehn“ – so beginnt das Gedicht „Der Knabe

im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff, die vor rund 160 Jahren gelebt hat. Es gibt viele Gruselgeschichten über das Moor. Dabei gibt es dort gar keine Ungeheuer – aber viele Pfl anzen und Tiere. Für die ist das Moor ein wertvoller Lebensraum. Lest hier, wie eine Moorlandschaft entsteht und welche Bewohner im Moor leben.

Wie entsteht eigentlich ein Moor? Der Boden eines Moores wabert wie Wackelpudding, wenn man über ihn läuft. Das ist so, weil die braune Masse nicht aus Erde, sondern aus abgestorbenen Pfl anzenteilen und Schlamm besteht. Da der Boden viel Wasser und nur wenig Sauerstoff enthält, können die abgestorbenen Pfl anzen nicht wie auf dem Komposthaufen zersetzt werden. So wird die Schicht aus toten Pfl anzen immer dicker, man nennt sie auch „Torf“.

Hochmoor und NiedermoorEs gibt unterschiedliche Arten von Mooren: Hochmoor und Niedermoor. Beim Hochmoor ist die Torfschicht schon besonders dick und nicht mehr matschig, sondern fest. Pro Jahr wächst sie rund einen Millimeter. Niedermoor heißt das Moor, bevor es zum Hochmoor heranwächst. Durch das Grundwasser wird es ständig feucht gehalten. Da das Moor so matschig ist, sind vor vielen Hundert Jahren manchmal auch Menschen, die sehr unvorsichtig waren, im Moor versun-ken. Noch heute kannst du Moorleichen in einigen Museen betrachten, etwa im „Großen Torfmoor“ in Minden-Lübbecke (www.moorhus.eu).

Moore in NRW Bei uns in Nordrhein-Westfalen gibt es gleich drei große Moore: das Große Torfmoor in Minden-Lüb-becke, das Hohe Venn bei Aachen und das Emsdet-tener Venn. Das Große Torfmoor in Minden-Lübbe-cke ist das größte Hochmoor-Regenerationsgebiet Nordrhein-Westfalens. Im neuen Besucherzentrum „Moorhus“, das mithilfe der NRW-Stiftung gebaut wurde, können große und kleine Naturfreunde erleben und erfahren, wie das Große Torfmoor entstanden ist und wie es genutzt wurde. Heute sind die Naturlandschaften stark bedroht: durch das Entwässern von Mooren, um sie als Ackerfl ä-chen zu nutzen, und den Abbau von Torf. Warum die Erhaltung der Moore wichtig ist, erfahrt ihr bei einem Besuch des „Großen Torfmoores“ in Minden-Lübbecke (www.moorhus.eu).

Wusstest du schon, ... ... dass die Menschen früher Torf im Moor abbauten, um es als Brennmaterial zum Heizen ihrer Häuser zu nutzen? In manchen Ländern befeuern die Menschen ihren Kamin immer noch mit Torf statt Holz, zum Beispiel in Irland und Schottland. Auch heute wird bei uns noch Torf abgebaut, um Blumenerde daraus zu machen. Die Pfl anzenerde aus Torf soll sich besonders für Blumen eignen, die einen sauren Boden benötigen. Der Abbau von Torf zerstört jedoch die Moorlandschaften und damit auch den wert-vollen Lebensraum von seltenen Tier- und Pfl anzenarten. Daher bittet eure Eltern, beim Kauf von Blumenerde auf torffreie Produkte zu achten!

Sonnentau: ryzhkov_sergey / Fotolia.com Perlmutterfalter: schnabi / Fotolia.com

Bernd Hegert

Stefan Ziese

Stefan Ziese

N I C K I N U S S

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DieProjektederNordrhein-Westfalen-Stiftungbie-tenvieleschöneZieleinNRW:BeiSonnenscheinbietetsicheinAusfluginsMühlenhof-FreilichtmuseuminMünsteran,einBesuchimLandschaftshofBaerloodereineRadtourrundumdieHeesfelderMühleinHalver.BeiRegenwettersorgtdasNeanderthalMuseuminMettmann,dasGlas-malerei-MuseuminLinnichoderdasMuseumderBinnen-schifffahrtinDuisburgfürreichlichBeschäftigung.MitihrenPartnernhabensichdieNRW-StiftungundihrFördervereindafüreingesetzt,dassdieseNatur-undKulturschätzeer-haltenbleibenundbesuchtwerdenkönnen.ImGegenzugerhaltenvieleMitgliederdesFördervereinsals„kleinesDankeschön“freienoderermäßigtenEintrittindenüber220gefördertenMuseenundEinrichtungen.InjederAusgabediesesMagazinsstellenwirIhneneinigedieserlohnenswertenZielevor.

S C H Ö N E Z I E L E F Ü R J E D E S W E T T E R

Region Ostwestfalen/Lipp e

IM REI CH DER S CHMET TERLINGE

Die Kalktriften von Willebadessen gehören mit über 50 vorkommenden

Tagfalterarten zu den attraktivsten Gebieten für Schmetterlinge und

Schmetterlingsfreunde in NRW. Ein 3,5 Kilometer langer Erlebnispfad

führt zu den Punkten, an denen man die artenreiche Falterfauna be-

sonders gut beobachten kann. Dabei werden empfi ndliche Bereiche

geschont – Naturerleben und Naturschutz bleiben so im Einklang.

Ruhe bänke am Wegesrand laden zum Entspannen ein. Auf acht Infota-

feln erfahren die Besucher viel Wissenswertes über die Pfl anzen- und

Tierwelt der trockenwarmen Muschelkalkhänge. Dort wird auch der Zu-

sammenhang zwischen der traditionellen Nutzung als Schafweide, dem

Artenreichtum und den Existenzgrundlagen vieler seltener Falterarten

erläutert. Der Schmetterlingspfad kann mit dem Hitgenheierweg zu

einer insgesamt 12,5 Kilometer langen Rundtour verknüpft werden.

Interessenten können sich an die Landschaftsstation im Kreis Höxter

wenden, die den Erlebnispfad mitentwickelt hat und die Naturschutz-

grundstücke der NRW-Stiftung in der Region betreut.

Region Köln und Bonn

KINDERGARTEN DAMALS UND HEUTE

„Wer seine Wurzeln vernichtet, kann nicht wachsen.“ (Friedensreich

Hundertwasser). – Unter diesem Lehrmotiv zeigt das Kindergarten-

museum in Bergisch Gladbach auf über 200 Quadratmetern ein-

drucksvoll die deutsche Geschichte der Kleinkinderbetreuung, die ihre

Ursprünge in Nordrhein-Westfalen hat. 1802 wurde durch Fürstin

Pauline zur Lippe-Detmold die „Aufbewahrungs-Anstalt für kleine

Kinder“ gegründet, 1835 folgten Friederike und Theodor Fliedner mit

der Gründung der ersten Kleinkinderschule in Düsseldorf. In sieben

Ausstellungsräumen befi nden sich Schautafeln und zahlreiche Expona-

te zu den thematischen Schwerpunkten: große Pädagogen, Ausbildung

der Erzieherinnen, Entwicklung der Krippenerziehung, Kindergarten

der 1970er-Jahre sowie alte Spiele, Kinderbücher und andere „Schätz-

chen“ aus dem reichhaltigen Depot. Das Museum wird von der 2007

unter dem Dach der NRW-Stiftung gegründeten Renate-Röhrscheidt-

Stiftung gefördert und begeht in diesem Jahr unter dem Motto „Klein-

kinderbetreuung – Vielfalt und Wandel“ sein zehnjähriges Bestehen.

Region Bergis ches Land

ÜBER D IE WUPPER GEHEN

Früher waren schwimmende Brücken am Rhein und seinen Neben-

fl üssen keine Seltenheit. Heute sind sie längst durch feste Brücken

ersetzt und aus dem Landschaftsbild verschwunden. Eine Ausnah-

me bildet die Schiffsbrücke, die bei Rheinkilometer 702,5 über die

alte Wuppermündung in Leverkusen-Rheindorf führt. Ursprünglich

bestand sie aus drei etwa 100 Jahre alten Schiffen – dem Klipper

„Einigkeit“, der Tjalk „Freiheit“ und dem Aalschokker „Recht“ – und

einem darauf abgestützten Laufsteg. Dank des langjährigen Engage-

ments des Fördervereins Schiffsbrücke Wuppermündung e. V. konn-

te das schwimmende Denkmal kürzlich wiedereröffnet werden.

Fußgänger und Radler können jetzt wie früher über die Stege zum

anderen Ufer gelangen oder mit Blick ins Landschaftsschutzgebiet

einen Imbiss genießen. Im Bistro auf der „Freiheit“ und im Kiosk

auf der „Recht“ werden Getränke, Snacks und kleine Speisen ange-

boten. Die „Einigkeit“ wird derzeit noch durch ein Provisorium er-

setzt, bis auch dieses Schiff restauriert ist.

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1 | R E G I O N D Ü S S E L D O R F U N D D A S B E R G I S C H E L A N D

Bergneustadt: Heimatmuseum und Tourist-Informa-tion Düsseldorf: Museum für Naturkunde Engels-kirchen: LVR-Industriemuseum Baumwollspinnerei Ermen & Engels Erkrath: Eisenbahn- und Heimat-museum Lindlar: Bergisches Freilichtmuseum für Ökologie und bäuerlich-handwerkliche Kultur Marienheide: Museum Haus Dahl Mettmann: Nean-derthal Museum Nümbrecht: Schloss Homburg Radevormwald: Wuppertrail – Fahrten auf der Draisine +++ Wülfi ngmuseum Ratingen: LVR-Indus-triemuseum Textilfabrik Cromford Remscheid: Deutsches Röntgen- Museum Solingen: Deutsches Klingenmuseum +++ Kunstmuseum Solingen / Zen-trum für verfolgte Künste +++ LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs Windeck: Schau-bergwerk Grube Silberhardt +++ Gedenkstätte „Land juden an der Sieg“ +++ Museumsdorf Wuppertal: Fahrten mit den Bergischen Museums-

bahnen +++ Geschichtswerkstatt des Bergischen Geschichtsvereins +++ Historisches Zentrum – Friedrich-Engels-Haus und Museum für Frühindus-trialisierung +++ Manuelskotten

2 | R E G I O N E I F E L / A A C H E N

Aachen: Domschatzkammer des Aachener Doms +++ Internationales Zeitungsmuseum +++ Textilmu-seum Aachen – Komericher Mühle Bad Münsterei-fel: Apotheken-Museum +++ Natur- & Landschafts-museum im Werther Tor +++ Naturschutzstation Bad Münstereifel „Grube Toni“ +++ Römische Kalkbren-nerei Düren: Leopold-Hoesch-Museum & Papier-museum Düren Gangelt: Fahrten mit der „Selfkant-bahn“ / Kleinbahnmuseum Selfkantbahn Hellenthal: Besucherbergwerk „Grube Wohlfahrt“ Hürtgenwald: Ausstellung „Hürtgenwald 1944 und im Frieden“ Langerwehe: Töpfereimuseum Langer-wehe Mechernich: LVR-Freilichtmuseum Kommern / Rheinisches Freilichtmuseum für Volkskunde +++

Römerkanalbauwerke Nettersheim: Naturzentrum Eifel Nideggen: Naturkundliche Dauerausstellung „Rur und Fels“ in der Biologischen Station Kreis Düren Stolberg: Museum Zinkhütter Hof

3 | R E G I O N K Ö L N U N D B O N N

Bergisch Gladbach: Kindergartenmuseum NRW +++ LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dom-bach +++ Schulmuseum (Sammlung Cüppers) Bonn: August-Macke-Haus +++ Beethoven-Haus +++ Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig +++ Rheinisches Landesmuseum Brühl: Museum für Alltagsgeschichte Dormagen: Historische Wind-mühle Stadt Zons Erftstadt: Gymnicher Wasser-mühle Erkelenz: Kreuzherrenkloster Hohenbusch Euskirchen: LVR-Industriemuseum Tuchfabrik Müller Frechen: KERAMION – Zentrum für moderne + historische Keramik Gangelt: Fahrten mit der „Selfkantbahn“/Kleinbahnmuseum Selfkantbahn Grevenbroich: Museum Villa Erckens

Hennef: Stadt Blankenberg Turmmuseum / Wein-baumuseum im Runenhaus +++ Chronos-Waagen-Ausstellung „Gewichte, Waagen und Wägen im Wandel der Zeit“ und Waagen-Wanderweg Hückelhoven: Korb macher museum Jülich: Brückenkopf-Park Köln: Greifvogelschutz-station Gut Leidenhausen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Köln e. V. und Naturmuseum Haus des Waldes Königswinter: Brückenhofmu seum +++ Museum zur Naturschutzgeschichte in Deutschland +++ Naturparkhaus Siebengebirge des VVS +++ Schloss Drachenburg +++ Siebengebirgsmuseum Leverkusen: Freudenthaler Sensenhammer +++ Kinder- und Jugendmuseum EnergieStadt im Natur-Gut Ophoven Linnich: Deutsches Glasmalerei-Museum Monheim: Archäologisches Museum Haus Bürgel Pulheim: Konzerte des Freundeskreises Abtei Brauweiler Rommerskirchen: Feldbahnmuseum Oekoven Troisdorf: Fischereimuseum Bergheim an der Sieg Wegberg: Flachsmuseum +++ Museum für europäische Volkstrachten +++ Schrofmühle Zülpich: Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur

4 | R E G I O N N I E D E R R H E I N

Alpen: Haus der Veener Geschichte Bedburg-Hau: Museum Schloss Moyland Brüggen: Heimatmuseum Brachter Mühle Emmerich: Rheinmuseum Emme-rich Geldern: Steprather Mühle Hünxe: Otto- Pankok-Museum „Haus Esselt“ Isselburg: Stadtturm Isselburg +++ Turmwindmühle Werth Issum / Rheurdt: Naturkundliche Sammlung Nieder-rhein Kaarst: BraunsMühle Büttgen +++ Tuppenhof – Museum und Begegnungsstätte Kalkar: Städti-sches Museum Kalkar +++ Heimatmuseum GriethKerken: Haus Lawaczeck – Museum und Begeg-nungsstätte des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend Kleve: Alte Mühle Donsbrüggen +++ B. C. Koekkoek-Haus +++ Museum Forum Arenacum +++ Museum Kurhaus Kleve Kranenburg: Besucher-zentrum „De Gelderse Poort“ +++ Museum Kathari-nenhof Krefeld: Paramentenweberei Gotzes: Haus der Seidenkultur Korschenbroich: Kulturbahnhof mit Heimatmuseum Moers: Industriedenkmal Rhein-preussen Schacht IV Nettetal: Textilmuseum „DIE SCHEUNE Spinnen / Weben + Kunst“ +++ Infozen-

trum Krickenbecker Seen e. V. +++ Landschaftshof Baerlo +++ NABU Naturschutzhof Nettetal Wachtendonk: Dorfstube und Heimatmuseum Wesel: Fahrten mit der „Historischen Eisenbahn“ +++ Museum Bislich, Heimatmuseum – Deichmu-seum – Ziegelmuseum +++ Museum und Heimat-haus Eiskeller Schloss Diersfordt +++ Preußen-Mu-seum NRW, Standort Wesel Willich: Heimatmuseum „Kamps- Pitter“ Schiefbahn im Oetkerpark Xanten: Nibelungen(h)ort

5 | R E G I O N M Ü N S T E R L A N D

Altenberge: Heimathues Kittken mit Speicher und Backhaus +++ Eiskeller Beckum: Dormitorium Kloster Blumenthal +++ Windmühle Höxberg Dorsten: Jüdisches Museum Westfalen Gescher: Westfälisches Glockenmuseum Greven: Münsterländische Freilichtbühne Greven-Reckenfeld Hamm: Waldbühne Heessen Horstmar: Wennings Wassermühle Hörstel: Heimathaus Bevergern +++ Knollmanns Mühle +++ Landmaschinenmuseum Riesenbeck

N R W V O L L E R S C H Ä T Z E . . .

HiergibtesfürdieMitgliederdesFördervereinsNRW-StiftungfreienoderermäßigtenEintritt:

D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/20144 8

F Ö R D E R V E R E I N

wichtige Tipps des

Fordervereins..

D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014 4 9

L Weitere Informationen: www.schiffsbruecke.com

L Weitere Informationen: www.erlesene-natur.de

L Weitere Informationen: www.kindergarten-museum.de

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Region Münsterland

EINBLI CKE IN WESTFÄLIS CHE ADELSKULTUR

Der Falkenhof in Rheine wurde 838 erstmals urkundlich erwähnt. Was

heute als Stadtmuseum und Veranstaltungsort dient, war damals eine

fränkische Hofanlage, die Kaiser Ludwig der Fromme an die Reichsab-

tei Herford verschenkte. Für beinahe ein Jahrtausend blieb der Falken-

hof im Besitz des Klosters und wurde von diesem als Lehen an Adelige

verpachtet. Nun gibt es dort neben der ständigen Ausstellung bis An-

fang November 2014 auch eine Ausstellung über die Geschichte des

Hauses und seiner Bewohner. Im Zentrum steht die westfälische Adels-

familie von Morrien, die den Hof von 1521 bis 1799 bewohnte. Zeug-

nisse ihres Lebens auf dem Falkenhof wurden bei Baggerarbeiten unter

der Erde entdeckt und geborgen. Das reichhaltige Fundmaterial zeigt

ein deutliches Bild gehobener Haushaltung und feiner Tischkultur.

Die schönsten restaurierten Objekte und die Forschungsergebnisse zur

Ausgrabung sind jetzt am historischen Originalschauplatz zu sehen

und ermöglichen einen einzigartigen Einblick in den Alltag und die

Festkultur des westfälischen Adels des 17. bis 18. Jahrhunderts.

Region Münsterland

LEBENSRAUM MO OR

Beim Emsdettener Venn handelt es sich um die Reste eines ehemals

intakten Hochmoores, das vor etwa 5.000 Jahren entstanden ist.

Nachdem das Moor über Jahrhunderte intensiv von Menschen ge-

nutzt wurde, stehen heute seinen Schutz und der Erhalt der moortypi-

schen, in ihrem Bestand gefährdeten Pflanzen- und Tierarten im Vor-

dergrund. Als eines der ersten Gebiete im Münsterland wurde das

Emsdettener Venn bereits 1941 unter Naturschutz gestellt. Für die Be-

sucher gibt es einen Lehr- und Erlebnispfad und eine Broschüre zu

den einzelnen Stationen und zwei Rundwanderwegen. Diese gibt in-

teressante Informationen über das, was man im Venn sehen, hören,

riechen oder fühlen kann. Radfahrer können das Gebiet auf einem

Raderlebnisweg erkunden. Zwei Aussichtstürme am Nord- und am

Südrand des Moores ermöglichen zusätzlich einen ungestörten Ein-

blick in die Moorfläche mit ihrer einzigartigen Fauna und Flora. Die

Umweltverbände in Emsdetten arbeiten aktiv an der Erhaltung des

Venns und bieten zudem Führungen durch das Venn an.

Region Nie derrhein

NATUR FÜR ALLE SINNE

Der Naturschutzhof Nettetal inmitten des Naturparks Schwalm-Nette

bietet Besuchern aller Altersgruppen spannende Entdeckungen rund

um die Natur in der Nähe des Menschen. Neben vielem anderen gibt

es einen Apfelsorten-Weg, einen Vogelnester-Lehrpfad und ein Schmet-

terlings-Quiz. Im Blindengarten kann man seine Sinne erproben und

versuchen, Pflanzen nur durch Riechen und Tasten zu erkennen.

Im Werkraum des Hofs können Nisthilfen für Vögel, Fledermäuse und

Insekten gezimmert werden. Um den Naturschutzhof herum wird ge-

zeigt, wie eine naturnahe Gartengestaltung aussehen kann: Ein Rund-

gang führt durch die vielfältigen Schaugärten mit Duft- und Kräutergar-

ten, Stein- und Bauerngarten. Zusätzlich zu Entdeckungsreisen in die

Natur werden regelmäßig Veranstaltungen und Vorträge zu ökologi-

schen Themen angeboten. Ein besonderes Programm gibt es für Kinder:

Für Gruppen können naturkundliche Exkursionen vorbereitet werden,

für Schulklassen oder Kindergartengruppen stehen spannende Aktio-

nen wie Gewässeruntersuchungen und eine Baumrallye auf dem Plan.

+++ Heimatmuseum Helfs Hof +++ Institut für Umwelt- und Zukunftsforschung / Sternwarte +++ Thorpe Heimatmuseum Dinslaken: Mühlenmuseum Dinslaken-Hiesfeld Dortmund: Freilichtbühne Hohensyburg +++ Hoesch-Museum, Forum zur Ge-schichte der Eisen- und Stahlindustrie in Dortmund +++ Nahverkehrsmuseum Dortmund – Betriebshof Mooskamp Duisburg: Landschaftspark Duisburg-Nord +++ Museum der Deutschen Binnenschifffahrt, Dauerausstellung und Museumsschiff „Oscar Huber“ Gelsenkirchen: Museum Schloss Horst Gladbeck: Martin Luther Forum Ruhr Hagen: LWL-Freilichtmu-seum Hagen +++ Museum Schloss Hohenlimburg und Deutsches KaltwalzmuseumMülheim an der Ruhr: Aquarius Wassermuseum +++ Leder- und Gerbermuseum Mülheim +++ Naturerlebnismuseum Haus Ruhrnatur Oberhausen: Burg Vondern +++ LVR-Industrie -museum Zinkfabrik Altenberg Schwerte: Konzerte der Konzertgesellschaft Schwerte e. V. Unna: Hellweg-Museum Unna Witten: Gruben- & Feldbahnmuseum Zeche Theresia, Fahrten mit der Muttenthalbahn

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Altena: Museen Burg Altena und Deutsches Draht-museum Arnsberg: Freilichtbühne Herdringen +++ Klostergarten-Museum Oelinghausen +++ SGV- Naturschutzzentrum Sauerland Bad Berleburg: Heimathaus Diedenshausen Balve: Festspiele Balver Höhle +++ Luisenhütte Wocklum Burbach: Alte Vogtei, Ausstellung „Leben und Arbeiten in Burbach“ Erwitte: Schäferkämper Wassermühle Eslohe: Ma-schinen- und Heimatmuseum Eslohe Freudenberg: Südwestfälische Freilichtbühne Freudenberg e. V. +++ Technikmuseum Freudenberg Fröndenberg: Bismarck-turm auf der Friedrich-Wilhelms-Höhe +++ Ketten-schmiedemuseum Hallenberg: Freilichtbühne Hallen-berg Halver: Heesfelder Mühle Hemer: Heinrichshöhle / Höhlen- und karstkundliches Infozentrum +++ Informations- und Gedenkstätte Stalag VI A Hemer Herscheid: Robert-Kolb-Turm – Aussichtsturm auf der Nordhelle +++ Sauerländer Kleinbahn – Märki-sche Museums-Eisenbahn Iserlohn: Dechenhöhle und Deutsches Höhlenmuseum +++ Historische

F abrikanlage Maste-Barendorf +++ Museum für Hand-werk und Postgeschichte +++ Stadtmuseum Kierspe: Schleiper Hammer (ehem. Hammerwerk / Bakelit- Presserei) Lennestadt: Bergbaumuseum Sicilia-schacht Lüdenscheid: Museen der Stadt Lüden-scheid Marsberg: Ehemaliges Kloster Bredelar / Theodorshütte Medebach: Heimatmuseum Dregge-stobe (Drechselstube) +++ Städtisches Museum Medebach Menden: Mendener Stiftung Denkmal und Kultur „Poenigeturm“ und „Schmarotzerhaus“ +++ Teufelsturm – Heim der westfälischen Fastnacht Meschede: Kulturdenkmal Sägemühle Remblinghau-sen Möhnesee: Ausstellungen im Alten Fachwerk-haus Stockebrand +++ LIZ-Landschaftsinformations-zentrum Neunkirchen: Schaubergwerk Wodanstolln Netphen: Waldinformationszentrum Forsthaus Hohenroth Schmallenberg: Besteckfabrik Hesse / Technisches Museum +++ Erlebnismuseum Bödefeld +++ Westfälisches Schieferbergbau- und Heimatmuseum Sundern: Museum in der Alten Korn-brennerei Soest: Grünsandsteinmuseum Warstein: Historischer Kalkofen Suttrop +++ Kettenschmiedemu-seum Sichtigvor Wenden: Museum Wendener Hütte

Neuer Reiseführer

S CHÖNE ZIELE IN NRW

Noch mehr schöne Ziele für jedes Wetter finden Sie in der neuen

Buchreihe der NRW-Stiftung „Unser NRW“. 1.400 Seiten, aufge-

teilt auf acht Bände und gegliedert nach Regionen, informieren

über Bau- und Bodendenkmäler, Ausstellungen, Sammlungen,

Museen, Naturschutzgebiete und schützenswerte Landschaften.

Dabei handelt es sich durchgehend um Natur- und Kulturprojekte

der NRW-Stiftung. Neben vielen bekannten Attraktionen und

Ausflugszielen gibt es auch viele Geheimtipps und weniger

bekannte Orte zu

entdecken. Alle acht

Bände sind reich

illus triert und

bieten viele neue

Anreize für Ent-

deckungs reisen

durch ganz NRW.

Die Bände

können einzeln

zum Preis von

9,20 Euro und

zusammen im

Schuber für

59 Euro im Buch-

handel oder über

die Internetseiten

der NRW-Stiftung

bestellt werden.

L www.nrw-stiftung.de

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Laer: Holsken-Museum Legden: Dormitorium Asbeck Lengerich: Fahrten mit dem historischen Dampfzug „Teuto-Express“ Metelen: Historisches Eisenbahnmuseum, Bahnhofsmuseum Metelen +++ Mühlenmuseum Plagemanns Mühle Mettingen: Tüöttenmuseum Münster: Daueraus-stellung zur Landschaftsgeschichte der Rieselfelder +++ Gallitzin-Haus +++ Mühlenhof-Freilichtmuseum +++ Porzellanmuseum +++ Stadtmuseum Münster +++ ZiBoMo Karnevalsmuseum Oelde: Museum für Westfälische Literatur Raesfeld: Informations- und Besucherzentrum Tiergarten Schloss Raesfeld, Renaissance-Tiergarten Schloss Raesfeld Recke: Heimat- & Korbmuseum „Alte Ruthemühle“ Rheine: Kloster Bentlage Saerbeck: Korn- Bren ne rei-Museum Schöppingen: Künstlerdorf Steinfurt: Ackerbürgerhaus im Buckshook +++ Niedermühle +++ Stadt museum Burgsteinfurt Tecklenburg: Puppen museum Telgte: Krippenmu-seum / Heimathaus Münsterland Vreden: Heimat-haus Noldes Wadersloh: Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf Warendorf: Dezentrales Stadtmuseum

6 | R E G I O N O S T W E S T F A L E N / L I P P E

Bad Oeynhausen: Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum Barntrup: Heimatmuseum Alverdissen Bielefeld: Bauernhaus-Museum +++ Museum Wäschefabrik +++ Museum Osthusschule und Heimatarchiv Bielefeld-Senne Borgholzhausen: Burg Ravensberg +++ Museum Borgholzhausen – Kultur- und Heimathaus Brakel: Freilichtbühne Bökendorf +++ Museum Bökerhof Bünde: Dobergmuseum – Geologisches Museum für Ostwestfalen-Lippe Büren: Kreismuse-um Wewelsburg Detmold: Lippisches Landesmu-seum Enger: Gerbereimuseum Extertal: Fahrten mit der „Landeseisenbahn Lippe“ Gütersloh: Stadt-museum Gütersloh Herzebrock: Heimatstube Herzebrock Hiddenhausen: Holzhandwerksmuseum +++ Museumsschule Höxter: Forum Jacob Pins im Adelshof +++ Museum Höxter-Corvey Horn-Bad Meinberg: Freilichtbühne Bellenberg Hüllhorst: Freilichtbühne „Kahle Wart“ Kalletal: Windmühle Brink Lemgo: Museum Junkerhaus +++ Weserrenaissance-Museum Schloss Brake Löhne: Heimatmuseum

Lübbecke: Freilichtbühne Nettelstedt +++ Heimathaus Gehlenbeck „Gehrmker Huis“ Minden: Preußen- Museum NRW, Standort Minden Oerlinghausen: Archäologisches Freilichtmuseum Oerlinghausen Paderborn: Freilichtbühne Schloss Neuhaus Petershagen: Ehemalige Synagoge Petershagen +++ Heimat- und Heringsfängermuseum Heimsen +++ Mühlen-Infozentrum +++ Westfäli-sches Storchenmuseum – Haus · Heimat · Himmel Porta Westfalica: Mönkhoffsche Wassermühle mit Backhaus Meierhof Rahden: Museumshof Rahden Rheda-Wiedenbrück: Wiedenbrücker Schule Museum Salzkotten: Ölmühle Schieder-Schwalenberg: Papiermühle Plöger Steinheim: Heimatmuseum Ottenhausen +++ Möbelmuseum Steinheim Vlotho-Exter: Windmühle Exter Kreis Minden- Lübbecke: Museumseisenbahn Minden +++ Westfälische Mühlenstraße

7 | R E G I O N R U H R G E B I E T

Bergkamen: Stadtmuseum Bergkamen und Städti-sche Galerie „sohle1“ Bochum: Eisenbahnmuseum

N R W V O L L E R S C H Ä T Z E . . .

D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/2014D i e N R W - S t i f t u n g Ausgabe 1/20145 0 51

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L Weitere Informationen unter: www.nabu-krefeld-viersen.de

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L www.nabu-kv-steinfurt.de und www.umweltverbaende-emsdetten.de

L Weitere Informationen unter: www.rheine.de

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Ich interessiere mich für die Arbeit der NRW-Stiftung und ihres

Fördervereins (und ich bin noch kein Mitglied). Bitte senden Sie

mir ein kostenloses Infopaket (Adressdaten umseitig).

Tipp: Auf unserer Homepage können Sie sich für unseren digitalen Newsletter anmelden.

Ich bin bereits Mitglied im Förderverein der NRW-Stiftung.

Bitte senden Sie für Bekannte/Freunde ein kostenloses Infopaket.

an mich direkt an den Interessenten (Adressdaten umseitig)

N R W I S T S C H Ö N .

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Einzelmitglied 30 Euro im Jahr

Familien 35 Euro im Jahr

Vereine/Firmen 100 Euro im Jahr

Spende zusätzlich Euro im Jahr

Spenden ohne Mitgliedschaft Unterstützen Sie unseren Einsatz für Natur und Kultur in NRW mit Ihrer Spende. Unsere Spendenkonten:

Stadtsparkasse Düsseldorf Sparkasse Münsterland Ost IBAN: DE 34300501101005390537 IBAN: DE 60400501500000488635Swift-BIC: DUSSDEDDXXX Swift-BIC: WELADEDL1MST

Das Geschäftsjahr des Fördervereins ist das Kalenderjahr und endet am 31. Dezember. Mitgliedsanträge ab dem 1. Dezember gelten für das Folgejahr. Spenden an den Förder-verein sind steuerlich abzugsfähig, Mitgliedsbeiträge leider nicht. Nach Spendeneingang ab 5 Euro erhalten Sie eine Spendenbescheinigung.

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L E S E N S W E R T G E S C H E N K I D E E

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Ich möchte eine Mitgliedschaft im Fördervereinder NRW-Stiftung für 2014 verschenken an:

Ich möchte eine Mitgliedschaft im Förderverein der NRW-Stiftung für Jahre ab 2014 verschenken an:

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U N S E R N R W. R E I S E F Ü H R E R Z U K U LT U R - U N D N AT U R D E N K M Ä L E R N

Die Buchreihe informiert, nach Regionen gegliedert, auf insgesamt rund 1.400 Seiten über besondere Kultur- und Naturprojekte, die von der NRW-Stiftung unterstützt wurden. Alle acht Bände sind reich illustriert und bieten viele neue Anreize für Entdeckungs-reisen durch Nordrhein-Westfalen.

Der Preis für die Gesamtausgabe im Schuber beträgt 59 Euro.

Einzelbände können Sie im Internet unter www.nrw-stiftung.de zum Preis von je 9,20 Euro erwerben.

Der Versand erfolgt

auf Rechnung ohne

Mehrkosten für Porto

und Verpackung.

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Schütze, was du liebst. Mit deiner Spende.

www.schuetze-was-du-liebst.de

Lieber Heimat-Fan,ich erkunde Nordrhein-Westfalen am liebsten beim Wandern. Meine Heimat ist für mich da, wo ich mich auskenne wie in meiner Westentasche. Aber auch da, wo ich hinter jeder Wegbiegung etwas Neues entdecken kann.

Unser Land hat eine große Lebensqualität. Damit es so attraktiv und vielfältig bleibt, sind wir alle aufgefordert, etwas dafür zu tun.

Deshalb unterstütze ich die NRW-Stiftung. Weil sie seit mehr als 25 Jahren das schützt, was ich liebe – die Natur- und Kulturschätze unserer Heimat. Mehr als 2.500 Projekte ehrenamtlich arbeitender Menschen konnten mithilfe der NRW-Stiftung bereits gefördert werden – auch in Ihrer Region.

Schützen auch Sie, was Sie lieben – mit Ihrer Spende!

Manuel Andrack – Autor, Moderator, Wanderer

Partner des Fördervereins NRW-Stiftung sind:

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